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Besuch in der Partnerstadt von Ibbenbüren, in Nijverdal / Hellendoorn in den Niederlanden 22.03.2018 17:39 Datenschutzerklärung >>>>>>> Zehn Redaktionsmitglieder des Online-Magazins “g-bunt“ aus Ibbenbüren unternahmen einen Ausflug der besonderen Art. Die Einladung kam aus der Partnerstadt Nijverdal/Hellendoorn in den Niederlanden auf Anregung von Karl-Heinz Mönninghoff. Unterstützt wurde er von Karl- Heinz Klausmeyer, beide Vertreter der Städtepartnerschaft von Ibbenbüren. Ein Schwerpunkt des Ausflugs war das ergreifende Erlebnis im Memory Museum, aber auch eine Stadtführung mit Rathausbesuch und anschließendem Ausklang im Pfannkuchenhaus standen auf dem Plan. “Ein schönes Ziel, so waren wir uns einig!“ Nach einer herzlichen Begrüßung des Koordinators der Niederländischen Austauschgruppe Henk Beuker, Johan Nijveld und Johan Hegeman gingen wir ins Museum. Das Memory Museum ist ein internationales Kriegs- und Friedensmuseum. Von einem enthusiastischen Team Freiwilliger gegründet, ist es als Themenpark eingerichtet, in dem den Besuchern Schritt für Schritt die Geschichte vom Aufkommen des Nationalsozialismusses bis zur Befreiung Europas 1945 anschaulich erzählt wird. Eigens für uns wurde eine Führung in deutscher Sprache durchgeführt. Eine große Sammlung von authentischen Gegenständen und Fahrzeugen, sowie lebensechten Figuren erwartete uns. Beeindruckt waren wir schon bei der ersten Szene: “Ein deutscher Fahrzeugkonvoi rollt auf die holländische Grenze zu. Am Schlagbaum steht schon ein Soldat der Wehrmacht bereit, um diesen zu öffnen. Die holländischen Soldaten fliehen auf ihren Fahrrädern, weil nichts anderes zur Verfügung steht.“ Ja, so anschaulich haben wir es erlebt.

Besuch in der Partnerstadt von Ibbenbüren, in Nijverdal

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Besuch in der Partnerstadt von Ibbenbüren, in Nijverdal /Hellendoorn in den Niederlanden

22.03.2018 17:39

Datenschutzerklärung >>>>>>>

Zehn Redaktionsmitglieder des Online-Magazins “g-bunt“ aus Ibbenbüren unternahmen einenAusflug der besonderen Art.

Die Einladung kam aus der Partnerstadt Nijverdal/Hellendoorn in den Niederlanden aufAnregung von Karl-Heinz Mönninghoff. Unterstützt wurde er von Karl- Heinz Klausmeyer, beideVertreter der Städtepartnerschaft von Ibbenbüren. Ein Schwerpunkt des Ausflugs war dasergreifende Erlebnis im Memory Museum, aber auch eine Stadtführung mit Rathausbesuch undanschließendem Ausklang im Pfannkuchenhaus standen auf dem Plan.

“Ein schönes Ziel, so waren wir uns einig!“ Nach einer herzlichen Begrüßung des Koordinators derNiederländischen Austauschgruppe Henk Beuker, Johan Nijveld und Johan Hegeman gingen wirins Museum.

Das Memory Museum ist ein internationales Kriegs- und Friedensmuseum. Von einementhusiastischen Team Freiwilliger gegründet, ist es als Themenpark eingerichtet, in dem denBesuchern Schritt für Schritt die Geschichte vom Aufkommen des Nationalsozialismusses bis zurBefreiung Europas 1945 anschaulich erzählt wird.

Eigens für uns wurde eine Führung in deutscher Sprache durchgeführt. Eine große Sammlung vonauthentischen Gegenständen und Fahrzeugen, sowie lebensechten Figuren erwartete uns.

Beeindruckt waren wir schon bei der ersten Szene:

“Ein deutscher Fahrzeugkonvoi rollt auf die holländische Grenze zu. Am Schlagbaum steht schonein Soldat der Wehrmacht bereit, um diesen zu öffnen. Die holländischen Soldaten fliehen auf ihrenFahrrädern, weil nichts anderes zur Verfügung steht.“

Ja, so anschaulich haben wir es erlebt.

Im weiteren Verlauf holte uns die Geschichte von Anne Frank mit Bildern und Auszügen aus ihremTagebuch wieder ein. Viele Eindrücke, betroffene Stille.

Eine anschauliche Dokumentation!

“ARBEIT MACHT FREI“,

so steht es am Eingangstor zum Konzentrationslager, weiter der Gang zu den Unterkünfte indenen zusammengepferchte Gefangene hausten, ließen uns die ganze Tragödie unmenschlichenAusmaßes spüren.

Kriegswaffen und Gegenstände aus allen Bereichen des Alltags, waren in einer großenAnsammlung zu bestaunen.

Ein Film, der die Invasion vom 6. Juni 1944 zeigte (Landung der Alliierten in der Normandie), sollden Besuchern einen Eindruck darüber vermitteln, wie sich Soldaten im Krieg unter schweremBeschuss durch Artillerie gefühlt haben.

Wir konnten die Angst sehr gut nachvollziehen!

Weiter ging es in der Ausstellung zu den Quartieren der Soldaten, Sanitätsräume undVerteidigungsstellungen mit Schützengräben. Alles im Originalmaßstab, bestückt mit vielenRequisiten dieser Zeit.

Beeindruckend!

Eine Winterlandschaft mit herannahenden Panzerbataillonen war zu bestaunen, so klar in Szenegesetzt, dass wir nicht viel Phantasie brauchten, um die Zerstörung durch diese Kriegsmaschineriezu erahnen.

Dazu gehörte auch ein weiteres zerstörerisches Instrument dieser Zeit, welches in voller Größeausgestellt war, ein “V1 Marschflugkörper mit Abschussrampe“.

Im weiteren Verlauf zeigte das Museum eine Darstellung von fliehenden holländischen Familien.Gerade das nötigste zusammengerafft, versuchten sie dem Kriegstreiben zu entrinnen.

Am Ausgang der Ausstellung erwartete uns noch ein Bild der Hoffnung und des Wartens.

Der Krieg war zu Ende!

Ja, wir haben ihn hier anschaulich erleben können.“

Beeindruckend auch eine Geschichte über den holländischen Widerstandskämpfer Gerrit van derVeen, zwischen 1943 und 1945.

Er war maßgeblicher Initiator der Sprengung eines Bevölkerungsregisters, welches sich inAmsterdam befand. Damit rettete er vielen Landsleuten das Leben. Seine Mitstreiter wurdenrelativ schnell durch Verrat verhaftet und hingerichtet. Er selbst konnte untertauchen, wurde aberspäter verhaftet. Seine Hinrichtung war am 10.6.1944.

Für Schüler der Klassen 7 und 8, wurde ein gesondertes Bildungspaket entwickelt. Die Erforschungder Geschichte soll bei den jungen Menschen den Respekt vor der Menschheit festigen und denGedanken an ein “ Nie wieder Krieg“ verankern.

“Ein wahrhaft ergreifendes Erlebnis!“

Nach der Führung wurden wir Mitglieder der Redaktion “g-bunt“ noch zu Kaffee und Kucheneingeladen. Dabei hatten wir Gelegenheit, die vielen Eindrücke mit den Gastgebern zu vertiefen.

Kunigunde Moritz

Ein alter Schlüssel und seine "mögliche" Geschichte

22.03.2018 17:11

Erbstreitigkeiten gibt es nicht selten. Aber eine „Erbauseinandersetzung“ um einen alten Schlüssel, das istwohl eher eine Ausnahme.

Es war in den 1970er Jahren. Nach dem Tod des Vaters legten zwei von den vier erbberechtigten KindernWert auf einen alten Schlüssel, den der Vater immer hoch in Ehren gehalten hatte. Keiner von beidenwollte freiwillig verzichten. Also einigten sie sich schmunzelnd darauf, um den Schlüssel zu knobeln.

Was aber hatte es mit diesem Schlüssel für eine Bewandtnis?

Groß ist er (siebzehn cm), verrostet und alt. Früher hatte man solche Schlüssel für Kirchentüren,Bürgerhäuser oder Truhen.

Viel weiß man nicht von diesem Schlüssel. Er stammt vom alten evangelischen Friedhof an derChristuskirche in Ibbenbüren.

In den 1950er Jahren wurde beim Bau der Ludwigskirche Ausschachtungsmaterial aus der Kanalisationan der Marktstraße verwendet. Dabei fiel ein Erdklumpen auf. Aus halb verrottetem Sackleinen und Werglöste sich ein alter, verrosteter Schlüssel.

Viel mehr wissen die heutigen Besitzer nicht.

Eine kurze Notiz im Lokalteil der IVZ vom 09.10.1953 berichtet von dem Fund: „Ein alterKirchenschlüssel wurde bei den Ausschachtungsarbeiten in der Marktstraße gefunden. Es handelt sich umeinen handgeschmiedeten, wuchtigen Schlüssel, der offenbar zu einer Tür der evangelischen Kirchepasste“.

Ein rätselhafter Fund. Wohin gehörte er, wem gehörte er? Solche Fragen stellte sich Engelbert Eiter, in

dessen Besitz der Schlüssel - wie auch immer - gekommen war. Ihn interessierte Heimatgeschichte seinganzes Leben, ganz gleich, ob sie Ibbenbüren, Tecklenburg oder die Grafschaft Lingen betraf.

So berichtete Engelbert Eiter im Dezember 1977 in einem Artikel der IVZ, dass 1674 zur Zeit derReformation in der Obergrafschaft Lingen, zu der auch Ibbenbüren gehörte, die katholische Geistlichkeitunter Androhung einer hohen Geldstrafe (zweihundert Goldgulden) aufgefordert wurde, Kirchen,Pfarrhäuser etc. zu räumen und die Schlüssel zu diesen Gebäuden abzuliefern. Der damalige Pfarrer derChristuskirche, Johann Wielage, protestierte vehement dagegen. Er und sein Küster weigerten sich, dieSchlüssel abzugeben. Es lag für Engelbert Eiter im Bereich der Möglichkeiten, dass die beiden, Pfarrerund Küster, den Kirchenschlüssel versteckt bzw. vergraben haben könnten.

Engelbert Eiter trennte sich sein Leben lang nicht von diesem Schlüssel. Der alte Schlüssel bekam einenbesonderen Platz in der Wohnung, und die Familie wusste um seine etwas „mysteriöse“ Geschichte. Daman mit weiterem Rostfraß rechnen musste, ließ E. Eiter von einem Schmied eine Kopie des Schlüsselsanfertigen. Seit 2015 befindet sich der alte Schlüssel im Stadtmuseum.

Werg:

Auch Heide genannt. Kurzfasern, die bei der Aufarbeitung und Verarbeitung von Flachs/Hanf anfallen.Sie lassen sich zu groben Garnen verspinnen und werden als Polster-, Putz- oder Abdichtungsmittelverwendet.

Maria Beier

In Ibbenbüren gibt es nur noch einen Eiskeller

04.07.2016 14:48

Das Haus mit dem Flachdach in der Bildmitte ist der aufgestockte alteEiskeller, dahinter sieht man das Josefstift

Wilhelm Meyer transportierte früher die Eisblöcke mit dem Pferdewagen

Im Jahre 1831 hieß die heutige Kanalstraße „Auf dem Kützelbach", auf plattdeutsch„Kürdelbiäke" genannt, weil dort das häusliche Abwasser in einer offenen Rinne durch den Weg floss. ImHaus Kanalstraße 4,heute Wesselmann-Apke, befand sich um 1925 der Eiskeller von GetränkeBenning. Dort wurde Natureis eingelagert, Abnehmer waren die Gastwirtschaften in der Gegend. Mitdem Eis wurde in den Kellern das Bier gekühlt.

Das Haus war ein massives Bruchsteingebäude mit dicken Wänden, innen war eine Isolierschicht auseinem Kork-Bitumen-Gemisch an den Wänden. Erbaut wurde das Haus um 1800 von Friedrich Lin-demann.1832 gehörte es Jacob Isaac, später Glüsenkamp und Meese.Der Schuppen hatte die Maße vonetwa neun mal zwölf Metern.

Das aufsteigende Mauerwerk war zirka fünf Meter hoch und der Keller reichte anderthalb Meter in dieTiefe. Auf der linken Seite konnte man mit dem Pferdewagen durch das Haus bis in den Hof fahren. Dierechte Seite im Gebäude, ein langer Raum, war mit einer flachen Kuppel aus Sandstein überwölbt. DasGebäude hatte ein Satteldach, der Einwurf-Schacht für die Eisschollen befand sich in der Gewölbe-Mitte.

Das Eis kam aus dem Mühlenteich und aus den Wiesen hinter der Werthmühle, den Flöthwiesen. DieWiesen zwischen der Aa und der heutigen Werthmühlenstraße wurden im Winter geflutet, es bildete sicheine Eisdecke. Wenn sie etwa zehn Zentimeter dick war, wurden die Eisschollen in handliche Stückezersägt.

Gastwirt Wilhelm Meyer brachte die Eisblöcke mit dem Pferdewagen von denFlöthwiesen in die Stadt zu den Eiskellern. Auch Paul Benning holte das Eis gelegentlich mit seinemPferd, dem grauen Schimmel „Meta", von der Werthmühle. In milden Wintern musste das Eis aus Nor-wegen oder Schweden gekauft werden.

Nachdem ab etwa 1938 im Schlachthof neben der städtischen Gasanstalt an der Werthmühle eineLinde-Eismaschine arbeitete, ging die Zeit der Eiskeller zu Ende. Im Schlachthof wurde nun Stangeneisproduziert und an die Getränkehändler verkauft. Das war bequemer und preiswerter. Nach dem Kriegkaufte der Klempnermeister Hermann Wehmeyer das Gebäude. Er stockte es auf und baute es zu einemWohn- und Geschäftshaus mit Klempnerwerkstatt um. 1960 erwarb Klempnermeister Wysada das Hausin der Kanalstraße und richtete dort seinen Betrieb ein.

Wie schon erwähnt, gab es mehrere Eiskeller in Ibbenbüren. Der Bierverleger Paul Wölting an derMünsterstraße 79 hatte im Hof einen Eiskeller, ebenso der Rolinck-Bierverleger Sundermann an derLaggenbecker Straße und auch der Getränkehändler Ungruhe (Westfalia-Brauerei) an der Bachstraße.

Ein ganz besonderer Eiskeller lag neben der Öl- und Knochenmühle (heute Garage am Knochenteich) beiCrespel und Deiters.

In der ehemaligen Ölmühle wurden durch den Böttcher Deitert Fässer für Crespel & Deiters hergestellt.Die Fassdauben wurden im Knochenteich gewässert, damit sie biegsam wurden. Die Fässer dienten demVersand von Weizenstärke. Der benachbarte Eiskeller war etwa sechs mal sechs Meter groß und ausZiegelsteinen errichtet, das schräge Flachdach war mit Teerpappe bedeckt. Der Boden war mit Torfbelegt, damit sich das Eis länger hielt.

Dieses Eis erntete man aus dem Knochenteich an der Mühle.

In diesem Eiskeller wurden die Getränke des vornehmen Clubs „Gesellschaft Verein" kühl gelagert unddann in die Stadt zum Clubhaus gebracht. Es lag in der Klosterstraße (um 1950 wurde dort dasWichernhaus erbaut).

In diesem Club waren die namhaftesten Repräsentanten von Ibbenbüren vertreten.Mitglieder waren nur Offiziere und Akademiker sowie „Kaufleute, die nicht selber im Geschäft bedienenmussten".

Dazu gehörten unter anderem Glasfabrikant Wolff, Meese, Deiters, Többen und andere. Sie unterhieltenein großes, eigenes Klubhaus mit Festsaal, erbaut im neo-romanischen Stil. Der Verwalter desKlubhauses, damals nannte er sich Kastellan, war der Böttcher Deitert, der den Eiskeller betrieb.

Um 1920 befand sich an der Osnabrücker Straße ein Eiskeller im Besitz der Brauerei Rolinck OHGBurgsteinfurt. Hier wurde für verschiedene Gastwirtschaften das Bier gekühlt, unter anderem auch fürCarl Meese. Später hieß seine Gastwirtschaft an der Schulstraße „ Zum alten Kumpel“ oder „MeesenElly". Das Eis für die Gasthöfe kam von den drei Brandteichen im Planetal unterhalb von Leischulte.Dieser Eiskeller liegt an einer früher beliebten Rodelstrecke für Kinder oberhalb der Osnabrücker Straße70.

Er ist der einzige Eiskeller, der noch heute in Ibbenbüren besteht, inzwischen ist er verschlossen, bis aufeine kleine Öffnung für Fledermäuse.

Werner Suer