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78 III. Bficher- und Zeitschriftenschau Wasserbau : Wildbachverbauun g: Talsperrenbau: Wasserkraftwerke : Kanalbau : Gesehiebe Muren Schichtneigung St6rungen Grundwasser Verlandung Wasserdurchlitssigkeit Festigkeit der Unterlage Standfestigkeit Rutschungen Grundwasser III. Bficher- und Zeitschriftenschau. Geologische Ausgabe der Reichskarte 1: 100000. Blatt 664: Tegernsee. Karte und Profiltafel mit Erl~ute- rungen yon H. v. WOLF (T), mit Bei- tr~tgen yon P. D. AIG~ER, K. BODEN, C. LEBLING, K. 0SSWALD, M. STOI~Z. Mfinchen 1926. Die Karte zeigt einen sch6nen Aus- schnitt aus den n6rdlichen Kalkalpen zwischen dem Molassesfidrand im Nor- den und dem n6rdlichen Karwendel im Sfiden (Scharfreiter--Guffert), Kochel im Westen und Tegernsee im Osten. Druck und Farbenzusammenstellung sind als recht gut zu bezeichnen. Es kommen zur Darstellung der ver- quetschte Streifen Helvetikum im Nor- den, der ostalpine Flysch, dann die Kalkalpen. Sehr sch6n tritt deren Nordrand mit der verquetschten Allgitu- decke und dem zusammengestauchten Stirnrand der Lechtaldecke auf dem Kartenbild hervor. Dann folgt das Synklinorium mit zwei gro~en Mulden (Walcheneee--Setzberg und die Kar- wendelmulde, auf die im S0-Teil der Karte der Unnutz--Guffertsattel auf- geschuppt ist). Die Karte liefert ein ausgezeichnetes Bild yon dem Bau des Gebietes. Auf der Profiltafel kommen sechs Profile zur Darstellung, yon LEBLING entworfen. Sie werden abet den tatsiichlichen Verhaltnissen nicht ganz gerecht. Besonders gilt das ffir den Norden, ffir den Stirnrand der Lechtaldeeke, die vOllig darauf in Weg- fall kommt, obwohl sie auf der Karte deutlich genug in die Erscheinung tritt. In den Erl~tuterungen umfaflt der erste Teil die geologischen For- mationen und ihre Gesehichte. In ihm wird eine gute Besehreibung der auf- tretenden Gesteine gegeben. Etwas merkwfirdig, weil zu sehr veraltet, muter nur der Abschnitt fiber das Vindelizische Land und die palaogeo- graphische Karte an, beide waren wohl besser weggeblieben. Dann folgt als kurzer Abschnitt der Ban des Gebietes und seine Geschichte. (Hier wird von LEBLING der Vorschub der oberost- alpinen' Decke fiber das Helvetikum mit einer Weite yon 12 km angegeben. Ich mOchte bezweifeln, ob eine der- artig exakte Berechnung liberhaupt mSglich ist !) Es folgen welter Formen- geschiehte und Eiszeit und eine Be- schreibung der verschiedenen Teile dee Gebietes. In dieser wird eine kurze Darstellung der einzelnen Ge- birgsgruppen geliefert. Auch hier empfindet man das Ubergehen der Lechtaldeeke bei Schilderung der kalk- alpinen Vorzone ale st6rend. Der gegen die Lechtaldecke angegebene Grund: die Annahme, dab bei deren Vorhanden- sein -~berschiebung vor Faltung ein- getreten sei, widerspreehe der Erfah- rung, trifft nicht zu. Es sei nur an Vilser und Hohenschwangauer Alpen und an das hmmergebirge erinnert. So liel~en sich zu dem Text noch eine Reihe ]~ritischer Bemerkungen anbrin- gen, die wegen Raummangel unter- bleiben mfissen.

Bücher- und Zeitschriftenschau

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78 III. Bficher- und Zeitschriftenschau

Wasserbau : Wildbachverbauun g:

Talsperrenbau:

Wasserkraftwerke :

Kanalbau :

Gesehiebe Muren Schichtneigung St6rungen Grundwasser Verlandung Wasserdurchlitssigkeit Festigkeit der Unterlage Standfestigkeit Rutschungen Grundwasser

III. Bficher- und Zeitschriftenschau.

Geologische Ausgabe der Reichskarte 1: 100000. Blatt 664: Tegernsee. Karte und Profiltafel mit Erl~ute- rungen yon H. v. WOLF (T), mit Bei- tr~tgen yon P. D. AIG~ER, K. BODEN, C. LEBLING, K. 0SSWALD, M. STOI~Z. Mfinchen 1926.

Die Karte zeigt einen sch6nen Aus- schnitt aus den n6rdlichen Kalkalpen zwischen dem Molassesfidrand im Nor- den und dem n6rdlichen Karwendel im Sfiden (Scharfreiter--Guffert), Kochel im Westen und Tegernsee im Osten. Druck und Farbenzusammenstellung sind als recht gut zu bezeichnen. Es kommen zur Darstellung der ver- quetschte Streifen Helvetikum im Nor- den, der ostalpine Flysch, dann die Kalkalpen. Sehr sch6n tritt deren Nordrand mit der verquetschten Allgitu- decke und dem zusammengestauchten Stirnrand der Lechtaldecke auf dem Kartenbild hervor. Dann folgt das Synklinorium mit zwei gro~en Mulden (Walcheneee--Setzberg und die Kar- wendelmulde, auf die im S0-Teil der Karte der Unnutz--Guffertsattel auf- geschuppt ist). Die Karte liefert ein ausgezeichnetes Bild yon dem Bau des Gebietes. Auf der Profiltafel kommen sechs Profile zur Darstellung, yon LEBLING entworfen. Sie werden abet den tatsiichlichen Verhaltnissen nicht ganz gerecht. Besonders gilt das ffir den Norden, ffir den Stirnrand der Lechtaldeeke, die vOllig darauf in Weg- fall kommt, obwohl sie auf der Karte deutlich genug in die Erscheinung

tritt. In den Erl~tuterungen umfaflt der erste Teil die geologischen For- mationen und ihre Gesehichte. In ihm wird eine gute Besehreibung der auf- tretenden Gesteine gegeben. Etwas merkwfirdig, weil zu sehr veraltet, muter nur der Abschnitt fiber das Vindelizische Land und die palaogeo- graphische Karte an, beide waren wohl besser weggeblieben. Dann folgt als kurzer Abschnitt der Ban des Gebietes und seine Geschichte. (Hier wird von LEBLING der Vorschub der oberost- alpinen' Decke fiber das Helvetikum mit einer Weite yon 12 km angegeben. Ich mOchte bezweifeln, ob eine der- artig exakte Berechnung liberhaupt mSglich ist !) Es folgen welter Formen- geschiehte und Eiszeit und eine Be- schreibung der verschiedenen Teile dee Gebietes. In dieser wird eine kurze Darstellung der einzelnen Ge- birgsgruppen geliefert. Auch hier empfindet man das Ubergehen der Lechtaldeeke bei Schilderung der kalk- alpinen Vorzone ale st6rend. Der gegen die Lechtaldecke angegebene Grund: die Annahme, dab bei deren Vorhanden- sein -~berschiebung vor Faltung ein- getreten sei, widerspreehe der Erfah- rung, trifft nicht zu. Es sei nur an Vilser und Hohenschwangauer Alpen und an das hmmergebirge erinnert. So liel~en sich zu dem Text noch eine Reihe ]~ritischer Bemerkungen anbrin- gen, die wegen Raummangel unter- bleiben mfissen.

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Trotz solcher gegenteiliger Ansich- ten mu~ abet doch Herausgabe und Erscheinen des Blattes Tegernsee ffeu- dig begrii~t und als Fortschritt ge- wertet werden. MAX RICHTER.

D a s s e l b e . Blat t 665: Schliersee. Karte und Profiltafel mit Erl~ute- rungen yon K. OSSWALD, mit Bei- tr~tgen yon O. AMPFERER, W. HASE- MAN1% C. LEBLII~G, K. V. LOESCH~ F. SOHO~I~G. Mtinchen 1927.

Schlie/]t an Blatt Tegernsee ~stlieh an. Es kommt darauf das.Kalkalpen- gebiet zwischen dem Schliersee und der Prien im Norden und der Bran- denberger Ach und dem 6stlichen Wilden Kaiser im Siiden zur Darstel- lung. Im NW ist darauf noch der ostalpine Flysch bis zum Molasserand (Hausham), im SO der ~u~erste Tell der Grauwackenzone zu sehen.

Druck u. Farbenzusammenstellung sind dieselben wie auf Blatt Tegern- see. Als Leitlinien tektonischer Art k~nnen auf der Karte wieder die beiden grol]en Mulden dienen, die n6rdliche yon Walchensee- Setzberg zieht fiber Stfimpfling, Stolzenberg u. Rote Wand a]s gedoppelte Mulde nach 0sten. ~ber Brfinnstein und Audorf erreicht sie den Inn und l~uft immer als Doppel- mulde weiter nach Osten. Die s~id- liche, die grol~e Karwendelmulde, zieht fiber Land! und Thiersee nach Kuf- stein und Kiefersfelden, yon wo sie mit den jungen H~tringer und-Anger- berg-Schichten im Kern am NordfuB des Zahmen Kaiser fiber Walchsee nach ONO streicht.

Die kalkalpine Vorzone wird dutch die Komplikationen im Wendelstein- gebiet hinreichend gekennzeichnet (die Verhaltnisse sind genau spiegelbildlich zu denen der Vilser Alpen, auch hier ist die Lechtaldecke zweiteiligl Ref.).

In den Erl~tuterungen ist der erste Teil, der die Formationen und ihre @eschichte umfal~t, derselbe wie zu Blatt Tegernsee. Dann folgt wieder die Beschreibung der einzelnen Teile des Gebietes. Interessant ist die Dar- stellung des Wendelsteins, der als aus iibereinanderliegenden Schubmassen aufgefal]t wird. Dies steht im Gegen-

satz zur Auffassung in Blatt Tegern- see, wo dieselben tektonischen Ver- h~ltnisse bei Benediktenwand und Geigerstein--Fockenstein anders ge- deutet werden. Etwas zu kurz kommt das Kaisergebirge. Hier werden die verschiedenen Auffassungen yon Am- PFERER und. LEUCHS angegeben ohne weitere Diskussion.

Zusammen mit Blatt Tegernsee liegt nun ein sch~nes Stiick Kalkalpen zur Ubersicht fertig vor. Es ist nur zu wiinschen, da~ sich bald weitere Bl~itter, besonders gegen Westen zu, daran anschlieBen.

MAX RICHTER.

Geologische Spezialkarte der Tschechoslovakei. Das erste, jetzt erschienene Blatt der neuen Karte 1 : 75000, das yon R. KETTNE~ und 0. KoDY~ aufgenommene Blatt Be- r o u n - H o ~ o v i c e (4052), SW Prag, bietet ein auflerordentlich lehrreiches Bild veto SW-Ende der gro~en pal~to- zoiscben Mulde des Barrandiums und der algonkischen Gebiete, die sie im NW und SO begrenzen. Die starke vorkambriscbe Faltung hebt sich durch fiberwiegend NI~O-Streichrichtung hier deutlich v o n d e r ONO-Richtung der varistischen ab. Neben verbreiteten L~tngsst0rungen, die woh] vorwiegend auf Schuppenbildung zurQckgehen, treten in dem Kartenbilde ungemein zahlreiche, SO-NW gerichtete Quer- st6rungen in den Vordergrund, die wie auch in anderen Teilen des varis- tischen Gebirges das Faltenbild ganz zerhackt erscheinen lassen, znmal wenn sie wie hier durch dicke schwarze Linien ausgezeichnet sind. Weitaus die Mehrzahl dieser ,,Ver- werfungen" sind aber nichts anderes als B l i t t t e r , vielfach von verh~ltnis- m~Big geringem Verschiebungsbetrage, gewisserma~en nur untergeordnete Be- gleiterscheinungen der varistischen Faltung, hitufig auch wohl nur Blatt- flexuren. Wollte man diese BlOtter als weniger breite Striche yon den eigentliehen Verwerfungen und von den 0berschiebungen unterscheiden, so wiirde das tektonische Gesamtbild an Deutlichkeit erheblich gewinnen,

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was in gleicher Weise ffir unsere deutschen Karten gilt. Wenn dieTopo- graphie und stellenweise sogar die Ortsbezeichnungen unter dem Farben- druck schwer leserlieh werden, so liegt das nur daran, da$ sie nicht auf die farbige Unterlage gedruekt sind sondern umgekehrt. Profile, die das Lesen des Kartenbildes erleichtern witrden, fehlen der Karte, die aber in ihrer Ausftihrung b~chste Aner- kennung verdient.

STEIN~ AlqN',

Revista Muzeului Geologic-Mine- ralogic al Universita~ii din Cluj (Klausenburg). Diese neue Zeitschrift erscheint seit 1926 und bringt Ar- beiten mineralogischen, geologischen und palfiontologischen Inhalts in ru- manischer, franzSsischer und deutscher Sprache und mit Auszfigen in den beiden letzteren Sprachen. Es sind bis jetzt erschienen Bd. I in zwei Heften, yon Bd. II Heft 1.

STEINI~ANN.

Association pour l 'avancement de la g6ologie des Carpates. Seit 1925 besteht eine internationale Vereini- gung zur Erforschung der Karpaten- Geologie. Zu diesem Zwecke werden j~hrlich gemeinsame Exkursionen der Geologen aus den beteiligten L~ndern unternommen. Der Bericht fiber die 2. Versammlung liegt jetzt als G u i d e des E x c u r s i o n s , Bukarest 1927 vor, ein Textheft yon 384 Seiten und ein gut ausgestatteter Atlas mit 17 Tafeln und Karten. Der Bericht enthalt 11 Arbeiten und behandelt ver- schiedene Teile der rum~tnischen Ost- karpaten und die Dobrudscha, von deren n0rdlichem Teile zum ersten Male eine gute Spezialkarte 1 : 200 000, yon PAscu zusammengestellt, mit Er- l~uterungen yon SIMONIESCU gegeben wird. Das allgemeine Interesse zieht abet die zusammenfassende Dar- stellung yon MACOVEI auf sich, der die Strg, tigraphie und Tektonik der Ostkarpaten behandelt. Abweichend v.on UHI, I~ und anderen Forschern, die ihm gefolgt sind, liegt die kristallin-

mesozoische Zone n i c h t als Decke auf dem F l y s c h , sondern s i n k t u n t e r d i e s e n u n t e r und erscheint darunter in antiklinalen Kernen. •ur an einzelnen Stellen ist sie an den benachbarten Flysch steil hinaufge- prefit oder ein kurzes St~ick fiber ihn hinfibergesehoben. Ebensowenig diirfen aber nach MACOVEI die beiden Flyschzonen als Decken gedeutet werden, vielmehr taucht auch die

.innere, altkreidische Flyschzone in ~hnlicher Weise unter die ~u[~ere, aus jfingeren Gesteinen zusammenge- setzte unter, wie die altkristallin-meso- zoische unter die innere Flyschzone, wobei 0rtliche Anpressungen und Auf- schiebungen ebenfalls nicht fehleu. Dagegen schiebt sich die ~uSere Flysch- zone auf eine Strecke yon 3--4 km fiber die ~qeogenzone des Aufienrandes. Das soil aber nur eine mehr ober- fl~chliche Erscheinungsform sein und in der Tiefe dfirfte ein ~hnliches Ver- h~.ltnis zwischen beiden Zonen herr- schen, wie bei den anderen Kontakten. Die verschiedenen Zonen der Ost- karpaten wfirden hiernach nur von innen gegen auflen stufenweise ab- sinken und durch sp~tere Faltung stel]enweise etwas an einander auf- geschoben sein, eigentlieher Becken- bau sell ganz fehlen.

STEIN~&NI~.

ALBERT GOCKEL, Das G e w i t t e r . 3. Aufl., Berlin und Bonn 1925, Ferd. Dfimmlers Verlagsbuchhand- lung. 316 S., 36 Textfig., 3 Tar., Preis M. 8, geb. M. 11.

Wer sich fiber Entstehung und Wesen der Gewitter an der Hand einer allgemein verst~ndlichen Dar- stellung nnterrichten will, wird mit Vorteil zu diesem, von dem kfirzlich verstorbenen Meteorologen der Uni- versitfit Freiburg (Schweiz) geschrie- benen Buch greifen. Es sind in dem- setben auch die mit vulkanischen Aus- brfichen verbundenen Gewitter sowie die Wirkungen des Blitzschlages auf Gestein und die Bilduug der Blitz- rt}hren besprochen.

OTTO WILCKE~S.