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LUKAS MASCHKE 17. Juni 2018 | Sonntag | 15.00 Uhr Abteikirche | Gerleve Billerbeck ORGEL SOMMER BAUMBERGER Der Eintritt zu den Konzerten ist frei. Um einen angemessenen Beitrag zur Deckung der Kosten wird gebeten. Nächstes Konzert im Rahmen des Baumberger Orgelsommers 2018: 1. Juli 2018 | Sonntag | 18.00 Uhr St. Martinus | Nottuln ANTONINA KRYMOVA PROGRAMM Veranstaltergemeinschaſt Baumberger Orgelsommer www.Baumberger-Orgelsommer.de Mail: [email protected] Tel.: 0 25 43 / 93 16 16 als wolle Messiaen immer wieder einer zu großen eoretisierung vorbeugen, indem er die Vögel und ihren zarten Gesang der reinen „eologie in Tönen“ hinzugesellt. Diese vermögen es, die Größe Gottes gerade in der Zartheit des Augenblicks zu vermitteln. Sie künden davon, daß Gott nicht im Sturm, nicht im Feuer, sondern im leisen Säuseln des Windes kommt, unaufdringlich, uns Freiheit lassend. – Auferstehung und Himmelfahrt Christi führen zum nächsten gewaltigen Wort: Die 10 Buchstaben des Wortes A-P-O-K- A-L-Y-P-S-E (Offenbarung) werden buchstabiert, dann wiederum Stille. Der Anfang des Satzes wird wieder aufgenommen, die Nacht ist im Schwinden, die Anfangsakkorde steigen diesmal von oben nach unten, die geheimnisvollen, feierlichen Akkorde des Auferstan- denen erscheinen wieder, im piano-pianissimo. Die „Szenerie“ erlischt in verklärtem C-Dur. Es ist, als entrücke sich die Szene auf der Bühne nach hinten hin und als zöge man den Vorhang zu. (S. v. Kessel) Louis Vierne wurde als Organist der Kathedrale Notre-Dame und Professor am Pariser Musikkonservatorium zu einem der herausragendsten Vertreter der französischen Improvisations- und Kompositionskunst in der Zeit der Romantik, wovon u.a. seine sechs Orgelsinfonien ein beredtes Zeugnis ablegen. Das Andante aus seiner ersten Sinfonie ist eigentlich eine Träumerei, ein „Lied ohne Worte“ mit den sanſten Schwebungen, leisten Grundstimmen und Flöten der Orgel. Das darauf folgende Finale ist neben der berühmten Toccata seines Lehrers Charles-Marie Widor eines der typischsten und erfolgreichsten Beispiele der französischen Manier, mit schnellen Bewegungen und carillonähnlichen Figuren ein mitunter schlichtes ema im vollen Werk der Orgel äußerst wirkungsvoll zu präsentieren und zu verarbeiten.

BOS P Gerleve 2018.05.17...Nicolas de Grigny (1672 – 1703) Veni creator. Plein jeu – Fugue à 5 – Duo – Récit de Cromorne - Dialogue sur les Grands Jeux Maurice Duruflé (1902

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LUKAS MASCHKE17. Juni 2018 | Sonntag | 15.00 Uhr Abteikirche | Gerleve

Billerbeck

ORGELSOMMER

BAUMBERGER

Der Eintritt zu den Konzerten ist frei.Um einen angemessenen Beitrag zur Deckung der Kosten wird gebeten.

Nächstes Konzert im Rahmen des Baumberger Orgelsommers 2018: 1. Juli 2018 | Sonntag | 18.00 UhrSt. Martinus | Nottuln ANTONINA KRYMOVA

PROGRAMM

Veranstaltergemeinschaft Baumberger Orgelsommerwww.Baumberger-Orgelsommer.deMail: [email protected].: 0 25 43 / 93 16 16

als wolle Messiaen immer wieder einer zu großen Theoretisierung vorbeugen, indem er die Vögel und ihren zarten Gesang der reinen „Theologie in Tönen“ hinzugesellt. Diese vermögen es, die Größe Gottes gerade in der Zartheit des Augenblicks zu vermitteln. Sie künden davon, daß Gott nicht im Sturm, nicht im Feuer, sondern im leisen Säuseln des Windes kommt, unaufdringlich, uns Freiheit lassend. – Auferstehung und Himmelfahrt Christi führen zum nächsten gewaltigen Wort: Die 10 Buchstaben des Wortes A-P-O-K-A-L-Y-P-S-E (Offenbarung) werden buchstabiert, dann wiederum Stille. Der Anfang des Satzes wird wieder aufgenommen, die Nacht ist im Schwinden, die Anfangsakkorde steigen diesmal von oben nach unten, die geheimnisvollen, feierlichen Akkorde des Auferstan-denen erscheinen wieder, im piano-pianissimo. Die „Szenerie“ erlischt in verklärtem C-Dur. Es ist, als entrücke sich die Szene auf der Bühne nach hinten hin und als zöge man den Vorhang zu. (S. v. Kessel)

Louis Vierne wurde als Organist der Kathedrale Notre-Dame und Professor am Pariser Musikkonservatorium zu einem der herausragendsten Vertreter der französischen Improvisations- und Kompositionskunst in der Zeit der Romantik, wovon u.a. seine sechs Orgelsinfonien ein beredtes Zeugnis ablegen. Das Andante aus seiner ersten Sinfonie ist eigentlich eine Träumerei, ein „Lied ohne Worte“ mit den sanften Schwebungen, leisten Grundstimmen und Flöten der Orgel. Das darauf folgende Finale ist neben der berühmten Toccata seines Lehrers Charles-Marie Widor eines der typischsten und erfolgreichsten Beispiele der französischen Manier, mit schnellen Bewegungen und carillonähnlichen Figuren ein mitunter schlichtes Thema im vollen Werk der Orgel äußerst wirkungsvoll zu präsentieren und zu verarbeiten.

Page 2: BOS P Gerleve 2018.05.17...Nicolas de Grigny (1672 – 1703) Veni creator. Plein jeu – Fugue à 5 – Duo – Récit de Cromorne - Dialogue sur les Grands Jeux Maurice Duruflé (1902

Nicolas de Grigny (1672 – 1703) Veni creator. Plein jeu – Fugue à 5 – Duo – Récit de Cromorne - Dialogue sur les Grands Jeux

Maurice Duruflé (1902 – 1986) Prélude et fugue sur le nom d‘Alain op.7

Olivier Messiaen (1908 – 1992) „L’apparition du Christ ressuscité à Marie-Madeleine“ aus „Livre du Saint-Sacrement“

Louis Vierne (1870 – 1937) Andante – Final aus Symphonie no. 1 | Op. 14

Die Epoche der klassischen französischen Orgelmusik erfährt in Nicolas de Grigny ihren exquisiten Höhepunkt. „Der herausragende Stellenwert Grignys in der Geschichte der Orgelmusik wird durch die Tatsache unterstrichen, daß J.S. Bach in der Weimarer Zeit sein Livre d’orgue abgeschrieben hat.“ (Jon Laukvik) Der Hymnus „Veni Creator“ (Komm, Schöpfer Geist) aus dem Livre d’orgue beginnt glanzvoll im Plein jeu, dem vollen Werk der Grundstimmen und Mixturen der franz. Orgel, in welches sogleich der gregori-anische cantus firmus des mit der Trompette im Pedal hinzutritt. Die fünfstimmige Fugue ist in Grignys zeitgenössischem Umfeld eine Ausnahmeerscheinung und bleibt bis heute eine spieltechnische Herausforderung: Zwei Oberstimmen sind auf dem Cornet séparé zu spielen; einer Eigenheit der französischen Barockorgeln in der Form eines Soloma-nuals, das nur aus diesem Cornet besteht. Die zwei Mittelstimmen sind mit Cromorne auf einem anderen Manual zu spielen. Die Bassstimme schließlich liegt im Pedal, was in dieser Zeit alles andere als üblich war, da das Orgelpedal nur aus sehr kleinen Tasten bestand und daher eigentlich nur für lang gehaltene Töne genutzt wurde. Das darauf folgende Duo hat die rhythmische Form einer Gigue (lebhafter Tanz) mit der Gegenüberstellung zweier Terzmischungen. Der heitere Charakter und die vielen schnellen Verzierungen sollen wahrscheinlich die Lebendigkeit des Heiligen Geistes versinnbildlichen. Gleich einer Arie ist das Récit das solistische Stück größter Expressivität und mit dem Dialog zweier Grands jeux (volles Werk der Trompeten) endet der Hymnus formal wie eine Ouvertüre von J.-B. Lully dreiteilig.

Prélude et fugue sur le nom d‘Alain ist eine Hommage des französischen Meisters Maurice Duruflé an Jehan Alain, einen hochbegabten Komponistenkollegen, der sehr früh mit 29 Jahren 1940 im Zweiten Weltkrieg fiel. Das Prélude, leise, sehr bewegt und von großer harmonischer Raffinesse, mündet an seinem Ende in ein Zitat aus Jehan Alains „Litanies“. Die Fuge greift in ihrem Thema den bewegten Anfang des Préludes auf, nur sehr viel langsamer und melodiös-strömender. Es tritt im Verlauf der Fuge ein neues bewegtes Element hinzu, das der Fuge Elan verleiht und sie quasi als Doppelfuge erscheinen lässt, denn beide Themen werden kombiniert. Die Fuge endet nach großartiger Steige-rung in glanzvollem D-Dur.

Olivier Messiaen: L´apparition du Christ ressuscité à Marie-Madeleine (Die Er-scheinung des auferstandenen Christus vor Maria von Magdala). Die Erscheinung vor Maria Magdalena ist die erste Manifestation des auferstandenen Christus. Die realis-tisch-naive Darstellung der Szene in der Heiligen Schrift inspirierte Messiaen zu einer „Theater-Inszenierung“ in Tönen, in der er genau den Handlungsverlauf nachzeichnet und auch genau in den Noten angibt, was er gerade meint. Er schafft in diesem Stück keine allgemeine Aura, sondern enthüllt im Einzelnen die Bedeutung der komponierten Note und lässt damit einen erstaunlich tiefen Blick in seine Kompositionsweise zu. Es ist der längste Satz des ganzen Zyklus „Livre du Saint Sacrément“.

Messiaen schreibt: „Der Tag ist noch nicht angebrochen, es ist dunkel, das Ende der Nacht. Konfuse chromatische Kontrapunkte, die allmählich aufsteigen, beschreiben diesen Augenblick.“ Verwirrung herrscht auch bei Maria Magdalena, „die in Tränen nahe bei dem Grab steht und sich zu Jesus umwendet, ohne ihn zu erkennen“. Bis zum forte steigert sich dieser Zustand ihres inneren Chaos im Angesicht des toten Christus, der zerstörten Hoffnung. Dann: große Stille. Es folgen einige Akkorde: sehr langsam, geheimnisvoll und feierlich - und doch in einer sinnlichen, gleichsam „fleischlichen“ Registrierung: das ist Christus, der spricht: „Maria!“ Wiederum Stille. „Es folgt eine großangelegte, lange Steige-rung: Maria von Magdala schaut, sie versteht nicht, sie zögert, mit aufgerissenen Augen, und plötzlich - von unglaublicher Freude beseelt - erkennt sie ihn wieder! Sie kniet vor ihm nieder. Wiederum Stille. Dann wieder geheimnisvolle Akkorde, in fünf Perioden für die fünf Wundmale, von denen die dritte Periode zwei Wundmale darstellt: der verklärte Christus, der noch die fünf Wundmale seiner Kreuzigung an seinem Körper trägt. Jede Periode endet in einer vollkommenen Konsonanz: C-Dur, D-Dur, das zentrale E-Dur nur verhalten als Beginn der dritten Periode, die in F-Dur endet, zum Schluss G-Dur. Wie-derum Stille. Dann spricht Christus: „Geh´ zu meinen Brüdern etc.“ Hier benutzt Messiaen eines der relativ seltenen Male seine „langage communicable“: Der Sohn, der Vater und Gott (nicht als eine der drei Personen) haben ihr Thema. Ein Weißkehlchen, wie es im Norden Palestinas vorkommt, mischt sich darunter und „kommentiert“ gleichsam. Es ist,

GERLEVE