4
14 E. R u p p und C. Siebler: 3. E. Rupp und G. Siebler: Bromometrische Gehaltsbestimmung pharmazeutischer Arsenpraparate. (Aus dem Pharmazeutischen Institut der Universitat Breslau.) Eingegangen am 9. Februar 1924. Zur Bestimmung von Arsen (Antimon und Zinn) hat im chemischz technischen Laboratorium das bromometrische Verfahren von G y ti r y ') weite Verbreitung gefunden. Es beruht auf der Oxydation der niederwertigen Verbindungsformen mit Kaliumbromat in saurer Losung, z. B.: 2 KBrOs + 2 HCI + 3 As208 = 3AslOa + 2!KCl+ 2 HBr. Zur gut salzs odcr schwefelsauer gemachten As: bzw. SbsLosung setzt man einen Tropfen Methylorange, erwarmt auf etwa 80-90" und titriert mit Kaliumbromatlosung bekannten Gehaltes auf farblos. Die IndikatorSKosafarbe vcrschwindet mit groi3er Prazision, SO^ bald durch eincn Tropfen Rromatiiberschun freies Brom auftritt, das den Azoiarbstoff zerstort: KBr03 t 5 HBr + HCI = 6 Br i 3 I-I?O + KCI. Eine Anwendung dicses Verfahrens auf pharmazeutische Prapas rate erschien uns lockend, da es ohne Jod und Jodid arbeitet und das Arzneibuch eine Kaliumbromatlosung als Mafifliissigkeit (fur Phenol) bereits fuhrt. Allerdings ist die Losung von G y o r y aquivalentd normal und enthalt demgemafi 2.7837 g KBrOs im Liter, wahrend die Losung des Arzneibuches 1.6702 g enthalt, also '/loo molnormal ist. Praktisch macht dies jedoch keinen Unterschied. Darum bedienten wir uns fur vorliegenden Zweck der Lijsung des Arzneibuches, obs wohl deren Umstellung auf die in der MaDanalyse gebrauchliche AequivalentsKormalitat Prinzips und rechnerischer Vereinfachung wegen ratsam ware. 10 ccm der Losung nach G y o r y cntsprechen I0 ccm nlio As? 0, bzw. Thiosulfat, 10 ccm der Arzneibuchlosung dagegcn 6 ccm nil,: As2 0.1 bzw. Thiosulfat. Hers t e l 1 u n g d e r K a1 i urn b r o m at :L o sun g D. A. B.*) Kaliumbromat ist ,,analvscnrein" kauflich. Mit solchem Praparat nach Trocknung (110-130 ") bereitete Losung ist also ohne weiteres titergerccht. Auch ausgezeichnet haltbar und somit sehr titerfest. Zur etwaigen Titerkontrolle eignct sich auBer Tiosulfat nlln Arsenigd saure (wie umgekehrt Kaliumbromat ein gutes und ,,jodfrcies" Urmal3 zur Normicrung von Arsenigsaurclosung darstellt). Wie man bei dieser Einstellung und den Titrationen mit Kalium: bromat verfahrt, mag aus der Gehaltsbcstimmung von Arsenigsaure und F o w 1 e r scher Losung erhellen. I) Zeitschr. f. analgt. Chem. 1893, 415. 2) Wird nachstehcnd als KBrO, (A.) und die Losung nach Cyij r\: ills K R r 01 ( G .) b ezeic hne t .

Bromometrische Gehaltsbestimmung pharmazeutischer Arsenpräparate

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Page 1: Bromometrische Gehaltsbestimmung pharmazeutischer Arsenpräparate

14 E. R u p p und C. S i e b l e r :

3. E. Rupp und G. Siebler: Bromometrische Gehaltsbestimmung pharmazeutischer

Arsenpraparate. (Aus dem Pharmazeutischen Institut der Universitat Breslau.)

Eingegangen am 9. Februar 1924.

Zur Bestimmung von Arsen (Antimon und Zinn) hat im chemischz technischen Laboratorium das bromometrische Verfahren von G y ti r y ') weite Verbreitung gefunden. Es beruht auf der Oxydation der niederwertigen Verbindungsformen mit Kaliumbromat in saurer Losung, z. B.:

2 KBrOs + 2 HCI + 3 As208 = 3AslOa + 2!KCl+ 2 HBr.

Zur gut salzs odcr schwefelsauer gemachten As: bzw. SbsLosung setzt man einen Tropfen Methylorange, erwarmt auf etwa 80-90" und titriert mit Kaliumbromatlosung bekannten Gehaltes auf farblos.

Die IndikatorSKosafarbe vcrschwindet mit groi3er Prazision, SO^ bald durch eincn Tropfen Rromatiiberschun freies Brom auftritt, das den Azoiarbstoff zerstort:

KBr03 t 5 HBr + HCI = 6 Br i 3 I-I?O + KCI.

Eine Anwendung dicses Verfahrens auf pharmazeutische Prapas rate erschien uns lockend, da es ohne Jod und Jodid arbeitet und das Arzneibuch eine Kaliumbromatlosung als Mafifliissigkeit (fur Phenol) bereits fuhrt. Allerdings ist die Losung von G y o r y aquivalentd normal und enthalt demgemafi 2.7837 g KBrOs im Liter, wahrend die Losung des Arzneibuches 1.6702 g enthalt, also '/loo molnormal ist. Praktisch macht dies jedoch keinen Unterschied. Darum bedienten wir uns fur vorliegenden Zweck der Lijsung des Arzneibuches, obs wohl deren Umstellung auf die in der MaDanalyse gebrauchliche AequivalentsKormalitat Prinzips und rechnerischer Vereinfachung wegen ratsam ware.

10 ccm der Losung nach G y o r y cntsprechen I0 ccm nlio As? 0, bzw. Thiosulfat, 10 ccm der Arzneibuchlosung dagegcn 6 ccm nil,: As2 0.1 bzw. Thiosulfat.

H e r s t e l 1 u n g d e r K a1 i u r n b r o m a t :L o s u n g D. A. B.*) Kaliumbromat ist ,,analvscnrein" kauflich. Mit solchem Praparat

nach Trocknung (110-130 ") bereitete Losung ist also ohne weiteres titergerccht. Auch ausgezeichnet haltbar und somit sehr titerfest. Zur etwaigen Titerkontrolle eignct sich auBer Tiosulfat nlln Arsenigd saure (wie umgekehrt Kaliumbromat ein gutes und ,,jodfrcies" Urmal3 zur Normicrung von Arsenigsaurclosung darstellt).

Wie man bei dieser Einstellung und den Titrationen mit Kalium: bromat verfahrt, mag aus der Gehaltsbcstimmung von Arsenigsaure und F o w 1 e r scher Losung erhellen.

I ) Zeitschr. f. analgt. Chem. 1893, 415. 2) Wird nachstehcnd als KBrO, (A.) und die Losung nach C y i j r \ : ills

K R r 01 ( G .) b ezeic hne t .

Page 2: Bromometrische Gehaltsbestimmung pharmazeutischer Arsenpräparate

Bromometrische Gehaltsbestimmungen pharmazeut. Arzneipraparatc. 15

A c i d u m a r s e n i c o s u m. 0.3 g des zu bcstimmenden Praparates lost man im 100sccmsKolben

mit 1.5-2 g Natriumbicarbonat und etwas Wasser warm auf und vers dunnt auf die Marke. 20 ccm der Losung (= 0.06 g) verdunnt man im Titrierbecher auf etwa 100 ccm, sauert mit ca. 10 ccm verdunnter Salzsaure an, erhitzt annahernd bis zum Siedcn, nimmt alsdann vom Feuer und titriert nach Zusatz von einem Tropfen Methylorange mit der Kaliumbromatlosung unter Umschwenken auf farblos.

1 ccm KBr03 (G.) = 0.004948 g As203; 1 ccm KBrOs (A.) = 0.002969 g As203. Mindcstsollverbrauch 20 ccm KBrOs (A.) = 99O/l0 A2 0 3 .

Befunde: 99.9-100.2 O/O. Jodometrischer Kontrollwert 99.94 O/O.

L i q u o r K a l i i a r s e n i c o s i . 5 g F o w l e r sche Losung wcrden im Titrierbecher mit etwa

15 ccm Wasser zur Verjagung des Alkohols 5 Min. gekocht, dann auf etwa 100 ccm verdunnt, gesauert, erhitzt usw. wie oben. Sollverbrauch an KBrOs (A.) 16.67-16.84 ccm = 0.99-1 " l o As2 0 3 .

Befunde: 0.99 O/O. Jodometrischer Kontrollwert 0.99 O/O.

Die Anwarmung zur Titration ist nicht unbedingt erforderlich, hegiinstigt aber auflerordentlich die Umsetzungsgeschwindigkeit. Als Indikator ist statt Methylorange auch Dimethylaminoazobenzol brauchbar. Titriert man unter Umschwenken und nicht allzu hastig, so reicht ein Tropfen vollig aus. Scheint die Rosafarbe allmahlich zu verblassen, so ist das ein Zeichen vorzeitigcn Angriffes der Brom: saure auf den Indikator. Man sctze dann notigenfalls noch einen Tropfen zu, mafiige aber das Tempo. Mehr Indikator wurde einen nicht zu vernachlassigenden BromatsBlindverbrauch verursachen.

Die jodometrische Bestimmung ist bei obigen einfachen Praparas ten u. E. vorzuziehen - v o r a u s g e s e t z t , d a f i ' / loo N o r m a l s L o s u n g e n z u r H a n d s i n d. Deren Einfuhrung ist jedoch nur dann wirklich praktisch, wenn n/io Jod und Thiosulfat durchweg ent; behrlich sind. Das trifft aber fur Arsensaurc und die analytisch auf Arsensaure abzubauenden organischen Arsenverbindungen nicht mit gleicher Exaktheit zu wie fur Arsenigsaure. Hier konnte das Vers fahren von G y o r y gute Dienste leistcn, falls sich die erforderliche Reduktion des Arsens auf Trivalenz hinliinglich einfach gestalten lie& Die Erprobung zahlreicher Substanzen fiihrte schlieBlich zum Rhodans kalium. Dessen Zerfallsprodukte Kohlenoxyd, Schwefel, Schwefels dioxyd, Schwefelwasserstoff usw. in konzcntrierter Schwefelsaure wirken rasch und sicher. Gleichzeitig werden dadurch die supers oxydischen Manganreste unseres PermanganatsSchwefelsauresZers storungsgemisches 3, beseitigt und durch letzteres schliefilich noch der uberschussige Schwefel vcrbrannt. So resultiert nach etwa 20 Nin. einc wasserklare schwefelsaure Arsenigsaurelosung. Weiterer Sauerung bedarf dieselbe zur Titration mit Kaliumbromat naturlich nicht mbhr.

3) Archiv d. Pharm. 256, 194.

Page 3: Bromometrische Gehaltsbestimmung pharmazeutischer Arsenpräparate

16 E. R u p p und G. S i e h l e r :

Als Beispiel dcr Bestimmung einer anorganischen Arsensaurez verbindung gebcn wir die Vorschrift fur Kaliumarscnat wieder, der sich die Titration von Liquor Natrii arsenicici Pearson anpafit. An Xtoxyl, Arsacctin und Salvarsan sol1 die Behandlung von organischcn Xrscnikalien ,,mittlerer Zerstorbarkeit" und an Natriumkakodylat von Praparaten aul3crstcr Widerstandsfahigkcit gezeigt wcrdcn.

D i k a 1 i u m a r s c n a t (M a c q u c r s c h c s S a 1 z).

10 ccm dcr L6sung 1 =- 100 wcrden im 50:ccm ~ l i j c 1 d a h 1: I\olbchcn9) mit 0.5 g Khodankalium und, nach dcssen Liisung, unter Umschwenken allmahlich mit 5-10 ccm konz. Schwcfelsiiure vcrsetLt. Hierauf wird der schrag in eine Stativklammcr gcspannte Kolbcn rnit cingehangtcm Trichtcr ubcr klciner, frcier Flammc so lange crhitzt, his in dcr klaren Losung kein Schwcfcltropichcn mehr sichtbar ist (15 bis 20 Min.). Nach gcniigcndcr Abkuhlung spult man mit etwa 100 ccm Wasscr in einen Titrierkolbcn ubcr, verjagt durch 10 Min. langes Siedcn etwaige Schwefeldioxydrestc, fugt cinen Tropfen Methyls (:range hinzu und titriert noch heil3 mit Kaliumbromatlosung. (1 ccm Kl3rO3 (A.) = 0.006545 g K2 HAs04; 1 ccm KRr03 (G.) = 0.010909 g

Bcfund: 99.95-100.05 "/o; Sollwert 15.28 ccm KBrOj (A) = 100 "/o.

Zur Restimmung dcs Liquor Natrii arscnicici Pcarson (E. B. 11.) vcrfbhrt man mit 10 ccm genau wic obcn fur 10 ccm der Kaliumarsenatr liisung anjicgebcn. Sollverbrauch 23.48 ccm KHrOa (A.) = 1 "/o Id., AsOl. (1 ccm KBrOs (A.) = 0.0042592 g H3 AsOo.)

K z HAsOi.1

N a t T i u rn a r s a ti i I i c u m , K a t r i u m a c c t y 1 a r s a n i 1 i c u ni u n d S a l v a r s a n .

0.2 Praparat spult man mit 10 ccm konz. Schwefclsaure in ein .50:ccm& j e 1 d a h 1 kiilbchcn und lost durch gclindcs Anwarmen. Nach dcm Erkalten vcrsetzt man untcr standicem Umschutteln rnit 1 (I fcinst gcpulvertcm Kaliumpermanganat in kleinen Portionen und nach becndetcr Gascntwicklung in gleicher Weisc mit 1 g kristallisicrtem Khodankalium. Hicrauf wird dcr schrag eingespannte Kolben mit ein- gchangtcm Trichtcr iibcr kleiner frcicr Flammc so langc crhitzt, bis dcr Kolbenhals durch das hcrabrinnende Schwefelsaiirekondensat reins gcwaschcn ist und die Schwefeltrijpfchen im wasscrklarcn Kolbcns inhalt vcrschwundcn sind (15-20 Min.). Nach gcniigender Abkiihi lung spult man mit ctwa 100 ccm Wasser in eincn geraumigcn Titriers kolbcn uber, kocht zur Vertreibutig von Schwefeldioxydresten 10 Flin. lang, hebt dann vom Feuer und titriert nach Zusatz von 1 Tropfen Methylnrangc mit Kaliumbromatliisung. (1 ccm K13rOI (-4.) = 0.0022488 g As.)

4, Nanpcls eines Kundkhlbchcns ist auch cin auf dcm Drahtnetz ZU c w hitzcnder ,,E r 1 c n m c y o r" vcrwmdhar. Man bsdarf tlann aber zur Vcr: meiciung cics Springens 1.5 ccm konz. Schwefclsiurc und ctwas liingcr dauerm der vorsichtigcr Erhitzmg.

Page 4: Bromometrische Gehaltsbestimmung pharmazeutischer Arsenpräparate

Hromometrische (;cl73ltsbestimmunjicn pharmaicut. Xrmeiprdparate. 17

Sollwrbrauch fur Atoxyl: 21.43-21.88 ccm KBr03 (A.) = 24.1 -24.6 % As

,. Salvarsan: 28.08ccrn KBrOa(A.) = 31.57% As Hcfuntic: Xtoxyl (vcrwitt.): 22.8 -22.95 ccrn KBrOs (A.) = 25.64-25.8 % As

jodomttrischer Kontrollwert: 25 81 % As Arsacetin: 18.15-18.2 ccrn K h - 0 3 (A.) = 20.41-20.47% As

jodometrischer Kontrollwert: 20.45% As Salvarsan: 27.67 ccm KBrOa (A.) = 31.1 % As

jodometrischer Kontrollwert: 31 33% As

N a t r i u m k a k o d y l i c u m.

, ,, Arsacetin: 18.8G19.3 ccm KBr03(A.) = 21.2 -21.7 % As

0.2 g Natriumkakodylat spult man mit 5 ccm Wasser in ein 50 ccm K j e 1 d a h 1 kolbchen und mischt dann 10 ccm konz. Schwefelsaure und gleich darauf in kleinen Portionen unter stetem Umschwenken (binnen ca. 1 Min.) 2.5 g feinst gepulvertes Kaliumpermanganat hinzu. Ohne auf die im Kolbenhals haftenden Permanganatreste zu achten, l5Rt man, gelegentlich umschwenkend, 15 Min. lang stehen. Hierauf wird in Schrii stellung und mit aufgesetztem Trichter 20 Min. lang

rhodanid und erhitzt nach Zugabe einiger Siedesteinchen mit freier Flamme wiederum so lange zum Sieden, bis im Kolbenhals und Inhalt kein Schwefel mehr wahrnehmbar ist. Nach genugender Abkiihlung spult man mit etwa 100 ccm Wasser in einen gcriiumigen Titrierkolben iibcr, verjagt durch 10 Min. langes Kochen etwaige SchwefligsaureG reste und titriert nach Zusrmtz von 1 Tropfen Methylorange noch heiB mit Kaliumbromatlosung. Mindestsollverbrauch 29.16 ccm = 70 O/O

wasserfreiem Natriumkakodylat. (1 ccm KBr03 (A.) = 0.0048 g (CH3)s NaAsO?.)

Befund: 63.21 O/O; jodometrischer Kontrollwert (nach Arch. 1. c.) 63.25 ' 1 0 .

Ueber Antimonpraparate wird spater berichtet werden.

zum Sieden er a itzt. Nach Erkaltung versetzt man rnit 2 g Kalium: