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Broschüre Mahnmal

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Begleitbroschüre zum Künstlerwettbewerb

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Ein Mahnmal für den Evakuierungstransport von KZ-Häftlingen von Mühldorf über Poing nach Seeshaupt und Tutzing Ende April 1945 Dokumentation zum Künstlerwettbewerb anläßlich der Einweihung in Poing

ERFAHREN | VERGESSEN | ERINNERN

27.04.194527.04.2010

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INHALT

Grußwort des 1. Bürgermeisters Albert Hingerl 04

Gedanken – ZeitzeugenMax Mannheimer 08Brigitte Dinev 09Hans Steinbigler 10

Ausstellung Der Todeszug 12

Warum ein Mahnmal? Hans Niedermayer 15

An die Menschenwürde erinnernBirgitta Nagel 18

AusschreibungWettbewerbsanforderungen 20

Preisträger 1. – 3. Preis 27

AuszeichnungenKünstler und ihre Werke 41

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Albert Hingerl Erster Bürgermeister Gemeinde Poing

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Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

Am 27. April 1945mussten unzählige Menschen in Poing ihr Leben lassen. Etwa 3.600 überwiegend jüdische Häftlinge wurden anlässlich der Auflösung der KZ-Außenstelle Mühldorf mit der Bahn in Richtung Seeshaupt abtransportiert. An jenem 27. April machte dieser Transport bei Poing Station. Bei einem Fluchtversuch der Häftlinge wurden viele getötet.

Am 27. April 2010weihen wir gemeinsam mit Überlebenden und Zeitzeugen ein öffentliches Mahnmal an jenem ge-schichtsträchtigen Ort in Poing ein und gedenken der Opfer eines gewissenlosen, menschenverachten-den Regimes. Es ist ein Anlass zum Nachdenken über die schrecklichen Ereignisse und ein Anlass zur Trauer. Für die Betroffenen ein nie endender Schmerz.

Es ist wichtig, dass wir heute, 65 Jahre nach dem Verbrechen, gemeinsam eine Annäherung an die unvorstellbaren Ereignisse wagen, indem wir uns gemeinsam erinnern. Auch wenn wir an der Vergangenheit nichts mehr ändern können, so wollen wir uns doch unserer geschichtlichen Verantwortung bewusst sein und für die Zukunft lernen, das Vergleichbares nie wieder geschieht. Wir wollen unseren Kindern Toleranz vorleben und Mitmenschlichkeit. Und wir wollen das Erinnern nie enden lassen, denn die Erinnerung ist ein notwendiger Beitrag zum Frieden.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich danke Ihnen allen herzlich für Ihren Beitrag und Ihre Initiative, die dieses Mahnmal möglich werden ließen. Ich danke den Künstlern, den an der Realisierung und Um-setzung Beteiligten, den Förderern und Initiatoren.

Ihr Albert Hingerl

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GEDANKEN

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Dr. h. c. Max Mannheimer

Ehemaliger Dachau-Häftling Nr. 87098

Am 26. April 1945 wurde ich mit Hilfe meines Bruders und eines Freundes direkt aus der Fleckfie-berbaracke in einen Güterwaggon in Mettenheim gehoben. Ich konnte nicht ahnen, dass der damals 25-jährige, bis auf die Knochen abgemagerte, Häftling in Poing bei der Enthüllung einer Gedenktafel, die an das Ereignis von damals erinnert, als 90-Jähriger dabei sein wird.

Der Güterzug, der durch einige oberbayerische Orte fuhr, die in der Dokumentation erwähnt wer-den, hielt in Poing direkt am Bahnhof längere Zeit. Plötzlich gab es einen Tieffliegerangriff, die SS-Wachen flohen, die Türen wurden geöffnet und einige Häftlinge verließen den Waggon. Ein guter Freund, der seit fünf Jahren inhaftiert gewesen ist, Ing. Najman aus Prag, kam dabei ums Leben. Nach dem Angriff verließ ich auch den Waggon, ging auf wackligen Beinen über einen Hügel zur Land-straße. Ein Wehrmachtoffizier, der in einem VW-Kübelwagen fuhr, hielt an und fragte, wieso ich hier sei. „Ist der Krieg noch nicht zu Ende?“ fragte ich. „Nein, gehen Sie zurück zum Zug, es wird Ihnen nichts passieren.” Die SS, die uns inzwischen umzingelte, schoss über unsere Köpfe hinweg, um uns in die Waggons zu treiben – Mithäftlinge zogen mich in den Waggon und weil es einem SS-Mann nicht schnell genug ging, hat er mit dem Gewehrkolben nachgeholfen. Einige Rippen waren angebrochen.

In Seeshaupt wurde der Zug geteilt und wir wurden am 30. April 1945, einige hundert Meter vor dem Tutzinger Bahnhof von der U. S. Armee befreit.

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Brigitte Dinev

Zeitzeugin

Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen heute, 65 Jahre danach, meinen Eindruck über das Geschehene am 27.04.1945 in Poing zu übermitteln. Ich war damals ein 7-jähriges Kind und hatte von der Politik über-haupt keine Ahnung. Der „besagte Zug“ stand längere Zeit am Bahnhof und war sehr, sehr lang. Er sah aus wie ein Güterzug. Das erweckte mein Interesse. Plötzlich öffneten sich die Waggontüren (ich konnte es vom Fenster aus sehen) und viele, viele Menschen stürmten heraus. Sie kamen wie Ameisen auf das Dorf zu. Das Mahnmal hier schildert genau diesen Anblick.

Meine Mutter reichte Tee in Emailbechern, wir hatten nichts anderes zum anbieten. Im Garten sah ich, wie ein Mann gierig etwas verschlang. Er musste großen Hunger gehabt haben. Ich war so erschro-cken darüber, dass ich Angst bekam. Kurz darauf (vielleicht eine Stunde) kamen Soldaten mit Motorrä-dern und trieben diese Entflohenen wieder zurück in den Zug. Dabei mussten einige ihr Leben lassen. Am nächsten Tag war der Zug vom Bahnhof verschwunden. Wohin die Reise ging, war mir nicht bekannt. Noch Monate danach fanden wir Kinder in den umliegenden Gehölzen die abgelegte gestreifte Kleidung. Ich versichere Ihnen, dass ich nichts von den Machenschaften des Krieges wusste. Ich wusste nur, dass es irgendwo Lager gab und dass dort das Leiden groß sein musste. Erst in den späteren Jahren erhielt ich Kenntnis von all diesen schrecklichen Dingen. Leider wurde in der Bevölkerung nie darüber gesprochen. Man verschwieg diese Erlebnisse. Auch in der Schule erfuhren wir nichts darüber.

Zurückblickend bin ich überzeugt von der Wichtigkeit eines Mahnmals. Besonders die Jugend soll wissen, dass es auch in der Poinger Geschichte einen dunklen Fleck gibt. Das Mahnmal soll auch da-ran erinnern, wie fürchterlich der Krieg ebenfalls für die Deutschen war. Ein Dankeschön geht an die Schüler des Franz-Marc-Gymnasiums in Markt Schwaben für die intensive Suche nach Zeitzeugen und Verarbeitung der Geschichte unserer Zeit.

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Prof. Dr. Hans Steinbigler

Zeitzeuge

Die abstrakten Figuren auf dem Mahnmal rufen bei mir jene realen schrecklichen Bilder hervor, die ich damals vor 65 Jahren ansehen musste und die sich tief in mein Bewusstsein eingeprägt haben.

Ich sehe die jungen, halb verhungerten Menschen in Häftlingskleidung, die zu uns an die Haustüre kamen, um Lebensmittel zu erbitten. Ich sehe das schlimme Bild der Gruppe völlig erschöpfter Häftlinge, die mit Gewehrschüssen über die Köpfe hinweg zum Bahnhof getrieben wurden.

Da ist das Bild des ersten toten Menschen, den ich in meinem Leben sah.

Als damals 11-jähriger Bub fühle ich weder Schuld noch Verantwortung für das Geschehen Ende April 1945 in Poing. Ich spüre aber Verantwortung, mich dafür einzusetzen, dass sich solche Vorgänge nie wieder ereignen.

Dieses Mahnmal soll uns alle an diese Verantwortung erinnern.

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„Der Todeszug“

ist ein Ausstellungsprojekt des Arbeitskreises Politik und Zeitgeschichte des Markt Schwabener Franz-Marc-Gymnasiums in Zusammenarbeit mit der Weiße Rose Stiftung e.V. Das Kulturamt in Poing präsentierte die Ausstellung von Oktober bis Dezember 2009 im Rathaus der Gemeinde. Zur Vernissage am 16. Oktober spielte das Ensemble „Marazula“ ergreifende jüdische Klezmermusik.Dank der Projektgruppe in Markt Schwaben ist es möglich, die Ausstellung anlässlich der Gedenk- feier am 27.04.2010 erneut in Poing im Rathaus zu zeigen. Zur Ausstellung erschien eine Begleit- broschüre des Arbeitskreises.

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Plakatentwurf

der Ausstellung

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WARUM EIN MAHNMAL?

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Wie kam es zum Mahnmal und warum ist es wichtig?

Den Zeitzeugen Dr. h. c. Max Mannheimer lernte ich als Direktor des Dom-Gymnasiums Freising kennen, wo er jedes Jahr vor Schülern über seine Schreckensjahre in mehreren Konzentrationslagern einen Vortrag hielt. Nach einer solchen Veranstaltung lud ich ihn nach Angelbrechting zum Mittag- essen ein. Und bei dieser Gelegenheit erzählte er mir, dass er schon einmal in Poing gewesen war, und zwar in dem Todeszug, der unterwegs war mit vorwiegend jüdischen Häftlingen und in Poing einen längeren Aufenthalt hatte. Beim Wiedereinfangen der freigekommenen Gefangenen sei es zu einem Blutbad mit vielen Toten und Verwundeten gekommen. Er sei als Schwerkranker von Leidens-genossen aus dem Zug gehoben worden und nahe dem Bahngleis gelegen. Schließlich sei er von Kameraden wieder in einen Waggon gelegt worden und der Zug habe die Fahrt fortgesetzt, bis zur Befreiung durch die amerikanischen Truppen.

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Ich wohnte noch nicht lange in der Gemeinde Poing und hatte von dieser Katastrophe noch nichts gehört. Nun fragte ich ältere Poinger, die von den Vorgängen wussten und erzählten, was sie in den letzten Kriegstagen mitbekommen hatten. Bei solchen Gesprächen war ich darüber verwundert, dass es in Poing kein sichtbares Zeichen gab, das an die unschuldigen Opfer von Poing erinnerte. Und mir wurde auch zugestimmt, wenn ich fragte, ob es nicht wünschenswert sei, eine Gedenktafel am Ort des Geschehens anzubringen.

So entschloss ich mich im Sommer 2004, beim Bürgermeister und der Gemeinde eine solche Gedenktafel anzuregen. Sie sollte nach meinem Vorschlag im April 2005, also 60 Jahre nach dem Vor-fall angebracht oder aufgestellt werden. Ich verwies auf meine Gespräche mit Dr. h. c. Max Mannhei-mer, Professor Dr. Hans Steinbigler, mit dem bekannten Fernsehjournalisten Friedrich Schreiber und vor allem mit Oberstudienrat Heinrich Mayer, der mit Schülern des Franz-Marc-Gymnasiums Markt Schwaben intensiv über die Vorgänge am Poinger Bahnhof geforscht hatte.

Bürgermeister Hingerl reagierte zustimmend, dachte aber an eine Tafel an der geplanten Bahnü-berführung. Diese ließ und läßt auf sich warten. Um so erfreulicher ist, dass sich der Gemeinderat nun einstimmig entschlossen hat, zum 65. Gedenktag die Initiative zu ergreifen und eine Entschei-dung nicht nur für eine Gedenktafel, sondern für ein richtiges Mahnmal getroffen hat, das nun am 27. April 2010 im Rahmen der 1150-Jahrfeier eingeweiht werden kann. Unser Mahnmal soll die Erin-nerung auch dann noch bewahren, wenn keine Zeitzeugen mehr leben. Es soll an die Opfer erinnern, an die Verbrechen des nazistischen Unrechtsystems und auch an die Poinger, welche bereit waren, geflohenen Häftlingen zu helfen, indem sie ihnen zu essen gaben oder sie versteckten und ihnen so das Leben retteten.

Aber nicht nur erinnern will das Mahnmal. Vor allem soll es uns und die folgenden Generationen dazu auffordern, alles daran zu setzen, dass ein Unrechtsstaat, wie es das sogenannte Dritte Reich war, in Zukunft verhindert wird. Es soll uns auffordern, allen totalitären Tendenzen entschieden entgegenzu-treten und die Menschenrechte zu verteidigen. Wenn man aus der Geschichte sinnvolle Hinweise für die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft gewinnen will, darf man auch dunkle Kapitel nicht ausklammern.

Hans Niedermayer

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„Sie möchten gern, dass sie den Menschen lösche

und seinen Namen ins Vergessen trägt, ...

ein grauer Strich auf einer grauen Fläche.

... ein Schatten, wo sich sonst ein Herz bewegt...“

(aus: Hasso Grabner, Die Häftlingsnummer, September 1938)

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An die Menschenwürde erinnern

Den Toten einen Namen geben, den Opfern ihre Würde, sich der Menschen erinnern und ihrer Schicksale gedenken. Das Mahnmal erinnert an das, was war. Zeigt auf, was geschieht, wenn Mit-menschlichkeit missachtet, Angst, Gleichgültigkeit oder Gewalt mächtig werden. Das Mahnmal macht Geschehenes nicht ungeschehen, aber es appelliert an die Toleranz und ein menschenwürdiges, re-spektvolles Miteinander.

Ende April 1945 wurden anlässlich der Auflösung der KZ-Außenstelle Mühldorf etwa 3.600 Häftlinge mit der Bahn abtransportiert. Am 27. April 1945 machte der Evakuierungstransport auf dem Weg nach Seeshaupt und Tutzing in Poing Station, woraufhin zahlreiche Häftlinge versuchten, sich zu befreien, dabei verfolgt und erschossen wurden.

Ein Mahnmal bei der Bahnstation Poing soll an dieses schreckliche Verbrechen erinnern und der Opfer gedenken. Erste Gespräche dazu fanden bereits im August 2004 statt. Weitere Anregungen engagierter und betroffener Bürger folgten. Am 29. Oktober 2009 hat der Gemeinderat der Errichtung eines Mahn-mals und der Auslobung eines Künstlerwettbewerbs im Landkreis Ebersberg zugestimmt. Die Aus-schreibung erfolgte daraufhin am 03. Dezember, Einreichungsfrist war der 11. Januar 2010. Insgesamt gingen 11 künstlerische Entwürfe ein. Am 04. Februar befand die Jury, bestehend aus Mitgliedern der Gemeindeverwaltung, des Arbeitskreises „Mahnmal“, der Kirche, des Kunstnetzwerkes Poing sowie Zeitzeugen über die eingegangenen Arbeiten und legte dem Gemeinderat ihren Vorschlag zu den Preis-trägern vor. Am 11. Februar wählte der Gemeinderat Karl Orth aus Poing als 1. Preisträger.

Birgitta Nagel, Kulturamt

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AUSSCHREIBUNG

Mahnmal für den Evakuierungstransport von KZ-Häftlingen von Mühldorf über Poing nach Seeshaupt und Tutzing Ende April 1945

Anlässlich der Auflösung der KZ-Lagergruppe Mühldorf nach einem alliierten Bombenangriff am 20. April 1945 werden etwa 3.600 überwiegend jüdische Häftlinge in Güterwagen gepfercht und mit zunächst unbekanntem Ziel abtransportiert. Sie werden begleitet von SS- und Wehrmachtsangehöri-gen. Am 27. April 1945 macht der Evakuierungstransport aufgrund eines Defekts in Poing Station und wird auf einem Nebengleis abgestellt. Am späten Nachmittag verbreitet sich das Gerücht vom Kriegs-ende unter den Wachmannschaften. Einige Bewacher fliehen. Auch zahlreiche ausgehungerte Häftlin-ge versuchen sich zu befreien und riskieren die Flucht in die naheliegenden Häuser und Einödhöfe.

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Nur Wenigen gelingt es, sich mit Hilfe Anwohnender zu verbergen. Eine große Zahl von Häftlingen wird verfolgt und erschossen. Bilanz: mindestens 50 Tote und mehr als 200 Verletzte. Am Abend des 27. fährt der Zug in Richtung Tutzing und Seeshaupt, wo die noch Überlebenden am 30. April endlich befreit werden.

Viele Jahre lang wurde dieses grausame Geschehen verdrängt und verschwiegen, Hilfeleistungen der Bürger, Formen von Verweigerung und alltäglichem Widerstand gegen den Nationalsozialismus we-nig wahrgenommen. Ein Mahnmal bei der Bahnstation Poing soll nun dazu dienen, diesen Teil der Geschichte Poings ins Gedächtnis zurückzurufen und einen Dialog zwischen den Generationen zu ermöglichen.

Zu diesem Zweck wird ein offener, einstufiger Wettbewerb im Landkreis Ebersberg ausgeschrieben. Gefordert ist ein Werk, das sich mit dem Thema des Evakuierungstransports, der Ereignisse in Poing sowie dem Kontext, den verschiedenen Stationen des Todeszugs, auseinandersetzt. Die möglichen Standorte sind dem beigefügten Plan zu entnehmen. Der Plan steht des Weiteren auf der Homepage der Gemeinde Poing zum Download bereit. Die endgültige Entscheidung über den Standort wird vor der Umsetzung im Einvernehmen mit dem Grundstückseigentümer (DB AG) getroffen.

WETTBEWERBSAUSSCHREIBUNG

1. Gegenstand des Wettbewerbs2. Allgemeine Richtlinien3. Gutachtergremium4. Termine und Abgabe5. Abzugebende Unterlagen

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1. Gegenstand des Wettbewerbs

Einstufiger offener Wettbewerb im Landkreis Ebersberg zur Erlangung von Entwürfen für ein künstleri-sches Projekt, eines Mahnmals zur Erinnerung an den Evakuierungstransport und die Ermordung von KZ-Häftlingen bei Poing im April 1945.

Auslober ist die Gemeinde Poing. Der Wettbewerb wird vom Kulturamt der Gemeinde Poing organisa-torisch betreut.

2. Allgemeine Richtlinien

Teilnahmeberechtigt sind alle KünstlerInnen, auch StudentInnen und AbsolventInnen einer einschlä-gigen Studienrichtung aus dem Landkreis Ebersberg, Künstler, die entweder im Landkreis wohnhaft sind oder im Landkreis arbeiten. Teilnahmeberechtigt sind auch KünstlerInnen, die bereits für die Gemeinde Poing gearbeitet haben oder an einer Ausschreibung der Gemeinde Poing beteiligt waren. Jede/r Wettbewerbsteilnehmer/in ist berechtigt, eine Wettbewerbsarbeit einzureichen. Wettbewerbs-sprache ist Deutsch.

Der Auslober erwirbt am eingereichten Entwurf das sachliche Eigentumsrecht. Das geistige Eigen-tumsrecht bleibt dem Verfasser gewährt. Der Einsender erklärt ausdrücklich, dass an den eingereich-ten Werken Dritten keine wie immer namenhabende Rechte welcher Art auch immer zustehen, er da-her alle urheberrechtlichen und Rechte am Werk welcher Art auch immer selbst und uneingeschränkt besitzt und somit auch berechtigt ist, über das Werk zu verfügen. Der Wettbewerbsgewinner überträgt dem Auslober alle Werknutzungsrechte, Veröffentlichungsrechte und Nutzungen jedweder Art und Bezeichnung. Ausdrücklich wird vereinbart, dass die Nutzungen im Sinne des vorstehenden Satzes

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Lageplan für die möglichen Standorte des Mahnmals (grün gekennzeichnete Flächen)

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auch durch Dritte erfolgen können, die dazu vom Auslober ermächtigt wurden. Der Auslober hat das Recht, die Wettbewerbsarbeiten zu veröffentlichen. Er beabsichtigt, die Entwürfe in einer Ausstellung in Poing zu präsentieren.

Eine Kostenerstattung für Aufwand, Material oder anderes findet im Bewerbungsverfahren nicht statt. Der Auslober und das Gremium wählen 3 Arbeiten aus, die dann zur abschließenden Entscheidung dem Gemeinderat vorgelegt werden. Der zweite und dritte Preisträger erhält einen Preis in Höhe von 300 EUR bzw. 600 EUR. Der erste Preisträger erhält den Auftrag, dessen Ausführung von der Gemein-de finanziert wird. Bei einer Realisierung der künstlerischen Maßnahmen ist ein Gesamtbudget von 10.000,- EUR inkl. aller Material- und Nebenkosten vorgesehen.

3. Gutachtergremium

Dem Gutachtergremium ist freigestellt, nach bestem Wissen und Gewissen eine Auswahl aus den eingereichten Entwurfvorschlägen vorzunehmen, wobei keine Erwägungen mitgeteilt werden, die zur Entscheidung geführt haben. Der Einsender hat keinen Rechtsanspruch auf Auskunftserteilung und unterwirft sich voll der freien Entscheidung der Jury. Jeder Rechtsweg gegen die Entscheidung des Gutachtergremiums ist ausgeschlossen.

Das Gutachtergremium setzt sich zusammen aus Mitgliedern des Gemeinderats Poing, der Gemeinde-verwaltung Poing, des Arbeitskreises „Mahnmal in Poing“ und des Kunstnetzwerks Poing.

Das Gutachtergremium hat die eingereichten Wettbewerbsarbeiten nach deren thematischen und künstlerischen Qualität zu beurteilen und zur Realisierung zu empfehlen. Die Jury beurteilt die Einrei-chungen nach folgenden Kriterien: Eingehen auf die Aufgabenstellung, Künstlerische Qualität, Reali-sierbarkeit innerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens, Technische Machbarkeit sowie Betriebs- und

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Instandhaltungsaufwand. Die endgültige Entscheidung über die Ausführung obliegt dem Gemeinderat. Der Gemeinderat ist nicht an die Empfehlung der Jury gebunden.

4. Termine und Abgabe

Die Wettbewerbsentwürfe sind bis spätestens 11. Januar 2010, 18.00 Uhr im Kulturamt der Gemein-de Poing, Rathausstraße 3, 85586 Poing, abzugeben bzw. einzureichen. Bei Einreichung per Post gilt der Tag der Zustellung. Die Unterlagen sind in einem verschlossenen Kuvert mit der Aufschrift „Nicht öffnen“ abzugeben. Nach Durchführung des Auswahlverfahrens durch die Jury werden alle Wettbe-werbsteilnehmerInnen benachrichtigt. Das Mahnmal soll am 27. April 2010 eingeweiht werden.

5. Abzugebende Unterlagen

Der Umfang des Entwurfes, max. 4 DIN A 4 Seiten, umfasst eine Ideenskizze für eine Skulptur, eine Plastik oder ein Objekt, ein Modell mit einer zeichnerischen Darstellung mit allem, was zur Verdeut-lichung notwendig ist, eine kurze Beschreibung der Grundidee des Entwurfes, einen Lebenslauf mit einer Auswahl an Referenzen und ein Einreichblatt mit Daten zur Person, zum Werk, zu Material und Kosten.

Poing, 04.12.2009

Birgitta Nagel

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DIE PREISTRÄGER 1. – 3. PREIS

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KARL ORTH

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Vita

1970 geboren in Münchenseit 2005 selbständiger Metallbildhauer in Poing

Künstlerisches Wirken

Ausstellungen

2006 Mitgliederausstellung Kunstverein Ebersberg Kunstmesse Hanseart, Hamburg K-Galerie, München2007 Gruppenausstellung Kultur zentrum Trudering Mitgliederausstellung Kunstverein Ebersberg Kunstmesse Salzburg2008 Galerie Kass, Innsbruck Kunstmesse Innsbruck Kunstmesse Osnabrück art Bodensee Kunstmesse Salzburg2009 Agora Gallery, New York Chelsea, Ausstellung „Figuratively Speaking“

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1. PREIS

FLUCHT DER KZ-HÄFTLINGE AUS DEM TODESZUG

Das Mahnmal stellt die Flucht der KZ-Häftlinge aus dem Todeszug in einer stilisierten Szene dar. Auf einem weißen freistehenden Betonsockel, der durch seine schräge Oberseite den Blick des Be-trachters auf die Thematik lenkt, sind zum Gedenken an die ermordeten KZ-Häftlinge 50 abstrahierte Eisenskulpturen installiert. Der Hintergrund wird durch aufgesetzte Vierkanteisen begrenzt, welche die Eisenbahnschienen andeuten.

Die Reduzierung und Gleichförmigkeit der einzelnen Figuren bringen die Behandlung der Menschen jener Zeit zum Ausdruck. Die Aberkennung von Würde und Individualität und die Verlorenheit der Flüchtlinge sollen damit dargestellt werden.

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BIWI KÖPPEL

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Vita

Der Bildhauer Biwi Köppel, geboren am 15. Januar 1954 in Landshut, begann seinen künstlerischen Weg an der Akademie der Bildenden Künste in München. Er wurde Meisterschüler von Professor Erich Koch und später sein Assistent. Seit 1985 ist er freischaffender Bildhauer. Er gab die Wohnung seiner Studentenzeit in Haidhausen/München auf, um mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen nach Niederbayern zurückzu-kehren, weil er trotz aller Weltoffenheit heimatver- bunden ist. Er hat schon in Wien, in New York und in Japan ausgestellt. Seine Werke zieren u. a. den Innen-hof der Volkshochschule in Landshut, das Schifffahrts-museum in Regensburg, das Landratsamt in Weiden und die Ortseinfahrt von Poing.

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2. PREIS

STACHEL IM FLEISCH

Ein Dorn unter der Haut, der nicht zu entfernen ist. Gleich nach einer Verletzung entstehende Narbe, die Dich für immer als den, der Du bist, kennzeichnet. Vergleichbar mit den traurigen Geschehnis-sen vom 27.04.1945 in Poing. Das was geschah ist nicht vergessen – zurück bleibt eine Narbe – ein Stachel im Grund der Gemeinde Poing. Nicht spektakulär, nicht anklagend, einfach mahnend. Ein Zeichen, das sowohl die negativen wie auch die positiven Aktionen markiert.

Der Dorn hat eine Länge von 3,70 m, einen oberen Durchmesser von 30 X 30 cm und verläuft konisch. Der Eisendorn wird mit einer Baggerramme bis auf 1,5 m in die Erde getrieben. Schlag auf Schlag. Die Aktion soll gefilmt werden und als Zeitdokument der Vergangenheitsbewältigung existent bleiben. Mit jedem Schlag wird an die Menschen erinnert, die auf Grund ihrer Konfession, ihrer Herkunft und ihres nicht angepassten politischen Handelns zu Tode gekommen sind. Gleichzeitig gedenken wir auch derer, die in dieser lebensbedrohlichen Situation Menschlichkeit und Mut zeigten. Das Verges-senwollen verlängert das Exil. Die Erlösung heißt Erinnerung!

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HANNO GRÖSSL

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Vita

1972 geboren in Kötzting/Oberpfalz1991 Abitur1991 – 1992 Zivildienst1993 – 1994 Studium der Kunstgeschichte, Universität Augsburg1994 – 1997 Ausbildung zum Steinmetz, Immenstadt2000 – 2002 Weiterbildung zum Steinmetz- und Steinbildhauermeister, Fachschule für Steintechnik, München2002 – 2006 Anstellung als Steinmetz- meister, Murnauseit 2006 Steinmetz- und Bildhauer- werkstatt, Lindach, Gemeinde Baiern

Künstlerisches Wirken

seit 1999 Beteiligung Schrottgalerie, Glonn, dort Dauerausstellung2000 – 2001 Dannerausstellung Fachschule für Kunsthand- werker, München

2003 Skulpturenweg „Wind und Wasser“, Gartenfestival, Landshut2004 Ausstellung „KREUZWEISE“, Klosterschule Glonn2005 Ausstellung „Stein Holz Schrott“, Rathaus Ebersberg2005 „STEINZEIT“ Immenstadt 2007 Ausstellung „zwei“, Schrott- galerie Friedel, Glonn2008 Ausstellung „arteve“, Sonthofen Auszeichnungen 2000 2. Preis Dannerwettbewerb, München2001 2. Preis Dannerwettbewerb, München2002 1. Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung2003 1. Preis Skulpturenweg „Wind und Wasser“

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3. PREIS

FLUCHTMOMENT

Für die Visualisierung der Ereignisse vom 27. April 1945 habe ich ein liegendes Objekt entwickelt. Dargestellt sind zwei parallel verlaufende Granitbögen, die symbolisch für den Gefangenentransport in einem Güterzug stehen - diese Granitschienen werden in ein Bett aus Gleisschotter gesetzt. Die Er-eignisse in Poing zeigen sich in einer Momentaufnahme. Ein Teil des inneren Granitbogens wird durch einen Kubus aus 8 - 10 mm starkem abgesäuertem Eisen ersetzt. Er ist an der Stelle platziert, die in etwa den Entfernungen Mühldorf – Poing – Tutzing entspricht. Der Transport war mit dem Geschehen in Poing noch nicht beendet, deshalb setzt der Eisenkubus keinen Schlusspunkt im Gesamtobjekt. Aus dem Eisenkubus werden mit einem feinen Schneidbrenner schlanke menschliche Silhouetten ausge-schnitten und unterschiedlich herausgebogen – Symbol für die Flucht, das Ausbrechen der gequälten Häftlinge. Einige der Umrisse werden ganz herausgeschnitten und hinterlassen eine leere Öffnung – Symbol für die erschossenen Menschen. Bei der Entscheidung, welcher Granit für die Bögen ver-wendet wird, fiel meine Wahl auf einen grau – gelben FLOSSENBÜRGER GRANIT aus dem Oberpfäl-zer Wald. Er erinnert an die unmenschlichen Bedingungen in den Konzentrationslagern des Dritten Reiches. Häftlinge des Konzentrationslagers Flossenbürg mussten unter Einsatz ihres Lebens den Granit für die NS-Prestigebauten brechen und verarbeiten.

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AUSZEICHNUNGEN

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STEFAN DUTTENHOFER ALBIN ZAUNER

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Albin Zauner

Vita

1964 geboren in Innsbruck

- Studium Malerei und Graphik, Akademie der Bildenden Künste, München- Kunsttherapiestudium, München- Kunsttherapeut am Isar – Amper – Klinikum, Taufkirchen

Künstlerisches Wirken

1997 „Echo of my mind“, Installation im Kulturzentrum Gasteig, München2001 Erster Preis beim Skulpturenweg im Neubaugebiet Dorfen2007 Installation „Einzugsgebiet“ im Landratsamt Erding (mit Stefan Duttenhofer), Sonderpreis der Jury2009 Preis der Stadt Erding für die beste Arbeit zum Thema Transparenz2009 „Zeichnungen“ im Rathaus Dorfen2009 Kinderbuch „Das Geheimnis hinter der Sonne“ im Rahmen der Stadtteil- kunst 2009 der Stadt Erding

Stefan Duttenhofer

Vita

1962 geboren in Barcelona - Studium der Freien Kunst, Akademie der Bildenden Künste, München- Kunsttherapiestudium, München Kunsttherapeut am Isar- Amper- Klinikum, Taufkirchen

Künstlerisches Wirken

1996 „Ortung“ Forschungszentrum Garching1997 „Out of Egypt“, Ägyptische Sammlung, München2000 Einzelausstellung Galerie „Kooperati- ve“, Hagen2007 Installation „Einzugsgebiet“ im Land- ratsamt Erding (mit Albin Zauner), Sonderpreis der Jury2010 Teilnahme an der Jahresausstellung, Kunstverein Ebersberg

ALBIN ZAUNER

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TOTES GLEIS

Bei unserem hier vorgestellten Entwurf möchten wir die menschliche Verzweiflung und Not durch die Materialität des gebogenen Stahls zum Ausdruck bringen. Die Skulptur lässt aber auch eine andere Sichtweise zu. Das unvermittelt die Richtung nach oben wechselnde Gleis steht für die Abänderung eines vorgegebenen Weges. Trotz seiner beachtlichen Größe fügt sich die Gleisanlage in die räumli-chen Gegebenheiten des Platzes, nördlich des Poinger Bahnhofs, ein. Sie erinnert an eine Haltestel-lensituation. So ergänzen sich aktuelle Platzgestaltung und mahnendes Erinnern.

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ROBERT GOCKNER

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Vita

1968 geboren in Steinhöring1983 – 1986 Schlosserlehre - Gesellenprüfung 1991 – 1992 Meisterschule München, Meisterprüfung1992 – 1995 Akademie der gestaltenden Handwerke in Aachen (Stipendium der Dannerstif- tung, München)1995 Examensprüfung „Meisterdesigner“ (1. Preis der Stiftergemeinschaft Gewerbeförderung als Jahrgangsbester) 1996 Gründung einer eigenen Werkstatt in Ebersberg1997 – 2003 Studium der Bildhauerei an der Akade- mie der Bildenden Künste in München bei Prof. James Reineking2000 – 2006 Dozent an der Handwerkskammer München, Fachrichtung Metallge- staltung2003 Lehrtätigkeit an der Meisterschule München im Fachbereich Metallgestal- tung und Stilkunde, Diplom in Bildhauerei

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KRIEG UND FRIEDEN

Zur Formfindung – Der Davidstern ist die Grundlage der Skulptur. Von oben gesehen ergeben die sechs Endpunkte der Skulptur die sechs Ecken eines Davidsterns, der als unverkennbares Symbol seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. für das Judentum verwendet wird.

Assoziationen zum Krieg – Durch das Verbinden und Hochstellen der Endpunkte durch das Zentrum des Werkes entsteht eine Ähnlichkeit mit einer Panzersperre, wie sie im Zweiten Weltkrieg sehr oft eingesetzt wurde. Die Farbe Rot soll nicht nur Signalwirkung haben, sondern vielmehr an die Farbe des Blutes erinnern, das während des Krieges geflossen ist. Bei Dunkelheit sollte die Skulptur seitlich von oben mit einem roten Lichtstrahl angestrahlt werden, um die Aufmerksamkeit zu halten. Der Lichtstrahl ist so ausgebildet, wie er im Krieg bei der Flugabwehr eingesetzt wurde.

Gewünschte Wirkung – Wichtig ist, dass ein Ort der Erinnerung entsteht, das Werk berührbar und friedlich ist und somit mit unserer Gesellschaft leben kann. Betrachter, die ohne weiteres Hintergrund-wissen die Skulptur betrachten, sollten aufgrund der besonderen Formen- und Gestaltungssprache aufmerksam beziehungsweise nachdenklich gemacht werden.

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NORBERT HABERKORN

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Vita

seit 1957 in Poing

Künstlerisches Wirken

Künstlerische Tätigkeit: Bildnerisches, Malerei und Skulpturales, Objekte (Maler, Objektkünstler)Stilrichtung: Expressionistischer Surrealismus, Collagen, Cross-Over Techniken Was es sonst über mich zu sagen gibt: Die kosmische Geschichte und Existenz ist Bedingung des mensch-lichen Seins. Kunst – was immer das ist, ist bedingt in der menschlichen Existenz, insofern verbirgt jeder Mensch künstlerisches Potential in sich, ob er das bemerkt oder nicht.

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ZUG IN DEN TOD

Zug, Züge, Vogelzug, Menschenzug, Kreuzzug Spielmannszug, Feldzug, Triumphzug, Kriegszug, Faschingszug, Eisenbahnzug, Letzter Atemzug, Todeszug

Mahnmal „Todeszug“, Mahnung und Zeugnis ohne Idylle – Todeszug, willfährigen, blanken Schienen unentrinnbar folgend, hin zum Tod, wartend in Poing. Aufgerichtet, schwebend erscheinen Schienen und Glas. Zeugnis gebend von der Menschen Macht. Macht zum Guten, Macht zum Bösen. Eingekerb-te Erinnerung in Glas. Tod, 50 Menschen und mehr, sind sein Futter. Aufblinkend aus des Schie-nenkessels Bauch. Schwebend gehaltenes, aufrechtes Eisen, von Taktgebern rhythmischen Schlags. Eisengestänge auch diese Stützen, einst anstimmend die Todesmelodie, monoton zur letzten Fahrt. Gekerbter Quader aus Glas, hervorbrechend aus des Schienenkessels Bauch. Von Hoffnung, von Liebe und von geleisteter Hilfe, von Rettern zeugend. Trotzig und todesmutig zugleich. Alles wagend. Schie-nen aus Eisen und Stahl, zum Himmel zeigend, zum Menschen-Dienst geformt. Nicht liegend, den SS-Todesschergen, dem nationalsozialistischen Regime ergeben, steht das Mahnmal hier – aufrecht – aufgerichtet mahnend. Es steht in unserer und wachsamer Menschen Macht, daß es so bleibt. Nie-mals endende Kümmernis fordernd – Kümmern, heute und morgen ... und übermorgen auch!

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HEINRICH KNOPF

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Vita 1949 geboren in Sindelfingen - Studium an der Fachhochschule für Technik, Stuttgart- Mehrere Jahre Berufsausübung als Dipl. Ing. (FH)- Autodidaktische künstlerische Studien, bild- hauerische Kurse, Seminare und Studien u. a. in Wien, Stuttgart und Kassel

Künstlerisches Wirken

Seit 1986 freischaffend im Bereich der Bildenden Kunst tätig Zahlreiche Ausstellungen in der Bundesrepublik Deutschland1997 – 1998 einjähriges Stipendium der Stadt Gaildorf bei Schwäbisch Hallseit 2004 Wohnort und Arbeitsstätte in Ingelsberg-Zorneding

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SYMBOL FÜR DEN UNBEDINGTEN LEBENSWILLEN

Das Ziel meines Objekts – Ein Mahnmal zu schaffen, das die Kraft des Lebenswillens mahnend an alle richtet, die tendenziös der Versuchung verfallen sind, die Kräfte des Lebens eindämmen zu wollen. Die Energie des Lebenswillens: sie evoziert den Schrei „ICH WILL LEBEN !“, sie setzt sich durch, be-hauptet sich und wächst über die mörderische Destruktion hinaus. Diese Energie möchte ich sichtbar machen. Sie, die letztendlich ein Leben unter den Repressalien der Naziherrschaft möglich machte und zum Überleben Weniger in den KZ’s beigetragen hat. Meine Symbole: Vier quadratische Pfeiler, 3 m hoch dicht angeordnet auf einer quadratischen Fläche als Synonym für enge Ordnungsmacht. Fünf gedrehte, die Pfeiler überragende Bänder, zwischen 3,5 und 4,5 m hoch, eingeschlossen zwischen den Pfeilern als Symbol für den unbedingten Lebenswillen, der über die Destruktion hinaus wächst. Das Kunstwerk soll aus Stahl gefertigt werden, eine Legierung, deren Hauptbestandteil Eisen ist. Eisen, das ursprünglichste, das elementare Material, welches die grundsätzliche Stütze unseres Lebens, unseres Planeten, ist.

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HUBERT MAIER

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Vita

1960 geboren in Bad Reichenhall1982 – 1988 Bildhauerstudium an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Leo Kornbrust. Abschlussdiplom als MeisterschülerSeit 1988 freischaffender Bildhauer in Moosach bei München 1986 – 2009 diverse Bildhauersymposien im In- und Ausland1994, 1999 Leiter des Steinbildhauer- 2004, 2009 symposiums der Sommer- akademie Salzburg

Preise/Stipendien 1989 Förderstipendium des bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst1992 Atelierhaus Stipendium, Worpswede1997 Bohuslän, Steinstipendium Schweden2000 Gastatelier Gmünd, Österreich2001 Internationaler Gestaltungswett- bewerb „Granit im öffentlichen Raum“, 1. Preis2004 Seerosenpreis der Stadt München

Künstlerisches Wirken

Ausstellungen 1990 Skulpturenweg, Wasserburg/Inn1991 Wilhelm-Hacke-Museum, Ludwigs- hafen1992 Galerie Anais, München1993 Kunstverein Cuxhaven1994 Otto Galerie, München1995 Galerie Nadace Svoboda, Prag1996 Galerie Alice Töring, Seefeld1997 Altes Feuerwehrhaus, Bad Reichenhall1998 Galerie Anais, München1999 Steine am Wasser, Göteborg2000 Künstlerhaus am Lenbachplatz, München2001 „Omvandling“ Karlsborg, Schweden 2002 Kapuzinerstadl, Deggendorf 2003 Kunstverein Rosenheim 2004 Skulpturen in der Innenstadt Bad Aibling 2005 Cordonhaus, Cham 2006 KKV-Bohuslän, Schweden 2007 Kulturhaus Holzapfel, Oberbrunnham 2008 Kunstverein Ebersberg

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EIN IN STEIN GEHAUENES ZEICHEN GEGEN DAS VERGESSEN

Der erste Blick zeigt einen ca. 3,6 m hohen monolithen Steinblock mit etwas düster wirkenden dunk-len Schlitzen. Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass es sich um einen stilisierten, auf dem Kopf stehenden Zug handelt. Der Perspektivwechsel ist hierbei das eigentliche Gestaltungsmittel. Der Zug scheint geradewegs in den Abgrund zu fahren, was als Bild durchaus den Ereignissen im April 1945 entspricht. Dieses auf dem Kopfstehen bedeutet aber auch, dass etwas an einer Situa-tion nicht stimmt. Das zu erkennen, darauf zu reagieren und zu helfen, das ist die Botschaft für die Gegenwart. Eine im Boden eingelassene Schrifttafel soll weitere Hinweise geben auf die Ereignisse im April 1945.

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DR. KLAUS-PETER PAUL

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Vita

Dr. Klaus-Peter Paul wurde in Berlin geboren und wuchs in Dresden und Berlin auf. Er beschäftigt sich seit seiner Jugend intensiv mit Kunst. Studiert hat er in Berlin, Göttingen und München Minera-logie und Chemie. Die Wahl zwischen Kunst und Naturwissenschaft führte zunächst zur Chemischen Industrie, ohne dass er dabei oder bei seinen weltweiten Reisen die Kunst aus dem Auge verlor. Ihn führte die Bildende Kunst immer wieder zu Kreativität und Entspannung. Freunde und Lehrer geben in der Freizeit Anregungen zur Methodik in der Kunst. Schulungen und Kurse neben eigenen Studi-en vervollständigen sein praktisches und theoretisches Wissen. War als Manager die Kunst in der Freizeit Erholung, so lohnt es sich für ihn heute neben Malen und Bildhauern auch die Wirtschaft mit ihrer interessanten Problematik im Blickfeld zu behalten. Die für einen Autodidakten breite Kenntnis unterschiedlicher Techniken und Materialien zusammen mit einer berufsbedingten Freude am Expe-rimentieren führt zu ungewöhnlich vielfältigen Ergebnissen. Unabhängig von der Art und Technik sind in den Arbeiten oft Religion, Natur und Menschen präsent. Mit dieser Basis und seinen naturwissen-schaftlich-technischen Kenntnissen ist er bereit, neue Wege zu gehen und hat wenig Respekt vor unbekannten Anwendungen oder Themen.

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HELFENDE HÄNDE

In einem Querschnitt eines für die Kriegsjahre noch typischen Güterwagens drängen sich die Gefange-nen, im Modell auf Klebefolie beidseitig fixiert. In der Skulptur werden die Umrisse aus einer Stahlplatte nach einer Schablone in Originalgröße geschnitten. Links halten Gefangene einen beim Fluchtversuch vom Wachposten angeschossenen Kameraden. Auf dieser Seite verstärken die sich um den Verletzten drängenden Personen die Dramatik. Rechts entspannte Hoffnung: ein Poinger Bürger reicht hilfreich seine Hände. Hoffentlich wird es ihm jetzt kurz vor Kriegsende nicht auch zum Infernal. Das Rostrot ist für die Bahn im Güterbereich die bestimmende Farbe, es ist aber auch die Farbe angetrockneten Blutes. An fünf bayerischen Granitstelen wird das Relief aus nicht weiter rostendem Cordenstahl ver-ankert. Symbolisieren die Stäbe auch zukünftige Gitter für die Gefangenen? Die Granitstehlen sollten in Beton vergossen werden, der auch mit Granit abgedeckt wird. Die genaue Art des Sockels wird sich nach dem Ort der Aufstellung richten. Mit den wertvollen Materialien ist sichergestellt, dass die Skulp-tur dauerhaft mahnen kann. Aber sie soll auch zeigen, dass neben den entsetzlichen Verbrechen der Nationalsozialisten, Menschen immer wieder heldenhaft versuchten, Menschlichkeit zu zeigen, worauf wir auch in Poing stolz sein können.

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BERNHARD RAUSCH

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Vita

Bernhard Rausch wurde am 21.02.1963 in München geboren. Nach dem Abitur besuchte er ein Jahr die Kunstakademie München. Anschließend unterhielt der Künstler 10 Jahre eine Bronzegußwerkstatt in Kufstein. Zur Zeit lebt und arbeitet er in Vaterstetten. Seine Fä-higkeiten in der Metallbearbeitung eignete sich der Künstler autodidaktisch an. Sämtliche Arbeitsschritte – von der Idee bis zur Ausführung in Bronze – liegen in der Hand des Künstlers.

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ERINNERUNG AN DIE SCHRECKEN VERGANGENER TAGE

Das Mahnmal – Erinnerung an die Schrecken vergangener Tage. Eigentlich müsste die Welt zuge-pflastert sein mit solchen. Typisch Mensch - solange wegschauen bis wirklich nichts mehr geht. Bis auf ein Mahnmal. Das Gewissen ist beruhigt. Für ein weiteres Mal. Scheinbar – denn viele wollen noch errichtet werden. Unzählige Male. Man muss nur eben mal wegschauen.

Objektbeschreibung – Eine Schiene ragt schräg in den Himmel. Oben auf – ein lebloser Körper aus Bronze. Die Seele verlässt die materielle Ebene. Am Boden eine Gedenktafel.

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Barbara Weiß

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Vita

1965 in München geboren1985 Abitur, Pestalozzi Gymnasium (musisch) München1988 Kirchenmaler Gesellenprüfung1996 Gestalterin, Akademie für Restaurierung und Gestaltungseit 1997 freiberuflich tätig

Künstlerisches Wirken

- Freischaffende Künstlerin, Restauratorin und Gestalterin- Beteiligung an verschiedenen Ausstellungen in Wasserburg, Ebersberg, München - Einzelausstellungen im Rathaus Zorneding 2002, 2005- Wandgestaltung im Martinstadl, Zorneding Restauratorische Arbeiten im Gemälde- und Skulpturenbereich- Mitarbeit an verschiedenen Restaurierungs- maßnahmen und Befunduntersuchungen: Prinzregententheater (München), Kronprinzenbau Schloss Nymphenburg (München), St. Ägidius und Dreifaltigkeitskirche (Grafing), Rathaus Ebersberg, St. Pankratius (Vaterstetten)

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BETSÄULE

Intention – Ein Mahnmal soll über Generationen hinweg erinnern und Betroffenheit im Betrachter hervorrufen. Meine Intention ist es, darüber hinaus den Betrachter in das Werk mit einzubeziehen. Ihm die Möglichkeit zu geben, durch eigenes Handeln die Erinnerung zu ver-tiefen und seine Verbundenheit mit den Opfern in aller Öffentlichkeit zum Ausdruck zu brin-gen. Als Zeichen hierfür und in Anlehnung an eine Tradition im Judentum sollen Steine in eine Schale gelegt werden. So wird der Gedanke, dass diese schrecklichen Greueltaten nie wie-der passieren dürfen durch das aktive Verhalten der Bürger offensichtlich und weitergetragen. Entwurf – Die Grundidee für den Entwurf war das traditionelle Marterl. Eine vertikale Betsäule, die an stark frequentierten Plätzen an Schicksale erinnert. Die Kombination mit einer Tradition aus dem Judentum zeigt den Respekt vor jenen Menschen, die wegen ihres Glaubens von der nationalsozialis-tischen Schreckensherrschaft verfolgt und ermordet wurden. Der Baum als Zeichen des Lebens, hier reduziert auf seinen Baumstamm, verkohlt, malträtiert. Er ist mit Bandeisen verhangen, als Ausdruck der Gefangenschaft. Der Rost zehrt am Eisen, gibt Hoffnung auf Befreiung, auf Überwindung der Marter. Im Bereich der Schale formt sich das eiserne Gespinst der Fesseln zu einer Krone, stilisierten Knospen ähnlich. Gold als beständiges, edles Material unterstreicht diese Ebene, in der die Bürger durch couragiertes Handeln, versinnbildlicht durch das Legen eines Steines, ihre Solidarität mit den Opfern bekunden und ein Zeichen für die Zukunft setzen.

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IMPRESSUM

Herausgeber Gemeinde Poing, Rathausstr. 385586 Poing

Idee, Konzeption, Gestaltung Birgitta Nagel

Redaktion Birgitta Nagel, Rupert Lönner

Design & Grafik Lönner Marketing, Poing www.loenner.de Druck Druckerei Brummer, Markt Schwaben

© Fotos Karl Orth, Biwi Köppel, Hanno Größl, Stefan Dutten- hofer, Albin Zauner, Robert Gockner, Norbert Haber-korn, Heinrich Knopf, Hubert Maier, Dr. Klaus-Peter Paul, Bernhard Rausch, Barbara Weiß, Gemeinde Poing, Rupert Lönner (S. 35, 39, 49, 53, 61, 65, 69)

© 2010 Gemeinde Poing, alle Rechte vorbehalten Verantwortlich für den Inhalt sind die jeweiligen Textautoren, für den Katalogteil die Künstler

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