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BUND MV JAHRESBERICHT 2017 1 Jahresbericht 2017 BUND-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. Vorgestellt anlässlich der Landesmitgliederversammlung des BUND Mecklenburg-Vorpommern am 20. und 21. April 2018 in Güstrow Inhalt: Vorwort Der BUND wächst weiter: 4400 Mitglieder BUND-Gruppen und Freiwilligenkoordination und BUND-Bildungsnetzwerk Netzwerk Naturschutz Naturschutz und Gewässer Gerettete Natur Ostseeküste und Grünes Band Nachhaltige Landwirtschaft Schwerpunkt Ökologische Landwirtschaft Schwerpunkt Massentierhaltung Alleen- und Baumschutz Nachhaltige EU-Förderpolitik Energiewende

BUND-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. · 2018. 10. 29. · BUND MV – JAHRESBERICHT 2017 1 Jahresbericht 2017 BUND-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. Vorgestellt

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Jahresbericht 2017 BUND-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. Vorgestellt anlässlich der Landesmitgliederversammlung des BUND Mecklenburg-Vorpommern am 20. und 21. April 2018 in Güstrow Inhalt: Vorwort Der BUND wächst weiter: 4400 Mitglieder BUND-Gruppen und Freiwilligenkoordination und BUND-Bildungsnetzwerk Netzwerk Naturschutz Naturschutz und Gewässer Gerettete Natur Ostseeküste und Grünes Band Nachhaltige Landwirtschaft Schwerpunkt Ökologische Landwirtschaft Schwerpunkt Massentierhaltung Alleen- und Baumschutz Nachhaltige EU-Förderpolitik Energiewende

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Vorwort Liebe BUND-Mitglieder und Unterstützer,

das Konfliktfeld Naturschutz und Landwirtschaft, die Verschmutzung der Ostsee und der Erhalt des Grünen Bandes, die Energiewende und das Energiesparen waren 2017 die Schwerpunkte des BUND in Mecklenburg-Vorpommern. Mit unserem streitbaren Auftritt und vielen guten Projekten für mehr Ökologischen Landbau, für mehr Schutz der bedrohten Artenvielfalt und der Gewässer sowie für die Hebung der enormen Energieeinsparpotentiale waren wir 2017 für viele Menschen ein Leuchtturm. Über 700 neue Mitglieder unterstützen den BUND in Mecklenburg-Vorpommern. Zum Jahresende 2017 zählten wir knapp über 4400 Mitglieder. In Passee bei Neukloster, in der Schaalseeregion und am Malchiner See haben sich 2017 neue BUND-Gruppen gegründet. Mit den 24 BUND-Gruppen sind wir mehr und mehr landesweit präsent. Groß war weiterhin der Druck (der Wirtschaft) auf die geschützten Lebensräume wie Moore, Bäche, Seen, Boddengewässer und die Ostseeküste. Unsere Lebensgrundlagen Wasser, Boden und Luft sind selbst im Gesundheitsland Mecklenburg-Vorpommern durch Nitrate, toxische Keime, Glyphosat, Bioaerosole und vieles mehr – so unter anderem auch durch Beton - bedroht. Der BUND hat sich im Jahr 2017 mit über 300 Stellungnahmen in behördliche Plan- und Genehmigungsverfahren eingebracht. Mehrfach mussten wir die Gerichte für die Durchsetzung des Naturschutzrechtes, des Wasserrechtes und auch für den Tierschutz anrufen. Mehrfach waren wir dabei erfolgreich. Nach wie vor steht der Dialog bei uns im Vordergrund. Wir luden zu Tagungen, Exkursionen, Workshops und Foren ein. Die Themen waren so vielfältig wie unser Engagement von der LED-Beleuchtung bis zum Bio-Obst, vom Wassersport bis zur Deutschen Alleenstraße, von der Kegelrobbe bis zum Aal, um nur einige zu nennen. Wir sprachen dazu mit Landes- und Kommunalpolitikern, Landwirten, Imkern, Wassersportlern, Straßenbau-, Naturschutz-, Fischerei- und Forstbehörden, Medienvertretern und vielen, vielen interessierten Bürgern. Wir laden herzlich ein, die Bilanz im vorliegenden Jahresbericht zu lesen und Motivation und Freude zu tanken. Der Bericht darf weitergegeben werden. Unsere Projekte und Aktivitäten sollten durch zahlreiche Spenden und Mitgliedsbeiträge unterstützt werden! Vielen Dank!

Prof. Dr. Mathias Grünwald Corinna Cwielag Landesvorsitzender Landesgeschäftsführerin BUND Mecklenburg-Vorpommern BUND Mecklenburg-Vorpommern

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Der BUND wächst weiter Am 31.Dezember 2017 zählte der BUND in Mecklenburg-Vorpommern (MV) 4467 Mitglieder. Mehr als 700 Menschen sind 2017 bei uns Mitglied geworden. Mit einem Wachstum von fast 20% ist der BUND MV damit Spitzenreiter unter den Landesverbänden des BUND. Von den Teams an den Infoständen hören wir immer wieder, dass der BUND gut bekannt ist. Die Themen und Erfolge des BUND über-zeugen weiter zahlreiche Unterstützer. Viele konnten wir auf Weiterbildungsveranstaltungen und in den BUND-Gruppen persönlich begrüßen.

Neue Gruppen und erfolgreiche Weiterbildungsangebote im BUND-Bildungsnetzwerk Verantwortlich: Annett Beitz, Freiwilligenkoordination & BUND-Bildungsnetzwerk BUND MV

Der Arbeitsbereich Freiwilligenkoordination und Ehrenamtsbetreuung beim BUND Mecklenburg-Vorpommern wurde im Jahr 2017 weiter auf- und ausgebaut. Neben der Mitglieder- und Gruppen-betreuung lag der Schwerpunkt auf der Entwicklung und Durchführung der Qualifizierungs- und Fortbildungsveranstaltungen. BUND-Gruppen Drei neue BUND-Gruppen haben sich 2017 gegründet: In Passee bei Neukloster wollen sich die 12 Gründungsmitglieder besonders für den Schutz der Wälder als Erholungsgebiete, den Erhalt der Alleen und den Schutz des Grund- und Trinkwassers einsetzen. Besonderes Augenmerk will die Gruppe den Wäldern der Region widmen. Die Gruppe will sich auch in die Auseinandersetzung um die geplante Sauenanlage für 13.000 Schweine einbringen. Die Anlage ist im Vorbehaltsgebiet für Trinkwasser geplant. In der Schaalseeregion wurde im Sommer 2017 eine länderübergreifende Regionalgruppe mit Schleswig-Holstein gegründet. Schwerpunkt soll der gemeinsame Schutz von Landschaft und Natur der Region werden. Die Gruppe will sich auch für Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr engagieren. In Gessin gegründete sich im Oktober 2017 der BUND Malchiner See. Die Gruppe will sich für den Erhalt der unverbauten Landschaft und der Uferzonen des Malchiner Sees und für den Schutz von

BUND Akademie

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Alleen und Einzelbäumen einsetzen. Eine intensive Zusammenarbeit ist mit dem Förderverein des Naturparkes geplant. Weitere Gründungen in Pasewalk, Greifswald und Wismar sind in Vorbereitung. Intensiv wurden 2017 die Gruppen in Stralsund und Schwerin betreut. BUND-Fortbildungen Die vielfältigen Angebote für ehrenamtlich Aktive im Land sind Teil des im Oktober 2015 gestarteten und 2017 endenden Projektes "Fit durch Bildung- Qualifikation im Ehrenamt". Das Ehrenamtsprojekt trägt zur Entwicklung der Gruppen mit Angeboten zur Bildung und Aktiventreffen bei. Die Veranstal-tungen sind gleichzeitig auch an die bundesweite BUND-Akademie angebunden. Im Jahr 2017 haben im Projekt 17 Fortbildungsveranstaltungen im Natur-, Umwelt- und Klimaschutz stattgefunden. Darunter 7 Tagesworkshops und 10 Veranstaltungen im offenen Format, d.h. Vernetzungstreffen, Diskussionsrunden, Fachforen usw. Die Tagesworkshops fanden zu den Themen Naturführungen attraktiv gestalten, Partizipation in der BNE, Zeit- und Zielmanagement, Neue Medien & Fotowork-shop statt.

Auf Wunsch von Umweltbildnern aus dem Raum Stralsund wurde im April der Tagesworkshop „Par-tizipation in der Bildung für nach-haltige Entwicklung (BNE) “ in Wolgast durchgeführt. Die 10 Teil-nehmer*innen konnten ihr Wissen zu BNE und Partizipation gleich zu Beginn beim Tabu-Spiel unter Be-weis stellen. Die unterschiedlichen Formen der Beteiligung, das „Par-tizipationsparadox und die Partizi-pationsleiter“ erläuterte die Referentin im Theorieteil. Anschließend wurde der Metho-denkoffer geöffnet und viele

Gruppengründung Malchiner See

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Mikro- und Makromethoden vorgestellt und ausprobiert. Die Veranstaltung war eine gelungene Kooperation mit der ANE M-V sowie der Landeslehrstätte für Naturschutz und nachhaltige Entwicklung (LLS) am LUNG M-V.

Weiterhin haben im Mai und im Oktober zwei Fortbildungen zum Thema „Naturführungen attraktiv gestalten“ in Schwerin und in Neubrandenburg mit insgesamt 19 Teilnehmer*innen stattgefunden. Hier ging es in erster Linie darum, die Kompetenzen der Naturführer*innen weiter zu schulen und ihnen Tipps und Tricks für eine interessante Führung zu vermitteln.

Alle Veranstaltungen im Projekt sind aufgrund von Anfragen von Ehrenamtlichen zustande gekommen, d.h. es wird bedarfsorientiert ge-arbeitet. Als Service für ehrenamtlich Aktive werden die Bildungsveranstaltungen intensiv vor- und nachbereitet sowie mit unterschied-lichen Methoden dokumentiert. Im Rahmen der BUND-Akademie haben im Jahr 2017 zwei Trainer-Fortbildungen stattgefunden, an der die Projektleitung zur Weiterqualifizierung teilgenommen hat. BUND-Aktive Ein Hauptaugenmerk liegt auf der Aktivierung von neuen ehrenamtlich Aktiven. Für "junge Hüpfer" wird eine kompetente Begleitung durch einen passenden Mentor sichergestellt und bei der Suche nach einer geeigneten Aufgabe für das ehrenamtliche Engagement unterstützt. Anschaulich wurde diese Partner-schaft im BUNDmagazin vorgestellt.

Weiterhin werden Freiwillige in ihrem Engagement durch die Vermittlung von Kontakten und Referenten, den Aus-tausch von Informationen zu bestimmten Natur- und Umweltthemen sowie durch Einbindung in bereits bestehende Umwelt-/Natur-/Klimaschutz-Netzwerke unterstützt. BUND-Netzwerke Viele Aktivitäten sind im Jahr 2017 durch Kooperationen im Bildungsnetzwerk mit anderen Bildungsträgern und Institu-tionen im Land M-V entstanden. Diesen soll an

dieser Stelle gedankt sein ebenso wie den Kolleg-Innen aus den eigenen Reihen. Der weitere Aufbau der bundesweiten BUND-Akademie sowie die Betreuung der Qualifizierungs-angebote und BUND-Gruppen sowie der stetige Mitgliederzuwachs im Land werden als Arbeits-schwerpunkte und Herausforderung für das kommende Jahr gesehen.

Annett Beitz / Schulung Naturführungen

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Nachhaltige Landwirtschaft Schwerpunkt Ökologische Landwirtschaft Verantwortlich: Dr. Burkhard Roloff, Referent für Ökologischen Landbau und Agrogentechnik BUND MV

10. BIO-Landpartie 2017 Im September fand die zehnte BIO-Landpartie statt. Auf Ein-ladung und Koordination des BUND öffneten landesweit 60 Bio-Betriebe ihre Höfe für Besucher. Der Landwirtschaftsminister war Schirmherr der Veranstaltung. Bei herrlichstem Spätsommer-Wetter nahmen über zehntausend Besucher an der BIO-Landpartie teil und machten sich ein eigenes Bild vom Ökolandbau in unserem Land. 60 Bio-Betriebe öffneten landesweit für einen Tag ihre Höfe, Ställe und Werkstätten. Beson-deres Interesse fand auf den Bio-Höfen die bäuerliche, ökologische Nutztierhaltung, vom Mobil-Stall für Bio-Hühner auf dem Demeter-Hof Hufe 8 in Selow, die art-gerechte Hähnchen- und Puten-

haltung auf dem Domgut Dehmen bei Güstrow oder die Weidehaltung von Fleischrindern auf dem Gut Gallin und auf dem Biopark-Hof Jantzen bei Rostock. Vor allem die sehr interessierten Besucher kamen auf die Bio-Betriebe mit hofeigener Verarbeitung wie der Obst- und Gemüsetrocknung bei BIO am Sund in Greifswald, den Entwicklern von veganen Fertiggerichten Lunch Vegaz in Rothenklempenow oder den Verarbeitern von Bio-Angus-Rindfleisch vom Gourmethof Below. Alle Höfe berichteten von einer positiven Resonanz bei den Besuchern. Es kam zu interessanten Gesprächen in einer freundlichen, entspannten Atmosphäre. Die BIO-Landpartie führt bei den inte-ressierten Besuchern durch eigenes Erleben zum besseren Verständnis für die Besonderheiten und die Vielfalt des Ökolandbaus in unserem Land. Auf den Bio-Höfen konnten die Besucher die leckeren hofeigenen Bio-Produkte kosten und auch kaufen.

Bio-Obst anbauen, verarbeiten und vermarkten

Im März organisierten der BUND für das Agrarbündnis MV eine sehr gelungene, landesweite Fach-tagung zum Thema „Bio-Obst anbauen, verarbeiten und vermarkten“. Die ökologische Erzeugung und Verarbeitung von Obst ist in Mecklenburg-Vorpommern unterrepräsentiert. Bio-Obst wird in wenigen großen bzw. mittleren Obstanlagen angebaut und regional oder direkt vermarktet. Die Wintertagung stellte die Situation der Bio-Obstbauern in MV dar sowie deren Marktpotential und Perspektiven. Drei erfolgreiche Bio-Obst-Anbauer und zwei Obst-Verarbeiter aus Norddeutschland, die erfolgreich Bio-Obst erzeugen, verarbeiten und vermarkten, stellten sich vor.

Arbeitstreffen zum Wissenstransfer Gentechnik Anfang Mai fand das 12. Landestreffen der gentechnikfreien Regionen (GFR) auf Gut Dalwitz statt. Den Grundsatzvortrag hielt Dr. Christoph Then, Geschäftsführer von Testbiotech e.V. zum Thema: „Risiken der Neuen Gentechnik-Verfahren“. Dr. Christoph Then verdeutlichte an zahlreichen Bei-spielen, welche Risiken bei der Anwendung der neuen Gentechnikverfahren entstehen können und warum

Besucher auf Hufe 8 bei Anna und Lukas Propp vor ihrem Mobilstall

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diese deshalb als Gentechnik geprüft und zugelassen werden müssen. Der gegenseitige Erfahrungs-austausch führte zu einer besseren Vernetzung der Gentechnikfreien Regionen im Land. BIO-Pressefahrt Ende Juni fand die BIO-Pressefahrt auf den Betrieb von Fam. Rolker im Obstparadies Altkamp statt mit dem Titel: „Drei Bio-Äpfel im Jahr…“ Zu Beginn des Pressetermins lud Herr Rolker, erfahrener Bio-Obstbauer und -Vermarkter sowie Besitzer vom Obstparadies Altkamp auf Rügen zu einem Hintergrundgespräch zum Thema: „Bio-Obstanbau, Verarbei-tung und Vermarktung“ ein. Neben dem Überblick über den aktuellen Markt für Bio-Früchte ging der Vize-präsident des Europäischen Bioobst Forums auch auf mögliche Auswirkungen auf die Weiterent-wicklung des ökologischen Obstbaus durch Einflüsse aus Politik und Markt ein. Bei einem Hofrundgang erläuterte Rolker in der Bio-Obstanlage die Besonderheiten des öko-logischen Obstanbaus sowohl bei Äpfeln, Birnen und Quitten als auch bei Süß- und Sauer-Kirschen. Anschließend wurden moderne Spezial-Maschinen für die Bodenbearbeitung und die Ernte des Obstes präsentiert. Die Presse war gut vertreten und das Presseecho in Zeitungen und Hörfunk war entsprechend gut. Bio-Obst-Fachexkursion nach Südtirol Anfang November fuhren 11 Bio-Obst-Bauern und –Verarbeiter gemeinsam nach Südtirol aus Anlass der vom BUND organisierten 12. BIO-Fachexkursion. Dort besuchten sie an zwei Tagen vier Bio-Obst-Höfe und tauschten sich mit den südtiroler Berufskollegen fachlich aus. Interessant war der sehr intensive Anbau von Bio-Obst und –Wein sowie die Vielfalt bei der Verarbeitung und der Vermarktung der hofeigenen Produkte in der Region. An einem Tag besichtigten sie die Baumschule Brugger und die Fachschule für Obst- und Wein- und Gartenbau in Laimburg. Abschließend besuchten die Teilnehmer die größte Bio-Messe in Italien, die BIOLIFE in Bozen.

Massentierhaltung stoppen Verantwortlich: Corinna Cwielag, Landesgeschäftsführerin BUND MV

Im März 2017 fand der erste Verhandlungstag der Klage des BUND gegen die größte Sauenanlage Deutschlands in Alt Tellin beim Ver-waltungsgericht Greifswald statt. Das Gericht hatte neben den Umwelt-fragen auch die Verhandlung über Tierschutz und Brandschutz in dem Stall mit über 46.000 Tieren, davon 10.500 Muttersauen zugelassen. Nach sechsstündiger Verhandlung wurde vertagt. Im Jahr 2018 rechnen wir mit weiteren Verhandlungstagen. Die Klage wird von Deutschen

Tierschutzbund unterstützt. Die Sauenanlage für 10.500 Muttersauen und 35.800 Absatzferkel mit einer Ferkel“produktion“ von 250.000 Tieren im Jahr wurde unter diversen bau- und naturschutzrechtlichen Verstößen 2012 frühzeitig in Betrieb genommen. Der Bau wurde mehrfach wegen unzulässiger Bauausführung durch behördlich angeordnete Baustopps unterbrochen. Seit Inbetriebnahme verursacht die Megastallanlage nicht beherrschbare Tierschutz- und Umweltprobleme. Über 100 vete-rinärmedizinisch dokumentierte Verstößen gegen geltendes Tierschutzrecht sind bekannt.

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Die Anlage gehört zur ehemaligen Straathof-Holding und steht wie die anderen Stallanlagen der Holding wegen des bundesweiten Tierhaltungsverbotes für den ehemaligen Inhaber Adrianus Straathoff unter Treuhandverwaltung. Im Dezember 2017 wurde die Klage des BUND gegen die Genehmigung einer industriellen Hähn-chenmastanlage in Wattmannshagen bei Teterow vor dem Verwaltungsgericht Schwerin verhandelt. Nach vier Stunden Verhandlung hob das Verwaltungsgericht Schwerin die Genehmigung des Staat-lichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Rostock (StALU). In der Anlage sollten pro Jahr rund 1,6 Millionen Masthühner in acht Durchgängen zu je 200.000 Tieren gehalten werden. Der BUND hat erfolgreich gegen die Genehmigung geklagt, weil die Industrieanlage erhebliche Auswirkungen auf geschützte Biotope wie einen nur 80 Meter entfernten Waldkomplex und einen 600 Meter entfernten europarechtlich geschützten See gehabt hätte. Für die Anwohner wären erhebliche zusätzliche Ge-ruchsbelastungen, verbunden mit gefährlichen Bioaerosolen entstanden. Der BUND hatte auch zu-sätzliche Belastungen für das Grundwasser durch die nachweislich überbelasteten Böden vorgetragen. Ein fehlendes Brandschutzkonzept und die erheblichen Konflikte mit dem Tierschutz standen in der Gerichtsverhandlung am 20.12.2017 ebenfalls zur Debatte. Die ausführliche Begründung der Gerichtsentscheidung wird demnächst erwartet. Eine Berufung ist zunächst nicht zugelassen worden. Der BUND setzt sich gemeinsam mit den Anwohnern seit 2011 mit der Planung dieser Megastallanlage auseinander. In Rostock übergaben Aktivisten des BUND gemeinsam mit dem Tierschutzbund und dem Landesnetzwerk „Bauern-höfe statt Agrarfabri-ken“ eine Resolution für dringend notwendige Änderungen bei bundes-weiten Regelungen für die Nutztierhaltung an das Büro des Vorsitzenden der CDU-Landesgruppe, Eckhardt Rehberg. Darin fordern sie das Verbot des Einsatzes von Reserve-antibiotika der Human-medizin, die Abschaffung der Kastenstandhaltung für Sauen, das Ende des Tötens von Küken und die Einführung eines Verbandsklagerechtes für den Tierschutz. Im April 2017 legte der BUND Klage gegen die Genehmigung für eine weitere Mastanlage für 600.000 Broiler pro Jahr in Wardow bei Laage ein. Der Investor hatte den Genehmigungsantrag der Massen-tierhaltungsanlage in zwei identische Anträge für zwei Anlagen zu je 39.900 Tierplätzen aufgeteilt und damit unter anderem die Beteiligung der Öffentlichkeit umgangen. Die Genehmigung erging durch das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Rostock. Die beiden völlig gleichen Stallanlagen sollen auf einem gemeinsamen Flurstück zwischen den Dörfern Wardow und Kobrow bei Laage er-richtet werden. Der Standort liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des EU-Schutzgebietes „Recknitz- und Trebeltal mit Zuflüssen“. Die Wirkungen des Industriebetriebes würden durch Lärm, Verkehr, Geruch, keimhaltigen Feinstaub und Ammoniak Anwohner, Besucher und die umliegenden Biotope, Alleen, Fahrradstrecken und das Schutzgebiet des Recknitztal betreffen. Bereits zu Planungsbeginn im Jahr 2011 hatte der Investor angekündigt, die Anlage schrittweise auf acht Stallanlagen mit je 40.000 Mastplätzen erweitern zu wollen. Im Frühjahr 2017 hatte der Investor geäußert, die Genehmigung möglicherweise zu verkaufen. Gegen das Vorhaben protestieren seit 6 Jahren Anwohner und eine Gruppe des BUND. Der BUND hatte die Umweltwirkungen und die Gesellschafterstruktur für die künstliche Teilung des Genehmigungsantrages untersucht und durch Experten prüfen lassen.

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Die Er-gebnisse wurden der Genehmigungsbehörde zur Verfügung gestellt und die Behörde wurde mehrfach auf die Widersprüche hingewiesen. In der Genehmigung sind die Hinweise jedoch nicht berücksichtigt worden.

Eine weitere Klage des BUND läuft gegen eine Sauenanlage für 13.000 Schweine in Passee bei Neukloster. Die Anlage ist im Trinkwasservorbehaltsgebiet geplant.

Kuppentin bei Plau am See Die trotz Wider-spruchsverfahren und Protesten 2012 kurz-zeitig in Betrieb genommene Intensiv-Hähn-chenmastanlage für 131.500 Broiler je Durch-gang in Kuppentin bei Plau am See musste ihren Betrieb nach dem gewonnenen Eilver-fahren des BUND vor dem OVG Greifswald 2012 (AZ: 3 M 143/12) wieder einstellen. Die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes Greifswald hat grundsätzliche Bedeutung für weitere Klagen, u.a. weil der FFH-geschützte Mühlbach und ein Moorwald (NSG) betroffen sind sowie die wissenschaftlich anerkannte Methode der Critical Loads (kritische Schwellenwerte für N-Belastung von Biotopen) nach dem BASt-Leitfaden in Frage anerkannt wurde. Der Investor ging gegen die Entscheidung vor. Der Streit liegt nun nach erneutem Eilantrag des BUND vom 24.04 2017 wieder beim bei OVG Greifswald. Bislang ist kein Betrieb möglich. Die beklagten Massentierhaltungsanlagen gehören zu mehr als 40 neuen industriellen Tierhaltungs-anlagen in MV. Diese sollen zusätzlich zu den rund 400 bestehenden Intensiv-Geflügelanlagen mit bis zu 900.000 Tieren in einer Anlage in Mecklenburg-Vorpommern errichtet werden.

Der BUND hat gemeinsam mit den BUND-Gruppen und Bürgerinitiativen gegen fünf Planungen von Massentierhaltungsanlagen in Mecklenburg-Vorpommern Rechtsmittel eingelegt, die in Konflikten mit geschützten Naturgütern und dem gesetzlichen Tierschutz sind.

Von den 24 Gruppen des BUND in Mecklenburg-Vorpommern sind 11 mit dem Thema Massentier-haltung beschäftigt.

Alleen- und Baumschutz Verantwortlich: Katharina Dujesiefken, Referentin für Baum- und Alleenschutz BUND MV

Fotowettbewerb Allee des Jahres 2017 Das Alleenprojekt des BUND MV hatte auch 2017 bundesweite Ausstrahlung. Viele Einsende beteiligten sich am bundesweiten Fotowettbewerb für die „Allee des Jahres“, den der BUND MV auch 2017 durchführte. Am 20. Oktober, zum „Tag der Allee“, wurde eine farbenprächtige Ahorn-Allee in Baden-Württemberg mit engagierten Bürgern, dem Bürgermeister und Vertretern der Landeregierung als Allee des Jahres ausgezeichnet. Der zweite Platz des Fotowettbewerbes ging nach Niedersachsen für das mystische Foto einer Moorallee in Varel am Jadebusen.

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Der dritte Platz des Wettbewerbes ging an den Schaalsee nach Mecklenburg- Vorpommern für eine Allee im Dorf Campow. Alle Bilder sind auch auf den Internetseiten des BUND zu finden. Umgang mit Bäumen als “grüne Infrastruktur” Mitarbeit bei der Erarbeitung von Regelwerken und Erlassen Regelwerksausschuss zur ZTV-Baumpflege Die Mitarbeit des BUND in dem Regelwerksausschuss zur ZTV-Baumpflege – Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Baumpflege (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) wurde 2017 fortgesetzt. Die alte Ausgabe der ZTV-Baumpflege von 2006 wurde umfangreich überarbeitet. Ziel der Überarbeitung war es, die ZTV-Baumpflege entsprechend der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Baumpflege anzupassen und für Auftraggeber und Auftragnehmer aus vertraglicher Sicht konkreter zu machen.

Richtlinien für Regelkontrollen zur Überprüfung der Verkehrssicherheit von Bäumen (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) Die erfolgreiche Zusammenarbeit in dem Regelwerksausschuss zur ZTV-Baumpflege hat zur Folge, dass der BUND gebeten wurde, auch für den Regelwerksausschuss der Baumkontrollrichtlinien zur Verfügung zu stehen. Diese Aufgabe steht im Einklang mit den Projektaufgaben, die die Zusammen-arbeit des BUND mit Experten zum Schutz von Bäumen als grüne Infrastruktur vorsieht. Die konstitu-ierende Sitzung fand 2016 statt. Seitdem fanden vier Beratungen in Bonn statt. Parlamentsgruppe „Kulturgut Alleen“ Die Parlamentsgruppe „Kulturgut Alleen“, die sich im April 2016 gründete, hat bis zur Bundestagswahl 2017 die Arbeit fortgesetzt. Der Gruppe gehören Bundestagsabgeordnete und externe Experten, wie der BUND, an. Ein zentrales Anliegen ist es, Verkehrssicherheit und Alleenschutz in der Praxis zu vereinbaren. Der BUND begleitet die Parlamentsgruppe als Experte auf fachlicher Ebene. Gemein-sam drängen wir darauf, dass die bundesweiten Richtlinien zur Verkehrssicherheit auch im Sinne des Erhalts von Alleen verfasst oder angepasst werden und die Möglichkeit der Neuanpflanzung von Alleen erhalten bleibt. Es fanden wichtige Beratungen zum Thema Verkehrssicherheit statt. Dazu gehörten das Gespräch mit Dr. Walter Eichendorf, Präsident Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR und die Erörterung mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Enak Ferlemann MdB. Unser Ziel ist, dass die

Parlamentsgruppe auch nach der Bundestags-wahl aktiv bleibt und die Vereinbarkeit von Alleen und Verkehrssicherheit auch weiterhin im Bundestag thematisiert. Alleen – kostbare Ränder Mit einer Gruppe von Parlamentariern aus dem Bundestag ging es im Frühjahr auf eine Alleen-Pressefahrt. Ziel war es, Parlamen-tarier und Journalisten auf die wertvollen Alleenbestände aufmerksam zu machen und ihre Unterstützung zu suchen, wenn es darum geht, Gesetze und Verordnungen alleenfreundlich zu gestalten. Es konnte an Beispielen in Brandenburg gezeigt werden, wie Alleenlücken durch konti-nuierliches Nachpflanzen geschlossen werden

können und wie wichtig eine ständige Neuanlage von Alleen ist. Auch die Begrenzung der Geschwindigkeit auf 70 km/h in Alleen ist ein gutes Beispiel um Unfallzahlen zu senken. FGSV: Ad-Hoc Gruppe „Bäume an Straßen“ Im Oktober hat sich auf Drängen der Umweltverbände eine Ad-Hoc Gruppe „Bäume an Straßen“ unter dem Dach der Forschungsgesellschaft Straßenbau und Verkehr (FGSV) in Köln gegründet. Mitarbeiter

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des Bundesumweltministeriums (BMV), der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL), Experten aus der Baumforschung und dem BUND als Vertreter der Umweltverbände haben sich vorgenommen, das Merkblatt Alleen (1992) und die Empfehlungen zum Schutz vor Aufprall an Bäumen (ESAB 2006) zu überarbeiten und als praktische Anleitung für das Pflanzen von Bäumen an Straßen im Einklang mit der Verkehrssicherheit zu geben. Mitarbeit in der Alleenschutzgemeinschaft (ASG) Die ASG ist eine Gemeinschaft aus Einzelpersonen und Verbänden auf Bundesebene, die sich dem Kampf um den Schutz der Alleen verpflichtet haben. Katharina Dujesiefken, Alleenexpertin des BUND M-V, ist stellvertretende Vorsitzende der ASG. Der ASG gehören auch Mitglieder des Bundestages an. So können wir auch auf der politischen Ebene tätig werden und halten Kontakt zur Parlamentsgruppe „Kulturgut Alleen“. Die letzte Zusammenkunft der ASG fand im Dezember in Berlin statt.

Verkehrssicherheit und Alleebaumpflanzung Begleitung von großen Bauvorhaben in Alleen

Zu zahlreichen Verfahren, die Alleebäume betrafen, hat der BUND Stellungnahmen geschrieben. Bei einigen größeren Verfahren wurde der BUND gebeten, an einem Ortstermin teilzunehmen. Der BUND tritt für den größtmöglichen Erhalt der Straßenbäume und eine größtmögliche Ersatzpflanzung vor Ort ein. März: Besichtigung der Baumaßnahme in Raduhn-Domsühl und Forderungen von weiteren Ersatz-pflanzungen

Mai: Pasewalk, Besichtigung mehrerer Baumaß-nahmen und Beratung mit der unteren Naturschutzbehörde zum Alleenschutz Mai: Bresegard, Neuplanung der Ortsdurchfahrt, betroffen sind 71 stattliche Lindenbäume

Juni: Ortsbegehung mit Begutachtung des Baumbestandes in Techentin

Juni: Ortstermin Radverkehrsanlage in Greifswald

August: Diskussion im Straßenbauamt Schwerin über ein neues Straßenerweiterungsprojekt innerhalb einer Eichen-Allee zwischen Dömitz und Malliß.

September: Ortstermin in Wittenburg. Der BUND hat sich gegen die Fällung von 30 Birken in der Stadt Wittenburg ausgesprochen.

September: Der BUND hat die untere Naturschutzbehörde im weiteren Umgang mit einer Rosskastanien-Allee in Plau am See beraten.

September: Ortstermin in der Rogahner Straße in Schwerin mit der UNB, Anlass war der geplante Ausbau der Straße und die damit verbundene Fällung von mehr als 30 Bäumen. Der BUND hat sich gegen diese Planung ausgesprochen.

September: Beratung zum Ausbau Großer Moor in Schwerin

November: Radverkehrsanlage in Barnekow (NWM), betroffen sind 24 Alleebäume und ein Waldstück.

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Ein Großprojekt der Straßenbauverwaltung ist der Neubau der Bundesstraße B96 zwischen Neubrandenburg und Neustrelitz. Hier soll neben der bestehenden Bundesstraße eine weitere 3-spurige Straße gebaut werden. Eingriffe in hochsensible Landschaftsräume, Versiegelung riesigen Ausmaßes und natürlich das Fällen von Alleebäumen – für geplante 4 Minuten Zeitgewinn! Viele Anwohner, Bürgermeister und der BUND brachten ihr Unverständnis im November bei einer Ver-anstaltung der DEGES klar zum Ausdruck. Auftausalz auf Radwegen Kein Auftausalz auf Radwegen an Alleen– das forderte der BUND in einem Brief, gerichtet an die Minister des Landwirtschafts- und des Energieministeriums. Die Antwort aus dem Energieministerium lautete: Der Einsatz von Auftausalz sei alternativlos! Doch das Salz ist giftig für die Alleebäume. Experten sagen, dass von allen Stressfaktoren, die auf die Bäume einwirken, die Kontamination der Böden mit Tausalz die nachteiligsten Auswirkungen hat. Der BUND fordert einen alleenfreundlichen Winterdienst, vor allem aber den Verzicht von Auftausalz auf Geh- und Radwegen an Alleen. Jungbaumpflegeseminare Viel zu oft kommt es vor, dass durch falsche Schnitte oder fehlende Pflege Jungbäume zu Problem-bäumen werden und dann viel Zeit und damit auch Geld bei der verspäteten Pflege kosten. Der BUND bietet daher einige Male im Jahr Pflege-Seminare an (LIFE-Projekt). Damit wird Gemeinden und Kreismeistereien die Möglichkeit geboten, Personal speziell für die Aufgabe „Jungbaumpfle-ge“ schulen zu lassen. Die Resonanz war bislang sehr positiv und so sollen die Seminare auch 2018 fortgesetzt werden. Baumbewertung und Beratung in der Baumpflege Der BUND begutachtet jährlich den Baumbestand an den Straßen und im Park in Dobbertin und gibt Hinweise zu der Jungbaumpflege und zur Pflanzung von Bäumen. Die letzte Kontrolle fand im Mai 2017 statt. Deutsche Alleenstraße lückenfrei in Mecklenburg-Vorpommern Workshops zum Projekt Etwa 300 km der Deutsche Alleenstraße führen durch Mecklenburg-Vorpommern. Es gibt viele Lücken und sogar völlig baumlose Abschnitte. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr MV hat 2016 ein Projekt zur Schließung der Lücken gestartet. Der zweite Workshop fand dazu am 23. November 2017 statt. 2018 soll es erste Ergebnisse geben, die dann auch auf der Alleentagung vorgestellt werden sollen. Aufruf zur Lückenbepflanzung entlang der Deutschen Alleenstraße Familie Striller lud im September 2017 zu einem Alleentag mit Diskussionsnachmittag und Vorträgen in ihre Galerie der Alleen und in die Kirche nach Wustrow ein, ein Ort direkt an der Deutschen Alleen-straße. Mit dabei waren Erwin Pfeiffer vom ADAC und der BUND M-V. Gleichzeitig wurde eine Bepflanzung der Lücken in ihrer Gemeinde gefordert. Podiumsdiskussion Mit einer Podiumsdiskussion am 20. Oktober 2017, dem Tag der Allee, hat der Beirat Biosphärenreservat Südost-Rügen auf das Projekt „Deutsche Alleenstraße im Bio-sphärenreservat – lückenfrei“ und die damit verbundenen Probleme aufmerksam gemacht. Neben Frau Gundela Knäbe, Vorsitzende des Beirats Biosphärenreservat Südost-Rügen diskutierten der Landrat Vorpommern-Rügen, Herr Drescher, der Leiter des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr, Herr Rathert und Herr Pfeiffer, Vorsitzender des Vereins „Deutsche Alleen-straße“ e.V. mit.

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Auch der BUND brachte sich in die Diskussion mit ein. Der Verein Deutsche Alleenstraße e.V. pflanzte anschließend einen Baum anlässlich seines 25. Jubiläums. Hochwasserschutz in Einklang von Natur und kulturellen Landschaftselementen

2016 und 2017 haben zahlreiche Gespräche zur Sanie-rung des Dammes der Müritz-Elde-Wasserstraße statt-gefunden. Der Planfeststellungsbeschluss sah ursprünglich die Fällung einer großen Anzahl alter Eichen zum Schutz des Dammes vor. Dies konnte zum überwiegenden Teil abgewendet werden. Das neunte Gespräch fand im Juni statt. Ziel ist die Erarbeitung einer Publikation mit einem Beispiel für nachhaltigen Hochwasserschutz in Regionen mit Baumbewuchs auf Dämmen. Netzwerk Alleenfreunde

Alleenpaten wie die Kinder der Kita „See-pferdchen“ in Trent, pflanzten und pflegen ihre Bäume. Zum 20jährigen Jubiläum des Natur-erlebnisvereins Rügen verzichtete der Verein auf Geschenke und bat stattdessen um Spen-den für einen weiteren Alleebaum. Dieser Baum und weitere drei Linden wurden nun innerhalb der bestehenden Kastanienallee von Trent gepflanzt, um Lücken zu schließen. Die Alleenpaten der Freien Schule Dreschvitz haben Baumscheiben gepflegt und die 21 Pflegebäume auf Schädigungen untersucht. Straßenausbau kontra Alleenschutz Neu Poserin Der Ausbau von ländlichen Wegen gefährdet oftmals Alleebäume vor allem im Wurzelbereich. Aus diesem Grund und auch wegen der Versiegelung von Boden muss die Notwendigkeit solcher Aus-baupläne unbedingt kritisch hinterfragt werden. Das haben Baumschützer in Neu Poserin und Gessin getan. Unser Protest war auch Thema im NDR Fernsehen und wurde in der Sendung „Land und Leute“ gezeigt. In Neu Poserin konnte trotzdem ein völlig unnötiger Ausbau eines Parkweges nicht verhindert werden, obwohl nur 50 m entfernt parallel eine Betonstraße verläuft.

Basedow/Gessin Erfolgreicher waren wir mit unserem Protest in Gessin. Hier sollte die Drei-Schwestern-Allee Beton-spurbahnen bekommen. Der Bürgermeister versicherte dem BUND, dass diese Pläne jetzt nicht weiter verfolgt werden.

Nardevitzer Allee bleibt Dank des ausdauernden persönlichen Engagements von Bürgern vor Ort und des BUND ist es ge-lungen, die Lindenallee in Nardevitz zu retten. Das Landwirtschaftsministerium hat sich nach etwa 8 Jahren Widerstand zurückgezogen und auch die zugesagten 260 000,- € Fördermittel zurückge-nommen. Durch Wachsamkeit konnte im Mai 2017 eine Anhebung der Straße und eine Befestigung

der Straßenränder mit Beton verhindert werden. Ansonsten wären durch die Wurzelschäden alle Bäume der Lindenallee stark geschädigt worden.

Warnemünde Im Ergebnis der Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Schwerin hat die Hansestadt Rostock im Mai die Genehmigung zur Fällung von 49 Alleebäumen in der Friedrich-Franz-Straße im Seebad Warnemünde zurückgenommen. Damit gibt es neue Hoffnung für diese Lindenallee. Vielen Dank für den großen Einsatz und die Unterstützung der Rostocker und Warnemünder Alleenfreunde.

Müritz-Elde-Wasserstraße

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Alleentagung Ein wichtiges Signal zum Erhalt der Alleenlandschaft war die feierliche Eröffnung der Deutschen Alleenstraße mit der damaligen Präsidentin des Deutschen Bundestages, Frau Prof. Dr. Rita Süssmuth, 1993 in Putbus. Heute ist die Deutsche Alleenstraße mit etwa 2900 km die längste Kulturstraße Deutschlands und führt von Rügen bis zum Bodensee. Auf der Alleentagung im No-vember sprach Frau Süssmuth wieder zum Thema Alleen und konnte ihre zahlreichen Zuhörer begeistern. Weitere Themen waren das Projekt „Deutsche Alleenstraße im Bio-sphärenreservat – lückenfrei“, die Nutzung des Alleenfonds, Landwirtschaft und Alleen-schutz und die Neuerscheinung der „Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für Baumpflege (ZTV Baumpflege).

Netzwerk Naturschutz

Gerettete Landschaft Verantwortlich: Corinna Cwielag, Landesgeschäftsführerin BUND MV

In mehreren Streitfällen können wir positive Zwischenergebnisse vermelden. Borner Holm: So erging im Mai 2017 im Streit um Bebauung im hochwassergefährdeten Bereich auf dem Darß im Landschaftsschutzgebiet ein grundsätzlich bedeutender OVG-Beschluß (Borner Holm, AZ: 3 KM 152/17 ), der den Schutz der Landschaft stärkt. Eine Bebauung der grünen Landzunge Borner Holm sei nicht mit den Zielen des Landschaftsschutz-gebietes vereinbar, erklärte das Gericht. Die Landzunge sei gerade als unverbauter und unzersiedel-ter Bereich hochgradig schützenswert. Eine Bebauung der für die Landschaft typischen Boddenwiese mit einem Hotelkomplex über acht Hektar sei nicht mit der geschützten Schönheit und Eigenheit des Gebietes vereinbar. In der Klage hatte der BUND auch vorgetragen, dass die Dorfstraße Born als ein-zige Zuwegung in den Ferienhauskomplex nicht ausreichend sei. Für die Anlieger entstünden hohe Lärmbelastungen und die vorhandenen Ferienwohnungen des sanften Tourismus würden unzumutbar gestört. Die Gemeinde könne innerhalb der Ortslage diverse Bauplätze für eine verträgliche Erweiterung der Tourismuskapazitäten nutzen.

Leider setzte die Gemeinde noch nach Einreichung des Eilverfahrens unbeeindruckt die Erschließungsarbeiten fort – auf eigenes Risiko. Das Grünland und der Mutterboden der Boddenwiesen wurde teilweise abgeschoben und Rohre ver-legt. Die Baustelle musste nach dem Gerichtsbeschluß im Mai stillgelegt werden. Im September reichte der BUND zur endgültigen Klärung des Streites ein Normenkontrollver-fahren beim Oberverwaltungsgericht in Greifswald ein. Die Aussichten sind gut. Doch die Gerichtsverfahren sind nicht alles. Im November besuchte der von den Bürgern angerufene Petitionsaus-schuss des Landtages die Boddenwiesen.

Petitionsausschuss

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Naturerlebnisse statt Industrielärm Von der Frühlingswanderung über die Sommersonnenwende bis zum Herbstvogelzug – viermal fanden 2017 geführte Naturerlebniswanderungen am Naturschutzgebiet Neuendorfer Wiek an der Rügenschen Boddenküste statt. In Zusammenarbeit mit ausgebildeten Naturführern des Naturer-lebnisvereins Rügen lädt der BUND zu Naturerfahrungen ein. Im Naturschutzgebiet, das nach Landes- und EU-Naturschutzrecht geschützt ist, sind viele seltene und bedrohte Arten beheimatet. Während des jahrelangen Widerstandes gegen ein Kiesbergwerk ist das Ostufer der Boddenbucht intensiv kartiert und untersucht worden. Mehr als 24 Rote-Liste-Arten sind auf dem Trockenrasen nachgewiesen. Seltene Wildbienen und 14 Schmetterlingsarten sind kartiert worden. Ein im Trocken-rasen

eingeschlossenes Moor ist Schatzkammer höchst wertvoller Torfmoosarten. Die Boddenbucht selber ist Brut-, Rast- und Schlaf-gebiet für tausende Wasser-vögel. Auch der Fischotter ist hier heimisch. Die in der Bucht gelegene Insel Beuchel ist ein bedeutendes Seevogelbrutgebiet vom Austernfischer bis zur See-schwalbe. Das Mosaik aus den verschiedenen natürlichen Le-bensräumen vom Brackwasser, über Röhrichte, Salzgrasland, Trockenrasen und der angren-zende Wald bieten einen Brenn-punkt der Artenvielfalt. Durch das

Engagement des BUND und vieler Mitstreiter auf der Insel Rügen und bundesweit konnte der geplante Kiesabbau auf den wertvollen Flächen verhindert wer-den. Fast alle bedrohten Flächen wurden für den Naturschutz gekauft. Auch 2017 fanden im Gebiet Pflegeeinsätze von Aktiven des BUND auf Rügen statt. Dabei wird der Naturlehrpfad in Stand ge-halten und die Fläche der Waldumwandlung gepflegt. Der BUND hatte auf der Projektfläche aus-drücklich auf den sonst üblichen Einsatz von Roundup (Glyphosat) verzichtet. Dafür mussten die jungen Laubbäumchen der Initialpflanzung zwischen den aufgelichteten älteren Kiefern mehrere Jahre von Hand freigehalten werden. Für 2018 sind nur noch in einem kleineren Teil Pflegemaß-nahmen für junge Linden notwendig. Buchen und Eichen sind inzwischen groß genug um gegen wuchernde Brombeeren anzukommen.

Naturschutz und Gewässer Verantwortlich: Janine Böttcher, Naturschutzreferentin BUND MV Geretteter Biotopverbund – Zufluss Boize Der BUND hat sich im Jahr 2017 mit über 300 Stellungnahmen in behördliche Plan- und Genehmigungsverfahren eingebracht. Dass diese Art von Mitwirkung auch erfolgreich sein kann, zeigt das Beispiel der Boize. Für die Vergrößerung des Gewerbegebietes in Valluhn-Gallin (Landkreis Ludwigslust-Parchim) sollte ein Teil des Landschaftsschutzgebietes „Boize“ überbaut und ein ökologisch wichtiger Graben verlegt werden. Im Verfahren setzte sich der BUND erfolgreich mit seinen Forderungen für die Kompensation des Eingriffs durch. Das bedrohte Offenland, eine wichtige Biotopverbindungsachse, wird deutlich breiter als ursprünglich geplant und das zu verlegende Fließgewässer, ein Zufluss zur Boize, wird nun naturnah gestaltet. Die sehr gute Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde führte zu diesem tollen Erfolg!

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Gepflanzte Bäume werten Fließgewässer auf An der Südseite des Sommersdorfer Mühlenbach , LK Mecklenburgische Seenplatte, wurden 15 Bäume entlang eines 800 m langen Ab-schnittes gepflanzt. Die gruppenweise An-ordnung dient der naturnahen Gestaltung des Baches und soll zukünftig für Verschat-tungen sorgen. Weniger direkte Sonneneinstrah-lung reduziert langfristig den starken Wasser-pflanzenaufwuchs. Den

hat bislang der Wasser- und Bodenverband einmal im Jahr komplett aus dem Bachbett mit schwerer Technik entfernt und die Böschung beidseitig gemäht. Zukünftig werden sich diese Krautungs- und Mäharbeiten dank der Bepflanzung reduzieren und die Artenvielfalt erhöhen können. Die BUND-Ortsgruppe „Ostufer Kummerower See“ hat die Gelegenheit gleich genutzt und 16 Kopfweiden an anderer Stelle des Mühlenbaches einen Pflegeschnitt verpasst. Abgeschnittene Äste wurden dabei sinnigerweise als kostenlose Stecklinge an weiteren Stellen des Baches eingepflanzt. Die Pflanz-aktion war Bestandteil des BUND-Projektes „Artenschutzgerechte Gewässerunterhaltung“, gefördert durch die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung aus Erträgen der Lotterie „BINGO! Die Umweltlotterie“.

Schweriner Seen – Naturschätze entdecken Verantwortlich: Mareike Herrmann, BUND Gruppe Schwerin

Der BUND Schwerin hat ab Februar 2017 das zweijährige Projekt „Schweriner Seen – Naturschätze

entdecken“ begonnen. In diesem Rahmen haben viele Interessierte bei Exkursionen und Veranstal-tungen Frühjahrsblüher, Vogelstimmen, Fledermäuse sowie Muscheln und Schnecken näher kennen-gelernt und ihre Beobachtungen miteinander geteilt. Die Beobachtungen sollen 2018 weiterhin ge-sammelt und am Ende zusammen mit vorliegenden, älteren Gutachten ausgewertet werden. Die Exkursionen führten an Ziegelaußensee, Schweriner Außensee, Heidensee, auf Kaninchenwerder, Schelfwerder und ins Ramper Moor. Zu den Themen Lärm auf den Seen, Wassersport und Natur-schutz und Entwicklung der Insel Kaninchenwerder haben sich viele an unseren Info-Ständen infor-miert. Besonders gut wurde von Freunden der Seen Schwerins die Idee aufgegriffen, sich in einem offenen Forum zu dem gemeinsam genutzten Naturraum auszutauschen. Damit konnte der BUND Schwerin einen Beitrag leisten zum konstruktiven Meinungsaustausch. Natura 2000-Gebiet „Schweriner Seen“ Seit Jahren setzt sich der BUND Schwerin für ein Fahrverbot von Jet-Ski in diesem Vogelschutzgebiet ein, da deren Lärm, Scheuchwirkung und Wellenschlag sowohl Brutvögel, Rastvögel, andere Tiere wie auch erholungssuchende Menschen beeinträchtigt. Dieses ist besonders der Fall, da sich die Fahrer meistens nicht an die geltende Höchstgeschwindigkeit und Befahrensverordnung

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halten. Ende 2017 hat dies Eingang in die Stadtvertretung gefunden, die den Oberbürgermeister damit beauftragt hat, 1. für einen stärkeren Kontrolldruck durch die Wasserschutzpolizei zu sorgen, 2. durch Öffent-lichkeitsarbeit und gezielte Ansprache der Wassersportvereine darauf hin zu wirken, dass die Regel-überschreitungen unterbleiben. Im Rahmen der Umsetzung des Managementplanes zum Vogelschutzgebiet „Schweriner Seen“ laufen Verhandlungen über eine Freiwillige Vereinbarung Wassersport und Naturschutz. Der BUND hat 2017 mit den anderen Beteiligten dazu ein Eckpunktepapier unterzeichnet und einen neuen Verhandlungsprozess unter Leitung eines externen Moderationsteams begonnen.

Ostseeküste und Grünes Band Verantwortlich: Dr. Susanna Knotz, Projektleitung „Hotspot 29 Schatz an der Küste“, BUND MV

Die Ostseeküste im Grünen Band zeichnet sich durch eine besondere Artenvielfalt aus. Die einstige Grenze wurde zu einem verbindenden Band. Am Ostseestrand ist dieses Band vielfach unterbrochen. Mit den Maßnahmen im Schatzküstenprojekt wird versucht die Lücken im Naturraum zu verkleinern, im Einklang mit wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen. In Boltenhagen finden regelmäßig Strandwanderungen zum Grünen Band statt. Im Grenzhus Schlagsdorf wurde im letzten Viertel des Jahres 2017 die Ausstellung „Das Grüne Band Ostsee in Deutschland“ gezeigt und mit einer Veranstaltung eröffnet. „Schatzküste“ im Hot-Spot der Artenvielfalt Nr. 29 Gefördert vom Bundesamt für Naturschutz (BfN): Alternatives Strandreinigungskonzept für mehr Biologische Vielfalt am Badestrand: In Zingst wurde ab 2015 in Zusammenarbeit mit der Kur- und Tourismus GmbH und weiteren Akteuren modellhaft ein alternatives Strandreinigungskonzept etabliert mit dem Ziel, eine natürliche Sukzession am Badestrand zu ermöglichen. Flankiert wurde diese Maßnahme durch öffentliche, wöchentliche Müllsammelaktionen und Strandexkursionen. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass eine Reinigung von Hand weniger tiefgehend in den Lebensraum Strand eingreift als eine maschinelle Reinigung. 2015-2017 wurden dementsprechend festgelegte Strandabschnitte auf unterschiedliche Art und Weise beräumt: 100% maschinell, 100% manuell, reduziert maschinell (1:3), reduziert manuell, gar nicht. Angeschwemmtes natürliches Material stellt die Nahrungsgrundlage für Pflanzen und Tiere des Strandes dar. Deshalb sollte dieses Material bei normalem Aufkommen liegen bleiben und möglichst nur der Müll entfernt werden. Die Hypothese wurde von 2016-2017 wissenschaftlich überprüft. Als Kontrolle diente ein Strandabschnitt in der Nutzungszone des Nationalparks. Wie sich zeigte, konnte kein systematischer Unterschied in der Artenzusammensetzung zwischen manueller und maschineller Beräumung festgestellt werden. Vermutlich überlagert die sehr hohe Trittbelastung durch Badegeäste potenzielle Effekte durch die Strandreinigungsart. Unabhängig von der Strandreinigungsart kamen am Zentralstrand weniger Strandflöhe vor, als an weniger frequentierten Strandabschnitten. Aber es wurden auch seltenere Arten am Zentralstrand nachgewiesen. Das Potenzial für eine Wiederbesiedlung ist also gegeben.

wissenschaftliche Begleituntersuchung

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Um tatsächlich etwas für die Biologische Vielfalt und die natürliche Sukzession am Strand zu tun, wurde deshalb eine neue Konzeptidee entwickelt. Strandbereiche sollen vom Dünenfuß bis über die Strandmitte hinaus als Naturerlebnisräume abgesperrt werden und als Strandinseln Trittsteine für die Natur aus dem Nationalpark heraus sein. Müllsammlungen und Strandexkursionen: Aufgrund des sehr wechselhaften, oft nass-kalten Sommers wurden 2017 weniger Müllproben aus-gezählt als im Jahr zuvor. Von 18 Sammelaktionen wurden 10 ausgewertet. Zigarettenstummel machen, wie in den Jahren zuvor, den größten Anteil (rund 70%) an Müllteilen aus, die in Zingst gefunden werden. Am Toptag im Hochsommer 2017 wurden rund 3.000 Zigarettenstummel gefunden. Viele Leute sind sich nicht bewusst, dass Zigarettenfilter aus Plastik (Celluloseacetat) bestehen und die

zurückgehaltenen Schadstoffe umweltgefährdend sind. Alleine das enthaltene Nikotin einer Zigaretten-kippe kann einen Kubikmeter Wasser für Plankton-krebse, wie z.B. Wasserflöhe, vergiften. Die bisherigen Maßnahmen scheinen keinen Verhaltenswandel her-vorzurufen. Es muss wohl mit noch deutlicheren Me-thoden auf die Strandmüllproblematik aufmerksam gemacht werden. Zugenommen hat jedoch die Beteili-gung der Öffentlichkeit an den Projektmaßnahmen des BUND in Zingst. Exkursionen für Kinder wurden ange-boten, die gut besucht wurden.

Der BUND beteiligt sich in Netzwerken zum Thema Meeresmüll, so z.B. an einer Infoveranstaltung zum Landesweiten Küstenputztag (und International Coastal Clean-up Day) oder Beratungen zur Einführung von Mehrweg-To-Go-Systemen. Aus dem Projekt heraus hat der BUND Rostock seit Herbst 2017 in Rostock-Torfbrücke zwei Strandabschnitte für das Spülsaummonitoring des Landes übernommen und der BUND Fischland-Darß-Zingst einen weiteren in Ahrenshoop. Getränke nur in Mehrwegverpackungen Die Gemeinde Zingst hat erstmals auf der Großveranstaltung des Umweltfotofestivals am Strand Getränke nur in Mehrwegverpackungen ausgeschenkt. Der BUND-Vorsitzende, Prof. Hubert Weiger sprach zur Eröffnungsmatinee des Umweltfotofestivals im Mai 2017 in Zingst. Rückkehr der Kegelrobbe Wir befinden uns an der Küste in MV am Rande des Verbreitungsgebiets der Ostseekegelrobbe. Sie ist eine geschützte Art und wird von vielen Menschen willkommen geheißen. Im Greifswalder Bodden und der näheren Umgebung ist das Hauptfanggebiet für die Heringsfischerei und das Hauptver-breitungsgebiet der zurückkehrenden Kegelrobben. Einige Robben haben es gelernt, Fische aus den Stellnetzen heraus zu fressen und sie haben dabei mehrfach Fisch-fanggeräte zerstört. Im Herbst wurden unwahrscheinlich viele (23), anscheinend ertrunkene Kegel-robben an der Küste Südost-Rügens angespült. Das Deutsche Meeresmu-seum erstattete Anzeige. Im Frühjahr 2018 wurde die erste Geburt in MV registriert, das Jungtier starb kurz nach der Geburt. Diese Aufzählung macht deutlich, dass ein hohes Konfliktpotenzial rund um diese geschützte Art und die Küstenfischerei besteht. Deshalb ist es dringend erforderlich, auch in Deutsch-

junge Kegelrobbe Foto: Elke Körner

Ergebnisse der Strandmüllsammlung

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land einen Robbenmanagementplan aufzustellen. Unter Federführung des WWF ist im Auftrag des Umweltministeriums MV ein Eckpunktepapier für einen solchen Plan erarbeitet worden. Der BUND arbeitet im Gremium für die Ausarbeitung eines Robbenmanagementplans für MV mit und beteiligt sich an der Robben-AG in MV. Auch mit dem Tourismus gibt es ein Konfliktpotenzial. Wegen der langen Abwesenheit von Robben kennt man den Umgang mit den Tieren nicht. Die Ostseekegelrobbe bekommt Februar/März Nach-wuchs. Jungtiere brauchen noch längere und häufigere Ruhepausen an Land. Störungen schwächen sie grundsätzlich und verringern ihre Chancen. Aber auch Alttiere ruhen beizeiten ausgiebig am Strand. Manche Tiere sind verletzt oder krank. Robben sind wehrhafte Raubtiere, die bei Störung durch Strandgäste oder deren Hunde zubeißen könnten. Deshalb kann es im Einzelfall nötig sein, eine Ruhezone um eine Robbe herum einzurichten. In Kooperation mit dem Deutschen Meeresmu-seum, dem Nationalparkamt, dem Biosphärenreservat Südostrügen, dem WWF und der Unteren Naturschutzbehörde für Vorpommern-Rügen wurde eine Kegelrobben-Erste-Hilfe-Ausstattung für vier Gemeinden außerhalb des Nationalparks angeschafft und mit der Ausrüstung des Nationalparks abgeglichen. Sie besteht im Wesentlichen aus Absperrmöglichkeiten, Schutzausrüstung und Informationsmaterial.

Wanderausstellung und Schatzlotsen: Die Wanderausstellung zur Schatzküste war 2017 an neun Orten zu sehen und wurde um anschauliche Elemente erweitert. Im Dezember wurde sie mit einer Veranstaltung unter Beteiligung des Bau- und Umweltsenators von Rostock, Holger Matthäus, eröffnet, nachdem sie lange Zeit auf dem Gut Darß zu sehen war. Neue anschauliche Elemente wurden der Ausstellung hinzugefügt, um die Zigaretten-problematik leichter zu verdeutlichen können. Wiedervernässung von Salzgrünland: Der BUND berät WWF und Ostseestiftung natur-

schutzfachlich bei der Umsetzung ihrer Maßnahmen zur Renaturierung von Salzgrasland, die mit Deichverlagerung und Beweidung einhergeht. Eingriffe: z.B. Nordstream II: Der BUND hat eine Stellungnahme gegen eine weitere Gaspipeline Nordstream II erarbeitet und begrüßt die Klage des NABU, der man inhaltlich zustimmt. Tiefwasse-rliegeplätze und Vertiefung der Fahrrinne Port Mukran: Der BUND fordert weitergehende, konkrete Untersuchungen der Benthoslebensgemeinschaft (Leben am Meeresgrund) in einer Vertiefung inner-halb des Außenhafens statt nur auf die Bestandsdaten der Umgebung zurückzugreifen. z.B. Wasserwanderrastplatz Nienhagen: Der BUND unterstützt die lokale Bürgerinitiative in ihrem Kampf gegen den nicht umweltverträglichen Bau einer neuen Marina an der Außenküste. Vogelschutzgebiet Wismarbucht: Um größere Schiffe bauen zu können, soll für den Werftzugang die Fahrrinne ausgebaggert werden. Der BUND ist für alternative Lösungen ohne Baggerungen in der sensiblen Meeresbucht. Die Befahrensregeln zum Schutz der Meeresvögel werden oft nicht einge-halten und sollen weiter aufgeweicht werden. Der BUND setzt sich für einen konsequenten Vogel- und Habitatschutz im FFH-Gebiet ein. Sand- und Kiesgewinnung: Der BUND setzte 2017 sich mit geplanten Abbauvorhaben auseinander und trägt bei Genehmigungsverfahren vor. Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie: Das BUND-Meeresschutzbüro in Bremen beteiligte sich feder-führend unter den Umweltverbänden an der Öffentlichkeitsbeteiligung zum Zustandsbericht der Ostsee und erhält dafür Zuarbeit aus MV

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AK Meer und Küste/ AG Ostsee: Der BUND MV tauscht sich regelmäßig mit den anderen Küsten-Landesverbänden und dem Bundesverband aus und beteiligt sich an der gemeinsamen Zukunftspla-nung (Projektplanung). Gemeinsam wurde an Positionen und Öffentlichkeit zur Rettung für den Europäischen Aal und zum Dorschfangverbot gearbeitet. Internationale Ostseearbeit – Coalition Clean Baltic (CCB): Jörg Schmiedel war die letzten beiden Jahre Board-Vertreter und hat in dieser Funktion u.a. an der Satzungsüberarbeitung und der Ausrichtung von CCB mitgewirkt. Ab 2018 werden sich das Meeres-schutzbüro und der BUND-MV die Aufgaben für CCB teilen. CCB hat eine neue Informationsbroschüre zum Status des Aals erstellt, die auf Deutsch übersetzt wurde und inzwischen im Land verteilt wird, aber auch über die BUND-MV-Webseite als pdf zugäng-lich ist. Der BUND fordert, wie die Wissenschaft, einen Stopp aller Aktivitäten, die den Aalbestand weiter gefährden, entsprechend neben anderen Maßnahmen auch einen Fangstopp und einen Besatzstopp (Besatz erfolgt aus dem natürlichen Bestand heraus), so lange der Bestand sich nicht merklich erholt hat, perspektivisch vielleicht 10 Jahre. Für die kommerzielle Fischerei muss eine Lösung gefunden werden, denn heute macht die Fischerei bei relativ geringen Fangmengen einen wesentlichen Gewinn mit der Aalfischerei. Binnenland und Freizeitfischerei müssen einbezogen werden. Der BUND beteiligt sich an einem Mediationsprozess mit Akteuren aus Wissenschaft, Fischerei und Umweltschutz, der vom Thünen-Institut für Ostseefischerei initiiert wurde. Der BUND-MV leistet CCB Zuarbeit für den Zustandsbericht der Ostsee für die HELCOM. Der BUND beteiligte sich auch im Verfahren zur Beantragung des MSC-Siegels für die Heringsfischerei in MV und trat für Fangbeschränkungen auf den Dorsch ein.

Die EU-Kohäsionspolitik in Mecklenburg – Vorpommern Der BUND vertritt die Interessen des Umwelt- und Naturschutzes im EU-Begleitausschuss Verantwortlich: Arne Bilau, Referent für EU-Strukturfonds des BUND MV Die Ausgestaltung und Umsetzung der EU-Strukturfondsförderung in Mecklenburg-Vorpommern wird durch den BUND im EU-Begleitausschuss des Landes fortlaufend begleitet. Neben der Überprüfung der Zielvorgaben für die Ausschüttung von EU-Fördermitteln erarbeitet der BUND fachspezifische Vorschläge zu den Inhalten einzelner Förderinstrumente und stellt die Berücksichtigung von Umwelt- und Naturschutzzielen, bspw. bei der Unternehmensförderung oder bei Fördermaßnahmen für die Landwirtschaft, sicher. Im vergangenen Jahr 2017 befasste sich der BUND vor allem mit der Umsetzung von EU-Fördermitteln für Maßnahmen des so genannten investiven Naturschutzes insbesondere in den Natura 2000 Gebieten und der Optimierung der Ökolandbau-Förderung. Maßnahmen zur Förderung des Naturschutzes in MV In Mecklenburg-Vorpommern werden zu einem ganz wesentlichen Teil die Maßnahmen zum investiven Naturschutz aus dem ELER-Fonds gefördert. Bereits zu Beginn der Förderperiode haben sich die Umweltverbände im EU-Begleitausschuss für ein Mindestbudget von 37,5 Mio. € eingesetzt und in der Finanzbudgetierung festgelegt. Mit diesem Geld sollen Moorschutzprojekte und Projekte zum Erhalt und Wiederherstellung von Lebensräumen einschließlich der Anlage und Renaturierung von Feuchtbiotopen (z.B. Ackersölle) finanziert werden. Darüber hinaus kann über die Naturschutz-förderrichtlinie die Neuanlage von Heckenbiotopen mit einem Fördersatz von 100% gefördert werden. Die Umsetzung der Maßnahmen lief jedoch sehr verspätet an, da die Förderrichtlinie erst im Frühjahr 2017 und zugehörige Unterlagen für Antragsteller erst im Herbst 2017 veröffentlicht werden konnten. Nun ist viel wertvolle Zeit für die Umsetzung der Fördermaßnahmen verstrichen und das in der ak-tuellen Förderperiode bis zum Jahr 2020 bereitgestellte Finanzbudgets kann nur mit allergrößter An-strengung erreicht werden. Der bisher schleppende Umsetzungserfolg steht auch beispielhaft für die Personalpolitik des Landes, die einen stetigen Abbau weiterer personeller Ressourcen bei den für den Naturschutz verantwortlichen Behörden vorantreibt. Viele Aufgaben können somit nur mit erheblicher zeitlicher Verzögerung oder gar nicht mehr bearbeitet werden, was sich schließlich auf die Zielerfüllung

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der Landesstrategie zu Erhaltung und Entwicklung der Biologischen Vielfalt in Mecklenburg-Vorpommern entsprechend auswirkt. Zur Überwachung der Fortschritte und zur Analyse der Wirkungen, wird die Umsetzung des ESF-, EFRE und ELER-Fonds ab dem Jahr 2016 evaluiert. Die einzelnen Fördermaßnahmen der Fonds umfassen zu einem großen Teil auch Fördertatbestände die sich potenziell negativ auf die Umwelt und das Naturkapital in MV auswirken. Diese Wirkungen gilt es mittels geeigneter Indikatoren zu er-fassen und wo immer möglich zu reduzieren. Vielfach lassen sich negative Umweltwirkungen nur sehr schwer für einzelne Fördermaßnahmen ableiten, da sich diese häufig nicht einfach messen lassen. Der BUND hat sich dieser Herausforderung gestellt und wesentlich dazu beigetragen, die Erfassung von negativen Umweltwirkungen durch EU-geförderte Maßnahmen zu verfeinern und das Umwelt-monitoring zur Evaluierung der Wirkungen deutlich auszubauen. Neben bspw. der Erfassung des Flächenverbrauchs und der Treibhausgasemissionen werden nun je nach Förderschwerpunkt auch Indikatoren zum Einsatz von umweltgefährdeten Stoffen zur Menge des Rohstoffeinsatzes und zum Anfall von Müll bzw. recyclingfähigen Stoffen untersucht. In Fallstudien wird zukünftig auch die „Art- und Weise“ der positiven und negativen Umweltwirkungen qualitativ erhoben. Die kontinuierlich er-hobenen Daten zum Umweltmonitoring geben somit wichtige Anhaltspunkte zur weiteren Ausgestalt-ung und leiten besser als bisher einen direkten Bezug zu den einzelnen Fördermaßnahmen her. Verhandlungen zur Zukunft der EU-Förderpolitik auf Bundes- und EU-Ebene Innerhalb der EU-Kommission und auf der Ebene der EU-Mitgliedsstaaten fanden im Jahr 2016 bereits die ersten Diskussionen und Verhandlungen zur Finanzierung und Schwerpunktsetzung der Kohäsions- und Landwirtschaftspolitik für die Förderperiode ab dem Jahr 2021 statt. Gemeinsam mit weiteren BUND-Landesverbänden und den Umweltverbänden WWF und NABU bringt der BUND MV seine praxisbezogenen Erfahrungen auf Bundes- und EU-Ebene ein und ist in die länderübergreifen-de Lobbyarbeit eingebunden. Ziel ist es, die EU-Kohäsionspolitik zukünftig an Kriterien der Ökolo-gischen Nachhaltigkeit zu koppeln. In einem gemeinsam verfassten Strategiepapier der Umweltver-bände zur zukünftigen EU-Kohäsionspolitik steht als zentrales Anliegen, dass alle Fördermaßnahmen insbesondere im Bereich der Wirtschaftsförderung grundsätzlich einen positiven Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz beitragen müssen.

Energiewende Projekt „Energiesparen“ Projektleitung Susanne Schumacher & Ulrich Söffker

Energiesparen ist die Hälfte der Energiewende Das Projekt hat das Ziel die Aufmerksamkeit für das Thema Energiesparen zu erhöhen und Informations-möglichkeiten zu bieten. Verschiedenen Zielgruppen wie die Öffentlichkeit, Wohnungs- und Hauseigentümern sowie Kommunen und kommunale Unternehmen werden Impulse zur Umsetzung entsprechender Maßnahmen im Land gegeben. Mit Infoständen, Pressemitteilungen und Ausstellungs-materialien wurde eine breite Öffentlichkeit angesprochen. Konkrete Projekte und Initiativen sollen vor allem mit Kommunen und kommunalen Unternehmen entwickelt und begleitet werden Netzwerkarbeit Das Netzwerk des Projektes umfasst Akteure der kommunalen und landespolitischen Ebene.

So können benötigte Hilfestellungen, Hindernisse bzw. Handlungsempfehlungen in alle Richtungen

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kommuniziert werden. Gespräche bzw. Zusammenarbeit finden z.B. mit kommunalen Klimaschutz-managern, der Landesenergie- und Klimaschutzagentur sowie der Verbraucherzentrale, Energiebe-ratern und Architekten sowie der Handwerkskammer statt. Werkzeuge Mit attraktiv gestalteten Infoständen zu Aktionstagen und Energiesparmessen wird die breite Öffentlichkeit oder Fachpublikum auf entsprechenden Veranstaltungen angesprochen. Eine mobile Ausstellung behandelt anschaulich die Bereiche Mobilität, Strom, Wärme und Konsum. Infomaterial wird in Form von Flyern, Postkarten und Broschüren verbreitet. Die Homepage bietet Fakten, Anlauf-stellen für Energieberatung, Effizienzmaßnahmen sowie passende Förderprogramme für private bzw. kommunale Vorhaben. Wichtige Veranstaltungen in MV und darüber hinaus finden sich auf der Home-page genauso wie Aufrufe zu aktuellen Energiesparwettbewerben. Infobrief Der monatliche Energiespar-Infobrief an Kommunen und kommunale Akteure im Land befasst sich neben Terminhinweisen, Förderprogrammen und kommunalen Beispielen bspw. mit den Themen Effiziente Beleuchtung, Förderung bei Gebäude- und Heizungssanierung, Nahwärmenetze, Energieeffizienz in Unternehmen, Abwärmenutzung und Energiemonitoring bzw. Energieaudit ausführlich. www.energiesparen-mv.de/rundbrief Fachgespräche Fachgespräche bieten Netzwerkpartnern einen Austausch zu Synergie, Strategie und Umsetzung der Arbeit zu Energieeinsparung bzw. Energieeffizienz in MV. Tagungen zu den Themen Beleuchtung, Mobilität, Strom und Wärme bieten einem breiten Fachpublikum Information und Diskussion. Im April bot der BUND das bereits dritte Fachgespräch an. Ziel war es, sich über die verschiedenen Aktivi-täten im Bereich Energiesparen in MV zu informieren und Möglichkeiten der Zusammenarbeit und gegenseitigen Unterstützung zu besprechen. Vertreten waren Energieministerium LEKA, LEEA, LEE, Handwerk, IHK, Stadtwerke, EUB und ratiodomo. Die Fortführung weiterer Treffen wurde vereinbart. Ende Juni 2017 fand bei der ANE in Güstrow ein Gespräch statt, um Positionen und Ziele zum Thema Energiesparen des BUND zu diskutieren, u.a. mit dem Landesvorsitzenden des BUND. Tagungen

LED-Beleuchtung in Kommunen Rathaus Rostock Teilnehmer: knapp 70 Inhalt: Unter den vorhandenen Technologien hat LED-Beleuchtung die effizienteste Lichtausbeute und die längste Brenndauer. In Kommunen ist Beleuchtung ein Kostenfaktor, der bei der Innenbeleuchtung mit bis zu 85% der Stromkosten eines Gebäudes und bei der Außenbeleuchtung mit bis zu 40% des gesamten kommunalen Stromverbrauchs zu Buche schlägt. Mit LED-Beleuchtung und intelligenter Lichtsteuerung

lassen sich dagegen bis zu 80% der Stromkosten sparen. Kommunen und Handwerkerinnung stellten erste Erfahrungen in den Kommunen, zwei Firmen die technischen Einsatzmöglichkeiten und das Energieministerium die passenden Förderprogramme vor. Kooperation: Stadt Rostock Klimawandel konkret - IOW Warnemünde Teilnehmer: knapp 100 Inhalt: Den Teilnehmern wurde der Stand der Wissenschaft zum Klimawandel global und regional vorgestellt und mit welchen Auswirkungen in einzelnen Bereichen zu rechnen ist. Die Brisanz wurde bewusst deutlich dargestellt, um die Motivation für das Thema Klimaschutz & Energiesparen per-manent hoch halten zu können. Kooperation: Heinrich-Böll-Stiftung

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Kommunen effizient beheizen Stadtwerke Waren (Müritz) Teilnehmer: 50 Inhalt: Die Beheizung kommunaler Liegenschaften verursacht hohe Kosten und erzeugt erhebliche CO2-Emissionen. Bereits durch gering- und nichtinvestive Maß-nahmen wie Verhaltensänderung, Energiemanagement, die bedarfsgerechte Steuerung der Heizungsanlagen oder die regelmäßige Wartung von Lüftungsanlagen lassen sich bis zu 20% Energie sparen. Bei Investition in die Sanierung der Gebäudehülle und die Erneuerung der Heizungs-

technik, am besten auf Basis Erneuerbarer Energien, lassen sich sogar bis zu 80% Energie sparen. Die Referenten konzentrierten sich auf geringinvestive und investive Maßnahmen in Schulen und Verwaltungsgebäuden. Das Energieministerium stellte die passende Förderung vor. Kooperation: Stadt Waren; Stadtwerke Waren

Infoabend "Effizient heizen" am 19. Oktober, Stadtwerke Waren (Müritz) Organisiert und moderiert vom BUND, zeigte Holger Wilfarth, Honorarberater der Verbraucherzentrale MV, Wohnungs- und Hauseigentümern Energiesparmaßnahmen auf und informierte über die passende Förderung. Kooperationspartner waren auch hier die Stadt und die Stadtwerke Waren sowie die Verbraucherzentrale MV.

Alle Tagungsergebnisse: www.energiesparen-mv.de

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Nachwort und Impressum Die Schwerpunkte des BUND bleiben Naturschutz, Landwirtschaft und Energiewende. Der BUND fördert mit Pilotprojekten Beispiele und Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt, für den Schutz von Wasser und Gewässern, Böden, Luft und Meer. Der BUND steht für die Energiewende - weg von Atomkraft und Kohleverbrennung hin zur Nutzung der Erneuerbaren Energien und durch Nutzung der großen Energieeinsparpotentiale. Eine Vielzahl von Projekten und Aktivitäten findet in den 24 BUND-Gruppen vor Ort statt. Der BUND ist ein Mitgliederverband und finanziert sich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Bitte helfen Sie der Natur durch Mitgliedschaft im BUND oder durch eine Spende! Spendenkonto: Sparkasse Mecklenburg-Schwerin IBAN: DE36 1405 2000 0370 0333 70 BIC: NOLADE21LWL Der BUND ist als gemeinnützig anerkannt. Spenden sind steuerlich absetzbar.

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