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Seite 1 Der Der 2 / 94 Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaften Natur + Umwelt Bad Lauchstädt und Haan Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND Naturschutzbund Deutschland - NABU Bergischer Naturschutzverein - RBN AGNUL AGNU Haan Und: Stromnetzübernahme * Frachtzentrum * Autobahn A140/82 * Altglascontainer * Schwanzmeise * Ökologie Teil 2 * und vieles mehr F 10112 F 10 Jahre "Der Kiebitz" 10 Jahre AGNU Haan Kiebitz Kiebitz

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DerDer2 / 94

Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaften Natur + Umwelt Bad Lauchstädt und HaanBund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND

Naturschutzbund Deutschland - NABUBergischer Naturschutzverein - RBNAGNUL AGNU Haan

Und: Stromnetzübernahme * Frachtzentrum * Autobahn A140/82 *Altglascontainer * Schwanzmeise * Ökologie Teil 2 * und vieles mehr

F 10112 F

10 Jahre "Der Kiebitz"

10 Jahre AGNU Haan

KiebitzKiebitz

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Inhalt Aus der Radaktionsstube10 Jahre Kiebitz - 10 Jahre AGNU Haan .....210 Jahre - Ein Rückblick ...............................310 Jahre AGNU ............................................5Altlast der Knirpse ........................................6Tschernobyl ..................................................7Dichtung und Wahrheit .................................8Stromnetzübernahme: Kommentar .............13Es spricht alles dafür ...................................14Stromtarif ....................................................14Frachtzentrum Vohwinkel - Nein, danke !? 16Die Stadt und ihr Haufen ............................18Termine und Kontakte ................................20Einladung zur Gründungsversammlung"AG Natur + Umwelt Haan e.V." ...............21Auswirkungen der Autobahn A 140 / 82 aufMensch und Natur .......................................22Stellungnahme der AGNUL zur A 140/82 .24

Weg mit der Pauschalgebühr ......................26Erhöhung der Anzahl der Stellplätze fürAltglascontainer ..........................................27Klarheit zum Thema Klärschlamm! ...........28Tümpelsanierung in Grube 10 ....................28GREENPEACE ..........................................30Autobahnkreuz Haan-Ost ...........................30Weniger Arbeit für Stromzähler .................31Krötenschutzaktion Gruiten 1994 ...............32Die Schwanzmeise ......................................33Grundlagen der Ökologie, Teil 2 ................33Bachreinigungsaktion ´94 ...........................36Die Bachreinigungsaktion ..........................37Was war sonst noch?...................................38Aufnahme-Antrag .......................................39Impressum ...................................................39AG Natur + Umwelt Haan (AGNU) ...........40

Wer hätte gedacht, daß es den Kiebitz seitnunmehr 10 Jahren gibt? Der erste Kiebitz (Nr.1.84) erschien Anfang Juni 1984, aber schonein Vierteljahr vorher gab es unter dem Titel"RUNDBRIEF" Informationen für die Mitglie-der des am 10. Januar beschlossenen gemeinsa-men Ortsverband von BUND und RBN in Haan.Seither sind (mit dieser) 35 Ausgaben erstelltworden. Der Umfang von anfangs 6 DIN-A4-Seiten bis zu heute normalerweise 40 DIN-A5-Seiten hat ständig zugenommen.

Bisheriger Höhepunkt war dabei die letzteAusgabe (1/94), die sich auf 20 Seiten mit dereventuellen Stromnetzübernahme in Haan be-schäftigte und daher 48 Seiten umfaßte. Abernicht nur der Umfang ist erwähnenswert, son-dern besonders das Echo in der Öffentlichkeit.So zitierte die Westdeutsche Zeitung am 28.1.94unsere Erklärung zum Sachzeitewert und Buch-restwert. Die Rheinische Post stellte am 19.2.94unser Titelbild ins Zentrum ihres Berichts überdas CDU-Hearing zur Übernahme und machte

unseren Artikel "RWE-M(N)achtstromtarif" zurGrundlage des Artikels "Nachttarif bringt kaumVorteile" am 3.3.94. Und im Haaner Treff wur-de ein Leserbrief mit "Warum «Kibitz» nichtgelesen?" (Kibitz ohne "e" ist leider ein immerwieder gemachter Fehler).

Man sieht, der Kiebitz ist aus Haan nichtmehr wegzudenken (dank der eingereichtenArtikel, Dank daher an alle Artikelschrei-ber!). Das gleiche gilt auch für die AGNUHaan, deren Geburt ja auch an jenem besagtenDienstag (10.1.84) beschlossen wurde. Abererst ein Jahr später, am 12.2.85 (wieder einDienstag) wurde durch die dadurch auch for-melle Mitarbeit des DBV (heute NABU) derBegriff "Arbeitsgemeinschaft der Haaner Na-tur- und Umweltverbände" geprägt. Trotzdemist es sicherlich nicht falsch, das 10-jährigeJubiläum für Kiebitz und AGNU gemeinsam zubegehen, was wir in einer kleinen Feier mitMitgliedern und Freunden noch nachholenwerden. Frank Wolfermann

10 Jahre Kiebitz - 10 Jahre AGNU Haan

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10 Jahre AGNU Haan

10 Jahre - Ein RückblickWie packt man Geschichte so an, daß sie

alles Wesentliche berichtet, aber trotzdem denLeser nicht ermüdet? Ein schwieriges Vorha-ben, aber versuchen wir es.

Fangen wir mit einem kurzen chronologi-schen Überblick an (Namen werden beim erstenAuftreten fett gedruckt):10.1.1984: Gründung eines gemeinsamen

Ortsverbandes BUND-RBN Haan mit demVorstand Andreas Sendtko (Vorsitzender),Werner Häder (stellv. Vorsitzender),Birgit Mathies und Christine Aschoff(Jugendarbeit), Peter Kannemann (Kasse)und Oliver Decken (Schriftführer).Herausgabe eines "RUNDBRIEF" durchLiesel Langenstraßen, ab Nr. 1.84 als"Der Kiebitz" zusammen mit AndreasSendtko (V.i.S.d.P.), Dieter Quadfliegund Oliver Decken. Grafische Ge-staltung des Titels durch WolfgangNiederhagen. Schon in der erstenAusgabe gibt es die bis heute erhal-tene Rubrik "Termine", wobei auchschon die Monatstreffen dabei waren.Und auch schon dabei mit einemArtikel Landschaftswart H a n s -Joachim Friebe.Arbeitskreise: Kartierung (JürgenOberstraß), Feuchtgebiete (WernerHäder), Kopfweiden (Peter Kanne-mann), Vogelschutz (Irmhild Ma-thies).

12.2.1985: Gründung der "Arbeitsge-meinschaft der Haaner Natur- undUmweltverbände" mit dem VorstandGerd Silberkuhl (RBN), OliverDecken (BUND), Michael Com-meßmann (DBV), Peter Kannemann(Kasse), Liesel Langenstraßen undIrmhild Mathies (Beisitzer).

Redaktion "Der Kiebitz": Liesel Langen-straßen, Oliver Decken, Michael Com-meßmann, Gerd Silberkuhl und Dieter Qua-dflieg.Arbeitskreise: Umweltschutz im Haushalt(Kerstin Schmidt), Wasser (Jürgen Ober-straß), Mehr Natur in Dorf und Stadt (SvenM. Kübler, Edda Knisch).

18.2.1986: Vorstand: Birgit Keck (BUND),Michael Commeßmann (DBV), Gerd Sil-berkuhl (RBN), Ingrid Silberkuhl (Kas-siererin) und später Sven M. Kübler (Spre-cher der Arbeitskreise).Redaktion "Der Kiebitz": Michael Com-meßmann, Birgit Keck, Gerd Silberkuhlund Dieter Quadflieg, ab 3/86 auch nochSven M. Kübler und Henk van de Lücht(Layout).Arbeitskreise: Umweltschutz im Haushalt(Oliver Decken), Wasser (Sven Kübler),

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10 Jahre "Der Kiebitz"Mehr Natur in Dorf und Stadt (Birgit Keck)und ab Mitte des Jahres die Jugendgruppe(Jörg Ackermann).

16.2.1987: Keine Änderungen im Vorstand undArbeitskreisen.Das AGNU-Infomaterial wird von HelgaKeikut verwaltet.Redaktion "Der Kiebitz": Gerd Silberkuhl.Layout: Henk van de Lücht.

8.2.1988: Vorstand: Sven M. Kübler (BUND),Michael Commeßmann (DBV), HolgerSchilke (RBN), Irmgard van de Lücht(Kassiererin) und Jörg Ackermann (Spre-cher der Arbeitskreise).Arbeitskreise: Wasser (Jörg Ackermann),Mehr Natur in Dorf und Stadt (Irmgard vande Lücht), Umweltfreundliches Haushalten(Ingeborg Silberkuhl), Planung und Ver-kehr (Rainer Hillesheim), AGNU-Jugend(Jörg Ackermann).Keine Änderungen beim Kiebitz.

Mitte 1988: Die AGNU bezieht ihr erstes Do-mizil in der Grundschule Bachstraße.

20.2.1989: Vorstand: Sven M. Kübler (BUND),Frank Wolfermann (DBV), Holger Schil-ke (RBN), Irmgard van de Lücht (Kassiere-rin) und Jörg Ackermann (Jugendvertre-ter).Redaktion "Der Kiebitz": Gerd Silberkuhl,ab 2/89: Holger Schilke, Jörg Ackermann.Die Ausgabe 1/89 erscheint zum einzigenMal unter dem Titel "AGNU Journal, DerKiebitz"; dabei wird zum ersten Mal auchdie Abkürzung "AG Natur + Umwelt Haan"benutzt. Ab Ausgabe 2/89 wurde dashandlichere DIN-A5-Format gewählt; derTitel lautet jetzt "Der Kiebitz, AGNU-Mit-teilungen". Gleichzeitig lernte der Kiebitzdas Fliegen.Arbeitskreise: Wasser (Jörg Ackermann),Haushalt und Garten (Irmgard van de Lücht),Planung (Michael Commeßmann), Verkehr

(Rainer Hillesheim), AGNU-Jugend (Hol-ger Schilke), Kindergruppe (Jörg Acker-mann, K a t r i n K o p s, I r i s W o l -fermann).

26.2.1990: Vorstand: Sven M. Kübler (BUND),Frank Wolfermann (DBV), Holger Schilke(RBN), Irmgard van de Lücht (Kassiererin)und Jörg-Uwe Pieper (Jugendvertreter).Redaktion "Der Kiebitz": Sven M. Kübler,Frank Wolfermann. In der Ausgabe 3/90erscheint zum ersten Mal die Rubrik "Waswar sonst noch?", seit 4/90 Artikel derAGNUL.Arbeitskreise: Haushalt und Garten (Irm-gard van de Lücht), Fahrrad (Rainer Hilles-heim), AGNU-Jugend (Holger Schilke),Energie (Bert van Dijk), Kindergruppe(Jörg Ackermann, Anja Wolfermann, IrisWolfermann).

Frühjahr 1990: Die AGNU zieht innnerhalbder Grundschule Bachstraße ins Unterge-schoß um.

18.2.1991: Keine Änderung beim Vorstand,dem Kiebitz und den Arbeitskreisen bis aufKindergruppe (Iris Wolfermann) und neuerArbeitskreis Biotopschutz (Heidi Linke).Ab 2/91 wird der Kiebitz gemeinsam vonder AGNU Haan und Bad Lauchstädt her-ausgegeben (zusätzlicher Redakteur Wal-ter Zehler). Im Heft 3/91 wurde die äußereGestaltung so geändert, wie sie noch heutebenutzt wird; der Titel lautet nur noch "DerKiebitz" mit dem Untertitel "Zeitschrift derArbeitsgemeinschaften Natur + Umwelt BadLauchstädt und Haan".

13.1.1992: Keine Änderung beim Vorstand,dem Kiebitz und den Arbeitskreisen. DieKindergruppe löst sich auf.

18.1.1993: Vorstand: Sven M. Kübler (BUND),Frank Wolfermann (NABU), Marjan vanDijk (RBN), Irmgard van de Lücht (Kassie-rerin) und Jörg-Uwe Pieper (Jugendvertre-

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10 Jahre AGNU Haanter).Redaktion "Der Kiebitz": Sven M. Kübler,Frank Wolfermann, Renate Dorn.Keine Änderung bei den Arbeitskreisen.

29.5.1993: Die AGNU zieht ins Naturfreun-dehaus, Erkrather Straße 39 um.

17.1.1994: Vorstand: Sven M. Kübler (BUND),Frank Wolfermann (NABU), Marjan vanDijk (RBN), Christiane Schmitt (Kassie-rerin) und Achim Gädke (Jugendvertreter).Keine Änderung beim Kiebitz und den Ar-beitskreisen, bis auf Haushalt und Garten(Christiane Schmitt).Sicherlich konnten nicht alle genannt wer-

den, die beim Aufbau der AGNU zu ihrer heu-tigen Bedeutung mitbeigetragen haben. Des-halb bitten wir, die oben genannten Namen der"Offiziellen" nur stellvertretend für alle AGNU-Aktiven zu sehen.

Im nächsten Kiebitz werden wir werden wirauf diewichtigsten Aktivitäten in diesen zehnJahren eingehen.

Frank Wolfermann

Der Anstoß zur Gründung einer Arbeitsge-meinschaft Natur und Umwelt Bad Lauchstädtkam dann aus Haan. Vom 5.bis 7.Oktober 1990besuchten Mitglieder der AGNU als ersteGruppe aus Haan im Bundesland Sachsen-An-halt den Ausschuß für Umwelt und Begrünungder Stadtverordnetenversammlung Bad Lauch-städt. Die Diskussion mit etwa 20 interessiertenLauchstädtern über Arbeit und Ziele der AGNU,die Möglichkeiten sich als Gruppe für Umweltund Natur zu engagieren, führten zur Gründungder Arbeitsgemeinschaft Natur und UmweltBad Lauchstädt (AGNUL) am 15. Oktober 1990.

Von Anfang an wurden wir von der AGNUunterstützt. Bei einem Besuch von AGNUL-Mitgliedern in Haan im Frühjahr 1991 kam derVorschlag, den Kiebitz als gemeinsame Zeit-schrift herauszugeben. Diese Zeitschrift, die imRathaus und Fremdenverkehrsverein nicht aus-gelegt werden darf, verkündet zumindest, daßes uns noch gibt, auch wenn die Beiträge spärli-cher geworden sind.

Wir konnten bei unserem Besuch im Früh-jahr 1991 erleben, wie die AGNU Haan arbei-tet. Wenn uns das auch einmal gelingt, habenwir unsere Schwierigkeiten überwunden.

Da gib es zunächst ein Zentrum. Damalsnoch die Räume in der Grundschule Bachstras-se, heute das Naturfreundehaus. Hier kann mansich treffen, Material stationieren. Aber daswichtigste Pfund Eurer Arbeit ist unserer An-sicht nach der aktive Kern, der Vorstand, dem esimmer öfter gelingt, diesen oder jenen wach-zurütteln. Viermal jährlich stellt Frank Wol-fermann mit selbstverständlicher Regelmäßig-keit eine Ausgabe des Kiebitz zusammen undgibt sie heraus. Die Arbeit in den Gruppen -Jugendgruppe, Fahrradgruppe - und Arbeits-kreisen - Haushalt und Garten und Energie -spricht verschieden Interessierte an und gibtihnen die Möglichkeit für ihren Beitrag. DasErgebnis ist jedenfalls eine Atmosphäre, die

10 Jahre AGNUHerzliche Glückwünsche zum Gründungs-

jubiläum übermitteln euch Eure LauchstädterNamensvetter.

1984, als sich in Haan die Mitglieder meh-rerer Naturschutzverbände zu einer Arbeitsge-meinschaft zusammengeschlossen haben, waran uns noch nicht zu denken. Unser Chemie-dreieck wurde skrupellos verdreckt, der Um-fang der Umweltverschmutzung konnte nurgeahnt werden. Abgesehen von einer Fachgrup-penarbeit im Kulturbund der DDR, die ein En-gagement für z.B. Ornithologen und Mykolo-gen ermöglichte, konnten erst nach der WendeUmweltprobleme offen angesprochen werden.Die einzige Möglichkeit, zu DDR-Zeiten legaletwas für die Umwelt zu tun, waren Baum-pflanzaktionen. Zusammen mit Jugendlichenwurden im Zeitraum von 20 Jahren in BadLauchstädt einige tausend Gehölze gepflanzt.

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einfach riesig ist. Die Erinnerung an unserenBesuch bei Euch, das Zusammentreffen in derGrundschule, die Krötenaktion, die Radwande-rung waren ein Beweis dafür.

Macht weiter so, in der Hoffnung, daß esuns in 10 Jahren gelungen ist, aufzuschließen.

Ich nehme diese Gratulation zum Anlaß, dieinteressierten Lauchstädter Bürger aufzufor-dern, mitzuwirken. Die AGNUL soll nicht nurauf die Probleme der Umwelt und des Natur-schutzes aufmerksam machen, sondern auch aneinzelnen Problemen interessierten BürgernMöglichkeiten einer fachspezifischen Arbeitbieten.

Denkt an unsere Kinder, wir sollten endlichanfangen, Umweltfragen größere Aufmerksam-keit zu widmen und die gemeinsame Arbeit füreine interessante Freizeitgestaltung zu nutzen.

In diesem Kiebitz sind wieder einige Bei-träge zu den Problemen, die unter den Nägelnbrennen. Im Mittelpunkt steht der Dauerbren-ner "Wohin mit dem Abfall?" Derzeit er-regt die Klärschlammproblematik die Gemüter.Prof. Bätz setzt sich dafür ein, seit Herbst 1994

bei uns "zwischengelagerte" hunderte vonTonnen Klärschlamm wieder loszuwerden.Außerdem sind die Müllmarken wieder im Ge-spräch. Die Kreise Merseburg und Querfurtschließen sich zusammen zu einem Kreis und inQuerfurt funktioniert das Müllmarkensy-stem bestens. Darüberhinaus möchten wir überden Kiebitz ein Schreiben der AGNUL an dieStadtverwaltung bekannt machen, in dem wirdie Versorgung des Innenstadtbereiches mitAltglascontainern beantragten, wo sichtrotz einer Zusage der Prüfung durch HerrnRunkel noch nichts getan hat.

Weiterhin informieren wir zum ThemaAutobahnbau als Problematik zum Verkehrs-wegeplan "Deutsche Einheit", nachdem wirschon unseren Standpunkt zum ICE erläuterthaben. Die Stellungnahme der AGNUL zumRaum-ordnungsverfahren A 82/140 fand keineAufnahme in den Beschluß der Stadtverordne-tenversammlung und wird hier bekannt ge-macht.

Mit den besten Wünschen für die weitereArbeit im Namen der AGNUL.

Renate Dorn

10 Jahre "Der Kiebitz" - 10 Jahre AGNU

Altlast der KnirpseKnirps ist sicher ein Markenzeichen, das

jeder von uns kennt. Leider wurde bei derHerstellung dieser kleinen Regenschirme (undandere Ladenbauteile) bei Bremshey in Hildeneine ganze Menge Abfall produziert. Und daman sich ja in erster Linie um Dinge von obenkümmerte, scherte man sich nicht groß darum,was mit den Produktionsabfällen geschah.

Nach dem Konkurs sicherte sich die StadtHilden das Filetstück, erschloß ein neues Ge-werbegebiet - übrig blieben auf dem HaanerStadtgebiet die alten Klärteiche mit reichlichAltlast. Tonnenweise Schwermetalle in einemundefinierbaren Gemisch liegen nun schon seit

Jahrzehnten am Ufer der Itter. Jetzt kam manauf den glorreichen Gedanken, eine 100 mlange Betonwand längs der Itter zu ziehen. Vordieser Wand soll ein Teich angelegt und dieSchwermetalle aufgefangen werden. Leider gibtes hierfür überhaupt keine Erfahrungen, manwill es eben einmal auf diesem Weg testen.Wenn die Tests dann nicht klappen, weiß manauch nicht weiter.

Kein Wort darüber, wie viel Schwermetalleüberhaupt erst angekratzt werden, wenn dieserRiesenteich ausgebuddelt wird. Wohin mit demAushub, wohin jedes Jahr mit den belastetenAbfällen der Teichpflanzen?

Alles völlig ungeklärt - und dennoch sollteder Rat der Stadt Haan mal eben so zustimmen.

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Den hartnäckigen Fragen von Herrn Pohler istes zu verdanken, daß der Punkt nicht so leichtabgehakt wurde, sondern neu aufgegriffen wird.

Unserer Meinung nach ist die ganze Ge-schichte sehr verworren und undurchsichtig.Angeblich hat das Sickerwasser "fast" Trink-wasserqualität, ein Bürger, der solches Wasserin einen Bach oder die Kanalisation einleitenwürde, dürfte aber mit Sicherheit mit einerAnzeige rechnen.

Wir wissen auch keine Lösung. Gleichwohldenken wir, daß die jetzige Planung nicht dierichtige Lösung sein kann. Es ist keine endgül-tige Lösung, sondern nur ein aufwendiger Ver-such, der vermutlich eine ganze Stange Geldkosten kann. Dazu sind die Konsequenzen derAusgrabungen nicht ausreichend gewürdigt.Beobachtungsbrunnen für das Grundwasser sindvorhanden. Diese können auch weiter kontrol-liert werden, hierfür ist kein aufwendiges undunter Umständen riskantes Abenteuer nötig!

Eine Abfuhr der Altlast soll nicht finanzier-bar sein - auf Dauer aber vielleicht doch billigerals diese Planung. Also abwarten und auf neueIdeen hoffen!

Eine Lehre sollten wir dennoch daraus zie-hen: Das wird nicht die letzte Altlast sein, dieHaan beschäftigen wird. Bleibt zu hoffen, daßUnternehmer heute verantwortlicher produzie-ren. Die Umwelt belasten, sich dann mit einemKonkurs davonmachen und der Gemeinschaftdie Altlast und die Ko-sten aufbürden, ist un-verantwortlich!Sven M. Kübler

Altlasten

TschernobylHaben wir doch längst verdrängt. Man dis-

kutiert ja bereits wieder über neue Kernkraft-werke - ganz sichere übrigens! Mit dabei dieRWE. Klar, wenn man Forschungsmilliardeneinstecken kann. Wenn es denn schiefgeht, wieim Fall Kalkar, stört es die RWE auch nichtgroß. Die Gewinne sind immer noch ausrei-chend da. Woher wohl die Gewinne kommen?

Bemerkenswert die Nachricht, daß inFrankreich der Superphenix nicht aus Netz ge-hen wird. Ein kleines Zeichen für eine Besin-nung in unserem Nachbarland, das wie kaumein anderes auf Atomstrom gesetzt hat? Mitdabei natürlich die RWE, die jetzt einige Mil-liarden zurückfordert! Ob dann in Haan derStrompreis wieder gesenkt wird - natürlich nurfür die Industrie wir die dummen Verbraucherbezahlen halt 5 % mehr!

Warum wir aber gerade jetzt auf Tscherno-byl kommen? Im Rahmen der Diskussion überdie Bremshey-Klärschlammteiche stieß einCDU-Ausschußmitglied die Empörung heraus:"Das ist ja schlimmer als Tschernobyl!".

Wir sind diesem Herrn sehr dankbar, daß erim Laufe der Diskussion die Problematik ansich erkannt hat, allerdings sollte er sich sach-kundig machen, welche Folgen Tschernobylhatte. Von der Bremshey-Altlast geht direktkeine Gefahr aus, es werden nicht sofort viele

Menschen sterbenund es werden auchnicht unglaublicheFälle von Leukämie,Krebs und Mißbil-dungen wie in derUkraine auftauchen!

Tschernobyl darfnicht für so billigeVergleiche herhalten!

Sven M. KüblerAus "Westdeutsche Zeitung" vom 5.3.1994

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StromnetzübernahmeDichtung und Wahrheit

In einer beispiellosen Kampagne versucht das RWE die Verlängerung des Konzessionsvertra-ges durchzusetzen. Hierzu schaltet es in den lokalen Zeitungen mindestens einmal wöchentlichviertelseitige, z.T. farbige Anzeigen, wirbt mit großen Anschlagtafeln, schreibt alle 16.680Kunden in Haan persönlich, sowie die Ratsvertreter noch einmal gesondert an, erstellt in einerAuflage von 4.500 Stück eine 20-seitige Farbbroschüre "Mit Energie für Haan" und ist jede Wochemit einem Informationsstand auf dem Haaner Wochenmarkt vertreten. Unterstützt wird das RWEdurch zahlreiche Leserbriefschreiber (deren Zahl wird meist überschätzt, tatsächlich zählte derChronist bisher nur 26), durch die CDU und seit Anfang März auch noch durch eine Bürgerinitiative,die ihre Meinung als Beilage zum Haaner Treff allen Haushalten kund tat. Allein die Kosten desRWE für diese Kampagne dürften inzwischen mehrere hunderttausend Mark betragen, dienatürlich letztendlich wir als Verbraucher bezahlen. Es geht also um viel Geld.

Leider wird die derzeitige Diskussion sehr emotionsgeladen geführt, werden Behauptungenaufgestellt, die nur teilweise richtig oder sogar völlig falsch sind, und wird immer wieder auf dasGutachten Bezug genommen, das bislang nur einem beschränkten Kreis bekannt ist, jedoch nicht- zumindestens offiziell nicht - dem RWE oder den Leserbriefschreibern. Im letzten Kiebitz (1/94)haben wir schon den damaligen Stand der Diskussion festgehalten. Inzwischen hat der Rat der Stadtmit den Stimmen von SPD, FDP und GAL gegen die Stimmen der CDU beschlossen, aufgetreteneFragen durch einen weiteren Gutachter klären zu lassen. Dieses Ergänzungsgutachten steht nochaus und wird für Mai/Juni erwartet. Im folgenden Artikel wollen wir versuchen, die unterschiedlichenArgumente der Gegner einer Stromnetzübernahme zusammenzufassen und ihnen die Tatsachen,soweit bisher bekannt, gegenüber zu stellen.

Der Stadtdirektor: "Der Strompreis bleibt stabil". Es gibteindeutige Aussagen von allen vier Fraktionen im Rat.Außerdem legen Vorschriften der zuständigen Preisaufsichts-behörde fest, daß eine Netzübernahme nicht zu höherenStrompreisen führen darf.Über die jährlichen Verluste werden die unterschiedlichstenAngaben gemacht. Folgende Zahlen wurden genannt: 4 Mio(Bürgerinitiative, Mengeringhaus), 6 Mio (Schwetzel), 6,3Mio (RWE), 7,7-28,4 Mio (auch RWE), 1,5 Mio (CDU), 4,9Mio (Wulfert), 5 Mio (Rudersdorf).Demgegenüber stehen die Aussagen des Gutachters: ab 7. JahrGewinn (lt. Dr. Gräßler), 5,1 Mio Gewinn bis 2002 (lt. Dr.Reh), Gewinn ab dem 2. Jahr (Stadtdirektor)Ein wesentlicher, zu wenig bekannter Teil des außergerichtli-chen Vergleichs zwischen der Stadt Witzenhausen und demEAM ist der Verzicht des EAM auf die Revision gegen dasUrteil des OLG Frankfurt vom 23.4.92, wodurch dieses UrteilRechtskraft erlangt.Nach dem o.a. Urteil des OLG Frankfurt muß das Personalnicht übernommen werden.

Der Strom wird teurer.

Die jährlichen Verluste betragenüber 6 Mio. DM.

Da der Rechtsstreit zwischen Wit-zenhausen und EAM außergericht-lich beigelegt wurde, haben dieGrundlagen des Vergleichs keineRechtskraft.Die Stadtwerke müssen die RWE-Mitarbeiter übernehmen.

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Dichtung und WahrheitÜber die Anzahl der bei einer Übernahme durch die Stadtwer-ke zusätzlich benötigten Mitarbeiter gibt es unterschiedlicheAussagen: 13 (lt. Gutachter), 53 (lt. RWE z.Z.), 45 (lt. RWEspäter), 44 (lt. CDU), 25 (lt. Stadtverwaltung, 13 technisch, 12kaufmännisch). Hilden (ca. 55.000 Einwohner) hat 40 Mitar-beiter im Einsatz.Selbst das RWE hat erkannt, daß die bisher 53 eingesetztenMitarbeiter reduziert werden müssen und geht auf Dauer von45 aus. Die Stadtwerke beschäftigen derzeit für Gas undWasser 24 Mitarbeiter.Je nach erforderlichem Personal sind natürlich auch die Perso-nalkosten unterschiedlich. Dabei rechnet das RWE mit 100.000DM pro Mitarbeiter und Jahr, die CDU mit 79.500. Bei denStadtwerken lagen sie 1990 bei 64.500 DM.Im Rahmen des KESS-Programms erhält man für eine neueWaschmaschine, Geschirrspülmaschine, Kühlschrank undGefriergerät jeweils DM 100 Zuschuß.Dieser Zuschuß hat mit Energiesparen kaum etwas zu tun, daer unabhängig davon vergeben wird, ob das Gerät im Verhält-nis zu anderen wirklich wesentlich sparsamer ist. Im übrigensind sparsamere Geräte nicht teurer als andere, so daß sowiesoschon ein Anreiz zu deren Kauf gegeben ist. Sinvoller wäre esz.B. den Kauf von Waschmaschinen mit getrennten Warm-und Kaltwasserzufluß zu fördern, sofern eine zentrale Warm-wasserversorgung existiert. Diese kosten nämlich ca. 100-200DM mehr.Die Stadtwerke unterstützen schon jetzt umweltfreundlicheTechniken wie die Anschaffung von Brennwertkesseln durchDM 1.000. Und auch die Stadtwerke Hilden geben Zuschüssezu den o.a. Geräten, allerdings DM 110.Falsch, schon das erste Gutachten empfiehlt die Übernahmedes Stromnetzes.Über den Kaufpreis des Netzes gibt es unterschiedliche Anga-ben: 43,5 Mio (Gutachten), 53 Mio (RWE), 30 Mio (SPD), 30-33 Mio (aus Erfahrungen bei anderen Übernahmen auf Grundvon 1.000 - 1.100 DM/ Einwohner errechnet). Eine detaillierteNetzbewertung wird das Ergänzungsgutachten bringen, da dasRWE bislang die hierfür erforderlichen Unterlagen nicht zurVerfügung stellte. Nach dem o.a. Urteil des OLG Frankfurt istes jedoch hierzu verpflichtet.Nach diesem Urteil muß auch der Buchrestwert zu Grundegelegt werden. Ob es auf Haaner Verhältnisse anzuwenden ist,kann nur ein Studium des derzeitigen Konzessionsvertrages

Es gehen Arbeitsplätze verloren.

Höhere Personalkosten.

RWE unterstützt Energiesparendurch das KESS-Programm. Dieswerden die Stadtwerke nicht lei-sten können.

Das erste Gutachten empfiehlt dieVtragsverlängerung.Der Kaufpreis wird höher sein, alsvom Gutachter angegeben. DasStromnetz kostet 53 Mio. DM.

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Stromnetzübernahme

Die erforderlichen Entflechtungs-kosten müssen von der Stadt Haangetragen werden.

Es wird keine ökologischen Maß-nahmen geben.

Das RWE bietet im Rahmen desProKom-Programms ein Budgetvon 2,3 Mio. DM.

Kommunale Versorgungsunter-nehmen sind teurer als private Ver-sorgungsunternehmen.

klären. Auf jeden Fall geht keine Partei in Haan von einemhöheren Preis als 43,5 Mio. DM aus.Nach dem o.a. Urteil des OLG Frankfurt und durch das Urteildes BGH vom 7.7.92 im Musterprozeß "Rosenheim" müssendie Entflechtungskosten (vom RWE auf 7 Mio., vom Gutach-ter auf 6 Mio. geschätzt) vom RWE getragen werden.Die AGNU hat immer wieder nachgewiesen, daß ökologischeMaßnahmen nicht unbedingt Geld kosten müssen. Das besteBeispiel hierfür bieten die Stadtwerke Rottweil. Insofern istdie oftmals zitierte Aussage des Stadtdirektors so nicht haltbarund im übrigen vom politischen Willen des Stadtrats wesent-lich abhängig.Z.B. werden Stadtwerke, die sowohl Gas als auch Stromliefern, eher dazu raten, ein Nachtstromspeichergerät durcheine Gasheizung zu ersetzen und somit ca 70% Primärenergiezu sparen, als der reine Stromlieferant RWE.Nach dem Schreiben des RWE an die Ratsmitglieder ergebensich auf Grund der Energiesparmaßnahmen aus dem ProKom-Budget (2,3 Mi. DM) ca. DM 400.000 jährlich an Einsparun-gen, eine Amortisation von ca. 6 Jahren! Welcher Kaufmannwürde nicht dann selbst diese Summe investieren?Allerdings ist lt. Hr. Buhl vom RWE (beim CDU-Hearing)eine Kopplung des ProKom-Budgets an einen neuen Konzes-sionsvertrag rechtlich unzulässig. Er schlug deshalb vor, dasBudget dann erst später zur Verfügung zu stellen, was Dr. vonBargen (FDP) zu der Frage veranlaßte: Warum nicht jetztsofort?Hr. Giebels (CDU) nennt hierzu folgende Mehrkosten füreinen Durchschnittshaushalt mit 3.6000 kWh pro Jahr: Hilden12 DM, Monheim 80 DM, Köln 88 DM, Düsseldorf 95 DM,Goch 105 DM, Duisburg 115 DM.Jedoch (lt. Zeitschrift für kommunale Wirtschaft vom März1994): Kommunale Versorgungsunternehmen arbeiten effi-zient und rentabel gerade auch dank der durch Querverbundgünstig beeinflußten Kostenstruktur. Regelmäßig angestellteVergleiche mit regionalen und Großverbundunternehmen lie-ßen keine generellen Strompreisunterschiede erkennen. Auchdie jüngste einschlägige Wibera-Untersuchung weise diesnach.Beim CDU-Hearing forderte übrigens dieselbe Dame, diedieses Argument brachte, die Durchführung der Müllabfuhrdurch die Stadt selbst und nicht mehr durch Rethmann.

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Dichtung und WahrheitDie Bezugskosten vom RWE be-tragen 14,24 statt 13,88 Pf/kWh.Neben dem Neuabschluß einesKonzessionsvertrages und derÜbernahme des Netzes durch dieStadtwerke gibt es noch einen drit-ten Weg.

Das RWE plant den Bau vonBlockheizkraftwerken (BHKW),was von den Stadtwerken nichtmehr geleistet werden kann.

Das RWE betreibt ein Beratungs-büro. Die kostenlosen Servicelei-stungen des RWE können durchdie Stadtwerke nicht erbrachtwerden.

Die Bundesregierung fordert diePrivatisierung. Nur hier in Haansoll die Stromverteilung kommu-nalisiert werden.

Das RWE bietet große Versor-gungssicherheit.

Das RWE rechnet selbst in dem Schreiben an die Ratsmitglie-der mit 13,82 Pf/kWhDie FDP sieht eine Lösung in gemeinsam mit dem RWE(maximal 49% Anteil) betriebenen Stadtwerken.Andere schlagen vor, einen neuen Konzessionsvertrag nurüber 10 Jahre, und nicht wie vorge-sehen über 20 Jahre laufenzu lassen.Beide Vorschläge wurden bisher vom RWE strikt abgelehnt.Für das RWE existierten derzeit nur die beiden Möglichkeiteneines neuen 20-jährigen Konzessionsvertrages oder die Über-nahme des Netzes durch die Stadt.Auch diese Zusage mußte das RWE zurücknehmen, da sierechtlich unzulässig ist.BHKW haben, da sie gleichzeitig Wärme und Strom produ-zieren und nutzen, einen sehr hohen Wirkungsgrad. Zur Dis-kussion steht ein BHKW im Haaner Hallenbad, wobei dieerzeugte Wärme zur Heizung des Schwimmbads und dererzeugte Strom, soweit er nicht für das Hallenbad benötigtwird, für die Beleuchtung von Rathaus und/oder Schulzen-trum benutzt werden könnte.Diese Investition amortisiert sich nicht nur in kurzer Zeit,sondern ist auch für die vorgesehene Verbundlösung (Stadt-werke als Lieferant von Wasser, Gas und Strom und alsBetreiber der Tiefgaragen und des Hallenbades) zwingenderforderlich.Auch die Stadtwerke beraten ihre Kunden schon heute kosten-los und ausführlich. Es gibt keinen Grund anzunehmen, daßsich dies bei einer Übernahme des Stromnetzes ändern wird.Gleiches gilt für die gern angeführten kostenlosen Servicelei-stungen des RWE, die jedoch nie näher spezifiziert wurden.Bislang wurde auch noch nicht die Behauptung aufgestellt,daß die Serviceleistungen der Stadtwerke schlecht oder sogarungenügend wären.Auch die Wasser, Gas und Strom aus einer Hand lieferndenStadtwerke könnten privatisiert werden, falls dies gewünschtwird. Sicherlich kann man das RWE auch nicht als reinenPrivatbetrieb ansehen, gehört doch ein großer Teil der Aktieneinigen Kommunen.Die Stadtwerke haben bei der Lieferung von Gas und Wasserin der Vergangenheit auch schon immer größte Sicherheitgeboten. Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß sie diesebeim Strom nicht gewährleisten könnten.

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StromnetzübernahmeDer Betrachtungszeitraum von 20Jahren ist zu lang.

Das Leitungsnetz ist für das RWEbereits abgeschrieben. Daher ent-fällt der Aufwand für Zinsen undAbschreibungen.

Durch die Verbundlösung spart dieStadt Steuern, die aber dem Bundfehlen.

Die Einspeisung von Strom ausregenerativen Energiequellen insöffentliche Netz ist gesetzlich ge-regelt.

RWE bietet bei Abschluß einesneuen Konzessionsvertrages Lei-stungen von 7 Mio. DM an.Der Stadt verbleibt nur das Risiko,Verluste zu machen, sofern sie nichtan eine unerlaubte Quersubventio-nierung denkt.Im zweiten Gutachten werdenStrompreiserhöhungen von 2,5%pro Jahr angesetzt, im ersten warenes nur 1,1%.

Da das RWE derzeit nur einen 20-jährigen Konzessionsver-trag abschließen will, müssen die Alternativmöglichkeitennatürlich auch diesen Zeitraum berücksichtigen.Lt. RWE fallen auch für das RWE Abschreibungen an.Ansonsten ist dies ein sehr zweischneidiges Argument, würdees doch bedeuten, das das RWE mit den Einnahmen aus demStromgeschäft, also mit unseren Stromgebühren, das Netzschon bezahlt hat, jetzt aber von der Stadt Haan und ihrenBürgern, also uns, es nochmals bezahlt haben möchte.Eine steuerliche Gewinn- und Verlustrechnung bezogen aufStadt, Kreis, Land und Bund wurde bisher noch nicht durch-geführt. Hierzu würde selbstverständlich auch die Einbezie-hung der Steuervor- oder -nachteile gehören, die das RWEdurch die Stromverteilung in Haan erlangt.Gesetzlich geragelt ist nur der Mindestpreis, den der Stromlie-ferant für eingespeisten Strom zahlen muß. Über eine maxi-male Vergütung gibt es nur die umstrittenen Verlautbarungendes Wirtschaftsministeriums NRW, daß für Solarstrom 2,00DM/ kWh unzulässig sind.Auch diese Zusage des RWE ist ungesetzlich und mußte daherzum größten Teil zurückgenommen werden.

Die Querverbundslösung zwischen defizitären Bäderbetriebund Stromverteilung ist lt. einem von der Stadt eingeholtenGutachten nicht verboten, sofern zur Beheizung des Stadtbadsein BHKW errichtet wird.Im zweiten Gutachten werden Strompreiserhöhungen von2,5% pro Jahr angesetzt, im ersten waren es nur 1,1%.Es handelt sich nicht um Strompreiserhöhungen sondern umSteigerungen der Erlöse. Dies kann durch Strompreiserhö-hungen zustande kommen, aber auch durch Mehrverbrauchoder durch Erweiterung der Kundenbasis.

Zusätzlich werden von den Übernahme-Gegnern noch zwei Argumente angeführt, die nicht nurschlicht falsch, sondern in ihrer Polemik auch unerträglich sind:

1. Nur die CDU-Fraktion hat sich mit dem vorliegenden Gutachten ausführlich beschäftigt.2. Durch die Stromnetzübernahme sollen in der Verwaltung und bei den Stadtwerken höher

dotierte Posten geschaffen werden.

Es erübrigt sich wohl von selbst, hierauf einzugehen.Frank Wolfermann

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Stromnetzübernahme - Unser KommentarGegner der Stromnetzübernahme die Zahlendes Gutachtens nicht kennen, glauben sie mitselbst aufgestellten Rechnungen die Unwirt-schaftlichkeit schneller und besser belegen zukönnen als ein anerkanntes Gutachterbüro. Esreicht aber nicht, von der Rohmarge Zinsen,Abschreibungen, Personalkosten und Konzes-sionsabgaben zu subtrahieren. Hierzu gehörtnatürlich auch die Unterscheidung zwischenKosteneinsparungen der Stadt und der Gewinn-und Verlustrechnung der Stadtwerke. Hierzugehört natürlich auch eine Betrachtung übereinen längeren Zeitraum und nicht nur für daserste Jahr. Und hierzu gehört natürlich auch dieBerücksichtigung der steuerlichen Auswirkun-gen, wie sie zwar einem privaten Unternehmenwie dem RWE immer zugebilligt wird, aber denStadtwerken oftmals nicht.

Und noch erstaunlicher ist es, daß denUnter-suchungen und Ratschläge der wirklichen, sonstauch anerkannten Fachleute wie dem Gutach-ter, dem Stadtkämmerer, dem Stadtdirektor unddem Stadtwerkeleiter, so wenig getraut wird. InKonsequenz müßten doch die Gegener einerStromnetzübernahme die Abberufung der Her-ren Schultz, Nieswand und Ponge fordern, dasie doch offensichtlich nicht rechnen können!

Am erstaunlichsten aber ist, daß dem RWEimmer noch zugetraut wird, sich für Ökologieeinzusetzen. Demselben RWE, das gerade jetztversucht mit Garzweiler II erhebliche Umwelt-schäden anzurichten. Demselben RWE, dasimmer noch auf zentrale Stromerzeugung inBraunkohlen- und Atomkraftwerken setzt. Unddemselben RWE, das jetzt große ökologischeVersprechungen in Haan macht, in den vergan-genen Jahren aber keinerlei derartigen Vor-schläge verwirklichte. Ich bin der Meinung, dasRWE hat in der Vergangenheit genügend Chan-cen zur ökologischen Wende gehabt und sienicht genutzt. Laßt uns jetzt in Haan dieEnergiewende selbst in die Hand nehmen!

Frank Wolfermann

Die Diskussion in Haan über die Stromnetz-übernahme ist innerhalb des Kreises Mettmann,und nicht nur dort, in ihrer Schärfe und Polemikohne Beispiel. Dies ist sicherlich nur z.T. mitdem beginnenden Wahlkampf zu erklären. Einanderer Grund könnte in der frühzeitigen Fest-legung der CDU und der entsprechenden Akti-vierung ihrer Mitglieder zu suchen sein. Leiderhat die CDU beim Einsatz von Dr. HermannMeier, einem leitenden Angestellten des RWE,das politische Fingerspitzengefühl vermissenlassen. Auch wenn eine Befangenheit von Dr.Meier durch das Rechtsamt der Stadt Haannicht gesehen wird, wäre sie wohl besser bera-ten gewesen, ihn aus Gründen der politischenSauberkeit nicht öffentlich zu diesem Themen-komplex Stellung nehmen und schon gar nichtan Abstimmungen teilnehmen zu lassen.

Erstaunlich an der Diskussion aber ist, daßder gesamte Streit um verhältnißmäßig geringeBeträge (lt. Hr. Giebels zahlt ein Durchschnitts-haushalt in Duisburg als teuerster Stadt 115 DMpro Jahr mehr als beim RWE) geführt wird. Wowar der große Aufschrei als dieses Jahr als die14-tägig geleerte 90-Liter-Mülltonne sich umDM 63, d.h. über 40%, verteuerte? Und wo dieProteststimmen gegen die diversen, im Kiebitzimmer wieder angeprangerten Millionen schwe-ren Bauvorhaben der letzten Jahre in Haan?Und wer außer der AGNU hat immer wieder dieteuren und Landschafts verschandelnden Re-genrückhaltebecken und andere durch die Ver-siegelung erforderlichen Maßnahmen angepran-gert? Inzwischen müßte es doch allen klar sein,daß die Beseitigung von Umweltschäden immerhöhere Ausgaben von jedem von uns erwartet.Dies gilt insbesondere auch für die hochwerti-ge, aber durchaus nicht so umweltfreundlichproduzierte Energieform Strom, bei der nochnicht einmal ein Drittel der eingesetzten Pri-märenergie beim Verbraucher ankommt!

Erstaunlich ist aber auch, wieviele Finanz-experten es in Haan gibt. Obwohl die meisten

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Stromnetzübernahme - Noch ein Kommentar

Es spricht alles dafürDie Zahlen und umfangreichen Vergleiche

über den Kauf des Stromnetzes durch die Stadtliegen seit Mittwoch auf dem Tisch. Die Ver-waltungs- und Stadtwerksspitze informierte überdie Presse die Bürgerschaft, die 45 Ratsherrenerhielten das gleiche, augenscheinlich gewis-senhaft erarbeitete Papier.

Es macht die Vorteile, die die Stadt gegen-über dem jetzigen Vertrag mit dem RWE hat anZahlen deutlich. Allein bei der Straßenbeleuch-tung könnten fast 400 000 Mark eingespartwerden. Die sogenannten Neztzverluste - nichtjedes Kilowatt erzeugten Stroms kommt auchtatsächlich beim Abnehmer an - würden 173000 Mark jährlich weniger betragen, als dasRWE mit vier Prozent Verlust berechnet.

Und wenn nach umfangreichen Vergleichenmit Städten ähnlicher Größenordnung in bezugauf das notwendige Personal herauskommt, daßdas RWE mit 67 Mitarbeitern für Langenfeldknapp doppelt so viele beschäftigt, wie not-wendig wären, dann spricht das für eine Über-nahme des Netzes. Jene 62,5 Mio Mark, die fürden Kauf aufgebracht werden müßten, sindohne eine Mark Belastung für den Steuerzahlerüber einen langfristigen Kredit zu haben. Zin-sen und Tilgung können aus dem Stromverkauferwirtschaftet werden, und 1995 wäre eineNetto-Summe von 3,221 Mio. Mark zu er-

warten - gegenüber 1.891 Mio Mark vom RWE.Daß diese Zahlen seriös sind, steht außer

Zweifel. Sie wurden von einer angesehenenWirtschaftsberatung und hochkarätigen Fach-leuten wie Detlev Müller, Leiter der Kämmerei,erarbeitet - auch in sachlichen und fairen Ver-handlungen mit dem RWE.

Es spricht also alles dafür, und dennoch istdie Übernahme des Netzes nicht sicher. Diestärkste Fraktion, die CDU, - stets auf eineVerbesserung der städtischen Finanzen bedacht- steht nach den bisherigen Äußerungen ihrerverantwortlichen Männer dem Kauf ablehnendgegenüber, die FDP hat sich noch nicht ent-schieden. SPD und Grüne haben von Anfang andie Übernahme des Netzes in eigene Regiegefordert.

Nichts wäre unverständlicher, als wennideologische Gründe - eher städtische Unter-nehmen privatisieren als in kommunaler Regiebetreiben - den Kauf verhinderten. Eine Henne,die goldene Eier zu legen verspricht, holt manbesser mit Geschick und legalen Mitteln in deneigenen Stall.

Von Lothar MüllerObiger Kommentar, der Westdeutschen

Zeitung vom 2.4.94 entnommen, bezieht sichnicht, wie Sie jetzt vielleicht glauben, auf Haan,sondern auf Langenfeld. Aber wie sich die Bil-der doch gleichen ...

gerechteren Strompreis verspricht, mit mehrSparanreiz. Dieses möchte ich mit folgendenBeispielen verdeutlichen.

1. Wenigverbraucher: Eine 4-PersonenFamilie die sehr sparsam mit Strom umgeht,verbraucht pro Jahr 2000 kWh. Hierfür bezahltsie DM 651,15 pro Jahr. Preis pro kWh: 32,6 Pf.

2. Durchschnittverbraucher: Eine Fami-lie verbraucht 4000 kWh/Jahr. Bezahlen mußsie DM 1150,50 Preis pro kWh: 28,7 Pf.

StromtarifIn der letzten Ausgabe des Kiebitz hatte ich

festgestellt, daß die geltende RWE-Tarifgestal-tung keinen Anreiz gibt, mit Strom sparsamumzugehen. Die effektiven kWh-Preise sindfür private Vielstromverbraucher niedriger alsfür Wenigverbraucher. Im genannten Kiebitz-Beitrag hatte ich auch angedeutet, daß ein linea-rer Stromtarif in diesem Zusammenhang einen

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Stromtarife3. Überdurchschnittsverbraucher:

Eine Familie verbraucht durch unüberlegte Be-nut-zung elektrischer Geräte pro Jahr 8000 kWh.Die Jahresrechnung beträgt hier DM 2149,20.Preis pro kWh: 26,9 Pf.

Man sieht daß die sparsame Familie ca. 21%mehr für die gleiche Menge Strom bezahlenmuß als die verschwenderische. Wie sieht diesjetzt beim linearen Tarif aus? In Haan gibt es ca.16000 Tarifkunden die durchschnittlich 4000kWh elektrische Energie abnehmen. RWE ver-kauft also 64000 MWh pro Jahr und kassierthierfür DM 18,37 Mio. Der Durchschnittpreisfür 1 kWh beträgt also 28.7 Pf. Mit diesem kWhPreis ohne Festbeträge (Lineartarif) sehen dieStromrechnungen der Beispielfamilien folgen-dermaßen aus:

Sparsame Familie:DM 574,00 statt DM 651,15Durchschnittsfamilie:DM 1150,50 unverändertGroßzügige Familie:DM 2296,00 statt DM 2149,20.Deutlich ist, daß es jetzt keinen Bonus für

die Vielverbraucher auf Kosten der Wenigver-braucher mehr gibt, jeder bezahlt den gleichenkWh-Preis nämlich 28,7 Pf. Der Energielie-ferant erleidet mit diesem Tarif keine finanziel-len Nachteile, er bekommt wie beim alten TarifDM 18,37 Mio pro Jahr. Die Tarifumstellungerfordert keine Änderungen im Stromnetz oderbei den Stromzählern. Sie ist also für das Ener-gieversorgungsunternehmen absolut "kosten-neutral".

Wie der Presse vom 16.4.94 zu entnehmenist, plant das RWE in Haan einen Großversuchmit dem Zeitzonentarif in 7.000 (der insgesamtrund 16.500) Haushalten. Hierbei wird der Stromim der Schwachlastzeit (am Wochenende, Fei-ertage und nachts) wesentlich preiswerter, da-für tagsüber an Arbeitstagen aber wesentlichteurer. Es handelt sich hier also um eine Verbes-

serung des Schwachlasttarifs, erfordert abereinen anderen (teureren) Stromzähler (Die Ko-sten hierfür und für das Auswechseln dürftenmehrere Millionen Mark betragen). Ein Ver-such mit diesem Zeitzonentarif in München hatgezeigt, daß das Ziel, Spitzenlast abzubauenund zu verschieben, nicht erreicht wird (ZfK2.94). Sicher ist aber auf jeden Fall, daß diesesTarifsystem keinen Anreiz zum Energie sparenbringt, sondern nur eine Verlagerung des Ver-brauchs.

Zusammengefaßt:1. Der Lineartarif ist für den Energielieferant

kostenneutral und für den Verbraucher ge-rechter.

2. Teure Umstellungen sind nicht erforderlich.3. Energieverschwendung wird nicht belohnt.4. Der Ankauf von stromsparenden Geräte und

das Ausschalten unnötiger Stromverbrau-cher wird besser honoriert, und dadurchstimuliert, als im konventionellen Tarif.Die konventionelle Tarifgestaltung gibt es

nicht nur beim Stromlieferant RWE, auch beiden Stadtwerken, Telekom usw. wird nach die-sem System abgerechnet. Es lohnt sich aucheinmal nachzudenken, ob hier eine Linearisie-rung (eventuell in Stufen) nicht sinnvoller undgerechter wäre. Bert van Dijk

RWE-Tarife für Haushaltemit Drehstromzähler

(ab 1.3.1994)

Fester Leistungspreis+Drehstromzähler:DM 151.80 pro Jahr oder DM 12.65 proMonat (incl. 15% MWSt.)Jede verbrauchte kWh: 24.97 Pf. (incl. 9.1% Ausgleichsabgabe und15% MWSt.)

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Frachtzentrum Wuppertal-Vohwinkel

Frachtzentrum Vohwinkel - Nein, danke !?Interessen von privaten Unternehmern wieder Deutschen Bahn AG und Ihren Vertrags-partnern, den Spediteuren. Es geht hier nach-lesbar lediglich um Marktanteile und Um-satzverbesserungen.

2. Arbeitsplätze in erwähnenswertem Umfangwerden durch das Frachtzentrum für Haa-ner bestimmt nicht geschaffen, denn es gibtheute kaum etwas, was mehr automatisiertist als Lager- und Umschlagplätze.

3. Betrachtet man folgende Kernzahlen desGutachtens, so haftet der St.-Florians-Vor-wurf auf einmal ganz anderen Leuten amRevers:Der Haaner Anteil am Frachtaufkommen inVohwinkel wird 1% betragen, aber 34%kommen aus Richtung Düsseldorf und wei-tere 26% aus Richtung Wuppertal.Wenn es nach dem Willen der Planer geht,werden aber 90% der 750 LKW pro Tagzwangsgeführt durch Oberhaan lärmen,stinken und stauen.Wir suchen z.Z. Belege für die Information,daß frühere Planungen der DB Frachtzentrenin W’tal-Langerfeld und D’dorf-Derendorfvorsahen.

4. Zum vermeintlich "Ökologisch Guten"Das Gutachten sagt aus, daß die DB AG alleGüterbahnhöfe im gesamten Stückgutbe-reich (bis 1 t) und im Partiefrachtbereich (1bis 4 t) im Großraum Düsseldorf / Velbert /Wuppertal / Remscheid / Solingen durchdas Frachtzentrum ersetzen wird.Stattdessen entstehen 50 Filialen als Sam-mel- und Verteilpunkte, die mit demFrachtzentrum durch das "Güterkraftver-kehrsgewerbe" verbunden werden. Das er-gibt erst einmal eine ganze Menge Straßen-kilometer, LKW und Staus mehr als heute.Wer jetzt meint: aber dann ist doch wenig-sten alles auf der Schiene, ist leider immer

Eine Erklärung zu geben, um was es sich beidem Frachtzentrum handelt, scheint mir nachden vielen Berichten in allen Haaner Zeitungennicht mehr nötig. Deshalb gleich ins Thema.

Darf ich ein NEIN überhaupt denken, ge-schweige denn, aussprechen? Bei meiner erstenBerührung mit dem Thema "Frachtzentrum"wurde mir von allen vier Haaner Ratsfraktionenim klarsten Politiker-Deutsch mit kleinen farb-lichen Nuancen vermittelt: Wir haben großeBedenken, aber schließlich ist doch dieVerlagerung der Fracht von der Straße auf dieSchiene etwas ökologisch Sinnvolles, außer-dem schafft das Arbeitsplätze. Dann kann ichdoch als Betroffener auch nicht dagegen sein,oder will ich mich über den sofort erhobenenVorwurf, ein Anhänger des heiligen St. Florianzu sein, mit dickem Fell hinwegsetzen?

Nach diesem ersten flauen Gefühl im Ma-gen, das mir sagt: "egal, was ich tue, ich kannnur verlieren", begann ich Wut zu empfinden.Und die regte mich an, nachzudenken, ob dennda nicht wieder mal dem "kleinen Mann" ein"X" für ein "U" vorgemacht wird und vielleichtdie Wahrheit ganz anders aussieht.

Nach zwei Wochen der Recherche hier einZwischenstand, da ich nicht glaube, daß ichjetzt schon alles weiß und zu einer fundiertenEntscheidung fähig bin. Da ich aber in Haanweder in den Parteien, noch in der Verwaltung,jemanden getroffen habe, dessen Wissensstandviel umfassender ist als meiner, nehme ich mirmein Recht erst einmal nur "NEIN" zu sagenund rufe außerdem noch alle Haaner Mitbürge-rInnen dazu auf.1. Nicht einmal in dem Gutachten, welches -

von der Bundesbahn in Auftrag gegeben -den Standort empfiehlt, wurde die vorlie-gende Planung mit dem Attribut "ökolo-gisch" bezeichnet. Dies spielt keine Rolle,sondern es sind knallharte kommerzielle

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Frachtzentrum Wuppertal-Vohwinkelnoch auf dem Holzweg. Dasselbe Gutach-ten belegt, daß für- 292 LKW-Transportfahrten zur Samm-

lung und- 180 LKW-Transportfahrten zur Vertei-

lungder Fracht noch einmal- 80 LKW-Abtransporte für die zusam-

mengestellten Ladungen, statt des Bahn-abtransports und

- 44 LKW-Anlieferungen, statt Waggon-ankünfte

geplant sind. Der Grund fürdie zaghafteBenutzung derBahn ist z.Z.noch nicht bestä-tigt, aber geredet wird vonfehlender Transportkapazitätder Schiene am Frachtzentrumin Vohwinkel. Im Klartextheißt dies, zwischen 25% und50% der Fracht, die zum Zentrum inVohwinkel gekarrt werden, erreichen dieSchiene dort nicht (s.a. Pkt.9).

5. Hier höre ich schon das nächste Argument:das läßt sich leider nicht verhindern, wennman die Strecke vom Absender bis zumEmpfänger in 24 Std. überwinden will. Ja,wer will das denn und warum?Daß eine Transportzeit von 24 Std., statt 30oder 48 ein Wert "an sich" ist, könnte mirbei verderblichen Gütern noch irgendwieeinleuchten, wenn ich noch nie von Kühl-wagen gehört hätte. Außerdem, ich will garkeine Müller-Milch oder Yoghurt aus "Hin-tertupfingen" im Allgäu. Ich verzichte auchsehr gern auf den Schlachtviehtransport vonPolen nach Südspanien oder die Waschungdeutscher Kartoffeln auf Sizilien, weil das2,5 Pf/kg billiger ist.Mich interessiert viel mehr, warum dieÜberweisung von meiner Haaner Bank zur

Gutschrift auf meinem Postgirokonto inEssen 4 Tage braucht! Meine Vermutung:Hier hat es eine ganze Branche geschafft,mit Langsamkeit Geld zu verdienen.

6. Noch ein Argument gegen das Frachtzen-trum in Vohwinkel, weniger polemisch, aberdafür grundsätzlicher.Jedem privaten Unternehmer gestehe ichzu, daß er betriebswirtschaftliche Interes-sen an die erste Stelle setzt. Aber schon vonunseren Politikern auf kommunaler Ebeneund darüber in jedem Fall umso mehr, er-warte ich die Wahrung volkswirtschaftli-cher Belange und Kenntnis über deren Zu-sammenhänge.Bezogen auf das Frachtzentrum heißt das:Liebe Politiker, warum sollen viele Men-schen noch mehr Lebensqualität einbüßendurch LKW-Lärm und -gestank sowie Ver-kehrsgefährdung? Doch nicht wegen desProfits einiger anderer? Müßte hier nichteine Abwägung aller Einflußfaktoren statt-finden, z.B.:- Kosten zur Aufrechterhaltung unserer

körperlichen und seelischen Gesundheit- dürfen wir uns eine weitere Zerstörungder Umwelt wegen der Frachtzentrenleisten?

- Was kostet eine höhere Belastung un-serer Straßen im Nahbereich?

7. Zurück zum Gutachten, dieses läßt den ka-pitalistischen Auswuchs: "Individualisie-rung der Gewinne, Sozialisierung der Ko-sten" erst erahnen, aber es wird für einigeHaaner Bürger noch teuer werden. Konkretheißt das in einem Punkt, der schon vomHaaner Planungsamt bestätigt wurde: An-wohner der B228 müssen sich gegen denanschwellenden Lärm auf eigene Kostenschützen, u.U. gibt es auf Antrag hin einenZuschuß.

8. Daß Betriebs- und Volkswirtschaft nichtimmer in Konflikt geraten müssen, zeigt

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Frachtzentrum Wuppertal-Vohwinkel

wilde Kippe nun ungezügelt auf der gesamtenStraße bis hin zur Grube 7 erstecken könnte.Wir machten uns kundig und stellten fest, daßdie Anschüttung innerhalb von Landschafts-schutzgebietsgrenzen erfolgte. Da wir auch sa-hen, daß bei Regengüssen Sickerwässer ausdem Haufen ausgespült wurden und auf derabschüssigen Kalkstraße gen Krutscheider Bachflossen, meldeten wir den Fall der UnterenLandschaftsbehörde des Kreises Mettmann.

Zu unserem Erstaunen erschien ein paar

Januar 93 - wir trauten unseren Augen nicht.Ein hundert Meter langer, fast 2 m hoher, brau-ner Haufen zierte von weitem die alte Kalkstraßeneben der "Grube 10". Bei näherer Betrachtungder Aufschüttung entpuppte sich das abgekipp-te Gebilde als ein Gemisch aus Müll, Schred-dermaterial, Mutterboden und Strauchschnitt.Da wir bereits in den letzten Jahren beobachtethatten, daß immer wieder kleinere Haufen ausLehm, Schotter und Schutt dort hingebrachtworden waren, befürchteten wir, daß sich die

Die Stadt und ihr HaufenKompostkippe im Landschaftsschutzgebiet

eine am 22.03.94 veröffentlichte Meldungder RP über die Fa. Henkel in Düsseldorf.Dort hat man sich in einem "ökologisti-schen" Konzept vorgenommen, ab Werk22.000 LKW-Fahrten/Jahr gegen 13.500Waggons auszutauschen mit dem enormenVorteil von 7.600 Tonnen Schadstoffver-ringerung und mittelfristig sogar einemkleinen finanziellen Überschuß.Vertraut man dem DB-Gutachten, läßt sichso etwas angeblich schwer berechnen, des-halb wurde es unterlassen.Aber versuchen wir uns ein paar Zahlenzusammenzustellen: 750 LKW-Fahrten/Tagsind ca. 190.000 Fahrten/Jahr. Setzt manden Faktor 10 bei dem Mehr an Fahrtengegen einen geschätzten Faktor 10 bei derLänge der Fahrten bei Henkel, so müßte"unser" Frachtzentrum auch auf uns undHaaner Umland 7.600 Tonnen Schadstoffzusätzlich regnen lassen.

9. Und zum Abschluß noch einen nicht soschönen Ausblick für Haan, denn daß nichtnur Oberhaan betroffen sein wird, dürftejedem Haaner und jeder Haanerin späte-stens mit nachstehenden Planungen klarwerden, deren Realisierung durch den Be-trieb des Frachtzentrums wahrscheinlicherwerden:

- ein Müllumschlagplatz zur Müllverbren-nung nach Cronenberg

- ein Containerbahnhof, wie er in Düssel-dorf-Eller gerade verhindert wurde

- ein riesiges Industriegebiet von Vohwin-kel bis zum Tückmantel, einer Straße ander Haaner Stadtgrenze.

Wenn aber die Schienenbelastung schonmit dem Frachtaufkommen unter Punkt 4.mehr als erschöpft ist, was wird wohl mitdem Verkehr durch die vorstehenden Kuk-kuckseier?Apropos Kuckuck, den wird es dann wohl in

ganz Haan entlang der B228 nicht mehr ge-ben. Gerrit Krause

PS: Falls Sie sich weiter informieren wollenoder uns mit Rat, Tat, Spenden oder kostenfreierMitgliedschaft unterstützen wollen, hier Kon-taktadressen, alle in 42781 Haan:Gerrit Krause, An der Schmitte 15

Tel. (0 21 29) 78 72Marina Baucke, Am Teichkamp 12

Tel. (02 02) 73 68 13Alfons Neumann, An der Schmitte 9

Tel. (0 21 29) 37 63Sabine Nehls. Elberfelder Str. 234

Tel. (0 21 29) 5 32 42Dieter Thörmer, An der Schmitte 5

Tel. (0 21 29) 5 82 13

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Haufen - weise?Tage später (9.2.93) ein Artikel in der West-deutschen Zeitung (WZ, Lokalteil Haan), indem sich der Verursacher, der Bauhof der StadtHaan, zu der Aufschüttung äußerte. Bauhoflei-ter Günter Kock rechtfertigte darin den Wall alseine preiswerte Lösung, die viel zu breiteKalkstraße auf drei Meter Breite zu verengen.Ferner, so der Artikel, schlüge die Stadt zweiFliegen mit einer Klappe. Zum einen verengeder Wall die Fahrbahn, zum anderen könne manKompost ablagern, dessen Unterbringung derStadt Probleme bereite. Aus dem Artikel erfuh-ren wir auch, daß die Untere Landschaftsbe-hörde in den nächsten Tagen prüfen werde, obdas Verengen der Fahrbahn auf diese Weise inOrdnung sei. Wir jedenfalls fanden das allesnicht in Ordnung, denn unsere Interpretationist, daß der Bauhof hier unter dem Deckmäntel-chen der Fahrbahnverengung eine kostengün-stige Lagerstätte für Schlagabraum, Erdmaterialsowie Häckselgut eröffnete, ohne sich überökologische und gesetzliche Gegebenheiten in-formiert zu haben.

Wir wendeten uns daraufhin an die Presseund veröffentlichten unsere Kritik an dem städ-tischen Vorgehen in der WZ (12.02.93). Dabeigingen wir darauf ein, daß die Aufschüttungden Waldsaum an der alten Kalkstraße ver-nichte, und das nährstoffreiche Schüttgut dasEinschleppen problematischer Pflanzenartenfördere. In dem Artikel weist auch Günter Kocksunseren Vorwurf, daß kein reiner Kompostabgelagert worden wäre, sondern ein Gemisch,welches auch Müll enthalte, zurück: "An derKalkstraße liegen grob gehäckselter Kompostund Mutterboden". Ferner behauptet er, Müllsei nicht aufgeschüttet worden. Um eines rich-tig zustellen: Daß Müll abgelagert worden sei,hat die AGNU auch nicht behauptet, sondernwir sprachen von einem einem Gemisch, wel-ches unter anderem auch Müll enthalte. Offen-bar hat man dies nicht ganz so "auf die Reihegekriegt". Immerhin entnahmen wir dem Arti-

kel, daß neben der Unteren Landschaftsbehör-de, nun auch die Untere Wasserbehörde einge-schaltet worden sei.

Am 18.02.93 verkündete die WZ dann dieEntscheidung des Kreises Mettmann - derKompost-Wall werde zurückgebaut. Der Wall,so der Kreis, gehöre nicht ins Landschafts-schutzgebiet und man wolle mit der Stadt einevernünftige Regelung finden. Es gehe keineakute Gefahr vom Kompost aus, denn es seiauschließlich Kompost und nicht Müll, so dieweitere Verlautbarung des Kreises. Hatte dieReinheit des "ausschließlichen" Kompostes etwadie Mitarbeiter des Kreises so fasziniert, daßman ihn vielleicht noch zu Demonstrati-onszwecken eine Zeit lang liegenlassen wollte?...war doch vom "Rückbau" die Rede und nichtvon sofortiger Entfernung! "Immerhin einRückbau ist auch eine, wenn auch undefinierteEntfernung", dachten wir.

Wir beobachteten den "reinen Kompost"über einen Monat lang. Am 21.3.93 machtenwir dann eine kuriose, im wahrsten Sinne"scharfe" Entdeckung. Der Wall war nicht weg-geschafft, sondern mit Senf eingesät worden."Was soll das nun wieder ?", fragten wir uns.Richtete man sich etwa tatsächlich auf einelängere Lagerzeit ein, während der der Kompostdoch nicht so ansprechend ausgesehen hätte?Oder gab es gar Proteste umweltbewußterBürger, denen der Müll im Kompost ein "Dornim Auge" war? Wir wissen es nicht! Auch derKreis hat keine Ahnung, was die Einsaat bedeu-tet. Hatte nicht Günter Kock gesagt, daß sich aufden Haufen (er meinte die, die der Bauhof schonin den Vorjahren "versuchsweise" abgekippthatte) von selbst in wenigen Monaten Sträucheransiedeln würden und daß man gucken werde,was passiert. Nun das werden wir auch. Wirsind gespannt, wann der "Kompost" endlichund endgültig "zurückgebaut" ist.

Andreas Förster

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Termine und KontakteMo. 18.4. 19.00 Uhr Monatstreffen: Diavortrag "Felsbilder in der Sahara" ...................CMi. 20.4. 18.00 Uhr Jugendgruppentreffen ....................................................................HSo. 24.4. 7.00 Uhr Vogelwanderung mit V. Hasenfuß, ..................................................

Treffpunkt Wanderparkplatz Winkelsmühle ..................................ESo. 24.4. 10.00 Uhr Pflanzentauschbörse .......................................................................GDi. 26.4. 20.00 Uhr Treffen Fahrradgruppe / ADFC ....................................................... IMi. 27.4. 18.00 Uhr Jugendgruppentreffen ....................................................................HSa. 30.4. 14.00 Uhr Amphibienwanderung mit A.Förster, Treffpunkt Parkplatz

Grube 7 (Gruiten-Dorf) ..................................................................A

Mo. 2.5. 19.30 Uhr Vorstandstreffen .............................................................................CMi. 4.5. 18.00 Uhr Jugendgruppentreffen ....................................................................HMi. 4.5. 20.00 Uhr AK Haushalt und Garten ................................................................KMi. 4.5. 20.00 Uhr AK Energie ....................................................................................DSa. 7.5. 14.00 Uhr Botanikexkursion mit Dr. Woike zur Schwanenmühle (Ohligs) ....FSo. 8.5. 10.00 Uhr Bürgerfest auf dem neuen Markt: Die AGNU ist dabei .................CMo. 9.5. 19.00 Uhr Radio Neandertal: Umweltmagazin "BUNDnessel" ......................QDi. 10.5. 20.00 Uhr Treffen Fahrradgruppe / ADFC ....................................................... IMi. 11.5. 18.00 Uhr Jugendgruppentreffen ....................................................................HMo. 16.5. 19.30 Uhr Monatstreffen: Lehrerstammtisch mit Diavortrag

"Natur in der Schule" .....................................................................CMi. 18.5. 18.00 Uhr Jugendgruppentreffen ....................................................................HDi. 24.5. 20.00 Uhr Treffen Fahrradgruppe / ADFC ....................................................... IMi. 25.5. 18.00 Uhr Jugendgruppentreffen ....................................................................H

Mi. 1.6. 18.00 Uhr Jugendgruppentreffen ....................................................................HMo. 6.6. 19.30 Uhr Gründungsversammlung AGNU Haan e.V.

anschließend Vorstandstreffen .......................................................CDi. 7.6. 20.00 Uhr Treffen Fahrradgruppe / ADFC ....................................................... IMi. 8.6. 18.00 Uhr Jugendgruppentreffen ....................................................................HMi. 8.6. 20.00 Uhr AK Haushalt und Garten ................................................................KMi. 8.6. 20.00 Uhr AK Energie ....................................................................................DMo. 13.6. 19.00 Uhr Radio Neandertal: Umweltmagazin "BUNDnessel" ......................QMi. 15.6. 18.00 Uhr Jugendgruppentreffen ....................................................................HFr. 17.6. 20.00 Uhr Redaktionsschluß Kiebitz ..............................................................MSa. 18.6. 14.00 Uhr Redaktionssitzung Kiebitz .............................................................MSa. 18.6. 15.00 Uhr Botanikwanderung mit Dr. Woike im Düsseldorfer Südpark ........FMo. 20.6. 18.30 Uhr Statt Monatstreffen: Frühjahrsputz und Renovierung des

Naturfreundehauses. .......................................................................ADi. 21.6. 20.00 Uhr Treffen Fahrradgruppe / ADFC ....................................................... IMi. 22.6. 18.00 Uhr Jugendgruppentreffen ....................................................................HMi. 29.6. 18.00 Uhr Jugendgruppentreffen ....................................................................HIm Juli 1994 keine Treffen wegen Sommerferien

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Termine und Kontakte

Regelmäßige Treffen:Jeden 1. Montag im Monat um 19.30 Uhr (außer Ferien): Vorstandsitzung...............................CJeden 3. Montag im Monat um 19.30 Uhr (außer Ferien): Monatstreffen. siehe Tagespresse ...AJeden 2. und 4. Dienstag im Monat um 20.00 Uhr: Treffen Fahrradgruppe / ADFC ................... IJeden 2. Mittwoch im Monat um 20.00 Uhr (außer Ferien): AK Haushalt und Garten ..............KJeden 2. Mittwoch im Monat um 20.00 Uhr (außer Ferien): AK Energie ..................................DJeden Mittwoch um 18.00 Uhr: Treffen AGNU-Jugend .............................................................HZu allen Treffen sind interessierte Gäste herzlich willkommen!

Kontakte und Treffpunkte:A: Tel.: (0 21 29) 29 81 Frank Wolfermann / Naturfreundehaus *)C: Tel:: (0 21 29) 81 28 Sven M. Kübler / Naturfreundehaus *)D: Tel.: (0 21 29) 5 01 30 Bert van Dijk / Naturfreundehaus *)E: Tel.: (0 21 29) 30 86 Volkshochschule Hilden - HaanF: Tel.: (02 11) 899 24 30 Volkshochschule DüsseldorfG: Tel.: (0 21 29) 44 12 Irmgard van de Lücht / Elberfelder Straße 232H: Tel.: (0 21 29) 78 72 Holger Krause / Wechselnde TreffpunkteI: Tel.: (0 21 29) 5 97 04 Rainer Hillesheim / Naturfreundehaus *)K: Tel.: (0 21 04) 6 15 84 Christiane Schmitt / Naturfreundehaus *)M: Tel.: (0 21 29) 29 81 Frank Wolfermann / Am Bandenfeld 28Q: Tel.: (0 21 04) 1 30 86 Radio Neandertal/UKW 97,6 MHz, Kanal 106,2 MHz

*) Naturfreundehaus, Erkrather Straße 39

Einladung zur Gründungsversammlung"AG Natur + Umwelt Haan e.V."

AmMontag, dem 6. Juni 1994 um 19.30 Uhr im Naturfreundehaus, Erkrather Str. 39Tagesordnung:1. Wahl eines Versammlungsleiters und eines Protollanten2. Feststellen der Tagesordnung3. Willenserklärung für den neu zu gründenden Verein4. Verabschiedung der Satzung (s.a. Kiebitz 1/94 Seite 27 ff.)5. Wahlen des Vorstands und der zwei Kassenprüfer6. Beschlußfassung über die Mitgliedsbeiträge7. Verschiedenes

Sven M. Kübler Frank Wolfermann Marjan van Dijk

Anmerkung: Hiermit soll lediglich der AGNU e.V. gegründet werden, womit aber nochkeine Aussage über die bisher nicht als e.V. geführte AGNU gemacht ist.

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Autobahnbau um Bad Lauchstädt

Auswirkungen der Autobahn A 140 / 82 auf Mensch undNatur und mögliche Alternativen

Am 27.1.1994 hatte der Kreisverband Mer-seburg des Naturschutzbundes Deutschland zumMeinungsaustausch in die Gaststätte "Wein-traube" nach Bad Lauchstädt eingeladen.

Unter den 30 Gästen waren neben Mitglie-dern des Naturschutzbundes und des BUNDkompetente Vertreter des Landratsamtes, dieBürgermeisterin aus Schafstädt, Frau Thomann(Die Grünen), Frau Stenzel (Grüne Liga Halle)und natürlich an dieser Problematik interes-sierte Bürger.

Zu den Auswirkungen der Autobahn A140/82 wurde die Stellungnahme des Kreisverbandesdes Naturschutzbundes verlesen.

Inge Stenzel, Fachberaterin für Umwelt undÖkologie, seit zwei Jahren u.a. mit der Unter-suchung der Verkehrsprojekte "Deutsche Ein-heit" beschäftigt, veranschaulichte anhand vonKarten und Statistiken die Folgen der Ver-kehrswegeplanung für Mensch und Natur.

In der folgenden Diskussion wurde das Fürund Wider der Autobahn erörtert.

Viele Befürworter der Autobahn, die durchunregelmäßige Arbeitszeit, weite Arbeitswege,die Einschränkung des Öffentlichen Personen-nahverkehrs (ÖPNV) und den Wegfall desWerksverkehrs auf das Auto angewiesen sind,hoffen auf eine Lösung der Verkehrsproblemedurch die neuen Trassen.

Sie erkennen nicht, daß neue Straßen neuenVerkehr erzeugen. Der Autobahnbau bringt da-gegen den betroffenen Ortschaften durch ver-mehrtes Pendeln in immer entferntere Ober-zentren eine arbeitsmarktpolitische Austrock-nung, Konsumwaren werden aus immer ent-fernteren Produktionsstätten angeliefert.

Die Argumente der Autobahnlobby zeigennicht nur bei vielen Bürgern, sondern bei gan-

zen Stadtverordnetenversammlungen ihre Wir-kung. Sie glauben an Versprechungen wie Lö-sung der Verkehrsprobleme, wirtschaftlicherAufschwung, Schallschutzwände und Unter-tunnelung und bemühen sich um die Einschrän-kung der negativen Auswirkungen nur für dieeigene Gemeinde. Was über die Grenzen hin-aus geschieht, ist gleichgültig.

Die Lauchstädter und Schafstädter Stadt-verordneten befürworteten die Autobahn,wollen jedoch für die eigene Gemeinde mög-lichst wenig Belastungen.

Hoffnungen auf die Ansiedlung von produ-zierendem Gewerbe ließen die Schafstädter beider Flächennutzungsplanung einen Korridorfür die Autobahn freihalten. Bürgerinitiativenwehrten sich aber heftig, daß der Zubringernach dem Willen der Planer durch die Innen-stadt führen soll. Das Engagement der Bürgeri-nitiative hatte den Erfolg, daß die Schafstädtervon einflußreichen Politikern die Zusicherungin der Tasche haben, daß der Autobahnzubrin-ger nicht durch die Innenstadt führen soll.

Gäbe es gleiches Engagement für eine Ver-längerung der Eisenbahntrasse Merseburg-Schafstädt bis ins Geiseltal, wo in Zukunft eingroßes Erholungsgebiet entstehen soll, wäredie für eine Gewerbeansiedlung notwendigeInfrastruktur schon mit geringerem Kraftauf-wand zu haben.

Bad Lauchstädt hofft über die geplantenAutobahntrassen und den ICE den Tourismusund die Wirtschaft weiter ankurbeln zu können.

Nach den Planungen ist im Norden der Stadtdas Autobahndreieck A140/82 zu erwarten,im Süden verläuft die Trasse des ICE. Durch dieStadt rollt der Zubringerdurchgangsverkehrnach Schafstädt. Weder Autobahn noch ICE

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Auswirkungen und Alternativenkönnen direkt genutzt werden. Die Autobahnverbaut außerdem die mögliche Umgehungs-straße. Unsere flache, weit einsehbare Land-schaft macht die Veränderungen unübersehbar.

Was nützt das Fahrverbot für LKW’s amWochenende, wenn die Modellstadt für Tou-rismus in Sachsen-Anhalt die Woche über ver-gast wird?

Die Suche nach den Ursachen für den Auf-bau einer Industrie und eines Tourismus, derenTräger möglichst mit dem Auto erreichbar seinsollten, warf die Frage nach der Lobby derAutobahn auf.

Am Bau neuer Autobahnen sind mehrereinteressiert. So die Bauindustrie, mit den aufden Autobahnbau spezialisierten Maschinen unddie "Betonmafia". Sie setzen alles daran, mög-lichst viele Projekte zu verwirklichen. Natürlichversucht auch die Autoindustrie den Verkehrs-strassenbau voranzutreiben, denn die neuenschnellen Autos möchten auch gefahren werden.Über die Mitgliedschaft in Aufsichtsräten gros-ser Firmen treiben Politiker diese Projekte vor-an, entwickeln Verfahren, die Möglichkeitendes Einspruchs für Bürger vermindern.

Die Gegner der Autobahn stehen einemübermächtigen Geflecht von Wirtschaft undPolitik gegenüber.

So erfuhr ein Bürger, der erwägt, sein Ei-gentum nicht für die Trasse herzugeben, daß erzum zweiten Mal enteignet werden kann. Nachergangenem Planfeststellungsbeschluß muß esdem Bundesverwaltungsgericht nur gelingen,nachzuweisen, daß das Vorhaben dem Wohleder Allgemeinheit dient.

Die Politik betreibt eine einseitige Förde-rung des Straßenverkehrs. Der Schienentrans-port ist teurer, weil der Steuerzahler die Kostenfür den Lastenverkehr auf der Straße trägt. DieGelder für die Modernisierung und den Ausbauder Schienenwege müssen die Bahnen dagegenselbst aufbringen.

Mittel für ein von der AGNUL Bad Lauch-städt ausgearbeitetes Alternativverkehrskonzeptzur Förderung des ÖPNV werden aus Geld-mangel abgelehnt. Der für 4,4 Milliarden Markveranschlagte Bau des ICE verschlingt dagegenderzeit schon etwa 440 Millionen Mark anSteuergeldern für die Planung.

Wer sich wehren will, ein System von Ver-kehrswegen übergestülpt zu bekommen, daßmit zunehmenden Verkehr nicht nur Bäume,sondern auch Menschen krank macht, hat dieMöglichkeit, gegen das zur Zeit laufende Raum-ordnungsverfahren bei der Raumordnungsbe-hörde in Magdeburg (Ministerium für Raum-ordnung, Städtebau und Wohnungswesen desLandes Sachsen-Anhalt, Postfach 3625, 39011Magdeburg) schriftlich Stellung zu nehmen.Bei der folgenden Planfeststellung liegen dieUnterlagen dann wieder vier Wochen in denbetreffenden Gemeindeverwaltungen aus, wozudann wieder Einspruch möglich ist. Ergeht dannder Planfeststellungsbeschluß, können nur nochdie unmittelbar betroffenen Bürger beim Bun-desverwaltungsgericht klagen.

Renate Dorn

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Autobahnbau um Bad Lauchstädt

ten zu massivem Landschaftsverbrauch, irre-versiblen Eingriffen in Ökosysteme in der Bau-und Betriebsphase und zu nachhaltigen Schädi-gungen großer Landschaftsräume.

Es erfolgt die Zerstörung hochsensibler Na-tur- und Kulturlandschaften, wie die Gipskarst-landschaft des Südharzes, der Kyffhäuser, dasInternationale Feuchtgebiet bei Berga/Kelbra.

Betroffene Gebiete sind u.a. das Eichsfeld,das Ohmgebirge, die Bleicheröder Berge, dieHainleite, die Goldene Aue mit dem Helme-Stausee, das Gipskarstgebiet des Südharzes,die Brachwitzer Porphyrkuppenlandschaft. Eswerden die Thyra, das Hopptal, der Weitzschker-bach, die Weida, die Schwarzeiche, die Laucha,die Geisel und der Klyegraben gequert.

Der Bau der Autobahn ist selbst in unsererausgeräumten Agrarlandschaft problematisch,denn die Querung der betroffenen Flußtäler vonWeida, Schwarzeiche, Laucha, Geisel zerstörtden Biotopverbund und vernichtet die letztenRückzugsgebiete bedrohter Arten. So wird beiFrankleben die Geiselaue mit Feuchtwiese,Grünland und Obstbäumen gequert, bei Blösi-en der Teich mit dem Quellgebiet des Klyegra-ben und des angrenzenden extensiv genutztenGrünlandes zerstört, zwischen Milzau undBündorf der Amphibienwanderweg und dieLaichgewässer von Laucha und Schwarzeichebeseitigt, sämtliche Windschutzstreifen nörd-lich von Schafstädt zerschnitten. Hier brütenGreifvögel, Neuntöter, Nachtigallen und Gras-mücken, die seltene Wachtel hat dort ihr Brut-gebiet, der sperlingsgroße Ortolan kommt imKreis Merseburg nur hier vor.3. Die Folgen der Autobahn für die angren-zenden Gemeinden sind unzumutbar.

Die Autobahn bedeutet Staus, Dreck, Lärm,Umleitungen, erhöhtes Unfallrisiko, Staub,

Bei der öffentlichen Podiumsdiskussion am27.1.1994 zum Thema A140/82 entschlossensich die Gegner der Autobahn, ihre Stellung-nahme in das Raumordnungsverfahren einzu-bringen. Diese ging nicht in die Stellungnahmeder Stadtverordnetenversammlung Bad Lauch-städt ein, da die AGNUL erst einen Tag vor demBeschluß in die Akten Einsicht nehmen konnte.Der Umweltausschuß wurde an der Ausarbei-tung der Stellungnahme nicht beteiligt.

Die Gegener der Autobahn sehen ihreArgumente in der Stellungnahme der Stadtver-ordnetenversammlung Bad Lauchstädt nichtbestätigt, da hier nur die Sicht der Stadt Ausdruckfindet, die Auswirkungen des Gesamtprojektesunberücksichtigt bleiben.

Wir kommen zu folgenden Einschätzungen:1. Die Autobahn ist ökonomisch nicht zurechtfertigen.

Die Baukosten betragen 1,62 MilliardenMark. Neue Arbeitsplätze durch den Bau ent-stehen für nur kurze Zeit. Die Bauunternehmensind hochspezialisiert auf die Trassenverlegung,besitzen Spezialmaschinen und sind nur beiHilfsarbeiten, wie beim Abtransport von Erd-massen auf Fremdfirmen angewiesen. Allen-falls die Versorgung der beschäftigten Arbeit-nehmer wird von der Region übernommen.2. Die Autobahn ist ökologisch unvertretbar.

Die Thüringer-Wald-Autobahn, die Auto-bahn durch die Goldene Aue (A82), gehörenneben der Ostsee-Autobahn und der AutobahnDresden-Prag durch das Elbsandsteingebirgezu den Risikoautobahntrassen der im Blockbeschlossenen Projekte des VerkehrswegeplansDeutsche Einheit.

Sie widersprechen den Verpflichtungen ge-genüber Global- und Regionalklima, führen inunzerschnittenen, relativ verkehrsarmen Gebie-

Stellungnahme der AGNUL zur A 140/82An das Ministerium für Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen

des Landes Sachsen-Anhalt

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Unsere MeinungAbgase. Mit Schallschutzwänden werden wireingemauert, Brücken und Tunnel verbindenOrtsteile der Orte Milzau/Bündorf, Reipisch/Frankleben/Beuna, Geusa/Blösien, die durchdie Autobahn zerschnitten werden.

Die Gefährdung für Leben und Gesundheitder Kinder und Erwachsenen wird durch Ver-kehrs- und Umweltbelästigung immer größer.In einer derart geschändeten Landschaft sinktdie Attraktivität für den Tourismus und dieAnsiedlung neuer Bürger.

Bad Lauchstädt hat z.B. nach den Planungenim Norden das Autobahndreieck A140/82 zuerwarten, im Süden verläuft die Trasse des ICE.Durch die Stadt rollt der Zubringerdurchgangs-verkehr nach Schafstädt.4. Die Fernwirkungen durch Bau und Betriebder Autobahn sind unabsehbar.

Nach der Naturvernichtung durch den Bauder Trasse folgen durch Umweltverschmutzungdie Waldschäden. Im Zeitraum 1984 bis 1993verringerte sich infolge des Ausbaus des Stras-sennetzes der Anteil gesunder Bäume inDeutschland immer mehr, heute ist nur nochjeder 3. Baum gesund.

Mit dem Ausbau der Infrastruktur im We-sten erhöhte sich der Straßenverkehr zuungun-sten des Eisenbahnverkehrs, der Binnenschif-fahrt und des ÖPNV.

Zugleich trug dieser Ausbau mit dazu bei,daß mittlerweile 1/8 der Fläche der BRD ver-siegelt ist. Täglich kommen 60-80 ha dazu.

Das gesamte Leben ist auf das Auto ausge-richtet. Die Erholungsgebiete im Westen sinddurch ein ausgebautes Straßennetz einseitig aufAutotourismus ausgelegt. Der sich herausbil-dende neue Trend der Suche nach naturnahenLandschaften macht von Verkehrsadern ein-gerahmte Städte, wie Bad Lauchstädt durch dasAutobahndreieck A82/140 im Norden und denICE im Süden, in einer weit einsehbaren Land-schaft sehr unattraktiv.

Im Raum Halle werden viele Gemeinden

durch die Trassen der A82 und A140 sowiedurch den ICE regelrecht eingerahmt. Rechnetman die geplanten Umgehungsstraßen dazu,wird durch Tangenten schützenswerte Land-schaft gerade am Rand von Städten und Ge-meinden gefährdet.

In Halle z.B. beträgt dem Charakter einerGroßstadt entsprechend der Anteil des Durch-gangsverkehrs nur 12%, alles andere ist auf denZiel-Quellverkehr zurückzuführen.

Die alte Methode des ständigen Ausbaus derInfrastruktur auf Kosten der Umwelt, wie sie inden letzten 20 Jahren in den alten Bundeslän-dern praktiziert wurde, kann heute nicht mehrzur Lösung der Verkehrsprobleme beitragen.

Der gesamte Verkehrswegeplan muß aufdas auch in ferner Zukunft vertretbare Minimumreduziert werden.

Alternativen sind:* die Modernisierung der bestehenden Schie-

nenwege,* die Verlagerung der Güter auf die Bahn,* die Förderung des Öffentlichen Personen-

nahverkehrs,* der Ausbau des Radwegenetzes,* der Bau von Ortsumgehungen auf der

Grundlage von Verkehrszählungen undUmweltverträglichkeitsstudien

* Alternativkonzept für Merseburg/Halle/Leipzig: keine zwei neuen Straßen B181und Autobahn, die beide an die A9 binden -eine Straße über das LSG Saaletal ist aus-reichend.Um die sich immer komplexer auswirkende

Zerstörung von Umwelt und Natur aufzuhaltenund auch kommenden Generationen ein Lebenauf diesem Planeten zu ermöglichen, muß dieauf Wachstum auf Kosten der Umwelt ausge-richtete Gesellschaft grundlegend umgestaltetwerden. Wir wollen kein System von Verkehrs-wegen übergestülpt bekommen, das immer mehrBäume und Menschen krank macht.

Renate Dorn

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Abfall

Landkreis Merseburg statt. Damals waren Vor-schläge, Hinweise und Kritik der Bürger ge-fragt. Die Vorstellungen des Leiters des Amtesfür Abfallwirtschaft und Altlastensanierung imDezernat Umwelt des Landratsamtes MerseburgHerrn Reckmann beharrten schon damals un-verrückbar an einer Müll-Pauschalgebühr, umzu verhindern, daß, um an Müllmarken zu spa-ren, der Abfall in den Graben oder ins Geländegekippt wird.

Und er setzte sich durch. Obwohl in BadLauchstädt 300 Unterschriften für die Bei-behaltung des Müllmarkensystems gesammeltwurden und auch anderswo starke Kritik geübtwurde, die Pauschalgebühr kam.

Als ein Jahr vergangen war, sich die Ver-packungsflut in vollem Ausmaß auch bei unsausgebreitet hatte, gab es weder eine gerechtereBerechnung des Müllaufkommens pro Haushaltnoch erkennbare Ansätze, z.B. mit der Bereit-stellung kleinerer Tonnen, Müllvermeider durchdie Halbierung der Abfuhrkosten zu belohnen.

Herr Reckmann, als Gast der Sitzung derAGNUL am 27.3.92 zu der Problematik be-fragt, ließ sich wiederum nicht von seiner Auf-fassung abbringen, daß das Müllmarkensystemzwangsläufig eine Entsorgung in der Umweltnach sich ziehen würde.

Denkansätze, eine Müllvermeidung zu un-terstützen, indem man abfallbewußt einkau-fende Bürger durch geringere Müllgebührenbelohnt, gab es nicht. Die Pauschalgebühr blieberhalten und erhöhte sich noch, da sich u.a. dieMüllmenge erhöht hatte.

Ganz anders im Landkreis Querfurt. Seitdem 2.Halbjahr 1993 erfolgt dort die Gebüh-renabrechnung über Müllmarken. Die Bürgererhielten je nach Bedarf verschieden großeMülltonnen. Sie werden geleert, wenn sie amStraßenrand stehen und mit einer Müllmarke,

Der Müll muß weg. Wie und wohin ist egal,Hauptsache weg. Und wenn wir nichts haben,Müll haben wir genug. Schließlich dürfen wirnun auch die großzügig verpackten Produktemit dem grünen Punkt kaufen. Nehmen wir malden Joghurt. Wem ist da nicht schon aufgefal-len, daß immer weniger Inhalt immer volumi-nöser verpackt wird. Wir genießen 3 gehäufteTeelöffel und das war’s dann schon. Der Preisder Ware paßt sich selbstverständlich dieserEntwicklung an, wir bezahlen den fehlendenInhalt.

Mit der Gebietsreform in den neuen Ländernwerden die Landkreise Merseburg und Querfurtzu einem gemeinsamen Kreis. Ab 1.1.1996muß der neue Kreistag eine neue einheitlicheRegelung für Abfallwirtschaft für beide Kreisebeschließen. Bis dahin muß es eine einheitlicheMüllgebühr geben, die Entsorgung kann durchmehrere Firmen übernommen werden.

Der Umweltdezernent des MerseburgerLandratsamtes, Dr. Steffen Eichner sprach sichzwar dafür aus, daß die besten Momente desMerseburger und Querfurter Entsorgungssy-stems in der künftigen Abfallsatzung vereintwerden sollen. Jedoch verweist er auf die wildeMüllverkippung an der Kreisgrenze, die seitEinführung des Müllmarkensystems in Quer-furt zugenommen haben soll. Es seien etwa 50Kubikmeter Müll gefunden worden. Der Quer-furter Umweltamtsleiter Dr. Konrad Kühnekonnte dies zwar nicht ausschließen, zeigte sichjedoch erstaunt, daß die Beschwerden nur vonMerseburg kommen. Die anderen Nachbar-kreisgrenzen scheinen müllfrei zu sein, Arterndiskutiere gegenwärtig über eine Übernahmedes Querfurter Systems.

Gehen wir einmal zu den Anfängen zurück.Am 14.2.1991 fand im Kursaal Bad Lauch-

städt eine Diskussion zur Müllentsorgung im

Weg mit der PauschalgebührÜbernahme des Müllmarkensystems im gesamten Kreis Merseburg/Querfurt

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Abfalldie in mehreren Verkaufsstellen im Landkreiserworben werden können, versehen sind. ImErgebnis reduzierte sich die Müllmenge, dieEntsorger des dualen Systems bekamen mehrzu tun. (Nur wenn alle konsequent sortieren,bringen wir das duale System zum Erliegen; esmuß endlich der Grundsatz "Abfallvermeidunggeht vor Entsorgung" durchgesetzt werden.)

Die Querfurter Entsorgungsgesellschaftschreibt dennoch in allen Betriebsteilen - Ab-fallentsorgung, Containerdienst, Fäkalienabfuhr

schwarze Zahlen. Da sie als kommunale Gesell-schaft keine Gewinne machen darf, bleiben diePreise vertretbar.

Warum soll ein funktionierendes Systemaufgegeben werden? Sollen doch die Privatan-bieter auf das Niveau der Querfurter Gebührenheruntergehen!!!

Die AGNUL Bad Lauchstädt spricht sichfür die Einführung des Müllmarkensystems imgesamten Landkreis Merseburg/Querfurt aus.

Renate Dorn

- Parkplatz in der Naumburger Straße- Parkplatz hinter Rehermann.Eine weitere Möglichkeit wäre es, den Platz

vor den Lauchagrund-Schrebergärten (AlteAnlage) als Stellplatz zu benutzen, da hier derWeg zum Einkaufszentrum (Tengelmann,Baumarkt) vorbeiführt.

Im Interesse einer besseren Wertstofferfas-sung und Mülltrennung wäre die Schaffungmindestens eines weiteren Stellplatzes für denInnenstadtbereich sehr wichtig.

Renate Dorn

(Brief an den Umweltausschuß der Stadt-verordnetenversammlung Bad Lauchstädt,bislang jedoch ohne Antwort)

Laut Entsorgungssatzung des LandkreisesMerseburg soll je 500 Einwohner ein Stellplatzfür Altglascontainer zur Verfügung stehen.

Derzeit befinden sich in Kleinlauchstädt,am Roten Platz, in der Harnack-Straße, in derHalleschen Straße und in Schotterey Stellplätzefür Altglascontainer. Die Randbereiche der Stadtsind damit ausreichend versorgt.

In der gesamten Innenstadt sind Stellplätzejedoch nur über Umwege zu erreichen. Deshalblanden hier große Mengen Altglas in der Müll-tonne.

Dieses Problem wurde bereits in der UWA-Sitzung am 28. September erörtert. Eine Mit-arbeiterin des Landratsamtes sagte uns die Be-reitstellung von Containern zu, wenn entspre-chende Plätze öffentlichen Besitzes, in derenSchwenkbereich sich keine Versorgungsleitun-gen befinden, nachgewiesen werden.

Da sowohl in Halle als auch in Merseburgmehrfach Parkplätze als Stellfläche genutztwerden, die auch günstige Bedingungen für dasMitführen des Altglases erfüllen und sich un-weit der Fußgängerwege befinden, schlagenwir vor, folgende Parkplätze als mögliche Stell-plätze für Altglascontainer zu prüfen:

- Parkplatz am Kurpark

Erhöhung der Anzahl der Stellplätze für Altglascontainer

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Abwasser

Seit letzten Herbst wird rings um Bad Lauch-städt Klärschlamm mit Fahrzeugen der FirmaHölzl ausgebracht. Jetzt sind die Flächen bestellt,es darf kein Klärschlamm mehr aufgebrachtwerden. Er wird also mindestens bis zumSommer bei uns lagern. Durch den starkenRegen ist aus der Trockenmasse eine stinkendebraune Brühe geworden, die ungehindert insGrundwasser absickert und bei steigendenTemperaturen ihren Gestank verbreiten wird.

Klärschlamm ist der bei der Behandlungvon Abwasser in Abwasserbehandlungsanlagenanfallende Schlamm, auch entwässert oder ge-trocknet oder in sonstiger Form behandelt.Abwasserbehandlungsanlagen unbehandeltentnommener Schlamm wird dagegen als Roh-schlamm bezeichnet.

Seit den 80er Jahren wird Klärschlamm inden alten Bundesländern verstärkt als Dünge-mittel eingesetzt. Gegenüber der Deponierungund Verbrennung der Rückstände aus den Klär-werken erfolgt hier eine Rückführung organi-scher Stoffe in den Naturkreislauf, was sichzugleich als kostengünstiger erwies.

Die Klärschlammverordnung vom 15.April1992 legt die Bedingungen für die Nutzung vonKlärschlamm für landwirtschaftliche Zweckefest. Es dürfen höchstens fünf Tonnen Trok-kenmasse auf ein Hektar gebracht werden unddas nur alle drei Jahre. Ausgeschlossen ist dieDüngung von Flächen für den Obst-, Gemüse-und Futteranbau. Das Aufbringen von Klär-schlamm ist verboten, wenn die Schwerme-tallgehalte und andere Schadstoffe wie Dio-xine, Furane und Kohlenwasserstoffe festge-legte Werte übersteigen. Die Verordnung istnicht unumstritten, einige Bauernverbände ausden alten Bundesländern übten Kritik, denn dieLangzeitwirkung der verbleibenden Schadstoff-anteile kann nur vermutet werden.

Die westlichen Klärwerke haben nicht zu-

letzt deshalb unübersehbare Probleme, ihrenKlärschlamm loszuwerden, denn sonst würdesicher niemand Klärschlamm von Erlangen undBottrop nach Bad Lauchstädt transportieren.Der Einsatz von Klärschlamm ist jedoch ausAckerbausicht in unserer Gegend überflüssig.Er ist eventuell sinnvoll für Böden mit Mange-lerscheinungen. Diese werden jedoch in abseh-barer Zeit durch eigene Klärwerke mehr alsausreichend mit Klärschlamm versorgt.

Bis die Klärwerke im Osten in der Lagesind, die Abwasserbehandlung im Sinne derKlärschlammverordnung durchzuführen, mußklar geregelt sein, was mit dem Klärschlammgeschieht. Deshalb fordern wir die Erweiterungder Klärschlammverordnung zur:- Unterbindung des Klärschlammtourismus,

klare Festlegungen zum Beschickungsraumfür Klärwerke durch die einzelnen Bundes-länder,

- klare Formulierungen zur Lagerung undZwischenlagerung, die monatelange Zwi-schenlagerung und damit die Gefahr derAuswaschung ins Grundwasser ausschließt.Dem Besitzer der Flächen, auf denen Klär-

schlamm gelagert wird, Herrn von Reiche,müssen umgehend Auflagen erteilt werden, denKlärschlamm sofort beräumen zu lassen, wie esauch die Stadtverordneten von Bad Lauchstädtbei ihrer Sitzung am 24.3.1994 gefordert haben.Die Zwischenlager befinden sich in derTrinkwasserschutzzone, die eine Lagerung vonvornherein verbietet. Renate Dorn

Klarheit zum Thema Klärschlamm!

Tümpelsanierung in Grube 10Im Februar wurde von uns ein Kleingewäs-

ser im ehemaligen Kalksteinbruch 10 in Grui-ten saniert. Dazu mußte die defekte Altplaneaus dem ursprünglichen Bett des Tümpelsherausgenommen werden. Nach diesem be-schwerlichen Akt galt es, das Gewässerbett zu

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Wasservertiefen und zu verbreitern, um einer neuen, 1mm dicken PE-Folie Platz zu verschaffen. Dazuwar echte "Knochenarbeit" erforderlich, dennder steinige Untergrund trotzte unseren Spatenso hartnäckig, daß diese kaum Angriffsflächefanden. Hinzu kam, daß sich durch die Nieder-schläge des Januars eine Wasseransammlungüber dem verdichteten Boden des Tümpelbettesangesammelt hatte. Diese mußten wir vorEinsetzen der neuen Plane mittels eines Eimers(Diesen fanden wir neben sonstigen Abfall pro-blemlos in der Grube 10.) abschöpfen.

Nach dieser Schlammschlacht wurde nundie neue, ca. 12 qm große Plane eingelegt. UmWasserverluste durch Kapillarität und Pflan-

zenwuchs zu vermeiden, umkränzten wir dasGewässer mit Blockschutt aus dem angrenzen-den Steilhang. Diese Maßnahme hat einen er-wünschten Nebeneffekt. Amphibien finden hieroptimalen Unterschlupf. Zur Beschwerung derPlane wurde neben Erdreich auch ein größererStein in die Mitte des Folientümpels gelegt.

Jetzt, etwa Mitte März , haben die erstenMolche den ca. 6 qm großen, 40 cm tiefenFolientümpel besiedelt. Gesichtet wurden einBergmolch- und ein Teichmolchmännchen (af21.03.94). Wir hoffen, daß auch die Geburts-helferkröte das sanierte Kleingewässer annimmt,um für Nachwuchs zu sorgen.

Andreas Förster

42781 Haan, Hochdahler Straße 116, Tel.: (0 21 29) 60 59

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PVC Straßen

GREENPEACEIm Heft 1/94 greift GP das Thema PVC

erneut auf. Überschrift: "Es geht auch ohnePVC". Es werden Alternativen für Tapeten,Fensterrahmen und Bodenbeläge gezeigt.

Die AGNU unterstützt vorbehaltlos dieForderungen von Greenpeace:

1. Verbot von PVCDie Produktion von PVC muß gesetzlich

schnellstmöglich verboten werden, PVC durchdie vorhandenen umweltfreundlichen Stoffeersetzt werden.

2. Sofortmaßnahme: Kennzeichnung vonPVC-Produkten

PVC-Produkte müssen als solche gekenn-zeichnet sein und folgenden Warnhinweis tra-gen: "Vorsicht! Setzt bei Brand giftige Dioxinefrei. Als Sondermüll entsorgen".

3. Sofortmaßnahme: PVC-VerzichtKonsumenten, Industrie und öffentliche

Auftraggeber sind aufgefordert, kein PVC mehreinzusetzen.

4. Alt-PVC darf nicht in den Hausmüllgelangen und muß als Sondermüll"entsorgt" werden.

Das GP-Magazin kann im Jahresabo fürDM 20,- bestellt werden bei GreenpeaceMaga-zin, Leser-Service, PF 103245, 20022 Ham-burg.

Sven M. Kübler

Autobahnkreuz Haan-OstDas Rheinische Landesstraßenbauamt

(RSBA) plant oberhalb des GewerbegebietesHaan-Ost (Backesheide) den Ausbau der L357nim Rahmen der Erweiterung der A46 auf 6Fahrspuren und des damit verbundenen Umbausder Autobahnausfahrt Haan-Ost. Wir berichte-ten darüber schon im letzten Kiebitz unter §29-Stellungnahmen. Die neue Trasse würde dabeiwertvolle Lebensräume, so einen Hohlweg(verlängerte Landstraße im Bereich Backes-heide) und einen Teilabschnitt der alten Kor-kenzieherbahn zerstören bzw. stark beeinträch-tigen.

Da die vom RSBA vorgestellte Umweltver-träglichkeitsstudie dieser Planung aufgrund desFehlens wesentlicher faunistischer und floristi-scher Daten, wir wir meinen, nicht akzeptierbarist, haben wir beim RP Düsseldorf einen Antragauf einstweilige Sicherstellung nach § 42eLandschaftsgesetz NRW für diese Landschafts-bestandteile gestellt. Der Antrag, vorrausgesetztihm wird stattgegeben, kann eine vierjährigeVeränderungssperre erwirken. Zeit genug also,um eine intensive Erhebung des Artenpotentialsdurchzuführen.

Wir haben in dieser Sache auch den RBNSolingen eingeschaltet und ihn um Unterstüt-zung gebeten.

Andreas Förster

Arbeitsgemeinschaft Natur + Umwelt Haan (AGNU)

Wir verleihen:Häcksler 29 81(für Gartenabfälle und Äste bis zu 40 mm Durchmesser)Geschirr 81 28(für bis zu 100 Personen)

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Gesponsert von Elektrohaus Gies Energiesparseite

ist Stromsparen bei knappen Ressourcen einenicht zu unterschätzende Energiequelle."

Stromintensive Geräte sollten zu den Ver-brauchsspitzen möglichst nicht eingeschaltetwerden, rät der NABU. Das sind die Zeitenzwischen 10 und 12 Uhr, sowie zwischen 17und 20 Uhr und der Montagmorgen. "Außer-dem sollten Sie sich einen Überblick über IhrenStromverbrauch verschaffen. Besuchen Sie re-gelmäßig Ihren Stromzähler und stellen Siefest, wieviel Strom sie an einem Tag, in einerWoche, im Monat verbrauchen, ermitteln Siedie `Stromfresser` in Ihrem Haushalt, und set-zen Sie die Spartips um. Auf diese Weise könnenSie recht schnell den Erfolg Ihrer Stromspar-maßnahmen ablesen."

Mehr als 50 konkrete Tips zum Stromsparenenthält eine 68-seitige Broschüre des NABU,die Sie bei der AGNU für DM 3,- beziehenkönnen.

Frank Wolfermann

Wußten Sie, daß ein Vier-Personen-Haus-halt ohne Komfort-Einbußen bis zu einem Drit-tel Strom einsparen kann? Das sind etwa 1.500kWh oder 340 Mark im Jahr.

"Strom sparen können alle", erklärt Dr.Christian Mittag, Energie-Experte des Natur-schutzbund Deutschland (NABU), Landesver-band Nordrhein-Westfalen. "Möglichkeitendazu gibt es viele: beim Kochen, Waschen,Kühlen, Heizen, bei der Beleuchtung oder derWarmwasserzubereitung."

Wer weniger Strom verbraucht, tut einigesfür die Umwelt, denn bei der Strom- und Wär-meerzeugung aus fossilen Brennstoffen wie Ölund Kohle wird in großen Mengen Kohlendio-xid frei. Dieses ist zu 50 Prozent für denTreibhauseffekt verantwortlich. Rund ein Vier-tel der Kohlendioxid-Emissionen entstehen beider Erzeugung von Strom. "Deshalb ist Strom-sparen wichtig", meint Ch. Mittag. "Außerdem

Weniger Arbeit für Stromzähler

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Die Krötenseite

Krötenschutzaktion Gruiten 1994Am Abend desselben Tages trafen sich die

Schüler nochmals gegen 19.15 Uhr in Gruiten.Heute wollten wir sehen, ob das Aufstellen desZaunes ein Erfolg war. Er stand stabil und zuunserer Freude wimmelte es in den aufgestell-ten Eimern nur so von Kröten. Wir transpor-tierten die Tiere vorsichtig zum Teich. Es warfür mich sehr erfreulich festzustellen, daß dieSchüler sehr leise und vorsichtig zum Teichgingen. Der Gebrauch von Taschenlampen er-möglichte es, daß kein Tier, das "zu Fuß" zumTeich unterwegs war, von uns aus Versehentotgetreten wurde. 121 Kröten, 2 Frösche und 1Molch ließen wir ins Wasser. Es war ein sehrschöner Anblick, als die Tiere sich ins Wasserstürzten. Sie waren froh, der Enge unserer Ei-mer entkommen zu sein. Für mich war auch dasVerhalten der Schüler/innen am Abend eineBestätigung dafür, daß der Respekt vor derNatur aus der konkreten Beobachtung undKenntnis erwächst.

Im nächsten Jahr sind unsere Schüler be-stimmt wieder dabei!

Ich bin sicher, es werden noch mehr sein.Gisela Welp

Letztes Jahr hat die Klasse 5b der Emil-Barth-Realschule in Haan an der Krötenschutz-aktion 1993 teilgenommen.Wie würden dieSchüler dieses Jahr auf die Aufforderungreagieren, wieder beim Aufbau des Schutzzau-nes zu helfen und in den folgenden TagenKröten zum Teich zu transportieren?

Die Aktion - von der AGNU initiiert - ist fürunsere Schüler eine wichtige Erfahrung mit derkonkreten Natur - also Biologieunterricht haut-nah! Das sehen die Lehrer so, wie aber dieSchüler ?

Am 6.3.94 sollten wir die Antwort erhalten.Die Schüler der nun 6. Klasse kamen in erfreu-lich großer Zahl nach Gruiten. Sie brachtensogar noch Schüler aus der Klasse 5c mit.

Eine Gruppe von 28 Schülern stand mitSchaufeln, Spaten und Rechen bereit, um wie-der beim Aufbau des Krötenschutzzaunes zuhelfen. Das Material stellte die AGNU. Nachzwei Stunden war der Zaun errichtet, denn eskamen noch einige Erwachsene und Kinderhinzu. Frau Wolfermann hatte wieder Kuchenund Getränke für die Helfer/innen vorbereitetund unsere Schüler waren ganz erfreut darüber,daß man sie nicht nur für deren wirklich enga-gierten Einsatz lob-te, sondern auchnoch so gut verkö-stigte!

Am 10.3. kamAndreas Förster vonder AGNU für die 5.und 6. Klasse in dieSchule. Er erklärteanhand von DiasLebensraum, Aus-sehen, und Lebens-weise von Fröschenund Kröten.

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Die Vogelseite

Im Winter wird man an Waldrändern, inParkanlagen oder Gärten auf die lebhaftenSchwanzmeisen-Trupps aufmerksam, wenn sieihr feines, hohes "si-si-si" oderihr scharfes "tserr" hören lassen.Im Brutgebiet sind die Vögeldann nur noch paarweise zu se-hen, hier verhalten sie sich leiseund unauffällig. In unserer Ge-gend kann man die nord- undosteuropäische Rasse mit rein-weißem Kopf sehen und auchdie mitteleuropäische Rasse mitdunklem Überaugenstreif. DieSchwanzmeise ist hauptsächlichschwarz und weiß, mit einemrosa Hauch am Körper; die Jun-gen sind brauner aber immer fälltder lange Schwanz auf. Ich habemich gefreut, in diesem Frühjahr erstmals inunserem Wohngebiet 2 Schwanzmeisen-Pär-chen beim Sammeln von Nistmaterial zu be-obachten und hoffe, daß sie geschützte Plätz-chen in einer Hecke oder Astgabel eines Bau-mes finden mögen, um dort ihr kunstvolleskugelförmiges Nest aus Moos, Spinnweben,

Die Schwanzmeise(Aegithalos caudatus) - Größe: 14 cm; Gewicht: ca. 9 g

Haaren, Rindenstückchen und Flechten zu bau-en, das sie mit bis zu 2000 Federn auspolstern.Dazu benötigen die kleinen Federbällchen 8-14

Tage. Ab April werden in 12-13Tagen 8-12 Eier vom Weibchenausgebrütet, das in dieser Zeit vomMännchen gefüttert wird. Bei derJungenaufzucht füttern beide; ge-legentlich helfen andere Schwanz-meisen, die nicht gebrütet habenoder deren Nester geplündertwurden. Die Nahrung besteht ausInsekten und Spinnen, nur wenigaus Sämereien und Knospen. Gernekommen die "Pfannenstielchen" aneine aufgehängte, mit Rindertalggefüllte Kokosnußschale.

Die Jungvögel schlafen an-fangs als Federknäuel oder in einer

Reihe auf einem Ast zusammen gedrängt. BisAugust zieht die Familie umher, später kommenmehrere Familien zusammen und bilden dieobenerwähnten Trupps von bis zu 30 Schwanz-meisen.

Volker Hasenfuß

Grundlagen der Ökologie Teil 2In der letzten Ausgabe des Kiebitz haben

wir den Begriff "Ökologie" kennengelernt unduns mit biotischen sowie abiotischenFaktorenbeschäftigt. Dabei haben wir diese Faktoren inBezug auf die Tierwelt näher untersucht, wobeiuns die heimische Waldeidechse als Beispieldiente. Wenden wir uns nun aber der Pflanzen-welt zu.

Auch dort existieren Einflußgrößen die so-wohl abiotisch als auch biotisch sein können.

Zu den abiotischen Faktoren, die zwischenUmwelt und Organismen der Pflanzenwelt wir-ken, zählen: Klima (Temperatur, Niederschlags-menge, Luftbewegung, Luft- und Boden-feuchte), jahreszeitliche Einflüsse (Tageslän-ge, Lichtintensität), Nährstoffgehalt des Bodensoder Wassers (Nährsalzgehalt des Wuchsortes,insbesondere der Gehalt von Stickstoff, Phos-phor und Kalium), Ph-Wert des Wuchsmediums(Basen- bzw. Kalkgehalt des Bodens), die Bo-

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denbeschaffenheit (Sand- oder Kiesboden,schwerer Lehm- oder Tonboden, Humusge-halt), Sauerstoff- und CO2-Gehalt der Luft.

Zu den biotischen Faktoren, die zwischender Umwelt und Organismen der Pflanzenweltwirken, zählen: Nahrung (pflanzenfressendeTiere und Menschen, aber auch Pflanzen, wel-che Tiere verzehren, z.B. Sonnentau), Bezie-hungen zu nicht artgleichen Pflanzen (Konkur-

stickstoffliebende Pflanzen, so Brennesseln,Ampferarten, Wiesenkerbel und bestimmteGräser. Diese beschatten mit ihrer großen Blat-toberfläche die einst bunte, kleinwüchsige Ma-gerrasenvegetation. Hinzu kommt, daß derEinfluß des Düngers eine dritte oder gar vierteMahd der Wiese ermöglicht. Die Folge ist, daßzunächst durch die zunehmende Konkurrenzder stickstoffliebenden Arten ein Lichtentzug

Bild 2: Individuenzahl einer Population in Abhängigkeit eines Umweltfaktors

Ökologische Varianz

S(Stärke einesUmweltfaktors)

I(Indivuiduenzahleiner Population)

für Magerrasenpflanzen auftritt, wobei dieseArten zunehmend verkümmern. Ferner wirdder meist spätfruchtenden Magerrasenvegetati-on, bedingt durch zu frühe und zu häufigeMahd, die Regenerationskraft sowie die Bil-dung reifer Samen verwehrt. Eine solche Ma-gerwiese wird so im Laufe der Zeit zu einermonotonen Einheitswiese ohne bunten Blüh-aspekt.

Bis jetzt haben wir festgestellt, daß Lebe-wesen (wir nannten sie auch Organismen) inWechselbeziehungen mit ihrer Umwelt stehen.Diese Wechselbeziehungen sind an einem Ein-zelorganismus oft nicht feststellbar. Betrachtet

renz, Symbiose, Parasitismus), Beziehungenzur gleichen Art (Bestäubung, Truppbildung,innerartliche Konkurrenz), Beziehungen zurTierwelt (Bestäubung, Symbiose, Nährstoffe(Dung, Humus)).

Beispiel: Konkurrenz und Nährstoffgehaltdes Bodens: In einer Magerwiese wachsenlichtbedürftige, nährstoffmangelliebendePflanzen. Brennesseln und starkwüchsige Grä-ser fehlen fast ganz. Die Wiese wird zweimalpro Jahr gemäht. Nun wird die Wiese übermehrere Jahre hinweg mit synthetischen Nähr-salzen (Kunstdüngern) behandelt. Die steigendeNährsalzmenge begünstigt nun hochwüchsige,

Grundlagen der Ökologie

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Teil 2man jedoch viele Organismen zusammen, sowerden die wechselseitigen Einflüße zwischenihnen und der Umwelt deutlicher. Denken wirnur an die gewaltige Sauerstoffproduktion undKlimaerzeugung, an der die Wälder und Oze-ane der Erde beteiligt sind. Denken wir aberauch daran, wie durch künstliche Erhöhung desCO2-Gehaltes der Erdatmosphäre durch unsMenschen eine globale Klimaveränderung her-

sehr niedrig niedrig mittel hoch sehr hochBild 3: Lebensfähigkeit zweier Pflanzenarten in Abhängigkeit derNährstoffkonzentration des Wuchsortes (Bodens)

Orchidee Gemeiner LöwenzahnI

Konzentrationvon Nährstoffen

vorrufen wird.Wir wollen nun den Begriff "Lebewesen"

durch den Begriff "Individuum einer Art"spezifizieren und die Lebensfähigkeit einer Artunter dem Einfluß eines Umweltfaktors (z.B.Temperatur) betrachten. Die Lebensfähigkeiteiner Art läßt sich dabei auch durch den Begriff"Individuenzahl einer Population" ausdrücken.Zunächst sei aber geklärt, was eine Art , bzw.eine Population sei.

Unter einer Art versteht man alle Organis-men, die im wesentlichen Merkmalen überein-stimmen und fruchtbare Nachkommen mitein-ander haben können.

Populationen sind Gruppen von Einzelle-bewesen einer Art, die räumlich voneinanderabgegrenzt innerhalb ihres Verbreitungsgebie-tes leben.

Trägt man nun die Individuenzahl "I" einerPopulation über der Stärke eines Umweltfak-tors "S" auf, erhält man die Kurve nach Bild 2.

Die entstandene glockenförmige Kurveverdeutlicht, daß innerhalb gewisser Bereiche

(dunkel gekennzeichnet) die Art sich geradenoch fortpflanzt. Diese Bereiche werden als"Pessima" bezeichnet. Liegt die Stärke desUmweltfaktors unterhalb oder oberhalb einesbestimmten Wertes (Minimum bzw. Maximum),so pflanzt sich die Art nicht mehr fort. Hier istbeispielsweise die Temperatur für eine Art zuniedrig oder zu hoch, um lebensfähig bleiben zukönnen. Der Bereich, in der die Art die höchsteVermehrungsrate bezüglich eines Umweltfak-tors aufweist, wird als das "Optimum" bezeich-net. Der Bereich wiederum, in dem eine Artlebensfähig ist, wird als "Ökologische Valenz"bezeichnet.

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Bachreinigung

Auch die diesjährige Bachreinigungsaktionam 5.3.94 war wieder - leider - ein voller Erfolg.

Im Zusammenarbeit mit dem Hegering Haanorganisierten wir die Reinigung des Ittertals.An der Aktion beteiligte sich auch der Ab-fallberater der Stadt Haan, Herr Hasselberg,und einige Kinder und deren Eltern. Einigewenige Mitstreiter der AGNU halfen auch mit.Vielleicht könnte von hier die Beteiligung imnächsten Jahr ein wenig reger sein! Zeitgleichreinigte Herr Niederhagen, wie jedes Jahr, miteinigen Schülern der Haupt- und Realschuledas untere Haaner Bachtal.

Einige Tage zuvor hatten sich schon Kinderund Erzieherinnen der Kindergärten Breiden-hofer Straße, Martin-Luther-Straße undBismarckstraße, sowie einige Klassen der Don-Bosco-Schule mit der Säuberung der Waldwegein diesem Gebiet befaßt.

Das Jugendhaus säuberte eine Woche spätermit Kindern und Eltern das obere HaanerBachtal.

Obwohl vor zwei Jahren das gesamte Gebietschon einmal gereinigt worden war, kam docherstaunlich viel Müll zusammen: allein unter-halb des Schulzentrums Walder Straße 13 Säk-ke Haushaltsmüll! Die Kinder sammelten 10

Säcke voll und das Ittertal erbrachte eine Aus-beute von 25 prall gefüllten Müllsäcken.

Erfreulich war die Bereitschaft der Kinder-gärten und Schulen, sich an der Aktion zubeteiligen. Ich hatte das Empfinden, mit diesemAnliegen "offene Türen einzurennen".

Meiner Meinung nach können wir nur überdie Früherziehung erreichen, daß in einigenJahren solche Reinigungsaktionen überflüssigwerden. Wer sich einmal an so einer Unrat-sammlung beteiligt hat und erlebt hat, wie schnellein "kompletter Haushalt" aus den Bächen ge-holt wird, ist sicher sensibler geworden undlagert seinen Müll dort, wo er hingehört: in derMülltonne oder dem Gelben Sack. Auch vieleEltern werden so durch ihre Kinder miterzogen.Allen kleinen und großen Helfern möchte ichhiermit noch einmal danken.

Und denkt daran: die nächste Bachreini-gungsaktion kommt bestimmt. Macht mit!

Wir vom AK Biotopschutz wollen aber nochmehr tun als Müll sammeln. Wer an einer Mit-arbeit bei uns interessiert ist, kann sich bei mirmelden (Tel. 83 37) und erhält Informationenüber unser nächstes Treffen.

Heidi Linke

Die ökologische Valenz fällt bei jeder Artunterschiedlich aus. Mal ist die Kurve breiter,mal schmäler, je nach Umweltfaktor. Wählenwir als Beispiel zwei Pflanzenarten aus undbetrachten sie unter dem Einfluß des Nährstoff-gehaltes des Bodens.Wir erhalten Bild 3.

Aus den Kurven läßt sich deuten, daß dergemeine Löwenzahn vitaler ist als die Orchidee,da er eine größere ökologischeValenz besitzt,sprich über ein großes Spektrum hinweg, nähr-stoffreiche Standorte bevorzugt. Eine künstli-

che Nährstofferhöhung, denken wir dabei andas Beispiel der Magerwiese,würde die Lebens-fähigkeit der Orchidee vermindern. Nährstoff-liebende Arten jedoch ,wie der Gemeine Löwen-zahn, profitieren durch ihre höhere ökologischeValenz und verdrängen Arten, die mit einemAnstieg der Nährstoffkonzentration nicht zu-rechtkommen.

In der nächsten Ausgabe des Kiebitz werdenwir Begriffe, wie"Habitat", "Biotop" und "öko-logische Nische" kennenlernen.

Andreas Förster

Bachreinigungsaktion ´94

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Was war sonst noch?(fw) In dieser ständigen Rubrik berichten

wir über die Aktionen des vergangenen Quar-tals, um einerseits die AGNU-Arbeit und diedes Vorstandes transparenter zu machen, undandererseits auf diese Art vielleicht weitereMitglieder zur aktiven Mitarbeit zu ermuntern.

BürgeranträgeDie Ratsmehrheit hat der AGNU die Mit-

wirkung in den Ausschüssen Planung und ULGverwehrt. Deshalb haben wir, wie alle anderenBürgerInnen auch, nur die Möglichkeit, unsereForderungen über Bürgeranträge zu Gehör zubringen, wovon wir allerdings im vergangenenQuartal kein Gebrauch gemacht haben.

SchreibenIn Schreiben an unterschiedliche Stellen

haben wir auf Mißstände in Haan aufmerksamgemacht oder Anregungen gegeben:* In einem offenen Brief an die Katholische

Kirchengemeinde regen wir die Aufnahmeökologische Punkte in dem Kaufvertrag desGrundstücks Robert-Koch-Straße an.

* Wir bewerben uns für den Umweltpreis mitdem Shredder- und Geschirrverleih sowieder Korkensammlung.

* Wegen der L357n (s.a. Seite 30) wendenwir uns noch einmal direkt an den Verkehrs-minister.

* Beim Regierungspräsidenten regen wir, aufden geplanten Rad- und Gehweg sowie denBrückenneubau über die Itter im Zuge derOhligser Straße zu verzichten und stattdessenals Rad- und Gehweg die Grenzstraße zubenutzen.

§29-StellungnahmenZwar nicht die AGNU selbst, aber die darin

zusammenarbeitenden Verbände BUND, DBVund RBN sind nach §29 Bundesnaturschutz-gesetz (BNatschG) anerkannte Verbände, die

vor bestimmten Maßnahmen gehört werdenmüssen. Wir gaben im vergangenen Quartalkeine Stellungnahmen ab.

PressearbeitPressemitteilungen werden in vielfacher

Ausfertigung in die im Rathaus stehendenPressekörbe verteilt. Im allgemeinen ist dieResonanz in der Presse gut, d.h. unsere Mittei-lungen werden abgedruckt.* Offene Briefe(s.a. unter Schreiben)* Auf unsere Veranstaltungen weisen wir in

Pressemitteilungen hin.* Gute Resonanz in der Presse fand unsere

diesjährige Krötenschutzaktion.* Ausführliche Berichte über die Jahreshaupt-

versammlung* Hinweis auf neuen Kiebitz* Bericht über die Bachreinigungsaktion* Bericht über unseren Ansagedienst

AnsagedienstSeit Anfang Februar 1994 haben wir einen

telefonischen Ansagedienst eingerichtet. Imvergangenen Quartal wurden außer den Termi-nen folgende Themen behandelt:* Februar: Stromnetzübernahme* März: Krötenwanderung* April: Energiespartips

Sonstiges* Kopfweidenschneiden beim Landwirt Bü-

scher (29.1.).* Anlage einer Benjeshecke beim Gut Haan

(19.2.).

Monatstreffen* Im Januar Jahreshauptversammlung.* Im Februar Start der Krötenschutzaktion

mit einem Diavortrag von Andreas Förster.* Im März Diavortrag von Volker Hasenfuß

über Island

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Aufnahme-Antrag

Ich möchte Ihre Arbeit unterstützen und erkläre meinen Beitrag zum (Zutreffendes ankreuzen):

BUND (Jahresbeitrag DM 100,-, Jugendliche DM 30,-)NABU (Jahresbeitrag DM 60,-, Jugendliche DM 30,-) Ich bin damit einverstanden, daß derRBN (Jahresbeitrag DM 40,-, Jugendliche DM 20,-) Mitgliedsbeitrag von meinem Konto

| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |Name, Vorname Kontonummer

| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |Straße, Hausnummer Bankleitzahl

| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |Postleitzahl Wohnort Kontoinhaber

| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | abgebucht wird.Geburtsdatum Beruf

| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |Bundesland Datum / Unterschrift

ImpressumHerausgeber: Redaktion:AGNU Haan AGNUL c/o Dorn Sven M. Kübler (smk)Postfach 15 05 Ernst-Thälmann-Str. 24 Frank Wolfermann (fw)42759 Haan 06246 Bad Lauchstädt Renate Dorn (rd)Auflage: 700 Einzelpreis: DM 2,00 Abonnement: DM 10,00/Jahr

(4 Ausgaben frei Haus)Mitarbeit:Bert van Dijk Gerrit Krause Gisela WelpAndreas Förster Eva LinkeVolker Hasenfuß Heidi Linke

Mit dem nebenstehenden Zeichen gekennzeichnete Artikel ("Vorsicht! Ironie")sollten nur entsprechend vorgebildete LeserInnen konsumieren. LeserInnen, denen

Ironie und Satire fremd oder sogar zuwider sind, raten wir dringend vom Lesen ab!Mit vollen Namen gekennzeichnete Artikel können durchaus die Meinung der Redaktionwiedergeben, müssen es aber nicht. Nachdruck ist, mit Angabe der Herkunft, ausdrücklicherwünscht (Belegexemplar erbeten)! Der Kiebitz erscheint viermal jährlich im Januar, April,Juli und Oktober. Redaktionsschluß ist jeweils drei Wochen vorher.

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AG Natur + Umwelt Haan (AGNU)Die AGNU ist die Arbeitsgemeinschaft der in Haan für den Umwelt- und Naturschutz tätigenVerbände. Sprechen Sie uns an, wenn Sie mehr über unsere Arbeit wissen möchten:

BUND NABU RBNSven M. Kübler Frank Wolfermann Marjan van Dijk

Am Bandenfeld 50 Am Bandenfeld 28 Menzelstraße 20 81 28 29 81 5 01 30

Oder informieren Sie sich direkt bei unseren Arbeitskreisen (AK):AGNU Jugend AK EnergieAchim Gädke Bert van Dijk

Bahnhofstraße 20 Menzelstraße 20 5 04 57 5 01 30

AK Haushalt und Garten AK Biotopschutz AK FahrradChristiane Schmitt Heidi Linke Rainer Hillesheim

Buchenweg 5 Friedhofstraße 45 Wiesenstraße 5 (0 21 04) 6 15 84 83 37 5 97 04

Die Termine unserer regelmäßigen Treffen im Naturfreundehaus in der Erkrather Straße 39 findenSie in der Mitte des "Kiebitz". Gäste sind jederzeit gerne willkommen!

Kontonummer 203497 bei der Stadtsparkasse Haan, BLZ 303 512 20

Kiebitz - Postvertriebsstück F 10112 F - Gebühr bezahltAGNU Haan, Postfach 15 05, 42759 Haan

AGNU HaanPostfach 1505

42759 Haan

Bitte informieren Sie mich über Ihre Arbeit und schickenSie mir den "Kiebitz" (Jahresabonnement DM 10,-)regelmäßig zu.

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Absender:

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