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Methodische Erläuterung „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ (Friedrich Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen. Tübingen 1795, S. 88) Für Schiller ist das Spielen die menschlichste Daseinsform überhaupt, Aristoteles schreibt dem Spielen eine Seelenreinigung zu, Piaget verbindet mit dem Spiel eine Aktivität der geistigen Entwicklung. Abhängig von der Spielform - Simulationsspiel, Szenisches Spiel, Interaktionsspiel - werden dem Spielen verschiedene Bedeutungen zugeschrieben. Allerdings gibt es bis heute keine umfassende Definition des Spielens, die alle Teilaspekte verschiedener Formen berücksichtigt. Hilbert Meyer hat jedoch Kennzeichen zusammengestellt, die auf nahezu alle Spielformen zutreffen: Spielen ist „frei von fremden Zwecken“, „ist in sich zielgerichtet“, „findet in einer Scheinwelt statt“, „schafft […] handelnde Auseinandersetzungen“, „erfolgt nach Spielregeln“, „erfüll[t] sich in der Gegenwart“, „macht Spaß“. (Hilbert Meyer: Unterrichtsmethoden. Teil II. Berlin 2011, S. 342 f.) Wird das Spielen im Unterricht eingesetzt, so kann die „Entwicklung der sozialen, kreativen, intellektuellen und ästhetischen Kompetenzen“ der Schülerinnen und Schüler gefördert werden (Meyer 2011, S. 344). Sie können soziale Erfahrungen machen, mit Kopf, Herz und Hand lernen, selbsttätig werden, vorher Erarbeitetes anwenden und vertiefen. (Meyer 2011, S. 345). Eine Möglichkeit, bereits Erarbeitetes anzuwenden und zu vertiefen und somit nachhaltiges Lernen zu fördern, bietet die Entwicklung eigener Spiele durch die Schülerinnen und Schüler. Diese Aufgabe ist anspruchsvoll: Sie müssen gelerntes Wissen für die Entwicklung des eigenen Spiels konkret anwenden und Unterrichtsanregung von Sandra Thomalla. Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0

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Page 1: Bildungsserver Berlin-Brandenburg:Startseite · Web viewDiese Aufgabe ist anspruchsvoll: Sie müssen gelerntes Wissen für die Entwicklung des eigenen Spiels konkret anwenden und

Methodische Erläuterung„Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

(Friedrich Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen. Tübingen 1795, S. 88)

Für Schiller ist das Spielen die menschlichste Daseinsform überhaupt, Aristoteles schreibt dem Spielen eine Seelenreinigung zu, Piaget verbindet mit dem Spiel eine Aktivität der geistigen Entwicklung. Abhängig von der Spielform - Simulationsspiel, Szenisches Spiel, Interaktionsspiel - werden dem Spielen verschiedene Bedeutungen zugeschrieben. Allerdings gibt es bis heute keine umfassende Definition des Spielens, die alle Teilaspekte verschiedener Formen berücksichtigt. Hilbert Meyer hat jedoch Kennzeichen zusammengestellt, die auf nahezu alle Spielformen zutreffen: Spielen ist „frei von fremden Zwecken“, „ist in sich zielgerichtet“, „findet in einer Scheinwelt statt“, „schafft […] handelnde Auseinandersetzungen“, „erfolgt nach Spielregeln“, „erfüll[t] sich in der Gegenwart“, „macht Spaß“. (Hilbert Meyer: Unterrichtsmethoden. Teil II. Berlin 2011, S. 342 f.)Wird das Spielen im Unterricht eingesetzt, so kann die „Entwicklung der sozialen, kreativen, intellektuellen und ästhetischen Kompetenzen“ der Schülerinnen und Schüler gefördert werden (Meyer 2011, S. 344). Sie können soziale Erfahrungen machen, mit Kopf, Herz und Hand lernen, selbsttätig werden, vorher Erarbeitetes anwenden und vertiefen. (Meyer 2011, S. 345).Eine Möglichkeit, bereits Erarbeitetes anzuwenden und zu vertiefen und somit nachhaltiges Lernen zu fördern, bietet die Entwicklung eigener Spiele durch die Schülerinnen und Schüler. Diese Aufgabe ist anspruchsvoll: Sie müssen gelerntes Wissen für die Entwicklung des eigenen Spiels konkret anwenden und vertiefen. Dabei haben sie vielfältige gestalterische Möglichkeiten.

Mögliches Vorgehen im UnterrichtDas Fach Gesellschaftswissenschaften bietet durch Frage- und Unterrichtsanregung von Sandra Thomalla. Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0

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Themenstellungen, die historische, geografische und politische Aspekte aufgreifen, eine Fülle an Schwerpunkten, zu denen die Schülerinnen und Schüler Spiele entwickeln können. Dazu zählen z. B. die Themenfelder „Vom Rohstoff in die Einkaufstüte“, „Eine Reise durch Deutschland“, „Antike Großstadt Rom“ und „Globalisierung im Supermarkt“.Im Anschluss an eine gesellschafts-wissenschaftliche Unterrichtseinheit können bestimmte Schwerpunkte des Themenfelds mit der Spielentwicklung wiederholt und vertieft werden. Bevor die Schülerinnen und Schüler mit der Gestaltung ihres Spiels beginnen, sollten sie die relevanten Inhalte

mithilfe des Hefters und des Schulbuches als vorbereitende Hausaufgabe oder im Unterricht zusammenstellen. Gerade bei leistungsstärkeren Gruppen bietet es sich an, dass sie eigenständig weitere Informationen und Anschauungsmaterial sammeln. Das Material kann z. B. für die Gestaltung eines Spielbretts oder von Aufgabenkarten verwendet werden.Im Unterricht werten die Gruppen ihre Ergebnisse aus. Diese bilden die Grundlage für die Entwicklung der Spielidee. Im Plenum können auch bekannte Spiele (z. B. „Mensch ärgere dich nicht“, „Monopoly“) gesammelt werden, um den Gruppen Anregungen zu geben. Anschließend entwickeln sie ihre eigene Spielidee, bei der sie bekannte Konzepte mit eigenen Ideen kombinieren können. Bei der Entwicklung helfen die Leitfragen auf dem Aufgabenblatt. Für diese Vorbereitungsphase werden zwei bis drei Unterrichtsstunden benötigt.Anschließend setzen die Schülerinnen und Schüler ihre Spielidee um. Dabei ist es wichtig, dass sie genau absprechen, wer welches Material mitbringt, damit für die Umsetzung während des Unterrichts alles vorliegt. Für diese Phase sollten drei bis vier Unterrichtsstunden eingeplant werden. Unterrichtsanregung von Sandra Thomalla. Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0

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Nachdem alle Spiele fertiggestellt wurden, sollte unbedingt eine Erprobung der Spiele durch die Gruppen erfolgen. Dafür sind ein bis zwei Unterrichtsstunden notwendig. Das Aufgabenblatt gibt Anregungen dazu, worauf die Schülerinnen und Schüler vor allem achten sollten. Falls sie Probleme feststellen (z. B. miss-verständliche Regeln, zu wenig Spielgeld), können diese behoben werden. Anschließend erfolgt die Spielphase, in der die Klasse die Spiele spielen darf. Abhängig von der Lerngruppengröße können eventuell nicht alle Gruppen alle Spiele ausprobieren. Sinnvoll ist es, die Schülerinnen und Schüler in die Bewertung der Spiele einzubeziehen, schließlich gehören sie zur Zielgruppe. Der Bewertungsbogen umfasst 10 Kriterien, diese berücksichtigen die Spieler(innen) im Anschluss an das Spiel bei der Beurteilung.

Unterrichtsanregung von Sandra Thomalla. Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0

Die Bilder zeigen Spiele von Sechstklässlern, die im Anschluss an die Unterrichtseinheit „Europa - grenzenlos? - Europa in der Antike: Beispiel Römisches Reich“ entwickelt wurden. Jede