Borchert

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  • 8/12/2019 Borchert

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    Biwidus Dossier 2Wolfgang Borchert

    Geschrieben und gesammelt von WildcatEmail: [email protected]

    Februar 1998

    Inhaltsverzeichnis

    1 Einleitung: Weshalb Wolfgang Borchert? 1

    2 Wolfgang Borchert, die Biographie 3

    2.1 Die offizielle Biographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

    2.2 Eine Autobiographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

    3 Borcherts Texte 4

    3.1 Die Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

    3.2 Die Kurzgeschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

    3.3 Das Drama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

    4 Borcherts Bedeutung: eine Zusammenfassung 11

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    1 Wolfgang Borchert

    Aus Dann gibt es nur eins! [ 1].

    Du, Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, dusollst keine Wasserrohre und keine Kocht opfe mehr machen - sondern Stahlhelme und Ma-schinengewehre, dann gibt es nur eins: sag nein!

    Du Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst einen neuen Tod er-

    nden gegen das alte Leben, dann gibt es nur eins: sag nein!

    Du Pfarrer auf der Kanzel. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst den Mord segnenund den Krieg heilig sprechen, dann gibt es nur eins: sag nein!

    Du Mutter in der Normandie und Mut-ter und der Ukraine... M utter in der Welt,wenn sie morgen befehlen, ihr sollt Kinder gebaren(...), neue Soldaten f ur neue Schlach-

    ten, dann gibt es nur eins: sag nein! Denn wenn ihr nicht nein sagt(...), dann: In

    den l armenden dampfdunstigen Hafenst adtenwerden die grossen Schiffe st ohnend verstum-men und wie titanische Mammutkadaver was-serleichig tr age gegen die toten vereinsam-ten Kaimauern schwanken, algen-, tang-, und muschel uberwest den fr uher so schimmerndendr ohnenden Leib, friedh oich schfaulig duf-tend, m urbe, siech, gestorben -

    die Strassenbahnen werden wie sinnlose glanzlose glas augige K age, bl ode verbeult und abgebl attert neben den verwirrten Stahlskelet-ten der Dr ahte und Gleise liegen, hinter mor-schen dachdurchl ocherten Schuppen, in verlo-renen kraterzerrissenen Strassen -

    eine schlammgraue dickbreiige bleierne Stil-le wird sich heranw alzen, gefr assig, wachsend,wird anwachsen in den Schulen und Univer-sit aten und Schauspielh ausern, auf Sport- und

    Kinderspielpl atzen, grausig und gierig, unauf-

    haltsam -der sonnige saftige Wein wird an den ver-

    fallenen H angen verfaulen, der Reis wird inder verdorrten Erde vertrocknen, die Kartof-fel wird auf den brachliegenden ackern erfrie-ren und die K uhe werden ihre totsteifen Beine wie umgekippte Melkschemel in den Himmel strecken -

    in den Instituten werden die genialen Ern-dungen der grossen arzte sauer werden, verrot-ten, pilzig verschimmeln -

    in den K uchen, Kammern und Kellern, inden K uhlh ausern und Speichern werden die letzten S acke Mehl, die letzen Gl aser Erdbee-ren, K urbis und Kirschsaft verkommen - das Brot unter den umgest urzten Tischen und auf zersplitterten Tellern wird gr un werden und die ausgelaufene Butter wird stinken wie Schmier-seife, das Korn auf den Feldern wird nebenverrosteten P ugen hingesunken sein wie einerschlagenes Heer und die qualmenden Ziegel-

    schornsteine, die Essen und die Schlote der stampfenden Fabriken werden, vom ewigenGras zugedeckt, zerbr ockeln - zerbr ockeln - zer-br ockeln -

    wird der letzte Mensch mit zerfetztenGed armen und verpesteter Lunge, antwortlos und einsam unter der giftig gl uhenden Sonne und unter wankenden Gestirnen umherirren,einsam zwischen den un ubersehbaren Massen-gr abern und den alten G otzen der gigantischenbetonklotzigen und ver odete St adte, der letz-

    te Mensch, d urr, wahnsinnig, l asternd, klagend und seine furchtbare Klage: warum? wird un-gehort in der Steppe verrinnen, durch die ge-borstenen Ruinen wehen, versickern im Schuttder Kirchen, gegen Hochbunker klatschend, inBlutlachen fallen, ungeh ort, antwortlos, letz-ter Tierschrei des letzen Tieres Mensch - all dies wird eintreffen, morgen, morgen vielleicht,vielleicht heute nach schon, vielleicht heute nacht, wenn - wenn - wenn ihr nicht nein sagt!

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    Dies waren die letzten Worte des jungen

    Dichters Wolfgang Borchert. Niedergeschrie-ben in einem Basler Spital. Die Worte einesRebellen, gezeichnet vom Wahnsinn derMenschheit. Weshalb dieses Biwidus-Dossieruber Borchert? Ganz einfach. Borchert istder Dichter der Jugend. Zeitlos. Zumindestbis zu meiner Generation. Er rebellierte gegenden Wahn des Menschen und starb daf ur. Erhat einer schweigenden, zerst orten Generationeine Stimme gegeben, eine Stimme wider dieUnvernunft. Das macht ihn zum Helden.

    Borchert schrieb nicht uber den Vietnam-krieg, die 68er aber beriefen sich indirekt auchauf ihn. Er schrieb nicht f ur die Concreteand steel-Generation der rebellierenden 80er.Aber auch deren Welt liegt in Tr ummern, weildie Erwachsenen sie vergewaltigt haben.Nein, Borchert schrieb uber den Wahn des2. Weltkrieges, als die Welt und vor allemdie verf uhrte, die missbrauchte Jugend kurzvor der endg ultigen Zerst orung lagen. Ersah die Apokalypse voraus, vor der wir unsheute noch nicht befreit haben. Und erbekampfte den Untergang der Menschheit mitder ungeb andigten Kraft und dem absolutenRecht des jungen Wortes. Das macht ihn zumPropheten, zum Warner, zum Nostradamusunserer Zeit.

    Mehr noch. Man muss Borchert in seinerZeit sehen. Deutschland lag am Boden, in

    Tr ummern. Aber in Wahrheit war die ganzeWelt ein Tr ummerfeld, geschaffen aus demMachtwahn einiger Menschen. Es war die Zeitdes absoluten Tiefpunktes unserer Geschichte.Auschwitz war (und bleibt) ein Mahnmalf ur das Schlechte. Und Borchert war einZeitgenosse von all diesem, Vertreter einerGeneration in absoluter Dunkelheit. Doch erbrachte Licht, Prometheus nicht ungleich, indiese Finsternis. Nicht, weil er ein absolut

    hervorragender Schriftsteller war, sondern weil

    er die Fackel der Wahrheit trug in einer Zeitder Luge. Das allein macht ihn heute noch zueinem aktuellen Autor.

    Was Borchert ausmacht, ist auch derabsolute Wille zum Kampf. Der vom Krieggepragte begann schon als Soldat mit einzel-nen, unbeholfenen, aber in ihrer Einfachheitfesselnden Gedichten. Eines uber die Jugend:

    Der Vogel (1)Du bist vom Wind erl oste Ackerkrume,du bist ein Kind von Fisch und Blume,.Aus allem aufgehoben,bist du der Wunsch der Seele,dass sie im tollsten Tobensich nicht mehr qu ale.Du bist vom Stern geborenin einer grossen Nacht.Pan hat sein Herz verlorenund dich daraus gemacht.

    Dann gibt es nur eins! ist Borcherts letzterText, einige Tage danach starb er Ende 1947 inBasel. Niedergerungen von einer Kriegskrank-heit. Nicht aber zum Schweigen gebracht. SeinAufschrei hallt bis heute nach. In den K opfenvieler Menschen, deren Geist nicht schweigenkann. Der 26j ahrig Verstorbene schrieb abernicht nur sozialrevolution are Pamphlete ge-gen den Wahnsinn seiner Zeit, sondern auchviele Geschichten und Gedichte ohne vorder-

    grundige Bedeutung. Aber auch ihnen ist derendlose Lebenswille und der unbedingte Unge-horsam gegen uber den Kr aften der Zerst orungeigen, die seine Generation ausmacht. Bor-chert war mitnichten ein Sterbender, sondernein unbedingt Leben wollender. Und das wol-len wir in diesem Dossier behandeln.

    In jeweils anschliessenden Fragen m ochtenwir zusammen die Antworten suchen, weshalbein Mann wie Borchert heute noch gelesen wird

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    und gelesen werden sollte, mehr noch als bei-

    spielsweise ein Frisch oder ein D urrenmatt.Mich wurde es interessieren, wie ihr die Sa-che seht. Schreibt mir also, ich werde einiger-massen ehrlich gemeinte Messi beantworten.Als Borchert-Fan interessiert es mich n amlich,warum die Kids von heute lieber Beverly Hillssehen als Borchert lesen.

    Fragen:

    1. Zu Borcherts Zeit lag die Welt in Trummern,heute scheinen wir dank UNO, EU usw. vonden Fehlern eben dieser Zeit gelernt zu ha-ben. Stimmt das?

    2. Borchert ging von einer Art jungen Pionier-generation aus. Er glaubte, dass wir essind, die die Zukunft (im positiven Sin-ne) pragen und eine bessere Welt erschaf-fen sollen. Heute aber sieht es ganz andersaus, jedeR geniesst das eigene Wohl, inter-essiert sich aber noch viel weniger als fruherf ur eben eine bessere Welt. Oder?

    2 Biographie

    2.1 Die offizielle Biographie

    Wolfgang Borchert ist nur 26 Jahre alt gewor-den. Er starb am 20. November 1947 in Ba-sel; am Tag darauf wurde sein Drama Draus-sen vor der T ur in Hamburg uraufgef uhrt.Hier ist er auch geboren, am 20. Mai 1921.

    Er wurde Buchh andler, dann Schauspieler inLuneburg und kam 1941 an die Ostfront. Brief-liche Aeusserungen, die dem Staat der Willk ur angeblich gef ahrdeten, brachten ihm, demschwer an Gelbsucht und Diphtherie Erkrank-ten, acht Monate Haft in einem N urnberger Milit argef angnis ein. Er wurde zum Tod ver-urteilt, dann aber zwecks Bew ahrung andie Ostfront verschickt. Als er wegen sei-ner angegriffenen Gesundheit als untauglich

    entlassen wurde, trug Borchert in Hambur-

    ger Kabaretts Gedichte vor, kam aber bald wieder in ein Gef angnis, diesmal nach Berlin-Moabit. Er konnte nicht schweigen. 1945 kehr-te er in die Tr ummer Hamburgs zur uck, chro-nisch eberkrank, gebrochen. Zwar arbeite-te er noch als Regieassistent und Kabarettist,schrieb Erz ahlungen und Gedichte, aber dannging es nicht mehr. Freunde verschafften demTodkranken (er musste sich auf die B uhne tra-gen lassen oder hinaufkriechen) einen Kurauf-enthalt in der Schweiz, der jedoch zu sp at kam.

    Zwei knappe Jahre blieben Wolfgang Borchertzum Schreiben, und tats achlich dichtete er wie im Wettlauf mit dem Tode. Seine Geschichten(die in zwei Einzelb anden Die Hundeblumeund An diesem Dienstag 1947 gesammelterschienen), jede Szene seines Theaterst ucks Draussen vor der T ur (zun achst als H orspiel gesendet, dann unter dem Titel Liebe 47 vonWolfgang Liebeneiner verlmt) und vieles, was er sonst schrieb, handeln vom Elend der Hun-gernden und der Kriegskr uppel, von Heimkeh-

    rern und Heimatlosen, von denen insgesamt,die der Krieg das seuchige, kraftstrotzende Tier, verunstaltete und verdarb. Ein leiden-schaftlicher, besessener junger Mensch war amWerk, der seismographisch jede Erregung no-tierte, vom Kanonendonner bis zum Zittern ei-ner M adchenhand. Das Gesamtwerk (...) istvor allem f ur die bestimmt, die so alt sind, wie Wolfgang Borchert war, als er zum erstenmal in den Kerker geworfen wurde. [2].

    Heinrich B oll schreibt in seinem Nachwort:(...) Borchert war zum Tode verurteilt worden,und man liess den Verurteilten sechs Wochenin der Zelle warten, ehe man ihn begnadigte.Zwanzig Jahre alt sein, sechs Wochen lang inder Zelle hocken und wissen, dass man ster-ben soll, sterben einiger Briefe wegen, in denenman seine Meinung uber Hitler und den Krieg geschrieben hatte! Die Zwanzigj ahrigen, die dieses Buch in die Hand nehmen, m ogen daran

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    erkennen, wie kostspielig die eigene Meinung

    sein kann, wie hoch der Preis, den man daf ur ansetzen muss. [2]

    Zwei Jahre blieben ihn zum Schreiben, und er schrieb (...), wie jemand im Wettlauf mitdem Tode schreibt. Wolfgang Borchert hatte jene Zeit, und er wusste es. Er z ahlt zu den Op-fern des Krieges, es war ihm uber die Schwelle des Krieges hinaus nur eine kurze Frist gege-ben, um den uberlebenden, die sich mit der Pa-tina geschichtlicher Wohlgef alligkeit umkleide-ten, zu sagen, was die Toten des Krieges, zu de-nen er geh ort, nicht mehr sagen k onnen: dass ihre Tr agheit, ihre Gelassenheit, ihre Weisheit,dass alle ihre glatten Worte die schlimmstenihrer L ugen sind. [2]

    2.2 Eine Autobiographie

    Borchert schreibt: Die Erde sinkt zur uck, die Fesseln und die Schmerzen: ich bin am Himmel Stern geworden, und f uhle im All den Schlag

    von Gottes weitem Herzen.Ich bin 1921 in Hamburg geboren. Mein Va-

    ter ist Lehrer und meine Mutter ist Schriftstel-lerin und war als H orspielautorin am Rund-funk t atig. Ich habe eine Volksschule und ei-ne Oberrealschule bis zur Prima besucht. Da-nach war ich zwei Jahre Buchh andler in einer Verlagsbuchhandlung und ging nebenbei auf eine Schauspielschule. Als Siebzehnj ahriger ver offentlichte ich in 3 Hamburger Tageszei-tungen und im M unchner Simplicissimus Ge-

    dichte. 1941 machte ich mein Schauspie-lexamen und ging an die Landesb uhne Ost-Hannover in L uneburg. Von Juni 1941 bis April 1945 war ich Soldat. Ich bin verwun-det worden, habe Erfrierungen gehabt und ichhabe in Russland eine Art Gelbsucht bekom-men, die bis heute andauert. Als Soldat ha-be ich zwei Freiheitsstrafen von zusammen 17 Monaten verb usst wegen Zersetzung der Wehr-kraft und wegen Angriffen auf Partei, Staat

    und Wehrmacht. 1942 wurde gegen mich die

    Todesstrafe beantragt. Nach dem Kriege war ich zunachst am Kabarett t atig und als Re-gieassistent der Hamburger Schauspielb uhnen(Nathan der Weise). Dann war in an demTheater Die Kom odie engagiert. Im Okto-ber 1945 wurde ich krank und habe seitdemein Theaterst uck geschrieben, das viermal imRundfunk gesendet wurde und bisher von 6 Buhnen zur Auff uhrung erworben wurde. Aus-serdem habe ich in dem Verlag Hamburgische Bucherei einen Gedichtband und einen Band

    Erz ahlungen ver offentlicht, die von verschie-denen Zeitschriften abgedruckt wurden (Die F ahre, der Ruf, der Horizont, das Karussell usw.)

    20. September 1947, St. Clara Spital, Basel

    Fragen:

    1. Wo liegt f ur euch der Hauptunterschied zwi-schen dem ersten (von einem anderen Auto-ren geschriebenen) und dem zweiten (Bor-

    chertschen) Text (ausser in der L ange)?2. Hat der erste Text eurer Meinung nach einen

    Aspekt von Pathos?

    3. Worin liegt wohl der Antrieb des jungenWolfgang Borchert, als Literat seine eigeneZeit zu widerspiegeln?

    3 Borcherts Texte

    Wolfgang Borchert hat kein grosses Gesamt-werk hinterlassen. Es umfasst als Taschenbuch321 Seiten plus ein B andchen Nachlass [ 3], dasnun wirklich nicht das wahre ist. Trotzdem hatdas Werk, das meiste ist in nur eineinhalb Jah-ren geschrieben, eine Dichte, die in der Welt-literatur ihresgleichen sucht. Borcherts Kunstbestand darin, sowohl in Gedichten, als auchin Geschichten und in seinem Hauptwerk, demTheaterst uck Draussen vor der T ur, brillant

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    seine rebellische Botschaft in die Welt zu tra-

    gen. Hier gebe ich einige zuf allige stellvertre-tende Beispiele wieder.

    3.1 Die Gedichte

    Wolfgang Borchert schrieb, so mutmasst man,an die tausend Gedichte, hinterlassen hat eraber nur etwa deren drei Dutzend. Die Ge-dichte sind historisch gesehen j unger als dieanderen Werke, sie stammen zum Teil aus sei-ner Teenagerzeit. Hier sind zwei von ihnen,die unterschiedlicher nicht sein k onnen, abertypisch f ur sein Schaffen sind. Das erste ist mo-ralisierend, aber nicht moralinsauer, es hat et-was kindliches, den Wunsch nach einem besse-ren Menschen, der aller Unbill zum Trotz gutsein soll. Hier zeigt sich der optimistische, dernormative Borchert. Im zweiten Kriegsgedichtbirgt schon der erste Satz alles in sich. Es istnegativ, resignativ, melancholisch, aber auchauf eine Art sehr k ampferisch. Das ist der ver-bitterte, der entt auschte, der belogene Wolf-gang Borchert.

    Versuch es

    Stell dich mitten in den Regen, glaub an seinenTropfensegenspinn dich in das Rauschen ein und versuche gut zu sein! Stell dich mitten in den Wind, glaub an ihnund sei ein Kind -lass den Sturm in dich hinein und versuche gutzu sein.Stell dich mitten in das Feuer, liebe dieses Un-geheuer in des Herzens rotem Wein und versuche gutzu sein.

    Brief aus Russland

    Man wird tierisch.Das macht die eisenhaltige/Luft. Aber das fal-tige/Herz f uhlt manchmal noch lyrisch.Ein Stahlhelm im Morgensonnenschimmer/Ein

    Buchnk singt und der Helm rostet.

    Was wohl zu Hause ein Zimmer/mit Bettund warm Wasser kostet?/Wenn man nicht so mude w ar! Aber die Beine sind schwer./Hast du noch einSt uck Brot?/Morgen nehmen wir den Wald.Aber das Leben hier ist so tot./Selbst die Ster-ne sind fremd und kalt.Und die H auser sind/so zuf allig gebaut./Nur manchmal siehst du ein Kind,/das hat wun-derbare Haut.

    Fragen:

    1. Was sagen diese Gedichte deines Erachtensaus? uberlege dir die Antwort einmal ohneund einmal mit Berucksichtigung der Bio-graphie Borcherts.

    3.2 Die Kurzgeschichten

    Wolfgang Borchert ist trotz des Erfolges seinesSt uckes Draussen vor der T ur vor allem be-

    kannt und beliebt als begnadeter Erz ahler vonKurzgeschichten. Die einen sind ober achlichbedeutungslos, die anderen fast aufschreiartig.Sie alle vereinigen aber einen immensen Welt-schmerz einer verlorenen Generation. Ichmochte drei v ollig verschiedenartige Kurzge-schichten aufnehmen und diskutieren.

    Die bekannteste und eine der ersten Kurzge-schichten aus der Feder des rebellischen Jun-gen ist die Hundeblume. Der Ich-Erz ahlerwird eingesperrt, er ist allein. Und nun hat

    man mich mit diesem Wesen allein gelassen,zusammen eingesperrt hat man mich mit die-sem Wesen, vor dem ich am meisten Angst ha-be: mit mir selbst. Weisst du, wie das ist,wenn du dir selbst ausgeliefert bist? Ich kannnicht sagen, dass es unbedingt furchtbar ist,aber es ist eines der tollsten Abenteuer, die wir auf dieser Welt haben k onnen: sich selbstzu begegnen. So begegnen wir uns hier inder Zelle 432: nackt, hilos, konzentriert auf

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    nichts als sich selbst, ohne Attribut und Ab-

    lenkung und ohne die M oglichkeit einer Tat.Und das ist das Entw urdigendste: ganz oh-ne die M oglichkeit zu einer Tat zu sein. Kei-ne Flasche zum Trinken oder zum Zerschmet-tern zu haben, kein Handtuch zum Aufh angen,kein Messer zum Ausbrechen oder zum Adern-durchschneiden, keine Feder zum Schreiben,nichts zu haben - als sich selbst. Das einzi-ge, was er in der Folge an Freundschaft ndet,ist eine Blume im Auslaufgarten. Eben: dieHundeblume. Und wie besessen k ummert er

    sich um diese Blume, sie nimmt seine ganzenGedanken ein. Er unternimmt mehrere Tagelang alles, um langsam und unbeachtet zu die-sem seinem Eigentum zu kommen. Und dannhebt dieser Mensch (er selbst Anm. d. Red.),der gewohnt war, Pulver, Parf um und Benzin,Gin und Lippenstift zu riechen, die Hundeblu-me an seine hungrige Nase, die schon mona-telang nur das Holz der Pritsche, Staub und Angstschweiss gerochen hat - und er saugt so gierig aus der kleinen gelben Scheibe ihr Wesen

    in sich hinein, dass er nur aus Nase besteht. Da offnet sich in ihm etwas und ergiesst sich wie ein Licht in den engen Raum, etwas, von demer bisher nie gewusst hat: eine Z artlichkeit, ei-ne Anlehnung und W arme ohnegleichen erf ulltihn zu der Blume und f ullt ihn ganz aus. Er ertrug den Raum nicht mehr und schloss die Augen und staunte: aber du riechst ja nachErde, nach Sonne, Meer und Honig, liebes Le-bendiges! Er empfand ihre keusche K uhle wie die Stimme des Vaters, den er nie sonderlich

    beachtet hatte und der nun soviel Trost war mit seiner Stille. Er empfand sie wie die helle Schulter einer dunklen Frau. Er trug sie be-hutsam wie eine Geliebte zu seinem Wasser-becher, stellte das ersch opfte kleine Wesen da hinein, und dann brauchte er mehrere Minu-ten, so langsam setzte er sich. Angesicht zuAngesicht zu seiner Blume. Er war so gel ostund gl ucklich, dass er alles abtat und abstreif-te, was ihn belastete: die Gefangenschaft, das

    Alleinsein, den Hunger nach Liebe, die Hilo-

    sigkeit seiner 22 Jahre, die Gegenwart und die Zukunft, die Welt und das Christentum - ja,auch das! [1]

    Eine weitere eher unbekannte Geschichte istGespr ach uber den D achern, eine Art Tage-buchdialog. Er sinniert wie ein Selbstm order,einem Selbstgespr ach ahnlich: Weisst du nicht,wie furchtbar das Gebr ull ist, das anw achst inder Welt, voll Angst w achst in der Welt, das in dir hochkommt und br ullt. Br ullt in der Stille der Nacht, br ullt in der Stille der Lie-be, br ullt in der stummen Einsamkeit. Und das Gebr ull heisst: Spott! (...) Und wir sind ihm ausgeliefert mit all unserem Blut in uns.Wir lachen. Und unser Tod ist geplant vonAnfang an. Wir lachen. Und unsere Verwe-sung ist unausweichlich. Wir lachen. Und unser Untergang steht bevor. Heute abend.ubermorgen. Immer. Wir lachen, aber un-ser Leben ist dem Zufall vorgeworfen, ausgelie-fert, unvermeidlich. Dem Zuf alligen, begreifstdu? (...) Oh, wie wir den Frauen, unse-ren Frauen, verfallen sind. Den gemalten Lip- pen, den Wimpern, dem Hals, dem Geruch ih-res Fleisches verfallen. Vergessen im Spiel ih-rer Sehns uchte, untergegangen im Zauber ihrer Z artlichkeiten, l acheln wir. (...) Und die Lie-be, die blutfarbene Liebe, ist in den N achten.Und sie tut weh, manchmal. Und sie l ugt, im-mer, die Liebe. Aber wir lieben mit allem, was wir haben. (...) Warum? Warum ich lebe? Vielleicht aus Trotz! Aus purem Trotz. Aus Trotz lach ich und ess ich und schlaf ich und wach ich wieder auf,. Nur aus Trotz. Aus Trotz setze ich Kinder in diese Welt. L uge ich den M adchen Liebe ins Herz und in die H uften und lass sie die Wahrheit f uhlen, die erschreckende f urchterliche Wahrheit. Diese gr auliche blutlose h angebusige achschenklige verbrauchte Hure. [1]

    Es gibt aber auch den anderen, den Sol-daten Wolfgang Borchert, uberhaupt eine der

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    Hauptthemen in seinen Kurzgeschichten ist auf

    die eine oder andere Weise der Krieg. DieKegelbahn ist die erste der Geschichten ausder Sammlung An diesem Dienstag: Zwei M anner hatten ein Loch in die Erde gemacht.Es war ganz ger aumig und beinahe gem utlich.Wie ein Grab, Man hielt es aus. Vor sich hat-ten sie ein Gewehr. Das hatte einer erfun-den, damit man damit auf Menschen schies-sen konnte. Meistens kannte man die Men-schen gar nicht. Man verstand nicht einmal ihre Sprache. Und sie hatten einem nichts

    getan. Aber man musste mit dem Gewehr auf sie schiessen. Das hatte einer befohlen.Und damit man recht viele von ihnen erschies-sen konnte, hatte einer erfunden, dass das Ge-wehr mehr als sechzigmal in der Minute schoss.Daf ur war er belohnt worden. Etwas weiter abvon den beiden M annern war ein anderes Loch.Da kuckte ein Kopf raus, der einem Menschengehorte. Er hatte eine Nase, die Parfum rie-chen konnte. Augen, die eine Stadt oder eine Blume sehen konnten. Er hatte einen Mund,

    mit dem konnte er Brot essen und Inge sagenoder Mutter. Diesen Kopf sahen die M anner,denen man das Gewehr gegeben hatte. Schiess sagte der eine. Der schoss. Da war der Kopf kaputt. Er konnte nicht mehr Parfum riechen,keine Stadt mehr sehen und nicht mehr Inge sagen. Nie mehr. (...) Aber man hat es dochbefohlen, usterte der eine. Aber wir haben es getan, schrie der andere. Aber es war furcht-bar, st ohnte der eine. Aber manchmal hat es auch Spass gemacht, lachte der andere. Nein,

    schrie der Fl usternde. Doch, usterte der an-dere, manchmal hat es Spass gemacht.. Das istes ja. Richtig Spass. Stunden sassen sie in der Nacht. Sie schliefen nicht. Dann sagte der eine:Aber Gott hat uns so gemacht. Aber Gott hateine Entschuldigung, sagte der andere, es gibtihn nicht. Es gibt ihn nicht? fragte der erste.Das ist seine einzige Entschuldigung, antworte-te der zweite. Aber uns - uns gibt es, usterte der andere. Die beiden M anner, denen man

    befohlen hatte, recht viele K opfe kaputt zu ma-

    chen, schliefen nicht in der Nacht. [1] Der Textspricht f ur die unmenschlichen Erlebnisse desMenschen Borchert im Krieg. Krieg ist iden-tisch mit H olle. Und Wolfgang Borchert hatdie Holle erlebt, seine Geschichten sind unbe-dingt autobiographisch.

    Nur noch eins: es gibt auch einen anderen,einen satirischen Borchert, dessen unglaublicheAnalysef ahigkeit jedoch auch in diesem ober-achlich komischen Stories durchsticht. Das

    beste Beispiel und mit Abstand genialste St uckSatire in der Nachkriegszeit schrieb der Tod-kranke in Schischyphusch oder der Kellnermeines Onkels. Sein Onkel, der wirklich exi-stiert hat, hatte einen massiven Sprachfehler.Alscho: schwei Aschbach und f ur den Jun-gen Schelter oder Brausche. Oder wasch ha-ben schie schonscht? Der Kellner wurde blass.Und dabei war es Hochsommer, und er war doch Kellner in einem Gartenlokal. Aber viel-leicht war er uberarbeitet. Und pl otzlich merk-

    te ich, dass mein Onkel unter seiner blankenbraunen Haut auch blass wurde. N amlich als der Kellner die Bestellung der Sicherheit we-gen wiederholte. Schehr wohl. Schwei Asch-bach. Eine Brausche bitte schehr. Mein Onkel sah meine Mutter mit hochgezogenen Brauenan, als ob er etwas dringendes von ihr woll-te. Aber er wollte sich nur vergewissern, ob er noch auf dieser Welt sei. Dann sagte er mit ei-ner Stimme, die an fernen Gesch utzdonner er-innerte: Schagen schie mal, schind schie wahn-

    schinnig? Schie? Schie machen schich uber mein Lischpeln luschtig? Wasch? Der Kell-ner stand da und dann ng es an, an ihm zuzittern. Seine H ande zitterten. Seine Augen-deckel. Seine Knie. Vor allem aber zitterte seine Stimme. Sie zitterte vor Schmerz und Wut und Fassungslosigkeit, als er sich jetztM uhe gab, auch etwas gesch utzdonner ahnlichzu antworten: Esch ischt schamlosch von schie,schich uber mich schu am uschieren, taktlosch

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    ischt dasch, bitte schehr. Nun zitterte alles ab

    ihm. Seine Jackenzipfel. Seine pomadenver-klebten Haarstr ahnen. Seine Nasen ugel und seine sparsame Unterlippe. An meinem On-kel zitterte nichts. (...) Ich war stolz auf ihn.[1] Es entsteht ein Streit, da der eine dem an-deren vorwirft, ihn zu verarschen. Und amSchluss fallen sich die lispelnden Leidensgenos-sen in die Arme. Wolfgang Borchert kann auseinem harmlosen Gespr ach eines kleinen Kell-ners und eines dicken Onkels eine zum heulenlustige Lischpel-Geschichte machen.

    Fragen:

    1. Interpretiere die Bedeutung der Hundeblu-me f ur den Haftling. Schon hier sehr fruhgibt es einige Aspekte der typischen Bor-chertschen Literatur, suche sie bitte.

    2. Wie verstehst du das Gesprach uber denDachern?

    3. Wie nimmt Wolfgang Borchert in sei-nen Frontgeschichten Krieg, Soldatsein undToten wahr?

    4. Was denkst du zum Verhaltnis zwischen Tra-gik und Komodie, die beiden Seelen in Wolf-gang Borcherts Brust?

    3.3 Das Drama

    Ein Mann kommt zur uck Er war lange weg und kommt ganz anders wieder. Er musste anste-hen um zu gehen und mit seiner Knieschei-

    be bezahlen. Er ist einer von denen die inDeutschland, draussen, nachts im Regen auf der Strasse stehen. Ein Mann st urzt sich indie Elbe und kurz darauf beginnt ein Herr zuweinen. Ein Beerdigungsunternehmer der ihnhort, fragt was er denn habe. Darauf antwor-tet jener er sei Gott und k onne nicht verhin-dern, dass sich Tausende Soldaten ermorden.Der Beerdigungsunternehmer meint ihm gin-ge es gut, in diesem Jahrhundert habe sich

    das Gesch aft gelohnt. Beckmann erwacht und

    spricht mit der Elbe. Diese will sein bisschenLeben nicht und spuckt ihn wieder aus. Er er-wacht am Ufer und erz ahlt dem Anderen seine Geschichte, wie er in Russland war, seine Fraueinen anderen Mann geheiratet hat und seineinj ahriges Kind in den Tr ummern von Berlingestorben ist. Darauf sieht ihn eine junge Da-me und nimmt ihn mit nach Hause um ihmfrische Kleider zu geben. Doch wenig sp ater kommt ihr Mann nach drei Jahren zur uck. Er ist ein Riese und er erkennt Beckmann wie-

    der und wirft ihn heraus. Draussen uberredetihn der andere einen Mann zu besuchen und ihm die Verantwortung zur uckzugeben. Beck-mann geht zu seinem fr uheren Oberst, der ge-rade mit seiner Familie am Abendmahl ist und erz ahlt ihm seinen Traum und dass er schreienmusse und aus seinem furchtbaren Traum er-wache und dann nicht mehr einschlafen k onne.Beckmann verlangt vom Oberst, dass er ihmdie Verantwortung f ur die elf Soldaten die star-ben wieder nehme. Dieser lacht Beckmann aus

    er sei ein Komiker und solle sich im Theater melden. Die Frau des Oberst st urzt die Lampe um und das Licht geht aus. In diesem Momentschnappt sich Beckmann ein Flasche Rum und ein Brot und verschwindet. Draussen bes aufter sich. Beckmann geht ins Theater und redetmit dem Direktor uber eine Stell bei ihm. Die-ser will ihn, nachdem er sein Gedicht vorgetra-gen hat nicht einstellen. Beckmann geht wie-der. Und nochmals uberredet ihn der Andere nicht in die Elbe zu springen aber seine Mut-

    ter zu suchen. Er ndet sein altes Heim wie-der, aber seine Eltern wohnen nicht mehr dort.Daf ur eine schnodderige Frau Kramer die ihmerkl art, dass sich seine Eltern selbst vergast ha-ben als Juden sie auf die Strasse setzen wollten.Beckmanns Vater war Nazist und konnte so etwas nicht tragen. Entt auscht und frustriertdiskutiert Beckmann wieder mit dem Andernuber den Sinn des Lebens und er sich immer fallenlassen will und der Andere uberredet ihn

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    Beruhrt dich der Text, ohne an seine Biogra-

    phie zu denken?4. Seine Bildhaftigkeit ist extrem, er benutzt

    viele Adjektive. Wir wirkt das auf dich? Wieein Film, z.B. aus der Gothic-Sparte odereher wie ein Bild, ein Gemalde von Goya?

    5. Die Traumsequenz beim Obersten ist sichereine der Schlusselstellen des Stucks. Inter-pretiere sie. Versuche auch, sie auf die dirbekannte Lebensgeschichte des jungen Au-tors zu ubertragen.

    6. Weder hat er Gott verlassen, noch ist Gottwirklich tot. Dieser Abschnitt hat m.E. et-was tief religioses. Was meinst du? Wie sollman diesen Abschnitt im Rahmen der Zeitverstehen, im Rahmen dieser Lost genera-tion, deren Teil Borchert selbst auch war.Was f ur eine Rolle scheint Gott im Lebenvon Wolfgang Borchert zu spielen?

    7. Ich behaupte, dass gerade in diesem Ab-

    schnitt das Kind, das Borchert trotz sei-ner Soldaten-uniform mit rund 20 Jahrennoch war, heraussticht. Pl otzlich wird Beck-mann/Borchert das verlassene, misshandel-te und vor allem ausgesetzte Kind, das mitseinen Eltern hadert, die ihn verstossen ha-ben. Siehst du das auch so?

    4 Borcherts Bedeutung

    Ich habe die Ausstellung uber den allzu fr uhverstorbenen Wolfgang Borchert in der Bas-ler Universit atsbibliothek besucht. Sie dau-ert bis am 3. April 1998, und ich w urdesie jedem und jeder anraten, die sich von derBezeichnung Lost generation angesprochenf uhlt. Wolfgang Borchert war die Stimme einerohnm achtigen Generation, die Fackel in einernsteren Zeit. Nicht nur, was er schrieb warwichtig. Im Archiv in Hamburg hat es einige

    Briefe von ZeitgenossInnen, die ihn schon fast

    vergottern. Menschen, die seine FreundInnengeworden sind. Weil sie sich von ihm vertretenf uhlten. Entscheidend ist, wie er es schrieb.Wolfgang Borchert war ein eigentlicher Mei-ster des Wortes, denn seine Botschaften sindmehr als nur die Summen ihrer Worte, sie ha-ben einen metaphysischen Aspekt. Mehr noch.Wolfgang Borcherts schiere Existenz, der Wil-le eines Menschen, sich nicht dem Wahnsinnzu beugen und der verzweifelte Kampf einesTod geweihten gegen den Sensenmann waren

    und sind noch heute wegweisend. Noch in denletzten Z ugen schrieb er, hoffte er, k ampfte er.Geschichten wie die Hundeblume schrieb er annur einem Tag. Ihm musste dabei bei jederBewegung geholfen werden. Er hatte die Hoff-nung, die Urauff uhrung seines St ucks mit sei-nem Freund Hans Quest zu erleben. Er schriebimmer mit gr uner Tinte. Der Farbe der Hoff-nung. Seine letzten drei Texte, darunter auchDann sag nur eins und Das ist unser Ma-nifest sind jedoch schwarz. Der Stift entglitt

    ihm den Fingern, einen Tag vor der Premiereseines St ucks starb Wolfgang Borchert am 20.November 1947 in Basel. Das St uck war einErfolg, es wurde in vielen L andern immer wie-der gespielt. Trotz dem Untertitel Ein St uck,das kein Theater spielen und kein Publikumsehen will.

    Ich habe ins Besucherbuch der Ausstellunggeschrieben: Du fehlst uns heute. F.

    1. Was haltst du von Wolfgang Borchert undseiner Arbeit?

    2. Du fehlst uns heute!?

    Literatur

    [1] Borchert, Wolfgang: Das Gesamtwerk Hamburg, 1949. Auage 1991.

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