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376 Berthelot : Bildung von Actylen steigt von 155O auf 166O ohne irgendwo stationlir zu bleiben, und sie giebt bei der Analyse 2-3 p.C. Kohlenstoff zu viel. Diese Substanz verandert sich nicht beim tagelang fortgesetzten Sieden mit essigsaurem Silber oder einer al- koholischen Losung von Kali. Auch Amrnoniak greift sie bei 150° in einer verschlossenen Rohre nicht an. Mit Na- trium giebt sie Benzin, gegen Salpetersaure verhalt sie sich ebenfalls wie die Chlorverbindung. Die Phensiiure , welche auch Phenylalkohol genannt wid, giebt dem Vorstehenden zufolge Producte , die verschieden sind von denen, welche die Alkohole und die gewohnlichen Sauren licfern. Es wird dadurch die Ansicht Berthelot’s unterstutzt, welcher die Phensaure als eine eigenthumliche Verbindung, als den Typus einer bis jetzt wenig bekannten Classe von Verbindungen betrachtet , die er Phenole nennt. XLIII. Bildung von Acetylen durch directe Ver- bindung von Kohlenstoff iind Wasserstoff. Von Berthelot. (Im Auszuge aus Compt. rend. t. ZIV, p. 640.) Die Kohlenwasserstoffe und die Alkohole sind der Aus- gangspunkt fur die Bildung anderer organischq Verbin- dungen, und nachdem mir dic Synthrse der Alkohole und ihrer Aether mittelst der Kohlenwasserstoffe gelungen war, suchte ich auch die Kohlenwasserstoffe selbst aus ihren Elementen zu bilden. Es war wenif; Hoffnnng, dass die directe Vereinigung beider gelingcn werde, da der Kohlen- stoff bei gewohnlicher Temperatiir gegen Rcagentien ganz indifferent ist, bei Gluhhitze aber, wo diesc Indiffercnz ver-

Bildung von Acetylen durch directe Verbindung von Kohlenstoff und Wasserstoff

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Page 1: Bildung von Acetylen durch directe Verbindung von Kohlenstoff und Wasserstoff

376 Berthelot : Bildung von Actylen

steigt von 155O auf 166O ohne irgendwo stationlir zu bleiben, und sie giebt bei der Analyse 2-3 p.C. Kohlenstoff zu viel. Diese Substanz verandert sich nicht beim tagelang fortgesetzten Sieden mit essigsaurem Silber oder einer al- koholischen Losung von Kali. Auch Amrnoniak greift sie bei 150° in einer verschlossenen Rohre nicht an. Mit Na- trium giebt sie Benzin, gegen Salpetersaure verhalt sie sich ebenfalls wie die Chlorverbindung.

Die Phensiiure , welche auch Phenylalkohol genannt w i d , giebt dem Vorstehenden zufolge Producte , die verschieden sind von denen, welche die Alkohole und die gewohnlichen Sauren licfern. Es wird dadurch die Ansicht Ber the lo t ’ s unterstutzt, welcher die Phensaure als eine eigenthumliche Verbindung, als den Typus einer bis jetzt wenig bekannten Classe von Verbindungen betrachtet , die er Phenole nennt.

XLIII. Bildung von Acetylen durch directe Ver- bindung von Kohlenstoff iind Wasserstoff.

Von

Berthelot.

(Im Auszuge aus Compt. rend. t. ZIV, p . 640.)

Die Kohlenwasserstoffe und die Alkohole sind der Aus- gangspunkt fur die Bildung anderer organischq Verbin- dungen, und nachdem mir dic Synthrse der Alkohole und ihrer Aether mittelst der Kohlenwasserstoffe gelungen war, suchte ich auch die Kohlenwasserstoffe selbst aus ihren Elementen zu bilden. Es war wenif; Hoffnnng, dass die directe Vereinigung beider gelingcn werde, da der Kohlen- stoff bei gewohnlicher Temperatiir gegen Rcagentien ganz indifferent ist, bei Gluhhitze aber, wo diesc Indiffercnz ver-

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durch directc Verbindung von Kohlenstoff u. Wasscrstoff. 37,

schwindet, die Verbindungen des Kohlenstoffs mit dem Wasser- stoffe nieist zersetzt werden. Nur das Acetylen, das weni- ger Wasserstoff und zwar nur sein gleiches Volum davon ohne Condensation enthlilt, C4H2 = 4 Vol.; H2 = 4 Vol., macht hiervon eine Ausnahme; es ist der bestiindigste Koh- lenwasserstoff. Es bildet sich in reichlicher Menge aus olbil- dendem Gas und Sumpfgas linter den1 Einflusse der Hitze oder des Inductionsfunkens. So war einige Aussicht , dass es gelingen werde , dasselbe direct nus seinen Elementen bilden zu kijnnen.

Zur Darstellung reiner wasserstofffreier Kohle , die be- kanntlich durch blosses Gluhen nicht erhalten werden kann, wurde Gaskohle, die iininer etwas theerartige Substanz ent- halt, im Chlorstroni anderthalb Stunclen gegluht.

Blosses Erhitzen der reinen Kohle in reinern Wasser- stoffgas gab keinen Erfolg. Selbst bei einer Erhitzung bis zum Schmelzen der Porcellanrohre in Devi l le ' s Ofen konnte keine Spur von Acetylen erhalten werden.

Es wurde feiier der Inductionsfunke angewendet, theils mit gegluhter , theils mit sehr feinzertheilter durch Zer- setzung von Stimpfgas im Apparat selbst erhaltener Kohle. Der Versuch niisslang ebenfalls , wahrscheinlich weil die Kohle durch den Funken nicht hinreichend erhitzt wurde.

Ich benutzte endlich die elektrische Saule und den Lichtbogen, welcher sich zwischen zwei Kohlespitzen unter machtiger Temperaturerhohung und Ueberfuhrung der Kohle von eineni Pole Zuni anderen erzcugt. Die Kohlespitzen wurden auf die angegebene Weise durch Gluhen im Chlor- strom gereinigt *). Der Versnch gelang vollkornmen. Es entstand sofort Acetylen , dcsscn Bildung fortdauerte , so lange der elektrische Bogen uberging, und bis die Kohle- spiteen zerstort sind.

C4 + H2 = C& Acetylen. Das sich Lildende Acetylen wird in einer animoniaka-

lischen Kupferliisung condensirt, in welchcr es den bekannten

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*) 1,078 Grin. der ~erc inigten Kohle gaben beim Verbrennen in Sauerstoff 0,010 Wasser d. li. ,,Milligrm. Wasserstoff, jedenfalls hy- groskopischc Feuchtigkeit.

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378 Producte der freiwilligen Zersetzung des Pyroxylins.

rothen Niederschlsg erzeugt. Es bildeten sich bei meinen, anch vor der Pariser Akademie aiisgefiihrten Versuchen, etwa 10 C.C. Acetylen in der Minute, indem etwa halb so vie1 Kohle in die Verbindung einging als mechanisch fort- gerissen wurde. Behandelt man die rothe Kupferverbin- dung mit Salzsaure, so erhalt man da.s reine Acetylen, das auch anslysirt wurde.

Der Verf. hat friiher (s. dies. Journ. LXXXI, 68) gezeigt, wie man das Acetylen durch einfache Zufugung von Wasser- stoffgas in olbildendes Gas uberfiihren kann.

C4Hz + H, = C4H4. Acetylen. Oelbild. Gas.

Mit dem ijlbildenden Gas kann man Alkohol bilden, und so gelangt man in die Kette der organischen Verbin- dungen.

Mor ren hat iibrigens schon 1859 (Compt. read. t. XLVIII, p . 342) durch Behandlung von Kohle im Wasserstoffstrom mit dem Funkenstrom des Rnhmkorff’schen Apparats einen Kohlenwasserstoff erhalten , ohne jedoch seine Natur naher zu bestimmen. Es blieb auch ungewiss, ob dieselbe wirklich durch Verbindung von reinem Kohlenstoff mit Wasserstoff entstanden sei oder aus Substanzen, die der Kohle anhingen.

XLIV. Producte der freiwilligen Zersetzung des

Pyroxylins. S. d e L u c a (Compt. rend. t . L I I I , p. 298) beobachtete

an einem Pyroxylin oder einer Schiessbaumwolle, welche 1859 zu Paris gekauft worden war, im Sommer 1860 eine frei- willige Zersetzung unter Entwickelnng salpetriger Dampfe. Das Pyroxylin war bei Abschluss des Lichts in einer mit Korkstopscl und Waclis verschlossenen Glasflasche aufbe- wahrt worden, die in einrin Sclwanke staiid,