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Bundosfors chuugsanstalt für Ernährungund Lobensnlillel FßlEDßICH.lOEFFr.lii I I Bundesforschungsinstitut fDrTiergesundheit FederalResearch Institute for AnimalHealth :. .. .' Hf R F""H:]e, BfE L ~~ Risiken erkennen -Gesundheit schützen Ministerium für Ernährung und Ländlicher Landes Baden-Württemberg Postfach 10 34 44 Bundeslnstilul rur Rlsl/(obewerllln( Postrach 33 00 1: D -14191 Berlh Tel. 0 30 - 84 12. ( Fax 0 30.8412.474' [email protected] www.bfr.bund.d. BlIndeslnslllul ror RIsikobewertung (SrR) . Postfach 33 00 13 . 0.14191 Berl/n ., 70029 Stuttgart Eing. 1 5. Mai 2006 5221-23-2912449 - 2107 11.05.2006 FGr.42, Dr. R. Pund nachrichtlich: BMEL V, Ref. 328, 323 Abt.! Ref ~ 23 Az.: ::!,G,0":} I G<D03 Ihre Zeichen und Nochrir.hten vom Ge.ch.-Z.: BiUebel Anlworl angeben Risikobewertung des von Raubfischen ausgehenden Gefährdungspotentials, die Teile von mit H5N1infizierten und verendeten Wildgeflügelgefressen haben Anlaqe: - 1 - In der Anlage übersenden wir Ihnen eine vom BfR ausgearbeitete Risikobewertung über das von Raubfischen ausgehende Gefährdungspotential, die Teile von mit H5N1 infizierten und verendeten Wildgeflügel gefressen haben. Die anliegende Bewertung wurde in Abstimmung mit dem Friedrich-Löffler-Institut (Insel Riems) und mit der Bundesforschungsanstalt für Er- nährung und Lebensmittel, Hamburg erstellt. In Vertretung gez. gez. Professor Dr. Bernd Appel Professor Dr. T. C. Mettenleiter Präsident des FLI " , . . . __. ___0_ __._ .. -- .. -.- -.- ...._. _.. ." .....-...---... -- .. . -.-..-

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Tel. 0 30 - 84 12. (Fax 0 30.8412.474'

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70029 Stuttgart Eing. 1 5. Mai 2006

5221-23-2912449 - 2107 11.05.2006 FGr.42, Dr. R. Pund

nachrichtlich: BMELV, Ref. 328, 323Abt.!Ref ~ 23Az.: ::!,G,0":}I G<D03

Ihre Zeichen und Nochrir.hten vom Ge.ch.-Z.: BiUebel Anlworl angeben

Risikobewertung des von Raubfischen ausgehenden Gefährdungspotentials, die Teilevon mit H5N1infizierten und verendeten Wildgeflügelgefressen haben

Anlaqe:-1-

In der Anlage übersenden wir Ihnen eine vom BfR ausgearbeitete Risikobewertung über dasvon Raubfischen ausgehende Gefährdungspotential, die Teile von mit H5N1 infizierten undverendeten Wildgeflügel gefressen haben. Die anliegende Bewertung wurde in Abstimmungmit dem Friedrich-Löffler-Institut (Insel Riems) und mit der Bundesforschungsanstalt für Er-nährung und Lebensmittel, Hamburg erstellt.

In Vertretung

gez. gez.

Professor Dr. Bernd Appel Professor Dr. T. C. MettenleiterPräsident des FLI

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Risikobewertung des von Raubfischen ausgehenden Gefährdungspotentials, die Teilevon mit H5N1 infizierten und verendeten Wildgeflügel gefressen haben

Gegenstand der Bewertung

Mit Schreiben vom 01.03.2006 und per e-mail vom 21.03.06 des Ministeriums für Ernährungund Ländlichen Raum, Baden-Württemberg (MELR-BW) ist das BfR gebeten worden, eineBewertung zu erstellen, inwieweit Vorsichtsmaßnahmen bei der Gewinnuna von Lebensmit-teln bei Raubfischen erforderlich sind, die Teile von mit H5N1 infizierten und verendetenWildgeflügel gefressen haben könnten.

Hintergrund ist das aktuelle Vorkommen von Infektionen mit hochpathogenem aviären In-fluenzavirus (AI) H5N1 bei Wildvögeln in Deutschland. Es ist nicht auszuschließen, dassRaubfische des Süß- und Salzwassers in AI-Endemiegebieten aviäre Influenzaviren überinfizierte und verendete Wildgeflügel aufnehmen, wenn sie hiervon Teile gefressen haben.Es ergibt sich die Frage, ob es dann über den Verzehr dieser Lebensmittel zu einer gesund-heitlichen Gefährdung des Menschen kommen kann und inwieweit Vorsichtsmaßnahmen beider Gewinnung von Lebensmitteln erforderlich sind.

Ergebnis

Das Risiko, sich an mit aviären Influenza A-Viren (AIV) kontaminierten Raubfischen zu infi-zieren, wird als sehr gering eingeschätzt.' .

Der Hauptinfektionsweg des Menschen mit aviären Influenzaviren ist nach aktuellem Kennt-nisstand der enoe Kontakt zu Geflügel, das die Viren in großer Zahl über den Kot ausschei-den kann. Über Einatmen des mit den Viren hoch angereicherten und getrockneten Vogel-kots und über Sekrete können sich Menschen aerogen oder durch Schmierinfektion anste-cken. Eine Infektion aber Lebensmittel ist bis heute nicht nachgewiesen worden, ebenso dieMensch-zu-Mensch Übertragung.

Aviäre Influenza A-Viren sind als Krankheitserreger bei Raubfischen, anderen Fischen oderMeeres- und Süßwassertieren - außer bei Meeressäugern - bis heute noch nicht in Erschei-nung getreten bzw. nachgewiesen worden. Über die Übertragung von Influenza A-Virendurch Raubfische gibt es bisher keine dokumentierten Erkenntnisse.

Lediglich bei Raubfischen kleiner Angelgewässer, die eine hohe Dichte an AIV positiv ge-testeten Vögeln aufweisen, sollte auf die Angeltätigkeit während der Sperrdauer verzichtetwerden. Obwohl eine Infektion von Fischen mit dem H5N1-lnfluenzavirus sehr unwahr-scheinlich ist und eine Gefährdung des Menschen durch Verzehr von Fischen und Fischpro-dukten nicht abgeleitet werden kann, sollte man Angelfischer auf allgemeine Hygieneanfor-derungen beim Umgang mit gefangenen Fischen hinweisen. Eine Kontamination der gefan-genen Fische äußerlich (beim Anlanden in Verbindung mit Vogelkot von Enten, Schwänenund Gänsen im Uferbereich) oder innerlich (im Magen- Darmtrakt, weil Fische Vogelkot ge-fressen haben) ist zwar denkbar, eine Gefährdung des Menschen ist aber sehr unwahr-scheinlich. Man muss auch berücksichtigen. dass eventuell in Spuren vorhandenes Virusdurch große Wasserkörper sehr stark verdünnt wird, die ggf. kontaminierten Eingeweide dergefangenen Fische durch die Schlachtung entfernt werden und dass Fische vor dem Verzehrin der Regel erhitzt werden. Auf den Rohverzehr von Raubfischen sollte verzichtet werden.

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Eine Vermehrung des Erregers in. Fischen ist- ohne weitere Anpassung des Virus sehr un-wahrscheinlich (Speziesbarriere). Die unterschiedlichen Körpertemperaturen von Nutz- undWildgeflOgel einerseits und Fischen in unseren Breiten andererseits würden derzeit ein ü-berspringen des Erregers behindern~

Begründung

Risikobewertung

AgensInfluenzaviren werden in die Familie der Orthomyxoviridae eingruppiert, aktuell ist diese infünf Genera unterteilt: Influenza A, Bund C sowie die Thogotoviren und das ISA-Virus(Müller 2006). Die aviären Influenzaviren (AIV) gehören auf Grund ihrer Gruppenantigene(Nukleoprotein und Matrixprotein) der antigenen Gruppe A an; es sind lineare, behüllte Ein-zelstrang-RNA-Viren mit negativer Polarität (Müller 2006, Globig et al. 2006). Sie besitzen -wie die anderen Gattungen auch -ein segmentiertes Genom (Melnik 1995, Müller 2006),wodurch sich ihre große genetische Variabilität in Form von 1Genshift und 2Gendrift erklärt.Nach ihren auf.der Oberfläche vorhandenen Glycoproteine Hämagglutininen (H) und Neura-minidasen (N), die als Hauptpathogenitätsfaktoren angesehen werden, unterscheidet manheute 16 Hund 9 N-Subtypen der AIV (USDA Fact Sheet 2005, Normile 2005). Weiterhinwerden die AI-Viren in 3LPAI- und 4HPAI-Varianten klassifiziert.

Die klassische Geflügelpest der Vögel ist eine hochpathogene und hoch kontagiöse anzei-gepflichtigeTierseucheder Vögel, die durchdie SubtypenH5 und H7- in Kombination rt:1itunterschiedlichen N Subtypen - hervorgerufen wird. Neben den H5 und H7 Subtypen könnenbesonders bei WasseNögeln der Ordnung Anseriformes (Puten, Gänse, Enten) und Cha-radriiformes (Möwen und Watvögel) sowie andere wildlebende Wasservögel auch andere$ubtypen isoliert werden (Globig et al. 2006). Da bei diesen Vögeln auch alle Hund N Sub-typkombinationen n.achgewiesen wurden, gelten sie als das natürliche genetische Reservoiraller bekannten Influenza A Subtypen. Im Falle einer Infektion mit LPAI verlaufen die Sym-ptome asymptomatisch oder. nur mild (Webster et al. 1992, Globig et al. 2006, Vahlenkampund Harder 2006). DieVögel stellen eine Infekti6nsquelle dar, da sie Virusausscheider sind.Als Zugvögel können sie zur Ausbreitung des Virus beitragen (Normile 2005, Globig et al.2006). Die Durchseuchungsgrad der Wildvögel ist gering, die nachfolgende Tabelle zeigt dieInfektionsratevonWildvögelnin,Deutschland(Globig2006). .

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1 Genshift = Reassortment

2 Gendrift = Mutation.en (Punktmutation)3 '

Low Pathogenlc Aylan.,lnfluenza Virus4 . ._-HighPathogenicAvJanInfluenzaVirus

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Influenzavirusisolateaus Tupferprobenvon Wildvögelnin Deutschlandfür die Jahre 2003und2004 (nachGlobiget al. 2006).

Globig et al. (2006) fasst die Infektionskette zusammen: Die Infektion und die Ausscheidungerfolgt v.a. über den Digestionstrakt. Mit dem Kot wird z.B. von Wildenten massenhaft Virusausgeschieden, so dass es zu einer Verunreinigung von Oberflächengewässer kommen

kann. Oft ohne Krankheitszeichen, werden diese Viren im Intestinaltrakt der Vö~el vermehrtund über den Kot in hohen Konzentrationen ausgeschieden (bis zu 108 EIDso/g ).

Durch die orale Aufnahme von kontaminiertem Wasser stecken sich weitere Wildenten an(Websteret al. 1992). Der Viruskontamination von Oberflächengewässern kommt so einebedeutende Rolle fOr die Verbreitung der Viren zu. Durch direkten (Hühnerfutter als Attrakti-on für Wildvögel) oder indirekten Kontakt mit Wildvögeln kann Virus in die Geflügelhaltungeingetragen werden, andere Wege sind Futtertransport oder Personenverkehr.Die Übertragung erfolgt nasal, kloakal, oral, aerogen oder über die Konjunktiven. In emp-fänglichen Wirtschaftsgeflügel kann sich das Virus anpassen und unerkannt zirkulieren. Diehohe Tierzahl begünstigt die schnelle, mehrfache Tierpassage, wobei -wenn es sich um einH5- oder H7-Virus handelt - die LPAI- in die HPAI-Viren übergehen können. Durch Kontaktzu Wildvägeln können sich diese wiederum mit der hochpathogenen Form infizieren underkranken. Das HPAI-Virus H5N1 kann den Menschen infizieren. Der Hauptinfektionswegdes Menschen mit aviären Influenzaviren ist nach aktuellem Kenntnisstand der enqe Kontaktzu Geflügel, das die Viren in großer Zahl über den Kot ausscheiden kann. Über Einatmen

k:5 Ei infektiöse Dosis

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Beprobungsort Vogelart Anzahlunter- Anzahlund Anzahlunter- AnzahlundsuchterProben SubtypderViru- suchterProben SubtypderViru-

2003 sisolate 2004 sisolate

InselFöhr(Nord- Stockente 286 11 279 7see) H2N3;H4N6; H3N2;H3N8;

H3N8;HSN2; H2N3iHSN2HlON7iHl0N?;HllN9

Krickente 35 1 0 0H5N2

Nordvorpom- Stockente 57 5 170 13mern H4N6;H7N7; H10N7;H2N3;

H10N4;H10N7 H2N?;H2N3;H4N6'H7N1

Silbermöwe 136 1 2 0H13N6

Dohle 11 1 0 0H13N6

LandkreisSten- Teichralle 11 1 4 0

dal (Sachsen- H10N4Anhalt)

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des mit den Viren hoch angereicherten und getrockneten Vogelkots und über Sekrete kÖn-nen,sich Menschen aerogen oder durch Schmierinfektion anstecken. Hierzu muss die Dosisentsprechendhochsein(Werner2006). EineMensch-zu-MenschÜbertragungwurde bis '

heute nicht I!ach.!;~ewiesen. .

Da bisher kein natürliches Reservoir für das HPAI-Virus nachweisbar ist, muss davon aus-gegangen werden, dass der Übergang von einem minder pathogenen in einen hoch patho-genen Zustand die Folge einer Mutation ist, die es zugleich erlaubt, die Artengrenze vonEntenvöge/n (Anatidae) zu Hühnervögeln (Galliformes) zu überwinden. Seit 1959 fandensolche Übergänge mindestens 19 mal statt und hatten jeweils eine Epidemie unter Zuchtge-flügel zur Folge (Normile 2005).

Die Verbreitung der aviären /nfluenzaviren über Zugvögel wird kontrovers diskutiert. HPA/-Viren werden bzw. wurden nur sehr selten aus toten Wildvögeln isoliert (Capua et al. 2000,Munst!3r et al. 2005, Globig et al. 2006), deshalb wird die Rolle der Übertragung durch Wild-vögel als gering erachtet (Capua et al. 2000). Die Verbreitung des Virus wird vermutlich eherdurch den Geflügelhandel oder illegale Importe (limesehliehe Aktivitäten") erfolgen (Normile2005). Der Primärausbruch von Geflügelpest' mit H5N1 b~i Geflügel in Freilandhaltung inRumänien im September 2005 wird jedoch mit dem einsetzenden Vogelzug in Verbindunggebracht (Globig et al. 2006). Ein anderes Beispiel ist der 'Tod von Gänsen, Enten undSchwänen durch H5N1-/nfektionen in einem weit von menschlicher Zivilisation abgelegenenSee in der Mongolei. Normile (2005) vermutet, dass irgendeine, noch nicht identifizierte wildeVoge/art der Überträger sein könnte.

Es existieren besondere Formen der Fischproduktion, die zur Verbreitung aviärer Influenza-viren beitragen sollen (Scholtissek und Naylor 1988, Feare 2006). In diesen als "Integratedlivestockfish farming"(lFF), "integratedagriculture-aquaculture"(IM) oder als 116Polykultur"benannten Aquakulturverfahren leben Vogel, Schweine und Fische auf engstem Raum. Der-artige Verfahren nutzen den Vogel- und Schweinkot sowie Urin als Fertilisierer der Teiche.Hierdurch wird die Primär- und Sekundäreproduktion des Teiches gesteigert, wovon sichdann wiederum die Fische ernähren. Weiterhin kann der Kot auch direkt als Nahrung dienen.

Es wird vermutet, dass solche Kulturverfahren eine Ansteckungsquelle' für Wildvögel dar-stellen und sich so die AI ausbreiten kann (McCarthy 2005, Feare 2006). Der Voge/kot ge-langt Oberderartige Kulturen - und so auch das Virus - in das Wasser. Wasservögel könnensich dann infizieren und das Virus im Fall der Zugvögel weitertragen. Scholtissek und Naylor(1988) sehen solche Etagenkulturen als potentielle Gefahrenquellen für die Verbreitung die-ser Viren, da in diesen Kulturen Schweine, Geflügel und Menschen engen Kontakt zueinan-der haben und das Schwein durch Reassortment aviärer und humaner AIV als "mixing ves-

. sei" funktionieren kann. Gu et al. (1996) konnten jedoch keinen Zusammenhang zwischenIFF und einem Anstieg der Inzidenz und /nfektionsrate für humane Influenza A-Viren fest-stellen.

Neben den Vögeln können versch!edene AI-Subtypen' auch Säugetiere infizieren (Hinshawet al. 1986, Webster et al. 1992, Ohishi et al. 2006). Vahlenkamp und Harder (2006) gebenhierzu eine' Übersicht.

6 Polykultur In Deutschläffäbedeutet die ge~einsame Aufzucht verschiedener FIscharten In demselben System (Teich, Fluß)

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Tenazität

Genaue Angaben zum Verhalten (Tenazität) des aktuellen H5N1-Virus unter verschiedenenUmweltbedingungen, wie Temperatur, Salzkonzentration oder pH-Wert liegen nicht vor. DieAngaben für Influenza A-Viren der verschiedenen Subtypen variieren erheblich.

So untersuchtenStallknechtet al. (1990)die Persistenzaviärer InfluenzaA-Viren imWasser.5 verschiedene Subtypen, isoliert von Wasservögeln, wurden in destilliertem Wasser Ober 60Tage bei 1r und bei 28°C untersucht. In einer weiteren experimentellen Arbeit untersuchtenStallknecht et al. (1990) die Wirkungen verschiedener Kombinationen aus Salzgehalt, Tem-peratur und pH-Werten auf die Infektiosität aviärer Influenza A-Viren. Sie fanden u.a., dass

die Infektiosität für H6N2 bei einer Kombination von 28° C und 20 %0Salz (rH 8,2) gegen-über 17°C und 0 %0Salz (pH 8,2) von 100 Tagen auf 9 Tagen sank (1 x 10 2TCIDso/mlWas-ser). In Proben aus mit WassergeflOgel besetzten Oberflächengewässern konnten die Auto-ren diese Tendenz bestätigen, dass mit zunehmenden Salzgehalt und pH-Werten die Infekti-osität aviärer Influenzaviren abnimmt. Die Ergebnisse der Arbeiten sind in Tabelle 1 zusam-mengefasst.

bell fl .67.

*Persistenz in Tagen bei 2aGC /17"C; Maximal- und Minimalwerte sind fett-kursiv markiert

Inwieweit diese Ergebnisse auf natürliches Oberflächenwasser mit sehr geringem bzw. feh-lendem Salzgehalt übertragen werden können, ist aufgrund fehlender Daten nicht zu ent-scheiden.

Gefährdungspotential und Exposition: DieBedeutung der aviären Influenza A-VireninRaubfischen für den Menschen

Risiken. die von Raubfischen ausaehen können

Raubfische im klassischen Sinne sind primär keine Aasfresser, so dass eine Kontaminationder Tiere durch Fressen von infizierten und verendeten Vögeln kaum erfolgen kann, eher '"7durch das Erbeuten von lebendigen, aber infizierten Vögeln. Welse, Aale und große Hechte Lwürden hier in Frage kommen. Ungeklärt ist bislang, inwieweit Raubfische als Endglied derNahrungskette das Virus aufkonzentrieren können, sollte das Wasser mit H5N1 kontaminiertsein. Untersuchungen hierüber sind nicht bekannt. Nach Auffassung des Friedrich-Löffler-Institutes existiert kein Mechanismus für eine passive Aufkonzentrierung von Viren - ähnlichwie bei Muscheln - bei Fischen. Inwieweit Plankter oder Kleinkrebse als Teil der Nahrungs-

7 Median tissue cullure');f;ctive dose (Zellkultur infektiöse Dosis)

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Virus 17°C 28°C % Reduktion*H3N8 194 66 66%H4N6 207 80 61%H6N2 176 98 43%H6N2 100 (0%0,pH 8,2) 9 (30%0,pH 8,2) 92%

50 (0%0,pH 8,2 50%H12N5 126 30 76%H10N7 146 102 30%

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kette die Viren aufkonzentrieren könhen und so Raubfische als Endglied der Nahrungsketteauf oralem Wege kontaminieren bzw. infizieren können, ist unbekannt, Untersuchungenhierüber existieren ebenfalls nicht.

Die am häufigsten für die Lebensmittelgewinnung vorkommenden Raubfische können in Ar-ten der Binnengewässer (Flüsse, Seen, Bächen, Aquakulturen, Angelgewässer: Binnenfi-scherei) und Arten der Meere (Randmeere und Ozeane: Meeresfischerei) eingeteilt werden.

Meeresfischerei: Deutschland landete '2004 etwa 8258.000 Tonnen (t) Fisch im In- undAusland an ("Eigenanlandungen"). Wichtige Gebiete der deutschen Fischerei sind hierbeider Nordostatlantik, die Nordsee und die Ostsee bis in Tiefen von 700 m. Die fischereilichwichtigsten Fischarten sind in deutschen Gewässern der Hering sowie als Raubfische Ka-beljau, Stöcker und die Makrele. Bei den Auslandseigen-Anlandungen dominieren Sprotteund Hering, als Raubfische Blauer Wittling und Stöcker.

Demgegenüber wurden im Jahr 2004 von Deutschland etwa 1,63 Millionen t Fische und Fi-schereiprodukte aus EU-Staaten und Dritt/ändern importiert. Rechnet man die Ost- und Süd-ostasiatischen Länd~rzusammen - die auch Risikoaebiete für die aviäre Influenza darstellen- so stellen sie nach Dänemark die wichtigsten Lieferanten für Fische und Fischereiprodukteeinschließlich Konserven und Marinaden dar. Als Importware aus den asiatischen Ländernkommen v.a. Thunfisch- und Bonitenkonserven in Frage, die etwa 28.713 Tonnen im Jahr2004 ausmachten. Tiefgefrierware, z.B. gefrorene Fischfilets oder gefrorene Shrimps ausAquakulturen nehmen einen kleineren Teil der Importware ein. Thunfische und Boniten alstypische Meeresraubfische jagen in offenen Meeresgebieten und kommen seltener in dieKüstenregionen vor. Infolge des hohen Verdünnungseffektes in den Ozeanen, Randmeerenund Küstenregionen~sowie der Verarbeitung zu Konserven bzw. Marinaden ist das Risikoeiner Ansteckung sehr gering. Tiefgefrorene Fische, z.B. Pangasius (Pangasius hy-pophthalmus) oder Tilapien (Oreochromis sp.) werden in Asien v.a. in der Aquakultur gehal-ten und im verstärkten Maße nach Europa exportiert. Daneben werden Scampis, Muschelnund Schnecken der verschiedensten Arten aus Südostasien exportiert, die dann meist inDelikatessgesc!1äften und Asialäden angeboten werden. (siehe hierzu www.Asiaprofi-le.com).

Das Risiko einer alimentären Übertragung des AVI über den Verzehr von tiefgefrorenen A-quakulturfischen oder anderer Fischereierzeugnisse, die aus gefährdeten Gebieten des asi-atischen Raumes kommen ist aus folgenden Gründen minimal:

I. Es handelt sich zum großen Teil um tropisch/subtropische Warmwasserfische und.Gar-nelen, die in Aquakultur bzw. Marikultur aufgezogen, werden. Erhöhte Wassertemperatu-ren und Salinität vermindern die IQfektiosität des Virus (siehe Tabelle 1). Hinzu kommt derschon angesprochene Verdünnungseffekt in Aquakulturanlagen.

. Fische werden größtenteils mit Pellets kontrolliert gefüttert, der Anteil an Naturnahrung istgering. Die Ausgangsstoffe für die Produktion von Pelletnahrung werden Ld.R. gextrudiert,was die Oberlebensfähigkeit der AIV stark mindert.

. Fische und Fischereierzeugnisse werden in der Regel nicht roh verzehrt.

8 vorläufige Zahlen ,

9 extrudo(/at.hinausstoßen):BeimExtrudierenwirken hoheDrücke (bis 60 bar) und Temperaturen(bis 180'C) auf die Aus-gangsstoffe.so dass manvon einem"Hygienlslerungsprozess"sprechenf<ann. .

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In ihrer kritischen Bewertung über Lebensmitteln als potentielle Quelle für eine Infektion desMenschen mit H5N1-Viren kommt die EFSA (2006) zu dem Schluss, dass für eine Infektiondes Menschen mit diesem Virus ein sehr enqer Kontakt zu den erkrankten Tieren notwendigist. Die Infektionsdosis muss zudem sehr hoch sein. Die Infektion erfolgt über die Schleim-häute des Respirationstraktes und des Nasen-Rachenraumes über das Einatmen mit Virenkontaminierter Stäube bzw. Aerosole. Es existieren bis heute keine Beweise, dass sich dasVirus nach oraler bzw. alimentärer Aufnahme im menschlichen Darmtrakt repliziert. In Asienwurden zwei H5N1 Fälle nach. dem Verzehr von rohem Entenblut bekannt, eine in Asien tra-ditionelle Speise. Hierbei war es jedoch unklar, ob der Verzehr die Infektionsroute war oderdie Menschen auch direkten Kontakt zum infizierten Geflügel hatten. Obwohl bei Katzen eineInfektion mit H5N1 durch die Verfütterung infizierter Hühner auftrat und bei einem (!) infizier-ten Mensch infektiöses Virus in Rekta/proben nachgewiesen wurden, steht der Beweis nochaus, dass der Gastrointestinaltrakt die Eintrittspforte und Vermehrungsort für die AIV ist (EF-SA 2006). Die EFSA weist ausdrücklich darauf hin, dass hinsichtlich der Eintrittspforten, desbesiedelten Zelltyps oder der Mechanismen des Überspringen der Artenbarriere noch einaußerordentlicher Forschungsbedarf existiert. Binnenfischerei: Im Vergleich zu den Anlan-dungen von Meeresfischen nimmt sich die inländische Produktion von Süßwasserfischeneher bescheiden aus. Im Jahr 2004 wurden 34.500 t Forellen und Karpfen - vornehmlich inder Aquaku/tur - erzeugt. Speisefische aus der kommerziellen Seen- und Flussfischerei (oh-ne Aquakultur) belaufen sich auf nur 3500 t (Jahr 2004). Hierbei dominieren Karpfenartigesowie Aale als Raubfische.

Angelfischerei: Neben der Meeres- und Binnenfischerei (Seen- und Flussfischerei sowieAquakultur) spielt in Deutschland die Angelfischerei eine bedeutende und nicht zu unter-

(schätzende Rolle. Grobe Schätzungen gehen davon aus, dass die deutschen Angler 13,2 kgFisch pro Angler und Jahr aus den natürlichen Gewässern an Biomasse entnehmen, diesentsprichtetwa 1045.000t Fisch pro Jahr (Arlinghaus 2004). Diese Schätzung übersteigt den 0Ertrag der kommerziellen Seen- und Flussfischerei inklusive der deutschen Aquakultur.Karpfenartige als Friedfische stellen die am häufigst entnommene Fischgruppe dar, gefolgtvon typischen Raubfischen (Regenbogenforelle, Hecht, Bachforelle und Dorsch). Tabelle 2zeigt die von deutschen Anglern am häufigsten entnommenen Fischarten.

10 Meeren, Seen und FlOssen; Erträge des In- und Auslands ohne kommerziell betriebene Angeltelche

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Iaoelle .:I:von aeutScnen AnCllernam naunqsten entnommenenI-IscnartencArunqnaUsLUU<fI.Fischart Anteil am Fang Arten

Raubfische 26% Aal, Hecht, Zander, Barsche

Cypriniden 35 % Karpfen, Graskarpfen, Rotfeder, Plöt-ze, Blei

Salmoniden (Forellen- 25 % Regenbogenforelle, Bachforelleund Lachsartige)

Meeresfische 12 % Dorsch, Hering, Lachs

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Die Vorraussetzungen für eine Infektion des Menschen mit H5N1' ist ein sehr enqer Kontaktzu den erkrankten Tieren, die Ansteckung von Menschen erfolgt in der Regel durch den un-mittelbaren Kontakt mit erkranktem Geflügel und dessen Kot und Atemwegsausscheidungen.Gewässer, die von infiziertem Wassergeflügel bevölkert werden und das Virus in großenMengen über den Kot ausscheiden, kanne'; hohe Viruskonzentrationen aufweis~ri.

In Ozeanen und den Randmeeren scheidet eine massive Kontamination von Raubfischendurch Voge/kot infolge des hohen Verdünnungseffektes nahezu aus. Die in den.deutschenWattenmeergebieten und Binnengewässer vorkommenden Raubfischarten spielen fischerei-lich nur eine geringe Rolle, so dass diese Fische selten im Handel angetroffen werden.

Wie für die Ozeane und die Randmeere beschrieben, scheidet in großen Seen oder schnell .fließendem Gewässer eine massive Kontamination von Raubfischen durch Vogelkot infolgedes hohen Verdünnungseffektes nahezu aus. Dies schränkt"das Risiko einer möglichen An-steckung über mit Influenza A-Viren kontaminierte Fische weiter stark ein.

Anders verhält es sich mit der Angelfischerei im Binnenland, die sowohl kommerziell in An-gelteichen für Privatkunden als auch privat an Seen, kleinen Teichen oder FliessgewässernausgeDbt wird (s.o.). Eine von der Fischindustrie kommerziell betriebene Angelfischerei gibtes in Deutschland im Binnengewässer nicht. Eine Rolle spielt sie nur im Meer beim Fang aufGrundfische, wenn der Bodengrund keine Netzfischerei zulässt (Plattfische) oder bei derHochseeangelfischerei, z. B. die Angelfischerei auf Thunfische.

Wenn es zu einer massenhaften Bevölkerung kleiner, stehender Gewässer von mit H5N1infizierten Vögeln (Zug-, Strich- oder Standvögel) käme, wäre es durchaus denkbar, dass.Influenza.A-Viren Oberden Vogelkot in das Wasser gelangen. Gezielte Hinweise und Unter-suchungen hierzu gibt es bisher jedoch nicht. Zusßtzlich können Fische auch über ihre Beu-tetiere, wie z.B. Muscheln oder Schnecken Viren aufnehmen. Eine Kontamination der gefan-genen Fische äußerlich (beim Anlanden in Verbindung mit Vogelkot von Enten, Schwänenund Gänsen im Uferbereich) oder innerlich (im Magen- Darmtrakt, weil Fische Vogelkot ge-fressen haberi).ist auch denkbar.

Untersuchungen ergaben, dass sich aviäre Influenzaviren mehr an den Küsten Deutschlandsbei Vögeln der Anseriformes 'und Charadriiformes .nachweisen !assen, an Binnenseen abersehr selten bzw. überhaupt nicht nachweisbar sind (Nachweis von H10N4 bei einer11Teichralle in Sachsen-Anhalt im Jahr 2003, kein Nachweis im Jahr 2004) (Glopig et al.2006).

Eine Vermehrung des Erregers in Fischen ohne weitere Anpassung des Virus ist sehr un-wahrscheinlich (Speziesbarriere). Die unterschiedlichen Körpertemperaturen von Nutz- undWildgeflOgel einerseits und Fischen in unseren Breiten andererseits würden derzeit ein ü-berspringen des Erregers behindern. Über die Spezies barriere bzw. der Speziesspezifität derAIV wird heute nur spekuliert, da ihre Aufklärung erst noch in den Kinderschuhen steckt(Werner 2006). Es wird vermutet, dass bestimmte molekulare Mechanismen für die Spezies-schranken verantwortlich sind, wie z.B. Phosphorilierungsmuster oder Methylierungsreaktio-nen viraler Proteine. Eine wichtige Rolle für die Speziesspezifität scheint die Rezeptorspezi-fität zu spielen.

111n Abhängigkeit von aen Jeweiligen klimatischen GegebenheIten ist dIe Teichralle Zug., Stand. oder Strichvogel. Generell lässt sich sagen.

dass es unter den TelChralleo. der west. und milteleuropäischen Länder Zugvögel gibt, die größere Entrernungen I1ls,ln Ihre OberwinterungsarealezurOcklegen

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Obwohl eine Infektion von Fischen mit dem H5N1-lnfluenzavirus aus diesen Gründen eherunwahrscheinlich ist und eine Gefährdung des Menschen durch Verzehr von Fischen undFischprodukten nicht abgeleitet werden kann, sollte man Angelfischer auf allgemeine Vor-sichtsmaßnahmen und Hygieneanforderungen beim Umgang mit gefangenen Fischen hin-weisen, sollte das Angelgewässer stark mit H5N1 kontaminiert sein. Hierzu würde über einenzeitlich begrenzten Angelverzicht für stehende kleine Angelgewässer zu diskutieren sein.Hygienemaßnahmen wären einzufordern, wenn im Nachhinein bekannt werden würde, dassein bestimmtes Angelgewässer massiv kontaminiert wäre. Ähnlich wie beim Umgang mitGeflügel oder beim Umgang mit an Mykobakterien infizierten Fischen wären folgende Hygie-nemaßnahmen anzuraten und die Angler hierüber aufzuklären:

. Tragen von Handschuhen, wenn Fische ausgenommen oder mit Fischen hantiert wird,die scharfe Stacheln bzw. Flossenstrahlen besitzen.

. Nach Hantieren mit Fischen sollten die Hände und Arme gründlich mit Seife gewaschenund gründlich abgespült werden.

. Wenn auch bisher eine alimentäre übertragbarkeit von AIV nicht nachgewiesen ist,sollte auf den VerZehr von rohen Raubfischen verzichtet werden.

. Gründliches Erhitzen (Kerntemperatur von mindesten 70°C) über 10 Minuten töten dasVirus sicher ab.

. Messer, Teller, Schneidebretter etc., die mit rohem Raubfischen in Berührung gekom-men sind, sollten grOndlich mit warmem Wasser und Spülmittelzusatz gereinigt werden.

. Kontaminierte Eingeweide sollten sofort entsorgt werden und nicht mit anderen Le-bensmitteln in Berührung kommen.

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Risikocharakterisierung

Für eine übertragung des aviären Influenza A-Virus auf den Menschen durch den Verzehrvon Fischen des Meer- und auch des Süßwassers liegen keinerlei Daten vor. Es gibt bisherkeine Nachweise von Influenza A-Viren in Fischen bzw. Raubfischen.

Es wurden in diesem Zusammenhang keine Untersuchungen mit Influenza A-Viren publiziert.Dies gilt auch in Hinblick auf eine sog. minimale infektiöse Dosis (MID) beim Menschen.

Infektionen über Lebensmittel des Menschen sind für Influenza A-Viren bis heute nicht sichernachgewiesen worden. In Asien wurden 2 H5N1 Fälle nach dem Verzehr von rohem Enten-blut bekannt, eine in Asien traditionelle Speise. Hierbei war es jedoch unklar, ob der Verzehrdie alleinige Infektionsroute war oder die Menschen auch direkten Kontakt zum infiziertenGeflügel hatten (EFSA 2006). Eine alimentäre Übertragung auf Säugetiere (Leoparden undTiger) in südostasiatischen Zoos und unter Laborbedingungen bei Katzen wurden beschrie-ben (Rimmelzwaan et al. 2006).

Folgende Sachverhalte minimieren jedoch das Risiko einer alimentären Ansteckung OberRaubfische:

. Bei Einhaltung der hygienischen Regeln und dem Verzicht auf Rohverzehr 'von Raubfi-schen lässt sich ein mögliches Infektionsrisiko minimieren.

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· AviäreInfluenzaA-Virensind als Krankheitserregerbei Fischen oder anderen Meeres-undSüßwassertieren- außer beidenMeeressäugern-bis heute noch nichtin Erschei-nunggetreten. Es ist lediglicheine Virusinfektionbei Fischen bekannt, die durchein Or-thomyxovirusaüsgelÖsf'wird,die s'og.InfektiÖse'AnämIeder Lächse"(InfediousSalmonAnaemia; ISA).Auchdas Influenza-A-Virusgehört zu den Orthomyxoviren,unterscheidetsich aber auch invielfacherHinsichtvon ISA-Virus(Falket al. 1997). Bei dem ISA-Virushandelt sich nichtum einen Zoonoseerreger.

. DieAnsteckung vonMenschen erfolgtinder Regel durch den unmittelbarenKontaktmiterkranktem Geflügelund dessen Kotund Atemwegsausscheidungen.

. Lokalkönnte das Virus- v.a. während des Fischfangs über Vogelkotin das Meerwassergelangen, da der Fischfangimmervon einergroßen Anzahlan Möwenbegleitetwird.Oftmalshaben Vögelund auch deren Beutetiere-Muscheln,Würmer,Schnecken undKrebse-zeitweiseeinen engen Kontakt.Allerdingsmuss die abgegebene Vogelkotmen-ge imVerhältniszumWasservolumen imKüstenbereichund den Weltmeeren gesehenwerden. Diesich daraus ergebenen Verdünnungsfaktorenlassen nach derzeitigerEin-schätzung keine GesundheitsgefährdungOberden Verzehr von Meeresraubfischener-warten. .

. Obwohleine Infektionvon Fischen mitdem H5N1-lnfluenzavirussehr unwahrscheinlichist und eine Gefährdungdes Menschen durch Verzehr von Fischen und Fischproduktennichtabgeleitet werdenkann, sollteman z.B.Angelfischerauf allgemeine Hygieneanfor-derungen beim Umgangmitgefangenen Fischen hinweisen. Eine Kontaminationder ge-fangenen Fische äußerlich(beimAnlandenin VerbindungmitVogelkotvon Enten, .

Schwänen und Gänsen im Uferbereich)oder innerlich(imMagen-Darmtrakt,weilFischeVogelkotgefressen haben) ist zwar denkbar, eine Gefährdungdes Menschen ist abersehr unwahrscheinlich.Man muss auch berücksichtigen,dass eventuell in Spuren vor-handenes Virusdurchdas Wasser sehr stark verdünntwird,die ggf. kontaminiertenEin-geweide der gefangenen Fische durchdie Schlachtung entferntwerden und dass Fischevordem Verzehr inder Regel erhitztwerden.

· Eine Vermehrung des Erregers in Fischen ist ohne weitere Anpassung des Virus sehrunwahrscheinlich{Spezies barriere). DieunterschiedlichenKörpertemperaturenvon Nutz-und WildgeflOgeleinerseits und Fischen in unseren Breiten andererseits würden derzeitein Überspringendes Erregers behindern. . '

. Ander Wattenmeerküste vorkommendeRaubfischartenwievereinzeltz.B. ältere Kabel-jau spielen fischereilichnur eine geringe Rolle.VonregionalerBedeutung kann die An-gelfischereiangesehen werden, diejedoch meistens nur auf dietieferen BereichedesWatt~nmeeres undauf die offene See beschränkt ist. So gelangen Raubfischartenso gutwieüberhaupt nichtin die lebensmittelverarbeitendeIndustriebzw. in den Handel,wasdas Risikoeiner möglichenAnsteckung über mit InfluenzaA-VirenkontaminierteFis~hestark einschränkt.

Biszum VorliegenvonUntersuchungen zum Vorkommenvon humanpathogenen InfluenzaA-Virensollte in akut vonder Voge/grippebetroffenenGebieten, indenen ein enger KontaktmitVögelngegeben ist- so z.B. in kleinenAngelgewässern - aufden Rohverzehrvon ge-fangenen Raubfischenund auf die Angeltätigkeitverzichtetwerden sowie die Angler.überHygienemaßnahmenaufgeklärtwerden.

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