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40 BLICK NACH GREIFSWALD 250 Jahre Freimaurerei in Greifswald. Johannisloge „Carl zu den drei Greifen“ BR. KLAUS FRIEDERICHSEN Mit Beginn des Siebenjährigen Krieges landeten 1756 schwedische Truppen an der pommerschen Küste. Unter den Offizieren im Regiment der königlichen Leibgarde waren Freimaurer. Diese arbeiteten natürlich auch in Greifswald freimaurerisch und wähl- ten den Generalleutnant, Baron von Saltza, zu ihrem Meister und nann- ten sich „S.I.L. Svenska Armeens“. Als das Ende des Krieges absehbar war, stellte der Logenmeister, Baron von Saltza, am 20. Juli 1762 den Greifswalder Brüdern ein Patent aus, so dass sie im Namen der schwedischen Armeeloge arbeiten dürfen. Als deputierten Meister setzte er den Bibliothekar und Professor der Uni- versität, Johann Dähnert, ein, der im April 1761 als Mitglied in die Armeeloge aufgenommen wurde und einer von drei zivilen Meistern war. Das Datum dieser Konstitution gilt als das eigentliche Gründungsda- tum, welches auch später von der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland anerkannt wurde. Am 17. Februar 1763 erhielt die Loge „Zu den drei Greifen“ ein Patent aus Schweden und wurde mit der Nummer 11 in die Matrikel der Gro- ßen Landesloge von Schweden aufgenommen. Schon 1762 hatte man die Schottenloge „Zum funkenden Nordstern“ sowie ein Kapitel in Arbeit gesetzt. Durch Beeinflussung des Freimaurers Philip Samuel Rosa, General- Legatus der Großloge „Zu den drei Weltkugeln“, schloss sich die Grei- fenloge am 9. Dezember 1764 der Strikten Observanz an. Nach und nach wich man aber von diesem System ab. Die Abgaben an die Strikte Observanz wurden eingestellt, so dass die Loge 1775 aus dem Verzeich- nis gestrichen wurde.

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BLICK NACH GREIFSWALD

250 Jahre Freimaurerei inGreifswald. Johannisloge „Carl zu den drei Greifen“BR. KLAUS FRIEDERICHSEN

Mit Beginn des Siebenjährigen Krieges landeten 1756 schwedischeTruppen an der pommerschen Küste. Unter den Offizieren im Regimentder königlichen Leibgarde waren Freimaurer.Diese arbeiteten natürlich auch in Greifswald freimaurerisch und wähl-ten den Generalleutnant, Baron von Saltza, zu ihrem Meister und nann-ten sich „S.I.L. Svenska Armeens“.

Als das Ende des Krieges absehbar war, stellte der Logenmeister, Baronvon Saltza, am 20. Juli 1762 den Greifswalder Brüdern ein Patent aus,so dass sie im Namen der schwedischen Armeeloge arbeiten dürfen. Alsdeputierten Meister setzte er den Bibliothekar und Professor der Uni-versität, Johann Dähnert, ein, der im April 1761 als Mitglied in dieArmeeloge aufgenommen wurde und einer von drei zivilen Meisternwar.

Das Datum dieser Konstitution gilt als das eigentliche Gründungsda-tum, welches auch später von der Großen Landesloge der Freimaurervon Deutschland anerkannt wurde.

Am 17. Februar 1763 erhielt die Loge „Zu den drei Greifen“ ein Patentaus Schweden und wurde mit der Nummer 11 in die Matrikel der Gro-ßen Landesloge von Schweden aufgenommen. Schon 1762 hatte man dieSchottenloge „Zum funkenden Nordstern“ sowie ein Kapitel in Arbeitgesetzt.Durch Beeinflussung des Freimaurers Philip Samuel Rosa, General-Legatus der Großloge „Zu den drei Weltkugeln“, schloss sich die Grei-fenloge am 9. Dezember 1764 der Strikten Observanz an. Nach undnach wich man aber von diesem System ab. Die Abgaben an die StrikteObservanz wurden eingestellt, so dass die Loge 1775 aus dem Verzeich-nis gestrichen wurde.

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Ohne Großloge arbeitete man weiter. Jedoch such-te man die Nähe zur Großen Landesloge. Am 25.Mai 1786 erwarb man ein Patent für die ersten dreiGrade. Die entsprechenden Akten wurden überge-ben und so arbeitete die Loge mit der Matrikel-nummer 44 unter der Konstitution der GroßenLandesloge der Freimaurer von Deutschland.

Im Jahre 1796 erhielt die Loge ein Schreiben Sei-ner Königlichen Hoheit, dem Herzog von Söder-mannland, Großmeister und oberster Befehlshaberaller schwedischen Logen, in dem er die Greifswal-der Brüder benachrichtigte, dass keine Loge in denschwedischen Staaten zu dulden sei, die nicht vondem höchsten Ordensvorsteher in Schweden kon-stituiert sei. Er bot der Loge die Affiliation an.

Die Große Landesloge riet dazu, von dem AngebotGebrauch zu machen, und erteilte der Loge dieehrenvolle Entlassung. Im Sommer 1801 ging dasKonstitutionspatent, welches auf den 28. Januardatiert war, in Greifwald ein. In demselben warbestimmt, dass die Loge fortan den Namen „Carl zuden drei Greifen“, führen sollte.

Im Ergebnis des Wiener Kongresses wurde diepommersche Provinz der preußischen Monarchieunterstellt. Die Zugehörigkeit zur schwedischenGroßloge musste aufgegeben werden und soschloss man sich wiederum der Großen Landeslogein Berlin an. Unter der alten Matrikelnummer 44erhielt man das Konstitutionspatent der GroßenLandesloge der Freimaurer von Deutschland am21. April 1816.

Wie in allen Logen in Deutschland, brachte die„dunkle Zeit“ auch in Greifswald das freimaureri-sche Licht zum Erlöschen. Am 12. November 1934

LM Albert Huzek empfängt einBild des ersten Tempels...

... die GLL ist präsent...

... Freimaurerei ist grenzen-los...

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ging durch eine Schenkungsurkunde das Ver-mögen der Loge in den Besitz der UniversitätGreifswald über. Das war das vorläufige Ende.

Am 13. September 1992 nahmen mit Hilfe derPatenloge „Nordstern“ in Rendsburg die Greifs-walder Brüder die Arbeit wieder auf. Einewechselseitige Geschichte hat seitdem die Logebegleitet.

Am Freitag und Sonnabend, den 20. und 21.September 2013 feierte eine der ältesten Logenim Verbund der Großen Landesloge, die Johan-nisloge „Carl zu den drei Greifen“ in Greifswaldihr 250. Stiftungsfest.

Die Festlichkeiten begannen am Freitag miteinem Begrüßungsabend in den Logenräumender Greifswalder Loge am Gorzberg. Nebenden Brüdern und Schwestern der eigenen Loge,gaben der Großmeister der Vereinigten Großlo-gen von Deutschland, Br. Rüdiger Templin,Landesgroßmeister, Br. Joachim Strassner,Kapitelmeister und Provinzialmeister der Värm-ländska Provinsiallogen in Karlstad, Br. BoRyderfelt, Kanzler der Skänska Provinsiallogenund Logenmeister der JL St. Christopher, Kri-stianstad, Br. Tommy Nielsen, Logenmeisterder JL St. Carolus – Karlstad, Br. Bengt Kihl-ström, und weitere Brüder aus Schweden, derLoge durch ihre Anwesenheit die Ehre.

Des Weiteren nahmen der Weise Kapitelmeisterdes Hansatischen Ordenskapitel Inviolabilisund Mitglied des Ordensrates, Br. Uwe Döll,Wortführender Andreasmeister der Andreaslo-ge Fidelis Hamburg, Br. Otmar Poloscheck,Logenmeister der JL Zu den drei Rosen Br.

...man beachte den leuchten-den Meisterwinkel...

... der Großmeister der VGLgibt sich die Ehre...

... alles unter den wachsamenAugen des ZM...

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Hermann Winkelmann, und die Hochwürdigen abg. Meister der JL ZurHanseatentreue Hamburg, Br. Peter von Witzleben, JL Zum FüllhornLübeck, Br. Norbert Plath, JL Georg zur wahren Treue Neustrelitz, Br.Werner Karnatz und JL Wilhelm zum gekrönten Anker Itzehoe, Br. Die-ter Groth, teil.

Ferner waren vom Ordenrat der Höchste Siegelbewahrer, Br. Hans Jür-gen Stephan, anwesend und vom Großbeamtenrat die Brüder Jörg Keut-mann, Erster LG- Aufseher, Bernd Zimmermann, Zweiter LG – Aufse-her, Klaus Julian Rasch LG – Zeremonienmeister und Elmar Popitz, LG- Sekretär. Insgesamt feierten etwa 60 Brüder und Schwestern bei einemfestlichen Büfett und auf der überdachten Terrasse am Grill.

Logenmeister Br. Albert Huzek bat zunächst alle Gäste in den schönenneu erbauten Tempel der Loge. Im Anschluss an die Begrüßung hielt ereine kleine Ansprache, in der er die besonderen Umstände schilderte, diedazu geführt haben, die Initiative zu ergreifen, das Logenleben in Greifs-wald nach zwei gescheiterten Versuchen wieder neu zu aktivieren.

In den anschließenden Dankesworten würdigte der Landesgroßmeister,Br. Joachim Strassner, die besondere Initiative, die dazu beigetragen hat,den Greifswalder Brüdern ein neues Logenheim zu errichten. ImAnschluss konnten alle Anwesenden bei feierlicher Musik den besonderenSternenhimmel genießen, der durch einen Projektor im Fußboden, inkreisender Bewegung an die Decke des Tempels projiziert wurde.

Der Abend klang mit vielen netten menschlichen Begegnungen und brü-derlichen Gesprächen aus.

Am Sonnabend hatte die Loge „Carl zu den drei Greifen“ um 11 Uhr zueiner Festarbeit in der Aula der Ernst Moritz Arndt-Universität eingela-den.

Nach der Einführung der Brüder, wurde der sehr attraktive und festlicheSaal, vor der Eröffnung der Loge, zunächst durch den Landesgroßmei-ster und den Großbeamten in einer Zeremonie der Lichteinbringunggeweiht.

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Nach der Eröffnung der Loge begrüßte der Logenmeister, Br. Albert Huzek,die ca. 80 anwesenden Brüder. Neben den bereits am Vorabend Anwesen-den, waren auch Brüder aus benachbarten Logen vertreten. Aus Neustrelitz,Putbus und Brüder der befreundeten AFuAM-Logen aus Greifswald undStralsund. Weitere Brüder kamen aus Hamburg, Lübeck und Berlin. DerProvinzialmeister der Provinzialloge von Mecklenburg-Vorpommern, Br.Siegfried Mielcke, überbrachte die Grußworte der Provinzialloge.

In seinem Vortrag, dem er als Leitsatz das berühmte Goethe-Zitat:

„Was du ererbst von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen“

voranstellte, schildert Br. Albert Huzek die wechselseitige Geschichte derLoge, in der viele Generationen ihre Werte gepflegt, erhalten und auch,wenn es erforderlich war, die Dinge modernisiert und dem Zeitgeistsprachlich angepasst haben, ohne dabei die Inhalte zu verändern. Er ver-wies darauf, die Inhalte zu begreifen und zu erfüllen, die freimaurerischeArbeit sich zum Ziel setzt, denn das Zitat von Goethe geht noch weiter:

„Was man nicht nutzt, das ist eine schwere Last.“Im Anschluss schilderte er die Situation der vielen kleinen Logen in denneuen Bundesländern. Diese besteht darin, dass sich diese Logen gegen-seitig helfen, um z.B. bei Aufnahmearbeiten und Stiftungsfesten ein ent-sprechendes Forum zu schaffen. Dadurch würde der Zusammenhalt derLogen vertieft und das Wort Solidarität bekäme eine echte Bedeutung. Erschloss mit den Worten: „Unsere Tür in Greifswald steht für jeden Bru-der offen und wir freuen uns über jeden Bruder, der uns bei unserenArbeiten besucht.Der sehr eindrucksvolle Festvortrag wurde von dem Redner der Loge,Br. Horst Wähler, gehalten.

Große Beachtung fand auch die sehr umfangreich illustrierte und inhalts-volle Festschrift von Br. Horst Wähler unter Mitwirkung von Sr. GritJarmer, Br. Friedhelm Hein, Br. Volker Jung und Br. Albert Huzek.

(Erhältlich: E-Mail –[email protected] ,EUR 15.00)

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Im Anschluss versammelten sich die Brüder vor dem Denkmal desNamensgebers der Universität, Ernst Moritz Arndt, zu einer Gruppen-aufnahme.

Nach der Tempelarbeit hatte die Loge zu einer Tafelloge in das HotelMercure geladen, die von Altlogenmeister, Br. Jürgen Prüss, aus Berlingeleitet wurde.

Der Großmeister, Br. Rüdiger Templin, und der Landesgroßmeister, Br.Joachim Strassner, überbrachten die Grüße der Vereinigten Großlogenvon Deutschland, sowie die Grüße der Großen Landesloge. Nach demHauptgericht erbaten zahlreiche Brüder das Wort und überreichten ihreGeschenke. Der Provinzialmeister der Provinzialloge Värmlandka PLKarlstad, Br. Bo Ryderfelt, und der Kanzler der Skänska PL und Logen-meister der St. JL St Christopher Kristianstad, Br. Tommy Nielsen, über-brachten die Grüße der Großloge von Schweden und verwiesen in diesemZusammenhang auf die traditionell besonderen freundschaftlichen Bezie-hungen der Greifswalder Loge zum schwedischen Freimaurerorden. Sieüberreichten einige Geschenke und ein Bild, welches den Altar im altenLogenhaus am Mühlentor in Greifswald, zeigt. Es wurde eine sehr herz-liche Einladung nach Karlstad und Kristianstad ausgesprochen, die derLogenmeister, Br. Albert Huzek, dankend annahm.

Nach der Schließung der Tafelloge kamen die Brüder und Schwestern,die im Rahmen des Damenprogramms, an einer Stadtbesichtigung teilge-nommen hatten, in den Logenräumen am Gorzberg zusammen und ließenbei Kaffee und Kuchen die Festlichkeiten erst in den späten Abendstun-den ausklingen.

Ein denkwürdiges Ereignis ging zu Ende, welches allen in guter Erinne-rung bleiben wird.