36
Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische Gruppen aus Mecklenburg-Vorpommern

Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

  • Upload
    others

  • View
    4

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Böse Bubenund

besorgte BürgerEin Bericht über Rassismus und

Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommernim Jahr 2002

Antifaschistische Gruppen ausMecklenburg-Vorpommern

Page 2: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Einleitung

Anfang JanuarNeustadt-Glewe: Ein antifaschistischerJugendlicher wird am Abend von dreiNeonazis festgehalten, mitSpringerstiefeln getreten und dabeischwer verletzt. [Lobbi]

Anfang JanuarLudwigslust: Eine Gruppe Jugendlicherwird von einem stadtbekannten Nazimit Kampfhund durch dieLudwigsluster Haupteinkaufsstrassegehetzt. Die Polizei lehnt die

Entgegennahme einer Anzeige durcheine der Jugendlichen ab, da dies nurin Begleitung von Erwachsenengeschehen könne. [Lobbi]

01. JanuarLudwigslust: In der Sylvesternachtüberfallen Faschos eine Feier vonJugendlichen. Sie wüten in dem Hausund verletzen Gäste. Anschließendverprügeln sie einen der Partygäste aufdem Heimweg, so daß er imKrankenhaus behandelt werden muß.

Die Polizei sieht keinenZusammenhang in beiden Fällen undspricht von "Beziehungsstreitigkeiten"als Grund der Ereignisse. [SchwerinerVolkszeitung-Ludwigslust]

12. JanuarWolgast: Einem Aufruf der NPD-nahenSchülerinitiative aus Greifswald zurDemo in Wolgast folgen etwa 90Faschos; eine Gegenveranstaltungwird von 150 bis 200 Menschenbesucht. Nach der Demo fährt ein

Neonazi einen jugendlichen Punk vor-sätzlich an. [Berichte, Lobbi]

12. JanuarLudwigslust: Acht Nazis aus NPD undKameradschaftsspektrum, darunterKlaus Bärthel, halten einen Infostandgegen die Ausstellung "Neofaschismusin der BRD" im Jugendzentrum Zebefab. Anlaß waren angebliche gewalttäti-ge Übergriffe gegen Faschisten.[Berichte]

02

Es ist noch ein weiter Weg zu einergesellschaftlichen Situation, in derjeder Mensch unabhängig von Her-kunft, Aussehen und Lebensweiserespektiert wird und respektiert. Aufregionaler Ebene kann sie nur durchdie Vermittlung von Werten imBereich der Sozial- und Jugendarbeit,die die Rechte und die Individualitätder Menschen betonen, sowie in derPolitik erreicht werden. Flüchtlinge,Obdachlose oder Behinderte etwa,die im Alltag diskriminiert werden,müssen in ihren Rechten gestärktwerden. Nicht-rechte und linkeJugendliche, die kulturelle Angebotefern neonazistischer Subkultur bieten,müssen unterstützt werden. Dazuzählt aber auch das bloße solidari-sche Verhalten im Alltag und derAufbau von Strukturen, die sich aneinem Zusammenleben fern von Kon-kurrenz und Missgunst versuchen.

Engagement gegen rechtes Gedan-kengut schließt natürlich auch dasVorgehen gegen die Träger neonazis-tischer Ideologie ein. Die direkteAktion gegen Faschisten kann derenöffentliches Auftreten ebenso verhin-dern wie staatlich-repressive Maß-nahmen, Ausgrenzung oder dieöffentliche Diskussion über sie. Dievorliegende Broschüre soll damit,dass sie einen Überblick über rechteAktivitäten und Strukturen in Mecklen-burg-Vorpommern gibt, Antifa-schist/innen, Medien und anderenlokalen Akteuren, die mit Rassismusund Rechtsextremismus in Berührungkommen, in ihrer Arbeit helfen.

Es ist klar, dass die moralische Empö-

Rassistische, antisemitische und nationalisti-sche Einstellungen sind bei einer Vielzahl derEinwohner Mecklenburg-Vorpommerns ver-breitet. Vom Familienvater, der gegen dieMedienmacht "der Juden" wettert, zum Neo-nazi, der jüdische Friedhöfe mit Hakenkreuzenbeschmiert, ist es ein genauso kleiner Schrittwie vom Nachbarn, der kein Flüchtlingsheim inseinem Dorf haben möchte, zum Neonazi, derFarbige aus der Stadt prügelt. Rechtsextremekönnen sich des Schweigens oder derZustimmung des Großteils der BevölkerungMecklenburg-Vorpommerns sicher sein, wennsie ihre Ideologie in die Tat umsetzen.

rung über Neonazis oder staatlich-repressive Methoden weder emanzipa-torisch sind noch einem progressivenantifaschistischen Ansatz entsprechen.Leider können sich Antifaschist/innen infast allen Städten Mecklenburg-Vorpommerns ihre Bündnis-partner/innen nicht aussuchen. Für eineentwickelte Streitkultur, an der auch"Minderheiten" wie Flüchtlings- oderlinksradikale Gruppen teilhaben könn-nen, ist es unabdingbar, dass diesenicht ständig körperlicher Bedrohungausgesetzt sind und in ihrer Meinungund ihrem Handeln respektiert werden.

Aufgrund ihrer Bedeutung nehmenNeonazis und ihre Strukturen denmeisten Raum in den folgenden Textenein. Staatlicher und institutionellerRassismus werden woanders gründ-licher behandelt. Hierfür sei aufPublikationen von Gruppen Gruppenwie dem Flüchtlingsrat MV verwiesen.

Genaue Zahlenangaben über rechteSkinheads und Neonazis halten wir fürunsinnig. Weder ist das rechtePersonenpotential überschaubar nocheindeutig zuzuordnen. Wer trotzdemZahlen sucht, sei auf den im April 2003erscheinenden Verfassungsschutz-bericht 2002 verwiesen. Es solltejedoch klar sein, dass neben den dortgenannten Zahlen in Bezug aufKonzerte und andere Veran-staltungenvon Neonazis die Dunkelziffer hoch ist.

Die Chronologie "RechtesMecklenburg-Vorpommern" zieht sichüber alle Seiten der Broschüre. In ihrsind unter anderem Fälle rechterGewalt aufgeführt, die bekannt gewor-den sind; die Dunkelziffer liegt natürlichviel höher, da Opfer aus Angst oder feh-lender Zuversicht keine Anzeige erstatt-ten, diese von der Polizei nicht ernstgenommen wird oder keine öffentlicheErwähnung findet. Die Quellen sind inKlammern aufgeführt und vielfach aufder Internet-Seite links-lang.de nachles-bar.

Böse Buben und besorgte BürgerEin Bericht zu Rassismus und

Rechtsextremismus inMecklenburg-Vorpommern im Jahr

2002

Page 3: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

03

12. JanuarSchwerin: Neonazis kleben an die 80Plakate mit antisemitischen Inhalten inder Stadt. [Bericht]

15. JanuarWaren-Müritz: Ein NPD-Mitgliedschlägt auf einen Mann afrikanischerHerkunft ein. Der Neonazi schlägt seinOpfer mit einer Krücke und wirft eineFlasche nach ihm. [Nordkurier-Waren,Lobbi]

15. JanuarGreifswald: Die Fascho-Schülerinitiative führt vor der Arndt-Schule einen Infostand durch, bei demsie neben der eigenen Postille auchdas Nazi-Blättchen 'UnabhängigeNachrichten' verteilt. [Schülerini]

16. JanuarBlowatz: In der Stadtvertretung ärgertmensch sich darüber, daß eineBushaltestelle im Dorf GroßStrömkendorf mit Hakenkreuzen und

Sieg Heil-Sprüchen beschmiert ist.Obwohl die Täter auch demBürgermeister bekannt waren, hatte erbislang nichts unternommen. EineStadtvertreterin des Ortes: "Ich binerbost und traurig, dass Kinder unseresDorfes unsere schöne Bushaltestelleso verwüsten." Wie so oft mangelt esnatürlich an Freizeitmöglichkeiten, sodaß die "Kinder" Bushaltestellen ver-wüsten müssen... [Ostseezeitung-Wismar]

17. JanuarWaldeck: Während der AsylbewerberArthur Vardanian seine Haftstrafe inder JVA Waldeck antritt - bundesweitdie erste wegen Verletzung derResidenzpflicht - protestieren dreißigMenschen gegen die Regelung. EinGnadengesuch des PDS-Abgeordneten Monty Schädel an denJustizminister wurde faktisch abge-lehnt. [Presseberichte und -erklärun-gen]

Inhalt

Einleitung ...02

Inhalt ...03

Neonazis und andere Rechtsextreme - eine Frage der Definition ...04

Rassismus und Ausgrenzung ...06

Rechte Skinhead-Kultur und Neonazi-Musikszene ...08Neonazi-Bands aus Mecklenburg-Vorpommern ...08

Neonazi-Konzerte in Mecklenburg-Vorpommern ...09Neonazi-Versände in Mecklenburg-Vorpommern ...09

Das Blood&Honour-Netzwerk ...09

Rechte Objekte in Mecklenburg-Vorpommern ...10

Rechtsextreme Medien in Mecklenburg-Vorpommern ...12Rechtsextreme Internetseiten ...12

Rechtsextreme Zeitschriften und Zeitungen ...14Das Freie Infotelefon Norddeutschland ...15

“Freie Nationalisten” und neonazistische Kameradschaften ...16Gewalt- und andere Straftaten von Neonazis ...16

Kameradschaften in Mecklenburg-Vorpommern ...16Demonstrationen von “freien Nationalisten” und Kameradschaften ...18

Regelmäßige Aktionen von Neonazis ...19Schändungen von jüdischen Friedhöfen und Gedenkstätten ...20

Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands ...22Kreisverbände der NPD in Mecklenburg-Vorpommern ...23

NPD-nahe Organisationen in Mecklenburg-Vorpommern ...24Demonstrationen der NPD und zugehöriger Organisationen ...25

Weitere öffentliche Aktionen der NPD und zugehöriger Organisationen ...26Medienarbeit der NPD und zugehöriger Organisationen ...26

Land- und Bundestagswahl 2002 ...27Axel Möller, das Störtebeker-Netz und die NPD ...27

Weitere rechtsextreme Organisationen in Mecklenburg-Vorpommern ...28Bündnis Rechts ...28

Freie Deutsche e.V. ...28Junge Landsmannschaft Ostpreußen ...28

Heimattreue Deutsche Jugend ...28Deutsche Volksunion ...29

Die Republikaner ...29

Entwicklung und Ausblick ...30

Personenverzeichnis ...32

Page 4: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

17. JanuarBismark: Der BGS verhaftet in dem Ortbei Pasewalk drei Menschen ausRußland und Polen, die keineAufenthaltsgenehmigung bei sich tru-gen. [Nordkurier-Pasewalk]

17. JanuarNeustrelitz: Die Polizei erwischt vierFaschos, die kurz vorher in denJugendclub "Bunte Hütte" eingebro-chen sind und dort randaliert hatten.Der selbstverwaltete Club wird vor

allem von antifaschistischenJugendlichen besucht. [Nordkurier-Neustrelitz]

17. JanuarGreifswald: Die NPD verkauft einenInfostand in der NeubausiedlungSchönwalde II als Erfolg. [NPD]

17. JanuarAnklam: Mit der kurzen Begründung,daß das nicht "ratsam" sei, wurde derVorschlag von Bunt statt Braun Anklam

abgelehnt, den Schriftzug "GestattenOstvorpommern" auf neuenKreiseingangsschildern auch aufPolnisch hinzuzufügen. [Nordkurier-Anklam]

20. JanuarStralsund:Die Ostseezeitung berichtetüber einen Flüchtling aus dem iraki-schen Teil Kurdistans, der mehrmalsvon Neonazis überfallen wurde,danach einen Selbstmordversuch

unternahm und aufgrund vonSchlaflosigkeit, Panikattacken undAngstträumen psychatrisch behandeltwerden mußte. Er floh nach Göttingenzu Verwandten, wo er im Klinikumbehandelt wird, und will gerne dort blei-ben, doch weder Göttingen nochStralsund wollen die Kosten überneh-men. [Ostseezeitung, junge Welt]

21. JanuarWalkenhagen: An die 100 Einwohnerdes Ortes bei Bad Doberan verwehren

04

AutoritarismusDie freiwillige Eingliederung in ein hie-rarchisches System, das durch dasRecht des Stärkeren gekennzeichnetist, wird als Autoritarismus bezeich-net.

NationalismusNationalismus meint, die Stärke unddas Wohlergehen der eigenen Nationzum obersten Prinzip des individuell-len Handelns erklären.

RassismusDie unveränderliche Ableitung einer"Volkszugehörigkeit" aus derAbstammung und die Zuschreibungbestimmter Eigenschaften an "Völker"macht Rassismus aus. Neuerdingswird von Rechtsextremen statt derBegriffes des "Volks" auch der einerbestimmten "Kultur" genutzt.

AntisemitismusObwohl aus dem jüdischem Glaubeneine angebliche "Rassezugehörigkeit"konstruiert wird, geht Antisemitismusüber Rassismus hinaus. Er siehtJuden als minderwertig an, halluzi-niert aber gleichzeitig eine jüdischeWeltverschwörung herauf, die sichgegen andere "Völker" und vorrangigdas deutsche richtet.

PronazismusDie positive Bezugnahme auf denNationalsozialismus in Form derVerharmlosung oder derRechtfertigung deutscher Verbrechenwird als Pronazismus bezeichnet.

Im Folgenden wird mit den BegriffenRechtsextremismus und Neonazismus gear-beitet. Es ist weitverbreitet, Neonazismus alseine Spielart des Rechtsextremismus zusamm-menzufassen. Rechtsextreme Einstellungenwerden in Deutschland durch folgendeEckpunkte ausgemacht.

Neonazismus fasst die obigenBestandteile in seiner Ideologie desNationalsozialismus zusammen undsteigert sie noch darüber hinaus. Kerndes nationalsozialistischen Weltbildesist die rassistisch definierte"Volksgemeinschaft". Diese streng hie-rarchisch aufgebaute Gesellschaftsetzt die Zugehörigkeit zum "Volk" überalle sozialen Unterschiede und indivi-duellen Interessen. Das Recht desStärkeren, das die Rolle der Mitgliederinnerhalb der "Volksgemeinschaft"bestimmt, wird auch auf dieBeziehungen der anderen "Völker"untereinander übertragen, die sich innationalsozialistischer Weltsicht ineinem stetigen Kampf ums Überlebenbefinden. Hauptfeind aller "Völker" sindjedoch die "heimat- und kulturlosen"Juden, die angeblich nach derHerrschaft über alle "Völker" strebenwürden. Das nationalsozialistischeWeltbild kennt weder die Freiheit nochdie Gleichheit der Individuen und trach-tet danach, derartige Bestrebungen zuunterdrücken.

Neonazis und andereRechtsextreme-

eine Frage der Definition

Page 5: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Definitionen 05

sich in einer Petition gegen dieUnterbringung von Asylbewerbern indem Dorf. "Die Petition richtete sichnicht gegen ein Asylbewerberheim ansich, sondern gegen den StandortWalkenhagen," heißt es.[Ostseezeitung-Bad Doberan] Greifswald: Vor der Fischer-Schule ver-teilt die NPD-Schülerinitiative der Stadtmal wieder ihre Propaganda.[Schülerini]

23. Januar

Anklam: Ein Neonazi verprügelt einen23-jährigen Mann, weil dieser Rudolf-Heß-Aufkleber von einer Laterne ent-fernt hat. Der 28-jährige wird später zueiner Bewährungsstrafe von 7 Monatenverurteilt. [NK-Usedom]

25. JanuarNeustrelitz: In der Nacht dringen meh-rere Neonazis in einen linkenJugendclub ein, sprechen eineMorddrohung gegen einen Besucheraus und verwüsten die Toiletten.

[Nordkurier-Neustrelitz]

25. JanuarWeselsdorf: In Weselsdorf beiLudwigslust stören etwa 8 Neonaziseine private Geburtstagsfeier, schlagendas Auto der Gastgeberin kaputt, ent-wenden das Autoradio und verschwin-den mit Sieg Heil Rufen. Die Polizeitrifft ca. 40 Minuten nach dem Anruf einund entschuldigt sich mit derBegründung Weselsdorf nicht gefun-den zu haben. [Lobbi]

25. JanuarUsedom: Eine Umfrage desPräventionsrates unter allenNeuntklässlern der Insel ergibt, daß siesich wegen der Nazis dort unwohl füh-len. [Nordkurier-Usedom]

26. JanuarGadebusch: Vor einer GadebuscherDiskothek werden Punks von einerGruppe Neonazis aus Roggendorfangegriffen. Auf einen am Boden lie-genden Punk wird weiter eingetreten.

Rechtsextremismus ist ein Begriff, dermilitante Neonazis als auch REP-Wähler, Holocaust-Leugner als auchRevisionisten zusammenfasst unddamit überaus uneindeutig ist.Gleichzeitig setzt seine Verwendung dieAkzeptanz der Totalitarismustheorievoraus: die Einteilung politischer Ideenin eine demokratische Mitte sowie zutolerierende radikale und zu bekämp-fende extreme Pole links und rechts vonihr. Unter dem unklaren BegriffLinksextremismus werden so zumBeispiel trotz ihrer eklatanten politi-schen UnterschiedlichkeitenAnarchist/innen, autoritäreKommunist/innen und militanteAntifaschist/innen zusammengefasst.Mit der Summierung unter den BegriffExtremismus werden so nicht nurrechtsextreme Bestrebungen verharm-lost und linke Ideen diskreditiert, son-dern wird auch die Wechselwirkungpolitischer Meinungen im öffentlichenDiskurs verkannt. Dass politischeForderungen nicht nur in dem Lagerihrer Herkunft bleiben, sondern auchvon der "demokratischen Mitte" aufge-grif-fen werden, zeigt die in den 70erJahren rechtsextreme Parole "Arbeitzuerst für Deutsche", die heute Gesetzist. Ohne, dass Rechtsextreme in derBRD je an einer Regierung beteiligtgewesen sind.

Es wäre wünschenswert, aus den skizz-zierten Gründen um die Verwendungdes Begriffes Rechtsextremismus her-umzukommen. Leider ist das noch nichtmöglich. Neonazismus ist eine der

wenigen klaren Bezeichnungen für einpolitisches Lager desRechtsextremismus. Für die Anhängerder verschiedenen rechten Parteien, fürHolocaust-Leugner, Neurechte,Revisionisten und Antisemiten gibt esnoch keine ähnlich eindeutigeBezeichnung, die der Komplexität ihrerverschiedenen Ideologien gerecht wird.Zumindest für Mecklenburg-Vorpommern kommt die (traurige)Realität dem jedoch entgegen, als dassnur Neonazis und NPD-Anhänger imLand in ihrer gesellschaftlichen Wirkungrelevant sind. Da die NPD trotz vielerNeonazis in ihren Reihen keine neona-zistische Organisation ist, wird sie alsoin dieser Broschüre mit dem problema-tischen Attribut "rechtsextrem" bezeich-net.

Page 6: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

06

Aussetzung einesObdachlosen in Stralsund

Im Dezember des vergangenenJahres wurde in Stralsund einObdachloser von zwei Polizisten inGewahrsam genommen. Obwohl erstark angetrunken ist setzen sie ihn aneiner einsamen Straße aus, wo ererfror. Polizei und Innenminister beteu-erten, dass es keine Vorschriften zurAussetzung gebe. Die betroffenenPolizisten wurden vom Dienst suspen-diert und Disziplinarverfahren eingelei-tet. Ihre Motivation konnte bislang nichtgeklärt werden.

Zwei Andere werden, als sie zur Hilfeeilen, ebenfalls verletzt. [Lobbi]

26. JanuarLöcknitz: In dem Ort bei Pasewalk wirdim Rahmen einer Geburtstagsfeier ineinem öffentlichen Gebäude randaliert.Während der Bürgermeister von einerrechten Aktion spricht, dementiert diePolizei dies. [Nordkurier-Pasewalk]

26. JanuarRügen: Der BGS zeigt elf

Asylbewerber an, die gegen dieResidenzpflicht verstoßen haben. [OZ-Rügen]

28. JanuarRostock: In der Rostocker Südstadttauchen antisemitische Hetzsprüche anHäuserwänden auf. [Lobbi]

29. JanuarCrivitz: Ein Mann wird von mehrerenstadtbekannten Neonazis in derGeschäftszeit durch die Crivitzer

Hauptstrasse gejagt und verprügelt.[Lobbi]

30. JanuarGreifswald: Die NPD führt inSchönwalde I einen angeblich gutbesuchten Infostand durch. DieSchüler gegen Rechts protestieren miteinem Transparent "Gummibärchenstatt Braunbären". [NPD]

31. JanuarBoizenburg: In der Nacht zum 31.

Januar wird der jüdische Friedhofgeschändet. Alle Grabsteine werdenumgestoßen, drei viertel von ihnen zer-stört, und das Tor mit einem Davidsternwird zerstört. [Ostseezeitung-Bützow]

08. FebruarRostock: Zwei Jugendliche werden voreiner Diskothek von Rechten beleidigt.Aus der Gruppe werdenFeuerwerkskörper auf die beidenMädchen geworfen. Eine trägtVerletzungen im Gesicht davon. [Lobbi]

Brave Bürger, Vater Staatund Menschen zweiter Klasse

Rassismus und Ausgrenzungin MV

Rassistischer Einstellungen fanden imJahr 2002 einen Höhepunkt in derunverhohlenen Ablehnung vonFlüchtlingsheimen, die aufgrund ihrerLage fernab von Ortschaften in einigeStädte verlegt werden sollten, durcheinen lautstarken Teil der dort leben-den Bevölkerung. Der Widerspruchgegen die Ressentiments war äußerstgering oder nicht vorhanden.

Ausgrenzungen, Übergriffe undBeleidigungen widerfahren Menschennicht-deutscher Herkunft nicht nurdurch Rechtsextreme und sind für dieBetroffenen alltäglich. Sie werdennicht als gleichwertig akzeptiert: Seies, dass sie beim Einkauf aus Prinzipvon Ladendetektiven verfolgt, nicht inDiskotheken hereingelassen oder beider Wohnungssuche benachteiligtwerden, sei es, dass sie bei Ämternbevormundet werden oder bei alltäg-lichen Besorgungen behandelt wer-den, als müsste man ihnen alles lautund dreimal erklären.

Diese scheinbare Ungleichheit wirddurch die staatliche Gesetzgebungunterstützt. Menschen ohne deut-schen Pass unterliegenSondergesetzen und sollen schon beiihrer Einreise künftig unterschiedenwerden in solche, die Deutschlandnutzen und solche, die es angeblichausnutzen. Jene, Asylbewer-ber/innen, werden bereit jetzt repress-siven Gesetzen unterworfen. Siemüssen mit Gutscheinen statt Bargeldauskommen, sind in lagerähnlichen

Gemeinschaftsunterkünften unterge-bracht und dürfen die Landkreise, in diesie eingewiesen werden, nicht verlass-sen. Arbeit ist Flüchtlingen verboten.

Die Lebensrealität fürAsylbewerber/innen ist bitter: Sie wer-den ausgegrenzt, geschlagen und an-schließend abgeschoben.

Auch im letzten Jahr habenBundesgrenzschutz und Polizei wiederDutzende Menschen an der Einreise indie Bundesrepublik gehindert oder sieabgeschoben.

Page 7: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Rassismus und Ausgrenzung

AnklamNachdem Ducherow nicht mehr inFrage kam, ist seit Ende NovemberAnklam als Standort für einFlüchtlingsheim im LandkreisOstvorpommern im Gespräch. Sofortsprach sich die CDU dagegen aus,sah in den Überlegungen Versuche,die Stadt mit Asylbewerber/innen zu"überfrachten". Der Disko-BesitzerErwin Hübner sammelte 1 200Unterschriften gegen einFlüchtlingsheim in dem Gebäude derKriegsschule. Nach Protesten vonSPD, PDS und "Bunt statt Braun" istes in der andauernden Debatte etwasruhiger geworden.

NeustrelitzAus bautechnischen Gründen sollte dasNeustrelitzer Flüchtlingsheim vomStadtrand in den Stadtteil Alt-Strelitzverlegt werden. Als die Pläne noch nichtspruchreif waren, machte im Februarein anonymes Flugblatt dieAnwohner/innen darauf aufmerksamund prophezeite, dass"Auseinandersetzungen vorprogramm-miert sind." Während einerEinwohner/innenversammlung im Märzwerden Bürger/innen, die auf dieLebenssituation von Flüchtlingen auf-merksam machen, ausgebuht. DerCDU-Landtagsabgeordnete LorenzCaffier unterstützte die Proteste: "DieBürger haben ein Recht, sich zuäußern. Lichtenhagen sollte Warnunggenug sein." Die Entscheidung überden Standort wird bis heute hinausge-zögert.

Der “Dschungelheimerlass”und die Folgen

07

DucherowDas 2 400 Einwohner zählendeDucherow war der erste Ort, in demsich Rassisten lautstark gegen eingeplantes Flüchtlingsheim Gehör ver-schafften. In einer Bürgerversammlungim April sahen sich die 300 anwesen-den Einwohner/innen "Schafe reißen-den" Asylbewerber/innen ausgesetzt,die neben den Bewohner/innen einesBehindertenheims eine weitere"Belastung" für das Dorf seien. Dieaggressive und hasserfüllte Stimmungentlud sich in rassistischenZwischenrufen. Anwesende Neonazismussten angesichts der Äußerungengar nicht erst das Wort ergreifen. Nachder Drohung an CDU-, SPD- und PDS-Vertreter, man werde sie "komplettabwählen", sprachen auch sie sichgegen die Pläne des Kreises aus. In derFolge wurde die Planung desFlüchtlingsheims für Ducherow verwor-fen.

Bad DoberanBewohner/innen und Gewerbe-trei-bende des Gebietes Walkenhagensammelten sofort nach Bekanntwer-den der Pläne, in ihrer Nachbarschaftein Flüchtlingsheim einzurichten, mehrals 100 Unterschriften dagegen. Aufeiner Bürgerversammlung halluzinier-ten die 50 Anwesenden in derMehrheit Asyl-bewerber/innen alsKinderschänder und Ladendiebe. EinMann drohte, dass er sich "schützenwerde"; der Leiter des örtlichen Edeka-Marktes kündigte an, künftig keine"Ausländer" mehr einkaufen zu lassen.Auch die NPD und die Neonazis derKameradschaft Bad Doberan mischtensich ein und verteilten Flugblättergegen die Pläne. Der Flüchtlingsratdes Landes erinnerte daran, dass essich bei Asylsuchenden "um durchVerfolgung und Flucht verunsicherteMenschen handelt, die unserenSchutz und unsere Hilfe brauchen."Das Heim ist in Walkenhagen gebautund im Dezember bezogen worden.Probleme sind noch nicht bekanntgeworden.

09. FebruarDemmin: Fast 200 Faschos folgeneinem Aufruf der NPD unter dem Motto"Arbeitsplätze für Millionen statt Geldfür Kanonen". Obwohl Verwaltung undPolitik zu "stillem" Protest aufrufen, stö-ren 100 bis 150 AntifaschistInnen denAufmarsch immer wieder und lassendie Nazis nicht ungestört durch dieStadt ziehen. Am Rande der Demozeigt ein Einwohner den Hitlergruß.[Berichte]

09. FebruarCrivitz: Neonazis überfallen nach einerFaschingsparty drei Jugendliche undverletzen diese schwer. [Lobbi]

09. FebruarCrivitz: 5-6 Neonazis schlagen mitBaseballschlägern 2 Jugendliche aufdem Nachhauseweg zusammen.[Lobbi]

09. FebruarRostock: Neonazis beschmieren am

Wochenende mindestens drei Stellenin der Südstadt mit meterlangen rassis-tischen Sprüchen. [Ostseezeitung-Rostock, Lobbi]

09. FebruarSchwerin: Schüler berichten überUntersuchungen von Zivilcourageanhand von gespielten Situationen.Wenige Passanten kamen einemFarbigen und einer Freundin zu Hilfe,als diese von einem vermeintlichenNazi angepöbelt und schließlich ange-

griffen wurden. [SchwerinerVolkszeitung-Schwerin]

14. FebruarMecklenburg-Vorpommern: In mehre-ren Städten beschwören Neonazisanlässlich des Jahrestages desBombardements von Dresden dieangeblichen Greueltaten der Alliiertenim zweiten Weltkrieg. [Presseberichte]

14. FebruarCrivitz: Ein Neonazi wird von der

Page 8: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

08

Erste Berührungen mit rechtemGedankengut erfahren vieleJugendliche über Cliquen, die sicheiner diffus neonazistischenSkinhead-Kultur zurechnen. Sie treff-fen sich in Gartenanlagen,Garagenkomplexen, Jugendclubsund Privatwohnungen. Über eineMischung aus Kultur und Politik wer-den die Gruppen zusammengehaltenund wird gleichzeitig auf unterschwell-liger Ebene rechte Ideologie vermitt-telt. Konzerte von Neonazi-Bandswerden besucht, es wird zuDemonstrationen gefahren, kleinereillegale Aktionen werden spontan ver-anstaltet. Dieser Erlebnis-Faktor wirdspäter in den neonazistischenKameradschaften aufrechterhalten, inihrer sozialen Bindung wirken dieZusammenhänge wie Familien. Werjedoch aus ihnen ausbrechen will, hatmit harten Sanktionen zu rechnen.

Rechte Skinhead-Kulturund Neonazi-Musikszene

Neonazi-Bands ausM e c k l e n b u r g -VorpommernAufrufe zur Gewalt, Rassismus,Antisemitismus, NS-Nostalgie odernordische Mystik werden von rechts-radikalen Musikern in unterschiedlich-sten Formen umgesetzt. Oftmals sindrechte Bands als solche nicht wahrzu-nehmen, proben in Kellern vonJugendclubs oder Garagen undbedienen mit ihrer Musik die lokalerechte Szene. Einige der Bands ausMecklenburg-Vorpommern, die imletzten Jahr auch überregional inErscheinung getreten sind, sollen hiervorgestellt werden. Sie haben natio-nale und internationale Kontakte inder Neonazi-Szene.

NordmachtDie Rostocker Band hat sich seit meh-reren Jahren einen guten Ruf in derdeutschen Neonazi Szene erspielt. Siehat mehrere teils indizierte Alben her-ausgebracht. Die Bandmitglieder orga-nisieren auch Konzerte und nutzendabei Strukturen desKameradschaftsbundes Mecklenburgund Kontakte des inzwischen verbote-nen Blood&Honour-Netzwerkes.

André LüdersDer Rostocker Liedermacher hat meh-rere Alben, unter anderem begleitetvon der Band Nordmacht, veröffent-licht. Er ist auch bei rechtenDemonstrationen, etwa einemNeonazi-Aufmarsch am 1.Mai 2002 inFrankfurt/Main, aufgetreten.

SelectionDie Neonazi-Band Selection kommtaus dem Umfeld des inzwischengeschlossenen "Clubs 18" in Sassnitzauf Rügen.

CheruskerDie Band aus Sassnitz spielte 2002mehrmals im örtlichen "Club 18" auf.

SkalingerZwei Tapes der seit mehreren Jahrenaktiven Wolgaster Band wurden indi-ziert. Sie trat 2002 unter anderem beieinem Osterkonzert desKameradschaftsbunds Anklam auf.

Iron FistDie Rechts-Rock-Band aus Neustadt-Glewe fiel damit auf, verboteneNeonazi-Propaganda in ihremProberaum aufzubewahren.

Polizei verhaftet. Er ist das vierteMitglied einer "rechtenSchlägerbande", die seit mehrerenWochen in der Stadt auffiel. Der 20jäh-rige, dem gefährliche Körperverletzungvorgeworfen wird, hatte unter anderemeinen Polizisten mit "Sieg Heil"begrüßt.Gleichzeitig gesteht die Polizei ein, daßsie Fehler machte, als sie Mitgliederder Truppe nach Gewaltverbrechenwieder auf freien Fuß setzte.[Schweriner Volkszeitung]

14. FebruarBrüel: Ein leerstehendes Supermarkt-Gebäude in dem Ort bei Sternberg wirdmit Nazi-Parolen, unter anderem einemHakenkreuz, beschmiert gefunden.[Schweriner Volkszeitung-Sternberg]

15. FebruarGöhlen: Mehrere Jugendliche überfall-len zwei Männer in ihrem Haus undschlagen mit Baseballschlägern undKnüppeln auf sie ein. Während diePolizei von einem Nachbarschaftsstreit

spricht und die Staatsanwaltschaft poli-tische Motive abstreitet, handelt es sichnach Angaben der Betroffenen um eine"Glatzenbande", die die Bewohnernicht das erste Mal überfällt und andem Abend auf Rache aus war. Dreider achtköpfigen Gruppe, aus der einerim Polizeirevier den Hitlgergruß zeigt,werden in U-Haft genommen. NachAngaben einer Zeugin war ihr Auftretengegen ausländerfeindliche SprücheGrund für die Nazis, einzuschreiten.[Ostseezeitung, Schweriner

Volkszeitung-Ludwigslust]

15. FebruarWittstock: An einer Neonazi-Demonstration in dem Ort inBrandenburg, bei der 50 Neonazisohne Protest für "im Gedenken fürDresden" aufmarschieren, nehmenauch Faschos aus McPomm teil. Sietragen ein Transpi mit der Aufschrift"Nationaler Widerstand Ludwigslust88".

Denn eure Taten sindunsterblich / im Geistdie Treuerune weht /und wir werden niemalsruhen / ehe der FeinduntergehtAndré Lüders & Nordmacht, Frei Sozial National

Deutschlands Feindewerft sie nieder /

ein harter Kampf stehtbevor

André Lüders & Nordmacht, Schlacht der Freiheit

Kamerad, wozu Fragen,denk an das was gesche-

hen / für das Reich, fürdie Lieben mußten wirdamals gehen / an denRhein und zur Ostfrontund bis nach Afrika /

in das Land der Ardennenund auch weiter sogarAndré Lüders & Nordmacht, Schlacht der Freiheit

Page 9: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

09

18. FebruarGadebusch: Neonazis dringen nachtsin den alternativen Jugendclub K.U.T.ein, verwüsten die Einrichtung undschmieren Parolen an die Wände. Sievergießen brennbare Substanzen indem Gebäude, in dem fünf Menschenleben, kommen aber anscheinend nichtdazu, sie anzuzünden. [Bericht]

18. FebruarGrimmen: Die NPD-Schülerinitiativeaus Greifswald mischt sich unter eine

Kundgebung gegenSchulschließungen. Dabei verteilen sieihre "Schülerzeitung" "NorddeutschesSprachrohr". [Schülerini]

19. FebruarSchwerin: Der Staatsschutz derLandespolizei, der sich um politischmotivierte Kriminalität kümmert, wen-det sich an die Öffentlichkeit undbeklagt Informationsdefizite. Nicht nurunterschätzen nach Angaben desLeiters der Abteilung im LKA, Ulrich

Hinse, Polizeibeamte vor Ort dasGefahrenpotential von rechtenSkinhead-Gruppen, sondern werdenaus "nicht nachzuvollziehendenBefindlichkeiten" Informationen"bewußt unter der Decke gehalten".[Nordkurier]20. FebruarKühlungsborn: Ein Jugendlicher wirdvon Rechten auf der Strasse angegriff-fen. [Lobbi]

23. Februar

Mecklenburg-Vorpommern: MV-weitkommt es zu Flugblatt-Verteilaktionenanläßlich des Todestages von HorstWessel. [Lobbi]

24. FebruarWöbbelin: Neonazis dringen in dieGedenkstätte des KZ-AußenlagersWöbbelin bei Ludwigslust ein undbesprühen ein Mahnmal mit einemHakenkreuz. Sie zerstören ein weiteresMahnmal und hinterlassen in antisemi-tischer Symbolik einen abgetrennten

Das Blood&Honour-NetzwerkViele Neonazis, die sich mit der Organisationvon Konzerten und der Produktion und demVertrieb von Rechts-Rock-CDs beschäftigten,standen über das Blood&Honour-Netzwerk inKontakt. Blood&Honour-Aktivist/innen ausBerlin und Mecklenburg-Vorpommern veran-stalteten im Bundesland eine Vielzahl konspi-rativ vorbereiter Konzerte, vermarkteten rechteBands vertrieben ihre CDs, bis dieOrganisation 2000 vomBundesinnenministerium verboten wurde.

Ehemalige Blood&Honour-Aktivist/innen sindnichtsdestotrotz noch immer aktiv und nutzenihre alten Kontakte zuKonzertveranstalter/innen und Bands. ImRahmen einer bundesweiten Razzia gegenNachfolgestrukturen der Organisation am 25.April 2002 wurden in Mecklenburg-Vorpommern sechs Objekte durchsucht. DieRostocker Neonazi-Aktivistin Anke Zapf wurdewegen des Verdachts der Weiterarbeit in denBlood&Honour-Strukturen von der Polizeiobserviert.

Neonazi-Konzerte inMecklenburg-Vorpommern

Für die Organisator/innen von Neonazi-Konzerten haben sich nicht nur ein paarEinrichtungen aufgetan, die ihnen bereit-willig Räumlichkeiten zur Verfügung stell-len. Neonazis schaffen sich auch eigeneTreffpunkte wie den "Club 18" in Sassnitz,in denen Konzerte und Partys stattfindenkönnen, oder nutzen eigene Immobilien.Im Jahr 2002 fanden Konzerte unter ande-rem in Sassnitz, Burg Stargard, Neustadt-Glewe, Scharbow, Demmin, Strasburg undRieth statt. Eine Vielzahl vonVeranstaltungen findet unbemerkt von derÖffentlichkeit und damit auch Polizei undVerfassungsschutz statt.

TTV-VersandDer TTV-Versand des HamburgersLars Georgi handelt mit einschlägi-gen Musik-CDs, T-Shirts,Aufnähern, Postern, Fahnen,Videos, Zeitschriften und Büchernfür die Neonazi-Szene. Er ist überein Postfach in Zarrentin beiBoizenburg zu erreichen.

V7-VersandAuch der V7-Versand handelt mitdem üblichen Neonazi-Merchandising. Er wird von demNeonazi Ingo Knauf über einPostfach in Grevesmühlen betrie-ben.

ZentralversandDer Zentralversand stammte ausdem Umfeld des Kreises umThomas Wulff und TobiasThiessen, die auch die ZeitschriftZentralorgan herausgaben. Fürden Versand, der inzwischen nichtmehr zu erreichen ist, zeichnetesich der Ludwigsluster NeonaziKlaus Bärthel verantwortlich.

Neonazi-Versände inMecklenburg-Vorpommern

CDs rechter Bands sowie T-Shirts,Aufnäher, Fahnen und Poster miteindeutiger Symbolik dienen nichtnur der Identifikation von Neonazismit ihrer Szene. Mit ihnen lässt sichauch viel Geld machen, das politi-sche Aktivitäten finanziert und denHändlern ein nicht geringes Zubrotbeschert. Viele Neonazis verkau-fen am Rand von Konzerten ihreWaren oder sind in der Szenebekannt und handeln unter derHand. Aber auch vorgeblich unpoli-tische Musikläden, in kleinerenStädten oftmals die einzigeAnlaufstelle für jede Art von Musik,führen inzwischen offen oder unterder Ladentheke Neonazi-CDs.Eine weitere Bezugsquelle sindVersandhändler mit ihrem umfan-greichen Angebot.

Sassnitz / Club 18Der Treffpunkt in Sassnitz auf Rügen warAnfang des vergangenen Jahres einer derOrte für Konzerte und Partys vonNeonazis. Bis Ende April 2002 fandendort mindestens acht Veranstaltungenstatt. Er wurde Anfang Mai aufgrundVerletzungen der Brandschutzordnunggeschlossen, Ende Mai wurde denBetreibern der Mietvertrag gekündigt.

Burg Stargard /Paintballfabrik

Die Paintballfabrik in Burg Stargard wurdedurch ein Konzert der schwedischenNeonazi-Band "Ultima Thule" im Oktoberbekannt, das von knapp 400 Menschen,ein großer teil Rechte, besucht wurde.Auch andere Veranstaltungen wie einKonzert mit einer rechten Neo-Folk-Bandsprachen ein neonazistisches Publikuman.

ScharbowAufsehen erregte das Gelände desNeonazis Jürgen Witt, als Anfang Juli einOpen-Airs mit mehreren einschlägigbekannten Bands von Rügen in den Ortbei Hagenow verlegt wurde. NachdemAntifaschist/innen die Pläne der Neonazisöffentlich machten, behinderte die Polizeidas Konzert.

DemminIn einer Gaststätte am Ortsrand Demminkonnte Mitte Oktober ungestört die rechteHooligan Band "Kategorie C" aus Bremenauftreten.

Page 10: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Läden, die sich mit ihrem Angebotexplizit an Rechtsradikale richtenoder sogar von diesen betrieben wer-den, gibt es natürlich auch inMecklenburg-Vorpommern. Sie sindder Teil der rechten Infrastruktur, dieder Szene CDs, Bekleidung, Literaturund Propaganda zur Verfügung stel-lt. Die Einnahmen ermöglichen nichtnur den Betreiber/innen das Überle-ben, sondern fließen auch in Projekteder Szene zurück. Immobilien imBesitz von Neonazis dienen nebenLäden ebenfalls als Treffpunkte fürNeonazis. Aber auch eingerichteteGaragen wie in Ueckermünde,Gaststätten wie in Dömitz, Mirowoder Grimmen, Kleingärten,Bahnhöfe, Bushaltestellen undTankstellen können sich alsTreffpunkte für Cliquen von Neonazisetablieren. Zudem machen sich"alteingesessene" Rechte mitTätowier-Läden selbständig, indenen sie ihr Klientel mit einschlägi-gen Tattoos, aber auchSzenekleidung und CDs bedienen.

Rechte Objektein Mecklenburg-Vorpommern

Zutt's Patrioten Treff /Waren-Müritz

Der Laden der Eheleute Doris undAlfred Zutt versorgt seit November1999 seine Kunden mit Neonazi-Merchandising. Die erste Filiale der bei-den im hessischen Ehringhausenwurde 2002 geschlossen. Für die loka-le rechte Szene spielt Zutt's PatriotenTreff eine bedeutende Rolle, als Ladenübt er weit über die Stadt hinaus eineAnziehungskraft auf Neonazis aus.

Tattoo-Shop Walhalla /Ludwigslust

Der Tätowierladen hat im letzten Jahr inLudwigslust eröffnet. Er gehört demüberregional bekannten und inLudwigslust als Schläger berüchtigtemNeonazi Thomas Mutscher und dientals Anlaufpunkt für die Szene der Stadt.

Wotan / LudwigslustIm Herbst hat in Ludwigslust ein zweiterLaden von Neonazis eröffnet. Dort wer-den rechte CDs genauso vertrieben wieKriegs- und neuheidnische Literaturund T-Shirts. Der Laden dient außer-dem als Treffpunkt für lokale Neonazis.

New Dawn / AnklamDer Laden in Anklam, vor Ort unterdem Namen "Pit Bull" bekann, bedientdie lokale Szene mit CDs, Kleidung undmehr. Der Inhaber Markus Thielke istMitglied im KameradschaftsbundAnklam und unterstützt z.B. die"Hilfsorganisation für nationale politi-sche Gefangene und de-renAngehörige e.V." finanziell.

Blood and Pain / AnklamDer Tätowierladen direkt neben demNew Dawn hat im letzten Jahr eröffnetund steht der lokalen Neonazi-Szeneoffen.

Schweinekopf. [diversePressemeldungen]

24. FebruarRaben Steinfeld: Das Mahnmal für dieOpfer des Nationalsozialismus in demOrt bei Schwerin wird von Neonazisheimgesucht und mit einemHakenkreuz beschmiert. Es wird einabgetrennter Schweinekopf hinterlass-sen. [diverse Pressemeldungen]

24. Februar

Boizenburg: Auf dem jüdischenFriedhof werden Grabsteine mitHakenkreuzen beschmiert. Hier wirdebenfalls ein abgetrennterSchweinekopf hinterlassen. [diversePressemeldungen]

24. FebruarPomellen: Zwei Menschen werden amGrenzübergang aufgeschnappt, weilsie einen gefälschten Reisepass beisich tragen. Gegen sie werdenStrafanzeigen wegen illegaler Einreise

beziehungsweise Beihilfe zurSchleusung eingeleitet. [Nordkurier-Pasewalk]

25. FebruarGreifswald: Die Fascho-Schülerinitiative führt vor einer Schulemal wieder einen Infostand durch, beider neben eigener Propaganda auchder Insel-Bote, die Postille derUsedomer Kameradschaften, verteiltwird. [Schülerini]

28. FebruarMalchin: Rechte Jugendliche schlageneine Person zusammen. [Lobbi]

MärzKühlungsborn: Ein armenischerJugendlicher wird an einerKühlungsborner Schule über einen län-geren Zeitraum beleidigt und tätlichangegriffen. [Lobbi]

01. MärzMalchin: Eine Außentür der Siegfried-

10

Page 11: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Boots & Braces / StralsundDer ehemalige Blood&Honour-AktivistSven Faltermeyer versorgt die örtlicherechte Szene in dem Laden mit derüblichen Kleidung.

Gutshaus AmholzBereits im September 1998 haben diebeiden Neonazis Thomas Wulff ausHamburg und Michael Grewe ausLüneburg das Gutshaus in Amholz beiBoizenburg gekauft. Es dient mehrerenNeonazis als Wohnort und wird fürunterschiedlichste Veranstaltungen, vonSonnenwendfeiern bis hin zuSchulungen, genutzt. Anwohner/innenberichteten von einem Schießstand indem Haus.

SalchowIn dem Ort bewohnen mehrereNeonazis, darunter auch der Besitzerdes Anklamer Szene-Ladens NewDawn, Markus Thielke, ein Gehöft mitScheune, in dem schon Partys,Konzerte und Schulungen stattgefun-den haben.

ScharbowDer Neonazi Jürgen Witt vom Verein"Freie Deutsche" veranstaltete auf sei-nem Anwesen bei Hagenow mehrereVeranstaltungen wie ein "Wikingerfest",Rechts-Rock-Konzerte und Sonnen-wendfeiern.

GodendorfIn Godendorf im Kreis Mecklenburg-Strelitz betreibt die Rentnerin WaltrautLintow eine Pension. Ihr Grundstücke inder Umgebung des Dorfes stellte sieauch 2002 wieder der Neonazi-Kameradschaft "UnabhängigerFreundeskreis Mecklenburg" zurVerfügung, die dort Veranstaltungen wieOsterfeuer organisierte.

Neustadt-GleweIn einem alten Fabrikgebäude hat dieNeonazi-Band "Iron Fist" ihrenProberaum. Der Komplex dient gleich-zeitig als Treff für die lokale rechteSzene.

Marcus-Schule wird mit Hakenkreuzenbeschmiert gefunden. [Nordkurier-Malchin]

01. MärzStavenhagen: Ein 15- und ein 17-jähri-ger Jugendlicher rufen am Abend aufdem Busbahnhof unter anderem "SiegHeil". Im Beisein der gerufenen Polizeiwird das wiederholt. [Nordkurier-Teterow]

04. März

Grabow: Mehrere Grabsteine des jüdi-schen Friedhofs werden umgestoßen.[junge Welt]

05. MärzWolgast: Neonazis bekleben denEingang des Büros der PDS mit rech-ten Aufklebern und sprühen an dieWand "Zerschlagt die rote PEST".[Ostseezeitung-Wolgast]

06. MärzRostock: Der jüdische Friedhof wird

geschändet. Neonazis werfenGrabsteine um und sprühen antisemiti-sche Hetze. [diversePressemeldungen]

06. MärzGreifswald: Die NPD führt eineMahnwache vor dem Amtsgerichtwegen der Verhandlung gegen UdoVoigt am kommenden Tag durch.[NPD]

08. März

Rehna: In dem Stadtzentrum vonRehna wird ein 16-jähriger Schüler vonoffenbar Rechtsradikalen schwer ver-letzt. [Lobbi]

09. MärzHohewisch: Bei einemSkinheadkonzert in Hohewisch beiNeustadt-Glewe, beschlagnahmte diePolizei in den Vorkontrollen indizierteTonträger mit rechter Musik. [Lobbi]

09. März

Rechte Objekte 11

Page 12: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Rechtsextreme Medienin Mecklenburg-Vorpommern

Sassnitz: Ein Neonazi-Skinheadkonzert in Sassnitz mit überr-regionaler Beteiligung kann weitestge-hend unbehelligt stattfinden. [Lobbi]

11. MärzNeustrelitz: Bei der Sitzung einesBürgervereins wird von einigen derhundert Teilnehmer gegen ein geplan-tes Asylbewerberheim im StadtteilAltstrelitz polemisiert. Ein Mitarbeiterder Stadtverwaltung bezeichnet es als"Entwertung seines Eigentums", eine

Bürgerin, die auf Toleranz und dieBedrohung von Flüchtlingen hinweist,wird mit Buh-Rufen bedacht.[Nordkurier-Neustrelitz]

11. MärzRostock: Neonazis verkleben Aufklebermit Nazi-Größen. [Lobbi]

12. MärzStralsund: Die NPD hält nach eigenenAngaben am städtischen Platz derSolidarität von 18 bis 21 Uhr eine

Mahnwache "für die ersten deutschengefallenen Soldaten von Kabul" ab. EinGrüppchen Punks wird von der Polizeides Platzes verwiesen, während es zukeinen erkennbaren Reaktionen vonPassanten außer ein paar hupendenAutofahrern kommt. [NPD] 12. MärzUsedom und Umgebung:Nazischmierereien tauchen in Wolgast,Zinnowitz, Trassenheide auf. [Lobbi]

13. März

Altentreptow: Eine 18jährige Persontritt auf einen behinderten Menschenein. [Lobbi]

14. MärzFriedland: Drei kurdische Asylbewerberwerden in Friedland beiNeubrandenburg vor einem Imbiss vonrechtem Mann beleidigt und angegriff-fen. Die Polizei nimmt die Betroffenenin Haft und einzelne Beamte drohen mitAbschiebung. [Lobbi]

12

Es gibt eine Vielzahl von Medienvon und für Rechtsextreme inMecklenburg-Vorpommern. Siestellen entweder eine Gruppe undihre Tätigkeit vor oder richten sichan eine bestimmte Zielgruppe.Internet-seiten sind das unkompli-zierteste und damit verbreitetesteMedium für Rechtsextreme.Zusätzlich gibt es eine Vielzahl vonZeitungen und Zeitschriften rechterGruppen, von denen die wenigstenjedoch regelmäßig erscheinen.Flugblätter werden zu bestimmtenAnlässen veröffentlicht und werdenspäter näher vorgestellt.

InternetDer Kontakt über das Internet isteinfach und Seiten im World WideWeb sind unkompliziert zu erstel-len. In einem Flächenland wieMecklenburg-Vorpommern, das denpersönlichen Kontakt erschwert, istdeshalb das Internet für dieKommunikation wichtig. Im Landgibt es eine Vielzahl vonInternetseiten, die außerdem regel-mäßig aktualisiert werden.

Widerstand Nord /Aktionsbüro

NorddeutschlandDie Internetseite Widerstand Nord wirdvon dem Neonazi Tobias Thiessen ausdem Kreis um den Hamburger ThomasWulff betreut und leitet Interessierte anmehrere Internetseiten weiter. Einedavon, das AktionsbüroNorddeutschland, wird von Thiessen sel-ber betreut. Nicht nur Termine undBerichte über Aktionen sowie Flugblätterzum Herunterladen werden auf der Seiteveröffentlicht, sondern genauso inhaltli-che Positionen, die auch von Neonazisaus Mecklenburg-Vorpommerns disku-tiert werden.

Freies InfotelefonDas Freie Infotelefon ist ebenfalls miteiner Seite im Internet zu finden, dieTermine, Berichte, Flugblätter zumHerunterladen und Kommentare zumZeitgeschehen veröffentlicht. Sie wirdvon dem aus Rostock stammendenHamburger Neonazi Lars Jacobs betrie-ben, der in regem Austausch mit Rechtenaus Mecklenburg-Vorpommern steht undAktivitäten und Kampagnen im Landmaßgeblich unterstützt.

Störtebeker-NetzMitteilungen verschiedenster Neonazisaus dem ganzen Bundesgebiet werdenauf der Seite veröffentlicht und dasZeitgeschehen wird aus rechtsextremerSicht kommentiert. Von dem StralsunderAxel Möller, der sich politisch inMecklenburg-Vorpommern isoliert hat,stammen die meisten Beiträge, aberauch andere Rechte wie der ebenfallsaus Stralsund kommende RobertRupprecht arbeiteten 2002 an der Seitemit.

Page 13: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

14. MärzKarlsburg: Die NPD Ostvorpommernsverteilt in der Umgebung desWohnortes des KreisvorsitzendenMario Kannenberg Propaganda. [NPD]

15. MärzKarow: In dem Ort bei Wismar wird ein19-jähriger vor einer Disco beraubt. DieGlatzen mit "Springerstiefeln mit wei-ßen Schnürsenkeln" schlugen ihr Opferzweimal mit der Faust. [Ostseezeitung-

Wismar]

15. MärzRostock: Die städtische Kunsthallewird mit "Juden raus" in riesigenBuchstaben und zwei Keltenkreuzenbeschmiert. Wenig später werden anti-semitische Schmierereien an einerTankstelle in der Stadt bekannt.[Ostseezeitung, Lobbi]

16. MärzAhlbeck: Auf das Ehrenmal für die

sowjetischen Gefallenen wird einAnschlag mit einem Molotow-Cocktailverübt, der an Sockel und SteleBrandspuren hinterläßt. Die Polizeiermittelt "in alle Richtungen", währendin der Öffentlichkeit ein neonazistischerHintergrund klar ist. [Nordkurier-Usedom]

18. MärzKarlshagen: An Geräten auf dem Hofeiner Grundschule werdenHakenkreuze und rechte Parolen

gefunden. [Nordkurier-Usedom]

19. MärzBismark: Der Nordkurier berichtet, daßder BGS in der Nähe der Ortschaft beiPasewalk eine Gruppe von vierFlüchtlingen gestellt hat, die aus derUkraine und Georgien nach Norwegenflüchten wollten. Die Menschen, darun-ter eine schwangere Frau mit einemsechsjährigen Kind, erwartet dieAbschiebung. [Nordkurier-Pasewalk]

Rechte Medien 13

NPD, Bürgerinitiative zurWahrung der Grundrechte,

SprachrohrDer Greifswalder NPD-Kader MathiasRochow hat Seiten für denLandesverband der Partei, einigeKreisverbände und die von ihr betreuteBürgerinitiative und die "Schülerzeitung"aus Greifswald eingerichtet. Auf denSeiten werden die jeweiligenOrganisationen vorgestellt, wird fürTermine geworben und über Aktionenberichtet.

Ludwigsluster BeobachterDer Ludwigsluster Neonazi Klaus Bärthelberichtet auf dieser Seite über Aktionenvon Rechten aus der Region und komm-mentiert Ereignisse.

Der Weiße WolfDas Neonazi-Fanzine veröffentlicht seineArtikel auch online, obwohl die Seite seiteiniger Zeit nicht mehr zu erreichen ist.Für die Seite zeichnet sich genauso wiedas Fanzine der Mecklenburg-StrelitzerNeonazi David Petereit verantwortlich.

UnabhängigerFreundeskreis Mecklenburg

Die Seite des UFK aus der RegionMecklenburg-Strelitz wird inzwischennicht mehr aktualisiert. Die Neonazi-Kameradschaft informiert über ihreTätigkeit und nordische Mythologie.

keinehaare.comVon Skinheads aus Rostock undUmgebung wird diese Seite betreut,die für Konzerte wirbt und über sieberichtet sowie CDs vorstellt. Obwohldie Betreiber einer rechten Subkulturfrönen, geben sie sich unpolitisch unddistanzieren sich auch schon mal vonNeonazis. In der Ablehnung linkerPolitik und Kultur und der Propagierungvon Nationalismus und Patriotismussind sie sich mit diesen jedoch einig.

Junge LandsmannschaftMecklenburg-Vorpommern

Die revisionistische JLO stellt sich undihre Aktionen auf ihrer Seite vor.Verantwortlich zeichnet sich der ausGreifswald kommende Rechtsextre-mist Michael Gellenthin.

Heimattreue DeutscheJugend

Die Seite dieser völkischen Organisa-tion, die Kinder mit Wanderungen undZeltlagern politisiert, wird ebenfalls vonMichael Gellenthin betreut.

Zutt's Patrioten TreffDer rechtsextreme Laden in Waren-Müritz unterhält im Internet auf derHomepage von Mathias Rochow einekleine Werbeseite.

Rechtsextreme Internetseitenaus Mecklenburg-Vorpommern

Page 14: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Rechtsextreme Zeitschriften undZeitungen aus Mecklenburg-Vorpommern

20. MärzNiepars: Die Ostseezeitung berichtetüber eine Familie in dem Ort inNordvorpommern, die 1993 aus demKosovo geflohen ist. Zwar würde derMann eine Arbeit bekommen, doch ver-weigert der Landkreis die damit ver-bundene Aufenthaltserlaubnis. Er willlieber abschieben. [Ostseezeitung]

20. MärzGadebusch: In der Nacht schmierenNeonazis großflächig Hakenkreuze

und andere faschistische Parolen anWände im gesamten Stadtgebiet.Zeugen berichten von kahlrasiertenMännern, die "Sieg Heil"-gröhlenddurch die Stadt gezogen sind.[Schweriner Volkszeitung-Gadebusch]

20. MärzAltentreptow: Ein 18jähriger überfällteine 20jährige geistig behinderte Frau,drängt sie in einen Hausflur, schlägtdort auf sie ein und tritt sie ins Gesicht.Der Mann wurde in U-Haft genommen.

[Nordkurier-Altentreptow]

22. MärzGreifswald: Die NPD führt einen nacheigenen Angaben erfolgreichenInfostand durch. [NPD]

23. MärzNeubrandenburg: 180 Neonazis folgeneinen Aufruf desKameradschaftsbundes Usedom zurDemonstration, müssen sie nachumfangreichen antifaschistischen

Protesten jedoch abbrechen. [Bericht]

24. MärzStralsund: Das sowjetische Ehrenmalwird mit "Buchstaben und Zahlen"beschmiert. Schon einen Tag vorherwurde das Thälmann-Denkmal mitHakenkreuzen und SS-Runen beschä-digt. [Ostseezeitung-Stralsund]

28. MärzGrevesmühlen: Die Ostseezeitungberichtet, daß ein behindertes

14

Die NPD und mehr noch dieNeonazi-Szene sind inMecklenburg-Vorpommern miteiner Vielzahl von Zeitschriftenbzw. Zeitungen vertreten. Durchdas Aufgreifen regionaler Themenwirken manche auch über dieSzene hinaus.Bundesweite Zeitungen wie"Nation&Europa" werden auch vonNeonazis aus Mecklenburg-Vorpommern gelesen. Rechts-extreme Zeitungen wie die"Nationalzeitung", die "DeutscheWochenzeitung" oder die neurech-te "Junge Freiheit" werden in vielenStädten offen im normalenZeitschriftenhandel angeboten.

Der Insel BoteDie Neonazis Enrico Hamisch, MichaelVedder und Andreas Kühn verbreiteten imletzten Jahr mehrere Ausgaben des "InselBoten". Das vier- bis achtseitige Blättchenversucht, bürgernah und mittels unverfäng-licher Aufmachung antisemitische undrevanchistische Propaganda zu verbreiten.In ihm ist auch Werbung für andereNeonazi-Zeitungen und rechteDemonstrationen zu finden.

Der Fahnenträger ausPommern

Der Fahnenträger wird von einem Kreis umden Usedomer Neonazi Michael Kutschkeherausgebracht. Das streng antisemitischeHeft wartet mit für die Neonazi-Szene typi-schen Berichten von deutscher Geschichte,Demonstrationen und Repression auf.Bisher sind sieben Ausgaben erschienen,die letzten beiden im Jahr 2002. Qualitätund Umfang steigerten sich zunehmends.

Lassaner RundbriefIn eine ähnliche Kerbe wie derFahnenträger schlägt der LassanerRundbrief, von dem bisher drei Ausgabenerschienen sind, zwei davon im vergange-nen Jahr. Die Kameradschaft JungsturmLassan beteiligt sich mit einem "Heft imHeft" am Lassaner Rundbrief.

Der Weiße WolfDer "Rundbrief für Kameraden" wird vondem Mecklenburg-Strelitzer Neonazi DavidPetereit betreut. Von dem Heft, das über dietypische Neonazi-Erlebniswelt von Demos,Knast und NS-Schwärmerei berichtet, ist2002 bereits die 18. Ausgabe erschienen.

Rote haben Namen undAdressen, keinVergeben, keinVergessen!Fahnenträger #6

Der verkörperte Glaubean Volk und Heimat istdie nationale und sozia-le WeltanschaungFahnenträger #7

Es lebe der nationaleSozialismus und falleder mosaischeInternationalismusFahnenträger #6

Ausschaltung allervolksfeindlichen undnaturfeindlichenVorgänge in unsererHeimat.Die wichtigsten Ziele freier Nationalisten, LassanerRundbrief #2

Page 15: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Mädchen von Jugendlichen mit einemStein und einer Flasche beworfenwurde. [Ostseezeitung-Grevesmühlen]

30. MärzRostock: Knapp 130 Neonazis folgendem Aufruf neonazistischerKameradschaften zur Demo imStadtteil Toitenwinkel, um die Ilja-Ehrenburg-Straße umzubennen. EineGegenkundgebung desAntifaschistischen Jugendbündnis fielaus, da das Ordnungsamt sie in einen

anderen Stadtteil verlegt hatte.Stattdessen erteilte die Polizei fast 100AntifaschistInnen Platzverweise.[Ostseezeitung-Rostock]

30. MärzGodendorf: In dem Ort bei Neustrelitzlöst die Polizei am Abend das"Osterfeuer" der Neonazi-Kameradschaft "UnabhängigerFreundeskreis" auf, an dem 80Faschos teilnehmen. Als Grund wirddas zu große Feuer angegeben.

[Nordkurier-Neustrelitz]

31. MärzStrasburg: Die Polizei löst in der Nachtzum 1. April eine Neonazi-Party auf.Während Fascho-CDs sichergestelltwerden, befolgen die 100 bis 140Teilnehmer die Platzverweise.[Nordkurier-Pasewalk]

31. MärzAnklam: In der Nacht zum 01. Aprilüberfallen acht bis zehn Personen eine

Gruppe von Jugendlichen, die aneinem Osterfeuer sitzen, und prügelnnach kurzem Wortwechsel mitKnüppeln auf sie ein. Die Polizeischließt einen rechten Hintergrundnicht aus, der Staatsschutz ermittelt.[Nordkurier-Anklam]01. AprilStralsund: Die NPD führt unter demMotto "Bismarck zu Ehren - GegenSozialabbau und Rentenklau" eineMahnwache an der Bismarcksäuledurch. Der Revisionist und Träger des

Rechte Medien 15

SprachrohrDas Heft der Greifswalder "Schülerinitiativefür freie Meinungsäußerung und -bildung"erscheint bereits seit Mitte des Jahres 2001.Im letzten Jahr wurden sechs Ausgaben imzweimonatigen Rhythmus veröffentlicht, dieAuflagenstärke lag nach Eigenaussagen beibis zu 1000 Stück. Der Anspruch ist niedrigangesetzt. Es werden rechtsradikaleKommentare zum Zeitgeschehen und zurGeschichte veröffentlicht.

Ostseestimme & KreisreporterVon der Zeitung des NPD-Landesverbandes sind im letzten Jahr dreiAusgaben erschienen. Sie wird vomGreifswalder Kreisverband erstellt. DerLudwigsluster "Kreisreporter", der maßgeb-lich von dem NPD-Aktivisten Stefan Köstererstellt wurde, steht dem örtlichen Parteiver-band nahe.

ZentralorganVon dem Zentralorgan, einer professionell-len Publikation von Neonazis um ThomasWulff, Tobias Thiessen und Klaus Bärthel,ist 2002 keine Ausgabe mehr erschienen.

AvantiSeit Ende des vergangenen Jahresbeschäftigten sich Stralsunder Neonazis mitder Erstellung einer “Schülerzeitung” mitdem Namen “Avanti”. Im Januar 2003 ist dieerste Ausgabe erschienen, die mit rechtsex-tremen Kommentaren zum Zeitgeschehen,rassistischen Witzen und abfälligenBemerkungen über nicht-rechteLehrerinnen und Antifaschist/innen aufwar-tete. Verantwortlich zeichnet sich derStralsunder M. Falk.

Freies InfotelefonInfotelefone bedienen ihreZuhörer mit Kommentaren zumZeitgeschehen und Nachrichtenaus der Szene, vorwiegendDemonstrationsankündigungen.Das von dem HamburgerNeonazi Lars Jacobs betriebeneFreie Infotelefon (FIT) verfügtüber Anschlüsse in Rostock undHamburg und wurde auch 2002regelmäßig aktualisiert. Es istebenfalls im Internet präsent. EinRegionalanschluss in Vorpom-mern wurde Ende Januar 2002nach nicht einmal einem Jahrwieder abgeschaltet.

Page 16: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

“Freie Nationalisten” undneonazistische Kameradschaften

Bismarckordens Josef Finck hielt eineRede. [NPD]

02. AprilLudwigslust: Am frühen Morgen wer-den in Ludwigslust zwei Jugendlichevon stadtbekannten Neonazis brutalzusammen getreten. Einer derBetroffenen erleidet durch eineBierflasche schwere Kopfverletzungen.[Lobbi]

05. April

Wolgast: Alle Plakate, die die Anne-Frank-Ausstellung ankündigen, werdenvon Unbekannten abgenommen. Überdie Gesinnung der Täter, so die Polizei,können nur Mutmaßungen angestelltwerden. Die Ausstellung ist schonlange Ziel neonazistischer Hetzte.[Ostseezeitung-Wolgast].

06. AprilRibnitz-Damgarten: Die NPD führteinen Infostand durch, der angeblichganz gut besucht ist. [NPD]

08. AprilUsedom: Der Nordkurier gibt dem neo-nazistischen KameradschaftsbundUsedom (KBU) die Möglichkeit, seineangebliche Selbstauflösung zu demen-tieren und als Aktion von "Linken ausGrambin" zu bezeichnen. Ein imUmlauf befindliches Flugblatt hatte vor-her die Auflösung des KBUs angekün-digt, weil dieser "von Kiffern unterwan-dert" sein. [Nordkurier-Ueckermünde]

08. AprilPomellen: Der BGS hindert einenMann aus Russland an der Einreisenach Deutschland. [Nordkurier-Pasewalk]

09. AprilWolgast: In der Nacht zum 10. April,dem Tag der Eröffnung der Anne-Frank-Ausstellung im Rathaus, wirddieses mit "Pamphleten" plakatiert, dieunter der Überschrift "Alles Lüge" die

16

Mitglieder durch regelmäßigeTreffen und Aktivitäten.Kameradschaften sind hierar-chisch aufgebaut und besitzenmeist einen harten Kern, der dieGruppe zusammenhält undAktionen organisiert.

Besonders in den RegionenVorpommern, Uecker-Randow,Südwestmecklenburg, Rostock,Bad Doberan und Mecklenburg-Strelitz gibt es entwickelteStrukturen von Neonazis und viel-fältige Aktivitäten.

Gewalt- und andereStraftaten von

NeonazisIn Mecklenburg-Vorpommernwurde im Jahr 2002 eine Vielzahlvon Gewalttaten aus neonazisti-scher Motivation ausgeübt. DieOpferberatung Lobbi e.V. hat ineiner Presseerklärung vom März2003 von 70 Gewalttaten mitrechtem Hintergrund im Jahr2002 gesprochen, davon 45Angriffe auf Personen. In deruntenstehenden Chronologie"Rechtes Mecklenburg-Vorpommern" finden sich 111bekannt gewordene Gewalttaten,davon 77 Übergriffe aufPersonen. Mehrfach begangeneTaten im Rahmen eines Vorfallswurden nur einmal gezählt. DieZahlen müssen durch eine hoheDunkelziffer ergänzt werden. DenÜbergriffen gemein ist dieLegitimation durch die angeblicheMinderwertigkeit des Opfers oderden "politischen Kampf". Die

meisten Gewalttaten werden spontan ausder Gruppe heraus verübt. Ähnlich verhält essich mit anderen Straftaten wieSchmierereien von Nazi-Sprüchen oderSymbolik. Des weiteren wird für vieleNeonazis die Verwendung verfassungsfeind-licher Symbole zum Verhängnis. Neonaziskönnen hämische Freude, Verständnis undZustimmung für ihre schlagendenKameraden nicht verbergen, obgleich siesich in ihren Publikationen von Gewalttäterndistanzieren und sogar Konsequenzen ausden eigenen Reihen fordern.

Vor Gericht werden Neonazis oftmals vonbekannten Szene-Anwälte vertreten. Einmalim Gefängnis angelangt werden sie dann vonder "Hilfsorganisation für nationale politischeGefangene und deren Angehörige e.V."(HNG) betreut. Sie erhalten rechtesPropagandamaterial und werden an andereinhaftierte Neonazis vermittelt. So werden sieder rechten Szene erhalten und verlassendie Justivollzugsanstalten häufig mit einemgefestigten rechten Weltbild. Eine Vielzahlvon Neonazis aus Mecklenburg-Vorpommern findet sich in derMitgliederkartei der HNG sowie auf ihrerUnterstützerliste.

Kameradschaften inMecklenburg-Vorpommern

Es gibt mehr als ein DutzendZusammenschlüsse in Mecklenburg-Vorpommern, die als Kameradschaftenbezeichnet werden können und aktive politi-sche Arbeit betreiben. Manche treten dabeinicht öffentlich in Erscheinung, andere wech-seln ständig ihre Namen. Widerrum anderehaben sich im Jahr 2002 aufDemonstrationen oder mittels Publikationender Öffentlichkeit präsentiert. Da sie konspi-rativ handeln, sind ihren Mitgliedern illegaleoder militante Aktionen wie Schändungen,

Aus Enttäuschung über die Wahlschlappe derNPD im Jahr 1998 und die Distanzierung vonrechtsextremen Skinheads haben sich vieleNeonazis von der Partei ab- und lockereren,“freien” Strukturen zugewandt.Kameradschaften besuchen und veranstaltenDemonstrationen und Konzerte, schulen ihreMitglieder und Sympathisant/innen, verbreitenFlugblätter und kleben Plakate. Der Anspruchist dabei unterschiedlich: Während sich diemeisten Kameradschaften aus langjährig akti-ven und ideologisch gefestigten Neonaziszusammensetzen, werden andere aus Cliquenund Freundeskreisen gebildet. Sie gleichensich in der festen sozialen Integration der

Page 17: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Echtheit des Tagebuches anzweifeln.Die Polizei ermittelt daraufhin wegenSachbeschädigung. [Nordkurier-Usedom]

13. AprilStralsund: In den frühenMorgenstunden werden zwei 39- und17-jährige Männer algerischer Herkunftvon drei Männern überfallen, die unterdem Vorwand, Geld zu verlangen, aufsie einschlagen und später einenKampfhund auf sie hetzen.

[Ostseezeitung-Stralsund]

13. AprilStralsund: Mehrere Menschen nicht-deutscher Herkunft werden beimBetreten einer Gaststätte "verbal undtätlich" angegriffen. Als sie später ausunklaren Gründen wiederkommen,kommt es zu einerAuseinandersetzung, als derenResultat der Staatsschutz wegen desVerdachts einer "fremdenfeindlichenMotivation" ermittelt. Gleich nach der

Tat wurde in der Regionalpresse nochden Angegriffenen die Aggressionunterstellt. [Ostseezeitung-Stralsund]

17. AprilGadebusch: Ein 21-jähriger Mann "ausdem Bereich Gadebusch" wird wegenFluchtgefahr in U-Haft genommen. DerNeonazi ist in drei Fällen vonKörperverletzung, zweimal der schwe-ren, verdächtigt; er hatte unter ande-rem einen Mann alternativenAussehens geschlagen und getreten.

[Ostseezeitung-Grevesmühlen]

19. AprilSanitz: Ein Team vom NetzwerkDemokratie und Courage muß dieSchulprojekttage an einer SanitzerSchule abbrechen. Grund dafür sindmassive Bedrohungen von Seitenrechtsextremer Schüler. [Lobbi]

19. AprilGreifswald: Nach Angaben der NPDnehmen Mitglieder der Partei mit

Übergriffe oder Wehrsportlager schwernachzuweisen. Thematisch beschäftigensich die Kameradschaften Mecklenburg-Vorpommerns mit der positiven Darstellungdes Nationalsozialismus und mit derPropagierung eines eliminatorischenAntisemitismus sowie eines völkischenRassismus.Hier werden nur einige der auf lokalerEbene aktiven Kameradschaften und derüberregional aktiven Kameradschafts-bünde des Bundeslandes vorgestellt.Weitere bekannte Kameradschaften sindzum Beispiel die "Aktionsfront freierNationalisten Wolgast", die"Kameradschaft Rostock" und die"Kameradschaft Stralsund".

Ludwigslust 88Der unter anderem in der KameradschaftLudwigslust 88 organisierte Personenkreisvon Neonazis um Klaus Bärthel kann fürvielfältige Aktionen in Ludwigslust undUmgebung verantwortlich gemacht wer-den. Die Kameradschaft war 2002 bei ver-schiedenen Demonstrationen präsent.

Unabhängiger FreundeskreisMecklenburg

Der Unabhängige FreundeskreisMecklenburg ist in Mecklenburg-Strelitzaktiv und fiel vor allem mit seinemInteresse für kulturelle Veranstaltungenund nordische Mythologie auf.

Kameradschaft Bad DoberanDie Kameradschaft Bad Doberan nutzte2002 die Kampagne gegen einFlüchtlingsheim in Bad Doberan für dieVerbreitung ihrer rassistischen Propa-ganda.

Aktionsgruppe RostockSeit Ende des Jahres 2002 ist dieAktionsgruppe Rostock aktiv und verteiltmassiv antisemitische, antiamerikanischeund revisionistische Propaganda. Einer derVerantwortlichen der Gruppe ist derNeonazi Lars Jacobs.

NationalgermanischeBruderschaft Ueckermünde

Die Nationalgermanische Bruderschaft istseit mehreren Jahren vielfältig im Uecker-Randow-Kreis aktiv. Im letzten Jahr unter-stützte sie mehrere Demonstrationen inMecklenburg-Vorpommern.

KameradschaftsbundAnklam

Der Kameradschaftsbund Anklam(KBA) ist bereits seit 1992 aktiv. Erkann für vielfältigste Aktionen,seien es "Gedenkveranstaltungen"oder "Mahn-wachen", Feiern,Flugblatt- und Plakatier-aktionenoder Übergriffe, verantwortlichgemacht werden. Seine Mitgliederverfügen über weitgestreuteKontakte zu anderen Neonazis undkönnen auf gut ausgebauteStrukturen in Ostvorpommernsowie Desinter-esse oderZustimmung in der Bevölkerungaufbauen.

Kameradschaftsbund(Insel) Usedom

Enrico Hamisch als einer der füh-renden Köpfe des Kamerad-schaftsbundes Usedom (KBU,manchmal auch K.b. - I.U.) erregtemit den von ihm angemeldetenDemonstrationen in Neubranden-burg Aufsehen. Wie der KBA ver-fügt der KBU über eine guteOrganisation und rege Kontakte zuanderen Neonazis über dieLandesgrenzen hinweg.

KameradschaftsbundMecklenburg

Der schon seit mehreren Jahrenaktive KameradschaftsbundMecklenburg verfügt über guteKontakte zu ehemaligenBlood&Honour-Aktivisten. SeineMitglieder haben sich im letztenJahr unter anderem an denProtesten gegen ein Flüchtlings-heim in Bad Doberan und regiona-len und überregionalen Demon-strationen beteiligt.

PommerscheAktionsfront

Die Neonazis der PommerschenAktionsfront (PAF) traten imSommer 2002 erstmals inErscheinung. Seitdem versuchensie sich in Vorpommern mitAktionen wie "Gedenkveranstal-tungen", "Mahnwachen", Demon-strationen etc. Der Usedomer

Neonazi Michael Kutschke scheut sichnicht, regelmäßig über ihre Aktivitäten zuberichten, aber auch der Wolgaster MichaelVedder schrieb schon für die PAF. Sie nutzt einPostfach der sogenannten IG "Taten stattWorte" in Wolgast.

Mecklenburgische AktionsfrontIm östlichen Mecklenburg ist dieMecklenburgische Aktionsfront aktiv, die sichim Herbst 2002 bei einer Demonstration erst-mals der Öffentlichkeit präsentierte. Ähnlich wieihre Namensvettern aus Vorpommern bedienendie Neonazis ihr Klientel mit der Teilnahme anDemonstrationen, dem Verteilen vonFlugblättern etc. Die MecklenburgischeAktionsfront nutzt das Postfach eines bekann-ten Neonazis in Neustrelitz.

Hammerskins Mecklenburg /Pommern

Die Hammerskins sind eine streng hierarchischund unter großer Selbstkontrolle stehendeOrganisation von Neonazis, die auch Gewaltbefürworten. Die sehr konspirativ arbeitendenHammerskins gibt es sowohl in Mecklenburgals auch in Vorpommern. Die HammerskinsMecklenburg haben in der Vergangenheit dasHeft "Crossed Hammers" herausgebracht.

17

Page 18: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Demonstrationen von “freienNationalisten” und Kameradschaften

Einverständnis derVersammlungsleitung an einerDemonstration von Studenten arabi-scher Herkunft gegen die israelischeNahostpolitik teil. Es wurden unteranderem antisemitische Parolen wie"Israel - Kindermörder" gerufen. [NPD] 19. AprilWismar: In Wismar wird ein Mann ineinem von Rechten frequentiertenImbiß von drei Neonazis beleidigt,bedroht und angegriffen. Der Mannkann flüchten. [Lobbi]

20. AprilSassnitz: Die Polizei löst eine Party imNeonazi-Treff "Club 18" auf, die von ihrmit dem Geburtstag Adolf Hitlers inVerbindung gebracht wird und an derNazis aus dem gesamtenBundesgebiet teilnehmen. NachFlaschenwürfen werden diePersonalien von 58 Faschos undAnzeigen wegen des Verdachts desWiderstandes, der Beleidigung und derKörperverletzung aufgenommen.

[Ostseezeitung-Rügen]

20. AprilRostock: Eine Feier von mehr als 50Neonazis wird von der Polizei aufge-löst. [Berichte]

20. AprilNeubrandenburg: Der Nordkurierberichtet, daß in derEinwohnerfragestunde derStadtvertretung ein Bürger erzählt, imSozialamt als "dreckiger Jude"

beschimpft worden zu sein. Anstattdem Fall nachzugehen, stellt derStadtverwaltung Strafanzeige wegenVerleumdung. [Nordkurier-Neubrandenburg]

23. AprilStralsund: Ein örtlicher Arzt kritisiert inder Ostseezeitung scharf dieAblehnung der AOK, denVerbandswechsel eines Obdachlosenzu bezahlen. Der Ablehnung der AOK

18

Ein Teil der rechten Erlebniswelt sindDemonstrationen, zu denen gegebe-nenfalls auch ein Hunderte Kilometerweiter Anfahrtsweg in Kauf genomm-men wird. Neonazis können hier einegroße Gruppe Gleichgesinnter undBekannter treffen, Konflikte mit dempolitischen Gegner oder der Polizeiund die Stärke der Gruppe erleben.Außerdem hoffen sie auf die schlei-chende Akzeptanz in der Öffentlich-keit, rechnen damit, dass ihreMeinung mit der Zeit als eine unteranderen wahrgenommen wird. Vongeringerem Gewicht als dieAußendarstellung sind für dieMehrheit der Teilnehmer/innen dieThemen der Demonstrationen.Schwerpunkte sind die Glorifizierungdes Nationalsozialismus und seinerVertreter, Repression durch diePolizei oder die Auseinandersetzungmit Antifaschist/innen.Im Jahr 2002 konnten vonDemonstrationen in Mecklenburg-Vorpommern besonders zwei inNeubrandenburg das überregionaleInteresse von Neonazis wecken.Viele "freie Nationalisten" nahmenauch an den zahlreichenDemonstrationen der NPD teil.

Neubrandenburg, 23. März2002

Nach einer Demonstration im Sommer2001 bereitete der Kameradschafts-bund Usedom unter Enrico Hamisch mitUnterstützung von Neonazis aus ganzMecklenburg-Vorpommern, Branden-burg und Berlin wieder eine Demo inNeubrandenburg vor. 180 Neonazisfolgten dem Motto "Gegen linke Gewaltund rot-rote Politik".

Rostock, 30. März 2002Etwa 130 Neonazis demonstrierten imRostocker Stadtteil Toitenwinkel für dieUmbenennung der Ilja-Ehrenburg-Straße.

Ludwigslust, 11. Mai 2002Nicht mehr als 70 Neonazis folgten demAufruf des Ludwigslusters KlausBärthel, "Gegen die Kumpanei vonStaat und Antifa-Banditen" zu demon-strieren.

Rostock, 31. August 2002Gegen die Inhaftierung des NeonazisManfred Roeder bei Rostock demon-strierte das Lübecker "Bündnis Rechts"mit 80 Teilnehmer/innen.

Neubrandenburg, 13.Oktober 2002

Der Kameradschaftsbund Usedom riefunterstützt von Neonazis ausMecklenburg-Vorpommern, Branden-burg und Berlin sowie der NPD desBundeslandes wieder zur Demonstra-tion auf. Dem Motto "Während dasBürgertum schläft, kämpfen wir umunsere Zukunft" folgten etwa 360Neonazis, darunter auch NPD-Mitglieder.

Page 19: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

ist zu entnehmen, daß ein Anspruchnur besteht, wenn der Behandelteeinen eigenen Haushalt führt.[Ostseezeitung]

23. AprilSchwerin: Für den 28-jährigenAngeklagten im Lichtenhagen-Prozeßwird U-Haft angeordnet. Er sei mehr-mals, zuletzt am 21. April in Schwerin,wegen Gewaltaten aufgefallen.[Ostseezeitung]

24. AprilDucherow: Fast 400 Menschen lehnenbei einer Einwohnerversammlung mitrassistischen Argumenten dieEinrichtung eines Asylbewerberheimsin dem Ort ab, darunter - aus ange-blicher Angst vor Abwahl - auchVertreter von CDU, SPD und der laut-starken PDS. In dem Konflikt hattenNeonazis schon vorher die Stimmungrassistisch angeheizt. [Nordkurier-Anklam]

24. AprilStralsund: Am frühen Morgen rufenzwei 30- und 38-jährige Männer mehr-mals am Apollonienmarkt "Sieg Heil".Die Polizei erstattet Anzeige.[Ostseezeitung-Stralsund]

24. AprilCrivitz: Bei der Erhebung der Anklagegegen einen Beteiligten der sogenann-ten "Crivitzer Krawalle" kommt raus,daß er neben der Körperverletzungunter anderem auch ein großes

Hakenkreuz in Schnee geschoben hat.[Ostseezeitung]

25. AprilWismar: Die SPD-Bürgermeisterin,Rosemarie Wilcken, verweigert derPDS die Antworten auf Fragen nacheinem bevorstehenden NPD-Aufmarsch am 27. April. Stattdessenwird die Angst vor gewaltbereitenStörern geschürt. [Ostseezeitung]

26. April

19

Regelmäßige Aktionen von Neonazis"Heldengedenken"

Die Mitte November am Volkstrauertag stattfin-dende Ehrung der Wehrmacht und dasGedenken an den deutschen Vernichtungs-krieg im zweiten Weltkrieg als "Verteidigungdes deutschen Volkes" ist neben dem Heß-Gedenken ein wichtiges Ereignis für Neonazis.Veranstaltungen gab es wie in den Jahrenzuvor zum Beispiel auf dem Usedomer Golmoder in Goldenbaum bei Neustrelitz, aber auchin Picher bei Hagenow.

Reichspogromnacht, "Marschzur Feldherrenhalle"

Sowohl die Reichspogromnacht von 1938 alsauch der missglückte Hitler-Putsch 1923 sindfür Neonazis Ereignisse, die sie um den 09.November herum thematisieren. So wurden anjüdischen Friedhöfen, Gedenkstätten undBrücken in Ueckermünde, Neustrelitz, beiTorgelow und bei Löcknitz antisemitischeTransparente aufgehängt und Parolengeschmiert.

Für Neonazis haben sich mehrere Datenherauskristallisiert, die ihnen jährlichAnlass zu Aktionen bieten. Landesweit fin-den dann Demonstrationen,"Mahnwachen", Kranzniederlegungen oderFackelmärsche statt und werdenFlugblätter verteilt sowie Plakate undAufkleber verbreitet. Oder es wird sich zubestimmten Anlässen zu Feierlichkeitenzusammengefunden. Schwerpunkte sindaber auch hier die Regionen Vorpommern,Mecklenburg-Strelitz, Südwestmecklen-burg und Rostock mit Umgebung.

SonnenwendfeiernSommer- und Winteranfang werden auchvon Neonazis als Sommer- undWintersonnenwende am 21. Juni undDezember gefeiert. Zu solchen Anlässenwidmen sie sich an Lagerfeuern völkischerFolklore und betrinken sich.

"Dresden-Gedenken"In der alliierten Bombardierung deutscherStädte während des zweiten Weltkriegessehen Neonazis eine "planmäßigeVernichtung des deutschen Volkes", gareinen "Holocaust", und versuchen sichdamit in der Relativierung der deutschenVerbrechen dieser Zeit. Es wurden im letz-ten Jahr um den 13. Februar herumPlakate geklebt und es fand eineDemonstration in Anklam mit 40Teilnehmer/innen sowie eine Kundgebungmit 20 Neonazis in Ueckermünde statt.

"Horst-Wessel-Gedenken"Schon in der Propaganda des DrittenReiches galt der SA-Mann Horst Wesselals ein von Kommunisten ermordeterMärtyrer. Um seinen Todestag am 23.Februar verbreiteten Neonazis im Jahr2002 Handzettel und verklebten Plakate.

OsternOsterfeuer werden auch von Neonazis ver-anstaltet und verschiedenartig kulturellumrahmt. So fand etwa im Anschluss anein Osterfeuer des KameradschaftsbundesAnklam in Ostvorpommern ein Konzert mit

den Bands "Skalinger","Sperrfeuer", "Hateboys" und"Sturm 5" statt. In Godendorf ver-suchten sich die Besucher einerVeranstaltung des UnabhängigenFreundeskreises an "sportlichenWettkämpfen" und "Volkstanz"sowie "Gedichten, Theaterstücken,Gesang, Vorträgen". Die Polizeiging gegen die Veranstaltung inGodendorf vor.

Tag der BefreiungIm Jahr 2002 haben Neonazis denerstmals zum Feiertag erhobenenTag der Befreiung am 8. Mai als"Tag der Niederlage des deutschenVolkes" begangen. So wurden inNeustrelitz und Wolgast zumBeispiel Flugblätter verteilt undPlakate verklebt, während inAhlbeck Neonazis eineKundgebung von Antifa-schist/innen störten. In Rostockdemonstrierten 40 Neonazis zuEhren der "tapfersten Soldaten derWelt".

"Führer-Geburtstag"Der Geburtstag Adolf Hitlers am20. April wird traditionell vonNeonazis mit Partys begangen. Im"Club 18" in Sassnitz löste diePolizei so zum Beispiel ein Konzertgenauso auf wie in Rostock eineParty von über 50 Rechten.

"Rudolf-Heß-Gedenken"Der Hitler-Stellvertreter wird vonNeonazis als angeblicher"Friedensflieger" verehrt, der denzweiten Weltkrieg beenden wollte.Neonazis aus Mecklenburg-Vorpommern pilgerten auch diesesJahr nicht nur zu seinem Grab imbayrischen Wunsiedel, sondernverbreiteten genauso Plakate undAufkleber. In Bützow führten etwa20 Neonazis in der Nacht einespontane Demonstration zumThema durch.

Page 20: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Schändungen von jüdischenFriedhöfen und Gedenkstätten

an die Opfer des DrittenReichs

Demmin: Der Nordkurier berichtet,dass unbekannte NeonazisHakenkreuze an den Durchgang amKirchplatz geschmiert haben. [NK-Demmin]

27. AprilWismar: Knapp 100 Faschos folgendem Ruf der NPD zur Demonstration"Wismars Zukunft liegt auf demWasser"; Maik Spiegelmacher ausGreifswald und Lutz Dessau aus

Rostock plappern über Schiffbau, dieVergangenheit und den Sport. An einerKundgebung des Netzwerkes fürDemokratie, Menschlichkeit undToleranz nehmen nach Presseangaben70 Menschen teil, 40 AntifaschistInnen,die zu den Nazis wollen, werden nichtdurchgelassen. Gegen zwei Faschoswerden Anzeigen wegen desVerwendens von Kennzeichen verfass-sungswidriger Organisationen eingelei-tet. [Ostseezeitung-Wismar]

27. AprilMV / Anklam: Der Nordkurier berichtet,daß im Rahmen einer Razzia gegendas verbotene "Blood&Honour"-Netzwerk auch sechs Objekte inMecklenburg-Vorpommern, davonauch eines in Anklam, durchsucht wor-den seien. Insgesamt gab es 43Durchsuchungen. [Nordkurier-Anklam].

30. AprilMalchin: Der Nordkurier berichtet, daßvon der Schule zur individuellen

Lebensbewältigung am Wedenhof indiesem Jahr schon fünf Anzeigenwegen Vandalismus bei der Polizei ein-gehen. Dort werden oft von einerGruppe Jugendlicher dieAußenanlagen zerstört. [Nordkurier-Teterow]30. AprilNeustrelitz: Neonazis verteilen revisio-nistische Flugblätter zum Tag derBefreiung. [Bericht]

01. Mai

20 “Freie Nationalisten” und Kameradschaften

Im Jahr 2002 gab es erschreckenviele eindeutig rechtsextrem moti-vierte Schändungen von jüdischenFriedhöfen und von Gedenkstättenan den Holocaust oder dieBefreiung vom Faschismus.Öffentliches Aufsehen erregtenbesonders die Zerstörungen undSchmierereien an denGedenkstätten Wöbbelin undRaben Steinfeld sowie dem jüdi-schen Friedhof Boizenburg in derNacht zum 25. Februar.Geschmierte Hakenkreuze, SS-Runen und hinterlasseneSchweineköpfe machen in allendrei Fällen die antisemitischeMotivation der Täter deutlich.Solche Taten sind in der Ideologieder Neonazis Versuche, sich ander angeblichen "jüdischenWeltverschwörung", die im zwei-ten Weltkrieg das Deutsche Reichbesiegt hat, zu rächen und dieBefürwortung oder Leugnung desHolocausts darzustellen. ImGegensatz dazu wurden in derVergangenheit Denkmäler, die derdeutschen Gefallenen in denWeltkriegen gedenken, vonNeonazis für Mahnwachen genutztoder sogar gereinigt.

Boizenburg, 31. Januar 2002In der Nacht zum 31. Januar wurde derjüdische Friedhof geschändet. AlleGrabsteine wurden umgestoßen, ein gro-ßer Teil von ihnen und das Tor mit einemDavidstern wurde zerstört.

Wöbbelin, 24. Februar 2002Neonazis drangen in die Gedenkstätte desKZ-Außenlagers Wöbbelin bei Ludwigslustein und besprühten ein Mahnmal miteinem Hakenkreuz. Sie zerstörten ein wei-teres Mahnmal und hinterließen in antise-mitischer Symbolik einen abgetrenntenSchweinekopf.

Raben Steinfeld, 24. Februar2002

Das Mahnmal für die Opfer desNationalsozialismus in dem Ort beiSchwerin wurde von Neonazis heimge-sucht und mit einem Hakenkreuzbeschmiert. Sie hinterließen einen abge-trennten Schweinekopf.

Boizenburg, 24. Februar 2002Auf dem jüdischen Friedhof wurdenGrabsteine mit Hakenkreuzen beschmiert.Hier wurde ebenfalls ein abgetrennterSchweinekopf hinterlassen.

Page 21: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Mirow: Neonazis aus derKameradschaftsszene der Region neh-men an einer Demonstration gegeneinen Bombenabwurfsplatz teil. Außerein paar AntifaschistInnen stört sichjedoch niemand an ihren Fahnen undrechtsextremen Transparenten.[Berichte]

MaiGüstrow: Ein afrikanischerSozialarbeiter kündigt nach ständigenrassistischen Schikanen seiner

Kollegen das Arbeitsverhältnis ineinem Flüchtlingsheim im LandkreisGüstrow. [Lobbi]

02. MaiSchwerin: Der Nordkurier berichtet,daß auf Veranlassung desVerfassungsschutzes das Verfahrengegen zwei Neonazis, die 1992 einAsylbewerberheim in Boizenburg ange-griffen hatten, aufgeschoben wordenist. Die Behörde hatte dieStaatsanwaltschaft aufgefordert, sich

bei der Strafverfolgung "zurückzuhal-ten", vermutlich, um einen Angeklagtenals V-Mann anzuwerben. [Nordkurier]

03. MaiSchwaan: Bei einem Döner-Imbisswurden in der Nacht die Scheiben ein-geworfen. [Lobbi]

06. MaiLudwigslust: Unter zahlreichenVerbrechen wie Sachbeschädigungund Körperverletzung in der Woche

des 1. Mais fand auch eineVerwendung von Kennzeichen verfass-sungsfeindlicher Organisationen statt,über deren Zusammenhänge diePresse jedoch nicht berichtet.[Schweriner Volkszeitung-Ludwigslust]

06. MaiDucherow: In der Debatte um dieEinrichtung eines Asybewerberheimserinnert der ehemalige Anklamer Vize-Landrat Karl-Heinz Krüger den Kreis anein altes Versprechen, die Gemeinde

“Freie Nationalisten” und Kameradschaften 21

Grabow, 04. März 2002Mehrere Grabsteine des jüdischenFriedhofs wurden umgestoßen.

Rostock, 06. März 2002Der jüdische Friedhof wurde geschändet.Neonazis warfen Grabsteine um undsprühten antisemitische Hetze.

Ahlbeck, 16. März 2002Auf das Ehrenmal für die sowjetischenGefallenen wurde ein Anschlag mit einemMolotow-Cocktail verübt, der an Sockelund Stele Brandspuren hinterließ. DiePolizei ermittelte "in alle Richtungen",während in der Öffentlichkeit ein neona-zistischer Hintergrund klar war.

Stralsund, 24. März 2002Das sowjetische Ehrenmal wurde mit"Buchstaben und Zahlen" beschmiert.Schon einen Tag vorher war dasThälmann-Denkmal mit Hakenkreuzenund SS-Runen beschädigt worden.

Ueckermünde, 12. Juni 2002Die Ehrenmale für die gefallenen sowjeti-schen Soldaten und für den von denNazis ermordeten Sportler WernerSeelenbinder wurden mit Farbe geschän-det und ersteres mit einem Hakenkreuzbeschmiert aufgefunden. Die Polizei gingvon einem politischen Hintergrund aus.

Strasburg, 28. Juni 2002Auf dem jüdischen Friedhof wurden elfGrabsteine umgestoßen. Die Polizeiermittelte in der Folge wegen desVerdachts der Störung der Totenruhe.

Röbel, 15. August 2002Eine jüdische Gedenkstätte - mehre-re Stelen und eine Gedenktafel -wurde zerstört. DieN e u b r a n d e n b u r g e rStaatsanwaltschaft stellte dieErmittlungen ein. OberstaatsanwaltMoser meinte, möglicherweise gehö-re die Tat zu den "heutzutageschlechten Angewohnheiten"Eigentum zu zerstören.

Löcknitz, 28. August 2002Die Lübecker Nachrichten schrieben,dass der jüdische Gedenkstein inLöcknitz im Uecker-Randow-Kreismit Farbe beschmiert worden war.

Grevesmühlen, 05.September 2002

Auf dem ehemaligen jüdischenFriedhof wurden in der Nacht zum 6.September zwei Gedenktafeln umge-worfen und ein Grabstein mit einemHakenkreuz beschmiert.

Bützow, 07. SeptemberNeonazis schändeten den jüdischenFriedhof, indem sie Grabsteineumstießen und zerstörten sowieNazi-Symbole schmierten.

Hagenow, 09. OktoberNach Berichten der SchwerinerVolkszeitung wurde zum wiederhol-ten Mal der Ehrenfriedhof für die KZ-Opfer geschändet. Ein Hakenkreuzwurde an das Eingangstorgeschmiert.

Page 22: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Die NationaldemokratischePartei Deutschlands und ihr

zugehörige Organisationen

"von Asylanten freizuhalten". Er wirdnur darauf hingewiesen, daß es"Asylbewerber" heißt. [Nordkurier-Anklam]

07. MaiSchwerin: Im Prozeß über den rassisti-schen Angriff auf einAsylbewerberheim in Boizenburg imJahr 1992 werden zwei Angeklagte zuBewährungsstrafen wegen Beihilfe zuversuchtem Mord und schwererBrandstiftung verurteilt. Der

Staatsanwalt bezeichnet die beiden inseinem Pladoyer als "jung", "verblen-det" und "aufgestachel" und verwischtjede aktive Rolle an dem Überfall. DerProzeß war vorher wegen der langenVerfahrensdauer und der Beteiligungdes Verfassungsschutzes in dieSchlagzeilen geraten. [Nordkurier]

07. MaiAhlbeck: Einer Anmeldung desNeonazis Enrico Hamisch zu einer"Mahnwache" am 8. Mai wird vom

Landkreis nicht stattgegeben. DieEntscheidung basiere auf demFeiertagsgesetz: ein eingereichtesFlugblatt, das den Tag der Befreiungschmäht, wird dem Wesen des Tagesnicht gerecht. [Nordkurier-Usedom]

07. MaiStralsund: Der NPD wurde eineMahnwache zugunsten der "deutschenOpfer" des 8. Mais untersagt, so daßsie sie am 7. Mai durchführte. [NPD]

08. MaiRostock: Die NPD veranstalet nacheigenen Angaben zusammen mitNeonazis einen Fackelmarsch zuEhren der "tapfersten Soldaten derWelt" mit 40 Teilnehmern. [NPD]

08. MaiAhlbeck: Am sowjetischen Ehrenmallegen Neonazis nach Verbot ihrer"Mahnwache" einen Kranz nieder: "Tagder Befreiung, aber nicht für das deut-sche Volk". Versuche, Flugblätter zu

22

Auch im Jahr 2002 setzte die rechtsextremeNPD ihren Aktionismus fort. Besonders inGreifswald und Umgebung, aber auch inWestmecklenburg und Rostock war sie aktiv. ImWahlkampf machte die Partei mit einerWahlkampftour durch alle größeren Städte desMecklenburg-Vorpommerns auf sich aufmerk-sam.

Landesvorsitzender der NPD ist der AnwaltHans Günter Eisenecker. Seine Stellvertretersind Maik Spiegelmacher, Stefan Köster undLutz Dessau. Dirk Arendt, Josef Fink, BerndFlotow und Mathias Rochow sind Beisitzer imVorstand.

Die "Bürgerinitiative zur Wahrung derGrundrechte" und die "Schülerinitiative für freieMeinungsäußerung und -bildung" gehören fak-tisch zum Greifswalder NPD-Kreisverband. Siesind Teil des Versuches der Partei, sozialeBelange zu thematisieren. Trotzdem werdenauch klassische Inhalte wie Rassismus,Nationalismus oder NS-Nostalgie nicht ausge-spart. Im Jahr 2002 gab die NPD sich wie in denVorjahren Mühe, über angebliche FriedenspolitikAntiamerikanismus, Antisemi-tismus und denWunsch nach einem Deutschland, das für "seineInteressen" eintritt, zu transportieren.

Page 23: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

verteilen und ein Transparent aufzu-hängen, werden von der Polizei verei-telt. [Ostseezeitung-Wolgast,Nordkurier-Usedom]

08. MaiWolgast: In dem Ort werden rechteFlugblätter zum 8. Mai verteilt undFascho-Plakate geklebt. [Nordkurier-Usedom, Ostseezeitung-Wolgast] Ostvorpommern: Die NPD OVP führt ineinigen Orten des KreisesFlugblattaktionen durch. [NPD]

09. MaiGreifswald: Ein 20-jähriger Neonazibricht einem 16-jährigen Punk dieNase. [Ostseezeitung-Greifswald]

09. MaiRom: Vier Faschos überfallen einenJugendclub in dem Ort bei Parchim undprügeln und treten mit ihrenSpringerstiefeln auf die siebenBesucher ein. Anschließend zerstörten

sie das Inventar des Clubs.[Schweriner Volkszeitung-Parchim]

09. MaiFürstensee: Neonazis feiern beiNeustrelitz den Herrentag mit Fascho-Liedern und -Parolen. [Berichte]11. MaiLudwigslust: An die 70 Faschosdemonstrieren hinter den örtlichenKameradschaften gegen die"Kumpanei von Staat und Antifa". Esreden Christian Worch und Klaus

Bärthel als auch der NPD-Landesvorsitzende Hans-GünterEisenecker und der Pressesprecherder Partei, Stefan Köster. Zwischen100 und 150 Menschen folgten einemAufruf der Schüler gegen Rechts zurGegendemo, an die 20AntifaschistInnen begleiteten die Nazi-Demo. [diverse Berichte] 11. MaiScharbow: In der Ortschaft beiHagenow findet ein Fascho-Konzertmit den Bands "Landstorm",

NPD 23

NPD GreifswaldSeit 1999 gibt es den sehr aktivenKreisverband in Greifswald. DieMitglieder um Maik Spiegelmacher füh-ren unter anderem Demonstrationendurch, sind für Kinderfeste verantwort-lich, halten Infostände und"Mahnwachen" ab, verteilen Flugblätterund veranstalten Schulungen. AufInitiative der NPD wurden eine Bürger-und eine Schülerinitiative in der Stadtgegründet. Der Kreisverband gibt sichbürgernah und protestierte im vergan-genen Jahr auch schon mal gegenSchließungen von Schulen oderPostfilialen. Ausgehend von derGreifswalder NPD wurden ebenfalls dieVerbände in Ostvorpommern undStralsund wiederbelebt und zahlreicheInfostände in Vorpommern durchge-führt. Nach dem Zerwürfnis mit demNeonazis Axel Möller im Herbst desJahres 2001 konnte der Kreisverbandnicht mehr mit politischen Innovationenaufwarten. Die NPD-Mitglieder arbeitenauch mit Neonazis aus demKameradschaftsspektrum, etwa Mitglie-dern der Pommerschen Aktionsfront,zusammen. Aktive Greifswalder NPD'lersind zum Beispiel Josef Fink, HannesGerlach, Caroline Beetz, MathiasRochow und Marco Mathias.

NPD StralsundDer Stralsunder NPD-Kreisverbandwurde 2001 auf Initiative desGreifswalder Verbandes reanimiert.Unter dem Vorsitzenden Dirk Arendtwurden 2002 vor allemInformationsstände und "Mahnwachen"abgehalten. Weitere bekanntere Aktivesind Bernd Flotow und Martin Peters.

NPD OstvorpommernDer Kreisverband Ostvorpommernwurde im Jahr 2001 auf Initiative desGreifswalder Parteiverbandes gegrün-det. Vorsitzender ist der KarlsburgerMario Kannenberg. Der Verband hat imletzten Jahr mehrere Infostände imKreis durchgeführt.

NPD RostockDer Rostocker NPD-Kreisverbandunter dem ehemaligen JournalistenLutz Dessau machte im vergangenenJahr mit Flugblattaktionen undInformationsveranstaltungen auf sichaufmerksam.

NPD LudwigslustIm Kreis Ludwigslust arbeitete StefanKöster als bekannterer NPD-Funktionär ungezwungen mit Neonaziswie Klaus Bärthel zusammen. DerKreisverband zeichnete sich im letztenJahr für Infostände, etwa gegen eineAusstellung über Faschismus in derBRD, verantwortlich.

NPD NeubrandenburgDer im Sommer von den GreifswalderNPD'lern installierte Neubrandenbur-ger Verband verteilte des ÖfterenPropaganda in der Stadt. MichaelDugall, Stephanie Brückner und PierroHerbert vertraten den Kreisverband inder Öffentlichkeit.

NPD DemminDie Aktiven des Demminer Kreisver-bandes der NPD traten während derDemonstrationen in dem Ort inErscheinung. Als Kreisvorsitzenderwird Martin Drechsel genannt.

Kreisverbände der NPD

Nach Eigenangaben der NPD gibt esfast im gesamten Land Kreisverbände.Real sind jedoch nur die KreisverbändeGreifswald, Ostvorpommern, Stralsund,Rostock, Ludwigslust und Neubran-

denburg in Erscheinung getreten.Aktive NPD-Mitglieder gibt es jedochauch im Kreis Demmin und im Müritz-Kreis.

Page 24: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

NPD-nahe Organisationenin Mecklenburg-Vorpommern

"Selbststeller" und "Schall und Rausch"statt. Es finden sich an die 200Neonazis ein. [Stoertebeker-Netz]

11. MaiStralsund: Ein Kinderfest der NPDstößt selbst nach Angaben der Parteiauf geringes Interesse. War wohl kei-ner da. [NPD]15. MaiNeubrandenburg: Ein 17- und ein 20-Jähriger misshandeln und töten den19-jährigen Behinderten Klaus L. Sie

zertreten den Kopf ihres Opfers bis zurUnkenntlichkeit. Die Täter werden zwieWochen später verhaftet. Sie stammenaus Neubrandenburg und demLandkreis Demmin. [Lobbi]

17. MaiSassnitz: Zwei Jugendliche überfalleneinen 13-jährigen und treten mitSpringerstiefeln auf ihn ein.[Ostseezeitung-Rügen]

17. MaiLudwigslust: Am frühen Morgen wer-den in Ludwigslust drei Döner-Geschäfte mit Pflastersteinen ange-griffen. [Lobbi]

23. MaiKlein Belitz: Die SVZ berichtet, dasssich in dem örtlichen JugendclubNeonazis aus der Region treffen undfeiern. [Schweriner Volkszeitung-Bützow]

25. MaiUeckermünde; Am Abend überfallenmehrere Nazis zwei Punks, schlagensie und springen auf ihre Köpfe. DerEisdielenbesitzer, vor dessen Ladensich das Geschehen abspielt, verweistdie Nazis in einen nahen Wald und ruftauch nicht die Polizei. [Berichte,Nordkurier-Ueckermünde]

26. MaiSassnitz: Die Polizei entdeckt

24 NPD

Schülerinitiative für freieMeinungsäußerung und -

bildungAnfang des Jahres 2001 wurde durchden Greifswalder NPD-Kreisverbanddie "Schülerinitiative für freieMeinungsäußerung und -bildung"gegründet. Wenige Zeit später brachtesie ihr Heftchen "Sprachrohr" heraus,das bis heute alle zwei Monateerscheint. Neben Informationsständen,bei denen auch Zeitungen vonNeonazis verteilt werden, und derVerbreitung ihres Heftes versucht dieInitiative, Belange von Schülern zu the-matisieren. Nach Eigenangaben gibt esAbleger der Schülerinitiative in Waren-Müritz, Demmin und auf Usedom. Dieehemaligen Vorsitzenden CarolineBeetz und Hannes Gerlach wurden imletzten Jahr von Maik Sponholz abge-löst. Als Ansprechpartner wurde fürDemmin Marcel Kummerow und fürWaren Lisa Kielmann angegeben.

Bürgerinitiative zurWahrung der Grundrechte

Die Greifswalder "Bürgerinitiative zurWahrung der Grundrechte" wurdeAnfang des Jahres 2001 anlässlicheiner rassistischen Unterschriften-sammlung vom örtlichen NPD-Kreisverband gegründet und versuchtefortan mit Informationsständen sozialeBelange zu thematisieren. Für dieAktivitäten der Initiative zeichnet sichHolger Kickhefel verantwortlich.

Page 25: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Hakenkreuze, die an die Wand einesEinkaufszentrums geschmiert wordensind. [Ostseezeitung-Rügen]

28. MaiNeustrelitz: Neonazis laufen währendeiner Veranstaltung zum letztenSchultag mit rechten Transparentenherum und gröhlen rechte Parolen. DieSchüler unternehmen nichts. [Bericht]

31. MaiWiendorf: Mehrere vermummte Nazis

greifen eine Gruppe von Schülern mitBaseballschlägern und anderenSchlagwaffen an einer Bushaltestelle inWiendorf bei Schwaan an. Dabeibeschädigen die Täter auch ein Auto.[Lobbi]

JuniKühlungsborn: Ein Angestellter einerWachschutzfirma imAsylbewerberheim Kühlungsborn wirdnach Druck von außen auf Grund stän-diger rassistischer Beleidigungen

gegenüber Bewohnern des Heimesentlassen. [Lobbi]

01. JuniGreifswald: Die NPD-Schülerinitiativedemonstriert mit ca. 60 Nazi-Glatzen"Gegen Medienhetze und politischeVerfolgung". Zwischen 80 und 100GegendemonstrantInnen begleiten dasAufmärschchen und bringen es mitSitzblockaden zeitweise zum Stoppen.[diverse Berichte]

02. JuniBoizenburg: An das Gymnasium wer-den rassistische Parolen gegen einedunkelhäutige Schülerin und eineMorddrohung gegen einen antifaschis-tischen Jugendlichen gesprüht. [Lobbi]

06. JuniStralsund: Der SPD-Justizminister desLandes, Erwin Sellering, eröffnet dieVer fassungsschutz -Auss te l lung"Demokratie ist verletzlich -Rechtsextremismus in Deutschland"

25

Demonstrationen der NPDund zugehöriger Organisationen

Die NPD führte eine Vielzahl vonDemonstrationen in Mecklenburg-Vorpommern durch, an denen bis zu200 Rechtsextreme teilnahmen. So,wie viele in Kameradschaften organi-sierte Neonazis an Demonstrationender NPD teilnahmen, besuchten derenVertreter/innen auch Kameradschafts-Aufmärsche wie den am 19. Oktoberin Neubrandenburg oder hieltenReden wie am 11. Mai in Ludwigslust.

Wolgast, 12. Januar 2002Etwa 90 Rechtsextreme folgten einemAufruf der Greifswalder Schülerinitia-tive zur Demonstration. Am Rande derDemonstration machten Neonazis desKameradschaftsbundes Anklam unddes Kameradschaftsbundes UsedomAnti-Antifa-Arbeit. Nach der Demon-stration fuhr ein Neonazi einen jugend-lichen Punk vorsätzlich an.

Demmin, 09. Februar 2002An die 200 Rechte demonstriertenunter dem Motto "Arbeitsplätze fürMillionen statt Geld für Kanonen". AmRande der Demo zeigte ein Einwohnerden Hitlergruß.

Wismar, 27. April 2002Knapp 100 Rechtsextreme kamen zurNPD-Demonstration "Wismars Zukunftliegt auf dem Wasser". Gegen zweiNeonazis wurden Anzeigen wegendes Verwendens von Kennzeichenverfassungswidriger Organisationeneingeleitet.

Rostock, 08. Mai 2002Die NPD veranstaltete nach eigenenAngaben zusammen mit parteiunab-hängigen Neonazis einenFackelmarsch zu Ehren der "tapfer-sten Soldaten der Welt" mit 40Teilnehmern.

Greifswald, 01. Juni 2002Die NPD-Schülerinitiative demonstrier-

te mit ca. 60 Rechtsextremen "GegenMedienhetze und politischeVerfolgung". Anschließend fand einKinderfest der NPD im Ostseeviertelstatt.

Stralsund, 15. Juni 2002Für "Volksgemeinschaft statt familien-feindliche Politik und soziale Missstän-de" demonstrierten knapp 70 Rechts-extreme.

Greifswald, 28. Juni 2002An die 60 Rechte demonstrierten mitder Schülerinitiative "Gegen linkeGewalt und Intoleranz". Ein anschlie-ßendes NPD-Grillfest wurde nach rech-ten Angaben von 100 "Mitgliedern undFreunden der NPD" besucht.

Greifswald, 27. Juli 2002Genau 17 junge Frauen nahmen an dervon der NPD organisierten und bundes-weit einmaligen "1. Nationalen Frauen-demonstration gegen Kindesmiss-brauch und Abtreibung" teil und lausch-ten einer altbackenen Rede des NPD-Bundesvorstandsmitglieds Doris Zutt.

Sassnitz, 10. August 2002Knapp 60 Rechtsextreme demonstrier-ten "Gegen die Schließung des Club18". Neben den Stralsunder NPD'lernhält Stefan Jeske von der Insel Rügeneine Rede.

Greifswald, 01. September2002

Etwa 125 Rechtsradikale demonstrier-ten mit der NPD und der PommerschenAktionsfront für den "Frieden".

Mecklenburg-Vorpommern,02. bis 07. September 2002

Der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigtund weitere bundesweit bekanntePartei-Aktivisten wurden von einigenLandtagskandidaten der Partei im

Rahmen einer Wahlkampftour durch dasBundesland gefahren.

Rostock, 14. September 2002Die NPD brach ein "Pressefest" im Fischerdorfwegen der geringen Resonanz ab. NebenNPD-Publikationen wurden auch Zeitungenvon Neonazis wie "Der Insel Bote" oder "DerFahnenträger aus Pommern" beworben.

Schwerin, 21. September 2002Knapp 70 Rechtsextreme folgten der NPD für"Volkswirtschaft statt Globalismus".

Demmin, 16. November 2002Knapp 60 Rechtsextreme demonstrierten unterdem Motto "Gegen Drogen, Gewalt und politi-sche Verfolgung" der NPD-Schülerinitiativedurch den Ort.

Page 26: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

und bedient mit der Bezeichnung von"Skins und Neonazis" als "rechteBrunnenvergifter" ein eigentlich antise-mitisches Klischee. [Ostseezeitung-Stralsund]

10. JuniRostock: Jugendliche berichten in derOstseezeitung über Unbekannte, diemit Gotcha-Farbkugeln "Jagd aufAusländer" machen wollen.[Ostseezeitung-Rostock]

12. JuniUeckermünde: Die Ehrenmale für diegefallenen sowjetischen Soldaten undfür den von den Nazis ermordetenSportler Werner Seelenbinder werdenmit Farbe geschändet und ersteres miteinem Hakenkreuz beschmiert aufge-funden. Die Polizei geht von einempolitischen Hintergrund aus.[Nordkurier-Ueckermünde]

14. Juni

Ludwigslust: Ein Jugendlicher, der sichöffentlich gegen Neonazis positioniert,wird auf dem Bahnhof von dreiNeonazis angegriffen. [Lobbi]

15. JuniFerdinandshof: Vier Jugendliche wer-den in dem Ort bei Ueckermünde voneinem guten Dutzend Neonazis in einerGartenanlage überfallen. Sie treten dieTür eines Wohnwagens in einemGarten ein und schlagen und tretenihre Opfer. Schon vorher waren die

Faschos aufgefallen, als sie eine Nazi-Party mit passender Musik und Parolenin einem nahen Garten abhielten.[Nordkurier-Ueckermünde]

15. JuniStralsund: An die 70 Faschos demon-strieren unter dem Motto der NPD"Volksgemeinschaft statt familienfeind-liche Politik und soziale Mißstände". Esgibt nur kleinere Proteste.[Stoertebeker-Netz]

26 NPD

Weitere öffentlicheAktionen der NPD und

zugehöriger Organisationen

Die Idee, Kinderfeste zu veranstalten,wurde 2002 von der Greifswalder NPDweiterhin angewendet und ebenfalls inStralsund aufgegriffen. In Greifswaldschloss sich an Demonstrationen derNPD-Schülerinitiative am 01. Juni undam 29. Juni ein Kinder- bzw. ein Grillfestan.

Am 19. April nahmen Greifswalder NPD-Mitglieder mit Einverständnis derVeranstalter an einer Demonstration vonStudenten arabischer Herkunft inGreifswald teil, die sich gegen die israe-lische Nahost-Politik richtete. DieNPD'ler stimmten freudig in antisemiti-sche Parolen ein.

NPD'ler aus Greifswald und Stralsundhielten am 01. April des Jahres eineVeranstaltung zu Ehren Bismarcks ander Greifswalder Bismarcksäule ab.

Weitere Aktionen wie Infostände,Unterschriftensammlungen oder"Mahnwachen fanden in Greifswald,Stralsund, Ludwigslust, Anklam,Grimmen, Karlsburg, Ribnitz-Damgarten,Ahlbeck, Bansin und Heringsdorf statt.

Medienarbeit der NPDund zugehörigerOrganisationen

Die Aktivist/innen der NPD sind umdie Selbstdarstellung sehr bemüht.Die Landesverband der Partei, dieKreisverbände Greifswald,Ostvorpommern und Neubranden-burg sowie die Schüler- und dieBürgerinitiative sind mit Homepagesim Internet vertreten. Die Seiten desLandesverbandes, des GreifswalderKreisverbandes und derSchülerinitiative werden regelmäßigaktualisiert und loben unkritisch alleAktivitäten der Partei.

Von der Ostseestimme, der vierseiti-gen Zeitung des GreifswalderKreisverbandes, sind im Jahr 2002die Ausgaben drei, vier und fünferschienen. Vom Kreisreporter, derder Ludwigluster NPD nahesteht, istim letzten Jahr mindestens eineAusgabe erschienen. BeideZeitungen stellen Aktionen der NPDvor und kommentieren die Lokal- unddie Landespolitik. Von der Zeitungder "Schülerinitiative für freieMeinungsäußerung und -bildung",dem "Sprachrohr", wurden im letztenJahr sechs Ausgaben veröffentlicht.

Einzelne Mitglieder der NPD ausMecklenburg-Vorpommern veröffent-lichten 2002 in der Partei-Zeitung"Deutsche Stimme" Artikel, vor allemBerichte über Aktionen im Land.

Page 27: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

17. JuniPasewalk: Der BGS verhaftet eine Frauund ihre drei Kinder im Alter von 11 bis17 Jahren und schiebt sie nach Polenab, weil sie keine Aufenthaltserlaubnisdabei haben. [Nordkurier-Pasewalk]

17. JuniUeckermünde: Eine Gruppe von jun-gen Christen wird von fünfJugendlichen überfallen, die sich selbst"nicht als rechtsradikal, aber 'nationaleingestellt'" bezeichnen. Sie kappen

ein Stromkabel und bewerfen unter"Heil Hitler"-, "Tod den Christen"- und"Der Satan kommt"-Rufen dieJugendlichen und einen Pfarrer mitSteinen, verletzen sie dabei leicht. DerStaatsschutz ermittelt. [Ostseezeitung]

21. JuniAnklam: Ein Fußballteam mitMigranten aus Togo kann nicht aneinem Turnier im Rahmen desSportfestes teilnehmen, da es 25 EuroStartgebühr nicht aufbringen kann.

Städtische Stellen hatten den Zuschußverweigert. [Nordkurier-Anklam]

22. JuniGüstrow: Ein farbiges Kind, seinFreund und dessen Mutter werden beieinem Straßenfest rassistischbeschimpft und geschlagen.[Schweriner Volkszeitung-Güstrow]

25. JuniHammelspring: Ein Camp an einemSee bei Hammelspring wird von der

Polizei aufgelöst. Die 16 anwesendenPersonen werden verdächtigt, eineSonnenwendfeier durchzuführen.[Lobbi]

27. JuniSchwerin: Die Staatsanwaltschafterhebt Anklage gegen denLudwigsluster Neonazi Klaus Bärthelund zwei weitere Verantwortliche fürdie neonazistische Zeitschrift"Zentralorgan". Der Vorwurf derVolksverhetzung, des Aufrufes zu

NPD 27

Land- undBundestagswahl 2002

Im vergangenen Jahr fand parallel zurBundestagswahl auch die Wahl desLandtags von Mecklenburg-Vorpommern statt. Die NPD tratsowohl mit Listenkandidaten als auchmit Direktkandidaten in einigenWahlkreisen an. Ein Novum war dafüreine Tour des Bundesvorsitzendes derNPD und anderer Parteiprominenz miteinigen Kandidaten aus dem Landdurch Mecklenburg-Vorpommern, diein allen größeren Städten Halt machte.

Die NPD konnte 7 718 und damit 0,8%der zur Landtagswahl abgegebenenStimmen für sich verbuchen. IhreDirektkandidaten erreichten 2 877Stimmen und damit 0,3%. Im Rahmender Bundestagswahl stimmten 8190Menschen, das sind auch 0,8% derWahlberechtigten, für die NPD. IhrErgebnis verschlechterte sich damitgegenüber der Landtagswahl von1998 um 0,3% der Stimmen undgegenüber der damaligen Bundes-tagswahl um 0,2%.

Axel Möller, dasStörtebeker-Netz und die

NPD

Der Stralsunder Neonazi Axel Möllerbetreut seit 1998 die Internetseite"Störtebeker-Netz", in dem er fast täg-lich Kommentare zum Zeitgeschehenund Berichte aus der rechten Szeneveröffentlich. Der ehemalige REP-,DVU- und NPD-Funktionär war einerder Ideengeber des Greifswalder NPD-Kreisverbandes, bis es im Sommer2001 zum Bruch zwischen Möller undder NPD sowie Neonazis ausOstvorpommern kam. Im Land istMöller seitdem politisch isoliert. Ernutzt jedoch das "Störtebeker-Netz" zuimmer wieder neuen Polemiken gegendie NPD Mecklenburg-Vorpommerns.Die Internetseite wird zwar von Medienund staatlichen Stellen aufmerksambeobachtet, für Termine, Berichte undDiskussionen der rechten Szene desLandes ist sie jedoch von geringerBedeutung als zum Beispiel das“Aktionsbüro Nord” oder die Seiten des“Freien Infotelefons”.

Page 28: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Weitere rechtsextremeOrganisationen

in Mecklenburg-Vorpommern

Übergriffen aus "Ausländer", gilt derAufschrift "Nationalbefreite Zonen -Kameraden beschafft sie euch!" derAusgabe vom April 2001. [SchwerinerVolkszeitung-Ludwigslust]

28. JuniNeustadt-Glewe: Die Mitglieder einerNeustädter Punkband werden von ca.35 Nazis etwa 45 Minuten festgehalten,geschlagen und getreten. Auf Anrufeeines Betroffenen, der fliehen konnte,

reagiert die Polizei nicht. [Lobbi]

28. JuniGreifswald: An die 60 Faschos demon-strieren mit der NPD-nahenSchülerinitiative "Gegen linke Gewaltund Intoleranz". Nur wenigeAntifaschistInnen protestieren. Einanschließendes NPD-Grillfest wirdnach Fascho-Angaben von 100"Mitgliedern und Freunden der NPD"besucht. [NPD und Schülerinitiative]

28. JuniStrasburg: Auf dem jüdischen Friedhofwerden elf Grabsteine umgestoßen.Die Polizei ermittelt wegen desVerdachts der Störung der Totenruhe.[Nordkurier-Ueckermünde]

04. JuliAhlbeck: Die NPD führt in derInnenstadt einen Info-Stand durch, dernach Eigenangaben gut vonEinwohnern und Urlaubern ange-nommen wurde. Anschließend verteil-

ten die Nazis ausstaffiert mitTransparenten noch Flyer in der Stadt.Unterstützt wurden die Parteikadernach eigenen Angaben von "freienNationalisten" aus Usedom. [NPD]

05. JuliNeustrelitz: In der Nacht vom 05. zum06. Juli beschmieren NeonazisNeustrelitzer Häuserwände undStromkästen mit Hakenkreuzen undantisemitischen Parolen. [Lobbi]

28

Bündnis RechtsDas Bündnis Rechts versucht seiteinigen Jahren von Lübeck aus,rechtsextreme Kräfte zusammen-zuführen. Der bei Lübeck lebendeReinhart Eggert wird alsVerantwortlicher für Mecklenburg-Vorpommern angegeben. DasBündnis Rechts führte 2002 eineDemonstration in Rostock für denNeonazi Manfred Roeder durch.

Freie Deutsche e.V.Um den Verein Freie Deutschekümmert sich maßgeblich der inScharbow bei Hagenow lebendeNeonazi Jürgen Witt. Der Vereinzeichnete sich 2002 zum Beispiel fürein “Wikingerfest” auf dem GeländeWitts verantwortlich. Witt arbeitet mitNeonazis und der NPD zusammen.

Junge LandsmannschaftOstpreußen

Die Junge LandsmannschaftOstpreußen (JLO) wurde 2000 aus demVertriebenenverband LandsmannschaftOstpreußen ausgeschlossen, weil sieselbst dem revisionistischen Verein zurechtsextrem war. Die JLO engagiertsich für die Wiedereingliederung vonSchlesien, Pommern, Ostpreußen unddes Sudetenlandes in Deutschland. Mitvielen ihrer Aktionen relativiert sie dieVerbrechen des Dritten Reiches.In Mecklenburg-Vorpommern sind nachEigenangaben der JLO Ortsgruppen inGreifswald, Demmin undNeubrandenburg aktiv. Sie veranstaltenregelmäßige Treffen,Sonnenwendfeiern, Wanderungen undKanutouren in Vorpommern und Polenoder gedenken Jahrestagen wie dem derGründung des deutschen Kaiserreiches.Die JLO arbeitet in Mecklenburg-Vorpommern mit der NPD zusammen.

Heimattreue DeutscheJugend

Die Internetseite der völkischenHeimattreuen Deutschen Jugend, dieKinder und Jugendliche politisieren will,wird von dem aus Greifswald kommen-den Rechtsextremen Michael Gellenthinbetreut.

Page 29: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

05. JuliLudwigslust: Die NPD sammeltUnterschriften gegen internationaleBundeswehreinsätze. [Bericht]

06. JuliScharbow: Die Polizei verhindert eingeplantes Open-Air mit zehn Nazi-Bands in Scharbow bei Hagenow.Mehrere hundert Nazis waren auf demWeg dorthin. [Berichte]

06. JuliAhlbeck: Einer Gruppe vonJugendlichen werden Platzverweiseerteilt, nachdem Nazi-Lieder und -Parolen gegröhlt wurden. [Nordkurier-Usedom]07. JuliUeckermünde: Fünf "junge Männer"zünden mit Hilfe einesBrandbeschleunigers ein Zelt vonJugendlichen aus Sachsen an, weil sieihnen wegen angeblichen

Drogenkonsums "eine Lektion erteilen"wollten. Die Kripo ermittelt wegen ver-suchten Totschlags. [Nordkurier-Ueckermünde]

08. JuliSassnitz: Ein 30-jähriger Mann belei-digt Gäste eines Döner-Imbisses undschlägt die Ladenscheibe ein, als erherausgewiesen wird. Es kommt zueiner Auseinandersetzung zwischenihm und den Betreibern, bei der dieseverletzt werden. [Ostseezeitung-

Rügen]

10. JuliSchwerin: Die Lübecker Nachrichtenschreiben über fünf Menschen, die inder letzten Woche ohneArbeitserlaubnis während derAusübung einer Tätigkeit aufgegriffenwurden. Nun droht ihnen dieAusweisung. [Lübecker Nachrichten]

10. JuliDemmin: Es wird bekannt, daß ein

Weitere Rechtsextreme Organisationen 29

Deutsche VolksunionDie rechtsextreme DeutscheVolksunion (DVU) hatte sich lautJahresplan unter dem Landesvorsitzen-den Axel Hesselbarth mehr Aktivitätenals in den Jahren davor vorgenommen:Der Wismarer Erwin Nigrin sollte einSommerfest organisieren, in Schwerinsollten zwei Vollversammlungen statt-finden, der sogenannte "Kamerad" G.Höhmke sollte sich um eineKranzniederlegung Ende November amDenkmal Fünf Eichen inNeubrandenburg kümmern undInfostände waren für Wismar, Schwerin,Neubrandenburg und Güstrow vorgese-hen. Was davon realisiert wurde istunbekannt. Die DVU trat nicht zu denWahlen am 22. September des letztenJahres an.

Die RepublikanerAbgesehen von ein paar Wahlplakatenzur Land- und Bundestagswahl undeinem Infostand im Juli inNeubrandenburg fanden im Jahr 2002keine wahrnehmbaren Aktivitäten derRepublikaner in Mecklenburg-Vorpommern statt. Im Rahmen derLand- und Bundestags-wahlen am 22.September des vergangenen Jahreskonnte die Partei jeweils 0,3 % derStimmen für sich verbuchen.

Page 30: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Entwicklung und Ausblick

Dönerstand mit Hakenkreuzen undfaschistischen Drohungen beschmiertist. Die Familie berichtet, daß sie oftOpfer von Drohungen oder auchGewalt werden. Auch am DemminerHanseufer waren Hakenkreuze zu fin-den. Der Täter gesteht später "Hassauf Ausländer". [Nordkurier-Demmin]

18. JuliGreifswald: Die NPD-naheBürgerinitiative führt einen Infostand ineinem Plattenbauviertel durch.

[Bürgerini]

12. JuliNeubrandenburg: Die REPs sammelnunter dem Schlagwort "GegenKindesmißbrauch" Unterschriften, ver-mutlich für die Teilnahme an denWahlen im September. Nach "interes-sierten Reaktionen" einigerJugendlicher brechen sie ihren Standab und ziehen sich unter Polizeischutzzurück. [Bericht]

13. JuliSchwerin: Der Schill-Partei gelingt esmit 50 anwesenden Delegierten, einenLandesverband zu gründen. Zuletztwar das Vorhaben eine Woche vorhergescheitert. [Schweriner Volkszeitung,Nordkurier, Ostseezeitung] 13. JuliSassnitz: Die NPD sagt eine angemel-dete Demonstration mit angekündigten400 Teilnehmern ab. Ein Verbot desKreises war vorher gescheitert, so dassals Auflage nur eine Routenänderung

erteilt wurde. [Ostseezeitung-Rügen,Störtebeker-Netz]

15. JuliGrimmen: Die Ostseezeitung berichtet,daß am sowjetischen Ehrenmal amFriedhof randaliert wurde.[Ostseezeitung-Grimmen]

16. JuliSpantekow: Zwei Jugendliche reißenLeitplanken der Strasse zwischenSpantekow und Neuenkirchen heraus

30

Die Akteure der rechten Szene sindsich in den letzten Jahren ihrer politi-schen Wirkung bewusst geworden. IhreHandlungen führen immer wieder zuEmpörung in der Öffentlichkeit, diediese auf bestimmte Gruppen zurük-kführt - sei es die NPD, seien esKameradschaften oder die Neonazi-Skinheads von der Bushaltestellenebenan.

Bei der NPD hat diese Einsicht dazugeführt, sich an Aktionen zu versuchen,die Bürgernähe demonstrieren sollen.Ihre vielen Infostände und Demonstra-tionen in Greifswald etwa, ihreKinderfeste und die Gründung einerBürger- und mehrerer Schülerinitiativensollten den Menschen das Bild vielfältigengagierter “Nationalisten” vermitteln,die sich um Recht und Ordnung kümm-mern und keine gewalttätigen rechtenSkinheads sind. Diese Konzepte sindjedoch nicht aufgegangen. Die NPDkonnte die Aktivitäten der Initiativennicht von denen der Partei trennen.Zugleich wurden ihre vielfach vorbe-straften Aktivist/innen, die immer wiederneue Straftaten begingen, dem propa-gierten Saubermann-Image nichtgerecht. Mit ihrer stetigen Präsenz inder Öffentlichkeit, besonders inGreifswald, erreichen die NPD-Anhän-ger/innen jedoch, dass sie von denEinwohner/innen nicht mehr als Pro-blem wahrgenommen werden. DieseGewöhnung führt dazu, dass men-schenverachtende rechtsextreme Posi-tionen im Endeffekt nur als eine von vie-len Meinungen wahrgenommen werdenund in die öffentliche Diskussion mit ein-fließen.

Neonazis, die sich in Kameradschaftenorganisieren, gehen anders damit um,gesellschaftlich isoliert zu sein, wennsie einmal als “rechtsextrem” geoutetwurden. Das Skinhead-Outfit wurde vie-

lerorts durch Kleidung ersetzt, dieSzenecodes unauffälliger transpor-tiert. Neonazis widmen einen Großteilihrer Aktionen weiterhin der NS-Geschichte. Gleichzeitig jedoch bauensie weiter an einer umfassendenNeonazi-Kultur, die sich ausKonzerten, eigenen Zeitungen,Treffpunkten und Läden zusammen-setzt. Dort, wo es keine alternativeoder nicht-rechte Jugendkultur gibtoder diese nicht gefördert wird, betrei-ben Neonazis mit der Möglichkeit,Demonstrationen, Konzerte und illega-le Aktionen zu erleben, erfolgreicheJugendarbeit. Zunehmend beteiligensich auch Frauen an rechtsextremenAktivitäten. Gleichzeitig ist dieNeonazi-Szene nicht mehr derFluktuation unterworfen, die bis voreinigen Jahren noch zu beobachtenwar. Ältere Aktivist/innen ziehen sichnicht ins Private zurück, sondern ver-binden Sesshaftigkeit und politischesEngagement. Musikversände, Szene-und Tätowierläden bieten profitableEinkommensmöglichkeiten.

Die Bedrohung von Menschen nicht-deutscher Herkunft, Behinderten,Obdachlosen und nicht-rechten Ju-gendlichen durch Neonazis wird auchweiterhin aktuell bleiben. Gleichzeitiggibt es in der Szene auch Bestrebun-gen, die sogenannte "Anti-Antifa"-Arbeit zu intensivieren. Dies meintnicht nur die Beobachtung und diegewalttätige Aktion gegen linkeAntifaschist/innen, sondern gegen allePersonen, die sich kritisch mitNeonazis auseinandersetzen. AuchGewerkschaftler/innen, Lokalpoliti-ker/innen, Journalist/innen, Sozial-arbeiter/innen, Pastor/innen undLehrer/innen könnten ins Visier vonNeonazis geraten. Dass sie über dasWissen und die Mittel zur konspirati-ven Aktion verfügen, haben sie mit

Page 31: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

und bilden damit ein Hakenkreuz. DiePolizei schließt einen politischenHintergrund aus. [Lobbi]

17. JuliNeubrandenburg: Die Schill-Partei ver-anstaltet einen Infostand und wirddabei von AntifaschistInnen gestört.Die Polizei erteilt Platzverweise.[Nordkurier-Neubrandenburg]

18. JuliGreifswald: Die NPD-nahe

Bürgerinitiative führt einen Infostand ineinem Plattenbauviertel durch. An die-sem Tag und eine Woche vorher wur-den angeblich "hunderte" Ausgabendes "Sprachrohrs" und des "Inselboten"verteilt, während gleichzeitigUnterschriften "für die Errichtung einesKinderspielplatzes in Schönwalde II"gesammelt werden. [Bürgerini]

19. JuliNeubrandenburg: Die NPD gründetnach eigenen Angaben auf Initiative

des Greifswalder Verbandes inNeubrandenburg einen Kreisverband.Vorsitzender wird Michael Dugall.[NPD]

19. JuliRostock: Eine Gruppe italienischer,spanischer und deutscherJugendlicher, die des rassistischenPogroms von Lichtenhagen 1992gedenkt, wird am dort mit Eiern undÄpfeln beworfen. [Lobbi]

19. JuliBansin: Zusammen mit "freien" Nazisführt die NPD einen Infostand durch,der anscheinend nur kurz gestört wird.[NPD]

20. JuliRostock: In der Nacht zum 20. werden(Brand-)Anschläge auf dasSonnenblumenhaus und zwei vietna-mesische Einrichtungen in Rostock-Lichtenhagen verübt. [diverse Berichte]

Entwicklung und Ausblick 31

den antisemitischen Anschlägen imletzten Jahr bewiesen.

In ihren Bestrebungen profitierenNeonazis vom öffentlichen Diskurs.Wenn Politiker von einer "zionistischenLobby" reden oder Menschen jüdischerReligion die Schuld am Antisemitismusgeben, sagen sie nur das, was Neo-nazis seit Jahrzehnten behaupten.Wenn Historiker die Bombardierungdeutscher Städte im zweiten Weltkriegals "alliierte Verbrechen" bezeichnen,ist das Wasser auf den Mühlen rechterGeschichtsverfälscher. Und wenn Anti-Kriegs-Demonstranten der USA"Völkermord" vorwerfen, lachen sichneonazistische Anti-Amerikaner insFäustchen. Die rassistischen Äußerun-gen vieler Menschen gegen Flüchtlingeim Rahmen der Umsetzung des“Dschungelheimerlasses” sind einesder traurigen Beispiele, bei denenNeonazis die Argumentation durch“normale” Bürger abgenommen wird.

Die Träger neonazistischer Ideologiekonsequent auszugrenzen und ihnendamit keine öffentliche Plattform zugeben reicht nicht aus. Gibt es bei rele-vanten Themen Anknüpfungspunkte fürNeonazis, so stellt das deren emanzi-patorisches oder demokratisches Ver-ständnis in Frage und muss daraufüberprüft werden.

Denn solange sich politischesEngagement nur gegen Neonazis alsFeinde der Freiheit richtet, ist es sinn-los. Seine Stärke gewinnt es daraus,sich der Freiheit bewusst zu sein undüber Antifaschismus hinaus im Alltagfür sie einzutreten: Für eine offene undpluralistische Gesellschaft, in derMenschen unabhängig von ihrerHerkunft, ihres Aussehens und ihrerLebensweise respektiert werden.

Page 32: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

Personenverzeichnis

24. JuliKrakow am See: An einem zu spren-genden Schornstein hängt einTransparent mit der Aufschrift "Wirwaren doch noch oben" und einemHakenkreuz. Auch wenig weiter aufeinen Schulhof ist eines geschmiert.[Schweriner Volkszeitung]

24. JuliBellin: Sechs rote Hakenkreuze wer-den entlang der Straße zum

Asylbewerberheim geschmiert.[Nordkurier-Pasewalk]

24. JuliLassan: Drei Jugendliche, die früherschonmal einen Vietnamesen überfall-len hatten, bedrohen einen Touristenaus Rheinland-Pfalz mit einerSchreckschußpistole und einemMesser und berauben ihn. [Nordkurier-Usedom]

25. Juli

Neustadt-Glewe: ZweiTeilnehmerinnen eines internationalenchristlich-ökumenischen Jugendcampswerden von Neonazis angegriffen. DieGruppe betritt dasVeranstaltungsgelände und versucht,einer 15-jährigen farbigen Schweizerindas Kopftuch anzuzünden.Anschließend treffen die Rechten miteiner geworfenen Flasche eine 39-jäh-rige Holländerin. [SchwerinerVolkszeitung-Ludwigslust, Nordkurier]

27. JuliLudwigslust: Einem antifaschistischenJugendlichen wird an seinerWohnungstür von einem bekanntenNeonazi mit der Faust ins Gesichtgeschlagen. [Lobbi]

27. JuliGreifswald: 17 junge Frauen nehmenan der von der NPD organisierten "1.Nationalen Frauendemonstrationgegen Kindesmißbrauch undAbtreibung" teil und lauschen einer alt-

32

Arendt, DirkStralsunder NPD-Kreisvorsitzender,Beisitzer im Landesvorstand, S.22,23

Bärthel, KlausLudwigsluster Neonazi, S.09, 13,15, 17

Beetz, Carolineehemalige Vorsitzende der Greifs-walder NPD-Schülerinitiative, S.23,24

Brückner, StephanieVorsitzende des NPD-Kreisverban-des Neubrandenburg, S.23

Dessau, LutzRostocker NPD-Vorsitzender, stell-vertretender Landesvorsitzender,S.22, 23

Drechsel, MartinLandtagskandidat der NPD fürDemmin, S.23

Dugall, Michaelehemaliger Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes Neubrandenburg,S.23

Eggert, ReinhartVerantwortlicher des "BündnisRechts" für Mecklenburg-Vorpomm-ern aus Groß Grönau bei Lübeck,S.28

Eisenecker, Hans GünterNPD-Anwalt und Vorsitzender desLandesverbandes, S.22

Falk, M.Stralsunder Verantwortlicher für dierechtsextreme Zeitung “Avanti”,S.15

Fink, JosefNPD-Mitglied aus Greifswald, Bei-sitzer im Landesvorstand, S.22, 23

Flotow, BerndNPD-Mitglied aus Stralsund, Beisitzer imLandesvorstand, S.22, 23

Gellenthin, Michaelaus Greifswald kommender Rechts-extremist, S.13, 28

Georgi, LarsHamburger Betreiber des TTV-Versan-des, S.09

Gerlach, Hannesehemaliger Vorsitzender der Greifswal-der NPD-Schülerinitiative, S.23, 24

Grewe, MichaelKäufer des Gutshauses Amholz, S.10

Hamisch, EnricoHerausgeber des "Insel Boten" aus Ban-sin und verantwortlich für Aktionen desKameradschaftsbundes Usedom, S.14,17

Herbert, Pierroeiner der Verantwortlichen für den NPD-Kreisverband Neubrandenburg, S.23

Hesselbarth, AxelDVU-Landesvorsitzender, S.29

Jacobs, Larsaktiver Hamburger Neonazi, S.12, 15,17

Jeske, StefanRedner einer NPD-Demonstration inSassnitz, S.25

Kannenberg, MarioVorsitzender des NPD-KreisverbandesOstvorpommern aus Karlsburg, S.23

Kickhefel, Holgerverantwortlich für die Greifswalder NPD-Bürgerinitiative, S.24

Kielmann, Lisaverantwortlich für die NPD-Schülerinitia-tive in Waren, S.24

Page 33: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

backenen Rede von Doris Zutt.[Bericht]

29. JuliUeckermünde: Die CDU-Landtagskandidatin Kerstin Fiedlerwirft dem PDS-Kandidaten GerdWalther die Einforderung von "Sprech-und Denkverboten" vor. Walther hattegemahnt, mit dem "sensiblen" Themades Lebens von AsylbewerberInnenkeinen Wahlkampf zu betreiben. Vorherhatten sich mehrere

AsylbewerberInnen über zu wenigBargeld und das Gutscheinsystembeklagt. [Nordkurier-Ueckermünde]

01. AugustWesenberg:Zwei Neonazis schlageneinen 18 jährigen Aussteiger aus derrechten Szene in seiner Wohnung undzwei Zeugen zusammen. [Lobbi]

01. AugustGrimmen: Eine Gruppe von jugend-lichen Neonazis zerschlagen unter

"Sieg Heil"-Rufen die Fensterscheibeneines griechischen Restaurants. [indy-media, Ostseezeitung-Grimmen]

01. AugustHeringsdorf: Nach eigenen Angabenführt der NPD-VerbandOstvorpommern einen Infostand durch,der gut besucht sein soll. [NPD]

03. AugustPlau am See: Nazis beleidigen eineGruppe von Jugendlichen aus

München. Sie greifen ihren Kleinbusan, jagen sie durch den Ort und rufenbezogen auf einen Jugendlichen nicht-deutscher Herkunft "Gebt uns denKanaken raus!". Die gerufene Polizeinimmt keine Personalien auf.[Lübecker Nachrichten, SchwerinerVolkszeitung-Lübz]

03. AugustUeckermünde: 15 bis 20 Neonais grei-fen mehrere Jugendliche bei einer"Beach Party" an, die sie als "Verräter"

33

Knauf, IngoBetreiber des V7-Versandes, S.09

Köster, StefanNPD-Bundesvorstandsmitglied undstellvertretender Landesvorsitzenderaus ..., S.15, 22, 23

Kühn, Andreaseiner der Herausgeber der UsedomerZeitung "Der Insel Bote", S.14

Kummerow, MarcelVerantwortlicher der NPD-Schülerinitia-tive für Demmin, S.24

Kutschke, MichaelHeringsdorfer Herausgeber der Use-domer Zeitung "Der Fahnenträger ausPommern" und einer der Verantwort-lichen für die "Pommersche Aktions-front", S.14, 17

Lintow, WaltrautBetreibern einer rechten Pension inGodendorf und Unterstützerin des "Un-abhängigen Freundeskreises Mecklen-burg", S.11

Lüders, AndréLiedermacher aus Rostock, S.08

Mathias, MarcoMitglied des Greifswalder NPD-Kreis-vorstandes, S.23

Möller, AxelStralsunder Betreiber des Störtebeker-Netzes, S.12, 27

Mutscher, ThomasBetreiber des Ludwigsluster Tätowier-ladens "Walhalla", S.10

Nigrin, ErwinDVU-Aktivist aus Wismar, S.29

Petereit, DavidMecklenburg-Strelitzer Verantwortlicherfür die Zeitschrift "Der Weiße Wolf",S.13, 14

Peters, MartinStralsunder NPD-Aktivist, S.23

Rochow, MathiasNPD-Webmaster und Mitglied in derGreifswalder Burschenschaft Rugia,Beisitzer im NPD-Landesvorstand,S.13, 22, 23

Rupprecht, RobertStralsunder Mitarbeiter beim Störte-beker-Netz, S.12

Spiegelmacher, MaikGreifswalder NPD-Vorsitzender, stell-vertretender Landesvorsitzender, S.22

Sponholz, MaikVorsitzender der Greifswalder NPD-Schülerinitiative, S.24

Thielke, MarkusBetreiber des Anklamer Ladens "NewDawn", S.10, 11

Thiessen, TobiasHamburger Webmaster einer Neonazi-Seite, S.09, 12, 15

Vedder, Michaeleiner der Herausgeber der UsedomerZeitung "Der Insel Bote", WolgasterAktivist der "PommerschenAktionsfront", S.14, 17

Witt, JürgenMitglied des Vereins "Freie Deutsche"aus Hagenow, S.09, 11, 28

Wulff, Thomasaktiver Hamburger Neonazi, S.09, 10,12, 15

Zapf, Ankefrühere Rostocker Blood&Honour-Aktivistin, S.09

Zutt, DorisNPD-Bundesvorstandsmitglied, verant-wortlich für Zutt's Patrioten Treff inWaren, S.10, 25

Page 34: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

bezeichnen, treten, schlagen und wür-gen sie. Die Polizei bagatellisiert dieTat. [Nordkurier-Ueckermünde]

03. AugustSchönberg: Jugendliche brechen ineinen Dönerimbiß ein und zünden ihnan. Das Feuer geht auf das gesamteEinkaufszentrum über. [OZ-Grevesmühlen]

04. AugustBad Doberan: In Bad Doberan tauchenAufkleber mit antisemitischen Inhaltenauf. Juden werden als Volkschädlingebeschimpft und Hakenkreuze abgebil-det. [Lobbi]

06. AugustUeckermünde: AsylbewerberInnenübergeben der Lokalzeitung eineUnterschriftensammlung gegen dieVerlegung eines Mannes aus dem Irakin ein anderes Heim. Grund für dieVerlegung des psychisch erkranktenMann ist die angebliche Rädelsführereines Protestes von Asylbewerberngegen die miserablen Bedingungen imHeim gewesen. [Nordkurier-Ueckermünde]

09. AugustRostock: Ein Jugendlicher wird amRostocker Hauptbahnhof von Nazisbeleidigt und geschlagen. [Lobbi]

10. AugustSassnitz: Recht ereignislos verläufteine Demonstration der NPD unterdem Motto "Gegen die Schließung desClub 18" mit 60 Nazis. Stefan Jeske,Rügen, sowie Dirk Arendt und BerndFlotow, beide aus Stralsund, haltenReden. [Berichte]

10. AugustBad Doberan: Ein Neonazi beschimpftzwei Angestellte eines Döner-Imbissmit Fascho-Sprüchen und zeigt denHitlergruß. [OZ-Bad Doberan]

10. AugustKreis Ludwigslust: Neun Neonazi-Mannschaften u.a. aus Hamburg ver-anstalten ein Fußballturnier. [Neonazis:FIT]

13. AugustDömitz: In Dömitz werden zwei antifa-schistische Jugendliche von sechsNeonazis angegriffen und dabeischwer verletzt. Vier der Täter sind beider Polizei einschlägig bekannt. [Lobbi]

15. AugustAnklam: Die NPD beschallt Anklam mitFascho-Musik, hält Transparente hochund nennt das ganze einenInformationsstand zu den anstehendenWahlen. [NPD]

15. AugustRöbel: Eine jüdische Gedenkstätte -mehrere Stelen und eine Gedenktafel -

wird zerstört. [Nordkurier-Waren]

17. AugustNeustadt-Glewe: Etwa 30 Nazis greifenden Proberaum einer Punkband inNeustadt an. Die gerufene Polizeinimmt angeblich die Personalien derTäter auf. Das Ermittlungsverfahrenwird später von der PolizeiinspektionSchwerin wegen fehlenderPersonaldaten eingestellt. [Lobbi]

17. AugustMirow: Aus der Kleinstadt im KreisMecklenburg-Strelitz bricht ein Bus mitNeonazis gen Wunsiedel zum Rudolf-Heß-Gedenken auf. [Neonazi-Bericht]

17. AugustBützow: In der Nacht führen mindes-tens 20 Neonazis einen spontanenUmzug zum Todestag von Rudolf Heßdurch, der von der Polizei aufgelöstwird. [Verfassungsschutz]

22. AugustRostock: Ein Student aus Ghana wirdvon mehreren Nazis anlässlich des 10.Jahrestages der Pogrome in Rostock-Lichtenhagen bedroht und zusammen-geschlagen. [Lobbi]

23. AugustFahrbinde: In Fahrbinde bei Schwerinwird ein Dorffest von 30 bis 40Neonazis aus Schwerin und derLudwigsluster Region angegriffen.Mindestens zwei Menschen erleidenVerletzungen, einer musste stationärbehandelt werden. In demZusammenhang wurden mehrerenichtrechte Jugendliche durchFahrbinde gejagt. Die Polizei setzt spä-ter einen Hubschrauber ein, dennochkönnen die meisten der Neonazis ent-kommen. [Lobbi]

28. AugustLöcknitz: Die Presse berichtet, dassder jüdische Gedenkstein in dem Ort imUecker-Randow-Kreis mit Farbebeschmiert wurde. [LübeckerNachrichten]

31. AugustRostock: Etwa 80 Neonazis folgeneinem Demonstrations-Aufruf des"Bündnis Rechts" zur Solidarität mitdem inhaftierten Neonazi ManfredRoeder. Es gibt vielfältigeGegenaktivitäten. [Ostseezeitung-Rostock, Norddeutsche NeuesteNachrichten]

SeptemberTorgelow: Ein 31jähriger Mann siehtsich gezwungen, seine HeimatstadtTorgelow zu verlassen. Er erhielt vonPersonen aus dem rechten Spektrummehrmals Morddrohungen und wurdevon Neonazis in der Vergangenheitviermal angegriffen. [Lobbi]

01. September

Greifswald: An die 125 Faschosdemonstrieren mit der NPD für denFrieden. Neben lautstarkem Protestversuchen ein paar Menschen eineSitzblockade, werden jedoch von derPolizei in Gewahrsam genommen.[Ostseezeitung-Greifswald]

02. SeptemberNeustadt-Glewe: Vier nichtrechteJugendliche werden von drei mitGlatzen vollbesetzten Autos ca. 20Minuten durch die Stadt gejagt. DieJugendlichen können fliehen. [Lobbi]

02. - 07. SeptemberMecklenburg-Vorpommern: Die NPDveranstaltet eine Wahlkampftour durchMecklenburg-Vorpommern mit ihrenLandtagskandidaten und demBundesvorsitzenden Udo Voigt. DieResonanz ist gering, der Protest istunterschiedlich. [Bericht]

03. SeptemberWöbbelin: In der Nacht zum 4.September wird erneut dieKonzentrationslager-GedenkstätteWöbbelin mit Schmierereien geschän-det. Auf die Hinweistafel zur letztenSchändung wird ein Hakenkreuzgeschmiert. [Schweriner Volkszeitung-Hagenow, Lobbi]

05. SeptemberGrevesmühlen: Auf dem ehemaligenjüdischen Friedhof werden in der Nachtzum 6. September zwei Gedenktafelnumgeworfen und ein Grabstein miteinem Hakenkreuz beschmiert. Tagszuvor gab es bereits einen zerstöreri-schen Brandanschlag in Brandenburg.[Nordkurier]

07. SeptemberBützow: Neonazis schänden den jüdi-schen Friedhof, indem sie Garbsteineumstoßen, zerstören und Nazi-Symbole schmieren. [Ostseezeitung]

07. SeptemberLübesse: In Lübesse greifen über 20Nazis aus der Ludwigsluster Regiondie letzten BesucherInnen einesDorffestes an. Die rechten Schlägerspringen aus ihren PKW's und schla-gen ohne Vorwarnung wahllos auf diefeiernden Menschen ein. SechsLübesser werden schwer verletzt undmüssen teilweise stationär behandeltwerden. [Lobbi]

09. SeptemberGrevesmühlen: Mehrere Hakenkreuz-Schmierereien werden in der Stadt ent-deckt. [Ostseezeitung-Grevesmühlen]

11. SeptemberGreifswald: Die Polizei löst eine nichtangemeldete Versammlung mehrereNPD-Faschos auf. Sie zeigten eineNPD-Fahne und ein Transparent "USA- Internationale Völkermordzentrale".Ihr "Leiter" bekam eine Anzeige wegendes Verstoßes gegen dasVersammlungsgesetz. [LübeckerNachrichten]

13. SeptemberBansin: Die NPD führt einen Infostandin dem Ort auf Usedom durch, derangeblich gut besucht ist. [NPD]

14. SeptemberGreifswald: Vier Männer überfalleneinen Menschen türkischer Herkunft,verprügeln ihn und brechen ihm dabeidas Nasenbein. Die Polizei schließt ein"ausländerfeindliches" Motiv nicht aus.[Ostseezeitung-Greifswald]

14. SeptemberRostock: Die NPD veranstaltet einspärlich besuchtes "Pressefest" imFischerdorf. [Bericht]

14. SeptemberStrausberg: Ein Mann ruft am Abendaus einer Gruppe an einer Tankstelleheraus "Heil Hitler". Zeugen erstattenAnzeige bei der Polizei. [Nordkurier-Pasewalk]

14. SeptemberFerdinandshof: Auf ein Wahlplakat wer-den Hakenkreuze gesprüht.[Nordkurier-Pasewalk]

16. SeptemberNeubrandenburg: Der Vorsitzende derSchill-Partei, Ronald Schill, machtrassistischen Wahlkampf. Zwischen200 und 400 Menschen protestierengegen seinen Auftritt. [NK-Neubrandenburg, Bericht]

17. SeptemberBelitz: Ein Jugendlicher wird imSchulbus aus einer Gruppe Rechter mitGegenständen beworfen und angegriff-fen. Auf die Nachfrage beim Busfahrer,ob er aussteigen kann, verwehrte derFahrer dem Betroffenen dieses, mitHinweis auf die nächste Haltestelle.[Lobbi]

17. SeptemberSchwerin: Der Kandidat der Schill-Partei für Schwerin, HansheinrichLiesberg, meint in einem Interview: "Esgibt keine Ausländerfeindlichkeit inunserem Bundesland". [SchwerinerVolkszeitung-Schwerin]

21. SeptemberKreckow: Fünf Neonazis schießenwährend eines Dorffestes in Kreckowbei Groß Milzow mitSchreckschusspistolen auf drei Gäste.Die Beschossenen erleiden schwereVerletzungen im Gesicht, so dass sieim Krankenhaus behandelt werdenmüssen. [Lobbi]

21. SeptemberBurg Stargard: In der "Paintballfabrik"spielt die Band "The Headhunters". Sieist das englischsprachige Projekt derschwedischen Neonazi-Band "UltimaThule". Vierhundert Faschos feiern.[Bericht]

21. SeptemberSchwerin: Knapp 70 Faschos machendie NPD-Demo "Volkswirtschaft stattGlobalismus" aus. An die 100AntifaschistInnen werden von derPolizei an ihrem Protest gehindert.[Berichte]

22. SeptemberMecklenburg-Vorpommern: Bei derLandtagswahl erreicht die NPD 0,8Prozent der Stimmen und damit 0,3Prozent weniger als noch 1998. Dierechtsradikale Schill-Partei bekommt1,7 Prozent der Zweistimmen, dieREPs 0,3 Prozent sowie dieVolkspartei Mecklenburg-Vorpommern0,2 Prozent. [statistik-mv.de]

28. SeptemberGrimmen: Ein Jugendlicher wird vonmehreren Neonazis vom Fahrradgestoßen und zusammengeschlagen.[Lobbi]29. SeptemberNeustadt-Glewe: Ein Jugendlichermuss auf seinem Moped vor einem vollmit Nazis besetzten Auto flüchten. DieTäter können den Jugendlichen kurzvor seinem Haus zum Anhalten zwin-

...in der Mitte angekommenRechtsextremismus und gesellschafltiche Gegenaktivitätenin Mecklenburg-VorpommernArgumente e.V., Berlin 2002, [email protected]

Leben in der FremdeEin Film zur Lebenssituation von Flüchtlingen in MVVideocrew Colour, Neubrandenburg 2002Bezug: Tabulos e.V., Johannesstr. 14a, 17034 Neubrandenburg

www.links-lang.delinks-alternative Seite für Mecklenburg-Vorpommern

weitere Infos34

Page 35: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

gen und bedrohen ihr Opfer. [Lobbi]

30. SeptemberLöcknitz: Eine 19jährige Frau tritt mitSpringerstiefeln auf eine Gleichaltrigeein und versucht, eine Zigarette imGesicht ihres Opfers auszudrücken.[Lobbi]

30. SeptemberWolgast: Laut Zeitungsberichten hetzteine Bürgerinitiative mit rassistischenArgumenten gegen ein geplantesFlüchtlingsheim in der Stadt.[Ostseezeitung-Wolgast]

30. SeptemberWaren-Müritz: Die Presse informiert,dass eine Gedenkstätte für die Opferbeider Weltkriege mit Hakenkreuzenbeschmiert worden ist. [Nordkurier-Waren]

30. SeptemberAhlbeck: Es wird berichtet, dass derBGS eine Frau aus Lettland an derEinreise nach Deutschland gehinderthat. [Nordkurier-Usedom]

05. OktoberUeckermünde: Vier Neonazis schlageneinen Aussteiger aus der Szene ineiner Diskothek zusammen. Bei demVersuch einzugreifen werden ebenfallsMitarbeiter der Disco verletzt.[Nordkurier-Ueckermünde, Lobbi]

05. OktoberRostock: Ein togolesischerAsylbewerber wird in einer RostockerDiskothek von anderen anwesendenGästen geschlagen und geschubst.Einer der Täter zieht im Verlauf einMesser. Die verständigte Security desLokals reagiert nicht. Einige Tage spä-ter wird dem Betroffenen der Zutritt derDiskothek verwehrt. [Lobbi]

06. OktoberGroß Labenz: Zwei rechte Skinheadsüberfallen auf einer Dorfstrasse beiSternberg einen jugendlichenMopedfahrer, treten auf ihn ein undstehlen ihm anschließend das Moped.[Lobbi]

09. OktoberHagenow: Die Presse berichtet, dassder Ehrenfriedhof für die KZ-Opfer zumwiederholten Male geschändet wurde.Ein Hakenkreuz wurde an dasEingangstor geschmiert. [SchwerinerVolkszeitung, Ostseezeitung]

11. OktoberWaren-Müritz: In Waren wird derInhaber eines Döner-Imbiss von einemNeonazi mit einem Butterflymesserbedroht. [Lobbi]

12. OktoberDemmin: In einer Kneipe spielt dierechte Hooligan-Band "Kategorie C".[Bericht]

18. OktoberWittenburg: Auf das Rathaus-Portal derStadt wird neben anderen Sachenauch ein Hakenkreuz geschmiert.[Schweriner Volkszeitung-Hagenow]

19. OktoberNeubrandenburg: 360 Neonazis mar-schieren unter dem Motto "Währenddas Bürgertum schläft kämpfen wir umdie Zukunft". Sie bezeichnen unteranderem Israel als faschistischenStaat, rufen zur Gewalt gegenAntifaschistInnen auf und wollen ausNeubrandenburg eine "national-befrei-te Zone" machen. Die Polizei geht

äußerst brutal gegen protestierendeAntifaschistInnen vor. [Berichte]

23. OktoberNegast: Ein 17-jähriger wird verhaftet,der für mehr als 40 neonazistischeSchmierereien in dem Ort verantwort-lich ist. [Lübecker Nachrichten,Ostseezeitung-Grimmen]

24. OktoberLudwigslust: Mehrere Hakenkreuzeund eine Rune werden in der Näheeines Stiftes geschmiert. [SchwerinerVolkszeitung-Ludwigslust]

26. OktoberNeubrandenburg: Ein türkischerVerkäufer und sein farbiger Gast wer-den in einem Imbiß von vier Männernbedroht und angegriffen. [Nordkurier-Neubrandenburg]

26. OktoberKlein Roge: Im Rahmen einer Auktionwerden mehrere Nazi-Exponate ausdem Dritten Reich, etwa eine "MeinKampf"-Originalausgabe und SS-Devotionalien, bedenkenlos verkauft.[Nordkurier-Malchin]

01. NovemberMalchin: An die Eingangstür desSeniorenzentrums wird ein Hakenkreuzgeschmiert. [Nordkurier-Malchin]

02. NovemberNeustrelitz: An die 30 Neonazis feiernim Kulturhaus der Stadt. NachAngriffen gegen einen nahen linkenJugendclub wird die Feier von derPolizei aufgelöst, wobei einzelneFaschos Widerstand leisten.[Nordkurier-Neustrelitz, Berichte]

04. NovemberWismar: Zwei Neonazis werden vonder Polizei daran gehindert, einen Asia-Imbiß in Brand zu setzen. Sie hättenauch das Leben eines Mieters in demHaus gefährdet. [Ostseezeitung-Grevesmühlen, Feature]

04. NovemberPasewalk: Ein Behinderter wird miteinem Gotcha-Gewehr beschossenund verletzt. Schon lange sind behin-derte Menschen in der StadtBeleidigungen ausgesetzt. [Nordkurier-Pasewalk]

07. NovemberLassan: Die Presse berichtet, dassschon seit mehreren Wochen unwider-sprochen Nazi-Parolen an Wänden derStadt stehen. [Nordkurier-Anklam]

09. NovemberDucherow: Ein 15jähriger Punk wirdvon fünf Neonazis beleidigt undzusammengeschlagen. [Lobbi]

09. NovemberUeckermünde, Torgelow, Löcknitz,Neustrelitz: Zur Reichspogromnachtwerden im Uecker-Randow-Kreis undbei Neustrelitz von Neonazis antisemi-tische Transparente mit Sprüchen wie"Damals wie heute Kampf der jüdi-schen Weltbolschewisierung", "ErwehrtEuch der jüdischen Weltpest" und"Stoppt das Finanzjudentum und ihrepolitische Versklavung" aufgehängt.[Ostseezeitung, Schweriner Volkszei-tung, Nordkurier-Ueckermünde]12. NovemberWismar: Der 36-jährige Lehrer GuidoS. kommt in Untersuchungshaft. Er hatzwei jugendlichen Neonazis bei einemversuchten Brandanschlag auf einenAsia-Imbiß geholfen. In seiner

Wohnung werden neben faschistischerLiteratur eine Hakenkreuz-Fahne undein Hitlerportrait gefunden. [NDR,Ostseezeitung, Märkische AllgemeineZeitung]

13. NovemberPenkun: Bei einerStadtvertreterversammlung über dieSituation in den Jugendclubs im RaumUecker-Randow wird bekannt, dassmehrere BetreuerInnen vonJugendclubs auf die Verlängerung ihrerStellen verzichten, weil die "rechteSzene" Druck auf sie ausübt.[Nordkurier-Pasewalk]

16. NovemberDemmin: Knapp 60 Faschos demon-strieren unter dem Motto "GegenDrogen, Gewalt und politischeVerfolgung" der Greifswalder NPD-Schülerinitiative durch den Ort, HannesGerlach und Lutz Dessau haltenReden. Etwa 40 AntifaschistInnenlachen herzlich. [Bericht, Nordkurier-Demmin]

17. NovemberMcPomm: Volkstrauertag für diemeisten Einwohner des Landes,Heldengedenken für die Faschos. Imgesamten Land findenZusammenkünfte von Neonazis statt.[diverse]

17. NovemberWismar: Zwei Neonazis kleben mehre-re hundert Plakate mit NS-Konterfeisund werden von der Polizei erwischt.[Ostseezeitung-Wismar, LübeckerNachrichten]

22. NovemberGroß Laasch: Eine privateGeburtstagsfeier wird von einerGruppe von zum Teil stadtbekanntenNeonazis angegriffen. Zwei jungeMänner werden schwer verletzt undmüssen im Krankenhaus behandeltwerden. [Lobbi]

25. NovemberAnklam: CDU-Kreistagsabgeordnete,die unbekannt bleiben wollen, bezeich-nen es als "unsensibel", in AnklamFlüchtlinge unterzubringen. Sie undauch der Betreiber einer Diskothek witt-tern Konfliktpotential, weil der "sozialeBrennpunkt" Südstadt dann in derNähe wäre. In der Folge kommt es inder Stadt zu rassistischer Hetze gegendas mögliche Flüchtlingsheim.[Nordkurier-Anklam]

30. NovemberNeustadt-Glewe: Unbekannte werfendie Scheiben kirchlicherVeranstaltungsräume ein. Der Pastorvermutet Neonazis, die es stört, dasseine nicht-rechte Schülerband in denRäumlichkeiten probt. Deren jugendli-che Mitglieder schon mehrfach vonbekannten Neonazis attackiert wurden.Es handelt sich um den gleichen Club,der schon am 25.07.2002 von einerHorde Neonazis belagert und ange-griffen wurde. [SchwerinerVolkszeitung-Ludwigslust, Lobbi]

07. DezemberStralsund: Zwei Polizisten greifen ineinem Stralsunder Einkaufsmarkt einenObdachlosen auf, nehmen ihn mit undsetzen ihn außerhalb der Stadtgrenzenaus. Der wohnungslose Mann erfriertbei Minusgraden. Laut medizinischemGutachten verstarb der Mann ca. einehalbe Stunde nach der Aussetzung.[Presse]

09. DezemberAnklam: Die CDU spricht sichgegen ein Flüchtlingsheim in der Stadtaus und meint, Anklam werde mitAsylbewerbern "überfrachtet".[Nordkurier-Anklam]

12. DezemberAnklam: Der Diskotheken-BesitzerEdwin Hübner überreicht demBürgermeister der Stadt 1 200Unterschriften gegen ein geplantesFlüchtlingsheim. Autohändler DirkEngels fabuliert von kriminellenAusländern. [Nordkurier-Anklam]

14. DezemberPaswalk: Drei togolesischeAsylbewerber werden in einerDiskothek von Neonazis bedroht undbeleidigt. Auf dem Heimweg lauernihnen ca. 20 Neonazis auf und greifensie mit Baseballschlägern, Messernund Flaschen an. Mindestens einer derBetroffenen muss ärztlich versorgt wer-den. [Lübecker Nachrichten, Lobbi]

16. DezemberNeubrandenburg: Zwei Faschos wer-den wegen des Mordes an einem 19-Jährigem zu Haftstrafen zwischensechs Jahren und neun Monaten unddreieinhalb Jahren verurteilt. DerVerein Lobbi kritisiert, dass das Gerichtmit keinem Wort auf die rechteGesinnung der Täter eingeht, derenOpfer behindert war. ImZusammenhang mit dem Berichtbezeichnet die SchwerinerVolkszeitung Abbildungen farbigerKünstler als "Plakate mit Neger-Musikern". [Schweriner Volkszeitung]

16. DezemberPasewalk: Drei Neonazis pöbeln einenTogolesen an einer Telefonzelle an.Der Afrikaner kann fliehen, bevorschlimmeres passiert. [Lobbi]

19. DezemberGüstrow: Ein 18-jähriger, der sich nachPolizeiangaben von der rechten Szenelosgesagt hat, wird - wie schon einenTag vorher - schwer verletzt. VierNeonazis werden festgenommen undes werden von der Staatsanwaltschaftdrei Haftanträge gestellt. [SchwerinerVolkszeitung-Güstrow]

19. DezemberNeu-Grambow: Der BGS teilt in derPresse stolz mit, vier Kurden, die beiPasewalk nach Deutschland einreisenwollten, abgeschoben zu haben.[Nordkurier-Pasewalk]

20. DezemberBinz: Die Gemeindevertretung undRügener Gewerbetreibende lehnen dieauf der Insel geplanteWehrmachtsausstellung angeblich ausAngst vor Protesten von Neonazis ab.[Bericht]

21. DezemberGüstrow: In der Nähe von Güstrowfeiern knapp 100 Neonazis ihre"Wintersonnenwende". [Neonazis: FIT]

35

Page 36: Böse Buben und besorgte Bürger - links-lang.de · Böse Buben und besorgte Bürger Ein Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 Antifaschistische

...wir sind die Guten!

NeubrandenburgTabulos, Johannesstr. 14a, 17034

AJZ, Speicherstr. 2, 17033www.ajz-nb.de

RostockCafé Median, Niklotstr. 5/6JAZ, Lindenstr. 3b, 18055

www.jaz-rostock.de

GreifswaldIKUWO, Goethestr. 1, 17489

Klex, Lange Str. 18, 17489Infoladen Zeitraffer, Lange Str. 14a, 17489

GadebuschK.u.T., Am Volkspark 7, 19205

www.kut-gadebusch.de.vu

WismarTikozigalpa, Dr.-Leber-Str. 38, 23966

www.tikozigalpa.de.vu

NeustrelitzMañana, Tiergartenstr. 12, 17235

Autonome Antifa SchwerinPostfach 11096519009 Schwerin

www.antifa-sn.de

Antifa [email protected]

LOBBI MVLandesweite Beratung, Beistand und

Information für Betroffenerechter Gewalt in MV

Rostock: 0381 - 200 93 77Neubrandenburg: 0395 - 455 07 18

Schwerin: 0385 - 540 89 39www.lobbi-mv.de

Flüchtlingsrat MVPostfach 11 02 29

19002 Schwerin0385 - 581 57 90

[email protected]

Schüler gegen Rechtswww.sgr-mv.de

Böse Buben und besorgte BürgerEin Bericht über Rassismus und Rechtsextremismus in

Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002veröffentlicht von antifaschistischen Gruppen aus Mecklenburg-Vorpommern

Kontakt: [email protected]