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WP-Magazin C osta Rica hat eine hervorra- gende touristische Infrastruk- tur und ist somit ein ideales Ziel für Reisende, die gern allein auf Entdeckungstour gehen. Trotzdem entschied ich mich bewusst für eine geführte Rundreise, die unter genau dem Motto stand, das meinem Hob- by entspricht: die Natur zu fotogra- fieren. Der Reiseveranstalter hatte bei der Ausarbeitung der Route mit einheimischen Experten zusammen- gearbeitet und mit Jonathan Serrano einen ebenso netten wie kompeten- ten Reiseleiter engagiert. Er ist ein großer Kenner der Vogelwelt und außerdem ein sehr guter Naturfoto- graf. Gemeinsam mit ihm und fünf Bunt und voller Überraschungen: Natur und Vögel in Costa Rica Vögel und andere Tiere in freier Natur zu beobachten und zu fotografieren, ist für Gaby Schulemann-Maier aus Köln eine der schönsten Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Auch auf Reisen geht sie diesem Hobby gern nach. Im Frühling 2012 erfüllte sie sich einen langgehegten Traum: eine Foto- Rundreise durch Costa Rica. Dort begegnete sie zahlreichen farbenprächtigen Vogelarten, darunter auch Papageien. 34 Aztekensittich Vulkanelfe Hellrote Aras Quetzal am Nest

Birds Online - alles über Wellensittichebirds-online.de/pdfs/costarica052012.pdf · 2018. 7. 13. · Created Date: 8/8/2012 11:54:07 AM

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Costa Rica hat eine hervorra-gende touristische Infrastruk-tur und ist somit ein ideales

Ziel für Reisende, die gern allein aufEntdeckungstour gehen. Trotzdementschied ich mich bewusst für einegeführte Rundreise, die unter genaudem Motto stand, das meinem Hob-by entspricht: die Natur zu fotogra-

fieren. Der Reiseveranstalter hattebei der Ausarbeitung der Route miteinheimischen Experten zusammen-gearbeitet und mit Jonathan Serranoeinen ebenso netten wie kompeten-ten Reiseleiter engagiert. Er ist eingroßer Kenner der Vogelwelt undaußerdem ein sehr guter Naturfoto-graf. Gemeinsam mit ihm und fünf

Bunt und vollerÜberraschungen:

Natur und Vögelin Costa RicaVögel und andere Tiere in freier Natur zu beobachten und zufotografieren, ist für Gaby Schulemann-Maier aus Köln eineder schönsten Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Auchauf Reisen geht sie diesem Hobby gern nach. Im Frühling2012 erfüllte sie sich einen langgehegten Traum: eine Foto-Rundreise durch Costa Rica. Dort begegnete sie zahlreichenfarbenprächtigen Vogelarten, darunter auch Papageien.

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weiteren Reisenden aus Deutschlanderlebte ich zwei schöne, unvergessli-che Wochen in dem tropischenLand.

Auf einer Fläche von circa51.100 Quadratkilometern be-herbergt Costa Rica fast 900

Vogelarten, darunter mindestens 17Papageien. Die größten von ihnensind die bedrohten Großen Soldaten-aras (Ara ambiguus) und die Hellro-ten Aras (A. macao), um deren Be-stand es in Costa Rica etwas besserbestellt ist. Aus der Gattung derKeilschwanzsittiche kommen indem mittelamerikanischen LandFinschsittiche (Aratinga finschi),Aztekensittiche (A. nana astec) undElfenbeinsittiche (A. c. canicularis)vor. Darüber hinaus sind dort Hoff-manns Rotschwanzsittiche (Pyrrhu-ra h. hoffmanni), Katharinasittiche(Bolborhynchus l. lineola), Tovisitti-che (Brotogeris j. jugularis) sowiedie sehr seltenen Rotstirnpapageien(Touit costaricensis) heimisch. Fer-ner bietet das Land dem Blutohrpa-pagei (Pyrilia h. haematotis), demBlassen Schwarzohrpapagei (Pionusmenstruus rubrigularis) und demWeißkopfpapagei (P. senilis) einenLebensraum. Zuletzt seien noch dieAmazonen erwähnt, die in CostaRica angetroffen werden können:Kleine Weißstirnamazone (Amazonaalbifrons nana), Salvin-Amazone(A. autumnalis salvini), Gelbnacken-amazone (A. auropalliata) und Mül-leramazone (A. f. farinosa und A.farinosa virenticeps).

Wer alle genannten Papageienartensehen möchte, muss dafür einigeMühen auf sich nehmen und teilssehr viel Geduld aufbringen. Man-che Spezies sind allein schon auf-grund ihrer kleinen Bestände nurschwer zu finden, andere Arten wiedie Katharinasittiche entziehen sichaufgrund ihrer Lebensweise in derKronenregion der hohen Urwald-bäume den Blicken. So sehr ichauch versuchte, Katharinasittiche zufinden, weil ich diese Vögel selbstzu Hause halte, gelang mir in CostaRica leider keine Sichtung. EinenGrund zum Klagen gibt es jedochnicht, denn nach meiner Reiseumfasste die Liste der beobachtetenVögel fast 200 Arten, darunterimmerhin sieben Sittich- und Ama-zonenarten.

Hauptstadt undkaribisches Tiefland

Wer nach Costa Rica reist, der lan-det in aller Regel in unmittelbarerNähe der Hauptstadt San José, wosich bei Alajuela der internationaleFlughafen Juan Santamaria befindet.Die meisten Urlauber verweilenzunächst ein bis zwei Tage in SanJosé oder halten sich dort vor ihrerRückreise auf. Im Zentrum derGroßstadt tummeln sich auf denBäumen und Häusern häufig Finsch-sittiche. Die circa 28 Zentimetergroßen Vögel lassen sich vom hekti-schen Treiben der Menschen nichtstören und man kann ihnen dabeizusehen, wie sie einander den Na-cken kraulen oder gemeinsam anden Fassaden der Häuser herumklet-tern. Das mag schon ein sehenswer-ter Einstieg in die Tierbeobachtungin Costa Rica sein, doch lässt mandie Stadt hinter sich, wird es erst sorichtig spannend.

Meine Rundreise führte mich zu-nächst ins karibische Tiefland, wowir einige Tage in einer Lodge inder Gegend um Puerto Viejo deSarapiquí wohnten. Die ersten Vö-gel, die ich auf dem Hotelgeländerufen hörte, waren zwar keine Papa-geien, auf die erste Sichtung von„Krummschnäbeln“ musste ich al-lerdings nicht lange warten. Kaumhatte ich einen bunten, kleinen Pfeil-giftfrosch (Oophaga pumilio) imUnterholz ausgemacht und fotogra-fiert, ertönten plötzlich die Rufe vonTovisittichen über dem Gelände.Mehrere bis zu 20-köpfige Schwär-me dieser 18 Zentimeter großen,überwiegend grün gefärbten lang-schwänzigen Sittiche zogen amHimmel ihre Kreise, und einigetaten mir sogar den großen Gefallen,sich in bestem Fotolicht auf einenkahlen Baum zu setzen.

Die in diesem Gebiet ebenfallsrecht häufig vorkommendenGelbwangenamazonen waren

diesbezüglich weniger kooperativ.In Paaren und kleinen Gruppenzogen sie laut kreischend hoch amHimmel über unsere Köpfe hinweg.Das Gleiche galt für die Müllerama-zonen. Fotografieren konnte ichbeide Arten in dieser Gegend nicht,aber ich erfreute mich mit Hilfe mei-

nes Fernglases an den Tieren. Soviele in freier Natur umherfliegendeAmazonen zu sehen, war für michals Papageienfreundin etwas ganzBesonderes.

Ein echter Höhepunkt in Sachen Vo-gelbeobachtung war im karibischenTiefland die Sichtung zweier Swain-son-Tukane (Ramphastos swainso-nii) aus nächster Nähe, die imSchutzgebiet der biologischen Sta-tion La Selva auf die Jagd nachmehreren Zentimeter großen Zika-den gingen. Mit schräg gestelltemKopf lauschten die Vögel von einemAst aus auf den Gesang der großenInsekten, die im Geäst und an denumliegenden Baumstämmen saßen.

Hatten die Tukane eine Zikade akus-tisch geortet, flogen sie in die ent-sprechende Richtung und jagten miterstaunlichem Geschick hinter demmeist sofort panisch flüchtendenInsekt her. Etliche dieser Luftangrif-fe endeten für die Tukane erfolg-reich: Laut vernehmbar klappten diebeiden Schnabelhälften aufeinanderund schon hatten die Vögel einenproteinreichen Snack im Bauch.

Wasserwelten imBinnenland

An der Grenze zum nördlichenNachbarland Nicaragua liegt diekleine Ortschaft Los Chiles. Sie istder ideale Ausgangspunkt für eineBootssafari auf dem Río Frío und indas Naturschutzgebiet Caño Negro.Dieses Feuchtgebiet und der FlussFo

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eman

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aier

Allgegen-wärtigeTovisittiche

Die geselligenKleinpapageiengehören zu denhäufigsten Ar-ten in CostaRica und sindauch in denStädten anzu-treffen. Sie wer-den auch alsGoldkinnsittichebezeichnet.

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bilden einen sehr artenreichen Le-bensraum, der neben zahllosen Vö-geln auch eine Vielzahl andererTiere beherbergt. Bevor wir in LosChiles unser Boot bestiegen, fandich eine Gruppe von Aztekensitti-chen in einem recht niedrigen, kaumbelaubten Baum. Besser hätten dieBeobachtungsmöglichkeiten nichtsein können, und diese Sichtung warerst der Anfang: Während der fol-genden Stunden sah ich entlang demRío Frío quasi im Minutentakt inter-essante Tiere.

Während das Boot in ge-mächlichem Tempo überden Fluss schippert und

man dabei im Schatten sitzt (sehrwichtig unter Costa Ricas heißerSonne!), bieten sich an beiden Ufernunzählige schöne Fotomotive wieetwa in kräftigen Farben blühendeBäume oder riesige Lianengewäch-se. Im Wasser liegen mancherortstote Bäume und Äste, auf denenAmerikanische Schlangenhalsvögel(Anhinga anhinga), verschiedeneEisvogelarten wie der prächtigeAmazonasfischer (Chloroceryle ama-zona), Mangrovenschwalben (Ta-chycineta albilinea) oder einer derkräftig grün gefärbten Stirnlappen-basilisken (Basiliscus plumifrons),eine Leguanart, sitzen. Lagunen undFeuchtwiesen an den Flussufern sinddie Heimat der hübschen Gelbstirn-Blatthühnchen (Jacana spinosa).Ein besonderes Merkmal dieser rund23 Zentimeter langen Vögel sind diesehr langen Beine und die über-durchschnittlich langen und dünnenZehen. Diese sind stark gespreizt, sodass die Vögel problemlos über dieschwimmenden Blätter von Wasser-

pflanzen laufen können, ohne einzu-sinken. Ihre gespreizten Zehen ver-teilen das Gewicht so gut, dass sieproblemlos auf den Schwimmteppi-chen der Wasserhyazinthen und See-rosen nach Nahrung suchen können.

Wandern am Fußedes Vulkans

Wohl kaum ein Costa-Rica-Urlauberlässt sich während seiner Reise denBesuch mindestens eines Vulkans –es gibt eine ganze Kette dieser Feu-erberge in dem Land – entgehen.Mich führte meine Reise zumArenal, der nach einigen Jahren kon-tinuierlicher Aktivität seit kurzem ineiner Ruhephase ist. Zu gern hätteich dort im Dunkeln die Lava überden perfekt kegelförmigen Bergfließen sehen, aber man kann ebennicht alles haben. Rund um den

Arenal erstreckt sich an mehrerenStellen dichter tropischer Wald, diesgilt insbesondere für den unterSchutz gestellten Abschnitt imArenal-Nationalpark. In dieser dich-ten Vegetation Vögel und andereTiere zu finden, ist nicht leicht, dochist es allein schon ein Erlebnis,durch das üppige Grün zu laufen,die Düfte der Pflanzen und der vul-kanischen Erde aufzunehmen unddie Stimmen der Tiere im Dickichtzu hören.

Sehr gute Chancen auf phantas-tische Beobachtungen hat mandagegen in einem kleinen Pro-

jektzentrum, dem Ecocentro Da-naus. Es befindet sich ganz in derNähe von La Fortuna, der Stadt amArenal. Im Ecocentro Danaus ist auseinem ehemaligen Plantagengeländeinnerhalb etwa eines Jahrzehnts wie-der dichter Wald geworden, der demnatürlichen Baumbestand der Ge-gend sehr nahekommt. Auf diesemGelände hat sich an einem Tümpeleine Kolonie Kahnschnäbel (Coch-learius cochlearius) angesiedelt. DieVögel sind bis zu 60 Zentimetergroß und gehören zu den Nachtrei-hern. Ihr Schnabel ist flach und sehrstark verbreitert, so dass sie nicht zuverwechseln sind. Sie lassen sich imEcocentro Danaus perfekt und ausnur wenigen Metern Entfernung be-trachten – mit ein wenig Glück siehtman sogar Nestlinge. Fo

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Land derVulkane

Costa Rica wirdvon einigen im-

posanten Vul-kankegeln

durchzogen,die gelegentlichnoch aktiv sind.

Das Bild obenzeigt den Are-

nal. Zu denschönsten Ver-

tretern der tropi-schen Vogelwelt

Costa Ricasgehört zweifel-los der Swain-

son-Tukan(rechts), der

Jagd auf großeZikaden macht.

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An einem Futterplatz findensich gefiederte Besucher wiezum Beispiel die himmelblau

gefärbten Bischofstangaren (Thrau-pis episcopus), die hübschen Passe-rini- oder Rotbürzel-Tangaren (Ram-phocelus passerinii) und die zierli-chen, gelb und schwarzblau gefärb-ten Schwalbenorganisten (Euphoniahirundinacea) ein. Der Nationalvo-gel Costa Ricas, die schlicht braungefärbte Gilbdrossel (Turdus grayi),lässt sich dort ebenfalls die vonMenschen angebotenen Bananenschmecken. Was auf den Boden fällt,holen sich Mittelamerikanische Agu-tis (Dasyprocta punctata). Bei die-sen handelt es sich um bis zu 60Zentimeter lange Säuger, die zu denMeerschweinchenartigen gehören.

Eine weitere Attraktion des Ecocen-tro Danaus ist das Schmetterlings-haus. Dort züchten die Naturschüt-zer einheimische Falterarten, die inihrem natürlichen Lebensraum teilssehr selten und nur schwer in freierNatur zu finden sind. In diesemSchmetterlingshaus ist es möglich,die metallisch blau gefärbten BlauenMorphofalter (Morpho peleides) ausnächster Nähe anzuschauen. Mit ih-rer Flügelspannweite von bis zu 12Zentimetern sind diese Tiere sehrauffällig. Oft sieht man sie auch imRegenwald umherfliegen, dochkommt man ihnen draußen nur sel-ten so nah wie im Ecocentro.

An der Pazifikküste

Der westliche Teil Costa Ricasgrenzt an den Pazifik. Sandsträndesäumen das Meer an vielen Stellenund dahinter erstreckt sich in eini-gen Landesteilen dichte Vegetation.Darüber hinaus gibt es Bereiche, andenen breite Mangrovengürtel Meerund Land voneinander trennen. Die-sen besonderen Lebensraum erkun-dete ich mit meinen Mitreisendenper Boot am Golf von Nicoya. Wirfuhren von unserer Unterkunft, einergroßen Hacienda in der Nähe derStadt Puntarenas, mit einem Boot inden Golf hinein bis zur Mündungdes Río Tempisque. Auf kleinenSandbänken im Golf tummeln sichHunderte Wasservögel, darunter diebis zu 1,3 Meter langen Braunpeli-kane (Pelecanus occidentalis). Siesind meist in Gesellschaft von Azte-

kenmöwen (Larus atricilla), Kö-nigsseeschwalben (Sterna maxima)und Brandseeschwalben (S. sandvi-censis) anzutreffen.

Über dem Meer ziehen Prachtfre-gattvögel (Fregata magnificens) ihreKreise. Viele dieser stattlichen Vö-

gel ruhen sich auch im Geäst derMangroven aus. Wer Glück hat,sieht eines der Männchen seinenroten Kehlsack aufblähen. Mir ha-ben die Vögel diesen Gefallen zwarnicht getan, doch vom Boot auskonnte ich sie trotzdem bestens foto-grafieren und beobachten. Es lohntsich zudem immer, das Geäst derMangroven und anderer am Uferstehender Pflanzen nach weiterenVögeln abzusuchen. Dort halten sichhäufig Krabbenbussarde (Buteogal-lus anthracinus), Fischadler (Pandi-on haliaetus), Schneesichler (Eudo-cimus albus), Rosalöffler (Plataleaajaja), verschiedene Eisvogelartensowie weitere Vogelspezies auf.Außerdem ruhen sich Leguane undSäugetiere wie die Mantelbrüllaffen(Alouatta palliata) im Geäst aus.

Im Hinterland dieser Küste lebennatürlich auch viele Papageien.Rund um die Lodge am Golf vonNicoya beobachtete ich morgensund abends sehr hoch am HimmelAmazonen, die zu Schlafbäumenbeziehungsweise von diesen wegflogen. Überall auf dem Gelände der

Lodge hielten sich Tovisittiche imGeäst auf. Teils waren sie sogar imMangrovengürtel anzutreffen. Ge-naues Hinschauen lohnt sich, wennman einen grünen Krummschnabelin der Gegend sieht, denn nebenTovisittichen kommen dort auchElfenbeinsittiche vor.

Ein weiteres Gebiet, das ich wäh-rend meiner Reise besuchte, ist derCarara-Nationalpark. Dort ist einWaldstück unter Schutz gestellt wor-den, das eine Besonderheit aufweist:Trocken- und Feuchtwald treffenhier aufeinander, es ist eine Misch-form dieser Lebensräume, was sichin einer enormen Artenvielfalt nie-derschlägt. Typische Arten beiderÖkosysteme sind in Carara zu fin-den. Am sehr frühen Morgen wan-derte ich dort umher und ließ dasVogelkonzert auf mich wirken.Reife Waldfrüchte lockten die Ge-fiederten zum Frühstück an, vomHoffmann-Specht (Melanerpes hoff-mannii) bis zum Feuerschnabel-Arassari (Pteroglossus frantzii) fan-den sich allerlei Vögel ein.

Die für mich zweifellos beein-druckendsten Vögel des Ca-rara-Nationalparks sind aller-

dings die dort in recht großer Zahllebenden Hellroten Aras. Ihre Rufesind in den kühlen Stunden des Ta-ges fast ständig zu hören, und mankann morgens und abends Paarehoch über den Baumwipfeln fliegen

Der Moh-renguan

Es gibt auchHühnervögel,die elegant imGeäst der Bäu-me unterwegssind. Der Moh-renguan isteiner der größ-ten Vogelartender BergwälderCosta Ricas.

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sehen. Meine Reisegruppe war zurrichtigen Zeit am richtigen Ort: EinPaar Hellroter Aras ließ sich aufeinem Baum nieder, der mehrerenatürliche Höhlen aufwies. Die Vö-gel erkundeten diese Höhlen übereine halbe Stunde lang ausgiebigund vertrieben aus einer davon unterlautem Geschrei einen Leguan, derdarin wohl die Nacht verbracht hatteund nun sichtlich irritiert davon-rannte. Wieder und wieder klettertendie Vögel in die Höhlen – mal ge-meinsam, mal einzeln. Zwischen-durch kraulten sie sich einige Minu-ten, um dann erneut auf Entde-ckungstour in Sachen Kinderstubezu gehen. Schließlich flogen sie lautrufend davon, und zurück bliebenglückliche deutsche Urlauber, diejede Menge schöner Fotos diesermajestätischen Großpapageien imKasten hatten.

Das Hochlandund seine Wälder

Durch Costa Rica ziehen sich Berg-ketten, die teils weit über 3.000Meter hoch sind. Der höchste Berg

des Landes, der Cerro Chirripó, hateine Höhe von 3.819 Metern. An dieHänge etlicher Berge schmiegensich dichte Wälder. Je nach Höhen-lage und Position innerhalb derBergketten liegen sie in verschiede-nen Klimazonen, so dass es nebenTrockenwäldern auch Bergnebel-wälder gibt. Diese werden von vie-len Wolken ständig mit reichlichFeuchtigkeit versorgt, und in großerHöhe wird es nachts zudem emp-findlich kühl; entsprechend ist indiesen Wäldern eine besondere Tier-und Pflanzengemeinschaft beheima-tet.

Hautnah erleben lässt sich dieArtenvielfalt dieser Bergwäl-der, in denen die meisten Tie-

re in den Baumkronen leben, zumBeispiel in der Gegend von SantaElena und Monteverde. Dort sindHängebrücken durch die Baumwip-fel gespannt, so dass Besucher die-sen interessanten Lebensraum quasiauf Augenhöhe durchwandern kön-nen. Die Blüten der Baumriesenwerden von vielen Vögeln aufge-sucht, zum Beispiel von Kolibriswie der schönen Purpurkehlnymphe(Lampornis calolaemus). Über dieLandschaft hallen die metallischenRufe des Dreilappenglöckners (Proc-nias tricarunculatus). Erhebt dieserVogel seine Stimme, dann klingt esso, als würde eine Glocke ange-schlagen. Zu den größten Bewoh-nern dieser Waldregion gehört derMohrenguan (Chamaepetes unico-lor), ein bis zu 64 Zentimeter großerHühnervogel. Sowohl im Geäst derBäume als auch mitunter auf demBoden lassen sich diese dunkel ge-färbten Vögel beobachten.

Vogelbegeisterte Menschen aus allerWelt kommen in die BergregionenCosta Ricas, um dort dem Quetzal(Pharomachrus mocinno) zu begeg-nen. Diese bis zu 38 Zentimeter lan-gen Vögel sind sehr prächtig ge-färbt, das Gefieder ist metallischgrün und leuchtend rot. Männchentragen bis zu einen Meter langeSchwanzfedern. Ich hoffte, währendmeiner Reise zumindest einen kur-zen Blick auf einen Quetzal erha-schen zu können, und als wir in derNähe von Santa Elena ein Pärchenbeim Nestbau fanden, konnte ichmein Glück kaum fassen. Minuten-lang sahen wir zu, wie das Weibchen

und das Männchen abwechselnd mitkräftigen Schnabelhieben Späne ausdem weichen Stamm eines abgestor-benen Baumes herausmeißelten. Vorallem für das Männchen war dieseAufgabe aufgrund der ausladendenSchwanzfedern gar nicht so einfach.

Zu den Papageien, die ich im Hoch-land antraf, gehören die Weißstirn-amazonen. Besonders aktiv sind siein den sehr frühen Morgenstunden,allerdings sind sie äußerst miss-trauisch und deshalb nur schwer zubeobachten. Leichter fällt es da, diequirligen Kolibris anzuschauen. Vie-lerorts gibt es Futterplätze für diesekleinen Hochleistungsflieger, soauch auf dem Gelände einer wun-derschönen Lodge bei San Gerardode Dota, in der wir einige Tage ver-weilten. In dem Tal mit seinen stei-len Flanken gibt es neben den künst-lichen Futterplätzen auch eine üppi-ge natürliche Vegetation, die Koli-bris in Massen anzieht. Mich faszi-nierten vor allem die Dickschnabel-kolibris (Eugenes fulgens). Diesenur wenige Zentimeter großenWinzlinge sind sehr territorial, sieverteidigen ihre Futterplätze vehe-ment gegen Artgenossen und andereVögel. Dabei gehen sie ausgespro-chen ruppig vor. Es gibt in derGegend aber auch weniger zänki-sche Kolibrispezies wie beispiels-weise die nur in Höhenlagen leben-de Vulkanelfe (Selasphorus flammu-la). Diese Tiere sind nur knapp sie-ben Zentimeter lang und gehören zuden kleinsten Kolibris Costa Ricas.

Meine circa zweiwöchige Reiseneigte sich nach dem Aufenthalt imHochland dem Ende entgegen, undwehmütig flog ich wieder nach Hau-se. Für mich waren die Naturbeob-achtungen in Costa Rica mit dasSchönste, was ich je erlebt habe.Allein schon die häufigen Papagei-ensichtungen waren ein Genuss,doch auch die vielen anderen Tiereund die faszinierenden Pflanzen,also in einem Wort die artenreichenÖkosysteme, sind überwältigend.Einen sehnlichen Wunsch habe ichnoch immer: in diesem tropischenParadies irgendwann wildlebendeKatharinasittiche zu sehen. Viel-leicht gelingt es mir ja bei meinernächsten Reise nach Costa Rica.

(Gaby Schulemann-Maier) Foto

s: G

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ulem

ann-

Mai

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Die Keil-schwanz-

sittiche

Die artenreicheGattung Aratin-ga ist in Costa

Rica mit mehre-ren Spezies ver-treten. Das Bild

oben zeigt einPaar Elfenbein-

sittiche, dasBild unten einenFinschsittich an

einer Hausfas-sade in derHauptstadt

San José.