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Bewertungsverfahren für Makrozoo- benthos in Seen zur Umsetzung der WRRL Überprüfung, Überarbeitung bzw. Ausarbeitung für die deutschen Alpen- und Alpenvorlandseen Auftraggeber Bayerisches Landesamt für Umwelt Referat 84: Ökologie der Seen Demollstraße 31 82407 Wielenbach Fachbeitrag Büro H2 München www.buero-h2.de Bearbeitung: M. Hess & U. Heckes Stand: 31.05.2015

Bewertungsverfahren für Makrozoo- benthos in Seen zur ... · Im Fall der Seen sind dies Phytoplankton, Makrophyten und Phytobenthos, Fische sowie Makrozoobenthos. Das Makrozoobenthos

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Bewertungsverfahren für Makrozoo-

benthos in Seen zur Umsetzung der

WRRL

Überprüfung, Überarbeitung bzw. Ausarbeitung

für die deutschen Alpen- und Alpenvorlandseen

Auftraggeber Bayerisches Landesamt für Umwelt

Referat 84: Ökologie der Seen

Demollstraße 31

82407 Wielenbach

Fachbeitrag Büro H2 München

www.buero-h2.de

Bearbeitung: M. Hess & U. Heckes

Stand: 31.05.2015

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I n h a l t

1 Ausgangspunkt/Aufgabenstellung ..................................................................... 1

2 Grundlagen, gewählte Vorgehensweise ............................................................. 1

2.1 Grundlagen ............................................................................................................... 1

2.2 Gewählte Vorgehensweise ........................................................................................ 3

3 Ufertypologie .................................................................................................... 4

3.1 Ableitung der Ufertypen ........................................................................................... 5

3.2 Umsetzung in der Praxis ......................................................................................... 10

4 Faunaindex ...................................................................................................... 17

4.1 Vorüberlegung: MZB- bzw. Faunaindex-relevante Ufertypen .................................. 17

4.2 Methoden ............................................................................................................... 20

4.3 Ergebnisse .............................................................................................................. 26

5 Ergänzende Auswertungen und zusätzliche Bewertungstools .......................... 29

6 Rechenergebnisse und Plausibilitätsprüfung .................................................... 32

6.1 Zusammenfassende Darstellung ............................................................................. 32

6.2 Beispielhafte Einzelanalysen: Ergebnisse und Klärungsbedarf ................................ 34

7 Zönotische Gliederung der Seen ..................................................................... 79

7.1 Methoden ............................................................................................................... 79

7.2 Ergebnisse .............................................................................................................. 79

8 Literatur .......................................................................................................... 83

9 Anhang ........................................................................................................... 86

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 1

1 Ausgangspunkt/Aufgabenstellung

Im Zusammenhang mit der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie [= WRRL] sind

Verfahren zu entwickeln, mit denen der ökologische Zustand der Oberflächengewäs-

ser, die Schutzgegenstand der Richtlinie sind, ermittelt bzw. bewertet werden kann.

Ganz generell stützt sich die Zustandsbewertung dabei im Wesentlichen auf biologi-

sche Qualitätskomponenten. Im Fall der Seen sind dies Phytoplankton, Makrophyten

und Phytobenthos, Fische sowie Makrozoobenthos. Das Makrozoobenthos [= MZB]

wurde dabei speziell zur Bewertung der Flachwasser- und Uferzone ausgewählt.

Während die Datengrundlagen zu den erstgenannten Komponenten, die schon mit

langer Tradition in Seen untersucht wurden, gut und umfangreich sind, war und ist

beim Makrozoobenthos noch größere Entwicklungsarbeit zu leisten. Es wurden des-

halb zunächst Vorschriften für eine standardisierte Probenahme erarbeitet und da-

rauf basierend in den verschiedenen Bundesländern Kampagnen zur Bestandserfas-

sung durchgeführt. Parallel bzw. im Anschluss wurden unter Rückgriff auf die erho-

benen Daten Bewertungsverfahren entwickelt (vgl. dazu Brauns et al. 2012, Miler et

al. 2013).

Die Validierung der Bewertungen lieferte bisher noch nicht in allen Fällen zufrieden-

stellende, d.h. plausible Ergebnisse (vgl. z.B. Otto 2013 für Schleswig-Holstein), u.a.

auch nicht für die bayerischen Alpen- und Alpenvorlandseen (LAWA-Typen 1 bis 4).

Vorab etwaiger weiterer Datenerhebungen hat das Bayerische Landesamt für Um-

welt deshalb entschieden, eine Überprüfung bzw. Überarbeitung des Bewertungs-

verfahrens für diese Seetypen in Auftrag zu geben.

Vorrangiges Ziel der Arbeiten ist es, zu ermitteln, ob die gewünschten bzw. erforder-

lichen Aussagen zum ökologischen Zustand des Eulitorals mit der ausgewählten

Qualitätskomponente bei grundsätzlicher Beibehaltung der entwickelten Bepro-

bungs- und auch Bewertungsmethodik überhaupt getroffen werden können. Für den

Fall, dass sich ein entsprechend positives Ergebnis abzeichnet, sollten die Eingangs-

daten und Vorgaben der Bewertung so weit als möglich überarbeitet bzw. ergänzt

oder modifiziert werden. Die auf dieser Grundlage aktualisierten Bewertungsergeb-

nisse sollen beispielhaft plausibilisiert werden. Gegebenenfalls noch erforderliche

Arbeitsschritte bzw. Datendefizite sind aufzuzeigen.

2 Grundlagen, gewählte Vorgehensweise

2.1 Grundlagen

Ein wesentliches Moment der wasserrahmenrichtlinien-konformen Bewertung ist der

Bezug auf unterschiedliche Gewässertypen (typspezifische Bewertung). Dadurch soll

den naturräumlichen, physiografischen und strukturellen Eigenheiten der Gewässer

und den daraus resultierenden Grundvoraussetzungen des Lebensraumangebots

und potenziellen Arteninventars in der Bewertung Rechnung getragen werden.

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

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Bei den Seen > 50 ha, die unter den Schutz der WRRL fallen, werden in Deutschland

derzeit 14 Haupttypen1 unterschieden, wobei für die einzelnen Qualitätskomponen-

ten zum Teil noch eine weitere Untergliederung oder auch eine Zusammenfassung

erfolgt (Riedmüller et al. 2013). Die hier relevante Ökoregion Alpen und Alpenvor-

land umfasst in Abhängigkeit von der naturräumlichen Lage, der relativen Größe des

Einzugsgebiets [= EZG] und des Schichtungsverhaltens vier Typen2:

Typ 1 ungeschichteter Alpenvorlandsee mit relativ großem EZG,

Typ 2 geschichteter Alpenvorlandsee mit relativ großem EZG,

Typ 3 geschichteter Alpenvorlandsee mit relativ kleinem EZG,

Typ 4 geschichteter Alpensee.

Es wird deutlich, dass die Untergliederung wesentlich Bezug auf die Bedingungen im

Freiwasser nimmt. Für die fachgerechte Bewertung der Lebensgemeinschaften des

Litorals sind die Typen möglicherweise anders zu fassen. Derzeit erfolgt für das

Makrozoobenthos nur eine Differenzierung nach der Flächenausdehnung, in Alpen-/

Alpenvorlandseen mit einer Seefläche von größer oder kleiner 5 km2.

Unabhängig von der Frage einer mehr oder weniger starken Untergliederung der

Seetypen führt die Forderung nach einer typspezifischen Bewertung bei dem gege-

benen Fokus auf das Litoral notwendigerweise dazu, dass zunächst die teils ausge-

sprochen unterschiedlichen Uferausprägungen zu differenzieren sind, die ihrerseits

Lebensraum deutlich unterschiedlicher Zönosen sind. Es ist offensichtlich, dass in ei-

nem Verlandungsufer im Übergang z.B. zu einem Moor ein völlig anderes Habitatan-

gebot vorherrscht und entsprechend eine deutlich andere Lebensgemeinschaft zu

erwarten ist als in einem windexponierten Brandungsufer mit Geröll und wenig bis

fehlendem Pflanzenbewuchs. Dies gilt letztlich übergreifend und steht der Frage der

Seetypen deshalb voran. Eine diesbezügliche Differenzierung in der Bewertung wur-

de bisher nicht vorgenommen.

Ein wesentlicher Bestandteil des bestehenden Bewertungsverfahrens, der auch bei

der Zustandsbewertung der Fließgewässer für die Qualitätskomponente Makrozoo-

benthos ein hohes Gewicht hat, ist der sogenannte Faunaindex. Er fasst das Verhält-

nis von spezifischen bzw. typischen empfindlichen zu eher euryöken und robusten

bzw. störungszeigenden Taxa in einen Zahlenwert und indiziert so ökologisch wirk-

same Belastungen. Dem Faunaindex liegen dabei - ähnlich wie z.B. dem Saprobien-

index bei der Gewässergüte - entsprechende Einzelbewertungen der Arten bzw. Ta-

xa zugrunde. Die Arteinstufungen wurden bislang im Wesentlichen rechnerisch vor-

genommen, über Korrelation mit Faktoren wie der angrenzenden Landnutzung und

im Gelände feststellbaren Veränderungen der Ufer, die in einem Stressorindex zu-

1 ohne Sondertypen 2 wobei Typ 1 in Deutschland mit der Maßgabe einer Seefläche von > 50 ha allenfalls mit drei Seen re-

präsentiert ist

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Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

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sammengeführt wurden. Die Wertzuweisung erfolgte grundsätzlich seetypbezogen,

wobei für die hier relevanten Typen 1 bis 4 einheitliche Werte vergeben wurden3.

Weitere metrics, die letztlich in den multimetrischen Bewertungsindex für die Alpen-

und Alpenvorlandseen integriert wurden, sind: Shannon-Wiener-Diversität als Maß

der Artenvielfalt, der Häufigkeitsanteil der Sedimentfresser und die Fortpflanzungs-

strategie als funktionale metrics sowie der Häufigkeitsanteil der Libellen an der Ge-

samtzönose. In der Gesamtbewertung wird der Faunaindex doppelt gewichtet.

2.2 Gewählte Vorgehensweise

Ein wesentlicher Schwerpunkt der vorliegenden Untersuchung ist die Überarbeitung4

der bislang rechnerisch ermittelten Arteinstufungen für den Faunaindex über die

Kenntnisse zur Ökologie und Verbreitung der Arten im Allgemeinen und speziell in

den Seen der Alpen und des Alpenvorlands. Nach den mittlerweile langjährigen Er-

fahrungen in der Fließgewässerbewertung integriert der Index bei fachgerechter

und möglichst umfassender Einstufung der Arten dort breit über die ökologisch tat-

sächlich wirksamen Belastungen. Er zeichnet, ggf. unter Berücksichtigung einzelner

weiterer Kriterien, in der Regel ein gutes Bild der Naturnähe der Zönosenzusammen-

setzung. Desweiteren lassen sich - bei einer ggf. erforderlichen Detailanalyse - aus

dem ökologischen Charakter sowohl der empfindlichen als auch der robusten Arten

in der Zusammenschau vielfach ganz konkrete Hinweise auf die speziellen Belastun-

gen ableiten bzw. ggf. auch wenig plausible Ergebnisse besser erkunden.

Wie oben ausgeführt, erschien es bereits nach den Vorüberlegungen zum Projekt in

jedem Fall geboten, bei der Arteinstufung bzw. der darauf basierenden Bewertung

nach Ufertypen zu unterscheiden. Zu diesem Zweck sind die in den Alpen- und Al-

penvorlandseen natürlicherweise vorkommenden Ufertypen zu ermitteln und gegen-

einander abzugrenzen. Die Typfindung erfolgt zunächst im Wesentlichen nach land-

schaftsökologischen Gesichtspunkten, jedoch a priori unter besonderer Berücksich-

tigung von Kriterien, die erfahrungsgemäß für die Makrozoobenthos-Fauna maßgeb-

lich sind. Dies sind insbesondere die vorherrschenden Siedlungssubstrate einschließ-

lich der emersen, submersen und schwimmenden Wasserpflanzen sowie die Wasser-

bewegung (zur Substratabhängigkeit speziell in Seen vergleiche z.B. Hess in Fittkau

et al. 1993, Brauns et al. 2008, Schreiber & Brauns 2010), daneben aber auch die Flä-

chenausdehnung (Breite) und Neigung der zu betrachtenden Flachwasser- bzw.

Uferzone u.a. Eben diese Abhängigkeiten sind es auch, die das Makrozoobenthos als

prinzipiell geeignete Komponente zur Bewertung ökologisch relevanter hydromor-

phologischer Belastungen in der Flachwasser- und Uferzone ausweisen und wohl

letztlich auch zu seiner Berücksichtigung bei der Seenbewertung geführt haben.

In einem zweiten Schritt werden die landschaftsökologisch differenzierten Ufertypen

weitestmöglich so zusammengefasst, dass die vorrangig besiedlungsbestimmenden

3 Bei der Ermittlung der ökologischen Zustandsklasse wurde dann allerdings zwischen den wie oben

beschriebenen kleinen und großen Alpen-/Alpenvorlandseen durch abweichende Ankerpunkte unter-

schieden. 4 Eine Plausibilisierung der bisher verwendeten Werte ist nicht möglich, da keine Differenzierung für

die Ufertypen erfolgt ist.

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Faktoren noch hinreichend abgebildet sind. Für diese MZB-relevanten Ufertypen

werden vor allem anhand der in den letzten Jahren systematisch erhobenen Daten in

den Alpen-/Alpenvorlandseen die Arteninventare ermittelt und die betreffenden Ar-

ten nach ihrer Bindung an bzw. Präferenz für den jeweiligen Ufertyp und dessen na-

turnahe Ausprägung bewertet. Die Wertzuweisung erfolgt im Unterschied zu der

bisherigen Vorgehensweise i.W. nach einem organismischen Ansatz und nicht rech-

nerisch unter Bezugnahme der strukturellen Ausstattung bzw. Degradierung.

Die mehr oder weniger übergreifend differenzierbaren Ufertypen werden nichtsdes-

totrotz z.B. in Abhängigkeit von der geografischen Lage und der standörtlichen Ein-

bindung des jeweils betrachteten Sees Unterschiede vor allem im Arteninventar und

auch in der Artenvielfalt aufweisen. Aus diesem Grund soll in der vorliegenden Un-

tersuchung auch noch einmal der Frage der aus der Sicht des litoralen Makrozoo-

benthos unterscheidbaren Seetypen der (bayerischen) Alpen und des Alpenvorlands

nachgegangen werden. Die Differenzierung kann ggf. Ansatzpunkte für abweichen-

de Bewertungsvorgaben der jeweiligen Ufertypen in unterschiedlichen Seetypen lie-

fern (z.B. natürlicherweise arten- oder individuenärmere Zönosen etwa in Abhängig-

keit von der Höhenlage oder dem Temperaturregime; zönotisch relevante Beson-

derheiten bestimmter Seen, wie Grundwasserzutritt oder Quellaufstöße).

In Ergänzung des Faunaindex finden derzeit vier weitere Indices Eingang in die Be-

wertung (vgl. oben, Kap. 2.1). Diese sind nicht zuletzt unter dem Aspekt der Diffe-

renzierung nach Ufertypen zu hinterfragen und ggf. zu modifizieren, ersetzen oder

ergänzen. Ziel ist es, die Bewertung mit Hilfe der ergänzenden metrics abzusichern

bzw. zu präzisieren oder ggf. auch zu korrigieren. Dazu müssen die metrics tatsäch-

lich eine Zusatzinformation zum Zönosenzustand liefern und sollten möglichst wenig

redundant sein.

Abschließend sollen die Ergebnisse beispielhaft plausibilisiert werden. Zu diesem

Zweck wurden für ausgewählte Seen die Ufer auf ganzer Länge jeweils den leitbild-

gemäß anzusetzenden Ufertypen zugeordnet und eine Hemerobieeinstufung vorge-

nommen. Die Arbeiten erfolgten nach landschaftsökologischen Kriterien unter Zuhil-

fenahme von Luftbildern, verschiedenen Kartenwerken und ggf. weiteren Materialien

sowie Geländebegehungen. Auf dieser Grundlage können für einen beliebigen Ufer-

abschnitt des Sees, zu dem eine Bestandsaufnahme vorliegt, zunächst der "richtige"

Faunaindex und ggf. die zugehörigen ergänzenden metrics ausgewählt und dann die

erzielte Bewertung über die Hemerobieeinstufung plausibilisiert werden.

3 Ufertypologie

[Bearbeitung Alfred Ringler]

Die entwickelte Ufertypologie unterteilt das Litoral nach limnologisch-

gewässerbiologischen, ufermorphologischen, substrattypologischen und wellendy-

namischen Gesichtspunkten.. Im Mittelpunkt steht das Eulitoral, aber auch das Subli-

toral und Epilitoral wurden berücksichtigt. Für die deutschlandweite Ergebnisinteg-

ration wurden Grundüberlegungen aus den Projekten HMS und IGKB sowie Elemen-

te aus Otto (2013) und Ostendorp et al. (2008, 2009) einbezogen. Die Berücksichti-

gung vorrangig besiedlungsbestimmender Faktoren für das Makrozoobenthos er-

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folgte durch intensive Abstimmung zwischen dem bearbeitenden Landschaftsökolo-

gen und den verantwortlichen Biologen.

Die gewählte Ufertypologie wurde im Sommer 2014 durch Geländebegehungen an

folgenden Seen im bayerischen Jungmoränenland auf ihre Brauchbarkeit überprüft:

Niedersonthofer See, Ammersee, Staffelsee, Riegsee, Starnberger See, Tegernsee,

Spitzingsee, Schliersee, Simssee, Chiemsee, Waginger See, Abtsdorfer See.

3.1 Ableitung der Ufertypen

Auf den genannten Erfassungsebenen lassen sich die Uferzonen und typischen Ufer-

ausprägungen der Alpenvorland- und Alpenseen wie folgt untergliedern; der Termi-

nus "Zone" bezeichnet hier das uferparallele Band der seeufertypischen Habitatserie

(z.B. Flachwasserzone, Röhrichtgürtel, Uferterrassenböschung)5:

Limnologisch-gewässerbiologische Ebene

Sublitoral: Dauernd wasserbedeckte, (potenziell) wasserpflanzenreiche Flachwas-

serzone unterhalb des Niedrigstwasserstands (gut durchlichtet; mit Ausnahme

sehr trüber Schlamm- und Torfbodenseen im Luft- und Satellitenbild gut vom Pe-

lagial und Profundal abgehoben);

Eulitoral: +/- MW bzw. Zone zwischen extremer Niedrigwasser- und mittlerer

Hochwassermarke, Wasserspiegelschwankungs- und Wellenschlagzone (von der

nach der Probenahmevorschrift im Wesentlichen der allenfalls sporadisch trocken-

fallende Bereich des Hydrolitorals erfasst wird); gliedert sich in dichtes Röhricht,

dahinter oft Großseggen oder schütteres Röhricht und dahinter Großseggenried

oder Kalkflachmoor.

Epilitoral: Seebeeinflusste Uferzone oberhalb MHW, z.B. Uferwall, Brandungskliff,

Schneggli-Sande am Bodensee.

Morphologische Ebene - Uferformen

Alpenvorland- und Alpenseen entwickeln spezielle Uferlandschaftsformen, die den

anderen deutschen See-Regionen teilweise fehlen.

(Kontinuierliches) Steilufer Profundal, Litoral und Umfeld sind ein- und derselbe

Steilhang (vor allem Alpenseen, im Alpenvorland aber beispielsweise Südseite

Staffelsee, Am Stein und Große Burg Kochelsee, Allmannshausen Starnberger

See);

Sessel-/Uferbank-/Terrassen-Profil steiler Einhang über flacher Seeuferterrasse,

die wiederum steil in das Profundal abfällt;

Flachufer mit steilem Einhang ("Liege-Ufer") wie Sessel-/Uferbank-/Terrassen-

Profil, aber ohne steil abfallendes Profundal (Flachseen, Seichtseen);

5 Zusammengesetzte Bezeichnungen wie z.B. "flache bis mittelsteile Sandufer" sind entsprechend nur

dann eindeutig sind, wenn sie auf eine Zone, beispielsweise das Eulitoral, bezogen werden.

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Flachufer alle Zonen sind Teil eines flachansteigenden Hangs oder einer Ufer-

ebene.

Substrattypen

Zentral ist hier der Substrattyp des Eulitorals; auf diesen beziehen sich auch die

nachfolgend zusammengestellten und beschriebenen Termini "Geröll-, Kies-, Sand-,

Seekreide- und Torf-Ufer". Die land- und seewärts anschließenden Substrate können

davon abweichen und werden mit registriert. Nur an den größten Alpenvorlandseen

erzeugt der Seegeschiebetrieb bei starken Stürmen einen starken Korngrößengradi-

enten (landwärts abnehmende Körnung).

Es lassen sich zunächst mineralische und organische Sedimente unterscheiden, mit

folgender weiterer Untergliederung:

Mineralische Substrate (Halb)organische Substrate

Fels Torf

Schutt (ungerollt), Geröll wenig zersetzter pflanzlicher Detritus (z.B. Schilf-

streu, Schwemmholzwälle)

Kies Mudden, Gyttja, Dy

Sand

Ton bis Schluff

Seekreide

Kleinere Seen sind überwiegend von organisch geprägten Ufern umgeben, große

Seen von mineralisch dominierten. Mineralische Substrate können in allen Zonen

vorkommen, sind aber im Epilitoral und Umfeld meist vegetationsbedeckt.

Zwischen mineralisch und organisch betonten Ufern existieren vielfältige Übergänge.

Organische Anteile können eine flache Auflage bilden, z.B. in den schütteren Bran-

dungsuferschilfzonen des Chiemsees und Ammersees, oder in das Substrat einge-

mischt oder adsorbiert sein, wie beispielsweise mineralische Mudden am südlichen

Starnberger See, Ammersee und kleineren Seen.

In der Ufersubstratverteilung kommt die erhebliche Wellen-, Zufluss- und Durch-

stromdynamik vieler (vor)alpiner Seen zum Ausdruck, die mit der limnologischen

Ebene eng verzahnt ist. Man kann unterscheiden:

Seeufer mit mäßigem Wellenschlag und geringer Disturbation vorhandener Sub-

strate;

Brandungsufer (meist westexponiert an den großen Seen): sehr flache und ausge-

dehnte Uferbänke mit oft grobem Geröll, mikrodünenartige Sand- und Feinkies-

wälle;

sedimentarme Bacheinmündungen: oft muddenartige und überdüngte (Faul-)

Schlammufer mit auffälligen Teichrosen/Tannenwedel-Beständen (z.B. Nordost-

Ende Simssee; Chiemsee - Irschener Winkel, Schafwaschener Bucht);

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grobsedimentführende Bacheinmündungen mit starkem Geschiebetrieb: kiesig-

sandige Schwemmkegel und kleine Binnendeltas (z.B. Nordwest- und Ostufer

Ammersee, Simssee);

große Flussdeltas (an Kochelsee, Ammersee und Chiemsee);

Uferabschnitte mit auffällig starker biogener Verlandung oder im Rückstrombe-

reich nährstoffreicher Zuflüsse (ermittelbar durch multitemporalen Karten- und

Luftbildvergleich; Beispiel: Hirschauer Buch und Aiterbacher Winkel am Chiemsee,

Nordost- und Südufer Simssee).

Auf Grundlage der morphologischen, substratbezogenen und Dynamik-Kriterien las-

sen sich für das Eulitoral die in der nachfolgenden Übersicht zusammengestellten in-

tegrierten Ufertypen fassen.

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3.2 Umsetzung in der Praxis

Ausgehend von dieser Untergliederung wurden für ausgewählte Seen die potenziell

natürlichen Ufertypen ermittelt bzw. kartiert sowie die Ufer nach dem Grad ihrer

Naturnähe (Hemerobie) klassifiziert. Bereichsweise entsprechen die natürlichen Ufer-

typen einem heute nicht mehr erreichbaren Leitbild, sie können aber bei Rückbau-

und Renaturierungsmaßnahmen wertvolle Vorbilder sein.

Das nachfolgend beschriebene Procedere wurde an vier Pilotseen getestet, zu de-

nen auch aktuelle MZB-Daten vorliegen, die nach der WRRL-konformen Probenah-

mevorschrift von Brauns et al. (2012) erhoben wurden: Staffelsee, Riegsee, Starnber-

ger See und Abtsdorfer See (vgl. beispielhaft die Abb. 1 und 2 am Kapitelende). Die

Geländebegehungen im Projekt wurden zwischen Juni und September 2014 durch-

geführt6.

Vorrangige Ziele der Testkartierungen waren die Verifizierung des Typengerüsts für

die südbayerischen (Alpen- und) Alpenvorlandseen gemäß Kap. 3.1, die Schaffung

der Grundlagen für eine beispielhafte Anwendung des ufertypbezogenen Faunain-

dex und für eine erste Plausibilisierung der Bewertungsergebnisse sowie die Be-

schreibung einer handhabbaren Methodik zur Identifizierung der leitbildgemäßen

Ufertypen und ihrer Abgrenzung.

Typfindung und -abgrenzung

Die Zuordnung der in den einzelnen Ufersegmenten anzusetzenden Ufertypen er-

folgte nach landschaftsökologischen Kriterien, durch (1) Vorauswertungen anhand

verschiedener Karten, Luftbilder und ggf. weiterer ergänzender Materialien ex situ,

(2) kursorische Überprüfung der kartografisch präformierten Ufersegmente im Ge-

lände und (3) vertiefte Kartierung ausgewählter Stellen bzw. Abschnitte in diesen

Segmenten. Die einzelnen Arbeitsschritte lassen sich wie folgt beschreiben:

zu (1) Entwurf einer groben Segmentierung der Uferlinie ex situ, anhand von Fach-

karten, Luftbildern, Seedaten und ggf. weiteren ergänzenden Materialien. Die kon-

kreten Ausprägungen der Hauptparameter Substrat, Ufermorphologie, Turbu-

lenz/Dynamik und Bewuchs werden in diesem Stadium noch weitgehend offen gelas-

sen.

Bezüglich des natürlichen Substrats im Eulitoral selbst gibt es kein umfassendes

Kartenmaterial und in den meisten Fällen auch keine Einzelarbeiten. Die Ableitung

der (erwarteten) natürlichen Substrattypen im Eulitoral erfolgt daher zunächst

über die kartografisch verfügbaren Informationen zu Geologie und Böden der

landseitig unmittelbar an das Litoral angrenzenden Zonen, nach der Geologischen

Karte und der Konzeptbodenkarte7 (Maßstab 1: 25.000, Bayerisches Landesamt

für Umwelt). Die Geologische Karte liefert dabei die Information zu dem Gestein,

6 Am Starnberger See und am Staffelsee fand auch eine gemeinsame Begehung mit dem Auftraggeber

zur Erläuterung und Diskussion der Ufertypisierung statt. 7 Kartenbezeichnung in Bayern, in anderen Bundesländern ggf. unter anderem Namen. Die Konzeptbo-

denkarte ist online verfügbar. Sie summiert auch frühere Kartenwerke wie z.B. die standortkundliche

Übersichtskarte Bayerns.

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Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

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das unmittelbar unter dem Ufer ansteht, beispielsweise Grundmoräne (in der Re-

gel lehmiger), Endmoräne (grobmaterialreich), Süßwassermolasse, nacheiszeitliche

Sedimente (von Flüssen angeschwemmte Kiese und Sande), aber auch Seekreide,

Torf oder Anmoor sind hier gesondert ausgewiesen. Es bilden sich dort auch wei-

tere ufertyprelevante Strukturen wie etwa Schwemmkegel ab, selbst kleinere ent-

sprechende Anlandungen von seitlichen Bächen. Insgesamt lassen sich danach in

Kombination mit den Informationen zu den landseits anstehenden Böden aus der

Konzeptbodenkarte, der Ufermorphologie (ebenfalls nach Geologischer Karte und

Topografischer Karte, siehe unten) und der Exposition Erwartungshorizonte für

bestimmte Ufersubstrate bzw. provisorische Uferkategorien ableiten, wie bei-

spielsweise Moorufer, Grundmoränenufer oder Felsufer, die dann im Gelände zu

überprüfen sind.

Wertvolle Indizien zur vermutlichen Ufergenese (Verlandung, natürlicher Uferab-

bruch, chemische Ausfällung durch Seekreide) ergeben sich u.a. aus den beiden

vorgenannten Karten sowie aus der Bodenkarte von Bayern (Maßstab 1 : 25.000;

nicht überall verfügbar) und der Moorkartierung der Bayerischen Landesanstalt

für Landwirtschaft.

Die Ufermorphologie lässt sich in der Regel gut an der Geologische Karte und der

Topografischen Karte (Maßstab 1: 25.000) abgreifen. In der Geologischen Karte

bildet sich die morphologische Einbettung des Sees ab. Die geologischen Uferty-

pen unterscheiden sich in der Regel morphologisch, z.B. bilden leichter

erodierbare Lockergesteine eher Flachufer und feste Gesteine eher steile Ufer.

Aus der Topografischen Karte sind die angrenzenden Landschaftsformen ables-

bar. Die Breite der Flachwasserzone ist zumindest bei den Klarwasserseen am

Luftbild gut zu erkennen; bei Seen mit geringer Sichttiefe können ergänzend bzw.

alternativ ggf. Informationen aus den Makrophytenkartierungen herangezogen

werden. Außerdem sind in den bayerischen Alpen- und Alpenvorlandseen in den

unterscheidbaren Ufersegmenten fast immer noch natürliche Abschnitte vorhan-

den, in denen die leitbildgemäße Ausprägung z.T. bereits im Luftbild, jedenfalls

aber im Gelände erkennbar ist (siehe Schritt 2, unten).

Turbulenzen bzw. Wellengang/Dynamik sind zunächst wesentlich nach der Exposi-

tion im Verhältnis zur Hauptwindrichtung unter Berücksichtigung der Seegröße

(Größe des Windfelds über dem See) abzuschätzen. Insbesondere bei großen -

ggf. umfänglicher brandungsgeprägten - Seen, Inseln und stark reliefierter Uferli-

nie ist eine gezielte und ggf. auch kleinräumigere Überprüfung im Gelände erfor-

derlich.

Zur (leitbildgemäßen) Ausdehnung der Röhrichte, Riedgrasbestände oder ggf.

angrenzender Feuchtwälder wird im Wesentlichen auf Luftbilder verschiedenen

Datums zurückgegriffen (vgl. auch unten, "nutzungsbedingte Veränderungen").

Soweit verfügbar sind zu den relevanten Parametern natürlich weitere Informationen

heranzuziehen, insbesondere alte Fotos, ggf. auch Gemälde (unter Berücksichtigung

der "Realitätsnähe" der jeweiligen Maler, hier v.a. 19. Jahrhdt.), Urpositionsblätter,

Erläuterungen in den geografischen Landesaufnahmen zur naturräumlichen Gliede-

rung Deutschlands sowie Zusammenstellungen beispielsweise in heimatkundlicher Li-

teratur, aber auch in Gewässerentwicklungsplänen oder Seenmonografien. In Zwei-

fels- oder Sonderfällen kann ggf. auch ein digitales Höhenmodell noch zusätzliche In-

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formationen liefern (z.B. bei nicht oder nur schwer begehbaren Ufersegmenten).Die

Auswertungen sind Grundlage eines Begehungsplans zur Übersichtsüberprüfung von

Abgrenzung und Einstufung der Ufersegmente im Gelände und Auswahl geeigneter

leitbildfähiger Referenzstellen. Sowohl solche Referenzstellen als auch Abweichun-

gen vom Optimal- bzw. natürlichen Zustand lassen sich anhand des Vergleichs histo-

rischer und aktueller Topografischer Karten bereits im Vorfeld provisorisch festlegen

und werden dann bei der Übersichtsbegehung im Gelände verifiziert. Sie sind so zu-

gleich Grundlage der zur Plausibilisierung erforderlichen Hemerobie-Einstufung (sie-

he unten).

(2) See-Umrundung mit kursorischer Überprüfung der Grobtypisierung und Seg-

mentabgrenzung gemäß Position (1) im Gelände sowie Verifizierung der provisorisch

ermittelten Referenzstellen/-abschnitte bzw. Hemerobie-Einstufungen.

Anhand des oben erstellten Begehungsplans - zumeist lassen sich in den Karten be-

reits geeignete Haltepunkte festlegen - wird an verschiedenen Kontrollpunkten

überprüft, ob die vorab formierten Ufersegmente weiter differenziert werden müs-

sen oder umgekehrt zusammengefasst werden können und welche der vorab ermit-

telten möglichen Referenzpunkte innerhalb dieser Segmente die entsprechende na-

türliche Ufersituation am besten abbilden. Im groben Durchschnitt kann - je nach

Übersichtlichkeit des Geländes - ein Haltepunkt pro Kilometer Uferlänge mit Ein-

sicht/Prüfung der beidseits angrenzenden Uferpartien angesetzt werden. Für die

Feststellung bzw. Verifizierung der Uferdynamik über direkte Beobachtung des Wel-

lengangs und morphologische Kriterien, wie Kies/Geröllanschüttungen am Ufer oder

Spülsaum-Ausprägung, sollten die Prüfabschnitte der Übersichtsbegehung in jedem

Fall ausreichen.

Es empfiehlt sich, die Übersichtsuntersuchung in einem eigenen Durchlauf durchzu-

führen und nicht in Kombination mit der vertieften Kartierung in (3). Der Blick auf die

gröbere Ebene von Ufersegmenten, die in den wesentlichen Parametern überein-

stimmen, bleibt so besser erhalten und befördert einheitliche Bewertungen bzw. Er-

gebnisse.

(3) Vertiefte Kartierung mit erhöhter Stichprobendichte zur Verifizierung und Konk-

retisierung der Ergebnisse der Vorerkundung. Es werden mit deutlich erhöhtem

Zeitaufwand an mehreren Stellen bzw. bis zu 300 m langen Abschnitten pro Ufer-

segment die Typzuordnung überprüft bzw. die konkrete Uferausprägung und die

Hemerobie erfasst.

Bei allen drei Schritten sollten natürlich über die Standarderfassung der ausgewähl-

ten Parameter hinaus zusätzliche Angaben bzw. Informationen aufgenommen wer-

den, die für naturräumliche oder seespezifische Unterschiede, spezielle Artvorkom-

men bzw. Artenkombinationen oder eben auch Abweichungen vom "Standard-

Ufertyp" von Bedeutung sein können. Beispiele sind etwa besonders grobe oder lo-

ckere Gerölle, Sinter-/Tuffbildungen, auffallende Zonierungen oder auch Quellaus-

tritte am Ufer. Zur Unterstützung bzw. als Handlungsanweisung könnte hier ggf. die

Erstellung einer "checkliste" hilfreich sein.

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Hemerobie-Einstufung

Wie oben beschrieben, wird für die unterschiedenen Ufersegmente bzw. Abschnitte

innerhalb der Segmente parallel zur Ermittlung der potenziell natürlichen Ufertypen

eine Hemerobie-Einstufung vorgenommen, d.h. eine Abschätzung der Abweichung

vom Optimal-(Natur-)Zustand, in einer vierstufigen Skala:

Stufe Definition

1 unbeeinträchtigt

2

nur einzelne Stege bzw. im Wasser vertäute Boote, sonstige Uferzonation an-

scheinend noch funktionsfähig

3 stellenweise massive Einbauten, Spundwände, Steinschüttungen und Anlagen,

aber natürlicher Charakter fleckenweise noch gut erkennbar und natürliche

Uferlinie noch durchscheinend, partiell noch Renaturierungspotenzial

4 großflächig massiv verbaut oder aufgeschüttet, Substrat großflächig ausge-

tauscht; kein Renaturierungspotenzial mehr

Die rezente bzw. historische litorale und pelagiale Dynamik sowie allgemein nut-

zungsbedingte Veränderungen sind dabei im Wesentlichen durch Luftbildvergleich

sowie Vergleich mit historischen topografischen Karten 1 : 25.000 bzw. Urpositions-

blättern8 und Flurkarten 1 : 5.0009 ableitbar. Dort sind oft sogar massivere Ver-

bauungen, Stege u.a. abgebildet bzw. umgekehrt können anhand des Vergleichs

auch Abschnitte identifiziert werden, die wahrscheinlich gleich geblieben sind und

am ehesten als Referenzstellen in Frage kommen. In der vorliegenden Untersuchung

konnten für einige Uferabschnitte auch historische Farb- und S/W-Fotos aus den Jah-

ren 1938 bis 1960 standpunktgleichen aktuellen Fotos gegenübergestellt werden.

Außerdem sind die Erfahrungen und Erinnerungen vieler früherer Begehungen an

diesen und anderen Seen bei der Bearbeitung mit eingeflossen.

Die Hemerobie-Einstufung kann gut im Zuge der Übersichtsbegehung und insbe-

sondere bei der vertieften Kartierung der einzelnen Ufersegmente mit überprüft

werden (Positionen 2 und 3 oben). Im Schnitt ist dafür pro angedachtem Uferseg-

ment von etwa vier Überprüfungspunkten auszugehen. Die entsprechenden Werte

werden in den Karten bei den einzelnen Ufersegmenten verzeichnet.

8 Die Urpositionsblätter liegen erst ab etwa 1880 in einem hinreichenden Maßstab und mit hinreichen-

der Genauigkeit vor, davor sind insbesondere auch die Seeufer eher ungenau bzw. unzuverlässig kar-

tiert. Ab etwa 1900/1910 sind sie gewöhnlich gut geeignet. 9 im vorliegenden Fall aus den Jahren 1870 bis 1940

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Abb. 1 Abtsdorfer See. Leitbildgemäße Ausprägung des Eulitorals, mit Angabe der Hemerobie. Legende

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Abb. 2a Staffelsee, Nordteil (oben) und Westteil (unten). Leitbildgemäße Ausprägung des Eulitorals, mit Angabe der Hemerobie (Legende siehe oben).

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Abb. 2b Staffelsee, Südwestteil (oben) und Südostteil (unten). Leitbildgemäße Ausprägung des Euli-torals, mit Angabe der Hemerobie (Legende siehe oben).

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4 Faunaindex

4.1 Vorüberlegung: MZB- bzw. Faunaindex-relevante Ufertypen

Für die Ausarbeitungen zum Faunaindex sind die oben abgegrenzten Ufertypen so

weit zusammenzufassen, dass den gut differenzierbaren ökologischen Gruppen der

Makrozoobenthos-Organismen Rechnung getragen wird bzw. dass der Untertei-

lungsgrad mit den Kenntnissen zu den Habitatansprüchen der Arten harmonisiert. Es

wäre zudem aus praktischen Gründen nicht zielführend, für jeden der o.g. Ufertypen

eine gesonderte Einstufung zu vergeben.

Dies gilt umso mehr, als die als Reinform beschriebenen Ufertypen im See vielfach in

Kombination vorkommen. So gibt es zwar beispielsweise bei einigen Uferformen,

wie dem kontinuierlichen Steilufer, ein reines Brandungsufer, das praktisch nur Ge-

röll, kaum organisches Getreibsel, Feinsediment oder Pflanzen aufweist. Bei den

häufig sehr breiten Uferbänken kommt es aber auch bereits innerhalb des Eulitorals

vielfach zu einer starken Materialsortierung, in deren Folge dem gerölldominierten

Wellenschlagbereich ein kaum bis nicht umgelagerter Feinkies oder Sand-/Seekrei-

degürtel vorgelagert ist. Mit abnehmender Dynamik liegen die Substrate in vielen

Ufersegmenten auch stärker durchmischt vor. Die Seekreide-/Sandufer etwa können

abhängig von der Uferform des Epi- und Geolitorals und der Vegetation des landsei-

tigen Ufers natürlicherweise mit unterschiedlich schütteren oder dichten Röhricht-

säumen versehen sein, die zum Teil bereits den Übergang zur dichten, organisch ge-

prägten Verlandung bilden. Der Durchmischung der "reinen" Ufertypen kann mit ei-

nem typabhängig differenzierten Faunaindex dadurch Rechnung getragen werden,

dass ggf. auch die Indexwerte für die verschiedenen Haupt-Ufertypen Berücksichti-

gung finden. Dies ist aber nur dann praktikabel, wenn durch eine hinreichend grobe

Unterteilung die Anzahl der Indices beschränkt ist.

Nach verschiedenen Vorüberlegungen und Vorauswertungen, z.B. im Fachbericht zur

ersten Beprobungskampagne an den südbayerischen Seen (vgl. Abb. 3 mit Erläute-

rungen unten aus Hess & Heckes 2010), den Ergebnissen der entsprechenden Aus-

wertungen für die schleswig-holsteinischen Seen (Otto 2013), dem Kenntnisstand zur

Habitateinbindung der betreffenden Organismen und den zum Projekt durchgeführ-

ten speziellen Literaturrecherchen dazu sowie Fachdiskussionen/Abstimmung mit

Bearbeitern des Makrozoobenthos von Seen und insbesondere auch der Alpenvor-

land- und Alpenseen10 wurde eine Differenzierung in drei MZB-relevante Ufertypen

gewählt: Auf der ersten Ebene werden - in Übereinstimmung mit bereits frühen An-

sätzen z.B. bei Wichard & Unkelbach (1973) für die Köcherfliegen - die geröll- und

kiesreichen Brandungsufer den lenitischen Ufern mit feineren Sedimenten gegen-

über gestellt. Bei den lenitischen Ufern wird dann nochmals nach mineralisch ge-

prägten und gewöhnlich nur schütter mit emersen Makrophyten oder submers i.W.

mit Characeen bewachsenen Ufern einerseits und den organisch geprägten Ufern

andererseits unterschieden, die als "Verlandungsufer" durch gut entwickelte Röh-

richt- und ggf. weitere Makrophytenbestände mit Streuakkumulation gekennzeichnet

10 Projektpartner aus Österreich, Kollegen aus der Schweiz, die in den letzten Jahren vor allem im

Rahmen der Bearbeitung der Roten Listen dort für einige Gruppen des Makrozoobenthos umfangrei-

che Erhebungen an Seen durchgeführt haben

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sind. Insofern werden auch die o.g. Schilfufer diesem Typ zugeschlagen, da sie zwar

grundsätzlich auf unterschiedlich groben mineralischen Substraten stocken können,

diese jedoch in der Regel von einer dichten (organischen) Streuauflage bedeckt sind.

Die Differenzierung erfolgte speziell auch unter Berücksichtigung der bislang ver-

fügbaren Daten11.

Abb. 3 Ordinationsdiagramm der habitatspezifischen Proben aus den Bestandsaufnahmen

am Starnberger See (blau), Staffelsee (orange) und Hopfensee (grün) im Jahr 2010, Darste l-

lung mit Fokus auf die Gruppierung der Habitate.

Hauptkoordinatenanalyse auf Basis log-transformierter Siedlungsdichten pro m2. Achse 1 eigenvalue

37,6 %, Achse 2 eigenvalue 19,4 %. Proben-Bezeichnung: st - große Steine (bl -Blocksteine, fs - Fels), th

- Totholz, ki - Kies, sk - Kies-/Sandgemische, sa - Sand, vl - emerse und pf - submerse Makrophyten.

11 Grundsätzlich ist es möglich, dass mit fortschreitender Beprobung aller WRRL-relevanten Seen des

Alpenvorlands noch die Abgrenzung weiterer Ufertypen erforderlich wird. Vorstellbar wären etwa stark

vom Laubeintrag und entsprechend von grobem organischem Material überprägte, verschattete Ufer

ohne nennenswertes Pflanzenaufkommen. Erst bei Vorliegen entsprechender Bestandsdaten kann be-

urteilt werden, ob mit den verfügbaren Indexwerten des nächstverwandten Ufertyps - ggf. mit Ergän-

zung der Einstufungen neu hinzugekommener Arten - plausible bzw. interpretierbare Ergebnisse erzielt

werden können oder nicht.

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Erläuterung zu Abb. 3: Während auf Achse 1 die farblich markierten Seen, die im Übrigen un-

terschiedliche WRRL-Typen repräsentieren, trennen, bildet Achse 2 die unterschiedlichen

Substrate mit den entsprechenden Übergängen ab: "Innerhalb der Seen bzw. über diese hinweg werden überwiegend auf Achse 2 die unterschiedenen Substrate getrennt, in große Festsubstrate über Kiese und Kies-/ Sandgemische hin zu Sandböden (Abb. 5 oben). Von der Kies-Gruppe gliedert sich in Achse 1 noch ein Cluster der Verlandungshabitate ab (emerse Makrophyten als Schilf), das im Fall des Hopfensees zu den Sandhabitaten und im Fall von Starnberger See und Staffelsee zu den Kiesen und Kies-/Sandgemischen vermittelt bzw. zum Teil auch mit diesen zusammenfällt." (Hess & Heckes 2010).

Es handelt sich also in erster Linie um eine substratbezogene Differenzierung in

Kombination mit der ohnehin eng assoziierten Hydrodynamik. Im Wesentlichen um

abzusichern, dass der Differenzierungsgrad hinreichend ist, wurde für einige gut be-

kannte Gruppen des Makrozoobenthos testweise noch feiner untergliedert: es wur-

den dazu die (Fein-)Kiesufer mit allenfalls begrenzter Dynamik und die stärker mit

Schilf (oder Schneidried) bestandenen feinmineralischen Ufer als zusätzliche Typen

betrachtet.

Zusammenfassend ergibt sich folgende Differenzierung bzw. Zuordnung

Ufertyp gemäß Kap. 3.1 Differenzierung MZB zusätzlich [zu prüfen]

Fels- und Blockufer mit Gischt- und Wellen-

schlagzone am Fels, Vegetation wenn vorhan-

den Wassermoose Geröll-/kiesreiche Brandung

[Fels/Block ggf. eigener Untertyp]

Geröllufer, praktisch röhrichtfrei mit Brandung

Kiesufer mit allenfalls schütterem Röhricht und

i.d.R. nur geringer Dynamik

Seekreide-/Sandufer

ggf. Typ Kiesufer, nicht dynamisch

Seekreide-/Sandufer mit eher schütterem Röh-

richt

Sandufer, i.d.R. stärker verschilft

[submerse Makrophyten wenn vorhanden i.W.

Armleuchteralgen]

ggf. Typ Sandufer, verschilft

Schluff-Schlammufer mit zumindest schütte-

rem Schilf und Schwimmblattvegetation, über-

wiegend lenitisch, allenfalls begrenzte Dynamik

Verlandungsufer

[ggf. Übergang oder eigener

Untertyp]

Torfufer, dito mit Seggen und Binsen sowie

Schwimmblattgürtel

"Schilfufer", streu- und allgemein pflanzenreich

und i.d.R. lenitisch

Ergänzend zu der Differenzierung der Ufertypen wurde bei den weiteren Auswer-

tungen Holz als Siedlungssubstrat gesondert bewertet. Die Bedeutung von Totholz

als Siedlungssubstrat und gestaltendes Element mit Erhöhung der Habitatvielfalt in

den Fließgewässern ist hinreichend bekannt und bereits Gegenstand verschiedener

Untersuchungen gewesen (z.B. kompilierend in Hering & Reich 1997). Analog dürfte

dies auch für die Alpenvorland- und Alpenseen gelten: insbesondere in Ufersegmen-

ten, die natürlicherweise arm an (mineralischen) Festsubstraten sind (Seekreide-/

Sandufer) aber z.B. auch in der Brandung für Arten, die an Bewegtwasser gebunden

sind und zugleich eine Präferenz für organische Siedlungssubstrate haben. Große

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Totholzteile erzeugen in der ansonsten von Umlagerungen geprägten Wellenschlag-

zone zudem häufig geschützte Rückzugsräume mit örtlich begrenzten Möglichkeiten

einer Streu- oder Detritusakkumulation12. Gerade das Totholzangebot ist aber durch

angrenzende Nutzungen oder unmittelbare Eingriffe stark beeinflussbar (Entfernung

von Ufergehölzen wegen Bebauung, durch Ufersicherung, zur Nutzung der terrestri-

schen Uferbereiche oder auch durch gezielte Entnahme).

4.2 Methoden

Datengrundlagen, Datenquellen

Zur Ausarbeitung der ufertypbezogenen Faunaindices war zunächst das Arteninven-

tar der gegenständlichen Alpenvorland-/Alpenseen und der differenzierten Uferty-

pen zu ermitteln. Im Fokus stehen dabei auftragsgemäß zunächst die deutschen

Seen. Die vorrangige Datengrundlage sind deshalb

Bestandsdaten zu acht Seen, die in den Jahren 2010 und 2011 i.W. nach der aktu-

ellen Probenahmevorschrift mit habitatspezifischer Probenahme bearbeitet wur-

den (in der Zusammenstellung unten blau markiert). Hinzu kommen die entspre-

chenden Daten zu sechs weiteren Seen, die in einer früheren Phase des Umset-

zungsprojekts mit einer grundsätzlich ähnlichen, im Detail aber durchaus abwei-

chenden Methodik erhoben wurden; insbesondere bzgl. der Abundanzen, der

Auswahl der beprobten Substrate und auch der Substrateinstufung sind die Er-

gebnisse nicht unmittelbar vergleichbar, für die Arteninventare und unter dem

genannten Vorbehalt auch für die übrigen Auswertungen können sie aber in je-

dem Fall herangezogen werden. Die Daten beziehen sich auf die folgenden Seen:

Typ See Nt Größe Höhe NR Alp

2 Hopfensee, Füssen 8 1,94 km2 782 m 036 2,7 km

2 Großer Ostersee, Weilheim-Schongau 8 1,20 km2 593 m 037 11,4 km

2 Langbürgner See, Bad Endorf 8 1,04 km2 535 m 038 10,6 km

2 Abtsdorfer See, Saaldorf-Surheim 5 0,84 km2 431 m 039 16,0 km

3 Wörthsee 8 4,34 km2 561 m 037 32,3 km

3 Staffelsee (Nord/Süd), Murnau 12 7,66 km2 651 m 037 3,4 km

3 Riegsee 7 1,97 km2 681 m 037 4,4 km

3 Waginger See 10 6,61 km2 444 m 039 9,9 km

4 Ammersee 15 46,60 km2 532 m 037 29,9 km

4 Starnberger See 15 56,36 km2 591 m 037 16,3 km

4 Kochelsee, Bad Tölz-Wolfratshausen 9 5,95 km2 600 m 037 0 km

4 Tegernsee 10 8,90 km2 726 m 037 ± 0 km

4 Chiemsee 20 79,90 km2 516 m 038 3,0 km

4 Königssee 8 5,22 km2 604 m 016 -13,7 km

Erläuterungen: Typ = Seetyp nach Riedmüller et al. 2013; Nt = Anzahl untersuchter Transekte; NR = Naturraum mit 036 - Lech-Vorberge, 037 - Ammer-Loisach-Hügelland, 038 - Inn-Chiemsee-Hügelland,

12 Bei vergleichenden Untersuchungen an verbauten, renaturierten und natürlichen Ufersegmenten am

Tegernsee war das Vorkommen von Totholz nach gutachterlicher Einschätzung eben auch in der geröl l-

reichen Brandung ein wesentliches Habitatmerkmal (Hess et al. 1995).

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039 - Salzach-Hügelland sowie 016 - Berchtesgadener Alpen. Alp = Entfernung vom Alpenrand.

Darüber hinaus wurden auch Daten aus entsprechenden Untersuchungen im Zu-

sammenhang mit der Umsetzung der WRRL in Österreich und Slowenien einbezo-

gen; zur Verfügung standen hier systematische Erhebungen von neun (Öster-

reich)13 bzw. zwei Seen (Slowenien)14, mit mehr oder weniger abweichender Erfas-

sungs- und Auswertungsmethodik (Wolfram et. al 2010, Wolfram & Großschartner

2013 bzw. Urbanic et al. 2012 und schriftliche Mitt. der zugrundliegenden Detail-

daten).

Zusätzlich wurden folgende Datenquellen ausgewertet bzw. berücksichtigt (vgl. auch

Tabelle A.6 im Anhang, Kap. 9):

Bestandsaufnahmen zum Makrozoobenthos an insgesamt neun oberbayerischen

Seen im Rahmen des Projekts "Biologische Trophieindikation im Litoral von

Seen"; die Erfassung erfolgte hier durch Exposition von Kunstsubstraten (Fittkau

et al. 1993)15;

Bestandsdaten zu ausgewählten Untersuchungsstellen des Tegernsees und des

Walchensees, die vom methodischen Ansatz her jeweils auf eine möglichst voll-

ständige Erfassung der litoralen Makrozoobenthos-Zönosen abzielten, mit Ke-

scher- und Handfängen über das gesamte Habitatspektrum (Hess et al. 1995,

2007) sowie eigene unpublizierte Daten aus Lichtfängen und kursorische Einzel-

aufnahmen an verschiedenen Seen (Ammersee, Großer Ostersee, Großer Alpsee,

Hofstätter See; Starnberger See, dort auch gezielte Beprobungskampagne im

Sommer 2010 in Ergänzung der systematischen Probenahme);

publizierte Daten aus mehr oder weniger systematischen Seenuntersuchungen in

den bayerischen Alpenvorland- und Alpenseen (z.B. Osterseen Burmeister 1984,

Eggstätter Seen Wichard & Unkelbach 1973, Bodensee Malzacher 1973, 1976,

Mauch 1996) sowie Streudaten zum Makrozoobenthos entsprechender Seen (z.B.

Ulmer 1920, Eidel 1968 u.a.).

Für die weiteren Auswertungen, insbesondere zur Bewertung der Habitatspezifität

und Empfindlichkeit wurden zusätzlich noch weitere Quellen hinzugezogen:

an erster Stelle publizierte und unpublizierte Daten speziell zu Alpenvorland- und

Alpenseen aus den Nachbarländern, insbesondere der Schweiz (Centre Suisse de

Cartographie de la Faune [= CSCF] auf Anfrage, Lubini et al. 2012 sowie mdl.

Mitt. und Mitt. in e-litt von einzelnen Bearbeitern der zugrunde liegenden Daten:

V. Lubini, H. Vincentini);

13 Altausseer See, Faaker See, Feldsee, Grundlsee, Klopeiner See, Mondsee, Obertrumer See, Vorderer

Langbathsee, Weißensee. 14 Lake Bled (subalpin) und Lake Bohinj (alpin). 15 Die entsprechenden Daten zu Zuckmücken wurden nicht berücksichtigt, da im Rahmen des Projekts

durch Zuchten, Emergenzfallen und Driftfänge Entwicklungsstadien bearbeitet wurden, die auf einem

anderen taxonomischen Niveau bearbeitet werden können und daher mit den im Projektzusammen-

hang verfügbaren Daten nicht vergleichbar sind.

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eigene, teils publizierte Bestandsdaten aus Alpenvorland- und Alpenseen, die

zwar nicht WRRL-relevant, aber zumindest in Teilaspekten vergleichbar bzw. zu-

mindest für die Einstufung von Interesse sind (z.B. Ferchensee, Lautersee und

Kleinseen Mittenwald; Hess & Heckes 2003, 2004);

publizierte und unpublizierte Bestandsdaten aus anderen Seen/Seetypen in

Deutschland, insbesondere aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern

und Berlin-Brandenburg.

Zur Ökologie, Verbreitung und Habitatbindung der Arten im Allgemeinen und spezi-

ell im relevanten Großnaturraum Alpenvorland mit Alpen wurde dabei auf die Da-

tenbank der Autoren zurückgegriffen werden, die umfangreiche eigene Daten zum

Makrozoobenthos mit Schwerpunkt im süddeutschen Raum ebenso wie Literatur-

auswertungen umfasst. Diese Bestände wurden durch spezielle Literaturrecherchen

zu einzelnen Arten und Artengruppen ergänzt.

Nicht zuletzt wurden die Arbeiten wesentlich von Kollegen und Spezialisten einzel-

ner oder mehrerer Tiergruppen unterstützt, denen unser ganz herzlicher Dank gilt:

An allererster Stelle ist hier Claus-Joachim Otto, Fahrenkrug, zu nennen, der die In-

dexzuweisung bei den Zuckmücken übernommen und die verschiedenen Versionen

für das restliche Arteninventar begleitet und kommentiert hat. Für die kritische

Durchsicht, Kommentierung, Korrektur und Ergänzung der Listen einer oder mehre-

rer Gruppen danken wir außerdem Angela Berlin, Bützow (Mollusken, Eintagsfliegen,

Köcherfliegen), Manfred Colling, Unterschleißheim (Mollusken), Verena Lubini, Zürich

(Mollusken, Eintagsfliegen, Köcherfliegen und Hinweise zu Seinfliegen), Claus

Orendt, Leipzig (Zuckmücken), Stephan Speth (Wasserkäfer), Heinrich Vincentini, Zü-

rich (Mollusken, Köcherfliegen) sowie Georg Wolfram und seinen Mitarbeitern, Wien

(verschiedene Gruppen, Zuckmücken).

Ausarbeitung der Indexwerte

Die Einstufung der Einzelarten erfolgte unter Rückgriff auf die o.g. Grundlagen bzw.

Quellen sowie auf Basis eigener Erfahrungen und der Erfahrungen der o.g. Kollegen

mit Vorkommen und Verbreitung der Arten in den relevanten Naturräumen und da-

rüber hinaus, ganz speziell in den in Frage stehenden Seen.

Ein wichtiges Hilfsmittel bei der ufertypspezifischen Differenzierung der Indexwerte

waren dabei auch die Ergebnisse der habitatspezifischen Beprobung, wie sie bei den

jüngsten Bestandsaufnahmen durchgeführt wurde.

Mit Bezug auf die Anforderung der Indikation einer hydromorphologischen Belas-

tung sind bei der Einstufung die oben in Kap. 3.1 zusammengestellten "natürlichen"

Ufertypen als Lebensraum der Referenzzönosen einerseits sowie die gängigen De-

gradierungen andererseits zu berücksichtigen, die erfahrungsgemäß auch tatsächlich

Wirkungen auf die ökologische Funktionsfähigkeit des in Frage stehenden Lebens-

raums entfalten (können). Hilfreiche Anregungen im Zusammenhang mit den Degra-

dierungen gab dabei insbesondere auch die Arbeit von Peterlin & Urbanic (2012).

Bei der Wertzuweisung wurde in Analogie mit den Einstufungen beim Faunaindex

der Fließgewässer folgende Differenzierung vorgenommen:

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+2 entweder typische charakteristische Seeart (= zumindest im Bezugsraum [Al-

penvorland/Alpen] mit mindestens deutlichem Siedlungsschwerpunkt in Seen)

und charakteristische und anspruchsvolle Art des betreffenden Ufertyps und

Vorkommen i.d.R. nur in ausgesprochen naturnahen Abschnitten des Typs (z.B.

Pisidium lilljeborgi, Gammarus lacustris, Ephemera glaucops, Choroterpes pic-tetii, Psychomyia fragilis, Tinodes maculicornis);

oder Art mit Schwerpunkt in anderen Gewässertypen, die in Seen aber nur in

bestimmten Situationen vorkommt und auf besonders naturnahe Abschnitte

beschränkt ist; i.W. aber Arten, die in diesen besonderen Situationen durchaus

als bezeichnend gelten können (z.B. Ecdyonurus dispar in speziellen Bran-

dungsufern, Normandia nitens oder Stenelmis canaliculata in Seen mit Zu-/Ab-

fluss);

oder Art, die im Bezugsraum nur in einigen wenigen Seen vorkommt, grund-

sätzlich aber (auch) ein typisches Element der Seezönose ist, deshalb mutmaß-

lich ganz besondere (natürliche) Bedingungen des speziellen Sees anzeigt und

daher dort als sehr bezeichnend und zugleich empfindlich anzusehen ist (z.B.

Synurella ambulans);

oder typische Seeart, die relativ eng an einen bestimmten Ufertyp gebunden

und dort gegenüber gängigen Degradierungsstadien sehr empfindlich ist (z.B.

Micronecta griseola gegenüber Verbau mit Zerstörung der Flachwasserzone,

einige Gyrinus-Arten gegenüber Störung bzw. Schädigung des Röhricht-Saums,

ggf. noch mit bestimmten Präferenzen bzgl. der Dichte des Röhrichts).

+1 in Seen und im betreffenden Ufertyp typische Art (= gehört in jedem Fall zum

Standard-Artenrepertoire, kann aber auch in anderen Gewässertypen vorkom-

men oder dort sogar ihren Verbreitungsschwerpunkt haben; häufige Disjunk-

tionen sind z.B. Verlandungsarten mit Vorkommen in Altwassern oder Weihern,

Brandungsarten mit Vorkommen in Fließgewässern), nicht euryök, sondern

durchaus an definierte (und damit auch für die differenzierten Ufertypen be-

zeichnende) Strukturen gebunden, dann aber nicht besonders anspruchsvoll

und i.d.R. auch weiter verbreitet. Dementsprechend sind die Arten gegenüber

gängigen Degradierungen empfindlich, wenn diese den Ufertyp nachhaltig ver-

ändern (z.B. fehlende Umlagerung im Brandungsufer etwa durch Blockstein-

verbau, Verschlammung feinkörniger mineralischer Ufer u.a.). Beispiele sind Ar-

ten wie Acroloxus lacustris, Agraylea multipunctata, A. sexmaculata, Cyrnus flavidus, Limnephilus flavicornis in der Verlandung, oder Procloeon bifidum,

Caenis luctuosa, C. macrura, Tinodes waeneri, Cyrnus trimaculatus und diverse

Leptoceriden-Arten in der Brandung oder in den feinmineralischen Ufern;

Die Überlegung im Hintergrund ist: Jede einzelne +1 Art für sich ist möglicherweise nicht be-

sonders empfindlich, sind entsprechende Arten aber in hinreichender Artenzahl und Siedlungs-

sichte vorhanden, indizieren sie noch eine relativ hohe Funktionsfähigkeit des für die typischen

Lebensraums.

oder Art, die ihren Schwerpunkt eher in anderen Lebensräumen (bzw. Gewäs-

serzonen) habt, aber in besonderem Maße den natürlichen Konnex des Seenli-

torals mit den unmittelbar angrenzenden Lebensräumen indiziert, z.B. Art der

äußeren Verlandung, deren Vorkommen in der (beprobten wasserseitigen) Ver-

landung des Sees auf eine weitgehend ungestörte Anbindung an die landseiti-

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Bewertungsverfahren MZB Seen

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Stand 31.05.2015 24

ge Verlandung hinweist (Arten der Erlenbrüche, Großseggenrieder, Moorklein-

gewässer etc., wie z.B. die Schnecken Aplexa hypnorum, Segmentina nitida,

Anisus leucostoma, Wasserkäfer Noterus crassicornis, Liopterus haemorrhoda-lis oder die Köcherfliegen Glyphotaelius pellucidus, Limnephilus stigma u.a.);

Hier grundsätzlich anzuschließen sind noch Arten der Kleingewässer der Wasserwechselzone der

Kies- und Sandufer (insbesondere bei Ufern mit brandungs- und wasserstandsabhängiger Korn-

größensortierung, z.B. Nebrioporus assimilis, Bidessus minutissimus) oder Quellarten in Seen/

Seeufern mit Quellaufstößen, Grundwasserdurchzug (durchaus substratabhängig > Arten, die

eher Kalkmudde präferieren oder aber Hartsubstratbesiedler (z.B. Riolus subviolaceus, Drusus trifidus), die aber in den Alpenvorland-/Alpenseen in den meisten Fällen in Kategorie +2 fallen.

oder durchaus weiter verbreitete Art, die aber im Seenlitoral bzw. dem betref-

fenden Ufertyp bestimmte naturnahe Strukturen (z.T. auch in Kombination mit

den Besonderheiten oben) anzeigt, an erster Stelle Totholzbesiedler in Berei-

chen mit natürlicherweise hohem Aufkommen von Totholz (z.B. Lype sp., Lepi-dostoma hirtum in der Brandung u.a.), aber z.B. auch Arten der streu- und

schlammreichen Uferzone in der Verlandung (z.B. Anacaena lutescens, A. lim-bata, Coelostoma orbiculare).

0 in Seen typische Begleitart (ohne erkennbaren Schwerpunkt in Seen bzw. mit

Schwerpunkt in anderen Gewässertypen, jedoch mit stetem Vorkommen auch

in Seen). I.d.R. kommune Arten mit relativ breiter ökologischer Amplitude, ge-

wöhnlich ohne besondere Bindung an einen bestimmten Ufertyp und dement-

sprechend auch ohne besondere Empfindlichkeit gegenüber dessen Verände-

rung (nicht indikativ). Sie sind auch eher unempfindlich gegenüber einer Unter-

bindung des Zusammenhangs mit den angrenzenden Lebensräumen. Beispiele

sind etwa Gammarus roeselii, Cloeon dipterum, Noterus clavicornis, Hydrobius fuscipes, Limnephilus lunatus (in vielen Fällen handelt es sich um die häufigsten

oder einen der häufigsten Vertreter einer Gattung, die auch mit spezifischen

oder typischen Arten in den Seen vertreten ist z.B. Cloeon dipterum vs. C. simi-le oder Gammarus roeselii vs. G. lacustris).

Im Unterschied zu den Arten der Kategorie -1 neigen die Arten der Kategorie 0

nicht zu besonders hohen Dichten in Folge gängiger Belastungen/Degradierun-

gen, wie z.B. Blocksteinverbau, und es ist auch nicht erkennbar oder zumindest

nicht offensichtlich, dass sie die typischen Arten verdrängen.

-1 Ausgesprochen euryöke Art, die (auch in naturnahen Uferabschnitten) als Be-

gleitart sehr häufig bis fast immer vorkommt, nach dem Ausfall empfindlicher

Arten aber zu hohen Siedlungsdichten neigt bzw. in hoher Dichte Defizite an-

zeigt (z.B. Dendrocoelum lacteum, Bithynia tentaculata oder Glossiphonia complanata);

oder Art, deren Vorkommen im jeweiligen Ufertyp eine deutliche Verände-

rung/Belastung indiziert (z.B. umlagerungsempfindliche Art in der Brandung,

Lithalbesiedler im Feinsediment oder in der Verlandung; z.B. Sialis lutaria in der

Brandung);

oder Neozoon ohne erkennbare Verdrängungseffekte auf die heimischen Arten

(zumindest im gegebenen Ufertyp, z.B. Dugesia tigrina, Potamopyrgus antipo-

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Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 25

darum oder auch Dikerogammarus haemobaphes im Unterschied zu D. villo-sus).

-2 invasives/aggressives Neozoon, das zur Verdrängung der indigenen Fauna

führt (z.B. Dikerogammarus villosus), sowie sonstige echte Störzeiger, d.h. aus-

gesprochen typfremde Art, insbesondere mit Indikation struktureller Defizite

und/oder als eine von wenigen (verbliebenen) Arten.

Hier möglicherweise noch gewisses "Defizit" von Arten, weil zu wenig schlech-

te Stellen bzw. die Seen insgesamt noch zu gut sind und auch die schlechten

Stellen eher über den Ausfall von guten als über das Auftreten von ausgespro-

chen typfremden Arten gekennzeichnet sind.

1. Nicht eingestuft sind a priori Gattungen oder höhere Taxa, denen als solchen

kein Indikationsgewicht zukommt16. Insbesondere bei den Gattungen oder bei

Artengruppen kann abweichend davon eine Wertzuweisung erfolgen, wenn die

in Betracht kommenden Arten entweder völlig übereinstimmend zu bewerten

sind oder insoweit einheitlich, dass für die Gattung "mindestens" z.B. eine po-

sitive oder negative Wertung möglich ist;

nicht eingestuft sind ferner Arten, die nach Datenlage im Seenlitoral keine sig-

nifikanten Vorkommen haben und allenfalls ganz gelegentlich und in Einzelstü-

cken beispielsweise aus Zuflüssen vordringen, ohne dass sie eine besondere

Qualität des Uferlebensraums indizieren würden (im Unterschied etwa zu den

o.g. Arten der landseitigen Verlandung);

analog dazu werden auch Arten für einen speziellen Ufertyp nicht eingestuft,

die dort nach derzeitiger Datenlage allenfalls als Influenten auftreten. Hier be-

stehen im Einzelfall noch Nachjustierungsmöglichkeiten, da manche dieser Ar-

ten - sollten sie nach weiteren Datenerhebungen in bestimmten Ufertypen

doch stärker in Erscheinung treten - dort ggf. auch als Störzeiger gewertet

werden könnten.

Abweichend von den Einstufungen für die unterschiedenen Ufertypen wurden die

ergänzenden artbezogenen Einstufungen für nennenswerte oder schwerpunktmäßi-

ge Vorkommen auf Holz nur als ja/nein-Bewertung vorgenommen (+ bzw. ++). Sie

gehen nicht in die Berechnung des Hauptindex mit ein.

Indexermittlung

Ganz generell werden die Indexwerte auf Basis der zu Mischproben vereinigten Be-

standsdaten berechnet, wobei die jeweils ermittelten Siedlungsdichten in Individu-

en/m2 zur Stauchung der Häufigkeiten wurzeltransformiert wurden. Bei den Berech-

nungen werden solche Taxa nicht berücksichtigt, die in den Proben des Datensatzes

offensichtlich nicht systematisch erfasst wurden bzw. solche, die mit der vorgegebe-

16 Grundsätzlich bestehen hier in Einzelfällen noch Nachjustierungsmöglichkeiten, z.B. bei der Sammel-

gruppe der Schlammröhrenwürmer, die in großen Dichten zumindest in den mineralischen Ufern sicher

eine Störung indizieren; von einer Einstufung wurde vorerst abgesehen, weil die Indikation gerade bei

dieser Gruppe oft mit stofflichen Belastungen zusammenhängt.

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Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 26

nen Probenahmemethodik generell nicht erfassbar sind und allenfalls zufällig gefan-

gen werden; aus den Berechnungen ausgeklammert wurden weiterhin einzelne frag-

liche Nachweise (siehe Kennzeichnung und Anmerkungen in Tabelle A.1 im Anhang,

Kap. 9).

Der Faunaindex wird zu Testzwecken in verschiedenen Versionen berechnet, mit und

ohne Neozoen sowie mit und ohne Chironomiden, jeweils für alle unterschiedenen

Ufertypen.

4.3 Ergebnisse

Artenbestand

Die Ergebnisse der Auswertungen zum Arteninventar des Litorals der Alpenvorland-

und Alpenseen gemäß Kap. 4.2, Datenquellen, und zur Bewertung der Arten in Hin-

blick auf den ufertypspezifischen Faunaindex sind gesamtumfänglich in Tabelle A.1

im Anhang, Kap. 9 zusammengestellt und überwiegend auch kurz kommentiert. Die

Verteilung der Arten aus den systematischen Erhebungen auf die habitatspezifischen

Teilproben als eine der Grundlagen für die Bewertung ist in Tabelle A.2.a, ebenfalls

im Anhang, dokumentiert.

Das Inventar umfasst danach

bei den "gängigen" Gruppen des Makrozoobenthos, die gewöhnlich so weit als

möglich auf Artniveau bestimmt werden (siehe nachfolgende Aufstellung der ta-

xonomischen Einheiten), 266 Arten und Artenpaare sowie zusätzlich

bei den Zuckmücken (Diptera: Chironomidae) 126 Arten und 19 Artenpaare/Ar-

tengruppen, die im Larven- oder Puppenstadium bestimmbar sind.

In Tabelle A.1 sind der Vollständigkeit halber auch Artbestimmungen von Wenigbor-

stern (Oligochaeta) enthalten, deren Bestimmung nach der Probenahmevorschrift a

priori nicht vorgesehen ist und die auch nur kursorisch erfasst wurden. Sie werden

hier nicht weiter betrachtet, auch nicht in Hinblick auf den Faunaindex17.

Die Arten verteilen sich wie folgt auf die verschiedenen taxonomischen Gruppen, die

unter dem Sammelbegriff Makrozoobenthos vereint sind (Schwämme, Moostierchen

und Dipteren außer Chironomiden sind i.W. maximal auf Gattungsniveau bestimmt

und hier nicht enthalten):

17 auch in Abstimmung mit den österreichischen Kollegen, bei denen die Oligochaeten üblicherweise

bestimmt werden. Einstufungen der Arten für den Faunaindex wurden aber auch von den Kollegen mit

dem Argument nicht vorgenommen, dass die Ansprüche der einzelnen Arten dazu nicht hinreichend

bekannt sind (G. Wolfram, schriftl. Mitt. 11/2014).

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Strudelwürmer 5 Arten/Artenpaare für die deutschen Alpenvor-

land/Alpenseen zzgl. 1 Art für Slowenien

1 zusätzliche Art für Seen in Norddeutschland

Schnecken 36 Arten für die deutschen Alpenvorland/Alpen-

seen zzgl. 5 Arten für Österreich/Slow./Schweiz

4 zusätzliche Arten für Seen in Norddeutschland

Muscheln 21 Arten für die Alpenvorland/Alpenseen

2 zusätzliche Arten für Seen in Norddeutschland

Wenigborster 4 leicht kenntliche Arten, die auch gängigerweise

und ± konsequent bestimmt werden18

Egel 15 Arten für die deutschen Alpenvorland/Alpen-

seen zzgl. 2 Arten für Österreich bzw. Slowenien

2 zusätzliche Arten für Seen in Norddeutschland

Flohkrebse & Asseln 9 Arten für die Alpenvorland/Alpenseen

3 zusätzliche Neozoen-Arten für Seen in Norddeutschland

Eintagsfliegen 20 Arten für die deutschen Alpenvorland/Alpen-

seen zzgl. 2 Arten für Österreich bzw. Slowenien

1 zusätzliche Art für Seen in Norddeutschland

Libellen 15 Arten für die deutschen Alpenvorland/Alpen-

seen zzgl. 2 Arten für Österreich bzw. Slowenien

Steinfliegen 1 Art für die Alpenvorland/Alpenseen19

Schlammfliegen 3 Arten für die Alpenvorland/Alpenseen

Wasserwanzen 16 Arten für die deutschen Alpenvorland/Alpen-

seen zzgl. 1 Art für Österreich bzw. Slowenien

Wasserkäfer 41 Arten für die deutschen Alpenvorland/Alpen-

seen zzgl. 1 Art für Österreich/Slowenien/Schweiz

5 zusätzliche Arten für Seen in Norddeutschland

Köcherfliegen 63 Arten für die Alpenvorland/Alpenseen20

2 zusätzliche Arten für Seen in Norddeutschland

Schmetterlinge 3 Arten für die Alpenvorland/Alpenseen

Zuckmücken 109 Arten und 15 Artenpaare/-gruppen für die

deutschen Alpenvorland/Alpenseen zzgl. 17 und 4

Arten bzw. Artenpaare/-gruppen für Österreich

2 zusätzliche Arten/-gruppen für Seen in Norddeutschland

18 Stylodrilus heringianus, Branchiura sowerbyi, Lumbriculus variegatus, Eiseniella tetraedra; die übrigen

Arten entweder nur kursorisch erfasst bzw. nicht benthisch (Stylaria lacustris) 19 die übrigen 7 Arten mit Nachweis im Larvenstadium nicht bestimmbar und deshalb nicht gewertet 20 zzgl. einzelner Arten, die im Larvenstadium nicht bestimmbar und deshalb hier nicht gewertet sind

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Indexwerte der Arten

Von den 266 MZB-Arten und den 126 + 19 Zuckmücken Arten wurden 211 bzw. 93

Arten zzgl. 32 bzw. 37 höhere Taxa für einen der unterschiedenen Ufertypen in Hin-

blick auf den Faunaindex bewertet21. Für die indikativen Arten ergibt sich folgende

Bilanz (indikativ = ohne Taxa mit Wertung 0; Werte für die Zuckmücken jeweils in

Klammern beigefügt; vgl. auch Tabelle A.3 im Anhang):

114 Taxa für die geröllreichen Brandungsufer (Zuckmücken 70 Taxa),

75 Taxa für die wenig dynamischen Kiesufer (keine Bewertung Zuckmücken),

121 Taxa für die allenfalls schütter bewachsenen Seekreide-/Sandufer (Zuckmü-

cken 81 Taxa),

110 Taxa für die stärker verschilften Sandufer (keine Bewertung Zuckmücken) und

119 Taxa für die organisch geprägten Verlandungsufer mit dichtem Röhrichtgürtel

und i.d.R. auch submersen oder Schwimmblatt-Pflanzen (Zuckmücken 73 Taxa).

42 indikative Taxa sind über alle Typen gleich zu bewerten. 107 weitere Taxa sind

zwar ebenfalls noch weit über die verschiedenen Ufertypen verbreitet, sind dort

aber aufgrund ihrer Habitatansprüche unterschiedlich zu werten. 142 Taxa kommen

in nennenswertem Umfang nur in einem der unterschiedenen Ufertypen vor oder wa-

ren nur dort zu bewerten und sind damit als ganz spezifische Indikatoren für diesen

Typ anzusehen22. Die Bilanz zeigt einmal mehr, wie wichtig die differenzierte Be-

trachtung der Ufertypen ist.

In Hinblick auf die Indikationswerte ergibt sich für die unterschiedenen Ufertypen

folgende Bilanz (Werte für die Zuckmücken jeweils gesondert in Klammern):

Indwert 1_Geröll 1a-oBra 2_Seekr 2a_mitSch 3_Verland

+2 39 (19) 15 32 (12) 31 26 (1)

+1 60 (43) 46 72 (54) 63 79 (58)

-1 14 (7) 13 15 (11) 15 12 (9)

-2 1 (1) 1 2 (4) 2 2 (5)

Es wird deutlich, dass - abgesehen von den Neozoen - nur relativ wenige Arten ne-

gativ einzustufen waren; dies gilt insbesondere für die gängigen Gruppen des

Makrozoobenthos. Das bedeutet, dass Beeinträchtigungen sich zumindest in dem

bisher vorgefundenen Ausmaß - eher in einem Ausfall von spezifischen Arten, ggf.

noch begleitet von einer Dichtezunahme euryöker Arten niederschlagen, als in einem

Austausch von (Teil-)Zönosen. Der Faunaindex als solcher wird dadurch nicht grund-

sätzlich in Frage gestellt: Es verkleinert sich allerdings die Spanne, innerhalb derer er

sich bewegen kann bzw. in der Regel bewegen wird, was bei der Umsetzung der In-

dexwerte in die Zustandsklassen zu berücksichtigen ist. Vor allem wird damit aber

21 zzgl. 11 bzw. 2 nur in den norddeutschen Seen nachgewiesenen Arten/Artengruppen, wie z.B. die

Schnecken Marstoniopsis scholtzi oder Myxas glutinosa, für die aus den Arbeiten zum Projekt Einstu-

fungen verfügbar waren (im Wesentlichen durch Angela Berlin und C.-J. Otto). 22 Bezug sind hier die drei Haupt-Ufertypen; indikativ = ohne Taxa mit Wertung 0

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Stand 31.05.2015 29

klar, dass der (typspezifischen) Artenvielfalt eine besondere Bedeutung zu kommt

(siehe dazu unten, Kap. 5).

Die Tatsache, dass nur wenige der im Litoral der Alpenvorland- und Alpenseen vor-

gefunden Arten von ihrer Biologie und Verbreitung her als Degradierungs- bzw.

Störzeiger zu werten sind, dürfte - auch nach allen Ausführungen zur Ufertypologie

oben - wesentlich mit daran liegen, dass die grundsätzlichen Bedingungen in einem

gegebenen Uferabschnitt nicht nur von den siedlungsbestimmenden Substraten,

sondern auch von der Hydrodynamik abhängen, die vielfach zumindest ansatzweise

auch bei Beeinträchtigungen erhalten bleibt. So wird beispielsweise ein Verlandungs-

ufer nicht dadurch zum Brandungsufer, dass dort Kies geschüttet wird (wie z.B. in ei-

nigen Teilbereichen des Hopfensees) und ein Brandungsufer nicht zum Verlandungs-

ufer, wenn dort z.B. durch Verbau die natürliche Dynamik gebremst wird. In den al-

lermeisten Fällen fallen dann eben die besonders anspruchsvollen Arten aus und die

flexibleren Arten, die aber immer noch zum anzusetzenden Arteninventar gehören,

verbleiben und nehmen ggf. zu.

5 Ergänzende Auswertungen und zusätzliche Bewertungstools

Artenvielfalt

Der bisher verwendete Diversitätsindex nimmt weder auf die Ufertypen noch auf

den Seetyp bzw. ganz allgemein den Lebensraum See Bezug. In die Berechnung der

Artenvielfalt gehen Ubiquisten und Störzeiger gleichermaßen ein wie hochspezifi-

sche Seearten. Ein solcher Diversitätsindex wird u.E. der Forderung nach einer typ-

spezifischen Bewertung nicht gerecht23.

Bei zusätzlicher Berücksichtigung der Spezifität der jeweiligen Zönose ist aber die

Artenvielfalt ohne Zweifel ein entscheidendes Bewertungskriterium. Dies gilt umso

mehr, als es sich bei dem übergeordneten Bewertungsindex um einen reinen Ver-

hältniswert handelt, der im Extremfall auch in einem deutlich verödeten Lebensraum

noch akzeptable Werte erreichen kann (vgl. oben, Kap. 4.3). Gerade auch bei Seen,

die über weite Strecken noch relativ naturnahe Uferausprägungen aufweisen, erge-

ben sich für den Faunaindex an stärker beeinträchtigten benachbarten Ufersegmen-

ten häufig noch relativ günstige Werte dadurch, dass einige der typischen oder spe-

zifischen Arten bis in diese Standorte vordringen. Der Unterschied in der Funktions-

fähigkeit des Lebensraums wird dann in der Regel dadurch erkennbar, dass dort die

Artenvielfalt gegenüber den naturnahen Stellen mehr oder weniger deutlich redu-

ziert ist (vgl. dazu beispielsweise auch die Auswertungen von Otto 2013 für Schles-

wig-Holstein).

Es wird hier hilfsweise eine Bewertung der typischen Arten nach den Einstufungen

für den Faunaindex vorgenommen, wobei wie beim Faunaindex selbst auch nach

dem anzusetzenden Ufertyp differenziert wird. Es werden alle Arten des gegebenen

Ufertyps mit der Einstufung +1 oder +2 als typisch gewertet.

23 Im Übrigen geben auch Miler et al. 2010 an, dass der Index keine signifikanten Ergebnisse bringt.

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Stand 31.05.2015 30

Verlandungsindex

Ausgehend von der in Kap. 3 erarbeiteten Ufertypologie, die im Wesentlichen eine

Verlandungsreihe von den hochdynamischen Brandungsufern ohne nennenswerte

Vegetationsentwicklung bis hin zu den dicht mit Röhricht bestandenen Ufern mit

Streu- und Detritusakkumulation darstellt, wird als ergänzendes deskriptives und

ggf. auch bewertendes metric ein sog. "Verlandungsindex" vorgeschlagen. Er ist

unmittelbar aus dem Floodplain-Index nach Waringer & Graf (2005) abgeleitet. Die

Autoren unterscheiden bei ihrem Index zur Beschreibung der Habitatvielfalt über das

Querprofil der Flussaue eine Sukzessions- bzw. Verlandungsreihe

vom Fluss als Ausgangspunkt der dynamischen Prozesse in der Aue (Eupotamon)

über die noch angeschlossenen Altarme (Parapotamon) und die noch relativ fri-

schen, aber bereits vollständig abgetrennten Altwässer (Plesiopotamon)

hin zu den pflanzenreichen stark verlandenden Altwässern (Paläopotamon) und

den Temporärgewässern der landseitigen Verlandung, die in letzter Instanz zum

Erlenwald überleiten.

Dieses System ist, ggf. mit gewissen Abwandlungen in den Einzeleinstufungen der

Arten, auch auf die hier unterschiedenen integrierten Ufertypen zu übertragen, de-

ren Spektrum von dynamischen bis hin zu ausgesprochen stabilen und in der Sukzes-

sion fortgeschrittenen Ausprägungen reicht.24 Die Zönose der Temporärgewässer

wäre dabei allerdings im Wesentlichen dem landseits angrenzenden Geolitoral zuzu-

ordnen und ihre Arten werden bei der vorgegebenen Eulitoralbeprobung auch in

den Verlandungsufern wenn überhaupt nur peripher erfasst.

Im Unterschied zur Flussaue kommen die verschiedenen Ufertypen im See nicht

notwendigerweise im örtlichen Konnex zueinander vor. So gibt es vorwiegend klei-

nere Seen, deren Litoral leitbildgemäß mehr oder weniger durchgehend als Verlan-

dungsufer zu kennzeichnen ist, und umgekehrt existieren auch größere vor allem al-

pennahe Seen, die über weite Strecken durch mehr oder weniger dynamische Geröll-

und Kiesufer geprägt sind.

Anhand des Indexwerts kann eine einfache Einordnung eines Ufersegments in der

Verlandungsreihe vorgenommen werden. Wesentlich anschaulicher und detaillierter

wird der zönotisch indizierte Reifungs- und Stabilitätsgrad anhand der gewichteten

Verteilung der Arten auf die Kategorien dargestellt (ähnlich wie z.B. bei der Indikati-

on des längenzonalen Schwerpunkts im Fließgewässer).

Über den Vergleich mit dem leitbildgemäßen Zustand können dadurch grobe Ab-

weichungen vom natürlichen Zustand ermittelt werden. Die ersten Auswertungen

zeigen, dass der ursprüngliche Charakter des Ufers aber grundsätzlich auch dann

noch zumindest erkennbar wird, wenn das entsprechende Ufer beeinträchtigt und

24 Eine Übernahme bzw. Prüfung der bisher verwendeten funktionalen und zönotischen metrics erübrigt

sich insoweit, als diese nicht ufertypspezifisch gefasst sind. Ggf. könnten der Anteil der Sedimentfres-

ser oder der Anteil der Odonata (aber auch anderer Gruppen, z.B. der Limnephilinae) für bestimmte

Ufertypen zwar grundsätzlich indikativ sein, der hier vorgeschlagene Verlandungsindex deckt aber u.E.

den Informationsgehalt der bisher verwendeten zusätzlichen metrics jedenfalls vollständig ab.

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Stand 31.05.2015 31

mehr oder weniger deutlich verändert ist (z.B. Hopfensee). In der Regel kann des-

halb der Verlandungsindex bzw. die gewichtete Verteilung über die Verlandungsrei-

he genutzt werden, um - z.B. bei fehlendem Leitbild - hilfsweise eine provisorische

Typzuweisung durchzuführen und so den anzusetzenden Faunaindex zu ermitteln.

Insbesondere an stark beeinträchtigten Uferabschnitten sollte von einer Typzuwei-

sung über den Verlandungsindex aber Abstand genommen werden.

Auch für diesen Index sind die einzelnen Arten zu werten: Auf die fünf oben genann-

ten Kategorien werden in Abhängigkeit vom Vorkommensschwerpunkt für jede ein-

zustufende Art insgesamt 10 Punkte verteilt. Je breiter die Art über die kategorisier-

ten Lebensräume verbreitet ist, desto geringer ist ihre Indikation für diese. Diesem

Umstand wird durch eine zusätzliche Gewichtung Rechnung getragen.

Einstufungen wurden zunächst testweise für einige gut bekannte Gruppen vorge-

nommen, i.W. Mollusken, Eintagsfliegen, Steinfliegen, Wasserwanzen, Wasserkäfer

und Köcherfliegen. Sie sind in der Tabelle A.4 im Anhang, Kap. 9 mit Angabe der

Quelle für die Einstufung dokumentiert. Ein großer Teil der Werte konnte von

Waringer & Graf (2005) bzw. den Bänden zur Verbreitung und Ökologie der europäi-

schen Süßwasserorganismen übernommen werden (Graf et al. 2008, Buffagni et al.

2009). Ein weiterer Teil wurde bereits im Zusammenhang mit einem früheren Projekt

ergänzt bzw. angepasst (Heckes & Hess 2007) und ein dritter Teil wurde schließlich

speziell für das Seenlitoral ergänzt oder war an die speziellen Bedingungen dort an-

zupassen.

Die eigenen Wertzuweisungen erfolgten auf den gleichen Datengrundlagen und ei-

genen Erfahrungen, wie bereits oben für den Faunaindex beschrieben (Kap. 4.2). Die

Berechnung des Index erfolgt wiederum auf Grundlage der aus den habitatspezifi-

schen Proben aggregierten Mischproben, mit wurzeltransformierten Häufigkeiten

der Arten pro Quadratmeter.

Anzahl/Anteil Totholzbesiedler

Ebenfalls bereits in Kapitel 3 wurde auf die Bedeutung von Totholz als Siedlungssub-

strat bzw. gestaltendes, habitatschaffendes Element hingewiesen. Bei der Bearbei-

tung der Indexwerte für den Faunaindex wurde deshalb bei jeder Art vermerkt, ob

sie in nennenswertem Maß oder sogar schwerpunktmäßig auf Totholz vorkommt.

Der Artanteil dieser Arten am Gesamtinventar einer Zönose kann ggf. Hinweise auf

entsprechende Defizite bzw. Naturnähe liefern. Erschwert wird die Aussagekraft ei-

nes einfachen "Xylalanteils" dadurch, dass es nur wenige Arten gibt, die ausschließ-

lich auf Holz vorkommen. Viele Arten benötigen einfach nur mehr oder weniger orts-

stabile Hartsubstrate und kommen ebenso auf größeren Steinen vor (vgl. oben, Kap.

4.1, Abb. 5), wieder andere zeigen eine Präferenz für organische Festsubstrate und

besiedeln ebenso Pflanzenstengel. Die größte Aussagekraft hat der Xylalanteil sicher

in Ufersegmenten ohne nennenswerten Pflanzenwuchs und ohne mineralisches Grob-

material. Dort kommt dem Holz zugleich auch die höchste Bedeutung als Siedlungs-

substrat zu (nicht notwendigerweise als biotopgestaltendes Element). Es wird des-

halb zunächst versuchsweise für die untersuchten Transekte der Anteil von Arten,

die (auch) Totholz besiedeln, berechnet und die Ergebnisse dann auf ihre Aussage-

kraft und Plausibilität geprüft.

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Stand 31.05.2015 32

Neozoenanteil

Für die weiteren Auswertungen und Plausibilitätskontrollen wird der Häufigkeitsan-

teil der Neozoen an der Zönose ermittelt, als Anhaltspunkt dafür, inwieweit sie die

Artengemeinschaft bestimmen. Auch an dieser Stelle wurde mit wurzeltransformier-

ten Häufigkeiten gerechnet, um die Abundanzen zu stauchen und insbesondere auch

natürlichen Dichteunterschieden der einzelnen Arten Rechnung zu tragen. Die weite-

ren Auswertungen sollen zeigen, ob nicht eine gesonderte Betrachtung der Neozoen

sinnvoller ist, d.h. plausiblere und besser interpretierbare Ergebnisse liefert, als de-

ren Integration z.B. in den Faunaindex.

6 Rechenergebnisse und Plausibilitätsprüfung

6.1 Zusammenfassende Darstellung

Die auf den o.g. Grundlagen ermittelten Ergebnisse zum Faunaindex und den weite-

ren metrics sind in Tabelle A.5 und in den Grafiken im Anhang, Kap. 9 zusammenfas-

send dargestellt.

Für die vier Seen, zu denen oben in Kap. 3.2 Leitbilder für die Verteilung der Uferty-

pen ermittelt wurden, wurden die Ergebnisse der Auswertungen im Verhältnis zum

Leitbild überprüft: Starnberger See, Staffelsee, Abtsdorfer See und Riegsee. Dabei

wurden auch die Unterschiede in den Ergebnissen für die verschiedenen Optionen

des Faunaindex kontrolliert.

Für die vier weiteren Seen aus der Beprobungskampagne 2010/2011, die von der

Aufnahmemethodik unmittelbar vergleichbar sind, wurde die Plausibilitätskontrolle

anhand der Aufzeichnungen aus den Feldprotokollen, den Fotos, der Lage im See

und ggf. einzelnen Hinweisen von Herrn A. Ringler u.a. zur Ufertypisierung und Seen-

charakterisierung durchgeführt.

Nach entsprechender Durchsicht der insgesamt acht Seen zeichnen sich folgende

Ergebnisse ab:

Die Neozoen bestimmen - trotz abgestufter Wertung - den Faunaindex in vielen

Fällen maßgeblich. Dies liegt - neben den teilweise hohen Abundanzen der betei-

ligten Arten, insbesondere bei Dreissena polymorpha - auch daran, dass ansons-

ten nur wenige echte Degradierungs- und Störzeiger in den Zönosen festgestellt

wurden.

Die gesonderte Betrachtung des Neozoenanteils wird empfohlen. Sie eröffnet

insbesondere die Möglichkeit einer klareren Trennung zwischen der Zustandsbe-

wertung anhand der Zusammensetzung der ursprünglichen Zönose, und dem

möglichen Druck, den die Neozoen evtl. auf diese Zönose ausüben.

Dies führt zugleich auch dazu, dass die Werte für die Faunaindices der verschie-

denen Ufertypen ohne Berücksichtigung der (negativ gewerteten) Neozoen an ein

und demselben Transekt einander häufig relativ ähnlich sind. Für den Faunaindex

als Verhältniswert ist es bei nur wenigen Negativwertungen letztlich nicht ent-

scheidend, wie viele der übrigen nachgewiesenen Arten positiv bewertet sind.

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 33

Auf den grundsätzlichen Umstand und die Bedeutung, die dadurch der typspezifi-

schen Artenvielfalt zukommt, wurde bereits oben in Kap. 4.3 hingewiesen.

In der Kombination der beiden Werte ergeben sich nach den bisher überprüften

Seen bzw. Transekten für die größeren Seen in den meisten Fällen plausible bzw.

diskussionsfähige Ergebnisse, die unter anderem auch die Bedeutung einer diffe-

renzierten Bewertung der Ufertypen unterstreichen.

Deutliche Probleme bereiten diejenigen kleineren Seen, die nicht oder nur be-

reichsweise von Verlandungsufern geprägt sind, speziell Wörthsee und Riegsee.

Vielfach wurden dort an den einzelnen Transekten auch nur sehr wenige einge-

stufte Taxa gefunden, womit sich kein vernünftiger Indexwert berechnen lässt.

Möglicherweise sind in diesen kleineren Seen, die weder die Struktur- und Dyna-

mikvielfalt der großen noch die Verlandungsufer und räumliche Einbindung der

kleineren Verlandungs-/Moorseen aufweisen, die "seetypischen" Artenspektren

deutlich reduziert25. Der Fragestellung wäre noch weiter nachzugehen; sie war im

Projektzusammenhang bisher nicht zu klären. Es bleibt nur festzuhalten, dass die

Bewertung des ebenfalls relativ kleinen Hopfensees und des Abtsdorfer Sees

plausible Ergebnisse erbringt.

Die zusätzliche Berücksichtigung der Zuckmücken im Faunaindex ergibt - wiede-

rum bei den großen Seen - in der Regel plausible Ergebnisse und stabilisiert den

Index durch die erhöhte Anzahl indikativer Taxa. In mehreren Fällen verbessert

sich der Index durch die Hinzunahme der Gruppe26, in einigen Fällen bleibt er fast

gleich. Auffällig ist aber, dass die zusätzliche Berücksichtigung der Chironomiden

in den Verlandungsufern im Unterschied zu den Ergebnissen an den anderen Ufer-

typen fast immer zu einer Indexverschlechterung führt. Hier wären an erster Stelle

noch einmal die Arteinstufungen darauf hin zu überprüfen, ob nicht die generell

oft negativ bewerteten Schlammarten für den Ufertyp zu schlecht eingestuft sind.

Die o.g. Probleme mit den kleineren Seen mit Kiesufern lassen sich aber nach Da-

tenlage durch die zusätzliche Berücksichtigung der Chironomiden auch nicht lö-

sen.

Der ergänzend berechnete Verlandungsindex bzw. vielmehr die Anteile der diffe-

renzierten Gruppen erweisen sich als ausgesprochen zielführend für die (grobe)

Charakterisierung der Uferzönose. Da nach den bisherigen Ergebnissen wohl nur

sehr gravierende Beeinträchtigungen der Uferstruktur dazu führen, dass sich die

Zönose so stark verändert, dass der ursprüngliche Ufertyp nicht mehr erkennbar

wird, kann die Verteilung unterstützend auch für die konkrete Auswahl des oder

der anzusetzenden Ufertypen herangezogen werden, insbesondere bei einer star-

ken Durchdringung oder Abfolge mehrerer Habitate. Dies gilt natürlich nur für die

Fälle, bei denen anhand des Vergleichs mit dem Leitbild eine grundsätzliche Über-

einstimmung zum Verlandungsindex erkennbar wird.

25 Speziell beim Riegsee könnte aber die Bedeutung der Uferausprägung für die Ausbildung der Zöno-

sen auch durch eine stoffliche Belastung überlagert sein. Bei den Probenahmen war dort eine teils star-

ke Grünalgenentwicklung festzustellen und die Seezönose war stark verarmt. Möglicherweise können

sich unter diesen Bedingungen auch in strukturell kaum beeinträchtigten Ufersegmenten keine dem-

entsprechend typischen Zönosen ausbilden. 26 obwohl die Chironomiden insgesamt mehr negativ bewertete Arten umfassen als die übrigen Makro-

zoobenthos-Gruppen (vgl. oben, Kap. 4.3)

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 34

Die einfache Betrachtung des Anteils von Arten, die (auch) Totholz besiedeln,

bringt noch keine zufriedenstellenden Ergebnisse, auch wenn sich ansatzweise

durchaus Unterschiede abzeichnen. Da eine Berücksichtigung des Faktors Totholz

nach wie vor durchaus wichtig erscheint, wären hier noch einmal Möglichkeiten zu

suchen bzw. zu prüfen, das Aufkommen von Totholz und seine Bedeutung für die

jeweilige Zönose auch in einer automatisierten Bewertung zu berücksichtigen.

6.2 Beispielhafte Einzelanalysen: Ergebnisse und Klärungsbedarf

Für den Starnberger See und den Chiemsee wurden die reinen Rechenergebnisse

beispielhaft "zu Fuß" anhand der Arteninventare plausibilisiert27. Für die Plausibili-

tätskontrolle wurden vor allem beim Chiemsee, zu dem noch keine Leitbilder der

Ufertypenverteilung vorliegen, anhand überschlägiger Luftbildauswertungen sowie

der Feldprotokolle und Fotos der Transekte und beprobten Substrate provisorisch

der natürliche Ufertyp und die Hemerobie abgeschätzt; fragliche Einstufungen sind

hervorgehoben. Die Ergebnisse dieser ausführlichen Überprüfungen sind nachfol-

gend dargestellt; soweit nicht anders angegeben erfolgt die verbale Charakterisie-

rung der Artengemeinschaften zunächst mit Bezug auf das Makrozoobenthos ohne

Chironomiden.

Auf Grundlage der Daten zu den beiden Seen wurde eine vorläufige Klassifizierung

der Rechenwerte für die ausgewählten Parameter vorgenommen, speziell beim Fau-

naindex anhand der Spannen, die innerhalb der untersuchten Transekte erreicht

werden, bzw. bei den übrigen metrics mit Bezug auf die jeweiligen Durchschnitts-

werte (ufertypbezogen; siehe auch "Klasseneinteilung" in der Übersicht der Ufer-

ausprägungen unten). Für eine realistische Annäherung an die Spannbreiten bzw.

Durchschnittswerte wurden für die beispielhaften Detailanalysen gezielt zwei große

Seen mit einer Vielzahl von Transekten ausgewählt (N=35). Entsprechend gelten sie

aber ohne weitere Auswertungen letztlich nur für die hier näher betrachteten Seen,

nach der bisherigen Seeklassifizierung zumindest aber nur für große Seen. Für die

kleinen Seen können sich andere Abgrenzungen ergeben.

Auch für die großen Seen können sich die Werte bei Hinzunahme weiterer Seen na-

türlich noch ändern, insbesondere mit Berücksichtigung der Ergebnisse aus der ak-

tuell laufenden Untersuchung "schlechter" Stellen. Es sollen an dieser Stelle in erster

Linie die Plausibilisierung der Ergebnisse durch eine Klassifizierung der Werte er-

möglicht sowie gangbare Wege für die weiteren Auswertungen zur Klassifizierung

und für den konkreten Umgang auch mit dem Ufertyp-Bezug aufgezeigt werden.

Ein wesentliches Resultat der Einzelanalysen sind auch konkrete Hinweise zum Um-

gang mit der im Gelände tatsächlich vorgefundenen Durchdringung der Ufertypen

für die Bewertung, insbesondere der typspezifischen Artenvielfalt. Auch hier können

sich mit der entsprechenden Auswertung weiterer Seen noch zusätzliche Typ-Kom-

binationen ergeben, die unten dargestellte grundsätzliche Vorgehensweise sollte

27 Diese Analyse der Artenspektren wurde zugleich auch genutzt, um etwaige Unstimmigkeiten bzw.

Nachjustierungsmöglichkeiten bei den Arteinstufungen zu vermerken.

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 35

aber auch auf diese anzuwenden sein. Nach den bisherigen Auswertungen sind zö-

notisch bzw. für die Bewertung folgende Ausprägungen zu differenzieren:

Übersicht der vorgefundenen Uferausprägungen mit Typbezug für die Bewertung bzw. Klassifizierung

Kürzel Erläuterung typische Arten Klasseneinteilung nach

BR geröllreiche Brandung 01_geröll Brandungsufer

SS Seekreide/Sand ± rein 02_seekreide Seekreide/Sand artenarme

Ausprägung

SSb auslaufendes Brandungsufer: Seekrei-

de/Sand fast rein, nur mit sehr schmalem

Brandungsufer

02_seekreide Seekreide/Sand artenarme

Ausprägung

SSk, SSk! Seekreide/Sand-Kies-Gemische (hohe

Substratvielfalt); ! = mit Kiesdominanz

02_seekreide Seekreide/Sand artenrei-

che Ausprägung

SSk+ Seekreide/Sand-Kies-Gemische expo-

niert, mit deutlicher Dünung

∑ 01_geröll + 02_seekreide Brandungsufer

SSkv Seekreide/Sand-Kies-Gemische mit Schilf

(hohe Substratvielfalt)

02_seekreide Seekreide/Sand artenrei-

che Ausprägung

SSv Seekreide/Sand mit noch eher schütterem

Schilf (hohe Substratvielfalt, noch kein

Übergang zur Verlandung)

02_seekreide Seekreide/Sand artenrei-

che Ausprägung

S/V Seekreide/Sandufer mit dichtem Schilfgür-

tel (Tendenz zum Verlandungsufer, diese

in Reinform nur an kleineren Seen)

∑ 02_seekreide/sand +

03_schilf

Seekreide/Sand mit Ver-

landung

VL Verlandungsufer mit deutlicher Streuak-

kumulation (wohl nur kleinere Seen)

03_schilf Verlandungsufer

Im Ergebnis stimmen anhand der bisherigen Überprüfung die Bewertungen nach den

detaillierten zönotischen Analysen und die indexgestützten Bewertungen in hohem

Maß überein. Die wenigen und in allen Fällen begrenzten Abweichungen betreffen

insbesondere Transekte mit ausgesprochen niedrigen Siedlungsdichten, die in der

indexgestützten Bewertung keine Berücksichtigung finden.

Die Bewertungen lassen sich in den meisten Fällen auch plausibel mit der Hemero-

bie-Einstufung bzw. vermerkten oder erkennbaren nennenswerten Beeinträchtigun-

gen zur Deckung bringen. Abweichungen sind vielfach dadurch zu erklären, dass be-

stimmte Beeinträchtigungen nicht oder nur sehr begrenzt auf den Lebensraum Euli-

toral wirken (z.B. eine Befestigungsmauer deutlich oberhalb der Wasserlinie, vor der

sich landseits noch ausgedehnte Kiesufer befinden). Allerdings sind deutlich beein-

trächtigte Stellen in den bisherigen Daten nur schwach repräsentiert. An einzelnen

wenigen Stellen sind - auch in den Indexwerten - begrenzte zönotische Defizite zu

erkennen, die sich nicht auf den ersten Blick erklären lassen, so etwa am Chiemsee

im Umgriff der Mündung der Tiroler Achen. Zur weiteren Plausibilisierung bzw. Ursa-

chen"forschung" ist hier nochmals eine Rückkopplung mit der Landschaftsökologie

erforderlich bzw. z.T. auch schon erfolgt.

Anhand der bisher durchgeführten beispielhaften Detailanalysen zeichnet sich noch

in einzelnen Punkten Klärungsbedarf ab:

Dies betrifft zum einen den Erwartungswert der Wellendynamik an den großen

Seen. Ganz besonders beim Chiemsee, aber auch am Starnberger See finden sich

auch am (Nord-)Westufer und am Starnberger See sogar an einer Stelle im Süden

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 36

Zönosen, die deutliche Dynamik indizieren. Gerade an stärker reliefierten Ufern

unterscheiden sich die Zönosen dabei teils kleinräumig, z.B. in Buchtlagen im Ver-

gleich zu durchaus nah gelegenen Vorsprüngen. Ähnliche Effekte zeichnen sich

bei der überschlägigen Betrachtung an anderen Seen auch bei Inseln ab. Wenn

möglich sollten entsprechende Effekte bei der Zuordnung der Ufertypen geson-

dert berücksichtigt werden. Hilfsweise kann in Fällen, in denen nicht die Hemero-

bie28 entgegen steht, nach den bisherigen Ergebnissen der Verlandungsindex als

Anhaltspunkt für die anzusetzende Ausprägung der Wellendynamik herangezogen

werden (ggf. plausibilisiert über die Morphologie der Uferlinie).

Für die oben beschriebenen Uferausprägungen, in den sich zwei Ufertypen in nen-

nenswertem Umfang durchdringen, sollte überprüft werden, ob die Bewertung

mit einem kombinierten Faunaindex noch einmal plausiblere oder feiner differen-

zierende Ergebnisse bringt. Bezüglich der als typisch zu wertenden Arten sind in

der oben stehenden Übersicht die Gruppen bereits aufgeführt. Aus diesen Grup-

pen würde sich dann auch der Faunaindex zusammensetzen, mit jeweils maxima-

ler Wertung der für einen der subsumierten Typen bezeichnenden und empfindli-

chen Arten und minimaler Wertung der typfremden Arten oder Störzeiger. Für

die kombinierten Indices müssten ggf. eigene Klassengrenzen gezogen werden29.

Bezüglich Spektrum und Dichte der Neozoen bestehen zwischen den einzelnen

Seen teils deutliche Unterschiede. Es wäre zu überprüfen, ob nicht die Neozoen-

Anteile besser mit Bezug auf die in den einzelnen Seen erreichten Durchschnitts-

werte gewichtet werden. Hintergrund dieser Überlegung ist, dass in einem allge-

mein stark Neozoen-"belasteten" See ausgesprochen unterdurchschnittliche Wer-

te möglicherweise noch besonders naturnahe Bedingungen indizieren.

Insbesondere bei der Bewertung der typspezifischen Artenvielfalt sollte ggf. die

Flächenausdehnung des Eulitorals mit einbezogen werden. Vorstellbar wäre bei-

spielsweise ein Korrekturfaktor des Erwartungswerts bei sehr geringer Breite (z.B.

Starnberger See T18, Steilhang).

Nach dem Vergleich der zönotischen Detailanalysen und der indexgestützten Be-

wertung deutet sich an, dass eine zusätzliche Berücksichtigung der Siedlungsdich-

ten, ggf. auch nur eine Berücksichtigung ausgesprochen niedriger Werte noch

wichtige Zusatzinformationen bringen kann (siehe oben). Angesichts der standar-

disierten Aufnahmemethodik erscheint eine Berücksichtigung des Parameters

grundsätzlich möglich, eventuell auch mit Bezug auf die innerhalb eines bestimm-

ten Sees erreichten Durchschnittswerte.

Es wurden im Übrigen bei den zönotischen Detailanalysen zunächst noch weitere

Parameter gesammelt, die als zusätzliche metrics in Betracht kommen und mit

Fortschreiten des Projekts ggf. noch in die Bewertung integriert werden könnten

(z.B. Anteil der Nichtinsekten vs. Imaginallebensräume Insekten im Nahbereich

des Eulitorals; Repräsentanz einzelner taxonomischer Großgruppen, die ufertyp-

spezifisch auszuwählen wären, z.B. Kleinmuscheln).

28 speziell in Bezug auf die Brandungssituation 29 Beispielhaft wurde ein solcher kombinierter Index an Transekt T3 am Starnberger See ermittelt, für

die Kombination Seekreide-/Sandufer und Schilfufer: Es ergab sich ein kombinierter Wert von 0,95 ge-

genüber den beiden Einzelwerten von 0,55 und 0,68.

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Bewertungsverfahren MZB Seen

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Stand 31.05.2015 37

Starnberger See

Im Norden mit dem Würmausrinn bzw. Nordwesten bis etwa Niederpöcking na-

türlicherweise durchgehend Schilfufer: T11 im Norden (Promenade, Bootsanlage-

stelle) und T10 im Nordwesten in der Ortslage Starnberg deutlich verändert.

Am Westufer im weiteren Verlauf nach Süden bis etwa Unterzeismering Kiesan-

landungen und mineralische Feinmaterialufer (Seekreide) im Wechsel: T08, T05

und T03 sowie die Roseninsel T06 mit teils stärker exponierten Ufern.

Im Süden bzw. Südwesten über weite Strecken Feinmaterial- bzw. Seekreideufer:

T30 und T28; sowie in Buchtlagen auch ausgedehnte Schilfufer: T01 Karpfenwinkel

zwischen Unterzeismering und Bernried im Westen, T26 Sankt Heinrich im Südos-

ten.

Die Nordostufer bis weit in den Süden fast vollständig als reine Geröllufer ausge-

bildet, ganz im Norden noch relativ breit und dann rasch nur noch als mehr oder

weniger schmaler Uferstreifen mit wasserseits anschließender Steilwand: T15, T18

und T21. Im Süden dann wieder breiter, mit reduzierter Brandung und zunehmend

mit vorgelagerten Feinmaterialbereichen: T23 und T25.

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Stand 31.05.2015 38

Starnberger See Transekt 11

Beschreibung/Beeinträchtigungen: naturfern, stark vom

Leitbild Verlandungsufer abweichend [Hemerobie 4];

schmales Kiesufer vor Promenade mit Steinschüttung;

Bootsanlegestelle

Substratverteilung: überwiegend Kies, kolmatiert und

stark veralgt, mit wenig Schluff/Sand

Charakterisierung Artengemeinschaft

Stark überprägte Gemeinschaft aus überwiegend

kommunen Arten, mit nur einzelnen häufigeren typi-

schen Arten; Störzeiger und ausgesprochen euryöke

Arten in nennenswerter Zahl; Anteil der Holzbesiedler

hoch

Neozoenanteil mit etwa 9 % für den leitbildgemäßen

Ufertyp sehr hoch, angesichts der Veränderung/Stein-

schüttung für den Starnberger See aber noch deutlich

unterdurchschnittlich

sehr hoher Anteil von Nichtinsekten, darunter auch

eine arten- bzw. taxareiche Oligochaeten- und Egelfau-

na, insbesondere im Verhältnis zu den anderen Grup-

pen

demgegenüber die Weichtierfauna nur mäßig arten-

reich und fast durchweg aus den kommunsten Arten,

einzige Ausnahme ist die Kleinmuschel P. amnicum

Köcherfliegen für den anzusetzenden Ufertyp eher ar-

tenarm und untypisch, i.W. aus kommunen Arten der

Steinfauna und algenfressenden Hydroptiliden-Taxa

zusammengesetzt, die typischen Limnephilidae fehlend

dominierende Arten/Taxa (Siedlungsdichte insgesamt

durchschnittlich, aber sehr hoch bei den Chironomiden

= etwa doppelt so hoch wie das übrige MZB!): G. roese-

li, Tubificidae, A. aquaticus, außerdem noch T. waeneri,

C. luteolum, D. polymorpha, C. horaria, E. octoculata

und Hydroptila sp.

32 Arten/-paare zzgl. 7 Taxa + 24 Chironomidentaxa

TUR 3, MOL 8, OLI/HIR 9, AMP/ISO 3, EPH 4, COL

1, TRI 8

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen -0,24 bzw. 0,52]

Kurzbezeichnung Typ Verlandung Typ 03_Schilf 02_Seek

ohne Chironomiden 0,29 0,14

mit Chironomiden 0,73 0,75

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 8,7 (3,0)

Holzbesiedler Art-% 59

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 8 10

mit Chironomiden 13 21

Plausibilisierung Verlandungsindex weicht für das völlig veränderte Ufer erstaunlich wenig ab, was aber vermutlich

an der hohen Störzeiger-Abundanz liegt, wobei es sich auch um (kommune) Schlamm- und Detritusufer-Arten handelt.

Bewertung nach dem Faunaindex ohne Chironomiden mit mäßig (Schilf) fast noch zu gut, wird aber durch die sehr ge-

ringe absolute Vielfalt typischer Arten bzw. die sehr geringe Spezifität der Zönose noch abgewertet, insofern mit der

obigen zönotischen Analyse übereinstimmend. (Positiv) auffallend ist der für den Starnberger See vergleichsweise

niedrige Neozoenanteil, der - ähnlich wie der Verlandungsindex - eher an Verlandungsufer erinnert als an das vorhan-

dene kies-/steindominierte. insgesamt unbefriedigend .

Im Unterschied zu T10 Faunaindex für alle Ufertypen ungünstig.

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Stand 31.05.2015 39

Starnberger See Transekt 10

Beschreibung/Beeinträchtigungen: unter Berücksichtigung

des leitbildgemäß zu fordernden Verlandungsufers eher

naturfernes Ufersegment vor Villengrundstück [Hemerobie

4], unmittelbar landseits schmales Kiesufer, Weidengebü-

sche und (Land-)Schilf angrenzend, Steganlage

Substratverteilung: überwiegend Seekreide/Sand, mit we-

nig Kies (etwa ¼), ab 0,5 m Wassertiefe Characeenrasen

Charakterisierung Artengemeinschaft

Bezogen auf das Leitbild "Schilfufer" (aber auch für

Seekreide-Ufer) stark überprägte Gemeinschaft aus

kommunen und typfremden Arten, mit nur sehr wenigen

häufigeren typischen Arten sowie Störzeigern und aus-

gesprochen euryöken Arten in nennenswerter Zahl; An-

teil der Holzbesiedler mittel

im Unterschied zu T11 mit Bezug auf die real existie-

rende Uferausprägung mit einer deutlich höheren, aber

immer noch ungenügenden Artenvielfalt (N=13 bzw.

Anteil typische knapp 40 %, eher artenarm bzw. allen-

falls bedingt typisch), für die geröllreiche Brandung wä-

re die Artenvielfalt sogar als hoch anzusetzen (N=19)

von den zönotischen Kennwerten her am ehesten zu

exponierten Seekreideufern mit Dünung zu stellen

nochmals Abklärung mit Leitbild erforderlich!

Neozoenanteil mit etwa 12 % sowohl für den leitbild-

gemäßen Ufertyp als auch für den real existierenden

Typ Kiesufer sehr hoch (gemessen an den im See teil-

weise realisierten etwa im Durchschnitt)

die Nichtinsekten-Fauna trotz gewisser Ähnlichkeiten

im Artenspektrum mit T11 weniger deutlich ausgeprägt

als dort (45 anstelle von 60 % Artanteile)

Eintagsfliegen und Wasserkäfer, unter Vorbehalt (Ver-

landung!) auch noch Köcherfliegen vergleichsweise ar-

tenreich vertreten, mit einer relativ hohen Zahl typischer

Brandungsarten (z.B. E. danica, O. villosus, R. cupreus,

S. nigricornis, Sericostoma sp.); typische Verlandungs-

arten fehlen völlig

dominierende Arten/Taxa (Siedlungsdichte insgesamt

durchschnittlich): C. luteolum, C. luctuosa, D. polymor-

pha, C. horaria, G. roeseli, C. simile und T. waeneri

33 Arten/-paare zzgl. 7 Taxa + 17 Chironomidentaxa

TUR 3, MOL 7, OLI/HIR 6, AMP/ISO 2, EPH 6, MEG

1, HET 1, COL 3, TRI 9

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,0 bzw. 0,33]

Kurzbezeichnung Typ Verlandung Typ 03_Schilf 02_Seek

ohne Chironomiden 0,70 0,95

mit Chironomiden 0,82 0,97

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 12,1 (6,5)

Holzbesiedler Art-% 53

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 5 13

mit Chironomiden 11

Plausibilisierung Bewertung Mit Bezug auf das Leitbild deutlich veränderte Gemeinschaft; im Unterschied zu T11

lässt aber der Verlandungsindex evtl. noch eher auf ein natürlicherweise stärker exponiertes und weniger verlanden-

des Ufer schließen (typischer Brandungsverlauf und -wert, EU~PARA) > mit Bezug auf Seekreide-Ufer wie weiter süd-

lich am Westufer die Zönose gerade noch als bedingt typisch zu werten, und nur mit Bezug auf das exponierte See-

kreideufer mit Kiesbeimischung und Dünung als typisch (relativ hohe Zahl von Bewegtwasser- und echten Brandungs-

arten).

Der Faunaindex demgegenüber mit II bzw. I zu gut, aber Abwertung durch relativ geringe Zahl typspezifischer Arten

und deutliche Abweichungen im Verlandungsindex auf insgesamt III mäßig . Mit Bezug auf Seekreideufer mit deutli-

cher Dünung und Kies Bewertung günstiger. Beide Bewertungen ergeben sich auch bei Anwendung der entwickelten

Indexwerte, allerdings nur, wenn die typspezifische Artenvielfalt mit einbezogen wird

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Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 40

Starnberger See Transekt 08

Beschreibung/Beeinträchtigungen: naturnah [Hemerobie

2]; Badestelle/Kiesstrand mit angrenzenden Trittrasen und

naturnahen Gehölzstrukturen; Steganlage

Substratverteilung: überwiegend Seekreide/Sand, mit we-

nig Kies und schmalem, lockeren Schilfsaum auf etwa der

Hälfte der Uferlinie

Charakterisierung Artengemeinschaft

Bedingt typische Gemeinschaft mit einer relativ hohen

Zahl/einem relativ hohen Anteil ausgesprochen euryö-

ker Arten in nennenswerter Zahl (u.a. relativ viele Egel,

auch Schlammfliegen, Asseln u.a. - im "Widerspruch"

zu dem relativ hohen Anteil Bewegtwasserarten);

typische Arten in für den Ufertyp eher geringer Zahl,

wenn man die Bewegtwasserarten dazu nimmt deutlich

günstiger, aber fast durchweg in niedriger Dichte (auf-

fällig v.a. bei den Eintagsfliegen, auch Köcherfliegen;

bei den Eintagsfliegen fehlt z.B. die bezeichnende C.

simile, die weiter nördlich an T10 in gutem Bestand

vorhanden ist), demgegenüber die euryöken in teils

deutlich besseren Beständen

Besonders bezeichnende Arten: P. amnicum, H. obli-

quus, Lype sp. und Molanna angustata, evtl. noch die

Bewegtwassertaxa Riolus sp. und S. nigricornis.

Neozoenanteil mit etwa 18 % sehr hoch und auch für

den Starnberger See (mit insgesamt relativ hoher Neo-

zoendichte) überdurchschnittlich

Köcherfliegen für den Ufertyp durchaus artenreich,

aber stark von Bewegtwasserarten geprägt und nur als

typisch anzusehen, wenn diese auch zu den typischen

gezählt werden (siehe aber oben gewisse Diskre-

panz zum Charakter der Störzeiger/Euryöken)

dominierende Arten/Taxa (Siedlungsdichte insgesamt

sehr gering!): D. polymorpha, G. roeseli, ansonsten nur

noch die beiden Ephemera-Arten E. vulgata und E. da-

nica sowie die Kleinmuscheln P. amnicum, P. nitidum

und P. subtruncatum in nennenswerten Beständen

36 Arten/-paare zzgl. 8 Taxa + 22 Chironomidentaxa

TUR 3, MOL 8, OLI/HIR 6, AMP/ISO 4, EPH 5, PLE 1,

MEG 1, COL 4, TRI 12

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen -0,05 bzw. 0,37]

Kurzbezeichnung Typ Seeanlandg. Kies (mit Seekreide) Typ 02_Seekr

ohne Chironomiden 0,61

mit Chironomiden 0,84

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 18,0 (10,1)

Holzbesiedler Art-% 52

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 15

mit Chironomiden 27

Plausibilisierung Bewertung Verlandungsindex vom angesetzten Ufertyp abweichend, Wert und Verlauf indizieren

tendenziell ein Brandungsufer (evtl. im Nordteil des Sees noch als typisch zu werten), aber: Werte für den Faunaindex

mit Bezug auf Brandungsufer +/- ident, nur die Anzahl typischer Arten etwas höher. In beiden Fällen bleibt die relativ

hohe Zahl und Dichte euryöker bis untypischer Arten (die insbesondere dem Brandungscharakter entgegen steht,

ebenso wie die einzigen Arten, die etwas höhere Dichten erreichen, i.W. euryöke oder Störzeiger bzw. grabende See-

kreide/Sandarten sind), die ausgesprochen niedrige Siedlungsdichte (Badestelle!) und der relativ hohe Neozoen-Anteil.

Bewertung nach Faunaindex II bzw. II+ (mit Chironomiden), mit Abzug für eine eher geringe Zahl typischer Arten (An-

satz SSk) und hohe Neozoen-Beteiligung, Tendenz zu mäßig

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 41

Starnberger See Transekt 06 [Roseninsel]

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich [Hemerobie

2]; schmales Kiesufer mit mehreren Sturzbäumen, lokal

Steinschüttung, angrenzend Parkanlage mit Altbäumen

Substratverteilung: überwiegend Seekreide/Sand, mit we-

nig Kies und einzelnen großen Steinen, eingesandetes

Totholz, wenig Characeen

Charakterisierung Artengemeinschaft

Typische Gemeinschaft mit einer relativ hohen Zahl

bezeichnender Arten, allerdings vergesellschaftet mit

einer ebenfalls relativ hohen Zahl von mindestens eu-

ryöken, teils auch störanzeigenden Arten; hoher Anteil

von Holzbesiedlern

Besonders bezeichnende Arten sind C. simile, H. con-

finis und H. obliquus, Lype sp. und M. angustata.

Neozoenanteil mit etwa 18 % sehr hoch und auch für

den Starnberger See (mit insgesamt relativ hoher Neo-

zoendichte) überdurchschnittlich

weitere zönotische Parameter ohne auffälligen Be-

fund: Nichtinsektenanteil, Anteil Bewegtwasserarten

(für den Ufertyp bezeichnend allenfalls mittel)

dominierende Arten/Taxa (Siedlungsdichte insgesamt

eher gering): D. polymorpha, C. luteolum, T. waeneri,

C. horaria und C. luctuosa sowie P. antipodarum, d.h.

sowohl relativ kommune typische und Neozoen.

36 Arten/-paare zzgl. 6 Taxa + 21 Chironomidentaxa

TUR 2, MOL 9, OLI/HIR 3, AMP/ISO 4, EPH 6, HET

1, MEG 1, COL 3, TRI 13

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,31 bzw. 0,65]

Kurzbezeichnung Typ Seeanlandg. Kies (mit Seekreide) Typ 02_Seekr

ohne Chironomiden 0,94

mit Chironomiden 1,01

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 17,5 (8,7)

Holzbesiedler Art-% 57

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 17

mit Chironomiden 28

Plausibilisierung Bewertung Verlandungsindex vom Verlauf und Wert her akzeptabel (insbesondere auch für Kies-

anlandung, siehe unten), relativ hohe EU-Anteile, aber aufgrund der exponierten Insellage auch relativ starke Dünung,

insgesamt damit in Ordnung. Abgesehen von einer relativ hohen Beteiligung euryöker Arten und insbesondere Neo-

zoen an der Zönose keine nennenswerten Defizite erkennbar. Nach Faunaindex sehr gut bei relativ hoher (guter) Ar-

tenvielfalt, allerdings hoher Neozoen-Beteiligung, bemerkenswert ist der relativ hohe Anteil Holzarten, insgesamt so-

wohl nach Indices als auch nach zu Fuß-Analyse gut

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 42

Starnberger See Transekt 05

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich [Hemerobie

1-2]; naturnaher Buchenwald mit Altbäumen am Hangfuß

der Seitenmoräne, reicht bis unmittelbar ans Ufer

Substratverteilung: überwiegend Seekreide/Sand, mit we-

niger Kies, größere Characeenbestände, im Uferbereich

hohes CPOM-Aufkommen (Buchenlaub, Characeen-Res-

te)

Charakterisierung Artengemeinschaft

(Bedingt) typische Gemeinschaft mit einer begrenzten

Zahl euryöker Arten bzw. Störzeiger, insbesondere we-

nigen Egeln (dabei ganz ohne Erpobdellidae) und den

ausgesprochen euryöken in vielfach eher geringer

Dichte (z.B. Strudelwürmer, Asseln, kommune Schne-

cken)

typische Arten in für den Ufertyp eher geringer Zahl,

wenn man die Bewegtwasserarten dazu nimmt deutlich

günstiger (Zönose in diesem Fall ausgesprochen ty-

pisch)

Auffälligkeiten im Artenspektrum: fehlt wie an T08 C.

simile, artenreiche Köcherfliegenfauna mit hoher Zahl

von Brandungsarten,

Besonders bezeichnende Arten: P. amnicum, H. con-

finis und obliquus, M. angustata, evtl. noch die Be-

wegtwassertaxa Riolus sp. und S. nigricornis.

Neozoenanteil mit etwa 20 % sehr hoch und auch für

den Starnberger See (mit insgesamt relativ hoher Neo-

zoendichte) deutlich überdurchschnittlich.

dominierende Arten/Taxa (Siedlungsdichte insgesamt

gering): D. polymorpha, C. luteolum, G. roeseli und Di-

kerogammarus sowie H. obliquus und Tinodes sp. (hier

wohl T. maculicornis), d.h. sowohl Neozoen bzw. Eury-

öke als auch ausgesprochen bezeichnende Arten.

37 Arten/-paare zzgl. 8 Taxa + 20 Chironomidentaxa

TUR 3, MOL 9, OLI/HIR 4, AMP/ISO 4, EPH 6, MEG

1, HET 1, COL 5, TRI 11, LEP 1

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,11 bzw. 0,35]

Kurzbezeichnung Typ Seeanlandg. Kies (mit Seekreide) Typ 02_Seekr

ohne Chironomiden 0,83

mit Chironomiden 0,90

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 20,3 (13,3)

Holzbesiedler Art-% 49

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 16

mit Chironomiden 29

Plausibilisierung Bewertung Ähnlich T08, der Faunaindex jedoch (deutlich) besser. Auch hier werden durch den Ver-

landungsindex Bewegtwasserverhältnisse angezeigt (v.a. Köcherfliegen) und nur unter Berücksichtigung der entspre-

chenden Arten bei der Bewertung der Spezifität der Zönose ergibt sich hier eine günstige Beurteilung. Der Bewertung

gemäß Faunaindex als sehr gut stehen der hohe Neozoenanteil und die nur begrenzt typische Zönosenzusammenset-

zung entgegen, insgesamt übereinstimmend als gut zu werten (je nach Wertung der "Brandungsarten" ggf. auch im

unteren Bereich von gut)

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 43

Starnberger See Transekt 03

Beschreibung/Beeinträchtigungen: naturnah [Hemerobie

2]; Uferabschnitt vor Parkanlage, mit dichtwüchsigem

Schilfbestand, unmittelbar angrenzend i.W. Weidenbü-

sche und Einzelbäume

Substratverteilung: überwiegend Seekreide/Sand, mit we-

niger Kies, dichter Schilfgürtel im Wasser (auf ca. 20 %),

wenig Streu

Charakterisierung Artengemeinschaft

Typische Gemeinschaft mit einer sehr begrenzten

Zahl ausgesprochen euryöker Arten bzw. Störzeiger,

die abgesehen von D. polymorpha auch nur in geringer

Dichte vorkommen (auch Asellus in vergleichsweise gu-

tem Bestand, aber zumindest für die Verlandung nicht

negativ zu werten)

typische Arten in für den Ufertyp hoher Zahl von 21

(Seekreide) bzw. 24 Arten, vergleichsweise niedrige

Prozentanteile der typischen am Gesamtartenbestand

i.W. auf die hohe Zahl wenig spezifischer typischer Be-

gleiter zurückzuführen (und nicht auf Störzeiger; Anteil

Typische Seekreide 47 %, Seekreide+Schilf 53 %)

Auffälligkeiten im Artenspektrum: bei den Köcherflie-

gen mehrere Limnephiliden sowie A. varia als verlan-

dungstypische Phryganaeide und C. flavidus; Sigara,

Haliplus flavicollis, C. dipterum und Valvata cristata

Besonders bezeichnende Arten: P. amnicum, C. simi-

le, H. confinis und obliquus sowie L. decipiens und M.

angustata zusätzlich noch Riolus sp. (anscheinend Be-

sonderheit Starnberger See selbst in strömungsge-

schützten Buchten, möglicherweise eher durch Grund-

wasserdurchzug/-einfluss)

Neozoenanteil mit etwa 9 % für den Ufertyp hoch, im

Starnberger See aber einer der drei niedrigsten Werte

überhaupt

dominierende Arten/Taxa (Siedlungsdichte insgesamt

gering): C. horaria, D. polymorpha, Asellus aquaticus,

G. roeselii, C. luteolum, C. luctuosa und S. lutaria

45 Arten/-paare zzgl. 8 Taxa + 24 Chironomidentaxa

TUR 3, MOL 8, OLI/HIR 6, AMP/ISO 4, EPH 7, MEG

1, HET 4, COL 5, TRI 15

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,14 bzw. 0,37 / 0,24 bzw.

0,48]

Kurzbezeichnung Typ Seeanlandung Kies/Schilfufer Typ 02_Seekr 03_Schilf

ohne Chironomiden 0,55 0,68

mit Chironomiden 0,69 0,68

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 8,9 (4,7)

Holzbesiedler Art-% 47

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 21 13

mit Chironomiden 33 19

Plausibilisierung Bewertung Nach Leitbild wie auch im Gelände vorgefunden ein Abschnitt mit Schilf und direkt da-

neben einer ohne; nach Verlauf des Verlandungsindex wohl Übergang [das Maximum an Verlandung, wie sie im

Starnberger See heute anzutreffen ist]. Nach Detailanalyse keine nennenswerten Defizite zu erkennen, (allenfalls

könnte die typspezifische Artenvielfalt bzw. die Spezifität der Zönose noch etwas höher sein, trotz des absolut gesehen

für den Typ hohen Neozoenanteils angesichts der ansonsten im See realisierten Werte gut bis sehr gut, in Überein-

stimmung mit der indexgestützten Bewertung (Faunaindex gut, Verlandungsindex und Artenvielfalt sehr gut)

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 44

Starnberger See Transekt 01

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich [Hemerobie

1-2]; Uferabschnitt mit schmalem Schilfgürtel, fast aus-

schließlich Landschilf mit Rohrglanzgras und Großseggen

dahinter, angrenzend Weiden und Weidenbüsche, Baum-

zeile aus Schwarzerle, Esche

Substratverteilung: Seekreide/Sand mit relativ hohem

Kiesanteil, Schilf praktisch ausschließlich an Land, nur an

einer Stelle kleiner Bestand im Wasser

Charakterisierung Artengemeinschaft

Gemeinschaft sehr uneinheitlich zusammengesetzt:

Die Nichtinsekten-Fauna stark von euryöken Arten

überprägt und wenig brandungstypisch (z.B. vergleichs-

weise hohe Dichten bei Würmern, Asseln), außerdem

auffallend die extrem artenarme Molluskenfauna mit nur

den drei häufigsten Arten überhaupt; demgegenüber

bei den Insekten eine artenreiche und brandungstypi-

sche Köcherfliegen-Zönose und bei den Eintagsfliegen

und Wasserkäfern Bewegtwasserarten zumindest auch

in deutlichem Umfang vorhanden; umgekehrt aber die

im (gegebenen) See seltenen Kleinlibellen an dieser

Stelle vertreten und auch Schlammfliegen in nennens-

werter Zahl vorhanden; auch steht den individuenrei-

chen Vorkommen besonders bezeichnender Seekrei-

deufer-Arten wie H. confinis und H. obliquus das Fehlen

der sonst in diesem Ufertyp steten Pisidien-Arten sowie

von M. angustata und C. simile gegenüber.

Zönose damit allenfalls als bedingt typisch zu werten,

allein die völlig unspezifische Nichtinsektenfauna macht

immerhin ein Drittel der Gesamtindividuen aus. Mit al-

leinigem Bezug auf das Seekreide-Ufer ist auch die

typspezifische Artenvielfalt mit nur 11 Arten sehr nied-

rig, nimmt man die Bewegtwasserarten hinzu erhöht

sich der Wert auf 20 und liegt damit immerhin noch in

einen mittleren Bereich.

Besonders bezeichnende Arten: H. confinis und H.

obliquus, R. cupreus, S. nigricornis und O. testacea.

Neozoenanteil mit 8 % der niedrigste im Starnberger

See festgestellte Wert, v.a. auch in Anbetracht der

Substratverhältnisse (hoher Kiesanteil) bemerkenswert

dominierende Arten/Taxa (Siedlungsdichte für See-

kreideufer gering, für Brandungsufer mittel): Riolus sp.,

Tinodes (waeneri und maculicornis) einerseits und we-

nig spezifisch Asellus, Dreissena, Gammarus roeselii

sowie Oligochaeta andererseits, bedingt noch einige

Eintagsfliegen und H. obliquus

30 Arten/-paare zzgl. 11 Taxa + 15 Chironomidentaxa

TUR 2, MOL 3, OLI/HIR 7, AMP/ISO 3, EPH 5, ODO

2, MEG 2, COL 5, TRI 12

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,24 bzw. 0,51]

Kurzbezeichnung Typ Seekreide mit max. Schütterschilf Typ 02_Seekr 01_Gerö

ohne Chironomiden 0,65 0,99

mit Chironomiden 0,80 1,01

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 8,2 (5,3)

Holzbesiedler Art-% 49

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 11 17

mit Chironomiden 18 20

Plausibilisierung Bewertung Nach Substratverhältnissen, Verlandungsindex und Arteninventar stark exponiertes

Seekreide-Ufer mit hohem Kiesanteil bzw. hohem Anteil von Brandungsarten > danach eher als Brandungsufer zu be-

werten, aber die Gemeinschaft nicht einheitlich und eindeutig ausgeprägt, den Brandungsarten stehen relativ viele be-

wegtwassermeidende gegenüber und zudem ausgesprochen euryöke Arten, die gegen eine Zuordnung zu (nur) die-

sem Ufertyp sprechen. Provisorisch wird die Bewertung für das Seekreide-Ufer herangezogen, mit einer Wertung der

typischen Brandungsarten als typische Arten. Danach liegen Faunaindex und Artenvielfalt bei II, mit einem im See sehr

niedrigen Neozoen-Anteil. Nach der Detailanalyse stehen ausgesprochen litoraltypischen Teilzönosen hohe Anteile eu-

ryöker Arten gegenüber. Grundsätzlich ähnliche Bewertung als gut oder gut bis mäßig

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 45

Starnberger See Transekt 30

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich [Hemerobie

1]; angrenzend naturnaher Gehölzbestand mit Erle

Substratverteilung: Seekreide-Ufer mit allenfalls schütte-

rem Schilf (ca. 10 % der Fläche, DG 30 %), Substrat ohne

Kiesanteil

Charakterisierung Artengemeinschaft

Typische, artenreiche jedoch individuenarme Ge-

meinschaft mit einer begrenzten Zahl ausgesprochen

euryöker Arten bzw. Störzeiger

typische Arten in der für den Ufertyp hohen Zahl von

21, die demgegenüber relativ niedrigen Prozentanteile

um 50 % der typischen am Gesamtartenbestand i.W.

auf die hohe Zahl durchaus wenig spezifischer typi-

scher Begleiter zurückzuführen und nicht auf Störzeiger

Auffälligkeiten im Artenspektrum: ausgesprochen ar-

tenreiche und bezeichnende Molluskenfauna, Ischnura

elegans, Köcherfliegenzönose mit geringem Anteil von

Brandungsarten

Besonders bezeichnende Arten: P. amnicum, H. obli-

quus, M. angustata (+ R. cupreus)

Neozoenanteil mit etwa 17 % für den Ufertyp sehr

hoch und auch für den Starnberger See überdurch-

schnittlich

dominierende Arten/Taxa: Siedlungsdichte insgesamt

sehr gering (wohl in Zusammenhang mit dem fehlenden

Kiesanteil im Substrat, ohne dass statt dessen in grö-

ßerem Umfang Schilf oder Streu hinzutreten würden),

in vergleichsweise größeren Beständen Neozoen und

euryöke Arten (P. antipodarum, Dreissena, G. roeselii,

P. nitidum) sowie C. horaria und M. angustata

41 Arten/-paare zzgl. 8 Taxa + 21 Chironomidentaxa

MOL 12, OLI/HIR 7, AMP/ISO 4, EPH 6, ODO 1, HET

2, COL 4, TRI 13

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,31 bzw. 0,60]

Kurzbezeichnung Typ Seekreide Typ 02_Seekr

ohne Chironomiden 0,94

mit Chironomiden 0,97

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 17,4 (9,2)

Holzbesiedler Art-% 53

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 21

mit Chironomiden 32

Plausibilisierung Bewertung Verlandungsindex in Verlauf und Wert leitbildgemäß. Faunaindex sehr gut, mit und oh-

ne Chironomiden in hohem Maß übereinstimmend. Sehr hohe typspezifische Artenvielfalt, allein die Siedlungsdichte ist

- substratbedingt - sehr niedrig (nicht als Defizit zu werten, insbesondere, wenn man die dafür sehr hohe Artenvielfalt

in Betracht zieht). Der Neozoen-Anteil ist hoch, speziell für den Substrattyp sogar sehr hoch und steht als einziges

dem sehr guten Zustand entgegen. Bewertung nach Detailanalyse und nach Indexwerten übereinstimmend (bei den

Indexwerten kommt nur die geringe Siedlungsdichte nicht vor); mindestens gut

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 46

Starnberger See Transekt 28

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich [Hemerobie

2]; angrenzend einzelne Weidenbüsche, auf dem Terras-

senhang Wald bzw. ein Grundstück mit Altbaumbestand

Substratverteilung: Kiesufer mit Seekreide/Sand, ohne

Schilf; Kies lokal mit fädigen Grünalgen (mittlerer Be-

wuchs), ansonsten schwacher Diatomeenbewuchs

Charakterisierung Artengemeinschaft

am Schluss noch vergleichen mit Brandungsufern

Ostseite

Gemeinschaft deutlich von Bewegtwasserarten be-

stimmt (siehe auch Verlandungsindex mit absolut bran-

dungstypischem Verlauf und Wert); demgegenüber

stehen allerdings bei den Nichtinsekten überwiegend

ausgesprochen euryöke wenig spezifische Arten, die al-

lein etwa die Hälfte der nachgewiesenen Individuen

stellen, ganz ähnlich wie bei Transekt 01 (im Vergleich

zu diesem aber jedenfalls deutlich brandungsgeprägt)

Auffälligkeiten im Artenspektrum: Ausgesprochen

niedrige Artenzahlen bei den Mollusken und Köcherflie-

gen, insgesamt hohe Siedlungsdichten bei den Haken-

käfern (und zwar nicht Riolus wie sonst am gesamten

Westufer, sondern Fließwasserarten der Gattungen

Esolus und Limnius), zugleich einzige Stelle am West-

bzw. Südufer mit Steinfliegen.

Nur unter dem Aspekt eines reinen Brandungsufers

ist die Zönose als typisch und bei den typischen Arten

auch als artenreich anzusehen (19 Arten), trotz der teils

vergleichsweise hohen Dichten untypischer Arten wie

z.B. Wasserasseln; mit Bezug auf Seekreide-Ufer

überwiegt der Anteil der euryöken und Störzeiger ge-

genüber den nur wenigen typischen (N=12) deutlich.

Besonders bezeichnende Arten: für Seekreideufer nur

H. confinis, für Brandungsufer neben H. obliquus noch

Leuctra sp., S. nigricornis und die o.g. Hakenkäfer

Neozoenanteil mit 12 % zwar absolut gesehen hoch,

für den Starnberger See aber nur durchschnittlich

dominierende Arten/Taxa: Störzeiger und Euryöke wie

Dreissena, Asellus und G. roeselii sowie typische bis

spezifische wie T. waeneri und T. maculicornis, Esolus,

Synurella und Stylodrilus

28 Arten/-paare zzgl. 8 Taxa + 13 Chironomidentaxa

TUR3, MOL 3, OLI/HIR 6, AMP/ISO 5, EPH 5, PLE 1,

MEG 1, HET 1, COL 5, TRI 6

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,03 bzw. 0,34 // 0,65 bzw..

69]

Kurzbezeichnung Typ Seekreide Typ 02_Seekr 01_Ger

ohne Chironomiden 0,47 0,92

mit Chironomiden 0,69 0,95

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 12,0 (7,4)

Holzbesiedler Art-% 47

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 12 19

mit Chironomiden 17 22

Plausibilisierung Bewertung Verlandungsindex mit sehr deutlicher Brandungsindikation (in Übereinstimmung auch

mit der Kiesdominanz des Substrats). Artenvielfalt sowohl insgesamt als auch bei den typischen Arten sowie Sied-

lungsdichte mit Bezug auf Brandungsufer hoch bzw. im Normalbereich. Unter dieser Prämisse Bewertung nach dem

Faunaindex sehr gut und auch die Artenvielfalt in jedem Fall gut, aufgrund des relativ hohen Neozoenanteils und der

niedrigen Holzbesiedler aber insgesamt nur als gut zu werten. Mit Bezug auf Seekreide-Ufer Faunaindex mäßig bis

gut (ohne bzw. mit Chironomiden), in jedem Fall aber die spezifische Artenvielfalt gering und damit in der Gesamtbe-

wertung nur mäßig. In beiden Fällen kommt die Detailanalyse zum gleichen Ergebnis

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 47

Starnberger See Transekt 15

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich [Hemerobie

1]; mit ungestörtem Kiesufer, gezäuntem Schütterschilf

und Auwald angrenzend

Substratverteilung: Grobkies dominant, nur wenig Sand

und feinerer Kies eingemischt, Wasserschilf auf < 5 % der

Fläche; Kies mit dünnem Algenbewuchs, vielfach versin-

tert und zerklüftet

Charakterisierung Artengemeinschaft

Hochspezifische und artenreiche Gemeinschaft der

Brandungsufer, mit der höchsten höchsten Zahl typi-

scher Arten der Brandungsufer insgesamt

Auffälligkeiten im Artenspektrum: Abgesehen von den

Neozoen D. polymorpha und D. haemobaphes in gro-

ßen Beständen zwar nur relativ wenige Störzeiger und

Euryöke, einzelne darunter aber in gerade für den Ufer-

typ ungewöhnlich hoher Dichte: betrifft insbesondere

Asellus aquaticus, aber auch Egel und Oligochaeten

(unter denen sich allerdings auch wieder typische Arten

finden); auch die Chironomiden-Dichte ist vergleichs-

weise hoch möglicherweise sind in dem schmalen

gezäunten Schilfbestand oder an der Uferlinie ge-

schützte Bereiche mit Material/Detritusakkumulation

vorhanden, die den entsprechenden Arten Möglichkei-

ten bieten

Besonders bezeichnende Arten: E. dispar, H. obli-

quus, R. cupreus, S. nigricornis, für den Starnberger

See evtl. auch noch C. macrura

Neozoenanteil mit 19 % sehr hoch

dominierende Arten/Taxa: Höchste Dichten erreichen

fast ausschließlich Neozoen und andere Störzeiger (D.

polymorpha und D. haemobaphes, A. aquaticus und

Tubificiden), einzige Ausnahme sind die Larven von Ti-

nodes sp., wobei es sich im Starnberger See höchst-

wahrscheinlich um den seespezifischen T. maculicornis

handelt. Dennoch sind auch mehrere der spezifischen

Arten in guten Beständen vorhanden, im Verhältnis zu

den o.g. treten sie aber deutlich zurück

35 Arten/-paare zzgl. 8 Taxa + 16 Chironomidentaxa

TUR 2, MOL 4, OLI/HIR 8, AMP/ISO 4, EPH 8, MEG

2, HET 1, COL 5, TRI 9

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,20 bzw. 0,26]

Kurzbezeichnung Typ Brandung Typ 01_Geröll

ohne Chironomiden 0,56

mit Chironomiden 0,61

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 18,8 (11,0)

Holzbesiedler Art-% 51

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 23

mit Chironomiden 28

Plausibilisierung Bewertung Das Ufer erscheint absolut natürlich. Der Verlandungsindex ist in Verlauf und Absolut-

wert leitbildgemäß, nach dem Index scheint aber die Brandungssituation in Richtung Süden noch stärker ausgeprägt

(dort 1,5, Steilwand im See). Die Zönose ist entsprechend auch sehr typisch und artenreich ausgenbildet, die relativ

wenigen Störzeiger und Euryöken erreichen aber sehr hohe Dichten (Gründe unklar; Zeiger für Schlamm- und Detritu-

sablagerungen bzw. -infiltration [hohe Werte insbesondere von Asellus aquaticus und auch Orthocladiinae in der Kies-

fraktion]; möglicherweise ist hier von der Seemorphologie her noch die Nähe bzw. ein Auslaufen der nördlichen Ver-

landungsbereiche zu erkennen. Entsprechend liegt der Faunaindex im unteren Bereich von Klasse II sowohl mit als

auch ohne Berücksichtigung der Chironomiden; dies wird aber durch die sehr hohe Zahl typischer Arten soweit kom-

pensiert, dass (trotz hoher Neozoen-Werte) zumindest eine Bewertung als gut resultiert, was auch den Ergebnissen

der Detailanalyse entspricht

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 48

Starnberger See Transekt 18

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich [Hemerobie

1]; 3 bis 4 m breiter Kiesstrand mit (extensiver?) Badenut-

zung [Tauchstelle]; angrenzend Buchenwald mit Kiefer,

am Hangfuß der Seitenmoräne, kleine Asphaltstraße (kein

öffentlicher Verkehr)

Substratverteilung: Grobkies dominant, wenig Sand und

feinerer Kies eingemischt, keine Makrophyten, sehr wenig

Laub; Kies gesamte Kiesfraktion mit mindestens schwa-

chem Diatomeenbewuchs, Grobkies mit deutlichem Al-

genüberzug

Charakterisierung Artengemeinschaft

Hochspezifische, aber eher artenarme Gemeinschaft

der Brandungsufer, mit einzelnen +/- exklusiven Fließ-

wasserarten (D. punctata nur hier, L. volckmari zumin-

dest nur an wenigen Stellen)

Auffälligkeiten im Artenspektrum: sind i.W. die ver-

gleichsweise hohen Dichten bei den Fließwasserarten

und/oder Großsteinbesiedlern (Ecdyonurus, Ephemera

danica [stärker als E. vulgata] Tinodes, Sericostoma),

auch hier - ähnlich wie an T15 - relativ hohe Dichten

von Würmern, überhaupt keine Kleimuscheln

Besonders bezeichnende Arten: E. dispar, H. obli-

quus, L. volckmari, S. nigricornis

Neozoenanteil mit 21 % sehr hoch

dominierende Arten/Taxa: D. polymorpha, Dikerogam-

marus, T. waeneri und Tubificiden, daneben noch T.

maculicornis und Sericostoma

22 Arten/-paare zzgl. 6 Taxa + 16 Chironomidentaxa

TUR 1, MOL 2, OLI/HIR 4, AMP/ISO 5, EPH 6, HET

1, COL 2, TRI 7

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,47 bzw. 0,55]

Kurzbezeichnung Typ Brandung Typ 01_Geröll

ohne Chironomiden 1,03

mit Chironomiden 1,08

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 20,9 (11,5)

Holzbesiedler Art-% 50

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 15

mit Chironomiden 19

Plausibilisierung Bewertung Nach Verlandungsindex ein extremes Brandungsufer, sicherlich befördert durch das

schmale Litoral mit Steilwandabbruch: Der Faunaindex ist ausgesprochen hoch, die Artenvielfalt (bei hoher Spezifität

der Zönose) eher niedrig. Umgekehrte Situation wie weiter nördlich an Transekt 15, mit einer extrem artenreichen Zö-

nose, an der aber zahlenmäßig nennenswert auch Euryöke und Störzeiger beteiligt sind. Auch hier ergibt sich eine

Bewertung als (mindestens) gut, mit einem sehr guten Faunaindex bzw. einer hohen Spezifität der Fauna einerseits

und einer - vermutlich natürlicherweise - eher geringen Vielfalt der typischen Arten sowie einem sehr hohen Neozoe-

nanteil andererseits. Das Ergebnis stimmt mit dem der Detailanalyse überein

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 49

Starnberger See Transekt 21

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich [Hemerobie

1]; Kiesstrand mit allenfalls extensiver Badenutzung; an-

grenzend Buchenwald mit Kiefer, am Hangfuß der Sei-

tenmoräne (oberhalb und unterhalb des Transekts auch

wenig Auwald), kleine Asphaltstraße (kein öffentlicher

Verkehr)

Substratverteilung: Grobkies dominant, wenig Sand und

feinerer Kies eingemischt, keine Makrophyten, wenig

Laub

Charakterisierung Artengemeinschaft

Hochspezifische, relativ artenreiche Gemeinschaft der

Brandungsufer, mit einzelnen +/- exklusiven Fließwas-

serarten (G. fossarum nur hier, E. parallelepipedus und

L. volckmari zumindest nur an wenigen Stellen, auch P.

maculatus)

(weitere) Auffälligkeiten im Artenspektrum: wie weiter

nördlich an Transekt 18 völliges Fehlen von Kleinmu-

scheln, reduzierte Eintagsfliegenfauna mit Dominanz

der fließwassertypischen Ecdyonurus-Larven, ähnlich

bei den Köcherfliegen nur wenige Arten, aber +/- alle

typisch mit guten Beständen der Fließwasserarten,

Wasserkäferfauna vergleichsweise artenreich und

brandungstypisch; auffällig wie schon an den anderen

Brandungsufern relativ hohe Oligochaeten- und Assel-

Dichten

Besonders bezeichnende Arten: Ecdyonurus, H. obli-

quus, Esolus, L. volckmari, außerdem noch G. fossa-

rum (!) und S. ambulans (seetypisch) in sehr gutem Be-

stand

Neozoenanteil mit nur 9 % für den See und insbeson-

dere dort auch die gerölldominierten Brandungsufer

niedrig (möglicherweise Substrat mit weniger großen

ortsstabilen Steinen als in den Brandungsufern weiter

nördlich und dadurch die deutlich geringere Dreissena-

Dichte erklärbar?)

dominierende Arten/Taxa: S. ambulans, T. waeneri,

Ecdyonurus, A. aquaticus, Tubificiden und Lumbricu-

liden (einschl. S. heringianus)

29 Arten/-paare zzgl. 7 Taxa + 12 Chironomidentaxa

TUR 4, MOL 3, OLI/HIR 6, AMP/ISO 6, EPH 5, COL

5, TRI 7

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,62 bzw. 0,65]

Kurzbezeichnung Typ Brandung Typ 01_Geröll

ohne Chironomiden 0,78

mit Chironomiden 0,80

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 9,0 (6,4)

Holzbesiedler Art-% 53

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 19

mit Chironomiden 23

Plausibilisierung Bewertung Verlandungsindex leitbildgemäß (Brandungsufer). Faunaindex I bis II (ohne bzw. mit

Chironomiden, in beiden Fällen im Bereich der Klassengrenze), Artenvielfalt hoch und Neozoenanteil vergleichsweise

niedrig; insgesamt gut bis sehr gut in Übereinstimmung mit der Detailanalyse

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 50

Starnberger See Transekt 23

Beschreibung/Beeinträchtigungen: Mauerverbau zum

Grundstückschutz [ Hemerobie 3], der Mauer vorgela-

gert jedoch bis zur Wasserlinie ein > 2 m breiter natürli-

cher Kiesstrand mit allenfalls extensiver Badenutzung;

angrenzend Altbaumbestand, Holzhäuschen mit extensiv

gepflegtem Garten, diverse Wohnhäuser mit Gärten

Substratverteilung: Grobkies dominant, wenig Sand und

feinerer Kies eingemischt, keine Makrophyten, Kies mit

schwachem Diatomeenbewuchs, kaum zerklüftet

Charakterisierung Artengemeinschaft

Typische, aber relativ artenarme Gemeinschaft der

Brandungsufer, wobei der Fließwassercharakter etwas

schwächer ausgeprägt ist als an den nördlichen Stellen,

Korngrößen kleiner: Beispiele Goera pilosa statt Silo

nigricornis, verstärkt Caenis-Arten und statt dessen

weniger Ecdyonurus, keine Hakenkäfer!

Nur zwei besonders bezeichnende Arten bzw. Taxa:

Ecdyonurus venosus-Gruppe und H. obliquus, außer-

dem noch hervorzuheben C. macrura (alle drei Arten in

mittleren Beständen)

Neozoenanteil mit 16 % hoch und auch für den See

überdurchschnittlich; an dieser Stelle wesentlich durch

Dikerogammarus bestimmt und weniger durch Dreis-

sena

dominierende Arten/Taxa: T. waeneri und T. maculi-

cornis, Dikerogammarus, Lumbriculiden (einschl. S.

heringianus)

22 Arten/-paare zzgl. 10 Taxa + 20 Chironomidentaxa

TUR 4, MOL 2, OLI/HIR 6, AMP/ISO 4, EPH 6, COL

1, TRI 9

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,44 bzw. 0,49]

Kurzbezeichnung Typ Brandung Typ 01_Geröll

ohne Chironomiden 0,83

mit Chironomiden 0,85

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 16,2 (9,0)

Holzbesiedler Art-% 56

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 14

mit Chironomiden 18

Plausibilisierung Bewertung Verlandungsindex leitbildgemäß. Faunaindex sehr gut, aber Zustandsklasse angesichts

der geringen Artenvielfalt und der hohen Neozoenbeteiligung im unteren Bereich von gut, in Übereinstimmung mit der

Detailanalyse

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 51

Starnberger See Transekt 25

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich [Hemerobie

1; Schilfufer], Kiesufer landseits mit Weidenbüschen und

kleinem schwachwüchsigen Schilfbestand auf Bank; auf

Teilstrecken Straße ufernah

Substratverteilung: Schluff/Sand dominant, Kies nur ufer-

nah im unmittelbaren Brandungsbereich

Charakterisierung Artengemeinschaft

Seekreideufer mit schmalem Kiesgürtel an der Uferli-

nie (auslaufendes Brandungsufer), Artengemeinschaft

typisch, aber - für ± reine Seekreideufer grundsätzlich

ebenfalls typisch - relativ artenarm (Anzahl von 13 typi-

schen Arten liegt für diese Uferausprägung noch im

normalen Bereich) und selbst für den Ufertyp auffallend

dünn besiedelt; Anteil Fließwasserarten im Unterschied

zu den Brandungsufern deutlich unter 50 %

Auffälligkeiten im Artenspektrum: hohe Artenvielfalt

bei den Kleinmuscheln unter Beteiligung seltener und

spezifischer Arten; sie stellen allein 30 % der MZB-

Individuendichte (bei zusätzlicher Berücksichtigung der

Chironomiden immer noch deutlich über 15 %); dane-

ben vor allem noch die Eintagsfliegen artenreich, wäh-

rend die Wasserkäfer und insbesondere die Köcherflie-

gen-Fauna ausgesprochen reduziert ist

sehr niedriger Anteil Holzarten (prüfe Holzeintrag

nach Leitbild: vom regulären Siedlungssubstrat her die

Festsubstratbesiedler natürlicherweise unterrepräsen-

tiert und der niedrige Wert daher kein Defizit)

Besonders bezeichnende Arten bzw. Taxa: P. amni-

cum und E. glaucops in (vergleichsweise) guten Be-

ständen, bemerkenswert außerdem P. moitessieranum

(nur hier)

Neozoenanteil insbesondere für den Ufertyp mit 22 %

sehr hoch, höchster Wert überhaupt (sicher auch be-

dingt durch die insgesamt sehr niedrige Siedlungsdich-

te, Neozoenanteil i.W. durch Dreissena und Potamo-

pyrgus begründet, die hier eine absolut gesehen relativ

niedrige Gesamtdichte von etwa 8 bzw. 4 Ind/qm ha-

ben)

Dominierende Arten/Taxa: Abgesehen von Dreissena

Dichten > 5 Ind/qm ausschließlich bei den typischen

der sogar spezifischen Arten: P. amnicum, E. glaucops,

A. cinereus und P. henslowanum; nachgeordnet mit et-

wa 4 Ind/qm noch P. antipodarum

23 Arten/-paare zzgl. 6 Taxa + 16 Chironomidentaxa

TUR 1, MOL 8, OLI/HIR 3, AMP/ISO 4, EPH 6, MEG

1 , HET 2, COL 2, TRI 2

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,50 bzw. 0,70 // 0,38 bzw.

0,46]

Kurzbezeichnung Typ Seekreideufer in auslaufendem

Brandungsbereich

Typ 02_Seek 01_Geröl

ohne Chironomiden 1,34 1,02

mit Chironomiden 1,22 1,02

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 21,8

(12,2)

Holzbesiedler Art-% 41

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 13 11

mit Chironomiden 21 14

Plausibilisierung Bewertung Verlandungsindex zeigt - für den Starnberger See im Vergleich zu den anderen Stellen

- vom Verlauf her ein typisches Seekreideufer (eine der wenigen Stellen mit PARA > EU), der Absolutwert wäre aber

auch noch typisch für das nördlich unmittelbar anschließende Brandungsufer. Der Faunaindex ist extrem hoch, einzige

wesentliche Störzeiger sind die (ausgeklammerten) Neozoen. Die Artenvielfalt ist zwar gering, für den Ufertyp aber

noch im Normbereich (noch gut), unter zusätzlicher Berücksichtigung des hohen Neozoenanteils ergibt sich eine Be-

wertung als gut, in Übereinstimmung mit der Detailanalyse, in der abgesehen von den Neozoen und der insgesamt

sehr niedrigen Siedlungsdichte keine Defizite erkennbar werden

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 52

Starnberger See Transekt 26

Beschreibung/Beeinträchtigungen: i.W. natürlich [Heme-

robie 1; Schilfufer], nur "punktuell" Landzunge mit Stein-

schüttung; leitbildgemäß breiter Schilfgürtel, davon 1 bis 2

m überspannt, der Rest als Landschilfverlandung ausge-

bildet, mit lichtem Gehölzbestand aus Birke und Erle; im

Umgriff angrenzend Siedlung

Substratverteilung: Sand/Schluff in Bucht, wenig Dünung,

mit dichtem Schilfgürtel

Charakterisierung Artengemeinschaft

Typische, jedoch nur mäßig artenreiche Gemeinschaft

mit einer begrenzten Zahl ausgesprochen euryöker Ar-

ten bzw. Störzeiger; ebenfalls typisch niedrig liegt der

Anteil der Bewegtwasserarten, nur in der Bucht ober-

halb Bernried liegt der Anteil noch niedriger (die weni-

gen entsprechenden Arten außerdem in nur geringer

Dichte)

typische Arten in für den Ufertyp eher geringer Zahl

(N=15, unter Berücksichtigung der nur für der Verlan-

dung typischen Arten 17), die im Gesamtarteninventar

einen nur mäßig hohen Anteil von < 50 % stellen (bei

zusätzlicher Berücksichtigung der Verlandungsarten >

50 und damit im normalen Bereich)

Auffälligkeiten im Artenspektrum: sehr hoher Artanteil

von Nichtinsekten, vor allem durch die Kombination ei-

ner artenreichen Mollusken- und dabei v.a. Muschel-

fauna und ausgesprochen artenarmen Ausprägungen

der Eintagsfliegen- und bedingt auch der Wasserkäfer-

zönose (letztere auch extrem individuenarm); Köcher-

fliegenzönose relativ artenreich und typisch, v.a. aus

Hydroptiliden, Psychomyiden und Leptoceriden, aber

auch mit einzelnen Limnephiliden und v.a. Molanna al-

bicans!

Besonders bezeichnende Arten: P. amnicum, Lype

und M. albicans!

Neozoenanteil mit etwa 12 % für den Ufertyp relativ

hoch, für den Starnberger See aber nur durchschnittlich

dominierende Arten/Taxa: Micronecta (höchster Wert

aller Transekte, einziger Transsekt mit so starker Do-

minanz der Gattung), D. polymorpha, C. luteolum, C.

horaria und nachgeordnet P. henslowanum

31 Arten/-paare zzgl. 11 Taxa + 21 Chironomidentaxa

TUR 4, MOL 11, OLI/HIR 5, AMP/ISO 3, EPH 3, ODO

1, PLE 1, HET 1, COL 3, TRI 10

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,47 bzw. 0,45]

Kurzbezeichnung Typ Seekreide mit Schilfgürtel Typ 02_Seekr 03_Schilf

ohne Chironomiden 0,85 0,74

mit Chironomiden 0,87 0,70

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 12,1 (7,3)

Holzbesiedler Art-% 52

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 15 8

mit Chironomiden 26 13

Plausibilisierung Bewertung Verlandungsindex vom Verlauf her bereits in Richtung Seekreide mit dichtem Schilfgür-

tel, zumindest für den Starnberger See ein relativ hoher Anteil für das Plesiopotamon. Setzt man den Bezug auf das

Seekreideufer (was angesichts der eher geringen Streuakkumulation akzeptabel bzw. korrekt erscheint und auch ±

durch das Leitbild gedeckt ist = Übergangsbereich), so ergibt sich ein (gerade) sehr guter Faunaindex mit einer gerin-

gen, für den Ufertyp aber akzeptablen Zahl typischer Arten und entsprechend eine Bewertung als gut. Die Bewertung

stimmt im Ergebnis grundsätzlich mit der Detailanalyse überein, angesichts der Defizite bei der typspezifischen Arten-

vielfalt und ganz konkret auch bei einzelnen Gruppen des MZB im Vergleich mit "besseren" bzw. ungestörten Stellen

des Typs (z.B. T03, T30) danach aber eher im unteren Klassenbereich . [Bewertung grundsätzlich ähnlich bei Ansatz

S/V]

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 53

Ergebnisübersicht - Starnberger See Indexwerte

Trans - Transekt; VL-Indikation - Verlandungsindikation nach Diagramm-Verlauf und Indexwert (fragliche Typzuordnung in Bezug auf Brandung hier pinkt gekennzeichnet); Faunaindex - ohne Neozoen, jeweils mit [oberer Wert] und ohne Chironomiden [unterer Wert]); Diversität - Anzahl typischer und spezifischer Arten, wie Faunaindex jeweils mit und ohne Chironomiden; Hemerobie, Sub-strat - nach Leitbild/fragliche bzw. Feldprotokoll; Neo - Individuenanteil Neozoen; Xylo - Artanteil (fakultativer) Holzbesiedler. Rö-mische Zahlen = Zustandsklasse bzw. Bewertung, Pfeile = Auf-/Abwertung. Kursiv: Alternative Bewertung bei Leitbildanpassung * Hemerobie bei Anpassung Leitbild; ** Beeinträchtigung jenseits des Eulitorals

Trans VL-Leitbild/Indikation Faunaindex mit Zstkl

(mit/ohne Chid)

Diversität

(mit/ohne Chid)

Hemerobie,

Substrat

Neo

Ind%

Xylo

Art%

T11

IV

ohne Brandg Verlandung

2,1 02_seekreide

03_schilf

II 0,75

II 0,73

21

13

naturfern [4], Kies-Steine

9 59

(S/V) IV 0,14

III 0,29

10

14 8

T10

III

ohne Brandg Verlandung

1,7 02_seekreide

03_schilf

I 0,97

II+ 0,82

21

11

naturfern [4], See-kreide mit Kies

12 53

(S/V) I 0,95

II 0,70

13

14 5

II+ ohne Brandg

exponiert

1,7 02_seekreide

01_geröll

I 0,97

I 1,03

21

22

*naturnah [2]

(SSk+) I 0,95

I 1,03

13

21 19

T08 ohne Brandg 1,8 02_seekreide II+ 0,84 27 naturnah [2], See-kreide-Kies

18 52

II-III (SSk) II 0,61 15

T06 ohne Brandg 1,9 02_seekreide I 1,01 28 naturnah [2], See-kreide-Kies

18 57

II (SSk) I 0,94 17

T05 ohne Brandg 1,8 02_seekreide I 0,90 29 natürlich [1-2], Seekreide-OM-Kies

20 49

II (SSk) I 0,83 16

T03

II+

ohne Brandg Verlandung

2,2 02_seekreide 03_schilf

II 0,69 II 0,68

33 19

naturnah [2], See-kreide-Kies-Schilfgürtel

9 47

(S/V) II 0,55 II 0,68

21

24 13

T01 ohne Brandg 1,6 02_seekreide II 0,80 18 natürlich [1], See-kreide-Kies

8 49

II exponiert 01_geröll I 1,01 20

(SSk+) II 0,65 11

I 0,99 19 17

T30 ohne Brandg 2,0 02_seekreide I 0,97 32 natürlich [1], See-kreide mit Schüt-terschilf

17 53

II+ (SSv) I 0,94 21

T28 ohne Brandg 1,6 02_seekreide II 0,69 17 naturnah [2], Kies- Seekreide; Wellen

12 47

II exponiert 01_geröll I 0,95 22

(SSk+) III+0,47 12

I 0,92 20 19

T15 Brandung 1,7 ~ 01_geröll II- 0,61 28 natürlich [1], Grobkies(-Schilf)

19 51

II+ (BR) II- 0,56 23

T18 Brandung 1,5 01_geröll I 1,08 19 natürlich [1], Grob-kies; Ufer schmal

21 50

II+ (BR) I 1,03 15 ()

T21 Brandung 1,6 01_geröll II+ 0,80 23 natürlich [1], Grob-kies

9 53

I-II (BR) I- 0,78 19

T23 Brandung 1,7 01_geröll I- 0,85 18 **beeinträchtigt [3], Bade-/Boots-stelle, Grobkies

16 56

II (BR) I 0,83 14

T25

II

± ohne Brandg

(SSb)

1,7 ~

(01_geröll)

I+ 1,22

(I 1,02)

21

(14) natürlich [1], Kies-ufer schmal mit Seekreidegürtel

22 41

I+ 1,34

(I 1,02) 13

(11 )

T26

II

ohne Brandg Verlandung

1,9 02_seekreide 03_schilf

I 0,87 II 0,70

26 13

natürlich [1], See-kreide-OM-Schilf-gürtel, Landzunge mit Steinschüttung

12 52

(S/V) I 0,85 II+ 0,74

15

17 8

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 54

Ergebnisübersicht - Starnberger See Zönotische Kennwerte

Erläuterungen: Wz = Bewertung Zönosenzustand, fünfstufig von 1 bis 5; Tr = Transekt-Nr., Typ = Ufertyp: BR - geröllreiche Brandung, SS - Seekreide/Sand mit SSb - Seekreide/Sand mit sehr schmalem Brandungsgürtel, SSk - Seekreide/Sand-Kies-Gemische (+ exponiert, mit Dünung), SSkv - Seekreide/Sand-Kies-Gemische mit Schilfgürtel, SSv - Seekreide/Sand mit eher schütterem Schilf, S/V - Seekreide/Sandufer mit Tendenz zum Verlandungsufer, VL - Verlandungsufer; Ind-M = Siedlungsdichte ohne Chironomiden [Ind./qm], Ind-C = dito, mit Chironomiden; AVg-M = Artenvielfalt gesamt ohne Chironomiden, AVt-M = di-to, nur typische Arten, AVt % = Anteil typische an Gesamtartenzahl, ohne Chironomiden, AVt-C = Vielfalt typische Arten mit Chironomiden; NI % = Artanteil Nichtinsekten; F % = dito Bewegtwassertaxa; Xy % = dito Holzbesiedler; Neo % = Individue-nanteil Neozoen an Individuenzahl (ohne Chironomiden).

Pink: Typzuordnung/Leitbild unklar. Fettdruck = relevante Werte.

Transekt/Zustand Dichte Artenvielfalt/Spezifität Zönosenzusammensetzung

Wz Tr Typ Ind-M Ind-MC AVg-M AVt-M AVt % AVt-MC NI % F % Xy % Neo%

4 T11 S/V

147 428 34 10/8

∑14

29/24

41

21/13

~60 ~1/4 59 9

3

2

T10 S/V

SSk/SSk+

165 308 36 13/5

∑14

19/13

∑21

36/14

39

53/36

58

21/11

22/21

~45 ~40 53 12

2-3 T08 SSk 85 152 38 15 39 ~45 ~40 52 18

2 T06 SSk 136 275 39 17 44 ~40 ~1/3 57 18

2- T05 SSk 110 168 40 16 40 ~45 ~1/3 49 20

1-2 T03 S/V

138 261 47 21/13

∑24

45/28

51

33/19

~40 ~15 47 9

2 T01 SSk+

153 236 32 17/11

∑19

53/34

59

20/18

~40 ~40 49 8

2+ T30 SSv 94 178 44 21 47 ~45 ~1/4 53 17

2 T28 SSk+

131 211 32 19/12

∑20

59/38

63

22/17

~40 ~40 47 12

1-2 T15 BR 236 403 39 22 56 ~40 ~50 51 19

1-2 T18 BR 129 236 25 14 56 ~40 ~40 50 21

1-2 T21 BR 179 251 33 19 58 ~50 ~45 53 9

2 T23 BR 125 224 26 14 54 ~45 >45 56 16

2 T25 SSb 70 125 25 13 52 21 ~50 ~1/3 41 22

2 T26 S/V 124 207 34 15/(8) ∑17

44(24) 50

26/(13) ~55 ~1/4 52 12

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 55

Chiemsee

Nordostteil: überwiegend exponierte Ufer, insbesondere von nördlich der Hirsch-

auer Bucht bis zum Alzausrinn sowie abgeschwächt von dort bis zum Spitz zwi-

schen Herren- und Fraueninsel im Westen: T03 bis T01 am Ostufer sowie T22 bis

T19/T18 am Westufer;

T24 und T29 geschützt bzw. relativ exponiert jeweils am Westufer der Herren-

und Fraueninsel;

Westteil: T12 und T13 am Westufer bei Prien bedingt sowie T31, T35 und T16,

T17 ausgesprochen geschützt in Buchtlage (Aiterbacher bzw. Kailbacher Winkel);

Südufer: T10 im Westen nahe dem Irschener Winkel bis T06 (Lachsgang) im Osten

nahe der Mündung Tiroler Achen.

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 56

Chiemsee Transekt 5

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich, Wald an-

grenzend; Ostufer östlich der Mündung der Tiroler Achen,

aber noch relativ exponiert vor der Hirschauer Bucht

Substratverteilung: 100 % Steine, deutlicher Algenbe-

wuchs

Charakterisierung Artengemeinschaft

Nur bedingt typische, eher artenarme und wenig spe-

zifische Gemeinschaft mit hohem Artanteil von Nicht-

insekten (etwa 50 %, ohne Chironomidae), mit hohem

Anteil wenig bezeichnender bis euryöker Arten und

auch einzelnen Störzeigern in allerdings überwiegend

niedriger Dichte (B. tentaculata, G. complanata, E. oc-

toculata, A. aquaticus);

Neozoenanteil sehr hoch

Dominierende Arten/Taxa: D. polymorpha, T. waeneri,

bedingt Hydroptila sp., P. flavomaculatus

Nur etwa ein Drittel der Arten sind typische, aber weit

verbreitete Brandungs-/Bewegtwasserarten: G. roeseli,

P. henslowanum, C. luteolum, O. tuberculatus, P. fla-

vomaculatus, C. trimaculatus, G. pilosa, A. cinereus

ungewöhnlich hoher Artanteil Chironomiden und rela-

tiv hoher Anteil Nichtinsekten beim restlichen MZB

23 Arten/-paare zzgl. 7 Taxa + 20 Chironomidentaxa;

Siedlungsdichte insgesamt niedrig

TUR 3, MOL 6, OLI/HIR 3, AMP/ISO 2, EPH 1, HET

2, COL 1, TRI 10

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,21 bzw. 0,69]

Kurzbezeichnung Typ Brandung Typ 01_Geröll

ohne Chironomiden 0,66

mit Chironomiden 0,92

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 20,6 (8,0)

Holzbesiedler Art-% 67

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 12

mit Chironomiden 21

Plausibilisierung Bewertung: Faunaindex (noch) gut (mit Chironomiden sogar besser), Vielfalt typische Arten zumin-

dest beim MZB niedrig, Neozoen-Anteil sehr hoch (in Kombination Störungsindikation, evtl. auch hoher Anteil Chiro-

nomiden und deutliche Differenzen MZB vs. Chironomiden) Abgesehen von dem sehr hohen Artanteil der Holzbe-

siedler zeigt die Zönose nach der Detailanalyse zumindest begrenzte Defizite (auffällig auch die sehr geringe Sied-

lungsdichte), in weitreichender Übereinstimmung mit den ausgewählten Kennwerten/Indices, insgesamt eher mäßig

≠ a priori Einstufung naturnah, aber deutlicher Algenbewuchs vs. Umlagerungsdisposition; im Stromstrich der

Tiroler Achen, möglicherweise phasenweise Feinsedimentablagerungen von dort

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 57

Chiemsee Transekt 3

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich, Wald an-

grenzend; Ostufer

Substratverteilung: Steine mit Flinz, Algenbewuchs

Charakterisierung Artengemeinschaft

Typische, mäßig artenreiche und individuenreiche

Gemeinschaft mit einzelnen spezifischen (E. aenea, L.

volckmari, O. testacea) und einigen typischen seltene-

ren Arten (z.B. C. annulicornis); Artanteil Chironomiden

gering

Mittlerer Artanteil von Nichtinsekten (ca. 40 %, ohne

Chironomidae), darunter auch einige euryöke bzw.

Störzeiger in allerdings überwiegend niedriger Dichte

(D. lacteum, B. tentaculata, L. variegatus, A. aquaticus);

Neozoenanteil hoch

Dominierende Arten/Taxa: O. tuberculatus, T. waene-

ri, D. polymorpha, Oligochaeta, C. luteolum, Micronec-

ta, C. trimaculatus, bedingt D. tigrina, R. balthica, P. ni-

tidum, L. variegatus, Hydroptila

Anteil typischer Brandungs-/Bewegtwasserarten mit

etwa 40 % relativ hoch: D. punctata, G. roeseli, C. lu-

teolum, C. luctuosa, E. danica, E. aenea, O. tubercula-

tus, L. volckmari, C. trimaculatus, A. cinereus, C. annu-

licornis, O. testacea

30 Arten/-paare zzgl. 7 Taxa + 10 Chironomidentaxa

TUR 3, MOL 7, OLI/HIR 3, AMP/ISO 2, EPH 4, HET

1, COL 4, TRI 11

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,68 bzw. 0,82]

Kurzbezeichnung Typ Brandung Typ 01_Geröll

ohne Chironomiden 0,87

mit Chironomiden 0,97

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 10,2 (6,5)

Holzbesiedler Art-% 59

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 16

mit Chironomiden 19

Plausibilisierung Bewertung: Verlandungsindex im Wert und Verlauf typisch, Faunaindex sehr hoch, Vielfalt typi-

scher Arten mittel, Anteil Holzarten relativ hoch, Neozoen hoch Abgesehen von dem relativ hohen Neozoenanteil ist

die Zönose (brandungs)typisch ausgebildet, mit einer insgesamt mittleren Artenvielfalt und einer - insbesondere für

Flinz als Grundsubstrat der großen Steine - relativ hohen Siedlungsdichte. In Übereinstimmung mit der indexgestützten

Bewertung insgesamt gut und damit grundsätzlich in Einklang mit der a priori-Einstufung als natürlich

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 58

Chiemsee Transekt 2

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich, Wald an-

grenzend; Ostufer

Substratverteilung: Steine und Kies, kolmatiert, Brandung

Charakterisierung Artengemeinschaft

Typische, arten- und individuenreiche Gemeinschaft

mit einzelnen spezifischen (C. simile, L. marginata, E.

aenea, O. testacea) und einigen typischen selteneren

Arten (z.B. P. hibernicum, S. lacustris, Sialis nigripes);

bemerkenswert sind die sehr hohen Artenzahlen bei

den Eintagsfliegen (N=8) und bei den Kleinmuscheln

(N=5)

Mittlerer Anteil von Nichtinsekten (ca. 45 %, ohne Chi-

ronomidae), darunter auch mehrere euryöke bzw. Stör-

zeiger in allerdings überwiegend niedriger Dichte (D.

lacteum, B. tentaculata, E. octoculata und A. aquaticus,

L. variegatus in höherer Dichte); Neozoenanteil mittel

Dominierende Arten/Taxa: O. tuberculatus!, P. niti-

dum, D. polymorpha, E. aenea, Micronecta, C.

trimaculatus, P. casertanum, T. waeneri, A. cinereus, P.

hibernicum

Nur etwa ein Drittel der Arten typische Brandungs-/

Bewegtwasserarten: P. henslowanum, S. heringianus,

G. fossarum, G. roeseli, C. luteolum, C. luctuosa, E.

danica, Nemoura sp., E. aenea, O. tuberculatus, P.

flavomaculatus, C. trimaculatus, T. waeneri, A.

cinereus, O. testacea

36 Arten/-paare zzgl. 9 Taxa + 17 Chironomidentaxa

TUR 2, MOL 8, OLI/HIR 5, AMP/ISO 3, EPH 8, PLE

1, MEG 2, HET 1, COL 3, TRI 8

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,79 bzw. 0,84]

Kurzbezeichnung Typ Brandung Typ 01_Geröll

ohne Chironomiden 0,96

mit Chironomiden 0,97

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 5,7 (4,1)

Holzbesiedler Art-% 48

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 19

mit Chironomiden 24

Plausibilisierung Bewertung: Verlandungsindex im Wert und Verlauf sehr typisch, FI hoch (auch ohne Chironomi-

den), Artenvielfalt hoch, Neozoen mittel, Anteil Holzarten niedrig Artenspektrum typisch, mit mehreren spezifischen

und auch einzelnen seltenen Arten, auffällig guten Eintagsfliegen- und Kleinmuschelzönosen sowie einer vergleichs-

weise geringen Neozoendichte, umgekehrt auch mehrere euryöke und Störzeiger und (dadurch) relativ viele Nichtin-

sekten und auch nur ein mittlerer Anteil von brandungstypischen Arten insgesamt gut bis sehr gut, in Einklang mit

der a priori-Einstufung als natürlich

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 59

Chiemsee Transekt 1

Beschreibung/Beeinträchtigungen: Badestelle, Parkanla-

ge angrenzend, Ufer über der Wasserlinie teilweise mit

Blöcken befestigt; Ostufer nahe Alzausrinn

Substratverteilung: Kies mit Feinsediment, starker Wel-

lengang [v.a. deshalb Einstufung als Brandungsufer]

Charakterisierung Artengemeinschaft

Sehr typische, aber nur mäßig artenreiche Gemein-

schaft mit einzelnen spezifischen (C. simile, E. aenea,

O. testacea) und einigen typischen selteneren Arten

(z.B. P. hibernicum, C. annulicornis)

Mittlerer Artanteil von Nichtinsekten (ca. 40 %, ohne

Chironomidae), darunter auch einzelne euryöke bzw.

Störzeiger in allerdings überwiegend niedriger Dichte

(B. tentaculata, G. complanata, A. aquaticus, in höherer

Abundanz L. variegatus); Neozoenanteil mittel

Dominierende Arten/Taxa (nur einige häufige typische

Arten und eine eher störzeigende Art): O. tuberculatus,

P. nitidum, A. cinereus, C. horaria, P. casertanum, L.

variegatus; Siedlungsdichte eher niedrig

Etwa 40 % der Arten typische Brandungs-/ Bewegt-

wasserarten: P. henslowanum, G. fossarum, G. roeseli,

C. simile, C. luteolum, C. luctuosa, E. aenea, O. tuber-

culatus, P. flavomaculatus, C. trimaculatus, T. waeneri,

A. cinereus, C. annulicornis, O. testacea

27 Arten/-paare zzgl. 7 Taxa + 12 Chironomidentaxa

TUR 1, MOL 6, OLI/HIR 3, AMP/ISO 3, EPH 4, HET

1, COL 3, TRI 10

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,62 bzw. 0,70]

Kurzbezeichnung Typ Brandung Typ 01_Geröll

ohne Chironomiden 0,74

mit Chironomiden 0,80

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 4,5 (3,2)

Holzbesiedler Art-% 50

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 16

mit Chironomiden 19

Plausibilisierung Bewertung: Verlandungsindex im Wert und Verlauf typisch, FI noch gut, aber gegenüber den ande-

ren Brandungsufern um etwa 0,2 niedriger, Artenvielfalt mittel, Holz mittel, Neozoen mittel Artenspektrum nur mäßig

artenreich, jedoch mit einzelnen spezifischen Arten und einem relativ hohen (brandungs)ufertypischer Arten, in besse-

ren Beständen aber nur die ausgesprochen kommunen typischen Arten und ein Störzeiger. insgesamt sowohl

nach ausgewählten Indexwerten als auch nach Detailanalyse noch gut [eher im unteren Bereich wegen der nur mittle-

ren Artenvielfalt und der nur niedrigen Abundanzen der besseren Arten], grundsätzlich in Übereinstimmung mit der

(begrenzten) Beeinträchtigung [Badestelle > siehe dazu geringe Siedlungsdichte!]

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 60

Chiemsee Transekt 22

Beschreibung/Beeinträchtigungen: naturnah, mit Bade-

stelle hinter gezäuntem Schilfsaum (evtl. natürlicherweise

mehr), ansonsten angrenzend Wald und Feuchtwiese;

Nordwestufer nahe Alzausrinn

Substratverteilung: Kies-Sand-Gemisch

Anmerkung: aufgrund von Schilfsaum, Sandbeimischung

und Exposition Einstufung als brandungsfreies/-armes

Seekreide-/Sandufer [Indexwerte und typspezifische Ar-

tenvielfalt bei Wertung als Brandungsufer ± unverändert]

Charakterisierung Artengemeinschaft

Relativ typische, aber eher artenarme Gemeinschaft

mit einerseits einzelnen empfindlichen spezifischen Ar-

ten (U. pictorum, C. simile, L. marginata) und anderer-

seits auch mehreren euryöken bzw. Störzeigern (z.B. B.

tentaculata, G. complanata, E. octoculata, S. lutaria, L.

variegatus auch in größerem Bestand); Neozoenanteil

vor allem für den Ufer- bzw. Substrattyp hoch

Auffällig zum einen relativ hohe Artenzahlen bei den

Eintagsfliegen, die auch fast alle in guten Beständen

auftreten (positiv), umgekehrt zum anderen beispiels-

weise völliges Fehlen von Kleinmuscheln (eher nega-

tiv), statt dessen aber Vorkommen der Großmuschel U.

pictorum

Weiterhin auffällig sehr hoher Anteil von Chironomiden

an der (typspezifischen) Artenvielfalt.

starke Durchmischung von Elementen der Bran-

dungsufer und feinsedimentreicher beruhigter Ufer (z.B.

E. danica, O. villosus vs. mehrere Hydroptiliden-Gattun-

gen/Arten und A. aterrimus als einzige Art der Gattung)

siehe dazu auch eher untypischer Wert und Verlauf

Verlandungsindex, aber Artanteil Bewegtwasserarten

demgegenüber mit weniger als einem Viertel niedrig

Anteil Nichtinsekten niedrig (etwa ein Drittel ohne Chi-

ronomiden), was sicher wesentlich auch an den fehlen-

den Kleinmuscheln liegt.

Dominierende Arten/Taxa i.W. bei Eintagsfliegen: C.

luteolum, C. luctuosa, D. polymorpha, C. simile, C, ho-

raria; Siedlungsdichte für den Ufertyp niedrig

25 Arten/-paare zzgl. 10 Taxa + 25 Chironomiden-

taxa; Siedlungsdichte mittel

TUR 1, MOL 4, OLI/HIR 5, AMP/ISO 1, EPH 6, PLE

1, MEG 1, HET 1, COL 3, TRI 8

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,46 bzw. 0,63]

Kurzbezeichnung Typ ohne Brandung, Kies-Sand Typ 02_Seekr

ohne Chironomiden 0,80

mit Chironomiden 0,87

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 8,2 (5,1)

Holzbesiedler Art-% 58

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 15

mit Chironomiden 28

Plausibilisierung Bewertung: Verlandungsindex im Wert und Verlauf wenig typisch (indiziert Brandungsufer, mögli-

cherweise in Zusammenhang mit nahem Alzausrinn und allgemein deutlichem Wellengang am Chiemsee, siehe aber

auch unten bei T21), FI für brandungsarme Mineralufer eher hoch, Vielfalt typischer Arten eher gering (für Mineralufer

mit Kiesanteil, nur bei Sand natürlicherweise so niedrig), Anteil Holzarten hoch, aber ebenso der Neozoenanteil [ähn-

lich Transekt 05 nahe der Achenmündung mit Chironomiden-Index relativ gut, niedriger Artenzahl, relativ hohem Neo-

zoenanteil und sehr hohem Anteil der Chironomiden an der Artenvielfalt] ambivalente Bewertungsergebnisse bei

den zönotischen Parametern, mit begrenzten, aber erkennbaren Defiziten (z.B. Kleinmuscheln, tendenziell auch Kö-

cherfliegen, Neozoenanteil, hoher Chironomidenanteil an der typspezifischen Artenvielfalt bzw. MZB-Artenvielfalt ma-

ximal mittel), starke Durchmischung der Brandungs- und Sand-/Seekreide-Fauna möglicherweise natürlich nach

Detailanalyse gut bis mäßig, nach den Indexwerten gut (aber: speziell für den Ufertyp stark reduzierte Siedlungsdich-

te!), grundsätzlich in Übereinstimmung mit der Einstufung als naturnah [mit Badestelle]

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 61

Chiemsee Transekt 21

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich, angrenzend

Auwald/Wald; Nordwestufer [in einiger Entfernung Anle-

gestelle]

Substratverteilung: Kies-Sand-Gemisch (60/40)

Anmerkung: Nach Videosequenzen viele Stege mit Schilf

in den Zwischenstücken, soweit erkennbar allerdings

überwiegend Landschilf (möglicherweise hier natürlicher-

weise Schilfsaum anzusetzen; siehe auch abweichender

Verlandungsindex), dann schmaler Gehölzsaum und an-

schließend ± durchgehend Grundstücke in Hanglage, zum

Teil Slipanlagen neben den Stegen.

Indexwerte und typspezifische Artenvielfalt wären bei

Wertung als Brandungsufer niedriger bzw. höher.

Charakterisierung Artengemeinschaft

Relativ typische, artenreiche Gemeinschaft mit einer-

seits einzelnen empfindlichen spezifischen Arten (U.

pictorum, C. simile, O. testacea) und andererseits ein-

zelnen euryöken bzw. Störzeigern in überwiegend grö-

ßeren Beständen (z.B. B. tentaculata, L. variegatus, S.

lutaria + in geringer Zahl Asellus, überhaupt keine

Egel); Neozoenanteil gering

Eintagsfliegen, Wasserkäfer und bedingt auch noch

die Köcherfliegen relativ artenreich, Eintagsfliegen zu-

gleich teilweise in sehr großen Beständen, Köcherflie-

gen i.W. kommune Brandungs- und einzelne Beruhigt-

wassergattungen/-arten;

im Unterschied zum benachbarten und grundsätzlich

vergleichbaren Transekt 22 auch Kleinmuscheln in

mehreren Arten zusätzlich zu U. pictorum;

ebenfalls ≠ T22 deutlich geringerer Anteil von Chiro-

nomiden an der (typspezifischen) Artenvielfalt

stark brandungsgeprägt (etwa 40 % der Arten), aber

durchmischt mit Elementen der feinsedimentreichen be-

ruhigten Ufer (z.B. E. danica, O. villosus, Elmis, Oulim-

nius und Riolus vs. E. vulgata, H. obliquus [Characeen],

Nebrioporus, mehrere Hydroptiliden-Gattungen/Arten

und M. azurea) siehe dazu auch eher untypischer

Wert und Verlauf Verlandungsindex

Anteil Nichtinsekten niedrig (etwa 1/3 ohne Chirono-

miden, trotz rel. artenreicher Kleinmuschelfauna ≠ T22)

Dominierende Arten/Taxa (Werte mehrfach höher als

T 22, bis > 70 Ind./qm): insbesondere C. horaria, C. luc-

tuosa, P. nitidum, O. tuberculatus, außerdem C. luteo-

lum. P. casertanum, Athripsodes; sehr hohe Siedlungs-

dichte der genannten Arten und insgesamt spricht ge-

gen Brandungsufer

31 Arten/-paare zzgl. 9 Taxa + 14 Chironomidentaxa;

Siedlungsdichte sehr hoch (mit sehr hohen Abundan-

zen bei einigen Arten, z.T. bis 70-80 Ind/qm)

TUR 1, MOL 7, OLI 2, AMP/ISO 2, EPH 6, MEG 1,

HET 1, COL 6, TRI 9

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,80 bzw. 0,80]

Kurzbezeichnung Typ ohne Brandung, Kies-Sand Typ 02_Seekr Kies o Br

ohne Chironomiden 0,89 0,88

mit Chironomiden 0,90

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 2,4 (2,3)

Holzbesiedler Art-% 44

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 17 17

mit Chironomiden 23

Plausibilisierung Bewertung: Verlandungsindex im Wert und Verlauf wenig typisch (Wertung?: indiziert Brandungs-

ufer (s. aber oben "dominante Taxa/Siedlungsdichte"), unklar ob in Zusammenhang mit mehrfach unterbrochenem,

ggf. zurückgedrängtem Schilfsaum, oder mit allgemein deutlichem Wellengang Chiemsee), FI für brandungsarme Mi-

neralufer hoch (± idente Bewertung mit und ohne Chironomiden), Vielfalt typischer Arten mittel bis hoch, unter zusätzli-

cher Berücksichtigung von Brandungsarten hoch, Anteil Holzarten niedrig, ebenso Neozoenanteil; im Unterschied zum

benachbarten T22 geringer Anteil von Chironomiden an typspezifischer Artenvielfalt relativ artenreich mit gut vertre-

tenen Insektengruppen (ohne Dominanz bzw. ungewöhnlich hohe Anteile Chironomiden), im Vergleich zu T22 in meh-

reren Punkten etwas besser, Defizite am ehesten bei typspezifischer Artenvielfalt und evtl. Abweichung Verlandungs-

index, damit vorbehaltlich fehlendem Leitbild gut, in Übereinstimmung mit der Einstufung als naturnah

Chiemsee Transekt 20

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 62

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich, angrenzend

Wald; Nordwestufer

Substratverteilung: ganz überwiegend Steine (80 %) auf

Kies; nach Fotos starker Wellengang, exponiert

Charakterisierung Artengemeinschaft

Typische, artenreiche Gemeinschaft mit mehreren

spezifischen Arten (C. simile, L. marginata, Elmis, L.

volckmari, R. cupreus) und nur einzelnen euryöken

bzw. Störzeigern in überwiegend geringer Dichte (nur L.

variegatus in größerem Bestand, sonst: D. lacteum, B.

tentaculata, E. octoculata [einziger Egel] A. aquaticus,

S. lutaria); Neozoenanteil gering

Eintagsfliegen und Wasserkäfer (sehr) artenreich und

zugleich die Gruppen mit spezifischen Arten; Köcher-

fliegen eher artenarm mit ausschließlich kommunen Ar-

ten (v.a. Leptoceriden);

stärker brandungsgeprägt als die weiter nördlich ge-

legenen und weniger exponierten Transekte 21 und vor

allem 22 (z.B. weniger Kleinmuscheln, aber verbleibt P.

henslowanum und P. nitidum, keine U. pictorum, zu-

sätzlich zu L. variegatus auch S. heringianus in großer

Dichte, C. luctuosa > C. horaria, E. danica > E. vulgata,

artenreiche Hakenkäfer-Zönose mit guten Beständen

von Elmis und Oulimnius)

Mittlerer Anteil von Nichtinsekten (ca. 40 %, ohne Chi-

ronomidae)

Dominierende Arten/Taxa: C. luctuosa, O. tubercula-

tus, Elmis, außerdem C. horaria, C. luteolum. S. he-

ringianus

35 Arten/-paare zzgl. 11 Taxa + 13 Chironomiden-

taxa; Siedlungsdichte hoch

TUR 3, MOL 7, OLI 4, AMP/ISO 3, EPH 8, MEG 1,

HET 1, COL 7, TRI 7

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,88 bzw. 0,93]

Kurzbezeichnung Typ Brandung Typ 01_Geröll

ohne Chironomiden 0,92

mit Chironomiden 0,97

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 2,0 (1,6)

Holzbesiedler Art-% 50

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 22

mit Chironomiden 27

Plausibilisierung Bewertung: Verlandungsindex ausgesprochen typisch, Faunaindex hoch bis sehr hoch (beide Wer-

te übereinstimmend), typspezifische Artenvielfalt sehr hoch, Neozoenanteil gering, allein der Anteil der Holzarten liegt

relativ niedrig typische und artenreiche Gemeinschaft, Defizite nur bei den Köcherfliegen (eher arten- und indivi-

duenarm), ansonsten keine erkennbar, selbst die (wenigen) euryöken/Störzeiger mit nur einer Ausnahme in geringer

Dichte insgesamt gut bis sehr gut

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 63

Chiemsee Transekt 19

Beschreibung/Beeinträchtigungen: Badestelle (= flach

auslaufende Kiesufer ohne Gehölze), in Ortslage, aber

unmittelbar angrenzend Park; [evtl. Anlegestelle Damp-

fer]; Nordwestufer Gstadt

Substratverteilung: ganz überwiegend Steine (80 %) auf

kolmatiertem Kies

Charakterisierung Artengemeinschaft

Von der Zusammensetzung her typische und auch ar-

tenreiche, aber ausgesprochen individuenarme Ge-

meinschaft mit mehreren spezifischen Arten (C. simile,

L. marginata, R. cupreus, Oecetis testacea) und etwa

ebenso vielen euryöken bzw. Störzeigern, jeweils

überwiegend in geringer Dichte; Neozoenanteil mittel

hoher Artenreichtum insbesondere bei den Weichtie-

ren, überwiegend kommune und wenig spezifische Ar-

ten, daneben noch Eintagsfliegen und Wasserkäfer ar-

tenreich vertreten

stark brandungsgeprägt, etwa 40 % der Arten sind

Bewegtwasserarten

relativ hoher Anteil von Nichtinsekten (ca. 45 %, ohne

Chironomidae)

Siedlungsdichte insgesamt sehr niedrig, keine domi-

nierenden Arten erkennbar, abweichend davon aller-

dings relativ hohe Siedlungsdichte bei den nicht näher

bestimmten Wenigborstern

33 Arten/-paare zzgl. 7 Taxa + 14 Chironomidentaxa

TUR 1, MOL 10, OLI 4, AMP/ISO 2, EPH 6, MEG 1,

COL 7, TRI 7

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,59 bzw. 0,66]

Kurzbezeichnung Typ Brandung Typ 01_Geröll

ohne Chironomiden 0,76

mit Chironomiden 0,82

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 6,0 (3,8)

Holzbesiedler Art-% 47

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 20

mit Chironomiden 23

Plausibilisierung Bewertung: Ähnlich T20 steindominiertes Brandungsufer, jedoch im Unterschied zu diesem Bade-

stelle in Ortslage mit Park ohne Gehölze (T20 natürlich mit Wald), ähnlicher Verlandungsindex, aber Faunaindex-Wer-

te niedriger, Artenzahlen nur geringfügig niedriger Zönose zwar relativ artenreich und auch in typischer Zusam-

mensetzung, die entsprechenden Arten jedoch in ausgesprochen geringer Dichte und mit einem relativ hohen Anteil

eher euryöker Nichtinsekten (v.a. Mollusken); auffällig und eher als Defizit zu werten sind die vergleichsweise (um eine

Mehrfaches) höheren Dichten der Wenigborster insgesamt nach den Indexwerten gut. Angesichts der ungewöhn-

lich niedrigen Siedlungsdichte nach der zönotischen Analyse Tendenz zu mäßig; die ungünstigere Bewertung mit Be-

rücksichtigung der Siedlungsdichte ggf. in besserer Übereinstimmung mit der Nutzung

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 64

Chiemsee Transekt 18

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich, angrenzend

Wald; Nordwestufer, exponierte Lage auf dem Spitz auf

Höhe der beiden Inseln

Substratverteilung: Sand dominant, schmaler (20 % Flä-

chenanteil) dichter Schilfgürtel auf Kies!, einzelne große

Steine, angeschwemmte Characeenreste

Charakterisierung Artengemeinschaft

Nur bedingt typische, artenreiche Gemeinschaft mit

einem hohen Anteil wenig bezeichnender euryöker Ar-

ten oder allenfalls noch typischen Begleitarten sowie

auch einzelnen Störzeigern; Anteil von Nichtinsekten

für den Ufertyp mittel (u.a. auch Wenigborster und Egel;

ca. 45 % ohne Chironomidae); Neozoenanteil mittel bis

hoch

Absolut gesehen mit 18 typischen MZB-Arten die be-

zeichnenden Arten dennoch relativ artenreich vertreten,

darunter einzelne empfindliche spezifische und/oder

seltene typische Arten vorhanden: C. simile, L. margi-

nata, L. vespertina, O. testacea, C, annulicornis; Anteil

Holzarten sehr hoch

Zönose von Beruhigtwasserarten geprägt, Bewegt-

wasserarten stellen nur etwa ein Viertel des Gesamtin-

ventars

dominierende Arten: C. luteolum, P. nitidum, C. luc-

tuosa, außerdem noch O. tuberculatus und Athripsodes

36 Arten/-paare zzgl. 12 Taxa + 25 Chironomidentaxa

TUR 4, MOL 8, OLI/HIR 6, AMP/ISO 2, EPH 7, MEG

1, HET 1, COL 3 (für den Ufertyp i.O.), TRI 11

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,51 bzw. 0,65]

Kurzbezeichnung Typ ohne Brandung Typ 02_Seekr

ohne Chironomiden 0,70

mit Chironomiden 0,79

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 4,7 (3,3)

Holzbesiedler Art-% 63

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 18

mit Chironomiden 31

Plausibilisierung Bewertung: Verlandungsindex indiziert nach Verlauf eher Brandung (≠ den grundsätzlich verwand-

ten Stellen in Buchtlage T16 und T17; möglicherweise natürlich durch exponierte Lage auf dem Spitz), Absolutwert ge-

genüber echten Brandungsufern aber bereits erhöht, nach den Substratverhältnissen und dem Schilfgürtel ist aber ein

brandungsarmes bis- freies Feinsedimentufer anzusetzen (begrenzte Abweichung); Faunaindex gut (weitgehend über-

einstimmende Werte, auch wenn Brandungsindex herangezogen wird); typspezifische Artenvielfalt relativ hoch (mit

außergewöhnlich hohen Werten bei den Chironomiden); Anteil Holzarten sehr hoch (insbesondere für den Ufertyp);

Neozoen mittel bis hoch Zönose sehr artenreich und auch mit einer relativ hohen Diversität der typischen Arten, De-

fizite/Störungen sind vor allem durch die hohe Zahl kommuner bis euryöker Arten indiziert, ggf. auch noch durch den

außergewöhnlich hohen Artanteil der Chironomiden, insgesamt aber mit der relativ hohen typspezifischen Artenvielfalt

gut

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Stand 31.05.2015 65

Chiemsee Transekt 29

Beschreibung/Beeinträchtigungen: Mauerverbau, angren-

zend Parkanlage und Hafen; Fraueninsel

Substratverteilung: Steine auf kolmatiertem Kies, wenig

Characeen, veralgt

Anmerkung: Nach Videoaufzeichnung unmittelbar be-

nachbart im unverbauten Bereich Schilfgürtel vorgelagert,

wenn hier ohne Verbau eher ein Sand/Seekreide-Ufer an-

zusetzen wäre, dann wäre der FI ungünstiger und auch

die spezifische Artenvielfalt geringfügig niedriger

Charakterisierung Artengemeinschaft

Nur bedingt typische, sehr artenreiche Gemeinschaft

mit einem relativ hohen Anteil wenig bezeichnender eu-

ryöker Arten oder allenfalls noch typischer Begleitarten

sowie auch einzelnen Störzeigern; relativ hoher Anteil

von Nichtinsekten (etwa 45 % ohne Chironomidae);

Neozoenanteil hoch

Absolut gesehen mit 19 typischen MZB-Arten die be-

zeichnenden Arten artenreich vertreten, darunter nur

einzelne empfindliche spezifische Arten: Unio pictorum,

L. marginata, H. obliquus; hohe Zahl typischer Chiro-

nomidenarten (zusätzlich noch fast 30 %)

Zönose von Beruhigtwasserarten geprägt, Bewegt-

wasserarten stellen nur etwa ein Drittel des Gesamtin-

ventars: artenreiche Kleinmuschelfauna und Vorkom-

men von U. pictorum eher typisch für brandungsarme

feinsedimentreiche Ufersegemente; bei den Käfern feh-

len die spezifischen Brandungsarten vollständig; bei

den Köcherfliegen sind die kommunen und häufigen

Brandungsarten vorhanden (T. waeneri, C. trimacula-

tus, P. flavomaculatus, Goera pilosa), die Leptoceriden

sind aber nur mit Ruhigwasserarten und die eher ru-

higwassertypischen Hydroptilidae mit zwei Gattungen

vertreten

dominierende Arten/Taxa: Hydroptila, T. waeneri, Ha-

liplus, C. luteolum; insgesamt Siedlungsdichte abgese-

hen von den Chironomiden nur mittel

38 Arten/-paare zzgl. 9 Taxa + 25 Chironomidentaxa

TUR 3, MOL 10, OLI/HIR 4, AMP/ISO 3, EPH 6,

MEG 2, COL 3, TRI 9

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,36 bzw. 0,69]

Kurzbezeichnung Typ Brandung Typ 01_Geröll 02_Seek

ohne Chironomiden 0,52 0,33

mit Chironomiden 0,86

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 7,9 (3,5)

Holzbesiedler Art-% 52

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 19 17

mit Chironomiden 27

Plausibilisierung Bewertung: Verlandungsindikation und Substrat passen zusammen, Unklarheiten nur aufgrund der

angrenzenden schilfbestandenen Ufersegmente (dann wäre eine deutliche Abweichung in der Verlandungsindikation

gegeben); Faunaindex ohne Chironomiden relativ niedrig, aber spezifische Artenvielfalt vergleichsweise hoch (bei ab-

weichendem Ufertyp Index nur bei 0,33); Anteil Holzarten für Brandung eher niedrig; Neozoenanteil hoch typspezifi-

sche Artenvielfalt hoch, Defizite werden in dem hohen Anteil euryöker Arten erkennbar, ggf. auch an den im Vergleich

auffällig hohen Arten- und Individuenzahlen der Chironomiden, sowie in einer wenig spezifischen Verlandungsindikati-

on: Nach Index und Substrat handelt es sich um ein Brandungsufer, dem aber eine Reihe ganz bezeichnender Arten

fehlen, die Gemeinschaft ist eher von Ruhigwasserarten geprägt; umgekehrt wäre für ein Seekreide-/Sandufer die Ar-

tenvielfalt etwas niedriger und der Verlauf der Verlandungsindikation untypisch in Abhängigkeit vom Leitbild noch

gut (Brandung Faunaindex II- und hoher Neozoenanteil, aber relativ hohe Vielfalt typischer Arten und Verlandungsin-

dex in Ordnung) bis mäßig (Seekreide Faunaindex III, Verlandungsindex abweichend und nur mäßig hohe Anzahl ty-

pischer Arten), in Übereinstimmung mit der Detailanalyse, die mäßige Bewertung beim Ansatz eines Seekreide/Schilf-

ufers in Einklang mit der Störung

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Stand 31.05.2015 66

Chiemsee Transekt 24

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich, Wald an-

grenzend; Herreninsel

Substratverteilung: Kies mit weniger Sand, 30 % Schilf

(dicht, 100 %, aber nur bis 10-15 cm Wassertiefe)

Anmerkung: Buchtlage, Schilfgürtel, ggf. aber auch

Chiemsee-spezifisch Sand/Seekreide-Fauna trotz domi-

nierendem Kiessubstrat abseits der Brandungsufer [Index

für Kies ohne Brandung wäre mit 0,72 deutlich niedriger,

müsste aber aufgrund des Schilfgürtels und Sandanteils

in jedem Fall mit Seekreide kombiniert werden und wäre

dann auch mindestens gut]

Charakterisierung Artengemeinschaft

Typische, relativ artenreiche Gemeinschaft, die deut-

lich von Kleinmuscheln geprägt ist, mit einigen spezifi-

schen und z.T. auch seltenen Arten einerseits (P. hi-

bernicum, L. marginata + L. vespertina, O. testacea)

sowie einigen euryöken Arten bzw. Störzeigern in ganz

überwiegend geringer Dichte; keine Neozoen!, hoher

Nichtinsekten-Anteil (> 50 % ohne Chironomidae)

hohe Zahl typischer Chironomidenarten (zusätzlich

noch fast 30 %)

MZB-Zönose deutlich von Beruhigtwasserarten ge-

prägt, Bewegtwasserarten stellen nur etwa ein Viertel

des Gesamtinventars: arten- und individuenreiche

Kleimuschelfauna, bei den Käfern und den Köcherflie-

gen fehlen die spezifischen und überwiegend selbst die

kommunen Brandungsarten wie z.B. T. waeneri oder C.

trimaculatus vollständig (beide Gruppen entsprechend

artenarm); nur bei den Eintagsfliegen treten zu den Ru-

higwasserarten in größerem Umfang noch die Bewegt-

wasserpendants hinzu (E. danica zu E. vulgata, L. mar-

ginata zu L. vespertina, C. luctuosa zu C. horaria)

dominierende Arten/Taxa: praktisch ausschließlich

Kleinmuscheln, dabei alle Arten in guten und teils auch

in sehr guten Beständen, insbesondere P. nitidum und

P. hibernicum; insgesamt Siedlungsdichte (damit) rela-

tiv hoch

31 Arten/-paare zzgl. 6 Taxa + 23 Chironomidentaxa

TUR 2, MOL 10, OLI/HIR 4, AMP/ISO 2, EPH 7,

MEG 1, HET 1, COL 2, TRI 5

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen ident; Kies o Br nur 0,72]

Kurzbezeichnung Typ ohne Brandung Typ 02_Seekr 03-Schilf

ohne Chironomiden 0,98 1,13

mit Chironomiden 1,05 1,11

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) keine

Holzbesiedler Art-% 53

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 17 11

mit Chironomiden 30 17

Plausibilisierung Bewertung: Verlandungsindikation und Substrat passen nur bedingt zusammen, Indikation und Ex-

position/Brandung passen aber gut (siehe oben Anmerkung: evtl. Kiessubstrat ohne Brandung vergleichbar den Kies-/

Sand- bzw. Seekreidegemischen, jedenfalls keine großen Steine); Faunaindex mit und ohne Chironomiden sehr hoch;

spezifische Artenvielfalt für den Ufertyp mittel, Anteil Holzarten ebenso (für brandungsarmes/-freies Ufer mit Schilfröh-

richt vor dem angrenzenden Wald), keine Neozoen!!! (trotz Kiessubstrat!) typspezifische Artenvielfalt relativ hoch,

keine nennenswerten Defizite erkennbar, auffällig ist allenfalls die geringe Artenzahl der Köcherfliegen nach dem Aus-

fall der kiestypischen "Brandungsarten", ohne dass hier bereits echte Verlandungsarten dazu kommen, hoher Anteil

Nichtinsekten ergibt sich dann automatisch daraus in Kombination mit der sehr typischen, arten- und individuenreichen

Kleimuschelfauna mindestens gut

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 67

Chiemsee Transekt 17

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich, mit Stegan-

lage, angrenzend Verlandung; Bucht mit mehreren Ha-

fenanlagen, eine (kleinere) davon in unmittelbarer Nähe

(siehe auch Videoaufzeichnung)

Substratverteilung: Sand, 30 % Schilf (dicht, 100 %); (auf

ca. 20 % der Fläche abgebrochene Schilfhalme)

Charakterisierung Artengemeinschaft

Bedingt typische, artenreiche Gemeinschaft mit einem

relativ hohen Anteil wenig bezeichnender euryöker Ar-

ten oder allenfalls noch typischer Begleitarten, einzel-

nen Störzeigern (mit einer Ausnahme in eher kleinen

Beständen); für den Ufertyp eher durchschnittlicher An-

teil von Nichtinsekten (etwa 50 % ohne Chironomidae),

Neozoenanteil sehr gering

Absolut gesehen mit insgesamt 19 (für die relevanten

Ufertypen 16 bzw. 13) typischen MZB-Arten die be-

zeichnenden Arten für den Ufertyp eher nur durch-

schnittlich artenreich vertreten, darunter einzelne emp-

findliche spezifische Arten: B. leachii (Verlandung!) so-

wie die "Sand-/Kiesarten" Cloeon simile und Molanna

angustata; hohe Zahl typischer Chironomidenarten (zu-

sätzlich noch etwa 30 %)

Beruhigtwasser-Zönose (Artanteil > 80 %): Artenrei-

che Mollusken- und Eintagsfliegenfauna, auch die Kö-

cherfliegen relativ taxa- bzw. artenreich vertreten (Arten

des Röhricht- und des Sandgürtels), echte Verlan-

dungsarten sind allerdings deutlich unterrepräsentiert

(passend zum vorherrschenden mineralischen Sub-

strat), entsprechend auch die Wasserkäfer artenarm

dominierende Arten/Taxa: C. horaria, C. luctuosa und

P. nitidum, bedingt noch P. subtruncatum, L. variegatus

und P. henslowanum

33 Arten/-paare zzgl. 11 Taxa + 19 Chironomidentaxa

TUR 2, MOL 13, OLI/HIR 3, AMP/ISO 2, EPH 7,

MEG 1, HET 1, COL 2, TRI 9

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,51 bzw. 0,51 und 0,62

bzw. 0,74]

Kurzbezeichnung Typ ohne Brandung / Verlandung Typ 02_Seekr 03_Schilf

ohne Chironomiden 0,59 0,69

mit Chironomiden 0,84 0,80

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 0,8 (0,5)

Holzbesiedler Art-% 56

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 16* 13*

mit Chironomiden 26 20

Plausibilisierung Bewertung: Nach Verlandungsindikation in Übereinstimmung mit der Physiographie (dichter Schilf-

gürtel, natürlicherweise vermutlich noch stärker ausgedehnt, s. abgebrochene Schilfhalme) deutliche Tendenz zur/Be-

teiligung der Verlandung, Indexwerte und spezifische Artenvielfalt für die beiden Fraktionen getrennt relativ niedrig,

erst unter Berücksichtigung der Chironomidae hoch, wertet man alle Arten, die für einen der beiden Typen bezeich-

nend sind, bei der spezifischen Artenvielfalt, so ist die Zönose als bedingt typisch und mäßig artenreich einzustufen

und auch der Indexwert dürfte höher liegen; positiv ist der sehr geringe Neozoenanteil Keine nennenswerten Defizi-

te erkennbar, allenfalls die Kleinmuschelfauna könnte im Vergleich zu anderen Stellen noch artenreicher sein, ange-

sichts dessen, der begrenzten Anzahl spezifischer und der relativ hohen Zahl euryöker Begleiter gut

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 68

Chiemsee Transekt 16

Beschreibung/Beeinträchtigungen: Badestelle, angren-

zend Parkanlage/Promenade [nach Fotos nur randlich, di-

rekt angrenzend weitgehend natürliches Ufer]; Kailbacher

Bucht

Substratverteilung: Kies, weniger Sand mit Characeen

und einzelnen Steinen [nach Fotos der Kies aber durch-

aus stark mit Sand durchmischt]

Anmerkung I: ähnlich Transekt 24 (allerdings ohne Schilf-

gürtel) ggf. Chiemsee-spezifisch Sand/Seekreide-Fauna

trotz dominierendem Kiessubstrat abseits der Bran-

dungsufer [Index für Kies ohne Brandung wäre hier aller-

dings ≠ T24 ähnlich hoch wie Seekreide]

Charakterisierung Artengemeinschaft

Typische und sehr artenreiche Gemeinschaft, die bei

fast allen Gruppen hohe Artenzahlen erreicht, mit ei-

nem mittleren Anteil euryöker Arten, aber nur wenigen

Störzeigern in zudem überwiegend kleine Beständen,

allerdings einem mittleren Neozoenanteil (relativ hohe

Siedlungsdichte von D. polymorpha); hohe Zahl typi-

scher Chironomidenarten (zusätzlich noch fast 30 %)

relativ hohe Zahl spezifischer und empfindlicher Arten

des Typs: U. pictorum, P. hibernicum, C. simile, L. mar-

ginata, H. obliquus, O. testacea und M. angustata

(überwiegend "Sandarten")

ufertyp-bezeichnend artenreiche Muschelfauna unter

Beteiligung von U. pictorum, sowie ebenfalls artenrei-

cher Eintags- und Köcherfliegenfauna jeweils unter Be-

teiligung von Bewegtwasserarten (die im reinen Sand-

ufer mit Schilfgürtel fehlen, wie z.B. T17, fehlen: z.B. C.

simile, E. danica, N. elegans, P. flavomaculatus, C. tri-

maculatus, A. cinereus jeweils zusätzlich zu C. dipte-

rum, E. vulgata, C. flavidus oder A. aterrimus; Anteil

etwa ein Drittel)

dominierende Arten/Taxa: in erster Linie C. horaria

und C. luctuosa (40 bis 50 Ind./qm), die hier ihr bevor-

zugtes Substrat finden, daneben P. nitidum, P. henslo-

wanum, C. luteolum, C. simile, O. tuberculatus und Ath-

ripsodes

41 Arten/-paare zzgl. 8 Taxa + 23 Chironomidentaxa

MOL 13, OLI/HIR 4, AMP/ISO 2, EPH 8, MEG 1, COL

2, TRI 11

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,74 bzw. 0,90]

Kurzbezeichnung Typ ohne Brandung, Kies-Sand Typ 02_Seekr Kies o Br

ohne Chironomiden 0,90 0,83

mit Chironomiden 1,02

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 3,5 (2,6)

Holzbesiedler Art-% 48

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 24

mit Chironomiden 34

Plausibilisierung Bewertung: Verlandungsindex passt [wenn nicht leitbildgemäß ein Schilfgürtel wie etwa in T17 an-

zusetzen wäre], Faunaindex sehr gut, Abzüge nur durch den geringen Anteil Holzarten in der Bewertung völlig

übereinstimmend mit der indexgestützten Bewertung: sehr artenreich, zwar mit deutlicher Beteiligung euryöker (aber

typischer) Begleiter, jedoch i.W. ohne nennenswerte Störzeiger, Ausnahme ist D. polymorpha in gutem Bestand gut

bis sehr gut [trotz Badestelle; nach Fotos aber Beprobung ohnehin im naturnahen Bereich; im Unterschied zu den

anderen Badestellen auch sehr hohe Siedlungsdichte]

Bewertung wäre anzupassen, wenn hier natürlicherweise ein Ufer ähnlich T17 (mit dichtem Schilfgürtel/Verlandungs-

tendenz) anzusetzen wäre, dafür sind zu viele Bewegtwasserarten zuungunsten der "Verlandungsarten" da, aber der

FI ohne Chironomiden liegt ähnlich hoch

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 69

Chiemsee Transekt 35

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich, angrenzend

Verlandung; Schafwaschener Bucht [nach Fotos einzelne

Steg- und Slipanlagen im Bereich des Transekts oder in

unmittelbarer Nähe]

Substratverteilung: Sand mit hohem Anteil organischer

Auflage (45 % des Sediments) und schmalem dichten

Schilfgürtel (20 % Flächenanteil)

Charakterisierung Artengemeinschaft

Typische, artenreiche Gemeinschaft mit mehreren

Störzeigern, die meisten jedoch in geringer bis sehr ge-

ringer Sicht und insgesamt einem relativ hohen Anteil

euryöker Begleitarten; Anteil von Nichtinsekten mit etwa

50 % für den Ufertyp mittel bis hoch (ohne Chironomi-

dae), Neozoenanteil sehr hoch

Absolut gesehen mit insgesamt 23 (für die relevanten

Ufertypen 20 bzw. 13) typischen MZB-Arten die be-

zeichnenden Arten artenreich vertreten, darunter ein-

zelne empfindliche spezifische Arten: B. leachii (Ver-

landung!) die "Sand- und/oder Kiesarten" G. crista, C

simile und M. angustata sowie als Holzbesiedler die

Gattung Lype; hohe Zahl typischer Chironomidenarten

(zusätzlich noch über 30 %, auch in hoher Gesamtindi-

viduenzahl)

Beruhigtwasser-Zönose (Artanteil > 80 %): Sehr Ar-

tenreiche Molluskenfauna mit vergleichsweise wenigen

Kleinmuschelarten, relativ artenreiche Köcherfliegen-

fauna mit Beteiligung von Limnephiliden; Eintagsfliegen

und Wasserkäfer nur in wenigen Arten; auffallend ist

das auf die Verlandung beschränkte Vorkommen ein-

zelner Libellenarten

dominierende Arten/Taxa: ausschließlich weit verbrei-

tete und häufige, dennoch grundsätzlich typische Arten:

C. horaria, P. subtruncatum, Cloeon dipterum.

38 Arten/-paare zzgl. 7 Taxa + 24 Chironomidentaxa

TUR 1, MOL 15, OLI/HIR 2, AMP/ISO 2, EPH 4,

ODO 3, MEG 1, COL 3, TRI 9

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,35 bzw. 0,63 und 0,37

bzw. 0,56]

Kurzbezeichnung Typ ohne Brandung / Verlandung Typ 02_Seekr 03_Schilf

ohne Chironomiden 0,80 0,98

mit Chironomiden 0,84 0,87

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 9,5 (4,7)

Holzbesiedler Art-% 59

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 20* 13*

mit Chironomiden 29 21

Plausibilisierung Bewertung: Nach Verlandungsindikation in Übereinstimmung mit der Physiographie deutliche Ten-

denz zur/Beteiligung der Verlandung (sehr typischer Verlauf), hier auch erstmals Verlandungsindex besser als See-

kreide-/Sand-Index [Verlandungsindex mit Chironomiden im Unterschied zu den anderen Ufertypen in der Verlandung

niedriger als ohne), spezifische Artenvielfalt für die beiden Fraktionen getrennt nur mittel bis hoch, erst unter Berück-

sichtigung der Chironomidae hoch, wertet man alle Arten, die für einen der beiden Typen bezeichnend sind, bei der

spezifischen Artenvielfalt, so ist die Zönose als typisch und artenreich einzustufen (siehe oben *) und auch der Index-

wert liegt evtl. noch etwas höher; tatsächlich negativ ist nur der hohe Neozoenanteil zu werten, der Artanteil der Holz-

besiedler ist für den Ufertyp hoch Bei der Charakterisierung des Artenspektrums abgesehen von der relativ hohen

Zahl - und bei Dreissena auch der relativ hohen Dichte - von Neozoen wie auch allgemein Störzeigern keine nennens-

werten Defizite erkennbar [Störzeiger i.d.R. in geringer Dichte, ohne unerklärte Ausfälle bei den typischen Arten]

gut bis sehr gut

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 70

Chiemsee Transekt 31

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich, angrenzend

Verlandung; Schafwaschener Bucht

Substratverteilung: Sand mit hohem Anteil organischer

Auflage (30 % des Sediments) und sehr schmalem Schilf-

gürtel (10 % Flächenanteil; Schilf überwiegend oberhalb

der Wasserlinie)

Charakterisierung Artengemeinschaft

Ausgesprochen typische, relativ artenreiche Gemein-

schaft mit einzelnen Störzeigern in geringer Dichte; An-

teil von Nichtinsekten mit etwa 50 % für den Ufertyp

mittel bis hoch (ohne Chironomidae), Neozoenanteil

sehr hoch

Absolut gesehen mit insgesamt 21 (für die relevanten

Ufertypen je 16, Zahl für die Verlandungsufer hoch!) ty-

pischen MZB-Arten die bezeichnenden Arten artenreich

vertreten, darunter einzelne empfindliche spezifische

Arten: V. contectus und B. leachii (Verlandung!) sowie

"Sand-/Kiesarten" U. pictorum, C simile und M. angus-

tata; hohe Zahl typischer Chironomidenarten (zusätzlich

noch fast 40 %, auch in hoher Gesamtindividuenzahl)

Beruhigtwasser-Zönose (Artanteil > 90 %): Sehr ar-

tenreiche Molluskenfauna mit relativ hoher Zahl von

Muschelarten einschl. U. pictorum, relativ artenreiche

Köcherfliegenfauna mit Beteiligung von Limnephiliden;

Eintagsfliegen und Wasserkäfer in nur einigen bis we-

nigen Arten; auffallend ist das auf die Verlandung be-

schränkte Vorkommen einzelner Libellenarten.

dominierende Arten/Taxa: ausschließlich weit verbrei-

tete und häufige, dennoch grundsätzlich typische Arten:

P. nitidum, C. horaria, P. subtruncatum, P. casertanum,

V. piscinalis

31 Arten/-paare zzgl. 10 Taxa + 25 Chironomidentaxa

TUR 1, MOL 13, OLI/HIR 4, AMP/ISO 2, EPH 5,

ODO 2, COL 2, TRI 8

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,92 bzw. 0,96 und 0,90

bzw. 0,62]

Kurzbezeichnung Typ ohne Brandung / Verlandung Typ 02_Seekr 03_Schilf

ohne Chironomiden 0,97 0,95

mit Chironomiden 0,98 0,64

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 0,6 (0,3)

Holzbesiedler Art-% 54

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 16 16

mit Chironomiden 26 26

Plausibilisierung Bewertung: Ganz ähnlich T 35, etwas weniger artenreich, noch etwas stärkere Verlandungsten-

denz (z.B. auch fast gar keine Bewegtwasserarten mehr), der wesentliche zönotische Unterschied ist das weitgehend

Fehlen von Neozoen und die allgemein geringere Zahl und Dichte von Störzeigern. Dies zeichnet sich - mit Ausnahme

des FI-Verlandung mit Berücksichtigung der Chironomiden - auch in den Indexwerten sehr gut

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 71

Chiemsee Transekt 13

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich, angrenzend

Verlandung; mit mehreren Stegen; Westufer vor Schaf-

waschener Bucht

Substratverteilung: Sand, 50 % Schilf (dicht, 100 %); im

Unterschied zu den beiden anderen Transekten mit Röh-

richtgürtel in der Schafwaschener Bucht ohne nennens-

werte organische Auflage

Charakterisierung Artengemeinschaft

Typische bis sehr typische, sehr artenreiche Gemein-

schaft, allerdings auch mit einer relativ hohen Zahl von

Euryöken bzw. Störzeigern, darunter auch einzelne in

höherer Dichte; mäßig hoher Anteil von Nichtinsekten

(etwa 40 % ohne Chironomidae),

Neozoenanteil für den Ufertyp hoch (nicht nur Dreis-

sena, sondern auch Potamopyrgus in nennenswerter

Dichte)

Absolut gesehen mit 23 (zzgl. 3 bei zusätzlicher Be-

rücksichtigung der Verlandungsufer) typischen MZB-

Arten die bezeichnenden Arten artenreich vertreten, da-

runter einzelne empfindliche spezifische Arten: B. lea-

chii (Verlandung!), "Sand-/Kiesarten" Unio, C. simile, H.

confinis und H. obliquus (Characeen auf Feinsubstrat!)

und M. angustata, außerdem Lype; hohe Zahl typischer

Chironomidenarten (zusätzlich über 30 %, bezogen auf

die Schilfufer sogar fast 50 %)

Beruhigtwasser-Zönose mit einzelnen Bewegtwasser-

arten (Artanteil etwa 20 % und damit größer als ganz in

der Bucht): Artenreiche Mollusken-, Köcherfliegen- (mit

Beteiligung von Bewegtwasserarten, ohne Limnephi-

liden) und Wasserkäferfauna (i.W. Adephaga, Halipli-

dae!); bezeichnend für den Verlandungsaspekt ist das

Vorkommen einzelner Libellenarten.

dominierende Arten/Taxa: ausschließlich weit verbrei-

tete und häufige, dennoch grundsätzlich typische Arten:

P. nitidum, C. horaria, P. subtruncatum, P. casertanum,

V. piscinalis

39 Arten/-paare zzgl. 11 Taxa + 30 Chironomidentaxa

TUR 2, MOL 11, OLI/HIR 5, AMP/ISO 2, EPH 5,

ODO 2, MEG 1, HET 1, COL 6, TRI 11

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,53 bzw. 0,76 und 0,44

bzw. 0,55]

Kurzbezeichnung Typ ohne Brandung (Verlandung) Typ 02_Seekr 03_Schilf

ohne Chironomiden 0,78 0,86

mit Chironomiden 0,93 0,86

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 7,1 (4,7)

Holzbesiedler Art-% 54

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 23 11

mit Chironomiden 35 21

Plausibilisierung Bewertung: Tendiert nach Verlandungsindikation stärker als die beiden anderen Transekte in der

Bucht in Übereinstimmung mit den Substratverhältnissen in Richtung Seekreide/Sandufer (Absolutwert Seekreide/Sand,

Verlauf stärker Richtung Sand/Verlandung: weniger Verlandungsarten), Faunaindex aber auch für die Schilfufer noch

ziemlich hoch (auch unter Berücksichtigung der Chironomiden, es fehlen offensichtlich die schlecht bewerteten reinen

Schlammarten), Faunaindex sehr gut, für den Ufertyp hoher Neozoenanteil Zönose sehr artenreich und typisch, Zö-

nosenzusammensetzung zeigt deutlich die stärkere Tendenz zu den Sandufern als in der völlig geschützten Buchtlage

der Transekte T31 und 35 [: mehr Wasserkäfer, mehr Köcherfliegen, im Verhältnis weniger Mollusken; insgesamt Hinzu-

treten von Bewegtwasserarten auch im Feinsediment], unter Berücksichtigung der Störzeiger und Neozoen gut bis

sehr gut

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 72

Chiemsee Transekt 12

Beschreibung/Beeinträchtigungen: Badestelle, partiell

Holzverbau, aber auch unverbautes Ufer; Westufer Vor-

feld Prien

Substratverteilung: Grobkies mit Sand, verfestigt, wenig

Steine (abgebrochene Schilfhalme)

Charakterisierung Artengemeinschaft

Allenfalls mäßig typische, insgesamt sehr artenreiche

Gemeinschaft, die bei fast allen Gruppen hohe Arten-

zahlen erreicht, mit einem hohen Anteil euryöker bzw.

wenig typbezeichnender Arten und auch einzelnen

Störzeigern siehe auch mittlerer Neozoenanteil (rela-

tiv hohe Siedlungsdichte von D. polymorpha); hohe

Zahl typischer Chironomidenarten (zusätzlich noch > 40

%)

mittlere Anzahl spezifischer und empfindlicher Arten

des Typs: P. amnicum, P. hibernicum, C. simile, L.

marginata

ufertyp-bezeichnend artenreiche Muschel- (allerdings

ohne Beteiligung von U. pictorum und statt dessen mit

Vorkommen der weniger typischen A. cygnea), Eintags-

und Köcherfliegenfauna, jeweils unter Beteiligung von

Bewegtwasserarten (die im reinen Sandufer mit Schilf-

gürtel fehlen; siehe auch T16; Anteil etwa ein Drittel)

dominierende Arten/Taxa: in erster Linie C. horaria

und C. luctuosa (≥ 30 Ind./qm), die hier ihr bevorzugtes

Substrat finden, daneben P. nitidum, C. luteolum, C.

simile, O. tuberculatus und Athripsodes cinereus

43 Arten/-paare zzgl. 9 Taxa + 28 Chironomidentaxa

TUR 3, MOL 12, OLI/HIR 6, AMP/ISO 3, EPH 8, MEG

1, HET 1, COL 4, TRI 11

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,76 bzw. 0,91]

Kurzbezeichnung Typ ohne Brandung, Kies-Sand Typ 02_Seekr Kies oBr

ohne Chironomiden 0,94 0,92

mit Chironomiden 1,02

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 3,9 (2,5)

Holzbesiedler Art-% 53

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 20

mit Chironomiden 35

Plausibilisierung Bewertung: Faunaindex sehr gut, typspezifische Artenvielfalt hoch, Abzüge durch den immerhin

mittleren Neozoen- und Holzarten-Anteil insgesamt allenfalls bedingt typische Zönose mit allerdings hoher Zahl ty-

pischer Arten, jedoch sehr deutlicher Beteiligung euryöker bzw. zumindest wenig typbezeichnender Arten; auffällig -

vor allem auch im Vergleich mit dem sonst in Arten- und Dominanzstruktur sehr ähnlichen T16 - ist der hohe "Eupota-

mon"-Anteil bzw. das höhere Aufkommen von Bewegtwasserarten bei gleichzeitigem Wegfall einzelner Ruhigwasser-

/Verlandungsarten* angesichts der Tatsache, dass die wenig bezeichnenden Arten die typischen offensichtlich nicht

verdrängen als gut zu bewerten, mit Hinweisen auf ggf. strukturbedingte Defizite (siehe Anmerkung)

Anmerkung: Bewertung wäre ggf. anzupassen, wenn das Aufkommen der Bewegtwasserarten auf den Verbau zurück-

zuführen wäre und insbesondere dann, wenn hier natürlicherweise ein dichterer Schilfgürtel anzusetzen wäre.

* ≠ T16 z.B. + P. amnicum, G. fossarum, O. villosus und - V. cristata, H. complanatus. A. multipunctata, C. flavidus

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Bewertungsverfahren MZB Seen

Überarbeitung für Alpen/Alpenvorland

Stand 31.05.2015 73

Chiemsee Transekt 10

Beschreibung/Beeinträchtigungen: Mauerverbau (Tuff),

Siedlung angrenzend; Südufer nahe Irschener Winkel

Substratverteilung: Mittel-/Feinkies mit Sand (mit Mu-

schelschalen)

Charakterisierung Artengemeinschaft

Bedingt typische, relativ artenarme Gemeinschaft mit

hoher Zahl euryöker Arten und Störzeiger in sehr hohen

Dichten, auffällig ist insbesondere die überaus hohe

Siedlungsdichte der Wenigboster und Egel.

Neozoenanteil mit < 1 % sehr niedrig

das Gros der insgesamt vergleichsweise wenigen be-

zeichnenden MZB-Arten (N=15) nur in sehr kleinen

Beständen, allein die 5 Eintagsfliegen-Arten in durch-

weg hoher Siedlungsdichte (mit Ausnahme von C. simi-

le durchweg häufige und wenig empfindliche Arten: C.

luteolum, C. dipterum, C. horaria, C. luctuosa)

auffallend artenarme Kleinmuschelfauna aus den drei

häufigsten Vertreten überhaupt, bei den Muscheln nur

U. pictorum bemerkenswert

Köcherfliegen artenarm und i.W. mit häufigen und

wenig spezifischen Arten in kleinen Beständen vertre-

ten, bemerkenswert allein die beiden Verlandungstaxa

Oxyethira und L. tineiformis in (relativ) hoher Dichte

dominierende Arten/Taxa i.W. Wenigborster (insbe-

sondere auch das im Index gar nicht gewertete Sam-

meltaxon Naididae/Tubificidae), Egel und Eintagsflie-

gen: L. variegatus und E. octoculata mit etwa 50

Ind./qm, C. horaria und C. luctuosa mit etwa 40 bzw. 30

Ind./qm sowie C. dipterum, C. simile und die Kleinmu-

schel P. subtruncatum.

28 Arten/-paare zzgl. 8 Taxa + 18 Chironomidentaxa

MOL 9, OLI/HIR 5, AMP/ISO 2, EPH 5, HET 1, COL

3, TRI 8

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,09 bzw. 0,20]

Kurzbezeichnung Typ ohne Brandung, Kies-Sand Typ 02_Seekr

ohne Chironomiden 0,12

mit Chironomiden 0,22

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 0,5 (0,4)

Holzbesiedler Art-% 51

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 15

mit Chironomiden 22

Plausibilisierung Bewertung: Sehr niedrige Indexwerte und niedrige Anzahl sandufertypischen Arten, Verlandungs-

index indiziert von der Morphologie abweichenden Ufertyp (tendenziell Verlandung > natürlicherweise Moor angren-

zend!, evtl. aber auch durch Nähe zum Irschener Winkel?) in Übereinstimmung mit der zönotischen Analyse (arten-

arm mit niedriger spezifischer Artenvielfalt und gestörter Dominanzstruktur!, positiv ist nur der geringe Neozoenanteil)

unbefriedigend

Anmerkung: 1) Der niedrige Indexwert kommt ganz wesentlich auch durch die hohen Dichten von L. variegatus und E.

octoculata zustande, die grundsätzlich auch auf eine erhöhte organische Belastung zurückzuführen sein könnten (aber

nach Fotos und Videos eher nicht erkennbar)? Unabhängig davon ist die Artenvielfalt in jedem Fall reduziert und die

Zönose wäre in der Zusammensetzung sicher als unzufriedenstellend zu bewerten. 2) Wenn in Übereinstimmung mit

dem Verlandungsindex ein Schilfufer anzusetzen wäre, wäre der Index ähnlich niedrig (0,23 bzw. 0,19).

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Chiemsee Transekt 8

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich, Auwald an-

grenzend; Südufer

Substratverteilung: Sand dominant (vereinzelt abgebro-

chene Schilfstengel und freiliegende Schilfrhizome)

Charakterisierung Artengemeinschaft

(Bedingt)* typische, relativ artenarme Gemeinschaft

mit einigen spezifischen Arten; Störzeiger und ausge-

sprochen euryöke Arten in begrenzter Zahl und Dichte

[je nach Uferleitbild Anzahl dieser Arten mittel (Sand/

Seekreide) bis gering (Verlandung)]; Neozoenanteil für

den Ufertyp mittel

*Vorkommen einzelner Bewegtwasserarten möglicher-

weise in Verbindung mit naher Bacheinmündung (E.

danica, G. fossarum)

arten- bzw. taxareiche Oligochaeten- und Egelfauna,

v.a. auch im Verhältnis zu den anderen Gruppen

artenarme Kleinmuschelfauna aus zwei sehr häufigen

und einer selteneren Art, zusätzlich bei den Muscheln

noch die spezifische U. pictorum hervorzuheben

auch die Schnecken artenarm, aber mit der verlan-

dungstypischen und empfindlichen V. contectus

Köcherfliegen sehr artenarm, mit nur drei "Sandar-

ten", keine verlandungstypischen Arten und auch keine

Holzbesiedler

dominierende Arten/Taxa (Siedlungsdichte insgesamt

eher niedrig): C. horaria und C. luctuosa, außerdem

noch P. nitidum und Haliplus (Characeen!) [weiterhin

noch nennenswerte Bestände dann i.W. (Ausnahme A.

cinereus) noch bei euryöken Arten bzw. Störzeigern: H.

stagnalis, E. octoculata, G. roeseli]

26 Arten/-paare zzgl. 8 Taxa + 15 Chironomidentaxa

MOL 7, OLI/HIR 7, AMP/ISO 3, EPH 5, ODO 1, HET

1, MEG 1, COL 3, TRI 3

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,57 bzw. 0,72]

Kurzbezeichnung Typ ohne Brandung, Sand Typ 02_Seekr

ohne Chironomiden 0,71

mit Chironomiden 0,83

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 2,9 (2,3)

Holzbesiedler Art-% 38

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 13

mit Chironomiden 25

Plausibilisierung Bewertung: Nach Faunaindex Seekreide im oberen Bereich von gut, mit für den Ufertyp (unterstellt

reine Seekreide-/Sandufer) mittlerer Vielfalt der typischen Arten (s. unten, Erwartungswert in Abhängigkeit vom Leit-

bild?), mittlerem Neozoenanteil und niedrigem Anteil Holzarten! (trotz angrenzendem Auwald) insgesamt in Abhän-

gigkeit vom Leitbild gut oder mäßig , mit den zönotischen Analysen relativ gute Übereinstimmung:

1. a) wenn leitbildgemäß reines Sandufer anzusetzen wäre und die typspezifische Artenvielfalt dann im Normalbereich

liegt, wäre angesichts der übrigen Zönosenzusammensetzung (mehrere spezifische Arten, aber auch einige euryöke

Arten bzw. Störzeiger in teils wenigstens mittleren Beständen) der Abschnitt eher als gut zu werten, deutliches Defizit

ist das Holz!

2. b) wenn leitbildgemäß ein Verlandungsufer zu fordern wäre, wäre die Artenvielfalt niedrig bzw. würden viele typische

Arten fehlen, was in jedem Fall zu einer Wertung als mäßig führen müsste

Anmerkung: Absolut gesehen niedrige Artenzahl (gesamt wie auch typische Arten) für reine Sandufer vermutlich Nor-

malwert, alle anderen beprobten stark sanddominierten Ufer mit höheren Artenzahlen hatten entweder einen ausge-

prägten Schilfgürtel oder zumindest deutliche organische Substratanteile. // Möglich erscheint auch, dass der Uferver-

bau im Anschluss an den naturnahen Transekt auf einer sehr langen Strecke (entlang der BAB) mit einer reduzierten

Artenvielfalt auch noch auf den betreffenden Transekt wirkt.

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Chiemsee Transekt 6

Beschreibung/Beeinträchtigungen: natürlich, am landseiti-

gen Ufer Kies aufgeschüttet, angrenzend Feuchtwiesen;

Südufer nahe Tiroler Achen

Substratverteilung: Sand mit Characeen, weniger Kies

eingemischt, einzelne Schilffelder; Spülsaum

Charakterisierung Artengemeinschaft

(Bedingt) typische, relativ artenarme Gemeinschaft

mit einigen spezifischen Arten; Störzeiger und ausge-

sprochen euryöke Arten in begrenzter Zahl und Dichte

[je nach Uferleitbild Anzahl dieser Arten mittel (Sand/

Seekreide) bis gering (Verlandung)]; Anteil der Holzbe-

siedler für den Ufertyp niedrig (aber besser als in

Neozoenanteil mit etwa 3 % für den Ufertyp mittel

arten- bzw. taxareiche Oligochaeten- und Egelfauna,

insbesondere auch im Verhältnis zu den anderen

Gruppen

artenreiche Kleinmuschelfauna mit selteneren und/

oder empfindlichen Arten (insbesondere P. amnicum,

P. henslowanum), zusätzlich bei den Muscheln noch

die spezifische U. pictorum hervorzuheben; die Schne-

cken artenarm und unspezifisch

Köcherfliegen artenarm, für reine Sandufer mit 3 typi-

schen Arten (zzgl. ein mutmaßlich typisches Taxon der

Fam. Limnephildae) ggf. noch im mittleren Bereich, für

Schilfufer jedenfalls gering; keine Holzbesiedler

dominierende Arten/Taxa (Siedlungsdichte insgesamt

eher niedrig): C. horaria und C. luctuosa, außerdem

noch G. roeseli und P. nitidum

27 Arten/-paare zzgl. 6 Taxa + 18 Chironomidentaxa

MOL 10, OLI/HIR 6, AMP/ISO 1, EPH 1, ODO 1,

MEG 1, COL 2, TRI 5

Verlandungsindex Faunaindex [mit Neozoen 0,60 bzw. 0,76]

Kurzbezeichnung Typ ohne Brandung, Sand-Kies Typ 02_Seekr

ohne Chironomiden 0,77

mit Chironomiden 0,85

Neozoen Ind.-% (mit Chiron.) 3,2 (2,0)

Holzbesiedler Art-% 44

Artenvielfalt (Anzahl typische Arten)

ohne Chironomiden 13

mit Chironomiden 25

Plausibilisierung Bewertung: In allen Indexwerten und zönotischen Werten sehr ähnlich dem nächstgelegenen T08,

in den Arten- und Dominanzspektren aber Unterschiede erkennbar: wesentlicher Unterschied ist die artenreiche

Kleinmuschelfauna an T06; abgesehen davon fehlen einige Arten von T08 bzw. kommen in deutlich niedrigerer Zahl

vor (betrifft sowohl spezifische Arten wie V. contectus als auch Störzeiger wie E. octoculata) bzw. es treten auch aus

anderen Gruppen als den Muscheln einzelne zusätzliche Arten hinzu; abgesehen von den Muscheln keine offensicht-

lich gerichteten Veränderungen im Artenspektrum trotz der etwas abweichenden Substratverhältnisse (Kiesbeimi-

schung, Schilffelder), auch die Artenvielfalt ähnlich niedrig insgesamt - in Übereinstimmung mit den Indexwerten -

etwas besser als T06, aufgrund der guten Kleinmuschelfauna, der niedrigeren Dichten bei einigen Störzeigern und des

höheren Artanteils bei den Holzarten, d.h. für Sandufer gut

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Ergebnisübersicht - Chiemsee Indexwerte

Trans - Transekt; VL-Indikation - Verlandungsindikation nach Diagramm-Verlauf und Indexwert (fragliche Typzuordnung in Bezug auf Brandung hier pink gekennzeichnet); Faunaindex - ohne Neozoen, jeweils mit [oberer Wert] und ohne Chironomiden [unterer Wert]); Diversität - Anzahl typischer und spezifischer Arten, wie Faunaindex jeweils mit und ohne Chironomiden; Hemerobie, Sub-strat - nach Feldprotokoll, ggf. Fotos und Luftbild; *Badestellen mit außergewöhnlich niedriger Siedlungsdichte); Neo - Individue-nanteil Neozoen; Xylo - Artanteil (fakultativer) Holzbesiedler.

Trans VL-Indikation Faunaindex mit Zstkl

(mit/ohne Chid)

Diversität

(mit/ohne Chid)

Hemerobie,

Substrat

Neo

Ind%

Xylo

Art%

T05 Brandung 1,9 01_geröll I 0,92 21 natürlich*, Steine 20 67

III II 0,66 12

T03 Brandung 1,7 01_geröll I 0,97 19 natürlich, Steine 10 59

II I 0,87 16

T02 Brandung 1,6 01_geröll I 0,97 24 natürlich, Steine-Kies

5 48

I-II I 0,96 19

T01 Brandung 1,8 01_geröll II 0,80 19 Badestelle*/Park, Kies-Sand, Wellen

5 50

II II 0,74 16

T22 ohne Brandg 1,7 02_seekreide I 0,87 28 naturnah*, Kies-Sand

8 58

II I 0,80 15

T21 ohne Brandg 1,6 02_seekreide I 0,90 23 naturnah, Kies-Sand

2 44

II I 0,89 17

T20 Brandung 1,6 01_geröll I 0,97 27 natürlich, Steine 2 50

I-II I 0,92 22

T19 Brandung 1,7 01_geröll II 0,82 23 Badestelle*/Orts-lage

6 47

II I- 0,76 20

T18 ohne Brandg 1,9 02_seekreide II 0,79 31 natürlich, v.a. Sand

5 63

II II 0,70 18

T29 Brandung 1,8 01_geröll I- 0,86 27 Mauerverbau, Steine auf Kies

8 52

II o III (Seekreide) II- 0,52 19

T24 ohne Brandg (Verlandung)

2,1 02_seekreide (03_schilf)

I 1,05 (1,11)

30 (17)

natürlich 0 53

I-II I 0,98 (1,13)

17 (11)

T17 ohne Brandg Verlandung

2,4 02_seekreide 03_schilf

II+ 0,84 II 0,80

26 20

natürlich 1 56

II II 0,59 II 0,69

16

19 13

T16 ohne Brandg 2,1 02_seekreide I 1,02 34 Badestelle/Park, naturnah, Kies

4 48

I-II I 0,90 24

T35 ohne Brandg Verlandung

2,6 02_seekreide 03_schilf

II+ 0,84 I 0,87

29 21

natürlich, Sand-OM-Schilfgürtel

10 59

I I 0,80 I 0,98

20

23 13

T31 ohne Brandg Verlandung

2,6 02_seekreide 03_schilf

I 0,98 II 0,74

26 26

natürlich, Sand-OM-Schilfgürtel

1 54

I-II I 0,97 I 0,85

16

21 16

T13 ohne Brandg (Verlandung)

2,2 02_seekreide (03_schilf)

I 0,93 (0,86)

35 (21)

natürlich, Sand mit Schilfgürtel

7 54

(I-)II I- 0,78 (0,86)

23

( 26 ) (11)

T12 ohne Brandg 2,0 02_seekreide I 1,02 35 Badestelle/Holz- verbau, Kies-Sand

4 53

II I 0,94 20

T10 ohne Brandg (Diagramm wie Verldg)

2,5 02_seekreide IV 0,22 22 Mauerverbau/ Siedlung, Kies-Sand

1 51

IV IV 0,12 15

T08 ohne Brandg 2,1 02_seekreide II 0,83 25 natürlich, Sand 3 38

II o III (Verlandung) II 0,71 13

T06 ohne Brandg 2,0 02_seekreide I- 0,85 25 natürlich, Sand mit Kies

3 44

II I- 0,77 13

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Ergebnisübersicht - Chiemsee Zönotische Kennwerte

Erläuterungen: Wz = Bewertung Zönosenzustand, fünfstufig von 1 bis 5; Tr = Transekt-Nr., Typ = Ufertyp: BR - geröllreiche Brandung, SS - Seekreide/Sand mit SSb - Seekreide/Sand mit sehr schmalem Brandungsgürtel, SSk - Seekreide/Sand-Kies-Gemische (+ exponiert, mit Dünung), SSkv - Seekreide/Sand-Kies-Gemische mit Schilfgürtel, SSv - Seekreide/Sand mit eher schütterem Schilf, S/V - Seekreide/Sandufer mit Tendenz zum Verlandungsufer, VL - Verlandungsufer; Ind-M = Siedlungsdichte ohne Chironomiden [Ind./qm], Ind-C = dito, mit Chironomiden; AVg-M = Artenvielfalt gesamt ohne Chironomiden, AVt-M = di-to, nur typische Arten, AVt % = Anteil typische an Gesamtartenzahl, ohne Chironomiden, AVt-C = Vielfalt typische Arten mit Chironomiden; NI % = Artanteil Nichtinsekten; F % = dito Bewegtwassertaxa; Xy % = dito Holzbesiedler; Neo % = Individue-nanteil Neozoen an Individuenzahl (ohne Chironomiden). */** bei zusätzl. Berücksichtigung VL-Arten 14 bzw. 15

Transekt/Zustand Dichte Artenvielfalt/Spezifität Zönosenzusammensetzung

Wz Tr Typ Ind-M Ind-MC AVg-M AVt-M AVt % AVt-MC NI % F % Xy % Neo%

3 T05 BR 77 199 26 12 46 21 ~50 ~1/3 67 21

2 T03 BR 215 338 32 16 50 19 ~40 ~40 59 10

1-2 T02 BR 194 272 37 19 51 24 ~45 ~1/3 48 6

2- T01 BR 114 160 28 16 57 19 ~40 ~40 50 5

2-3 T22 SSk 137 220 28 15 54 28 ~1/3 ~20 58 8

2 T21 SSk 508 523 34 17 50 23 ~1/3 ~40 46 2

1-2 T20 BR 187 233 39 22 56 27 ~40 ~40 50 2

2-3 T19 BR 85 134 35 20 56 23 ~45 ~40 47 6

2 T18 SSkv 183 262 40 18 45 31 ~45 ~1/4 63 5

2o3 T29 BR 154 346 40 19 48 27 ~45 <1/3 52 8

1-2 T24 SSkv 207 272 33 17 52 30 ~55 <20 53 0

2 T17 S/V 166 259 38 16/13

∑19

42/34

50

26/20 ~50 <20 56 <1

1-2 T16 SSk! 342 462 42 24 57 34 ~45 ~20 48 4

1-2 T35 S/V 177 357 39 20/13

∑23

51/33

59

29/21 ~50 ~15 59 10

1 T31 S/V 222 415 34 16/16

∑21

48/48

62

26/26 ~50 <10 54 <1

1-2 T13 SSv 252 379 43 23 53 35 ~45 ~20 54 7

2 T12 SSk! 310 480 46 20 43 35 ~45 ~1/4 53 4

4 T10 SSk 529 689 30 15 50 22 ~45 ~15 51 <1

2 o 3

T08 SS 151 194 27 *13 48 25 ~55 ~20 37 3

2 T06 SS 157 249 27 **13 48 25 ~55 ~1/4 44 3

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Stand 31.05.2015 79

7 Zönotische Gliederung der Seen

7.1 Methoden

Die Faunenähnlichkeit der aktuell beprobten Seen wurde mittels Ordinations- und

Clusteranalyse untersucht30. Als Ordinationsverfahren wurde das robuste "Nonmetric

Multidimensional Scaling" gerechnet, mit dem Sörensen-Index als Distanzmaß. Für

die Clusteranalyse wurde die relative Euklidische Distanz und als Fusionierungsalgo-

rithmus das Verfahren nach Ward herangezogen.

Von den Seeninventaren wurden die sehr artenreichen Zuckmücken zur Analyse aus-

geklammert, da diese faunistisch und ökologisch weniger bekannt sind als die Mehr-

zahl der übrigen Gruppen und entsprechende geringere Interpretationsmöglich-

keiten bieten. Die verbleibenden Arten- bzw. Taxainventare wurden zunächst berei-

nigt (z.B. um nicht systematisch erfasste Arten bzw. wenig aussagekräftige höhere

Taxa) und über alle Seen harmonisiert. Es ergab sich so eine Matrix von 14 Seen und

221 Arten/Taxa mit 66,8 % Nullwerten.

Um einen moderaten quantitativen Aspekt zu integrieren wurden für die einzelnen

Seen die Stetigkeiten der nachgewiesenen Arten bzw. Taxa ermittelt, d.h. die Anzahl

der Transekte mit Nachweis. Aufgrund der Tatsache, dass die Seen (entsprechend

ihrer Größe) mit einer unterschiedlichen Zahl von Transekten beprobt wurden (n=5

bis n=20), waren die Zahlenwerte für das Ordinationsverfahren zu relativieren. Dazu

wurde "general relativation" verwendet, die speziell bei der Anwendung des Sören-

sen-Index empfohlen ist (McCune & Grace 2002). Bei dem gewählten Distanzmaß

der Clusteranalye ist eine Standardisierung integriert.

7.2 Ergebnisse

Die Ergebnisse der Ordination zeigen zunächst, dass die Fauna des Königssees in-

nerhalb der südbayerischen Seen stark exponiert ist (vgl. Abb. 4.a und b, Wert -1,98

für Achse 1). Dies bildet sicher die innerhalb der beprobten Seen singuläre Lage des

Gewässers deutlich in den Alpen ab, d.h. insbesondere bereits in der Naturraum-

gruppe 01 Nördliche Kalkalpen (Berchtesgadener Alpen) sowie u.U. morphologische

Eigenheiten (Felswände). Überraschenderweise ist die Fauna nach Datenlage nur

durch wenige und eher unauffällige Exklusiv-Taxa gekennzeichnet bzw. solche, die

auf dem gegebenen Determinationsniveau nicht klar zu deuten sind (z.B. Ecdyonurus

sp., Nebrioporus sp.). Insbesondere fehlen in den Aufnahmen auch gänzlich die auf-

grund der Erfahrungen mit ähnlich gelegenen Alpenseen in der Schweiz (Lubini in

litt. 2014) zu erwartenden Steinfliegen.

Neben diesem "Ausreißer" fallen noch die deutlich abgerückten Positionen des

Langbürgner Sees mit dem minimalen Wert von -1,53 für Achse 2 und der Große Os-

tersee mit einem sehr hohen Wert von +0,98 für Achse 3 auf (vgl. Abb. 4.a. bis c).

Für den Langbürgner See ist die geringster Taxazahl aller untersuchten Seen anzu-

geben, auf Basis der untersuchten Matrix mit n=32 und einem Shannon-Index (Diver-

30 mittels PC-ORD für Windows 6.0, nach McCune & Grace (2002)

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Stand 31.05.2015 80

sität) von nur 3,2. Auch der Große Ostersee steht diesbezüglich am unteren Ende

der Spanne (n=46, Shannon 3,6). Darüber hinaus weist nur noch der Königssee der-

art geringe Werte auf.

Eine Gruppierung ist in der Ordination v.a. für Waginger See, Riegsee, Abtsdorfer

See und Hopfensee (mit mittleren bis hohen Werten für die Achsen 1 und 2 und

niedrigen für Achse 3) sowie über alle Achsenkombinationen hinweg für Tegern-,

Ammer-, Chiem-, Staffel- und Starnberger See zu erkennen. Unterschiedlich assozi-

iert erscheinen Wörthsee (i.W. aber zwischen Ammersee und Großem Ostersee) und

Kochelsee (wechselnd zu beiden o.g. Gruppen).

Die Clusteranalyse "erzwingt" eine Gruppenbildung, die aber nur bei wenigen Seen

eine engere Verwandtschaft unterstellt, so v.a. bei Abtsdorfer, Hopfen- und Wagin-

ger See (1) sowie bei Ammer- und Tegernsee mit Chiemsee, Staffelsee und Starnber-

ger See (2) (vgl. Abb. 5 unten). Nimmt man diese beiden Clustergruppen als Zentren,

lassen sich einerseits der Waginger See sowie bedingt der Langbürgner See mit dem

Riegsee (1) und andererseits der Kochelsee anschließen (2). Wörthsee und Großer

Ostersee wären dagegen am ehesten in einer getrennten Gruppe (3) zu vereinen.

Untersucht man diese drei Gruppen mittels des Indval-Verfahrens nach Dufrêne &

Legendre (1997) auf die "Trennarten", so wird deutlich, dass Gruppe (1) durch Ver-

landungsarten und Gruppe (2) tendenziell durch Fließwasserarten gekennzeichnet

sind und Gruppe (3) nur sehr wenige Arten enthält, die nicht innerhalb der unter-

suchten Seen ubiquitär sind.

Diese Ergebnisse sind aber überwiegend schwach gesichert und bedürfen für eine

abschließende biozönotische Klassifizierung der Seen noch vertiefter Analysen. Da-

bei wären auch mögliche methodische Effekte zu überprüfen.

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Stand 31.05.2015 81

Abb. 4.a Ergebnisse der NMS, Achse 1 zu Achse 2

Abb. 4.b Ergebnisse der NMS, Achse 1 zu Achse 3

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Stand 31.05.2015 82

Abb. 4.c Ergebnisse der NMS, Achse 2 zu Achse 3

Abb. 5 Ergebnisse der Clusteranalyse

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Stand 31.05.2015 83

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