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Bio-bibliografisches Lexikon der Literatur Österreichs Band ... · Clara, Emanuel Schikaneder, Pietro Metastasio, Lorenzo da Ponte, Giu- seppe Carpani, Friedrich Hebbel, Heinrich

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Herbert Zeman (Hg.)

Bio-bibliografisches Lexikon

der Literatur Österreichs

Band 1: A – Bez

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Bibliografische Informa tion d. Deutschen Na tionalbibliothek

Die Deutsche Na tionalbibliothek verzeichnet diese Publika tion in d. Deutschen Na tionalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2016. Rombach Verlag KG, Freiburg i. Br./Berlin/Wien1. Auflage. Alle Rechte vorbehaltenUmschlag: Bärbel Engler, Rombach Verlag KG, Freiburg i.Br./Berlin Lektorat: Dr. Edelgard Spaude (†) / Dr. Friederike Wursthorn / Dr. Wolfgang DelseitSatz: TIESLED Satz & Service, KölnHerstellung: Rombach Druck- und Verlagshaus GmbH & Cod. KG, Freiburg im BreisgauPrinted in GermanyISBN 978–3–7930–9746–4

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INHALT

Vorwort ..................................................................................... VII

Einleitung .................................................................................. XI

Siglen und Abkürzungen

1. Allgemeine Siglen und Abkürzungen ............................... XIX2. Siglen und abgekürzte Literatur (Lexika, Handbücher, Zeitschriften) ................................. XXVII3. Verfasserinnen und Verfasser der Artikel dieses Bandes ..................................................................... XXXI

Artikel A – Bez ......................................................................... 1

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VII

Vorwort

Der Plan zur Erarbeitung und Veröffentlichung des vorliegenden Werkes reicht in die 1970er-Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Die Rückkehr des Unterzeichneten von den Universitäten Bonn und Erlangen nach Wien (1975) und die Berufung auf den dortigen Lehrstuhl für Neuere deutsche mit besonderer Berücksichtigung der österreichischen Literatur legten Ziel-vorstellungen mannigfacher Art in Forschung und Lehre nahe.

Die Mittelalter-, Humanismus- (bzw. Renaissance-), Barock- und Aufklä-rungsforschungen nahmen nach dem Zweiten Weltkrieg – bedingt durch den gesellschaftlichen Wandel bis hin zur Nutzung elektronischer Hilfsmit-tel – einen ungeahnten Aufschwung. Es eröffneten sich damit nicht nur neue Perspektiven auf die Literaturentwicklung der österreichischen Län-der, sondern eine Unzahl neu- bzw. wiederentdeckter literarischer Quellen ließ das Gesamtbild der »Literatur Österreichs« in vielem ergänzt, korrigiert und viel facettierter als bisher erscheinen. Auch die res publica litteraria des 19. und 20. Jahrhunderts erhielt neue literaturwissenschaftliche Profilierun-gen. Sehr rasch ergaben sich für den zeitgenössischen, an diesem Aufbruch der Forschung anteilnehmenden und teilhabenden Literaturwissenschaftler eine Menge verschiedener Aufgaben, die oft zu weitläufigen Unternehmun-gen dokumentierender und interpretierender Art führten.

Die Vielfalt zahlloser Einzelergebnisse drängte zu literarhistorischen Zu-sammenfassungen, der einmal gelockerte literarische Boden nach weiterer dokumentarischer Erfassung der ans Licht gebrachten Quellen oder deren philologisch-interpretatorischer Erschließung.

Für den Unterzeichneten ergaben sich auf dem Gebiet der österreichi-schen Literaturforschung drei größere Arbeitsbereiche, die in internationa-ler Zusammenarbeit vorangetrieben wurden und werden:

1. die Edition und ausführliche philologisch-literarhistorische Kommen-tierung beispielhafter Werke in den Wiener Neudrucken;

2. die literarhistorische (d.h. stil-, gattungs- und sozialgeschichtliche) Vermessung der gesamten Literaturentwicklung auf dem Boden des im Laufe der Jahrhunderte vom Mittelalter bis zur Gegenwart vielge-staltigen »Österreich« bis hin zur zusammenfassenden »Literaturge-schichte Österreichs« und

3. die lexikalische Erfassung des gesamten Literaturbestandes im vorlie-genden Bio-bibliographischen Lexikon der Literatur Österreichs.

Ferner entstanden Einzelstudien zu allen Phasen der literarischen Entwick-lung, dann vollzog sich die Begründung der literaturwissenschaftlichen

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Lied- und Libretto-Forschung – all das neben der recht umfassenden Tätig-keit, die die gesamtdeutsche Literatur in Forschung und Lehre erforderte.

Diesem hiermit veröffentlichten ersten Band des Lexikons soll noch im Jahr 2016 der bereits fertig gestellte zweite, der die Fortsetzung und den Abschluss des Buchstabens B und den Buchstaben C bringen wird, an die Seite gestellt werden. In jährlicher Folge sind dann die Buchstaben D bis H, O bis R, S und T bis Z geplant. Da der Buchstabe S geteilt werden wird, ist der Veröffentlichungsplan auf acht Bände angelegt.

Verschiedene Hemmnisse stellten sich dem Fortschreiten der Arbeiten in den Weg: Gravierende Verzögerungen ergaben sich durch die Umstellung von der maschinenschriftlichen auf die elektronische Produktion zu einem Zeitpunkt, da bereits mehr als 1.500 Artikel auf Formblättern geschrieben waren. Durch die zeitlichen Hemmnisse wurde andererseits möglich, im-mer wieder neue Einsichten, Erkenntnisse und neu gefundene Quellen ein-zubeziehen, so dass der umfassende lexikalische Anspruch des ganzen Un-ternehmens auch durch die Zeitverzögerungen also weitergehender erfüllt wurde, als es bei der Ursprungsplanung erhofft werden konnte.

Da aus verschiedenen und vor allem wirtschaftlichen Gründen an eine feste Arbeitsstelle nicht zu denken war, hing das Projekt an diversen öf-fentlichen und privaten Subventionsgebern, von denen während mehre-rer Jahre die Geldzuwendungen durch das Bundesministerium für Wis-senschaft und Forschung ausfielen. Diese und andere Probleme konnten dank der helfenden Initiativen der österreichischen Bundesländer (Bur-genland, Tirol, Vorarlberg, Wien) und besonders der Kulturressorts Nie-derösterreichs und Oberösterreichs überwunden werden. Entscheidende Hilfen wurden der Weiterentwicklung und Drucklegung des Werkes zu-teil von der Albert-Ludwig-Universität Freiburg i. Br. und dem Rombach Verlag in Freiburg i. Br.

In vielerlei Bezügen hat der Herausgeber zu danken: der Wiener redaktio-nellen Betreuung durch Christine Arnbom, Ursula Natschläger, Dr. Sylvia Leskowa, Dr. Eva Münz und Dr. Tomas Kubelik sowie jener durch Dr. Friederike Wursthorn und Theresa Peter vom Rombach Verlag. Dankbar erinnert werden darf an die Mitarbeit jener Autoren, die nicht mehr unter den Lebenden weilen, allen voran jene von Univ.-Prof. Dr. Werner M. Bau-er; er war Mitarbeiter von der ersten Stunde an und verfasste viele Artikel. Vor kurzem ist er in Innsbruck verstorben. Werner M. Bauer war dem Herausgeber seit den gemeinsam erlebten Wiener Studienjahren nicht nur kollegial, sondern auch freundschaftlich verbunden.

Schließlich gilt aller Dank für Hilfe, Ermunterung und Stabilisierung des Erscheinens Herrn Univ.-Prof. Dr. Günter Schnitzler und seinem Team an der exzellenten Freiburger Universität. Günter Schnitzler wurde besonders

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Jahr 2016 der bereits fertig gestellte zweite, der die Fortsetzung und den

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über dieser Arbeit zum kollegialen Freund des Herausgebers, dem neben dem Glück der wissenschaftlichen Förderung auch die Freude des bonum humanum zuteil wurde.

Wien, am 31. Januar 2016 Herbert Zeman

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Einleitung

Das vorliegende biobibliografische Lexikon der Literatur Österreichs erfasst – in seiner Art erstmalig – die gesamte Literatur Österreichs (ein-schließlich der Kinder- und Jugendliteratur). Es ist ein Grundlagenwerk für alle literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung und für alle infor-mativen Interessen. Es erschließt die Literatur Österreichs von den An-fängen im Mittelalter bis zur Gegenwart. Das Werk trägt den historischen Gegebenheiten eines grenzüberschreitenden Kulturaustausches Rechnung und berücksichtigt deshalb unter der begründeten Annahme kultureller Kontinuitäten seit dem Mittelalter die deutschsprachige (auch mittel- und neulateinische) Literatur der seinerzeitigen babenbergischen und habsbur-gischen Provinzen, dazu gehören u.a. die betreffenden böhmischen – mit Ausnahme Schlesiens –, ungarischen, siebenbürgischen, südslawischen und oberitalienischen Gebiete. Zugleich wird jedoch Österreich in seinen heutigen Grenzen als historische Zielgröße im Auge behalten, sodass auch spät in den Länderverband eingetretene Territorien wie Vorarlberg, Salzb. oder das Burgenland von Anfang an in die Dokumentation einbeschlossen sind. Für das Mittelalter wurde der Betrachtungsrahmen entsprechend den historischen Gegebenheiten über das heutige Österreich hinaus nur um die angrenzenden südlichen Gebiete Görz und Aquileja erweitert; diese gehör-ten unmittelbar zum Einflussbereich der vor 1526 an Habsburg gefallenen Gebiete.

Da die gesamte Literaturentwicklung in Österreich erarbeitet und zum Teil Neuland erschlossen werden sollte, war es notwendig, das Arbeitsgebiet selbst zu definieren: Aufgenommen wurden jene Autoren, deren Geburtsort jenen Territorien zugehörte, die im oben beschriebenen Sinn zum histori-schen Österreich zuzurechnen sind, ferner jene deutsch- und fremdsprachi-gen Autoren, die vorübergehend oder ab einem gewissen Alter ständig in Österreich lebten und das literarische Österreich beeinflussten (z.B. Conrad Celtis, Wolfgang Schmeltzl, Prokopius von Templin, Abraham a Sancta Clara, Emanuel Schikaneder, Pietro Metastasio, Lorenzo da Ponte, Giu-seppe Carpani, Friedrich Hebbel, Heinrich Laube, Jean Amery, Max Brod). Die lexikografische Erfassung bezieht sich ferner auf Gebiete, die bisher in lexikalischen Publikationen nicht berührt wurden: aufgenommen wurden anonym erschienene Werke (z.B. Sterzinger Spiele, Raaber Liederbuch) bzw. kompilatorische Werke mehrerer Autoren, Sammelhandschriften (z.B. Ambraser Heldenbuch), literarische Vereinigungen bzw. Dichterzirkel (z.B. Sodalitas litteraria Danubiana, Ister-Nymphen-Gesellschaft, Ludlamshöhle, Soupiritium), Kabaretts (Wiener Werkel, Der liebe Augustin), literarische Institutionen in möglichst breiter Auswahl nach ihren Repräsentanten (Ver-

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leger, Buchhändler, Leihbibliotheken, Bibliothekare, Buchdrucker) und schließlich Almanache, Taschenbücher und Zeitschriften, die von einem oder mehreren Herausgebern oder von einer Vereinigung gestaltet wurden (z.B. Journal für Freimaurer). Auch Gebiete, über die die Forschung erst in der jüngsten Vergangenheit bedeutende Aufschlüsse geboten hat, wie die Exilliteratur oder der jüdische Beitrag zur deutschsprachigen Literatur Österreichs, wurden bearbeitet.

Autoren im Sinn des Lexikons sind Belletristen, Chronisten, Dichter, Er-bauungsschriftsteller, Essayisten, Prediger, Sprachmeister und Übersetzer; in der Regel jedoch nicht Staatsmänner, Journalisten der Tagespresse und (Literatur-)Wissenschaftler des 19. und 20. Jahrhunderts.

Das vorliegende Lexikon verzeichnet rund 8 000 Artikel, die zu folgen-den Abteilungen, gruppiert werden können:

1. Autorenartikel: Dichter und Schriftsteller im oben bezeichneten Sinn,

Buchdrucker, Buchhändler und Verleger2. Sachartikel: anonyme Werke, Almanache (Taschenbücher), Dichter-

kreise, Schriftstellervereinigungen, Kabaretts, Leihbibliotheken, Verla-ge, Zeitschriften (Jahrbücher)

Die lexikografische Erfassung erstreckt sich in den einzelnen Bereichen von den Anfängen im Mittelalter bis zur Gegenwart (Stichjahr 2005). Aus diesem Anspruch wird klar, dass das Lexikon über weite Strecken hin nur aufgrund von direkten Quellen entwickelt werden konnte und daher jeder Artikel so weit wie möglich auf Einzelforschungen der Mitarbeiter beruht. Forschungs-ergebnisse sind bis zum jeweiligen Redaktionsschluss berücksichtigt; jeder Artikel umfasst einen auf den Bildungsgang, die literarischen Kontakte des Autors und das literarische Leben um ihn abgestellten biografischen, ferner einen ergografischen, das Werk stil- und gattungsgeschichtlich charakteri-sierenden Abschnitt; diese literarhistorischen Kennzeichnungen mit ihren zahlreichen Querverweisen sind die eigentliche Grundlage einer über weite Strecken neuen oder modifizierten Sichtweise auf die Entwicklung der Li-teratur Österreichs; daran schließt sich – wenn zweckdienlich – ein kurzer Hinweis auf die Forschungslage an; Auszeichnungen, Ehrungen und lite-rarische Gesellschaften, die dem Andenken eines Schriftstellers gewidmet sind, werden am Ende des biografischen Absatzes angegeben. Die Artikel werden jeweils abgeschlossen durch ein nach Gattungen gegliedertes (z.B. geistliche und weltliche Lyrik, heroisches und komisches Epos, Roman, No-velle, Drama, Tragödie, Lustspiel, Komödie, Lehrgedicht, Erbauungslitera-tur, Andachtsbücher, Zeitschriften, Almanache), nach Möglichkeit (zumin-dest innerhalb der Gattungen) chronologisches Werkverzeichnis mit dem vorangehenden Vermerk WERKE. Neuausgaben einzelner Werke werden

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gleich im Anschluss an die Nennung der Erstausgabe angeführt, Sammel- und Gesamtausgaben bzw. kritische Ausgaben stehen jeweils am Schluss der Werkbibliografie, selbständige Veröffentlichungen der behandelten Au-toren werden nach Möglichkeit vollständig verzeichnet, ebenso wird die Mitverfasserschaft und Mitherausgebertätigkeit angeführt; danach folgt ein die wichtigste Forschungsliteratur angebendes (chronologisches) Verzeich-nis mit dem vorangehenden Vermerk LITERATUR. Lexikonartikel werden dort und nur dann genannt, wenn sie grundlegende Informationen bieten.

Die österreichische Literaturentwicklung musste in ihrer historischen und räumlichen Dimensionierung – zumindest in Ansätzen – im Gesamtzusam-menhang erarbeitet werden. Viele Bereiche der österreichischen Literatur sind bislang kaum oder gar nicht wissenschaftlich bearbeitet worden bzw. finden erst gegenwärtig das Interesse der Forschung, wie z.B.: die politische Dichtung der Zwischenkriegszeit, das österreichische Verlags- und Drucker-wesen, die Haupt- und Staatsaktionen des Alt-Wiener Theaters, die Thea-terautoren, deren Werke im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert den Alltagsbetrieb der Theater speisten, die neulateinische und die italieni-sche Dichtung des 16., 17. und 18. Jahrhunderts, die literarischen Zeitschrif-ten der Zwischenkriegszeit und nach dem 2. Weltkrieg, die Almanache und Taschenbücher des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die Gelegenheitsdich-tungen vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert und vieles andere mehr. Auf diesen Gebieten musste für das Lexikon sogar Grundlagenforschung betrieben werden.

Da das vorliegende Lexikon nicht nur tradierte Forschungsergebnis-se zusammenfasst, sondern auch auf direkter Forschung beruht, stößt es vielfach in wissenschaftliches Neuland vor, erfasst dieses datenmäßig und gibt erste Charakteristiken, regt jedoch andererseits zu weiterer literaturwis-senschaftlicher Forschung an. Da sich das Lexikon als Forschungslexikon versteht, hat es in diesem Sinne keinen eigentlichen Vorgänger, wenngleich man schon in den 1950er- und 60er- Jahren versuchte, wenigstens die wich-tigsten österreichischen Autoren durch eine Auswahl biografischer und bibliografischer Daten zu erfassen. Aber dieses damals nützlich gewesene vergleichsweise kleine Lexikon von Hans Giebisch und Gustav Gugitz ist heute überholt, bietet keine Sachartikel, keine Werkcharakteristiken, keine literarhistorischen Zuordnungen und erfasst die für die österreichische Kul-tur so wichtig gewordenen Autoren der letzten 40 Jahre naturgemäß noch nicht. Es liegt überdies noch vor der sprunghaften Expansion der österrei-chischen Literaturforschung der letzten Jahrzehnte.

Aus der Komplexität des Forschungsgegenstands und der für ein Lexi-kon völlig neuartigen Methodik ergaben sich besondere regionale wie epo-chenspezifische Problemstellungen: Die Präsenz der italienischen Literatur in den österreichischen Ländern hat namentlich durch die an den habs-

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burgischen Hof gezogenen Literaten von Enea Silvio Piccolomini bis zu den Hofdichtern des 18. Jahrhunderts eine lange Tradition. Dabei muss das ambivalente und schwankende Verhältnis italienischer Autoren zu Öster-reich bedacht werden, das sich als besonderes Naheverhältnis bis hin zum Bekenntnis des Aufklärers Pietro Verri, ein Österreicher zu sein (»in gene-rali noi Austriaci siamo poco amati«), steigern, anderseits als Abneigung im Zeitalter des Risorgimento bis zum Hass führen konnte. Die in das Lexikon aufgenommenen Artikel italienischsprachiger Autoren bzw. Literaten-Krei-se werden als Teil der res publica Austriaca begriffen, in ihrem Wirken auf die österreichisch-habsburgischen Territorien und in Zusammenhang mit einem etwaigen »Österreich-« oder »Habsburg-Bewusstsein« charakterisiert.

Die italienische Literaturgeschichtsschreibung hat im Zuge starker Nati-onalisierung seit der Einigung Italiens den »österreichischen« Aspekt ihres Schrifttums vernachlässigt. Mit Bezug auf das Wirken von Einzelpersön-lichkeiten werden neuerdings immer mehr bilaterale österreichisch-italieni-sche Verbindungen ans Licht gebracht, die aus ihrer Zeit zu verstehen und zu beurteilen sind (vgl. die italienischen Hofdichter des 17. und 18. Jahr-hunderts, wie etwa Apostolo Zeno oder Pietro Metastasio). Wie weit sie für das Schrifttum fruchtbar geworden sind, soll durch die Präsenz einiger bedeutender und mancher weniger bedeutender Namen in diesem Lexikon angedeutet werden. Ein Anspruch auf lückenlose Vollständigkeit wird nicht erhoben.

Nach der Einigung Italiens blieb bis zum Ende des Ersten Weltkrieges der Raum Trient-Triest unter österreichischer Verwaltung. Italienischsprachige Autoren dieser Zuständigkeit standen jedoch beim Zusammenbruch des Vielvölkerstaates Österreich bereits außerhalb dessen Wirkungsbereichs. Sie werden in unserem Zusammenhang nicht mehr berücksichtigt, wohl aber das deutschsprachige Schrifttum Südtirols: Außer Frage stand die Aufnahme der bis zum Ende des Ersten Weltkrieges in den Grenzen des alten Tirol geborenen Autoren (von Oswald von Wolkenstein bis Veronika Rubatscher). Berücksichtigt wurden aber auch später geborene Südtiroler Autoren, da die meisten von ihnen sprachlich bzw. der Erlebniswelt nach bis heute auf Österreich bzw. Tirol orientiert geblieben sind (z.B. Norbert Kaser), woran die österreichische Südtirolpolitik seit dem für die Autono-mie Südtirols grundlegenden Pariser Abkommen von 1946 wesentlichen Anteil hat.

Das Habsburgerreich hat im Laufe seiner territorialen Expansion auch eine Reihe von slawisch besiedelten Gebieten in seinen Herrschaftsbereich einbezogen. Seit 1526 waren die Länder der Krone Böhmens (Böhmen, Mähren und Schlesien) ein Teil des Reichs. Von Johannes Matthesius und Nikolaus Hermann bis Franz Kafka, Rainer Maria Rilke, Franz Werfel und Johannes Urzidil reicht das Spektrum. Im Zuge der Türkenkriege und der

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stufenweise Zurückdrängung der Türken auf dem Balkan wurden Sloweni-en (Krain), Kroatien (später auch Dalmatien), Slawonien und zuletzt 1878 Bosnien und die Herzegovina hinzugewonnen (z.B. Alexander Roda Roda). Durch die polnischen Teilungen (die letzte erfolgte 1795) fiel ein großer Teil Polens (Galizien) mit den Zentren Krakau und Lemberg, die beide einen hohen polnischen und einen geringeren ukrainischen Bevölkerungsanteil aufwiesen, an Österreich. Für diese Länder und insbesondere für das eman-zipierte Judentum kann Karl Emil Franzos als Beispiel genannt werden.

Auch Ungarn – die Länder der Stephanskrone – gehörte seit 1526 zum habsburgischen Territorium; seine deutschsprachige Literatur wurde in ih-ren vielfältigen Beziehungen zu den österreichischen Ländern in repräsen-tativen Zeugen berücksichtigt (z.B. Johann Graf Mailáth, Ignaz Schnitzer). Die heutige Slowakei war als Teil Ungarns ebenfalls seit 1526 habsburgisch. Zwar wurde sie bis 1783/84 von Preßburg, später von Ofen aus verwaltet, blieb aber kulturell stark mit den böhmischen Ländern verbunden. Kultu-rell waren die Karpatendeutschen der Slowakei seit der Reformation nach Deutschland (Wittenberg, Halle, Jena, Leipzig, Greifswald, Göttingen) ausgerichtet. Die traditionelle starke Bindung des habsburgtreuen deutsch-sprachigen Bürgertums, das sich in nationaler und religiöser Hinsicht preis-gegeben sah, wurde durch die Gegenreformation geschwächt. Das Verbot des Besuches deutscher Universitäten (Karlsbader Beschlüsse 1819) schnitt die Karpatendeutschen vom geistigen Zusammenhang mit Deutschland ab, ohne sie kulturell enger an Österreich binden zu können, da die ihnen zur Verfügung stehenden Universitäten zu Wien und Pest sie eher im kosmo-politischen Sinn beeinflussten und für die im 19. Jahrhundert einsetzende Magyarisierung empfänglich machten. Trotzdem ergeben sich in Antago-nismus und Übereinstimmung eine Fülle literarischer Beziehungen zu den österreichischen Kernländern. Eine weit wirkende literarische Persönlich-keit wie Johann Georg Rumy ist dafür ein Beispiel.

Seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert waren die heute zu Rumänien ge-hörigen Territorien des Banats (seit 1718) und Siebenbürgens (seit 1683) habsburgisch. Sie waren – nicht zuletzt durch die Besiedlungspolitik der Habsburger – deutsch besiedelt. Im Banat, vor allem jedoch in Siebenbür-gen, entfaltete sich ein blühendes literarisches Leben, das besonders von der protestantischen Kultur Siebenbürgens geprägt war. Von Johannes Honte-rus über den Ungarischen oder Dazianischen Simplizissimus, der auf das Grenz-land mit Ungarn und den dazianischen Raum weist, bis zu Moritz Amster, dessen Zeitgenossen im 19. Jahrhundert und Hans Diplich im 20. Jahr-hundert reicht die Palette. Autoren dieser Regionen werden, sofern sie in deutscher Sprache schrieben, in diesem Lexikon berücksichtigt. Es kann jedoch nicht auf Autoren slawischer und ungarischer Sprache dieser Länder eingegangen werden, obwohl bei den meisten von ihnen das Problem der

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Zugehörigkeit zum österreichischen Kulturbereich sich in irgendeiner Form stellt. Hier muss auf die Literaturgeschichtsschreibung der entsprechenden Länder verwiesen werden.

Das vorliegende Werk wendet sich – wie schon angedeutet – an einen weiten Kreis von Lesern, an Menschen, die sich beruflich oder aus dem Interesse des Liebhabers mit Literatur beschäftigen. Dem Literaturwissen-schaftler und dem Lehrer an den höheren und hohen Schulen sollte damit ein verlässliches, wissenschaftlich objektives und aktuelles Nachschlagewerk an die Hand gegeben werden. Allen anderen beruflich oder privat an der österreichischen Literatur interessierten Menschen, wie z.B. Buchhändlern, Verlegern, Regisseuren, Dramaturgen, Bibliothekaren und Archivaren, Kulturhistorikern etc., sollte es ein verlässlicher Führer durch die österrei-chische Literaturlandschaft sein. So enthalten die Artikel nicht nur biografi-sche Abrisse bestimmter Personen, sondern sie bieten darüber hinaus eine möglichst ausführliche Einordnung in literatur- und geistesgeschichtliche Zusammenhänge bis hin zur exemplarischen Besprechung einzelner Werke, sodass auch für den wissenschaftlich weniger gebildeten Benützer, Rang und Bedeutung eines Autors oder einer literarischen Institution nachvollziehbar werden. Dieser Zugang unterscheidet das vorliegende Lexikon von ande-ren Nachschlagewerken. Das Lexikon folgt weitgehend einem monografi-schen Inhalts- und Stilprinzip. Es geht in vielen Fällen über die Wiedergabe knapper Informationen hinaus und versucht eine Verknüpfung zwischen Leben und Werk auf der einen sowie der kulturgeschichtlichen Entwick-lung auf der anderen Seite herzustellen. In seiner Gesamtheit trägt es so zu einer neuen Sichtweise auf die österreichische Literaturentwicklung bei. Die Länge und Ausführlichkeit der meisten Artikel ist somit ein intendiertes Merkmal des vorliegenden Nachschlagewerks. Der Herausgeber ließ dort, wo der Artikelverfasser aus persönlicher Nähe zu seinem Gegenstand wei-ter ausholte als üblich und durch akribische Detailforschung eine Fülle von schwer recherchierbarem Material gesammelt hatte, solche auch sprachlich mitunter eigenwilligen Erweiterungen gelten, eingedenk der Tatsache, dass gerade derartige Abschnitte etwa im alten Wurzbach oder in den früheren Auflagen des Kosch noch heute der Forschung hochwillkommen sind. Zur weiterführenden Information sind alle Namen und Begriffe des Textes, zu denen es eigene Lexikonartikel gibt, in Kapitälchen gesetzt. Diese Querver-weise sowie ein im Anhang befindliches klassifiziertes Verzeichnis aller Lexi-konartikel sollen dem Benützer die rasche Aneignung einer Wissensbasis zu praktisch jedem Gebiet der österreichischen Literatur ermöglichen.

Das Lexikon beruht auf der Zusammenarbeit vieler international an-gesehener Spezialisten. Es dient weder ideologischen Einseitigkeiten noch persönl. Rechthaberei: Weitestgehende Objektivierung wurde zu errei-chen gesucht und dürfte auch gerade durch die Vielfalt der engagierten

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Forscherindividualitäten gewährleistet sein. Jeder Artikel ist mit dem vollen Verfassernamen gezeichnet Autoren und Redaktion haben versucht durch ständige, mehrfache Überprüfungen der Stichwörter und Manuskripte Irr-tümer so weit wie möglich auszuschließen und aus der kontinuierlichen wissenschaftlichen Arbeit selbst wieder Innovationen für die Forschung zu gewinnen. Für alle Hinweise auf Irrtümer und Lücken sowie für alle Ergän-zungen sind Herausgeber und Mitarbeiter dankbar.

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Siglen und Abkürzungen

1. Allgemeine Siglen und Abkürzungen

Wörter auf -isch, -lich usw. werden nach der gängigen Form abgekürzt: z.B. »polit.«, »kirchl.«; die Abkürzungen gelten in allen Formen, Fällen und Fle-xionen.

Abh. Abh.Akad. Akademieakad. akademischallg. allgemeinAT Altes TestamentAuff. AufführungAufl. AuflageAufs. Aufsatz/AufsätzeAusg. AusgabeAusw. Auswahl

Bd., Bde, Bdn. Band, Bände, Bändenbes. besondersBeitr. Beitrag, Beiträgebgld. burgenländischBibl. BibliothekBibliogr. BibliografieBiogr. Biografiebiogr. biografischBl. Blatt, BlätterBsp. Beispielbzw. beziehungsweise

ca. zirkaCod. CodexCod. Vind. Codex Vindobonensis (Hs. d. ÖNB in Wien)

d.Ä. der/die Ältered.J. der/die Jüngere

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ders. derselbedies. dieselbedgl. dergleichend.h. das heißtd. der, die, das, des etc. d.i. das istDiss. Dissertationdiv. diverseDLM Deutsches Literaturarchiv, Marbach a.N.Dr. Doktor/in (mit d. üblichen Anhängen jur., med., phil., …)Dt. Deutsche/r

EA Erstaufführungebd. ebendaed. editededitor. editorischehem. ehemaligeigentl. eigentlich(e, er, es …)Einl. EinleitungErg. Ergänzungerg. ergänzt erw. erweitertErz. Erzählungev. evangelisch

f./ff. folgende (Singular u. Plural)Forts. FortsetzungFrh. Freiherr/inFs. Festschrift

G. Gedichtgeb. geborengedr. gedrucktgeistl. geistlichgegr. gegründetgeogr. geografischGeogr. GeografieGes. Gesammelte

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gesell. gesellschaftlichGesell. Gesellschaftgesch. geschichtlichGesch. Geschichtegest. gestorbenGgs. Gegensatz, Gegensätze

Habil. HabilitationH. Hefthg. herausgegebenHg. Herausgeber/inhl. heiligHl. Heilige/rhs. handschriftlichHs. HandschriftHzgt. Herzogtum

i.J. im Jahrei.S. im Sinneillustr. illustriertinkl. inklusiveinsb. insbesonder(e, er, s, …)Inst. Institut

Jb. Jahrbuch, JahrbücherJg. Jahrgang, JahrgängeJh. Jahrhundert

K. Komödiekaiserl. kaiserlichKat. Katalogkath. katholischklass. klassischkgl. königlichkrit. kritischKZ Konzentrationslager

Lex. Lexikon, LexikaLibr. Libretto, Libretti

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lit. literarischLit. Literaturlyr. lyrischLyr. Lyrik

M. Märchenma. mittelalterlichMA Mittelaltermdl. mündlichmhd. mittelhochdeutschMitgl. MitgliedMitt. MitteilungMme MadameM. MonsieurMlle. MademoiselleMs. Manuskriptmschr. Maschinenschrift(en)Monate Jan. Januar, Jänner Feb. Februar Apr. April Aug. August Sept. September Okt. Oktober Nov. November Dez. Dezember

N. NovelleNachl. Nachlass, NachlässeND Nachdrucknat. nationalnat.soz. nationalsozialistischNat. NationNT Neues TestamentNeudr. NeudruckN.F. Neue Folgenö. niederösterreichischNS Nationalsozialismus

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o. odero.J. ohne Jahro.O. ohne Ortoö. oberösterreichischÖNB Österreichische Nationalbibliothek Wienorient. orientalischöst. österreichisch

päd. Pädagogisch.Päd. PädagogeP.E.N. P.E.N.-Clubphilol. philologischPhilol. Philologiephil. philosophischPhil. Philosophiephil.-hist. Kl. philosophisch-historische Klassepolit. politischProf. Professor/inprotest. protestantischPs. Pseudonym

R. Romanred. redigiertRed. Redakteur/inrel. religiösRez. Rez.romant. romantisch

s. sieheS. Seittesalzb. salzburgischSchr. Schriftschr. schriftlichSlg. Sammlungs.o. siehe obensog. sogenanntSonderdr. Sonderdrucksprachl. sprachlichs.u. siehe unten

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städt. städtischstud. studiertStud. StudiumSuppl. Supplement

Tb. Taschenbuch, TaschenbücherTgb. Tagebuch, Tagebüchertheol. theologischTheol. TheologieTl. TeilTr. TragödieT/tsd. T/tausend

u. undu.a. 1. unter anderem 2. und andereUA Uraufführungu.a.m. und andere mehru.d.T. unter dem TitelUniv. Universitätunveröff. unveröffentlichturspr. ursprünglichusw. und so weiteru.v.m. und vieles mehrübers. übersetztÜbers. Übersetzer/in

v. von/vomv.a. vor allemvbg. vorarlbergischVerf. Verfasser/inverb. verbessertverh. verheiratetverw. verwitwetvgl. vergleicheverm. vermehrtveröff. veröffentlichtVeröff. Veröffentlichungversch. verschieden

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Verz. VerzeichnisVjs. Vierteljahr(es)schrift

weltl. weltlichwirtschaftl. wirtschaftlichwiss. wissenschaftlichWiss. WissenschaftWK WeltkriegWr. Wiener

z.B. zum Beispielzeitgenöss. zeitgenössischz.Tl. zum Teilzit. zitiertZs. ZeitschriftZtg. Zeitungzus. zusammenzw. zwischen

ahd. althochdeutschalem. alemannischbalt. baltischbair. bairischbrit. britischbyzant. byzantinischdt. deutschengl. englischeurop. europäischfrz. französischgerm. germanischgriech. griechischhebr. hebräischholl. holländischital. italienischjüd. jüdischlat. lateinischlett. lettisch

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mähr. mährischnhd. neuhochdeutschniederl. niederländischnorweg. norwegischpoln. polnischportug. portugiesischröm. römischroman. romanischrumän. rumänischruss. russischslaw. slawischslowak. slowakischslowen. slowenischspan. spanischtschech. tschechischung. ungarisch

Bgld. BurgenlandBln. BerlinDtm. DortmundDtld. DeutschlandDdf. DüsseldorfFfm. Frankfurt am MainFfO. Frankfurt an der OderHbg. HamburgInnsbr. InnsbruckKtn. KärntenLzg. LeipzigMchn. MünchenNbg. NürnbergNÖ NiederösterreichOÖ OberösterreichÖst. ÖsterreichSalzb. Salzb.Stgt. StuttgartStmk. SteiermarkVbg. Vorarlberg

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2. Siglen und abgekürzte Literatur

(Lexika, Handbücher, Zeitschriften)

ADB Allgemeine Deutsche Biographie, hg. v. der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissen-schaften, 56 Bde., Leipzig 1875–1912 (ND 1967ff.).

BLOÖ Martha Khil, Biographisches Lexikon von Oberösterreich, hg. v. Inst. für Landeskunde von Oberösterreich, 9 Bde., Linz 1955–1968.

Bauer 1 Anton Bauer: 150 Jahre Theater an der Wien, Zürich, Leipzig, Wien 1952.

Bauer 2 ders.: Das Theater in der Josefstadt zu Wien, Wien 1957.Baur/Gradwohl-Schlacher Uwe Baur/Karin Gradwohl-Schlacher: Literatur in Öster-

reich 1938–1945. Handbuch eines literarischen Systems, 3 Bde., Wien/Köln/Weimar. Bd. 1: Steiermark 2008; Bd. 2: Kärnten 2011; Bd. 3: Oberösterreich 2014.

Blumesberger Susanne Blumesberger: Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Bd. 1–2, Wien/Köln/Weimar 2014.

Brümmer Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Be-ginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, 8 Bde., Leip-zig 61913 (Nachdruck 1975).

Czeike Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, 6 Bde., Wien 1992–2004.

de Boor Helmut de Boor: Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart, begründet v. Helmut de Boor u. Richard Newald. Bd. 1: Helmut de Boor: Die deut-sche Literatur von Karl dem Großen bis zum Beginn der höfischen Dichtung, 770–1170, München 91979, bearb. v. Herbert Kolb; Bd. 2: ders.: Die höfische Literatur. Vorberei-tung, Blüte, Ausklang, 1179–1250, München 111991, bearb. v. Ursula Hennig; Bd. 3/1: ders.: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter, München 51997, neubearb. v. Johannes Janota. Alle übrigen Bände werden ausführlich zitiert.

DSL Deutsches Schriftstellerlexikon 1830–1880 (= Goedekes Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung – Fort-führung), bearbeitet v. Herbert Jacob, Berlin 1995ff.

DTM Deutsche Texte des Mittelalters, Berlin (seit 1904).

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DVjs Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte, Stuttgart (seit 1923).

Ehrismann Gustav Ehrismann: Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters, München 1918ff. (Bd. 1: Die althochdeutsche Literatur, 21932; Bd. 2/1: Die mittelhoch-deutsche Literatur. Frühmittelhochdeutsche Zeit, 1922; Bd. 2/2/1: Blütezeit, 1927; Bd. 2/2/2: Schlussband, 1935).

Eisenberg 1, 2, 4 Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und

Schriftsteller-Lexikon. Bd. 1: Belletristisch-künstlerischer Theil, Wien 1893; Bd. 2: Medizinisch-naturwissenschaftli-cher Theil, Wien 1892; Bd. 4: Supplement, Wien 2015.

Fleischmann Krista Fleischmann, Das steirische Berufstheater im 18. Jahrhundert, Wien 1974 (Theatergeschichte Öster-reichs, Bd. V: Steiermark, Heft 1).

Flotzinger Österreichisches Musiklexikon, hg. v. Rudolf Flotzinger, Bd. 1 (A–F), Wien 2002.

Giebisch/Gugitz Hans Giebisch/Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Lite-

raturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegen-wart, Wien 1964.

Goedeke Karl Goedeke: Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung. Aus den Quellen, 2. bzw. 3. ganz neu bearbeite-te Aufl., 18 Bde., Dresden 1884–1998.

GRM Germanisch-romanische Monatszeitschrift, Heidelberg (seit 1909)

Hadamowsky Franz Hadamowsky: Theatergeschichte von den Anfän-gen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, Wien, München 1988 (Geschichte der Stadt Wien, Bd. III).

HÖAJH Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdi-scher Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert, hg. v. der Öster-reichischen Nationalbibliothek, bearb. v. Susanne Blumes-berger u.a., 3 Bde., München 2002.

Jb. Goethe-Ges Jahrbuch der Österreichischen Goethe-Gesellschaft (ehe-

mals Chronik des Wiener Goethe-Vereins, Wien 1886ff.), Wien 1960ff.

Jb. Grill Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft, Wien 1891ff., N.F. 1941ff., 3. F. 1953ff.

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Jöcher Christian Gottlieb Jöcher: Allgemeines Gelehrten-Lexi-kon, Leipzig 1733, 4 Bde., Leipzig 1750ff., 7 Bde., Leipzig 1784ff.

Knapp Fritz Peter Knapp: Die Literatur des Früh- und Hochmit-telalters in den Bistümern Passau, Salzburg, Brixen und Trient von den Anfängen bis zum Jahre 1273, Graz 1994; Bd. 2/1: Fritz Peter Knapp: Die Literatur des Spätmittelal-ters in den Ländern Österreich, Steiermark, Kärnten, Salz-burg und Tirol von 1273 bis 1439, Graz 1999.

Kosch 1 Wilhelm Kosch: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographi-sches und bibliographisches Handbuch, 2. vollst. neu be-arb. u. stark erw. Aufl., 4 Bde., Bern 1949–1958.

Kosch 2 Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Biogra-phisches-bibliographisches Handbuch, begr. v. Wilhelm Kosch, hg. v. Carl Ludwig Lang. Bd. Iff. Bern – München, K. G. Saur 2000ff. (zuletzt XXIV/2015).

Kosel Hermann Clemens Kosel: Österreichisches Künstler- u. Schriftstellerlexikon, Bd. 1: Biographien d. Wiener Künst-ler u. Schriftsteller, redigiert v. Paul Gustav Rheinhardt, Wien 1902.

Krackowitzer Ferdinand Krackowitzer/Franz Berger: Biographisches Lexikon des Landes Österreich ob der Enns. Gelehrte Schriftsteller und Künstler Oberösterreichs seit 1800, Pas-sau 1931.

Killy Killy. Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutsch-sprachigen Kulturraumes. 2., vollst. überarb. Aufl., hg. v. Wilhelm Kühlmann in Verb. m. Achim Aurnhammer u.a. Bd. 1–13, Berlin/New York 2008–2012.

Kürschner Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, Berlin 1887ff.LDJA Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Red. Leitung: Rena-

te Heuer. Unter Mitarb. v. Andrea Boelke u.a. Bd. 1–21, München/London/New York/Paris, später (ab Bd. 17/2009) Berlin 1992–2013 (= Archiv Bibliographia Judaica).

MAL Modern Austrian Literature. Journal of the International Arthur Schnitzler Research Society, Riverside 1967ff.

MGH Monumenta Germaniae Historica. Hannover u. a. 1826ff.MIÖG Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichts-

forschung, Wien ab 1880.

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Nagl/Zeidler/Castle Deutsch-österreichische Literaturgeschichte, hg. v. Johann

Willibald Nagl, Jakob Zeidler u. Eduard Castle, 4 Bde., Wien 1891–1937.

NDB Neue Deutsche Biographie, hg. v. der Historischen Kom-mission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaf-ten, Berlin 1953ff.

Nachlässe Murray G. Hall/Gerhard Renner: Handbuch der Nach-lässe und Sammlungen österreichischer Autoren, 2. neu bearb. und erw. Aufl., Wien 1995.

Nachlässe W. Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Wien 1993.

NÖB Neue Österreichische Biographie ab 1815 (Große Öster-reicher), begr. v. Anton Bettelheim u.a., Wien 1923ff.

ÖBL Österreichisches biographisches Lexikon, 1915–1950, hg. v. d. Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Graz/Köln 1957ff.

Reallexikon Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte, hg. v. Paul Merker u. Wolfgang Stammler, 4 Bde., Berlin 1925–1931, 2. Aufl. hg. v. Werner Kohlschmidt u. Wolfgang Mohr, Berlin 1958ff.

Rommel Otto Rommel: Die Alt-Wiener Volkskomödie. Ihre Ge-schichte vom barocken Welt-Theater bis zum Tode Ne-stroys, Wien 1952.

Sturm Heribert Sturm/Ferdinand Seibt/Hans Lemberg: Biogra-phisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, 3 Bde. (A–Sch), München 1979ff.

Trausch/Schuller/Hienz Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen v. Jo-

seph Trausch, Friedrich Schuller u. Hermann A. Hienz, 4 Bde., 1868–1902 (ND Wien 1983)

VL Die deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon, Berlin 21978ff.

Volksoper Die Volksoper – das Wiener Musiktheater, Wien 1998.Wurzbach Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des

Kaiserthums Oesterreich, 60 Bde., Wien 1856–1891.Zeman 1 Die österreichische Literatur. Eine Dokumentation ihrer

literarhistorischen Entwicklung, hg. v. Herbert Zeman, 4 (bzw. 7) Bde., Graz 1979–1989.

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Zeman 2 Literaturgeschichte Österreichs von den Anfängen im Mittelalter bis zur Gegenwart, hg. v. Herbert Zeman unter Mitwirk. v. Leopold Auer u.a., Freiburg i. Br. 22014.

Zeman 3 Geschichte der Literatur in Österreich von den Anfängen bis zur Gegenwart, hg. v. Herbert Zeman, Graz 1994ff., Bd. 1: Fritz Peter Knapp: Die Literatur des Früh- und Hochmittelalters in den Bistümern Passau, Salzburg, Bri-xen und Trient von den Anfängen bis zum Jahre 1273, Graz 1994; Bd. 2/1: Fritz Peter Knapp: Die Literatur des Spätmittelalters in den Ländern Österreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol von 1273 bis 1439, Graz 1999; Bd. 7: Ernst Fischer, Wolfgang Kraus, Joseph P. Strelka, Herbert Zeman, Walter Zettl: Das 20. Jahrhun-dert, Graz 1999.

ZfdA Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, seit 1841 bzw. Wiesbaden seit 1967.

ZfdPh Zeitschrift für deutsche Philologie, seit 1868 bzw. Berlin seit 1968.

3. Verfasserinnen und Verfasser der Artikel dieses Bandes

Martin Adel Sonja ArnoldLeopold Auer Magdalena BauerWerner M. Bauer (†) Klaus BeitlDieter Breuer Brigitta CalsenBeatrix Cardenas-Tarrillo Ingrid CellaKarin Dalla Torre Susan DoeringIlija Dürhammer Irene ElschwigerIngrid Eyer Christoph FackelmannCornelia Fischer Ernst FischerPeter R. Frank Johannes FrimmelRuthilde Frischenschlager Anton GallmetzerKathrin Göb Heidrun Graf(-Blauhut)Wilhelm Haefs Günter HaikaLeopold Hellmuth Robert HinterndorferMaria Hörwarthner (†) Maria Hornung (†)Pia Janke Erika KanduthMonika Kiegl-Griensteidl Fritz Peter KnappKarl Koweindl (†) Dagmar Kratochwil

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Claudia Kreutel Wynfrid KrieglederTomas Kubelik Helmut W. LangRenate Lerperger Sylvia LeskowaGerhard Magenheim (†) Sylvia E. Mayer-KoukolikYork-Gothart Mix Dietz-Rüdiger Moser (†)Eva Münz Roland MuntschikWolfgang Neuber Walter ObermaierNorbert Oellers Guillaume PlasGabriele Prandstötter Astrid PucharskiHermann Reichert Gerhard Riedmann (†)Michael Ritter P. Rainer Rudolf SDS (†)Helmut Salfinger Walter Schamschula Dieter Schmutzer Christian SchneiderErnst Schönwiese Waltraut SchwarzErnst Seibert Hartmut SteineckeWinfried Stelzer Helena TeufelHelmut Teufel Erich Trunz (†)Jean-Marie Valentin Hermann ViglPaul Wimmer (†) Gerhard WinklerFriederike Wursthorn Herbert ZemanManfred Zips

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1

A

A.-Frainer, Karl → Albrecht, Karl

Aarau, Friedrich → Augustin, Ferdi-nand Frh. v.

Aaren, L. → Wartus, Johann Erdmann

Abafi, Lajos → Aigner, Ludwig v.

ABC, Kabarett. Der Besitzer d. Cafe City (Wien IX, Porzellangasse 1), Gustl Goldmann, eröffnete am 25.3.1934 mit d. Programm Alles schon dagewesen im 1. Stock d. Hauses eine Kleinkunst-bühne, d. sich zunächst »Brettl am Als-ergrund« nannte. Aus d. Anfangsbuch-staben – Brettl am Alsergrund im Café City – entstand d. Name ABC. In d. 1930er-Jahren war d. Café City ein be-kanntes Künstlercafé, in d. viele Schau-spieler, u.a. v. Volks- u. Raimundtheater, wie auch d. Direktor d. Raimundthe-aters, Rudolf Beer, verkehrten. Dieser unterstützte d. junge Ensemble, d. sich zunächst u.a. aus d. Schauspielern Franz Böheim, Ernst Hagen, Erich Pohlmann, Raoul Retzer, Hans Sklenka u. Oskar Wegrostek zusammensetzte. Prominente Kollegen u. Autoren, wie FRITZ GRÜN-BAUM, d. im April 1935 auftrat u. Texte beisteuerte, wirkten bei d. Eröffnungs-premiere mit. Als Autoren traten anfangs v.a. KURT BREUER u. HUGO WIENER (Ps. JULIUS HANSEN) in Erscheinung, d. beide schon angesehene Autoren d. FEMINA u. d. SIMPL waren. Im Nov. 1934 übernahm d. Gerichtsberichterstatter d. Tags, Hans Margulies, d. künstlerische Leitung. Das Kabarett verlor unter seiner Führung zunehmend d. improvisierenden Cha-rakter d. Anfangszeit, in d. meist lose aneinander gefügte Nummern, teilwei-se recht harmlosen Inhalts, dargeboten wurden. Im Frühjahr 1935 wurde Leon Askin (eigentl. Leo Aschkenasy), d.

Anfang d. 50er-Jahre in Hollywood als Schauspieler Karriere machen sollte, lei-tender Regisseur. Mit d. Übersiedlung im Juni 1935 ins Café Arkaden (Wien I, Universitätsstr. 3) erfolgte auch d. Um-benennung auf »ABC im Regenbogen«, eine Anspielung auf d. Vorgängerkaba-rett im Café Arkaden, d. Kleinkunstbüh-ne DER REGENBOGEN. Diesen Namen behielt d. Kleinkunstbühne bis zu ihrer Schließung im März 1938. Dass in d. letzten drei Programmen ausschließlich d. Name REGENBOGEN gebraucht wird, hatte taktische Gründe. Man wollte d. skeptischen Zensurbehörde mit einer scheinbaren Namens- auch eine Gesin-nungsänderung vortäuschen. Im Herbst 1935 trennte sich Margulies aufgrund v. Unstimmigkeiten für kurze Zeit v. d. im Café Arkaden tätigen Gruppe u. versuchte im ehemaligen ABC-Lokal, im Café City, eine Reaktivierung unter d. alten Namen. Nach 14 Tagen stellte Margulies d. Spieltätigkeit wieder ein u. kehrte zum Ensemble zurück. Im Febr. 1936 ging d. künstlerische Leitung an Rudolf Steinboeck über, d. zuvor als Schauspieler in d. LITERATUR AM NASCH-MARKT tätig war. Neben Steinboeck u. Askin führten auch FRITZ ECKHARDT, Herbert Berghof, d. als Schauspieler im LIEBEN AUGUSTIN u. in d. LITERATUR AM NASCHMARKT mitwirkte, Karl Forest (Schauspieler am Volkstheater) u. Peter Preses (später Regisseur u. Schauspieler am Theater in d. Josefstadt, Wien) Re-gie.Im Mai 1936 kam unter d. Regie Stein-boecks d. Mittelstück (v. RUDOLF WEYS eingeführtes zusammenhängendes Ka-barettstück, d. in d. Mitte d. üblichen Nummernkabaretts platziert wurde) Weltuntergang v. JURA SOYFER heraus, d. zuvor u.a. für d. Arbeiterztg. geschrieben u. sich 1934 d. (seit Mai 1933 illegalen) Kommunist. Partei angeschlossen hat-

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te. SOYFER wurde zum Hausdichter d. ABC u. prägte entscheidend d. Bild d. Kleinkunstbühne. Nach Weltuntergang folgten u.a. seine Mittelstücke Astoria (beide unter d. Ps. WALTER WEST) u. Vineta (unter d. Ps. FRITZ FEDER). Erst-mals hatte SOYFER unter d. Ps. WALTER WEST schon im Herbst 1935 eine heute als verschollen geltende Szene für d. X. Programm d. ABC beigesteuert: Kas-perl sucht ein Stück. Weitere Mittelstücke (u. sogar einige Abend füllende Stücke) schrieben Ernst Spitz, FRITZ ECKHARDT u. FRANZ PAUL (Ps. F.J. HAGA), d. im Sommer 1937 d. geschäftliche Leitung v. Hans Margulies übernahm. Auch d. letzte Programm d. ABC vor seiner Schließung am 13.3.1938 war einem Abend füllenden Stück gewidmet, d. Operette Die verlorene Melodie d. Dänen Kjeld Abell in einer Bearb. v. LOTHAR METZL. Zu d. Autoren zählten ferner JIMMY BERG (auch Komponist u. musi-kal. Leiter), CURT BRY, PETER HAMMER-SCHLAG (d. u.a. im Herbst 1935 auch als Conférencier auftrat), Fred Heller, Wil-helm Lichtenberg, Walter Lindenbaum, GERHART HERRMANN MOSTAR, HUGO V. KOENIGSGARTEN, FRIEDRICH TORBERG (Ps. FRITZ TANN) u. HANS WEIGEL. Unter d. Darstellern waren u.a.: Leon Askin, Edith Berger, Karl Bruck, FRITZ ECKHARDT, Theo Frisch-Gerlach, Edu-ard Kautzner, Robert Klein-Lörk, CISSY KRANER, Robert Lindner, Eduard Lin-kers, Kitty Mattern, Josef Meinrad, Ma-rya Norden, Lilli Palmer, Peter Preses, Illa Raudnitz (Tanzdarstellerin, d. auch Bewegungsregie führte), Gerda Redlich, Peter Sturm, Willy Trenk-Trebitsch u. Marianne Walla.Zu d. weiteren Mitwirkenden gehörten u.a. d. Zeichner Alexander Székely u. d. Pressezeichner u. Karikaturist Willi Spira (eigentl. Wilhelm Spira). Székely entwarf nicht nur Szenenbilder, sondern

auf Zuruf d. Publikums auch spontane Zeichnungen auf d. Staffelei – d. sog. Blitzen – ein Charakteristikum d. Kaba-retts d. Zeit, d. sich großer Beliebtheit er-freute. Neben d. zeichnerischen wurden auch musikal. u. lit. Improvisationen geboten. Spira gestaltete u.a. d. Bühnen-bilder für einige Stücke SOYFERS. Das ABC stand polit. links u. entwickel-te sich zu einer d. schärfsten Kleinkunst-bühnen d. Zwischenkriegszeit. Formal entfernte sich d. ABC zunehmend v. Nummernkabarett u. strebte theaternä-here Formen wie d. Mittelstück an.

LITERATUR: I. Reisner: Kabarett als Werk statt d. Theaters. Lit. Kleinkunst in Wien vor d. 2. WK., Diss. phil., Wien 1961; K. Budzinski: D. Kabarett. 100 Jahre lit. Zeitkritik: gesprochen, gesungen, gespielt. Ddf. 1985 (Hermes Handlex.); H. Veigl: Lachen im Keller. Kabarett u. Kleinkunst in Wien. V. d. Budapestern zum Wr. Werkel, Wien 1986; Czeike, Bd. 1.

Monika Kiegler-Griensteidl

Abele, Matthias v. u. zu Lilienberg, (17.2.1618 Steyr/OÖ – 14.11.1677 ebd.), Sohn d. als protest. Glaubensflüchtling aus Tirol zugezogenen Steyrer Steuer-schreibers u. Ratsherrn Christoph A., d. durch seine Konversion (vor 1625) u. sein tatkräftiges Eintreten für d. neue Politik Kaiser Ferdinands II. seinen Kindern d. sozialen Aufstieg ermög-lichte u. 1647 geadelt wurde. A. erhielt seine Ausbildung bei d. Jesuiten: Stey-rer Jesuitengymnasium (1631-37), Phil.tudium am Grazer Jesuitenkolleg, d. er 1639 erfolgreich, aber ohne Berufs-aussichten abschloss. Ein Wr. Vetter, Jurist u. Hofrat, bei d. er als Praeceptor untergekommen war, ermöglichte ihm d. Besuch v. jurist. Vorlesungen an d. Wr. Univ. Nach intensivem Stud. u. praktischer Arbeit beim Steyrer (1640)

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u. Wr. Stadtgericht (1641-43) brachte er es bereits 1644 zum Advokaten bei d. nö. Regierung, übernahm d. Klien-ten seines Vetters u. heiratete (1645), bewarb sich dann mit Erfolg um d. Stadtschreiberstelle in Krems u. Stein (1646-48), bis er 1648 v. Steyrer Ma-gistrat zum Sekretär d. Innerbergischen Eisen gewerkschaft, d. bedeutendsten Industrieunternehmen d. Region, be-rufen wurde. 1653 zum Obersekretär befördert, vertrat er d. Unternehmen 30 Jahre lang bis zu seinem Tod auch nach außen (Reisen nach Weyer, Ei-senerz, Graz, Wien, Pressburg, Prag). 1653 erreichte sein Bruder Christoph, d. am Wr. Hof bis zum Hofkammer-präsidenten u. Geheimsekretär Kaiser Leopolds I. aufstieg, v. Kaiser Ferdi-nand III. d. Erhebung in d. erblichen Adelsstand für sich u. seine Brüder (A. v. u. zu Lilienberg). Bereits 1650 war A. d. Palatinat verliehen worden. Nach d. Tod seiner Frau (1650, ein Sohn, d. in d. Benediktinerkloster Garsten ein-trat, u. eine Tochter) heiratete A. 1658 d. Tochter eines Steyrer Eisenindust-riellen (zwei Söhne, v. denen einer im Hofdienst in d. Freiherrenstand auf-stieg). Seit 1650 auch lit. tätig, suchte er sogleich durch Vermittlung Hars-dörffers um Aufnahme in d. FRUCHT-BRINGENDE GESELLSCHAFT an, was ihm 1652, ungewöhnlich für einen kath. Autor u. nicht ohne Einspruch seines protest. Nachbarn JOHANN WILHELM V. STUBENBERG, auch gelang (Nr. 585, »Der Entscheidende«, Sinnbild: Stech-dörner). Gelegenheitsdichtungen für d. Erzhaus Öst. (seit 1654) u. seine spä-tere publizist. Arbeit (u.a. prokaiserl. Flugschriften, satirische Grabschriften auf d. nach d. Ungarischen Adelsauf-stand 1671 hingerichteten Adeligen) trugen ihm d. Ernennung zum Hofhis-toricus u. Wirkl. Kaiserlichen Rat ein.

Gleichwohl vertritt A. nach Naturell, Lebensstil u. künstlerischen Prinzipien d. alte ständische Ordnungsdenken. Zu seinem Freundeskreis gehörten d. Steyrer Bürger u. Schriftsteller CHRIS-TOPH BITTERKRAUT, HANS LEONHARD V. VOGTBERG u. GEORG BUEL sowie d. Prälaten Abt Placidus v. Lambach, sein Studienfreund, u. Abt Romanus v. be-nachbarten Kloster Garsten. Nachdem A. sich nach d. Tod sei-ner ersten Frau zunächst erfolglos als Übers. einer Schrift über d. vier letzten Dinge versucht hatte (Innere Hertzens-Seufzer d. Janus Nicius Erythroeus), machte er, angeregt offenbar durch Harsdörffers Erzählslg., d. Erfahrungs-bereich d. eigenen Standes zu seinem Thema u. erprobte ältere, freiere lit. Formen, d. seinem stark ausgeprägten Selbstbewusstsein Entfaltungsmöglich-keiten ließen; kein Werk, in d. er nicht wenigstens in d. Vorrede freimütig seine persönl. Umstände darstellte. A. wählte zunächst, überaus erfolgreich, d. Form d. bunten Reihung v. Casus, Rechtsfällen, in denen Vertreter aller Stände, v. Kaiser u. Papst bis zu d. Ehr- u. Rechtlosen, in »natürlichen Far-ben« dargestellt, mit ihren verworrenen Rechtsansprüchen vor d. Richter treten u. nach ordentlichem Verfahren ein scharfsinniges, unerwartetes, d. göttli-che Gerechtigkeit erweisendes Urteil empfangen: Metamorphosis Telae Judica-riae Oder Erster [Zweiter, Dritter, Vierter] Theil Seltzamer Gerichts=Händel (ab 1651, zunächst bei Kürner in Linz, dann bei Endter in Nbg., endgültige Fassung in 2 Bdn. 1654 u. 1658, 81712, insgesamt 300 Casus). Hinter d. kuriosen Form ist unschwer d. alte Ständesatire zu er-kennen, doch will A. weniger moralisch belehren als unterhalten; dazu dienen ihm auch kurzweilige Einschaltungen v. lat.-dt. Versen, Exempeln, Klassikerzita-

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ten. Leser aller Bildungsgrade (»jeder-mann«, nachweislich sogar d. Kaiser) konnten sich hier delektieren, auch vie-le zeitgenöss. Autoren wurden fündig. 1669 begann A., einen noch persönl.en Leserbezug suchend, mit einer neu-en Erzählslg., in d. er sich weitgehend v. traditionellen Mustern löste u. un-bekümmert um zeitgenöss. Decorum-Vorstellungen u. d. Pflicht d. Schriftstel-lers, Unordnung auf eine vorgegebene Ordnung zurückzubeziehen, unterhalt-same Gesch. »meistentheils aus eigener Erfahrnus« brachte: Begebenheiten aus d. Leben eines viel beschäftigten u. viel gereisten Juristen, d. seine Alltagswelt durch heitere Pointen erzählbar zu ma-chen versucht (Vivat Unordnung!, 1669, bei Endter). Diese Slg. war noch mehr als d. erste auf Fortsetzung angelegt u. erschien jahrbuchartig mit je 40 Gesch. (darunter auch seine polit. Flugschrif-ten) 1670, 1671, 1673, 1675. Neben-bei übers. er Adam Contzens SJ ab-solutist. Staatsrecht Methodus doctrinae civilis (1628) ins Dt., auf d. ihn noch sein Förderer Harsdörffer († 1658) aufmerksam gemacht hatte; d. Übers. erschien 1672, mit Abdruck seines per-sönl. Schriftwechsels betreffend seine Aufnahme in d. FRUCHTBRINGENDE GESELLSCHAFT. Solche Widersprüch-lichkeit d. Intentionen erscheint typisch für A.: ein selbstbewusster, kaisertreu-er »aufrichtiger alter Teutscher« im auf Subordination dringenden absolutist. Zeitalter.Die bisher an A. herangetragenen volks-kundl. Fragestellungen (Halm 1912, Appel 1933) werden seiner lit. hist. Be-deutung nicht gerecht. Aber nicht nur d. v. A. behandelten oft aktuellen Themen (ähnlich wie bei GUARINONIUS) verdie-nen Interesse, sondern auch d. sich in d. Art d. Darstellung äußernde Subjek-tivismus. Seine bisher noch nicht unter-

suchten Flugschriften lohnten einen Ver-gleich mit anderen Darstellungen (etwa bei FEIGIUS). Eine kommentierte Neu-ausg. einer Slg. wäre wünschenswert.

WERKE: Erzählslg.: Metamorphosis Telae Judicariae, Oder Erster Theil Seltzamer Gerichts=Händel u. noch seltzamerer hie-rauff gerichtlich erfolgten Außsprüch […], Linz 1651, Tl. II Telae Judicariae, Nbg. 1654, 150 Casus, u. 1652, Tl. III 1652, Tl. IV 1654; verb. u. verm. als Metamorphosis Continuatio Metamorphosis Telae Judicariae, Nbg. 1658, 150 Ca-sus; 31661, 41668, 51684, 61705, 71712; Vivat Unordnung!, Sulzbach 1669; Neu-satz: Künstliche Unordnung!, o.O. 1670; Vivat o. so genannte künstliche Unordnung II. Theil, Nbg. 1670, 21675; Vivat o. so genannte künstliche Unordnung III. Theil, Nbg. 1671; Vivat o. so genannter künst-licher Unordnung V. Theil, Nbg. 1673; Vivat o. so genandte künstliche Unordnung / Fünfter u. letzter Theil, Nbg. 1675. Einzel-ne Casus: Asmodaei teufflischen Anklagers bey d. göttlichen Gericht/ wider eine arme […] Seel abgeführtes Rechts=Proceßl, Linz 1658; Artliche Gerichts-Verfahrung […], Linz 1659; Zwey Wundersetzame Gerichts-Verfahrung, o.O. 1666. Flugschrift: TV es DeVs, qVI; faCIsMIrabILIa. Das ist Un-terschiedliche Wunderseltzamkeiten / welche sich in gegenwartigtem […] Jahr 1670 […] ereignet haben, o.O. 1670; TV es DeVs qVI feCIstI MIrabILIa 1671 Das ist Abermahli-ge Wunder-Oder vielmehr Wunden-Seltzamb-keiten […] d. enthalszten Rebellen […], o.O. 1671. R.übers.: Methodus Doctrinae Civilis o. Wunder-Seltzame Geschicht Deß grossen Abissini, Königs d. Mohren/ Anfangs in La-tein beschrieben/ durch d. Erwürdigen Vatter Adam Contzen […], Sulzbach 1672. Ge-legenheitsdichtung: Verteutschte Grab-Schrift Ferdinandi Deß Vierdten Römischen Königs; o.O. [1658]; Votum Pro Leopoldo Primo […] Recens Inaugurato […] Sacrae Caesareae Maiestatis Minimo Vasallo […],

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Lincii 1658. Der gemeine alte Eisenertzische Berck-Reimen (1655), hg. v. K. Mautner, Graz 1919.

LITERATUR: H. Halm: M.A., Weimar 1912 [= Forschungen zur neueren Lit.gesch. 40]; A. Appel: Volkstümliche Re-densarten bei M.A., Diss., Wien 1933, mschr.; O. Brunner: Adeliges Landleben u. europäischer Geist, Salzb. 1949, 216f.; D. Breuer: Adam Contzens Staatsr., in: GRM, Beih. 1, 1979; D. Breuer: M.A. u. seine Erzählslg, in: Zeman I, 1. Bd.; G. Dünnhaupt: Bibliograph. Hdb. d. Ba-rocklit., Tl. 1, Stgt. 21990, 103-110; ADB 1; NDB.

Dieter Breuer

Abeles, Otto (1.5.1879 Rohatetz/Mäh-ren – ? 6.1945 Tröbnitz b. FfO.), wuchs im mährisch-slowak. Grenzgebiet auf u. besuchte nach d. Volksschule d. Gym-nasium in Brünn. Nach Beendigung d. Schulausbildung stud. er Rechtswiss. an d. Univ. Wien. Schon früh mit d. Zionismus-Bewegung verbunden, stand er ihr Zeit seines Lebens nahe; so redigierte er 1904 u. 1905 zwei Jg. d. Jüdischen Volks-Kalenders, d. in Brünn er-schien. Nach seiner Promotion zum Dr. jur. trat A. in d. Staatsdienst u. war bis 1928 als Beamter bei d. öst. Eisenbahn in Wien beschäftigt, doch entfaltete er neben seinem Brotberuf eine reiche publizist. Tätigkeit als Mitarb. u. Red. jüd. Organe. Gleichzeitig war er Mit-gl. d. »Wr.-Presse-Organisation«, einer Gewerkschaft Wr. Journalisten. 1915 gründete A. zus. mit Ludwig Bató d. Jü-dischen Nationalkalender, an d. er bis 1916 mitarb., u. d. er im Sinne THEODOR HERZLS als »ernstes Volksbuch in erns-ter Zeit« betrachtete. Der 1. Jg. enthält neben d. kalendarischen Tl. u. Essays, z.B. einen Beitr. v. MARTIN BUBER über d. jüd. Dichter J.L. Perez, auch Lieder v. namhaften zeitgenöss. Autoren jüd.

Herkunft, wie Kanaan v. MAX BROD u. Ghetto-Musik v. FRITZ LÖHNER. Eben-falls 1915 gab A. im Auftrag d. Wr. Zi-onist. Studentenvereins Theodor Herzl d. nachgelassenen G. d. böhmisch-jüd. Dichters, Zionisten u. Jiddisch-Übers. HUGO ZUCKERMANN heraus. – Dane-ben schuf er aber auch eigene Werke. Als Beamter d. Wr. Nordbahn kam A. mit d. jüd. Flüchtlingen aus Galizien in persönl. Kontakt, deren Schicksale ihn zu dichterischer Gestaltung anregten. So entstand d. Buch Jüdische Flüchtlinge (Wien 1918), fragmentarische Prosa-skizzen, Charakterbilder, d. ein bered-tes Zeugnis jüd. Überlebenswillens in vielen Schattierungen sind – v. demü-tiger Unterwürfigkeit (Verprügelt) bis zu herausfordernder Überheblichkeit (Szene am Nordbahnhof). Auch im Jüdi-schen Nationalkalender publizierte A. eige-ne Werke, u. zwar Auszüge aus einem 1920 geplanten Buch mit d. Titel Die hohe Gass’. Ein Krakauer Bilderbuch. Of-fenkundig ist, dass sein prägnanter Er-zählstil mehr zu überzeugen vermag als seine pathetische Lyr. mit ihrer plakati-ven Bildlichkeit – wie man aus d. seiner Mutter gewidmeten G.bd. Die Genesung (Wien 1920) erkennen kann. Der Titel identifiziert d. Zionismus als »Heilungs-prozess«. Gegliedert ist d. Bd. in drei programmatische Abschnitte (Kranke Jugend, Frühling, Ein Liederkreis, Stunden u. Gestalten); schwankend zw. jüd. Le-bensangst (Rast auf d. Märzgräbern) u. Lebensmut (Mai), gezeichnet in krassen Bildern mit übertriebenem Pathos. – Ein überwältigendes Erlebnis bedeutete für A. eine Palästinafahrt, d. er im Som-mer 1925 unternahm. Die anlässl. die-ser Reise entstandenen Tagebuchbl. eines alten Zionisten erschienen 1925 u.d.T. Be-such in Erez Israel u. zeugen in ihrer prä-gnanten Darstellungsweise v. d. tiefen Bindung zum »Traumland« seiner Ju-

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gend. – In d. Zwischenkriegszeit war A. auch Red. u. Mitbegründer d. Wr. Mor-genztg., d. einzigen zionist. Tagesztg. im dt.-sprachigen Raum, in d. er vorwie-gend Kunst- u. Theaterkritiken schrieb, v.a. über Veranstaltungen jüd. Bühnen u. Vereine. 1928 gab er seine Anstel-lung auf, doch wirkte er weiter für d. zionist. Bewegung. In seiner lit. Arbeit bevorzugte er v.a. d. Essayistik, d. er im Bd. Zehn Jüdinnen (1931) u. Begegnung mit Juden (1936) zusammenfasste. Hier findet man überarb. u. inhaltlich u. sti-list. komprimierte Skizzen aus seinem Buch Jüdische Flüchtlinge wieder. – 1933 übersiedelte A. nach Holland u. war während d. Krieges mit Hilfstätigkeiten für verfolgte Juden aktiv, bis er selbst im Mai 1944 im KZ Westerbork inhaftiert u. v. dort nach Bergen-Belsen deportiert wurde. Zwar überlebte er d. Lagerhaft, starb aber nach d. Befreiung während d. Heimtransportes an Entkräftung im Juni 1945 in d. Nähe v. FfO. an Fleckty-phus. – A. war ein Wr. Autor d. frühen 20. Jh., d. sein Engagement für d. jüd. Kulturkreis stets offen in d. Vorder-grund seines lyr. u. epischen Schaffens stellte.(Tl.-)Nachl. in Jerusalem, Central Zio-nist Archives.

WERKE: Lyr.: Die Genesung, Wien/Bln. 1920. Epik: Jüdische Flüchtlinge. Szenen u. Gestalten, Wien/Bln.1918; Zehn Jü-dinnen, Wien/Lzg. 1931; Begegnung mit Juden, Wien/Jerusalem 1936. Hg.: Jü-discher Volks-Kalender für d. Jahre 5665 u. 5666, Brünn/Wien/Bln./Prag 1904/05; Zuckermann Hugo, G., Wien 1915; Jüdi-scher Nationalkalender für d. Jahre 5676 bis 5680, Wien 1915, 1916-19, 1920. Bei-tr.: zahlreiche Veröff. in diversen jüd. Periodika, z.B. Die Welt (Wien); Wr. Mor-genztg. (Wien); Selbstwehr (Prag); Jüdische Rundschau (Bln.); Jüdische Volksstimme (Pressburg).

LITERATUR: N. Weldler: Jüd. Flüchtlin-ge, in: Jerubbaal, Nr. 1, H. 6, 1918, 240; B. Tag: O. A, in: Die neue Welt, Nr. 3, H. 86, 1929, 8; Archiv Bibliographia Judaica. Lex. dt.-jüd. Autoren, Bd. 1; Lex. Dt.-mährischer Autoren, Olomouc 2002.

Sylvia Leskowa /Eva Münz

Abels, Ludwig (16.3.1867 Wien – 2.6.1937 Paris), Sohn eines Uhrma-chers, versuchte sich bereits während seiner Gymnasialzeit als Literat, wurde v. ADOLF WILBRANDT, JOSEPH WEILEN u. HERMANN ROLLETT, d. es durchsetzte, dass er an d. Univ. Wien Phil. u. Germa-nistik stud. konnte, gefördert. Ab 1892 hielt sich A. in Bln. auf, wo er sich nach Fortsetzung u. Abschluss d. Stud. zum Dr. phil. schließlich ganz d. schriftstel-lerischen Tätigkeit widmete. Vorüberge-hend redigierte er hier auch d. satirische Wochenschrift Das Narrenschiff. Nach seiner Heirat (1898) ließ er sich in Stein-wandklamm bei Pernitz/NÖ nieder. 1933 emigrierte er nach Frankreich, wo er 1937 in Paris starb, einer Stadt, d. ihm bereits v. seiner früheren publizist. Tätig-keit her vertraut war (Berichterstattung v. d. Weltausstellung 1900).Als Verf. eines Volksstückes (Am Zahltag, 1893) u. eines N.bd. (Aus d. Schule d. Lie-be, 1897) v. nur geringer Bedeutung, war er als hauptverantwortlicher Red. d. ab 1900 im Wr. Verlag Schroll erscheinen-den Kunst-Monatsschr. Das Interieur v. ungleich größerer Wirkung. Diese setzte sich zum Ziel, d. zeitgenöss. gesamtöst. Produktion auf d. Sektor d. Angewand-ten Kunst mit reichhaltigem Bild- u. Entwurfmaterial zu dokumentieren. A. ist in diesen Wr. Monatsheften auch mit eigenständigen Beitr. vertreten (im 1. Jg. z.B. ein Aufs. über d. Wr. Holzbildhau-er Franz Zelezny). Im Gegensatz zu d. v. d. späteren Interieur-Red. JOSEF AUGUST LUX ab 1904 hg. Kunstzs. Hohe Warte

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finden sich hier allerdings keine dichte-rischen Textbeitr., Forschungslit. fehlt.

WERKE: Drama: Am Zahltag, o.O. 1893. Novellen: Aus d. Schule d. Liebe, o.O. 1897. Beitr., Redaktion: Das Interieur, Wr. Monatsh. für Angewandte Kunst, Wien 1900, 1. Jg.

LITERATUR: Brümmer, Bd. 1.Sylvia Leskowa

Abermann, Heinrich (19.9.1583 Tutt-lingen/Württemberg – 28.2.1620? o. 21.4.1621? Wien), war einer d. letzten Vertreter d. aus d. 16. Jh. stammenden Univ.humanismus in Wien. 1609 an d. Wr. Univ. immatrikuliert, wurde er 1610 »a ser. rege Hung. et Bohem. Mathia per decretum Graecae linguae profes-sor denominatus et constitutus« (Univ. Matrikel). 1615 wirkte A. außerdem als Rektor d. einflussreichen Domschule zu St. Stephan u. versah noch drei Mal d. Amt eines Dekans (1617, 1619, 1620) d. Artist. Fakultät. Neben einer zum Ruhme Habsburgs unternommenen eklektischen Historiografie (Synopsis Austriaca, 1619) u. konventionellen neulat. Gelegenheitsg. ist bei A. d. Zug zum Dt. als Lit.prache in seinen Übers. spürbar.

WERKE (Ausw.): Lyr.: Carmen gratulatori-um ad Reg. Annam […], Wien 1611. His-toriogr. WE R K E : Synopsis Austriaca. Hoc est brevis et succinata descriptio rerum praeclare gestarum virtutumque Romanorum Impp., qui ex Ser. Austriae Domo […] prodierunt, Wien 1619; Chronica / o. / Historische Beschrey-bung d. Weitberühmbten kayserlichen Haupt-stadt / Wienn / in Österreich […], Ffm. 1692 (postum gedr.), continuirt u. corrigirt durch einen Liebhaber d. Nation; d. Werk ist eine Übers. d. bekannten lat. Wien-Chronik d. Wolfgang Lazius: Vienna Austriae. Re-rum Viennensium Commentarii in quartuor libros distincti, Basel 1546).

LITERATUR: E. Apfalter: Scriptores an-tiquissimae ac celeberrimae Universita-tis Viennensis, Pars III, Viennae 1742, 17f.; J.J. Locher: Speculum academicum Viennense, Bd. I, Wien 1773, 150-156; Bd. II, Wien 1774, 107-114, Bd. III, Wien 1775, 35-38; L. Santifaller: D. Matrikel d. Univ. Wien, Bd. 4, Graz/Köln 1961, 79 u. 107; R. Poschenrieder: D. Lehrpersonen d. Artistenfakultät d. Univ. Wien im Zeitraum v. ca. 1545-1622, Diss. med., Erlangen/Nbg. 1972, 203-205.

Werner M. Bauer

Abfalter, Alexander (Lebensdaten un-bekannt) war wohl gebürtiger Salzb. Er ließ seine zur Reflexion neigenden G. in Salzb. Publikationsorganen bzw. um d. Mitte d. 19. Jh. erscheinen: z.B. d. Ballade »Der Harfner auf d. Felber-tauern« (Salzb. Post 1851, 1033) u. »Das vergessene Grab« (Salzb. Landesztg. 1853, 995). Zur Vermählung v. Kaiser Franz Joseph I. mit Prinzessin Elisabeth in Bayern verfasste er ein Glückwunschg. in erhabenem Sprachstil u. Stanzen-Strophen, d. in d. Neuen Salzb. Ztg. (Ein Abendbl., VI. Jg., Nr. 93, 24.4.1854) er-schien. Offenbar verfügte A. über eine hinreichende lit. Bildung, um anspruchs-vollere rhetorische u. metrische Formen einigermaßen zu bewältigen (vgl. d. G. »Herbstblüthen« in d. Salzb. Landesztg., 4. Jg. Nr. 229, 8.10.1853 u. d. in So-nettform geschriebenen »Nachruf auf IGNAZ ZWANZIGER« in d. Salzb. Landesztg., Nr. 276, 3.12.1853). A. scheint um d. Jh.mitte eine ähnliche Stellung unter Salzb. literarisierenden Bürgern eingenommen zu haben wie IGNAZ ZWANZIGER: Sie poetisierten ihre in geordneten Bahnen wahrgenommene Umwelt. Die Salzb. Landesztg. war für diese Autoren ein will-kommenes Publikationsforum.

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LITERATUR: M. Feichtlbauer: Salzb. hochdt. Lit. v. 1850-1917, im Rahmen d. dt. Lit.entwicklung, in: Mitt. d. Gesell. f. Salzb. Landeskunde, 57, 1917, 72.

Herbert Zeman

Abl, Paul (2.4.1906 Scheibbs/NÖ – 31.1.1964 ebd.) war als Hauptschul-lehrer in Purgstall an d. Erlaf tätig u. engagierte sich hier im volkserziehe-rischen Sinne für d. Errichtung eines dt. Sprachvereins. Nebenbei verfasste er überwiegend v. Lokalpatriotismus getragene Essays (Aus d. Welt d. Hei-mat, 1954), Laienspiele (Schule – Hort d. Heimat, 1954) u. G., d. als seine lit. bedeutsamste Leistung zu betrachten sind: Mit d. beiden Bdn. Saat u. Stern (1953) u. Traum u. Tag (1955) erwies sich A. als Lyr., d. d. einmal begonnene Konzeptionsweise seiner G. kontinuier-lich beibehielt. So zeichnen sich d. bei-den, insgesamt 98 G. vereinenden Bde. durch komplizierte Strophenformen u. eine nicht weniger ›kompliziert‹ erschei-nende, umständlich-preziöse Sprachge-bung aus., wobei A. oft aus formaler Notwendigkeit zu ungewöhnlichem u. gleichsam überholt wirkendem Wort-material greift. Die in formaler Hinsicht bemühten G., mit vielen Bildern verse-hen, erschweren somit d. Zugang zum Inhalt. In Saat u. Stern dominiert gene-rell d. Ausdruckshaltung v. Zuversicht u. Hoffnung, wobei Naturstimmungs-bilder häufig Spiegelungen v. Gefühlen d. lyr. Ichs sind (z.B. »Unterm Ahorn« – Gefühl universeller Harmonie). In Traum u. Tag steht hingegen oft Kultur-gesch. im Mittelpunkt (»Stonehenge«, »Klage Orests«). Doch auch in d. Stim-mungsbildern aus d. heimatl. Provinz (»Mittag an d. Erlaf«, »Vollmond über Scheibbs«), d. mitunter Einblick in d. Arbeitswelt geben (»Im Vierkanter«, »Der Eisenarbeiter«), fand A. kaum zu einem zugänglichen lyr. Stil.

WERKE (Ausw.): Lyr.: Saat u. Stern, Wien 1953; Traum u. Tag, Wien 1955.

LITERATUR: K. Bosek-Kienast: P.A., d. Dichter aus d. Erlaftale, in: Unsere Hei-mat. Monatsbl. d. Vereines für Landes-kunde v. NÖ u. Wien, 27, 1956, 32-34.

Sylvia Leskowa

Ableitner, Augustin Otto (Ps. Bla-si, 31.1.1886 Salzb. – 14.2.1972 ebd.), Vater: Gottfried A., schwäbischer Her-kunft, ev., Bäckergehilfe aus Brachstadt-Donauwörth/Bayern, Mutter: Johan-na geb. Frank aus OÖ, Tochter eines Städt. Wasserleitungs-Aufsehers. Nach d. Volksschule zur Vorbereitung auf d. Priesterstand als »Gnadengeldempfän-ger« (= Stipendiat) ins Gymnasium (Mitschüler GEORG TRAKLS), wegen ungenügenden Erfolges nach d. 3. Klas-se Buchdruckerlehrling bei Wierer & Müller, 1905 freigesprochen, dann auf Wanderschaft durch Süddtl., d. Schweiz, Italien u. Frankreich, 1908-14 Buchdru-cker bei Kiesel u. Zaunrieth, im 1. WK an d. russ. u. ital. Front (Dolomiten) u. neun Monate Gefangenschaft als Capo centuria, 1919 bis März 1924 Kauf-mannsgehilfe bei seinem Onkel in Tut-zing am Starnberger See, April 1924 bis zur Pensionierung Ende 1956 Korrek-tor bei Kiesel in Salzb., Eheschließung (mit Dispens) am 23.8.1934 mit Valerie Forstner aus Wien, Witwe nach Rudolf Rödel. 10.6.1960 Bürgerbrief d. Stadt Salzb., 1.12.1975 – 13.7.1988 (Stadt Salzb. Magistratsdirektion, Zahl II – 263 v. 13.11.1975 u. Info-Z, Folge 43, I v. 3.3.1988), Augustin-Ableitner-Straße in d. Kendlersiedlung ebd.Seine in d. Wochenend-Ausg. d. liberal-nat. Salzb. Volksbl. erschienen (zum ersten Mal 1932 mit »Blasi« signiert) zeitkrit., ironisch-spöttisch gehaltenen, gereimten mehrstrophigen Glossen zu d. Ereignis-sen in d. Stadt u. in d. Politik machten

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ihn so populär, dass er oft d. »Salzb. Wilhelm Busch« genannt wird. Sie er-schienen später, ergänzt u. gesammelt, in Buchform (u.a. Närrisches u. lästerliches Zeitspekulum; Peggy, mein schnaubendes Pferd, Untertitel: »u. wie es mich getragen hat durch Österreich, d. Ständestaat« [auf d. Einband jedoch: »d. Bundesstaat«] mit d. Abschnitten: »Systemzeit«, »Der Um-bruch.«)Bedeutung kommt v.a. seiner Mund-artlyr. zu. Er »gilt mit Recht als Wah-rer u. Künder heimatl. Brauchtums in salzburgischer Mundart« (Amtsbl. d. Landeshauptstadt Salzb., Nr. 17/8/2 v. 22.6.1960). »Seine Mundartpoesie ist v. vollendeter Form, voll Blut u. Leben, voll Humor u. Traurigkeit, randvoll v. Men-schenkenntnis u. Weisheit« (Wilhelm J. Steiner). Seine Gslg. in Salzb. Mundart (Rotweißer Naglstock) enthält u.a. Autobio-gr. (Abschnitt: »Mei Hoamat«), G. zum Jahreskreislauf (Abschnitte: »Fruijahr u. Summiaszeit. Hörist u. Winter«) u. solche über bäuerliche Menschen (Abschnitt: »Ollahand Leutln!«).

WERKE: Lyr.: Närrisches u. lästerliches Zeit-spekulum, Salzb. 1935, 1938; Peggy, mein schnaubendes Pferd, Salzb. 1939; Rotwei-ßer Naglstock. Gedichte in Salzb. Mundart, Kleinbuchreihe öst. Mundartdichtung »Lebendige Heimat«, Bd. 10, Graz 1957; Salzb. Glossen um Zeit u. Zeitgenossen, Salzb. 1959. Prosa: Ein Rundgang durch d. Dru-ckerei R. Kiesel, Salzb. [1935]; Salzb. Ein Kurzführer für 1-3 Tage, Salzb. [1953].Den Kriegsereignissen fielen d. folgen-den unveröff. Ms. zum Opfer. Romane: Das Geld mit d. 3 Lilien; Die fliegenden Rä-der. Novellen: Gemischte Warenhandlung Klaus Finsterwalder; Die Frauen im Pfründen-hause; Das Fräulein Million. Autobiogr. (Prosa): Die Jugend am Mönchsberg; Von d. Zeit auf d. Walz; Mein Wanderbuch; Als Feld-kanonier immer vorne.

LITERATUR: J. Hauer: Am Quell d. Muttersprache, Wien 1955, 531; Salzb. Volksbl. 30.1.1971, 16.2.1972; Salzb. Nachrichten 16.2.1972, 6; 21.4.1997, Bereich: lokal, 1; 9.7.1988, 9; 19.9.2000, Ressort: Lokales; A. Schmidt: Dich-tung u. Dichter Öst. im 19. u. 20. Jh., im 2. Bd., Salzb. 1964, 103f.; A. u. B. Rettenpacher: D. Mundartdichtung in Salzb., Wien 1982, 54f.; G. Kerschbau-mer: Alltag, Feiern u. Feste im Wandel: nationalsozialist. Regie d. öff. Lebens u. praktizierte Kulturen in Salzb. v. 1938-45, Diss., Salzb. 1986; 5, Neuhold: V. d. »Gauhauptstadt« Salzb., 2 u. 3; s. auch Salzb. Mundartarchiv St. Koloman, Land Salzb.

Karl Koweindl

Abler, Franz (15.[?]9.1882 Hall i. Tirol – 26.6.1952 Zams), besuchte d. Gymnasi-um in Hall, wurde Postbeamter u. Post-amtsdirektor in Innsbr. A. war v.a. seit seiner Pensionierung schriftstellerisch tätig. Er folgte lit. im Wesentlichen d. Spuren d. Realismus, wie er sich v. AN-ZENGRUBER bis SCHÖNHERR ausgebildet hatte. 1935 legte er sein erstes Drama (Die Einsamen) als Hörspielfassung für d. Rundfunk, damals »Ravag«, vor. Die erfolgreiche UA auf d. Bühne erfolgte u.d.T. Einsame Leut’; zentrales Motiv ist d. Gedanke einer verfolgten Bauern-magd an Flucht. Ebenfalls 1935 wurde Peter Sigmair in Innsbr. uraufgeführt. Neben weiteren Volksstücken verfasste A. hauptsächlich Mundartg. u. Essays für d. regionale Presse. Mit seiner Slg. v. Mundartg. Von d. Sonnseitn (1917) ent-sprach er d. damals weit verbreiteten Be-dürfnis nach Friede u. Beschaulichkeit, nach Heiterkeit u. besinnlichem Ernst. Er belebte damit die Tiroler Mundartd. in der Tradition des Bozener Dichters CARL VON LUTTEROTTI (1793-1872) aufs Neue. A. gehörte d. Dichterkreis Serles an. Sein Nachl., in d. sich einige unver-

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öff. Ms. zu Rundfunkdramatisierungen finden (u.a. zu ANZENGRUBERS Sternstein-hof, 1885), ist im Brenner-Archiv aufbe-wahrt.

WERKE (Ausw.): Dramen: Die Einsa-men, 1934, Hörspielfassung u. UA 1935; Peter Sigmair, Tiroler Volksstück aus d. Befreiungskrieg in drei Aufzügen, Inns-br. 1936, UA Innsbr. 1935; Die Martinig-ans, Schwank, 1937. Lyr.: Von d. Sonn-seitn, Mundartg., Innsbr. 1947. (Ausw.) unveröff . Ms.: Der Sternsteinhof. Eine Dorfgesch., nach d. R. v. L. Anzengruber, 1885, für d. Rundfunk bearb., vermutl. Innsbr. nach 1945.

LITERATUR: J. Hauer: Am Quell d. Mut-tersprache, Graz 1955, 540. A. Schmidt: Dichtung u. Dichter Öst. im 19. u. 20. Jh., Salzb./Stuttgart 1964, Bd. 2, 35f.; Lex. Lit. in Tirol, Brenner-Archiv, Innsbr.; P. Wimmer: Wegweiser durch d. Lit. Tirols seit 1945, Darmstadt 1978 [= Brennpunkte 15, hg. v. H. Kuprian], 146.

Sonja Arnold/Beatrix Cárdenas-Tarrillo/Maria Hornung

Abraham a Sancta Clara (d.i. Hans Ulrich Megerle, 2.7.1644 Kreenheinstet-ten/Grafschaft Fürstenberg – 1.12.1709 Wien), achtes Kind d. leibeigenen Bau-ern u. Gastwirts Matthäus M. Nach Besuch d. Lat.chule in Messkirch erhielt er seit 1656 am Jesuitengymnasium in Ingolstadt (Grammatikklasse), nach d. Tod d. Vaters 1659 auf Veranlassung seines Onkels, d. Salzb. Hofkapellmeis-ters u. nachmaligen Altöttinger Kano-nikus Abraham M., am Benediktiner-gymnasium in Salzb. eine gründliche, gelehrte Schulbildung; zu seinen Leh-rern gehörte u.a. OTTO AICHER. Nach Schulabschluss, mit knapp 18 Jahren, trat er 1662 als Novize in d. noch jun-gen Reformorden d. ital. unbeschuhten Augustiner-Eremiten (»Barfüßer«) ein

(Kloster Mariabrunn bei Wien) u. nahm d. Namen seines Onkels u. Förderers Abraham an. Am 14.8.1663 schloss er d. Noviziat mit d. Ordensgelübde ab u. begann im Wr. Augustinerkloster mit d. Phil.- u. Theol.stud. Die polit. Lage (Türkenbedrohung) veranlasste d. Kon-vent zur Übersiedlung nach Prag u. nach Ferrara; erst 1665 kehrte A. nach Wien zurück u. wurde nach Studienabschluss u. Durchgang durch d. niederen Weihen am 8.6.1668 in d. Wr. Augustinerkirche zum Priester geweiht. Der weitere Le-bensweg A. ist v. seiner Rednergabe be-stimmt. 1670 wurde er als Wallfahrtspre-diger ins Kloster Maria Stern in Taxa bei Odelzhausen (Bayern) versetzt. 1672 nach Wien zurückgerufen, bewährte er sich beim Fest d. Landespatrons Leopold in Klosterneuburg 1673 erstmals als Pre-diger vor d. kaiserl. Hofstaat; d. Predigt anlässl. d. Vermählung d. Kaisers Leo-pold I. mit Eleonore v. Pfalz-Neuburg 1677 machte ihn vollends bekannt. A. erhielt d. Ehrentitel »Kaiserlicher Predi-ger«, nicht zu verwechseln mit d. Amt d. Hofpredigers, d. traditionell v. Jesuiten besetzt war; A. war nie ein Hofoffiziant, er wandte sich als Prediger u. Schrift-steller auch nicht nur (u. wenn, dann meist krit.) an d. Hof, sondern predigte u. schrieb, wie d. meisten oberdt. Auto-ren seiner Zeit, für alle Stände. Bis zu d. Katastrophen d. Pestepidemie 1679 u. d. Belagerung Wiens durch d. Türken 1683 trat er in Wien u. Umgebung bei rel. Festakten, an Heiligen- u. Marien-festen, als gesuchter Festprediger in Er-scheinung u. mehrte d. Ansehen seines Ordens, wurde 1677 Subprior, 1680 Prior d. Wr. Augustinerklosters. Hatte er schon d. Pestzeit als Kaplan d. Grafen Hoyos in NÖ. verbracht, so führte ihn d. Flucht d. Konvents vor d. Türken ins sichere Kloster Graz. Als Sonntagspredi-ger mit vielen Festpredigteinladungen u.

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als produktiver Schriftsteller überzeugte er auch hier d. Confratres v. seinen Qua-litäten u. wurde 1686 zum Prior gewählt. Erst d. weitere Aufstieg in d. Ordenshie-rarchie, seine Wahl zum Provinzial d. dt.-böhm. Ordensprovinz 1689 (für drei Jahre) brachte auch d. Rückkehr nach Wien. In dieser Zeit war er drei Mal in Ordensangelegenheiten in Rom (1686, 1689, 1692). Auch in d. folgenden Jah-ren, nach kurzer Pause als Prof. (1693) u. Subprior (1694) im Kloster Maria-brunn, wo er einst seine geistl. Laufbahn begann, findet man ihn in d. Ordenslei-tung, 1695 als Procurator, ab 1697 bis zu seinem Tod als Definitor d. Ordenspro-vinz, 1706 noch einmal vertretungswei-se als Provinzial. A. war nicht nur d. in ganz Öst. gesuchte Festprediger u. geistl. Erfolgsschriftsteller, sondern v.a. 47 Le-bensjahre lang d. Augustinermönch, d. für seinen Orden arbeitete. Das lit. Werk A. konvergiert bei aller Viel-falt im Grundmuster d. Predigt; es ist in-tentional auf d. Vermittlung eines rigiden Augustinismus gerichtet, darin ist A. im ausgehenden 17. Jh. ebenso traditionalist. wie in seinem volkstüml. Antijudaismus, seiner Misogynie, seiner Intoleranz ge-genüber Andersgläubigen. Unterscheid-bar v. anderen Predigerschriftstellern wird er erst durch d. Art, wie er dieser Intention ästhetische Dimensionen ab-gewinnt, ja sie ästhetisiert. Dem Redean-lass (meist Heiligenfeste) entsprechend predigt er zwar im hohen Stil, bricht jedoch d. erwartete ergreifende o. er-habene Wirkung ironisch aufgrund d. gewählten Sprachmittel. Er zwingt, wie schon sein protest. Zeitgenosse Christian Thomasius 1688 feststellte, Zuhörer u. Leser mit »weitgesuchten Intentionen« u. »unerwarteten geistlichen Applikatio-nen« – auf d. Ebene d. Wortes, d. Satzes, d. Arguments, d. »einfachen Formen«, in abenteuerlichen Wiederholungs- u. Vari-

ationsverfahren – zu verblüfft-belustigter Aufmerksamkeit für d. ernste geistl. Redeziel. Das Verfahren entspricht For-derungen d. zeitgenöss. esoterisch-ma-nierist. Rhetorik (Tesauro), doch erreicht A., da er bewusst u. ingeniös alle Sprach-mittel d. oberdt. Dichtungstradition in Prosa u. Vers nutzt, mit seiner acutezza nicht nur d. Gebildeten, sondern Hörer u. Leser aller Stände. A. hat seine be-deutendsten Predigten zunächst, d. Ge-legenheit u. Nachfrage entsprechend, in Einzeldrucken veröff. (Astriacus Austriacus, Himmelreichischer Österreicher, 1675; Neuer-wöhlte Paradeiß=Blum, 1673; Prophetischer Willkomb, 1676, usw.), erst seit 1684 in d. zeittypischen Form d. Predigtslg., d. durch Applikations- u. Sachregister auch zum Gebrauch für Prediger aufbereitet ist (Reim dich / Oder Jch Liß Dich, 1684; Geistlicher Kramer=Laden, postum 1710). Mit d. 1926 v. K. Bertsche aufgefunde-nen Predigtms. ist auch d. Vorstufe die-ser Lesetexte greifbar. Auch d. Traktat, d. traditionellen Buchtyp individueller Erbauung, gewann A. neue Möglich-keiten ab. Der Bußpredigt nahe, daher moderater im Ton, stehen d. viel gelese-nen Traktate, d. A. anlässl. d. Wr. Pest-epidemie (Mercks Wien, 1680; Lösch Wien, 1680; Grosse Todten-Bruderschaft, 1680) u. d. Belagerung Wiens u. Verwüstung Öst. durch d. Türken (Auff /auff Jhr Christen !, 1683, Quelle für Schillers Ka-puzinerpredigt) abfasste. Sie verbinden Darstellung u. Analyse d. Schreckens mit d. Aufruf zu christl. Umkehr als Vor-aussetzung einer Besserung d. Situation. In d. Grazer Jahren entstand, als später Reflex seiner Wallfahrtspredigerjahre, sein Mirakelbuch d. Wallfahrt v. Taxa, eine auf komische Weise erbauliche Wer-beschrift (Gack / Gack / Gack / Gack / á Ga, 1685). Seine Intention, Hörern u. Lesern d. ernste rel. Wahrheit mittels »Mucken u. Grillen« nahezubringen, hat A., stets

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in Anlehnung an seine Predigtform, zur moralsatirischen Schriftstellerei geführt. Ab 1686 erscheint bei HAAN in Salzb. in 4 Bdn. (1686, 1689, 1692, 1695) sein weiträumig angelegter moralsatirischer Traktat Judas Der Ertz=Schelm / Für Ehr-liche Leuth; im lockeren Erzählrahmen d. Judaslegende (nach d. Legenda aurea), d. stets auf d. Leben u. Leiden Jesu als Norm setzende Instanz bezogen ist, wer-den d. Laster (u. Tugenden) d. Zeitgenos-sen aller Stände abgehandelt, kurzweilig insofern, als d. Leser im stets überra-schenden Wechsel v. »Discurs, sittlichen Lehrpuncten / Gedicht u. Geschicht / auch sehr reichem Vorrath biblischer Concepten«, im Sog d. Wiederholungs-figuren auf allen Textebenen, nicht zur Ruhe kommt. Auch diesem Werk hat A. einen Index concionatorius beigegeben u. es damit zu einem Hdb. für Prediger gemacht, doch zielt er, wie alle geistl. Au-toren, auch auf d. »Privat- u. einsamben Leser«. Für d. engeren gelehrten Leser-kreis war sein Traktat Grammatica religiosa (1691) gedacht, ein Andachtsbuch, d. in d. dt. Übers. (1699, v. fremder Hand) treffend als »Tugendschul« bezeichnet wird u. d. wiederum durch Applikations-register für Prediger verwendbar war. Satirische Schreibmuster d. 16. Jh. wer-den aufgenommen u. aktualisiert in d. Narrensatiren Geflügleter Mercurius (1701, Continuatio 1702), einer Slg. satirischer Klagebriefe närrischer Männer meist über Narrheiten ihrer Frau; Wunderlicher Traum v. einem großen Narren=Nest (1703) mit Traktaten über Narrentypen (Las-ter), d. ihren Meister im »lobwürdigen« Narren in Christo finden; Ein Karrn / Vol-ler Narrn (1704).Mit d. affektrhetorischen Ästhetik sei-ner Zeit, insbes. mit d. persuasorischen Macht d. Bildes vertraut, hat A. auch d. Mittel emblematischer Vergegenwärti-gung genutzt, etwa durch Erfindung v.

»Sinnbildern« für Festakte in d. Augus-tinerkirche, aber auch in zahlreichen Andachtsbüchern, so in Stella ex Jacob orta (lat. u. dt. 1680), einer Auslegung d. lauretanischen Litanei, in d. Aller-seelenandachten Augustini Feurigs Hertz (1693) u. Besonders meublirt= u. gezierte Todten=Capelle (postum 1710), in Sterben u. Erben (1702), d. Übers. einer emble-matischen Ars moriendi v. Chertablon de la Vigne, zu d. A. Widmung u. Vor-rede schrieb. Doch nutzte er d. Emble-matik, angeregt durch d. Nürnberger Stecher u. Verleger Weigel, auch sati-risch, v.a. für d. Ständesatire: so in Etwas für alle (1699), Heilsames Gemisch Gemasch (1704), Huy! u. Pfuy! Der Welt (1707, text-lich erw. Übers. d. lat. Emblemslg. d.J. Luyken), Wohl angefüllter Wein=Keller (postum 1710); mehr informativer, je-doch v. A. in d. Vorrede listig als Aufzug d. d. Kaiser gratulierenden Nationen d. Welt umgedeutet, in Weigels Tafelwerk Neu=eröffnete Welt / Galleria (1703).V. Anfang an hat sich A. in einer Reihe v. Casualcarmina als lat. Autor hervor-getan, auf d. Kanonikus Abraham M. (1670), auf d. Reichshofratspräsidenten v. Schwarzenberg (1680), auf d. Wr. Bi-schof Emmerich Sinelli (1680), auf d. Salzb. Erzbischof Johann Ernst v. Thun (1687), auf seinen Gönner Graf Hoyos u. andere adelige Offizianten d. Kai-serhofs u. Prälaten. Der gute Name d. Erfolgsschriftstellers reizte Verleger, Hg. u. Kompilatoren noch bis in d. Theresi-anische Zeit zu Fortsetzungs- u. Sammel-ausg. V.a. Weigel war hier sehr erfinde-risch (2 Fortsetzungsbde. Etwas für alle; Ein Schock Phantastn; Centifolium Stultorum; Mala Galina; 2 Fortsetzungsbde. Geist-licher Kramer=Laden), aber auch d. Or-densbruder Alexander à Latere Christi u. d. Wr. Weltpriester u. Poet JOHANN VALENTIN NEINER haben, A. Stil nachah-mend, unter Benutzung d. Nachl. erfolg-

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reiche Ausg. veranstaltet (Abrahamisches Bescheid=Essen, Abrahamische Lauber-Hütt, Abrahamisches Gehab dich wohl!, Mercurialis o. Wintergrün).A. ist, begünstigt durch Goethes u. Schil-lers Zuwendung, d. am längsten u. brei-testen erforschte oberdt. Barockautor; seit d. 19. Jh. sind nahezu alle Werke neugedr. worden (vgl. Bibliogr. v. Dünn-haupt). Dennoch fehlt bisher eine zuver-lässige Ausg. wenigstens d. Hauptschrif-ten aus jedem Ressort sowie eine lit.hist. Gesamtdarstellung jenseits kulturgesch. Ausbeutungsversuche. Krit.ozialgesch. Deutungsansatz u. gattungsgesch. Wer-kerschließung stehen derzeit unvermit-telt nebeneinander. Auch frömmigkeits-gesch. u. rhetorisch-poetologisch ist A. Bedeutung noch zu klären.

WERKE: Predigt: Astriacus Austriacus Himmelreichischer Oesterreicher Der hochheili-ge Marggraff Leopoldus Vor d. gesambten Kay-serl. Hoffstatt […] zu Closter-Neuburg […] vorgestellt, Wien 1673 (Salzb. 1684, 1687, 1688); Neuerwöhlte Paradeiß=Blum […] Das ist: Danckbarliche Lob= v. Lieb=Verfassung v. d. glorreichsten H. Joseph, Wien 1675 (1675, Salzb. 1684, 1687); Soldaten=Glory / Das ist Von d. Heiligen Ritter […] Georgio Schul-dige Lob-Red, Wien 1676 (als Mercks wol Soldat, Wien 1680 ‹4 mal›, Ffm. 1681 ‹2 mal›, Salzb. 1684, 1687, 1688); Der glückliche Fischzug in Anzbach / Das ist: Ein Trostreiche Predigt v. d. überschwencklichen Barmherzigkeit Der Mutter Gottes, Wien 1677 (Salzb. 1684, 1687); Die Heilige Hof=Art / Das ist: Ein schuldige Lob=Red/ v. d. grossen Wunderthätigen Indianer=Apostel Francisco Xaverio, Wien 1677 (Salzb. 1684, 1687, 1688); Prophetischer Willkomb / Das ist: Ein Weissagung v. Glück ohne Tück / Der Dritten Kayserlichen Vermählung Leopol-di, Wien 1677 (Wien 1677, Salzb. 1684, 1687, 1688); Zeugnuß u. Verzeichnuß Ei-nes lobwürdigsten Tugend=Wandels, Wien 1680 (Salzb. 1684, 1687, 1688); Danck

u. Denck=Zahl Deß Achten gegen d. Drey […] v. d. Allerheiligsten Dreyfaltigkeit, Wien 1680 (Salzb. 1684, 1687); Oesterreichi-sches Deo Gratias […] Wien 1680 (noch 5 mal, Landshut 1681, Wien 1681, Ffm. 1681, Salzb. 1684, 1687, 1688); Wohlrie-chende Spica-Nardt […] Lobverfassung deß Heiligens […] Bernardi, Graz 1683 (Graz 1683, Salzb. 1684, 1687, 1688); Der klare Sonnen=Schein […] Lob=Predig v. […] Thoma Aquinate, Salzb. 1684 (1687, 1688); Kurtze Lob=Verfassung / So Zu Eh-ren deß Heiligen […] Leopoldi […] gehalten worden, Wien 1695 (1707); Lob u. Prob / Der Herrlichen Tugenden […] Catharina, Wien 1696 (1696 Steyr, o.J.); Frag u. Ant-wort […] Lob-Red v. d. glorwürdigen Heiligen Bertholdo, Wien 1697 (Linz 1697); Die verblümblete wahrheit […] Lob=Verfassung v. d. heiligen Marianischen Scapulir, Linz 1697; Brunst zu Wien / v. Wasser, Wien 1697 (1698, Salzb. 1698); Baare Bezah-lung, Wien 1697 (1698); Aller Freud u. Fried, Wien 1698 (Salzb. o.J.); Patrocini-um Auff Erden schlecht, im Himmel gerecht, Wien 1699 (Steyr 1699); Klägliches Auff u. Ab, Wien 1702; Ein Redliche Red Für d. Löbliche Crainerische Nation Jn Wien, Wien 1705; Kurtze Lob=Verfassung Deß Heiligen Ignatii, Loyolae, Wien 1707; Der Nahmhaff-te / U. Mannhafte Held, Wien 1707. Pre-digtslg.: Reimb / Dich Oder Jch Liß Dich, Salzb. 1684 (1687, 1688, 1709, Luzern 1687, 1688, Köln 1691, 1693, 1702, Augs-burg 1734, 1754); Geistlicher Kramer=Laden […] Das ist: Ein reicher Vorrath allerley Pre-digen / Welche an vielen Orten / meistens aber zu Wienn in Oesterreich gehalten worden, Nbg./Würzburg 1710 (1725; 2. Tl. 1714, 1725, 1743, unecht; 3. Tl. 1719, größtenteils unecht); Abrahamisches Bescheid=Essen […]. Aus d. hinterlassenen Manuscriptis […] auf-getragen v. P. Fr. Alexandro à Latere Christi, Wien/Brünn 1717 (1719, 1731, 1736, 1737, 1747); Abrahamaische Lauber-Hütt […] vorgestellt v. P. Fr. Alexandro á Latere Chris-

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ti dessen Ordens. Wien/Nbg. 1721 (1723, 1738, 2. Tl. 1722, 1723, 1738, 3. Tl. 1723, 1738, 1749, 1750); Abrahamisches Gehab dich wohl! Wien/Nbg. 1729 (1737, 1738, 1739). Traktat: Mercks Wien / Das ist: Deß wütenden Todts Ein umständige Beschrei-bung, Wien 1680 (5 mal 1680, Lands-hut 1680, Ffm. 1681, Salzb. 1684, 1687, 1688, Kurzfassung: Mercks Wien, Dres-den/Lzg./Ffm. 1681); Lösch Wien, Wien 1680 (3 mal 1680, 3 mal 1681, Landshut 1681, Mchn. 1681, Ffm. 1681, Salzb. 1684, 1687); Grosse Todten=Bruderschafft, Wien 1680 (2 mal 1680, 5 mal 1681, Linz 1681, Landshut 1681, Salzb. 1684, 1687); Auff / auff Jhr Christen! Salzb. 1683 (4 mal Wien 1683, 1684, Salzb. 1684, 1687); Judas Der Ertz=Schelm / Für ehr-liche Leuth. 1. Tl. Salzb. 1686 (1686, Lu-zern 1686, Zug 1687, Bonn 1687, Salzb. 1688, 1691, 1696, 1700, 1702, 1709, 1710, Nbg. 1718, 1752, Augsburg 1775); Judas Der Ertz Schelm, 2. Tl. Salzb. 1689 (2 mal 1689, Baden 1689, Straßburg 1689, Lu-zern 1690, Köln 1690, Salzb. 1691, 1696, 1699, 1709, 1710, Nbg. 1752); Judas Der Ertz=Schelm, 3. Tl. Salzb.1692 (1692, 1696, 1709, 1710, 1719, Nbg. 1752); Ju-das Der Ertz=Schelm, 4. Tl. Salzb. 1695 (1695, Zug 1695, Salzb. 1696, 1709, 1710, 1719, Nbg. 1752); Grammatica Religiosa, Salzb. 1691 (1699, Köln 1719, 1721, Prag 1725; dt. Übers. Köln 1699, 1705, 1730, Augsburg 1766). Mirakelbuch: Gack / Gack / Gack / Gack / á Ga. Einer Wunder-seltzamen Hennen in d. Hertzogthumb Bayrn. Das ist […] Beschreibung d. berühmten Wall-fahrt Maria=Stern Jn Täxa, Mchn. 1685 (2 mal 1687, 1688, Baden 1688, Wien 1732, Mchn. 1742). Narrensatire: Ge-flügleter Mercurius, Wien 1701 (Augsburg 1714, 1720); Continuation Deß Geflügleten Mercurii, Salzb. 1702 (Augsburg 1702, 1720, Wien 1751); Wunderlicher Traum Von einem grossen Narren=Nest, Salzb. 1703 (2 mal 1705, 1710, 1724, 1731, 1734, 1738,

1741, 1748, 1755; Erweiterung v. frem-der Hand, Ffm./Lzg. 1707, 1737, Wien 1751, 1753); Ein Karrn Voller Narrn, Salzb. 1704 (2 mal 1704, 1708, 1710, 1731, 1734, 1755). Emblematisches An-dachtsbuch: Stella ex Jacob orta Maria, Wien 1680 (1684; dt. Übers. 1680, 1684, 1686); Augustini Feurigs Hertz; Wien 1693 (Salzb. 1693, 1694, Augsburg 1750); Ster-ben u. Erben […] Vom Herrn de Chertablon […] Amsterdam 1702 (Wien 1702, Prag 1711, 1718, Wien 1741); Vorstellung jener Sinn=Bilder / welche […] Bey Nächtlicher Erleuchtung d. 6 Junii 1706 zusehen gewest, Wien 1706; Besonders meublirt =u. gezierte Todten=Capelle / Oder Allg. Todten=Spiegel, Nbg./Würzburg 1710 (1711, 1729). Emb-lematische Ständesatire: Etwas für alle, Nbg./Würzburg 1699 (1699, 1710, 1711, 1733); 2. Tl. Nbg./Würzburg 1711 (1733); 3. Tl. 1711 (1733); Heil-sames Gemisch Gemasch, Nbg./Würzburg 1704 (1704, 1724); Huy! u. Pfuy! Der Welt, Nbg./Würzburg 1707 (1710, 1725); Wohl angefüllter Wein=Keller, Nbg./Würzburg 1710 (1710, 1725, 1739); Neu=eröffnete Welt=Galleria, Nbg. 1703 (o.O. [1724]). Lat. Gelegenheitspoem: Epitome elogiorum, Wien 1670; Novenaria Septenni transactio, Wien 1680; Corona gloriae, Wien 1680; Applausus Sine Grano Salis Ausus, Graz 1687; Divinae sapientiae domus, Wien 1690. Neuausg. Werke. Aus d. Nachl., hg. v. K. Bertsche, 3 Bde., Wien 1943-45; Mercks Wien, 1680, hg. v. W. Welzig, Tübingen 1983; Ein Karren voller Narren u. andere kleine Werke, hg. v. F. Eybl, Salzb./Wien 1993; Stern so aus Jacob aufgegangen Maria, hg. v. G. Dünnhaupt, Stgt. 1994.

LITERATUR: Chr. Thomasius: Schertz = u. Ernsthaffter, Vernünfftiger u. Ein-fältiger Gedancken über allerhand lusti-ge u. nützliche Bücher, Ffm./Lzg. 1688; J.V. Neiner: Wohl-Verdientes Grabmahl, Wien 1709 (Leichenpredigt); Th. v. Karajan: A. a .S.C., Wien 1867; Nagl/

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Zeidler/Castle, Bd. 1; K. Bertsche: A. aus S.C., Mönchengladbach 1918; R.A. Kann: Kanzel u. Katheder. Studien zur öst. Geistesgesch. v. Spätma. zur Frühro-mantik, Wien/Freiburg i.Br./Basel 1962; W. Welzig: Weheklagen in Wien. A. aus S.C. Beschreibung d. Pest v. 1679, Wien 1979; G. Dünnhaupt: Bibliograph. Hdb. d. Barocklit., Tl. 1, Stgt. 21990, 111-166; W. Welzig: A. aus S.C., in: Dt. Dichter d. 17. Jh., hg. v. H. Steinhagen/B. v. Wie-se, Bln. 1983; A. a S.C., Ausstellungskat. d. Badischen Landesbibl., Karlsruhe 1982; N. Bachleitner: Form- u. Funktion d. Vers einlagen bei A. aus S.C., Ffm./Bern/New York 1985; D. Breuer: A. aus S.C., D. Kaiserl. Prediger als Erfolgs-schriftsteller, in: D. öst. Lit. – Ihr Profil v. d. Anfängen im MA bis ins 18. Jh. (1050-1750), Graz 1986, 1335-1358; F.M. Eybl: A. aus S.C. V. Prediger zum Schriftsteller, Tübingen 1992; J. Schillin-ger: A. aus S.C., Pastorale et discours politique dans l’Autriche du XVIIe siècle, Bern 1993; Zeman 1.

Dieter Breuer

Accademia degli Agiati, d. imperi-ale regia Accademia roveretana degli Agiati (= d. kaiserl.-königl, Akad. d. Bequemen, auch d. Gemächlichen) wurde 1750 in Rovereto/Trentino v. Giuseppe Valeriano Vanetti, Laura Sai-banti, Francesco Saibanti, Gottardo An-tonio Festi u. Giuseppe Felice Givanni aus d. Geist d. in d. habsburgisch-öst. Ländern aufblühenden Aufklärung ge-gründet; auf Empfehlung v. Graf JOSEPH SPERGES wurde d. Vereinigung v. Maria Theresia mit kaiserl. Diplom bereits am 29.11.1753 anerkannt u. mit allen Attributen u. Privilegien einer Akad. d. Wiss. ausgestattet u. war damit eine d. ältesten wiss. Vereinigungen in Öst.: Zeitlich lief ihr nur d. v. d. Kaiserin (1746 in Olmütz) gestiftete »Societas Erudito-rum Ducogentorum in terris Austriacis«

d. Rang ab, d. jedoch nach kurzer Zeit aufgelöst wurde, während d. Accademia degli Agiati heute noch besteht. Bereits im Juni 1756 stand in Joh.Chr. Gottsche-ds Lzg. lit. Monatsschrift Das Neueste aus d. anmuthigen Gelehrsamkeit eine Anzeige, d. v. d. Gründung, d. Statuten u. d. Mit-gl. d. gelehrten Gesell. berichtete. Ein Reisender, d. an einer Sitzung d. A. teil-genommen hatte, vermerkte, d. Gesell. sei in d. Händen d. »Klerisei«. Gottsched selbst kommentierte skeptisch u. nicht ohne Ironie: »Die Freyheit allein machet freylich nicht gelehret.«Die A. besaß als Siegel eine an einer Py-ramide sich hinauf schiebende Schnecke, d. ein Königsadler mit ausgebreiteten Flügeln beschützt. In Italien waren der-artige Vereinigungen schon in d. Spätre-naissance begründet worden u. bewahr-ten auch noch im 18. Jh. eine gewisse Bedeutung. Zu bes. Ruhm u. Ansehen gelangten d. »Accademia Olimpica« v. Vicenza (gegr. 1555), d. »Accademia della Crusca« v. Florenz (1582) u. d. »Accademia dei Lincei« v. Rom (gegr. 1603). Noch 1628 wurde in Trient d. »Accademia degli Accesi« u. in Innsbr. mit frühaufklärerischem Eifer d. »So-cietas Silentiorum« (1738) gegr., welche aber keine große Bedeutung hatten u. sich bald auflösten (s. auch ACCADEMIA DEGLI ARCADI). Die Vereinigung kam rasch zur Blüte, wurde überall geschätzt u. anerkannt. Ziel war vor allem d. Pfle-ge d. ital. Sprache u. d. Heimatgesch. auf humanist.-idealist. Grundlage: »[…] mitzuwirken am Fortschritt u. d. Verbrei-tung d. Wissenschaft u. Kunst u. nach Maßgabe d. eigenen Mittel zur geistigen u. moralischen Hebung d. Bevölkerung bes. im eigenen Lande beizusteuern.« Die A. kannte ordentliche, korrespondie-rende u. Ehrenmitgl., d. aus d. Bereichen d. Naturwiss., d. Med., d. Jurisprudenz, d. Kunst, d. Lit., d. Phil., d. Theol. u. d.

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Päd. kamen. Auch Nichtitaliener wur-den aufgenommen, so JOSEF V. SPERGES, J. V. SONNENFELS, G. VAN SWIETEN, B. WEBER, JULIUS FICKER u.a. Bedeutende ital. Persönlichkeiten aus d. Geistesleben schlossen sich d. A. an, so Alessandro Manzoni, Gaspare Gozzi, Girolamo Ti-raboschi u.a. Die Mitgl.zahl stieg rasch an: 1756 waren es bereits 165, 1775: 500 u. 1795: 630. Unter d. Priester ANTONIO ROSMINI (1799-1855), einem liberalen, patriotischen u. rel. Geist, hatte d. A. eine ihrer Sternstunden erreicht. Regel-mäßig erschienen d. Atti della Accademia roveretana degli Agiati (= Jahresberichte). Zur Zeit d. Napoleonischen Kriege u. d. Kriege zwischen Öst. u. Savoyen hatte d. A. ihre Tätigkeit einschränken müssen, nach 1920 geriet sie in d. Abhängigkeit d. Faschist. Partei Italiens, Alcide Degasperi wurde aus d. Vereinigung ausgestoßen, Ettore Tolomei u. Carlo Battisti führten d. Wort, während Mussolini zum 1. kor-respondierenden Mitgl. ernannt wurde. Nach d. 2. WK nahm d. A. ihre Traditi-on wieder auf u. erfreut sich heute eines guten Rufes. Leo Santifaller u. KARL FE-LIX WOLFF wurden als korrespondieren-de Mitgl. aufgenommen (1959). MARIA VERONIKA RUBATSCHER ist seit 1983 Mitglied d. wiss. Vereinigung, d. über alle Krisen u. Stürme d. Zeit hinweg »eine Pflegestätte wahrer Geistigkeit« ge-blieben ist (Franz. H. Riedl) u. innerhalb d. europ. Kulturgemeinschaft keine nati-onalistische Tendenz einschlug.

WERKE: La costituzione, e’l catalogo degli Ac-cademia degli Agiati di Rovereto sotto i felicissi-mi sovrani auspici di Maria Teresa, Rovereto 1753; Decreto d’instituzione, costituzione e re-golamento interno della Imperiale Regia Acca-demia – Roveretana degli Agiati, o.O. o.J., Catalogo dei sozi della Accademia letteraria e scientifica degli Agiati di Rovereto eretta n.a. 1750, o.O. o.J.

LITERATUR: G.B. Chiaramonti: La vita del Caval. Vanetti Gius. Val., fondato-re della I. R. Accademia degli Agiati di Rovereto, Brescia 1766; Sermones habiti a Vannetti Clem. apud sodales litterarios Roboretanos, Ticini 1792 u. o.O. 1777-81; Tiroler Bote, 1824, 122; 1825, 44; 1826, 92, 192, 196, 200, 253 u. 356; 1827, 52, 56; 1828, 140; 1899, 376 = Berichte u. Nachrichten über d. A.; L’accademia di Rovereto dal 1750 al 1880, Rovereto 1882; L. Rapp: Eine gelehrte Stimme über Tirol vor 140 Jahren, in: Tiroler Stimmen, Jg. 1893, Nr. 38, 2; E. Zucchelli: Per la storia di uno zibaldone. Le »Memorie dell’ I. R. Accademia degli Agiati«. Estratto, Trento 1906; J.A. Schneller: Südtirol, Landschaften (II), Innsbr. o.J., 225; F.H. Riedl: D. A. in Rovereto. Zur Fei-er ihres 200-jährigen Bestandes, in: Do-lomiten, Tagesztg. d. Südtiroler, 1950, Nr. 296, 5f.; V. Chiocchetti/L. Dal Rí: Indice dei lavori scientifici pubblicati dall’ A. nei suoi »Atti« o nei giornali dell’epoca durante i primi di secoli di vita, in: Atti dell’accademia rovereta-na degli Agiati, V., 1, 1952, 30-102; F. Trentini: Duocent’anni di vita dell’A. Sintesi storica, in: Atti della Accade-mia Roveretana degli Agiati 1952, Vol. I, 5-27; M. Garbari: Libertá scientifica e potere politico in due secoli di atti-vitá dell’Accademia Roveretana degli Agiati, Rovereto 1981, 74; G. Baldi: L’accademia roveretana degli Agiati del 1750 al 1980, Sintesi storica, in: Civis, Anno VI, N. 18, 237-263.

Gerhard Riedmann

Accademia dei Trasformati, Mailän-der Akad. im 18. Jh., deren Ursprün-ge (mit Niederlassungen in Arezzo, Correggio, Florenz u. Lecce) auf d. 16. Jh. zurückgehen. Im Bestand u. in d. Funktion wird diese Akad. in einem v. Historiker Giorgio Giulini verfassten

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Nachruf auf d. Grafen Giuseppe Maria Imbonati als eine v. adeligen Gelehrten 1546 gegr. Institution nachgewiesen, d. sich d. Pflege d. Weisheit, d. vernünfti-gen Handelns u. d. angemessenen Spre-chens widmet u. in ihr Konzept Moral u. Phil. einbezieht. Der baldige Verfall, d. auch d. anderen Zentren betrifft, ließ d. Gesell. in Vergessenheit geraten; ihre Wiederbelebung erfolgte durch d. Grafen Imbonati, d., seit d. Neugrün-dung am 6.7.1743, für öffentl. u. priva-te Verslg. vornehmer u. renommierter Gelehrter u. Dichter seinen Palast zur Verfügung stellte. Auf Lebensdauer fungierte Imbonati als »ewiger Konser-vator«, für d. kein Nachfolger vorgese-hen war. Trotz d. regen Aktivität feh-len Statute u. Protokolle dieser Akad., deren Gesch. nie geschrieben wurde. Verbindliche Daten ergeben sich aus d. Schaffen ihrer Mitgl., d. Standes- u. Bil-dungsansprüche stellen u. sich aus Aris-tokraten, lit.beflissenen Geistlichen, Gelehrten u. Poeten zusammensetzen. Zu d. namhaftesten Trasformati, d. sich zugleich häufig auch als Akademi-ker d. Accademia dell’Arcadia auswei-sen, zählen außer Imbonati d. »ewige Sekretär« Carlantonio Tanzi, d. Arzt Giovanni Maria Biccetti, d. einstige Je-suitenpater Francesco Saverio Quadrio (Verf. d. poetologischen Abh. Storia e ragione d’ogni poesia), d. Dichter u. Historiker Giorgio Giulini, d. Brüder Pietro u. Alessandro Verri, d. Lit.kriti-ker Giuseppe Baretti, d. Rechtsgelehrte Cesare Beccaria, d. Literat Balestrieri u. v.a. dessen Freund Giuseppe Pari-ni. Auch Frauen wurden in d. Akad. aufgenommen. Aus dieser Akad. ging eine v. Baretti angelegte ernste G.slg. hervor, d. d. Geburt d. Erzherzogs Jo-seph, d. späteren Kaisers gewidmet ist (Per lo faustissimo nascimento). Es ent-sprach d. Haltung dieser Akad., z.Tl.

namhafter Persönlichkeiten, dass sie d. Kaiserhaus huldigten, d. Gedächtnis Karls VI. hochhielten, offiziellen Anteil an d. Ereignissen um Maria Theresia nahmen. Die Gemeinsamkeiten, d. d. Trasformati verbanden, waren, abge-sehen v. einer sozialen Zusammenge-hörigkeit, d. hohe Bildungsniveau, d. hist. u. krit. Aktivität in Wahrung ei-ner inneren Beziehung zur Accademia dell’Arcadia, d. Traditionspflege, d. d. antiken Schrifttum ebenso zugewandt war wie d. großen ital. Dichtern. Dazu gehörte aber auch d. Experimentieren mit d. Formen, d. Freude an verspiel-ten Versen über banale, alltägliche Sujets, d. d. Trasformati in Rokoko-nähe bringen, dann auch noch d. z.Tl. polemische Förderung d. Dialekts als poetische Sprache, d. sich in d. Zeit d. Risorgimento breit durchsetzen sollte. In ihrer Aktualitätsbezogenheit hingen d. Mitglieder d. A. durch Einstellung u. Wirken d. Aufklärung an, d. sie gerade durch d. Gemeinschaftsgeist für d. lom-bardischen Raum zu einer nachhaltigen Strahlung verhalfen. Die A. verfiel nach d. Tod v. Giuseppe Mario Imbonati († 11.7.1768). Der Versuch ihrer Wie-derbelebung erfolgte unter d. Zeichen d. Accademia degli Intraprendenti.

LITERATUR: G. Carducci: L’Accademia dei Trasformati e Giuseppe Parini, in: Opere XIV, Bologna; M. Maylender: Storia delle Accademie d’Italia, vol. V, Bologna 1930; G. Petronio: Parini e l’illuminismo lombardo, Bari 1972.

Erika Kanduth/Michael Ritter

Achammer, Linde (*13.9.1940 Glan, bei Feldkirchen/Tirol), lebt in Jenbach; in ihren v. Schmerz, Trauer u. Verstö-rung geprägten Gedichten beklagt d. Ly-rikerin d. Auflösung d. Werte, d. Kälte u. Gleichgültigkeit d. Welt. Ihre Gedich-te erschienen v.a. einzeln in Anthologi-

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en (»Quer«) u. in d. Schriftenreihen d. Gesellschaft für Literatur u. Kunst Turm-bund.

WERKE: Tote Vögel. Gedichte, Innsbr. 1977.

LITERATUR: P. Wimmer: Wegweiser d. Lit. Tirols, 1978; DLL 20. Jh., 2000.

Roland Muntschick

Achenrainer, Alois (* 5.7.1943 Inns-br.) verlebte seine Kindheit in Ried im Oberinntal in Tirol, wo er sechs Klas-sen d. Volksschule besuchte. Anschlie-ßend kam er nach Solbad Hall an d. humanist. Gymnasium. Eine Erkran-kung bedingte d. Wechsel an d. nicht öff.-rechtliche Gymnasium d. Serviten in Volders. A. wechselte abermals in d. zweijährige Handelsschule in Imst u. wurde nach deren Abschluss Ver-tragsbediensteter beim Bezirksgericht Ried i. Oberinntal. Im Anschluss an d. Präsenzdienst blieb A. für drei Jahre Vertragsbediensteter beim Bundesmi-nist. für Landesverteidigung. Daneben besuchte er d. Gymnasium für Berufs-tätige in Innsbr., legte 1969 d. Matura ab u. stud. an d. Univ. Innsbr. u. Wien Gesch., Germanistik u. Theaterwiss. 1975 Promotion zum Dr. phil. (Diss.: Ernst Viktor Zenker u. d. öst. Politik v. 1907-19). Noch während seiner Studienzeit trat er mit d. ersten lit. Werken an d. Öffentlichkeit. In d. Zs. LITERATUR U. KRITIK erschien 1973 d. G. Über meine Art zu leben, u. im selben Jahr produ-zierte d. ORF ein Hörspiel v. A. 1984 erschien sein Bd. Einführungen. Auf ironische Weise übt d. Autor Kritik an einer fragwürdigen Welt, in d. Elend, Ungerechtigkeit u. tödliche Bedrohung vorherrschen. Er kritisiert aber auch d. menschl. Wissen u. Erkennen in seiner Unzulänglichkeit. Eine lit.gesch. Arbeit über d. lit. Szene Tirols d. Gegenwart, d. A. angehört, fehlt. Formal sind A. Texte zw. Lyr. u. Prosa anzusiedeln.

WERKE: Lyr.: Über meine Art zu leben, G. in Lit. u. Kritik, hg. v. J. Ebner u.a., H. 72, Jg. 1973; Einführungen, St. Michael 1984. Hörspiel für ORF 1973.

Ruthilde Frischenschlager

Achenrainer, Anna Maria (5.7.1909 Pfunds-Stuben i. Tirol – 14.1.1972 Inns-br.) entstammte einer aus d. Unterinn-tal gekommenen Hufschmiedfamilie, deren Handwerk durch d. Eisenbahn-bau zugrunde ging. Nach d. Tod d. Vaters, d. Arbeiter beim Bahnbau in d. Krain hatte werden müssen u. 1917 an d. Dolomitenfront gefallen war, kam d. Neunjährige ins Waisenhaus in Schar-nitz. 1923 trat A. in d. Lehrerinnen-seminar d. Barmherzigen Schwestern in Innsbr. ein u. legte am zugehörigen Pädagogikum 1928 d. Matura ab. Da keine Aussicht auf einen Lehrerinnen-posten bestand, trat sie in d. Postdienst ein. 1932 heiratete sie d. Rundfunkin-genieur Wolfgang Ely u. quittierte d. Postdienst. Die ersten G.A. erschienen im Jb. Wort im Gebirge. Ab 1949 begann sie G.bde. zu publizieren: Appassionata (1949) brachte ihr 1950 d. Anerken-nungspreis für Lyr. zum öst. Staatspreis f. Lit. ein. 1951 war sie Gründungsmit-gl. d. Innsbr. TURMBUNDES. Fast zehn Jahre lang schrieb sie danach ohne zu publizieren – Jahre d. künstlerischen Reifens. Der nächste Lyr.-Bd. Der zwölf-blättrige Lotos erschien 1958. A. geht v. d. realist. Betrachtung d. Welt aus u. versucht, d. Erscheinungen d. Natur symbolische Verweise abzugewinnen. Nach d. Erscheinen ihrer G.bde. Der grüne Kristall (1960), Die Windrose (1962) u. Das geflügelte Licht (1963) sowie d. v. FRANZ HÖLBING hg. Anthologie Hori-zonte d. Hoffnung (1966) wurde sie 1966 in d. öst. P.E.N. aufgenommen. Der Bd. Lob d. Dunkels u. d. Lichts (1968) machte sie über d. Grenzen Öst. hinaus bekannt. 1970 erhielt sie d. Verdienst-

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kreuz d. Landes Tirol, außerdem wirkte sie lange Zeit als Fachbeirat für Lit. bei d. Tiroler Landesregierung. A. Nachl. ist im Besitz d. Familie ihres inzwischen ebenfalls verstorbenen Mannes.Die Prosaschriften A. (d. N. Vom tau-ben Bruder u. d. stummen Schwester, 1964, d. postum veröff. Erz. Antonia van Mer, 1972, d. Slg. v. 21 Frauenbiogr. Frau-enbildnisse aus Tirol, 1965 u. d. Aphoris-menslg. Zeit d. Sonnenuhren, 1970) treten hinter d. lyr. Werk A. zurück. In ihren Slg. beherrschen Naturmetaphern u. neuromant. sowie klassizist. Stilelemente d. Bild. Der Einfluss TRAKLS ist ebenso spürbar wie d. WEINHEBERS (Sonette, antike Strophenformen). Die überwie-gende Anzahl v. Natur- u. Landschaftsg. im lyr. Werk A. bedeutet d. Versuch, d. als zeitlos angesehene Ordnung v. Natur u. primitiv-gesell. Lebensform d. moder-nen, als heillos empfundenen Gesell.ent-wicklung entgegenzustellen. Die zuneh-mende Vorliebe für freie Zeilenordnung geht parallel mit zunehmender Reduk-tion d. lyr. Sprache auf d. Metapher, d. aber häufig d. Herkunft anzumerken ist: Der Versuch magischen Beschwörens durch Sprache scheitert bei A. häufig im traditionellen Vokabular d. seit d. Romantik zum Konsumgut gewordenen individualist. Selbstgefühls. Ihr Stellen-wert in dieser für d. offiziell geförderte öst. Lyr. d. 1950er- u. 60er-Jahre cha-rakterist. Stilmanier ist noch nicht genau beschrieben.(Tl.-)Nachl. im Tiroler Landesmuseum Ferdinandum, Innsbr. u. im Forschungs-inst. Brenner-Archiv, Univ. Innsbr.

WERKE: Lyr.: Appassionata, Innsbr. 1949; Der zwölfblättrige Lotos, G., Imst 1958 [= Schriftenreihe d. Innsbr. Turm-bundes 2]; Der grüne Kristall, G., Gießen 1960, bibliophile Ausg. mit Linolschnit-ten v. Margarethe Krieger; Die Windro-se, G., Wien/Innsbr. 1962; Das geflügelte

Licht, Gedichte, Innsbr. 1963; Lob d. Dun-kels u. d. Lichts, G., Wien 1968. Antho-log ie: A.A.M., Horizonte d. Hoffnung, ein-gel. u. ausgew. v. Franz Hölbing, Graz 1966 [= Stiasny-Bücherei 164], enthält nicht quellenmäßig gekennzeichnete G. aus d. Slg. v. 1949-68. Prosatexte, Novellen: Vom tauben Bruder u. d. stum-men Schwester, Innsbr. 1964; Antonia van Mer, Erz., Wien 1972 postum. Andere Prosatexte: Frauenbildnisse aus Tirol, Innsbr. 1964 [= Heimatreihe d. Innsbr. Turmbundes 2]; Zeit d. Sonnenuhren, Inns-br. 1968 (Aphorismenslg.).

LITERATUR: N.: Junge Dichtung aus Ti-rol, in: Tiroler Nachrichten Nr. 268 v. 20.11.1951; K. Klinger: D. zeitgenöss. Lyr. Öst., in: D. zeitgenöss. Lit. Öst., hg. v. H. Spiel, Zürich/Mchn. 1976, 363; H. Faber-Perathoner: A.M.A., in: Wort im Gebirge 14, 1974, 28ff.; P. Wim-mer: Wegweiser durch d. Lit. Tirols seit 1945, Darmstadt 1978 [= Brennpunkte. Schrifttum d. Gegenwart, hg. v. H. Kup-rian 15], 22-26.

Werner M. Bauer

Acher, Mathias → Birnbaum, Nathan

Achleitner, Artur (Lebensdaten unbe-kannt) stammte aus Bayern, lebte dann wohl in Salzb. u. trat v.a. als Verf. drei-er Salzb. »Bischofsr.« hervor: Der Stier v. Salzb. (1892), Der Jagdbischof (1898) u. Celsissimus (1901).

Redaktion

Achleitner, Friedrich (23.5.1930 Schol-chen/OÖ) hatte sich nach d. Reifeprü-fung (1949 an d. Bundesgewerbeschule Salzb.) für d. Stud. d. Architektur ent-schieden, d. er 1953 (an d. Akad. d. Bil-denden Künste, Mitgl. d. Meisterklasse v. Clemens Holzmeister), in Wien mit d. Diplom abschloss. Obwohl bis 1958 frei-schaffender Architekt in Wien, erschien 1954 (in Stimmen d. Gegenwart) sein

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G.zyklus Lot u. Waage, durch d. A. sich allerdings als ausgesprochen konventio-neller Schriftsteller auswies. Der abrupte Übergang v. Sonett zur Konkreten Poe-sie erfolgte erst 1955, angeregt durch d. auf einem Sommerfest Arnulf Rainers zufällig kennen gelernten G. RÜHM, d. A. mit d. WR. GRUPPE bekanntmachte. Gemeinsam mit d. weiteren Autoren d. WR. GRUPPE, H.C. ARTMANN, K. BAYER u. O.WIENER beteiligte sich A. an d. für Öst. damals unerhörten Experiment, Lit. u. Sprache v. ihren jeweiligen Inhal-ten zu befreien u. so für Prosatexte, The-ater, Kabarett u. Poesie, selbst noch in ihren Dialektformen, neu zu entdecken. Als dieses Experiment in Wien scheiter-te, blieb A., übrigens als einziges Mitgl. d. WR. GRUPPE, in Wien, wo er (nach Jahren als freier Schriftsteller) 1963 an d. Akad. für Angewandte Kunst vorerst als Dozent u. Prof. (s.u.) berufen wurde. Die lit. Epoche im Leben A. war damit im Wesentlichen beendet. Zwar erschie-nen noch 1970 seine Prosa, Konstellationen, Montagen, Dialektgedichte, Studien. Doch enthält dieser Sammelbd. (bis auf eine unbedeutende Ausnahme) lediglich d. in Anthologien, Zs. u. Kleinstverlag-Publi-kationen verstreuten Texte aus A. WR. GRUPPE-Zeit, u. auch sein noch 1973 veröff. Quadratr., obwohl erst 1972 (an-lässl. eines v. Dt. Akad. Austauschdienst (DAAD) finanzierten Aufenthaltes in Bln.) geschrieben, ist nur ein Abgesang, wenn nicht gar eine Persiflage auf d. einstige konkrete Sprach-Experiment. Erst v. d. 1990er-Jahren an begann A. wieder lit. – seine frühere Praxis aufgrei-fend – hervorzutreten. Architekturpubli-zistik ist, obwohl A. inzwischen auch d. GRAZER AUTORENVERSLG. als Mitglied angehört, – seit Mitte d. 1960er-Jahre – A. eigentl. Tätigkeitsgebiet. Hierin hat er sich (in verschiedenen größeren u. kleineren Publikationen zur öst. Gegen-

wartsarchitektur) immer wieder mah-nend auf d. internat. Vermittlerrolle Öst. hinweisend (»Österreich hat d. Funktion eines Umschlagplatzes«) einen neuen, v. seinen früheren sensationellen Aktivitä-ten innerhalb d. WR. GRUPPE unabhän-gigen Namen gemacht.Preise: DAAD-Stipendium in Bln. 1972; Camillo-Sitte-Preis 1983; Staats-preis für Kulturpublizistik 1984; Kultur-preis d. Stadt Kapfenberg 1989; Preis d. Stadt Wien für Publizistik (1990); Kärnt-ner Würdigungspreis für Baukultur 1994 u. weitere Architekturpreise.A. eroberte sich seinen Platz innerhalb d. WR. GRUPPE mit seinen strukturierten Dialektg. (1956), d. sich durch ihr drasti-sches bayerisches Idiom (d. Innviertels) deutlich v. d. Wr. Mundartdichtungen ARTMANNS u. RÜHMS unterschieden u. so d. lautmalerische Exerzierfeld d. WR. GRUPPE erheblich bereicherten. Darüber hinaus können A. »hosn« in d. dann (1959) zus. mit H.C. ARTMANN u. G. RÜHM veröff. G.bd. hosn rosn baa (im Gegensatz zu ARTMANNS »rosn« u. teil-weise auch zu RÜHMS »baa«) als reine (konkrete) Laut-G. gelesen werden. Dies belegen bes. A. v. Dialekt ausgehende »o-i-Studien« (1960), mit denen er noch zwölf Jahre später einige seiner Quadratr.-Seiten füllt, bei denen d. Laute ganz ins Visuelle übergehen. 1956 bereits entstan-den A. erste Texte Konstellationen, v. Eu-gen Gomringer in d. Reihe Konkrete Poesie im Selbstverlag hg. (H. 3 u. 10), ab 1957 seine Montagen (»Montage mit Weiß«, »Montage mit Himmel u. Hammer«, 1958), assoziative Wortverknüpfungen, Wortspiele u. Buchstaben-Studien, d., rigoroser als d. Arb. d. anderen zur WR. GRUPPE Gehörenden, d. konstruktivist. Schema d. Konkreten Poesie verpflich-tet waren. Gomringer druckte auch A. schwer schwarz–Studien (1960) in seiner Reihe Konkrete Poesie. Den Montage-Tex-

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ten Vorbereitung für eine Hinrichtung (1957), Die gute Suppe (1958) u. Veränderungen (1960), d. erstmals in RÜHMS Sammelbd. Die Wr. Gruppe veröff. wurden, legte A. d. Wortmaterial eines »Exerzierregle-ment für d. k.u.k. Kavallerie«, eines dt. Sprachlehrbuchs für Ausländer u. eines Wr.-Ztg.-(Selbstmord)-Berichts zugrun-de. Die Worte u. Buchstaben so lange durcheinander schüttelnd, bis d. seman-tischen Dimensionen deutlich wurden, d. Grenzen zw. Sinn u. Unsinn, Logik u. Irrealität, Tod u. Leben verwisch-ten u. aus d. Montage ein autonomes (konkretes) Sprachgebilde entstand (am überzeugendsten in d. zwölffach variier-ten Selbstmordmontage (Veränderungen). Über d. Kobylany-Studie (1958), eine Mon-tage aus drei verschiedenen Informati-onsmedien (Aufmarschpläne d. 1. WK, Textspalte u. Dutzende v. farbigen Lip-penfotos) führt dann d. jedenfalls v. A. selbst nicht mehr ganz ernst genommene Weg zum Quadratr. Seine Hauptperson ist d. Quadrat (109 x 109 mm). Es er-fährt »Entwicklungen«, ist (durch Seite für Seite verschiedenartige Gestaltung) »Vorwand«, »Gegenstand«, »Sprachob-jekt«, »Werteinheit«, »Spielfläche«, wobei d. Leser zu immer neuen visuellen Ein-stellungen gezwungen werden soll, bis sich am Ende herausstellt, dass d. angeb-lichen Quadrate um Millimeter verzeich-net sind u. d. Buch eigentl. »Rechteckr.« heißen müsste. So amüsiert sich (1972) d. Architekt über d. sog. Konstruktivismus d. Lit. u. tritt als konkreter Schriftsteller augenzwinkernd ab: mit einem Gag. Wie bereits eineinhalb Jahrzehnte zuvor v. »li-terarischen Cabaret«, wo er, in Sketchen u. Stücken wie Schwurfinger u. Kinderoper, zus. mit seinen Mitverf. u. WR. GRUPPE-Freunden (zur Freude o. Empörung d. Publikums) auch schon d. Sprache beim Wort genommen u. seinen Spaß damit getrieben hatte.

Etwa zwischen 1956 u. 1959 entstan-den d. meisten v. A. lit. Arbeiten. Seit d. 1960er-Jahren betätigte er sich lit. v.a. als Essayist im Genre d. Architek-turkritik; schrieb 1961 anonym in d. Abend-Ztg., 1962-72 in d. Presse, Wr. Bl.n. Ein Sammelbd. mit 500 ausgewählten Kritiken erschien unter d. angriffslustig-polemischen Titel Nieder mit Fischer v. Erlach (Salzb. 1986). 1980-85 ließ A., d. 1983 zum Prof. für Gesch. u. Theorie d. Architektur an d. Hochschule für ange-wandte Kunst in Wien ernannt wurde u. in diesem Amt bis 1998 verblieb, sein dreibändiges Werk Österreichische Architek-tur im 20. Jahrhundert, in Wien erschei-nen. Als »Nummer Fünf« d. WR. GRUPPE ist A. v. d. Kritik eingestuft worden. Wo-mit sowohl d. Chronologie d. Dazusto-ßens zur WR. GRUPPE als auch d. Rang-ordnung in d. Gruppe gemeint war. Mit leicht spöttischem Unterton wurde registriert, dass A. lit. Gesamtwerk be-reits zu Lebzeiten d. erst 40-jährigen erschien. Dass er, typisch Renegat, kon-struktivistischer als konstruktivistisch vorgegangen sei, dass also, so KURT KLINGER zur Beurteilung seiner Texte weniger ein Lit.wissenschaftler als ein Schrifttypenexperte befragt werden müsse. Andere, wohlwollendere Re-zensenten hoben d. Handfeste, Natur-burschenhafte, d. derben Humor sei-ner Dialektg. hervor (im Gegensatz zu ARTMANN u. RÜHM), wie überhaupt A. Dialektdichtung allg. als sein Bestes ge-würdigt wird. Wenn A. v. Heißenbüttel (zweifellos zu Recht) als d. am wenigs-ten Auffällige d. WR. GRUPPE bezeich-net wird, dann ist gleichzeitig auch an jene Stimmen zu erinnern, d. (wie Ernst Nef) meinen, dass d. WR. GRUPPE ohne A. ärmer gewesen wäre.

WERKE: G., Dialektg., u. Prosa: schwer schwarz, Nr. 10 d. Reihe ›Konkrete

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Poesie‹, Frauenfeld/Schweiz [1960]; Der rote Reiter. Drei Gesch., Bln. 1967; hosn rosn baa, Dialektgedichte, m. H.C. Artmann u. G. Rühm, Wien 1959; Stücke u. Tex-te, in: Die Wr. Gruppe, Reinbek 1967; Prosa, Konstellationen, Montagen, Dialektge-dichte, Studien, Reinbek 1970; Quadratr., Neuwied 1973; Die Plottegs kommen. Ein Bericht, Wien 1995; Quadratr. u. andere Quadrat-sachen. Ein neuer Bildungsr., ein neuer Entwicklungsr., Salzb. 1996; Kaas, Dialektgedichte, Salzb. 1991; Einschlafgesch., Wien 2003. Architekturpublizist ik: Entwicklung u. Situation d. öst. Architektur seit 1945, in: Bauen u. Wohnen 1965; »Wettbewerb in Öst.«, in: Architektur-wettbewerbe, Internat. Vjs. Stgt./Bern 1967; Lois Welzenbacher, Monografie zus. mit O. Uhl, Salzb. 1968; Öst. Architek-tur im 20. Jahrhundert, Bd. 1-3, Salzb./Wien 1980/85; »Entwurf einer Gegen-wart.« Zum Dilemma d. Architekturpublizis-tik, in: Almanach d. Residenz-Verlages, Salzb. 1981. Nieder mit Fischer v. Erlach, Salzb./Wien 1986. Lit .Beitr. in: Zs.: »morgen-schtean«, Nr. 20, Wien 1994; »protokolle«, Nr. 1-2, Wien 1997; »mor-gen«, Nr. 6, 2000; »Wespennest«, Zs. für brauchbare Texte u. Bilder Nr. 118, Li-teratur aus d. Niederlanden (Vergleich J. Haider u. Lueger), 2000; Nr. 75 »Die triviale Kultur«, zwei G., 1989; Nr. 108 »Printmedien«, 10 Gschdanzl fian h.c., 1997; Nr. 229 »Ironie« [= Aphorismen zum Monumentalkapitalismus 2000].

LITERATUR: R. Bauer: Kontinuität u. Er-neuerung. D. Poeten d. Wr. Gruppe u. d. Herren Vettern aus Stkm., in: Laßt sie koaxen d. kritischen Frösch’ in Preu-ßen u. Sachsen!, Wien 1977, 219-234; E. Fischer/G. Jäger: V. d. Wr. Gruppe zum Wr. Aktionismus. Problemfelder zur Er-forschung d. Wr. Avantgarde zw. 1950 u. 1970, in: Zeman 1, 4. Bd., Tl. 1; F. Fischer: D. öst. Lit. im letzten Drittel d. 20. Jh., in: Gesch. d. Lit. in Öst., Bd. 7,

d. 20. Jh., Graz 1999, 433-536, hier 583-585.

Waltraut Schwarz

Achleitner, Josef (30.11.1872 im »Badl-hof«, Haslau Nr. 83, Gemeinde Zell am Moos, OÖ – 5.10.1965, Salzb.), zweites v. neun Kindern (Vater: Johann, Bauer im »Badlhof«, Haslau Nr. 83, Gemein-de Zell a.M., Mutter: Anna, Tochter d. Benedikt Achleitner, Bauer am Oberhol-zergut, Haslau, Gemeinde Zell a.M.), be-suchte d. einklassige Volksschule in Zell a.M., war bis zum 18. Lebensjahr in d. el-terlichen Landwirtschaft tätig. Nach Be-such d. Inst. Hochegger in Salzb. kam er an d. k.k. Lehrerbildungsanstalt (ähnlich d. heutigen Päd. Akad.), ebd. 1894 Reife-prüfung, 1896 Lehrbefähigungsprüfung mit Auszeichnung. Bis zur Pensionie-rung Volksschullehrer; bis 31.7.1901 in Stranzendorf, Bezirk Hollabrunn, NÖ; September 1901 bis Juli 1905 in Has-lach, dazw. kurze Zeit in Nappersdorf, NÖ; Sept. 1905 bis April 1914 auch Gemeinde-Sekretär u. trotz bescheidener Übung Organist in Muhr i. Lungau, an-schließend bis zur Pensionierung 1934 mit d. Titel Schuldirektor Oberlehrer u. Gemeinde-Sekretär in Obertrum, Land Salzb. 1929 Hausbau in Salzb., 1938 Übersiedlung dorthin. Seine ersten G. entstanden aus seiner Liebe zu Aloisia Grubinger aus d. »Fischerhaus« in Zell a.M. (1874-1913 in Muhr i. Lungau), d. als Schneiderin auch Handarbeitsunter-richt an d. Volksschule Zell a.M. erteilte u. d. er am 26.7.1894 heiratete (Kinder: Stefanie, Louise, Fritz, Adele, Anna). 2. Eheschließung 1914 mit Anna Obau-er aus Zell a.M. (20.10.1880-28.6.1951 Salzb.; Kinder: Josef u. Anna). Seine ein-zige Lyr.slg. Amors Launen erschien 1907 in Lzg. u. umfasst vier Abschnitte: »Lieb u. Leid«, »Lieben u. Necken«, »Liebe, Lust u. Leiden«, »Liebe u. Leben«. Die formalen Reim- u. Versregeln werden

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nicht immer beachtet, wie »Freier Sang« ausdrücklich betont (»Nicht mehr zu klingen / Heiß’ ich d. Verse, / Frei will ich singen, / Wie mir ums Herz. // Bil-den sich Strophen, / Auch gut, gescheh’ es, / Hat sich’s getroffen, / Bleib’ auch d. Reim! // Feind jedem Zwange, / Geh’ ich d. Wege, / Die ich im Drange / Zu singen verspäh’. // Eines nur halte / Fest ich vor allem: / Rhythmus stets walte! / Er macht d. Sang.«) Thema sind u.a. d. Glück d. jungen Liebe (»Der Wahr-hafte«, »Mondnacht im Maien«, »Das erste Lieb«, »Die Geliebte«) u. d. d. Ehe (»Die Gatten im Glück«), d. Trennungs-schmerz (»Epistel an meine Gattin«), d. Geburt d. Kindes (»An d. Wiege«) u. d. Tod d. Gattin (»Grablied«). Doch auch »Fausts Gretchen« wird beschworen, d. Freude beim Wiedersehen mit d. hei-matl. Landschaft nachempfunden (»Am See«) u. wohl für d. Wirtshausrunde ein Sechszeiler beigesteuert (»Lied d. Alme-rin«).Forschungslit. zu A. Werk wie überhaupt zu solch vereinzelten Hervorbringungen d. Salzb. Lit.-Landschaft fehlt.

WE R K E : Lyr.slg.: Amors Launen. Das Liebesleben in Liedern, Lzg. 1907.

Karl Koweindl

Achleitner, Karl (30.10.1859 Braunau aus Inn/OÖ – 17.12.1914 Senftenbach/OÖ). Im engsten Umkreis seiner oö. Heimat vollzog sich d. Lebensweg die-ses begabten Lehrers. Schon früh wur-den Eindrücke d. heimatl. Lebenswelt v. ihm in Mundartg. verarbeitet. Der Mensch im ländl. Lebensraum d. enge-ren oö. Heimat u. diese selbst mit ihren natürlichen Schönheiten u. Eigenarten sind d. unerschöpflichen Grundlagen d. Dichters, d. seinem Landsmann STELZ-HAMER nacheifert. Eine Untersuchung d. Sprache u. Gestaltungsweise v. A. wäre sicher lohnend.

WERKE: Mundartlyr.: Aus d. Walde, Ried mi. Innkreis 1884; Weil ma’ in d’ Welt taug’n, Hbg. 1889; Wier’s wollts, Linz 1891; Duri ’s Inviertl [sic!], Dresden 1914.

LITERATUR: J. Hauer: D. Mundartdich-tung in OÖ, Wien 1977, 52f.

Maria Hornung

Achmüller, Martin (*21.12.1950, Brun-eck), Kinderfacharzt, lebt in Bozen; Verfasser v. Lyrik; neben Einzel-Publi-kationen auch Gedichtbände im Athesia-Verlag.

WERKE: Wenn d. Regenbogen langsam müde wird, [Selbstverlag] 1997; Grenzerfahrung, Bozen 1998 (mit Verena Mut); Voll Melo-die, Bozen 2000.

LITERATUR: DLL 20. Jh., 2000. Roland Muntschick

Acontius, Jacob (in d. Lit. auch Aconzio, Ps. Giacopo Riccamati, 1492 Ossana o. Trient – 1566 England), ein Trientiner ital. Muttersprache, wurde für d. innere Entwicklung Kaiser Maximilians II. zu-mindest ebenso bedeutsam wie dessen Hofkaplan Sebastian Pfauser. A. begann nach abgeschlossenem Rechtsstud. seine Laufbahn am Hof König Ferdinands I. in Wien, kehrte in seine Heimat zu-rück, wirkte als Notar in Trient u. Ala, wurde Sekretär d. Erzbischofs v. Trient, Kardinal Christoph Madruz. 1553 über-siedelte er wieder nach Wien, wo er v. Kaiser Maximilian II. in d. Hofdienst übernommen wurde. Er kam in engeren Kontakt mit d. Protestantismus, für d. er sich zunächst aufgeschlossen zeigte, u. zu d. er sich dann offen bekannte. Nach Wanderjahren, d. ihn an d. Zentren d. Reformation in Dtld. u. d. Schweiz so-wie in d. Freie Reichsstadt Straßburg führten, gelangte A. an d. Hof d. Köni-gin Elizabeth I. v. England, wo er sich bis zu seinem Tod mit Ingenieurarbeiten

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beschäftigte, etwa mit d. Trockenlegung v. Sümpfen u. d. Festungsbau. V. seinen Schriften aus diesem Fachbereich hat sich nur d. Abh. Muniendorum oppidorum ars (Die Kunst, Städte zu befestigen) in engl. Übers. erhalten.Zeitlebens ein Vorkämpfer rel. Tole-ranz, wandte sich A. gegen d. immer stärker werdende Verfolgung alles Nichtorthodoxen. Er vertrat d. An-sicht, dass d. Hervorkehren v. Auto-rität keine zuverlässige Richtschnur in Glaubensfragen sein könne. Jeder Christ müsse seinen spirituellen Weg selbst gehen: Der ehrliche Wahrheits-sucher sei sich d. göttlichen Schutzes si-cher, auch wenn er Häretikern zuhöre. Zu A. wichtigsten Werken zählen sein Dialog De methodo (Über d. [richtige] Methode), d. er zus. mit einer lat. Psal-menversion an d. Kaiser schickte, u. sein in England entstandenes Werk Satanae Strategematum libri octo (Kriegslisten d. Satans, 8 Bücher). Als Adligat dazu er-schien eine Epistola ad Joannem Vuolfium de ratione edendorum librorum (Ein Schrei-ben an Johannes Wolfius darüber, wie man Bücher herausgibt), in d. A. eine gemeinsame Lehrmeinung aller Chris-ten zu formulieren sucht.

WERKE: Summa brevissima della dottrina christiana, o.O., 1558; De methodo, sive de recta investigandarum tradendarumque artium et scientiarum ratione, Basel 1558, [Genf] 1582, Neuausg. mit Übers. v. L. Geld-setzer, Ddf. 1971; Satanae Strateagematum libri octo, Basel 1564, 1565 u.ö., Neuausg. Mchn. 1927, Florenz 1946; Epistola ad Joannem Vuolfium de ratione edendorum lib-rorum, Basel 1552; Muniendorum oppido-rum ars, postum Genf 1585 (verschollen, engl. Übers. d. Thomas Blandville, Book of Fortefyinge, Ms. 1573, hg. v. P. Giacom-ni. In: Studi e testi, Floren 2011. Erschei-nungsdaten nicht zu ermitteln; Abh. u. Briefe, in: Acontiana, hg. v. W. Köhler/E.

Hassinger [= Abh. d. Heidelberger Akad. d. Wiss., Phil.-hist. Klasse 8], Hei-delberg 1932.

LITERATUR: E. Hassinger: Studien zu J.A. [= Abh. zur mittleren u. neueren Gesch. 76], Bln. 1934; G. Rossi: G.A., Mailand 1952; C.D. O’Malley: J.A., Rom 1955; P. Sutter Fichtner: Maximi-lian II, New Haven/London 2001, 39f.

Robert Hinterndorfer

Acta litteraria Bohemiae et Moraviae, Zs., hg. v. Nikolaus Adaukt Voigt, Prag 1774-83. Diese Publikation bemühte sich, im Sinne d. Frühphase d. tschech. nat. Wiedergeburt, d. Bewohner Böhmens u. Mährens mit d. Schätzen ihrer Kultur vertraut zu machen. Ähnliche Bestrebun-gen sind in d. Schriften vieler Zeitgenos-sen erkennbar, doch ist d. Patriotismus, d. hinter diesen Veröff. steht, noch nicht eindeutig tschech., sondern eher »böh-misch« u. »mährisch« im Sinne einer Solidarisierung d. Untertanen d. böhmi-schen Krone. Dies ermöglichte es auch d. dt.-sprachigen Bewohnern d. Kronländer, ein regionales Vaterlandsgefühl zu entwi-ckeln, ehe zu Anfang d. 19. Jh. d. Sprache zum entscheidenden Faktor wurde u. d. Gesell. in dieser Region polarisierte.Voigt veröff. in d. A. lit. Texte aus d. MA bis zum Ende d. 18. Jh. sowie ausführli-che Inhaltsangaben u. Untersuchungen über d. Texte. Hierzu gehören z.B. d. Chronicon Boleslaviense (fälschlich d. Dali-mil zugeschrieben u. als solches tradiert), d. Catonis disticha moralia in alttschech. Fassung sowie allerlei Materialien über Böhmens u. Mährens Gesch., wie z.B. Hans Sachsens Ursprung d. Behemischen Landes. In ihrem Besprechungsteil weist d. Zs. auf alle wichtigen Neuerscheinun-gen hin, d. sich mit Böhmen u. seiner Gesch. befassen. Die Texte sind im Ori-ginal angeführt, d. Kommentare sind in lat. Sprache abgefasst.

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WERK: A., recensuit atque edidit Adauctus Voigt a S. Germano, Prag, Bd. 1, 1774/75, Bd. II, 1776-83.

LITERATUR: Literatura česká devatenác-tého století, hg. v. J. Janus u.a., Bd. I, Prag 1902, 65-67; J. Hanuš: Mikuláš Adaukt Voigt, český buditel a literární historik (N.A.V., d. tschech. Wiederer-wecker u. Literarhistoriker), Prag 1910; W. Schamschula: D. Anfänge d. tschech. Erneuerung u. d. dt. Geistesleben 1740-1800, Mchn. 1973.

Walter Schamschula

Adam, Engelbert (1.6.1850 Neu Er-bersdorf/Nove Herminovy/Schlesien – 1.12.1919 Freudenthal/Bruntál), ent-stammt einer bäuerlichen Familie (Vater Josef A., Mutter Marie geb. Weinmann). A. besuchte d. Gymnasium in Troppau u. wurde Schauspieler (1866-68 Engage-ment in Troppau), begann dann in Te-meschburg (Temesvár/Timisoara) seine eigentl. Laufbahn, d. ihn zunächst auf viele Bühnen Südosteuropas, dann durch d. ganze Monarchie führte. A. war ein beliebter Darsteller v. Charakterrollen u. sang hervorragend als Opern-Bass-Buffo. 1904 gab er seine Schauspieltätigkeit auf u. war Gastwirt in Olmütz, ab 1907 in Jägerndorf. Ab 1910 betrieb er in Freu-denthal d. »Vater-Haimann-Kino«.V. seinen lit. Arbeiten ist eine Doppel-ausg. seiner humorist. G. in schlesischer Mundart zunächst in Troppau 1898, 1901, 1908, u. 1937 im Krommer-Verlag in Freudenthal u.d.T. Vo ons derhäm. Jäs u. Das erschienen, d. 1956 bereits zum 5. Mal aufgelegt wurde (Wolfratshau-sen, Godel Verlag). Als Bühnenstück schrieb A. ’s Ehrenamt, bekannt als Bettel-Anderl, ein Volksstück, d. u.a. in Mchn., Teplitz-Schönau, Troppau, Olmütz u. Klagenfurt zur Auff. gelangte. Berühmt wurde A. durch d. Volksstück Vater Hai-mann, dessen Titelrolle er stets selbst

verkörperte u. d. er sich auf d. Leib ge-schrieben hatte. Dieses Bühnenwerk, d. nicht im Druck erschien, wurde an 59 Orten 300 Mal aufgeführt.

WERKE: Volksstücke: ’s Ehrenamt; Va-ter Haimann. Lyr: Vo ons derhäm. Jäs u. Das, schles. Mundartg., Troppau 1898, 1901, 1908, Freudenthal 1937, Wolfrats-hausen 1956 m. einem Vorwort v. E. Weiser.

LITERATUR: Eisenberg, Bd. 1, Bd. 4, Suppl., 1; Nagl/Zeidler/Castle, Bd. 4; R. Zimprich: E.A. in: Mährisch-Schlesi-sche Heimat, Steinheim a.M. 16, 1971, 71-73.

Sylvia E. Mayer-Koukolik

Adam, Julie (22.7.1858 Troppau/Schle-sien – 15.6.1936 Wien), war zunächst als Bürgerschullehrerin tätig. Sie leb-te in Mödling b. Wien, dann in Wien 13. – A., Mitgl. d. SCHUTZVERBANDES DT. SCHRIFTSTELLER, verfasste eine für »weitere Kreise« u. auch für päd. Zwecke gedachte (Vorwort) kommentierte An-thologie, d. – D. Natursinn in d. dt. Dich-tung nachgehend – viele entsprechende lyr. u. epische Textproben vereint. Die Anthologie erschien in zwei Tlen.: Der erste Tl. (1906) reicht v. d. Legenden- u. Spielmannsdichtung bis zu Heinrich Heine, d. zweite Tl. (1908) v. NIKOLAUS LENAU bis Stefan George. Das Werk spiegelt d. Belesenheit d. Autorin, d. sich auf einen weitgehend nüchtern-präzisen Kommentar beschränkt, eindrucksvoll wider. Dokumentarisch ist auch ihr Er-zählstil im umfangreicheren R. Aus d. alten Österreich (1925), in d. sie d. nicht unproblematischen Lebensweg d. jüngs-ten Sohnes einer steirischen Glasindust-riellenfamilie aus d. 19. Jh. nachzeichnet.Als Epikerin verbleibt sie wie ihre Lands-männin MARIA THERESIA MAY lediglich in lit.-traditioneller Durchschnittlichkeit.

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WERKE: Roman: Aus d. alten Österreich. Aus d. Papieren einer alten Familienchronik, Lzg. 1925. Kommentierte Antho-log ie: Der Natursinn in d. dt. Dichtung, 2 Bde., Wien/Lzg. 1906-08.

LITERATUR: Nagl/Zeidler/Castle, Bd. 4.Sylvia Leskowa

Adam, Karl (Ps. Adam Kappert, Karl Adam-Kappert, 24.7.1876 Troppau/Schlesien – 3.4.1949 Graz) lebte zuletzt als Post-Oberinspektor i.R. in Graz u. war Mitarb. verschiedener Ztg. u. Zs., wo er hauptsächlich Feuilletons veröff. Sein Werk, d. Erzähllit., Prosa, Gedan-kenlyr., Spruchdichtung u. kulturgesch. Schrifttum umfasst, ist nat.-tendenziös u. hatte beträchtliche Breitenwirkung. Eine hist. Darstellung d. Werkes im Rah-men d. traditionellen, d. Historismus d. 19. Jh. verpflichteten, großdt. ausgerich-teten öst. Dichtung fehlt.

WERKE: Lyr.: Heimfriede u. Weltlärm. Heimfrohe u. völkische Lieder, Graz 1912; Europa steht in Flammen. Kriegs- u. Zeitge-dichte, Schützengrabenausg. 1915, Graz 1916; Verlorene Erde. Ein Trost für d. in Fremdherrschaft geratenen Volksgenossen, Graz 1920, 21921; Schollensegen. Ein Ehrenkranz völkischer Gedichte, Graz 1922; Das völki-sche Jahr. Eine Auslese dt. Vortragsdichtung, Graz 1924; Goldene Garben. Letzte lyr. Ern-te, Graz 1931; Ernte am Lebensweg. Spruch-weisheit in Distichen, Heilbronn 1941. Erz.: Weltbrandgluten, Graz 1915, 1916; Alb-runa. Eine Erz. v. Kampf u. Schicksalsnot in altgermanischen Tagen, Stgt. 1923; Ingo-mar, Stgt. 1924. Novellen: Hildgundis. Röm. N., Freudenthal 1937. Festspiele: In Schmach u. Ketten, 1920; Julnachtfreude. Ein Jahn-Festspiel für d. Turnerjugend, Graz 1928. Lebensbeschreibungen: Friedrich Friesen. Ein vergessener Held d. dt. Freiheits-kampfes, Troppau 1913; Der eiserne Kanz-ler. Zu Otto v. Bismarcks 100. Geburtstag, Graz 1914, 21915; Elisabeth v. Thüringen.

Das Leben d. frommen, dt. Landgräfin, Wien 1929, in: Kleine hist. Monographien 16. Jugendbücher: Im Friedenssonnenglanze empor, o.O. 1918; Die Feuer lodern. Erz. v. Kampf u. Schicksalsnot, Sitten u. Gebräuchen unserer germanischen Vorfahren, Stgt. 1934, 21935; Der Speerträger d. Gaukönigs, Ingo-mar d. Held, Der Knechtschaft entronnen, Stgt. 1935. Sonstiges: Waldheimatjahrbuch, o.O. 1904; Schafft Kriegerheimstätten. Ein Auf-ruf zur Versorgung d. Kriegsinvaliden, Graz 1916.

LITERATUR: F. Jaksch: Lex. sudetendt. Schriftsteller, Reichenberg 1929, 15; Nagl/Zeidler/Castle, Bd. 4; Nekrolog zu Kürschners dt. Lit.-Kalender 1936-70, Bln./New York 1971, Sp.1f.; J.W. Kö-nig: D. Schrifttum d. Ostsudetenlandes, Wolfratshausen 1964, 11f.

Sylvia E. Mayer-Koukolik

Adam, Ursula (verh. Kabas, * 27.6.1950 Vorderweißenbach, Mühlviertel/OÖ), Tochter eines Schuldirektors, wuchs im oö. Mühlviertel auf, schloss an d. Besuch d. Päd. Akad. in Linz (1969-71) ein Stud. d. Psychol. u. Päd. in Salzb. an, d. sie mit d. Diss. Psychosoziale Aspekte d. Vorurteils (1976), beendete. Erste schriftstellerische Versuche (1979), d. sogleich in d. MANU-SKRIPTEN (1979, H. 65) veröff. wurden, waren Reisen – Innere Dialoge. Weitere Texte v. jeweils nur wenigen Seiten folg-ten im Jahr darauf (1980) in derselben Zs. u. in DIE RAMPE. Auch d. Zs. SALZ u. FACETTEN, sowie d. jährliche Lit.alma-nach d. RESIDENZVERLAGES brachten (ab 1980) Beitr. v. A. Im RESIDENZVERLAG ist (1980) auch d. bislang einzige Buch A., Die Zweitgeburt, herausgekommen.Preise: Staatsstipendium f. Lit. (1980); Talentförderung f. Lit. d. Landes OÖ (1981).Aus bürgerlichem, d. Katholizismus praktizierenden Elternhaus stammend, schloss sich A. weder d. linksideolo-

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gischen Tendenzen d. aus d. Kleinst-bürgertum kommenden, (zu Beginn d. 1940er-Jahre geborenen) öst. Schriftstel-ler an, noch d. Sprachrevolution d. WR. GRUPPE u. frühen GRAZER AUTOREN-VERSLG. »Warum können d. Menschen d. Arbeit nicht teilen, d. einen liefern d. Träume, d. andern d. Denken«, fragt sie in ihrem autobiogr. R. Zweitgeburt. In ihrem gleichzeitigen Text Nachmittags-spaziergang durch meinen Kopf bekennt sie: »Erfahren werde ich nie etwas aus d. Worten, ich werde nicht klug daraus«. In einer »aufgehobenen Sprache«, d.h. in einer Lit. d. »Beiseiteräumens, als Straße zum anderen Du« – (wie A. sie – 1981 – in ihrem Text Literatur o. d. Angst vor d. Rückfall postuliert), sieht sie d. einzige Möglichkeit gegenwärtigen Schreibens u. Lebens. Als Modell dient ihr d. ma. Mystik, deren sexuell-erotische Meta-phern, auf d. fiktive Wirklichkeit über-tragen, erlebbar werden. Ihre Vorbilder sind einerseits d. hl. Katharina v. Siena, andererseits INGEBORG BACHMANN (»d. Schwester sagt, d. Zeit ist gestundet«). Die autobiogr. Prosa d. R. Die Zweitgeburt zeigt angesichts einer im Mittelpunkt stehenden unerfüllt schwankenden Lie-besbeziehung einer jungen Frau, deren Versuch, sich einen selbstbewussten Weg in einer patriarchalischen Gesell. zu bahnen. Während in diesem R., d. zu d. um 1980 typischen Beispielen öst. Frauenlit. zählt, d. Alles o. Nichts d. Ge-schlechtlichkeit, sowie ein »guter Gott«, gegen dessen Tücke sich A. »unterwer-fend« »auflehnt«, scheinbar vorbehaltlos v. INGEBORG BACHMANN übernommen wird, u. A. auch (1980) am INGEBORG BACHMANN-Wettbewerb teilnahm, übte sie zwei Jahre später vernichtendste Kri-tik an ihrem einstigen Vorbild. In ihrem Aufs. Ingeborg Bachmann – o. d. Versuch, eine literarische Rede nach ihrem Sein zu befragen (1982) warf sie d. Dichterin, nun einer

»unaufgeräumten Person«, Lebens-, Lie-bes- u. damit auch Schreibunfähigkeit vor. Der Anspruch d. BACHMANN, »mit einer neuen Sprache eine neue Welt zu schaffen«, trage d. »Totalität d. Schei-terns schon in sich. […] Sie will nicht formen, sondern formulieren – um ihrer selbst willen.« Was A. v. d. Dichtung erwartet, ist »Aufatmen-Können u. v. sich selbst Befreitwerden«. »Das Glück d. Schreibens besteht für mich darin, ganz in einen Text eingetaucht zu sein […] d. Sinne wach zu halten«, schrieb sie (1983) in ihrem Beitr. (für d. Residenzal-manach) Vom Glück, d. rechte Wort zu fin-den. Doch d. Verwirklichung ihres lit. Konzepts, mit ihrer »Leiblichkeit« nicht mehr »draußen vor d. Tür«, sondern in einer »neuen Atmosphäre zu bestehen«, steht noch aus Abgesehen v. d. Kurztext Ich weiß wohl, es sind nur Worte u. doch … (1985 für eine dt. Lesebuch-Anthologie) hat sie bisher keine größere Arbeit mehr publiziert. Gleichviel fand ihr schmales Werk so viel Anklang, dass Die Zweitge-burt (1982, zwei Jahre nach d. Original-ausg.) auch als Tb. erschien.

WERKE: Roman: Die Zweitgeburt, Salzb. 1980, Tb. 1982. Texte: Reisen – Innere Dialoge, Lapidares, Arthur Freising o. d. Wald ist voller Bäume, in: manuskripte, 1979 (65), 1980 (68), 1980 (69/70); Siebensa-chen braucht d. Braut, Liebe Eva, in: Salzb., 1981 (24) u. 1982 (30); Nachmittagsspa-ziergang durch meinen Kopf, in: Die Rampe, 1980 (2); Ich u. d. Vater sind eins, Gottfried, in: Facetten, 1981, 1982; Sandler, Kaffee-häferl, Literatur o. d. Angst vor d. Rückfall, Feind-Seligkeiten, Vom Glück, d. rechte Wort zu finden, in: Lit.almanach d. Residenz-verlages, 1980, 1981, 1982, 1983; Inge-borg Bachmann o. d. Versuch, eine literarische Rede nach ihrem Sein zu befragen, in: Die Presse, 17./18.7.1982; Der Felix, in: Roos/Hassauer Anthologie Kinderwunsch, Wein-heim 1982; Ich weiß wohl, es sind nur Worte

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u. doch… in: Lesebuch Von Dichtersesseln, Eselsohren, Schusterjungen u. Leseratten, Sie-gen 1985; Da lacht d. Sonne. Lektüre für d. Ferien, zuhaus u. unterwegs, Salzb. 1986; Lob d. Faulheit, in: Lit.almanach, hg. v. J. Jung, Salzb. 1986; Erzähl mir Liebe. Junge Liebesgesch, hg. v. A. Pollak/M. Schmid, Wien 1987; Beitr. in: Rauriser Lesebuch 2, Salzb. 1990; Quellen d. dt. politischen Emigration 1933-1945, Mchn. 1994; Die Generalsrevolte. Deutsche Emig-ranten u. d. 20. Juli 1944, Bln. 1994.

Waltraut Schwarz

Adametz, Inge (Ps. Inge Pittioni, * 20.8.1921 Graz), Werbetexterin u. unter ihrem Ps. bekannte Prosaistin, lebte in Wien. In ihrem nicht sehr um-fangreichen Œuvre befasste sie sich v.a. mit hinsichtlich lit. Verwertung attraktiv-populärer hist. Stoffen. So folgt auf d. Kleopatra-R. Das Herz d. Königin (1950) d. für jugendliche Leser konzipierte »Pi-ratengesch. aus d. alten Rom« Der blaue Pirat (1956); diese farbenprächtig u. präzise erzählte kurze Abenteuergesch. um d. jugendlichen Titelhelden, d. sich letztlich zu seiner wahren Identität als tu-gendhafter Römer bekennt, spielt vor d. Hintergrund d. Schlacht bei Actium u. erschien in d. namhaften Jugend-Leserei-he Frische Saat, d. in erster Linie abenteu-erliche Erz. v. weltlit. Geltung vermitteln will, daneben aber eben auch Beitr. v. unbekannteren öst. Autoren d. 20. Jh. (u.a. v. BERNHARDA ALMA, EDUARD JOSEF PAUL DANSZKY) enthält.

WERKE: Erz.: Der blaue Pirat. Eine Pira-tengesch. aus d. alten Rom, Wien/Mödling 1956. Roman: Das Herz d. Königin. Kleo-patra, ein hist. R., Linz 1950.

Sylvia Leskowa

Adametz, Wilhelm (2.4.1913 Wien – 1989 ebd.), war vor d. 2. WK kaufmän-nisch tätig. Seine ersten lit. Versuche auf

d. Gebiet d. Lyr. entstanden während eines Lazarettaufenthaltes. Nach d. Krieg war er zunächst vorübergehend als Reporter bei d. Arbeiter-Ztg. u. dann in d. Redaktion d. Rathauskorrespondenz beschäftigt. 1948-68 war er Chefred. d. Pressedienstes d. Bundeshauptstadt, hierauf Leiter d. Presse- u. Informati-onsdienstes d. Stadt Wien (bis 1973). Seit 1948 Vorstandsmitgl. d. Presseclubs CONCORDIA. 1971 erhielt er d. Prof.-Ti-tel, zwei Jahre später d. Goldene Ehren-zeichen d. Landes Wien.A. – er nannte Erich Kästner u. Kurt Tucholsky als seine großen Vorbilder – wurde in seinem beginnenden lit. Wer-degang v. RICHARD BILLINGER, zu d. er Kontakt suchte, ermuntert. 1946 er-schienen bereits erste G. in öst. Ztg. u. Zs., später auch in bundesdt., Schweizer sowie dt.-sprachigen Zs. Südamerikas. Im Hörfunk war er mit Lesungen u. wöchentlichen lyr. Beitr. zu Zeitthemen für d. Öst.-Gewerkschaftsbund-Sen-dung »Spät, aber nicht zu spät« (1957-60) vertreten. Neben anlassgebunde-nen Texten für Großveranstaltungen (z.B. Am Anfang war d. Brot, Zur Feier d. 100-jährigen Bestandes d. Konsumgenossen-schaft Wien, Wr. Stadthalle 27.9.1964) u. Liedtexten zum Thema Arbeiterleben (weiters auch Festkantaten für d. Sozia-list. Partei, z.B. Wir bahnen d. Weg, 1949) veröff. A. u.a. auch Wr. sowie kommu-nalpolit. Feuilletons u. Ztg.artikel (z.B. in d. Arbeiter-Ztg. u. d. Neuen Illustrierten Wochenschau). Kernstück seines umfang-reichen lyr. Œuvres (s. z.B. auch d. Kin-der-Fortsetzungsserie Bobby Bär u. seine Freunde im Wr. Kleinen Bl., 1947ff.) ist d. Bd. Die ewige Stafette (1957), d. in d. v. RUDOLF FELMAYER hg. Reihe Neue Dich-tung aus Österreich erschien. Damit erwies sich A. als ein an traditionellen Formen u. auch Themen festhaltender Lyr., d. in überaus zugänglicher Sprachgebung

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v.a. zu Zeitfragen Stellung nahm. So befasste er sich – neben Naturimpressi-onen (»Spatzen«, »Waldrand«, »Winter-ahnen«) u. Liebesg. (»Nachtgesichter«, »Dem Abend zu«) – in erster Linie mit d. tristen Welt d. Großstadt (»Unbe-kannte Gefährten«, »Neonlicht«), d. zermürbenden Arbeitsalltag (»Werksge-lände«, »Die Mühlen«) u. d. Problema-tik humanen Zusammenlebens (»Wir müssten wieder Zeit für unsere Kinder haben«).

WERKE: Lyr.: Die ewige Stafette, Wien 1957; … vorüber d. Reigen d. Monate, Wien 1965.

LITERATUR: Lebendige Stadt, Almanach 1963, hg. v. Amt d. Kultur, Volksbildung u. Schulverwaltung d. Stadt Wien, Wien 1963, 7; H. Wenger: Gespräch mit W. A., in: d. Eisenbahner v. 16.12.1963.

Sylvia Leskowa

Adami, Heinrich Joseph (16.12.1807 Wien – 30.9.1865 ebd.), bürgerlicher Herkunft, vollendete 1829 sein Stud. d. Rechte an d. Univ. Wien. 1832 beteilig-te er sich an d. Allg. Theaterztg. v. ADOLF BÄUERLE u. war hier 16 Jahre lang als Kritiker tätig. Seine Domäne war d. Musikkritik; in d. zu dieser Zeit heftig geführten Auseinandersetzung zwischen ital. u. dt. Oper setzte er sich für d. letzte-re ein. 1848-50 schrieb er für d. Wr. Ztg., auch für Die Presse u. d. Ostdt. Post v.a. ju-ridische o. polit. Artikel. 1850 ergriff er d. Beruf eines Gerichtsassessors.A. zeigt sich in seinen Kritiken u. Arti-keln ebenso wie in seinen anderen Wer-ken, d. meist v. geringem Umfang sind, u. in d. dramat. Versuchen als Schilderer v. Charakterbildern d. Wr. Gesell., doch handelt es sich meist um Augenblicks-aufnahmen ohne größeren Tiefgang. Die meisten seiner kleinen Festspiele, Szenen u. G. sind aktuellen Anlässen o. Jubiläen gewidmet. Dazu kommen

lit. Kleinigkeiten, wie scherzhafte Rät-selspiele, d. Hg. lokaler Periodika, aber auch ein Oratorientext. Gerade d. zeitty-pische Gebrauchs- u. Kasualdichtung, d. sich A. widmete, verdiente im gattungs- u. kulturgesch. Rahmen eine lit.gesch. Untersuchung.(Tl.-)Nachl. in d. Hs.-Slg. d. Wr. Stadt- u. Landesbibl.

WERKE (Ausw.): Parodie: Monsieur Asurs sauberer Fluch, m. Heinrich Börn-stein nach Ferdinand Raimunds Zau-berspiel Moisasurs Zauberfluch. Orato-rientext: Noah, Musik v. Gottfried Preyer, UA u. Druck Wien 1842. Hg.: Alt- u. Neu-Wien. Beitr. zur Beförderung lo-kaler Interessen, 4 H., Wien 1841/42. Un-veröff. Korrespondenz in d. Hs.-Slg. d. Wr. Stadt- u. Landesbibl.

LITERATUR: Nagl/Zeidler/Castle, Bd. 2.Walter Obermaier

Adam-Kappert, Karl → Adam Karl

Adamus, Franz → Bronner, Ferdinand

Adelbrecht, Priester → Baumgarten-berger, Johannes Baptista

Adler, Bruno (Ps. Urban Roedl, 14.10.1888 Karlsbad/Böhmen – 26.12. 1968 London) stud. nach d. Schul-besuch in Prag Kunst- u. Lit.wiss. in Wien, Erlangen u. zuletzt Mchn., wo er d. Bekanntschaft d. expressionist. Künstlergemeinschaft »Blauer Reiter« machte. Ab 1919 hielt er sich in Wei-mar auf, wo er engen Kontakt mit d. Mitgl. d. Bauhauses pflegte u. v. 1920-30 als Doz. wirkte. Er profilierte sich als Hg. d. programmatischen Jb. Utopia (Weimar 1921), dessen Ziel es war, d. Notwendigkeit u. Grenzen utopischen Denkens für d. Gestaltung d. Realität aufzuzeigen: Dialog mit den tschech. Präsidenten T.G. Masaryk in d. Zs. Die Provinz, d. A. mit d. Romancier Ernst

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Sommer gegr. hatte. A. floh 1933 aus Dtld. in seine böhmische Heimat nach Prag u. v. dort 1936 nach England. Er war Mitglied d. dt. P.E.N. im Exil in London u. ab 1940 Mitarb. d. »German Service« d. BBC. 1941-45 schrieb er Essays für d. Londoner Wochenbl. Die Ztg. 1940-50 war er Chefred. d. Digest. Die neue Auslese für dt. Kriegsgefangene u. nach d. Krieg Mitarb. am Times Literary Supplement. Lit. war A. als Verf. v. Tatsa-chenr., Biogr. u. als Hg. tätig: 1931 ver-fasste er Der Schuß in d. Weltfrieden. Die Wahrheit über Serajewo (sic!), d. literari-sierte Rekons truktion d. Ereignisse um d. Jahr 1914, u. 1934 erschien in Prag Kampf um Polna, d. Gesch. d. Polnaer Prozesses, in d. ein jüd. Schustergehilfe d. Ritualmordes angeklagt worden war. Diesen Vorfall, d. A. v. exemplarischer Bedeutung für d. Funktion erschien, d. d. Verbrechen als Instrument d. Politik zukommt, gestaltete er als »Wort für Wort nachweisbaren hist. Tatbestand«.A. Bemühen um objektive Behandlung hist. Tatsachen liegt auch seiner Tätig-keit als Biograf zugrunde: Der Ausg. d. Studien Adalbert Stifters (Bd. 1-3, Bln. 1922) folgte 1936 (bereits unter d. ana-grammatischen Ps.) d. v. d. Kritik zu-nächst hochgelobte Biogr. Stifters, doch A. Denunziation u. d. darauf folgende Skandal hatten d. Vernichtung d. Rest-aufl. u. Eröffnung eines Verfahrens ge-gen d. Verleger Ernst Rowohlt zur Folge. Nach d. 2. WK verfasste A. für d. Reihe d. Rowohlt Monografien d. Bd. Adal-bert Stifter in Dokumenten u. Selbstzeugnissen (1965) sowie weitere Darstellungen v. Stifters Leben. Ebenfalls für d. Rowohlt Verlag schrieb A. d. hervorragende Bio-gr. d. Matthias Claudius, Sein Leben u. seine Welt (1934), d. wiederholt neu aufgelegt wurde. In seinen Biografien geht es A. um mehr als einer bloß psychologi-schen o. psychoanalytischen Deutung

d. Lebenserscheinungen; orientiert am Faktenmaterial versucht er d. Lebens- u. Werkentfaltung darzustellen. A. starb in London während d. Vorarb. zu einer Hans v. Marées-Biografie.

WERKE: Romane: Der Schuß in d. Weltfrie-den. Die Wahrheit über Serajewo, Stgt. 1931; Kampf um Polna, Prag 1934. Werkausg.: Adalbert Stifter: Studien, Bd. 1-3, Bln. 1922; Hermann Claudius, Bd. 1-3, Weimar 1924; Matthias Claudius: Asmus omnia sua secum portans o. Sämtliche Werke d. Wands-becker Boten, Stgt. 1954. Biogr.: Matthias Claudius. Sein Weg u. seine Welt, Bln. 1934; Adalbert Stifter. Gesch. seines Lebens, Bln. 1936, Bern 1958; Adalbert Stifter. Lebens-weg in Bildern, Mchn./Bln. 1955; Adalbert Stifter in Dokumenten u. Selbstzeugnissen, Reinbek 1965.

LITERATUR: K.G. Fischer: Urban Ro-edl – Bruno Adler, in: Adalbert Stifter-Inst. D. Landes OÖ, Vjs. 18 (1969), Folge 3/4, 93-95.

Astrid Pucharski/Paul Wimmer

Adler, Emma (geb. Braun, 20.5.1858 Debrezin/Ungarn – 25.2.1935 Zü-rich), Tochter eines wohlhabenden jüd. Eisenbahningenieurs. Durch ih-ren älteren Bruder wurde sie mit d. Gedankenwelt d. Sozialismus vertraut u. lernte durch ihn Victor Adler (1852-1918), d. späteren Führer d. öst. Sozial-demokratie kennen, d. sie 1878 heira-tete. Sie nahm sowohl an seiner Arbeit als auch an d. d. ältesten Sohnes Fried-rich Adler (1879-1960) teil, d. ebenfalls zu d. bedeutenden Vertretern d. öst. Sozialdemokratie gehörte. A. besaß eine profunde Bildung u. vermittelte ihre Kenntnisse in Bildungsvereinen. U.a. war sie auch Lehrerin d. sozial-demokrat. Frauenrechtlerin ADELHEID POPP (1869-1930). Neben Übers. (sie beherrschte vier Sprachen) verfasste A. Schriften für Frauen u. über Frau-

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en, war journalist. tätig u. Hg. bzw. Autorin v. Kinder- u. Jugendlit. für d. Arbeiterschaft. Neben M. u. Sagen aus aller Welt, Erz. aus d. Weltlit., Erinnerungen u. andere Beitr. großer Parteiführer, auch Texte v. völlig un-bekannten Arbeitern. V. Clara Zetkin wurde sie dafür am Parteitag 1906 aus-drücklich gelobt. 1909-14 war A. für d. monatliche Beilage Für d. Jugend in d. Arbeiterinnenztg. in Wien verantwort-lich.

WERKE: Goethe u. d. Frau v. Stein, 1887; Die berühmten Frauen d. Französischen Revo-lution 1789-1795, 1906; Jane Welsh Carlyle, 1907; Kochschule, 1915. Hg.: Buch d. Ju-gend. Für d. Kinder d. Proletariats, m. Beitr. v. A., A. Bebel, W. Liebknecht, E. Rie-ger, H. Wilke u.a., 1895; Feierabend. Ein Buch für d. Jugend, 1902; Für d. Jugend [= monatl. Beilage zur Arbeiterinnenztg. Jg. 1909-14]; Neues Buch d. Jugend, 1912.

LITERATUR: Lex. d. Kinder- u. Jugendlit., Bd. 4 u. 2; Kosch 3. Aufl., A. Klotz: Kin-der- u. Jugendlit. in Dtld. 1840-50, Bd. 1 u. 4.

Ernst Seibert

Adler, Friedrich (13.2.1857 Amschel-berg/Böhmen – 2.2.1938 Prag), Sohn eines Gastwirts u. Seifensieders jüd. Herkunft, verwaiste früh u. besuchte unter großen finanziellen Schwierig-keiten d. Gymnasium in Prag. An d. Karlsuniv. stud. er Jura, wurde 1883 promoviert, wobei sein Interesse eben-so d. orientalischen Sprachen galt. Schon 1885 zeigte sich in d. Mitarb. an d. 1885 v. Wilhelm Arent zusam-mengestellten Lyr.-Anthologie Moderne Dichtercharaktere A. Affinität zum Früh-naturalismus, in d. A. mit Oskar Lin-ke, Otto Erich Hartleben, Arno Holz, Oskar Jerschke d. Zentrum bildete. Ab 1888 begann A. Übers. zu publi-zieren (Iriartes) u. ab 1893 eigene Lyr.

(Gedichte). A. war v. früher Jugend an ein Kenner u. Anwender dichterischer Formen: antike Versmaße (Odenstro-phen, Hymnen, Distichen) verwendete er ebenso wie – nach Rückert u. Pla-ten – arabisch-persische u. roman. Stro-phenarten (Sonett, Terzine, Kanzone). In seinen epigonalen G.büchern fehlt es nicht an gelegentlichen sozialen Tönen, v.a. aber an dt.nat. Begeisterung. Mit seinen Sonetten (Vom goldenen Kragen) zog er gegen bürokratische Engstirnig-keit u. bürgerliche Beschränktheit zu Felde. Er konnte 1891 eine Rechtsan-waltskanzlei eröffnen, d. er jedoch 1896 schloss, um Sekretär d. Prager Han-delskammer zu werden. Daneben war er Hauptschriftleiter beim Prager Tagebl., seit 1900 bei d. BOHEMIA. Er arb. als Lehrbeauftragter für roman. Philolo-gie an d. Dt. Univ. in Prag u. war 1918 Dolmetscher bei d. tschechoslowaki-schen Nationalverslg. Mit HUGO SALUS war A. Ton angebend in d. konservati-ven lit. Gruppe CONCORDIA, v. d. sich um d. Jahrhundertwende d. Dichter v. JUNG-PRAG bewusst distanzierten. A., d. sieben Sprachen beherrschte, machte sich als Übers. aus d. Span., Ital. u. bes. d. Tschech. einen Namen. So stellte er z.B. d. Gedichte (1895) seines Freundes Jaroslav Vrchlickys d. dt. Publikum vor. Die Dramen A. sind sämtlich in freien Versen verfasst u. entlehnen ihre Moti-ve meist d. span. Lit. (s. Werke; neuere Forschungen fehlen).

WERKE: Lyrik: Gedichte, Bln. 1893; Neue Gedichte, Lzg. 1899; Vom goldenen Kragen, Prag 1907; Kriegsgedichte, Prag 1916. Prosa: Kulturbilder in: Dt. Arbeit in Böhmen, Bln. 1900. Dramen: Sport, Stgt./Bln. 1899; Zwei Eisen im Feuer, nach Calderon, Stgt./Bln.1900; Don Gil, nach Tirso de Molina, Stgt./Bln. 1902; Freiheit, Der Prophet Elias, Karneval, drei Einakter, Stgt./Bln. 1904; Der gläserne Magister,

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Stgt./Bln. 1910. Übers.: Tomás de Iri-arte, Literarische Fabeln, 1888; Tomás Bre-ton, Die Liebenden v. Teruel, Wien 1891; Fusinato Arnaldo, Der Student v. Padua, 1891; Jaroslav Vrchlicky, Gedichte, 1895.

LITERATUR: A. Chevalier: Moderne Lyr., in: Mitt. d. Vereins für d. Gesch. d. Dt. in Böhmen, Prag 1900, Bd. 38, Beibl.; F.A. Jahn: Zwei Eisen im Feuer, in: Dt. Lit.ztg., Bln./Lzg. 1900, Nr. 43; A. Reit-ler: F. A. Neue Gedichte, in: Allg. Ztg., Mchn. 1900, Nr. 146, Beilage; Fürst: F. A. Don Gil, in: Das lit. Echo, Bln. 1902, Bd. 4; W. Michel: F. A. Freiheit, in: Dt. Arbeit, Prag 1904, Bd. 3; M. Fleischer: F. A., in: Slg. gemeinnütziger Vorträ-ge, Prag 1909, Bd. 365/366, 11-42; V. Klemperer: F. A., in: Dt. Arbeit, X., 410-420; M. Novák: Jaroslav Vrchlicky u. seine dt. Verehrer, in: Prager Tagebl., 6.12.1925; O. Pick: F. A., in: Rozpravy. Aventina 2, Nr. 11, 1927; F. A., in: Pra-ger Rundschau 8, 1938; W. Kunze: F. A., in: NDB 1953; C. Thiemann, F. A., in: Sudetendt. Kulturalmanach 5 (1964), 47-51.

Helena Teufel

Adler, H.G. (Hans Günther, 2.7.1910 Prag – 21.8.1988 London), stammte aus bürgerlichem dt.-jüd. Elternhaus, matu-rierte – nach vorübergehender Schulzeit im Internat Dresden-Riesen – am Dt. Staatsrealgymnasium in Prag u. stud. in seiner Heimatstadt; wurde 1935 an d. Dt. Univ. Prag promoviert (Diss. Der musikalische Rhythmus als Erkenntnisquel-le). Nach Sekretär- u. Lehrtätigkeit an d. Prager »Urania« sowie Mitarb. an d. dt. Abteilung d. tschechoslowakischen Rundfunks (1935-38) musste sich A. (1939-41) – nach gescheiterten Auswan-derungsplänen – mit Gelegenheitsarb. durchschlagen, wurde dann zur Zwangs-arbeit verpflichtet (zunächst beim Eisen-bahnbau an d. böhmisch-mährischen

Grenze u. danach im Bücherlager d. Prager Jüd. Gemeinde) u. schließlich (im Februar 1942) in d. KZ Theresienstadt eingeliefert. Seiner dortigen kulturellen Aktivität (u.a. Rezitationen eigener u. fremder Dichtungen u. ein Gedenkvor-trag zu KAFKAS 60. Geburtstag in An-wesenheit v. KAFKAS Schwester Ottilie) machte d. Deportation nach Auschwitz (Oktober 1944) ein Ende. A. Frau, d. Prager Ärztin Dr. Gertrud Klepetar († 14.10.1944), überlebte nicht einmal d. Ankunftstag, während A., wenige Wochen später, d. Todeslager durch er-neute Deportation in d. Außenlager v. Buchenwald (d. Rüstungslager Nieder-orschel u. Langenstein) entkam. V. d. Amerikanern befreit, kehrte A., dessen gesamte Familie v. d. Nazis ermordet worden war, nach Prag zurück, wirk-te als Erzieher u. Lehrer in Jugendhei-men für Überlebende aus d. KZ u. war danach am Wiederaufbau d. Prager Jüd. Museums beteiligt. Anfang 1947 übersiedelte er nach London, wo er d. ebenfalls aus Prag stammende Bildhau-erin Bettina Gross heiratete u. zus. mit ihr u. d. bald darauf geborenen einzi-gen Sohn – in einem Arbeiterviertel d. verarmten Nachkriegs-London – eine wirtschaftlich womöglich noch schwe-rere Existenz hatte, als d. Emigranten d. 1930er-Jahre. Vortragstätigkeit in dt. Kriegsgefangenenlagern u. Mitarb. an d. London Library of the German Langua-ge waren weitere Stationen d. fortab – weiterhin in London – als Gelehrter u. freier Schriftsteller tätigen A., d. 1973 Präsident d. dt.-sprachigen P.E.N.-Zent-rums im Ausland wurde u. im gleichen Jahr auch Mitgl. d. öst. P.E.N. in Wien.Preise: Leo-Baeck-Preis (1958); Charles Veillon-Preis 1969; Buber-Rosenzweig-Medaille, Bln. 1974; Berufstitel »Profes-sor«, Wien 1977; Ernennung zum Kor-respondierenden Mitgl. d. Bayerischen

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Akad. d. Schönen Künste, Mchn. 1979; Ernennung zum Dr. phil. h.c., Päd. Hochschule Bln.-West 1980.A. gesamtes Werk hat seinen Ursprung in seiner Deportation. »Wenn du d. al-les überlebst«, (so sagte er sich damals), »so wirst du v. d., was du erfahren hast, Zeugnis ablegen, aber durch keinen persönl. Erlebnisbericht, sondern wis-senschaftlich. Außerdem wirst du aber schon jetzt deine Erkenntnisse, so gut du kannst, künstlerisch gestalten.« Die-ser doppelte Vorsatz half A. nicht nur, seine KZ-Jahre physisch u. psychisch zu überstehen, sondern hat als Resultat insgesamt 22 eigene Buchpublikationen: 7 hist.-soziologische (bzw. dokumentari-sche) Bde. über Theresienstadt, Ausch-witz, d. »Endlösung« u. d. Juden-De-portationen (zus. mehr als 3000 Seiten); 7 Bde. Erz., Parabeln, N. u. R.; 8 G.bde. u. etwa 250 Publikationen (in Form v. Zs.-Beitr. u. Einzeldrucken).Wie lässt sich Judenhass u. Rache über-winden, fragte d. Dichter A. (in G: wie in Prosa) u. bekannte sich zu Demut, zu Ehrfurcht vor Gott u. d. Leben. Wäh-rend d. Bücher d. Gelehrten A. über Theresienstadt 1941-1945 (»Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft«, 1955), über Auschwitz (»Zeugnisse u. Berichte«, 1962), über Die Erfahrung d. Ohnmacht (»Beiträge zur Soziologie«, 1964), über Die Freiheit d. Menschen (Aufs. zur Sozio-logie u. Gesch., 1976) u. insb. sein opus magnum Der verwaltete Mensch (»Studien zur Deportation d. Juden aus Dtld.«, 1974) sogleich d. ihnen gebührenden Rang v. Standardwerken erreichten u. mit ihren skrupulös gesammelten Do-kumenten u. Berichten zur nationalso-zialist. Juden-Ausrottung in keiner öff. internat. Bibl. fehlen, geriet d. Dichter A. in d. Ländern seiner dt. Mutterspra-che weitgehend in Vergessenheit. In d. lit. Gruppierungen u. Richtungen lässt

sich d. »dt. Dichter d. österreichischen Kulturkreises jüd. Nation, tschecho-slowakischer Staatsangehörigkeit ur-sprünglich u. heute britischer Staatsan-gehörigkeit« – wie er scherzhaft v. sich sagt – nicht einordnen. »Häuslicher Umstände wegen« – d. Vater war Pra-ger, d. Mutter Berlinerin – wurde A. zu-nächst in Böhmen, fern v. Elternhaus, aufs Land geschickt, kam später in ein sächsisches Knaben-Internat, um dann zur Jugendbewegung zu stoßen, zu d. »Landfahrern« u. ihren Lagerfeuern. A. hat d. einzelnen Stationen seines Le-bens in seinem autobiogr. R. Panorama (1968) in »10 Bildern« genauestens ge-schildert. Bilder, d. ihr Vorbild im Pra-ger »Panorama« haben (wohin ihn d. Großmutter mitnahm), d. aber über d. nostalgischen Guckkasten weit hinaus in Zwangsarbeit, KZ, schließlich nach England u. dort zu d. dankbar-demü-tigen Erkenntnis führen: »Er weiß, er wird immer vor d. Bildern bleiben u. doch wird er dabei auch hinter d. Bil-dern sein.« Ganz auf dieses Hindurch-gegangensein konzentrieren sich A. »Parabeln, Betrachtungen, Gleichnisse« Der Fürst d. Segens (1964), seine »Bagatel-len« Sodoms Untergang (1965) u. sein R. Die Reise (1962), d. er (im Gegensatz zur fälschlichen Verlagsdefinition »Erz.«) eine »Ballade«, einen Totentanz um d. dämonisch-unheimliche Geschehen d. Juden-Deportation, nennt. Zwei Begrif-fe kehren leitmotivisch im dichterischen Werk A. wieder: »wohnen« u. »Namen rufen«. In d. Vernichtungslagern gab es keine Namen. Damit nicht genug, hat A. selbst später seine beiden (v. d. jung verstorbenen Brüdern seiner Mutter ererbten) Vornamen in all seinen Ver-öff. auf d. Initialen verkürzt, weil Eich-manns Stellvertreter für d. Protektorat Böhmen u. Mähren, ebenso wie A. hieß. Stimme u. Zuruf (1980) ist A. letzter

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G.bd. betitelt. Denn nur durch »Stimme u. Zuruf« ist »dieses geheimniserfüllte Leben« für ihn zu erfassen.A. Rezensenten – wie z.B. HERMANN BROCH – haben bei seinen G., d. »d. Gefängnisse d. Herzens aufbrechen« wollen, Hölderlin assoziiert. A. selbst hat dieses Urteil indirekt bestätigt, wenn er im Nachwort zu d. v. ihm hg. G. FRANZ BAERMANN STEINERS (1964) v. dessen sehr »fortgeschrittener« Schü-lerschaft gegenüber Hölderlin spricht. In A. Erzählwerk wurde v. d. Kritik ein neuer epischer Weg erkannt, inso-fern A. (in seinem Panorama) d. jeweili-ge Hauptaussage, zw. Beistriche in d. Nebensatz verlegt u. damit einerseits d. grammatisch-syntaktisch richtige Tradi-tionsprosa, andererseits d. Innenmono-log- u. Stream-of-Consciousness-Prosa überwindet. Trotz großer Anerkennung v. JOHANNES URZIDIL, ELIAS CANETTI, HEIMITO V. DODERER, HILDE SPIEL, ILSE AICHINGER, ERNST JANDL, FRIEDERIKE MAYRÖCKER u.a. fanden A. Schriften nur schwer ihre Verleger u. breite Auf-nahme.

WERKE: Romane: Die Reise, Bonn 1962; Panorama, R. in 10 Bildern, Olten/Freiburg i.Br. 1968. Erz. u. sonstige Prosa: Unser Georg u. andere Erz., Wien 1961; Der Fürst d. Segens, Parabeln, Betrachtungen, Gleichnis-se, Bonn 1964; Sodoms Untergang, Baga-tellen, Bonn 1965; Ereignisse, kleine Erz. u. N., Olten/Freiburg i.Br. 1969. Lyrik: Fenster. Sechs Gedichte, London 1974; Vie-le Jahreszeiten, G., Wien/Mchn. 1975; Spuren u. Pfeiler, Gedichtzyklus, London 1978; Transsubstantiation Mixed and Fixed. Konkrete Lautgedichte, London 1978; Zeiten auf d. Spur, zwei Gedichtzyklen, Aachen 1978; Blicke, G., Bln. 1979; Stimme u. Zu-ruf, G., Hbg. 1980. Dokumentation u. soziologische Abh.: Theresienstadt 1941-1945. Das Antlitz einer Zwangsgemein-schaft, Tübingen 1955; Der Kampf gegen

d. »Endlösung d. Judenfrage«, Bonn 1958; Die Juden in Deutschland. Von d. Aufklärung bis zum Nationalsozialismus, Mchn. 1960; Die Erfahrung d. Ohnmacht, in: Beiträge zur Soziologie, Ffm. 1964; Kontraste u. Variationen, Essay u. 30 Fotos, Würz-burg 1969; Der verwaltete Mensch, Studien zur Deportation d. Juden aus Deutschland, Tübingen 1974. Hg.: Franz Baermann Steiner: Unruhe ohne Uhr, Gedichte aus d. Nachl., Dt. Akad. für Sprache u. Dichtung, Darmstadt/Heidelberg 1954; Auschwitz, Zeugnisse u. Berichte, m. Her-mann Langbein/Else Lingens-Reiner, Ffm. 1962; Franz Baermann Steiner: Er-oberungen. Ein lyrischer Zyklus, Dt. Akad. für Sprache u. Dichtung, Darmstadt/Heidelberg 1964.

LITERATUR: H.G.A., Buch d. Freunde. Stimmen über d. Dichter u. Gelehrten mit unveröff. Lyr. Zum 65. Geburtstag am 2.7.1975, hg. v. W.P. Eckert/W. Un-ger, Köln 1975, (d. Bd. enthält außerdem d. Bibliogr. A. v. 1945-74); H.G.A. zum 75. Geburtstag, in: Europäische Ideen, H. 60, 1985, hg. v. A.W. Mytze, Bln. 1985.

Waltraut Schwarz

Adler, Hans (13.4.1880 Wien – 11.11. 1957 Wien-Rodaun), Sohn eines Arztes, Dr. jur., war bis zum 1. WK als Kon-zeptsbeamter bei d. Bezirkshauptmann-schaft in St. Pölten tätig (1905-15, damit auch Beamter d. damaligen NÖ Statt-halterei), bevor er sich ausschließlich d. Schriftstellerberuf widmete.Sein lit. Debüt gab er mit satirischen G. im namhaften Münchner Simplicissimus. A. Anlage zu trockenem Witz u. satirisch-krit. Durchleuchtung v. Charakteren u. gesell. Verhaltensweisen kommt jedoch auch in seinen weiteren – lyr., dramat. u. epischen – Werken nachdrücklich zur Geltung: An d. Simplicissimus-Zeit schlie-ßen d. 52. satirischen G. seines Bd. Affen-

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theater an (1920, in neuer u. vermehrter Aufl. 1929), d. sich als formbewusst er-weisen (bevorzugt: Sonett) u. d. Mitmen-schen in ihrem unbewusst närrischen Verhalten ohne jegliches Pathos un-barmherzig bloß stellen (»Der Richter«, »Das Städtchen«, »Eheidyll«, »Frühling im Park«). Einer d. gelungensten Texte, d. sich stark d. Ton sozialkrit. Kabarett-vorträge nähert, ist d. »Vorstadtballade« um eine moralisch abrutschende Ottak-ringerin. Überzeugender als seine – zu-meist enervierend erotisierenden – G. über zwischenmenschl. Beziehungen (»Entgöttert«, »Juninacht«, »Sonett«) sind A. illusionslose Betrachtungen über sei-ne Situation als wenig finanzkräftiger u. kaum beachteter Künstler (»Autobiogra-phische Notiz«). Die Rolle d. Dichters »rachitische[r] Sonette« erscheint ihm in diesem Zusammenhang mit d. einer traurigen Operettenfigur vergleichbar (Affentheater). – Als Dramatiker verfasste A. – oft auch in Zusammenarbeit mit an-deren Autoren wie PAUL FRANK, RUDOLF LOTHAR, LEO PERUTZ u. ALEXANDER LERNET-HOLENIA – viele schwungvoll u. unterhaltsam konzipierte Salon- u. Bou-levardstücke: Neben d. im Verein mit RUDOLF LOTHAR entstandenen Lustspiel Nacht vor d. Ultimo (1934), in d. ein Schau-spieler durch sein wirkungsvolles Doub-le einen adeligen Börsenspekulanten vor d. Ruin bewahren kann, ist d. musikal. Burleske Meine Nichte Susanne, d. er mit Alexander Steinbrecher entwarf, sein un-bestritten bekanntestes u. erfolgreichstes Stück (1942; in einer Neufassung in d. 1960er-Jahren ein großer Erfolg im Wr. Josefstädter Theater). A. betätigte sich weiters als Operettenlibrettist, wobei ihn seine Domäne d. trockenen Witzes vor d. genreüblichen Sentimentalität weitgehend bewahrte (Die Tänzerin Fan-ny Elßler, mit d. zum Operettenschlager gewordenen Lied »Draußen in Sievering

blüht schon d. Flieder«, um 1930; Veil-chenredoute, 1941). – Als Prosaist bediente sich A. eines ansprechend-prägnanten, erneut zur Satire tendierenden Erzähl-stils, um eine morbide Gesell. zu entlar-ven (N. Villa Paradiso, 1922). Vollendeter Höhepunkt seines satirischen Schaffens ist jedoch d. R. Das Städtchen (1926), für d. er nicht nur positive Kritiken (u.a. v. Klabund), sondern auch 1927 d. Preis d. Stadt Wien erhielt. Der zu Recht prämierte umfangreiche R., in seiner Darstellung einer brüchigen Gesell. v. zweifelhafter Moral indirekt an FELIX DÖRMANNS Jazz (1925) erinnernd, liefert eine überzeugende, v. beißender Ironie u. hintergründigen Anspielungen auf d. Zeitgenossen getragene Charakte-risierung d. Bürger eines öst. Provinz-städtchens. Diese spannend konzipierte Anti-Idylle ist d. lit. bedeutsamste Werk d. Satirikers, d. – v. Theaterstück Mei-ne Nichte Susanne abgesehen – heute zu d. nahezu vergessenen Wr. Literaten d. 1920er- u. 30er-Jahre zählt.Forschungen zu A. u. d. anderen zeit-genöss., als Satiriker für d. Kabarett, d. Lustspiel- u. Operettenbühne arbeiten-den Autoren fehlen.Nachl. in d. Hs.-Slg. d. Wr. Stadt- u. Lan-desbibl.

WERKE: Lyr.: Susanne im Bad, in Simpli-cissimus 13, 1908/09, 355; Affentheater, G., Lzg. 1920, neue vermehrte Aufl. Lzg./Wien 1929; dass.: eine Ausw. mit einem Nachwort hg. v. H. Müller/M.N. Quoika, in d. Reihe »Vergessene Au-toren d. Moderne XXXIV«, Siegen 1988. Orisa: Toutoujas Brautfahrt, Erz., in: Simplicissimus 16, 1911/12, 24f.; Das System, Erz., in: Simplicissimus 17, 1912/13, 312f.; Das Froscherl, Erz., in: Simplicissimus 17, 1912/13, 664f.; Karl Kraus, in: Neue Zürcher Ztg. 137, 1916, Nr. 703; Die Witwe, Erz., in: Do-nauland 1, 1917/18, 1280-1284; Villa

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Paradiso, Erz., Wien 1922, Reihe »Die Erz.«, Nr. 12; Das Städtchen, R., Wien/Prag/Lzg. 1926, Neuausg. Wien 1947; Kampf d. Tode, R., m. P. Frank, Mchn. 1929. Bühnenstücke: Liebst Du mich?, Komödie in 3 Akten, Wien/Lzg. 1913; Fahrt nach Sorrent, Komödie in 3 Akten, Wien 1927, m. P. Frank; Die vierte v. rechts, Lustspiel, m. P. Frank, Wien 1928; Die Dame in Weiß, Lustspiel in 3 Akten, Bln. um 1930, m. P. Frank; Die Tänzerin Fanny Elßler, Operette in 3 Akten, Mu-sik v. Joh. Strauß, Lzg./Wien ca. 1930 (mschr.); Hau-Ruck, m. R.A. Roberts, 1933; Das zweite Ich, Lustspiel in 4 Akten, 6 Bildern, Wien 1934; Nacht vor d. Ulti-mo, Lustspiel in 4 Akten, 6 Bilder, Bln. 1933, Wien 1934, m. R. Lothar; Caruso contra Ramses, Schwank, Bln./Wien 1933; Das zweite Ich, Lustspiel, Wien 1934; Die Nacht vor zehn Jahren, Wien 1934; Reise nach Pressburg, m. L. Perutz, 1934; Morgen ist Feiertag, Komödie, m. L. Perutz, o.O. 1935; Der kleine Mogul, Lustspiel, Wien 1935; Mädchen für alles, Lustspiel, o.O. 1935; Tohuwabohu. Verrückte Begebenheiten in drei Akten, Wien 1936; Rossini in Neapel, Komische Oper in 3 Akten, Musik nach G. Rossini, Wien 1936 (Textbuch d. Ge-sänge); Verliebte Abenteuer, Kriminalistisches Lustspiel nach M. Claude, 1939; Bankett im Bristol, musikal. Lustspiel 1941; Tour-nier in St. Moritz, Lustspiel 1941; Veil-chenredoute, Operette in 3 Akten, nach Motiven v. R. Genée, Wien 1941; Meine Nichte Susanne, musikal. Burleske, Wien 1942 (Ms.), Wien 1966, Neufassung für d. Theater i.d. Josefstadt; m. A. Steinbre-cher. Roman: Das Städtchen, Wien/Prag/Lzg. 1926, Wien 1947. Übers.: Jim u. Jill, Operette in 7 Bildern v. Cl. Grey/Gr. Newman, übers. v. H. A., Musik v. U. Ellis, Wien 1931; Weitere Veröff. in: Bänkelbuch. Neue dt. Chansons, hg. v. E. Singer, Lzg./Wien/Zürich 1922; Antholo-gie österreichischer Lyrik, hg. v. E. Rieger,

Darmstadt 1931; Das Herz auf d. Zunge. Dt.-sprachige Chansons aus hundert Jahren, hg. v. H. Bemmann, Bln. 21981.

LITERATUR: H.H. Hahnl: Vergessene Literaten, 50 öst. Lebensschicksale, Wien 1984, 131-134; Kosch, Bd. 1; H.H. Hahnl: Vergessene Literaten, 50 öst. Lebensschicksale, Wien 1984, 131-134.

Ruthilde Frischenschlager/Sylvia Leskowa

Adler, Hermann (Ps. Zwi Nesher, 2.10.1911 in Dt.-Diosek, Sladkovicovo/Galanta bei Pressburg/Bratislava – ?), Mutter schwed. Abstammung, wuchs in Nbg. mit vier Geschwistern auf, be-suchte d. jüd. Volksschule, später d. jüd. Präparanden-Anstalt Burgpreppach/Un terfranken u. d. jüd. Lehrerbildungs-anstalt in Würzburg. 1932-34 war er Lehramtsanwärter an einer Schule für schwach begabte Kinder in Landeshut/Schlesien (Kamienna Góra), hörte an d. Univ. Breslau (Wrocław) Psychol., Päd., Phil. u. Orientalistik. 1934 emig-rierte A. in d. Tschechoslowakei, durch Vermittlung v. MAX BROD kam es zur Mitarb. am Prager Tagbl., durch Vermitt-lung v. LUDWIG WINDER an d. Prager Deutschen Ztg. Bohemia u. Eugen Holy am Preßburger Grenzboten. Die weiteren Lebensetappen sind: 1935 Annahme d. ČSSR-Staatsbürgerschaft. Nach Ein-marsch d. Dt. 1939 Flucht nach Krakau (Kraków), Leiter einer Gruppe zionist. Flüchtlinge. Bei Ausbruch d. 2. WK Eintritt in d. Tschechische Legion, nach d. Kapitulation Polens Flucht über Lem-berg (Lwów) nach Wilna (Vilnjus), dort 1941 ins Ghetto eingewiesen. Heirat mit d. Wr. Opernsängerin Anita Dist-ler (* 1915), Anschluss an eine jung-zionist. Jugendgruppe um Mordechai Tennenbaum-Tamarow, Tamara Schnei-dermann u. Lonka Kotzebrozka, d. Ret-tungsaktionen für Juden organisierte.

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Flucht über Bialystok nach Warschau. Im dortigen Ghetto aktiv in revolutionä-ren Gruppen tätig. Teilnahme am War-schauer Ghettoaufstand 1943, Oktober 1943 Flucht über Kaschau (Košice/Slo-wakei) nach Budapest. Kontakte zu Ru-dolf Kastner u. Joel Brand, Teilnahme an Rettungsaktionen für ungar. Juden. Im Mai 1944 Deportation ins KZ Bergen-Belsen, Anfang 1945 Überstellung in d. Schweiz, dort Internierung, ab 1948 trotz Polizeiverbot Arb. für Schweizer Ztg. u. d. Rundfunk, seit 1950 ständi-ger Mitarb. schweizerischer u. bundes-dt. Rundfunkstationen. 1960 Schweizer Bürger.Mitgliedschaft in I.S.D.S., P.E.N. dt.-sprachiger Autoren im Ausland. P.E.N. d. BRD, Christl.-jüd. Arbeitsgemein-schaft Basel, Zionist. Vereinigung Basel, Gesell. Schweiz-Israel, Phil. Gesell. Ba-sel, Psychol. Gesell. Basel, Dramatiker-Union Bln., Schweizerische Gesell. für Religionswiss., Association de la Presse étrangère en Suisse, Träger d. Ehrenga-be d. Lit. Kommission d. Stadt Zürich 1947; 1969 Ehrende Anerkennung d. DAG.A. war Lyr., Dramatiker, Erzähler, Es-sayist, Funk- u. Fernsehautor mit stark psychol. u. religionswiss. Ausrichtung, Übers. aus d. Jiddischen u. Hebr.A. Werk ist stark v. Erlebnis d. Holo-caust in d. Ghettos v. Wilna, Bialystok u. Warschau geprägt. Bes. d. G.slg. Gesänge aus d. Stadt d. Todes, Balladen d. Gekreuzig-ten, d. Auferstandenen, Verachteten, Vater […], vergib! Gedichte aus d. Ghetto u. d. Legen-de Ostra Brama. Die 1941-44 in Wilna, Warschau, Krakau u. Bergen-Belsen entstandenen, 1943 in Tel Aviv hebr. u. 1944 illegal in Budapest im dt. Original erschienenen Gesänge aus d. Stadt d. Todes sind gleichermaßen kämpferische Klage über d. Vernichtung v. Millionen Juden, Appell an Humanität u. Gerechtigkeit

u. Ehrentafel für Mensch gebliebene Dt. u. Polen in d. Zeit d. Massenmorde, abgefasst nicht in d. Sprache d. Opfer, »sondern in d. altehrwürdigen ihrer Mörder«. Die jüd. Tr. wird Symbol milli-onenfacher ähnlicher Schicksale in ganz Europa. Ähnlich d. Prosa-Legende Os-tra Brama, d. A. vor d. Hintergrund d. Ereignisse im Wilnaer Ghetto zu einem ergreifenden Totentanz v. Juden, Polen u. ihren dt. Henkern gestaltet. Geprägt v. d. Sehnsucht nach d. Wurzeln d. Ju-dentums sind d. Balladen d. Gekreu-zigten, d. Auferstandenen, Verachteten, »gestöhnt u. gestammelt auf d. Irrwegen aus d. Stadt d. Todes in d. verschlos-sene Land d. Sehnsucht, in einer Zeit zwischen Untergang u. Untergang«, ein Plädoyer ohne Hass für ein Leben in Frieden u. Gerechtigkeit d. Mördern wie d. Opfern gegenüber, gleichzeitig sozialist. u. gläubig. Die Bilder nach d. Bu-che d. Verheißung sind freie Gestaltungen biblischer Szenen aus alt- wie neutesta-mentarischem Gedankengut, ohne eine Auseinandersetzung zw. beiden anzu-streben. Es geht A. um d. Vereinigung v. Körper u. Seele, v. Irdischem u. Gött-lichem, um Verständnis-Werbung für d. Judentum, d. in d. Diaspora d. Namen seines Gottes verbreiten muss. Um nicht als Vertreter einer »Verfolgungsliteratur« zu gelten, lehnte A. d. Neuhg. seiner Ghetto-Bücher ab. Die spektakulärste v. ihm mitgetragene Rettungsaktion für Juden aus d. Ghetto Wilna schilderte er in d. Hörspiel u. d. 1969 v. d. Dt. Angestellten-Gewerkschaft (DAG) preis-gekrönten Fernsehfilm Feldwebel Anton Schmid. Nach 1953 verfasste A. zahlrei-che Hörfolgen u. Essays, v.a. über psy-chol. u. jüd. Probleme. Bes. gelungen sind A. Nachdichtungen d. jiddischen Ghettog. »Dos lid fun ujsgehargetn jiddischn folk« d. Jizchak Katzenelson (1896-1944) u.d.T. Das Lied v. letzten Juden. Die lit.

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gesch. Erfassung u. Deutung d. Werke v. H. A. steht noch aus Lyr.: Gesänge aus d. Stadt d. Todes, Buda-pest 1944 (illegal erschienen), Tel Aviv 1943 (hebr.), Zürich 1945; Balladen d. Gekreuzigten, d. Auferstandenen, Verachteten, Zürich 1946; Fieberworte v. Verdammnis u. Erlösung, Basel 1948; Bilder nach d. Buche d. Verheißung, Basel 1950; Vater…., vergib! Gedichte aus d. Ghetto, Ausw. u. Nachwort v. Karl Thieme, Bln. 1950. Prosa: Ostra Brama. Legenden aus d. Zeit d. großen Un-tergangs, Zürich 1945. Übers.: Jizchak Katzenelson: Das Lied v. letzten Juden, Nachdichtung aus d. Jiddischen, Zürich 1951.

LITERATUR: Lexikon d. öst. Exillit., 26f.Helmut Teufel

Adler, Leopold (5.3.1850 Eibenschitz, Mähren – 21. o. 29.4.1919 Mchn.), Sohn eines altöst. jüd. Arztes. Durch RODERICH ANSCHÜTZ u. ALEXANDER STRAKOSCH wurde er für d. Bühnenlauf-bahn vorbereitet, d. er in Karlsbad als Friedrich Schiller in LAUBES Karlsschüler begann. Er bewährte sich an verschie-denen dt. Bühnen als Schauspieler u. Regisseur. Seit 1889 wirkte er als Re-gisseur in Riga, wo er bes. klass. Stücke hervorragend inszenierte. 1892 erhielt er d. Leitung d. Oberregie am Stadtthe-ater in Breslau u. ging 1894 in gleicher Funktion an d. neugegr. Schillertheater Bln. 1896 wurde er an d. Stadttheater in Lzg. berufen u. trat am 1.10.1902 als Regisseur u. Dramaturg in d. Verband d. kgl. Schauspiele in Bln. ein. Ab 1909 war er am Hoftheater in Braunschweig tätig. Auch mit A. hat d. alte Öst. einen seiner berühmten Regisseure an d. Aus-land abgegeben.V. A. wurde ein in d. reclamschen Bibl. erschienenes Drama Das Buch Hiob mit großem Erfolg im Dresdner Hof- u. im Rigaer Stadttheater aufgeführt. Erwäh-

nenswert sind auch d. Bearb. v. Ibsens Kaiser u. Galiläer, d. in Meiningen sehr erfolgreich war, u. d. Schauspiel Das Friedensdenkmal 1894. Sein Schauspiel Die Karriere wurde in Posen uraufgeführt, Im Bann d. Lügen in Görlitz.Eine Forschungsarb., d. Autoren wie A., d. v. Theaterbetrieb inspirierten wur-den, berücksichtigt u. ihre Werke ge-schmacksgesch. bestimmt, fehlt.

WERKE: Lustspiel: Nur drei Worte, Lzg. 1891. Schauspiele: Das Buch Hiob, Lzg. 1891. Diese beiden Werke kamen 1894 in Lzg. in Reclams Universal-Bibl. (Nr. 1869) heraus; Das Friedensdenk-mal, (als Ms. gedruckt), Halle a.d. Saa-le 1898; Kaiser u. Galiläer, o.O. o.J.; Die Karriere, o.O. o.J.; Im Banne d. Lügen, o.O. o.J.; Drei Siege o.O. o.J.

LITERATUR: H. Heller: Mährens Männer d. Gegenwart, Brünn 1892, Bd. 5; L. Ei-senberg: Großes biogr. Lex. d. dt. Büh-ne im 19. Jh., Lzg. 1903, Nachtrag; Das lit. Lzg., Lzg. 1897, Bd. 76; Winningers Jüd. National-Biogr. Czernowitz 1925, Bd. 71; R. Heuer: Bibliographia Judaica, Mchn. 1981, Bd. 1, 4.

Sylvia E. Mayer-Koukolik

Adler, Max (13.3.1877 Wien – ?), Dr. phil., Mitgl. d. »Verbandes dt. Bühnen-schriftsteller«, lebte als Journalist u.a. in Dresden-Hellerau.Neben sozialgesch. Schriften (z.B. Die Anfänge d. merkantilistischen Gewerbepolitik, 1903) u. lit.krit. Beitr. in Zs. (z.B. Rez. ei-ner Ausg. v. Werken FERCHER V. STEIN-WAND) gab A. einige lit. Werke heraus (u.a. eine Ausw. aus Joseph v. Görres Christlicher Mystik u.d.T. Hinter d. Welt ist Magie, 1931). Sein eigenes – nicht sehr umfangreiches – lit. Œuvre umfasst R. (Die Tanzsinfonie, 1914) u. Dramen (Das neue Reich, 1920) v. lediglich geringer Be-deutung u. Wirkung.

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WERKE (Ausw.): Roman: Die Tanzsinfo-nie, o.O. 1914. Drama: Das neue Reich, o.O. 1920. Hg.: Hinter d. Welt ist Magie, Gesch. v. Heiligen u. Sehern, Zauberern u. Dämonen aus d. »Christlichen Mys-tik« v. Joseph Görres, Dresden 1931.

LITERATUR: Nagl/Zeidler/Castle, Bd. 3; Kürschner 1934.

Sylvia Leskowa

Adler, Moritz (3.9.1831 Habern/Hab-rina/Böhmen – 25.1.1907 Wien) absol-vierte d. Gymnasium in Iglau u. Prag u. stud. danach in Prag u. Wien Rechts- u. Staatswiss., antike u. moderne Sprachen u. Lit.; er lebte als Schriftsteller in Wien. In seinen Werken setzte er sich stets für d. Schutz d. internat. Friedens ein u. propagierte d. Schaffung eines Welt-rechts. A. war Mitarb. mehrerer Zs. In BERTHA V. SUTTNERS Monatsschrift Die Waffen nieder veröff. er um 1895 40 popu-lärwiss. Artikel. Sehr bekannt war auch sein 1868 im Prager Verlag STEINHAU-SER erschienenes zeitkrit. Prosawerk Der Krieg, d. Kongreßidee u. d. allg. Wehrpflicht im Lichte d. Aufklärung u. Humanität unserer Zeit. 1868 gab er in Budapest d. Wespen, 1881 in Wien d. Wr. Wespen heraus, bei-des zeitkrit. Bücher. 1901 veröff. er d. »idealistische« Märchen Die Opale.

WERKE: PRO SA : Der Krieg, d. Kongreßidee u. d. allg. Wehrpflicht im Lichte d. Aufklä-rung u. Humanität unserer Zeit [….] v. einem Freunde d. Wahrheit, Prag 1868; Offenes Sendschreiben an p.t. Herrn Prof. Theodor Billroth, Bln. 1892; Die Opale. Ein idealis-tisches Märchen, Wien 1901. Hg.: Wespen. Streiflichter, Budapest 1868; Wr. Wespen. Streiflichter, Wien 1881.

LITERATUR: Brümmer, Bd. 1; Kosel, Bd. 1; F. Jaksch: Lex. sudetendt. Schrift-steller, Reichenberg 1929, Bd. 16; Nekro log zu Kürschners Dt. Lit. Kalen-der 1901-35, Bln./Lzg. 1936, Sp. 4; R.

Heuer: Bibliographia Judaica, Mchn. 1981, Bd. 1 u. 4.

Sylvia E. Mayer-Koukolik

Adler, Moriz (2.8.1839 Verpelét/Un-garn – 16.5.1889 Wien) arb. weniger als Schriftsteller, denn als Journalist u. Red. Nach einer unbekannt gebliebenen Jugend fällt er als Mitarb. verschiedener Zs. d. In- u. Auslandes auf, so war er Red. d. Wr. Wespen, eines humorist. d. zeitgenöss. Gesell. – auch d. Judentum – satirisch betrachtenden Journals, dessen Eigentümer, Hg. u. verantwortlicher Red. LEOPOLD SPITZER war. A. war für d. Feuilleton u. d. humorist. Aufs. verant-wortlich. Da d. Beitr. namentlich nicht gezeichnet sind, lässt sich A. Verfasser-schaft im Einzelnen nicht bestimmen. Die vielen Bilderwitze, Anekdoten u. Kurzerz. führen stehende Figuren – wie z.B. d. »Herrn v. Wespeles« o. d. »Herrn v. Giftstich« – ein, d. ihre satirisch-wit-zigen Kommentare zum Zeitgeschehen vorbringen. A. gab 1867-78 in Ungarn d. Zs. Der Kobold in ung. Sprache heraus. – Er soll auch mehrere Bühnenwerke ver-fasst haben, doch sind weder Titel noch Aufführungsorte eruierbar.

WERKE: Hg./ Redaktion: Wr. Wespen, Wien um 1895; National oekonomische Re-vue; Der Kobold, Ungarn 1867-78. Dra-men: angeblich einige Bühnenwerke.

LITERATUR: Eisenberg; Hdb. öst. Auto-rinnen u. Autoren jüd. Herkunft, 18.-20. Jh., Mchn. 2002.

Eva Münz

Adler, Paul (4.4.1878 Prag – 8.6.1946 Zbraslav), Sohn d. jüd. Kaufmanns Adolph A. (1839-1915) u. dessen Ehe-frau Laura, geb. Popper (1852-1925), besuchte 1883-88 d. »Piaristenschule« in d. Prager Herrengasse, 1888-96 d. k.u.k. Dt. Staatsobergymnasium am Graben (1896 Matura). V. Okt. 1896

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bis Juli 1900 stud. A. Jus an d. Dt. Univ. Prag, daneben hörte er Vorlesungen in Phil. u. Logik bei Marty, Genetische Phil. bei Christian v. Ehrenfels, Pro-motion am 25.1.1901 zum Dr. jur. bei Prof. Ullmann. 1901 übersiedelte er nach Wien; nach vorübergehender Tä-tigkeit als Jurist in einer Kreditanstalt u. als Rechtspraktikant bei Gericht be-endete A. seine jurist. Karriere, als er d. Nähmaschinenfabrik Singer gegen eine arme Witwe vertreten musste. Erste G. erschienen in DEUTSCHE ARBEIT IN BÖH-MEN u. DEUTSCHE DICHTUNG. Weitere Etappen d. künstlerischen Laufbahn u. d. Lebensstationen sind: 1902/03 erste Begegnung mit d. späteren Verleger Ja-kob Hegner, gemeinsamer Paris-Aufent-halt, 1903 Erteilung einer Subvention d. GESELLSCHAFT FÜR FÖRDERUNG DT. WISSENSCHAFT, KUNST U. LITERATUR IN BÖHMEN, Französischlehrer an d. k.u.k. Kriegsflottenschule in Pola. 1903-10 mit Hegner Italien-Reise, beide 1908-10 Gäste d. Bildhauers Paul Peterich in Flo-renz. Hier lernte A. seine spätere Frau, d. verw. Anna Kühn, geb. Dusik, eine Verwandte d. Familie Peterich, kennen. Bekanntschaft mit THEODOR DÄUBLER. 1910 erneut nach Paris, dann mit Anna Kühn nach Mchn. u. Wien, 1911 Um-zug nach Bln. 1912 Geburt d. Tochter Elisabeth. Erste Erz. in Lit. Zs. (DEUT-SCHE ARBEIT IN BÖHMEN, BOHEMIA, MÄRZ, DAS LITERARISCHE ECHO, PLAN), Freundschaft mit Alfons Paquet, Emil Strauß, Georg v. Mendelssohn, Bekannt-schaft mit FRANZ KAFKA U. Paul Claudel. 1914 Geburt d. Sohnes Hans. Im 1. WK verweigerte A. als Pazifist d. Militär-dienst, 1917 für untauglich erklärt. Sei-ne Prosawerke Elohim. Ein symbolischer Geschichtenkreis (1914) Nämlich. Erzählende Aufzeichnungen (1915) u. Die Zauberflöte (1916) erschienen im Hellerauer Verlag, seine G., Kurzgesch., Dramenfragmen-

te, Essays u. Übers. in expressionist. Zs., v.a. in d. Aktion. 1915 Tod d. Vaters. 1917 Eintritt in d. USPD, während d. Revolutionswirren im Nov. 1918 Mitbe-gr. d. Sozialist. Gruppe geistiger Arbeiter (o. Künstlerrat), d. mit revoltierenden Arbei-tern kooperierte, Einsatz für gewaltlose Revolution, 1919 nach d. Sieg d. Weima-rer Koalition enttäuscht Rückzug aus d. Politik. Nach Gründung d. ČSSR nahm A. d. Angebot v. ARNE LAURIN, d. Chef-redakteurs d. neuen PRAGER PRESSE, an u. ging als Kunst- u. Theaterreferent die-ser Ztg. nach Prag, schied neun Monate später im Dez. 1921 wegen d. tschech.-nationalist. Orientierung d. Bl. wieder aus u. ging über Wien Ende 1922 auf Umwegen nach Bln. u. v. dort nach Hel-lerau bei Dresden. 1925 Tod d. Mutter in Prag. Eheschließung mit Anna Kühn (2.5.1874 Wien – 23.2.1950 Zbras-lav). Arb. an seiner Japanischen Literatur (1925) u. d. Sachwörterbuch zur japan. Li-teratur (1925). V.a. Übers., Beitr. für Die literarische Welt, Der Querschnitt u. d. WR. BÜHNE (Rez., Aufs., Kritiken). Befreun-det mit Camill Hoffmann, Max Pollack u. d. Lzg. »Juden-Missionar« Pastor Har-ling. Nach Hitlers »Machtübernahme« Übersiedlung d. Kinder nach Prag, am 11. März 1933 Überfall v. Nazis auf A. Haus, endgültige Übersiedlung nach Prag. Mitarb. an d. PRAGER PRESSE mit wöchentlichen Kulturfeuilletons. A. fühlte sich in d. ČSSR im Exil, ohne frühere Freunde. 1938 nach d. Münch-ner Abkommen Übersiedlung nach Königsaal (Zbrslav) bei Prag, wo A. am 30.7.1939 einen Schlaganfall erlitt, d. ihn lähmte. Annäherung an d. v. d. Nazis später hingerichteten tschech. Schriftstel-ler Vladislav Vancura. A. »Mischehe« bewahrte ihn während d. NS-Zeit vor d. Deportation. Zweiter Schlaganfall im Mai 1946. A. starb in Zbraslav, Grab auf d. Prager jüd. Friedhof.

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A. Bedeutung liegt in seiner Prosa. Die etwa 1901-08 entstandenen Jugendg., konventionell in Form u. Inhalt, gehö-ren d. Neuromantik an. A. sucht Trost in einer Verschmelzung mit d. Unend-lichkeit d. Alls (»Ruf«). In d. expressi-onist. Phase (1910-20) wird d. persönl. Erleben auf d. Du u. auf d. allg.-men-schl. Empfinden erweitert, d. kosmische Zug wird durch d. menschl. Dimension ersetzt, d. Stimmung einer Bedrohung (»Abend«), d. Gefahren, d. d. Zivilisa-tion mit sich bringt (»Ihr Wälder«), d. Pathos d. neuen Menschheit (»Die Strö-me«) finden in A. Lyr. ihren Ausdruck. Eine bes. Gruppe sind durch ihre The-matik rel. G. Sie reichen v. Gefühl d. Resignation u. Verzweiflung an dieser Welt (»Ich weiß nicht mehr«) bis zur of-fenen Auflehnung gegen Gott (»Genug! Genug!«), d. Übergang zwischen Lyr. u. Prosa bilden A. 1914-16 entstandene u. in d. Aktion veröff. Dramenfragmen-te. Der Schwerpunkt v. A. Prosa liegt v.a. in seinen drei größeren Werken Elo-him, Nämlich u. Zauberflöte. Elohim. Sym-bolischer Geschichtenkreis besteht aus vier Gesch. aus d. jüd. Mystik, d. chines. Taoismus, d. Welt d. Christentums u. d. Antike. Elohim, d. erste Tl., erzählt, wie Israel zum auserwählten Volk wur-de. Die zweite Gesch. Der Berg d. U-Tao-Tse symbolisiert d. Suche d. Menschen nach d. richtigen Weg zum Nirwana u. fragt nach d. Wahrheitsgehalt d. Wirk-lichkeit. Etwas unklar ist d. Parabel d. dritten Tl. Das unechte Buch d. Johanni-den. Die Gesch. fußt auf d. ma. Legen-de v. östlichen Land d. Johanniden. Das idealisierte Bild eines christlichen Reiches entsteht, d. in vollkommener Eintracht mit d. Nachbarn, sich selbst u. d. Natur lebt bis es v. einem unerwar-teten Untergang überrascht wird. Das vierte Buch, Der Tod d. Platon, Platon diesmal als Magier, verkörpert d. Welt

d. griech. Phil., d. v. König Salomon, d. Vertreter d. Lehre Jahwes, besiegt wird. Nämlich. Erzählende Aufzeichnungen ist d. innere Monolog eines jungen Mannes, dessen Lust am eigenen Untergang im Wahnsinn endet. Das an Umfang größte Prosawerk A. ist Die Zauberflöte, eine aus vier Tlen. bestehende Gesch., locker angelehnt an EMANUEL SCHIKA-NEDERS Libretto-Text. Parallelen u. Ab-weichungen vermischen sich: Des ver-träumten Tamino Suche nach Pamina wird zur Suche nach d. eigenen Ich u. unerwartet fortgesetzt in d. modernen Großstadttr. d. Elektrotechnikers Karl Tamin. Im Unterschied zur Mozart-Oper bleibt d. Verzweiflung d. men-schl. Seele bei A. bestehen. Der gleiche Themenkreis wiederholt sich in seinen anderen Erz.: Ma. Legenden werden oft in neuer Version erzählt, wie z.B. d. Legende v. Papst Gregor in d. N. Der Anachoret, d. Legende v. hl. Franziskus v. Assisi wird in d. Erz. Franz ins Ge-genteil verkehrt. Hist. Personen (Abé-lard, Konrad III., Heinrich V., Jacopo Bernini u.v.a.) werden in einen neuen Zusammenhang gebracht, häufig wie-derholt A. Motive aus verschiedenen Sagenkreisen (z.B. d. Prometheus-Mo-tiv u. d. d. Höllenfahrt).Die in A. Werken behandelte Proble-matik ist d. Frage nach d. Wirklichkeit, nach d. Bösen in d. Welt, nach d. Be-ziehung einzelner Menschen u. Völker zur höheren Macht, zu Gott o. Göttern. Das eigene Ich, d. Sein, d. Wirklichkeit, in d. d. Nichts meist d. einzige Antwort ist, stehen ebenso im Mittelpunkt d. In-teresses wie d. Beziehung d. Menschen zu Kirche u. Religion bzw. deren Be-ziehung zur weltlichen Macht. Die epi-sche Erzählweise wird durch zahlreiche G., Gesänge u. lyr. Stimmungsbilder »lyrisiert«, eine Entwicklung zur lyr. Epik wird deutlich. Die Nachahmung

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d. einfachen Sprache d. Bibel, chines. Sprüche, Elemente d. griech. Mytholo-gie u. christlicher Motive, Vorliebe für Wortspiele u. Namensymbolik tragen zu einer weiteren Auflockerung d. Form bei. Zu einer Wende in A. Schaffen bis zur Verzerrung d. Form kommt es in Nämlich: Kurze Einbrüche in d. einheit-lichen Erzählstrom signalisieren abrupte Gedankenwechsel d. Helden. Die chro-nologische Erzählweise wird v. einigen gleichzeitigen Erzählebenen abgelöst. In d. Zauberflöte wird d. Zeit- u. Raumgren-ze aufgehoben, d. moderne Apokalypse dringt in d. Fantasiewelt ein.

WERKE: Prosa: Elohim. Ein symbolischer Geschichtenkreis, Hellerau 1914; Nämlich. Erzählende Aufzeichnungen, Hellerau 1915; Die Zauberflöte, R., Hellerau 1916. Dra-ma: Der Seelensturm. Tragische Szene, in: Die Aktion 5, 1915, Sp. 667-675; Zwei Szenen aus d. Drama Gregorius v. Stein, d. arme Sünder, in: Die Aktion 6, 1916, Sp. 306-308; Tod d. Prometheus, in: ebd., 1916, Sp. 369-374. Lit. Nachl. im Besitz d. Sohnes Hans A., London.

LITERATUR: L. Abdicht: P.A., ein Dich-ter aus Prag, Wiesbaden 1972; M. Brod: Der Prager Kreis, Stgt. 1966; Lexikon d. öst. Exillit., Wien 2000, 30.

Helena Teufel

Admont, Engelbert v. → Engelbert v. Admont

Admont, Gottfried v. (* um 1100 in Schwaben – 25.6.1165 Admont i. Enns-tal), Mönch, später Prior d. Schwarz-wälder Reformklosters St. Georgen, stand v. 1138 bis zu seinem Tod d. Be-nediktinerkloster Admont im Ennstal als Abt vor. Unter seiner Leitung wur-de d. Kloster zu einem weit ausstrahlen-den Zentrum d. v. seinem ebenfalls aus St. Georgen berufenen Vorgänger, Abt Wolfhold, eingeführten Hirsauer Re-

form in ihrer spezifisch Admonter Aus-formung. Bibl. u. Skriptorium erlebten eine ausgesprochene Blütezeit – untrüg-liches Zeichen für reges Geistesleben. In diesem Zusammenhang ist d. Brief F. an d. Mönch O. bemerkenswert, in d. er ihn ersucht, ihm aus d. Klosterbibl. v. Tegernsee Texte zur Abschrift zur Ver-fügung zu stellen, d. in Admont nicht vorhanden waren, darunter namentlich d. Werk De bello Iudaico d. Iosephus Fla-vius (Pez, Bernhard: Thesaurus anecdoto-rum novissimus, Bd. 6/1, 1729, Sp. 364, danach Migne PL 174, Sp. 1209-12, zuletzt Wichner, 1874, 289, Nr. 50 bzw. Wichner, 1892, 11). A. Wirken blieb nicht auf d. Kloster beschränkt, er unterstützte nachhaltig – nicht zuletzt durch seine weitreichenden Verbindun-gen – d. Reformbestrebungen d. Salzb. Erzbischöfe Konrad I. u. Eberhard I. Im Schisma v. 1159 ergriff er wie Eber-hard I. kompromisslos d. Partei Alex-anders III. In seinem jüngeren Bruder IRIMBERT fand A. eine wichtige Stütze; offenkundig gab es auch eine ersprieß-liche Zusammenarb. bei d. umfangrei-chen Predigttätigkeit (Braun).Das Werk A. ist aus seinen Admonter Predigtzyklen hervorgegangen. Die Homilien wurden zunächst nieder-geschrieben u. offenbar lange Zeit in losen Heften gesammelt, um 1160-65 einer eingehenden Überarbeitung unterzogen u. in fünf großformatige Prachths. eingetragen. Obwohl in Ad-mont zur Zeit A. schon frühscholasti-sche Schriften zur Verfügung standen, fanden sie in seinen Predigten, d. sich überwiegend mit d. klösterlichen Le-ben, Fragen d. Dogmatik u. Moral so-wie mit Bibelexegese – mit auffallender Neigung zu mystischer Erklärung hebr. Eigennamen – befassten, keinen Nie-derschlag; d. Abt blieb Anhänger d. tra-ditionellen »monastischen« Theologie.

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Die Predigten waren übrigens nicht nur für d. Mönche bestimmt; v. IRIMBERT wissen wir, dass A. sich an Festtagen vor d. Gitter d. Sprechzelle auch an d. Admonter Nonnen wandte. Insgesamt sind 193 Homilien überliefert: 92 Sonn-tagspredigten, 85 Festtagspredigten u. 16 zu verschiedenen Bibelstellen. Die v. A. getroffene Anordnung d. redigier-ten Homilien in d. Sammel-Hs. wurde v. Pez in seiner Druckausg. – d. d. frü-heren Textfassungen nicht berücksich-tigt – nicht beibehalten, sondern an d. liturgische Ordnung d. Kirchenjahres angepasst.

WERKE: hg. v. B. Pez: Venerabilis Godefridi Abbatis Admontensis […] homiliae, Augs-burg/Graz 1725; dazu kommt d. Liber de decem oneribus in quaedam capita Isaiae in B. Pez: Thesaurus anecdotorum no-vissimus, Bd. II/1, 1721, Sp. 425-500 (hier irrige Zuweisung an Irimbert). Alle Texte nach diesen Ausg., in: J.P Migne: Patrologiae cursus completus, Series secunda [Latina], Bd. 174, 1854, Sp. 21-1210. Als einzige Probe aus d. früheren Textfassungen hat Braun 1967, 223-234, d. Einleitung zu einem Predigtzyklus d. Sommersonntage publiziert.

LITERATUR: J. Wichner: Gesch. d. Be-nediktiner-Stiftes Admont […] bis zum Jahre 1177, 1874; ders.: Kloster Admont u. seine Beziehungen zur Wiss. u. zum Unterricht, 1892, 9-15; P. Classen: Gerhoch v. Reichersberg, 1960 (Regis-ter); ders.: G. v. A., in: NDB 6, 1964, 669f.; J. Beumer: D. mariologische Ge-halt d. Predigten G. v. A., in: Scholastik, Bd. 35, 1960, 40-56; U. Faust: G. v. A., Ein monastischer Autor d. 12. Jh., in: Studien u. Mitt. zur Gesch. d. Benedikti-ner-Ordens, Bd. 75, 1964, 271-359; J.W. Braun: D. Überlieferung d. Schriften G. u. Irimberts v. Admont, Diss. phil., Gie-ßen 1967, mschr.; ders.: Irimbert v. Ad-

mont, in: Frühma. Studien, Bd. 7, 1973, 266-323; ders.: G. v. A. in: VL 23, 1981, Sp. 118-123.

Winfried Stelzer

Admonter Annalen → Annalistik

Admonter Briefsammlung → Brief-sammlungen

Admonter Osterfeiern → Admonter Passionsspiel → Osterspiele

Admonter Passionsspiel, Das, ist in einer Hs. (Reinschrift in d. Bibl. d. Be-nediktinerstiftes Admont, Stmk., viel-leicht auch dort angefertigt, datierbar zw. 1561 u. 1590) erhalten. Es umfasst 1600 Verse, d. auf über 80 Rollen ver-teilt sind. Ob d. Spiel, d. einen Tag als Spieldauer beansprucht hätte, jemals aufgeführt wurde, ist unbekannt. Sein anonymer Verf., wahrscheinl. ein kath. Ordensgeistlicher, verfügte nicht nur über ausgezeichnete Bibelkenntnisse, sondern stattete d. Werk – als erfahre-ner Musiker – mit vielen lat.-liturgischen Gesangsstücken aus., d. mit allg. Gedan-ken d. spezifischen dt. Text umspielen. Dargestellt wird d. Passions- u. Oster-geschehen, d. d. Himmelfahrt Christi einschließt. Es fällt auf, dass d. Verf. versucht, d. biblische Heilsgeschehen mit rel. Innigkeit u. Konsequenz vorzu-tragen. Er verzichtet auf d. seit d. Spät-ma. gebräuchlich gewordenen (welt-lichen) ausschmückenden Elemente derber Komik, drastischer Realistik u. ausufernder Krämerszenen. Die rel. Er-bauung d. Zuschauers ist beabsichtigt; er soll – v. d. Handlung u. v. spirituel-len Wortlaut – ergriffen, in d. sakralen Horizont d. Osterfeiern, aus d. sich ur-sprünglich diese Spiele entwickelt hat-ten, zum erneuten Bekenntnis d. kath. Glaubens herangeführt werden.Das A.P. entstand zur Zeit d. vehemen-ten Entfaltung d. ev.-protest. Konfession

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in d. öst. Ländern. Gerade d. Bevölke-rung d. Alpentäler um Admont nahm d. neuen Glauben gern an, u. so wird es d. Absicht d. Spielverf. gewesen sein – ähnlich d. Protestanten – ernsthafter d. rel.-sakralen, d. liturgischen Charakter seiner Passion zu betonen, als dies sonst in d. kath. Spieltradition üblich war. Deshalb bezieht d. Verf. d. alten kirch-lichen Gesänge (Hymnen, Antiphonen) u. d. Wort d. Evangelien in seinen Text mit ein u. springt gleichsam über sei-nen eigenen Schatten: Aus d. Passions-spiel (Fassung v. 1561) d. Protestanten Hans Sachs übernimmt er wörtlich so viel Text, dass er damit zwei Drittel d. Passionsteils ausstatten kann. Ähnlich wie WOLFGANG SCHMELTZL für sein Schuldrama bei d. Wr. Benediktinern d. Schottenklosters Nutzen aus d. protest. Schuldramatik um 1540 zog, so hand-habt es dieser kath. Spielautor wenig später mit seiner protest. Spielvorlage. K.K. Polheim erschloss mit seiner reich kommentierten Ausg. d. A.P. d. Text in sprachgesch. u. lit.gesch. Hinsicht, druckte ebd. d. ADMONTER OSTERFEIERN s. OSTERSPIELE ab u. zeigte deren Zusam-menhänge mit d. späteren Passionsspiel auf. Einflüssen d. protest. Spieltradition auf d. kath. Drama d. Zeit müsste noch weiter nachgegangen werden.WERK: Das A. P. hg. v. K.K. Polheim, 2 Bde., Mchn./Paderborn/Wien 1972.

LITERATUR: s. d. Ausg. v. Polheim u. R. Bergmann: Kat. d. dt.-sprachigen geistl. Spiele u. Marienklagen d. MA, Mchn. 1986, 39-41.

Herbert Zeman

Adolfi → Hirsch Adolf

Adolph, Johann Baptist (25.3.1657 Lieg-nitz/Schlesien – 14.9.1708 Wien), stud. bei d. Jesuiten u. bat 20-jährig um seine Aufnahme in d. Gesell. Jesu. Nach d. vorschriftsmäßigen zweijährigen Aufent-

halt im Wr. Noviziat beschloss er, in d. öst. Provinz d. Ordens zu bleiben. Nach-dem er seine phil. u. theol. Studien (drei bzw. vier Jahre) absolviert hatte, wirk-te er einige Jahre lang in Linz, Passau, Raab, Steyr, Eperjes (Ungarn) u. Graz, wo er Lehrer d. unteren Klassen, Kan-zelredner u. Praeses Domus war. Durch seine rege Tätigkeit als Verf. v. Schuldra-men u. Choragus (Spielleiter) erregte er d. Aufmerksamkeit seiner Oberen, d. ihn nach Wien beriefen. Dort wurde sein ungewöhnliches dramat. Talent in d. Dienst d. zweiten großen Jesuiten-bühne d. Residenzstadt, d. d. Profess-hauses, gestellt. Gleichzeitig begann A. Laufbahn als Prediger u. Historiograf d. kaiserl. Hauses. An d. Fülle seiner Be-schäftigungen sollte d. berühmte, jedoch überlastete u. krank gewordene Pater comicus zugrunde gehen.V.a. als Theaterdichter zeichnete sich A. aus. Er verfasste für d. Wr. Bühne d. Gesell. Jesu zahlreiche Dramen, d. nicht gedr. wurden, deren Texte aber heute noch als Hs. (insgesamt 5 Bde.) in d. ÖNB (s.u.) aufbewahrt werden. Die Vorstellungen fanden in d. Regel in Gegenwart d. Kaisers o. Vertretern d. kaiserl. Familie statt. Meist wurden d. Schauspiele v. Studenten d. Jesuiten-univ. aufgeführt. A. verfasste d. Text u. hatte für Einstudierung u. Inszenierung d. Dramen zu sorgen. Zu seinen engsten Mitarb. zählten Nicht-Jesuiten: Anton Verlet, d. bekannte Ballettmeister, u. drei Komponisten: für d. Jahr 1696 Fer-dinand Tobias Richter, d. sich als Orga-nist u. Kapellmeister Kaiser Leopolds I. einen Namen machte, ferner Johann Michael Zächer, d. Hofmusiker d. Kai-sers, d. d. Musik zum am 27. Feb. 1705 gegebenen Hannibal schrieb u. Johann Bernhardt Staudt, d. als Kapellmeister d. Wr. Professhauses mehr als dreißig Mal mit A. zusammenarb. Es entwickelte

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sich sehr früh ein System, d. an d. einige Jahre zuvor am Hof ins Leben gerufene erinnert u. so v. Willen d. Herrschers zeugt, d. raschen Fortschritten d. welt-lich orientierten, in ital. Sprache – ver-fassten Opern u. Prunkspielen ein geist-liches Gegengewicht zu geben.Im Vergleich zur unmittelbar voran-gehenden Blütezeit d. Jesuitendramas unter AVANCINIS Leitung (nach einem »Interregnum« v. genau 15 Jahren wurde A. zum anerkannten Nachfolger seines Ordensbruders) nimmt sich A. Produk-tion unbestreitbar bescheidener aus. So fruchtbare Folgen d. Zusammenarb. mit Richter, Zächer, Staudt einerseits u. Ver-let (einmal auch, u. zwar 1707, Nicolas de Gode) andererseits auch zeitigen moch-te, es steht fest, dass nun nicht mehr v. einer quasi monopolartigen Stellung d. Jesuitendramatik gesprochen werden darf. An d. Wende v. 17. zum 18. Jh. gehörte zwar noch d. Jesuitendrama zum eigenen u. einzigartigen Theater-komplex d. Habsburger-Metropole; es verlor immer mehr an Bedeutung. Auch in Hinsicht auf d. technische Einrich-tung konnte es nicht mehr mit d. ital. Hoffesten konkurrieren; d. Zeit d. Epo-che machenden Pietas victrix (1659) war endgültig vorbei. Aber auch inhaltlich lassen sich schwerwiegende Verände-rungen u. Verschiebungen feststellen. Den großen gesch. Visionen, an denen AVANCINI gelegen war, räumte A. keinen nennenswerten Platz ein. Er brach radi-kal mit d. Motiven, mit deren Hilfe seine Vorgänger d. öst. Expansionspolitik im Donauraum u. d. Verwirklichung eines ausschließlich konfessionsbedingten Kur ses in d. Erblanden d. Wort redete. Beziehungen zur mythisierten Konstan-tinischen Ära sind ebenfalls nicht mehr zu finden. Barocke, auf Gesch. u. Man-tik aufbauende Panegyrik war nicht A. Sache. Dies hat jedoch nicht zu bedeu-

ten, dass d. Abweichungen v. d. stilist. u. motivischen Merkmalen d. Theater-produktion d. zweiten Hälfte d. 17. Jh. mit Desinteresse an d. v. d. Verfechtern einer streng durchgeführten Gegenre-formation propagierten, kulturell-rel. Bezugspunkten gleichzusetzen wären. Die Gelegenheiten, zu denen A. seine Werke verfasste, waren Höhepunkte d. Jahres (1. Jänner), d. liturgischen Zyklus (Fastenzeit, Karwoche, Fronleichnams-fest) u. d. für d. innere Geschlossenheit u. Selbstbehauptung d. Ordens nach au-ßen so wichtige Namensfest d. Ignatius v. Loyola am 31. Juli. Damit sind auch d. Themenkreise angegeben, an denen sich A. Produktion orientierte. Charak-terist. ist bei ihm d. genaue Beachtung dieser jährlich wiederkehrenden Anlässe u. d. sich daraus ergebende Indifferenz gegenüber d. großen dynastischen Er-eignissen (Königs- bzw. Kaiserwahlen, Feldzüge, Schlachten, Verträge, Frie-densschlüsse) u. familieninternen An-gelegenheiten (Geburten, Eheschließun-gen, Todesfälle). Das Moment d. Pietas Austriaca lebte gewiss weiter, nur mit d. Unterschied, dass d. Polit.-Öffentliche unübersehbar in d. Hintergrund trat. Dafür aber lässt sich eine deutliche Kontinuität dort beobachten, wo auf d. menschl. Gefühle – Freundschaft, Liebe, Zwietracht – u. theol. Grundansichten d. Katholizismus thomist. Prägung (z.B. entscheidende Rolle d. menschl. freien Willens o. Warnung vor d. aus Missver-ständnissen u. falscher Einschätzung d. menschl. Möglichkeiten entstehenden Tragik) zurückgegriffen wird. Im Unter-schied zu Bidermann u. AVANCINI neigte A. nicht zu extremen Situationen. Rel. Strenge, d. sich mit d. Erlebnis d. Aus-geliefertseins an d. Täuschung u. meta-physischer Angst paart, wie sie bei Bi-dermann anzutreffen ist, kannte er nicht. Die Helden d. Glaubens sterben bei ihm

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nur selten als Märtyrer. Ihr Heroismus offenbart sich am liebsten im alltägli-chen Leben. Mit dieser Humanisierung d. rel. Gefühls, d. auch einer in diesem Ausmaß bisher unbekannten Entfaltung d. Komischen u. d. – wiewohl behutsa-men, jedoch seit d. 16. Jh. nicht mehr üblichen – Gebrauch d. Volkssprache zugute kommt, geht eine überall zu spü-rende Neigung zum Moralisieren Hand in Hand. Menschl. Schwächen u. Ver-kehrtheiten kommen zu Wort u. werden mit Nachsicht ins Lächerliche gezogen, gerügt u. gebessert. In dieser grund-sätzlich ethischen Haltung, nicht mehr in d. großen hist.-polit. Konstruktionen sieht A. d. Fundament einer Eintracht stiftenden, Frieden garantierenden, Er-lösung fördernden Gemeinschaft. Auch im stellenweise spruchartig lapidaren Stil u. systematischen Rekurs auf Allego-rien, d. d. Sinn d. Geschehens deuten, bekundet sich diese Vorliebe fürs Ex-plizit-Moralisierende. Nicht v. ungefähr setzte sich damals, in erster Linie in A. Dramen, d. zuvor unbekannte Bezeich-nung »drama politico-morale« durch. Als Gesch.chreiber ist A. bis jetzt nicht gewürdigt worden, nicht zuletzt deshalb, weil er sich Leopold I. widmete u. v. Rinck u. Gualdo Priorato übertroffen wurde, sodass seine hist. Werke nie im Druck erschienen. In seinem noch vor d. Priesterweihe niedergeschriebenen Buch über d. Könige v. Ungarn blieb A. d. al-ten annalist. Verfahrensweise treu. Die Vita Leopoldi I steht mit ihren zahlreichen Schilderungen v. Turnieren u. fachtech-nischen Erklärungen v. Münzen unter Heranziehung antiker u. neuzeitlicher Kompendien in d. Tradition d. 16. Jh.

WERKE: Dramen: alle hs., ÖNB (Cod. Pal. Vind. 9809-9813). Die 5 Bde. ent-halten: I. Sponsus Animae in Eucharistia Repertus In Statione Theophorica Praesenta-tus, aufgef. am 29.5.1701, Cod. Vind.

9809ff., 1-24, Musik J.B. Staudt; Amor Patriae Sive Arminius Germaniae Defensor In Scena Propositus, 31.7.1701, Cod. Vind. 9809ff., 26-83, Musik J.B. Staudt; Judae Machabaei Gloriosa in Deum Fiducia in Scena Proposita, 1.1.1702, Cod. Vind. 9809ff., 86-138; Musik J.B. Staudt, Ballett A. Verlet; Caecus in Via Sive Duorum Caeco-rum Dolus Punitus, 26.2.1702, Cod. Vind. 9809ff., 140-188 u. Cod. Vind. 18 871, Musik: J.B. Staudt, Ballett: A. Verlet; Eucharistia Iter ad Gloriam Drama Morale, 18.6.1702, Cod. Vind. 9809ff., 191-229, Musik J.B. Staudt; Mens regnum bona possidet Seneca in Thyeste Drama Morale, 31.7.1702; Cod. Vind. 9809ff., 232-332, Musik J.B. Staudt, Ballett A. Verlet. II. Osculum Iustitiae et pacis Ante Annos M DC IC, 1.1.1699, Cod. Vind. 9810ff., 1-50, Musik J.B. Staudt, Ballett A. Verlet; Oc-cupationes Honoris et Virtutis in Hymenaeo Majestatis et Amoris, 1.3.1699; Cod. Vind. 9810ff., 52-96, Musik J.B. Staudt, Ballett A. Verlet; Catholicum Christianorum Dogma De Eucharistia Aloysio Gonzagae Quondam Ferdinandi Castilionis Filio a Carolo Borromeo Propositum nunc in ipso B. Aloysii anniversa-rio festo Dominicam Theophoricam incidente, 21.6.1699, Cod. Vind. 9810ff., 98-107, Musik J.B. Staudt; Metamorphosis Vinculo-rum Captivitatis in Vincula Amoris Exhibita, 31.7.1699, Cod. Vind. 9810ff., 109-149, Musik J.B. Staudt, Ballett A. Verlet; Ani-mi Humani Cura Medica In Anno Iubilaeo Ex-hibita, 1.1.1700, Cod. Vind. 9810ff., 150-187, Musik J.B. Staudt, Ballett A. Verlet; Carnis Privium Proscriptum, 21.2.1700, Cod. Vind. 9810ff., 188-248, Musik J.B. Staudt, Ballett A. Verlet; Hospitali-tas Divinae Sapientiae In Mensa Eucharistica Proposita, 13.6.1700; Cod. Vind. 9810ff., 249-283, Musik J.B. Staudt; Fatum Ine-vitabile, 31.7.1700, Cod. Vind. 9810ff., 285-329, Musik J.B. Staudt, Ballett A. Verlet. III. Tyrannis Humiliata Sive Sisara in manu mulieris Drama, 1.1.1705, Cod.

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Vind. 9811ff., 1-35, Musik J.B. Staudt; Generosi Nominis Haeres sive Hannibal Puer novennis bellum jurans adversus Latinos Dra-ma, 27.2.1705; Cod. Vind. 9811ff., 36-103 u. Cod. Vind. 18928, Musik J.M. Zächer; Regale Numisma Sive Eucharistia Drachma Nostrae Redemptionis Pro Stati-one Theophorica, 6.6.1706; Cod. Vind. 9811ff., 104-115; Hercules Successor Atlantis Drama, 31.7.1706; Cod. Vind. 9811ff., 116-169 u. Cod. Vind. 18925, Musik J.B. Staudt; Sancta Caecilia Coniux Virgo. In Dramate Data, 1.1.1707; Cod. Vind. 9811ff., 171-222 u. Cod. Vind. 18923, Musik J.B. Staudt; Parturiunt Montes Sive iactantia Thrasonica Prallhansen In Dramate Saturnalitio, 6.3.1707, Cod. Vind. 9811ff., 223-271, Musik J.B. Staudt; Philemon et Apollonius Martyres Drama, 14.9.1707, Cod. Vind. 9811ff., 272-312 u. Cod. Vind. 18970, Musik J.B. Staudt, Ballett N. de Gode. IV. Themistocles Atheniensium Dux Admete Molossorum Regi Mediante Regio Filiolo reconciliatus Schema comicum Generis Humani Deo reconciliati Mediatore Dei Filio, 1.1.1696; Cod. Vind. 9812ff., 2-89, Mu-sik F.T. Richter, Ballett A. Verlet; Carne-vale seu Voluntas de Carne Triumphans Drama morale, 4.3.1696, Cod. Vind. 9812ff., 92-135, Musik J.B. Staudt; Ballett A. Verlet; Alvilda in Hoste Sponsum Agnoscens Drama, 17.2.1697, Cod. Vind. 9812ff., 140-172, Musik J.B. Staudt, Ballett A. Verlet; Eu-charistia Dissidentium Conciliatrix In Seditiosa Manriquiana Legione comparens, 9.6.1697, Cod. Vind. 9812ff., 175-201 u. Cod. Vind. 18873, Musik J.B. Staudt; Gua-rinus poenitens Richildis Rediviva In scena Pro-ponuntur, 31.7.1697; Cod. Vind. 9812ff., 205-243, Musik J.B. Staudt, Ballett A. Verlet; Eucharistia Thema Laudis Specialis Laudata, 1.6.1698; Cod. Vind. 9812ff., 246-267, Musik J.B. Staudt; Mulier Fortis Cujus Pretium de ultimis Finibus sive Gratia Regni Tango Regina Exaltantis Pro Chris-to aerumnis clara, 31.7.1698; Cod. Vind.

9812ff., 270-323, Musik J.B. Staudt, Bal-lett A. Verlet; V. Virtus non postulat Annos Sive Scipio Iunior Romanorum Belli Imperator Drama Historico-Morale, 1.1.1703; Cod. Vind. 9813ff., 1-64 u. Cod. Vind. 18508, Musik J.B. Staudt, Ballett A. Verlet; Nemo Malus Felix Iuvenal 4. Drama Politico-Morale, 20.2.1703; Cod. Vind. 9813ff., 64-103, Musik J.B. Staudt, Ballett A. Verlet; Fi-des Aulica Probata et Approbata Constantio Chloro Imperatore Drama Historico-Morale Exhibitum, 31.7.1703; Cod. Vind. 9813ff., 105-149, Musik J.B. Staudt, Ballett L. Panigalli SJ; Pietas in Peregrinos sive Dido Tyriorum Regina Aeneam hospitio recipiens Dramation, 1.1.1704; Cod. Vind. 9813ff., 150-191, Musik J.B. Staudt; Eucharistia Amoris Nexus Inter Deum et Hominem Dra-mation, 25.5.1704, Cod. Vind. 9813ff., 192-232, Musik J.B. Staudt; Virtutis de Tempore Triumphus Dramation, 31.7.1704, Cod. Vind. 9813ff., 223-267, Musik J.B. Staudt, Ballett J.P. Rigler. Gedruckt wur-den in letzter Zeit: Alvilda in Hoste Spon-sum agnoscens, Sieveke, J. B. A., 297-335; Judae Machabaei Gloriosa in Deum Fiducia, Adel, Das Jesuitendrama, 32-88, mit dt. Übers.; Eucharistia Amoris Nexus Inter deum et Hominem Sievke, J. B. A., s.u. 337-381; Parturiunt Montes Sive iactantia Thrasonica Prallhansen, Adel, Das Jesuitendrama, s.u., 90-98: Auszüge mit dt. Übers.; Phi-lemon et Apollonius Martyres, Sieveke, J. B. A., s.u., 363-404.

LITERATUR: C. Sommervogel: Bib-liothèque de la Compagnie de Jésus, Brüssel/Paris 1900, Bd. 1, Sp. 53-54; L. Koch: Jesuiten-Lex. D. Gesell. Jesu einst u. jetzt, Paderborn 1934, Bd. 1, Sp. 15; B. Duhr: Gesch. d. Jesuiten in d. Län-dern dt. Zunge, Freiburg i.Br./Regens-burg 1907-28, Bd. 4,2, 79; K. Adel: D. Dramen d. P. J.B. A., in: Jb. d. Gesell. für Wr. Theaterforschung. 1952/53, 5-89; ders.: D. Jesuitendrama in Öst., Wien 1957; ders.: D. Wr. Jesuitentheater u. d.

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europ. Barockdramatik, Wien 1960; W. Fieber: J.B. A., Diss., Wien 1917, mschr.; O. Rommel: Rokoko in d. Wr. Kaiser-spielen, in: Maske u. Kothurn 1, 1955, 30-46; ders.: D. Altwr. Volkskomödie. Ihre Gesch. v. barocken Welttheater bis zum Tode Nestroys. Wien 1952, 98-102, 120-123, 139-143; F.G. Sieveke: J.B. A. Studien zum spätbarocken Jesuitendra-ma, Diss. Köln 1965; J.M. Valentin: D. lustige Person im dramat. Werk d.J. B. A. u. d. Maurus Lindemayr O.S.B., in: Aspekte d. Komischen im öst. (Volks-)Theater d. 18. bis 20. Jh. [= Kolloquium in Nancy 20./21. Nov. 1981, hg. v. J.M. Valentin. Austriaca 14], 1982, 29-47; ders.: Le Théâtre de Jésuites dans les pays de langue allemande. Répertoire chronologique d. pièces représentées et d. documents conservés 1555-1773, Stgt. 1983, 1. Tl.Bd.; Zeman 1.

Jean-Marie Valentin

Adolph, Karl (19.5.1869 Wien – 22.11.1931 ebd.), Sohn eines Zimmer-malergehilfen u. eines Dienstmädchens, wuchs im 3. u. 10. Wr. Gemeindebezirk auf u. besuchte hier d. Volks- u. Bür-gerschule; d. angestrebte Aufnahme in d. Abendklasse d. Kunstgewerbeschule kam nicht zustande. Vorerst im Beruf seines Vaters als Zimmermalerlehrling tätig, gewann d. Beschäftigung mit Lit. für ihn immer größere Bedeutung: ab 1901 arb. er als Red. für d. Witz-bl. DIE BOMBE, 1905 für d. MUSKETE. Sein damaliges bohemienhaftes Leben erfuhr eine Wendung, als er einen R. Haus Nummer 37 schrieb, d. v. d. lit. Öff. gut aufgenommen wurde. A. er-hielt 1909, gemeinsam mit R.M. RILKE, R.H. BARTSCH, E. ERTL u. K.H. STROBL d. BAUERNFELD-Preis, 1919 eine Eh-rengabe d. Stadt Wien, v.a. aber ver-schaffte man d. Autor eine Anstellung als Kanzleigehilfe im Wr. Allg. Kran-kenhaus; diese Tätigkeit übte er bis zur

Erreichung d. Ruhestandes aus Durch seinen Vater mit d. Sozialismus vertraut gemacht, beeindruckt auch v. d. Per-sönlichkeit Viktor Adlers, schloss sich A. bereits in jungen Jahren d. sozialist. Bewegung an, dort u.a. v. JOSEF LUIT-POLD STERN gefördert, d. ihn mehrfach zu Lesungen in d. »Bildungszentrale« d. Sozialdemokrat. Arbeiterpartei einlud; ab Mitte d. 1920er-Jahre wurde A. stän-diger Mitarb. d. Arbeiterztg., in d. zuvor bereits Vorabdrucke seiner R. Schackerl u. Töchter erschienen sind; seine Werke erreichten in d. Arbeiterbibl. hohe Aus-leihziffern. In d. letzten Lebensjahren nahm seine lit. Produktivität ab; aller-dings befindet sich eine Reihe ungedr. Werke, darunter einige Dramen, in d. v. d. Wr. Stadtbibl. aufbewahrten Nachl. A. schriftstellerische Laufbahn begann 1897 mit einem G.bd.; seine an LENAU u. Herwegh angelehnte Liebes- bzw. Freiheitslyr. muss aber als konventionell u. unbedeutend gelten. Interesse ver-dient A. in erster Linie als Verf. v. »Wr. Romanen«, in denen er d. z.Tl. noch idyllisch geschilderte Vorstadtmilieu d. ausgehenden 19. Jh. mit d. Expansion d. gründerzeitlichen Wien konfrontiert u. d. daraus resultierenden gesell. Prozes-se, v.a. d. Abgleiten d. unteren sozialen Schichten in d. Lumpenproletariat o. in d. Verbrechen, gestaltet. Das Charakte-rist. seiner Erzählweise entfaltet sich be-reits in Haus Nummer 37: d. Wahl eines lebensechten – aus eigener Erfahrung geschöpften – Schauplatzes, d. Ver-schränkung verschiedener Handlungs-stränge, d. aber hinter d. in epischer Breite ausgeführte Zeichnung d. Perso-nen u. ihrer Schicksale zurücktreten, d. effektvoll-realist. Gestaltung d. Dialoge im Wr. Dialekt u. eine auktoriale Erzähl-haltung, in d. humorvolle Züge ebenso zum Tragen kommen wie satirische. Man hat A., nicht ganz zu Unrecht, d.

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Attribut eines »Wr. Max Kretzer« bei-gegeben, einen öst. Naturalismus im literarästhetischen Sinne repräsentiert er jedoch nicht. Bemerkenswert, dass A. in seine Darstellung immer wieder sozialkrit. Züge, etwa in d. Entlarvung gesell. Vorurteile, einbringt u. dabei seine sozialdemokrat. Gesinnung nicht verleugnet, dass er aber (mit Ausnahme einiger kürzerer Erz. u. d. einzigen im Druck erschienenen einaktigen Dramas Am ersten Mai, d. in d. ihm vertrauten Zimmermalermilieu spielt) kaum jemals polit.-ideologische Tendenzlit. schrieb. (Tl.-)Nachl. in d. Hs.-Slg. d. Wr. Stadt- u. Landesbibl.

WERKE: Lyr.: Lyrisches, Lzg. 1897. Ro-mane: Haus Nummer 37. Ein Wr. Roman, Wien/Bln. 1908, 1919 Filmdrehbuch, 1934 Vorlage für ein Singspiel-Libretto v. F. Fischer; Schackerl. Eine Wr. Gesch., Dres-den 1912; Töchter. Ein Wr. Roman, Wien 1914, Übertr. ins Engl. v. J. Sternberg: Daughters of Vienna, Wien 1922. Drama: Am ersten Mai. Eine Tragikomödie d. Arbeit aus Friedenstagen, Wien/Lzg. 1919. Skiz-zen: Von früher u. heute. Wr. Skizzen, Wien/Lzg. 1924. Außerdem zahlreiche Skizzen, Berichte u. Erz., in: Die Bombe, Jg. 1902-04; Die Muskete, Jg. 1905; Der Sozialdemokrat, Nov. 1924; Arbeiterztg., Jg. 1921, u. Jg. 1925-29. Autobiogr.: in: Arbeiterztg., Jg. 1925-29; Drei Briefe 1915-1920-1925. Aus d. Nachlaß K. A., in: Arbeiterztg. v. 23.11.1931, 14f.

LITERATUR: Nagl/Zeidler/Castle, Bd. 3 u. 4; NDB; A. Schmidt: Dichtung u. Dichter Öst. im 19. u. 20. Jh., Salzb./Stgt. 1964, Bd. 2, 215f.; J.L. Stern: K. A., in: D. Kampf 12, 1918, Nr. 8, 327f.; F. Rosenfeld: K. A. – ein Arbeiterdichter, in: D. Sozialdemokrat 6, 1924, Nr. 11, 9; ders.: K. A. Zu seinem sechzigsten Ge-burtstag, in: Bildungsarbeit. Bl. f. sozia-list. Bildungswesen 16, 1929, XXIXf.;

E. Harrer: K. A. Versuch einer Mono-graphie, Diss., Wien 1949, m. bibliograf. Angaben zu d. Zs.veröff. A. u. zu seinen ungedr. Werken.

Ernst Fischer

Adolph, Rudolf (10.4.1900 Znaim/Mähren – 10.10.1984 Altdorf bei Lands-hut/BRD) war während d. 1. WK im k.u.k. Kriegspressequartier in Wien tätig. Er übernahm 1920 nach d. Tod seines Vaters dessen Kunst- u. Musika-lienhandlung mit angeschlossenem An-tiquariat in Olmütz, d. bis 1945 bestand u. als geistiger u. kultureller Mittelpunkt d. Ortes galt. Daneben betätigte er sich auch als Journalist. A. gründete d. Dt. Volkshochschule in Olmütz u. rief nach d. Schließung d. Dt. Theaters eine »Dra-matische Gesellschaft.« ins Leben, d. d. klass. Schauspiel pflegte, aber auch Wer-ke zeitgenöss. Autoren zur UA brach-te. Er spielte auch selbst in zahlreichen Rollen u. führte Regie. In d. Spielzeit 1923/24 gab A. d. bemerkenswerte Zs. DIE RAMPE heraus, d. v.a. an d. Theorie d. modernen Dramas orientiert war u. daneben Essays u. Auszüge aus d. Kor-respondenz zeitgenöss. Dramatiker u. Übersichten über d. Neuheiten d. Pra-ger u. Wr. Theater brachte. Anfang d. 1930er-Jahre war er Sekretär d. v. ihm gegr. »Gesellschaft für zeitgenöss. Kul-tur« in Olmütz, schrieb Rez. in nord-mährischen Zs., wie »Nordmährerland« u. förderte Vorträge u. Vorlesungen vieler Gelehrter u. Schriftsteller aus d. In- u. Ausland. 1942 wurde A. zur dt. Wehrmacht einberufen; nach d. Ent-lassung 1945 konnte er nicht mehr in seine Heimat zurückkehren u. blieb in Oberbayern. 1946 kam es zu einem Wiedersehen mit seiner aus d. Tsche-choslowakei ausgewiesenen Frau Jorma u. d. Kindern Brigitte u. Hubertus. In diese Zeit fällt auch d. Beginn d. Freund-schaft mit Rudolf Alexander Schröder,

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d. A. in mehreren Publikationen zu Le-ben u. Werk Schröders dokumentierte. Durch Cäsar v. Arx erhielt er wichtige Nachweise über d. Schweizer Exilzeit d. Dramatikers Georg Kaiser. Er knüpfte erste Kontakte mit Hermann Hesse in Montagnola, d. ebenfalls in mehreren Publikationen ihren Niederschlag fan-den. A. hielt zahlreiche Vorträge im In- u. Ausland u. war daneben als Kultur-korrespondent für mehrere Bl. tätig. In d. Nachkriegszeit besuchte er über 200 Autoren in Dtld., Öst. u. d. Schweiz, wo-rüber er in Reisetagebüchern berichtete. Von d. Schriftstellern stand ihm Her-mann Hesse als ehemaliger Buchhänd-ler am nächsten – mit seiner Tätigkeit beschäftigte er sich in d. Publikation Hermann Hesse – Schutzpatron d. Bücher-freunde (1952) u. Hermann Hesse. Freund d. Bücher (1962). 1957 wurde A. auf Emp-fehlung Rudolf Alexander Schröders zum Sekretär d. Gesell. d. Bibliophilen in Mchn. gewählt, 1964 auf Antrag v. Emil Preetorius zum Generalsekretär dieser Gesell. ernannt. Ab 1959 betätigte er sich als Schriftleiter d. neuen Folge d. Nachrichtenbl. d. Gesell. d. Bibliophilen, Wandelhalle d. Bücherfreunde. A. fungierte als Organisator d. jährl. Tagungen d. Gesell. d. Bibliophilen sowie 1959 als In-itiator d. »Ersten Internat. Bibliophilen-Kongresses« in Mchn. Sein Bd. Bücher, Bilder, Menschen (1959) ist Bücherfreun-den u. Sammlern, ihren Bibliotheken u. ihrer Tätigkeit gewidmet – Rudolf Alex-ander Schröder, Martin Bodmer, Horst Kliemann, Ernst Jünger, Emil Preetorius u.a.m. In d. Essayslg. Schatzgräber (1959) begibt A. sich auf d. Spuren v. Schrift-stellern – Hermann Hesse, RAINER MA-RIA RILKE, Ernst Jünger, Ernst Penzoldt, Ernst Wiechert, KARL HEINZ WAGGERL u.a. u. stellt interessante Sammlerbibl. u. Buchhandlungen vor. Die gleichen The-men werden in d. Bdn. Liebhabereien mit

Büchern (1956), Rheinische Sammler (1961), Sammler in Bayern (1964-68), Bücher, Sammler, Antiquare (1971) behandelt. – A. schrieb fast ausschließlich essayist. Werke über Lit.gesch., Bücherkunde u. kulturgesch. Fragen. Er beweist darin seine universelle europäische Bildung u. feinfühlige Beobachtungsgabe. In sei-nem Werk werden d. vorherrschenden Tendenzen d. zeitgenöss. Lit. ebenso an-gesprochen wie es auch d. Vermittlung aktueller Zeitphänomene in d. Kulturtra-dition dient.

WERKE: (Ausw., nur Buchveröff., aus-schließl. kulturgesch. Essayistik) Her-mann Hesse – Schutzpatron d. Bücherfreun-de, Sonderdr. auf Veranlassung v. W. Matheson, Olten 1952; Rudolf Alexander Schröder – Bibliographie. Zum 75. Ge-burtstag v. R.A. Schröder am 26.1.1953, Aschaffenburg 1953; Martin Bodmer u. d. Weltliteratur. 61. Publikation auf Veran-lassung v. W. Matheson, Olten 1954; Richard Doetsch-Benzinger, Privatdr., Ba-sel 1956; Liebhabereien mit Büchern, Nbg. 1956; Hermann Hesse – Freund d. Bücher, Erinnerung u. Dank, Mchn. 1957; Mon-tagnola – Begegnungen u. Erinnerungen. Zu H. Hesses 80. Geburtstag, St. Gallen 1957; Leben u. Werk v. Rudolf Alexander Schröder. Ein Brevier, Ffm. 1958; Rudolf Alexander Schröder, Aschaffenburg 1958; Schatzgrä-bereien. Bücher, Briefe, Begegnungen, Nbg. 1959; Bücher, Bilder, Menschen, Begeg-nungen. Sonderdr. d. Akad. f .d. Graph. Gewerbe zum I. Internat. Bibliophilen-kongress in Mchn., Mchn. 1959; Heitere Bücherwelt, Heidelberg 1960; Emil Preetori-us, Aschaffenburg 1960; Hans Fürstenberg, Aschaffenburg 1960; Umgang mit sich u. d. Welt. Ein Goethe-Brevier, Sonderdr. d. Büttenfabrik Hahnemühle, Mchn. 1961; Rheinische Sammler, Aschaffenburg 1961; Kleines Kaleidoskop. Für alle, d. mit Büchern u. Buchstaben umgehen, Sonderdr. d. Lino-type GmbH., Bln./Ffm. 1962; Herbert

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Post. Eine Würdigung seines Schriftschaffens zum 60. Geburtstag, Bln./Stgt. 1962; Alles Lebendige bildet eine Atmosphäre um sich her, H.P. zum 13.1.1963, Mchn. 1963; Hugo Borst, Aschaffenburg 193; Sammler in Bay-ern, I u. II, Aschaffenburg 1964, 1968; Umgang mit Dichtern. Notizen u. Erlebnisse eines Bücherfreundes (Olten 1967); Bücher, Sammler, Antiquare, aus dt. Auktionskata-logen, Mchn. 1971; Hg.: Die Rampe. Zs. für Drama u. Bühne, Olmütz 1923/24.

LITERATUR: A. Otto: R.A. – Homme de lettres. Zu seinem 75. Geburtstag, Mchn. 1975; Sudetenland (1980); Lex. dt.-mähri-scher Autoren, Olomouc 2002. Dankens-werte Auskünfte wurden auch v. d. Wit-we d. Autors, Frau Jorma A., erteilt.

Irene Elwischger/Eva Münz

Adolphus (v. Wien) nannte sich d. sonst nicht näher bekannte Verf. d. Do-ligamus, eines lat. Lehrg. in d. Tradition d. Frauenschelte. Die Vorstellung d. Au-tors erfolgt in Form eines Akrostichons im Prolog, d. Datierung d. Abfassung (1315) im Schlusstl., d. außerdem eine Widmung an einen Mag. Ulrich, Vor-steher d. Bürgerschule v. St. Stephan, enthält. Das G. umfasst 342 Distichen u. 7 leoninische Hexameter u. besteht aus 9 Exempla, welche d. Arglist u. d. erotischen Betrügereien d. Frauen illustrieren, allerdings nicht im Stil v. Schwänken, sondern mit d. scharfen, diffamierenden Unterton d. Predigt u. d. frauenfeindlichen Lit., wozu d. grä-zisierende Titel in d. Wr. Hs., ÖNB, Cod. 4264, fol. 143r folgend glossiert wird: Doligamus a dolus id est fraus, et gama mulier quasi fraus mulierum. Adressaten dieser Erz. über Weibertücke sind d. Studenten, denen Flucht u. Arbeit ge-gen d. Liebesverführung u. damit ge-gen alle Teufelei empfohlen wird. D. Forschung beschäftigte sich bisher v.a. mit d. Quellenfrage d. einzelnen Ex-

empla (Zwölfer, 1934, Habel, 1938) so-wie mit d. Rezeption d. Doligamus, d. bis in d. Humanismus (HEINRICH STAINHÖ-WELS Vorrede zum Äsop) reicht. 13 teil-weise glossierte Hs., eine unvollendete u. zwei Hs. mit Auszügen (Doligami flores) bezeugen d. Beliebtheit u. d. relativ brei-te Rezeption d. Doligamus. Ausständig ist noch eine d. gesamte Textüberlieferung berücksichtigende krit. Ausg. sowie d. Aufhellung d. Zusammenhangs d. gebo-tenen Exempla mit d. dt.-sprachigen Lit. dieser Zeit in allen, auch volkskundl. u. sozialgesch. Perspektiven.

WERKE: Älteste Hs. Darmstadt, Lan-desbibl., Cod. 2780, beste Wien, ÖNB, Cod. Vind. 4264; älteste Druckvorla-ge ist d. Wolfenbüttler Hs., Cod. 130 Quodl., danach P. Leyser: Historia po-etarum et poematum medii aevi, Halle a.d. Saale 1721, 2007-36; diesem folgt T. Wright: A Selection of Latin Stories from Mss. of the 13th and 14th Centu-ries, London 1843, 174-191; Auszüge bei J. Ulrich: Proben d. lat. Novellistik d. MA., Mchn. 1906, 5-14; krit. Ausg. [7 H.S. berücksichtigt] v. E. Habel: Der Doligamus d. A. v. W. in: Studi Medie-vali N.S. 11, 1938, 103-147).

LITERATUR: H. Zwölfer: D. Fabeln d. A., Diss., Wien 1934; Vorwort v. E. Ha-bel (s.o.); H. Rupprich: D. Wr. Schrift-tum d. ausgehenden MA., Wien 1954 [= SB d. Öst. Akad. d. Wiss., phil.-hist. Kl. 228/5], 59-62; F.J. Worstbrock: Adolf v. Wien, in: VL 12 (1978), 68-71.

Werner M. Bauer

Aenigmatias → Brentano, Franz

Aethicus Ister, rätselhaftes Ps. d. angeb-lichen Verf. einer ebenso rätselhaften Erdbeschreibung (Cosmografia) in Form eines abenteuerlichen Reiseberichts, d. d. Kirchenvater Hieronymus aus d. Griech. ins Lat. teils übertragen, teils

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paraphrasiert u. kommentiert haben soll. Ein griech. Original hat es sicher nie gegeben. Aethicus ist d. frühma. Schreibung für Ethicus, was nichts An-deres als Philosoph bedeutet. Ister kann Einwohner v. Istrien o. einer Gegend am Hister (Ister), d. Unterlauf d. Do-nau, bedeuten, was zur Behauptung skythischer Abstammung im Explicit passen könnte. F. Brunhölzl nimmt an, A. sei aus Scythia, einer kleinen Provinz am Schwarzen Meer, gekommen, habe in seinem Werk seine Reise nach Istri-en, ins Gebiet d. Patriarchats Aquileia, beschrieben u. ebendort gegen Ende d. 7. Jh. d. aus (verwirrten) lit. Entlehnun-gen u. Mystifikationen bestehenden Be-richt v. seinen anderen Reisen kreuz u. quer durch d. Welt bis an deren Ende in allen vier Himmelsrichtungen verfasst. Nach K. Hillkowitz hat A. seine Cosmo-grafia (mit deutlich frankenfeindlicher Tendenz) nach 768 verfasst, könnte aus Istrien stammen, aber später auch in Bayern ansässig gewesen sein u. in seiner Schrift Einiges an Alchemie, Mystik u. Magie verarb. haben. Beide Forscher wenden sich gegen d. Aufse-hen erregende These v. H. Löwe, A. sei identisch mit d. irischen Bischof Virgil v. Salzb. (767–784), d. mit seinem Fantasieprodukt d. Leichtgläubigkeit d. Leserschaft bloß stellen u. damit an Bonifatius († 754), seinem ehemaligen Widersacher im ›Antipodenstreit‹ eine Art ›geistiger Rache‹ habe ausüben wollen. Unterstützung hat d. These einer Entstehung d. Kosmografie im Umkreis Virgils in Salzb. insb. durch W. Stelzer gefunden, d. aus d. Analy-se eines neu entdeckten Hs.-Fragments Salzb. als Ausgangspunkt d. Überliefe-rung d. Kosmografie zu erhärten sucht. Hingegen betont O. Prinz d. Beziehun-gen d. Kosmografie zur frühkarolingi-schen Hofgeschichtsschreibung u. sieht

in ihrem Verf. am ehesten einen d. turk-stämmigen Avaren zuzurechnenden Kleriker o. Mönch, d. d. Werk Mitte d. 8. Jh. im Zentrum d. Frankenreichs Pippins verfasst habe. Trotz intensivs-ter Bemühungen bleibt d. Gestalt dieses Autors somit kontrovers, so wie sich d. Text selbst einem klaren Verständnis an unzähligen Stellen noch immer wider-setzt.

WERKE: hg. v. A. d’Avezac, in: Mé-moires présentés par divers savants à l’Académie d. inscriptions et belles lett-res I, 2, Paris 1852, 455-541; H. Wuttke, Lzg. 1853; O. Prinz, Mchn. 1993.

LITERATUR: K. Hillkowitz: Zur Kosmo-graphie d. A., Diss. Bonn 1934 = Tl. I; Tl. II, Ffm. 1973; H. Löwe: Ein lit. Widersacher d. Bonifatius, Wiesbaden 1952; F. Brunhölzl: Zur Kosmographie d. A., in: Fs. f. M. Spindler zum 75. Ge-burtstag, Mchn. 1969, 75-89; W. Stelzer: Ein Alt-Salzb. Fragment d. Kosmogra-phie d. Aethicus Ister aus d. 8. Jh., in: MIÖG 100 (1992), 132-149.

Fritz Peter Knapp/Christian Schneider

Agathon Verlag, Der, wurde 1946 v. d. Schriftsteller LEOPOLD WOLFGANG RO-CHOWANSKI in Wien gegr. Der A. war unmittelbar nach d. 2. WK einer d. we-nigen Verlage, d. sich um d. Lit. d. im Nationalsozialismus verfemten Moderne bemühten. Der kaufmännisch unerfahre-ne ROCHOWANSKI geriet allerdings schon bald in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Auch d. allg. Buchkrise u. d. ästhetisch ambitionierte Programm trugen dazu bei, dass d. A. 1949 d. Ausgleich anmelden u. seine Produktion einstellen musste.Im A. ersch. d. Almanach auf d. Jahr 46 (47/48), hg. v. ROCHOWANSKI, mit Texten (z.Tl. Originalbeitr.) d. bekanntesten öst. Autoren d. Jahrhundertwende u. Zwi-schenkriegszeit wie PETER ALTENBERG, FRANZ BLEI, HERMANN BAHR, EGON

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FRIEDELL, RICHARD BEER-HOFMANN, ROBERT MUSIL u. mit Zeichnungen v. H. Fronius, G. Klimt, OSKAR KOKOSCH-KA, ALFRED KUBIN, E. Schiele, F. Wotru-ba u.a. sowie Werke v. MARIE V. EBNER-ESCHENBACH, FRIEDRICH V. GAGERN (Der Retter v. Mauthausen, 1948), HERMANN BAHR u. PAUL CELAN (Edgar Jené, Der Traum v. Träume, 1948, mit Originallitho-grafien v. E. Jené).

LITERATUR: H.P. Fritz: Buchstadt u. Buchkrise. Verlagswesen u. Lit. in Öst. 1945-55. Diss. Univ. Wien 1989, 201-205. I. Mitterböck: Buchmarkt u. Verlagswesen in Wien während d. Be-satzungszeit. Diss. Univ. Wien 1992, Bd. II, 4-6.

Johannes Frimmel

Agnes, Elisabeth → Bobek, Agnes Elisa-beth

Agricola, Rudolf (d.i. Baumann, auch Wasserburgiensis Rhaetus u. Hydro-purgius Rhaetus, 1490 Wasserburg/Bodensee – 4.3.1521 Krakau) hat d. Kenntnisse antiker Lit. u. Rhetorik im dt.-ung.-sprachigen Grenzgebiet als Univ.lehrer u. Drucker verbreiten gehol-fen. Nach seiner Ausbildung in Rottweil stud. A. in Lzg. u. Krakau Humaniora u. Astronomie, erwarb in Krakau d. Bakkalaureat (1511) u. betätigte sich als Drucker. 1514 wurde er Rektor d. Ka-thedralschule in Gran, war mit d. Kar-dinal Thomas Bakás bekannt, ging im selben Jahr nach Wien, wo er bis 1518 Vorlesungen an d. Univ. über Rhetorik u. Poetik hielt. Hier wurde er mit GEORG TANNSTETTER, JOACHIM v. WATT u. CAS-PAR VELIUS bekannt u. 1516 v. Kaiser MAXIMILIAN I. zum Dichter gekrönt. Ab 1518 hielt er wieder an d. Univ. Krakau Vorlesungen über antike Autoren u. Rhetorik. A. Bedeutung liegt weniger in seinen Dichtungen, d. über Gelegen-heitspoeme u. öff. Reden nicht hinaus-

gehen, als vielmehr in seiner Lehrtätig-keit, seinen öff. Horaz-Interpretationen u. seinen Übers. aus d. Griech. sowie in seiner Drucker- u. Hg.-tätigkeit, d. ihm allesamt einen großen Einflusskreis öff-neten.

WERKE (Ausw.): Lyr.: Pro reverendissimo in Christo Patre, D. Domino Matheo Langio […] per R. Agricolam Rhetum Hydropurgium Elegia, Wien 1515; Quinque Disticha […], in: Algorithmus Georgii Peurbachii, Wien 1515; Hymnus de divo Martyre Stanislao, Wien 1519; Passio dominica per septem horas canonicas distributa, Krakau 1520. Rheto-rische u. philol . Schriften: Isocrates, Oratio ad Demonicum latine reddita, in: Cod. Vind. 3094, fol. 236r-245r; Paraeneticae per epitomen Isocratis e graeco in latinum translatae per R. Agricolam, in: Cod. Vind. 9629, fol. 1r-3v; Institutiones Vitae fusionisque eloquii, Krakau 1521.

LITERATUR: J. v. Aschbach: Gesch. d. Wr. Univ., Bd. II, Wien 1877, 141-145; G. Bauch, R.A. Junior: Ein Beitr. zur Gesch. d. Humanismus im dt.-poln.-ung. Osten, Breslau 1892 [= Wiss. Abh. z. Jahresbericht d. Ev. Höheren Bürger-schule II]; H.Chr. Klubak: Personalbi-bliogr. d. Lehrkörpers d. Wr. Artisten-fakultät d. Zeit v. 1450-1545 mit biogr. Angaben, Diss. med., Erlangen-Nbg. 1974, 216-219.

Werner M. Bauer

Ahlefeldt, Charlotte Elisabeth Sophie Luise Wilhelmine v. (geb. v. Seebach; Ps.: Elise v. Selbig; Natalie; Ernestine; c.; 6.12.1777 o. 1781 Stedten b. Weimar – 27.7.1849 Teplitz), jüngste Tochter eines hannoveran. Regimentskommandanten, aufgewachsen u. adeligen Bildungside-alen gemäß erzogen. In Weimar wurde sie 1798 im Hause d. Hofdame Charlot-te v. Stein mit d. holsteinischen Gutsbe-sitzer Rudolf Johann v. Ahlefeldt verh. (v. Herder getraut). In unglücklicher

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Ehe lebte sie mehrere Jahre mit ihren zwei Söhnen auf d. Gut ihres Gatten in Saxdorf bei Rieseby (Eckernförde). 1803 lernte sie d. Bildhauer Christian Friedrich Tieck, d. jüngeren Bruder Ludwig Tiecks, kennen; längerer Brief-kontakt, d. sich anschließende kurze Liebesbeziehung scheiterte. Geschieden v. ihrem Gatten, lebte sie ab 1807 in Schleswig u. führte nach d. Trennung eine unabhängige Existenz als Schrift-stellerin. Früh hatte sie mit ihrer Jugend-freundin Wilhelmine Herz heimlich lit. Arb. betrieben u. 1797 bereits ihr Debüt im Genre d. Unterhaltungsr. gefeiert u. konnte nun dank ihrer hohen Produkti-vität u. großen Publikumserfolgen allein v. d. Schriftstellerei leben. Ab 1821 kehr-te sie nach Weimar in d. Goethe-Kreis zurück. Neben Frau v. Stein zählte u.a. Sophie Mereau zu ihren Freunden (v.a. am Weimarer Hof). 1827 unternahm C. v. A. eine Reise durch Öst., sie reiste u.a. auch 10 Tage durch Tirol (Achen-pass, Unter-, Oberinntal, Reschenpass, Süd- u. Osttirol). Ihre Erinnerungsbilder u. persönl. Eindrücke publizierte sie im Stile flüchtiger Unterhaltung. Unter d. Maske unmittelbarer Naivität, gehalten als Reisebericht, beschrieb sie v.a. ideal-typische Landschaften u. ihre Begegnun-gen mit d. Menschen, ihre Kleidung u. Lebensweise. Ab 1846 lebte sie zurück-gezogen in Teplitz. Ihre Unterhaltungsr. (v.a. Gesch. aus d. Ritterzeit), verfasst nach d. gängigen Erzählmuster d. Frau-enr. d. späten 18. Jh., erschienen meist in Taschenbüchern, Almanachen u. Zs., z.B. in d. Urania o. in d. Ztg. für d. elegante Welt.

WERKE: (Ausw.): Liebe u. Trennung, Wei-ßenfels 1797; Maria Müller, Bln. 1799; Einfache Darstellungen aus d. menschl. Leben, Bln. 1799; Die Bekanntschaft auf d. Reise, Bln. 1801; Louise u. Mailand, Bln. 1802; Therese, Hbg. 1805; Liebe u. Entsagung,

2 Bde., Bln. 1805; Melanie, d. Findelkind, Bln. 1805; Gräfin Pauline, Bln. 1806; Be-kenntnisse einer schönen Seele, Bln. 1806; G., Bln. 1808; Der junge Franzose, Hbg. 1810; Die Stiefsöhne, Altona 1810; Klosterberuf, Kiel 1812; Franziska u. Anneli, Altona 1813; Rose, o.: Der Findling, Ffm. 1812; Albert u. Albertine, Bln. 1817; Brief auf ei-ner Reise durch Deutschland u. d. Schweiz, Altona 1818; Myrthe u. Schwert, Meißen 1819; Erna. Kein Roman, Altona 1820; Der Mohrenknabe, Altona 1821; Ges. Erz., 2 Bde., Schleswig 1822; Friedrich, Alto-na 1823; Der Bote aus Jerusalem, Altona 1823; Felicitas, Bln. 1825; Die Sicilianerin, Quedlinburg 1825; Clara, Quedlinburg 1825; Die Kokette, Breslau 1826; Bunte Bl. zur flüchtigen Unterhaltung, Quedlinburg 1826; Amadea, Weimar 1827; Römhild-Stift, 2 Bde., Weimar 1827; Rosamunde u.a. Erz., Quedlinburg 1827; Bilder aus d. großen Welt, Quedlinburg 1827; Tagebuch auf einer Reise durch einen Theil v. Baiern, Ty-rol u. Oestreich, Neustadt 1828; Die Frau v. 40 Jahren, Weimar 1829; Hedwig, Königin v. Polen, u.a. Erz., Quedlinburg 1831; Der Stab d. Pflicht, Weimar 1832.

LITERATUR: Goedeke, in: ADB, 1875; Goedeke: Gesch. dt. Dichtung, Bd. 6, 1898; W. Kunze, in: NDB, 1953.

Roland Muntschick

Aichbichler, Otto (16.5.1908 in Unter-bruckendorf/Ktn. – 8.2.1997 St. Veit/Glan/Ktn.), lebte als Gutsbesitzer u. Pensionsinhaber in Unterbruckendorf 24, Launsdorf. Seine Schulbildung wurde ihm anfangs durch Hauslehrer, später im Stiftsgymnasium St. Paul ver-mittelt. Nach Absolvierung einer Hö-heren Landwirtschaftsschule in Dtld. war er auf d. elterlichen Gutshof tätig, d. er jedoch bald wieder verließ, um sich auf einer Alpenvereinshütte durch Hilfsdienste u. Wetterbeobachtung sei-nen Lebensunterhalt zu verdienen. Zu

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dieser Zeit entstand d. realist. Bergr. Die Unfreien, d. sich durch eine genaue Schilderung d. harten Lebens in d. Ber-gen auszeichnet, d. tiefe Verbundenheit d. Autors mit seiner Kärntner Heimat erkennen lässt u. in d. auch viel v. ihm selbst Erlebtes mit einfloss. Nach kurzer Tätigkeit als Wetterwart auf d. Hohen Sonnblick kehrte A. 1933 in d. elterli-chen Betrieb zurück, d. er sich fortan in intensiver Arbeit widmete, was ihn zur Aufgabe seiner lit. Tätigkeit zwang. In d. Jahr 1935 fällt auch d. Heirat mit d. Schriftstellerin DOLORES VIESÈR (Ps. für WILHELMINE AICHBICHLER), d. sich bes. durch ihre hist. R., in denen sie aus Le-ben u. Vergangenheit ihrer Heimat Ktn. erzählt, lit. Anerkennung erwarb. Forschungsarb., d. d. für seine Zeit nicht untypischen R. in lit.gesch. Beziehungen zu ähnlichen Werken wie etwa KARL HEINRICH WAGGERLS R. Brot (1930) set-zen, fehlen.

WERKE: Roman: Die Unfreien, Pader-born 1934.

LITERATUR: Giebisch/Gugitz.Irene Elwischger

Aichbichler, Wilhelmine Maria →

Viesèr, Dolores

Aichelburg, Eugen Graf v. (auch Ai-chelburg, Eugy; 24.8.1862 Schloss Feistritz/Mürztal, Stmk. – 25.11.1902 Laibach, heute Ljubljana), Sohn v. Ca-mill Graf v. A. u. dessen Gattin Jenny, geb. Freiin Zois v. Edelstein, wuchs teils in d. Stmk., teils in Krain auf. A. besuch-te d. Gymnasium zu Laibach (1874-82) u. verlebte in familiärem Kreis – zus. mit d. Großeltern mütterlicherseits, d. mit ANASTASIUS GRÜN bekannt waren – eine künstlerisch anregende Jugend (erste G. noch in d. Gymnasialzeit). Heitere u. traurige Ereignisse (1882 Tod d. Groß-vaters, Tod eines Bruders; 1887 Tod

d. Großmutter) gingen in diese frühen G. ein, v. denen d. ernsten gesammelt u.d.T. Nachtfalter (1889) in d. WAGNER-SCHEN UNIVERSITÄTS-BUCHHANDLUNG (Innsbr.) erschienen. Die Probleme d. Lebens, Vergänglichkeit u. Tod beweg-ten d. jungen Lyriker.Das in Graz vollendete Stud. d. Rechte nützte A. beruflich nicht. Er blieb d. im Elternhaus verweilende, d. Dichtung u. Musik ergebene Junggeselle. Der Zu-spruch d. Lyrikers OSKAR v. REDWITZ bestärkte d. jugendlichen Dichter ebenso wie d. Interesse d. damals bereits schwer kranken ROBERT HAMERLING, d. künst-lerische Berufung weiter zu verfolgen. A. hatte bald Erfolg: Die v. obersteirischen Landleben u. v. d. Sprache d. Landbevöl-kerung angeregte, heitere Slg. v. Mund-artg. A g’reimt’s Kraffl (1890), d. zunächst im Selbstverlag erschien, wurde – eben-so wie d. Slg. Nachtfalter – v. Lzg. Verlag H.R. Thom übernommen. Der Verlag Thom veröff. auch d. Bd. Auf hamlichen Wegen, d. 1891 in d. k.u.k. Hofbuch-handlung WILHELM FRICK (Wien) zu-gleich herauskam. Diese Neuausg. verei-nigte unter d. alten Titel in einem ersten Tl. ländl., pointierte kurze Gesch. (z.Tl. Anekdoten) in obersteirischer Mundart, im zweiten Tl. »Dorfkinder« erzählende o. beschreibende G. in Hochsprache, d. voll Zuneigung zum Landleben sind u. schließlich in einem dritten Tl. »Eines stillen Beobachters kleine Gedanken aus d. großen Welt« Spruchdichtung in ge-reimten Vierzeilern. All d. ist aus d. rei-chen Erlebniswelt d. späten Monarchie im Bewusstsein alter, gutmütig ertrage-ner, aber nicht mehr dynamisch gelebter Ordnungen geschöpft u. unprätentiös dargeboten. Ähnlich reflektorisch ist d. weltanschaul., z.Tl. rel. Lyr., d. d. 1891, ebenfalls bei Thom hg. Bd. Mit Gott u. sich allein enthält. Der Katholik A. be-müht sich darin – ebenso wie in d. er-

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zählenden, strophischen Dichtung Der Barmherzige (1899) – um ein zeitgemäßes Welt- u. Gottesbild, d. seine sensible See-le an vielen existenziellen Themen, d. d. Einzelgänger A. nahestanden, zu ergrei-fen versucht. Wahrscheinlich inspiriert v. RUDOLF BAUMBACHS Zlatorog veröff. A. 1894 im Verlag v. Robert Claussner eine zur Zeit d. Türkenkriege spielende »Sage aus Ober-Krain« Schmeidograd, d. er als kleines Versepos in vierfüßigen ge-reimten Jamben gestaltete. Die schwere Erdbebenkatastrophe, d. A. in Laibach am 14.4.1895 miterlebte, griff d. nerv-lich labilen Dichter dermaßen an, dass er sich bis zu seinem Tod nicht mehr erholte. 1897 übersiedelte er nach Wien u. konnte sich noch am Erfolg seiner G. erfreuen: Mein Strauss erschien 1897 im Verlag G. Körner zu Lzg. Diese G. nehmen d. späteren, vielleicht davon angeregten Dichtungsversuch v. KARL HEINRICH WAGGERLS ›Heiteres Herbarium ‹vorweg. Zum selben Zeitpunkt brach-te A. beim E. Pierson-Verlag (Dresden) d. autobiogr.-erzählenden u. reflektori-schen, z.Tl. melancholischen Lieder eines Junggesellen heraus u. d. aus Anlass ei-nes Aufenthaltes in Görz entstandenen Skizzen aus d. Süden (1898 bei M. Maak, Lübeck). G., N., kleine Erz. A. usw. er-schienen damals in öst. Zs., A. Musik-stücke im Wr. Verlag JOSEF EBERLE. Die Vollendung d. idyllischen Epos Frau The-rese, d. Publikation d. musikal. Dramas Die Toteninsel (nach Böcklins Gemälde) u. eine Gesamtausg., d. wohl auch d. ver-streut erschienenen Erz. enthalten sollte, verhinderte d. immer stärker fortschrei-tende Nervenleiden.Durch d. repräsentative Sammelausg. Ausgewählte Dichtungen, d. d. E. Pierson Verlag (Dresden 1905) herausbrachte, steht eine gute Leseausg. zur Verfügung. Trotzdem lohnte es sich, d. übrigen z.Tl. verschollenen Texte zu sammeln,

herauszubringen u. sie zugleich im Rah-men d. öst. Lit. d. Jahrhundertwende lit.hist. zu bestimmen. Nennenswerte For-schungslit. fehlt.

WERKE: Lyr.: Nachtfalter, Innsbr. 1889; A g’reimt’s Kraffl, Selbstverlag 1890, Mundartg.; Mit Gott u. sich allein, Graz/Lzg. 1891; Mein Strauss, Lzg. 1897; Lie-der eines Junggesellen, Dresden 1898. Er-zählende Dichtungen: Auf hamlichen Wegen, Wien 1891, 21906 (Mundarterz. u. G.); Schmeidograd, Laibach 1894 (Vers-epos); Skizzen aus d. Süden, Lübeck 1898; diese u. andere, z.Tl. aus d. Nachl. auf-genommenen Werke veröff. in d. Sam-melausg. Ausgewählte Dichtungen, Dresden 1905 (dort auch eine Biogr. d. Dichters).

LITERATUR: Nagl/Zeidler/Castle, Bd. 4.Herbert Zeman

Aichelburg, Eugy → Aichelburg, Eu-gen Graf v.

Aicher, Otto (? 1628 Neumarkt-St. Veit/Niederbayern – 18.1.1705 Salzb.) trat in d. Benediktinerkloster St. Veit ein, wur-de 1657 als Prof. an d. Salzb. Benedikti-neruniv. abgeordnet. An dieser zentralen Bildungsanstalt d. oberdt. u. öst. Benedik-tinerstifte, d. Gymnasium u. drei Univ.fa-kultäten (keine Medizin) umfasste, lehrte A. Grammatik (1658), Poetik u. Rhetorik (1659-80), Moral u. Gesch. (1680-1705). Zu d. Schülern dieses als Dramenautor, Redner u. Historiker gleichermaßen v. d. Zeitgenossen gerühmten Mannes gehör-te 1660/61 ABRAHAM A SANCTA CLARA. 1670-87 besorgte er als pater comicus d. Schuljahresschlussauff. (»Finalkomödi-en«) d. Salzb. Akad.theaters. A. hat im Rahmen seiner Lehrtätigkeit mit zahlreichen gelehrten Schriften zum Ansehen d. Salzb. Univ. beigetragen. Hierzu gehören einführende Lehrbü-cher für seinen Unterricht d. Poetik u. Rhetorik, in denen er u.a. auch seine

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Dramenauffassung begründete (Iter ora-torium, 1673; Iter poeticum, 1674), Lehr-bücher d. Gesch. (Brevis institutio de comi-tiis veterum Romanorum, 1678; De principiis cosmographiae, 1678), schließlich – im Anschluss an Aristoteles – einführende Lehrbücher d. Moral (Institutiones oeco-nomicae, 1690; Institutiones ethicae, 1696). Hinzu kommen kommentierte Klas-sikerausg. (Ciceros philippische Re-den, Livius, Kernstellen aus Tacitus) u. Florilegien aus d. derzeit beliebten arguten Gattungen (Grabschriften, In-schriften, Sentenzen, Embleme). Keines seiner insgesamt 33 Theaterstücke ist überliefert, doch erlauben d. Periochen v. 12 Auff. Rückschlüsse auf Inhalt u. Funktion seiner Theaterarb., d. seit 1675 d. neue, rigidere Religionspolitik d. Erzbischofs Max Gandolf v. Khu-enberg bis zu dessen Tod 1687 mit d. affizierenden Gewalt d. Musiktheaters begleitet. Die Abberufung SIMON RET-TENPACHERS 1675 hatte ihm d. Weg frei gemacht; nicht dessen klassizist. ange-legte, psychol. differenzierende Rosimun-da, sondern A. grellere, aktionsreichere Bearb. dieses blutrünstigen hist. Stoffes mit Wechsel v. realen u. allegorischen Handlungen gelangte 1675 in Salzb. zur Auff. Sein Drama über d. biblische kgl. Furie Athalia (1676) überbietet d. erste noch an Misogynie – dies, wie Zelewitz gezeigt hat, auf d. Höhepunkt d. Salzb. Hexenverfolgung. Auch in d. übrigen Stücken scheint A. sich eng an d. jeweiligen polit. Vorgaben d. Landes-herrn orientiert zu haben: Dämpfung d. Hexenhysterie (Marina Armena, 1679; Mariamne, 1682), Türkenkrieg (Saeculum aureum, 1682, anlässl. d. 1100-Jahr-Feier d. Erzstifts; Nabuchodonosor, 1683), Pro-testantenverfolgung (Valerian, 1684; Bal-thasar, 1685; Daniel, idolorum eversor, verae pietatis propugnator, 1686), zum Amtsan-tritt d. neuen Erzbischofs Johann Ernst

Graf Thun, sein heimkehrender Ulysses (1687). In d. folgenden Jahren, hat A. sich, d. neuen Amt entsprechend, v.a. d. (immer noch) heilsgesch. orientierten Gesch.chreibung gewidmet u. mit die-sen Arb. auch im übrigen kath. Dtld. Beachtung u. Verleger gefunden. 1689 publizierte er eine Weltgesch., d. er bis 1702 fortführte, 1691 folgte ein Kom-pendium zur dt. Gesch., 1693 u. 1700 eine Gesch. d. Römischen Reiches. Beachtung verdienen seine Ephemerides, ein Gelehrtentgb., d. er v. 1687-99 führ-te u. 1702 veröff. Sein Nachl. enthielt mit vielen anderen Ms. auch ein Lex. zur ital. sowie eines zur frz., span., engl., poln., dän., dt. u. niederländ. Lit. Zahlreiche Ms. dieses produktiven Schriftstellers, dessen Wissen, Klarheit u. Kürze schon d. Zensor lobte, fielen 1708 einem Brand zum Opfer.Einige v. A. Werken wurden v. führen-den Musikern seiner Zeit wie z.B. Georg Muffat o. Heinrich Ignaz Franz v. Biber vertont.

WERKE: Lehrbücher: Iter oratorium, Salzb. 1673; Iter poeticum, quo tota ars poe-tica absolvitur, Salzb. 1674; Brevis institutio de comitiis veterum Romanorum, libellis tribus comprehensa, cum libro quarto de comitiis Im-perii Romano Germanici, Salzb. 1678; De principiis cosmographiae, Salzb. 1678; Insti-tutiones oeconomicae sive discursus morales in duos libros oeconomicorum Aristotelis, Salzb. 1690; Institutiones ethicæ, sive discursus mo-rales in decem libros ethicorum Aristotelis ad Nicomachum, quibus accessit liber de nobili-tate et honore, Salzb. 1696. Edition: M.T. Ciceronis orationes philippicae notis historicis, ethicis politicis, philosophicis, rhetoricis illust-ratae, Bd. 1-2, Salzb. 1678; Titi Livii De-cas prima, una cum notis historicis, ethicis et politicis, Salzb. 1694; Tacitus enucleatus,sive aphorismi et axiomata politica ex omnibus Cornelii Taciti operibus, Augsburg 1701; Supplementum Taciti enucleati ex Jul. Agrico-

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lae vita et moribus Germanorum, Augsburg 1701. Anthologie: Theatrum funebre, exhi-bens, Epitaphica nova, antiqua, seria et ioco-sa (unter d. Anagramm Dodo Richea), Salzb. 1673 (W. 1675); Hortus variarum inscriptionum veterum et novarum, Salzb. 1676; Florilegium insignium sententiarum ex poetis, Salzb. 1690; Florilegium sententia-rum oratoriarum, ethicarum, politicarum ex probatissimus auctoribus collectum et in locos communes digestum, Nbg. 1695. Emblems-lg.: Zodiacus vitae continenc Symbola moralia de hominis statu, vita, studio, moribus, optime instituendis, Salzb. 1702. Historiografie: Epithome chronologica Historiae universalis sacrae et profanae ab orbe condito usque ad ortum Christi, Salzb. 1689; Historia quartae Monarchiae sacra et profana, exhibens gesta, dicta et symbola principum Romanorum una cum observationibus et institutionibus poeti-cis, Bd. 1-2, St. Gallen 1691; Infantia et adolescentia Romae, seu ortus et progressus Romani imperii […], Salzb. 1693; Juven-tus et maturitas Romae, seu Romani imperii incrementum et potentia, Würzburg 1700; Epithome chronologica historiae universalis sacrae et profanae ab orbe condito usque ad annum 1702. Cui praefixa est brevis Isagoge seu Introductio ad Historiam, Bd. 1-3, Köln 1706. Tagebuch: Ephemerides ecclesiasti-cae, astronomicae, historicae, ethicopoliticae ab anno 1687 usque ad annum 1699, Salzb. 1702. Periochen zu seinen Dramen: Nachweis bei H. Boberski.

LITERATUR: A.M. Kobolt: Baier. Gelehr-ten-Lex., Landshut 1795, 16ff.; C.A. Baader: D. gelehrte Baiern, Bd. 1, Nbg./Sulzbach 1804, Sp. 11; A. Kutscher: D. Salzb. Barocktheater, Wien/Lzg./Mchn. 1924, 48, 118f.; K. Zelewitz: Propagan-da Fides Benedictina, Salzb. Ordensthea-ter im Hochbarock, in: Gegenreformati-on u. Lit., hg. v. J.M. Valentin, Beiheft zu Daphnis 3, Amsterdam 1979, 201-215; H. Boberski: D. Theater d. Benedikti-ner an d. alten Univ. Salzb. (1617-1778),

Wien 1978, 164ff.; ADB 1; NDB 1, 116; Kosch, Bd. 1.

Dieter Breuer

Aichhorn, Anton (* 15.10.1933 Groß-arl/Salzb.), viertes Kind eines Forstarbei-ters; A. besuchte zunächst d. zweiklass. Volksschule in Hüttschlag im Großarl-tal, um 1948 eine kaufmännische Leh-re anzutreten. 1953 trat A. in d. Dienst d. öst. Post- u. Telegrafenverwaltung. Nachträglich erwarb er ein Hauptschul-abschlusszeugnis u. legte in Wien d. Beamtenmatura ab. Dadurch wurde es ihm möglich, in gehobener Stellung im Postdienst d. Landes Salzb. tätig zu sein. A. besinnliche, z.Tl. aus autodidakti-schem Bemühen entwickelte Mundart-lyr., aber auch d. Mundartprosa geben gute Bilder v. bodenständigen Leben in d. Salzb. Landschaft. Diese Dichtung ist heimatverbunden u. sehr zeitnah.Eine lit.hist. Darstellung dieser Art v. Mundartdichtung im Zusammenhang mit d. Hervorbringungen aller öst. Regi-onen wäre wünschenswert.

WERKE: Mundartlyr.: Pongauer Truchn, Wels 1975. Mundartprosa: Laß dir va-zähln, Wels 1980.

LITERATUR: J. Hauer: Lebendiges Wort, Jubiläumsbd., Wels 1976, 6f.; A. u. B. Rettenbacher: D. Mundartdichtung in Salzb., Wien 1982, 92f.

Maria Hornung

Aichinger, Georg (* 1955 Innsbr.) ver-fasst Kurzprosa, lebt u. arb. in Innsbr. Nach d. Besuch d. höheren technischen Schule (Fach Elektrotechnik) war A. zunächst bei einer Versicherung tätig, bevor er sich d. Lit. zuwandte. Für sei-nen Hörspieltext Gemischter Satz, für d. d. Musik sowohl Motiv als auch Struktur bildet, erhielt A. 2008 d. dritten Preis in d. Gattung dramat. Dichtung d. Stadt Innsbr.

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Ehrungen: 1996 Preis d. Stadt Innsbr. für dramat. Dichtung, 3. Preis; 2008 3. Preis für Künstlerisches Schaffen d. Stadt Innsbr. (Dramat.).

WERKE: Beiträge: D. Entdeckung einer Primatenart, in: Gegenwart, Jg./Nr. 14, 1992, 33; Lachswacht, in: Gegenwart, Jg. 30, 1996, 38; Vorher, in: Kleines Inn Le-sebuch, Programm 6, Literaturhaus am Inn, 6.1998; Allabendlich, in: TXTOUR. Zwölf Texte, hg. v. S. Insayif/R. Leeb/A. Rubatschek i. Auftrag d. Siemens Forum Wien, Innsbr. 1999, 43-53; Aus d. Um-gebung, in: Texttürme [= Neue Veröff. d. Turmbundes 4]: Ausblicke. Kurzprosa, Redaktion: H. Bonatti/M. Jordan/P. Teyml, Innsbr. 1999), 1-3; [Prosa], in: Lit. Hauskalender, hg. v. E. Wimmer, Fotos M. Zanolin, Innsbr. 2000 (1999 / Woche 52); Städte, Wörter u. andere Knoten, in: Texttürme. Neue Veröff. d. Turm-bundes 5. Stadtlandschaften v. Innsbr. bis Irkutsk. Lyr. u. Prosa, Innsbr. 2003, 13-17; Doppler im Trofana, in: stadtstiche – dorfskizzen, hg. v. B. Messner, Vorw. B. Sauer, Innsbr. 2005 [= Brennertexte 5], 51-56.

LITERATUR: Lex. Lit. in Tirol, Brenner-Archiv, Innsbr.; C. Gürtler: Laudatio anlässl. d. Verleihung d. Preises d. Lan-deshauptstadt Innsbr. für künstlerisches Schaffen / Dramat.: an G.A., B. Hunde-gger u. I. Prugger, in: Mitt. aus d. Bren-ner-Archiv, Jg./Nr. 28, 2009, 47f.

Sonja Arnold

Aichinger, Gerhard (Ps. Aick Ger-hard, Schwarz Ferdinand, 4.1.1900 St. Pölten/NÖ – 6.4.1978 Bln.), promovier-ter Staatswissenschaftler, lebte als Red. in Wien u. Bln./West, wo er sich als freier Autor niederließ. Neben einigen Dramen verfasste er viele, z.Tl. überaus erfolgreiche jugendschriftstellerische Werke (gesch. Darstellungen, Sagen-slg., R. u. Sagen- sowie R.-Neubearb.),

mit denen er sich einen Namen ma-chen konnte. So war er Mitarb. d. für jugendliche Leser konzipierten, bei Ue-berreuter erschienenen umfangreichen Menschheitsgesch. Gesch. lebt (1957), in d. er Das Altertum anschaul. u. präzis auf-bereitete. Sein Talent, gesch. Faktenwis-sen in unaufdringlich-verständlicher u. prägnanter Form zu vermitteln, stellt er auch in d. kurzen hist. Einführungska-piteln d. Sagenanthologie Der Katzensteig (1978) unter Beweis. Während er hier d. schönsten Texte aus d. ehemaligen dt. Gebieten im Osten, d. »verlorenen Heimat«, vor d. endgültigen Vergessen bewahrt (u.a. Sagen aus Ost- u. West-preußen, Schlesien, d. Riesengebirge u. Sudetenland sowie aus d. Unterstmk.), geht es ihm in d. oft aufgelegten Hel-den- u. Rittersagenslg. um d. vollständi-ge Erfassung d. wichtigsten Sagengutes (Deutsche Heldensagen, 1950ff.; Rittersagen d. Mittelalters, 1963). Darüber hinaus verfasste er – ähnlich wie FRITZ HANS ALBRECHT – spannend erzählte Aben-teuerr., d. oft in ferne Zeiten u. Länder führen (Schweres Eis voraus!, 1953, R. um eine Arktis-Expedition v. 1850). Sie weisen ihn als routinierten Jugend-schriftsteller d. 1950er-Jahre aus.

WERKE (Ausw.): Drama: Hochzuvereh-rendes Publikum…!, K. in 1 Vorspiel u. 5 Akten, Lzg. 1942. Sagenslg.: Deut-sche Heldensagen. Für d. Jugend bearbei-tet, 2 Bde., Wien/Heidelberg 1950-64 (mehrere Aufl.); Deutsche Heldensagen, Gesamtausg., Wien/Heidelberg 1966, 1971, Wien 2002; Gustav Schwab: Römi-sche Götter- u. Heldensagen, erw. u. neu-bearb. v. G.A., Wien/Heidelberg 1954, 41. Tsd. 1965; Sagen d. verlorenen Hei-mat, Wien/Heidelberg 1959; Rittersagen d. Mittelalters, Wien/Heidelberg 1963, 1971; Der Katzensteig u. weitere 130 Sagen aus d. verlorenen Heimat, erw. Neuausg., Graz/Stgt. 1978. Jugendr.: Schweres Eis

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voraus! Der Kampf um d. Nordwest-Passage, Wien/Heidelberg 1953 u. 1968; Es geht um Sekunden. Ein Mädchen schwimmt Welt-rekord, Wien/Heidelberg 1955 u. 1957; Wasser für Australien. Ein Junge ergreift d. Leben eines Forschers, Wien/Heidelberg 1957. Roman-Neubearb.: Gottfried August Bürger: Münchhausen. Wunderbare Reisen u. lustige Abenteuer, Wien/Heidel-berg [1970]. Mitarb.: Gesch. lebt. Ge-schichtsbilder aus fünf Jahrtausenden, hg. v. Hans Leo Mikoletzky, Wien/Heidelberg 1957, Kap. Altertum, 19-144.

LITERATUR: L. Binder: Lex. d. Jugend-schriftsteller in dt. Sprache, in: D. Barke. Lehrer-Jb. 1968, 129-347, hier 133f.

Sylvia Leskowa

Aichinger, Ilse (* 1.11.1921 Wien) verbrachte d. Kindheit mit ihrer Zwil-lingsschwester in Linz, bis sich d. El-tern – eine jüd. Ärztin u. ein nicht-jüd. Lehrer – scheiden ließen. Eingeschult wurde A. in Wien, kam zu d. Sacre-Cœur-Schwestern u. Ursulinen, musste aber, da d. Klosterschulen v. NS-Regime geschlossen wurden, (1939) an einem öff. Gymnasium maturieren. Wegen ih-rer halbjüd. Abstammung am Stud. ge-hindert u. dienstverpflichtet (sie arb. in einer Apotheke), war sie auch dadurch ein Opfer d. »Rassen«-Gesetze, dass ihre Mutter ihre Stellung als Schulärztin ver-lor. Ihre Großmutter wurde, zus. mit wei-teren Familienangehörigen, deportiert u. ermordet. Das nach d. 2. WK begonne-ne Medizinstud. an d. Wr. Univ. wurde nach fünf Semestern abgebrochen. V. d. Schatten d. polit. Vergangenheit auch nach 1945 verfolgt, beschrieb sie in ih-rem R. Die Größere Hoffnung (1948) d. vergebliche Bemühen um Ausreise ihrer verfolgten u. wohnungslos gewordenen Familie (nur d. Zwillingsschwester hat-te Öst. mit Hilfe d. engl. Quäker noch vor d. Krieg verlassen können) – mehr

o. weniger autobiogr. getreu. Es wurde d. erste öst. NS-Zeit-R. HANS WEIGEL, schon 1945 durch drei im Wr. Kurier u. im PLAN veröff. Aufs. A. (Das vierte Tor, Bitte, Stefan Zweig u. Aufruf zum Mißtrauen) auf d. junge Schriftstellerin aufmerksam geworden, vermittelte ihr für ihren R. d. Verleger Berman-Fischer bzw. d. Fischer Verlag, d. dann – v. wenigen Ausnah-men abgesehen – sämtliche Dichtungen v. A. herausbrachte. Zunächst führte d. Veröff. ihres ersten R. dazu, dass d. Ver-lag, obwohl d. Buch – wie WEIGEL spä-ter beschrieb – »nicht d. geringste Sen-sation erregte«, A. (1949) als Lektorin in seine Häuser in Wien u. Ffm. holte, u. auch Inge Scholl, d. Schwester d. dt. Nazi-Opfer, d. öst. Leidensgenossin zur Mitarb. an ihre Ulmer Hochschule für Gestaltung rief. A. war Mitglied d. Grup-pe 47. Hier lernte sie (1951) Günter Eich kennen, d. sie 1953 heiratete u. mit d. sie zwei Kinder hat (Clemens inzwischen Schauspieler u. Lyriker u. Mirjam Büh-nenbildnerin). Hier erhielt sie (1952) für ihre Spiegelgesch. d. ersten ihrer zahl-reichen Lit.preise. 1956 wurde A. – d. zunächst ihre Wohnsitze in Breitbrunn/Chiemsee, Lenggries, Bayerisch Gmain u. (seit 1963) in Großgmain hatte, wo sie auch nach d. Tod ihres Mannes (1972) noch wohnte, u. v. wo aus sie sich, zus. mit Günter Eich, auch wiederholt polit. engagierte (für Israel u. gegen d. Atom-bewaffnung) – in d. West-Berliner Akad. d. Künste gewählt. Seit 1957 gehört sie d. P.E.N.-Zentrum d. Bundesrepublik Dtld. als Mitgl. an. 1984 zog A. nach Ffm. u. lebt auch zeitweise in Wien.PREISE: Preis d. Gruppe 47 1952; Förde-rungspreis d. Öst. Staatspreises 1952; René-Schickele-Preis 1952; Lit.-Preis d. Dt. Industrie 1953; Lit.-Preis d. Freien Hansestadt Bremen 1955; Immermann-Preis d. Stadt Ddf. 1955; Lit.-Preis d. Bayerischen Akad. d. Schönen Küns-

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te 1961; Anton-Wildgans-Preis 1968; Nelly-Sachs-Preis d. Stadt Dtm. 1971; Großer Öst. Staatspreis 1975; Roswi-tha-Preis d. Stadt Gandersheim 1975; Franz-Nabl-Preis d. Stadt Graz 1979; Georg-Trakl-Preis d. Stadt Salzb. 1979; Petrarca-Preis 1981; Franz-Kafka-Preis 1983; Marie-Luise Kaschnitz-Preis 1984; Europalia-Lit.preis d. EG 1987; Eichendorff-Medaille, Weilheimer Lit.-Preis 1988; Manès-Sperber-Preis 1990; Großer Lit.preis d. Bayerischen Akad. d. Schönen Künste 1991; Großer öst. Staatspreis 1995; Peter-Rosegger-Lit.-Preis 1991; Josef-Breitbach-Preis 2000.A. »Angst vor d. Angst«, ihre Erfah-rung, »wie ungewiss alle Gewissheit« ist, d. – mit lapidarer Präzision bei zu-gleich höchster lyr. Sensibilität vorge-tragen – ihr gesamtes bisheriges Werk beherrscht, kennzeichnet bereits d. erste Buch d. 27-Jährigen, Die Größere Hoffnung (1948), nur dass hier d. Angst noch einen konkreten Namen hat: Diffamierung, Verfolgung u. Deportation; dass über d. Ungewissheit noch d. eschatologische Hoffnung steht: d. »Morgenstern; […], daß dieser Stern noch alles […] bedeu-tet«. Der kindliche Glaube d. Mädchens Ellen, d. seiner Großmutter, um sie vor Schlimmerem zu bewahren, d. Glas mit d. Tod bringenden Tabletten hält, u. d. sich freiwillig, aus Solidarität mit seinen Spielgefährten, d. gelben Stern anhef-tet, weiß, dass man »zu wählen« hatte »zwischen seinem Stern u. allen übrigen Dingen«. Mehr als eineinhalb Jahrzehnte nach Erscheinen d. Größeren Hoffnung ist A., eingeholt v. d. »Unaufhörlichkeit d. frühen Zeit«, in ihren autobiogr. Berich-ten Kleist, Moos, Fasane (Erstveröff. 1965) u. Vor d. langen Zeit (Erstdr. 1964, – beides in Buchform 1987) – auf Ellens – u. d.h. ihre eigene Kindheit zurückgekommen. In ihrem noch späteren (erst 1987 gedr.) autobiogr. Bericht 1. September 1939 (in:

Kleist, Moos, Fasane) hat A. (übrigens im Gegensatz zu d. anderen wegen ihrer jüd. Abstammung verfolgten öst. Schrift-stellern) d. positive Rolle d. kath. Kirche (in d. Jahren 1938-45) beschrieben: als eine Stätte d. Zuflucht, insbes. für Kinder u. Jugendliche, denen d. Kardinal selbst, in einer Kapelle d. erzbischöfl. Palais, bei Spiel u. Gespräch, Aufmunterung u. Beistand gab. Dennoch wird A. Glaube v. Dichtung zu Dichtung brüchiger. Die Metaphern v. einst im Meer ihrer Ängs-te: d. Stern, d. Engel, d. Spiegel, Schiffe, Boote u. Segel sind geblieben. Aber d. Kap d. Guten Hoffnung (mit d. d. ers-te Satz ihres R. beginnt) verliert sich in immer weiterer, nicht mehr erreichbarer Ferne. Durch d. Spiegel (schon in d. Grö-ßeren Hoffnung war er »ein großes dunk-les Wappen«) versucht A. (1952) im Rückwärtsgang wieder zum Ursprung ihres kindlichen Glaubens v. einst zu gelangen. Das bravouröse lit. Experi-ment, eine verpfuschte Abtreibung, eine Liebe, d. nicht hielt, was sie versprach, ein ganzes junges herrliches Hoffen u. Leben spiegelbildlich rückgängig zu ma-chen, brachte ihr 1952 d. Preis d. Gruppe 47 ein. Den Glauben, d. Rückkehr zu Gott aber kann A. in ihrer Spiegelgesch. nur um d. Preis d. Todes erlangen. »Das Schwerste bleibt es doch, d. Sprechen zu vergessen«, heißt es gegen Ende ihrer Erz. Diesen Weg, weg v. Erzählen, Auf-zählen u. Beschreiben, ist A. konsequent gegangen. Schon 1953, in d. u.d.T. Der Gefesselte veröff. Texten verdichtet sich d. Erz. zur Parabel: »Der Gefesselte« trägt d. ihm zunächst aufgezwungenen Fesseln freiwillig weiter, ja bringt es da-mit zu höchsten Leistungen. Erst als ihn mitleidige Hände v. d. Stricken befreien, scheitert er. Hier u. in d. anderen Erz. gestaltet A. parabelhaft Angst u. Ent-fremdung u. d. Grundkonstellationen d. Lebens, d. Paradoxe u. d. Ambiva-

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lenz. Um d. Versuch, unter Zwängen zu überleben, geht es auch in d. übrigen Texten dieses Bd.: Die geöffnete Order, Das Plakat, Der Hauslehrer, Engel in d. Nacht. Erstaunlicherweise vermag A. weiterer glücklicher Lebenslauf (Liebe, Ehe, Kin-der) d. Bedrohung durch Glaubens- u. Sinnlosigkeit keineswegs Paroli zu bie-ten. In Knöpfe (1953), A. erstem Hörspiel, verliert auch d. menschl. Arbeit ihren Sinn. Unter d. Druck einer drohenden Arbeitslosigkeit – d. Stück spielt in einer Knopffabrik u. ist insofern autobiogr., als A. während ihres ersten England-Aufenthaltes nach d. Krieg in einer Knopffirma Geld verdiente – geben zwei d. jungen Arbeiterinnen, in immer mehr gesteigertem Einsatz ihr Letztes, ihre menschl. Existenz, u. werden – in kafka-esker Verwandlung – selbst zu Knöpfen. Während hier eine dritte Arbeitskollegin noch durch Freund u. Liebe d. gleichen Schicksal entfliehen kann, steht d. Prosa-Text Rede unter d. Galgen – in: Der Gefes-selte – im Zeichen völliger Vergeblichkeit allen menschl. Tuns. Ähnlich frustrie-rend gestaltet sich d. Leben d. Gestalten ihrer kleinen (jeweils drei, vier Seiten) Dialog-›Szenen‹ Zu keiner Stunde (1957). Statt um Liebe, Leben u. Hoffnung geht es d. zw. Realem u. Geträumtem ange-siedelten Gesprächspartnern um ein nicht mehr Weiterkönnen u. nicht mehr Weiterwollen, um d. Tod.Ob in Dialogform, als Erzähltext o. Hör-spiel – Vergeblichkeit u. Sinnlosigkeit d. menschl. Existenz bleiben auch in d. folgenden Jahren A. Leitmotiv. V. Nihi-lismus kann dennoch keine Rede sein. In ihrer Erz. Nichts u. d. Boot (1959) heißt es: »Gott ruht« u. kümmert sich in d. Zeit nicht um seine Geschöpfe. So ver-lieren sie d. Fähigkeit kontinuierlichen Sprechens u. Erzählens. Assoziationen in immer surrealeren Kombinationen ersetzen d. herkömmlichen Sprachfluss

bis zu d. Punkt, wo Handlung nicht mehr nachvollziehbar ist. An d. vier (1969) unter d. Buchtitel Auckland veröff. Hörspielen lässt sich dieser zunehmen-de Abstraktionsprozess Stück für Stück ablesen. Herrschte noch im (1961 ent-standenen) Hörspiel Besuch im Pfarrhaus eine scheinbare Kausalität – d. Pfarrer hatte d. Kinder ins Haus gerufen, aus apokalyptischer Angst, »daß d. Sonne schwarz wird« –, reduzieren sich d. Hör-spiele Nachmittag in Ostende (1968) u. Die Schwestern Jouet (1969) zu einem zeit- u. raumlosen Schema zwischenmenschl. Beziehungen bzw. weiblicher Wunsch-vorstellungen, wobei im Hörspiel – Auck-land (1969) – zum Zeichen d. völligen Kommunikationslosigkeit auch noch d. Syntax u. Interpunktion aufgehoben wird. Hist. u. triviale Gegenwartsgestal-ten, Geograf. u. Geträumtes vermischen sich assoziativ zu einer ähnlich fantasti-schen Verbindung wie schon im Erzähl-bd. Wo ich wohne (1963). Monologisiert hier noch d. Heldin d. Titelgesch. über d. unmerkliche Hinabgleiten ihrer Woh-nung im vierten Stock in d. Erdinnere, so wird in Eliza, Eliza (1965), einer Slg. v. Prosastücken, überhaupt nicht mehr »erzählt«. Logische, wie surreale Bezüge haben aufgehört. Gesicherte Tatbestän-de gibt es nicht. Sogar Städte u. Länder erweisen sich als höchst ungewisse Chif-fren.Anders als in diesen Prosa-Texten ist in A. G. (v. 1955-77 gesammelt, veröff. u.d.T. Verschenkter Rat, 1978) d. Welt noch in Ordnung, weil hier d. Kind-heit beschworen wird: Die Großmutter lebt noch, d. Kerze d. Laubhüttenfestes brennt noch, Rabbiner u. Pfarrer sind ebenso selbstverständlich am Werk wie Engel, d. himmlische Magd, Noah, d. drei Könige aus d. Morgenland u. d. hl. Martin. Wie »d. Melodie eines Kin-derliedes« (so Werner Weber) wirken

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d. Verse, wenngleich Regen, Herbst u. Winter darin vorherrschen. Über d. Brüchigkeit d. Melodie u. darüber, dass dieses heile Vorgestern nur noch v. Traum zusammengehalten wird, macht A. sich keine Illusionen. »Lose Sprossen« nennt sie ein (Heinrich Böll gewidmetes) G., d. ihr ganzes lyr. Werk beschreibt: »Ich werfe alle Flinten ins Korn / u. gehe sanft auf ihnen, / daß ich nichts zertre-te / auf dieser stillen Leiter / bewege ich mich fast zum Felsrand.« Zum ›Felsrand‹ u. damit zur Krise führt hingegen – schon zu Beginn d. 1960er-Jahre – ihre Prosa-Sprache. Denn d. v. A. erstrebte Zusammenfallen v. ›Wort‹ u. ›Ding‹, d. ›Epiphanie‹, erweist sich als unmöglich. Sprachliche Kommunikation gibt es für A. nicht mehr. Der Querbalken, d. Prosa-stück v. 1963, wird zum Symbol (Quer-balken-Galgen) ihres Scheiterns. Ins völlige Verstummen führt fünf Jahre spä-ter (1968) d. Essay Meine Sprache u. ich: »Meine Sprache u. ich, wir reden nicht miteinander, wir haben uns nichts zu sa-gen.« Das ratlose Ich tritt seiner Sprache gegenüber. Aber d. Sprache schweigt. Zur Überwindung d. Krise entdeckt A., da d. ›besseren Wörter‹ nicht mehr zu gebrauchen sind, Schlechte Wörter (1976). Der Bd. enthält kurze, d. Innen- u. Au-ßenwelt, Realität u. Irrealität überschrei-tende, d. Metaphysische nie ausschlie-ßende, Prosa-Texte wie Rahels Kleider, Consens u. Dover sowie d. Hörspiel Gare Maritime. Mit d. beiden Protagonisten Joan u. Joe, deren physische Existenz ebenso verschwommen bleibt wie d. v. Eliza, Eliza, d. aber – eine Metapher für Leben u. Überleben – deutlich an A. ers-ten R. anknüpfen. Denn obwohl v. Mu-seumswärter (= Gott?) erbarmungslos geschunden, verstört, zerschmettert u. vernichtet, brechen sie nochmals auf, ha-ben sie dennoch d. »größere Hoffnung« (s. auch hier d. immer wiederkehrende

Symbol v. Hafen u. Schiffen). Mit d. nun nicht mehr eschatologischen, sondern absurden Finale: »Ich glaube, wir kom-men voran«, womit sich d. Bogen v. A. Werk (außer kurzen autobiogr. Skizzen sind keine späteren Dichtungen mehr veröff.) schließt.»Es begann mit I.A.«, schrieb HANS WEIGEL 1966 (in: PROTOKOLLE). Aber dass d. öst. Nachkriegslit. mit A. begon-nen habe, erregte d. öst. (u. dt.) Nach-kriegsliteraten weniger als d. Frage, woher A. kam, woher sie lit. beeinflusst war. Man sprach v. Expressionismus bes. in d. Kritiken zur Größeren Hoff-nung, v. Existenzialismus (als A. erste Erz. erschien), v. KAFKA v.a. wegen Form u. Inhalt v. A. Werk: d. Parabeln, d. Verfremdung, d. Entfremdung, d. Angst, d. Absurdität, d. Paradoxien, d. Unmöglichkeit, d. Wirkl. wirkl. zu erfassen. So fest stand KAFKAS Vater-schaft in d. allg. krit. Auffassung, dass nach weiteren lit. Ahnherrn gar nicht mehr gesucht wurde. Kleist etwa – ob-wohl sich d. Parallele zw. d. Grazie d. Unschuld seiner Marionette u. A. »Ge-fesseltem« förmlich aufdrängt, blieb fast ebenso unerörtert wie HOFMANNS-THALS Chandos-Krise. Mit Etiketts wie »An d. Rändern d. Existenz« (J. Becker, 1976), »Die Kunst d. Verschweigens« (C. Carstens, 1976), »Rückzug nach Innen?« (H. Heissenbüttel, 1977), »Im Rücken d. Todes« (H.G. Holthusen, 1957), »In extremis« (K.A. Horst, 1952) versahen d. Lit.kritiker A. Werk. Aus d. polit. Vergangenheit deutete D. Lorenz (1981) d. ersten A.-Biografien, d. Dich-tungen. Weil immer nach d. Woher u. kaum nach d. Wie u. Wohin gefragt wurde, stieß A. Weg in d. Abstraktion schon sehr bald auf Ablehnung u. Kri-tik. Man vermisste d. Mut zur Konfes-sion (J. Drewitz). C. Kleiber schilderte (1984), zu welch schroffem Wider-

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spruch es 1957, während d. Tagung d. Gruppe 47 in Niederpöcking, kam, als A. einige Dialoge aus Zu keiner Stunde las. Die »Realisten« drohten aus Protest gegen d. »träumerische Verspieltheit« d. Tagung zu verlassen, u. bald dräng-ten andere Autoren, d. z.Tl. auf A. Stil aufbauten, wie INGEBORG BACHMANN, THOMAS BERNHARD u. bald auch PE-TER HANDKE A. in d. Hintergrund. Im-merhin nannte Hans Werner Richter (schon 1948) als einer d. ersten u. ganz wenigen A. Werk einen »Einbruch in d. Gewohnte, eine Wende«. Wohin dieser durch A. vollzogene »Einbruch« vor-auswies, nämlich zu d. Wr. u. Grazer Autorengruppen, hat als einziger Paul Kruntorad in Kindlers Lit.-Gesch. 1976 gezeigt. Hatte Kruntorad als Erster auf d. in d. zukunftweisende Bedeutung A. hingewiesen, war er auch d. Erste, d. d. bisher konstatierte Art d. KAFKA-Nachfolge bestritt. Die Autorin selbst hat ihm Recht gegeben. Anlässl. d. Ver-leihung d. KAFKA-Preises (1983) über-raschte sie d. Zuhörer ihrer Dankesrede mit d. Bekenntnis, dass sie »bis heute kaum etwas [v. KAFKA] gelesen« habe. Ein einziger Abschnitt v. KAFKA treibe sie in eine »unaussprechliche Angst«, dass sie nicht wage, d. zweiten zu le-sen, d. sie vielleicht zwingen würde, »d. Atmen […] sein zu lassen«. Die Rede (mit d. Überschrift »Die Zumutung d. Atmens«) steht im Bd. Kleist, Moos, Fa-sane (1987), einer mehrere Jahrzehnte umfassenden Slg. v. Reden, Aufs., au-tobiogr. Schriften (wie »Der 1. Septem-ber 1939« u. »Nach d. Weißen Rose«), Tgb.aufzeichnungen (1950-85) sowie eigenen Werk-Analysen, worin indirekt u. ironisch auch d. Annahme widerlegt wird, Kleist könne ein bes. Vorbild A. gewesen sein.Ist A. eine christliche Dichterin? Der Fischer Verlag, d. immer neue Aufl. u.

neue Ausg. v. A. Werken herausgibt, u. d. Hg. v. Anthologien u. Lesebü-chern haben darauf ebensowenig eine Antwort parat wie A. Interpreten. Sie nehmen A. als d., was sie seit Erschei-nen ihres ersten R. ist: als kanonisier-te Dichterin, d. in keinem Sammelbd. d. dt.-sprachigen Lit. d. 20. Jh. fehlen darf.

WERKE: Roman: Die Größere Hoffnung, Wien/Amsterdam 1948, Ffm. 1960, d. R. ist auch im Sammelbd. Dialoge, Erz., Gedichte enthalten, Ffm. 1971. Erz.: Spielgesch., Erstdr. in: Merkur, 4. Jg. 1952, H. 1, dann in Der Gefesselte, Ffm. 1953; Rede unter d. Galgen, Wien 1952, in d. v. H. Weigel hg. Reihe Junge Öst. Auto-ren 6; dann in: Der Gefesselte, Ffm. 1953; Nachricht v. Tag, Ffm. 1954, 1970; Wo ich wohne, Ffm. 1963; Eliza, Eliza, Ffm. 1965; Schlechte Wörter, Ffm. 1976; Meine Sprache u. ich, Ffm. 1978. Lyrik: Verschenkter Rat, Ffm. 1970; auch im Sammelbd. Dialoge, Erz., Gedichte, Ffm. 1971 sowie in: Dialo-ge, Erz., Gedichte, Stgt. 1977. Hörspiele: Knöpfe, in: Neue Rundschau, Ffm. 1954 (H. 2); ferner in: Hörspiele, Ffm. 1961, 1977 sowie in d. Eremiten Presse, Ddf. 1980; Auckland, Ffm. 1969. Dialoge: Zu keiner Stunde, Ffm. 1957; Besuch im Pfarrhaus, Ffm. 1961 sowie in: Auckland, 1969. Autobiogr. Texte: Kleist, Moos, Fasane, Ffm. 1987. Übers.: v. Janos He-gedüs. Ges. Werke in 8 Bdn., hg. v. R. Reichensperger, Tb.ausg. 1991.

LITERATUR: D.G. Lorenz: I. A., König-stein, Ts. 1981; C. Kleiber: I. A., Leben u. Werk, Bern/Ffm. 1984. In beiden Bio-grafien wird d. umfangreiche Sek. Lit. (auch d. Diss.) aufgeführt. Bei C. Kleiber findet sich auch d. genaue Chronologie aller A.-Aufs., d. v. ihr verfassten Rez. u. v. ihr gegebenen Interviews. G. Linder-mann: I. A., Mchn. 1988; S. Moser: I. A. Materialien, Leben u. Werk; Ffm. 1990;

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R. Venske: D. Verschwinden d. Mannes in d. weiblichen Schreibmaschine. Män-nerbilder in d. Frauenlit., Hbg. 1991; K. Bartsch/G. Melzer (Hg.): I. A., Graz 1993; M. Cerha (Hg.): Lit.-Landschaft Öst. Wie sie einander sehen, wie d. Kritik sie sieht. 39 prominente Autoren, Wien 1995; H.M. Müller (Hg.): Ver-schwiegenes Wortspiel. Kommentar zu d. Werken I. A. Akten d. Internat. Col-loquium 27.-28.4.1998 a.d. Vrije Univ. Brüssel, Bielefeld 1999; E. Fischer: D. öst. Lit. im letzten Drittel d. 20. Jh., in: Gesch. d. Lit. in Öst., hg. v. H. Zeman, Bd. 7; B. Bittermann/B. Thums (Hg.): »Was wir einsetzen können, ist Nüch-ternheit«. Zum Werk I. A., Würzburg 2001; Zeman 1.

Waltraut Schwarz

Aichinger, Josef (29.1.1868 St. Peter in d. Au/NÖ – 14.4.1941 Waidhofen/Ybbs), Sohn eines aus Baumgartenberg bei Grein stammenden Schulgehilfen u. einer Bauerntochter aus St. Peter in d. Au. A. besuchte d. Stiftsgymnasium Sei-tenstetten, wurde nach d. Theol.stud. in St. Pölten 1891 zum Priester geweiht. Er war zunächst Kaplan in verschiedenen Gemeinden seines Heimatlandes NÖ, wurde 1905 Direktor d. bischöfl. Kna-benseminars in Melk, 1924 Päpstlicher Geheimkämmerer. Seinem Wohnsitz 1924-41, d. Stadt Waidhofen/Ybbs, wid-mete er ein Waidhofnaliadl, d. wie andere seiner Mundartg. d. tiefe Verbundenheit mit d. Heimat dokumentiert. Wenn A. auch nicht mit zahlreichen Publikatio-nen hervorgetreten ist, so darf man ihn doch zur Gruppe jener mundartliche Priesterdichter in NÖ. rechnen, d. mit JOSEF MISSON ihren ersten Höhepunkt erreichte. Eine lit.gesch. Untersuchung über A. im Zusammenhang mit d. (mundartlichen) Priesterdichtern NÖ. wäre wünschens-wert.

WERKE: Heimatbuch: Blumen v. Wege, Selbstverlag 1931 mit einem mundartli-chen Tl. Ba uns dahoam.

LITERATUR: W. Sohm: D. Mundartdich-tung in NÖ, Wien 1980, 23f.

Maria Hornung

Aichinger, Ludwig (31.7.1882 Linz – 21.10.1957 ebd.), Vater: Michael A., Steyr, Steinmetz, Mutter: Therese Reichhart, Linz, Seidenweberin. A. besuchte in Linz d. Volksschule (1888-93), d. Bürgerschule (1893-97) u. d. Pädagogikum (Lehrerbildungsanstalt 1897-1901), unterrichtete in Volks- u. Bürgerschulen u. war Fachlehrer an gewerblichen Berufsschulen in Linz u. Waldhausen. A. schrieb G., Libretti, Festspiele, Aufs., war Theaterkritiker d. Linzer Volksbl. (17 Jahre), Hg. d. An-thologie Heimat, d. Zs. Die Maske, Bl. d. landschaftlichen Theaters in Linz/Donau, 1. H. Dez. 1912, 2. H. (Dop-pelnr.), Jän./Feb. 1920 (laut Vermerk in d. Landesbibl. in Linz keine weite-ren H.): Aufs. über d. Theater v. G. FERSTENBERG u. R. Holzer; d. Doppelh. ist L. ANZENGRUBER gewidmet u. ent-hält eine Umfrage »Anzengruber u. d. dt. Theater« mit Stellungnahmen v. G. Hauptmann, A. MÜLLER-GUTTEN-BRUNN, Burgschauspieler E. Arndt u.a., Proben v. ANZENGRUBER aus d. Nachl.; beide H. enthalten je einen Bücher-spiegel (drei Rez. v. A. im 1. H., 2 im 2. H. u. d. Bühnenspielplan d. Monats). A. war auch Gründer u. Obmann d. Eichendorff-Bundes in Linz. A. war mit d. Ärztin Berta A. verheiratet u. Vater d. Zwillinge ILSE A. u. Helga. Die Ehe wurde nach einigen Jahren geschieden.Die Anthologie Heimat (1903) widmete A. »Dem Heimatlande Oberösterreich in Liebe u. Treue«. Die Beitr. sollten ein »Bild d. literarischen Entwicklung« in OÖ um 1900 zeigen. 26 Autoren (da-

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von vier Frauen) sind mit G. (gereimt, Strophenform) u. ungereimt (moderne Richtung), Prosa u. Kurzgesch. vertre-ten: F. KEIM, E. SALBURG, L. HÖRMANN, H. BAHR (»Der Paukist«, »Der Beruf d. Zukunft«), A. ROSENAUER (»Lied v. d. Donau«, »Lichtenhag«, »Die Schlacht im Emlinger Holz), S. WALLNER (»Trift im Aisttal«, »Nur ein Fabriksmädl«). Der Hg. ist d. bei weitem jüngste Autor; sei-ne acht G. sind im Inhalt traditionell, in d. Form ansatzweise modern (»Heimat«, »Sommer«, »Abend«, »Nacht«; modern auch d. kurze Erz. im Thema: soziale Dichtung).

WERKE: Die indische Tänzerin, Opernlibret-to, 1912, Komponist unbek., UA in Mai-land in ital. Sprache; Die Bauernkomteß, Operettenlibretto, 1925; Das Mühlviertler Bauernspiel 1947, aufgeführt in Waldhau-sen, 800-Jahrfeier; Unsa Landl, Festspiel 1947, aufgeführt in St. Georgen aus Wald, 800-Jahrfeier; Hg. d. Anthologie Heimat. Ein Buch heimischer Dichtung. Mit Buchschmuck v. M. Pauly, Linz 1903, 170 S., mit Bibliogr. d. Autoren; Hg. d. Zs. Die Maske, Linz 1919/20, drei Nrn.

LITERATUR: Begegnung mit L.A., Linzer Volksbl., 1., 2. 1951; Ein Linzer Origi-nal, OÖ Nachrichten, 26.10.1957; I. Ai-chinger: D. frühen Blicke in Anstaltsgär-ten, D. Standard, Wien 7./8./9.12.2001, 34; I. Aichinger: Mein Vater, in: Ver-schenkter Rat, Ffm. 1981, 21.

Helmut Salfinger

Aichner, Bernhard (1.2.1972 Heinfels/Tirol) wuchs in Osttirol auf u. stud. Germanistik, Romanistik u. Gesch. in Innsbr. Er arbeitet als Schriftsteller u. Fo-tograpf in Innsbr. u. hatte bereits eigene Foto-Ausstellungen. Sein erster lit. Text erschien 1995, 2000 folgte sein erster Er-zählbd. Babalon, d. sich durch d. Knapp-heit d. Sprache u. d. sachlich-nüchternen Stil sowie d. kurzen, teilweise elliptischen

Sätze auszeichnet. Es folgten R. u. The-aterstücke. Den charakterist. paratakti-schen Stil behielt A. auch in seinen R. bei. Diese kennzeichnet u.a. d. Viel-schichtigkeit d. Erzählstränge, d. er, stark v. Film beeinflusst, parallel zueinander entwickelt u. teilweise zusammenlaufen lässt. In d. R. Nur Blau u. Schnee kommt greift A. auf d. Technik d. Episodenr. zu-rück. Die Dynamik d. R.A. ergibt sich meist aus einer Alltagssituation, d. sich durch eine Verkettung v. außergewöhn-lichen Umständen o. durch eine plötz-lich eintretende innere Veränderung d. Protagonisten entwickelt, wie im Falle d. Chemielaboranten Jo aus A. R. Nur Blau, d. eine plötzliche u. sein Leben verändernde Obsession für d. Werke d. Künstlers Yves Klein ausbildet. Im Ge-meinschaftsprojekt mit Ursula Aichner (A. Hofer) thematisiert A. in versch. Erz. mediale Alltagsheldinnen. EHRUNGEN: 1995 Lit.preis d. öst. Hoch-schülerschaft Innsbr.; 1996 Lit.preis Brachland; 2002 Preis für Künstleri-sches Schaffen d. Stadt Innsbr.; 2006 Christoph Zanon Lit.preis; 2007/08 Staatsstipendium für Lit.; 2007 Großes Lit.tipendium d. Landes Tirol.

WERKE: Erz.: Babalon, Innsbr. 2000; (zus. mit Ursula Aichner): A. Hofer, Innsbr. 2009. R.: Das Nötigste über d. Glück, Inns-br. 2004; Nur Blau, Innsbr. 2006; Schnee kommt, Innsbr. 2009. Theaterstücke: Pissoir, in: D. Rampe, Linz, Jg./Nr. 3, 2004, 23-37, UA Kulturgasthaus Bierst-indl, Innsbr. 19.5.2004; Poltern, UA: Lit.haus aus Inn, Innsbr. 7.6.2006; Super Andi, UA: Tiroler Landestheater, Innsbr. 11.10.2008; Vegas, UA März 2009. Hör-spiele: Schick, Regie: M. Sailer, ORF Tirol, 4.4.2006. Filme: carla.com, Idee, Produktion u. Kamera: B. A., Regie: C. Aufderklamm, Premiere: Leo Kino Innsbr., 5.2001; Beiträge: Bilder v. Ro-man, R.auszug, in: Inn. Jg./Nr. 35, 1995,

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33; Gebet eines Gastwirts, in: D. Fenster, Jg./Nr. 62, 1996, 5960f.; Einheit [Kurz-prosa], in: Zeitriss, Augsburg, Jg./Nr. 3, 1997, 51; Nackt, in: Schriftzüge [= Texte d. 3. Tiroler Lit.theaters, hg. v. Tiroler Landestheater Innsbr. u. Theater i.d. Altstadt Meran], Innsbr.1997, 105-113; Immer wenn du Hunger hast, in: D. Fenster 68, 1999, 6492f.; Regen, in: D. Rampe 3, 1999, 182-201; Die Frau am Fenster, in: @cetera 2, Dez. 1999, 12f.; Acht Monate, in: Salzb. Zs. für Lit. 101, Dez. 2000, 20; Emilia, in: Krautgarten. Forum für jun-ge Lit. Jg./Nr. 36, 5.2000, 46ff.; 20:00 – 4:00, in: Mitt. aus d. Brenner-Archiv, Jg./Nr. 21, 2002, 17-22; Schreiben in Tirol, in: Kulturberichte aus Tirol 2004, 439/444, 58. Jg., 10ff.; Ben, in: Cognac & Biskot-ten, Nr. 21/2005; Anna, in: Ca. 1000m² Tiroler Kunst, 2007, 1; Tödling, in: Wech-selnde Anschriften, hg. v. J. Holzner/A. Hotschnig, Innsbr. 2008, 9-20.

LITERATUR: Lex. Lit. in Tirol, Brenner-Archiv, Innsbr.; J. Holzner: Kein Wort zuviel. B. A., in: Schattenkämpfe. Lit. in Osttirol, hg. v. J. Holzner/S. Unterweger, Innsbr./Wien/Bozen 2006, 322-330.

Sonja Arnold

Aick, Gerhard → Aichinger, Gerhard

Aigl, Glyzerius, ein nicht näher bekann-ter dt.-ung. Gelegenheitsdichter, d. um 1790 in Pest hervorgetreten ist.

WERKE: Gelegenheitsg.: An d. Hoch-wohlgebornen Herrn Jakob v. Petho, k.k. Oberaufseher d. Nationalschulen im Ofnerbezirke, […] zur Neujahrsfey-er. Pest 1790; Ad Rev. Dnum Philippum Wohlgemuth cathedr. Eccles. Zabrabien-sis canonicum, Pest, 1730.

Redaktion

Aigner, Alexander (18.5.1909 Graz – 1988 ebd.), Urenkel d. Staatsmannes Fürst Felix v. Schwarzenberg, Sohn d.

ersten praktizierenden Ärztin v. Graz, besuchte in seiner Heimatstadt d. Akad. Gymnasium bis 1928. Stud. an d. Phil. Fak. d. Univ. Graz: Mathematik u. Phy-sik. Nach d. Lehramtsprüfung (1934) Promotion 1936 zum Dr. phil.; er durch-lief hier in weiterer Folge eine wiss. Karriere: 1947 Dozent für Mathematik, 1967 a.o., zwei Jahre später o. Prof., seit 1979 emeritiert. Er publizierte viele wiss. Schriften (Spezialgebiet Zahlentheorie) u. Zs.artikel.Nebenbei betätigte sich A. als an traditi-onellen Formen festhaltender Lyriker d. in einer z.Tl. recht eigenwilligen Sprach-gebung d. Einsamkeit d. reflektierenden Individuums meist ebenso krit. behandelt wie dessen Umwelt, wobei hier in späte-rer Zeit d. humorist. Aspekt zunehmend an Bedeutung gewinnt. A. erster Lyr.bd. (Einsamer Weg) erschien 1958 im Wr. Eu-ropäischen Verlag u. vereint 58 G. unter-schiedlichsten Inhalts: V. Melancholie ge-tragene Reflexionen über d. Einsamkeit u. d. zermürbenden Alltag d. Menschen (»Ich sah in d. Nacht«, »Absoluter Alltag«) finden sich somit neben Naturimpressio-nen (»Vorfrühling«), ‚Mathematik-Ge-dichten’, (»Das Quadrat«, »An d. exakte Welt«) u. krit.-humorist. Beobachtungen v. alltäglichen Dingen (»Die Litfaßsäule«, »Der Springbrunnen«) u. Ereignissen (»Unbekannte«, »Verkehrsampel«). Diese dominieren denn auch im nachfolgenden Bd. Zwischendurch zugeschaut (1966), d. in fünf programmatische Abteilungen mit einem jeweils treffend überschriebenen Motto gegliedert ist. Im Zentrum steht d. hektische ›Maskerade‹ d. – bürokrati-sierten – Lebens, d. vor d. Hintergrund d. Jahreszeitenablaufs skizziert wird (»Frühlingsmelodie«, »Zum Juli«, »Um d. Daten« aus d. Abteilung »Im Laufe d. Alltags«). In eine ähnliche Richtung ten-dieren auch d. Missstände aufzeigenden G. d. Abteilung »Aus d. Unterholz d.

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Stadt« (Motto: »Auch manchem Grau-en / ins Auge schauen!«) u. »Anklang u. Zusammenhang« (»Ein achtloses Wort«, »Die Welt als Fußballspiel«). A. belässt es jedoch nicht nur bei Kritik (d. indirekt auch d. eigenen beruflichen Lebensbe-reich mit einschließt), er liefert gleichsam einen positiven Weltentwurf, in d. er d. »Stimme d. Stille« als ruhenden Pol d. Da-seins hervorgehoben wissen will. Dem-entsprechend plädiert er für d. Beachtung v. vermeintlich unscheinbaren Dingen, d. ihm v.a. d. Natur offenbart (»Graue Wol-ken wandern«, »Sommerweg im Herbst«, »Blume im Spätherbst«).A., ein zunächst nebenberuflich schrei-bender Grazer Wissenschafter, ist ein traditionsverbundener Lyriker, d. sei-ne Gegenwart in überzeugender Weise kritisch-humorvoll durchleuchtet. A. Lyr. sollte im Traditionszusammenhang mit d. dichterischen Zuwendung zu d. kleinen Dingen, d. nach d. 2. WK mit WAGGERLS Heiterem Herbarium einsetzt, lit. gesch. charakterisiert werden.

WERKE: Lyr.: Einsamer Weg, Wien 1958; Zwischendurch zugeschaut, Wien 1966; Tan-genten an d. Frohsinn, Graz 1978.

LITERATUR: Who’s who in Austria, 6th

Ed., Wien 1967, 17; Who is who in Öst., Zürich 1979, 21.

Sylvia Leskowa

Aigner, Christoph Wilhelm (* 18.11.1954 Wels, OÖ) stud. an d. Univ. Salzb. Germanistik u. Sport. Seit 1979-84 Mitarb. d. ORF, für d. er u.a. Hörspiele verfasste, u. Red. beim Salzb. Tagbl. A. lebt seit 1985 in Salzb. u. in Lazio bei Rom. Er ist Mitbegründer d. lit. Zs. PROJEKTIL u. versuchte sich als Verleger (VERLAG SALZB. EDITION). Mitte d. 1970er-Jahre trat er erstmals als Lyriker im LITERARISCHEN CAFÉ auf. Der kommunikative Aspekt v. Sprache, die Ich-Du-Wir-Beziehung, steht bei A.

im Vordergrund. 1980 wurde er mit d. 2. Preis d. Stiftung »Literatur d. Arbeits-welt« ausgezeichnet. 1981 trat er als Hg. d. Anthologie KEIN SCHÖNER LAND an d. Öffentlichkeit. GEORG TRAKL (1982 erhielt er d. Trakl-Förderpreis) ist ein bes. Vorbild. Von Sahrah Kirsch wurde A. gefördert. A. versteht es, stilist. Span-nungen durch d. Verknüpfung spieleri-scher Elemente mit tiefer Betroffenheit (Wendung d. Verse ins Magische, Un-heimliche u. Komische) zu erzeugen. 1985 erschien in Salzb. sein Lyr.bd. Katzenspur, 1988 d. G.slg. Weiterleben, mit einem Nachwort v. ERICH FRIED, 1991 Drei Sätze u. 1993 d. G.bd. Landsolo. Da-für erhielt A. 1993 d. dritten Lyr.preis d. Stadt Meran u. 1996 wurde er mit d. Else.Lasker-Schüler-Förderpreis ausge-zeichnet. 1994 erschien sein erstes Pro-sawerk, Anti Amor. Seit 2004 tritt A. bes. als Prosaist hervor (Logik d. Wolken, Pro-sa, Mchn. 2004; Die schönen bitteren Wochen des Johann Nepomuk, 2006; Eigenleben oder wie schreibt man eine N., 2011). Sonderkul-turenpreis des Landes OÖ f. Lit. (2011).

WERKE Lyr.: Katzenspur, Verse u. Mar-ginalien, Salzb. 1985; Weiterleben, m. ei-nem Nachwort v. E. Fried, Salzb. 1988; Drei Sätze, Salzb. 1991; Landsolo, Salzb. 1993; Das Verneinen d. Pendeluhr. Über-tragung sämtlicher Liebesg. d. so genannten Salzb. Mönchs, Stgt. 1996; Die Berührung, Stgt. 1998; Vom Schwimmen im Glück, Stgt. 2001. Prosa: Anti Amor, Erz., Stgt. 1994; Mensch. Verwandlungen, Stgt. 1999; Engel d. Dichtung. Eine Lesereise, Stgt. 2000; PHP Ge-Packt, m. Th. Strohmaier, Bonn 2001. Hg.: »Kein schöner Land«. 50 öst. Au-toren über Stadt u. Land Salzb., Salzb. 1981; Tiere, Dinge, Menschen / Bestie, Cose, Perso-nen v. F. Tozzi, Mchn. 1997; Die weltliche Dichtung, v. Mönch v. Salzb., Salzb. 1998; Beim Malen bin ich weggetreten, Aquarelle, Bilder, Zeichnungen, m. S. Kirsch, Stgt. 2000. Dramen; Hörspiele; Essays

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(z.B. Verhindert Waldbrände, in: Die Presse v. 7.8.1993); Krit iken.

LITERATUR: Salzb. Kulturlexikon, Salb./Wien/Ffm. 2001

Ruthilde Frischenschlager

Aigner, Gottlieb (1885 Grassau/Bay-ern – weitere Lebensdaten unbekannt) versuchte sich in Salzb. als Autor v. Volksstücken (z.B. Franzl).

LITERATUR: M. Feichtlbauer: Salzb. hochdt. Lit. v. 1850-1917 im Rahmen d. dt. Lit.entwicklung, in: Mitt. d. Gesell. für Salzb. Landeskunde, 57, Salzb. 1917, 170.

Redaktion

Aigner, Hans (24.4.1855 Linz/OÖ – 25.9.1930 ebd.), Sohn eines Handelstrei-benden, trat in d. Geschäft d. Vaters ein u. war später im Landesdienst tätig. A. stand in d. Tradition humorvoller, auch mit Selbstironie sich gerierender Mund-artdichtung, wie sie in OÖ seit altersher guten Anklang findet.Eine lit.-gesch. Untersuchung seines Werkes im Rahmen d. volkstümlichen Lit. d. Jahrhundertwende wäre wün-schenswert.

WERKE: Mundartlyr.: Nix für unguad, Linz 1914 (mehrere Aufl.); 2. Tl. mit demselben Titel erschienen in Linz 1920.

LITERATUR: J. Hauer, D. Mundartdich-tung in OÖ, Wien 1977, 52.

Maria Hornung

Aigner, Karl (* 1954 Ried i. Innkreis, OÖ) besuchte d. Handelsakad. in sei-ner Geburtstadt, lebte in d. 1970er-Jahren als Student in Lamprechten im Innkreis. A. schrieb Lyr., d. er erstmals im LITERARISCHEN CAFÉ vorstellte. In den Folgejahren trat er als Autor nicht mehr hervor.

WERKE Lyr.: in d. Puchberger Antholo-gie Literarisches Café, hg. v. W. Borten-schlager, Wels 1976.

LITERATUR: W. Bortenschlager, in: Lit. Café, Wels 1976.

Ruthilde Frischenschlager

Aigner, Leopold (1.1.1902 Gaspolts-hofen/OÖ – 31.3.1971 Schiedlberg/OÖ), Sohn d. Oberlehrers v. Gaspolts-hofen, besuchte d. Volksschule in Gas-poltshofen, d. Gymnasium in Freistadt (1912/20) u. anschließend d. Abschluss-lehrgang an d. Lehrerbildungsanstalt in Linz. Anstellungen als provisorischer Lehrer folgten in Steinbach/Steyr (1921), Adlwang (1922), Waldneukir-chen (1925), wieder Steinbach (1926), dann als definitiver Lehrer in Pießling bei Windischgarsten (1927-38) u. wie-der in Steinbach (1938/39), ab 1939 war A. Lehrer u. ab 1945 Oberlehrer (Schulleiter) in Schiedlberg (1958 Er-nennung zum Oberschulrat). Nach d. Pensionierung lebte er in seinem Haus in Thanstetten bei Schiedlberg.

WERKE: Keine Buchveröff., aber zahlrei-che G. u. Prosabeitr. in Ztg., Zs., Kalen-dern u. Anthologien als Heimatdichter, meist in oö. Mundart. Keine Werkausg., weitere Ms. im Nachl.

LITERATUR: J. Hauer: Am Quell d. Mut-tersprache. Öst. Mundartdichtung d. Gegenwart, Graz 1955, 515.

Gerhard Winkler

Aigner, Ludwig v. (Ps. Abafi, Lajos, 11.2.1840 Nagyjécsa/Jugoslawien – 19.6.1909 Budapest), war ursprünglich Historiker (Stud. in Wien u. Göttingen) u. ließ sich dann als Buchhändler u. Verleger in Budapest nieder. Im Laufe dieser Tätigkeit entwickelte sich A. zum Universalgelehrten, dessen Veröff. einen breiten Themenkreis behandeln. Dieser

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reicht v. hist. Monografien bis zu panno-nischer Botanik u. Entomologie sowie zur kneippschen Lebensreform (Schlichte Gedichte über d. Kneippschen Heilkräuter […] 1900) u. Gymnastik (Hg. d. Zs. Herkules, 1886ff.). 1878 begründete A. d. Verband d. ung. Landesbuchhändler, dessen Zs. Corvina er hg. Ab 1890 wirkte A. au-ßerdem als Mitarb. an d. naturwiss. Abt. d. ung. Nationalmuseums u. war ein führendes Mitgl. d. Petöfi-Gesell. Als Historiker hat A. v.a. wegen seiner monumentalen Arb. über d. Gesch. d. Freimaurerei in Österreich-Ungarn (1890-99, 5 Bde.) Bedeutung, deren Quellenwert bis heute unbestritten ist, da A. selbst Mitgl. d. Budapester Loge »Matthias Corvinus, d. Gerechte« war. Lit.hist. wichtig ist A. ausgezeichnete, im ganzen dt. Sprachraum verbreitete Übers. d. Lyr. Petöfis (Buch d. Lebens. G. v. Petöfi, 1880) sowie eine v. ihm veranstaltete u. übers. große Slg. v. ung. Volksliedern aus Göcsej (1876), d. für d. Besinnung auf d. ung. Volksliedtradition entscheidende Anstöße gab u. deren Übers. d. Vorlie-be d. Zeit für ung. Folklore in Unterhal-tungslit. u. Operettenlibretti verbreiten half. A., d. sowohl dt. als auch ung. schrieb, versuchte durch sein Wirken d. dt. Kulturtradition mit d. ung. zu verei-nigen u. bes. d. hist. Beschäftigung mit d. ung. Lit. zu fördern (als Hg. d. Zs. Be-obachter. Literaturgeschichtliche Mitt., in ung. Sprache, 1876ff.) u. so deren Kenntnis in d. Dt. sprechenden Tl. d. Monarchie zu verbreiten.

WERKE: Lyr.: Schlichte Gedichte über d. Kneippschen Heilkräuter u. einige anderen Heilmittel. Dem lieben Kneipp-Verein u. al-len Kneipp Freunden gewidmet, Kempten 1900. Hist . Schriften: (Ausw.) Die un-garische Legion in Preußen 1866, Budapest 1897; Die 25jährige Gesch. d. Freimaurerloge »Matthias Corvinus, d. Gerechte« 1869-94, Budapest 1895; Gesch. d Freimaurer in Ös-

terreich-Ungarn, Bd. 1-5, Budapest 1890-99; Johnson, ein Hochstapler d. 18. Jh., Beitrag zur Gesch. d Freimaurerei. Nach ar-chivalischen Quellen, Ffm. 1902. Slg. u. Übers.: Volkslieder aus Göcsej (ung.), Bu-dapest 1876; Ungarische Volksdichtungen, übers. u. eingel. v. L.A., Pest 1879; Buch d. Lebens. Die Gedichte v. A. Petöfi, übers. u. eingel. v. L.A., Budapest 1880. Hg.: Figyelö. Irodalomtörténeti közlöny = Der Beob-achter. Literaturgeschichtliche Mitt., Budapest 1876-83; Herkules. Testgyäkorlati közlöny [= Herkules. Gymnastische Mitt.], Bu-dapest 1886-96; Corvina, ung., Organ d. Verbandes d. ung. Verleger u. Buch-händler, Budapest 1877ff.; Nemzeti Könyo-tár = Nat. Bibl. Budapest [1880?].

Werner M. Bauer

Aigner, Martha (* 3.12.1915 Wien) arb. in ihrer Heimatstadt als Sekretärin u. be-tätigte sich als gegenüber allen lit. Gat-tungen aufgeschlossene Schriftstellerin. Ihre bedeutendste Veröff. ist d. in d. frü-hen 1950er-Jahren im Öst. Bundesver-lag erschienene Mbd. Das Regenzwerglein: Er vereint sechs kurze, betont didaktisch ausgerichtete Prosatexte (z.B. »Pingo, d. Waldzwerg«, »Das Bäumlein Silber-haar«), in denen A. stets für d. Charak-tereigenschaft d. aus Selbstachtung re-sultierenden Zufriedenheit eintritt. Am überzeugendsten gelingt dies in d. Ti-telm. »Das Regenzwerglein«, d. auch wie alle anderen sprachlich anspruchsvolle-ren Beitr. eher für ein erwachsenes als jugendliches Lesepublikum gedacht ist.

WERK (Ausw.) Prosa: Das Regenzwerg-lein, Wien [1954].

Sylvia Leskowa

Aigner, Monika (*27.8.1948 Wörgl/Ti-rol) verfasst Lyr., Kurzprosa u. zeichnet. Mit ihren Gedichten Auferstehung, Wann u. Im Leben, d. v. starken Kontrasten durch-zogen sind, leistete sie einen Beitrag zur

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mystischen Gegenwartsdichtung. Sie lebt in Going/Tirol, ist verheiratet u. hat zwei Töchter.

WERKE: Lyr.: Im Grün deiner Sterne. Ge-dichte, Innsbr. 1986. Beiträge: Auferste-hung, Gedichte u. Zeichnungen, in: Mit Mystikern ins dritte Jahrtausend, hg. v. J. Jonas-Lichtenwallner, Wien 1989, 13-16.

LITERATUR: Lex. Lit. in Tirol, Brenner-Archiv, Innsbr.

Sonja Arnold

Ainhirn, Fritz (* 21.3.1923 Wien) war in Wien als Angestellter tätig. 1947 er-schien sein einziges lit. Werk, d. bellet-rist. R. Der Weg d. André Balmar.WERK Roman: Der Weg d. André Bal-mar, Linz/Wien/Lzg. 1947.

Sylvia Leskowa

Aitzing, Michael v. (Eitzinger, um 1530 Obereitzing bei Ried/OÖ – 1598 Bonn), Sohn d. Obersthofmeisters Maximili-ans II., Christoph v. A., stud. um 1550 in Wien u. Löwen Rechtswiss., beherrschte Griech., Lat., Hebr., Span., Frz., Ital. Im Gefolge d. Grafen Egmont nahm A. an d. Krönung Maximilians II. in Ffm. teil u. lernte in Augsburg seine Gattin aus d. Familie d. Fugger kennen. In Wien wur-de er v. Ferdinand I. zum Hofdiener er-nannt. 1568 reiste A. nach Brüssel, wo er Zeuge d. Hinrichtung d. Grafen Egmont u. Horn war. In Brüssel war er längere Zeit inhaftiert. Ab 1581 wirkte er in Köln als Schriftsteller. Im selben Jahr publizier-te er eine Darstellung d. gesch. Ereignisse in d. Niederlanden seit 1559 u.d.T. Leo Belgicus. 1583 gab A. d. Relatio historica he-raus, d. d. Kampf infolge d. Übertritts d. Kurfürsten v. Köln, Gebhard Truchsess, zum Protestantismus schilderte. Ab 1588 ließ A., regelmäßig zu d. Frühjahrs- u. Herbstmessen in Ffm., ztg.ähnliche gesch. Darstellungen (»Messrelationen«) erschei-nen; 1594-97 erschienen diese jährlich.

Die »Messrelationen« waren erfolgreich u. wurden in anderen Orten nachgedr., doch A. lebte in Köln in Armut, übers. Ztg.nachrichten u. ließ sie drucken. Der Kurfürst Ernst v. Köln setzte A. in Bonn eine Pfründe aus.

LITERATUR: F. Stieve: Über d. ältesten halbjährl. Ztg. o. Meßrelationen u. ins-bes. über d. Begründer, Freiherr Michael v. A., in: Abh. d. 3. Kl. d. kaiserl. Akad. d. Wiss., 16 Bde., I. Abt., Wien 1881.

Helmut W. Lang

Akademische Druck- u. Verlagsan-stalt (ADEVA), Die, wurde 1949 v. Paul Struzl in Graz gegr. Struzl begann eine umfangreiche eigenständige Pro-duktion zunächst als Verleger qualitativ hochwertiger Reprints im Offsetverfah-ren, d. d. Nachfrage d. zerstörten dt. Bibl. nach Standardwerken erfüllten: u.a. Reprints v. Zedlers Universal-Lexicon, Enzyklopädie v. Ersch-Gruber in 168 Bdn. Er machte sich einen Namen als größter Faksimile-Verleger u. -Drucker d. Welt (Reihe Codices Selecti seit 1960), u.a. gab d. Verlag folgende Faksimiles heraus: AMBRASER HELDENBUCH, Mondsee-Wr. Liederhs., OSWALD V. WOLKENSTEIN, Evangelienharmonie v. Otfried v. Weißen-burg u.v.a., Notenautografen (Mozart: Requiem, Beethoven: Eroica). Die ADEVA wurde ein Univ.verlag mit Institutspubli-kationen, Gesamtausg. (A. Meinong, O. Spann) u. großen wiss. Projekten wie d. lit. gesch. Bestandsaufnahme Die österrei-chische Literatur. Ihr Profil v. d. Anfängen im MA bis zur Gegenwart, hg. v. H. Zeman, 5 Bde. in 7 Tlen., 1979-89), einer Gesch. d. Buchkultur (auf 9 Bde. geplant), ei-ner Gesch. d. Literatur in Österreich, hg. v. H. Zeman (v. 7 geplanten Bdn. sind 3 bisher erschienen).

LITERATUR: W. Rob: Öst. Verlagswesen in Vergangenheit u. Gegenwart, in: Gu-tenberg-Jb. 60 (1985), 233-251. Lex. d.

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gesamten Buchwesens 1987, Bd. 1. Do-kumentation dt.-sprachiger Verlage, 14. Ausg., Landsberg, Lech 2001; Ver-lagsführer Öst., Wien 2001.

Johannes Frimmel

Aktradieff, Marianne → Freisleben, Marianne

Alantsee (auch Alantse, Alansee, Alance), Leonhard (? – 7.1.1518 Wien) u. Lukas (? – 1523 Wien), Verleger u. Buchhändler, Söhne d. Mag. Johann A. aus Schongau aus Lech. Lukas wurde 1498/99 an d. Artistenfak. in Basel als Buchführer immatrikuliert, in Wien am 13.10.1499, Leonhard 1502 ebd. Seit etwa 1500 verlegten d. Brüder A. gemeinsam in Wien, ab 1505 besaßen sie eine Buchhandlung auf d. Brand-stätte, wo schon im MA d. Hs.-Handel ansässig war. 1512 erhielten d. Brüder ein Privileg für d. Druck d. v. d. Univ. zu bestimmenden Bücher. Leonhard u. Lukas A. unterhielten internationale Geschäftsbeziehungen u. unternahmen mehrere Reisen nach Italien u. Dtld. Nach d. Tod v. Lukas heiratete dessen Witwe Georg Wech, d. d. Buchhandel bis zur Übernahme durch Lukas’ Sohn Urban fortführte. V. Urban kennt man nur wenige Drucke, nach seinem Tod 1551 ging d. Buchhandlung auf sei-nen Stiefbruder Christoph Wech über. A. Mayer nennt darüber hinaus einen Buchdrucker u. -führer Michael A., d. 1525/32 erwähnt wird, v. d. aber weiter nichts bekannt ist.In Zusammenarb. mit d. Wr. Drucker-verlegern JOHANN SINGRIENER, HIERONY-MUS VIETOR u. JOHANN WINTERBURGER gaben Lukas u. Leonhard A. nach Ben-zing 64 Verlagswerke heraus, v.a. für d. Schulgebrauch bestimmte Klassikeredi-tionen u. Texte v. Humanisten (CUSPI-NIANUS, Pico della Mirandola, d. Poetik d. JOACHIM VADIANUS bzw. JOACHIM V.

WATT u.a.), aber auch d. »Tabulae Eclip-sium« d. bedeutenden Mathematikers u. Astronomen GEORG PEUERBACH (1514 bei WINTERBURGER). Das Werk stellt eine hervorragende setzerische u. ty-pograf. Leistung dar. Die Gebrüder A., d. auch jeder allein als Verleger in Er-scheinung traten, gaben weiters Werke in Nbg., Schlettstadt, Hagenau, Basel u. Venedig heraus. Leonhard u. Lukas A. erfreuten sich eines bedeutenden Rufs in d. Gelehrtenrepublik, u.a. standen sie mit d. berühmten venezianischen Druckerverleger Aldus Manutius in Ver-bindung. Ihre Tätigkeit ist ein Zeugnis d. kurzen Blüte humanist. Wiss. in Wien zur Zeit Kaiser Maximilians I.

LITERATUR: A. Mayer: Wiens Buchdru-ckergesch., 1482-82, Bd. 1, Wien 1882; ders.: Buchdruck u. Buchhandel in Wien v. 1482-1522, Wien 1906 [= Sepa-ratdruck aus Bd. III d. »Gesch. d. Stadt Wien«]. H. Grimm: Die Buchführer d. dt. Kulturbereiches u. ihre Niederlassun-gen in d. Zeitspanne 1490 bis um 1550, in: Archiv für Gesch. d. Buchwesens 7, 1967, 1734f.; J. Benzing: Die dt. Verleger d. 16. u. 17. Jh. Eine Neubearbeitung in: Archiv für Gesch. d. Buchwesens 18, 1977, 1084f.; N. Bachleitner, F.M. Eybl, E. Fischer: Gesch. d. Buchhandels in Öst., Wiesbaden 2000.

Johannes Frimmel

Alberer, Rudolf (8.3.1919 Kematen/Ybbs, NÖ), Kind einer Bauernmagd, fand liebevolle Zieheltern in Biberbach, d. ihn adoptierten u. ihm ihre kleine Landwirtschaft vererbten. Als Kriegs-schwerverletzter nahm A. 1970 bei d. Böhler-Ybbstalwerken eine Stelle an u. widmete sich d. bäuerlichen Arbeit in seiner Freizeit. Schon frühzeitig gelang-te A. unter d. Einfluss d. Amstettner Mundartdichters FRITZ SIMHANDL. Er blieb ihm in d. Hinwendung zur bäuer-

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lichen Lebenswelt u. ihrer tiefen Sinnge-bung ein Vorbild. Eine lit.gesch. Bearbei-tung wäre angebracht.

WERKE: Mundartlyr.: Herentern Sunn-taberg, Wels 1973. Einige Krippenspiele blieben bisher unveröff.

LITERATUR: J. Hauer: Lebendiges Wort, Jubiläumsbd., Wels 1976, 8f.; W. Sohm: D. Mundartdichtung in NÖ, Wien 1980, 24f.

Maria Hornung

Albert, Eduard (20.1.1841 Senftenberg/Mähren – 25.9.1900 ebd.), entstammte einer nat. gesinnten tschech. Familie. Nach seiner Gymnasialzeit in König-grätz stud. er in Wien Medizin bei Hyrtl, Skoda u. Rokitansky. 1867 wurde er As-sistent an d. Chirurgischen Klinik. 1871 habilitierte er sich u. wurde 1873 als o. Prof. nach Innsbr. berufen. 1881 kehr-te er als Nachfolger Dumreichers nach Wien zurück. In d. Medizingesch. hat er sichbes. als Vorkämpfer d. Antiseptik u. als Lehrer in d. theoretischen Ortho-pädie Verdienste erworben. Seine wiss. Publikationen sind in dt. u. tschech. Sprache abgefasst.Zugleich ist A. als Nachdichter tschech. Poesie u. als Repräsentant d. jungen tschech. Dichter im dt. Sprachbereich hervorgetreten, d. mit großem Eifer u. mit Einfühlung eine wichtige Brücken-funktion zw. d. dt.-öst. u. d. tschech. Kultur ausübte. V. seinem Lit.verständ-nis her, d. durch d. Dichtung d. reinen Kunst (Parnasse) bestimmt war, stand ihm d. Tscheche Jaroslav Vrchlický am nächsten, mit d. ihn eine enge Freund-schaft verband. So bemühen sich seine Nachdichtungen in erster Linie, Vrch-lický im dt. Sprachbereich in mehreren Sammelbdn. herauszugeben. Diesem Autor hat er auch eine vorwiegend bi-bliografisch ausgerichtete Monografie gewidmet: Jaroslav Vrchlický. Příprava k

budoucím studiím jeho lyriky a epiky, Wien 1893. Auch in d. Anthologien tschech. Lyr., d. er hg., nimmt d. Werk Vrch-lickýs eine zentrale Stellung ein. Die Slg. Poesie aus Böhmen, Wien 1893, Neue-re Poesie aus Böhmen, Wien 1893, Neueste Poesie aus Böhmen, Wien 1895 u. Lyrisches u. Verwandtes aus d. böhmischen Literatur ins Deutsche übersetzt, Wien 1900 reichen v. d. Zeit d. tschech. Romantik bis in d. Ge-genwart, umfassen im letzten Bd. noch d. Symbolisten A. Sova u. O. Březina.A. gehörte als Übers., d. durch d. Ver-mittlung d. tschech. Poesie über d. dt. Lesepublikum hinaus auch in Europa viel für d. tschech. Lit. getan hat, zu d. großen Fürsprechern d. tschech. Kultur, unter denen im 19. Jh. noch SIEGFRIED KAPPER, A. MÜLLER u. ALFRED WALDAU zu nennen sind. Sein Werk u. seine Bio-gr. sind bes. v. tschech. Seite untersucht u. erfasst. Bedeutsam für seine u. seines Freundes Biogr. ist d. Hg. seines Brief-wechsels mit Vrchlický: Jaroslav Vrch-lický – Eduard Albert. Vzájemná korespondence, mit einem Vorwort v. Josef Hrabál, Prag 1954. Im Lit.archiv in Prag befinden sich neben Ms. noch unveröff. G., d. z.Tl. Originalg. sind u., auch sein Briefwech-sel. Zu seinen Korrespondenten gehörten nicht nur d. tschech. Autoren J. Goll, F. Herites, I. Herrmann, A. Heyduk, R. Jesenská, A. Jirásek, K. Klostermann, J. Kvapil, J.S. Machar, T.G. Masaryk, J. Ne-ruda, J. Pekař, S. Podlipská, J.V. Sládek, L. Stroupežnický, F. Šembera, Z. Winter u. J. Zeyer, sondern auch d. dt. schrei-benden Autoren FRIEDRICH ADLER, ADA CHRISTEN, D. v. Liliencron, FRITZ MAU-THNER, PETER ROSEGGER u.a. Für seine Verdienste um d. Medizin wurde A. zum Hofrat ernannt. Wegen seiner Leistungen als Übers. wurde er Mitgl. d. Akad. d. Wiss. in Prag.

WERKE: Wiss. Arbeiten: Beiträge zur Gesch. d. Chirurgie, 1878; Lehrbuch d. Chir-

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urgie, 4 Bde., 1896 (5 Aufl.). Übers. Po-esie: Poesie aus Böhmen, Wien 1893; Neu-ere Poesie aus Böhmen, Wien 1893; Neueste Poesie aus Böhmen, Wien 1895; Lyrisches u. Verwandtes aus d. böhmischen Lit. ins Deutsche übers., Wien 1900.

LITERATUR: J. Hrabál: Einleitung zu Ja-roslav Vrchlický – E.A. Vzájemná ko-respondence (J.V. – E.A. Gegenseitige Korrespondenz), Prag 1954; F. Miher: Publikationen d. Hofrates E.A., Wr. kli-nische Wochenschriften 13, 1900, 899-901; F. Batha: E.A., Literární archiv Památníku Národního Písemnictví v Praze, Prag 1966 (Verzeichnis seines Nachl.).

Walter Schamschula

Albert, Georg (24.4.1807 Kronstadt/Siebenbürgen – 24.8.1884 ebd.) erhielt seine Schulbildung in Kronstadt, absol-vierte seine theol. u. philol. Studien in Pressburg (1829), Wien (1830), Hal-le a.d. Saale (1831) u. wurde Lehrer am Gymnasium seiner Vaterstadt (seit Sept. 1831). Neben seiner Lehrtätigkeit versah er auch d. Predigeramt an d. ev. Stadtkirche (seit Aug. 1843). 1877 ging er in Pension. A. gab einige seiner Pre-digten – bemerkenswerte Zeugnisse eines rhetorischen Talents – im Druck heraus: Die Beredsamkeit v. A. bewähr-te sich an rel. Themen d. Kirchenjahres ebenso wie bei öff.-polit. Anlässen.Eine moderne lit.gesch. Arbeit über d. Predigt-Rhetorik d. 19. Jh., d. Reden wie jene A. einbeziehen müsste, fehlt.

WERKE: Predigten u. Reden: Rede zur ersten Jahres-Feier d. österreichischen Reichs-Verfassung v. 4. März 1849, gehalten in d. evangelischen Kathedralkirche in Kron-stadt […] d. 17. März 1850, Kronstadt 1850; Predigt über d. Dankbarkeit, welche wir d. Wohlthätern unserer Gemeinde schuldig sind, über Lucas V. 1-11 am 5. Sonntag nach Trinitatis 1851 in d. evangelischen Stadtpfarr-

kirche zu Kronstadt gehalten […], Kronstadt 1851; Die Lehre d. heiligen Schrift v. d. Engeln Gottes. Predigt am Peter u. Paul Tag 1863 in d. evangelischen Stadtpfarrkirche zu Kronstadt gehalten. In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Ev. Joh. 14,2, Kron-stadt 1863; Daß uns in d. Erz. d. heiligen Schrift v. d. Sindfluth im Wesentlichen eine geschichtliche Thatsache überliefert worden sei […], gehalten in d. Stadtpfarrkirche zu Kron-stadt am 10. Trinitatis-Sonntag 1864, Kron-stadt 1864.

LITERATUR: Trausch-Schulter-Hienz, Bd. 1.

Herbert Zeman

Albert, Georg (3.10.1869 Wien – Todes-datum unbekannt), Sohn v. EDUARD AL-BERT, absolvierte d. Schottengymnasium u. stud. in seiner Heimatstadt zunächst Medizin, dann Phil. 1895 Promotion zum Dr. phil., arb. hierauf als Privat-gelehrter (u.a. Schriften über Platon, Kant). Während d. 1. WK war er u.a. im k.u.k. Kriegsministerium beschäftigt. Neben seiner wiss. Tätigkeit schrieb A. G. nach d. Vorbild Baudelaires: 1911 er-schien sein Lyr.bd. Hundert Sonette, d. d. 1891-1910 entstandenen G. vereint. Sie zeichnen sich generell durch d. Manier formal-sprachlicher Exklusivität aus So erschweren nicht nur d. in überhöht-hymnischer Sprachgebung gehaltenen kühnen, ausdrucksstarken Bilder, son-dern auch d. vielen mythologischen Anspielungen d. Zugang zu d. G., d. ihren gelehrten Verf. kaum verleugnen können. Dieser behandelt d. Fragen d. Wiss. (»Geisteslicht«) u. d. Kunst, d. ihm als ein möglicher Fixpunkt d. men-schl. Daseins gilt (»Apollo-Helios«, »Der Dichtung Genius«, »Der Dichtung Mar-morsaal«), ebenso wie jene d. Lebens allg. Hier erweist er sich durchweg als zum Pessimismus neigender Skeptiker, d. immer wieder d. »Mummenschanz d.

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Lebens«, d. negativen Seiten d. Daseins (»Wahnsinn«, »Einsam«, »Resignation«) u. d. nahezu aussichtslos erscheinenden Lebenskampf d. Individuums aufzeigt (»Stumme Leiden«, »Gescheitert«, »Der Schuldige«). Zuversichtliches im Hin-blick auf d. Lebensbewältigung klingt bei A. nur am Rande an (»Handle u. wirb«). Die Anlage d. Menschen zum Wunschdenken u. zur Vernunft stellen für ihn dabei zwei maßgebliche Aspekte dar (»Weise Torheit«, »Stoisch«). A. ist ein v. seinem Hauptberuf als gelehrter Philosoph deutlich beeinflusster esote-rischer Wr. Lyriker d. Jh.-wende, d. d. Haltung d. Exklusivität bewusst vertritt. Eine lit.gesch. Charakteristik d. Werkes im öst. geistesgesch. Zusammenhang fehlt.

WERKE (Ausw.): Lyr.: Hundert Sonette (1891-1910), Wien 1911.

LITERATUR: Degeners wer ist’s?, Bln. 1935, 11; Nagl/Zeidler/Castle, Bd. 4; Kürschner 1986.

Sylvia Leskowa

Albert, Ludwig (12.4.1906 Linz/Donau, OÖ – 11.6.1968 ebd.) war als Magist-ratsbeamter in seiner Heimatstadt tätig. Seine Mundartdichtung ist traditionsge-mäß mit d. Topoi Heimat, Liebe, Natur verbunden. Die Mundart ist jene, d. man am Rande d. Heimatstadt A. schon unter ländl. Einfluss sprach. Eine lit. wiss. Bearbeitung ist nicht vordringlich.

WERKE: Mundartlyr.: Guck in’s Landl, Linz [1960]; Um an Pöstlingberg uma, Linz [1962].

LITERATUR: J. Hauer: D. Mundartdich-tung in OÖ, Wien 1977, 99.

Maria Hornung

Albert, Michael (21.10.1836 Trappold bei Schässburg [heute Sighisoara] Sie-benbürgen – 21.4.1893 ebd.), Sohn ei-

nes begüterten u. gebildeten Bauern u. einer musisch veranlagten Predigertoch-ter, d. ihn für einen geistigen Beruf aus-ersahen. A. besuchte ab 1847 d. damals in Blüte stehende Schässburger Gym-nasium, wobei seine schriftstellerische Neigung v. d. Lehrern bald erkannt u. gefördert wurde. In d. letzten Gymna-sialjahren entstanden viele G. im Tone Rückerts u. Heines, d. A. später z.Tl. für eine Publikation heranzog. Seine Lehrer waren u.a. GEORG DANIEL TEUTSCH, FRIEDRICH MÜLLER U. JOSEF HALTRICH. 1857 begann er – wie üblich bei d. Sie-benbürger Protestanten – in Jena ein Theol.- u. Phil.stud. 1858 ging er nach Bln., wo er sich v.a. d. Germanistik u. d. Kulturleben d. Stadt widmete u. d. Bekanntschaft d. ihm v. nun an stets mit Rat zur Seite stehenden Univ. Prof. Roskoff machte (Briefwechsel). 1859 hielt sich A. in Wien auf. Hier befasste er sich allerdings mehr mit seinem lit. Schaffen als mit d. Stud. u. schrieb zu Schillers 100. Geburtstag d. G. Schiller u. Goethe in d. Unterwelt, d. ihn als Dichter in seiner Heimat (anlässl. d. Schässbur-ger Schillerfestes) bekannt machte. 1860 kehrte er in seine Heimat zurück, erhielt zunächst eine Anstellung am Bistritzer Gymnasium u. wurde 1861 nach Schäss-burg an d. ev. Gymnasium berufen, d. er bis zu seinem Lebensende angehörte. Nebenbei leitete A. auch 1878-92 d. ev. Schullehrerseminar seiner Heimatstadt.Sein lit., mit seiner Heimat Siebenbür-gen in engem Zusammenhang stehen-des Schaffen ist nicht sehr umfangreich, erstreckt sich aber auf alle Gattungen. Einige seiner Jugendg. (»Jahreszeiten-gedichte« u. »Vermischtes« aus drei hs. Slg. 1855/56), d. er ab 1860 in Zs. u. Kalendern veröff., fanden Aufnah-me in A. einzigem Lyr.bd., d. 1893 – noch v. ihm selbst für d. Drucklegung vorbereitet – postum erschien. Er gilt

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neben seinen heimatl. Erz. als A. lit. reifste Leistung u. zeigt eine Entwick-lung, d. v. jugendlichen Liebesg. bis zu polemischen Zeitg. zu versöhnlicher Alterslyr. führt. Hier überzeugen v.a. d. Naturstimmungsbilder, d. v. Hu-mor getragenen Erinnerungen an d. dörfliche Heimat u. d. Nekrolog auf seinen Sohn (Abschnitt »Totenkranz«). Seit d. frühen 1960er-Jahren verfasste A. auch – mitangeregt durch d. Kon-takt zu seinem Landsmann TRAUGOTT TEUTSCH (Briefwechsel) – einige »sie-benbürgisch-sächsische« Erz., in denen er d. traditionell bestimmte dörfliche Leben in d. Auseinandersetzung mit neuen Zeitfragen behandelte. Vereint erschienen diese Erz. in d. Bd. Altes u. Neues (1890). Sie sind zeitgesch. Lebens-bilder, d. – obwohl in d. Darstellung ein wenig behäbig wirkend – d. Span-nungen d. polit. Umbruchszeit im Hin-blick auf d. Ausgleich v. 1867 treffend analysieren. Als d. gelungenste Lebens-bild kann »Die Dorfschule« betrachtet werden, in d. d. Neubau einer Schule d. Hintergrund für d. Konfrontation v. traditionellem u. fortschrittlichem Den-ken abgibt. Die herrschende Verunsi-cherung angesichts d. Eingliederung Siebenbürgens in d. ung. Staatsverband schildert A. in »Auf d. Königsboden«, d. zeitgesch. nachdrücklichsten Erz. Mit aktuellen Problemen setzte sich A. auch im Rahmen d. hist. Schauspiels Die Flandrer am Alt (21883) auseinander, d. während einer Festwoche anlässl. einer Jahresfeier d. dt. Einwanderer in Siebenbürgen im Hermannstädter Theater zur Auff. gelangte u. bald als d. nat. Drama d. Siebenbürger Sachsen galt. Mit d. Festspiel stellte A. jedoch nicht nur d. sächsische Einwanderung dar, sondern rief auch zur Einigung mit d. ung. Kulturkreis auf. Mit einem weiteren Kapitel aus d. siebenbürgisch-

sächsischen Gesch. befasste sich A. in d. Trauerspiel um d. 1703 wegen polit. Vergehen u. privater Schuld hingerich-teten Sachsengrafen v. Harteneck (1886). Während in TRAUGOTT TEUTSCHS Ver-sion v. 1874 (Sachs v. Harteneck) d. As-pekt d. persönl. Schuld im Mittelpunkt d. Handlung steht, kehrt A. jenen d. po-lit. Persönlichkeit hervor. Auch mit d. Lebensbild Ulrich v. Hutten, seinem letz-ten Drama, dessen Entstehung bis in d. Zeit d. Wr. Aufenthaltes zurückreicht u. 1893 postum veröff. wurde, blieb A. (ebenso wie mit seinem trotz Überarb. ungedr. u. unaufgeführt gebliebenen u. in d. Wallenstein-Nachfolge Schillers stehenden Jugenddrama Karl XII.) ei-nem gesch. Stoff verbunden. A. ist im späten 19. Jh. neben seinem Freund TRAUGOTT TEUTSCH einer d. namhaf-testen (hoch-)dt.-sprachigen Autoren Siebenbürgens. A. u. TEUTSCH wollten durch d. Entfaltung d. Dichtung be-wusst ein Gegengewicht zur bisher do-minierenden heimatl. Wiss. setzen. Er engagierte sich hier für d. Aufrechter-haltung d. dt. Kulturlebens in d. Zeit d. öst.-ung. Ausgleichs v. 1867 u. genoss einen größeren Bekanntheitsgrad als im gesamtdt. Bereich (wo er immerhin in Meyers Enzyklopädisches Lexikon Eingang gefunden hat).

WERKE: Lyr.: Gedichte, Hermannstadt 1893. Erz.: Altes u. Neues. Gesell. siebenbür-gisch-sächsische Erz., Hermannstadt 1890 (enthält: Die Dorfschule, Die Kandidaten, Traugott, Auf d. Königsboden). Dramen: Die Flandrer am Alt, hist. Schauspiel in 5 Akten, Lzg. 21883; Harteneck, Trauerspiel in 5 Akten, Wien 1886; Ulrich v. Hutten, hist. Drama in 5 Akten, Hermannstadt 1893; zahlreiche lit. hist. Abh. u. Feuil-letons.

LITERATUR: ADB, Bd. 45; Trausch/Schuller/Hienz, Bd. 4; Brümmer, Bd. 1;

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Nagl/Zeidler/Castle, Bd. 4; NDB, Bd. 1; Goedeke, N.F. 1; D. Lit. d. Siebenbür-ger Sachsen in d. Jahren 1849-1918, redi-giert v. C. Göllner/J. Wittstock, Bukarest 1979, 44-58, 125-136, 163-170.

Sylvia Leskowa

Albert, Waldemar (? – April [?] 1948 Linz), Prof. an d. Unteroffiziersakad. in Enns nach d. 1. WK, Verf. d. St.-Severinus-Spiels Lauriacum, Drama in 1 Akt, Auff. in d. Festspielhalle in Enns, 1.-5. Okt. 1927, Verlag d. Festspielaus-schusses, Enns 1927, 2. Ausg. 1932), eines d. vielen Festspiele seiner Zeit, d. nach heimatl. Identifikation suchte.

LITERATUR: G. Kneifel (Hg.): Rund um d. Stadtturm. Beitr. zur Gesch. d. ältes-ten Stadt Öst., Linz 1988, 123f.

Helmut Salfinger

Alberti, hervorragende Wr. Drucke-rei, Verlagsbuchhandlung Ignaz A. (11.4.1761 Wien – 31.8.1794 ebd.), Kup-ferstecher aus d. Schmutzer-Schule. Mit Mozart, seinen Buchhändler-Kollegen MECHETTI u. WAPPLER gehörte A. d. Freimaurerloge »Zur gekrönten Hoff-nung« an. Aus d. Impressum seiner Titel ist nicht immer klar, ob A. nur d. Drucker o. auch d. Verleger war. Die Firma bestand v. 1789-1802, nach A. Tod v. seiner Witwe u. d. Faktor A. STRAUSS geführt. Vor DEGEN, d. d. Dru-ckerei 1800 übernahm, gehört A. zu d. »Wegbereitern d. klassizist. Buchdrucks in Öst.« (Durstmüller). Das so erzielte klare, durchsichtige Druckbild eignete sich in besonderer Weise, d. Strömun-gen d. Aufklärung Ausdruck zu geben. Bei A. erschienen Werke v. MICHAEL DENIS (Ossians u. Sineds Lieder, 1784-85 u. 1791-93; Carmina quaedam u. Zurückerinne-rungen, 1794), eine Damenbibliothek o. Slg. v. Romanen, 1792-94, Übers. v. R. u. N. (Solorzano Castillo, Fielding, Le Sage,

Prevost, Quevedo, Smollet, Straparola u.a., auch als Nachdr.), G. d. »hollän-dischen Hölty« J. Bellamy, PIETRO ME-TASTASIOS Opere postume u. etliche andere ital. Titel, Gelegenheitsg. v. LORENZ L. HASCHKA u. FRANZ JOSEPH RATSCHKY, d. EA d. Librettos d. Zauberflöte sowie wiss. Werke wie IGNAZ BORNS Catalogue […] Collection d. fossiles sowie andere frz. Titel u. Gelegenheitsschriften (v. ARN-STEIN, Herz) u.a. Auch Zs. sind v. 1791 an bei A. nachgewiesen, Windischs Neues ung. Magazin, Hofstätters Magazin für Kunst u. Literatur u. d. Wissenschaftli-che Magazin für Frauenzimmer. A. druckte Ovids Verwandlungen, 1791, mit reichen Illustrationen ein Hauptwerk d. Wr. Ste-cherschule u. nach d. Pariser Ausg. eine d. schönsten illustrierten Ovid-Ausg. so-wie Viktors Chronicon Viennense […] für d. gebildete Jugend, 1790. Ferner druckte A. für Baumeister (Synchronistische Über-sicht über d. Weltgesch.), für DEGEN, PHIL-IPP J. SCHALBACHER, SCHRÄMBL (Slg. d. vorzüglichsten Werke dt. Dichter, 1789-93, Riesbecks Briefe, wobei diese Wr. Nach-drucke meist schöner waren als d. Origi-nalausg.), für Tranquillo Mollo (Neudr. v. Dürers Ehrenpforte, 1799) u.a.

LITERATUR: Kat. d. hist. Ausstellung […], Wien 1882; Oravetz; I. Durstmül-ler: [1982]; Allg. Künstler-Lex., 1. Bd., Lzg. 1983; J. Senigl, I.A., in: Mitt. d. Internat. Stiftung Mozarteum 49 (2001), 3-4 u. 102-125.

Peter R. Frank

Alberti, Selma (17.6.1878 Lechnitz bei Bistrita/Siebenbürgen – ?), Lebenslauf u. soziale Umstände nicht eruierbar; trat nur mit einem Bd. M. 1928 hervor.

WERKE: Vier Märchen, mit Abb. u. Ta-feln v. Hildegard Schieb, Hermannstadt 1928.

Werner M. Bauer

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Albini, A. → Meddlhammer, Johann Baptist

Albon, Eugen Baron d’ (6.5.1859 Roman/Rumänien – 1915 Wien) ent-stammte einem alten frz. Adelsge-schlecht; wie seine Vorfahren wählte er d. Offizierslaufbahn. Durch eine Ver-wundung dienstuntauglich, brach er d. militärische Ausbildung ab u. wandte sich einem Univ.stud. zu. Schon als Student trat er als Verf. patriotischer Lieder an d. Öff. 1880-85 war A. Re-daktionsmitgl. mehrerer Tagesztg., an-schließend übte er bis 1890 d. Lehrbe-ruf aus Nach d. Tod Kronprinz Rudolfs in Mayerling begann A. seine redaktio-nelle u. schriftstellerische Tätigkeit für d. öst. Kaiserhaus. Er verfasste 1889 d. erste Biogr. d. Kronprinzen, d. v.a. für d. Jugend Öst. konzipiert war (Ankauf durch Schulbibl.): Kronprinz Rudolf. Sein Leben u. Wirken. Noch 1890 verließ A. d. Schuldienst u. verstand sich als Bio-graf d. Kaiserhauses. In diesem Jahr schrieb u. red. er gleich drei kaiserl. Biogr.: Unsere Kaiserin, So ist unser Kaiser, Im Zeichen d. Myrte. Er übernahm auch d. Redaktion d. am 1.8.1890 gegr. Oe-sterreichischen Staatsbeamten-Ztg. In d. Jah-ren 1893/94 scheint A. als Hg. u. Red. d. Neuen Feuilleton-Ztg. für Redactionen auf, danach gehörte er d. Redaktionsstab d. Neuen Wr. Tagbl. an, war als Korrespon-dent für ausländische Bl. tätig. 1908 er-schien v. A. Die Affaire Marschall. Darin stellte er aus seiner Sicht eine damals heftig diskutierte gesell.polit. Affäre um d. Bildhauer u. Medailleur Marschall dar. Eine neue biogr. Schrift über Kai-ser Franz Joseph, Vom Kaiser, gab A. 1909 heraus, u. 1911 erschien v. ihm d. Werk Prinzessin Zita. Zu Beginn d. 1. WK schien A. als Red. d. H. 1 u. 2 v. Der Weltkrieg auf. A. wird auch als Verf. d. Schwanks Die Paniglfranzosen genannt. Die für d. Monarchie u. d. Kaiserhaus

wirkenden Arb. A. blieben stilitisch u. hist. nach dem 2. WK unbeachtet.

WERKE: Biogr. Schriften: Kronprinz Rudolf. Sein Leben u. Wirken, Wien 1889; Unsere Kaiserin. Das Leben d. Kaiserin u. Kö-nigin Elisabeth, Wien 1890; So ist unser Kai-ser! Kleine Züge u. Episoden aus d. Leben d. Kaisers u. Königs Franz Joseph, Wien 1890; 1907; Im Zeichen d. Myrte. Erinnerungsbl. an d. Studienzeit d. Erzherzogin Marie Valerie, Wien 1890; Die Affaire Marschall, Wien 1908, 21908; Vom Kaiser, Wien/Lzg. 1909, 31909; Prinzessin Zita, Wien 1911; Schwank: Die Paniglfranzosen.

LITERATUR: Eisenberg I, 3 f.,; Kosel 1902; Kosch, Nachtrag 1994.

Ruthilde Frischenschlager

Alboth, Johannes (23.11.1861 Joach-imsthal/Böhmen –10.6.1940 Eders-grün/Böhmen) besuchte d. Volksschule in Joachimsthal, ging 1877 nach Prag, um sich d. Wunsch d. Eltern gemäß als Lehrer ausbilden zu lassen. Er zeig-te wenig Interesse für diesen Beruf u. betrieb lit. Studien. 1879 ging er nach Wien, musste d. Stadt aber infolge Geldmangels wieder verlassen, da er v. seiner lit. Tätigkeit nicht leben konnte, u. war einige Zeit in Graz bei Verwand-ten, um sich auf d. Univ. vorzubereiten. Seit 1881 war er Lehrer in Tissau, Be-zirk Karlsbad, später in Alt Rohlau bei Karlsbad in Böhmen Schulleiter. 1925 ließ er sich als Pensionist in Edersgrün bei Lichtenstadt nieder. A. war ein bes. v. PETER ROSEGGER geschätzter, an d. Vorstellungswelt d. bürgerlichen Rea-lismus orientierter Lyriker. Er veröff. seine G. in d. bedeutendsten Zs. Dtld. u. Öst. Heute ist A., wie viele auf ähnli-che Weise um d. Jahrhundertwende tä-tig gewesenen Autoren, vergessen. Eine lit.gesch. Charakteristik v. A. Schaffen in solchem Zusammenhang wäre wün-schenswert.

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WERKE: Singen u. Ringen, Ausgewählte G., Zürich/Lzg. 1896; Aus d. Stille, o.O. 1902; Herz u. Welt, o.O. 1912.

LITERATUR: E.F. Kastner: (Hg.) Böhmens Dt. Poesie u. Kunst, Wien 6 (1896), 1181-83, 1261f.; Übersicht über d. Leis-tungen d. Dt. Böhmens auf d. Gebiet d. Wiss., Kunst u. Lit. im Jahr 1893, Prag 1894, 154; dass. im Jahr 1894, Prag 1895, 131f.; dass. in d. Jahren 1895-97, Prag 1899, 299; Kosel, Bd. 2; Brümmer, Bd. 1.

Sylvia E. Mayer-Koukolik

Albrecht, Florian (30.4.1870 Seefeld/NÖ – ?) absolvierte d. Gymnasium in Oberhollabrunn/NÖ u. stud. ab 1892 Medizin an d. Univ. Wien. Im Früh-jahr 1896 wurde er wegen d. Hg. einer Flugschrift u. wegen eines Streites unter Studenten relegiert. A. setzte sein Stud. in Innsbr. fort, bis er kurz vor d. Abschluss wegen seines mutigen Eintretens für d. Erhaltung d. ältesten dt. Univ. Prag, d. zu jener Zeit aufgelöst werden sollte, für im-mer relegiert wurde mit Streichung aller abgelegten Prüfungen. A. stud. fortan in Prag, bestand binnen dreier Monate alle Examen u. wurde im Juli 1898 zum Dr. med. promoviert. Seine praktische Aus-bildung erhielt er im Spital in St. Pölten. Bei Ausbruch d. Burenkrieges, im Herbst 1899, ging er als freiwilliger Arzt nach Transvaal in Südafrika, wo er zwei Jah-re verbrachte. Seine Beobachtungen u. Erlebnisse in Südafrika verarb. A. im R. Der Rebell. Nach Europa zurückgekehrt, wurde A. 1902 Distriktsarzt in Reichenau bei Gablonz in Böhmen. Weitere Lebens-daten u. Schriften sind nicht bekannt.

WERKE: Roman: Der Rebell. Geschichtli-che Tr., o.O. 1910.

LITERATUR: Brümmer, Bd. 8.Ruthilde Frischenschlager

Albrecht, Fritz Hans (Ps. Robert Ritter, 10.11.1911 Wien – ?) stud. an d. Wr. u. Innsbr. Univ. Geografie, Dt. u. Gesch. u. veröff. bereits während dieser Zeit lit. Arbeiten in Ztg. A., Dr. phil., lebte in Wien, wo er journalist. tätig war. Seine wiss. Laufbahn führte ihn jedoch auch in viele andere Länder (u.a. Lektor für dt. Sprache in Schweden, Lehrtätigkeit an d. Univ. v. Kansas, USA). Darüber hinaus unternahm er Studienreisen durch Euro-pa, Amerika u. Afrika. Dies beeinflusste sein vielseitiges jugendschriftstellerisches Werk (Prosaskizzen, R., Schulfunk-Hör-spiele) nachhaltig. Hallo, Europa! (1950), ein unter d. Eindruck d. Nachkriegszeit entstandenes umfangreiches Buch, d. d. »gemeinsame[n] Wille[n] zur Arbeit, zu friedlichem Aufbau, zum großen gegen-seitigen Verstehen« betont (Nachwort), enthält 30 kurze kulturgesch. Länderpor-träts (v. »Das Alphorn hört ich blasen« bis »Zum Eismeer«, »Ural u. Kaukasus«), in denen d. jeweils spezifische Arbeitswelt im Zentrum steht. Gesch.-völkerkundl. Wissen wird jedoch nicht nur hier, son-dern z.B. auch im abenteuerlichen Nor-wegenr. Peter Manharts Nordlandfahrt (1948) u. in Kühne Entdeckungsfahrten (1957), ei-nem als Klassenlesestoff empfohlenen Prosaskizzenbd. über berühmte Entde-cker (z.B. »Ein Venezianer in Ostasien. Marco Polo«), unprätentiös vermittelt. Mit d. Erinnerungen an eine Griechen-landreise (Wo d. Wiege d. Abendlandes stand) ist A. weiters in einer Jugendanthologie d. Weltreisenden u.a. neben HEINRICH HAR-RER u. ERNST A. ZWILLING vertreten (Das Abenteuer lockt, 1960). Bes. erfolgreich ist seine Neubearb. v. Friedrich Gerstäckers Abenteuerr. Die Flußpiraten d. Mississippi (1956).

WERKE (Ausw.): Romane: Peter Man-harts Nordlandfahrt. Erlebnisse u. Abenteuer aus Norwegen, Wien 1948, 1956; Mit Voll-gas hinter Jaro. Peter Manharts abenteuerliche

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Schmugglerjagd v. Grenze zu Grenze, Wien 1952. Prosaskizzen: Hallo, Europa! Ein Kontinent lebt, lacht u. leidet, Wien 1950; Kühne Entdeckungsfahrten, Wien [1957], 2. erw. Aufl. Wien 1975. Reiseerin-nerungen: Wo d. Wiege d. Abendlandes stand. Eine Reise ins alte u. neue Griechen-land, in: Das Abenteuer lockt. Österrei-chische Forscher u. Weltreisende erzäh-len v. ihren Erlebnissen, hg. v. R. Polt, Wien [1960], 249-274. Lesebücher: Ein Meer – drei Erdteile. Wir reisen durch d. Mittelländische Meer, Wien 1959, 21974, m. F. Haun; Die Welt ist da, damit wir alle leben. Ein Buch v. Krieg u. Frieden, für d. Unterrichtsgebrauch ausgewählt u. be-arb., Wien 1967. Neubearb.: Friedrich Gerstäcker. Die Flußpiraten d. Mississippi, R., Wien 1956, 1957, 1964, 1965.

LITERATUR: D. Abenteuer lockt. Öst. Forscher u. Weltreisende erzählen v. ihren Erlebnissen, hg. v. R. Polt, Wien [1960], 357; L. Binder: Lex. d. Jugend-schriftsteller in dt. Sprache, in: D. Barke. Lehrer-Jb. 1968, 129-347, hier 286.

Sylvia Leskowa

Albrecht, Karl (auch A.-Frainer, Karl bzw. Frainer, Karl Albrecht, 31.12.1845 Frain/Mähren – 7.12.1920 Wien), Sohn eines Dorfschullehrers, ergriff d. päd. Beruf. Nach Absolvierung d. Realschu-le besuchte er in Wien eine Lehrerbil-dungsanstalt u. war hier seit d. späten 1860er-Jahren als Volkschullehrer tätig. A., Mitarb. d. ab 1896 kontinuierlich erscheinenden Deutsch-österreichischen-Lehrerztg. (Organ d. »Dt.-öst. Lehrerbun-des«), versuchte sich wie so viele Päd. vor u. nach ihm auch als Schriftsteller. Als wesentlichstes Dokument dieses Bemühens gilt d. Lyr.bd. Mein Dichten u. Denken (1908).

WERKE: Lyr.: Mein Dichten u. Denken. Eine Spätlese aus drei Jahrzehnten, o.O. 1908.

LITERATUR: Brümmer, Bd. 1; Kosel, Bio-gr. d. Wr. Künstler u. Schriftsteller, red. v. P.G. Reinhardt, Wien 1902, Bd. 1, 223.

Sylvia Leskowa

Albrecht-Griessler, Bettina (Geburts-name Barbara, 30.3.1876 Gresten/NÖ – 24.2.1965 Blindenmarkt/NÖ) war als Lehrerin in verschiedenen Orten in NÖ tätig u. trat erst in d. 1920er- u. 30er-Jahren als Erzählerin hervor. Im Selbst-verlag erschien 1927 d. N. Das goldene Gitter, eine merklich didaktisch ausge-richtete »Gesch. aus fremdem Lande«, für d. FRANZ KRANEWITTER ein überaus wohlwollendes kurzes Vorwort verfass-te. Er hob darin zu Recht d. gelungene Darstellung d. exotisch-märchenhaften Atmosphäre d. alten Indien u. d. Einfüh-lungsvermögen in d. jugendliche Heldin Amsusi hervor, d. es – allerdings nur um d. Preis d. eigenen Lebens – gelingt, einen orientalischen Despoten zur Hu-manität zu führen. Ungeachtet dessen ist A. jedoch nur eine bescheiden rezipierte Belletristin d. frühen 20. Jh.

WERKE (Ausw.): Novelle: Das goldene Gitter. Eine Gesch. aus fremdem Lande, Inns-br. 1927.

LITERATUR: NÖ Lit. seit 1900. Kat. d. Ausstellung im Stadtmuseum St. Pölten anlässl. d. St. Pöltener Kultur- u. Festwo-chen 1981, Mai/Juni 1981, 23.

Sylvia Leskowa

Albrich, Fritz (8.6.1899 Czernowitz/Bukowina – ?) lebte als Journalist u.a. in Passau, wo er auch als Chefred. tätig war. A., Mitgl. d. »Künstlerbundes«, d. Schutzverbandes d. Kulturschaffenden Öst., war ein vielseitiger Autor v. jedoch nur geringfügiger lit. Bedeutung. Er war nicht nur Reiseschriftsteller (Griechische Reise, 1933) u. Romancier (In d. Sand geschrieben, 1949), sondern auch Essayist (Passau gegen Potsdam, 1950) sowie Verf.

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v. Hörspielen (O, diese verflixten Fremdwör-ter!) u. Filmdrehbüchern (Wiedersehens-fahrten d. Vertriebenen, 1949).

WERKE: (Ausw., Erscheinungsorte nicht verifizierbar) Roman: In d. Sand geschrie-ben. R. einer Gefangenschaft, 1949. Rei-sebeschreibung: Griechische Reise, 1933. Essay: Passau gegen Potsdam. Eine Mahnung an d. Weltgewissen, 1950.

Sylvia Leskowa

Album hundert ungrischer Dichter. In eignen u. fremden Übersetzungen herausgegeben v. C(arl) M(aria) Kert-beny, Dresden 1854, – ist ein Versuch, d. ung. Dichtung auch d. dt. Leser na-hezubringen. Das schön ausgestattete Buch, Franz Liszt gewidmet, bringt Lyr. v. so bekannten u. berühmten ung. Po-eten wie JOHANN BACSANYI, Daniel Ber-czenyi, Josef Eötvös. FRANZ KAZINSKY, FRANZ KISFALUDY, JOHANN GRAF MAI-LATH, FRANZ TOLDY u.a. jeweils in dt. Übers. Die G. sind nach Jh. gegliedert u. erfassen allg. Themen wie Naturer-scheinungen, Lob d. Familie, Liebesg. usw. Die Übertragungen haben bekann-te öst.-ung. Schriftsteller wie Kertbeny, BACSANY, Kis u. Petöfi bewerkstelligt; entsprechend positiv ist d. Ergebnis. Angeschlossen ist ein Wörterbuch ung. Ausdrücke zum besseren Verständnis. – Der Versuch, d. nicht d. erste war, ist gelungen, mancher dt. Leser wird mit Anerkennung d. vollendeten G. d. ung. Dichter wahrgenommen haben.

LITERATUR: M. Kaiser/W. Michler: D. lit. Feld u. d. Terrain d. Politik, Öst. Lyr.anthologien 1848-1890 […], in: Kultur-topographien […], hg. v. M. Böhler u. H.-O. Horsch, Tübingen 2002, 99-147.

Eva Münz

Album aus Österreich ob d. Enns, hg. v. KARL ADAM KALTENBRUNNER/JULIUS RITTER V. SCHRÖCKINGER-

NEUDENBERG/FRIEDRICH WILHELM ARMING/A.F. PARDATSCHER. Das 510 S. umfassende A. erschien 1843 in Linz im Verlag Vinzenz Fink anlässl. eines Brandes in Spital am Pyhrn in d. Nacht v. 25. zum 26. Okt. 1841. Eine Wid-mung ist an Philipp Frh. v. Skrbensky gerichtet, geheimer Rat u. Kämmerer d. Kaisers u. Präsident d. oö. Landesregie-rung. Der Erlös sollte d. Opfern zugute kommen. Der Plan eines solchen oö. Tb. wurde v. d. Hg. schon einige Jahre lang verfolgt, wie im Vorwort zu lesen ist. Das Ziel d. A. war, »d. provinzielle Element wo möglich hervorzuheben«, also d. oö. Lit. als eigene regionale kul-turelle Leistung zu propagieren. Neben Oberösterreichern u. Salzb.n trugen auch Autoren anderer Regionen – d. meisten davon aus Wien – zu d. A. bei: CAROLINE PICHLER, IGNAZ FRANZ CAS-TELLI, JOHANN GABRIEL SEIDL, BETTY PAOLI, FRANZ GRILLPARZER, JOHANN LA-DISLAUS PYRKER u.a.m. sind hier zu er-wähnen. Im Übrigen aber stellt d. A. ein Sammelwerk d. oö. Lit. d. ersten Hälfte d. 19. Jh. dar: 45 oö. Dichter – größ-tenteils Zeitgenossen, nur wenige stam-men aus früheren Zeiten (z.B. MAURUS LINDEMAYR aus d. 18. Jh.) o. waren zum Zeitpunkt d. Erscheinens d. A. bereits verstorben (z.B. JOHANN MAYR HOFER) – sind vertreten, unter ihnen neben d. Hg. Autoren wie FRANZ ISIDOR PROSCH-KO, FRANZ STELZHAMER, OTTO PRECHT-LER, LUDWIG LUBER, MATHIAS LEOPOLD SCHLEIFER, ADALBERT STIFTER u. we-niger bekannte wie JOHANN ANDREAS AIGNER (1796-1830), FRANZ RITTER V. ERCO († 13.2.1838 Linz) o. d. dilettie-rende Schmiedegeselle FRANZ NAGL aus Steyr, d. mit d. schlichten G. Steyr an Spital Aufnahme fand. Das A. umreißt in charakterist. Weise d. Horizont oö. Lit.lebens um d. Jh.mitte. Die unter-schiedliche Herkunft d. Beiträger zeigt

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aber auch d. öst. übergreifende Ver-bundenheit d. oö. Lit. mit anderen öst. Regionen: Zu denken ist hier etwa an d. persönl. Freundschaft zw. NIKOLAUS LENAU u. MATHIAS LEOPOLD SCHLEIFER o. an KALTENBRUNNERS Beziehungen zu Wien u. seinen Dichtern, wie d. Teilnahme v. zahlreichen Wr. Autoren zeigt. KALTENBRUNNER hatte sich sehr intensiv bemüht, sogar v. d. bekanntes-ten öst. Autoren Beitr. zu erhalten, so auch v. LENAU, d. allerdings zu jenem Zeitpunkt nicht mehr bereit war, in Al-manachen u. Tb. u. derartigen Unter-nehmungen zu publizieren.Das A. ist in drei Abschnitte unterteilt: Der erste – umfangmäßig kleinste – umfasst Berichte über Spital am Py-hrn, über d. Nacht d. Brandes, über d. Gründung d. dortigen Hospitals u. eine Beschreibung CAROLINE PICHLERS ihrer Reise nach Spital. Der zweite Tl. ist be-titelt »Album« u. beinhaltet d. Großtl. d. Beitr. d. verschiedenen Autoren. Neben Lyr. sind v.a. Sagen u. Volkserz. (z.B. ARMINGS Die heilige Fichte bei Gmunden o. JOSEPH TH. FISCHERS Die Leander=Sagen v. Traunsee), Reiseerlebnisberichte (z.B. CHRISTIAN BRITTINGERS Ein Alpenausflug auf d. Pyrgas bei Spital am Pyhrn) u. auch hist.-geogr. Sachberichte (z.B. über d. Stadt Enns v. CÖLESTIN GUGGER EDLER V. STAUDACH) vertreten sowie d. Beitr. v. Autoren aus anderen öst. Regionen, neben Salzb. u. Wien auch Tirol. OÖ stellt also keineswegs d. einzige (wenn-gleich doch dominierende) Sujet d. A. dar. Der dritte Tl. ist allein d. oö. Au-toren vorbehalten u. trägt d. Titel »Lie-der u. Gesänge in ober=österreichischer Mundart«. Hier sind Mundartg. vor Prosagattungen vorherrschend. Eine Abrundung erfährt d. A. durch vier No-tenabdrucke (Liebespost v. JULIUS RITTER V. SCHRÖCKINGER-NEUDENBERG, Mu-sik v. J. Hoves; Sehnsucht aus Goethes

Wilhelm Meisters Lehrjahre, Musik v. J.E. Schlier; Der Gräber v. KALTENBRUNNER, Musik v. A. Stadler u. Der Schiffer, ein Quartett für Männerstimmen v. Joh. Tagwerker) u. Schwarz-Weiß-Drucke v. Joseph Edlbacher, d. Orte aus d. Region um Spital am Pyhrn darstellen.

Michael Ritter

Album d. befreiten Österreichs. Ver-herrlichung d. Märztage d. Jahres 1848 in Poesie u. Prosa, Slg. d. zur Verherr-lichung d. Märztage 1848, erschienen Poesien u. Flugschriften, hg. v. Ludwig Bowitsch, Wien 1848 – heißt d. vollstän-dige Titel dieser Slg., d. für d. Nachwelt gedacht war. Am Anfang steht ein G. für Theodor Körner v. LUDWIG BOWITSCH, andere folgen, natürlich fehlt auch nicht d. G. v. LUDWIG AUGUST FRANKL Die Universität, d. damals große Berühmtheit erlangte. Es gibt G. v. EMIL (d.i. JOSEF FRANZ EMIL TRIMMEL), d. d. Pressefrei-heit u. d. Studenten gedenkt, Poesien v. K. CERRI, IGNAZ CASTELLI, JOHANN NE-POMUK VOGL u.a., d. alle d. errungenen Freiheiten besingen u. d. Opfer d. gefal-lenen Bürger ehren. Den Schluss bilden obsolete Aufrufe d. Märztage zur Erin-nerung an d. große Zeit – nicht vorher-sehend, dass bald darauf alles wie Asche zusammenfallen würde.

LITERATUR: M. Kaiser/W. Michler: Das literarische Feld u. d. Terrain d. Politik, Öst. Lyr.anthologien 1848-1890 […], in: Kulturtopographien […], hg. v. M. Böh-ler u. H.-O. Horsch, Tübingen 2002, 99-147.

Eva Münz

Album österreichischer Dichter, Wien 1850 – Anthologie zeitgenöss. Autoren. Der Verlag u. Hg. melden in ihrem Vorwort, dass nicht ein »Album d. österreichischen Dichter« geplant war; Celebritäten, d. fehlen, seien

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nicht vergessen, sondern nur »auf-gespart« für ein zukünftiges Album. Tatsächlich erschien im gleichen Jahr ein folgender Tl. mit d. selben Titel u. weiteren Dichtern. Die im ersten Tl. Genannten, jeweils mit einer aus-führlichen Biogr. u. einem Porträt ausgestattet, sind NIKOLAUS LENAU, ANASTASIUS GRÜN (v. EDUARD BAU-ERNFELD), LUDWIG AUGUST FRANKL (v. EDUARD BAUERNFELD), IGNAZ CASTEL-LI (v. JOHANN GABRIEL SEIDL), FRANZ GRILLPARZER (v. OTTO PRECHTLER), FRIEDRICH HALM (v. JOHANN GABRI-EL SEIDL), RITTER V. LEVISCHNIGG (v. LUDWIG FOGLAR) u. JOHANN GABRIEL SEIDL (v. CONSTANTIN WURZBACH). Es scheint, als ob sich d. Gefeierten selbst besingen, da d. Namen jeweils vice-versa aufscheinen. Ebenso im zweiten, gleichlautenden Bd., wo d. ebenfalls 12 ausgewählten Autoren W. CONSTANT (v. UFFO HORN), JOHANN LUDWIG V. DEINHARDSTEIN (v. IGNAZ SEIDL), KARL GOTTFRIED LEITNER (v. CONSTANTIN WURZBACH), MORITZ GOTTLIEB SA-PHIR (v. RITTER V. LEVITSCHNIGG), JOHANN CHRISTIAN FRHR. V. ZEDLITZ (v. CONSTANTIN WURZBACH), BETTY PAOLI (v. LEOPOLD KOMPERT), ferner SALOMON RITTER V. MOSENTHAL, C.G. V. LEITNER, RUDOLF HIRSCH, KARL BECK u. ALFRED MEISSNER mit Bio-gr. u. Stahlstichen berücksichtigt sind. Das Versprechen (s.o.) blieb unerfüllt u. es scheint d. Verlag nicht möglich gewesen zu sein, d. Unternehmen fort-zuführen; d. Umriss bleibt unvollstän-dig. Doch ist es gelungen, wesentliche lit. Persönlichkeiten zu erfassen.

LITERATUR: M. Kaiser/W. Michler: D. lit. Feld u. d. Terrain d. Politik, Öst. Lyr.anthologien 1848-1890 […], in: Kultur-topographien […], hg. v. M. Böhler u. H.-O. Horsch, Tübingen 2002, 99-147.

Eva Münz

Album zu Gunsten d. am 29. April 1842 durch Brand verunglückten Be-wohner d. Königlichen Freistadt Mo-dern → Benkert, Anton

Album zur Schiller-Feier. V. d. Studie-renden d. Wr. Univ., Wien 1859. Dieses längst nach d. Restauration zum Besten d. Schiller-Stiftung hg. Album vereint zeitgenöss. Poesie im Geiste Friedrich Schillers. Neben vielen »heroischen« G. (u.a. v. ROBERT HAMERLING) findet sich auch ein Drama v. Karl Stögmann Gus-tav Adolfs erste Liebe, d. sowohl d. schil-lerschen Pathos als auch d. Zeitgeist vereint. Hier haben viele unbekannte Studenten sich selbst u. ihrem Idol ein Denkmal gesetzt.

LITERATUR: M. Kaiser/W. Michler: D. lit. Feld u. d. Terrain d. Politik, Öst. Lyr.anthologien 1848-1890 […], in: Kultur-topographien […], hg. v. M. Böhler u. H.-O. Horsch, Tübingen 2002, 99-147.

Eva Münz

Aldermann, A. → Altmann, Adolph

Aleardi, Aleardo (Ps. Gaetano, Maria, 14.11.1812 Verona – 17.7.1878 ebd.) war ein Dichter d. Romantik u. trat als Patri-ot u. Politiker hervor. Er absolvierte sein Jusstud. in Padua, bevorzugte jedoch, in einschlägige Kreise eingeführt, d. journa-list., lit. u. künstlerische Tätigkeit. Zu sei-nen ersten Werken zählen Versn. im Stile d. Romantik, wie Il Matrimonio (1842) u. Arnalda di Roca (1844). Während seines Aufenthalts in Mailand (seit 1844) ent-stand d. Erfolgsdichtung Lettere a Maria, gleichzeitig begann A., eine Ursprungs-gesch. d. Menschheit, Le prime storie, zu schreiben. Als aktiver Revolutionär d. Jahre 1848/49 erhielt er während d. Zeit d. venezianischen Republik d. Amt eines polit. Konsulenten u. begab sich im Auf-trag Manins um Unterstützung gegen Öst. nach Paris. Infolge seiner aufrühre-

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