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China Business Birgit Zinzius Der Ratgeber zur erfolgreichen Unternehmensführung im Reich der Mitte 3. Auflage

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China Business

Birgit Zinzius

Der Ratgeber zur erfolgreichen Unternehmensführung im Reich der Mitte

3. Auflage

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China Business

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Birgit Zinzius

China BusinessDer Ratgeber zur erfolgreichen Unternehmensführung im Reich der Mitte

3., überarbeitete Auflage

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Birgit ZinziusSeminar für Interkulturelle Kommunikation München, Deutschland

ISBN 978-3-658-21055-7 ISBN 978-3-658-21056-4 (eBook)https://doi.org/10.1007/978-3-658-21056-4

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio-grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier

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V

Willkommen im NEUEN China des 21. Jahrhunderts.Nichts von dem, was Schwarzseher für China vorher gesagt hatten, ist in den

letzten Jahren eingetreten: Chinas Wirtschaft wächst auch nach Jahrzehnten mit 7 % jährlich, die kommunistische Regierung sitzt fester denn je im Sattel, und der Wirtschaftsboom hat keine Demokratisierung im westlichen Sinn eingeleitet, das Gegenteil scheint der Fall. Der Yuan wird heute zwar offen gehandelt, aber die von Politikern geforderte Aufwertung der Währung blieb aus.

Die Vorhersagen der Optimisten waren ebenfalls nicht korrekt. Viele ausländi-sche Firmen haben ihre Niederlassungen in China geschlossen oder ihre Strategie ein- oder mehrfach radikal geändert.

Pauschale Aussagen und Zahlen sollten in dem riesigen Land heute differen-zierter gelesen werden als vor Jahren. Zahlreiche Firmen sehen neues Potenzial in Zentral- und West-China, haben dort regionale Niederlassungen, die unabhängig agieren, um die diversen Märkte individuell abzudecken. Auch für die Regierung ist lokales Wachstum eine Priorität, um das Hinterland zu fördern.

Export ist noch immer zentraler Wirtschaftsmotor, aber der wird generalüberholt. Lohnintensive Produktionen werden nach Vietnam, Bangladesch oder Afrika ver-legt, Hightech-Firmen wie Xiaomi oder Alibaba, Baidu, Tencent und Uber-Rivale Didi bilden das Rückgrat von Chinas neuer Wirtschaft.

Die neue Phase von Chinas Wirtschaft 2.0 zeigt sich an den hohen Auslandsin-vestitionen des Landes. Spätestens seit der Milliardeninvestition in Kuka ist dies deutschen Managern und Politikern bewusst, doch selbst die Intervention von Bundeskanzlerin Angela Merkel konnte den Verkauf des Maschinenherstellers an chinesische Partner nicht verhindern. Dabei sind die Auslandsinvestitionen chine-sischer Firmen keinesfalls neu oder deren erster Schritt ins Ausland. Nur wenige westliche Beobachter realisieren jedoch, wie stark chinesische Firmen in Asien

Vorwort zur dritten Auflage

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VI Vorwort zur dritten Auflage

und Afrika bereits vertreten sind. Seit gut einem Jahrzehnt überschwemmt China dort die Märkte, hat signifikante Marktanteile erworben. Das Projekt One Belt One Road wird diese Expansion weiter massiv vorantreiben.

Trotz der Tatsache, dass Chinas Wirtschaft mittlerweile fast so groß ist wie die gesamte EU oder die USA, scheinen westliche Manager und Politiker noch immer blauäugig mit China Geschäfte machen zu wollen. Bereits die 1. Auflage von China Business hatte Due-Diligence Teams vor Ort empfohlen. Das # Hahngate von 2016 zeigt, dass selbst Landesregierungen und hochbezahlte Berater noch immer naiv mit „chinesischen Firmen“ umgehen.

Das Ausland hat noch viel in der Zusammenarbeit mit China zu lernen. Es gel-ten dort andere ethische, kulturelle und politische Voraussetzungen, die sich dar-über hinaus schnell ändern können. Man kann westliche Gesetze, Praktiken und Werte nicht als Basis eines China-Geschäftes annehmen.

Gleichzeitig schreitet der Wandel in China und ganz Asien so rasch voran, dass Manager, Politiker oder Wirtschaftsanalysten sich mit China intensiv auseinander-setzen sollten, sofern sie in globaler Politik oder Wirtschaft des 21. Jahrhunderts erfolgreich sein wollen. Dabei erhält China sogar intensive Hilfe von Präsident Donald Trump, dessen „America First“-Politik China die Spitzenposition als Weltmacht überlässt.

Die völlig überarbeitete 3. Auflage von China Business ist dabei ein aktueller und detaillierter Ratgeber. Viel Erfolg in China!

München und Singapur August 2018

Dr. Birgit Zinzius

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VII

Die Geschwindigkeit der wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen Chinas während der letzten Jahre ist durchaus als dramatisch zu bezeichnen. Vieles von dem ist eingetreten, was ich vor wenigen Jahren in der ersten Auflage beschrieben habe, oftmals nur schneller und vehementer als es noch während der Asienkrise zu erwarten gewesen war. China ist heute bereits die zweitgrößte Wirtschafts-nation und erhält seit Jahren die höchsten Auslandsinvestitionen weltweit. Zwi-schen 2001 und 2005 allein wuchs das Brutto-Inlandsprodukt von China um 40,9 %, das von Deutschland nur um 3,1 %. In 2002 löste China dann auch Japan als größten asiatischen Handelspartner Deutschlands ab, derzeit trägt der Export nach China mit 28 % zum gesamten Exportwachstum von Deutschland bei.

Bei dem Treffen aller lebenden Nobelpreisträger 2004 in Lindau war sich die Mehrheit einig: Chinas Wirtschaft ist auf dem richtigen Weg und wird in 75 Jahren die größte Wirtschaftsmacht der Welt sein, auch wenn das absolute Pro-Kopf Ein-kommen in China dann immer noch geringer ist als das in Europa oder den USA. Sicher mahnen diese hohen Wachstumszahlen zur Vorsicht, und eine wirtschaft-liche Überhitzung lässt sich nicht ganz ausschließen. Aber deshalb gleich einen Zusammenbruch der Wirtschaft zu befürchten, wie dies einige Kritiker tun, ist eher unwahrscheinlich, nicht zuletzt aufgrund der starken Verknüpfung der globalen Industrie mit China. Im Vergleich zu Japan, welches den wirtschaftlichen Aufstieg relativ autark vollzog, gelingt China dies mit voller Unterstützung der weltweiten Industrie, und ist trotzdem in der Lage, seine Kontrolle und Autonomie zu wahren – eine strategische Glanzleistung.

Mit seinen weiter steigenden Auslandsinvestitionen, explodierenden Expor-ten, speziell nach der Aufnahme in die Welthandelsorganisation (WTO) und den immensen Binneninvestitionen im Rahmen der Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele 2008, ist China derzeit der größte Wachstumsmotor der

Vorwort zur zweiten Auflage

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VIII Vorwort zur zweiten Auflage

Weltwirtschaft: Somit ist es auch immer stärker im Fokus von internationalen Investoren, Managern und Unternehmern. Investitionen in China sind aber kei-nesfalls mit denen im Westen zu vergleichen – es ist wichtig diese im Detail zu managen und zu kontrollieren, das heißt sich mit China und den Chinesen kritisch auseinanderzusetzen, um Fehler oder gar „Schiffbruch“ zu vermeiden. China ist nicht nur ein Land der wirtschaftlichen Superlative, der Weg zu dauerhaftem Erfolg ist oft steil und steinig. Erfolg und Misserfolg liegen dicht beieinander und hängen nicht selten von dem Managementgeschick vor Ort ab.

Das Buch wurde in seiner zweiten Auflage vollständig überarbeitet, alle Zah-len wurden aktualisiert und weitere Schwerpunkte speziell im Marketing und Personalmanagement gesetzt. Neue Trends wie die Rückkehr von Auslandschine-sen sowie steigende Investitionen von chinesischen Firmen im Ausland werden ebenso behandelt wie der neue Managertypus, der sich in China entwickelt.

Dieses Buch will ein objektives Bild des heutigen und tatsächlichen Chinas geben. Vor diesem Hintergrund wird ausschließlich aufgrund von Fakten und Erfahrungen aufgezeigt, warum es nicht nur wichtig, sondern Erfolg verspre-chend ist, wenn Unternehmen den Markt China nicht links liegen lassen oder erst tief greifende politische Veränderungen (die so, wie manche sie sich vorstellen, nicht eintreten werden) abwarten, bevor sie sich im China-Geschäft engagieren.

Das Buch beschränkt sich keineswegs auf das Warum und Wozu, es befasst sich ausführlich und praxisnah mit dem Wie und Wo eines China-Engagements. In diesem Praxisteil, er nimmt den Großteil des Buches ein, wird sowohl infor-miert als auch begründet. Daraus wird ein vernünftiges Abwägen von Chancen und Risiken abgeleitet.

Umfassende, aktuelle Gesamtdarstellung der heutigen chinesischen Wirtschaft und der Möglichkeiten, die China ausländischen Investoren bietet, ist auf den fol-genden Seiten geboten. Alle Fakten, alle Probleme, aber auch alle Chancen und Perspektiven werden aufgeführt und analysiert.

Es ist das aktuelle Handbuch für Investoren, Unternehmer, Manager, Bera-ter und andere Spezialisten, die sich in China engagieren oder zumindest einmal näher mit China befassen wollen.

Mehr Wissen über China,mehr Erfolg in China,das wünsche ich den Lesern und Leserinnenmeines Buches!

Beijing, München im Juni 2005

Dr. Birgit Zinzius

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IX

Teil I Das Chinageschäft

1 „Auf nach China“ – aber warum? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.1 „Going China“ kann verschiedene Gründe haben . . . . . . . . . . . . 31.2 Wirtschaftswachstum ohnegleichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41.3 Skylines, Bungalows und Hutongs – Chinas

neues Gesicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51.4 Fokus: Hinterland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81.5 Hongkong und Taiwan – Chinas Finanzzentren . . . . . . . . . . . . . 101.6 Produzieren für die Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111.7 Chinas Forschung – Investition in die Zukunft . . . . . . . . . . . . . . 14

2 Marktchancen (fast) für jeden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172.1 Entwicklung ohne Parallelen in der

Weltwirtschaftsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172.2 Die Zielgruppen-Frage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182.3 Marken machen das Rennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.4 China Goes Global . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252.5 Markterfolg – nicht nur eine Frage von Geld und Zeit . . . . . . . . 272.6 Aufwand und Erfolgschancen stehen in günstigem

Verhältnis zueinander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

3 Was Sie in China erwartet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313.1 Ausländische Investitionsmöglichkeiten nehmen ab . . . . . . . . . . 313.2 Standortwahl, Partnersuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Inhaltsverzeichnis

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X Inhaltsverzeichnis

3.3 Rohstoffe und Energie – Kampf um die Zukunft . . . . . . . . . . . . . 373.4 Umweltbelastung und Umweltschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383.5 Das Beispiel der klugen Investoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403.6 Übersee-Chinesen: Entrepreneurs „Par Excellence“ . . . . . . . . . . 43

4 Was Ihnen China bietet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 474.1 Image – essenziell für die Führung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 474.2 Marktwirtschaft mit beschränkter Freiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 494.3 Die große chinesische Firewall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 534.4 China 2025: Lokal geht vor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 544.5 Eine Weltmacht zeigt Stärke: Die Nine-Dash-Line . . . . . . . . . . . 574.6 Chinas Auslands-Investitionen in die Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . 594.7 Chinas neue Seidenstraße: One Belt One Road . . . . . . . . . . . . . . 60

5 Chinageschäft und interkulturelle Kommunikation . . . . . . . . . . . . . 635.1 Die falsche Perspektive des Westens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 635.2 Verständigung braucht Verständnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 645.3 Anders – und doch kein „Buch mit sieben Siegeln“ . . . . . . . . . . 655.4 Situation und Perspektive – und der

interkulturelle Aspekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

Teil II Geschäftsführung in China

6 Strategie des Markteintritts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 756.1 Besonderer Markt, besondere Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 756.2 Nutzen und Kosten, Gewinn und Risiko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 796.3 Was China braucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 816.4 Damit der Standort nicht zur Falle wird . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 836.5 Partner – gesucht und gefunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

7 Praxis der Unternehmensgründung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 897.1 Der planwirtschaftliche Hintergrund

gesetzlich gerahmt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 897.2 Der Weg zur Genehmigung: Marathonlauf

mit Hürden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 927.3 Es lebe der Unterschied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

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XIInhaltsverzeichnis

7.4 Tipps für den Umgang mit Genehmigungsbehörden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

7.5 Zertifizierungen – Bürokratismus oder echtes Qualitätssiegel? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

8 Grundfragen zur Unternehmensführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 998.1 Betriebswirtschaftliche Probleme – vorprogrammiert? . . . . . . . . 998.2 Management: Alles chinesisch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1018.3 Effiziente Betriebsorganisation – möglich

oder unmöglich? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1038.4 Produktivität plus Qualität – Steigerung

ohne Rücksicht auf Gesichtsverluste? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1058.5 IT als Innovations- und Kontrollsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1088.6 Ausbildung als essenzielle Management-Strategie . . . . . . . . . . . 1108.7 „Chinesisch“ denken, „westlich“ handeln? . . . . . . . . . . . . . . . . . 111

9 Mitarbeiter: Einsatz und Motivierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1159.1 Wie man Mitarbeiter findet – der chinesische

Arbeitsmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1159.2 Was chinesische Arbeitnehmer kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1199.3 Chinesisches Arbeitsrecht und ausländische

Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1219.4 Übersee-Chinesen: Eine ideale Lösung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1249.5 Integration der Expatriates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1269.6 Chinas neue Manager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1299.7 „Guter Chef“ – motivierte Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1319.8 Alles dreht sich um das Gesicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133

10 Markt und Marketing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13710.1 Marktforschung in China – ein junges Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . 13710.2 Branding – eine interkulturelle Herausforderung . . . . . . . . . . . . 14010.3 TRIPS: Schutz für geistiges Eigentum? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14310.4 Werbung und Marketing als Herausforderung . . . . . . . . . . . . . . . 14610.5 Herausforderung Distribution und Logistik . . . . . . . . . . . . . . . . . 15010.6 Höflich, aber gnadenlos – Konkurrenz in China . . . . . . . . . . . . . 15310.7 Chinese Champions . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154

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XII Inhaltsverzeichnis

11 Chinesen besser verstehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15711.1 Geld über alles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15711.2 Konfuzius lässt grüßen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15811.3 Harmonie – die Moral der Chinesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15911.4 Beziehungen – die beste Versicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16011.5 Empfehlungen – aus Erfahrung gut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16111.6 Chinas Millennials – eine neue Generation . . . . . . . . . . . . . . . . . 163

12 China Trends 2025 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165

Allgemeine Informationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175

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XIII

ACFTU All China Federation of Trade UnionsADB Asian Development BankAFTA Asian Free Trade AssociationASEAN Alliance of South East Asian NationsBSC Balanced ScorecardCCC China Compulsory CertificationCCIC China Chamber for International CommerceCCIG China Certification & Inspection GroupCCPIT China Council for the Promotion of International TradeCE Conformitee EuropeenneCJV Contractual Joint VentureCRM Customer Relationship ManagementCSIS Center for Strategic & International StudiesEJV Equity Joint VentureERP Enterprise Resource ProgramFCPA Foreign Corruption Practice Act (USA-Richtlinie)FDI(I/O-FDI) Foreign Direct Investment(I-Inward/O-Outward)FESCO Foreign Enterprise Service CorporationFIE Foreign Investment EnterpriseGMP Good Manufacturing Practices (Distribution, Laboratory,…)HACCP Hazard Analysis and Critical Control PointsISO International Standardization OrganizationIT Informations-TechnologieKPCh Kommunistische Partei ChinasMOFCOM Ministry of Communication

Abkürzungsverzeichnis

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XIV Abkürzungsverzeichnis

NASDAQ National Association of Securities Dealers Automated Quotation System

NEPA National Environment Protection AgencyNEV New Energy VehiclesOBOR One Belt One RoadOECD Organisation of Economic Cooperation and DevelopmentPPP Purchasing Power ParityQCS Quality Control SystemsRMB RenminbiRO Representative OfficeSAFE State Administration for Foreign ExchangeSEI Strategic Emerging IndustriesSEPA State Environmental Protection AdministrationSFDA State Food and Drug AdministrationSIPO State Intellectual Property OfficeSOE State Owned EnterpriseTCM Traditionelle Chinesische MedizinTPPA Trans-Pacific Partnership AgreementTRIPS Trade-Related Aspects of Intellectual Property RightsTÜV Technischer Überwachungsverein

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Teil IDas Chinageschäft

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„Auf nach China“ – aber warum?

1.1 „Going China“ kann verschiedene Gründe haben

Der eine sieht sich gezwungen, Kunden zu folgen und durch ständige Vor- Ort-Präsenz bereits bestehende Handelsbeziehungen zu chinesischen Unternehmen zu intensi-vieren. Ein anderer möchte ganz einfach die Vorteile niedriger Arbeitskosten nutzen. Der häufigste Grund ist die Überzeugung, dass es wichtig, sogar notwendig ist, in der weltweit erfolgreichsten Wachstumsregion Fuß zu fassen, im riesigen chinesischen Markt. Der chinesische Markt – er zieht nicht nur Großunternehmen an, sondern auch mittelständische Investoren.

In einer 2002 durchgeführten Befragung der deutschen Wirtschaft bezeichneten 94,4 % der befragten mittelständischen China-Investoren die „Attraktion des zu erwartenden Marktpotenzials“ als primäres Investitionsmotiv. An zweiter Stelle wurde „das aktuelle Marktpotenzial“ genannt (82,5 %). Knapp 48,2 % nannten die vergleichsweise niedrigen Produktionskosten, an vierter Stelle stand mit 39,2 % China als Produktionsstandort für den Export nach Asien.

Dies hat sich in den vergangenen Jahren durchaus verändert. In einer im Januar 2017 veröffentlichten Umfrage der Deutschen Industrie- und Handels-kammer in China ist heute das Verkaufsvolumen der stärkste Anreiz mit 90 %, gefolgt von „Präsenz in Asien“ (80 %), „die Nähe zu wichtigen Kunden“ (71 %) sowie „die Möglichkeit, Produkte für den lokalen Markt anzupassen“ (64 %). Besonders der letzte Punkt ist das Eingeständnis, dass der chinesische Markt andere Anforderungen stellt als westliche Märkte. Vor einem Jahrzehnt hat dies kaum eine Firma wahrgenommen. Die Produktionskosten spielen nur noch für etwa 36 % eine wichtige Rolle (Deutsche Industrie- und Handelskammer, China).

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© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 B. Zinzius, China Business, https://doi.org/10.1007/978-3-658-21056-4_1

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4 1 „Auf nach China“ – aber warum?

Welches Motiv auch immer genannt wird, darüber sind sich alle China- Investoren einig: Eine erfolgreiche Erschließung des chinesischen Marktes setzt voraus, dass man in China „vor Ort“ ist. China-Präsenz: der „kategorische Impe-rativ“ des erfolgreichen China-Geschäfts. Mehr als 600.000 ausländische Unter-nehmen befolgten mittlerweile diesen Imperativ, beschäftigen heute mehr als 100 Mio. Chinesen, 23 Mio. davon in Foreign Investment Enterprises (FIEs), die mehr als 50 % von Chinas Import- und Exportvolumen erwirtschaften. Zunehmend engagieren sich dabei auch mittelständische deutsche Unternehmen in China.

1.2 Wirtschaftswachstum ohnegleichen

Das zuerst: Chinas Wirtschaft wächst weiterhin, wenn auch nicht ganz so dyna-misch wie in den Jahren vor 1995. Trotz der Asienkrise 1997/1998 und SARS im Jahr 2003 fiel das Wachstum aber nie unter 7 %, und erreichte 2004 sogar fast wieder die 10 %-Marke. Viele Ökonomen sahen diese hohen Wachstumsraten als gefährlich an, was sich aber trotz weltweiter Wirtschaftskrise nicht herausstellte. Die chinesische Regierung konnte bisher das hohe Wachstum weiter aufrecht halten (vgl. Abb. 1.1).

Für 2017 beziffert die Asian Development Bank das Wirtschaftswachstum mit einer Wachstumsrate von 6,7 %, nach 6,9 % 2015 und 6,7 % 2016. Bis 2020 soll

0.0%

5.0%

10.0%

15.0%

1990 1995 2000 2005 2010 2015

Abb. 1.1 Wachstum des Bruttosozialproduktes in China, 1990–2017. (Quelle: Weltbank, 2017)

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das Wachstum nach Prognosen der Weltbank auf etwa 6,0 % abfallen. Wie bereits erwähnt, das Wachstum hält an und im Vergleich zu Europa kann sogar von star-kem Wachstum gesprochen werden. Die Stärke von Chinas Wirtschaft zeigt sich nicht zuletzt in einer herausragenden Zahl: In 2015 trug das Land mehr als 50 % zum weltweiten Wirtschaftswachstum bei (Tab. 1.1).

Die Spanne zwischen Stadt und Land hat dabei in den letzten zwei Jahr-zehnten fluktuiert: Während man 1996 in urbanen Regionen 2,47-mal so viel verdiente, waren es 2003 bereits 3,24-mal so viel. In den letzten Jahren stieg das Gehalt in ländlichen Regionen dann stärker an, der Unterschied betrug 2014 nur noch das 2,8-Fache.

Vorreiter des Wachstums sind somit weiterhin die ostchinesischen Küsten-provinzen. Die Provinzen im Hinterland sind Nachzügler, die allerdings auch immer mehr an Wachstum zulegen.

1.3 Skylines, Bungalows und Hutongs – Chinas neues Gesicht

Besucher, die mehrere Monate nicht in China waren, werden bei ihrer Rückkehr staunen. Es scheint, dass fast täglich in den Metropolen wie Beijing und Shanghai neue Wolkenkratzer entstehen. Skylines verändern sich kontinuierlich und geben Chinas Städten ständig neue Gesichter.

Tab. 1.1 Wirtschaftsindikatoren der VR China 1980–2020. (Quellen: WTO, CIA Factbook 2017)

(US$) 1980 1990 2000 2010 2020 (e)

Bevölkerung (Mio.) 1.008,6 1.135,2 1.267,4 1.377,1 1,407.0

BSP (Mrd. US$-PPP) 303 1,103 3,661 12,279 28,449.9

BSP (Wachstum in %) 7.9 3,8 8.4 10.5 6.0

BSP pro Kopf (US$-PPP) 306 969 2,888 9,157 20,190

Inflation (%) 2.0 5.7 2.0 6.9 2.4

Exporte (% BSP) 6.0 15.9 20.7 26.5 19.2

Importe (% BSP) 6.8 13.7 18.7 22.8 19.9

I-FDI (Mrd. US$) 1.8 3.5 42.1 243.7 267.9

O-FDI (Mrd. US$) 0 1 4 69 400

Kapitalreserven (Mrd. US$) 12 30 1,689 2,476 4,500

Zinsen (% p. A.) 6,8 7,5 6,6 5.4 4.5

1.3 Skylines, Bungalows und Hutongs – Chinas neues Gesicht

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6 1 „Auf nach China“ – aber warum?

Derzeit arbeiten wohl mehr als eine Million Bauarbeiter allein in Shanghai, und neben den unzähligen Bambusgerüsten ragen Zehntausende von Baukränen im Stadtgebiet empor. Schlagzeilen der Superlative reichen von der „größten Baustelle der Welt“, dem „höchsten Hotel der Welt“, dem „größten Hochhaus der Welt“ bis zur „größten Schiffswerft der Welt“. Beijing ist nicht weniger dynamisch, auch nach den Olympischen Spielen gibt es immer zahlreiche Infra-strukturprojekte, die den chaotischen Verkehr verbessern sollen.

In den vergangenen Jahren wurden allein in Shanghai zahlreiche neue Kauf-hauszentren gebaut, Luxushotels und Bürogebäude stehen dem in nichts nach. Auch wenn viele dieser Gebäude noch nicht vollständig ausgelastet sind, so set-zen die meisten Bauherren darauf, dass das derzeitige Wirtschaftswachstum und der Wettbewerb immer mehr Firmen anlocken. Das in 2016 eröffnete Disney-land, eine Investition von 5,5 Mrd. US$, wird die Zahl der Besucher in Shang-hai, der „Perle des Ostens“, stark erhöhen. Trotz des üppigen Eintrittsgelds von 67 EUR werden bis zu 30 Mio. Besucher jährlich erwartet, was identisch mit der Besucherzahl in Tokyo ist. Die 11 Mio. Besucher im ersten Jahr übertrafen sogar die Erwartungen von Disney (Shanghaiist, 19. Juni 2017).

Der private Immobiliensektor wächst ähnlich stark wie der öffentliche und kommerzielle Bereich. Apartmenthäuser und Luxusvillen entstehen derzeit wei-ter überall in China, nur Golfplätze sind mittlerweile fast geächtet. Geduldet und gefördert wird die Baubranche seit dem Beginn der neunziger Jahre, und seither wird auch die Rechtsreform des privaten Eigentums diskutiert. Im März 2004 hat der Nationale Volkskongress entschieden, den Begriff des Eigentums im Grund-gesetz zu verankern, um 2005 über den Gesetzentwurf abzustimmen. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts wächst die Klasse der Immobilienbesitzer immer stärker. In den Stadtrandgebieten entstehen unzählige Hochhaus-Siedlungen, die an den sozialen Plattenbau der fünfziger Jahre in Deutschland erinnern. Diese werden für Anwohner, die den Entwicklungsprojekten in den Innenstädten weichen müssen. Diese Vorstadtsiedlungen kontrastieren zu den Luxusvillen und sind Herde für soziale Konflikte.

Bereits in 2004 investierten Chinesen 8 % des Bruttosozialproduktes als Anlageobjekt in Immobilien, in 2015 waren dies etwa 16 %. (Federal Reserve Bank of Kansas City, 25. August 2014) Die chinesische Regierung hat daher in den letzten Jahren Kredite stark reduziert, um Mietpreise zu kontrollieren und eine Immobilienblase wie in den USA in 2007 zu verhindern. Auch wenn dies lokale Investitionen in China einschränkt, so sind in den vergangenen Jahren chi-nesische Immobilien im Ausland massiv gestiegen. Allein in den USA kauften Chinesen in 2016 mehr als 40.500 Immobilien mit einem Wert von 31 Mrd. US$ (South China Morning Post, 19. Juli 2017). Davon sind 21 % reine Anlageobjekte,

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39 % als Ferien- oder Wohnhaus. Etwa 65 % zahlen bar, 25 % nutzen einen Kredit in den USA. Australien, Kanada, Dubai, Großbritannien und Thailand sind wei-tere Länder, in denen Chinesen gerne Immobilien kaufen. Es wird erwartet, dass chinesische Firmen und Privatpersonen mehr als 200 Mrd. US$ in 2017 im Aus-land investieren (CNBC, 16. Juni 2017).

Bautätigkeit überall und Messen wie die „bauma China“ sprechen für die Größe des chinesischen Marktes. Die von der Messe München organisierte Aus-stellung findet jährlich in Shanghai statt, und alle namhaften Hersteller von Bau-maschinen sind vertreten. Von anfänglich 700 Ausstellern ist die Messe auf 3000 Aussteller gewachsen, mehr als 200.000 Besucher werden in 2018 erwartet (www.bauma-china.com).

Auch wenn der professionelle Baumarkt extrem boomt, so sieht es im priva-ten Heimwerkermarkt schlecht aus. Obi ist ein Beispiel einer Fehlinvestition in China, seit 2000 hatte die Firma 13 Filialen aufgebaut, die sie 2005 an die bri-tische Kette Kingfisher verkaufte. Auch Kingfisher hatte keinen Erfolg und ver-kaufte in 2014 an chinesische Investoren. Zuvor hatten Best Buy und Home Depot ihre Geschäfte in China verkauft. Obi steht somit keinesfalls alleine, selbst Welt-marktführer wie eBay, Google und jüngst Uber haben vor dem chinesischen Markt kapituliert.

Probleme gibt es trotz des Booms, und deren Gründe sind vielfältig, von falschen Markteinschätzungen bis zur Überhitzung des Marktes. Seit Jahren sagen Pessimisten einen Kollaps der Immobilienmärkte in China voraus, die um mehr als 30 % jährlich gestiegen sind. Viele Objekte wurden mit schlecht gesicherten Krediten als Anlageobjekte investiert. Aber auch heute ist unklar, ob die Immobilienblase je zusammenstürzt. Dies hängt vor allem von der Regie-rung ab, ob diese Kreditspekulationen weiter duldet. Selbst Investmentprofis wie Warren Buffet warnen zu großer Vorsicht bei chinesischen Immobilien, mehr als 800 % Wachstum in zehn Jahren sind guter Grund, die Warnung ernst zu nehmen (CNBC, 06. Mai 2017).

Neben wirtschaftlichen gibt es aber auch kulturelle und soziale Heraus-forderungen. Chinas Planer sind auf die Zukunft fixiert, daher fallen historische Gebäude leider oft dem Bauboom zum Opfer. Mit dem Abriss von Hutongs, Viertel mit unzähligen kleinen Häusern, die das Labyrinth der Nebenstraßen in den chinesischen Großstädten ausmachten, verschwindet derzeit ein Stück Zeit-geschichte. Erst seit Beginn des 21. Jahrhunderts werden vermehrt Stimmen laut, die eine Erhaltung der historischen Bausubstanz verlangen. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe an Projekten, deren Ziel die Erhaltung von historischen Gebäuden bis hin zu ganzen Stadtvierteln ist.

1.3 Skylines, Bungalows und Hutongs – Chinas neues Gesicht

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8 1 „Auf nach China“ – aber warum?

Vor allem sind es Expatriates aus Europa und den USA, die in den kleinen, historischen und oftmals verwinkelten Gebäuden mit unzureichender Heizung und schlechter Bausubstanz einziehen. Der unvergleichliche Charme der Hutongs bietet eine ganz andere Atmosphäre als sterile Appartmentblocks oder Luxus-villen auf den Golfplätzen der Vororte. Die Mietpreise von mehreren Tausend Euro pro Monat helfen sicher auch, die Hutongs zu erhalten.

Dadurch hat der Begriff Hutong mittlerweile auch in anderen Bereichen Ein-zug gehalten. Das Asian Wall Street Journal hat einen Blog unter dem Namen heard in the hutong, der regelmäßig Chinesen zu aktuellen Themen befragt.

1.4 Fokus: Hinterland

Es würde zu falschen Investitionsstrategien führen, China als einzigen großen, weitgehend einheitlichen Wachstumsmarkt mit 1,4 Mrd. Marktteilnehmern zu betrachten. Das Marktpotenzial ist je nach Produkt, Kaufkraft, Vertriebsstrategie und -region sehr unterschiedlich. China sollte daher als eine Vielzahl ver-schiedener Märkte mit unterschiedlichen Entwicklungsstufen angesehen werden. Dies ist durchaus vergleichbar mit den sehr unterschiedlichen Märkten im heu-tigen Europa. So wie sich Kunden, Preise, Produkte oder Dienstleistungen zum Beispiel in Skandinavien von denen in Mittelmeerländern und Osteuropa unter-scheiden, so muss man auch in China die Märkte im Detail analysieren und diffe-renziert angehen.

Wer sich den chinesischen Markt mit Erfolg erschließen will, muss die 1,4 Mrd. Chinesen „auf sein Produkt herunterrechnen“, darf dabei jedoch die langfristig gebotenen Chancen nicht unberücksichtigt lassen. Mehr als 60 % der chinesischen Bevölkerung, etwa 800 Mio. Menschen, leben abseits der wirtschaftlichen Zentren, im „Wirtschaftswunder-Hinterland“. Aber gerade hier liegen die Reserven künftigen Wachstums, auch wenn 2020 bereits mehr als 50 % aller Chinesen in Städten leben werden (Forbes, 28. Dezember 2016).

China geht daran, die Erschließung seiner westlichen Regionen stark voran-zutreiben. Massive Investitionen sind für zahlreiche Infrastrukturprojekte genehmigt, die Weichen für das industrielle Wachstum sind gestellt und aus-ländische Investoren dabei, sich auch im Hinterland verstärkt zu engagieren. Die immensen wirtschaftlichen Fortschritte und Gewinne der vergangenen Jahre in Chinas Osten werden mehr und mehr als Grundlage für den infrastrukturellen Ausbau des vernachlässigten Westen Chinas benutzt. Präsident Xi Jinping ist ein noch stärkerer Protagon ist dieser Politik als sein Vorgänger, auch wenn ihn seine Karriere vor allem durch die westlichen Provinzen Fujian und Zhejiang führte.

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Intel war einer der ersten ausländischen Mega-Investoren im Westen Chinas. Der Chip-Gigant baute eine Fabrik in Chengdu und eine weitere in Dalian in 2010, die er derzeit allerdings von Chips auf Memory-Chips umbaut. Deutsche Firmen folgen, Infineon hat in Xian ein Forschungszentrum und kündigte 2015 den Bau einer neuen Chip-Fabrik im westlichen Wuxi an. Automobil- und Berg-bau sind neben Teletroniks weitere Wirtschaftsbereiche, die vermehrt nach Wes-ten drängen, wo sich die Märkte der Zukunft befinden.

Weitere Großprojekte im Westen sind Gaspipelines, Investitionen im Immobiliensektor sowie Überlandstraßen, die Ost- und West-China miteinander verbindet – mit einem Budget von einer Billion US-Dollar über die nächsten 10 Jahre (Fortune, 12. December 2016). Ein wichtiger Aspekt dieser Bauvor-haben ist die wirtschaftliche Erschließung der westlichen Gebiete, um die dortige Wirtschaft anzukurbeln und die Abwanderung in die Städte aufzuhalten. Land-wirte können jetzt ihre Produkte schneller an die Ostküste befördern, die Fahrzeit wurde von 15 auf 2 Tage verringert. Die Straße wird daher auch treffend „Neue Seidenstraße“ genannt.

Im Infrastrukturbereich sind weitere große Anstrengungen geplant, um die drei Wirtschaftsschwerpunkte an der Küste mit dem Westen zu verbinden. Ein Teil-projekt ist dabei die höchste Eisenbahnstrecke der Welt. Eine Verbindung, die 1080 km durch das Himalaya-Gebirge von Golmud nach Lhasa in Tibet führt. Mittlerweile hat China mit 124.000 km das zweitgrößte Eisenbahnnetz der Welt nach den USA, die Voraussagen vor wenigen Jahren wurden dabei um das Dop-pelte übertroffen. Mit 2,3 Mrd. Passagieren ist es bereits heute das meistbenutzte Eisenbahnnetz weltweit. Im Jahr 2007 wurde der erste Hochgeschwindigkeitszug freigegeben, der mit Unterstützung von Siemens gebaut wurde. Mittlerweile sind 28 der 33 Provinzen des Landes an das High Speed Rail System angeschlossen.

Ein Glanzstück von Chinas Verkehrssystem sollte der in 2004 fertiggestellte Hochgeschwindigkeitszug MagLev in Shanghai sein. Mit mehr als 500 km/h könnte er den Flughafen mit der Stadt verbinden, das Joint-Venture Projekt hat aber Probleme.

Auch im Luftfahrtbereich entwickelt sich China enorm schnell. Der Markt ist seit 1980 um rund 18 % jährlich gewachsen, im Vergleich zu 8,9 % Wachstum in allen anderen Transportbereichen. In 2004 hatte Airbus daher vorhergesagt, China würde in 2022 der zweitgrößte Luftverkehrsmarkt der Welt sein. Wie falsch selbst Airbus lag, zeigen die Statistiken: Mehr als 120 Mio. Chinesen reisten in 2015 ins Ausland, obwohl nur 4 % einen Pass besitzen. Die Top-Ten-Reiseziele lagen dabei alle in Asien, von Thailand über Singapore bis Indonesien. Zusammen mit mehr als 500 Mio. lokalen Flugreisenden ist China bereits heute der zweitgrößte Luftverkehrsmarkt der Welt.

1.4 Fokus: Hinterland

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10 1 „Auf nach China“ – aber warum?

Die größte, langfristig angelegte Stärkung der westlichen Regionen ver-kündete Präsident Xi Jinping im Herbst 2013. Das Mega-Projekt mit dem Namen One Belt One Road soll in den kommenden Jahrzehnten neue Wirtschaftsregion aufbauen und eine überregionale Seidenstraße etablieren, um China mit Asien, Europa und Afrika besser zu verbinden. Das „Jahrhundert“-Projekt mit einem Budget von mehr als 4 Billiarden US$ soll die Wirtschaft des Hinterlandes ebenso stärken, wie es China näher an die gesamte Region bis nach Europa ankoppeln soll, mehr dazu in Abschn. 4.7 (New York Times, 13. Mai 2017).

1.5 Hongkong und Taiwan – Chinas Finanzzentren

Welche Rolle werden Hongkong und Taiwan bei der wirtschaftlichen Ent-wicklung Chinas spielen? Werden beide vom übermächtigen Festland an die Seite gedrängt und somit an Bedeutung verlieren, oder sind sie ein essenzieller Partner für Chinas zukünftige Wirtschaftsentwicklung? Was ist der erfolgreichste Weg für Investoren?

Was vor Jahren noch fraglich war, ist heute sicher: Das Festland bindet bereits die größten Auslandsinvestitionen. Wer in China aktiv sein will, muss auf dem Festland eigene Firmen haben. Trotz eines stetigen Wachstums macht die Wirt-schaft von Taiwan nur noch 4,4 % von Chinas Wirtschaft aus, Hongkong nur noch etwa 2,9 %. Die riesige Wirtschaft des Festlandes verdrängt die ehemaligen starken Wirtschaftsnationen, die heute neue Rollen im Bereich Tourismus und Finanzen suchen.

Der Großteil aller Auslandsinvestitionen in China läuft allerdings noch über-aus Hongkong und Taiwan. Hongkong stand 2016 mit 69 % an der Spitze, gefolgt von Singapore (5 %), Südkorea (4 %) Taiwan (4 %), Macao (3 %) und Japan (3 %). Der Anteil westlicher Länder ist mittlerweile unter 10 % gefallen, alle nut-zen Niederlassungen in Asien für Direktinvestitionen. Die USA stellen gerade einmal 3,0 % aller Investitionen in China, Deutschland folgt mit 2 % (UNCTAD, World Investment Report, 2017).

Andererseits wird geschätzt, dass die offizielle Zahl taiwanesischer Investitionen aufgrund der politischen Restriktionen viel zu niedrig ist – erst seit 2003 sind begrenzte Direktinvestitionen erlaubt. Es wird geschätzt, dass 2015 etwa 70.000 taiwanesische Firmen Niederlassungen in China hatten, eine Zahl, die sich seit 2003 etwa verdoppelt hatte. Die gesamten taiwanesischen Investitionen betragen etwa 130 Mrd. US$, zeigen aber nicht die starken Verschiebungen. Viele taiwanesische Firmen haben ihre China-Niederlassungen wieder geschlossen, vor allem wenn in China Konkurrenz entstanden ist. Chinesische Handelsmentalität

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und Networking waren entscheidende Erfolgsfaktoren in der wirtschaftlichen Ent-wicklung und Kooperation von China und Taiwan. In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Rolle Taiwans für Chinas Wirtschaft aber stark zurückgegangen. Taiwans Wirtschaft lag in 2015 weltweit nur noch auf Rang 17, während China auf Rang 2 knapp hinter den USA liegt (WHO, World Trade Statistics 2016). Mittlerweile ist Taiwans Rolle die eines Hochtechnologie-Partners und eines alternativen politi-schen Systems, auch wenn dies von der Partei vehement abgelehnt wird.

Ähnlich sieht die Situation in Hongkong aus, das sich nach der Eingliederung in die Volksrepublik neu ausrichtet. Seine Rolle als Export- und Importpartner für China wird derzeit durch den Bau von riesigen Häfen und Flughäfen auf dem Festland geschwächt. Zudem entwickelt sich der Produktionsstandort Shenzhen, den Hongkong Jahrzehnte lang als „Hinterhoffabrik“ nutzte, zu einem starken Konkurrenten für den ehemaligen Stadtstaat.

Auch wenn Hongkong immer noch ein „Gateway“ zum Westen ist, so ver-schieben sich zum einen die Schwerpunkte der Wirtschaft vom traditionellen Handel hin zu Dienstleistungen, so zum Beispiel im Finanz-, IT-, Technologie- und Tourismusbereich, und zum anderen zum zentralen Logistik-Knoten im Netzwerk der chinesischen Handelsimperien. Produktion auf dem Festland ist trotzdem noch immer ein Schwerpunkt der Wirtschaft Hongkongs, ungefähr 250.000 Firmen aus Hongkong haben Joint-Venture-Partner in China.

1.6 Produzieren für die Welt

Aufbau und Ausrüstung der chinesischen Industrie mit in China gefertigten Investitionsgütern: auch künftig ein Erfolg versprechender Markt. Der Bau infra-struktureller Anlagen sowie von Industrie- und Wohnungsbauten – ein Markt, dem eine rasante Entwicklung prognostiziert werden kann (Tab. 1.2).

Im Jahr 2015 wurden 27 % aller weltweit hergestellten Güter in China pro-duziert, Tendenz steigend (China Daily, 25. September 2017 und weitere Daten 2017/2018; The Diplomat, 15. Februar 2018). Alles spricht dafür, dass sein Wachs-tum sich auch in den kommenden Jahren enorm steigert. Die in 2015 veröffent-lichte Strategie Made in China 2025 strebt an, bis zu 70 % aller Komponenten für strategische Produkte lokal herzustellen (Forbes, 10. März 2017). Die auf High-tech und Innovation ausgelegte Strategie baut übrigens auf der deutschen Initiative Industrie 4.0 auf, stellt diese geradezu in den Schatten (CSIS, 01. Juni 2015).

Die Strategie Made in China 2025 führt zu zwei Entwicklungen: Konsum-güterproduktion wird in billigere Länder verlegt, so nach Asien und Afrika. Gleichzeitig wird aber auf automatisierte Produktion, künstliche Intelligenz und

1.6 Produzieren für die Welt

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12 1 „Auf nach China“ – aber warum?

Hochtechnologie gesetzt, China wird die Produktion der Zukunft dominieren, sowohl bei Produktion als auch bei Produktionstechnologien. In 2025 werden Fir-men weltweit mehr von China lernen als umgekehrt (Forbes, 31. August 2016).

Der chinesische Markt hat tatsächlich ausländischen Investoren viel zu bieten. Dabei sollte jedoch nicht übersehen werden, dass dieser Markt nicht zum allei-nigen Vorteil des Investors aus- oder abgeschöpft werden kann. Man muss sich zunächst einmal klar darüber sein, dass „ausländische“ Unternehmen in China chinesische Unternehmen sind, Teil der chinesischen Wirtschaft. Erst in jünge-rer Zeit gibt es zunehmend mehr WFOEs – Wholly Foreign Owned Enterprises. Aber auch hier gilt, dass der Devisentransfer ins Ausland reglementiert ist. 2004 erleichterte das Finanzministerium zwar die Zahlung von Dividenden von FIEs ins Ausland. Unter der Voraussetzung, dass keine Kreditrückzahlungen fällig sind und die Firma profitabel ist, können Interimsdividenden ohne Genehmigung durch das Finanzministerium ausgezahlt werden. Steuer- und Wechselkursauf-lagen machen dies trotzdem weiterhin nicht einfach.

Die chinesische Wirtschaft entwickelte sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu einer exportorientierten, global aktiven Wirtschaft. Das mag überraschen, es ist jedoch so: Die Gesamtimporte beliefen sich, nach Angaben der Welthandels-organisation, im Jahr 2016 auf 1,587 Mrd. US$, Nummer 2 weltweit nach den USA; dem stehen Gesamtexporte im Wert von 2,098 Mrd. US$ gegenüber, Num-mer 1 weltweit (World Trade Organization, 2017 Statistics).

Zunehmend exportiert China Maschinen und elektrotechnische Produkte, überhaupt bearbeitete Waren und industrielle Fertigerzeugnisse, mehr dazu in einem späteren Kapitel. Generell spiegeln sich die starke technologische Orien-tierung und die rasch voranschreitende Modernisierung im Export wider. Für ausländische Investoren bedeutet das: Man „steigt“ nicht nur in den zweitgröß-ten Markt der Welt ein, sondern auch in eine technologisch orientierte Wirtschaft.

Tab. 1.2 Made in China 2025: Strategische Ziele. (Quelle: US China Business Council, 02. Feb. 2016)

Computerchips 90 %

Energieerzeugung 90 %

Erneuerbare Energien 80 %

Ozeanographiechips 80 %

Elektroautos 80 %

Artifizielle Intelligenz 70 %

Flugzeugbau 40 %

Hochgeschwindigkeitszüge 40 %

Komponenten-Produktion 70 %

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Man investiert keineswegs in ein zurückgebliebenes, typisches Dritte-Welt-Land. Schon heute ist China der weltgrößte Produzent von über einhundert Produkt-kategorien, darunter Laptops, Fernseher, Gemüse, Mobiltelefone, Spielzeug, Textilien und Medizingeräte. In den letzten Jahren kommen auch zunehmend Dienstleistungen dazu, wie zum Beispiel Call Center, Finanzinstitutionen, Internet-Service-Provider und Softwarefirmen wie Alibaba, Didi oder Tencent.

Viele asiatische Länder merken diesen Trend bereits heute schmerzlich, oft-mals weitaus stärker, als dies in Europa der Fall ist. Vor allem in Bereichen wie Textilien, Spielwaren, Konsumgüter, Haushaltsgeräte, Teletroniks oder Chemi-kalien steigen die Importe aus China in Ländern wie Thailand, Indonesien oder den Philippinen rasant an. Aufgrund der in steigenden Lohnkosten in China wan-dern Produzenten aber zunehmend in die asiatischen Nachbarländer. Preisstürze von 70 % innerhalb ein bis zwei Jahren für Zwischen- oder Endprodukte aus China kommen durchaus vor. Um dem gegenzusteuern und den innerasiatischen Handel anzukurbeln, haben die ASEAN-Staaten eine Reihe von Abkommen unterzeichnet und somit den Weg zu einer Freihandelszone geebnet. Ziel dieser Freihandelszone ist es, die Zölle innerhalb der Staatengemeinschaft abzubauen und somit eine Handelsregion vergleichbar zur Europäischen Wirtschaftsunion zu schaffen. China ist mit der ASEAN-Vereinigung assoziiert in der sogenannten ASEAN-Plus Drei, der zusätzlich China, Japan und Südkorea angehören.

Als Gegengewicht zur Asien-Freihandelszone hatte die US-amerikanische Regierung versucht, das TPPA mit Asien aufzubauen, das Trans-Pazifik-Partner-schafts-Programm. Die Teilnahme der USA wurde allerdings durch US- Präsident Trump in 2017 gestoppt, wobei die zukünftige Handelspolitik der USA keine erkennbare Strategie hat (New York Times, 12. April 2018). China arbeitet dagegen seit Jahren an alternativen Handelsrouten, eine neue Seidenstraße mit dem Namen One Belt One Road, die Xi Jinpang in 2013 angekündigte. Während China expandiert, scheinen die USA sich aus dem Freihandel zurückzuziehen. Diese Entwicklungen werden signifikanten Einfluss auf weltweite Macht-positionen im 21. Jahrhundert haben.

Chinesen erwarten übrigens gerade von deutschen Investoren in erster Linie technologisches Know-how, Qualität „Made in Germany“ – für China nutzbar gemacht, sozusagen ins Chinesische übersetzt. Wer nach China geht, um dort kostengünstig Billiges zu fertigen und zu vertreiben, wird keinen Erfolg mehr haben, wahrscheinlich gar nicht erst „zugelassen“ werden. Innovative Techno-logie und Qualität spielen auch beim chinesischen Verbraucher eine immer grö-ßere Rolle, was auch den Binnenmarkt entwickeln soll. Dies ist ein weiterer Grund, bei Investitionen in China Innovation großzuschreiben.

1.6 Produzieren für die Welt

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14 1 „Auf nach China“ – aber warum?

Es ist schon richtig, dass der chinesische Markt insgesamt, insbesondere im Hinblick auf sein Entwicklungspotenzial, ein erfreuliches und geradezu ver-lockendes Bild bietet. Die Chinesen wissen das und können es sich deshalb erlauben, anspruchsvoll zu sein, an ausländische Investoren Anforderungen zu stellen. Für diese zählt, was China erwartet – und das sind nützliche Mitmacher und erfolgreiche Mitspieler beim Chinese Global Playing.

1.7 Chinas Forschung – Investition in die Zukunft

Die staatlichen Forschungsausgaben Chinas haben sich in den letzten Jahren dras-tisch erhöht, auch wenn sie noch nicht das Niveau von Europa, Japan oder den USA erreicht haben. In 2003 stellte China mit 20 Mrd. US$ gerade einmal 1,3 % des Bruttoinlandsproduktes für Forschung und Entwicklung bereit, in 2017 waren es bereits 2,1 % mit rund 279 Mrd. US$, eine Rekordsumme für das Reich der Mitte. Bereits heute liegt China damit über dem Durchschnitt der Europäischen Union von 1,94 %. Im Jahr 2020 plant China sogar 3 %, vergleichbar zu dem absoluten Etat der USA (Reuters, 26. Februar 2018).

Dass China zwar ein intellektuelles Potenzial hat, bisher aber ein qualifiziertes Ausbildungssystem fehlte, zeigt die Tatsache, dass es eine Reihe chinesischer Physiker im Ausland studiert haben und dort auch Nobelpreise gewannen. 1957 erhielten Chen Ning Yang und Tsung-Dao Lee den Nobelpreis in Physik. Beide studierten in den USA in Princeton bzw. an der Columbia University in New York. Samuel C.C. Ting erhielt den Nobelpreis in Physik 1976, er studierte unter anderem an der Columbia University und forschte in Hamburg am Elektronen-synchroton. Daniel Tsui wurde der Physik-Nobelpreis 1998 verliehen, auch er wanderte nach seinem Studium in Beijing in die USA aus, wo er in Chicago und Princeton lehrte.

Seit der Kulturrevolution haben mehr als eine Million Chinesen in den USA studiert, mit mehr 328.547 immatrikulierten Studenten stellen Chinesen seit Jahren dort das größte Kontingent, im Semester 2015/2016 waren mehr als ein Drittel aller ausländischen Studenten in den USA Chinesen. Inder stellten mit 165.914 Studenten das zweitgrößte Kontingent, Saudi-Arabien mit 61.287 das drittgrößte (China Daily, 17. November 2017). Deutsche Studenten sind übrigens mittlerweile in den USA nicht mehr unter den stärksten zehn Nationen vertreten. Technische Glanzleistungen wie die Sequenzierung des Reisgenoms 2002 und der erste bemannte Weltraumflug Chinas 2003 zeigen, dass Chinas Forschung und Entwicklung deutlich aufholt. Vor allem in wissenschaftlichen Bereichen wie Medizin, Physik und Chemie finden sich immer mehr Chinesen mit inter-

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nationalem Fachruhm. Steven Chu gewann den Nobelpreis in Physik 1997, Roger Tsien in Chemie 2008. Beide sind zwar US-Amerikaner, aber ethnische Chine-sen. Die Chinesen Liu Xiaobo (Frieden, 2010), Mo Yan (Literatur) und Tu Youyou ( Medizin, 2015) zeigen, dass die privaten und staatlichen Investitionen der Chinesen in ihre Ausbildung sich auszahlen.

Was vor Jahren noch als brain drain, als Abfluss der geistigen Elite in das Ausland, angesehen wurde, ist mittlerweile ein klarer brain gain für China. Eine große Anzahl der Chinesen, die in den USA studiert haben, kehrt heute in das Heimatland zurück. Wirtschaftliche Möglichkeiten und Gehälter sind dort mittlerweile so attraktiv wie im Westen, und für erfolgreiche Unternehmer sind die Möglichkeiten unbegrenzt. Mittlerweile besitzt China fast so viele US- Dollar-Millionäre wie die USA, jährlich kommen mehr als eine Million dazu, eine starke Motivation, nach China zurückzukehren.

Die Privatwirtschaft steht dieser Entwicklung in vielen Sektoren nicht nach, ganz speziell in Hochtechnologiebereichen wie Teletroniks, Biotechnologie oder Nanotechnologie. Der LCD-Flachbildschirm-Hersteller SVA, ein Joint Venture mit der japanischen NEC, gibt bereits 6 % für Forschung und Entwicklung aus. Der Elektrogerätehersteller Haier setzt bereits 4 % des Umsatzes für Forschung ein, und im Mobiltelefonsektor liegt der Prozentsatz bei chinesischen Firmen wie Ningbo Bird, Amoi, und TCL bei 5 %, vergleichbar mit internationalen Standards.

Selbst in vermeintlichen Lowtech-Bereichen wie Stahl, in denen bei starker internationaler Konkurrenz niedrige Margen erwirtschaftet werden und keine Investitionen erfolgen, haben sich chinesische Firmen in den letzten zehn Jah-ren weiterentwickelt. Baoshan Iron & Steel (Baosteel) stellt hochwertigen, kalt-gerollten Stahl her, den internationale Autofirmen wie Volkswagen oder General Motors zur Produktion ihrer Autos nutzen. Im Textilbereich stellen Firmen wie Top Form International und Lu Thai Textiles teure, schaumgepolsterte BHs für Victoria’s Secret und Playtex in den USA her.

In der Bio- und Nanotechnologie sieht die Zukunft Chinas ebenso stark aus. Mit mehr als 200.000 Anträgen in der Nanotechnologie besaß China in 2017 bereits etwa 45 % aller weltweiten Patente (Chinese Academy of Science, 30. August 2017). Im Biotechnologie-Sektor gibt es eine ganze Reihe von der Regierung geförderte Firmengründungen, allen voran Unternehmen wie Capital-BioCorporation und das BGI Shenzhen, formals Beijing Genomics Institute genannt. In beiden Firmen haben chinesische Amerikaner Führungspositionen inne, die erfolgreiche wissenschaftliche Karrieren in den USA hinter sich haben und in den letzten Jahren nach China zurückgekehrt sind, um dort neue Heraus-forderungen anzunehmen. Der Forschungsleiter von CapitalBio arbeitete bei-spielsweise bis 2006 bei der californischen Firma Aviva an der Entwicklung von

1.7 Chinas Forschung – Investition in die Zukunft

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16 1 „Auf nach China“ – aber warum?

Biochips, bevor er nach China zurückkehrte. Bereits im Jahr 2005 warnte der US-Senator Max Baucus vor dieser Entwicklung und zitierte CapitalBio, die damals Jahresgehälter von bis zu 120.000 US$ anboten, um Chinesen nach China zurückzulocken (United States Senate, 27. Juni 2005).

Die hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung sind allerdings auf ausgewählte industrielle Bereiche fokussiert. Auch wenn Firmen und Regierung wissen, dass es mittel- und langfristig essenziell ist, in Forschung zu investieren, so wird in anderen Bereichen oftmals nur die Konkurrenz kopiert oder Lücken in Patenten ausgenutzt. Mehr dazu später in Abschn. 10.3. Die Zahl der Patent-applikationen ist in den vergangenen Jahren um etwa 20 % jährlich gestiegen, 2017 wurden in China mehr als 1,3 Mio. Patente angemeldet, mehr als 90 % davon von Chinesen. Chinesen halten somit etwa 40 % aller neuen Patente (World Intellectual Property Organization, 2017 Report).

Die derzeitigen Investitionen in Forschung und Entwicklung und speziell die Fokussierung auf zukunftsträchtige Technologiezweige sichern China auch in den kommenden Jahren eine zunehmend wichtigere Rolle als Produzent für den Weltmarkt. Forschung und Entwicklung werden es darüber hinaus chinesi-schen Firmen ermöglichen, sich als innovative Marken zu etablieren, speziell in Hightech-Bereichen. Firmen wie Lenovo, Haier und Huawei haben gute Aus-gangspositionen, um Weltmarken wie Sony, General Electric und Cisco Konkur-renz zu machen.

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Marktchancen (fast) für jeden?

2.1 Entwicklung ohne Parallelen in der Weltwirtschaftsgeschichte

Nach Statistiken der Welthandelsorganisation (WTO) lag die Volksrepublik China bereits 1997 und noch vor dem Anschluss von Hongkong auf Rang zehn der Welthandelsmächte. Seit Beginn der Neunziger Jahre verfünffachte sich Chinas Außenhandelsvolumen. 2003 war es bereits auf Rang zwei mit 690 Mrd. EUR an Exporten und Importen, seit 2013 ist China die größte Exportnation der Welt. In 2016 betrug das gesamte Handelsvolumen von China 3,685 Mrd. EUR (World Trade Organization, 2017 Statistics).

Das Land ist derzeit mit Abstand der größte Wirtschaftsmotor und trug 50 % zum Weltwirtschaftswachstum 2015 bei. Dieses Wachstum ist essenziell, um die soziale und wirtschaftliche Zukunft des Landes zu garantieren. Mehrere Hun-dert Millionen Chinesen werden in den kommenden Jahrzehnten im Primär-wirtschaftssektor Landwirtschaft sowie in maroden Staatsbetrieben ihre Arbeit verlieren. Diese riesige Menschenmasse muss durch neue sekundäre und tertiäre Industriebereiche absorbiert werden. Auslandsinvestitionen sind dabei ein wich-tiger Teil dieser Umwandlung der Binnenwirtschaft, Hightech-Investoren und Dienstleister sind gefragt.

Chinas Wirtschaft befindet sich in der glücklichen Situation, weniger auf den Export angewiesen zu sein, als das bei den asiatischen Nachbarn, insbesondere bei Japan, der Fall ist. Der chinesische Binnenmarkt war, ist und bleibt ein Kraft-werk des Wirtschaftswachstums. Zugegeben: China forciert den Export, und die große Konkurrenz im chinesischen Markt bewegt viele Firmen dazu, sich inter-national zu betätigen. Trotzdem liegen wesentliche Zukunftspotenziale im inner-chinesischen Markt.

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© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 B. Zinzius, China Business, https://doi.org/10.1007/978-3-658-21056-4_2