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BFB Bibliotheksforum Bayern Monacensia im Hildebrandhaus Das literarische Gedächtnis der Stadt München im neuen Glanz 20 Jahre Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ) 20 Jahre digitale Innovation in Bayern „buecher gar hübsch gemolt“ Eine Ausstellung der Staatsbibliothek Bamberg Heft 01 | 12. Jahrgang Februar 2018 ISSN 0340-000X

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BFB Bibliotheksforum BayernMonacensia im Hildebrandhaus Das literarische Gedächtnis der Stadt München im neuen Glanz

20 Jahre Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ) 20 Jahre digitale Innovation in Bayern

„buecher gar hübsch gemolt“ Eine Ausstellung der Staatsbibliothek Bamberg

Heft 01 | 12. Jahrgang Februar 2018

ISSN 0340-000X

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Inhalt

BFB Bibliotheksforum Bayern

Liebe Leserin, lieber Leser,

FORUMBIBLIOTHEKEN IN BAYERN

Lernen – Wissen – Bildung Mitgliederforum des Bayerischen Bibliotheksverbandes e. V. in Donauwörth

Bibliotour – Streifzüge durch das länd liche Bibliothekswesen in Bayern Teil 1: Unterfranken In einer mehrteiligen Reihe möchte die Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen vor Ort zu einer Reise durch die in den letzten Jahrzehnten stark gewandelte bayerische Bibliothekslandschaft einladen. Im Mittelpunkt stehen Beispiele gelungener Bibliotheksarbeit im ländlichen Raum.

FORUMBIBLIOTHEKSBAU

Denkwürdigkeiten zum Bau der Bayerischen Staatsbibliothek175. Wiederkehr des Bezugs, 75. Jahrestag seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Ein Lernraum24 für die Universität BambergZweiter Bauabschnitt der Teilbibliothek Sprach- und Literaturwissenschaften fertiggestellt

Monacensia im Hildebrandhaus – Das literarische Gedächtnis der Stadt Mün-chen strahlt im neuen GlanzNach einer denkmalgerechten Generalsanierung präsentiert sich die ehemalige Künstlervilla als zeitgemäßer und ansprechender Ort der Literatur.

FORUMBIBLIOTHEKSGESCHICHTE

„Meines Erachtens müssen Bibliotheken gebraucht, nicht bloß gesehen wer-den“Bayerische Bibliotheken im Urteil des Aufklärers Friedrich Nicolai, Teil 2

FORUMHISTORISCHE SCHÄTZE

„Etlich Liedlein zu singen oder uff der Orgeln und Lauten zu schlagen.“Drei Veranstaltungen in der Bayerischen Staatsbibliothek

„buecher gar hübsch gemolt“Eine Ausstellung der Staatsbibliothek Bamberg vom 3. April bis 30. Juni 2017

FORUMDIGITALE BIBLIOTHEK

20 Jahre Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)20 Jahre digitale Innovation in Bayern

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FORUMLESE- UND LITERATURFÖRDERUNG

Ein Lesemuseum für Michael EndeIm Dachgeschoss von Schloss Blutenburg befindet sich seit 1998 das Michael-Ende-Museum, ein literarisches Museum zu Leben und Werk von Michael Ende als Teil der Internationalen Jugendbibliothek.

Bücherschätze für KitasEin Projekt der Stadtbücherei Würzburg zur Sprachförderung in den städtischen Kindertageseinrichtungen

Onilo.de – ein Portal mit interaktiven Boardstories zu vielen AnlässenTeil 1: Digitale Bilderbuchkinos rund ums Bibliotheksjahr

Onilo.de – ein Portal mit interaktiven Board stories zu vielen AnlässenTeil 2: „Los!Lesen“ mit Onilo – ein Kooperationsprojekt von Stadtbücherei und Fachschule für Heilerziehungspflege in Coburg

FORUMBIBLIOTHEK UND SCHULE

„Schulbibliothek im Fokus: Medienbildung heute“Der 5. Bayerische Schulbibliothekstag im Nürnberger „südpunkt“ am 25. Oktober 2017 war wieder ein voller Erfolg.

FORUMWAS LESEN SIE GERADE

KURZ NOTIERTBayern

Augsburg

Aschaffenburg

Bad Aibling

Bamberg

Coburg

Eichenau

Elsenfeld

Erlangen-Nürnberg

Fürth

Lauf a.d.Pegnitz

München

Nürnberg

REGENSBURG

Schwandorf

TERMINEBibliothekarische Fortbildung in BAYERN

AUSSTELLUNGEN UND VERANSTALTUNGEN

ABSTRACTS DEUTSCHDenkwürdigkeiten zum Bau der Bayerischen Staatsbibliothek: 175. Wiederkehr des Bezugs, 75. Jahrestag seiner Zer-störung im Zweiten Weltkrieg

Monacensia im Hildebrandhaus – Das literarische Gedächtnis der Stadt München strahlt im neuen Glanz

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„Meines Erachtens müssen Bibliotheken gebraucht, nicht bloß gesehen werden“ – Bayerische Bibliotheken im Urteil des Aufklärers Friedrich Nicolai (Teil 2)

„Etlich Liedlein zu singen oder uff der Orgeln und Lauten zu schlagen.“

Ein Lesemuseum für Michael Ende

Onilo.de – ein Portal mit interaktiven Boardstories zu vielen Anlässen

ABSTRACTS ENGLISHMemorable dates related to the building of the Bayerische Staats-bibliothek: 175th anniversary of inauguration, 75th anniversary of its destruction in the Second World War

Monacensia in the Hildebrand villa – Munich‘s literary memory radiant in new splendour

„In my opinion, libraries have to be used, not only visited“ – The assessment of Bavarian libraries by the Enlightener Friedrich Nicolai (part 2)

„To sing many a tune or to play the organ and the lute.“

A reading museum for Michael Ende

Onilo.de – A portal with interactive board stories for many occasions

IMPRESSUMHerausgeber

Redaktion

Redaktionsbeirat

Gestaltung

Druck

Abonnements und Anzeigen

AUTORENHINWEISE

AUTORINNEN UND AUTORENDr. Markus Brantl

Andrea Burgsmüller

Dr. Fabian Franke

Dr. Inga Gerike

Dr. Veronika Giglberger

Lioba Grasser, M.A.

Dr. Gerhard Hölzle

Sabine Hrach

Annemarie Kaindl

Hannah Kempe

Klaus Kempf

Stephan Niemeyer

Jutta Reusch

Angelika Riedel

Sylvia Schütz, M.A.

Sabine Teigelkämper, M.A.

Dr. Bettina Wagner

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Das Foto zeigt Generaldirektor Dr. Klaus Ceynowa. Bildrechte: BSB/H. R. Schulz

das vor Ihnen liegende erste Heft des 12. Jahrgangs unseres „Bibliotheksforum Bayern“ zeigt wieder einmal die ganze Vielfalt, Fülle und Diversität der bayerischen Bibliothekswelt(en). Und zwar so ausgeprägt, dass es in einem guten Sinne unmöglich ist, so etwas wie einen roten Faden auszumachen, an dem ich mich beim Abfassen dieses Editorials entlang hangeln könnte. Daher für diesmal ein ganz anderer Zugang zu den vielfältigen Themen dieses Heftes:

Was Bücher, Lesen und Bildung dem Menschen sein können, zeigt uns in kaum überbietbarer Prägnanz die Erfahrung einer jungen Frau namens Teresa Mendoza: „Sogar die vertraute Angst vor dem grauen Licht der Morgendämmerung konnte sie zuweilen, wenn sie unerträglich wurde, mildern, indem sie das Buch aufschlug, das auf dem Nachttisch lag. Sie stellte fest, dass dieses leblose Objekt aus Papier und Tinte zu Leben erwachte, wenn jemand seine Seiten umblät-terte, mit dem Blick über die Zeilen fuhr und sein Leben, seine Leidenschaften, seine Vorlieben, seine Tugenden oder Laster dort hineinprojizierte. Und inzwischen war sie sich einer Sache gewiss, die sie anfangs nur vage geahnt hatte: Ein Buch wird mit jedem Leser zu einem anderen Buch. Jede Lektüre ist, wie jeder Mensch, einzigartig, jedes gelesene Buch für jeden Leser eine Welt für sich.“

Teresa Mendoza ist die Hauptfigur in Arturo Pérez-Revertes Narco-Thriller „Königin des Südens“ (den ich mir, viel-leicht nicht ganz anlassentsprechend, unterm Weihnachtsbaum zu Gemüte geführt habe). Auf ihrem blutigen Pfad von der kolumbianischen Prostituierten zur gefürchteten Chefin eines mexikanischen Drogenkartells verschlingt sie viele Bücher, belletristische wie sachliche, und man darf vermuten, dass sie zumindest die dickleibigeren auch gern als E-Book mit sich geführt hätte. Schließlich erweist sich die jederzeitige Bereitschaft zum schnellen Aufbruch mit nur leichtem Gepäck als überlebensnotwendig in ihrem Beruf.

Leseerfahrungen wie die Teresa Mendozas zu ermöglichen – dazu sind Bibliotheken da (und natürlich auch zu vielem anderen). Und wenn die Königin des Südens am Schluss noch einmal so grade mit heiler Haut davon kommt, hat sie das auch dem zu verdanken, was Bücher ihr bieten können: Distanz nehmen, einen zweiten Blick auf die Dinge wer-fen, ungeahnte Perspektiven entdecken – während ihre Gegner immer nur blind nach vorn stürmen und im Kugelhagel enden.

Zugegeben: Berufsvorbereitende Bibliotheksarbeit und lebenslanges Lernen stellen wir uns schon etwas anders vor! Aber mit dieser winzigen Einschränkung hoffe ich, dass es Ihnen genauso wie Teresa Mendoza ergeht, auch bei der angeregten Lektüre unseres neuen BFB-Heftes!

Ihr

Klaus Ceynowa

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FORUM

BIBLIOTHEKEN IN BAYERN

Lernen – Wissen – Bildung

Mitgliederforum des Bayerischen Bibliotheksverbandes e. V. in Donauwörth

Von Sabine Teigelkämper Alle zwei Jahre kommen Bibliothekarinnen und Bibliothekare aus baye rischen Bibliotheken zusammen, um sich gemeinsam über Trends auszutauschen.

Nachdem der Bayerische Bibliotheksverband e. V. (BBV), vertreten durch Staatssekretär Bernd Sibler, sowohl 2014 mit dem Bayerischen Volkshochschulverband e. V. (bvv) eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, wie auch am 1. Dezember 2016 mit Bayerns Bildungsminister Dr. Ludwig Spaenle die seit 2012 bestehende Kooperationsvereinbarung (Anmerkung 1) „Bibliothek und Schule“ um fünf Jahre verlängert hatte, lag das Motto „Lernen – Wissen – Bildung“ nahe.

Der Landkreis Donau-Ries wurde im November 2013 mit dem Qualitätssiegel „Bildungsregion in Bayern“ ausgezeich-net, die Stadt Donauwörth mit ihrer entsprechenden Vision einer „Bildungsstadt“ war somit ein passender Tagungsort. Für das Mitgliederforum am 26. Oktober 2017 (Anmerkung 2), das in den Räumen der VHS (Forum für Bildung und Energie) stattfand und vom BBV in Kooperation mit der Stadt Donauwörth organisiert wurde, hatten sich rund 85 Teil-nehmende aus Bibliotheken aller Sparten sowie dem Bildungsbereich eingefunden.

Das Bild zeigt das Donauwörther Stadttor. Bildrechte: Landesfachstelle

Den roten Faden bildeten Vorträge und Präsentationen sowie eine Po diumsdiskussion. Flankierend ermöglichten Pau-sen ein Get-together sowie einen fachlichen Austausch in einem angenehmen Ambiente.

Außerdem lieferte die gemeinsame Besichtigung der Stadtbibliothek, deren Besonderheit zahlreiche Lern- und Arbeits-plätze sowie das LernCafé ausmachen, praktische Anregungen.

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GrußworteDie VHS sei in Bayerisch-Schwaben führend und die Stadtbibliothek habe sieben Mal in Folge das Gütesiegel „Biblio-theken – Partner der Schulen“ bekommen, stellte der Donauwörther Oberbürgermeister Armin Neudert den Gästen die Bildungsaktivitäten seiner Stadt vor. Die Geschäftsführerin der VHS Gudrun Reißer verwies auf die gute Zusammen-arbeit mit der Stadtbibliothek.

Staatssekretär Bernd Sibler, MdL, 1. Vorsitzender des BBV, nahm die Bekanntgabe des lokalen WLAN-Passwortes als Aufhänger und regte die Teilnehmer einerseits an, aufzuzeigen, wie Smartphones und digitale Angebote in den Alltag einbezogen werden können. Er verwies andererseits auf die Ergebnisse der neuen Vorlesestudie von Stiftung Lesen (2017), wonach Eltern oft zu spät mit dem Vorlesen beginnen. Lesen und Vorlesen hätten positive Auswirkungen auf die Horizonterweiterung, Sprachfähigkeit und Rechtschreibung, so Sibler.

Das Bild gibt einen Einblick in die Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Donauwörth: im Vorder-grund die Verbuchungstheke, im Hintergrund Buchregale. Bildrechte: Stadtbibliothek Donau-wörth

Den Impulsvortrag hielt Prof. Dr. Richard Stang, Hochschule der Medien Stuttgart (HdM). Als zentrale Herausforderun-gen nannte er u. a. Bildung für alle, Chancengleichheit / Inklusion, veränderte Zugänge zu Lehren und Lernen sowie Konzepte der Lernbegleitung. Lernende müssten künftig in den Mittelpunkt rücken! Er warnte auch vor der Vergröße-rung der digitalen Spaltung, deren Ursache er in unterschiedlichen individuellen Perspektiven sieht.

Bibliotheken betrachtet er als Orte des Lernens (Teaching Library, Lernatelier, Lernstudio), die Informationen bereit-stellen und Medien- und Informationskompetenz vermitteln. Die Bibliothek müsse sich im Vorfeld überlegen, welche Position sie als Ort einnehmen möchte, z. B. für Wissen und Information, als sozialer Ankerpunkt, für Kommunikation und Diskussion, Integration und Inklusion, Entspannung und Spiel, Lernen und Arbeiten. Zur Illustration zeigte er Fotos, beispielsweise aus der Stadtbibliothek Trier (hohe Flexibilität!) und nahm Bezug auf neueste Entwicklungen wie Dokk1 in Aarhus. In diesem Urban Mediaspace ist eine Integration der Funktionen Information (Bibliothek), Bildung (Lernangebote) und Beratung (Bürgerservice) realisiert.

Künftige Perspektiven seien im Kontext des lebenslangen Lernens die Begleitung der Bildungsbiografie von Kleinkin-dern bis zu Seniorinnen und Senioren sowie die Vernetzung als zentrales Element. Stang betonte außerdem die Bedeu-tung einer Gesamtstrategie Bildung, Kultur und Wissenschaft und wünschte sich die Gestaltung von kommunalen und wissenschaftlichen Bildungslandschaften. Bibliotheken könnten dabei als Element der Steuerung dienen.

PodiumsdiskussionBei der anschließenden Podiumsdiskussion „Lernen – Wissen – Bildung: digital oder traditional?“ tauschten sich Josef Kraus, langjähriger Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Cornelia Wabra, Leiterin des Amtes für Weiterbildung der Stadt Regensburg, Doris Schneider, Leiterin der Bibliothek der TH Ingolstadt, sowie Ralph Deifel, Leiter der BSB/Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen, aus. Staatssekretär Bernd Sibler übernahm die Moderation und fragte u. a. nach der jeweiligen lokalen Situation, Bildungsgerechtigkeit sowie der Vernetzung mit anderen pädagogi-schen Einrichtungen.

Josef Kraus hält in Zeiten digitaler Medien die Lesekompetenz nach wie vor für die hauptsächliche Grundlage. Die Standbeine der Vermittlung seien Familie (Erzählen, Vorlesen), Schule (Deutschunterricht, fächerübergreifend) sowie Bibliotheken; diese müssten enger zusammenarbeiten.

Cornelia Wabra, zugleich 2. Vorsitzende des bvv, sieht einen großen Vorteil darin, dass sich in Regensburg VHS und Bibliothek unter einem Dach befinden. Es sei wichtig, als Ansprechpartner vor Ort – auch im Stadtteil – zu sein. In zweiter Linie müsse man auf die Leute zugehen, diese beraten oder auch Angebote in Multiplikatoreneinrichtungen auslagern. Bei der Entwicklung in der Bewegung „analog“ / „digital“, die ihre Einrichtungen täglich einhole, gebe es nur ein verbindendes „und“. Die VHS habe die Aufgabe der didaktischen Vermittlung, die Bibliothek stelle den niedrig-schwelligen Zugang zu Medien aller Art bereit und erkläre, wie digitale Angebote funktionieren.

Doris Schneider nahm Hochschule und Bibliothek in den Blick und stellte fest, neben der Digitalisierung seien bei einer Öffnung rund um die Uhr „Raum und Atmosphäre entscheidend“, obwohl weniger Bücher ausgeliehen würden. Sie for-

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derte, dass insbesondere für die gymnasiale Oberstufenbetreuung flächendeckend didaktisch ausgebildetes Personal bereitgestellt werden müsse, wenn eine Entwicklung politisch gewollt sei.

Ralph Deifel führte aus: „Das öffentliche Bibliothekswesen ist vielgestaltig und reicht von der Dorfbücherei bis zur Großstadtbibliothek.“ Als Vision gefällt ihm die hybride Bibliothek mit einem breiten Medienangebot in Print, Audio, Digital, E-Medien, abgestimmt auf die Zielgruppen, die Bibliotheken und deren Träger. Er beobachtet in Bibliotheken außerdem den Trend, Kreativwerkstätten anzubieten, in denen die Besucher gemeinsam etwas ausprobieren können.

Das Bild zeigt links Staatssekretär Bernd Sibler und rechts Prof. Dr. Richard Stang von der Hochschule der Medien, Stuttgart vor dem Publikum. Bildrechte: Jens Renner

Mitgliederversammlung des BBV Bei der Mitgliederversammlung des BBV verwies Staatssekretär Sibler auf Aktivitäten der Lobbyarbeit, z. B. die lokale Diskussion des Bibliotheksplans in Erlangen, einen Parlamentarischen Abend im Landtag mit 20 Abgeordneten aller Couleur, das Gespräch mit kommunalen Spitzenverbänden in Bayern (Vertretern von Gemeindetag, Städtetag, Land-kreistag) sowie die erfolgreiche Verankerung der Stelle einer weiteren Schulbibliotheksberaterin an der Fachstelle Regensburg.

Die Rechnungsprüferin Christa Waltenberg, die das Amt zusammen mit Ute Palmer-Horn (Leiterin der Fachstelle Mün-chen) innehat, empfahl die Entlastung des Vorstands bei einer stabilen Finanzlage 2016. Für die Kassenprüfung 2018 wurden beide wiedergewählt. Im Rahmen des Bayerischen Bibliothekstags in Weiden i.d.OPf. wird die komplette Neu-wahl des Vorstandes anstehen.

Vorträge und DiskussionAm Nachmittag übernahm BBV-Geschäftsführer Jens Renner, Leiter der Hochschulbibliothek Ansbach, den Vortrag der erkrankten Ursula Jaksch, Leiterin der VHS Neckarsulm. Unter dem Motto „Öffentliche Bibliothek und VHS – was trennt und was verbindet uns?“ beleuchtet sie die Aspekte „Kunden“, „Ziel Bildung“, „Träger/Finanzen“, „Herausforderungen“ und „Vision“. Frau Jaksch kristallisiert als besondere Herausforderungen den digitalen Wandel, die Migration/Integra-tion und die politische Bildung heraus. Ihre Vision ist, dass die Partner gemeinsam auf allen Ebenen gegenüber allen Interessengruppen auftreten sollen.

Die Zusammenarbeit von VHS und Bibliothek wurde bereits vormittags diskutiert und im Anschluss an die obige Prä-sentation nochmals aufgegriffen.

Ralph Deifel sieht Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Zunächst einmal sind beides Einrichtungen der Bildung. Die Bibliothek könne man allerdings „nach dem eigenen Zeitrhythmus nutzen“, „bei der VHS hingegen steht der gemein-same Besuch eines Kurses im Vordergrund“. Herr Deifel empfahl, Konkurrenzsituationen zwischen beiden Einrichtun-gen zu vermeiden, lokale Absprachen seien wichtig; die Kooperationsvereinbarung auf Verbandsebene sei hier eine gute Basis.(Anmerkung 3)

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Das Bild zeigt Jens Renner, Geschäftsführer des Bayerischen Bibliotheksverbands beim Vor-trag „Öffentliche Bibliothek und Volkshochschule“. Bildrechte: Landesfachstelle

Prof. Stang ergänzte, die Rivalität zwischen VHS und Bibliothek bestehe nur begrenzt, rund zehn Prozent der Nutzer-schaft würden sich überschneiden. Nach Meinung von Cornelia Wabra gibt es im Baye rischen Bibliotheksplan Ansätze, die beide Einrichtungen betreffen. Man müsse schauen: „Wer hat wo seine Stärken?“ Darauf aufbauend könne man die Zusammenarbeit koordinieren. Bernd Sibler betonte noch die Synergie und die bessere politische Wahrnehmbar-keit der kooperierenden Einrichtungen. Am Anfang aber müsse der Plan stehen bzw. die Frage nach dem Ziel. Auch menschlich müssten die Partner zusammenpassen.

Dr. Heike Lammers-Harlander, Gymnasium Donauwörth, befasste sich im Anschluss mit dem Thema Bibliothek und Schule aus Sicht einer öffentlichen Bibliothek. Das Donauwörther Modell, das Bibliotheksleiterin Evelyn Leippert-Kutz-ner angestoßen hat, sei ein Experiment und könne gerne adaptiert werden. In dieses Modell integriert sind die FOS/BOS und das Gymnasium, die Schulbüchereien werden als Zweigstellen der Stadtbibliothek geführt. An den Schulen sind so genannte Teacher Librarians tätig, also Kräfte, die eine pädagogisch-didaktische Schulung und Bibliotheks-erfahrung mitbringen. Bei der Bildungslandschaft Donauwörth sind darüber hinaus VHS und Kitas, Vorschulen, Grund-schulen, Realschulen und die Mittagsbetreuung einbezogen.

Aus Bamberg berichtete, in Vertretung von Bibliotheksdirektor Dr. Fabian Franke, Monika Neundörfer, M.A. (Univer-sitätsbibliothek) über die Zusammenarbeit von Bibliothek und Schule aus Sicht einer wissenschaftlichen Einrichtung. Einen wichtigen Teil der Arbeit machen hier die W- und P-Seminare für die gymnasiale Oberstufe sowie Fortbildungen für Lehrer aus. Die UB Bamberg wurde mit dem Gütesiegel „Bibliotheken – Partner der Schulen 2016 bis 2018“ aus-gezeichnet.

Das Bild zeigt eine Podiumsdiskussion. Von links: Josef Kraus (ehemaliger Präsident des Deut-schen Lehrerverbandes), Staatssekretär Bernd Sibler, Cornelia Wabra (Leiterin des Amts für Weiterbildung,Regensburg), Ralph Deifel (Leiter der BSB/Landesfachstelle), Doris Schneider (Leiterin der Bibliothek der TH Ingolstadt). Bildrechte: Jens Renner.

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VertragsunterzeichnungEinen Höhepunkt des Tages bildete die Unterzeichnung des Kooperationsvertrages von Stadtbibliothek und VHS Donauwörth. Der Kooperationsvertrag wird zunächst bis 31. Dezember 2019 gültig sein, die Vereinbarung regelt künf-tige Aktivitäten mit dem Ziel der gegenseitigen Unterstützung und Nutzung von Synergien. Die in der Praxis längst erprobte Zusammenarbeit ist nun schriftlich besiegelt.

ResümeeJens Renner zog ein Resümee der Zusammenarbeit von Politik, Bibliothek, Schule, Volkshochschule und beschloss den Tag mit der Feststellung: „Es lebe die Kooperation, aber keine Einrichtung muss Aufgaben der anderen übernehmen.“ Ein Imagefilm gab zum Schluss einen animierenden Ausblick auf den geplanten Bayerischen Bibliothekstag in Weiden i.d.OPf. am 19. und 20. September 2018.

Anmerkungen1 Der Vorsitzende des Bayerischen Bibliotheksverbandes e. V. (BBV), Bernd Sibler, Staatssekretär im Kultusministe-rium, und der Vorsitzende des Bayerischen Volkshochschulverbandes (bvv), Prof. Dr. Klaus Meisel, Managementdi-rektor der Münchner Volkshochschule, gaben am 18. September 2014 in Regensburg mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung den Auftakt für eine engere Zusammenarbeit der Volkshochschulen und Bibliotheken.2 Weitere Informationen unter www.bibliothekstag.de3 Es gab in diesem Jahr bereits zwei gemeinsame Veranstaltungen, zuletzt der Praxisworkshop in Regensburg am 5. Oktober 2017 unter dem Motto „Lernort Bibliothek – Lernort vhs“, zu dem Kolleginnen und Kollegen beider Institutio-nen aus ganz Bayern eingeladen waren. Weitere Informationen sind auf dem Portal „Treffpunkt Bildung“ zu finden: www.treffpunkt-bildung.net

DIE AUTORIN:Sabine Teigelkämper, M.A. ist bibliothekarische Fachberaterin der Außenstelle Würzburg der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen.

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FORUM

BIBLIOTHEKEN IN BAYERN

Bibliotour – Streifzüge durch das länd liche Bib-liothekswesen in Bayern

Teil 1: Unterfranken In einer mehrteiligen Reihe möchte die Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen vor Ort zu einer Reise durch die in den letzten Jahrzehnten stark gewan-delte bayerische Bibliothekslandschaft einladen. Im Mit-telpunkt stehen Beispiele gelungener Bibliotheksarbeit im ländlichen Raum.

Von Stephan Niemeyer

Das Bild zeigt eine Karte des Regierungsbezirks Unterfranken, in der die im Beitrag vorgestell-ten Bibliotheken und der Verwaltungssitz Würzburg eingezeichnet sind. Bildrechte: Landes-fachstelle

Im Freistaat Bayern sind die öffentlichen Bibliotheken zu maßgeblichen Mitgestaltern der Wissens- und Informations-gesellschaft geworden.1 Dieses Selbstverständnis der Bibliothek als nichtkommerzielle Bildungseinrichtung mit Raum für Konzentration, Begegnung und Kommunikation entwickelte sich seit den 70er-Jahren. Ausgehend von den Anre-gungen der Landesplanung zur umfassenden Literaturversorgung auch im ländlichen Raum wurden neue Bibliotheken geplant und durch die damalige Staatliche Beratungsstelle für öffentliche Büchereien Würzburg (seit 1999 Außenstelle der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen) gefördert, die mehr Raum für einen wachsenden Medienbe-stand und Sitz- und Arbeitsmöglichkeiten boten.

Neben der reinen Buchausleihe kamen nun auch Schallplatten, Tonkassetten und Zeitschriften als weitere Bibliotheks-medien zu ihrem Recht. Manche Bibliotheken erhielten eine Phonothek zum Abhören der umfangreichen Schallplatten-bestände mit viel Klassik und immer mehr Rock und Pop. Jetzt prägten nicht nur leistungsfähige öffentliche Bibliothe-ken in Oberzentren wie Aschaffenburg, Würzburg und Schweinfurt die Bibliothekslandschaft, sondern in deren Umkreis entstanden – mit staatlicher Förderung – ebenfalls sehr aktive Bibliotheken.

Um die Jahrtausendwende traten dann immer mehr betriebswirtschaftliche Aspekte und Sparzwänge in den Vorder-grund. Häufig mit sachkundiger Begleitung durch die Landesfachstelle Würzburg versuchten die größeren Bibliotheken die Verwendung der oft zu knappen Mittel für den Bestandsaufbau mit Bestandskalkulationen zu optimieren. In den

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kleineren Bibliotheken wurde die Vielzahl der Veranstaltungen von Vorlesestunden bis zu Autorenlesungen immer wichtiger für das Selbstverständnis der Bibliothek als Treffpunkt und für die Verankerung im Bewusstsein der Mitbür-gerinnen und -bürger als eine unverzichtbare Kultureinrichtung.

Der Deutsche Städtetag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund stellen heute unisono fest: „Besonders in wirt-schaftlich schwachen Regionen sind Bibliotheken oft die einzigen kulturellen Einrichtungen vor Ort mit Aufenthaltsqua-lität und sie haben sich zu Zentren des kulturellen Lebens mit umfangreichen Veranstaltungsangeboten entwickelt, die wie ihre Medienangebote alle Schichten der Bevölkerung erreichen.“2 Damit wirken die öffentlichen Bibliotheken dem demographischen Wandel entgegen, der die ländlichen Regionen besonders stark trifft. Bibliotheken sind für junge Familien zum attraktiven Standortfaktor geworden, wenn es um den Kauf von Bauplätzen und die Ansiedlung außer-halb der städtischen Verdichtungsräume geht.

Karlstein am MainDie Gemeinde Karlstein am Main liegt am Rande des Rhein-Main-Gebietes und steht in Konkurrenz zu den leistungs-starken Bibliotheken in Hanau, Aschaffenburg und Alzenau. Die Gemeindebibliothek versorgt deshalb vorrangig die 8.000 Einwohner der durch ihr ländliches Umfeld geprägten und dennoch stadtnahen Gemeinde, in der es drei Kinder-gärten und eine Grundschule, beide mit Nachmittagsbetreuung, gibt.

Die Bibliothek im zentral zwischen Wohngebieten gelegenen „Haus der Begegnung“ teilt sich den Mehrzweckbau von 1989 mit der Tagesstätte für die Seniorenbetreuung. Über 30.000 Besucher finden jährlich ihren Weg in die Gemein-debibliothek Karlstein. Gegenüber neuen Medien und neuer Technik zeigte man sich stets aufgeschlossen. So gab es bereits in den frühen 90ern ein Angebot an Shareware auf Disketten, welches ab 1996 durch CD-ROMs und später Konsolenspiele abgelöst wurde. Karlstein gehört zum Katalogverbund „Finduthek“ und ist Gründungsmitglied der Fran-ken-Onleihe.

Auch das Veranstaltungsangebot passte sich dem veränderten Benutzerverhalten an. Viele Jahre lang veranstaltete die Gemeindebibliothek Vorlese- und Bastelnachmittage für Kinder ab sechs Jahren. Als der Zuspruch – bedingt durch die wachsende Berufstätigkeit beider Elternteile – immer mehr abnahm, reagierte die Bibliothek auf die neuen Bedürfnisse der Leserschaft und weitete die Öffnungszeiten auf jeden ersten Samstag im Monat aus. Auch der „Vorlesespaß“ wurde konsequent auf den Samstagvormittag verlegt. Heute ist das Interesse wieder gestiegen. Die Altersbeschränkung hat man aufgegeben und so jetzt vor allem Kindergartenkinder als Teilnehmer. Für ein zusätzliches Angebot hat das Biblio-theksteam engagierte junge Väter gewonnen und da heißt es nun ab Herbst immer freitags: „Papas lesen vor“. Wahr-scheinlich hat die Karlsteiner Bibliothek mit diesem Angebot wieder einmal einen gesellschaftlichen Trend früh erkannt und umgesetzt.

Das Bild zeigt eine Innenansicht der Gemeindebibliothek Karlstein am Main: eine Sitzcouch, ansprechende Wandgestaltung und Buchregale. Bildrechte: Landesfachstelle

Ostheim vor der RhönDie Stadtbücherei in Ostheim gehört zu den wenigen Bibliotheks-Leuchttürmen in der Rhön. In einer touristisch sehr attraktiven, aber etwas abseits gelegenen Landschaft leistet die Stadtbücherei bibliothekarische Basisarbeit und sichert die Grundversorgung der Bevölkerung im Kulturzentrum Ostheim vor der Rhön mit Literatur. Die Bibliothek ist 2011 gemeinsam mit dem Tourismusbüro in die denkmalgeschützte ehemalige Kirchbergschule neben der historischen Kir-chenburg eingezogen. Die Bibliothek belegt zwei Stockwerke; ein Veranstaltungsraum steht ebenfalls zur Verfügung.

Die Leser können aus rund 12.500 Büchern und Zeitschriften sowie 2.000 CDs und DVDs auswählen. Über den Ver-bund www.emedienbayern.de stehen zusätzlich circa 25.000 digitale Medien zur Ausleihe bereit. Die Bibliothek legt ihren Schwerpunkt mit großem Erfolg auf die Leseförderung der kommenden Generation. Der hohe Bestandsanteil und die stabilen Umsätze der Kinder- und Jugendmedien zeigen, wie außerordentlich gut dieses Angebot angenommen wird.

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Mit Unterstützung der Landesfachstelle Würzburg konnten in den letzten Jahren immer wieder stark nachgefragte Bestandsbereiche der Bücherei, wie zum Beispiel Kinderbücher für die Leseförderung durch „Antolin“, Lernhilfen und Erziehungsratgeber, ausgebaut werden. Der attraktive Medienbestand der Bibliothek spricht überwiegend Familien mit Kindern aus Ostheim und den umliegenden Orten an. Auch kommen regelmäßig verschiedene Kindergruppen aus Schulen und Kindergärten, um sich ihre Bücherkisten zu füllen. Die Bücherei beteiligt sich mit mehreren Veranstaltun-gen am kommunalen Ferienprogramm und unterstreicht damit ihre bedeutsame Rolle unter den städtischen Einrich-tungen.

Das Bild zeigt die Außenansicht der Stadtbücherei Ostheim vor der Rhön. Die Bibliothek be-findet sich in einer Häuserzeile, u. a. mit dem für Franken typischen Fachwerkbau. Bildrechte: Landesfachstelle

HaßfurtWie gelingt es, Bücher und andere Medien an die Bewohner eines relativ dünn besiedelten Landkreises zu bringen, wenn die Einwohner auf 26 Gemeinden und über 100 Dörfer verteilt sind? Als Bibliothek der Grundversorgung im Flä-chenlandkreis Haßberge stellt sich das BIZ – Bibliotheks- und Informationszentrum – dieser Herausforderung. Etwa 82.000 Einwohner zählt der Landkreis. Haßfurt selbst als Kreisstadt hat nur 13.400 Einwohner. Diese Struktur bedingt die dreifache Aufgabe des BIZ als Stadt-, Kreis- und Schulbibliothek mit einer Zweigstelle am Schulzentrum Haßfurt.

Mit deutlicher finanzieller Unterstützung der Landesfachstelle Würzburg wurde ab dem Jahr 2007 ein gemeinsamer Katalogverbund Moewe (www.hassberge-moewe.de) im Landkreis gegründet, dem aktuell sechs Biblio-theken angehören. Damit steht den Landkreisbewohnern ein gemeinsamer Medienpool von über 150.000 Medien für die dezentrale Literaturversorgung zur Verfügung. Ein Bücherbote des Landratsamtes, der regelmäßig diese Bibliothe-ken anfährt, erledigt die für die Leser kostenlose Zulieferung.

Als erste und bisher einzige Bibliothek in Bayern gründete das BIZ Außenstellen in Dorfläden. In den Gemeinden Ried-bach und Aidhausen wurde mit massiver fachlicher und finanzieller Unterstützung der Landesfachstelle jeweils eine Außenstelle mit Internetanschluss eröffnet, die im jeweiligen Dorfladen ein kleines Medienangebot vor Ort bereithält. Der regelmäßige Austausch dieses Angebots, vor allem aber die Möglichkeit, nahezu alle Medien des Katalogverbundes in den Dorfladen zu bestellen und dort abholen zu können, garantieren, dass diese Vor-Ort-Lösung auf Dauer attraktiv bleibt. Besonders für ältere Menschen und Familien mit kleinen Kindern ist dies eine gerne beanspruchte Möglichkeit, in den strukturschwachen und abgelegenen Gemeinden überhaupt Bibliotheksangebote zu nutzen.

Bad Königshofen im GrabfeldNicht überall kann fachlich ausgebildetes Bibliothekspersonal die Leitung der Bibliothek übernehmen. Die Bibliotheks-leiterin von Bad Königshofen, Annedore Dietz-Holzheimer, schreibt: „Als ich vor sieben Jahren mein Hobby zum Beruf machte, lernte ich die bürokratischen Seiten der Bibliothekswelt kennen. Glücklicherweise bekam ich als Branchen-fremde von Seiten der Landesfachstelle kompetenten Rat und fachliche Hilfe.“ In der Stadtbibliothek Bad Königshofen sind die Kinder- und Jugendlichen die größte Nutzer- und Ausleihgruppe und stehen im Mittelpunkt der Bibliotheks-arbeit. Hier können sie sich bewegen, fragen und natürlich auch mitteilen, ohne ein „Psssst!“ fürchten zu müssen. Eine Kooperation mit dem Lions Club Bad Königshofen unterstützt die Bibliothek ideell und finanziell mit Lesepaten-schaften. Kindergartengruppen kommen oft mit nachhaltiger Wirkung zu Bilderbuchkinos. Nicht selten bekommt Frau Dietz-Holzheimer noch Wochen nach einer Lesung des Buches „Der verlorene Wackelzahn“ ausgefallene Milchzähne und Wackelzähne gezeigt.

Auch im Lehrplan des Gymnasiums ist die Bibliothek eingebunden. Bücherrallyes für Grundschulen runden das reich-haltige Angebot der Kinder- und Jugendarbeit ab. Ergänzend unterstützen engagierte Stadträtinnen mit lehrreichen und vor allem lebendigen Lesestunden die Bibliothek. Der Höhepunkt im Jahr ist jedoch der Besuch des Königshöfer Christkindes: Wenn bei Weihnachtsgeschichten und -gebäck die Bibliothek komplett überfüllt ist, packt das Christkind dann auch noch das Saxophon aus und spiegelt sich der Weihnachtszauber in aller Augen.

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Frau Dietz-Holzheimer bedauert: „Da ich die Bibliothek alleine führe und keine Vertretung habe, kann ich leider nicht alle Ideen umsetzen, jedoch erhalte ich in Zeiten der Kürzungen und Streichungen immer wieder Rückhalt und als Sta-bilisierungsgemeinde auch finanzielle Unterstützung der Landesfachstelle.“

Untermerzbach: KOMM – die etwas andere BüchereiDas ganz im Osten Unterfrankens gelegene Untermerzbach ist nicht nur bekannt als Medaillengewinner beim Wettbe-werb „Unser Dorf hat Zukunft“, sondern auch wegen der modernen Bibliothek, die die lediglich rund 1.700 Einwohner zählende Kommune unterhält. Die Bibliothek befindet sich im ehemaligen Rathaus, das auch schon Feuerwehrhaus und Schule war und unterscheidet sich durch vielfältige Aktivitäten von den im Umkreis bestehenden Dorfbüchereien. Wie der Name KOMM bereits sagt, trifft sich hier Jung und Alt. Kurse und Veranstaltungen der VHS können hier gebucht und besucht werden. Der Medienbestand ist – auch dank staatlicher Förderung – stets auf dem neuesten Stand und wird intensiv genutzt, wie die Statistik immer wieder zeigt.

Um alle Altersgruppen zum Lesen zu animieren, werden Kooperationen mit verschiedenen Partnern gepflegt: Es finden regelmäßig Ausleihen in der Schule statt und auch der Kindergarten wird mit der Leseförderungsaktion „Ich bin Bib(li-otheks)fit“ ins Boot geholt. Das KOMM ist der bayerischen Fernleihe angeschlossen und auch zur digitalen Literatur im Portal eMedien-Bayern hat man hier Zugang. In der Weihnachtszeit nutzen heimische Künstler und Sammler die Biblio-thek für Ausstellungen. Die Autorenlesungen “im Grünen“ in verschiedenen privaten Gärten mit heimischen Autoren haben Kultstatus und werden von der Bevölkerung im näheren und weiteren Umkreis sehr geschätzt.

Das Bild zeigt eine Außenansicht des KOMM Untermerzberzbach in einem ehemaligen Geräte-haus. Bildrechte: Landesfachstelle Thüngen

Im 25 km nördlich von Würzburg gelegenen Markt Thüngen ist die Bücherei eine feste Institution im Leben vieler Bewohnerinnen und Bewohner geworden. Durch die ansprechende Renovierung vor elf Jahren wurde sie die perfekte Begegnungsstätte für Jung und Alt und dient somit zu viel mehr als nur der Beschaffung und Bereitstellung von aus-leihfertigen Medien. Eingerichtet mit gemütlichen Sitzecken, ist die Bibliothek ein Ort zum Wohlfühlen geworden, wo Besucherinnen und Besucher bei kostenfreien Getränken Gelegenheit zum Verweilen finden. Ein sozialer Treffpunkt, wie ihn keine andere öffentliche Einrichtung in Thüngen bietet.

Hohen Wert legt die Bibliothek auf Leseförderung und damit auf die Kooperation mit der ortsansässigen Kindertages-stätte und dem Kindergarten der Nachbargemeinde. Bei mehreren Besuchen werden die Vorschulkinder nach dem Konzept „Ich bin Bib(liotheks)fit“ in den Ablauf und die Ordnung der Bücherei eingeführt und lernen den Unterschied zwischen Ausleihen und Kaufen. Mit einem „Bilder-Buch“-Memory erfahren sie auch, wie sie sich mit Hilfe von Sachbü-chern Wissen aneignen können und wo die zu finden sind. Mit Begeisterung und Freude tragen sie nach jedem Besuch die entliehenen Bücher dann nach Hause.

Durch die jährliche Vermittlung staatlicher Fördermittel seitens der Landesfachstelle wird der Markt Thüngen beim Neuerwerb von Medien wirksam unterstützt. Für den Bestandsaufbau werden die Lesegewohnheiten, die Wünsche der Leser und die Bestsellerlisten berücksichtigt. Die Ausleihzahlen und die zahlreichen positiven Rückmeldungen bestäti-gen die zielgruppengerechte Auswahl des Medienbestandes. Am Beispiel der Bibliothek in Thüngen wird sichtbar, wie die enge Kooperation mit anderen Grundversorgungseinrichtungen der Gemeinde, insbesondere Kindergärten, die Bib-liotheksarbeit fördert und die Stellung der Bibliothek in der Gemeinde nachhaltig stärkt und kommunalpolitisch wetter-fest macht.

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RöttingenDie Stadt Röttingen ist eine Gemeinde mit rund 1.700 Einwohnern im Lieblichen Taubertal, südlich von Würzburg gele-gen. Da Röttingen lange Jahre keine Bücherei hatte, entschied sich der Stadtrat 2004, die ehemalige Grundschule, ein Gebäude von 1894, zu sanieren und im Erdgeschoss eine Bücherei einzurichten. Dank der Eigenleistung der Kommune und der von der Landesfachstelle vermittelten staatlichen Zuwendungen konnte der Anfangsbestand von 2.200 Medien auf mittlerweile 12.000 Medien ausgebaut werden. Das Angebot ist breit gefächert und reicht von Büchern, Zeitschrif-ten, Spiele, CDs, Hörbüchern und DVDs bis hin zu Konsolenspielen. Seit 2015 ist die Stadtbücherei Röttingen dem Ver-bund eMedien Bayern angeschlossen und kann ihren Lesern somit auch Zugriff auf über 25.000 E-Medien bieten.

Die Öffentlichkeitsarbeit mit über 55 Veranstaltungen im Laufe des Jahres ist beachtlich: Bücherei-Führerschein mit den Vorschülern aus vier verschiedenen Kindergärten der Verwaltungsgemeinschaft Röttingen, Vorlesen für Kin-der jeden letzten Freitag im Monat, szenisches Vorlesen im Mongolenzelt während des Winterzaubers (in der ersten Dezemberwoche am Marktplatz Röttingen) und Klassenführungen. Saisonale Ausstellungen sowie der allseits beliebte Sommer-Flohmarkt gehören natürlich auch zum Angebot der Bücherei. Außerdem bietet sie Elternabende in Kindergär-ten zum Thema Kindersachbücher an und präsentiert spannende und unterhaltsame Lektüre bei Frauen- und Senio-renkreisen.

Zum Service der Bücherei gehören unter anderem die Erinnerung per E-Mail über Ablauf der Leihfrist oder bereitlie-gende Vorbestellungen, Verlängerung und Vorbestellen per Internet von zu Hause oder von unterwegs sowie kostenlo-ses Vorbestellen entliehener Medien. Die Stadtbücherei Röttingen zeigt eindrucksvoll, dass auch in kleinen Gemeinden außerhalb der städtisch geprägten Verdichtungsräume ein großes kulturelles Engagement vorhanden sein kann und die Leseförderung in der Bibliothek trotzt immer begrenzter städtischer Etatmittel tatkräftig gefördert wird.

Fazit Die öffentlich-kommunalen Bibliotheken haben sich in Unterfranken in vielen Orten einen festen Platz als Orte leben-diger Begegnung im kulturellen Leben ihrer Gemeinden gesichert. Ein breites Angebot von Medien bis hin zu Daten-banken im Internet und E-Medien stärkt die Rolle der Bibliothek als Informationszentrum. Daneben wird die Aufent-haltsqualität in der Bibliothek immer wichtiger. Die Präsentation der Medien in ansprechenden Regalen, gemütliche Leseecken, praktische Arbeitsplätze und Aktionszonen machen gut ausgestattete Bibliotheken zum zweiten Wohnzim-mer für immer mehr Bürgerinnen und Bürger. Kleinere Bibliotheken ohne diese räumlichen Möglichkeiten punkten oft mit engagiertem und serviceorientiertem ehren- und nebenamtlichen Personal, das die literarischen Bedürfnisse seiner Nutzerinnen und Nutzer gut kennt und die Kundenbindung mit gezieltem Bestandsaufbau und auf konkretes Leseinter-esse genau abgestimmten Empfehlungen erreichen kann. Es ist absehbar, dass in Zukunft die interkommunale Zusam-menarbeit zwischen Bibliotheken in einer Region und die Kooperation und Vernetzung mit anderen Bildungseinrichtun-gen in Verbindung mit dem zielgerichteten Einsatz von Ressourcen noch mehr an Bedeutung gewinnen werden und die Stellung der Bibliotheken im öffentlichen Leben weiter festigen können.

Für die Mitarbeit an diesem Artikel danken wir den Bibliotheksleiterinnen Annedore Dietz-Holzheimer (Bad Königs-hofen), Annelie Ebert (Haßfurt), Christine Dächert (Karlstein), Andrea Trimbach (Ostheim vor der Rhön), Doris Rudolph und Heike Ort (Röttingen), Silvia Weppert (Thüngen) und Ute Morgenroth (Untermerzbach).

Anmerkungen1 Bayerischer Bibliotheksplan, 2016, S. 10.Bibliotheken als starke Vermittler für Bildung und Kultur in Städten und Gemeinden/Dt. Städtetag, 2016, S. 8.

Kenndaten Bibliothek Ostheim v.d.RhönEinwohnerzahl 3.383Landkreis Rhön-GrabfeldZentralität UnterzentrumBestand 14.815Ausleihen 63.756Öffnungsstunden/Woche 20Personal 1 Fachkraft auf 1 Stelle

Kenndaten Bibliothek HaßfurtEinwohnerzahl 13.277Landkreis HaßbergeZentralität MittelzentrumBestand 52.147Ausleihen 172.094Öffnungsstunden/Woche 39Personal 7 Mitarbeitende auf 4,5 Stellen, davon 4 Fachkräfte

Kenndaten Bibliothek Bad Königshofen i.GrabfeldEinwohnerzahl 6.034Landkreis Rhön-GrabfeldZentralität Mögliches MittelzentrumBestand 15.243Ausleihen 42.281

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Öffnungsstunden/Woche 18Personal 1 Mitarbeitende auf einer 0,56 Stelle

Kenndaten Bibliothek UntermerzbachEinwohnerzahl 1.682Landkreis HaßbergeZentralität Ohne ZentralitätBestand 6.892Ausleihen 12.024Öffnungsstunden/Woche 12Personal 2 Mitarbeitende auf 0,51 Stellen

Kenndaten Bibliothek ThüngenEinwohnerzahl 1.358Landkreis Main-SpessartZentralität Ohne ZentralitätBestand 4.255Ausleihen 4.646Öffnungsstunden/Woche 6Personal 2 Mitarbeitende auf 0,29 Stellen

Kenndaten Bibliothek RöttingenEinwohnerzahl 1.705Landkreis WürzburgZentralität KleinzentrumBestand 12.890Ausleihen 18.192Öffnungsstunden/Woche 8Personal 5 Mitarbeitende auf einer 0,5 Stelle

DER AUTOR:Stephan Niemeyer ist Leiter der Außenstelle Würzburg der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen.

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FORUM

BIBLIOTHEKSBAU

Denkwürdigkeiten zum Bau der Bayerischen Staatsbibliothek

175. Wiederkehr des Bezugs, 75. Jahrestag seiner Zerstö-rung im Zweiten Weltkrieg

Von Annemarie KaindlDer Bezug des Sammlungsgebäudes an der Ludwigstraße vor 175 Jahren sowie die Zerstörung des Hauses im Bom-benhagel ein Jahrhundert später markieren Anfang und (vorläufiges) Ende des Archiv- und Bibliotheksbetriebs im architektonisch bedeutsamen Originalbau Friedrich von Gärtners. Diese beiden Ereignisse bilden gleichsam eine Klam-mer, innerhalb derer sich die Geschichte des Bibliotheksgebäudes schlaglichtartig beleuchten lässt.

Das Bild zeigt als Ausschnitt aus dem Gemälde „Das neue München mit den Bauten König Ludwigs I“ von Heinrich Adam aus dem Jahre 1837 einen Blick in die belebte Münchener Lud-wigstraße Richtung Süden mit der Bayerischen Staatsbibliothek links. Bildrechte: Münchner Stadtmuseum, Sammlung Graphik/Gemälde 28/562

Bau des Archiv- und Bibliotheksgebäudes Ludwig I. beauftragte 1827 Friedrich von Gärtner mit den Plänen für ein frei stehendes Archiv- und Bibliotheksge-bäude. Bis dahin waren Archivalien wie Bücher völlig unzureichend untergebracht im Wilhelminum, dem ehemaligen Jesuitenkolleg in der Neuhauser Straße. 1832 begann der Architekt mit dem Bau der monumentalen Fünfflügelanlage. Die Ausführung erfolgte etappenweise, weil die Finanzierung lange Zeit als unsicher gelten musste. 1843 war der Neu-bau schließlich bezugsfertig. Am 8. Mai begann der Umzug.

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Die Photographie zeigt den Bibliothekar Heinrich Konrad Föringer (1802-1880). Bildrechte: Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv

Vor 175 Jahren: Bezug des GärtnerbausBereits am ersten Tag waren „43 Kisten mit Büchern […] ausgepackt und in ihrer Ordnung aufgestellt“ worden. „In hundert Tagen hofft man fertig zu seyn“ (Anmerkung 1) – benötigte aber tatsächlich unter der Leitung von Biblio-thekskustos Heinrich Konrad Föringer (1828–1868 im Amt) nur 62! Am 25. Juli 1843 standen die rund 700.000 Drucke und Handschriften wohlgeordnet im neuen Gebäude.

Dieser Umzug war eine logistische Meisterleistung, (Anmerkung 2) über die Bibliotheksdirektor Philipp von Lichtentha-ler (1826–1855 im Amt) dem König berichtete: „Es war, aber ein schweres, mühevolles Geschäft! Die Bücher, im alten Gebäude aus 5 Stockwerken, darunter 3 übereinander hinlaufende, finstere, kalte, zügige Speicher, zusammen getra-gen, mußten sorgfältig gereinigt, nach fortlaufenden Nummern gepackt, transportiert, im neuen Gebäude durch Pferde aufgezogen, geordnet, aufgestellt und revidiert werden.“

Gleichzeitig mit der Bibliothek bezog das Allgemeine Reichsarchiv die Erdgeschossräume des Neubaus – ebenfalls ein mühevolles Unterfangen, das innerhalb zweier Monate 200 zweispännige Fuhren erforderte.(Anmerkung 3)

Repräsentative Saalbibliothek mit funktionaler DreiteilungAls einer der frühesten großen Bibliotheksneubauten des 19. Jahrhunderts vereinte das Gebäude zwei Ansprüche in seinem Raumprogramm: zum einen den traditionellen Aspekt einer Saalbibliothek und zum anderen die Erfordernisse einer modernen Gebrauchsbibliothek mit ihrer Dreiteilung der Räume für Bücher, Beamte und Benutzer.

Die Büchersäle nahmen mit 61 von 77 Räumen den weitaus größten Teil der Bibliotheksfläche ein. Kustos Föringer verteilte die Bestände nach der von seinem Kollegen Martin Schrettinger 1814/15 entworfenen Aufstellungssystematik im Uhrzeigersinn über die Säle. Diese Gruppenaufstellung gliedert die Wissenschaften in zwölf Hauptklassen, die wie-derum in rund 180 einzelne Fächer aufgeschlüsselt sind. Im ersten Stock waren, abgesehen vom Lese- und Journal-saal und einigen Diensträumen, die Werke aus den Gruppen Enzyklopädie, Philologie, Historie, Mathematik, Physik, Anthropologie, Philosophie und Ästhetik sowie die Zimelien und Inkunabeln untergebracht. Im Obergeschoss fanden die Fächer der Ästhetik, Politik, Medizin, Jurisprudenz und Theologie Aufstellung, außerdem die Handschriften, die Dis-sertationen und die Dubletten. (Anmerkung 4)

In geschosshohen Wandregalen aus Holz, gegliedert durch zwei umlaufende Galerien, die bei Bezug nur zu etwa drei Vierteln belegt waren, wurden die Bände mehr repräsentiert denn magaziniert. Nachdem im Sommer 1843 auch der Mittelflügel mit dem künstlerisch ausgeschmückten Treppenhaus vollendet worden war, nahm die Bibliothek im Okto-ber, im Anschluss an einen Besuch durch den königlichen Bauherrn, ihren Betrieb auf. Eine offizielle Eröffnung fand jedoch nie statt.

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Das um 1870 entstandene Foto gibt die Ansicht eines Galeriesaals mit Holzeinrichtung der Bayerischen Staatsbibliothek wieder. Bildrechte: Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv

Platznot seit Ende des 19. JahrhundertsDas ursprünglich mehr als großzügig disponierte Gebäude genügte bereits Ende des 19. Jahrhunderts den Anforderun-gen eines steigenden Leserandrangs wie den Zuwachsraten des Buchmarktes nicht länger. Der eklatante Platzmangel führte dazu, dass die Raummitte der Galeriesäle dichter und dichter mit Regalen belegt werden musste, worunter die Statik erheblich litt. Das Gebäude galt als akut einsturz- und brandgefährdet. Doch erst unter dem Eindruck des Bran-des im Münchner Glaspalast 1931 erhielt die Staatsbibliothek im Nordflügel einen feuersicheren Magazintrakt, beste-hend aus einem stählernen Regalsystem mit Betonzwischendecken.

Vor 75 Jahren: „Die Staatsbibliothek brennt an verschiedenen Stellen“5 (Anmerkung 5)Im Luftkrieg über München trafen die Alliierten im Verlauf von 73 Angriffen den Gärtnerbau zwischen März 1943 und Januar 1945 vier Mal.

Luftschutzmaßnahmen und Bergungsarbeiten vor 1943Schon 1934 ordnete das bayerische Innenministerium den „erweiterten Selbstschutz“ in allen öffentlichen Einrichtun-gen an. (Anmerkung 6) Die Staatsbibliothek ließ daraufhin einen Luftschutzraum einrichten und verantwortliche Haus-warte ausbilden. Mit Kriegsbeginn wurden auf Weisung von Generaldirektor Rudolf Buttmann (1935–1945 im Amt) die wertvollsten Bestände in den Nordflügel umgestellt, die Speicher mit einem Feuerschutzmittel imprägniert, ferner Brandschutzwachen eingerichtet und für den Ernstfall ausgerüstet. Zwischen 1940 und 1942 evakuierte Paul Ruf, stell-vertretender Leiter der Handschriftenabteilung, noch vor dem offiziellen ministeriellen Erlass die Handschriften, Inku-nabeln und Rara in zehn Bergungsorte auf dem Land. Die 2,2 Millionen Druckwerke jedoch verblieben in ihren ange-stammten Holzregalen, selbst in den besonders gefährdeten oberen Geschossen.

9./10. März 1943 Die „nox atra“(Anmerkung 7) der StaatsbibliothekDen durch die Bombardements entfachten Feuer boten die hölzernen Decken und Einbauten ebenso wie die Bücher ideale Nahrung. (Anmerkung 8) Die hölzernen Decken und Einbauten im Dachgeschoss des Mittelbaus und im Nord-westflügel fielen schon beim ersten Angriff im März 1943 mehr als 400.000 Bände den Flammen zum Opfer – weshalb er wohl als der verheerendste im Gedächtnis blieb. Verloren ging nahezu ein Viertel des damaligen Bestandes. Die als unersetzlich eingeschätzte Bibelsammlung, sämtliche Reisebeschreibungen und ein Großteil der Kunstliteratur, dazu die Akademieschriften und umfangreiche Dissertationsbestände wurden vernichtet.(Anmerkung 9)

Als am 9. März 1943(Anmerkung 10) gegen 23.45 Uhr die ersten Bomben in das Gebäude einschlugen, ging die Nacht-wache sofort daran, kleinere Feuer zu bekämpfen. Kurze Zeit später verursachte jedoch eine Phosphorbombe im Mit-telbau einen Brand, der sich geradezu blitzartig ausbreitete. Das Feuer griff in den frühen Morgenstunden, begünstigt vom Wind, auf den nördlichen Westtrakt über und kam erst am Nordflügel zum Stillstand. Verhängnisvoll war, dass die Münchner Löschzüge sehr spät eintrafen und ein Feuerwehrmann, der sich nahe des Brandherdes aufhielt, erst auf Befehl seines (noch) nicht anwesenden Vorgesetzten auf das Dach steigen wollte. (Anmerkung 11)

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Das Foto zeigt das ausgebombte Treppenhaus der Bayerischen Staatsbibliothek mit Notdach im Jahre 1943. Bildrechte: Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv

Das am 10.3.1943 aufgenommene Foto hält die durch Soldaten durchgeführte Evakuierung der Bücher aus dem brennenden Bibliotheksgebäude in die Ludwigskirche fest. Bildrechte: Bayeri-sche Staatsbibliothek, Bildarchiv

Pausenlos liefen Löscharbeiten und Bergungsmaßnahmen bis in den kommenden Nachmittag parallel. An die tau-send Helfer, Militärs wie Zivilisten, waren im Einsatz und brachten unter anderem Kataloge wie zahllose Bücher in die benachbarte Ludwigskirche. Luftschutzwart und Bibliothekar Hans Halm berichtet: „Stand man im Nordhof, so qualmte an der einen Seite der Mittelbau und jagte schwarze Rauchschwaden über den Hof. […] Auf der anderen Seite leuch-tete […] um so greller der brennende NW-Flügel […]. Der Wind erfaßte brennende und glimmende Bücherfetzen, so daß die Straße gleichsam von einem Schneegestöber kleiner, glühender Papierstücke erfüllt war […]. (Anmerkung 12) Vier Tage lang, bis 13. März, flackerten immer wieder Feuer im Bibliotheksgebäude auf, während die Fluten des Löschwassers dem Nordflügel zusetzten. Schweren Schaden erlitten die Ausstellungsräume, der Zeitschriften- und der Kunstsaal im ersten Stock des Nordwestflügels brannten aus. Vernichtet wurden weite Teile des Magazins im Ober-geschoss, aber auch die „Bücherkammern“ über dem Treppenhaus im Mittelbau und der anschließende Achsensaal im Ostflügel. Nicht länger benutzbar waren der Lesesaal und die Ausleihe. Der öffentliche Bibliotheksbetrieb musste ein-gestellt werden. Aufräum- und Bergungsarbeiten beherrschten nun den bibliothekarischen Alltag, wie auch sogleich mit der Wiederbeschaffung der Verluste begonnen wurde, die allerdings bis heute nur in etwa 40 Prozent der Fälle erfolg-reich war.

Nur am Rande sei bemerkt, dass auch dieser Tragödie das Sartyrspiel nicht fehlte, wenn die Bibliothek acht Wochen

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nach der Katastrophe die Säkularfeier des Einzugs in den soeben zerbombten Prachtbau mit einem Maiausflug und Fischessen beging. (Anmerkung 13)

Zur Auslagerung der Druckschriften konnten sich die vorgesetzten Behörden und Generaldirektor Buttmann erst jetzt entschließen. Behindert durch zahllose Schwierigkeiten, auf der Suche nach Notquartieren, geriet die Organisation der Transporte mit ihren oft vergeblichen Versuchen, Holzkisten und Treibstoff zu beschaffen, zu einem Wettlauf mit der Zeit. Demzufolge ging die Verlagerung nur stockend voran. Selbst im April 1944 befanden sich noch 800.000 Bände im großflächig zerstörten Gebäude, genauso viele waren auf 28 Ausweichlager in Ober- und Niederbayern verteilt.

Gering war der Schaden, den das Bayerische Hauptstaatsarchiv, wie das Reichsarchiv seit 1921 hieß, bei diesem ers-ten Angriff durch Löschwasser an der Nordwestecke der gewölbten Erdgeschossräume erlitt. Nach dem zweiten Bom-bardement musste das Archiv 1944 allerdings sein Domizil in der Ludwigstraße an die Staatsbibliothek abtreten und Archivalien wie Dienststellen aufs Land verlagern. (Anmerkung 14) Damit fand die Hausgemeinschaft beider Institutio-nen nach über einem Jahrhundert ihr Ende.

Drei weitere Angriffe machen den Gärtnerbau zur RuineDas Gebäude wurde noch drei weitere Male durch Bomben schwer beschädigt und schließlich zur Ruine. Der zweite Angriff im Oktober 1943 riss den Südflügel in der Mitte auf. Ein drittes Bombardement im folgenden April verwüstete Lese- und Katalogsaal im Ostflügel, der im Januar 1945 völlig ausbrannte. Damals wurde auch der Westflügel erneut in Mitleidenschaft gezogen. Bis Kriegsende blieb lediglich das Stahlmagazin im Nordflügel benutzbar.

Vor 45 Jahren – Abschluss des WiederaufbausNot- und Instandsetzungsarbeiten am Gebäude kamen noch während des Kriegs in Gang. Der anschließende Wieder-aufbau dauerte gut ein Vierteljahrhundert und war auf sieben Bauabschnitte angelegt.

Zunächst galt es, den Westtrakt wiederherzustellen und parallel mit der Rückführung der verlagerten Bestände zu beginnen. Danach konnte der Mittelflügel aufgestockt und die Raumschale des Treppenhauses rekonstruiert werden. Die folgenden Phasen mit dem Ausbau des Ostflügels und dem Neubau eines Erweiterungstraktes waren bibliotheks-funktional am bedeutsamsten. Abschließend hat man den Südflügel neu aufgebaut, dabei im Innern umgestaltet und 1970 bezogen. Weitere Planungen sahen den (Ein-)Bau einer Kantine, die Gestaltung der Außenanlagen als öffentliche Grünflächen sowie die Errichtung einer Tiefgarage vor. Sie wurden allerdings – aus finanziellen wie städtebaulichen Gründen – nicht mehr oder nur ansatzweise umgesetzt. Vielmehr erklärte der 1973 publizierte Jahresbericht den Wie-deraufbau nunmehr im Abschluss begriffen. (Anmerkung 15)

Die aktuelle Luftaufnahme zeigt das wiederaufgebaute und erweiterte Gebäude der Bayeri-schen Staatsbibliothek. Bildrechte: Bayerische Staatsbibliothek

Anmerkungen1 Johann Andreas Schmeller: Tagebücher 1801–1852, hg. von Paul Ruf, Bd. 2, München 1954, S. 339.2 Rolf Griebel – Cornelia Jahn: Königliche Förderung. Ludwig I. und die Bayerische Staatsbibliothek, in: Alois Schmid – Hermann Rumschöttel (Hgg.): Wittelsbacher-Studien. Festgabe für Herzog Franz von Bayern zum 80. Geburts-tag, München 2013, S. 777–792, hier S. 783 mit Zitat aus Geheimes Hausarchiv (GHA), Nachlass König Ludwig I., 46/5/11/9.3 Wilhelm Volkert: Zur Geschichte des Bayerischen Hauptstaatsarchivs 1843–1944, in: Archivalische Zeitschrift 73 (1977), S. 131–148, hier S. 138.4 Andreas Schmeller: Über die K. Hof- und Staatsbibliothek für Besucher derselben, München 1843, S. 11.5 Mit diesen Worten meldet die Gattin des Hausmeisters Generaldirektor Buttmann das Unglück, vgl. BayHStA, NL Buttmann 97, Tagebuch Nr. 26, Eintrag vom 9./10.3.1943.

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6 Vgl. Susanne Wanninger: „Wie gering wäre der Schaden, wenn Medizin und Jus verbrannt wären“ – Die Bayerische Staatsbibliothek im Zweiten Weltkrieg; in: Monika Fenn – Gregor Meilchen (Hgg.): Bayerische Geschichte in Wissen-schaft und Unterricht, München 2011, S. 207–227, hier S. 211–221.7 „Verhängnisvolle Nacht“, vgl. Hans Halm: Die Schicksale der Bayerischen Staatsbibliothek während des zweiten Weltkrieges, in: Rupert Hacker (Hg.): Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Staatsbibliothek, München 2000, S. 309–314, hier S. 309.8 Grundlegend: Fridolin Dressler: Bomben auf die Bayerische Staatsbibliothek. Eine Dokumentation und kritische Be-trachtung der Ereignisse vor 50 Jahren, in: BFB 21 (1993), S. 223–249.9 Detaillierte Aufstellung der Verluste von Emil Gratzl [bis 1938 Leiter der Erwerbungsabteilung der BSB] in einem Brief an Georg Leyh [Direktor der Universitätsbibliothek Tübingen 1921–1947] vom 26.3.1943, SBB-PK, Hss.-Abt. Nachlass Georg Leyh, Kasten XXXIV, veröffentlicht bei Dressler, Bomben (wie Anm. 8) S. 234 f. 10 Zusammenfassung der Ereignisse bei Wanninger: „Wie gering …“ (wie Anm. 6), S. 222. 11 Vgl. Schreiben Gratzls an Leyh (wie Anm. 9) vom 12.3.1943.12 Halm: Schicksale (wie Anm. 7), S. 311.13 Werner Schochow: Die Bibliothek „als eine in musterhafter Ordnung befindliche Anstalt“. Emil Grazl in seinen Brie-fen an Georg Leyh, in: BFB 13 (1985), S. 122–146, hier S. 134 nach einem Brief Gratzls an Leyh (s. Anm. 9) vom 5.5.1943.14 Volkert: Geschichte (wie Anm. 3), S. 145 f.; neuerdings im Detail: Bernhard Grau: Katastrophenfall. Die Stamm-abteilung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs im Zweiten Weltkrieg, in: Archivalische Zeitschrift 94 (2016), S. 177–228, hier S. 204.15 Bayerische Staatsbibliothek München: Jahresbericht 1972 (1973), S. 12.

DIE AUTORIN:Annemarie Kaindl ist Mitarbeiterin der Bayerischen Staatsbibliothek, Abteilung Handschriften und Alte Drucke.

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FORUM

BIBLIOTHEKSBAU

Ein Lernraum24 für die Universität Bamberg

Zweiter Bauabschnitt der Teilbibliothek Sprach- und Litera-turwissenschaften fertiggestellt

Von Fabian Franke, Inga Gerike, Hannah Kempe

Die GrundideeBibliotheken sind Orte der Information, der Kommunikation und des gemeinsamen Lernens und Forschens. Vielfäl-tige unterschiedliche Lern- und Lehrräume, modernste technische Infrastruktur, umfassende Freihandbestände und eine aktivierende Arbeitsatmosphäre – das alles zeichnet einen Bibliotheksbau für das 21. Jahrhundert aus. Die Uni-versitätsbibliothek Bamberg hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Anforderungen der Studierenden und Forschenden an eine moderne Lern- und Arbeitsumgebung im Erweiterungsbau der Teilbibliothek Sprach- und Literaturwissenschaf-ten umzusetzen. Trotz aller Kompromisse, die während der Planungs- und Bauzeit aus technischen und finanziellen Gründen eingegangen werden mussten, ist es in Abstimmung mit dem Staatlichen Bauamt und mit der Unterstützung durch die Universitätsleitung gelungen, unsere Hauptziele zu erreichen: einen 24/7 zugänglichen Lernraum24 mit fle-xiblen, frei verschiebbaren Möbeln, einen Schulungsraum, mit Bildschirmen ausgestattete Gruppenarbeitsräume, einen Lounge-Bereich, mit dem Studierendenausweis verschließbare Garderobenschränke sowie ein frei zugängliches Kom-paktmagazin.

Die TeilbibliotheksstrukturDie Universitätsbibliothek Bamberg hat keine Zentralbibliothek als zentralen Anlaufpunkt für Benutzerinnen und Benut-zer oder Aufstellungsort der Bestände aller Fächer. Die Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bamberg umfasst lediglich die zentralen Bibliotheksdienstleistungen wie z. B. Medienbearbeitung oder IT-Services. Dabei ist die UB Bam-berg streng einschichtig, die Etatverwaltung, Medienbearbeitung und alle Dienstleistungen werden zentral gesteuert. Die Benutzung erfolgt in sechs Teilbibliotheken, in denen auch die gesamten Literaturbestände stehen. Die Teilbiblio-theken sind räumlich eng an die Standorte der von ihnen betreuten Fächer angebunden. Die Universitätsbibliothek Bamberg ist daher im wörtlichen wie im übertragenen Sinne eine Bibliothek der kurzen Wege.

Die VorgeschichteDie Teilbibliothek Sprach- und Literaturwissenschaften ist eine dieser sechs Teilbibliotheken, die sich (wie übrigens drei weitere Teilbibliotheken) mitten im UNESCO-Weltkulturerbe in der Innenstadt Bambergs befindet. Der erste Bauab-schnitt ihres Neubaus wurde 2004 nach über 20-jähriger Planungs- und Bauzeit fertiggestellt. Er besteht an drei Seiten aus Glas – daher nennen ihn die Studierenden „Glasbib“ – und gewährt somit sowohl Einblick als auch Ausblick. Die vierte Seite bildete bis zur Eröffnung des zweiten Bauabschnitts eine hohe Betonwand, die auch formal das in den Neu-bau einbezogene historische Kutscherhaus abtrennte und nach außen vorgezogen ist, so dass sie weiterhin von außen sichtbar ist. Der erste Bauabschnitt umfasst auf einer Hauptnutzfläche von 2.214 qm u. a. 100 Arbeitsplätze für Benutzerinnen und Benutzer, Regalfläche für 150.000 Bände in den Lesesälen und ein Magazin mit einer Kompaktregalanlage für 300.000 Bände. (Anmerkung 1)

Auf der Farbfotografie ist der erste Bauabschnitt der Teilbibliothek Sprach- und Literaturwis-senschaften der Universitätsbibliothek Bamberg zu sehen. Bildrechte: Universität Bamberg

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Der zeitliche AblaufDer Architekturwettbewerb für den Neubau der Teilbibliothek Sprach- und Literaturwissenschaften, der vom Archi-tektenbüro Meyer und Partner aus Bayreuth gewonnen worden war, bezog von Anfang an einen zweiten Bauabschnitt mit ein. Jedoch war das dafür notwendige angrenzende Grundstück zunächst nicht im Besitz des Freistaats Bayern. Als es dann erworben werden konnte, fehlten die Mittel für die Ausführung des zweiten Bauabschnitts. Das änderte sich nicht, bis 2012 ein Glücksfall eintrat: Vier Millionen Euro aus den Mitteln der Technologie-Allianz-Oberfranken (www.tao-oberfranken.de/) konnten aufgrund eines „Platztausches“ zwischen der Informatik und den geistes- und kultur-wissenschaftlichen Fächern für den zweiten Bauabschnitt der Teilbibliothek Sprach- und Literaturwissenschaften ver-wendet werden. Im Oktober 2015 erfolge der Spatenstich, im Juli 2016 war der Rohbau abgeschlossen, zu Beginn des Wintersemesters 2017/18 nahmen die ersten Studierenden die neuen Arbeitsplätze in Besitz und im Dezember 2017 fand die feierliche Einweihung statt.

Die AußenansichtFür den zweiten Bauabschnitt konnte auf die ursprünglichen Pläne der Architekten Meyer und Partner zurückgegrif-fen werden, die allerdings im Detail aufgrund der inzwischen veränderten Anforderungen an eine moderne Bibliothek angepasst werden mussten. Unangetastet blieb die Idee, dass auch die vierte Seite der Bibliothek aus Glas besteht. Die gläserne Bibliothek ist ein Zeichen dafür, dass sich die Universität nicht hinter hohen Mauern abschottet, sondern sich sichtbar in der Stadt befindet. Die Studierenden und Forschenden können aus der Bibliothek nach draußen blicken und die Verbindung zur Außenwelt herstellen. Umgekehrt können auch alle Bürgerinnen und Bürger in die Bibliothek hineinblicken und damit einen Eindruck bekommen, wie in der Universität gearbeitet wird. Ein Zugeständnis an die Wünsche der städtischen Denkmalpflege bestand darin, die Glasstrukturen des zweiten Bauabschnitts vertikal zu glie-dern und somit der Gliederung der umliegenden Fassaden anzupassen, während die drei Glasfassaden des ersten Bau-abschnitts horizontal strukturiert sind. Bunte vorgesetzte Scheiben verstärken die Plastizität der Fassade und erzeugen von weitem den Eindruck eines Bücherregals. Als weiteres Gestaltungsmerkmal wurde auf der Betonwand des Trep-penhauses eine vom Nürnberger Künstler Waldemar Bachmeier entworfene „Wolke“ mit den Schriftzügen „bibliothek library bibliothèque biblioteca βιβλιοθήκη библиотека“ angebracht.

Der InnenraumDie Hauptnutzfläche des zweiten Bauabschnitts beträgt 968 qm, verteilt auf vier Stockwerke. Die Stockwerke sind durch einen offenen Luftraum mit Glasdach entlang der Betonwand miteinander verbunden. Schallschutzelemente ver-hindern recht erfolgreich, dass sich Geräusche zwischen den Etagen ausbreiten. Im Untergeschoss befindet sich ein für die Benutzerinnen und Benutzer zugängliches Freihandmagazin mit einer Kompaktanlage für rund 80.000 Bände. Weiterhin sind im Untergeschoss Garderobenschränke untergebracht, die mit dem Studierendenausweis per Chip ver-schlossen und geöffnet werden können.

Erdgeschoss und erstes Obergeschoss bestehen aus Lesesälen mit Regalen für ca. 25.000 Bände und Tischreihen mit Stromanschluss für die Einzelarbeit. In beiden Stockwerken gibt es je zwei Carrels und zwei Gruppenarbeitsräume, die von Studierenden reserviert werden können. Geplant ist, die Belegung der Gruppenarbeitsräume stets aktuell auf kleinen Bildschirmen neben den Türen anzuzeigen. In den Gruppenarbeitsräumen sind 49-Zoll-Bildschirme angebracht, die die Benutzerinnen und Benutzer mit ihren Geräten verbinden können. Ein Eltern-Kind-Raum ist mit einer Spielecke ausgestattet.

Das zweite Obergeschoss bildet den Lernraum24. (Anmerkung 2) Studierende können sich Tische, Hocker und Stühle flexibel zusammenstellen. Bewegliche Trennwände, die auch beschriftet werden können, stehen bereit, außerdem ein fahrbarer Bildschirm. Der Lernraum ist durch einen separaten Seiteneingang mit dem Studierendenausweis per Chip rund um die Uhr zugänglich. Zum Lernraum gehört auch eine Lounge mit Sofas. Ebenfalls im zweiten Obergeschoss liegt der Schulungsraum mit einem 86-Zoll-Touchscreen und 19 Plätzen, die mit Zero-Clients ausgestattet sind. In der gesamten Teilbibliothek sind das WLAN der Universität und das BayernWLAN verfügbar, in mehreren Technikräumen stehen Aufsichtscanner, Kopierer und Drucker zur Verfügung.

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Das Foto zeigt die Glasfassade des zweiten Bauabschnitts mit der vom Nürnberger Künstler Waldemar Bachmeier entworfenen Schriftzugswolke „Bibliothek“. Bildrechte: Gerhard Hagen

Das Foto oben zeigt die Lounge, das unten das Freihand-Kompaktmagazin der „gläsernen Bib-liothek“. Bildrechte: Gerhard Hagen

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ÜberblickInsgesamt bietet der zweite Bauabschnitt der Teilbibliothek Sprach- und Literaturwissenschaften der Universitätsbiblio-thek Bamberg Platz für 144 Arbeitsplätze, sowohl an klassischen Tischreihen, in Carrels und Gruppenarbeitsräumen, im Schulungsraum, in der Lounge als auch im Lernraum24 mit flexibel arrangierbarer Möblierung, für ein Freihandma-gazin mit 80.000 Bänden und für 25.000 Bände in den Lesesälen.

Anmerkungen1 Sebastian Köppl: Eröffnung der Teilbibliothek für die Sprach- und Literaturwissenschaften in Bamberg. In: Biblio-theksforum Bayern 32, 2004, S. 220-227.2 Für viele wertvolle Hinweise zum Lernraum24 bedanken wir uns bei Herrn Prof. Stang von der Hochschule der Me-dien Stuttgart. Unser Vorbild war die Lernwelt der HdM Stuttgart.

DIE AUTOREN:Dr. Fabian Franke ist Direktor der Universitätsbibliothek Bamberg.

Dr. Inga Gerike ist Leiterin der Benutzungsabteilung der Universitätsbibliothek Bamberg und Leiterin der Teilbibliothek Sprach- und Literaturwissenschaften sowie Fachreferentin für Allgemeine Sprach- und Literaturwissenschaft, Germa-nistik, Kommunikationswissenschaft und Slavistik.

Hannah Kempe ist verantwortlich für die Bauangelegenheiten der Universitätsbibliothek Bamberg und Fachreferentin für Anglistik und Romanistik.

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FORUM

BIBLIOTHEKSBAU

Monacensia im Hildebrandhaus – Das literari-sche Gedächtnis der Stadt München strahlt im neuen Glanz

Nach einer denkmalgerechten Generalsanierung präsentiert sich die ehemalige Künstlervilla als zeitgemäßer und an-sprechender Ort der Literatur.

Von Sylvia Schütz„München hat sich ein Geschenk gemacht“ – mit diesen Worten würdigte der Kulturjournalist Hannes Hintermeier in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 9. Dezember 2016 die soeben erst wieder eröffnete, neu konzipierte Mona-censia im Hildebrandhaus. Als Geschenk war das generalsanierte „Literarische Gedächtnis der Stadt München“, eine Einrichtung der Münchner Stadtbibliothek, auch gedacht, und zwar für alle Münchnerinnen und Münchner. Entspre-chend groß war zum Eröffnungswochenende (9. bis 11. Dezember 2016) der Andrang, um die neu sanierten Räume der ehemaligen Künstlervilla des Bildhauers Adolf von Hildebrand (1847–1921) erstmals zu besichtigen.

Bis es soweit war, galt es jedoch, eine weite Wegstrecke zurückzulegen. Am Anfang stand ein lang gehegter Traum von Dr. Elisabeth Tworek, die seit 1994 die Monacensia leitet: ein nach allen Seiten offenes Haus für alle Münchnerin-nen und Münchner. Der Anspruch hierbei war, das historische Erbe der Stadt zu bewahren und es gleichzeitig sinnvoll mit Leben zu füllen. Der Münchner Stadtrat erteilte schließlich 2011 den Projektauftrag für die Sanierung und Erweite-rung des Hildebrandhauses, verbunden mit einer Neukonzeption der Monacensia, und stellte dafür ein Budget von 9,3 Millionen Euro bereit. Unter der Leitung des Baureferats der Landeshauptstadt München wurde das Münchner Architek-turbüro Lorenz Wallnöfer mit der Durchführung der Renovierungsarbeiten betraut.

In den Jahren 2013 bis 2015 wurde das 1898 nach Plänen von Adolf von Hildebrand durch den Architekten Gabriel von Seidl fertiggestellte Künstlerhaus behutsam in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Gleichzeitig wurden die Bedingungen für die Nutzung als Literaturarchiv, Bibliothek sowie Ausstellungs- und Veranstaltungshaus optimiert. Besonders berücksichtigt wurden dabei auch die Themen Kulturgüterschutz, Barrierefreiheit und Veranstaltungstech-nik. Anschließend konnte die Münchner Stadtbibliothek die Neueinrichtung der Monacensia im Hildebrandhaus und die Rückführung der ausgelagerten Bestände vornehmen. Am 6. Dezember 2016 schließlich eröffnete Oberbürgermeister Dieter Reiter mit einem Festakt die im neuen Glanz erstrahlende Monacensia im Hildebrandhaus.

Traum-RaumBei der Öffentlichkeit und den Medien fand die neue Monacensia im Hildebrandhaus begeisterte Resonanz. „Traum-Raum“ betitelte die Kulturjournalistin Simone Dattenberger im Münchner Merkur ihre Eindrücke nach der Vorbesichti-gung. Von der Projektphase an waren alle Konzepte, Planungen, Beschlussfassungen und schließlich die Realisierung von einem Leitmotiv geprägt: „Ein Haus öffnet sich.“ Waren früher rund 380 Quadratmeter öffentlich zugänglich, so sind es jetzt mehr als doppelt so viele, nämlich 851.

Eine der auffälligsten Neuerungen des Umbaus stellt der neu geschaffene Glasanbau an der Südseite des Hauses dar. Dieser bietet zusammen mit zwei Sonnenterrassen im mediterranen Ambiente des Gartens Platz für das im Mai 2017 eröffnete Café MON, für dessen Namensgebung das Sammlungskürzel „MON“ für die Medienbestände der Monacen-sia-Bibliothek Pate stand. Hier können die Besucher bei Kaffee und Kuchen entspannte Lesestunden verbringen oder bei Wein und Bier anregende Gespräche führen.

Die moderne Glaskonstruktion kann auch als Ausdruck des von der Monacensia im Hildebrandhaus grundsätzlich gepflegten Dialogs der Vergangenheit mit der Gegenwart verstanden werden: Der neu geschaffene Raum ist die Vor-aussetzung dafür, dass die Künstlervilla erstmals wieder durch das beeindruckende, durch die Sanierung freigelegte, historische Ateliertor betreten werden kann, durch das einst die großen Stein- und Marmorblöcke und die fertigen Skulpturen Adolf von Hildebrands transportiert wurden. Wieder in der Originalfarbe gestrichen, stehen die weit geöff-neten grünen Torflügel heute als Symbol für die neue Öffnung des Hauses.

Wer das Hildebrandhaus durch dieses Tor betritt, den empfängt die lichtdurchflutete Großzügigkeit des sechs Meter hohen, 118 qm großen einstigen Ausfertigungsateliers, in dem Adolf von Hildebrand einst zusammen mit seinen Ateli-ergehilfen an Großprojekten wie etwa dem „Vater-Rhein-Brunnen“ arbeitete, der heute noch die Museumsinsel in Mün-chen ziert. Dauerleihgaben der Baye rischen Staatsgemäldesammlungen ermöglichen es, dass Skulpturen des Meisters wieder am Ort ihrer Entstehung zu sehen sind.

Das heutige „Forum Atelier“ dient tagsüber als Treffpunkt und Ort der Lektüre. Die mächtige Atelierwand schmückt die

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Privatbibliothek des deutsch-britischen Schriftstellers, Historikers und Übersetzers Peter de Mendelssohn (1908–1982), der Thomas Mann von Jugend an freundschaftlich verbunden war und sich als sein Biograf intensiv mit dessen Leben und Werk beschäftigt hat. Gegenüber befinden sich auf zwei Galerien sämtliche Übersetzungen des literarischen Wer-kes von Thomas Mann – von Albanisch bis Weißrussisch.

Ein von den Bibliothekarinnen der Monacensia zusammengestellter Freihandbereich mit einer Auswahl von Büchern über München und mit Werkausgaben von renommierten Münchner Schriftstellern lädt darüber hinaus zu einer ersten Beschäftigung damit ein, was hinter dem wohlklingenden lateinischen Namen „Monacensia“ steckt: nämlich „Münchne-risches“. Denn nach wie vor gilt, wer sich für München und insbesondere für die Kultur und Literatur der bayerischen Landeshauptstadt interessiert, für den ist die Monacensia im Hildebrandhaus eine wichtige Informationsquelle. Aus-gestattet mit einer versenkbaren Bühne und zeitgemäßer Technik, dient das „Forum Atelier“ auch als multifunktionaler Veranstaltungsraum, in dem bis zu 130 Personen Platz finden.

Die Monacensia im Hildebrandhaus versteht sich als ein Ort der Wissenschaft und kulturellen Bildung, der für breit gefächerte Besuchergruppen attraktive Lese- und Denk räume schafft. Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers bezeich-nete in seiner Eröffnungsrede die programmatisch-inhaltlichen Schwerpunkte der Neukonzeption der Monacensia im Hildebrandhaus als ein „kulturelles Fünf-Gänge-Menü“ mit einem einzigartigen konzeptuellen Zusammenspiel von Bib-liothek, Literaturarchiv, Dauer- und Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Literaturvermittlung.

Das Bild zeigt eine Außenansicht des Hildebrandhauses. Bildrechte: Münchner Stadtbibliothek/Monacensia.

Wissensspeicher Monacensia-BibliothekDie Bibliothek der Monacensia umfasst eine einzigartige Sammlung von rund 150.000 Medien zum Thema „München“ mit dem Schwerpunkt München als Literatur- und Kunststadt.

In drei neu gestalteten, thematisch sortierten Bibliotheksräumen im ersten Obergeschoss lässt sich München nach allen Regeln der Kunst erlesen. Die „Bibliothek im Damenatelier“, benannt nach den ehemaligen Atelierräumen der Töchter Adolf von Hildebrands, bietet einen gut sortierten Querschnitt der neueren Literatur zu München von der Archi-tektur und Baukunst über die Geschichte der bayerischen Landeshauptstadt bis hin zu den Münchner Stadtteilen, Gast-ronomie oder Freizeit und Sport.

Den literarischen Werken von und über die Familie des weltbekannten Schriftstellers und Nobelpreisträgers Thomas Mann ist eine eigene Freihandbibliothek gewidmet. Diese „Bibliothek Familie Mann“ versammelt ausgewählte Werkaus-gaben, Briefbände, Tagebücher, Biografien und Bildbände, neuere Sekundärliteratur, Jahrbücher, Studien- und Schrif-tenreihen zur „amazing family“, die einige der bedeutendsten Schriftsteller deutscher Sprache hervorbrachte.

In der „Bibliothek Münchner Autorinnen und Autoren“ werden sowohl Neuerscheinungen zeitgenössischer Schriftstel-lerinnen und Schriftsteller präsentiert als auch Werkausgaben, Briefbände und Tagebücher von „Münchner Klassikern“ von Achternbusch bis Wedekind. Die Auswahl wird, wie in den beiden anderen Bibliotheksräumen auch, ständig aktua-lisiert. Neben Arbeitsplätzen für Recherche und Studium laden Loungebereiche mit bequemen Sesseln zum entspann-ten Schmökern ein. Mit der Neukonzeption wurde die ehemalige Präsenzbibliothek zur Leihbibliothek umgewandelt. Für die Ausleihe wird ein Ausweis der Münchner Stadtbibliothek benötigt.

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Das Bild zeigt das durch die Sanierung freigelegte historische Ateliertor. Bildrechte: Münchner Stadtbibliothek/Eva Jünger

Lebendiges LiteraturarchivEbenfalls im ersten Obergeschoss des Hildebrandhauses befindet sich der Leseraum des Literaturarchivs. Die Samm-lung umfasst derzeit rund 300 literarische Nachlässe, Vorlässe und Konvolute renommierter Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die in enger Verbindung zu München und Bayern stehen. Dazu gehören Herbert Achternbusch, Lena Christ, Therese Giehse, Frank Wedekind, Ludwig Thoma, Herbert Rosendorfer, Gert Heidenreich und viele mehr. Mit den kompletten Nachlässen von Klaus und Erika Mann, über 800 Briefen und 46 Manuskripten von Thomas Mann sowie zahlreichen literarischen Dokumenten von Golo, Monika, Michael und Elisabeth Mann ist die Monacensia im Hildebrand-haus eine international viel beachtete Forschungsstelle zur Familie Mann.

Das systematische Sammeln, die Bestandserhaltung und Erschließung gehören wie bei allen Archiven zu den Kernauf-gaben. Optimale Lagerung zählt zu den wesentlichen Maßnahmen der präventiven Konservierung originaler Papier-dokumente. Um diese zu gewährleisten, war ein brandgeschützter Depotraum mit konstanten Klimabedingungen von Anfang an Teil des Sanierungskonzeptes. Die Monacensia ist Partnerinstitution des bavarikon-Projekts „Bayerische Schriftstellerinnen vom Barock bis ins 20. Jahrhundert“, das bei der Bayerischen Staatsbibliothek angesiedelt ist. Vor-gesehen ist die Digitalisierung ausgewählter Manuskripte aus den Nachlässen von Lena Christ, Franziska zu Reventlow, Carry Brachvogel und vieler weiterer Schriftstellerinnen.

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Das Bild gewährt einen Blick in die Dauerausstellung „Literarisches München zur Zeit von Tho-mas Mann“. Bildrechte: Münchner Stadtbibliothek/Eva Jünger

Literarische AusstellungenEin zeitgemäßes Literaturarchiv ist nur dann lebendig, wenn die Originalbestände und die Geschichten, die sie beinhal-ten, mit der Öffentlichkeit in einen Dialog treten können. Neuen und vor allem mehr Raum gibt es daher jetzt auch für die literarischen Ausstellungen der Monacensia im Hildebrandhaus. Das Museumsangebot mit zwei Sonderaus-stellungen pro Jahr wurde durch die Dauerausstellung „Literarisches München zur Zeit von Thomas Mann. Von der Bohème zum Exil“ erweitert. Thomas Manns Münchner Jahre zwischen 1894 und 1933 bilden den zeitlichen Rahmen der Ausstellung. Manuskripte, Briefe, Fotografien und seltene Erinnerungsstücke werfen Schlaglichter auf das höchst ambivalente literarische Leben der Stadt zwischen dem Aufbruch in die Moderne und der Vertreibung ins Exil. Die Original-Dichterschreibtische von Frank Wedekind und Oskar Maria Graf symbolisieren den Spannungsbogen von der Münchner Bohème bis zum amerikanischen Exil.

Das Bild zeigt den Schreibtisch von Oskar Maria Graf mit Aufsatz und Schreibmaschine. Bild-rechte: Münchner Stadtbibliothek/Eva Jünger

Die Dauerausstellung „Das Hildebrandhaus. Biografie einer Künstlervilla“ thematisiert die wechselvolle Geschichte des Hildebrandhauses von der glanzvollen Prinzregentenzeit über die „Arisierung“ in der NS-Zeit bis zur Rettung vor dem Abriss Anfang der 1970er- Jahre.

Bis Januar 2018 präsentierte die Monacensia mit ihrer Sonderausstellung „Mon Oncle“ ein besonderes Kapitel einer ganz besonderen deutschen Familie: die Beziehung zwischen Heinrich Mann und seinem ältesten Neffen Klaus.

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Im Sommer 2017 begab sich die Monacensia mit der Sonderausstellung „Trügerische Idylle. Schriftsteller und Künstler am Tegernsee 1900 bis 1945“ hinaus aus der Stadt, an den originalen Schauplatz des künstlerischen Lebens. Anhand literarischer und zeitgeschichtlicher Dokumente präsentierte die Kuratorin Dr. Elisabeth Tworek im Olaf Gulbransson Museum, Tegernsee erstmals neueste Erkenntnisse zum kulturellen Umbruch im Tegernseer Tal nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten.

Zum 100. Jubiläum der Geburtsstunde des Frauenwahlrechts in Deutschland zeigt die Monacensia ab März 2018 die Sonderausstellung „Evas Töchter“, kuratiert von der Literaturwissenschaftlerin Dr. Ingvild Richardsen. Anhand von vie-len bisher unbekannten Originaldokumenten und Objekten präsentiert sie das Leben und Wirken bedeutender Münch-ner Schriftstellerinnen, die sich an vorderster Front für ein modernes Frauenbild stark gemacht haben, darunter Emma Merk, Marie Haushofer und Carry Brachvogel. Zum Jahrestag der Revolution in Bayern eröffnet die Monacensia im November 2018 die Schau „Revolution mit der Feder. Jüdische Schriftsteller in München 1918/19“.

LiteraturvermittlungNeben den Ausstellungen setzt die Monacensia im Hildebrandhaus auf eine vielfältige Programmarbeit, um ihre Bestände der Öffentlichkeit zu vermitteln. Dazu gehören Lesungen, Vorträge, Diskussionsrunden sowie Seminare, Führungen und Stadtspaziergänge. Seit Anfang des Jahres stellen in der Reihe „MON liest“ waschechte Münchner Auto-rinnen und Autoren in Lesung und Gespräch ihre aktuellen Romane vor. Die bewährte Kombination von Literatur und junger Volksmusik bleibt weiterhin Markenzeichen des Programms. Daran anknüpfend wird künftig verstärkt auch dem musikalischen und literarischen Nachwuchs Münchens eine Bühne bereitet.

Als Ort der kulturellen Bildung versteht sich die Monacensia im Hildebrandhaus auch als Partner für Schulen und wei-tere Bildungseinrichtungen. Wichtige Kooperationspartner sind die Münchner Volkshochschule, das Museumspädago-gische Zentrum und das NS-Dokumentationszentrum München. Als Teil des Führungsnetzes der Münchner Volkshoch-schule bietet die Monacensia öffentliche Führungen zur Hausgeschichte und durch die Ausstellungen an.

Mit Porträts von Münchner Autorinnen und Autoren, wissenschaftlich erarbeiteten literarischen Themen und Spazier-gängen zum literarischen Leben in München sowie mit Blogbeiträgen präsentiert die Monacensia als Kooperationspart-nerin der Bayerischen Staatsbibliothek ihre Bestände, Ausstellungsprojekte und Forschungsergebnisse auf dem Litera-turportal Bayern (www.literaturportal-bayern.de).

Raum für WissenschaftDie Monacensia ist Impuls- und Ideengeberin für Wissenschaft und Bildung und ermöglicht eine breite Grundlagenfor-schung. Zu den Neuerungen gehört auch ein Raum für die Wissenschaft im zweiten Obergeschoss mit vier exklusiven Arbeitsplätzen für Dissertations- und Habilitationsprojekte. Die 2010 zwischen der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Kulturreferat abgeschlossene Kooperationsvereinbarung „Forschungsstelle Literatur in Bayern“ zur wissenschaftlichen Erschließung der Bestände des Literaturarchivs hat damit auch eine räumliche Entsprechung. Bei wissenschaftlichen Seminaren, Doktorandenkolloquien und Tagungen werden neueste Forschungsergebnisse vorge-stellt und diskutiert.

Fazit:Die gelungene Generalsanierung und Neukonzeption haben es möglich gemacht, die Monacensia im Hildebrandhaus für alle und nach allen Seiten zu öffnen. Ob bei einer Tasse Kaffee im Lesegarten, bei der Lektüre in einer der Bibliotheks-räume oder in einem der Loungebereiche, bei der Einsicht von Originalmanuskripten im Literaturarchiv, bei der kultu-rellen Bildung im Salon Hildebrand oder bei der wissenschaftlichen Arbeit im Raum für Wissenschaft – die Monacensia versteht sich für alle Besucherinnen und Besucher als ein Ort, an dem man sich gerne aufhält, gerne liest, gerne forscht, sich trifft und gute Gespräche hat.

Hinweis:Monacensia im Hildebrandhaus Maria-Theresia-Str. 23, Barrierefreier Eingang: Siebertstr. 2 81675 München www.muenchner-stadtbibliothek.de/monacensia Öffnungszeiten Mo - Mi, Fr 9.30–17.30 Uhr, Do 12.00–19.00 Uhr, Ausstellungen auch Sa, So 11.00–18.00 Uhr Café MON Di–So, ab 11.00 Uhr www.cafe-mon.de

DIE AUTORIN:Sylvia Schütz, M. A. ist zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Literaturvermittlung in der Monacensia.

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FORUM

BIBLIOTHEKSGESCHICHTE

„Meines Erachtens müssen Bibliotheken ge-braucht, nicht bloß gesehen werden“

Bayerische Bibliotheken im Urteil des Aufklärers Friedrich Nicolai, Teil 2

Von Gerhard Hölzle

Der Stich stellt das Collegium Universitatis Altorfinae dar. Bildrechte: Bayerische Staatsbiblio-thek / Bildarchiv

Mai 1781, Franken: Mit seiner bisherigen Reise konnte der Berliner Buchhändler und Verleger Friedrich Nicolai (1733–1811) nicht ganz zufrieden sein. In Coburg, Kloster Banz, Bamberg, Erlangen und Nürnberg bemängelt er die finanzi-elle Ausstattung der Bibliotheken, ihren mangelhaften Katalogisierungsgrad und ihre eingeschränkten Öffnungszeiten. Sein Maßstab ist die in einem geeigneten Gebäude untergebrachte Gebrauchsbibliothek für jedermann. Ob der preu-ßische Aufklärer in Altdorf, Regensburg, München und Augsburg bessere Bibliotheken antrifft, soll der zweite Teil des Aufsatzes ans Licht bringen. (Anmerkung 1)

Nicolai wird in Altdorf von Prof. Nagel, dem „Bibliothekar der Universität“, in Empfang genommen. (Anmerkung 2) Der Durchreisende beschreibt aber nicht selbst, sondern anhand seines literarischen Cicerone Murr die „Merkwürdigkeiten“ der Universitätsbibliothek. (Anmerkung 3) 1644 sei die Bibliothek „aus einem engern Zimmer des obern Saales herun-ter gebracht worden, und hier in einem weiten und hellen Saale sehr wohl eingerichtet“. Ein Wohltäter der Universität habe der Universität 1.000 Gulden verehrt, damit sie von den Zinsen sich eine „akademische Bibliothek“ aufbaue. Ein paar Jahre vor Nicolai hält auch Murr 1778 die Frage der Öffentlichkeit einer Bibliothek für eines ihrer Qualitätsmerk-male. Mit ihr ist die literaturversorgende Aufgabe der Bibliothek für Literaten gemeint – ein aufklärerisches Ansinnen zur Verbesserung der gesellschaftlichen Entwicklung insgesamt.

Die öffentliche Universitätsbibliothek Altdorf kann bereits im 17. Jahrhundert mit einer „morgenländischen Druckerei“, d. h. mit „arabischen, syrischen, hebräischen und rabbinischen Büchern“ aufwarten. Die wichtigsten Handschriften beschreibt Murr auf mehreren Seiten, unter den „gedruckten Büchern“ nennt er „die Strasburger Bibel von 1466“ an erster Stelle. Im 17. Jahrhundert sind auch mehrere Privatbibliotheken in der Universitätsbibliothek aufgegangen, wovon die „Stöberleinische Bibliothek“ wohl die bedeutendste ist. Johann Leonhard Stöberlein wie auch die Witwe des Geheimrats Christoph Jakob von Trew stifteten und stiften Beträge, von deren Zinsen Bücher zu kaufen sind. Der

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Büchervorrat von – nach Murr – „mehr als 24.000 Bänden“ sei, so Nicolai, wegen des oben erwähnten Trew‘schen Bib-liotheksvermächtnisses „ansehnlich“, (Anmerkung 4) er wird in vier Zimmern aufbewahrt, getrennt von einem Saal, der einer „Sammlung von Naturalien, anatomischen Präparaten, physikalischen Instrumenten u.s.w. gewidmet“ ist. Die Universitätsbibliothek Altdorf erfüllt eines der eingangs erwähnten Kriterien für eine moderne Gebrauchsbibliothek teilweise, über die Öffnungszeiten, Katalogisierung und Anstellung professioneller Bibliothekare berichtet Nicolai aber nicht.

Nicolai sieht in der Bibliothek mehrere Gelehrte, u. a. einen nicht näher bezeichneten Prof. Schwarz, der eine „trefli-che Sammlung von Büchern vom Anfange der Druckerey an bis 1550“ sein Eigen nennt. Nicolai hält die Sammlung ob ihres Raritätencharakters, ihrer Vollständigkeit und chronologischen Ordnung für besonders erwähnenswert. An dieser Sammlung könne man „die successive Entstehung und Abwandlung der Meinungen und die genaue Epoche mancher Vorfälle“ studieren. Sein Lob auf die Schwarz‘sche Sammlung, ja auf die gesamte Altdorfer Universitätsbibliothek, schließt Nicolai mit den Worten: „Ich glaube es würde von großem Nutzen seyn, wenn man auch andere Sammlungen von allen in gewissen merkwürdigen Zeiträumen herausgekommenen Büchern hätte. Ich möchte wohl ein Paar Monate in dieser Bibliothek zubringen, und die litterarische und politische Geschichte des Zeitraumes von 1450 bis 1550, in den in diesen hundert Jahren herausgekommenen Büchern, studiren.“ Das Studium bedeutender Epochen verlangt nach Nicolai das Studium der Quellen; Neuausgaben, die er andernorts empfiehlt und an denen er als Verleger und Buchhändler sein erstes, merkantiles Interesse hat, haben hier ausnahmsweise zurückzustehen.

Schließlich erwähnt Nicolai noch eine zweite Privatbibliothek, nämlich die des Historikers und Dichters Georg Andreas Will (1727–1798), (Anmerkung 5) die „besonders sehr viele merkwürdige alte deutsche Schriften“ beinhaltet. „Privat-bibliotheken gelten als Attribute der Gelehrsamkeit und sind in einer Zeit, in der es an funktionsfähigen öffentlichen Bibliotheken hapert, Arbeitsinstrumente der Gelehrten.“ (Anmerkung 6)

Auf dem historischen Stich ist die Benediktinerabtei Sankt Emmeram in Regensburg zu sehen. Bildrechte: Bayerische Staatsbibliothek / Bildarchiv

Nicolai lernte das Kloster Banz als einen freidenke rischen Ort mit wissenschaftlich modern denkenden Benediktinern kennen. Ob dieser aufklärerische Geist auch im Benediktinerkloster St. Emmeram in Regensburg weht? (Anmerkung 7) Die Voraussetzungen sind gut, ist Abt Frobenius (1762 - 1791) doch selbst hochdekorierter Philosophie-Professor und zudem ein Oberer, der „seine Religiosen zu Kultivierung der Wissenschaften auf(muntert)“. So beschäftigt sich P. Johann Baptist Enhueber, „ein sehr gelehrter Mann“, gerade mit der Neuausgabe der Werke des Rhabanus Maurus. An der Neuausgabe der Werke Alkuins, die Abt Frobenius herausgegeben hat, hat P. Johann Baptist „einigen Antheil gehabt“. In der „vortrefliche(n) Bibliothek dieses Stifts“ sind gerade neue Manuskripte eingelaufen, die der Rhaba-nus-Maurus-Neuausgabe dienen sollen.

Der in Ingolstadt lehrende Dogmatikprofessor und Bibliothekar P. Wolfgang Frö(h)lich zeigt Nicolai die Bibliothek, „welche, wie man sich von einer Abtey, wo immer so gelehrte Leute gewesen sind, wohl vorstellen kann, eine Menge vortreflicher Werke enthält“. Besondere Erwähnung findet die über 900 Manuskripte zählende Sammlung und eine „ starke Sammlung von gedruckten Büchern des XVten Jahrhunderts“. (Anmerkung 8) Darüber hinaus freut sich Nicolai an der Muße, welche “die jungen fleißigen Religiosen“ im Kloster finden, um wissenschaftlich zu arbeiten. Dass Nicolai von mönchischer Lebensweise keine Ahnung hat, offenbart er mit folgender Bemerkung: „Allenfalls könnten sie (= die Obern, G. H.) auch wohl die Leute, die in der Bibliothek zu arbeiten haben, von Absingung einiger Horarum canoni-carum, vom überflüßigen Chorgehen und Processionengehen dispensieren.“ Gottsuche mithilfe der Tagzeitenliturgie überschreitet Nicolais Denkhorizont, da sie in seinen Augen nicht der Gemeinnützigkeit dient. Für ihn hat nur die wis-senschaftliche Arbeit den Anspruch der Absolutheit, weil allein sie dem Wohl des Menschen diene.

In Nicolais Augen sind Kloster Banz und die Abtei St. Emmeram weniger heilige Orte als vielmehr Horte nutzbringender Gelehrtenarbeit – Denkfabriken – zum Wohle der Öffentlichkeit. Der Protestant trifft den Benediktinerorden in seiner vollen Blüte an und ist mit ihm zufrieden. (Anmerkung 9)

Danach geht‘s nach Wien, die Beschreibung der dortigen Bibliotheken wäre einen eigenen Aufsatz wert. Aus Wien anlangend, hält sich Nicolai in der Kurfürstenstadt München länger auf. (Anmerkung 10) Nach dem Besuch der Akade-mie, deren Mitglieder Nicolai 1781 zu ihrem korrespondierenden Mitglied wählen, (Anmerkung 11) besucht er die kur-

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fürstliche Hofbibliothek, (Anmerkung 12) die sich zu dieser Zeit im Akademiegebäude „in einem ansehnlichen großen nicht völlig ausgebautem Hause in der Schwäbingergasse“ befindet. 1784 sei die Hofbibliothek nach dem „Studenten-saal des ehemaligen Jesuitenkollegiums“ umgezogen – ein vorgreifender Anachronismus, den Nicolai nicht versäumt, seinem Leser mitzuteilen, obwohl drei Jahre nach seinem München-Aufenthalt geschehen.

Das Bild zeigt die Jesuitenkirche in der Münchener Neuhauser Straße. Bildrechte: Bayerische Staatsbibliothek / Bildarchiv

„Die eigentliche kurfürstliche Bibliothek soll ungefähr 80000 Bände enthalten, und die derselben einverleibte Jesuiten-bibliothek, welche damals noch besonders stand, ungefähr 23000. Es sind natürlich viel Bücher doppelt vorhanden, auch vermißt man sehr die neuern Werke. Der Handschriften, und ersten Drucke welche den Handschriften gleich geschätzt werden, sind über 500. Unter den Manuskripten ... sind wichtige und noch wenig gebrauchte Sachen. Ich sah unter andern eine alte Ausgabe von Wolframs von Eschilbach Gedichten 1477 ohne Ort, und den Gral in 41 Kapi-teln gleich 1477 ohne Ort: ... Der Hr. Regierungsrath von Lippert, als Bibliothekar, zeigte mir mit vieler Gefälligkeit diese Büchersammlung und gab dabei Proben von seinen literarischen Kenntnissen. Nachher ist der P. Gerhoh Steigen-berger ein regulirter Chorherr aus Polling, ... an die Bibliothek gesetzt worden. Die Hofbibliothek hat sollen eine öffent-liche Bibliothek werden, welches aber noch nicht geschehen ist, und München hat keine einzige öffentliche Bibliothek.“ – ein in den Augen Nicolais unhaltbarer Zustand! Mit „Öffentlichkeit“ sind hier nicht die Analphabeten gemeint, die den größten Anteil in der Bevölkerung stellten, sondern die Mittel-, vor allem aber die Oberschicht, gebildete Männer in den Führungspositionen der absolutistischen Gesellschaft (Geistliche, Beamte, Adlige, Militärs) und Studenten. Ihnen allen verdankt Nicolai die breite Streuung und hohen Auflagen seiner Schriften. (Anmerkung 13) Warum der Zugang zur Hofbibliothek jedoch selbst den Eliten des Landes verweigert wird, teilt Nicolai nicht mit. Aber auch die Bibliothek in geeigneteren Räumlichkeiten als bisher unterzubringen, zeugt von der erhöhten Wertschätzung, welche der Aufklärer für moderne Bibliotheken fordert. (Anmerkung 14)

Nicolai kann es sich nicht verkneifen, dem Leser in einer Fußnote das Gerücht um die Jesuitenbibliothek mitzuteilen. Sehr wichtige Urkunden, von denen „der sel. v. Oefele“ (1706 – 1780) wusste, seien „beim Umräumen über die Seite gebracht worden“. Andreas Felix von Oefele, so Nicolai, hätte mit diesen Urkunden „die Machinationen des Ordens“ zutage bringen können, er sei aber vom Tode „übereilt“ worden. Dies alles erzählte man sich in München „ins Ohr“, der preußische Jesuitenhasser Nicolai aber posaunt es in die Welt hinaus! (Anmerkung 15)

Bereits in Altdorf, Erlangen und Nürnberg erfreute sich der Aufklärer an alten, aus dem 15. Jahrhundert stammenden Ausgaben, fordert aber zugleich – nicht uneigennützig – die Anschaffung von Neuausgaben. Wer sich für die erwähn-ten 500 Manuskripte näher interessiert, den verweist Nicolai auf Gewährsmänner – u. a. auf Philipp Wilhelm Gercken (1722 – 1791) (Anmerkung 16) –, die Verzeichnisse und “Codices“ zur besseren Erforschung der alten Manuskripte erstellten.

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Der kolorierte Kupferstich zeigt das Augsburger Anna-Gymnasium, in dem die öffentliche Bib-liothek untergebracht war. Bildrechte: Bayerische Staatsbibliothek / Bildarchiv

Nicolais Gastgeber ist Bibliotheksdirektor Johann Kaspar von Lippert (1729 - 1800), ein Juraprofessor, der ab den 60er-Jahren verschiedene Ämter innehatte und ein enger Vertrauter des Kurfürsten war. „1775 wurde er noch wäh-rend der Amtszeit Oefeles als dessen Nachfolger ernannt, er übte das Amt des Hofbibliothekars bis 1781 aus; in seine Zeit fiel auch der Umzug der Bibliothek in den ersten Stock des Akademiegebäudes (Fuggersches Gebäude).“ (Anmer-kung 17) Wie bereits den Erlanger Bibliothekaren lässt Nicolai auch Lippert die stereotypen Topoi „mit Gefälligkeit“ und „Proben von seinen literarischen Kenntnissen“ angedeihen.

Nicolais letzte Station auf heutigem bayerischem Boden heißt Augsburg. (Anmerkung 18) Die Bibliotheken dieser Stadt beschreibt Nicolai nicht allein, sondern verweist auf o. g. Gercken, der für Nicolai bereits in München den Dienst des Gewährsmanns geleistet hat. (Anmerkung 19) Nicolai schätzt ihn als „große(n) Kenner“ süddeutscher Bibliotheken, dem es ein Anliegen sei, Geschichtsschreibern mit Hilfe einer möglichst komplett katalogisierten Bibliothek ein brauch-bares Werkzeug zur Verbesserung der Geschichtsschreibung an die Hand zu geben. (Anmerkung 20)

Gercken stellt dem Leser zwar mehrere Augsburger Bibliotheken vor, konnte aber seinerzeit die Stadtbibliothek nicht besuchen, da diese offenbar nur mit Hilfe eines Bibliothekars, der – wie auch Nicolai unten berichtet – seine Biblio-theksarbeit nur nebenbei verrichtet, öffentlich zugänglich ist. Nicolai springt für Gercken in die Bresche und berichtet, dass die Stadtbibliothek beim evangelischen Gymnasium St. Anna angesiedelt ist und von „Hr.(n) Rektor Mertens“ geleitet wird. (Anmerkung 21) „Sie ist besonders durch die große Menge von Handschriften berühmt“, welche von einem Bibliothekar namens Anton Reiser in einem Werk mit zwei Nachträgen von Herrn Mertens näher beschrieben ist.

Auch in Augsburg stimmt Nicolai, wie erwähnter Ger-cken, die alte Klage an: „Diese Bibliothek wird gewöhnlich nicht geöfnet, und dies vermindert allerdings ihre Brauchbarkeit. Aber Hr. Mertens hat auch, als Bibliothekar, mehr nicht als 24 Fl. <Fl.= Gulden> jährliche Besoldung, und der gute Mann muß außerdem noch täglich 7 Stunden in der Schule lehren; auf diese Art wäre freilich ein wenig zu viel gefordert, wenn er auch viel Ziel auf die Bibliothek wenden sollte. Gleichwohl hat er einen kritischen Katalogen (sic!) der augsburgischen Manuskripte zu liefern versprochen, zum Zei-chen, daß er seinem Amte ein Genügen zu thun sucht, so viel er kann. Es wäre der Obrigkeit einer so reichen Han-delsstadt anständig, wenn sie einer so schätzbaren Sammlung einen gelehrten Bibliothekar vorsetzte, aber ihn auch zulänglich besoldete, damit er Sorgfalt auf die Bibliothek wenden könnte ... Uebrigens daß in allen augsburgischen Bib-liotheken wenig auf Nachkaufung neuer nützlicher Bücher gewendet wird, ist mir versichert worden.“ Den ärgerlichen Defiziten, die Bibliothek der Öffentlichkeit vorzuenthalten und ihr keine neuen Bücher zu kaufen, begegnet Nicolai auf jeder Station seiner Reise durch Bayern. Neu aber ist die Klage, dass schwäbischer Kleinkrämergeist gerade in einer reichen Stadt wie Augsburg der Bibliothek kein professionelles Personal gewährt. Die Augsburgische Stadtbibliothek kann sich daher gar nicht auf der Höhe der Zeit befinden! Auf seiner Reise durch fränkische, altbaierische und schwä-bische Handels- und Residenzstädte und Klöster trifft Nicolai Bibliothekare sowie Gelehrte und prüft in der Rolle des kritischen Benutzers ihre Bibliotheken. Verbesserungswürdig sind sie für ihn fast alle!

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Seine Mängelliste:die Bibliotheken sind für die Öffentlichkeit nicht oder kaum zugänglich, unzureichende Katalogisierung der Bestände, Unterbringung der Bestände in teilweise unzweckmäßigen Gebäuden, mangelnde Anstellungsmöglichkeiten für professionelle Bibliothekare,nicht ausreichender Kauf neuer Literatur.

Diese Mängel sind in Augen Nicolais schuld für viel volkswirtschaftlichen Schaden. Dem Aufklärer geht es um den größtmöglichen Ertrag, den der Benutzer aus seiner Arbeit in einer Bibliothek zieht. Deshalb kann er z. B. auch nicht die monastische Lebensweise verstehen, welche die Arbeit als ein Fernhalten von Müßiggang versteht und eben nicht für absolut setzt. Für ihn als Verleger ist eine Bibliothek kein musealer Ort zur Betrachtung alter Handschriften, son-dern ein öffentliches Dienstleistungsunternehmen zur geistigen Erbauung, das sich letztlich in der materiellen Wohl-fahrt einer modernen Nation bemerkbar machen solle. Die Mehrzahl seiner Besuchsorte genügen seinen hohen Ansprü-chen nicht. Mit seinen Berichten möchte Nicolai auf Unerledigtes hinweisen. Heutige Bibliotheken haben ihr Niveau auch Nicolais Visionen zu verdanken.

Anmerkungen1 Der erste Aufsatzteil ist unter derselben Überschrift im Bibliotheksforum Bayern 11 (2017), H. 4 (2017), 260-264 nachzulesen.2 Vgl. im folgenden Friedrich Nicolai, Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz, 2. Band. Berlin 1783, 319–323. Hier wie andernorts (z. B. Erlangen, Coburg, Würzburg) sind oft Professoren „Aufseher“ der Biblio-thek (vgl. Johann Georg Meusel, Teutsches Künstlerlexikon oder Verzeichnis der jetztlebenden teutschen Künstler nebst einem Verzeichnis sehenswürdiger Bibliotheken ... Lemgo 1778, passim). Professionelle Bibliothekare sind die Ausnahme.3 Vgl. Christoph Gottlieb von Murr, Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten in das H. R. Reichs freien Stadt Nürnberg und auf der hohen Schule zu Altdorf ... von XIII Jahrhundert bis auf jetzige Zeiten. Nürnberg 1778, 569–579.4 Nicolai setzt den Buchbestand bei knapp 24.000 Bänden an. Georg Andreas Will, Berichtigung der Nachrichten von Herrn Nicolai‘s Reisebeschreibung. O. O. 1784, 7 liegt mit „27.422“ deutlich darüber.5 Auch Meusel (wie Anm. 2), 173 hält Wills Bibliothek für erwähnenswert.6 Vgl. Peter Jörg Becker, Bibliotheksreisen in Deutschland im 18. Jahrhundert, in: Archiv für Geschichte des Buchwe-sens 21 (1980), Sp. 1361–1534, Sp. 1510.7 Vgl. im folgenden Nicolai (wie Anm. 2), 352–355.8 In allen Bibliotheksbeschreibungen Nicolais fehlt die Erwähnung von Buchtiteln aus dem 16. Jahrhundert.9 Auch Meusel (wie Anm. 2), 231 bewertet die Bibliothek des „Stiftes Emmeram“ als „eine der schätzbarsten Bücher-sammlungen in ganz Teutschland“.10 Nach Meusel (wie Anm. 2) zu urteilen, hat München lange nicht die bibliothekarische Bedeutung wie Augsburg und Nürnberg. Für Augsburg listet Meusel sieben (vgl. 175) und für Nürnberg 29 Bibliotheken auf (vgl. 222–231). In Mün-chen gibt es nur die an Manuskripten reiche Hofbibliothek (vgl. 221).11 Vgl. Gesamtverzeichnis der Mitglieder der Bayer. Akademie der Wissenschaften 1759 – 1959. München 1963, 100. 1807 wird Nicolai auswärtiges Mitglied der philologisch-philosophischen Klasse.12 Vgl. im folgenden Friedrich Nicolai, Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz, 6. Band. Berlin 1785, 616–618.13 Vgl. Becker (wie Anm. 6), Sp. 1479–1482.14 Ein Vergleich mit Lorenz Westenrieders (1748–1829) Beschreibung der Haupt- und Residenzstadt München im gegenwärtigen Zustand. München 1783, 70- 74 bringt nur wenig neue Erkenntnisse. Die im Akademiegebäude in der „schwabinger Gasse“ – der heutigen Theatinerstraße – untergebrachte „vortrefliche“ Hofbibliothek wird „gegenwär-tig“, also zu Beginn der 80er-Jahre, geordnet und für die öffentliche Nutzung vorbereitet. Westenrieder widmet sich kurz der Geschichte der Hofbibliothek und hebt dabei ihren Gründer, „Herzog Albert V“ und „Churfürst Maximilian“, aber auch den hervorragenden Bibliothekar von Oefele selig gebührend hervor. Der Umzug der Bibliothek vom ersten in den zweiten Stock des sog. Fuggerschen Gebäudes (vgl. Die Bayerische Staatsbibliothek in historischen Beschrei-bungen, ausgewählt von Klaus Haller u. a. München 2, 1998, 57–59, 59) erscheint insofern bemerkenswert, als sie nun „in verschiedenen abgesonderten Zimmer“ (sic!) steht. Ausführlich geht Westenrieder auf die „unbeschreibliche Menge“ alter, besonders mittelalterlicher Handschriften ein. So kommt der Historiker zu dem knappen Resümee: „In Rücksicht auf Seltenheit, und innere Güte, ist sie eine der besten in Deutschland.“ Zu diesem positiven Urteil kann sich Nicolai nicht durchringen, obgleich er Westenrieders München-Beschreibung schätzt (vgl. Haller, 59).15 Nicolais massive Angriffe gegen die Jesuiten treffen bspw. auch den Exjesuiten und späteren Regensburger Bi-schof Johann Michael Sailer (vgl. Georg Schwaiger, Johann Michael Sailer, in: Klassiker der Theologie, 2. Band, hg. v. Heinrich Fries u. a. München 1983, 53 - 73, 64).16 Vgl. Philipp Wilhelm Gercken, Reisen durch Schwaben, Baiern, angränzende Schweiz, Franken, und die Rheinische Provinzen etc. in den Jahren 1779– 1782. Stendal 1783, 328–331.17 Die Bayerische Staatsbibliothek in historischen Beschreibungen, ausgewählt von Klaus Haller. München 1998, 62.18 Vgl. Friedrich Nicolai, Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781, 8. Band. Berlin 1787, 119– 122.19 Meusel (wie Anmerkung 2), 175 listet für Augsburg sieben Bibliotheken auf: Neben der „Stadt- oder Rathsbiblio-thek“ drei kirchliche Bibliotheken und drei Bibliotheken vermögender Familien.20 Vgl. Gercken (wie Anm. 16), XXXI.21 Nicolai scheint die von ihm empfohlene „Beschreibung der Reichs-Stadt Augsburg ... „ Paul von Stettens (Augs-burg 1788, 202 f.) nicht gekannt zu haben. Sie erwähnt zwar die Stadtbibliothek, bringt aber gegenüber Gercken nichts Neues.

DER AUTOR:Dr. Gerhard Hölzle ist Germanist, Historiker und freischaffender Konzertsänger. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Frühe Neuzeit, das Zeitalter des Barocks sowie der Nationalsozialismus.

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FORUM

HISTORISCHE SCHÄTZE

„Etlich Liedlein zu singen oder uff der Orgeln und Lauten zu schlagen.“

Drei Veranstaltungen in der Bayerischen Staatsbibliothek

Von Veronika GiglbergerDie bislang wenig bekannten und zum Teil gänzlich unerforschten Tabulatur- und Stimmbuchhandschriften der Baye-rischen Staatsbibliothek gehen an die Öffentlichkeit. Sie sind Thema in einem Werkstattkonzert, einer Kabinettpräsen-tation und einer musikwissenschaftlichen Tagung. Anlass dafür ist das Projekt zur Digitalisierung und Online-Erschlie-ßung der handschriftlichen Tabulaturen und Stimmbücher aus dem 16. und 17. Jahrhundert, das die Musikabteilung mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) seit Dezember 2015 durchführt und das im Frühjahr 2018 zum Abschluss kommt. Ein filmisches Kurzporträt liefert Impressionen und Informationen zum Projekt (https://youtu.be/9MQI8SH8-AU).

Die Abbildung zeigt die von Jacob Reiner in französischer Orgeltabulatur notierte Komposition „Cantate domino canticum novum“. Bildrechte: Bayerische Staatsbibliothek

Quellen zur RenaissancemusikMit dem bereits dritten DFG-Projekt zu diesem Bestand, der zu den bedeutendsten Musikbeständen weltweit zählt, ste-hen die Quellen zur Renaissancemusik in der Baye rischen Staatsbibliothek nun vollständig im Internet zur Verfügung. Die Musikabteilung startete im Jahr 2012 gemeinsam mit dem Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ) mit der Digi-talisierung der Notendrucke des 16. und 17. Jahrhunderts mit mehrstimmiger Musik. Die mehr als 2.300 Exemplare aus der Frühzeit des Notendrucks zählen zu den kostbarsten Sammlungen der Bayerischen Staatsbibliothek, die Digi-talisate sind in der Forschung inzwischen omnipräsent. Es folgte ab Dezember desselben Jahres das „Chorbuchprojekt“ mit der Restaurierung und Digitalisierung der Prachtchorbücher sowie der monumentalen Gebrauchshandschriften der Münchener Hofkapelle. Hier wurde die Bibliothek neben der unverzichtbaren Unterstützung durch die DFG auch groß-zügig durch die Ernst von Siemens Kunststiftung gefördert. Im März 2016 wurde der Projektabschluss mit einer großen internationalen Chorbuch-Konferenz gefeiert. Konzert, Kabinettpräsentation, lateinische Messe und ein Projektfilm begleiteten die Tagung (Bibliotheksforum Bayern 3/2016).

Die handschriftlichen Tabulaturen und Stimmbücher sind nun als die dritte Quellengruppe der Epoche online katalogi-siert, im Bedarfsfall restauriert und vollständig digitalisiert worden. Mit dem Ergebnis ist die Bibliothek außerordentlich zufrieden, denn das so entstandene Gesamtbild ist nicht nur Schmuck und Zierde einerseits, konservatorische Notwen-

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digkeit andererseits, sondern vor allem eine große Chance. Der Wissenschaft steht in den differenzierten Katalogauf-nahmen und hochwertigen Reproduktionen das an der Bayerischen Staatsbibliothek schriftlich überlieferte Musikleben der Zeit in maximalem Umfang zur Verfügung. Ermöglicht wird damit die vertiefte Forschung sowohl an einzelnen Quellen und Quellengruppen als auch an den zahlreichen Querverbindungen und Kontexten. Dabei ist es insbesondere das dritte Projekt, das Manuskripte ans Licht der Öffentlichkeit bringt, deren Existenz zwar in der Musikwissenschaft bekannt war (siehe Quellenbeschreibungen in Kataloge Bayerischer Musiksammlungen Band 5,2), deren Aussehen, Umfang und Inhalt jedoch jedem verschlossen blieb, der nicht mit den fragilen und daher nur schwer zu benützenden Originalen arbeiten konnte. Die bestehenden Mikrofilm-Aufnahmen boten aufgrund ihrer Bildqualität nur einen Teil der notwendigen Informationen.

Buchstaben, Zahlen, SonderzeichenAuf den ersten Blick sehen die Handschriften des Projektes, insbesondere die Tabulaturen, kryptisch aus. Es handelt sich bei der Tabulatur (lat.: tabulare, auf eine Tafel bringen, tabellarisch anordnen, zusammenschreiben) um eine his-torische Musiknotationsweise. Tabulaturen wurden seit der Frühzeit der Notation von mehrstimmiger Instrumentalmu-sik im 14. Jahrhundert geschrieben, wobei sich regional und je nach Instrument unterschiedliche Formen ausprägten. So gibt ein als „Neue deutsche Orgeltabulatur“ bezeichnetes System, das sich im 16. Jahrhundert aus einer älteren Form heraus entwickelte, die Notennamen in Buchstaben an, die Oktavlage wird durch Groß- und Kleinschreibung bzw. horizontale Striche, die Dauer der Töne durch vertikale Striche, Punkte und Fähnchen gekennzeichnet. Aus zwei Fünfli-niensystemen setzt sich die französische Orgeltabulatur zusammen, die auch Notenzeichen verwendet und der moder-nen Partitur sehr ähnelt. Die italienische Lautentabulatur hingegen ist auf sechs Linien notiert, die die sechs Chöre (Saitenpaare) des Instrumentes darstellen. Die Tonhöhen werden auf der jeweiligen Saite durch Ziffern angegeben, der Rhythmus durch Striche und Fähnchen wie bei Notenzeichen. Tabulaturen stellen einerseits eine effiziente Möglich-keit dar, polyphone Musik nicht in einzelnen Stimmen, sondern in einem komprimierten Schriftsatz festzuhalten und die Stimmen von einer Person gleichzeitig lesbar zu machen. Diese Funktion übernimmt seit dem 17. Jahrhundert bis in die heutige Zeit die Partitur, in der die Stimmen (partes) direkt untereinander angeordnet sind. Andererseits ist die Tabulaturschrift auch genuin eine geeignete Notation für Instrumentalmusik und blieb als solche im Einzelfall bis heute erhalten. So gibt es Tabulaturen für Gitarre, wie in manchen Gitarrenschulen oder beispielsweise in Songbooks, die mit der Angabe der Begleitung in einer Griffschrift anstelle von Noten ausgestattet sind.

Das Foto links bildet Michael Eberth, das Clavicytherium präsentierend, ab. Das Foto rechts gibt mit den in Aktion befindlichen Musikern einen Eindruck vom Werkstattkonzert am 23.11.2017. Bildrechte: Bayerische Staatsbibliothek/H.R. Schulz

WerkstattkonzertIn der Reihe „Werkstattkonzerte“ im Lesesaal Musik, Karten und Bilder erklangen am 23.11.2017 Etlich Liedlein – Lie-der und Chansons, gesungen und instrumental in zeitgenössischen Bearbeitungen in Form von Tabulaturen vorgetra-gen, sowie kleine Instrumentalstücke. Bekannte Liebeslieder und andere Hits, die schon im 16. Jahrhundert in keiner Sammlung fehlen durften, reihen sich an noch ältere und selten überlieferte Preziosen. Joel Frederiksen, Sänger und Lautenist, konzipierte das Programm gemeinsam mit zwei prominenten Vertretern des Faches Historische Aufführungs-praxis an der Münchner Hochschule für Musik und Theater, Michael Eberth (Leiter des Studienganges, Clavicytherium) und Evangelina Mascardi (Laute). Die drei namhaften Musiker traten mit jungen Studierenden – Sängern und Instru-

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mentalisten – der Historischen Aufführungspraxis auf. Der Abend wurde ergänzt durch ausgewählte Textbeiträge, die der Musikwissenschaftler Moritz Kelber (Universität Salzburg) vortrug.

KabinettpräsentationSeit dem 23. November 2017 bis zum 28. März 2018 präsentiert die Musikabteilung die Ausstellung Etlich Liedlein zu singen oder uff der Orgeln und Lauten zu schlagen im Flurbereich vor dem Lesesaal Musik, Karten und Bilder. Zu betrachten sind historische Tabulaturhandschriften (Reproduktionen), wie sie sich im Bestand der Bayerischen Staats-bibliothek erhalten haben. In den sechs Vitrinen werden Themen wie die Provenienz der Sammlung, die größtenteils aus dem Musikalienschatz des Augsburger Patriziers Johann Heinrich Hervart stammt, das Erscheinungsbild und die Funktion einzelner Tabulaturschriften, instrumentenspezifische Besonderheiten, aber auch das musikalische Repertoire und die Verbindungen zu den anderen Musikquellen der Zeit, Stimmbüchern und Chorbüchern, behandelt. Besonde-rer Dank gilt hierbei dem Bayerischen Nationalmuseum, das für die Präsentation Fotografien von den einschlägigen Musikinstrumenten zur Verfügung stellte. Vergrößerte Details aus den Bildern sind jeder Vitrine thematisch zugeordnet und bilden einen Kontrast zu den kleinteiligen Exponaten, den mit spitzer Feder notierten Musikhandschriften. Darüber hinaus ist zwei privaten Leihgebern sehr zu danken, Herrn Professor Michael Eberth für das Clavicytherium und dem Lautenbauer Gerhard Söhne für seinen Nachbau einer zehnchörigen Renaissancelaute. Das Angebot im Musikflur wird ergänzt durch eine Multimedia-Station, die den Projektfilm, die Digitalisate von den Quellen und eine Website mit dem Tagungsprogramm zeigt.

Musikwissenschaftliche Tagung„Etlich Liedlein zu singen oder uff der Orgeln und Lauten zu schlagen“ ist schließlich auch der Titel einer internationalen musikwissenschaftlichen Tagung, die die Bayerische Staatsbibliothek gemeinsam mit der Professur für Musikwissen-schaft an der Universität Augsburg veranstaltet. Kooperationspartner sind die Bayerische Akademie der Wissenschaf-ten und das Orff-Zentrum München, die Fritz Thyssen Stiftung fördert die Tagung durch ihre finanzielle Unterstützung. Die Bibliothek lädt hierzu am 22. und 23. März 2018 in den Friedrich-von-Gärtner-Saal ein. In den Referaten wird das quellenkundlich und kulturgeschichtlich breit gefächerte Spektrum der handschriftlichen Tabulaturen und Stimmbücher der Bayerischen Staatsbibliothek aufgegriffen. Dazu gehören Überlieferungszusammenhänge ebenso wie Fragen der Notationspraxis oder Aspekte der städtischen Musikkultur der Renaissance. Da viele der Handschriften aus dem bür-gerlichen Umfeld Augsburgs stammen, liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Verbindung zwischen der Fuggerstadt und der Musiksammlung der Münchener Hofbibliothek. Im Zusammenhang der Tagung wird es im Orff-Zentrum Mün-chen am 22.3.2018 einen öffentlichen Abendvortrag des Historikers Christof Paulus geben. Alfred Gross, Spezialist für frühe Tastenmusik, erläutert und spielt im Anschluss auf verschiedenen historischen Instrumenten Intavolierungen und Instrumentalstücke aus den Handschriften.

Hinweis:Informationen zur Tagung: www.etlichliedlein.de

QR-Code: Handschriftliche Tabulaturen und Stimmbücher in den Digitalen Sammlungen der Bayerischen Staatsbiblio-thek

DIE AUTORIN:Dr. Veronika Giglberger ist Mitarbeiterin in der Musikabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek.

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FORUM

HISTORISCHE SCHÄTZE

„buecher gar hübsch gemolt“

Eine Ausstellung der Staatsbibliothek Bamberg vom 3. April bis 30. Juni 2017

Von Bettina WagnerDie Buchmalerei des 15. und frühen 16. Jahrhunderts rückt in der letzten Zeit verstärkt in das Blickfeld der Wissen-schaft, aber auch einer breiten Öffentlichkeit. Dazu hat in Bayern insbesondere die umfangreiche Ausstellung der Bayerischen Staatsbibliothek beigetragen, die unter dem Titel „Bilderwelten“ vom 13. April 2016 bis zum 24. Februar 2017 in München zu sehen war und die eindrucksvoll sichtbar machte, wie vielfältig und qualitätvoll die künstlerische Produktion dieser Umbruchsepoche vom Mittelalter zur Neuzeit war. Die Münchener Ausstellung gehörte zu einem internationalen Zyklus von großen und kleineren Präsentationen zu diesem Thema, die auf Initiative der Kunsthisto-riker Jeffrey Hamburger und Robert Suckale zurückgingen. Ziel war dabei, nicht nur die einschlägigen Bestände welt-berühmter Sammlungen wie München und Wien einmal wieder zu zeigen, sondern auch schlaglichtartig zu beleuchten, dass zahlreiche andere Bibliotheken illuminierte Handschriften des Spätmittelalters bewahren.

Die nach Johannes Duft de Schmalkalden angefertigte Buchmalerei zeigt als Nachschöpfung eines im Original verlorenen antiken Gemäldes die „Verleumdung der Apelles“, von reichem spätgotischem Rankenwerk umrahmt. Bildrechte: SB Bamberg

Die Codices dieser Zeit sind vielfach noch völlig unbekannt, denn aus dem Spätmittelalter ist eine unvergleichliche Fülle an Büchern erhalten geblieben – weit mehr als aus dem Früh- und Hochmittelalter. Dies verdankt sich Innovatio-nen wie der Gründung der ersten Papiermühlen im deutschen Sprachgebiet und der Erfindung des Buchdrucks, die zu einem enormen Anstieg der Buchproduktion führten – der viel zitierten „Überlieferungsexplosion des Spätmittelalters“. Viele dieser Bücher, ob von Hand geschrieben oder gedruckt, sind mit malerischer Ausstattung verziert; und obwohl die quantitative Zunahme auch hier eine rationelle Arbeitsweise erforderlich machte, sind die illuminierten Bücher doch immer noch individuelle Schöpfungen von oft bemerkenswerter Qualität, also alles andere als Massenprodukte.

Auch im wertvollen Handschriftenbestand der Staatsbibliothek Bamberg, der über 1.000 mittelalterliche Codices umfasst, ist die Buchmalerei des 15. und frühen 16. Jahrhunderts mit bedeutenden Beispielen vertreten. Dies konnte die Bamberger Jahresausstellung 2017 zum Abschluss des internationalen Zyklus eindrucksvoll demonstrieren. Dabei war die Kontinuität zur Münchener Schau schon anhand der Raumgestaltung deutlich erkennbar: Die Eingangshalle der

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Bamberger Staatsbibliothek nahm eine großformatige Zeitleiste auf, die schon im Münchener Fürstensaal viele interes-sierte Betrachter angezogen hatte, und für München angefertigte Stellwände mit Informationen zur Buchproduktion im ausgehenden Handschriftenzeitalter trugen gleichermaßen zur Erleuchtung der beiden Ausstellungsräume in der Bam-berger Neuen Residenz und der Ausstellungsbesucher bei.

Aus dem Bamberger Bestand von etwa 1.000 mittelalterlichen Handschriften wurden 20 Originale präsentiert, viele davon zum ersten Mal. Im Zuge der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Katalogisierung der illuminierten Handschriften hatten die Codices erst jüngst intensive kunsthistorische Aufmerksamkeit gefun-den. Die Ergebnisse konnten nun einem größeren Publikum vermittelt werden. Der wissenschaftliche Mitarbeiter des DFG-Projekts, Dr. Karl-Georg Pfändtner, traf denn auch maßgeblich die Objektauswahl und stellte die Handschriften im Eröffnungsvortrag in einen übergreifenden (kunst)historischen Kontext, bevor er sich aufgrund seines Wechsels in die Leitung der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg anderen Aufgaben zuwandte.Gezeigt wurden illuminierte Hand-schriften und Drucke aus dem Zeitraum von ca. 1420 bis 1532 mit einem deutlichen Schwerpunkt auf der fränkischen Buchmalerei: Werke aus Nürnberger und Bamberger Skriptorien, manche davon beeinflusst durch den Stil aus Nach-barregionen wie Böhmen oder sogar dem fernen Elsass, aus dem 1428 reformeifrige Dominikanerinnen nach Nürnberg geholt wurden. Lange vor der Reformation Martin Luthers führten die Klosterreformen zu einem steigenden Bedarf an Büchern. Da die Bücher überwiegend aus geistlichen Institutionen stammen, dominierten religiöse Inhalte und Buch-typen: Psalter, Breviere und Messbücher, biblische Texte und Ordens- wie Heiligengeschichte.

Die Abbildung zeigt das Rationale aus Pommersfelden mit Christus als Weltenrichter, dem Lamm mit den sieben Siegeln aus der Apokalypse sowie den Bistumsheiligen Heinrich und Ku-nigunde Bildrechte: SB Bamberg

Auch das ungewöhnlichste Exponat, das erst 2015 erworbene Rationale aus Pommersfelden, fügte sich ikonographisch in diesen Zusammenhang ein, fiel aber durch sein Format und seine Funktion aus dem Rahmen. Das großformatige Blatt in der Form eines „Schnittmusters“ eines liturgischen Gewandteils ist mit Szenen aus der biblischen Apokalypse und Heiligendarstellungen bemalt, darunter hochwertige Ganzfigurenporträts der Bistumsgründer Heinrich und Kuni-gunde. Auch wenn das Blatt offenbar direkt auf ein Textil des 11. Jahrhunderts Bezug nimmt, das bis heute im Bam-berger Diözesanmuseum bewahrt wird, so ist sein Entstehungshintergrund immer noch rätselhaft. Ein DFG-gefördertes Projekt des Diözesanmuseums und der Universität Bamberg zur wissenschaftlichen Analyse der „Kaisermäntel“ soll diese Frage in den kommenden Jahren erhellen.

Die Bamberger Ausstellung stand also in einem lebendigen wissenschaftlichen Diskurs, bot aber auch optische High-lights für ein breites Publikum. Mehrere Vorträge, unter anderem vom Leiter der Handschriftenabteilung der Staats-bibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Dr. Eef Overgauw, und zahlreiche Führungen begleiten die Ausstellung. Eine Sonderöffnung am Internationalen Museumstag im Mai zog besonders viele Besucher an. Damit auch Interessen-ten auf der ganzen Welt die Bamberger Schätze bewundern können, wurde eine virtuelle Präsentation für die Inter-net-Plattform Google Arts & Culture konzipiert, die das genaue Betrachten von Details ermöglicht und weiterführende Informationen bietet. Sie wird in Bälde auf der neu gestalteten Homepage der Staatsbibliothek Bamberg zu sehen sein und macht so die Ausstellung ortsungebunden und nachhaltig zugänglich.

DIE AUTORIN:Dr. Bettina Wagner ist Leiterin der Staatsbibliothek Bamberg.

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FORUM

DIGITALE BIBLIOTHEK

20 Jahre Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)

20 Jahre digitale Innovation in Bayern

Von Klaus Kempf und Markus Brantl

Das Foto zeigt den Bayerischen Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle während seiner Laudatio auf „20 Jahre Münchener Digitalisierungszentrum“. Bildrechte: BSB / H. R. Schulz

Am 27. Juni wurde mit einem Festakt im Fürstensaal der Bayerischen Staatsbibliothek feierlich der 20-jährige Geburts-tag des Münchener Digitalisierungszentrums (MDZ) begangen. Nach den Grußworten von Generaldirektor Dr. Klaus Ceynowa und Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle meldete sich Michael A. Keller von den Stanford University Libraries mit einer Videogrußbotschaft aus dem Silicon Valley. Den Festvortrag zum Thema „Digitalisierung – einige philosophi-sche und kulturelle Aspekte“ hielt Professor Dr. Julian Nida-Rümelin, einer der drei Sprecher des neugegründeten Zen-trums Digitalisierung.Bayern (ZD.B). Bei der nachfolgenden, den offiziellen Teil der Feier beschließenden und von Klaus Kempf moderierten Podiumsdiskussion tauschten sich Dr. Ceynowa, Prof. Dr. Gudrun Gersmann, Prof. Dr. Ferdinand Kramer, Prof. Nida-Rümelin und Prof. Dr. Malte Rehbein engagiert und teilweise auch kontrovers zum Thema „Kultur in der digitalen Transformation: Was bleibt, was vergeht, was kommt?“ aus. Der anschließende Empfang bot dann den Gästen – nicht wenige von ihnen sind langjährige Weggefährten des ‚Geburtstagskindes‘ aus Forschung, Wissenschaft und Industrie – sowie den Mitarbeitern des MDZ die Gelegenheit zum Austausch von nicht wenigen Erinnerungen.

Das MDZ: Pionier der Retrodigitalisierung in Deutschland und darüber hinausDas MDZ wurde 1997 in den frühen Jahren des World Wide Web mit unterstützender Finanzierung der Deutschen For-schungsgemeinschaft (DFG) als eines von zwei sogenannten nationalen Digitalisierungskompetenzzentren ins Leben gerufen. Als Projekt war es anfänglich auf eine begrenzte Zeit angelegt. Die Entscheidung nach dem Ende der Projekt-laufzeit anno 2003, das MDZ komplett in eigener Regie weiterzuführen, war von strategischer Natur und, wenn man so sagen will, der ‚Big Bang‘ für das Thema ‚Digitale Bibliothek‘ in der Bayerischen Staatsbibliothek. Denn damit entschied sich die Bibliothek ganz bewusst für einen systematischen, langfristigen Digitalisierungsansatz, der die Maschinenles-barkeit des gesamten (urheberrechtsfreien) Bestandes, also von Millionen von Büchern und sonstiger Materialien, zum Ziel hatte und hat. Bereits in dieser sehr frühen Phase der Digitalisierung wurde mit Weitblick erkannt, dass der bloße Einsatz neuer Technologie nicht ausreicht, um wirklich Neues zu schaffen. Sondern dass die wirkliche Innovation, von der ja vor allem der Bibliotheksnutzer profitieren soll, nur dann Platz greift, wenn zur neuen Technik die Etablierung einer entwicklungsfähigen Infrastruktur und innovative Arbeitsprozesse treten. Auf dieses neue strategische Ziel hin musste die Gesamtorganisation des Hauses ausgerichtet werden. So war die Vision und die darauf aufsetzende Pla-nung, deren Umsetzung in den Folgejahren konsequent verfolgt wurde. Die mittlerweile erzielten Ergebnisse können sich wahrlich sehen lassen.

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Auf dem Bild links Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, einer der drei Sprecher des neugegründeten Zentrums Digitalisierung.Bayern (ZD.B) in seinem Vortrag mit dem Thema ‚Digitalisierung – einige philosophische und kulturelle Aspekte‘; rechts Klaus Kempf, Leiter der Abteilung‚ Digi-tale Bibliothek und Bavarica‘ und Autor dieses Artikels. Bildrechte: BSB / H. R. Schulz

Der Aufbau der Infrastruktur beinhaltete zum einen den Aufbau eines Scanzentrums mit einer stetig erweiterten ‚Flotte‘ an Scannern und digitalen Kameras unterschiedlichster Ausprägung und Typen (heute zählt man im Scanzen-trum 27 unterschiedliche Gerätetypen). Zum anderen – eher unsichtbar, aber im täglichen Betrieb umso eindrucksvol-ler – verfolgte man die Entwicklung und Inbetriebnahme einer computerbasierten Produktionsplattform, die alle Berei-che des Hauses umfasste. Die sogenannte ‚ZEND’ (= Zentrale Erfassungs- und Nachweisdatenbank), ein eigenentwi-ckeltes, Open Source-basiertes Softwaretool umfasst den kompletten Digitalisierungsgeschäftsgang. Das Softwaretool ist modular aufgebaut, äußerst flexibel anwendbar und an neue Bedürfnisse anpassbar. Die ZEND stellt sicher, dass in jedem Bereich der Bibliothek nach einheitlichen Kriterien und einem standardisierten Verfahren digitalisiert wird. Ein unschätzbarer Vorteil, weiß man doch mittlerweile, dass die Datenqualität und deren konsequente Sicherung ganz ent-scheidend, ja ausschlaggebend ist für den langfristigen Erfolg der ‚Digitalen Bibliothek‘. Mittlerweile setzt die gesamte, straff und konsequent workfloworientiert ausgerichtete Ablauforganisation auf der digitalen Produktion mit der ZEND auf: von der Erzeugung der standardisierten Metadaten über die Datenbereitstellung auf einer einheitlichen sogenann-ten Datenzugriffsplattform bis hin zu den einzelnen Web applikationen.

Bei der konsequenten Umsetzung ihres Digitalisierungskonzepts beherzigte das Haus an der Ludwigstr. 16 ein weiteres Basisprinzip des digitalen Zeitalters, den Gedanken der Vernetzung. „Vernetzt denken, vernetzt arbeiten“ heißt, sich rechtzeitig und immer wieder nach geeigneten Partnern umzuschauen. Es ist ein großer Glücksfall für die Bayerische Staatsbibliothek und ihr MDZ, dass sie mit dem zur Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) gehören-den Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) für die Datenhaltung, -bereitstellung und -archivierung einen technischen Partner von herausragender Leistungsstärke und ähnlicher ‚Betriebsphilosophie‘ gefunden hat. Die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem LRZ ist über die Jahre zu einem ganz wesentlichen Erfolgsfaktor für die Digitalisierungs-arbeiten, ja den Aufbau der digitalen Serviceleistungen der BSB ganz allgemein geworden.

Das MDZ ist seit Jahren nicht nur die innovative Speerspitze des Hauses, sondern über die bayerischen und deutschen Grenzen hinaus ein maßgeblicher Schrittmacher der digitalen Revolution. Besonders hilfreich war und ist dabei der Doppelcharakter der Einrichtung: nämlich zum einen als ‚digitale Werkbank‘ für alle Digitalisierungsbemühungen im Hause zu dienen (damit wurden bisher immerhin rund 120.000 Bände vor allem aus dem Bereich der besonders wert-vollen und schutzbedürftigen Sondersammlungen digitalisiert) und zum anderen – i. d. R. im Wege von Kooperationen mit Partnern aus Wissenschaft und Forschung – als ‚Innovationslabor‘ zu fungieren. Die bedeutendste Partnerschaft, zumindest was die Menge der produzierten Daten angeht, wird seit 2007 mit der Firma Google gepflegt. Im Rahmen einer sogenannten Public-private-Partnership wurden in den letzten Jahren ‚vom Regal weg‘ alle urheberrechtsfreien Bestände der BSB, die hauptsächlich zwischen 1600 und 1877 erschienen sind, gescannt und im Netz zur Verfügung gestellt.

Die BSB weist mit mittlerweile über 2,1 Millionen digitalisierten Bänden und Zeitungsausgaben einen der größten retro-digitalisierten Datenbestände in Europa nach. Das entspricht einem aktuellen Datenvolumen von über 800 Terabyte. Neben dem Google-Projekt wurden in den vergangenen 20 Jahren über 500 weitere Projekte mit unterschiedlichsten Materialien und / oder Partnern erfolgreich durchgeführt.

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Das MDZ: digitale Werkbank und ‚Innovationslabor‘Im Vordergrund standen und stehen dabei Angebote, die mit dem Thema Bayern zu tun hatten. In ihrer Funktion als zentrale bayerische Landesbibliothek hat die BSB Informationsportale mit herausragenden Inhalten und hoher Nutzer-akzeptanz entwickelt. Über diese Portale stellt das MDZ fortlaufend, rund um die Uhr, weltweit einschlägige Informa-tionen und Dokumente zur Kultur und Geschichte Bayerns für den interessierten Nutzer kostenlos zur Verfügung. Erin-nert sei hier nur kurz an das langjährige ‚Flaggschiffangebot‘, die ‚Bayerische Landesbibliothek Online‘ (BLO). Sie ist das älteste, größte und erfolgreichste Regionalportal im gesamten deutschen Sprachraum. In ihm werden mit großem Erfolg neben zahlreichen Text- und Bildangeboten, auch ausgefallene, gleichwohl stark nachgefragte Audioangebote gemacht, wie z. B. die sprechenden Sprachatlanten, die aus Tonaufzeichnungen bayerischer Dialekte in den wichtigs-ten Regionen des Freistaates hervorgegangen sind. Dazu kommen als weitere eigenständige Angebote das ‚Literatur-portal Bayern‘ und das ‚Historische Lexikon Bayerns‘ (HLB).

Einen Quantensprung unter den Portalangeboten bedeutete der Aufbau des spartenübergreifenden, alle nur denk-baren Kulturgüter Bayerns umfassenden Kulturportals bavarikon. Mit diesem seit 2013 im Netz verfügbaren Angebot wurde und wird in vielerlei Hinsicht informationstechnologisches, aber auch organisatorisch-institutionelles Neuland betreten. In ihm kommen auch hochinnovative Produkte zum Einsatz, wie die sogenannte Bildähnlichkeitssuche, die zusammen mit dem Fraunhofer-Institut entwickelt worden ist und mittlerweile die Suche im gesamten digitalen Ab-bildungsbestand der BSB von immerhin 43 Millionen Seiten ermöglicht. Dazu kommt das Angebot eines revolutionär neuen, auf IIIF-Technologie basierenden Viewers, der – zusammen mit den Universitäten Harvard und Standford entwickelt – die gleichzeitige Inaugenscheinnahme z. B. von mehreren mittelalterlichen Handschriften, deren Kom-mentierung und deren Down load in Originalauflösung ermöglicht. In bavarikon eingebunden, aber auch selbständig benutzbar, ist die im Jubiläumsjahr 2017 freigeschaltete deutsche Zeitungsplattform ‚digiPress‘. Auf ihr sind derzeit knapp 6 Millionen Zeitungsseiten von über 650 Zeitungsunternehmen versammelt. Last but not least ist die Produk-tion und Bereitstellung von 3D-Digitalisaten zu erwähnen. Vor allem letzteres trifft den Nerv vieler Portalbesucher. Neben dem Einzelbild, das mit erheblichem zeitlichen und materiellen Aufwand erstellt wird (3D-Reproduktion von Kunstwerken kann man nicht mit der industriellen 3D-Fertigung vergleichen), zeigt bavarikon 3D-Objekte jetzt auch kontextbezogen in der – wieder eine Premiere – ersten virtuellen Ausstellung ‚Luther und die Reformation in Bayern‘.Auch im Falle einer so innovativen Einrichtung wie dem MDZ gilt die alte Volksweisheit: rasten heißt rosten. Denn die Zukunft steht schon vor der Tür, und es gilt, konsequent die nächsten Schritte in Angriff zu nehmen. Dazu ge-hört nicht nur die möglichst optimale Einbettung der eigenen Aktivitäten und Dienste in das sogenannte Internet der Dinge, die Digitalisierung 4.0, sondern von herausragender Bedeutung – vor allem unter dem immer mitzudenken-den Infrastrukturaspekt – ist die aktive Beteiligung der Bayerischen Staatsbibliothek bzw. des MDZ an den weiter-führenden Digitalisierungsinitiativen der baye rischen Staatsregierung. Ein erster Erfolg ist hier zu vermelden: Das Kulturportal bavarikon wurde als einzige Kulturgut-Digitalisierungsinitiative im Freistaat per Kabinettsbeschluss in das Förderprogramm ‚Bayern Digital II‘ aufgenommen.

Auf dem Foto ist Dr. Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, wäh-rend der Podiumsdiskussion zu sehen. Bildrechte: BSB / H. R. Schulz

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Das Foto zeigt links das Podium mit den Diskussions-Teilnehmern und rechts das Auditorium im Fürstensaal der Bayerischen Staatsbibliothek. Bildrechte: BSB / H. R. Schulz

Die beiden Fotos zeigen den Scanvorgang einer Handschrift und dafür notwendige Apparatu-ren. Bildrechte: BSB / H. R. Schulz

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Die Abbildung präsentiert als 3D-Objekt das Sakramentar Heinrichs II. Bildrechte: BSB / Clm 4456, s. auch www.bavarikon.de, 3D-Objekte

AnmerkungDas Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ) bringt seit 1997 die reichhaltigen Bestände der Bayerischen Staats-bibliothek ins Internet. Hohe Qualität und Massendigitalisierung schließen sich am MDZ nicht aus. Über zwei Millionen Digitalisate sind online, jederzeit für jeden einsehbar zum Beispiel hier:

www.digitale-sammlungen.de www.bavarikon.de

MDZ-Highlights im Auszug:

Ottheinrichbibel

Gutenbergbibel

Nibelungenlied

Carmina Burana

Wolfram von Eschenbachs ,Parzifal‘

die Schedelsche Weltchronik

Direkt zu den Highlights: http://bsb.bayern/mdzhighlights

DIE AUTOREN:Klaus Kempf ist Leiter der Abteilung Digitale Bibliothek und Bavarica der Bayerischen Staatsbibliothek.

Dr. Markus Brantl ist Leiter des Referats Digitale Bibliothek / Münchener Digitalisierungszentrum / Langzeitarchivierung der Bayerischen Staatsbibliothek.

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FORUM

LESE- UND LITERATURFÖRDERUNG

Ein Lesemuseum für Michael Ende

Im Dachgeschoss von Schloss Blutenburg befindet sich seit 1998 das Michael-Ende-Museum, ein literarisches Museum zu Leben und Werk von Michael Ende als Teil der Interna-tionalen Jugendbibliothek.

Von Jutta Reusch

Das Bild gewährt einen Blick in das Michael-Ende-Museum: Räumlichkeiten mit Dachschrägen und Vitrinen für die Exponate. Bildrechte: Internationale Jugendbibliothek

Michael Ende (1929-1995) hat sich mit seinen Kinder- und Jugendromanen „Jim Knopf“, „Momo“ und „Die unendliche Geschichte“ als einer der erfolgreichsten deutschen Jugendbuchautoren in das internationale literarische Gedächt-nis eingeschrieben. Seine Werke sind in über 40 Sprachen übersetzt und werden weltweit gelesen sowie in Film- und Theaterbearbeitungen rezipiert.

Michael Endes Biografie ist eng mit der Stadt München verbunden. In Garmisch geboren, verbrachte er in München gemeinsam mit seinen künstlerisch orientierten Eltern seine Kindheit und Jugend. Er absolvierte eine Schauspielaus-bildung an der Otto Falckenberg Schule und schrieb Sketche für Münchener Kabaretts wie „Die kleinen Fische“, „Kleine Freiheit“ oder die „Lach- und Schießgesellschaft“. Er verfasste Filmkritiken für den Bayerischen Rundfunk, führte Regie am Münchner Volkstheater und schrieb Stücke für legendäre Faschingsfeste in Schwabing. In der Silvesternacht zum Jahr 1952 lernte Michael Ende bei einer Party seine erste Ehefrau, die Schauspielerin Ingeborg Hoffmann, kennen. Im Jahr 1970 zogen sie nach Genzano di Roma, doch kam Ende nach Ingeborgs Tod 1985 wieder nach München, wo er seine letzten zehn Lebensjahre verbrachte. Gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Mariko Sato-Ende lebte er in einer Wohnung in der Sendlinger Straße mit Blick auf die Asamkirche. Auch Michael Endes Grab, gestaltet von Ludwig Valen-tin Angerer (auch bekannt als Angerer der Ältere), findet man in München, auf dem Waldfriedhof.

So ist es kein Zufall, dass auch das Michael-Ende-Museum in München gegründet wurde, nämlich in der Interna-tionalen Jugendbibliothek im Schloss Blutenburg. Die Verbindung entstand durch Mariko Sato, die als Lektorin für japanische Literatur für die Internationale Jugendbibliothek arbeitete. Sato und Ende lernten einander 1976 bei der Internationalen Jugendbuchmesse in Bologna kennen und begannen eine intensive Zusammenarbeit. Sie übersetzten gemeinsam Märchen des japanischen Autors Kenji Miyazawa, und Mariko Sato übersetzte einige Werke Michael Endes ins Japanische, wie beispielsweise „Die Vollmondlegende“ oder „Das Traumfresserchen“.

Die Entstehung des Ende-MuseumsNach Michael Endes Tod 1995 bot Mariko Sato-Ende der Internationalen Jugendbibliothek seinen gegenständlichen

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Nachlass, seine Bibliothek und Teile seines schriftstellerischen Nachlasses an, mit dem Ziel, ein Michael- Ende-Museum einzurichten. Das Museum sollte die anschauliche Begegnung und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Autor anregen und sein Werk lebendig halten. Dank der großzügigen Schenkung von Mariko Sato-Ende konnte das etwa 70 Quadratmeter umfassende Museum Anfang 1998 als erstes Literaturmuseum für Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland mit großem Medienecho eröffnet werden. Anlässlich der Eröffnung widmete auch das Münchener Litera-turhaus Michael Ende eine Ausstellung, die den Autor in den Kontext der fantastischen Literatur stellte.

Michael Endes Teilnachlass in der Internationalen Jugendbibliothek umfasst neben den Original- und Lizenzausgaben, die weltweit in über 30 Millionen Exemplaren verkauft wurden, zahlreiche handschriftlich korrigierte Typoskripte wie beispielsweise „Jim Knopf und die Wilde 13“, kleinere Erzählungen wie „Lenchens Geheimnis“ oder „Der lange Weg nach Santa Cruz“, „Ophelias Schattentheater“ u. v. a. m. Dazu kommen Zeichnungen, Briefe, Fotos, Schallplatten, Computerspiele, Gemälde der Eltern Edgar und Luise Ende, Endes Arbeitsbibliothek sowie der gegenständliche Nach-lass mit persönlichen Gegenständen und Möbeln. Aus dem Thienemann-Verlag kam ein Presse- und Korrespondenz-archiv zu Michael Ende hinzu. Auf der Grundlage dieser unterschiedlichen Objekte gestalteten die Kuratorin Barbara Scharioth, damalige Direktorin der Internationalen Jugendbibliothek, und der Architekt Michael Brem eine Museums-architektur, die durch strukturierende Elemente den Raum gliedert und gleichzeitig interessante Durchblicke durch die Vitrinen und Gänge gewährt. Die assoziativ angeordneten Exponate korrespondieren miteinander. Michael Endes Bibliothek, sein Bauernschrank, Hut und Stock oder die japanischen Schiebetüren aus seinem Arbeitszimmer evozieren die Atmosphäre von Endes Dachwohnung in der Sendlinger Straße.

Ende und JapanEine der ersten Vitrinen beim Eingang des Museums ist Michael Endes Liebe zur japanischen Kunst und Kultur gewid-met. Dass diese Liebe auf Gegenseitigkeit beruht, beweisen die japanische Gesamtausgabe seiner Werke sowie das handgeschriebene, kalligraphische und fein illustrierte Büchlein mit Übersetzungen einiger seiner Lieder und Gedichte, die Mariko Sato schon 1977 verfasst hatte. Die japanische Kultur und Literatur übten schon früh eine große Anzie-hungskraft auf Michael Ende aus. Er beschäftigte sich mit japanischer Literatur, Haiku-Lyrik und Zen; bei gemeinsa-men Japan-Reisen mit Mariko Sato begeisterte er sich für das Kabuki- und das No-Theater.

Hinter japanischen Schiebetüren hängen einige Urkunden der zahlreichen Preise, die Michael Ende erhielt, darunter fallen der Deutsche Jugendliteraturpreis 1961 und die Aufnahme in die Ehrenliste des Hans-Christian-Andersen-Prei-ses 1962 für „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, der Deutsche Jugendliteraturpreis 1974 für „Momo“ und der Europäische Jugendbuchpreis der Universität Padua.

Das Bild zeigt ein aufgeschlagenes Buch: rechte Seite Übersetzung eines Gedichts von Michael Ende ins Japanische mit japanischen Schriftzeichen, linke Seite die entsprechende Farbillust-ration. Bildrechte: Nachlass Michael Ende, München

Michael und Edgar EndeVon Michael Endes Kindheit und seiner intensiven Beziehung zu seinem Vater, dem surrealistischen Künstler Edgar Ende, zeugt ein Porträtgemälde, das Michael Ende als jungen Mann in dem Ambiente seiner Traum-Erzählung „Der Niemandssohn“ situiert. Die Erzählung erschien später in der Sammlung „Der Spiegel im Spiegel“; das Original des Gemäldes wird in der Pinakothek der Moderne aufbewahrt. Edgar Endes Kunst und Michael Endes Literatur waren eng miteinander verwoben und von gegenseitiger Inspiration geprägt. Michael Ende verfasste auch umgekehrt Gedichte nach den Gemälden seines Vaters.

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Zu Michael Endes 10. Geburtstag schenkte sein Vater ihm einen Bauernschrank, den er selbst nach Motiven von Daniel Chodowiecki bemalt und im Stil volkstümlicher Bauernschränke koloriert hatte.

An den Museumswänden hängen Druckgrafiken (Lithografien und Radierungen) von Edgar Ende sowie Öl- und Tempe-ra-Gemälde von Michael Endes Mutter Luise. Luise Ende malte in späteren Jahren Bilder mit märchenhaften Motiven. In Anlehnung an die bayerische Volkskunst bemalte sie auch ausgeblasene Eier oder Spandosen, die ebenfalls im Museum ausgestellt sind.

In der Familie Ende wurde nicht nur Theater gespielt, gemalt und über Kunst und Literatur diskutiert, sondern auch über Esoterik, Religion und Philosophie – eine Prägung, die sich leitmotivisch sowohl durch Endes Werk als auch durch die Ausstellung zieht. Zahlreiche Exponate aus Endes Besitz belegen seine Auseinandersetzung mit Esoterik, Magie, Astrologie, Mystik und Tarot. Darunter befinden sich historische Bücher wie beispielsweise ein Buch der Serie „Äqui-nox“, herausgegeben von dem Orden „Astrum Argenteum“ des britischen Okkultisten Aleister Crowley, der in seiner Lehre das Motto, „Tu, was du willst“ geprägt hatte. Dieser Leitspruch findet sich wieder in Endes Roman „Die unend-liche Geschichte“ als Aufschrift des magischen Amuletts „Auryn“.

In diesem Kontext erhalten ist auch eine Sammlung von Edelsteinen und erdgeschichtlich interessanten Steinen sowie eine Amethyst-Druse ihre eigene Bedeutung. Weitere Sammelgegenstände wie beispielsweise eine Schildkröte aus Holz oder ein chinesischer Gelehrter weisen motivische Bezüge zu Endes Werken auf. Von dem jungen Michael Ende geformte und bemalte Marionettenköpfe aus Ton bezeugen seine frühe Beschäftigung mit dem Theater. Die Gegen-stände machen sinnlich erfahrbar, wie vielseitig Michael Ende sich in den unterschiedlichen Kunstgattungen und geisti-gen Strömungen bewegte und wie sie sein Werk prägten.

Jim KnopfDie Zeit nach Michael Endes literarischem Durchbruch mit den „Jim Knopf“-Romanen dokumentiert eine Schenkung des ehemaligen Staatssekretärs im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Peter Ruhens-troth-Bauer: Als kleiner Junge erhielt er Briefe von Michael Ende, die einen Einblick in Endes fantasievolle Korrespon-denz mit kindlichen Lesern und Fans geben. Aus einem Brief vom 27.9.1965:

„Lieber Peter! Vielen Dank für Deinen lieben Brief. Wenn Du einen Brief an Frau Waas schreiben willst, dann schickst Du ihn am besten erst zu mir, und ich gebe ihn dann jemand mit, der nach Lummerland fährt. […] Einen 3. Band kann ich vorläufig nicht schreiben, weil Lukas und Jim bis jetzt auf keine neue Abenteuerreise mehr gefahren sind. Wenn sie das aber eines Tages tun, dann schreibe ich ihre Erlebnisse auch wieder auf. Darauf kannst Du Dich verlassen. Herz-liche Grüße! Dein Michael Ende.“

19.7.1965 „Lieber Peter! Wir haben uns alle über Deinen lieben Brief gefreut. Vor allem die Seeräuber. Sie haben auch mit viel Schwitzen und Buchstabieren versucht, Dir einen Antwortbrief zu schreiben. Vielleicht kannst Du ihn entziffern, ich kann es nicht.“

Das Bild zeigt eine handgeschriebene Danksagung von Michael Ende an seine erste Frau Inge-borg Hoffmann für die Mitarbeit an „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ mit dem Buch-cover. Bildrechte: Nachlass Michael Ende, München

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Leben und WerkEine Fotogalerie zeigt zentrale Stationen aus Michael Endes Leben und Werk. Auf einem Schwarzweißfoto posiert er als Othello zu Beginn seiner Karriere als Schauspieler. Ein Foto aus den 1960er-Jahren zeigt ihn mit Marionetten von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer. Szenenfotos geben einen Einblick in die fantasievollen Marionettentheaterfas-sungen der „Jim Knopf“-Romane von der Augsburger Puppenkiste.

Ein farbiges Foto aus den 1980er-Jahren zeigt Ende in Italien mit seiner ersten Frau Ingeborg Hoffmann bei ihrer gemeinsamen Textarbeit. Von 1970 bis 1985 waren sie aus der ideologischen Enge, die Ende im Deutschland der 1970er-Jahre empfand, nach Genzano di Roma gezogen. Dort entstanden die weltberühmten Romane „Momo“, eine Hommage an Rom, und „Die unendliche Geschichte“ in enger Zusammenarbeit mit Ingeborg.

Bilder aus dem manieristischen Park von Bomarzo legen nahe, dass die riesigen steinernen Tier- und Fantasiege stalten aus dem 16. Jahrhundert Michael Ende für die Fantasiewesen der unendlichen Geschichte bzw. die Schildkröte von Momo inspiriert haben könnten.

Ein handschriftlich korrigiertes Typoskript des Romans „Momo“ mit zwei Fassungen der ersten Seite ist in der Vitrine nahe dem Lesetisch zu sehen. Der große Arbeits- und Esstisch aus Holz, an dem Michael Ende seine Gäste bei Wein und Liedern zur Gitarre empfing, dient heute als Einladung zum Lesen. Hier liegen Michael Endes Bücher und zeigen die Vielfalt seines Werks: Neben Bilderbüchern wie „Tranquilla Trampeltreu“ oder „Norbert Nackendick“ (illustriert von Reinhard Michl), „Das Traumfresserchen“ (illustriert von Annegert Fuchshuber), „Die Vollmondlegende“ (illustriert von Binette Schroeder) oder „Ophelias Schattentheater“ liegen der Gedichtband „Das Schnurpsenbuch“ oder die Neujahrs-erzählung „Der satanarchäolügenialko höllische Wunschpunsch“. Seine Werke für Erwachsene sowie Sekundärliteratur über Michael Endes Werk liegen auf erhöhten Ablagen zum Lesen bereit, und die zahlreichen Übersetzungen vor allem von „Momo“ (in über 20 Sprachen) und „Die unendliche Geschichte“ (in ca. 40 Sprachen) sind in einem Schrank hinter Glastüren zu bewundern.

Das Bild zeigt eine Typoskriptseite von Michael Endes „Momo“ mit handschriftlichen Korrektu-ren und Auszeichnungen für den Satz. Bildrechte: Nachlass Michael Ende, München

Ende und die MusikMichael Ende beschäftigte sich intensiv mit Musik, unter anderem mit den Liedern von Angelo Branduardi oder Jacques Brel. Davon zeugt seine Gitarre, mit der er sich zu selbst komponierten Liedern begleitete, sowie eine Schallplatten-sammlung mit Liedern französischer Chansonniers und italienischer Cantautori.

Ein Flyer von 1988 dokumentiert die Ausstellung „Hiller & Ende“ im Staatstheater am Gärtnerplatz. Aus der engen Zusammenarbeit von Michael Ende mit dem Komponisten Wilfried Hiller gingen zahlreiche Vertonungen der Werke Michael Endes für Musiktheater hervor, die teilweise noch heute aufgeführt werden, darunter die musikalische Clowne-rie „Die Jagd nach dem Schlarg“ nach Lewis Carroll, der „Wunschpunsch“, „Das Traumfresserchen. Ein Singspiel“ oder „Der Goggolori. Eine bairische Mär“. Auch mit dem Komponisten Mark Lothar arbeitete Ende zusammen.

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Endes BibliothekGesäumt wird der Museumsraum durch die etwa 3.000 Bände umfassende Bibliothek Michael Endes, die einen Einblick in seine Arbeitsschwerpunkte und seinen ausgedehnten Lesehorizont gibt. Auf der einen Seite stehen die Werkausga-ben der Klassiker und Bildbände zu Kunst und Theater, auf der anderen Seite finden sich Bücher über Esoterik, Astro-logie, Mystik, Weltreligionen oder über Zen sowie mehrere Ausgaben der Werke von Rudolf Steiner, dessen Anthropo-sophie Michael Ende durch seine Eltern kennengelernt hatte und mit der er sich intensiv auseinandersetzte. Neben der Literatur der Romantik stehen Werke der fantastischen Literatur in verschiedenen Gattungen aus mehreren Epochen, darunter internationale Märchen, Sagen, Fabeln und Mythen, Tolkiens „Der Herr der Ringe“, „Die Welt als Labyrinth“ des befreundeten Autors Gustav René Hocke, die von Jorge Luis Borges herausgegebene „Bibliothek von Babel“, Werke von Carlos Castaneda, Philip K. Dick, Umberto Eco oder Stanislav Lem, um nur einige herauszugreifen.

Die jüngste Bereicherung für die Michael-Ende-Forschung an der Internationalen Jugendbibliothek ist eine großzügige Zustiftung von Prof. Birgit Dankert aus Hamburg, die ihr Forschungsarchiv und ihre bibliografische Datenbank über Michael Ende und sein Werk im Jahr 2017 an die Bibliothek übergeben hat.

Das Michael-Ende-Museum lädt Besucher wie Wissenschaftler ein, Ende zu lesen, zu erforschen und überraschende Exponate zu entdecken, die atmosphärisch-motivisch und dokumentierend um Leben und Werk Michael Endes kreisen. Das Museum ist für Besucher geöffnet von Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Kinder haben freien Eintritt.

Hinweis:Verwendete Literatur

Dankert, Birgit: Michael Ende. Gefangen in Phantásien. Darmstadt 2016

Hocke, Roman und Kraft, Thomas: Michael Ende und seine phantastische Welt. Stuttgart u.a. 1997

Hocke, Roman und Neumahr, Uwe: Michael Ende – Magische Welten. Berlin 2007

Die Website der AVA international GmbH Autoren- und Verlagsagentur www.michaelende.de

(Stand: 20.10.2017)

DIE AUTORIN:Jutta Reusch ist Leiterin der Bibliothekarischen Dienste in der Internationalen Jugendbibliothek.

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FORUM

LESE- UND LITERATURFÖRDERUNG

Bücherschätze für Kitas

Ein Projekt der Stadtbücherei Würzburg zur Sprachförde-rung in den städtischen Kindertageseinrichtungen

Von Angelika Riedel

Das Bild zeigt eine Auswahl von zehn Bilderbüchern, hintereinander aufgestellt sind. Vorne das Cover des Bilderbuchs „Der große Hund“ von Hensgen und Rodriguez aus dem Peter Ham-mer Verlag. Bildrechte: Stadtbücherei Würzburg und Peter Hammer Verlag

Am Anfang stand die Idee, Kitas, Vorlesepatinnen und -paten sowie Bücher zu einem Projekt zu verweben, das ganz im Zeichen der Sprach- und Leseförderung stehen sollte. Ausdrücklicher Wunsch aller Beteiligten war, dass es nicht einzelnen Gruppen, sondern möglichst vielen Kindern zugutekommen sollte: Kindern mit Migrationshintergrund, Flüchtlingskindern und Kindern mit Sprachschwierigkeiten; darüber hinaus sollten aber auch Kinder mit ganz normalen Sprachkompetenzen profitieren.

Zur Verwirklichung dieser Idee haben sich engagierte Partner zusammengetan: eine Mitarbeiterin des Fachbereichs Jugend und Familie der Stadt Würzburg, die mit der Koordination der Betreuung von Flüchtlingskindern betraut ist, eine Kita-Leiterin, die zudem als Sprachberaterin und Referentin tätig ist, und die beiden Kolleginnen aus der Kinder- und Jugendabteilung der Würzburger Stadtbücherei.

Den finanziellen Grundstock bildeten Fördermittel, die aus einem Benefizkonzert der Würzburger Verlage Koenig & Bauer AG, Robert Krick Verlag, Mediengruppe Main-Post und Vogel Business Media stammen und der Leseförderung in der Region zur Verfügung gestellt werden sollten. Man wollte, neben vielen anderen Projekten, kleine Bibliotheken in Kitas einrichten. Damit ein Buchbestand aber attraktiv und interessant bleibt, müssen immer wieder neue Bücher hinzukommen. Da die Einrichtung dieser kleinen Kita-Bibliotheken nur eine einmalige Sache gewesen wäre, kam der Gedanke auf, mobile Bibliotheken in Form von Bücherkisten zu schaffen, die in regelmäßigen Abständen getauscht werden.

Nun mussten interessierte Kitas gefunden werden, die sich langfristig an dem Projekt beteiligen, Ehrenamtliche für eine Tätigkeit als Vorlesepatinnen und -paten gewonnen werden und Bücher für die Bücherkisten-Bibliotheken aus-gewählt und zusammengestellt werden. Außerdem plante man eine Fortbildung, die Mitarbeitenden der Kitas und Vor-

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lesepatinnen und -paten das nötige Rüstzeug für ihren Einsatz geben sollte. Schlussendlich wurden Kommunikations-wege geschaffen und der Tauschring für die Bücherkisten organisiert.

Die BücherkistenDie Zusammenstellung der Bücherkisten übernahm die Stadtbücherei, Anregungen und Wünsche aus den Kitas flossen in die Konzeption des Medienbestandes ein. Folgende Arten von Büchern sollten in den Boxen zu finden sein: mehr-sprachige Bücher, textlose Bilderbücher, Wimmelbücher, Bücher aus dem Alltag der Kinder, Bücher zu den Themen Essen, Farben, Formen, Mitmachbücher und Bücher zum Thema Verschiedenheit und Toleranz.

Pro Kiste wurden 16 Bücher angeschafft, die Zusammensetzung jeder Kiste ist unterschiedlich. In allen Kisten befindet sich darüber hinaus das Buch „Dolmetscher für Erzieher/innen“ (978-3-589-25282-0) und ein Satz Bildkarten „Kita Kinder lernen Deutsch mit Bildkarten“ (978-3-589-00152-1) aus dem Cornelsen Verlag. Die Kosten pro Bücherkiste belaufen sich auf ca. 400 Euro, in den Betrag eingerechnet sind bereits der zu erwartende Buchersatz und Reparatu-ren.

Das Bild zeigt jeweils vier übereinander gestapelte Plastik-Bücherboxen mit Titeln zur Sprach-förderung. Bildrechte: Stadtbücherei Würzburg

Lesepaten und KitasFür das Projekt konnten acht interessierte Kitas gewonnen werden. Gemeinsam mit den Kindertageseinrichtungen und der Koordinationsstelle Ehrenamt und Asyl hat der Fachbereich Jugend und Familie sich im Vorfeld auf die Suche nach Vorlesepatinnen und Vorlesepaten gemacht. Voraussetzungen dafür sind die Freude am Umgang mit Kindern und Büchern sowie ein erweitertes Führungszeugnis, das kostenfrei über die Homepage der Stadt Würzburg beantragt wer-den kann. Der Einsatz sollte regelmäßig während des Tages möglich sein, damit die Kitas das Angebot in den Tagesab-lauf einplanen können. Die Vorlesenden in den Kitas werden vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozia-les, Familie und Integration mit 5 Euro pro Stunde gefördert.

Zum Projektstart am 1. Oktober 2016 waren acht interessierte ehrenamtliche Vorlesepatinnen gefunden. Sie sind teil-weise schon seit Jahren mit den Kindertageseinrichtungen verbunden, haben eigene oft schon erwachsene Kinder oder kommen aus dem studentischen Bereich.

Mit Kindern ins Gespräch kommen ist eine der wichtigsten und schönsten Aufgaben im pädagogischen Alltag. Im geschützten Umfeld der Kita können die Vorlesepatinnen und -paten mithelfen, die Sprachentwicklung der Kinder zu fördern, Sprachbarrieren zu überwinden und so die Lesefreude zu wecken. Bücher und Bilder bieten vielfältigste Mög-lichkeiten die Sprech- und Leselust anzuregen. Damit wird eine Beteiligung aller Kinder auch über die Sprachgrenzen hinweg möglich.

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Fortbildung zum Projektstart Zum Start des Vorleseeinsatzes waren die Vorlesepatinnen und das pädagogische Personal der Kitas zu einer Fortbil-dungsveranstaltung zum „Dialogischen Vorlesen“ eingeladen. In dem vierstündigen Nachmittagsseminar wurden den Teilnehmerinnen Wege aufgezeigt, über die Bilderbücher mit den Kita-Kindern ins Gespräch zu kommen. Sie erfuhren, wie sie durch dialogisches Vorlesen Beziehungen aufbauen, Sprachentwicklung und Sprechfreude fördern und nicht zuletzt die Kinder beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützen können. Exemplarisch wurde an jeweils einem Buch aus jeder der Bücherkisten demonstriert, wie man die Sprech- und Leselust anregen kann, wie man mit die-sem Buch konkret arbeiten und welche Aktivitäten man damit verknüpfen kann, so dass das Buch als Gesamterlebnis erfahren wird.

Die Vorschläge und Ideen wurden in ein standardisiertes Formblatt eingetragen und in einem Schnellhefter mit jeder Menge leerer Formblätter den Bücherkisten beigelegt. Im Idealfall ergänzt jede Kita bzw. jede Vorlesepatin weitere Blätter mit Aktionsideen rund um ein oder mehrere eingesetzte Bücher, um die entstandenen Ideen zu bewahren und anderen Projektbeteiligten zugänglich zu machen.

Das Bild zeigt eine Kindergruppe mit Vorleserin, die gerade ein Bilderbuch zeigt. Bildrechte: Clipdealer

Die OrganisationPro Jahr erhält jede Kita drei verschiedene Bücherkisten für einen Zeitraum von jeweils drei oder vier Monaten. Über die Sommerferien werden die Kita-Bibliotheken in der Stadtbücherei überarbeitet, bevor sie dann nach den Sommerfe-rien zurück in die Kitas kommen. Aufgrund der zeitlichen Verweildauer der Kisten in den Kitas bekommt jede Kita über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren immer wieder neuen Lesestoff.

Den Transport der Bücherkisten von Kita zu Kita organisiert die Stadtbücherei. Mit einem über einen Carsharing-An-bieter für zwei bis drei Stunden angemieteten Auto transportiert ein Mitarbeiter der Stadtbücherei die Bücherkisten jeweils zur nächsten Kita weiter. Der Wechsel wird über einen Mailverteiler an die Kitas und die Vorlesepatinnen ca. eine Woche vorher angekündigt, damit die Kisten am Abholtag vollständig für den Transport zur nächsten Kita bereit stehen. Der Fahrer kontrolliert die Kisten auf Vollständigkeit, bevor er sie der nächsten Kita übergibt.

Rückmeldungen von Kitas und VorlesepatinnenDie Rückmeldungen der Kitas sind sehr positiv. Sie finden es gewinnbringend, dass sie durch die Bücherkisten auf Bücher aufmerksam werden, die in der Einrichtung bislang nicht bekannt waren. Besonders beliebte und geschätzte Bücher, die man nicht mehr missen will, wurden daraufhin auch selbst gekauft. Die Kinder freuen sich auf die Bücher-kisten-Zeiten und stürzen sich mit Begeisterung auf die Lektüre. Die Bücherkisten-Bücher bereichern den Alltag und tragen zur Sprachförderung aller Kinder bei. Besonderer Förderbedarf bei Kindern mit Flucht- oder Migrationshinter-grund kann mit den Büchern geleistet werden. Die Arbeit mit den Büchern schafft bereichernde Gemeinschaftserleb-nisse. Dass die Kisten rotieren und in regelmäßigen Abständen neuer Lesestoff in die Kita kommt, wird als inspirierend empfunden.

AusblickFür die Zukunft wollen wir eine Anregung aufgreifen, die Susanne Brandt (Büchereizentrale Schleswig-Holstein) auf dem 106. Deutschen Bibliothekartag in Frankfurt/Main in ihrem Vortrag über Kooperationen zwischen Sprach-Kitas und Bibliotheken erwähnt hat. Nach den Sommerferien, wenn die Bücherkisten-Bibliotheken wieder in die Kitas kommen, werden in den Bücherkisten einige Stadtbücherei-Stofftaschen zu finden sein. Diese Taschen sollen die Kitas animie-ren, einzelnen Kindern ein Buch übers Wochenende mit nach Hause zu geben, um die Geschichten auch in die Familien zu bringen.

DIE AUTORIN:Angelika Riedel ist Leiterin der Kinder- und Jugendbücherei der Stadtbücherei Würzburg.

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FORUM

LESE- UND LITERATURFÖRDERUNG

Onilo.de – ein Portal mit interaktiven Boardsto-ries zu vielen Anlässen

Teil 1: Digitale Bilderbuchkinos rund ums Bibliotheksjahr

Von Sabine TeigelkämperDie Kinder sitzen gebannt im Kreis und betrachten die Leinwand, immer wieder reagieren sie überrascht oder belus-tigt. Was ist los? Sie schauen sich eine Onilo-Boardstory an. Das ist mehr als ein Bilderbuchkino, denn es wird nicht einfach nur Seite für Seite gezeigt, sondern die Handlung entfaltet sich trickfilmartig mit unerwarteten Einstellungen und Effekten. Bewegung und Ton fesseln die Aufmerksamkeit der Kinder von Anfang bis Ende.

Onilo.de ist ein spezielles Portal, das sich die digitale Literaturvermittlung auf die Fahnen geschrieben hat. Es wurde von dem Antolin-Erfinder Albert Hoffmann ins Leben gerufen und 2014 mit dem Bildungsmedienpreis „digita“ ausge-zeichnet. Neben den Schulen sind auch Bibliotheken bereits seit Jahren wichtige Partner von Onilo.

Wie kann man Onilo in der Bibliothek einsetzen?Das Herzstück sind die Boardstories, digital aufbereitete Bilderbücher und bebilderte Kinderbücher, die sich zum Vor-führen für Gruppen eignen. Diese können via Laptop, Beamer und Internet oder mit einem interaktiven, von den Bib-liotheken eher selten verwendeten Whiteboard gezeigt werden.

Schwerpunktmäßig ist das Angebot auf das Grundschulalter zugeschnitten, viele Bibliotheken setzen Onilo auch gerne für den Kindergarten ein.

Onilo bietet Lektüre zu vielfältigen Themen und zahlreichen Gelegenheiten. Die Titel sind medial so aufbereitet, dass die animierten Illustrationen die Geschichten mit allen Sinnen erlebbar machen, der Text wird sukzessive eingeblen-det. Die Vorführenden können die Boardstories automatisch wiedergeben oder anhand der Play- und Stop-Taste die Abspielzeit selbst steuern; jederzeit kann die Präsentation pausieren, um eine bestimmte Situation zu besprechen oder kreativ zu verarbeiten.

Bei einigen Titeln gibt es außerdem die Möglichkeit, den Text bzw. die Tonspur ein- und auszuschalten. So kann man im Rahmen der Onilo-Stunde den Kindern vorlesen oder diese lesen, motiviert durch die ansprechende Bildabfolge, selbst. Einige Boardstories sind mit interaktiven Elementen versehen. Bei der Boardstory „Die drei kleinen Schwein-chen“ beispielsweise animiert die Kinder zu Beginn ein Meerschweinchen dazu, während des Lesens auf bestimmte Figuren zu achten.

Onilo möchte die Vorstellungskraft fördern; deswegen sind die meisten Boardstories auch in einer Teilversion verfüg-bar, die an der spannendsten Stelle abbricht. Das Ende der Geschichte kann in Gruppenarbeit gesucht, aufgeschrie-ben, gemalt oder als Mini-Theaterstück aufgeführt werden. Die Kinder werden so letztlich über das digitale Medium an das Buch, darüber hinaus auch an die eigene Kreativität herangeführt. Hilfestellung gibt didaktisches Material, das zu jedem Titel bereitgestellt wird.

Insgesamt bietet Onilo über 190 Boardstories von 23 Kinderbuchverlagen an, darunter befinden sich die „Olchis“ von Erhard Dietl, Kinderklassiker und Märchen, ebenso Titel in Englisch (über 40), vereinzelt in Türkisch und Französisch sowie in Deutsch-Türkisch, einer in arabischer Sprache. Somit kann Onilo interkulturell eingesetzt werden. Auch zum Reformationsjubiläum 2017 hielt Onilo eine kindgerechte Boardstory bereit, die vom Leben und Wirken Martin Luthers erzählt und Unterrichtsmaterial beinhaltet.

Technischer Relaunch„Der für 2018 geplante technische Relaunch sieht die Abschaffung des veralteten Dateiformats Flash auf www.onilo.de vor. Da Flash nicht mehr zeitgemäß ist und mittlerweile in vielen öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und Biblio-theken aufgrund des hohen Sicherheitsrisikos nicht mehr abgespielt werden darf, hat das Onilo-Team bereits seit über einem Jahr intensiv nach einer Umwandlungsvariante gesucht und eine akzeptable Lösung gefunden. Die bestehenden Onilo-Boardstories werden dabei in ein Videoformat, das mit HTML5 kompatibel ist, übertragen. Danach werden die-sen neuen Dateien die typischen Onilo-Funktionen hinzugefügt. Neue Geschichten sollen künftig vollkommen durch die hauseigene Software TigerCreate im HTML5-Format produziert werden. Auch die Onilo-Webseite wird im Zuge des technischen Relaunchs komplett überarbeitet und aktualisiert, sowohl optisch als auch in den Strukturen. Wie alle Nut-zer sollen sich auch Bibliotheken in Zukunft noch besser auf Onilo.de zurechtfinden und gezielter nach der für ihre Ziel-gruppen passenden Vorlesegeschichte suchen können.“ Susanne Hujer, Onilo

Onilo in bayerischen Bibliotheken

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Seit 2013 gibt es die Möglichkeit, als Bibliothek im Rahmen eines kleinen Verbundes eine vergünstigte Jahreslizenz über die BSB/Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen zu erhalten (Kontakt über die Verfasserin). Die Landesfachstelle fragt jeweils zum Ende des Jahres das Interesse ab, um die teilnehmenden Bibliotheken zu bündeln. Die Kosten sind derzeit abhängig von der Zahl der Teilnehmer, die sich momentan auf ca. 20 beläuft. Eine Einstiegs-möglichkeit zu den vergünstigten Konditionen der Sammellizenz ist darüber hinaus während des ganzen Jahres gege-ben. Wer Onilo erst einmal ausprobieren möchte, kann sich probeweise kostenlos registrieren lassen, um für zwei Monate zwei festgelegte Boardstories zu testen; dieser Zugang erlischt dann wieder. Alles in allem stellt Onilo eine Aktionsmöglichkeit für vielfältige Gelegenheiten dar, wie eine Kurzumfrage bei bayerischen Bibliotheken, die Onilo ein-setzen, zeigte. Als Kooperationspartner werden angesprochen: Kindergarten, Grundschule, Mittelschule, Realschule, Arbeiterwohlfahrt, Seniorenzentrum und Fachoberschule (FOS) sowie die Volkshochschule. Entsprechend kristallisieren sich als Zielgruppen heraus: Kindergartengruppen, Schulklassen, Schüler der Ganztagsbetreuung, Hort, Teilnehmer am Ferienprogramm, Integrationsklassen und Flüchtlingskinder oder umfassend - alle. In einer Bibliothek wird Onilo drei bis viermal pro Woche vorgeführt, andernorts auch weniger häufig. Den Kontext bilden dabei geschlossene und offene Aktionsstunden, Lesenächte, Schuleinschreibungen, Bibliotheksführungen, Vorlesestunden, Kinderprogramme, Bilderbuchkino-Nachmittage, Ferienkino, Welttag des Buches und Bibliothekswoche; genannt wurden außerdem Haus-feste, Sommerfest, der Adventsmarkt, Faschingsveranstaltung und Halloweenparty. Zum Teil werden auch kreative Aktionen im Anschluss angeboten. Die Onilo-Vorführungen werden meist vom Bibliothekspersonal, ggf. in Kooperation mit einem Lehrer, von ehrenamtlichen Vorlesern, Vorlesepaten oder FOS-Praktikanten übernommen. Besonders gelun-gene Beispiele waren „Bestimmt wird alles gut“ mit vorbereiteten Schulklassen und anschließender Diskussion zum Thema Flüchtlinge in Penzberg und „Olchis mit Spielen, Musik und Buffet“ in Naila.

Die befragten Bibliotheken setzen bevorzugt (lustige) Bilderbücher, Themen wie „Ostern“ und „Weihnachten“, „Feste im Jahreslauf“, „Jahreszeiten“, „Kinder aus aller Welt“, ein. An einzelnen Titeln wurden hervorgehoben „Sankt Martin und der kleine Bär“, „Die Olchis. Ein Drachenfest für Feuerstuhl“, „Die kleine Hexe geht auf Reisen“, „Mama, ich kann nicht schlafen!“, „Sieben grummelige Grömmels und ein kleines Schwein“.

„Onilo bereichert Lesungen für die Kinder auf jeden Fall. Die Kinder sitzen gebannt davor“, so lautete das Gesamtfazit in Fürth, oder „Seit regelmäßig im Rahmen der wöchentlichen Vorlesestunden Bilderbuchkinos angeboten werden, hat sich die Zuhörerzahl merklich erhöht – Kinder, die der deutschen Sprache nicht so mächtig sind, kommen besser mit“ (Weiden).

Das Bild zeigt ein Eindruckplakat von Onilo für Veranstaltungen. Bildrechte: Onilo

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Das Bild zeigt ein Plakat mit Ankündigung einer Onilo-Vorführung in der Regionalbibliothek Weiden: das Bilderbuchkino „Jan und Julia wollen Verreisen“ mit anschließender Bastelaktion. Bildrechte: Onilo und Regionalbibliothek Weiden.

DIE AUTORIN:Sabine Teigelkämper, M.A. ist bibliothekarische Fachberaterin der Außenstelle Würzburg der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen.

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FORUM

LESE- UND LITERATURFÖRDERUNG

Onilo.de – ein Portal mit interaktiven Board-stories zu vielen Anlässen

Teil 2: „Los!Lesen“ mit Onilo – ein Kooperationsprojekt von Stadtbücherei und Fachschule für Heilerziehungspflege in Coburg

Von Andrea Burgsmüller und Lioba Grasser

Das Bild zeigt eine Veranstaltung im Rahmen des Festivals „Los!Lesen“ mit dem Kindergarten Marienschule. Zu sehen sind ein Betreuerin und eine Kindergruppe. Bildrechte: Stadtbücherei Coburg

OrganisationIm Rahmen des Festivals „Los!Lesen“, einer Art Kinder- und Jugendbuchwoche, organisierte die Stadtbücherei Coburg (Oberfranken) in Kooperation mit der Fachschule für Heilerziehungspflege am Privaten Beruflichen Schulzentrum der Gemeinnützigen Gesellschaft für soziale Dienste (GGSD) ein gemeinsames Projekt mit Onilo. Initiatorinnen des Lese-festivals „Los!Lesen“ sind die Grundschullehrerin Susanne Gerhardt und die Buchhändlerin Irmgard Clausen, unter-stützt von Kerstin Lindenlaub vom Bildungsbüro der Stadt Coburg. Diese gestalteten in einer „buchvergnügten Woche“ ein abwechslungsreiches Leseförderprogramm. Anmelden konnten sich Kindergärten und Schulen.

Die Stadtbücherei stellte den Raum, die Technik und die Onilo-Lizenz zur Verfügung. Die Organisatoren des Festivals hatten die Kindergärten angeschrieben, davon sagten sieben Einrichtungen zu und kamen in den Genuss eines von den Schülerinnen und Schülern der Fachschule vorbereiteten pädagogischen Angebots. Diese hatten kleine Teams von drei bis vier Schülerinnen und Schülern (im Folgenden Schüler) gebildet, die jeweils die Rolle der Paten für unter-schiedliche Gruppen von Vorschulkindern übernahmen.

Vom 15. bis 20. Mai 2017 fanden insgesamt sieben Termine jeweils am Vormittag statt; am Montag, Dienstag und Freitag zweimal, am Donnerstag einmal eine inklusive Veranstaltung. Die Kindergartengruppen, die sich jeweils einfan-den, waren unterschiedlich groß und wurden mit leicht abgewandelten Konzepten von den angehenden Heilerziehern angesprochen.

Die Onilo-Vorstellungen beruhten auf dem Titel „Die große Wörterfabrik“ von Agnès de Lestrade und sollten einen Zugang zum Alphabet vermitteln.

Im Internet gibt es ein sehr umfangreiches und gutes Zusatzangebot zu dem eingesetzten Bilderbuch. Allerdings rich-

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ten sich die Materialien an Kinder im Grundschulalter statt wie hier an Vorschulkinder. Somit war es für die Schüler im Medienpädagogik-Unterricht eine Herausforderung, ein didaktisches Angebot für Kinder, die noch nicht lesen und schreiben können, zu entwickeln. Dies geschah zunächst in Gruppen, im Plenum erfolgte die Auswahl. Zur weiteren Planung, Vorbereitung der Materialien und zum Proben standen den Klassen im Unterricht insgesamt vier Unterrichts-stunden, also drei Zeitstunden, zur Verfügung. Die einzelnen Gruppen trafen sich teilweise sogar in der Freizeit.

Das Bild zeigt Kinder mit ihrer Betreuuerin bei einer Onilo-Vorführung auf einer Leinwand in der Stadtbücherei Coburg. Bildrechte: Stadtbücherei Coburg

WorkshopsDie Grundstruktur der einzelnen Workshops war jeweils ähnlich; bei der Umsetzung im Detail allerdings versuchten die Schüler jeweils auf die Besonderheiten „ihrer“ Kinder einzugehen. Es begann mit einer Vorstellungsrunde, dann zogen die Kinder Wörter, die in der Geschichte vorkommen, aus einem Papierkorb. Diese wurden erklärt, z. B. „Was ist ein Schmetterlingsnetz?“, „Wie spricht ein Bauchredner?“ oder „Was wird denn in einer Wörterfabrik hergestellt?“.

Vorschulkinder können in der Regel ihren Namen schreiben. Um das Thema Wörter bzw. Buchstaben zu vertiefen, malten die Kinder Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen auf ein Plakat. Im Anschluss daran gingen sie in die Kinderbuch-abteilung der Stadtbücherei, wo eine Kinoecke eingerichtet war. Dort wurde die o. g. Boardstory mit verteilten Rollen gelesen und gezeigt. Zum Abschluss bastelten die Kinder zusammen mit den Schülern ein Lesezeichen, das sie als Erinnerung mit nach Hause nehmen durften.

ResümeeDas Projekt hat sich sehr positiv auf die Kontaktarbeit der Stadtbücherei mit Kindergärten (und der Fachschule) aus-gewirkt, die seit der Aktionswoche häufiger die Bibliothek aufsuchen. Für die Lernenden des ersten Ausbildungsjahres der Fachschule für Heilerziehungspflege war es eine willkommene Möglichkeit, die Theorie der Bilderbuchpräsentation in die Praxis umzusetzen. Sowohl die Vorbereitung des Angebots als auch die Umsetzung mit den Kindern hat allen Beteiligten großen Spaß gemacht.

DIE AUTORINNEN:Andrea Burgsmüller ist Leiterin der Kinder- und Jugendbuchabteilung der Stadtbücherei Coburg.

Lioba Grasser, M.A. ist Lehrerin am Privaten Beruflichen Schulzentrum Coburg.

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FORUM

BIBLIOTHEK UND SCHULE

„Schulbibliothek im Fokus: Medienbildung heute“

Der 5. Bayerische Schulbibliothekstag im Nürnberger „süd-punkt“ am 25. Oktober 2017 war wieder ein voller Erfolg.

Von Sabine Hrach

Vorhang auf! – für Information und Erfahrungsaustausch Unterstützt von Mitarbeitern der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen hatte das Organisationsteam um Studiendirektor (StD) Hermann Ruch, Initiator des Leseforums Bayern am Staatsinstitut für Schulqualität und Bil-dungsforschung (ISB), zahlreiche hochkarätige Referentinnen und Referenten gewinnen können, die in Workshops und Vorträgen zum Thema „Schulbibliothek im Fokus: Medienbildung heute“ wertvolle Tipps und Informationen für die Teil-nehmerinnen und Teilnehmer bereithielten.

Und diese kamen zahlreich: Etwa 250 Lehrerinnen und Lehrer und 50 Vertreterinnen und Vertreter öffentlicher Biblio-theken nutzten die fünf verschiedenen Foren, um sich je nach Bedarf zu möglichen Konzepten, zu Kooperationsmög-lichkeiten, zu Methoden, zur digitalen Trendwende und zu integrativen Aspekten in der Schulbibliotheksarbeit zu infor-mieren. Darüber hinaus bot die Veranstaltung vielfach die Gelegenheit, mit den vier Schulbibliothekarischen Fachbe-ratern ins Gespräch zu kommen. Diese fungieren an den Landesfachstellen München (StDin Bärbel Booge), Würzburg (StD Jochen Diel), Nürnberg (OStR Reimar Dietz) und Regensburg (StRin Sabine Hrach) als Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Schulbibliothek.

Das Bild zeigt Prof. Dr. Gudrun Marci_Boencke bei ihrem Vortrag und das Publikum. Bildrechte: Landesfachstelle/Sabine Hrach

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Das Bild zeigt Ministerialdirektor Herbert Puls bei seinem Grußwort. Bildrechte: Landesfach-stelle/Sabine Hrach

Leseförderung ist immer noch ein großes Thema„Es gibt etwa 10.000 öffentliche Bibliotheken in Deutschland. Wie schön klingt diese Zahl doch, wenn man noch ca. 100 gut ausgestattete bayerische Schulbibliotheken dazurechnen kann“, begrüßte Hermann Ruch die Teilnehmer mit einer Vision, der sich der Referent für Leseförderung und Entwickler des bayerischen Schulbibliothekstags sein ganzes Wirken lang verschrieben hat. „Leseförderung ist immer noch ein großes Thema, auch im Jahre 17 nach dem großen Debakel“, spielte Ruch verschmitzt auf das schlechte Abschneiden deutscher Schüler beim PISA-Test vor 17 Jahren an.

Dieser Meinung schloss sich auch Ministerialdirektor Herbert Püls vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst in seinem Grußwort an: „Leseförderung kann gar nicht früh genug beginnen“, attes-tierte er. Eine positive Entwicklung sah Dr. Klemens Gsell: „Lesen kommt an. Lesen findet in der Gesellschaft immer noch statt“, befand Nürnbergs Dritter Bürgermeister.

Wenig Vermittlung von digitalen Kompetenzen„Was Schulbibliotheken können – und was dazu nötig ist“ – unter diesem Titel hielt Prof. Dr. Gudrun Marci- Boehncke von der TU Dortmund ihren Eröffnungsvortrag. Getreu dem Hauptthema der Tagung ging sie dabei beson-ders auf das digitale Lesen ein, das ihren Recherchen zufolge „in Deutschland weitgehend ausgeblendet wird“. Digitale Kompetenzen würden vergleichsweise wenig vermittelt. Dass auch viele Lehrer den neuen Medien als Unterrichtsmittel skeptisch gegenüberstehen würden, müsse man als Verantwortlicher einer Bibliothek wissen und thematisieren, so Marci-Boehncke.

Eine, die dieser Aufgabe mit sichtlicher Freude nachkommt, ist Sheena Weidt. Die Leiterin der Stadtbibliothek Gerolz-hofen präsentierte als eine von insgesamt 20 Forums-Referenten ein ganzes Füllhorn an kreativen und oft digitalen Ideen zur Leseförderung in Schulbibliotheken. Zum Beispiel anhand der Quiz-App „kahoot“, bei der Schüler die Fragen des Lehrers per Beamer präsentiert bekommen und individuell auf ihrem eingeloggten Smartphone die richtige Ant-worttaste drücken müssten. „Das ist Leseförderung: Schnell lesen – schnell verstehen – schnell die richtige Antwort drücken!“ konstatierte Weidt begeistert. Auch Eva Deeg (Stadtbibliothek Nürnberg) zeigte, wie digitale Wissensver-mittlung mithilfe von Games und Apps funktionieren kann.

Synergieeffekte zwischen Schul- und öffentlichen Bibliotheken nutzenPraxisorientiert und den Fokus stets auf die Arbeit mit den vorhandenen Medien einer Schulbücherei gerichtet, trat Raimund Senn von der „Schule des Lesens“, Tirol, auf. Zu den Möglichkeiten der „Leseförderung im Ganztag“ präsen-tierten Heike Schütz (Schulzentrum Gräfenberg) und Dr. Volker Titel (FAU Nürnberg-Erlangen) zahlreiche Gelegenhei-ten, zu denen der Ganztag und die Schulbibliothek Synergieeffekte sinnvoll nutzen können.

Zum Raumkonzept einer Schulbibliothek wusste Angelika Holderried von der ekz.bibliotheksservice GmbH viel zu berichten. Die Rolle des Schulbibliotheksbeauftragten stand bei StD a.D. Elmar Hofmann (Gymnasium Münchberg) im Fokus der Betrachtung. Besondere Formen der Kooperation zwischen Schul- und öffentlicher Bibliothek stellten die Straubinger Georg Fisch (Stadtbibliothek), Andrea Astner und Claudia Hierl (Anton-Bruckner-Gymnasium), die Bad Neustädter Claudia Scheler (Stadtbibliothek) und Dorothea Bernklau (Rhön-Gymnasium) sowie die Bad Tölzer Melanie Sappl (Stadtbibliothek) und Christina Stadtmüller (Gabriel-von-Seidl-Gymnasium) in verschiedenen Forumsbeiträgen vor. Sie alle weckten mit ihren gelungenen Kooperationsmodellen die Lust der Anwesenden auf diese Art der Zusam-menarbeit.

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Eine Geschichte zwischen zwei BuchdeckelnDr. Fridolin Schley und Veronika Schöner (BSB München) stellten das kostenlose „Literaturportal Bayern“ mit seinen zahlreichen Medienangeboten für Schulen vor, Dr. Britta Büchner (LegaKids München) gab allen Teilnehmern Tipps zur Arbeit mit Kindern mit LRS. Den logischen Schritt weg vom Arbeitsblatt, dem „Tod eines jeden Literaturunterrichts“, hin zu einer „multimedialen Umsetzung der Klassenlektüre“ erläuterte Stefan Salamonsberger, M.A. (LMU München; Uni Köln): „Ich kann Geschichte zwischen zwei Buchdeckeln erzählen, aber auch multimedial.“ Eine kreative Herange-hensweise, das Neuerzählen der Geschichten mit unterschiedlichsten Medien und das Nach-Außen-Tragen der Ergeb-nisse sind nach Ansicht Salamonsbergers die Garanten für einen gelungenen Literaturunterricht.

„Holen Sie die Jugendlichen in ihren Wohnzimmern ab: bei YouTube, Snapchat und Instagram“, forderte denn auch Christine Kranz von der Stiftung Lesen, die in ihrem Abschlussvortrag vor allem auf die Lesebedürfnisse der männ-lichen Jugendlichen einging und viele Buchempfehlungen für die 300 Teilnehmer des 5. Schulbibliothekstags parat hatte.

Vorhang fällt! – Leseförderer Hermann Ruch geht in den wohlverdienten Ru-hestandMit großem Beifall wurde Hermann Ruch verabschiedet. 13 Jahre hat er am ISB als Referent für Leseförderung und Schulbibliotheken gearbeitet. Nun verlässt er die Bühne, auf der er viele Jahre lang jede Gelegenheit nutzte, um auf die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von öffentlicher Bibliothek und Schule, der Schulbibliotheksarbeit sowie der Lese-förderung hinzuweisen. Seinen Platz einnehmen wird StRin Nina Ruisinger, bisher am Gymnasium Markt Schwaben (Landkreis Ebersberg/Oberbayern) tätig.

Dank für „narrisches Engagement“Er schätze ihn als einen angenehmen Menschen, der in Gesprächen stets sehr überzeugend sei, so Ministerialdirektor Herbert Püls. Mit viel Herzblut habe Ruch über Jahre hinweg das „Leseforum Bayern“ betreut, wusste Püls, der ihm für sein „narrisches Engagement“ herzlich dankte.

Ralph Deifel, der als Leiter der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen eng mit dem Leseförderer zusam-mengearbeitet hatte, blickte auf dessen Erfolge zurück. Dazu zählte er die Entwicklung der Schulbibliothekstage wie die Handreichung „Praxisleitfaden Schulbibliothek“, den Abschluss zahlreicher Kooperationsverträge zwischen Schul- und öffentlichen Bibliotheken und die Ansiedlung von nunmehr vier regional verteilten Schulbibliothekarischen Fachbe-ratern an der Landesfachstelle.

Das Bild zeigt von links Hermann Ruch mit den Schulbibliothekarischen Fachberatern Bärbel Booge und Jochen Diel. Bildrechte: Landesfachstelle/Sabine Hrach

Ein-Mann-Betrieb mit UnterstützungUm diese Leistung besser einschätzen zu können, sei es gut zu wissen, dass seine „personelle Ressource aus ihm selbst besteht“, so Deifel augenzwinkernd. Dazu kämen noch 30 Lehrkräfte aus ganz Bayern, die sich unter Ruch zum Arbeitskreis „Leseförderung und Schulbibliotheksarbeit“ zusammengeschlossen hätten.

Stellvertretend für die vier Fachberater und den oben genannten Arbeitskreis richtete Jochen Diel das Wort an Her-mann „Tausendsassa“ Ruch. Er dankte ihm für dessen positive Art im Umgang mit Herausforderungen. Besonders schätzte Diel das Zutrauen Ruchs in die Arbeit der SB-Fachberater, die in den letzten Jahren mit Unterstützung der

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Landesfachstelle äußerst erfolgreich die Beratungsschiene für Schulbibliotheken aufbauen und nach Bedarf ausgestal-ten konnten. Und auch der „gesunde Menschenverstand“, mit dem der Leseförderer Ruch an Dinge heranging, habe im „alltäglichen Dschungel voller bürokratischer Hindernisse“ gut getan, so Diel.

DIE AUTORIN:StRin (RS) Sabine Hrach ist Schulbibliothekarische Fachberaterin an der Außenstelle Regensburg der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen.

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FORUM

WAS LESEN SIE GERADE

Das Foto zeigt Dr. Bernhard Lübbers, Leiter der Staatlichen Bibliothek Regensburg. (Foto privat)

Dr. Bernhard Lübbers leitet seit 2008 die Staatliche Bibliothek Regensburg. Der gebürtige Niederbayer studierte Geschichte, Historische Hilfswissenschaften, Germanistik und Volkskunde an den Universitäten Regensburg, München und Dublin. Die Promotion erfolgte 2006 an der Universität Würzburg. Lübbers unterrichtet Bibliotheksgeschichte an der Bayerischen Bibliotheksakademie München und hat einen Lehrauftrag für Bayerische Landesgeschichte an der Uni-versität Regensburg.

Welches Buch oder welche Bücher lesen Sie gerade?

Ich lese schon immer – zumindest soweit meine Erinnerung reicht – mehrere Bücher parallel. Derzeit: Evangelio von Feridun Zaimoglu sowie Luthers Bibel von Karl-Heinz Göttert.

Wieso haben Sie gerade diese Bücher ausgesucht? War es eine gute Wahl?

Feridun Zaimoglu hat eine Kunstsprache erfunden, die dem Deutsch des 16. Jahrhunderts wohl sehr nahekommt. Insofern ist es eine sehr intensive Leseerfahrung. Man kann mit ihm in das frühe 16. Jahrhundert eintauchen. Das Buch liest sich so, als säße man mit Luther auf der Wartburg… . Parallel lese ich das Sachbuch zum Roman: Götterts Geschichte der Lutherbibel.

Würden Sie die Bücher weiterempfehlen? Wenn ja, wem?

Ja, beide! Jedem, der sich ein wenig auf die Hintergründe der Reformation einlassen möchte.

Auf welche ungelesenen Bücher freuen Sie sich?

Auf sehr viele. Z. B. auf Sandra Richters Weltgeschichte der deutschen Literatur. Aber auch auf den neuen Roman von Petra Morsbach freue ich mich schon. Sie kommt im April 2018 zu uns nach Regensburg und stellt „Justizpalast“ vor.

Welches ist Ihr Lieblingsbuch - das berühmte Buch, das Sie mit auf eine Insel nehmen würden?

Bertolt Brecht hat auf die Frage, was für ihn das wichtigste Buch der Weltliteratur sei, einmal geantwortet: „Sie wer-den lachen: die Bibel“. Das „Buch der Bücher“ wäre wohl auch meine Wahl für die Insel, einfach, weil es schlicht uner-schöpflich ist. Mein Lieblingsbuch ist aber ein anderes: Oskar Maria Grafs „Das Leben meiner Mutter“. Begeistert mich immer und immer wieder! Thomas Mann hat es ein „wahres Monument der Pietät und Liebe“ genannt, dem kann man sich nur anschließen.

Die bibliothekarische Frage: Wie oft leihen Sie Bücher aus einer Bibliothek aus?

Sehr oft. Allerdings halte ich es mit Rainer Maria Rilke. Mit geliehenen Büchern bleibe ich „per Sie“. Wenn ich mit einem Buch „per Du“ werden möchte, kaufe ich es mir.

Welcher Lesetyp sind Sie? Lesen Sie beispielsweise lieber abends oder morgens oder nur am Wochenende?

Bevorzugt abends, wenn meine Kinder im Bett sind, aber auch am Wochenende und im Urlaub.

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Liegen Ihre Bücher auf dem Nachttisch oder auf dem Tablet?

Ich bin medial da nur wenig gebunden. Ich verwende mein iphone, mein ipad und meinen eBook-Reader ebenso wie ganz klassisch gedruckte Bücher. Allerdings gilt auch hier das bereits oben Gesagte in anderer Form: Wenn ein Buch mich begeistert oder mir etwas bedeutet, dann will ich es auf Papier. Ich liebe die Haptik sowie die räumliche Dimen-sion eines gedruckten Buches. Das kann mir (noch?) kein elektronisches Buch bieten.

Was wünschen Sie Büchern für die Zukunft?

Ich glaube, dass es gedruckte Bücher noch lange geben wird. Mir persönlich würde tatsächlich etwas fehlen, wenn es sie nur noch in elektronischer Form gäbe. Zumindest in der Art, wie sie sich heute darstellen. Allerdings muss man festhalten, dass man hier auch nicht zu rigoros sein darf. Bei den Zeitungen habe ich mich längst umgestellt. Die lese ich nur noch auf dem Tablet… .

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KURZ NOTIERT

Bayern

Auftakt der Veranstaltungsreihe „Bibliotheken im Lebensbo-gen“„Die Stadtbibliothek Straubing zeigt mit ihrem neuen Angebot des japanischen Papiertheaters ‚Kamishibai‘ eindrucks-voll, wie mitreißende Leseförderung schon für die Kleinsten gelingen kann. Sie nimmt bereits die Jüngsten mit kreati-ven Methoden an die Hand. Damit erfüllt sie eine wesentliche Aufgabe unserer Bibliotheken: lebenslanges Lernen zu ermöglichen – vom Kleinkind bis zu den Senioren“, betonte Staatssekretär und Vorsitzender des Bayerischen Biblio-theksverbands (BBV) Bernd Sibler am 20. Oktober 2017 bei seinem Besuch in Straubing (Niederbayern).

Dort standen Kinder im Kindergarten-, Vorschul- und Grundschulalter im Mittelpunkt, für die Vorlese- und Erzählstun-den mit der Form des „Kamishibai“ lebendiger gestaltet werden. In dieser Form des Theaters können Bildfolgen und Bilder aus Bilderbüchern gezeigt werden, der Erzähler bleibt beim Vorlesen und Erzählen direkt neben der Bühne. Er kann so Blickkontakt mit dem Publikum aufnehmen und ein Gespräch über das Gehörte und Gesehene beginnen.

Kulturelle Teilhabe und lebenslanges Lernen„Bibliotheken sind wertvolle Kultur- und Wissensvermittler. Mit ihrem Angebot vor Ort und ihren vielfältigen Kooperati-onen mit Vereinen, Institutionen und anderen Bildungsträgern fördern sie kulturelle Teilhabe und lebenslanges Lernen. Sie können – auch über neue Informations- und Kommunikationstechnologien – Menschen jeden Alters erreichen und für ihr vielfältiges Angebot begeistern“, erklärte Staatssekretär Sibler mit Blick auf das reiche Spektrum der Einrichtun-gen.

In den kommenden Monaten wird Staatssekretär Sibler im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Bibliotheken im Lebens-bogen“ mehrere Einrichtungen besuchen, die Angebote für jede Altersgruppe machen und damit den gesamten Lebensbogen eines Menschen abbilden. „Lebenslanges Lernen gewinnt in unserer heutigen Informationsgesellschaft immer mehr an Bedeutung. Daher richten unsere Bibliotheken ihre Angebote noch stärker an den Bedürfnissen der verschiedenen Altersgruppen aus. Sie werden so zu lebenslangen Begleitern, die passgenaue Angebote der Bildung, aber auch der Fort- und Weiterbildung machen“, so der Staatssekretär.

Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vom 20.10.2017

Augsburg

Ausstellung zu häuslicher Gewalt in der Stadtbücherei Augs-burgIm Rahmen der Veranstaltungen zum „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ am 25. Novem-ber wurde in der Stadtbücherei Augsburg eine Ausstellung der „Terre des Femmes“-Gruppe Augsburg in Koopera-tion mit dem Verein „Weißer Schrei – Kunstprojekte gegen Gewalt e. V.“ eröffnet. Frauen werden in den eigenen vier Wänden – oft vom eigenen Partner – misshandelt, geschlagen oder gedemütigt. Die Ausstellung „Hol Dir dein Leben zurück!“ will sowohl Betroffenen Mut für einen Neubeginn machen und Hilfsangebote aufzeigen als auch Unbeteiligte auffordern, nicht länger wegzuschauen. Die Ausstellung besteht aus 60 Umzugskartons („Umzug in die Sicherheit“) und zwei Hörstationen. Ist der Blick für eine neue Perspektive zunächst durch bedrängend hohe Kartonsäulen verstellt und kein Ausweg erkennbar, weitet sich die Installation zu einem Schutzraum, in dem mögliche Hilfe und Anlaufstellen aufgezeigt werden. Jetzt stehen die Kartons für Neuanfang, Aufbruch und Veränderung. Das alte Leben wird einge-packt, ein neues begonnen. Die Ausstellung gibt dafür praktische Tipps, wie das Packen einer Notfalltasche, oder infor-miert über rechtliche und finanzielle Fragen.

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Das Bild zeigt eine Kunstinstallation als Teil der Ausstellung „Hol dir dein Leben zurück!“ in der Stadtbücherei Augsburg. Hellbraune Umzugkartons türmen sich als Mauer in die Höhe. Bildrechte: Stadtbücherei Augsburg

Aschaffenburg

Hofbibliothek

Zwei VorträgeDer Sozialwissenschaftler und Freimaurerforscher Prof. Hans-Hermann Höhmann stellte am 27.9.2017 unter dem Motto „Aufbruch – Aufklärung – Freimaurer: Von London in die Welt – 300 Jahre Weltbund der Brüderlichkeit“ den berühmten Geheimbund in der Hofbibliothek vor. Er gab Einblicke in die Welt der Freimaurer und ihre Anfänge vor 300 Jahren und erklärte ihr Selbstverständnis im 21. Jahrhundert. Die humanistischen Ideale der Aufklärung sind die Grundlagen der diskreten Gesellschaft, die sich als Wertegemeinschaft versteht und das freie kritische Denken zu för-dern sucht. Das anschließende Gespräch bot die Möglichkeit zu Fragen und Diskussion, was vom zahlreich erschiene-nen Publikum rege genutzt wurde.

Die Theologin und ehemalige Leiterin des Martinushauses, Dr. Gabriele Lautenschläger, stellte unter dem Titel „Hals-starrig und widerspenstig“ - Caritas Pirckheimer und die Reformation in Nürnberg diese außergewöhnliche Frau in einem Vortrag am 16.11.2017 vor. Caritas Pirckheimer war Äbtissin des Klaraklosters in Nürnberg. Als sich 1520 die Stadt zur Reformation bekennt, sollen alle Stadtklöster aufgelöst werden. Aber Pirckheimer widersetzt sich, sie und ihre Mitschwestern wollen dem katholischen Glauben treu bleiben. Nach einem fast aussichtslos scheinenden und jah-relangen Kampf lenkt der Stadtrat schließlich ein. Das Klarissenkloster durfte weiter bestehen, bis die letzte Nonne (1596) starb.

Auf dem Foto ist Prof. Hans-Hermann Höhmann beim Vortrag in der Hofbibliothek Aschaffen-burg zu sehen. Bildrechte: HB Aschaffenburg

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Bad Aibling

Stadtbücherei

Literaturwettbewerb für JugendlicheZum 30. Mal fanden von September bis November 2017 die Bad Aiblinger Literaturtage mit einem vielfätigen Pro-gramm statt. Neben anderen Partnern ist die Stadtbücherei Bad Aibling (Landkreis Rosenheim/Oberbayern) bei der Organisation maßgeblich beteiligt. Extra zum Jubiläum hatten die Veranstalter erstmals einen Schreibwettbewerb für Jugendliche initiiert.

Zum Abschluss nahmen die 15 Gewinner am 13. Oktober in der Stadtbücherei ihre Preise entgegen. Nach der Begrü-ßung durch Kulturreferentin Elisabeth Geßner stellten die Sieger dem Publikum ihre Beiträge vor und begeisterten mit überraschenden Inhalten und Texten voller Poesie. Die Musikerin Christina Hartmann setzte mit ihren teilweise selbst geschriebenen Songs feinfühlige musikalische Akzente zwischen den Auftritten und inspirierte ebenso wie die Jugend-lichen mit ihren Texten, eigene Gedanken aufs Papier zu bringen.

Die Preise in den Kategorien Lyrik und Prosa wurden jeweils in unterschiedlichen Alterskategorien vergeben, von 10 bis 13, von 14 bis 16 und von 17 bis 20 Jahre. Die Geldpreise, jeweils 100 Euro für den ersten, 60 Euro für den zweiten und 30 Euro für den dritten Platz in den drei Altersgruppen, sowie die Anthologie der Siegertexte wurden von mehre-ren Sponsoren finanziert. Das 54-seitige Anthologie-Heft ist auf Anfrage direkt bei der Stadtbücherei in Printform oder als PDF erhältlich (E-Mail: [email protected]).

Bamberg

Staatsbibliothek

Das Historische Lexikon Bayerns als Nachschlagewerk für die Fränkische LandesgeschichteIn einer gemeinsamen Veranstaltung des Stadtarchivs und der Staatsbibliothek Bamberg sowie des Instituts für Frän-kische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth präsentierte Daniel Rittenauer, M.A. (Baye rische Staatsbibliothek München) am 6. November 2017 das Historische Lexikon Bayerns und rückte dabei vor allem die oberfränkische Landesgeschichte in den Fokus. Das ausschließlich online erscheinende Sachlexikon behandelt in mehr als 1.000 Sachartikeln fundierte Informationen zur bayerischen Geschichte – vom Frühmittelalter bis zur jüngsten Zeit-geschichte.

Thomas Mann in BambergDie E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft und die Staatsbibliothek Bamberg veranstalteten am 3. November 2017 im E.T.A. Hoffmann-Haus einen gemeinsamen Vortrag. Professor Dr. Reinhard Düchting von der Ruprecht-Karls-Universität Hei-delberg sprach über das Thema „Thomas Mann: Mein Lieblingsgedicht oder Goethes Musensohn ist eben großenteils von Schubert. Thomas Manns Lyrische Hauspostille (1948)“.

Bei der Abbildung mit dem Titel Thomas Mann meets E.T.A. Hoffmann handelt es sich um eine Zeichnung von Christian Mischke. Bildrechte: SB Bamberg, Gerald Raab

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UniversitätsbibliothekSeit Jahren sind die Kurse für „Literaturverwaltung mit Citavi“ und „Webbasierte Literaturverwaltung“ fester Bestand-teil des Kursangebots der Universitätsbibliothek. Gemeinsam mit der Fachschaft Wirtschaftsinformatik und Ange-wandte Informatik wurde nun das Angebot um einen Workshop zur „Literaturverwaltung in LaTeX“ erweitert. Lehrende der Universität Bamberg können für einzelne Lehrveranstaltungen Moderationskoffer in den Teilbibliotheken ausleihen, die das Fortbildungszentrum Hochschullehre (FBZHL) angeschafft hat. Das dort enthaltene Material ermöglicht den Einsatz verschiedenster Methoden zur didaktischen Vermittlung und Moderation.

Forschungsprojekt Lernwelt HochschuleEin Forschungsprojekt der Hochschule der Medien Stuttgart, der Hochschule für angewandte Wissenschaften Ham-burg, der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation e. V. untersucht die konzeptionelle Gestaltung der Lernwelt Hochschule. Im Mittelpunkt des dreijährigen Projektes, das von der Dieter Schwarz Stiftung mit 700.000 Euro gefördert wird, steht die Gestaltung von physischen, digitalen und hybriden Lernräumen an Hochschulen und damit verbundene Organisationskonzepte.

DOI-Vergabe an der UniversitätsbibliothekDie Universitätsbibliothek fungiert als Datenzentrum für die Vergabe von Digital Object Identifier (DOI) an der Univer-sität Bamberg. Auf Beschluss der Universitätsleitung vergibt sie DOIs für digitale Objekte (z. B. Forschungsmaterialien, Aufsätze/Artikel, Digitalisate, Bilder) der Mitglieder der Universität und garantiert die dauerhafte Verfügbarkeit des Objekts und der Metadaten sowie die Qualität und Vollständigkeit der Metadaten.

Open-Access-FondsAuch für die Jahre 2018 und 2019 setzt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Förderung des Open-Access-Fonds der Universität Bamberg fort. Die DFG erkennt damit das Anliegen der Universität an, gerade auch in einer vor-wiegend geistes- und sozialwissenschaftlichen Umgebung Open Access zu fördern.

Coburg

Landesbibliothek

Ergänzung der Johann-Strauß-SammlungDer Walzerkönig Johann Strauß nahm der Liebe wegen die Sachsen-Coburger Staatsbürgerschaft an. Bevor er seine dritte Ehefrau heiraten konnte, musste erst seine zweite Ehe geschieden werden. In Österreich war das damals noch nicht möglich, im evangelischen und liberalen Herzogtum Coburg schon. Nach dem Wechsel von Staatsbürgerschaft, Konfession und erfolgter Ehescheidung konnten Johann und Adele Strauß schließlich in der Schlosskirche der Cobur-ger Ehrenburg heiraten. Die Landesbibliothek Coburg verfügt entsprechend über eine Johann-Strauß-Sammlung und beherbergt das Depot der Deutschen Johann-Strauß-Gesellschaft mit dem Sitz Coburg. Unter anderem befindet sich der Nachlass der Adele Strauß hier. Er konnte soeben durch den Ankauf von sieben weiteren Dokumenten zur Familie Strauß passend ergänzt werden.

Vortrag in AltenburgAuf Einladung der Barbarossa-Stiftung nahm Bibliotheksdirektorin Dr. Silvia Pfister an dem Kongress „Unmögliche Geschichte(n)? – Kaiser Friedrich I. Barbarossa und die Reformation“ am 15. und 16. Dezember 2017 in Altenburg teil. Sie hielt einen Vortrag über die Barbarossa-Bilder in der Chronik und den Geschichtswerken Spalatins. Anhand von Georg Spalatins, im Auftrag Kurfürst Friedrichs III. von Sachsen angefertigten Chronik, die sich heute ganz überwie-gend in der Landesbibliothek Coburg befindet, lassen sich bemerkenswerte Zusammenhänge nachweisen. Zeitgleich mit der Entstehung von Martin Luthers Thesen befasste man sich innerhalb des Wittenberger Netzwerks intensiv mit der eigenen „teutzschen“ Vergangenheit und dort gefundenen alternativen Modellen für das Zusammenspiel von Kai-ser, Reich und Papst.

Stadtbücherei

Gemeinsame Broschüre der Bibliotheken in Stadt und Land-kreis CoburgDen Tag der Bibliotheken am 24. Oktober nahmen die Bibliotheken aus Stadt und Landkreis Coburg (Oberfranken) zum Anlass, ihre gemeinsam erstellte Broschüre der öffentlichen Bibliotheken der Region vorzustellen, worin 16 Büche-reien verschiedener Größe mit Kontaktdaten und Öffnungszeiten zu finden sind. Jeweils ein Foto gibt einen Einblick in die Bibliotheksräume. Die Broschüre ist ein Ergebnis der engen Zusammenarbeit der Bibliotheken im Landkreis. Aus dieser Kooperation ist auch der seit Oktober 2012 bestehende Katalogverbund Findus@CO entstanden. Er verzeich-

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net alle Bestände der Teilnehmer, die bereits mit EDV ausleihen, in einer gemeinsamen Datenbank. Kundinnen und Kunden haben die Möglichkeit, gegen einen geringen Kostenbeitrag Bücher und andere Medien aus den beteiligten Bibliotheken in die eigene zu bestellen und dort auszuleihen. Somit kann jede Bücherei auf ein Angebot von momentan 140.000 Medien verweisen.

Der Versand der Medien erfolgt mit Unterstützung des Landratsamts. Dieses hat auch im Rahmen der Aufgaben für die Bildungsregion Coburg die technische Abwicklung der Broschüre übernommen. In seinem Grußwort betont Land-rat Michael Busch, dass Bibliotheken auch in Zeiten des Internets noch gebraucht werden, sie sind „Orte des Wissens und Treffpunkte zum Austausch“. Mit Hilfe großzügiger Sponsoren konnte die Informationsbroschüre finanziert werden, denn die meist kleinen Gemeindebüchereien verfügen kaum über eigene Werbemittel.

Eichenau

50 Jahre GemeindebüchereiBeim Blick in die Ortschronik der Gemeinde Eichenau (Landkreis Fürstenfeldbruck/Oberbayern) war Bürgermeister Peter Münster eher zufällig auf dieses Jubiläum gestoßen. 1967 wurde im neuen Rathaus kurz nach der Einweihung auch die Gemeindebücherei eröffnet, musste aber aus Platzgründen bereits 1972 in das neu errichtete Nebengebäude der Starzelbachschule umziehen, wo sich heute das Pfeff erminzmuseum befindet, und fand schließlich im Oktober 1994 ein Domizil im neuen Gebäude am Johanna-Oppenheimer-Platz 1.

Seit der Eröffnung vor 50 Jahren hat sich die Bücherei vielfach gewandelt und immer wieder „verjüngt“, nicht nur räumlich und mit neuem Mobiliar. Neue Medien, EDV und Internet verbesserten den Service für die Benutzer. Seit Oktober 2012 konnte das Angebot im Onleihe-Verbund der DigiBObb. durch digitale Medien erheblich erweitert und aktualisiert werden. Während der Öffnungszeiten steht den Besuchern inzwischen auch kostenlos WLAN zur Verfü-gung. Im Frühjahr 2017 erfolgte die Umstellung auf einen besonders für die Nutzer sehr komfortablen WebOPAC. Dank finanzieller Unterstützung durch den Freistaat Bayern konnte der dafür benötigte neue Server angeschafft werden.

Ebenfalls im Jubiläumsjahr klappte es endlich mit der Eröffnung der „Buchhaltestelle“ am S-Bahnhof Eichenau. Das lange Warten hat sich gelohnt, denn die gelbe, ehemalige Telefonzelle ist ein echter Blickfang und wird rege besucht. Die Betreuung haben überwiegend ehrenamtliche Bücherfreunde übernommen. Büchereileiterin Gisela Lehner freut sich, dass auch für dieses offene Bücherregal von der Landesfachstelle staatliche Fördergelder vermittelt werden konn-ten.

Elsenfeld

Umbau der Gemeindebibliothek vollendet Rechtzeitig zur Feier ihres 40-jährigen Bestehens im Oktober 2017 präsentierte sich die Gemeindebibliothek Elsen-feld (Landkreis Miltenberg/Unterfranken) in neuem Gewand. Vorausgegangen war eine fünfmonatige Sanierungsmaß-nahme, für die 680.000 Euro Baukosten und 80.000 Euro Einrichtungskosten aufgewendet wurden. Die BSB/Landes-fachstelle vermittelte staatliche Zuschüsse in Höhe von 21.400 Euro. Gelungen ist das Vorhaben des Architekten Bert-win Kaufmann, die Bibliothek in eine zeitgemäße Form zu bringen. Was kein leichtes Unterfangen war, denn schließlich sollte der Bau, mit der Alten Dorfkirche in unmittelbarer Nachbarschaft, eine Symbiose von Gestern und Heute bilden.

Das Bild zeigt eine Außenansicht der Gemeindebibliothek Elsenfeld mit einem Banner „40 Jahre Bibliothek“. Bildrechte: Markt Elsenfeld

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Bei einer kleinen Feierstunde lobte Bürgermeister Matthias Luxem die Entwicklung der Bibliothek und ihre Bedeutung für das kulturelle Leben der Marktgemeinde. Landrat Jens Marco Scherf und Edith Wenzel vom Verein Freunde der Gemeindebibliothek e. V. sowie Rebecca Jacoby von der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen in Würz-burg gratulierten zur erfolgreichen Umsetzung. Dazu gehören unter anderem rollbare Regale, ein behindertengerech-ter Fahrstuhl im Gebäude sowie eine E-Bike-Ladestation und ein öffentliches WC im angrenzend überdachten Anbau. Gisela Schlange-Schäfer, Leiterin der Bibliothek, hatte die betriebliche Organisation inne und bedankte sich dafür, dass ihr die Freiheit der Innenplanung zugestanden wurde. „Es war ein aufregendes und anstrengendes Jahr. Aber wir haben es geschafft – und das bei laufendem Betrieb!“

Außerdem verfügt die Gemeindebibliothek als erste unterfränkische Bibliothek über einen eCircle. Dies ist ein interak-tives Modul, das den Lesern ermöglicht, vor Ort auf die Medien der „Onleihe“ zuzugreifen. Das Gerät kann über einen Touchscreen bedient werden und macht verfügbare digitale Medien in der Bücherei sichtbar.

Erlangen-Nürnberg

Universitätsbibliothek

Lange Nacht der Wissenschaften 2017Die Universitätsbibliothek beteiligte sich mit großem Erfolg an der Langen Nacht der Wissenschaften am 21. Oktober. Im Nachmittagsprogramm fanden 524 Kinder und Erwachsene den Weg in die UB, ließen sich über Kinder-Suchma-schinen und die Berufe in der Bibliothek informieren, druckten ein Bild oder stellten ein Heft mit Exlibris und Suprali-bros her.

Im Abendprogramm waren die Führungen durch die historischen Räume und Magazine schnell ausgebucht. Wer hier nicht zum Zuge kam, konnte die eigene Bibliothek auf dem Bücherbasar ergänzen oder im Katalogsaal die Entwicklung vom Bandkatalog über den historischen Zettelkatalog zum ersten elektronischen Katalog nachverfolgen. Über 4.000 Besucher kamen in die Alte UB bzw. die Hauptbibliothek.

Reichenauer GipfeltreffenAm 15. November 2017 wurden zwei Handschriften, die im Kloster Reichenau entstanden und heute in der Stadt-bibliothek Nürnberg und der Universitätsbibliothek gehütet werden, im Rahmen einer Veranstaltung des Lehrstuhls für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) das erste Mal seit Jahrhunderten wieder zusammen gezeigt. Seit zehn Jahren ist der Lehrstuhl maßgeblich am Programm SCRIPTO (Scholarly Codicological Research, Information & Palaeographical Tools) beteiligt, das eine for-schungsorientierte Einführung in das mittelalterliche und frühneuzeitliche Büchererbe anstrebt.

VD17/VD18 in ZVDD eingespieltAlle Titel der abgeschlossenen VD17- und VD18-Projekte sind seit Ende November im Zentralverzeichnis Digitalisierter Drucke nachgewiesen. Die UB Erlangen-Nürnberg ist Pilotbibliothek für alle den BVB-Multimedia-Server nutzenden Bib-liotheken und bedankt sich ganz herzlich bei der Verbundzentrale für die Entwicklung der OAI-Schnittstelle.

Projekt „eHumanities – interdisziplinär“Das Projekt „eHumanities – interdisziplinär“ will das Angebot zur Verwaltung von Forschungsdaten im interdisziplinä-ren Fachgebiet der digitalen Geistes- und Sozialwissenschaften auf- und ausbauen. Digitale Bibliotheksexpertise wird eingebracht durch die Universitätsbibliotheken der FAU und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), tech-nische Kompetenz durch die IT-Gruppe Geisteswissenschaften der LMU, fachliches Know-how durch die Fachcommuni-ties der beiden Universitäten. „eHumanities – interdisziplinär“ wird vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst im Rahmen des „Digitalen Campus Bayern“ für eine Laufzeit von drei Jahren gefördert.

Fürth

Bundesweiter Vorlesetag in der Volksbücherei Was könnte man an einem Herbsttag Schöneres tun, als an einem gemütlichen Ort zusammenzukommen und span-nenden und faszinierenden Geschichten zu lauschen? Vermutlich nicht viel – daher hat die Volksbücherei Fürth den diesjährigen Bundesweiten Vorlesetag zusammen mit ihren Lesern gebührend gefeiert. Am Nachmittag des 17. November gab es ein buntes Vorleseprogramm für Groß und Klein mit Vorlesern aus der Region, darunter Ober-bürgermeister Thomas Jung, Bürgermeister Markus Braun, Nicolas Heckel als Vertreter der SpVgg Greuther Fürth und weitere Freunde und Unterstützer der Volksbücherei.

Ein klares Ziel bei der Gestaltung dieses Vorlesetages war es, möglichst allen Altersgruppen ein ansprechendes Pro-gramm zu bieten – da gerade an Erwachsene beim Thema Vorlesen oft nicht gleich gedacht wird, war der „Nacht-schwärmer-Abend“, ein gemütlicher Vorlese-Abend mit Texten über Nachteulen, Schattenwesen und andere nächtliche Erscheinungen, ein Highlight des Aktionstages. Die musikalische Untermalung durch die Band „Sky Blue Skin“ und der

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nächtliche Ausblick über die Dächer der Stadt sorgten zusammen mit vielen charismatischen Vorlesern für einen atmo-sphärischen Abschluss des Tages.

Das Bild zeigt den Fürther Bürgermeister Markus Braun beim Vorlesetag in der Volksbücherei Fürth. Bildrechte: Stadt Fürth

Lauf a.d.Pegnitz

Stadtbücherei

Beate Hafer-Drescher in den Ruhestand verabschiedet „Engagiert, leidenschaftlich, eine Kämpferin für die Sache, dabei immer menschlich und geradlinig“, das waren die Attribute, die bei der feierlichen Verabschiedung von Beate Hafer-Drescher in den Ruhestand nach 33 Jahren als Leite-rin der Stadtbücherei Lauf (Mittelfranken) einhellig zu hören waren. 1984 hatte die Bibliothekarin ihr Büro im damali-gen Büchereigebäude am Salvatorweg bezogen.

Erster Bürgermeister Benedikt Bisping bedankte sich in seiner Rede für die jahrzehntelange Arbeit Hafer-Dreschers, die die Bibliothek mit ihren Angeboten zu einem Ort für alle Menschen gemacht habe. Dabei nahm er insbesondere die Laufer Literaturtage in den Fokus. Auch Landrat Armin Kroder würdigte das deutschlandweit prämierte Literaturfestival als ein Markenzeichen über die Region hinaus. Wie wichtig nachgewiesenermaßen eine Bibliothek für das Umland im ländlichen Raum sei, betonte Ralph Deifel, Leiter der BSB/Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen. Mit einer liebevoll satirisch angehauchten „Lesung“ aus Buch und Beamerpräsentation stellten Hauptamtsleiter Benjamin Wallner und Industriemuseumsleiterin Dr. Christiane Müller Stationen des Berufsweges von Beate Hafer-Drescher nach. Zeitungsausschnitte und Anekdoten belegten ihren uneingeschränkten Einsatz für die Stadtbücherei. Dass sie wohl den richtigen Beruf gewählt habe, meinte Hafer-Drescher scherzhaft in ihrer Abschiedsrede. Die Nachfolge von Hafer-Drescher hat ihr bisheriger Stellvertreter Andreas Reichel angetreten.

München

Bayerische Staatsbibliothek

Unser Mann in Taipeh ...Im November 2017 nahm Dr. Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, als Invited Speaker an der Pacific Neighborhood Conference 2017 in Taiwan teil. Das Thema seines Vortrags lautete: „Library Users in Digital Ecosystems – Milestones and Obstacles“. Die Konferenzteilnahme ist Ausdruck der langjährigen und ausge-zeichneten Kooperation der Bayerischen Staatsbibliothek mit der National Central Library of Taiwan. Im Rahmen dieser Kooperation soll im Herbst 2018 die Ausstellung „SHOWCASE – Künstlerbücher aus der Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek“ in Taipeh gezeigt werden.

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Das Foto zeigt Generaldirektor Dr. Klaus Ceynowa in Taiwan. Bildrechte: BSB

Bücher ins Netz – zehn Jahre Kooperation mit GoogleIm März 2007 gaben die BSB, der damalige bayerische Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel und Google bekannt, dass sich die Bibliothek Googles Buchsuche-Projekt anschließt. Im Rahmen einer Kooperation mit dem Internetkonzern sollten die urheberrechtsfreien Bestände der Bibliothek schwerpunktmäßig vom 17. bis Ende des 19. Jahrhunderts digitalisiert werden. Nach der Erarbeitung und Einrichtung eines komplexen Workflows begannen Anfang 2008 schließ-lich die Digitalisierungsarbeiten. Heute, nach zehn Jahren, bietet die Bayerische Staatsbibliothek über zwei Millionen Bände online an. Sie besitzt damit den größten digitalen Datenbestand aller deutschen Bibliotheken. Das Projekt wurde zwischenzeitlich erweitert und auch Bestände der Staatlichen Bibliotheken in Regensburg, Passau und Augsburg, die der Bayerischen Staatsbibliothek nachgeordnet sind, wurden miteinbezogen. Eine virtuelle Ausstellung zeigt anlässlich des 10-jährigen Kooperationsjubiläums einen Einblick in die von Google digitalisierten Bestände. Zur virtuellen Ausstel-lung: http://bsb.bayern/10jahrebuecherinsnetz

Freies Surfen für alle – BayernWLAN in der Bayerischen StaatsbibliothekAb sofort gibt es in nahezu allen Nutzungsbereichen der Bayerischen Staatsbibliothek WLAN für alle – kostenfrei, offen und unbegrenzt. Nutzerinnen und Nutzer brauchen keinen Account, sondern können sich direkt via @Bay ernWLAN mit einem der zahlreichen Hotspots verbinden, die die Bayerische Staatsbibliothek in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Rechenzentrum zur Verfügung stellt. BayernWLAN ist eine Initiative des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat, das bis 2020 als „erstes Bundesland mit eigenem WLAN-Netz“ 20.000 neue Hotspots in Bayern installieren lässt. Weiterhin bietet die BSB allen mit gültigem Bibliotheksausweis die Möglichkeit, sich nach Registrierung über das hauseigene WLAN ins Internet einzuloggen.

Kulturportal bavarikon: neuer NewsletterDer neue Newsletter des Kulturportals bavarikon ging im Oktober an den Start: Jeden Monat gibt er zukünftig einen Überblick über neue Inhalte und Partnerinstitutionen und informiert über Wissenswertes rund um bavarikon. Thema der ersten Ausgabe war das 500. Reformationsjubiläum. Den Newsletter können Sie abonnieren unter:

https://newsletter.bavarikon.de/

Internationale Jugendbibliothek

Jahresausstellung „Summende Staatenbauer und pikende Plagegeister“Insekten und Spinnentiere sind in der Kinder- und Jugendliteratur zahlreich vertreten. Systematisiert werden sie in Sachbüchern, sie schwirren durch Kindergedichte und -lieder und gehören ebenso zum Inventar klassischer Tierdich-tungen, wie sie in Bilderbüchern und Romanen zu Hause sind: „Die kleine Raupe Nimmersatt“ frisst sich seit Jahr-

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zehnten durch viele Äpfel und Birnen, „Spyflugan Astrid“ erscheint als schwedisches Bilderbuchpendant zur vorwitzigen Biene Maja und im Roman „Käferkumpel“ werden kluge Käfer zu Helden. Die neue Jahresausstellung der Internationa-len Jugendbibliothek begibt sich auf eine Expedition ins Tier- und Literaturreich, um die facettenreichen Darstellungen von Insekten und Spinnengetier in internationalen Kinder- und Jugendbüchern aufzuspüren. Sie präsentiert krab-belndes Getier aus der Nonsensdichtung, zeigt täuschend echt aussehende Sachbuchillustrationen und erkundet, wie Sechs- und Achtfüßler aufgrund ihrer Verhaltensweisen und Eigenschaften in der Fabel oder im modernen Kinderroman als Exempel und Symbol genutzt werden, um psychologische, soziale und politische Einstellungen sichtbar zu machen. Zur Ausstellung werden Workshops für Schulklassen angeboten.

Universitätsbibliothek der LMU

Ausstellung: „Vogelwild“

Hier ist das Plakat der von der Universitätsbibliothek der LMU präsentierten Ausstellung „Vo-gelwild“ zu sehen. Bildrechte: LMU

Die Universitätsbibliothek präsentierte vom 10. Juli bis 13. Oktober aus ihrem Rarabestand die „Histoire naturelle des oiseaux“ von Georges Louis Le Clerc de Buffon (1707-1788). Diese Naturgeschichte der Vögel ist zwischen 1770 und 1783 in Paris als Teilelement des Buffonschen Hauptwerks „Histoire naturelle générale et particulière“ erschienen.

Die Allgemeine und spezielle Geschichte der Natur verfasste Buffon in Zusammenarbeit mit Louis Jean-Marie Dau-benton; sie sollte ursprünglich 50 Bände umfassen. Ab 1749 bis zum Tod Buffons 1788 erschienen 36 Bände. Unter Federführung des Comte de Lacépède wurden weitere acht Bände veröffentlicht. In Frankreich verschaffte das in vielen Sprachen übersetzte Werk seinem Urheber große wissenschaftliche Anerkennung und Popularität.

Eine deutsche Ausgabe (Allgemeine Historie der Natur) – versehen mit einem Vorwort Albrecht von Hallers – erschien ab 1752 bei Grund und Holle in Hamburg, ab 1766 auch bei Holle in Leipzig. Eine Berliner Ausgabe besorgte Joachim Pauli ab 1771. Das in der UB der LMU präsentierte Exemplar wurde vollständig koloriert. Es stammt ursprünglich aus der Kurpfälzischen Hofbibliothek Mannheim. Nachdem 1720 Kurfürst Karl Philipp (1716-1742) seine Residenz von Hei-delberg nach Mannheim verlegt hatte, wurde in der Quadratestadt eine neue Hofbibliothek aufgebaut. Sie wuchs bis zum Ende des 18. Jahrhunderts auf die damals nur von wenigen Bibliotheken erreichte Größe von 90.000 Bänden an.

Beim Übergang Mannheims an Baden 1803 wurden ihre Bestände als Wittelsbachisches Hausgut zum größten Teil nach München gebracht. Nur 3.000 Bände – vor allem theologische und juristische Werke – sind heute noch an der Univer-sitätsbibliothek Mannheim vorhanden. Im Tausch mit der Münchner Hofbibliothek gelangten zu Beginn des 19. Jahr-hunderts Werke der Kurpfälzischen Hofbibliothek in den Bestand der Universitätsbibliothek der LMU München, die sich von 1800 bis 1826 in Landshut befand.

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Universitätsbibliothek der TU

„Report Broken Link“ in SFX – neuer Service an der Universitätsbibliothek der Technischen Universität MünchenDer Linkservice SFX der Firma Ex Libris bietet einen schnellen und komfortablen Weg von der Literatursuche zum Dokument. In Datenbanken und Suchportalen leitet der SFX-Link Kundinnen und Kunden zu einer Übersicht weiter, die mögliche Wege zum Volltext eines Artikels darstellt. Im optimalen Fall führt der SFX-Link direkt zum Volltext. Immer wieder kommt es aber vor, dass der in SFX hinterlegte Link zu einer Fehlermeldung führt.

Als erste Universitätsbibliothek in Bayern bietet die Universitätsbibliothek der Technischen Universität München seit März 2017 deshalb ihren Kundinnen und Kunden den neuen Service „Report Broken Link“ der Firma Ex Libris an. Kli-cken Kundinnen und Kunden im SFX-Menü auf den Button „Volltext verfügbar“ und führt das nicht zum gewünschten Artikel, so erscheint die Anzeige „Nicht funktionierenden Link melden“. Wählen sie diese Anzeige an, wird Ex Libris in einer Fehlermeldung über das Ziel der Anfrage (Target) und die Target-URL informiert. Erst wenn mehrere Fehlermel-dungen zum Target und der Target-URL bei Ex Libris eingegangen sind, geht die Firma dem Fehler nach. Bis sie das Problem behebt, kann jedoch einige Zeit vergehen. Damit der Kundin oder dem Kunden aber unverzüglich geholfen werden kann, öffnet sich, gleichzeitig mit der Fehlermeldung an Ex Libris, ein Pop-up-Fenster. In diesem kann man seine eigene E-Mail-Adresse angeben und das Problem beschreiben. Diese Nachricht trifft beim Team Zeitschriften & Elektronische Medien der Universitätsbibliothek ein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Teams können schnell reagieren und der Kundin bzw. dem Kunden in den meisten Fällen zum gewünschten Artikel verhelfen. In den vergan-genen neun Monaten wurden 280 Anfragen bearbeitet. Nur zu einem kleinen Teil handelte es sich um defekte Links oder fehlerhafte Angaben im Datenpool von SFX. Manchmal hatten die Kundinnen und Kunden nur vergessen, sich in das Netz der TUM einzuloggen.

Mehr und attraktivere Lernplätze in der Teilbibliothek Stammgelände der TUMGestiegene Studierendenzahlen und neue Anforderungen an Lernräume waren Anlass für umfassende Modernisie-rungsarbeiten in der Teilbibliothek Stammgelände der Universitätsbibliothek der Technischen Universität München. Im zweiten Obergeschoss entstanden 60 neue Arbeitsplätze mit höhenverstellbaren Schreibtischen, ergonomischen Stühlen und Arbeitsplatz trennenden Paneelen. Die Trennelemente dienen dem Schall- und Sichtschutz, an Magnet-leisten können Lernzettel angebracht werden. Die Arbeitsplätze sind nun elektrifiziert – über Schuko- und USB-Ste-cker können die Akkus elektronischer Geräte aufgeladen werden. 14 hochwertige sogenannte Sitzeier umgeben den Lernbereich. Neben den Arbeitsplätzen bieten Acrylsteinbänke weitere 20 Leseplätze mit vielen Steckdosen. Um den aktuellen Lerngewohnheiten der Studierenden gerecht zu werden, wurden angrenzende Büroräume in sechs Gruppen-arbeitsräume mit 44 Arbeitsplätzen umgebaut. In allen Gruppenarbeitsräumen können Studierende Laptops an 65 Zoll große Touchscreens anschließen. Whiteboards ergänzen die Ausstattung. Alle neuen Räume sind mit ausreichend vielen Steckdosen ausgestattet. Doppelt verglaste Türen sorgen für eine gute Schallisolierung. Der Präsentations-übungsraum wird diesen Bereich komplettieren. Zwei Kameras zeichnen die Studierenden auf, die dort ihre Präsenta-tion üben. Die Aufzeichnungen können anschließend angeschaut und analysiert werden – gleich vor Ort oder auf dem eigenen Computer zu Hause. Der Präsentationsübungsraum wird Mitte des Jahres 2018 fertiggestellt. Ein elektroni-sches Reservierungssystem für die neuen Räume ist in Vorbereitung. Zukünftig sollen die Gruppenarbeitsräume und der Präsentationsübungsraum online gebucht werden können. Der größte der Gruppenarbeitsräume soll jedoch nicht reserviert werden können, da mehrere Arbeitsgruppen dort gegebenenfalls gleichzeitig arbeiten werden. 2018 wird die Technische Universität München ihren 150. Geburtstag feiern. Weil die Veranstaltungen im Festjahr weitgehend baustellenfrei stattfinden sollen, wird der Eingangsbereich der Teilbibliothek Stammgelände erst 2019 modernisiert. Geplant sind neue Lese- und Arbeitsplätze, eine Lernlandschaft, die Verkleinerung der Ausleihtheke sowie ein innovati-ves Beleuchtungskonzept.

Nürnberg

Stadtbibliothek im Bildungscampus

Ausstellung „Hans Sachs – Der Dichter der Reformation in Nürnberg“ Der Schuhmachermeister Hans Sachs (1494-1576) ist nicht nur der berühmteste und produktivste Dichter des 16. Jahrhunderts. In seinen zahlreichen volkssprachigen Dichtungen trug er zur Popularisierung der Lehren des Reforma-tors Martin Luther in Nürnberg bei. Die Stadtbibliothek Nürnberg nahm den Abschluss der Lutherdekade zum Anlass, um in einer Kabinettausstellung nicht nur an den Meistersinger im Dienst der Reformation zu erinnern, sondern auch um Annäherungen an die Person anhand von Originalhandschriften zu versuchen.

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Der ursprüngliche Anlass der Ausstellung war ein neu erworbener Druck mit eigenhändiger Widmung des Hans Sachs, der berühmte Band 1 der sogenannten Folioausgabe, der seiner zweiten Frau Barbara gewidmet ist. Zu sehen war unter anderem auch eine Auswahl der umfangreichen Materialsammlung zum Meistergesang in der Stadtbibliothek.

REGENSBURG

Hochschulbibliothek

Neue Technik in den GruppenarbeitsräumenUm den Service für alle Nutzerinnen und Nutzer zu verbessern, bietet die Hochschulbibliothek Regensburg seit kur-zem im großen Gruppenarbeitsraum der Hauptbibliothek ein SMART Board Interactive Flat Panel SPNL-4070 an. Auf Anfrage erhalten Interessierte eine Kurzeinführung zur Bedienung des Gerätes, das ohne Reservierung genutzt wer-den kann. Zudem wurden alle drei Gruppenarbeitsräume im Lesesaal mit je einem großen Monitor ausgestattet, um Studierende beim Erstellen von gemeinsamen Projekten zu unterstützen. Das Zubehör für die Monitore sowie für das SMART Board (Fernbedienung, Tastatur etc.) können sich die Studierenden an der Ausleihtheke entleihen.

Universitätsbibliothek

Elektronische Zeitschriftenbibliothek seit 20 Jahren online: Universitätsbibliothek feierte Jubiläum„Vor 20 Jahren beschritt die Universitätsbibliothek Regensburg neue Wege im Internet. Es ging darum, innovative, nutzerfreundliche Lösungen für die damals erst aufkommende elektronische Publikationsform von Zeitschriften zu fin-den“, erinnert sich Dr. Evelinde Hutzler, die diesen Servicebereich seit vielen Jahren leitet. Entstanden ist ein moder-ner webbasierter Bibliotheksservice, der heute an über 600 Bibliotheks- und Wissenschaftsstandorten im In- und Aus-land im Einsatz ist.

Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek lud die Universitätsbibliothek Regens-burg am 5. Oktober 2017 zu einer Festveranstaltung.

Der Leiter der Universitätsbibliothek Regensburg, Dr. André Schüller-Zwierlein, bedankte sich bei Personen und Insti-tutionen, die die Geschichte und Gegenwart der EZB geprägt haben. Nach seinem Dank an seinen Vorgänger Dr. Fried-rich Geißelmann, der den Aufbau der EZB mit visionärem Weitblick initiierte, stellte er insbesondere die herausragende tägliche Zusammenarbeit aller anwendenden Einrichtungen in den Mittelpunkt. Denn nur durch die Kooperation so vieler Bibliotheken und Forschungseinrichtungen sei es möglich, mit dem starken Wachstum an elektronischen Publi-kationen Schritt zu halten. So bietet die EZB Zugang zu mehr als 92.000 wissenschaftlichen E-Zeitschriften aus allen Fachgebieten, die mit jährlich weit über 10 Millionen Titelnutzungen guten Anklang bei ihren Benutzerinnen und Benut-zern finden.

Der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, Dr. Klaus Ceynowa, und die Leiterin der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Konstanze Söllner, würdigten in ihren Grußworten die vielfältigen Vorteile dieses digitalen Services und beleuchteten die Bedeutung der EZB für die wissenschaftliche Informationsversorgung. Die Vorzüge des länder-übergreifenden Austausches zwischen den Teilnehmerbibliotheken kamen in den Grußworten von Ilona Peterson und Karolína Košťálová aus Sicht der Library of Congress in Washington, D.C. bzw. der Nationalbibliothek der Tschechi-schen Republik in Prag auf eindrucksvolle Weise zum Ausdruck

Schwandorf

Festakt zur 40-Jahr-Feier der Stadtbibliothek „Die Stadtbibliothek ist aus dem kulturellen Leben der Stadt Schwandorf nicht mehr wegzudenken.“ Dieses Fazit zog Oberbürgermeister Andreas Feller am 21. November 2017 in einem Festakt zum 40-jährigen Bibliotheksjubiläum. Mit zahlreichen Aktivitäten belebt die Stadtbibliothek seit vier Jahrzehnten das Kulturangebot der Oberpfälzer Kreisstadt. Bereits bei der Gründung zählte sie mit 44 Wochenstunden Öffnungszeit zu den benutzerfreundlichsten Bibliotheken Bayerns. Die Nähe zum Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium und zur Pfarrei Kreuzberg führte in den Jahren 1977 bzw. 1980 zu Kooperationsverträgen mit diesen beiden Einrichtungen. Daraus entstand eine überaus fruchtbare Zusammen-arbeit, ebenso mit anderen Einrichtungen der Erwachsenenbildung, wie der VHS oder dem Katholischen Bildungswerk.

Seit 1. Oktober 1982 leitet Alfred Wolfsteiner die Bibliothek. Vor allem die Leseförderung hatte sich die Bibliothek von Anfang an auf ihre Fahnen geheftet und seit nahezu 40 Jahren gibt es monatliche Vorlesestunden mit Sieglinde Zieg-ler. Aber auch Aktionen „Kinderbücher im Klassensatz“ (seit 1983), Bibliotheksausweise in die Schultüte (seit 2001) und die Kennzeichnung der Bibliotheksbücher mit „Antolin“-Aufklebern. Für ihre Leseförderaktivitäten wurde die Biblio-thek bereits mehrfach ausgezeichnet.

Zudem war die Bibliothek bei technischen Neuerungen immer am Puls der Zeit, zuletzt mit der Einführung des Musik-Streamingdienstes freegal im Frühjahr 2017, wie Ralph Deifel, Leiter der BSB/Landesfachstelle, neben zahlrei-chen anderen Beispielen ausführte. In einer Premiere stellte anschließend die Regisseurin Julia Schnorrer den neuen

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Imagefilm der Bibliothek (www.youtube.com/ watch?v=BxQYx3MBqaA) vor.

„Totgesagte leben länger“, zu diesem Fazit kam abschließend der pensionierte Generaldirektor der Bayerischen Staats-bibliothek, Dr. Rolf Griebel, in seinem mit großem Beifall bedachten Festvortrag unter dem Thema „Ende oder Renais-sance der Bibliotheken im digitalen Zeitalter“. Seit zwei Jahrzehnten würde unverdrossen das Ende der Bibliotheken prophezeit, doch diese erlebten seit Jahrzehnten eine wahre Renaissance mit neuen Besucherrekorden. Die Bibliothe-ken seien als „nichtkommerzieller vertrauenswürdiger Ort“ auch in Zukunft ein „unverzichtbarer Teil der Bildungsstruk-tur“, so Dr. Griebel in seinem Resümee.

Das Bild zeigt ein Gruppenbild zur 40-Jahr-Feier der Stadtbibliothek Schwandorf. Von links nach rechts: Bibliotheksleiter Alfred Wolfsteiner, Ralph Deifel, Leiter der BSB/Landesfach-stelle, Generaldirektor a.D. Dr. Rolf Griebel, OB Andreas Feller, Regisseurin Julia Schnorrer, stellvertretender Landrat Arnold Kimmerl und Filmkomponist Hartwig Ross. Bildrechte: Ingrid Hirsch

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TERMINE

Bibliothekarische Fortbildung in BAYERNbib-fib.de ist der Online-Fortbildungskalender zur bibliothekarischen Fortbildung in Bayern. Angebote für Zielgruppen aus dem wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliothekswesen werden bewusst gemeinsam in diesem Kalender veröf-fentlicht. www.bib-fib.de

AUSSTELLUNGEN UND VERANSTALTUNGENbis 16.03.2018 Typen - Texte - Themenkreise. Ausstellung mit Drucken des 15. Jahrhunderts. Universitätsbibliothek Eichstätt. www.ku.de/bibliothek/10.03.2018 Schreiben, Lesen, Bachmann. Podiumsgespräch zu Literaturpreisen im Event-Zeitalter. Stadtbibliothek Nürnberg. www.stadtbibliothek.nuernberg.de15.03 bis 18.03.2018 Luthers Deutsch in Mittel- und Osteuropa. Ein vergessener Aspekt der Reformations-ge-schichte. Internationaler wissenschaftlicher Kongress. Landesbibliothek Coburg. www.landesbibliothek-coburg.de15.03. bis 16.06.2018 Grenzen überschreiten und Horizonte weiten. Ausstellung mit Künstlerbüchern von Gunnar A. Kaldewey. Stadtbibliothek Nürnberg. www.stadtbibliothek.nuernberg.de05.04. bis 17.05.2018 Alle in einem Boot. Ausstellung mit Karikaturen zu Afrika und Europa. Volksbücherei Fürth. www.vobue-fuerth.debis 28.03.2018 „Etlich Liedlein zu singen oder uff der Orgeln und Lauten zu schlagen“. Kabinettausstellung mit Tabu-laturhandschriften aus der Bayerischen Staatsbibliothek. Bayerische Staatsbibliothek. www.bsb-muenchen.de/veranstaltungen-und-ausstellungen/ausstellungen/09.04.2018 „I am sick of books and all things literary“. Max Mohr und D. H. Lawrence. Ein Abend mit Nicolas Hum-bert. Lesung: Thomas Birnstiel. Monacensia. www.muenchner-stadtbibliothek.de/monacensia-2016/11.04. bis 12.04.2018 Aktuelle arabischsprachige Kinder- und Jugendliteratur im Fokus. Internationale Jugendbiblio-thek. www.ijb.de27.04.2018 Szenische Doppellesung zur Eröffnung des Opernhauses Bayreuth. Kooperationsveranstaltung der Stadt-bibliothek Bayreuth mit der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Opernhaus Bayreuth. www.stadtbibliothek-bayreuth.de17.10.2018 bis 07.07.2019 „Gott, die Welt und Bayern. 100 Kostbarkeiten aus den regionalen Staatlichen Bibliothe-ken Bayerns.“ Jahresausstellung der Bayerischen Staatsbibliothek München. www.bsb-muenchen.de/veranstaltungen-und-ausstellungen/ausstellungen/Mai 2018 Die Verfassung des Königreichs Bayern 1818-1918. Start der virtuellen Ausstellung im Online-Kulturportal bavarikon. www.bavarikon.de07.05. bis 28.05.2018 Ausgezeichnet: UNESCO Memory of the World. Ausstellung mittelalterlicher Handschriften. Staatsbibliothek Bamberg. www.staatsbibliothek-bamberg.de14.07. bis 19.07.2018 5. White Ravens Festival für internationale Kinder- und Jugendliteratur. Internationale Jugend-bibliothek. www.ijb.de Hinweis: Bibliotheken können Autorenlesungen buchen bei Carola Gaede, E-Mail: [email protected] Oktober 2018 Summende Staatenbauer und pikende Plagegeister. Ausstellung über Insekten und Spinnentiere in Kinder- und Jugendbüchern. Internationale Jugendbibliothek. www.ijb.de

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ABSTRACTS DEUTSCH

Denkwürdigkeiten zum Bau der Bayerischen Staatsbiblio-thek: 175. Wiederkehr des Bezugs, 75. Jahrestag seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Von Annemarie Kaindl, S. 16Der Aufsatz erinnert an zwei Ereignisse, welche die Existenz des von Friedrich von Gärtner geschaffenen Archiv- und Bibliotheksgebäudes in der Ludwigstraße rahmen. Beleuchtet wird Bezug und Inbetriebnahme des Repräsentations-baus im Sommer 1843, kontrastiert durch die Schilderung seiner weitgehenden Zerstörung im Luftkrieg seit März 1943.

Monacensia im Hildebrandhaus – Das literarische Gedächt-nis der Stadt München strahlt im neuen Glanz

Von Sylvia Schütz, S. 24Nach einer denkmalgerechten Sanierung der ehemaligen Künstlervilla des Bildhauers Adolf von Hildebrand (1847-1921) wurde die im Dezember 2016 neu eröffnete Monacensia zu einem zeitgemäßen und ansprechenden Ort der Literatur. Die Sammlung der Monacensia umfasst rund 300 literarische Nachlässe und Konvolute renommierter Schrift-stellerinnen und Schriftsteller sowie eine der wichtigsten Forschungsbibliotheken für alle, die sich für die Geschichte und das kulturelle Leben der Stadt München interessieren. Ihre Bestände präsentiert die Monacensia der Öffentlichkeit mit Veranstaltungen und Ausstellungen mit überregionaler Strahlkraft.

„Meines Erachtens müssen Bibliotheken gebraucht, nicht bloß gesehen werden“ – Bayerische Bibliotheken im Urteil des Aufklärers Friedrich Nicolai (Teil 2)

Von Gerhard Hölzle, S. 291781 ist der Popular-Aufklärer Friedrich Nicolai auf Geschäftsreise in Bayern. Öffnungszeiten, Katalogisierungsgrad, Gebäudezustand, Anstellungsmöglichkeiten für professionelle Bibliothekare und Neuerwerbungpolitik sind seine Para-meter für die Modernität einer Bibliothek. Ob die Bibliotheken in Altdorf, Regensburg (Kloster Emmeram), München und Augsburg den Ansprüchen des Berliner Verlegers und Buchhändlers genügen, beschreibt der zweite Teil des Arti-kels.

„Etlich Liedlein zu singen oder uff der Orgeln und Lauten zu schlagen.“

Von Veronika Giglberger, S. 34Zum Abschluss des ihnen gewidmeten Digitalisierungsprojektes stehen die handschriftlichen Tabulaturen und Stimm-bücher der Bayerischen Staatsbibliothek im Mittelpunkt eines Konzertes, einer Ausstellung und einer musikwissen-schaftlichen Tagung. Der Bestand an Quellen zur Renaissancemusik des Hauses ist aufgrund seines Umfangs von großer Bedeutung und weltweit bekannt, darunter vor allem die bereits vollständig digitalisierten Notendrucke des 16. Jahrhunderts und die Chorbücher. Wenig erforscht sind bislang die kleineren Musikmanuskripte, die eine Sammlung von größter Seltenheit darstellen. Die teils in Stimmbüchern und in verschiedenen Tabulatur-Notationen überlieferte Musik bietet einen Querschnitt durch alle Gattungen der Epoche.

Ein Lesemuseum für Michael Ende

Von Jutta Reusch, S. 44

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In einem kleinen Teil des Dachgeschosses von Schloss Blutenburg in München hat die Internationale Jugendbibliothek ein kleines, aber feines Michael-Ende-Museum eingerichtet. In dem ersten Literaturmuseum in Deutschland, das sich einem Kinder- und Jugendbuchautor widmet, sind bereits seit 1998 Teile aus dem privaten und schriftstellerischen Nachlass des berühmten Autors zu sehen. Neben über 400 internationalen Ausgaben seiner Kinder- und Jugendbücher in zahlreichen Sprachen gehören auch persönliche Briefe, Zeichnungen, private Fotos und Originalillustrationen zu den Ausstellungsstücken.

Onilo.de – ein Portal mit interaktiven Boardstories zu vielen Anlässen

Von Sabine Teigelkämper, Andrea Burgsmüller und Lioba Grasser, S. 53Onilo.de ist ein Portal zur digitalen Leseförderung mit Boardstories, die ähnlich einsetzbar sind wie Bilderbuchkinos. Der Artikel geht zunächst auf das Angebot, die Funktionsweise und kreativen Möglichkeiten mit Onilo ein. Schon seit einigen Jahren können Bibliotheken in Bayern eine vergünstigte Jahreslizenz über die BSB/Landesfachstelle beziehen, um das Programm im Verbund zu nutzen. Im Rahmen einer Kurzumfrage berichteten diese von ihren Erfahrungen und gaben praktische Tipps. Als Best Practice Beispiel kristallisierte sich die Zusammenarbeit der Stadtbücherei Coburg mit der Fachschule für Heilerziehungspflege im Rahmen des Festivals „Los!Lesen“ heraus. Neu sind die technische Umstel-lung auf HTML5 sowie der Relaunch der Onilo-Website, voraussichtlich ab 2018.

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ABSTRACTS ENGLISH

Memorable dates related to the building of the Bayerische Staats-bibliothek: 175th anniversary of inauguration, 75th anniversary of its destruction in the Second World War

By Annemarie Kaindl, p. 16The article commemorates two events which frame the existence of the archive and library building in Ludwigstrasse designed by Friedrich von Gärtner. It sheds a light on the occupation and inauguration of the representative building in the summer of 1843, contrasted by the description of its far-reaching destruction in the aerial warfare which started in March of 1943.

Monacensia in the Hildebrand villa – Munich‘s literary me-mory radiant in new splendour

By Sylvia Schütz, p. 24After the restoration of the former artist‘s villa of the sculptor Adolf von Hildebrand (1847-1921) in line with the regu-lations for historical monuments, the Monacensia library was reopened in December 2016 and has become a modern and appealing place of literature. The collection of the Monacensia includes around 300 sets of personal literary papers and convolutes of renowned authors, as well as one of the most important research libraries for everybody interested in the history and the cultural life of the city of Munich. The Monacensia presents its holdings to the public in events and exhibitions attracting interest beyond the region.

„In my opinion, libraries have to be used, not only visited“ – The assessment of Bavarian libraries by the Enlightener Friedrich Nicolai (part 2)

By Gerhard Hölzle, p. 29In the year 1781, the popular Enlightener Friedrich Nicolai is on a business trip through Bavaria. Opening hours, degree of cataloguing, state of the building, employment opportunities for professional librarians and acquisition poli-cies are his parameters for the modernity of a library. The second part of the article describes whether the libraries of Altdorf, Regensburg (monastery Emmeram), Munich and Augsburg are up to the standards of the Berlin publisher and book trader.

„To sing many a tune or to play the organ and the lute.“

By Veronika Giglberger, p. 34At the point of conclusion of the digitisation project dedicated to them, the handwritten tablatures and part books of the Bayerische Staatsbibliothek take centre stage at a concert, an exhibition and a musicological conference. The col-lection of sources on Renaissance music held by the library is sizeable and therefore of great importance and interna-tional renown, particularly the already comprehensively digitised printed sheet music of the 16th century and the choir books. So far, the music manuscripts of smaller volume, constituting a very rare collection, have not been researched in detail. The music preserved partly in part books and in various tablature notations offers insight into all music gen-res of the time.

A reading museum for Michael Ende

By Jutta Reusch, p. 44The International Youth Library has established a small, but excellent Michael Ende museum in a part of the top floor of Castle Blutenburg in Munich. In Germany‘s first literature museum dedicated to an author of children‘s and adole-scents‘ books, parts of the private and literary estate of the famous author have been on display already since 1998. In addition to over 400 international editions of his books for children and adolescents in numerous languages, also

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personal letters, drawings, private photographs and original illustrations form part of the exhibits.

Onilo.de – A portal with interactive board stories for many occasions

By Sabine Teigelkämper, Andrea Burgsmüller and Lioba Grasser, p. 53Onilo.de is a portal for digital reading promotion offering board stories, which can be used similarly to picture book projections. The article introduces the scope, function and creative possibilities offered by Onilo. For a number of years Bavarian libraries have had the option to purchase an annual license at a reduced price via the BSB/ Consulting Centre to be able to use the programme union-wide. These libraries have reported on their experience and given some practi-cal tips in the form of a brief survey. The cooperation between the City Library of Coburg and the Vocational School for Curative Pedagogy within the framework of the festival „Los!Lesen!“ („Go on, read!“) has turned out to be a best-prac-tice example. The Onilo website will be converted technically to HTML5 and relaunched presumably in 2018.

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IMPRESSUMBibliotheksforum Bayern ISSN 0340-000X

HerausgeberBibliotheksverbund Bayern, Bayerische Staatsbibliothek Ludwigstr. 16, 80539 München

V. i. S. d. P.: Dr. Klaus Ceynowa, Generaldirektor

RedaktionBayerische Staatsbibliothek,

Ludwigstr. 16, 80539 München

Redaktionsmitglieder: Dr. Ann-Katrin Colomb,

Klaus Hölzle, Franz Käßl, Irina Mittag, Peter Schnitzlein [email protected]

Die Zeitschrift erscheint viermal jährlich (Redaktionsschlüsse: 15.1., 15.4., 15.7., 15.10.).

Alle Beiträge geben die Meinung der Autoren, nicht eine Stellungnahme des Bibliotheksverbunds Bayern oder der Bay-erischen Staatsbibliothek wieder. Meldungen und Notizen mit Quellenangaben werden ohne Gewähr für die Richtigkeit und ausschließlich zur Information veröffentlicht. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion.

Manuskripte und Zuschriften werden erbeten an die Bayerische Staatsbibliothek, Redaktion „Bibliotheksforum Bayern“, 80328 München, [email protected].

RedaktionsbeiratDer Redaktionsbeirat gestaltet in Zusammenarbeit mit der Redaktion das inhaltliche und konzeptionelle Profil der Zeit-schrift. Er besteht aus Vertretern der wichtigsten Bibliothekssparten in Bayern. Als Mitglieder sind derzeit benannt: Dr. Klaus Ceynowa (BSB), Ralph Deifel (BSB, Landesfachstelle), Dr. Bernhard Lübbers (Staatl. Bibliothek Regensburg), Diana Rupprecht (StB Fürstenfeldbruck), Doris Schneider (Bibliothek der Technischen Hochschule Ingolstadt), Peter Schnitzlein (BSB), Dr. Steffen Wawra (UB Passau)

GestaltungGrafik-Design Michael Thümmrich

Am Neumagen 7, 79189 Bad Krozingen-Biengen

www.thuemmrichdesign.de

Druckbonitasprint gmbh, Bayreuther Str. 98, 92224 Amberg www.bonitasprint.de

Abonnements und AnzeigenJahresabonnement: 39 Euro und Versandkosten im Inland, Einzelheft: 10 Euro zzgl. Porto und Versandkosten.

Ansprechpartner: Franz Käßl, Bayerische Staatsbibliothek,

80328 München, Tel. 089/28638-4247,

[email protected]

Die AGBs zur Anzeigenverwaltung finden Sie unter www.bibliotheksforum-bayern.de – Kontakt – Abos und Anzeigen.

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AUTORENHINWEISE1. BFB möchte primär Originalbeiträge bringen. Wir bitten deshalb, Ihren Aufsatz bis zum Erscheinungstermin nicht an anderer Stelle zu veröffentlichen.

2. Formalia

Texte werden in neuer Rechtschreibung abgefasst (Duden 2009). Längere Aufsätze sind durch Zwischenüberschriften zu gliedern. Wichtige Sätze, die ggf. graphisch hervorgehoben werden sollen, bitte vorab markieren.Abkürzungen sollten im Text möglichst vermieden werden.Notwendige Zitatstellen und Belege sollten mög-lichst im Text angegeben werden; wenn der Text dadurch zu unüber-sichtlich wird, als Endnoten. Bitte halten Sie die Anzahl der Endnoten niedrig.Zeichenzahl: Text ohne Abbildungen: max. 15.600 Zeichen; Text mit Abbildungen: max. 10.000 ZeichenText bitte als unformatierte Worddatei schicken.Jedem Beitrag muss eine Zusammenfassung in deutscher Sprache beigefügt werden, Länge max. 500 Zeichen.Abbildungen sind erwünscht und sollten mit mind. 300 dpi Auflösung geliefert werden, falls nicht als Datei verfügbar, bitte als qualitativ hochwertiges Foto schicken; Abbildungen bitte nummerieren, Bildunterschriften und Platzierungs-wunsch angeben; bitte den Rechteinhaber der Abbildung angeben und, falls erforderlich, eine Abdruckgenehmigung beifügen. Die Entscheidung über den Abdruck der eingereichten Abbildungen trifft die Redaktion.

3. Den Beitrag bitte als E-Mail-Anhang an die Redaktion senden: [email protected]. Die Redaktion behält sich kleinere Korrekturen am Manuskript vor, grundlegende Änderungen sind nur im Einvernehmen mit Autor/Autorin mög-lich. Die Redaktion behält sich das Recht zur Kürzung vor.

4. Die Autorinnen und Autoren erhalten per E-Mail eine Umbruchfassung als PDF mit der Bitte, die Korrekturen inner-halb einer Woche an die Redaktion zu schicken. In den Fahnen sollen möglichst nur noch Satzfehler berichtigt werden. Werden in dieser Zeit keine Änderungswünsche eingereicht, geht die Redaktion vom Einverständnis des Autors mit der ihm übersandten Fassung aus.

BFB steht im PDF-Format kostenlos zur Verfügung auf www.bibliotheksforum-bayern.de

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AUTORINNEN UND AUTOREN

Dr. Markus BrantlBayerische Staatsbibliothek

80328 München

[email protected]

Andrea BurgsmüllerStadtbücherei Coburg

Herrngasse 17

96450 Coburg

[email protected]

Dr. Fabian FrankeUniversitätsbibliothek Bamberg

Feldkirchenstraße 21

96052 Bamberg

[email protected]

Dr. Inga GerikeUniversitätsbibliothek Bamberg

Feldkirchenstraße 21

96052 Bamberg

[email protected]

Dr. Veronika GiglbergerBayerische Staatsbibliothek

80328 München

[email protected]

Lioba Grasser, M.A.Privates Berufliches Schulzentrum Coburg

Parkstraße 49

96450 Coburg

[email protected]

Dr. Gerhard HölzleMariahilfplatz 11

81541 München

[email protected]

Sabine HrachBayerische Staatsbibliothek

Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen

Außenstelle Regensburg

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Landshuter Str. 22

93047 Regensburg

[email protected]

Annemarie KaindlBayerische Staatsbibliothek

80328 München

[email protected]

Hannah KempeUniversitätsbibliothek Bamberg

Feldkirchenstraße 21

96052 Bamberg

[email protected]

Klaus KempfBayerische Staatsbibliothek

80328 München

[email protected]

Stephan NiemeyerBayerische Staatsbibliothek

Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen

Außenstelle Würzburg

Ludwigkai 4

97072 Würzburg

[email protected]

Jutta ReuschInternationale Jugendbibliothek

Schloss Blutenburg

81247 München

[email protected]

Angelika RiedelStadtbücherei Würzburg

Marktplatz 9

97070 Würzburg

[email protected]

Sylvia Schütz, M.A.Münchner Stadtbibliothek

Monacensia im Hildebrandhaus

Maria-Theresia-Str. 23

81675 München

[email protected]

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Sabine Teigelkämper, M.A.Bayerische Staatsbibliothek

Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen

Außenstelle Würzburg

Ludwigkai 4

97072 Würzburg

[email protected]

Dr. Bettina WagnerStaatsbibliothek Bamberg

Neue Residenz

Domplatz 8

96049 Bamberg

[email protected]