2
Biicherbesprechung. It. P. van Calcar: Die Ursaehe des Careinoms. (Aus dem bakteriologisch-hygieni- schen Laboratorium der Universit~it Leiden.) Leiden: S. S. van Doesburgh. 1926. 66 Seiten. Preis 6 M. Auf Grlmd seiner ~orschungen ist der Verf. zu dem Resultat gekommen, dab Protozoen die Ursaehe des Krebses sind. ]~r ging davon aus, dal3 alle als Krebserreger bekannt gewordenen Parasiten, zur Klasse der Wiirmer gehfrig, zweifellos Protozoen beherbergen, in Anlehnung an die zuerst yon Borrel aus- gesprochene ]~ypothese, dab diese Parasiten in ~ihnlieher Weise wie die Ano- phelinen die Malariaerreger ein earcinogenes Virus iibertragen. Er meint, dab solche Parasiten der gleichen Art, die Careinome erzeugen, Protozoen beherbergen, solehe die kein Careinom hervorgerufen haben, nicht. Er will aus Wiirmern der Gattung Metorrhis truneatus aus Hundelebern Protozoen geziichtet haben, wenn sie in der Leber Gallengangswucherungen erzeugt batten, dagegen nicht, wenn sie nut rein entziindliche Ver~nderungen gemacht batten. 17alle yon sicherem Krebs befanden sieh iibrigens nicht dabei. /)aB auch beim experimentellen Teer- krebs der M~use Protozoen eine Rolle spielen, schliel]t er daraus, dab solche yon ihm mit Teer gepinselten Tierc, die andauernd vor dem Kontakt mit protozoen- tragendem Material durch besondere MaBnahmen m6glichst geschiitzt waren, viel seltener Careinom bekamen als andere Tiere. I)as zuerst von Stahr durch Fiitterung yon Ratten mit Hafer erzeugte Zungencarcinom fiihrt er deshalb auf Protozoeninfektion zurtick, weil sich aus Haler und anderen Getreidearten sehr leicht Protozoen ztichten lassen. Auf Grund solcher Vorstellungen unternahm nun Veff. Experimente zur Erzeugung yon Krebs bei Tieren. Er setzte zun~tchst einen Locus minoris resistentiae, sozusagen ein pr~eaneer6ses Stadium, indem er Tieren Magen oder Darm er6ffnete, einen Tell der Schleimhaut mit der Curette bearbeitete, zun~hte und die Tiere mit protozoenhaltigem Wasser ern~hrte. Auf der ttaut setzte er Brandwunden und spritzte in die Bmndblasen protozoenhaltiges Wasser. Auf diese Weise will er mehrfach maligne iNeubildungen hervorgerufen haben, die aber nicht ein- gehender geschilderb werden. ])ann abet folgen mehrere genauer besehriebene und dttreh (leider farblose) Abbildungen erl~uterte Experimente. Einem Hunde wurde die Fundusschleimhaut curettiert und dann bekam er Kulturen yon HaferkOrnern, die zahlreiche Am6boflagellatenformen enthielten. Bei einer Probelaparotomie wurde ein zehnmarkstiiekgrofler Tumor gefunden, den Verf. ffir ein Adenoma malignum, stellenweise fiir ein Adenocareinom erklart. Es ist schwer naeh der Abbildung 7 zu sagen, ob diese Diagnose riehtig ist. Abb. 8 und 9 stammen yon einem ebenso behandelten Hund, dem nach 10 Monaten ein kleiner Tumor entfernt wurde, in dem atypische Wucherung und viel Mitosen gefunden wurden. Abb. 10 stammt yon einem Hund, der nach der gleichen Behandlung naeh 6 Monaten papillomatSse ~eubildungen mit adenomat6ser Wueherung bekommen hatte. Abb. 11 und 12 yon einem ebenso behandelten Hunde, bei dem aber die Protozoen aus dem Metorrchis truncatus-Iterd einer Hundeleber mit papillomat6sen Wucherungen gewormen waren. Hier will Veff. infiltrierendes Waehstum im Anfangsstadium sehen. Wichtig ist Abb. 17, aus der Lymphdriise eines Hundes

Bücherbesprechung

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Bücherbesprechung

Biicherbesprechung.

It. P. van Calcar: Die Ursaehe des Careinoms. (Aus dem bakteriologisch-hygieni- schen Laboratorium der Universit~it Leiden.) Leiden: S. S. van Doesburgh. 1926. 66 Seiten. Preis 6 M.

Auf Grlmd seiner ~orschungen ist der Verf. zu dem Resultat gekommen, dab Protozoen die Ursaehe des Krebses sind. ]~r ging davon aus, dal3 alle als Krebserreger bekannt gewordenen Parasiten, zur Klasse der Wiirmer gehfrig, zweifellos Protozoen beherbergen, in Anlehnung an die zuerst yon Borrel aus- gesprochene ]~ypothese, dab diese Parasiten in ~ihnlieher Weise wie die Ano- phelinen die Malariaerreger ein earcinogenes Virus iibertragen. Er meint, dab solche Parasiten der gleichen Art, die Careinome erzeugen, Protozoen beherbergen, solehe die kein Careinom hervorgerufen haben, nicht. Er will aus Wiirmern der Gattung Metorrhis truneatus aus Hundelebern Protozoen geziichtet haben, wenn sie in der Leber Gallengangswucherungen erzeugt batten, dagegen nicht, wenn sie nut rein entziindliche Ver~nderungen gemacht batten. 17alle yon sicherem Krebs befanden sieh iibrigens nicht dabei. /)aB auch beim experimentellen Teer- krebs der M~use Protozoen eine Rolle spielen, schliel]t er daraus, dab solche yon ihm mit Teer gepinselten Tierc, die andauernd vor dem Kontakt mit protozoen- tragendem Material durch besondere MaBnahmen m6glichst geschiitzt waren, viel seltener Careinom bekamen als andere Tiere. I)as zuerst von Stahr durch Fiitterung yon Ratten mit Hafer erzeugte Zungencarcinom fiihrt er deshalb auf Protozoeninfektion zurtick, weil sich aus Haler und anderen Getreidearten sehr leicht Protozoen ztichten lassen.

Auf Grund solcher Vorstellungen unternahm nun Veff. Experimente zur Erzeugung yon Krebs bei Tieren. Er setzte zun~tchst einen Locus minoris resistentiae, sozusagen ein pr~eaneer6ses Stadium, indem er Tieren Magen oder Darm er6ffnete, einen Tell der Schleimhaut mit der Curette bearbeitete, zun~hte und die Tiere mit protozoenhaltigem Wasser ern~hrte. Auf der t taut setzte er Brandwunden und spritzte in die Bmndblasen protozoenhaltiges Wasser. Auf diese Weise will er mehrfach maligne iNeubildungen hervorgerufen haben, die aber nicht ein- gehender geschilderb werden. ])ann abet folgen mehrere genauer besehriebene und dttreh (leider farblose) Abbildungen erl~uterte Experimente. Einem Hunde wurde die Fundusschleimhaut curettiert und dann bekam er Kulturen yon HaferkOrnern, die zahlreiche Am6boflagellatenformen enthielten. Bei einer Probelaparotomie wurde ein zehnmarkstiiekgrofler Tumor gefunden, den Verf. ffir ein Adenoma malignum, stellenweise fiir ein Adenocareinom erklart. Es ist schwer naeh der Abbildung 7 zu sagen, ob diese Diagnose riehtig ist. Abb. 8 und 9 stammen yon einem ebenso behandelten Hund, dem nach 10 Monaten ein kleiner Tumor entfernt wurde, in dem atypische Wucherung und viel Mitosen gefunden wurden. Abb. 10 stammt yon einem Hund, der nach der gleichen Behandlung naeh 6 Monaten papillomatSse ~eubildungen mit adenomat6ser Wueherung bekommen hatte. Abb. 11 und 12 yon einem ebenso behandelten Hunde, bei dem aber die Protozoen aus dem Metorrchis truncatus-Iterd einer Hundeleber mit papillomat6sen Wucherungen gewormen waren. Hier will Veff. infiltrierendes Waehstum im Anfangsstadium sehen. Wichtig ist Abb. 17, aus der Lymphdriise eines Hundes

Page 2: Bücherbesprechung

398 Bticherbesprechung.

s tammend, der ein Adenoma m a l i g n u m des Magens mi t Lymphdrf isenmetastasen bekommen hat te . Ieh kann n icht sagen, dab die Abbi ldung sehr fiberzeugend wirkt , was vielleicht nu r an der farblosen Reprodukt ion liegt. Abb. 18--23 zeigen Bilder aus experimentell erzeugten Tumoren des ]:)arms. Abb. 29 und 30 zeigen Peyersche Plaques, in welche Neubildimgen hineingewuchert sind. Die Beurt~ihmg aller dieser Bilder is t auch deshalb so schwer, well sie zu kleine Abschni t te der Sehleimhaut zeigen, um sieh ein sieheres Urtei l fiber die maligne Na tu r der Wuche- rungen er lauben zu kSnnen. SchlieBlich gibt van Calcar an, dab es ibm auch gelungen sei, aus Carcinomen Protozoen zu ztiehten. Eine Emlflsion der Tumoren mi t sterilem Wasser oder Getreidedekokt wurde auf mehrere Petr isehalen nicht steril (l) verteilt . Nach 24 Stunden wird der Deckel von der ersten Ku l tu r ab- genommen, nach 2real 24 Stunden yon der zweiten usw., bis alle Kul tu ren ein- getrocknet sind. D a n n werden sie wieder mi t Wasser begossen. In diesen Kul- turen land er dann wiederholt ,,spulf5rmige s tark zi t ternde Protozoen", die man in morphologischer Hinsicht n ieht yon den Formen unterseheiden kann, die aus den Sporen der Colpoden, der aus Getreide yon ihm gezfichteten und zu den Ex- per imenten yon ihm benutz ten Gat tung, gewom~en wurden.

Ein endgfiltiges Urtei l fiber die Bedeutung der Untersuehungen yon van Calcar is t ohne Nachpriifung oder wenigstens ohne Studium der Originalpr~parate n icht m•glieh. Sollten sieb abe t seine Ergebnisse bestAtigen, so fragt es sieh, wie man dieselben mi t den Resul ta ten vereinigen kann, die F. Blumenthal, Paula Meyer und Auler, Binz und Bath mad Gye erzielt haben. Hier liegt meiner Ansieht naeh eine MSgliehkeit vor : Man mul~ dann annehmen, dalt sowohl die Bakter ien yon Blumentl~al mad seinen Mi ta rbe i tem mad vma Binz und R~ith mad d i e Protozoen yon van Calcar das invisible eareinogene Virus yon Gye mi t sich ge- ffihrt haben und dab dieses das eigentliehe ~tiologisehe Agens des Careinoms ist.

H. Hirseh]eld.