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Die Mandel – Herkunft und Verbreitung Als Ursprungsregion gelten Kleinostasien bis Mittelasien (Kerngebiet Persien und Afghanistan). Von dort Ausbreitung nach Zentralasien (China) und Afrika/Europa. Das Alter wird auf min. 4.000–5.000 Jahre geschätzt. Die Mandel wird bereits im A.T. (Buch Mose) erwähnt. Nach Europa soll die Mandel unter Dareus III bzw Alexander dem Großen gekommen sein. Die Stationen waren die heutige Türkei und Griechenland. Von dort verbreiteten die Römer die Mandel weiter zuerst nach Nordafrika sowie Italien und später in das südwestliche Europa. In Südspanien gelten die Mauren als Förderer des Mandelbaums. Für Deutschland waren es ein- deutig die Römer, die neben den Reben auch die Mandel ange- siedelt haben Botanik Die Mandel zählt zu den Rosengewächsen. Sie ist – wie oft geglaubt – keine Nuss (Schalenfrucht), sondern eine Stein- frucht wie Pfirsich, Aprikose, Zwetschge. Abweichend davon ist der Fruchtmantel (Fruchtfleisch) ledrig und nicht essbar. Wir unterscheiden zwischen Essmandel (Prunus amygdalis dulcis), Bittermandel (Prunus amygdalis amara) und Ziermandel. Letztere ist eine Kreuzung zwischen Bittermandel und Pfirsich. Die Ziermandel kann für den Laien den Bittermandeln zuge- ordnetet werden. Essmandel: Überwiegend weiße Blüte, z.T. mit rosarotem Kern, vereinzelt auch zartrosa Blüten. Schale meist glatt und läng- liche Ausformung. Bittermandel: blüht vor allem rosa bis dunkelrosa. Schale ist grob strukturiert (Pfirsich ähnlich) und stumpf – keilförmig. Mandel-Lehrpfad (MLP) Das Gimmeldinger Mandelblütenfest – als erstes Weinfest in Deutschland – war bereits vor mehr als 30 Jahren sehr beliebt. Deshalb wollten Einwohner die Besucher von nah und fern zusätzlich über Mandeln informieren. Nachdem eine geeig- nete Fläche zur Verfügung stand, wurde 1998 der MLP als erster seiner Art angelegt. Ziel war damals auch, die Mandelsorten zu erhalten, die typisch für Gimmeldingen waren. Deshalb dominieren im ursprünglichen MLP einheimische Essmandeln. Das Sortiment wurde durch Geschenke der Partnergemeinde St. Remy um französische Essmandeln ergänzt. Unterhalb des MLP wurde ab 2002 mit der Anlage von Bäumen für die Man- delblüten-Königinnen begonnen. Hier pflanzt jährlich die jeweilige Königin ihren Baum. Bevorzugt wird seit Jahren die Gimmeldinger Süßmandel, eine typische Essmandel. Die Mandel und Gimmeldingen Hierzu gibt es wenig präzise Chroniken. Ende des 18. Jahrhun- derts wird über verbreiteten Anbau von Mandelbäumen in den Weinbergen wegen geringer Schattenwirkung auf die Reben berichtet. Ca. 100 Jahre später wird erwähnt, dass an der Vorderhaardt große Mengen an Mandeln und viele Sorten angebaut wurden. Anfang des 20. Jahrhunderts lässt Reichsrat von Buhl von seinem Sommersitz am Hildenbrandseck eine Mandelallee über Gimmeldingen bis nach Neustadt pflanzen. Überlebende Bäu- me haben bewiesen, dass es Essmandeln waren. Durch not- wendige Neupflanzungen nahmen die attraktiver blühenden Zier- und Bittermandeln zu, so dass heute ca. 75 % der insge- samt 3.000 Mandelbäume keine Essmandeln sind. Seit Jahren werden aber wieder vermehrt Essmandeln angepflanzt. Wegen der Blütenpracht wurde erstmals 1934 ein Mandel- blütenfest gefeiert, es geriet während der Kriegsjahre in den Hintergrund. Diese Tradition wurde ab 1950 wieder belebt. Seit mehreren Jahren kann Gimmeldingen jedes Jahr mehr als 20.000 Gäste zu diesem Fest begrüßen. Die Mandel in Deutschland Die Mandel (vgl. Herkunft) zählt nicht zu den einheimischen Gewächsen. Sie wurde aber erfolgreich eingebürgert. Die Römer haben sie vor 1.800 Jahren, wahrscheinlich als Begleit- kultur zu den Reben, in den wärmeren Regionen Deutschlands angesiedelt. Bereits durch Karl dem Großen wurde der Anbau von Mandelbäumen angeordnet. Erst um das 12. Jahrhundert wird die Mandel urkundlich in der Pfalz erwähnt, obwohl sie sicher schon lange vorher angebaut wurde. Die Mandel im Großraum Neustadt Im 15. Jahrhundert wird von Kurfürst Friedrich IV angeordnet, dass in den Weinbergen Mandeln und Walnüsse anzubauen sind. Ziel war, die Einkommen der Landbevölkerung zu er- höhen und zeitlich in die Wintermonate auszuweiten. Diesem Ziel diente auch der Auftrag des Bischofs von Speyer um das heutige „Hambacher Schloss“ Mandeln anzupflanzen. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts wurden 1.500 kg Mandeln (mit Schale) am Großmarkt in (Bad) Dürkheim angeliefert Die Mandel und ihre Verwertung DieEssmandel ist ohne Einschränkung genießbar und wird sowohl ohne oder mit Salz zum Knabbern, als Backzutat oder als Basis für kandierte Mandeln verwendet. Sie wird auch zur Herstellung von Marzipan, Mandelöl oder zur Verfeinerung von Speisen verwendet. Gemahlene Mandelrückstände, z.B. aus der Ölproduktion werden als Mandelkleie auch in der Kos- metik verwendet. Zu finden ist die Essmandel auch in einer Vielzahl von Plätzchen, Kuchen oder Torten. Ein wesentlicher Gegensatz zu den häufig verwendeten Haselnüssen ist, dass die Mandelkerne nicht Allergie auslösend sind. Die Bitterman- del ist in größeren Mengen (mehr als 10 Kerne) ungenießbar. Sie ist schwer zu knacken und wird industriell auch zur Her- stellung von Bittermandelöl – als Backzutat – in der Kosmetik oder auch als Zusatz zu Likören verwendet. Der wesentliche Anteil der heute verwendeten Essmandeln kommt aus Kalifornien oder aus den Anrainerstaaten des Mittelmeers.

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Page 1: Botanik Die Mandel in Deutschlandwordpress.p154665.webspaceconfig.de/wp-content/... · Botanik Die Mandel zählt zu den Rosengewächsen. Sie ist – wie oft geglaubt – keine Nuss

Die Mandel – Herkunft und Verbreitung

Als Ursprungsregion gelten Kleinostasien bis Mittelasien (Kerngebiet Persien und Afghanistan). Von dort Ausbreitung nach Zentralasien (China) und Afrika/Europa. Das Alter wird auf min. 4.000 – 5.000 Jahre geschätzt. Die Mandel wird bereits im A.T. (Buch Mose) erwähnt. Nach Europa soll die Mandel unter Dareus III bzw Alexander dem Großen gekommen sein. Die Stationen waren die heutige Türkei und Griechenland. Von dort verbreiteten die Römer die Mandel weiter zuerst nach Nordafrika sowie Italien und später in das südwestliche Europa. In Südspanien gelten die Mauren als Förderer des Mandelbaums. Für Deutschland waren es ein-deutig die Römer, die neben den Reben auch die Mandel ange-siedelt haben

Botanik

Die Mandel zählt zu den Rosengewächsen. Sie ist – wie oft geglaubt – keine Nuss (Schalenfrucht), sondern eine Stein-frucht wie Pfirsich, Aprikose, Zwetschge. Abweichend davon ist der Fruchtmantel (Fruchtfleisch) ledrig und nicht essbar.

Wir unterscheiden zwischen Essmandel (Prunus amygdalis dulcis), Bittermandel (Prunus amygdalis amara) und Ziermandel. Letztere ist eine Kreuzung zwischen Bittermandel und Pfirsich. Die Ziermandel kann für den Laien den Bittermandeln zuge-ordnetet werden. Essmandel: Überwiegend weiße Blüte, z.T. mit rosarotem Kern, vereinzelt auch zartrosa Blüten. Schale meist glatt und läng-liche Ausformung.

Bittermandel: blüht vor allem rosa bis dunkelrosa. Schale ist grob strukturiert (Pfirsich ähnlich) und stumpf – keilförmig.

Mandel-Lehrpfad (MLP)

Das Gimmeldinger Mandelblütenfest – als erstes Weinfest in Deutschland – war bereits vor mehr als 30 Jahren sehr beliebt. Deshalb wollten Einwohner die Besucher von nah und fern zusätzlich über Mandeln informieren. Nachdem eine geeig-nete Fläche zur Verfügung stand, wurde 1998 der MLP als erster seiner Art angelegt. Ziel war damals auch, die Mandelsorten zu erhalten, die typisch für Gimmeldingen waren. Deshalb dominieren im ursprünglichen MLP einheimische Essmandeln. Das Sortiment wurde durch Geschenke der Partnergemeinde St. Remy um französische Essmandeln ergänzt. Unterhalb des MLP wurde ab 2002 mit der Anlage von Bäumen für die Man-delblüten-Königinnen begonnen. Hier pflanzt jährlich die jeweilige Königin ihren Baum. Bevorzugt wird seit Jahren die Gimmeldinger Süßmandel, eine typische Essmandel.

Die Mandel und Gimmeldingen

Hierzu gibt es wenig präzise Chroniken. Ende des 18. Jahrhun-derts wird über verbreiteten Anbau von Mandelbäumen in den Weinbergen wegen geringer Schattenwirkung auf die Reben berichtet. Ca. 100 Jahre später wird erwähnt, dass an

der Vorderhaardt große Mengen an Mandeln und viele Sorten angebaut wurden.

Anfang des 20. Jahrhunderts lässt Reichsrat von Buhl von seinem Sommersitz am Hildenbrandseck eine Mandelallee über Gimmeldingen bis nach Neustadt pflanzen. Überlebende Bäu-me haben bewiesen, dass es Essmandeln waren. Durch not-wendige Neupflanzungen nahmen die attraktiver blühenden Zier- und Bittermandeln zu, so dass heute ca. 75 % der insge-samt 3.000 Mandelbäume keine Essmandeln sind. Seit Jahren werden aber wieder vermehrt Essmandeln angepflanzt.

Wegen der Blütenpracht wurde erstmals 1934 ein Mandel-blütenfest gefeiert, es geriet während der Kriegsjahre in den Hintergrund. Diese Tradition wurde ab 1950 wieder belebt. Seit mehreren Jahren kann Gimmeldingen jedes Jahr mehr als 20.000 Gäste zu diesem Fest begrüßen.

Die Mandel in Deutschland

Die Mandel (vgl. Herkunft) zählt nicht zu den einheimischen Gewächsen. Sie wurde aber erfolgreich eingebürgert. Die Römer haben sie vor 1.800 Jahren, wahrscheinlich als Begleit-kultur zu den Reben, in den wärmeren Regionen Deutschlands angesiedelt. Bereits durch Karl dem Großen wurde der Anbau von Mandelbäumen angeordnet. Erst um das 12. Jahrhundert wird die Mandel urkundlich in der Pfalz erwähnt, obwohl sie sicher schon lange vorher angebaut wurde.

Die Mandel im Großraum Neustadt

Im 15. Jahrhundert wird von Kurfürst Friedrich IV angeordnet, dass in den Weinbergen Mandeln und Walnüsse anzubauen sind. Ziel war, die Einkommen der Landbevölkerung zu er-höhen und zeitlich in die Wintermonate auszuweiten. Diesem Ziel diente auch der Auftrag des Bischofs von Speyer um das heutige „Hambacher Schloss“ Mandeln anzupflanzen. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts wurden 1.500 kg Mandeln (mit Schale) am Großmarkt in (Bad) Dürkheim angeliefert

Die Mandel und ihre Verwertung

DieEssmandel ist ohne Einschränkung genießbar und wird sowohl ohne oder mit Salz zum Knabbern, als Backzutat oder als Basis für kandierte Mandeln verwendet. Sie wird auch zur Herstellung von Marzipan, Mandelöl oder zur Verfeinerung von Speisen verwendet. Gemahlene Mandelrückstände, z.B. aus der Ölproduktion werden als Mandelkleie auch in der Kos-metik verwendet. Zu finden ist die Essmandel auch in einer Vielzahl von Plätzchen, Kuchen oder Torten. Ein wesentlicher Gegensatz zu den häufig verwendeten Haselnüssen ist, dass die Mandelkerne nicht Allergie auslösend sind. Die Bitterman-del ist in größeren Mengen (mehr als 10 Kerne) ungenießbar. Sie ist schwer zu knacken und wird industriell auch zur Her-stellung von Bittermandelöl – als Backzutat – in der Kosmetik oder auch als Zusatz zu Likören verwendet.

Der wesentliche Anteil der heute verwendeten Essmandeln kommt aus Kalifornien oder aus den Anrainerstaaten des Mittelmeers.

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weissekrachMandel

Stein:• glatte Oberfläche• Schale leicht

zu knacken

Süssmandel, essbar

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Perle derweinstrasse

Stein:• raue Oberfläche• sehr harte Schale

Ziermandel, Kreuzung aus Bittermandel und Pfirsisch, nicht (bedingt) essbar

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Mandelkönigin

Stein:• raue Oberfläche• sehr harte Schale

Bittermandel, bedingt genießbar

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keilMandel

Stein:• glatte Oberfläche• leicht kegelig• mittelharte Schale• gut zu knacken

Süssmandel, essbar

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Jura

Stein:• mittelgroß• glattschalig• mittelharte Schale

französische Essmandel

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Ferragnes

Stein:• glatte Oberfläche• mittelharte Schale

Synonym: Rupp-Mandel, französische Essmandel

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dürkheiMer krachMandel

Stein:• glatte Oberfläche• Schale leicht

zu knacken

Süssmandel, essbar

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davidsMandel

Stein:• sehr selten• ähnlich dem

Zwetschgenkern

eigentlich eine Wildpflaume, sehr frühe Blüte, frostgefährdet

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ardeche

Stein:• mittelgroß• glattschalig• vergleichsweise

harte Schale

französische Essmandel