Botanische Exkursion auf die Heestener Muschelkalkhöhen

Botanische Exkursion auf die Heestener Muschelkalkhöhen, 16. April 2016

Flora der Muschelkalkhöhen bei Leopoldstal und Heesten - Pottberg, Hackenberg und Triftenberg Seite 1 von 6

Aufgesuchte Fundpunkte A Heestener Straße, Umfeld Holzlagerplatz B Pottberg N Heestener Straße, Altpappelreihe C Pottberg, artenreiche Senke nördlich Kuppe D Pottberg / Weinberg, Orchideen-Feldgehölz E / F Osthang Weinberg G Pottberg / Hellberg, Wald- und Wegsäume H Heestener Straße, Serpentinen-Feldgehölz I Heestener Straße, Säume Pollandsberg J Hackenberg, Laubmischwald Kuppe K Hackenberg, Eschenstangenholz L/M/N Triftenberg, artenreiche Säume

Treffpunkt ist zunächst der Parkplatz am Sportplatz Silbergrund. Von dort bewegen wir uns die Leopoldstaler Straße überquerend auf die Heestener Straße und laufen 0,8 km in Rich-tung Heesten. Sammelpunkt An der Ecke Dornenbusch / Am Triftenberg steigen wir am Ortsausgangsschild vorbei berg-auf bis zum Punkt A. An den Vorwald-Schlagfluren links und rechts des Weges finden wir u.a. Daphne mezereum, Atropa belladonna und ein Kranzmoos, Rhytidiadelphus triquetrus. Oben auf dem zumeist bewaldeten Pottberg angekommen liegt eine Straßenaufweitung mit Holzlagerplatz (Punkt A), an der wir uns ggf. sammeln. An einem rechts abbiegenden Wald-weg kann man Actaea spicata, Anemone ranunculoides, Rhamnus cathartica und Viola hirta Durch regelmäßige Gartenabfalllagerungen finden sich an der Heestener Straße und im nä-heren Umfeld zahlreiche Neophyten.

A. Alchemilla mollis, Aquilegia vulgaris s.l., Cotoneaster bullatus, Cotoneaster spec., Euphorbia lathyris, Galanthus nivalis, Geranium macrorrhizum, Iris spec., Lamium argentatum, Lamium maculatum, Kerria japonica, Leucojum vernum, Symphytum officinale, Veronica filiformis

Wir wenden uns nach Osten und gehen die Heestener Straße entlang, die zwischen dem bewaldeten Pottberg und einer Wiese liegt. Dort biegen wir wenig später an einem Holz- und Reisighaufen nach Norden in das Wäldchen ein und laufen eine „dicke“ Pappelreihe entlang, die Ortsteilgrenze zwischen Leopoldstal und Heesten. Hier blüht gerade die an Pappeln und Hasel parasitierende Schuppenwurz (Lathraea squamaria) auf.

Schuppenwurz – Lathraea squamaria auf dem Pottberg



B. Actaea spicata, Anemone nemorosa, Daphne mezereum, Epipactis helleborine, Galanthus ni-valis, Lamium maculatum, Lathraea squamaria, (2015: > 250 bl. Tr.), Leucojum vernum (hier mit Gartenabfall), Listera ovata, Primula elatior, Viscum album

Rechter Hand im Osten folgt wenig später eine kleine Senke mit Temporärgewässer und zahlreichen Frühblühern:

C. Acer campestre, Actaea spicata, Anemone nemorosa, Cephalanthera damasonium (noch nicht ausgetrieben), Daphne mezereum, Epipactis helleborine, Lamium galeobdolon, Listera ovata, Lonicera xylosteum, Mercurialis perennis, Paris quadrifolia, Polygonatum multiflorum, Primula elatior, Ranunculus auricomus agg., R. ficaria, Ribes uva-crispa, Sanicula europaea

Großes Zweiblatt - Listera ovata auf dem Pottberg

Etwas weiter nördlich führt der Weg nach Osten Richtung Weinberg. Zwischen einer jungen Aufforstung und einem Wiesenhang stockt eine von Eschen dominierte Feldgehölzreihe / Hecke mit Orchideen und weiteren Pflanzenarten:

D. Acer campestre, Actaea spicata, Anemone nemorosa, Carex cf. divulsa, C. muricata agg., Cli-nopodium vulgare, Hypericum hirsutum, Lamium galeobdolon, Listera ovata, Lonicera xy-losteum, Orchis mascula (knospig), Paris quadrifolia, Primula elatior, Polygonatum multiflo-rum, Ranunculus auricomus agg., Ranunculus ficaria, Sanicula europaea

Der Weg führt bergab Richtung Norden, dann nach Osten zu dem mit Buchen und Berg-ahorn bewachsenen Osthang des Weinbergs, der mit einem großen Bestand der Grünen Nieswurz (Helleborus viridis ssp. occidentalis) aufwartet:

(Westliche) Grüne Nieswurz - Helleborus viridis ssp. occidentalis am Weinberg



E. Anemone nemorosa, Helleborus viridis ssp. occidentalis, Polygonatum multiflorum, Primula elatior

Ein kleiner Waldweg führt bergab, an einem lehmigen Steilhang entlang. Im Umfeld finden wir:

F. Abies grandis, Allium ursinum, Hieracium murorum agg.

Hinter einem Acker mit sehr schönem Blick auf Heesten und Bellenberg biegen wir rechts ab und laufen durch einen naturfernen Fichtenforst zur Heestener Straße. Auch hier finden sich neben einheimischen Pflanzen viele Gartenflüchtlinge, so z.B:

G. Anthemis cotula, Aquilegia vulgaris cv, Malva moschata, Geranium phaeum ssp. phaeum, He-lianthus tuberosus, Heracleum mantegazzianum, Lysimachia punctata, Mentha spec., Silene co-ronaria, Viola odorata

Wieder an der Heestener Straße angelangt umschließt deren Serpentine ein kleines Feldge-hölz, unter anderem mit vielen knospigen Waldhyazinthen (Platanthera montana):

H. Campanula rapunculus, Campanula trachelium, Platanthera chlorantha (montana), Potentil-la recta, Heracleum mantegazzianum.

Grünliche Waldhyazinthe - Platanthera chlorantha (montana) auf dem Pottberg, Blüte 15. Mai 2014

Interessant sind auch die Säume der Heestener Straße und angrenzender Äcker . Zu finden sind hier - zumindest später im Jahr - neben vielen anderen folgende Arten:

Anthemis cotula, Aphanes arvensis, Riccia cf. sorocarpa (ein Stern-Leber-moos), Campanula patula, Centaurea scabiosa und C. jacea, Hieracium murorum, Knautia arvensis, Lotus cornicu-latus, Origanum vulgare, Pimpinella major, Pimpinella saxifraga, Plantago media, Sanguisorba minor, Solidago virgaurea, Thymus pulegioides und Trifolium medium.

Hinter der Serpentine erstrecken sich links der Straße am nährstoffreichen Waldrand des Pollandsberges größere Bestände des Dunklen Lungenkrauts (Pulmonaria obscura). Auch hier finden sich wieder Gartenflüchtlinge wie Akelei, Schneeglöckchen und andere.



I. Aquilegia vulgaris cv, Galanthus nivalis, Leucojum vernum cv, Pulmonaria obscura, Scilla sibe-rica, Vinca minor

Dunkles Lungenkraut - Pulmonaria obscura am Pollandsberg

Wir bewegen uns auf der steilen Straße bergauf und biegen nach links ab, wo wir die steini-ge Laubwaldkuppe des Hackenberges ersteigen. Hier wächst häufig das Manns-Knaben-kraut, später im Jahr findet man auch Morcheln. Beeindruckend ist eine alte Berg-Ulme.

Kuppe des Hackenberges mit alter Berg-Ulme (Ulmus laevis)

J. Actaea spicata, Alliaria petiolata, Anemone nemorosa, Anemone ranunculoides, Galium odo-ratum, Lamium galeobdolon, Mercurialis perennis, Orchis mascula, Polygonatum multiflorum, Ranunculus ficaria, Ranunculus auricomus, Phyteuma spicatum, Primula elatior, Pulmonaria obscura, Ulmus glabra, Viola reichenbachiana, Viola riviniana

Hinter dem Altbaumbestand erstreckt sich ein lichter, artenreicher Eschen-Stangenforst. Hier ist nahezu das gesamte Artenspektrum der Leopoldstal-Heestener Muschelkalkhöhen ver-



sammelt. Entlang des heckenartigen Waldrandes zur angrenzenden Wiese ist ein zweiter Fundort der Schuppenwurz mit rd. 150 blühenden Trieben zu finden.

Eschenstangenforst auf dem Hackenberg

K. Actaea spicata, Alliaria petiolata, Anemone nemorosa, Anemone ranunculoides, Aquilegia vulgaris s.str., Arum italicum, Arum maculatum, Astragalus glycyphyllos, Brachypodium pinna-tum, Br. sylvaticum, Bromus ramosus, Campanula trachelium, Clinopodium vulgare, Crataegus laevigata, Daphne mezereum, Euonymus europaea, Fragaria vesca, Galium odoratum, Hedera helix, Hordelymus europaeus, Hypericum hirsutum, Lathraea squamaria, Lonicera xylosteum, Luzula pilosa, Mahonia aquifolium, Melica uniflora, Mercurialis perennis, Milium effusum, Orchis mascula, Origanum vulgare, Paris quadrifolia, Phyteuma spicatum, Polygonatum multiflorum, Potentilla sterilis, Primula elatior, Pulmonaria obscura, Ranunculus ficaria, Ranunculus auri-comus agg., Viola hirta, Viola reichenbachiana, Viola riviniana

Manns-Knabenkraut – Orchis mascula auf dem Hackenberg



Die Strecke führt im Weiteren bergab nach Süden über den mit Buchen und Fichten, lokal auch Pappeln bestandenen Osthang des Triftenberges, wo im Mai Nestwurze (Neottia nidus-avis) zu finden sind. In den alten Buchen nisten Buntspechte und Waschbären.

Im Süden gelangen wir nahe der Ackerlandschaft des Uhlentals an eine kleine Waldwiese mit (im Sommer) artenreichen Saumgesellschaften. Am Weg- bzw. Waldrand können Daph-ne mezereum, Listera ovata, vielleicht auch Orchis mascula gefunden werden.

Wenig später gelangen wir am Triftenberg an ein Wegekreuz mit im Sommer artenreichen Säumen. Hier und im Umfeld wachsen u.a.:

L. / M./ N. Aquilegia vulgaris s.str., Bromus ramosus, Carex digitata, Carex flacca, Campanula trachelium, Clinopodium vulgare, Crataegus laevigata, Daphne mezereum (viel), Epipactis hel-leborine, Fragaria vesca, Galium odoratum, Gentianopsis ciliata, Hedera helix, Hieracium mu-rorum agg., Hordelymus europaeus, Hypericum hirsutum, Lonicera xylosteum, Neottia nidus-avis, Malva alcea, Melica uniflora, Origanum vulgare, Paris quadrifolia, Phyteuma spicatum, Polygonatum multiflorum, Polygonatum verticillatum, Potentilla sterilis, Rosa spec., Sanicula europaea, Solidago virgaurea, Ulmus glabra (viel, meist im Stangenholzalter), Valeriana spec., Viburnum lantana, Viburnum opulus, Viola hirta.

Gegen Mittag steigen wir den Triftenberg westlich hinab. Über einen am Westrand des Ber-ges verlaufenden Fußweg erreichen wir mit der Straße „Am Triftenberg“ wieder die Ortslage Leopoldstal. Am Ende der Straße biegen wir wieder links in die Heestener Straße ein, ma-chen uns auf den Rückweg und freuen uns über das entgegen der Voraussagen fabelhafte Wetter und schöne Pflanzenbeobachtungen.

Eine unverzagte Kleintruppe begibt sich noch einmal auf den Ziegenberg, um - leider vergeb-lich - einen früheren Fundort der Schuppenwurz (Lathraea sqamaria) aufzusuchen. Zumin-dest können noch einmal viele Manns-Knabenkräuter (Orchis mascula) und die Bulben-Zahnwurz (Cardamine bulbifera) beobachtet werden.

Scheiden-Goldstern - Gagea spathacea auf dem Hackenberg (Foto 2015)

Zu guter Letzt wird noch einmal der Waldrand der gegenüberliegenden Seite Leopoldstals aufgesucht: ein Scheiden-Goldstern (Gagea spathacea) am Neuen Teich soll fotografiert werden. Leider ist es von botanisch unkundigem Rehwild verwüstet worden. Da ein paar blühende Stängel erhalten blieben, kommen fotografische Dokumentation und Botanik-Samstag doch noch zu einem guten Abschluss.

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