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Liebe Kursleiterinnen und Kursleiter, liebe Lehrerinnen und Lehrer, uns ist es wichtig, es Ihnen so einfach wie möglich zu machen, Deutsch perfekt als aktuelles Medium in Ihrem Unterricht ein- setzen zu können. Zu jeder Ausgabe Ihres Sprachmagazins bieten wir Ihnen deswegen das kostenlose Deutsch perfekt im Unterricht an. Es soll Ihnen die Unterrichtsvorbereitung er- leichtern und interessante Anregungen für Ihre Berufspraxis geben. Mit Deutsch perfekt bedie- nen wir unterschiedliche Zielgruppen: Lerner mit A2-Kenntnissen ebenso wie Fortgeschrittene auf B2 oder gar C1. Erwachsene Lerner, aber auch Schüler, für die wir die Heftbeilage deins! entwickelt haben. Und natürlich: DaF- und DaZ-Profis wie Sie, die Deutsch perfekt deshalb auch problemlos in den unter- schiedlichsten Gruppen einsetzen können. In dieser Sonderausgabe von Deutsch perfekt im Unterricht präsentieren wir Ihnen einen Querschnitt unseres Schaffens. Probieren Sie es aus – ich wünsche Ihnen viel Freude damit! Übungen und Ideen für den DaF-Unterricht auf Stufe A2 des GER auf den Stufen B2 bis C2 des GER auf Stufe B1 des GER GER = Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen MINUTEN AKTIVITÄTEN ZUM TEXT SEITE 80 Grammatik: Negation Anders einkaufen 3/2015 30 - 32 60 Sprechen: Flirten Liebe gesucht 3/2015 34 - 38 45 - 60 Grammatik: Perfekt; Schreiben: den eigenen Tagesablauf beschreiben Wasser, Wind und die Welt deins! 5/2015 80 - 90 Lesen, Wortschatz: Reiten Glück auf vier Beinen deins! 8/2015 60 - 75 Sprechen: Musiker Deutsch-Boom in den Charts 9/2015 60 - 64 60 - 75 Wortschatz, Schreiben: Erfindungen Autoreifen aus Pflanzen 10/2015 28 - 32 mit Kopiervorlage(n) Hausaufgabe TN = Teilnehmer S = Schüler H © 2016 Spotlight Verlag, auch für alle genannten Mitarbeiter Deutsch perfekt im Unterricht ist ein kostenloser Service für Deutsch-perfekt-Abonnenten in Lehrberufen. Deutsch perfekt erhalten Sie im Sammelbezug für Ihre Kursteilnehmer mit einem besonders attraktiven Mengenrabatt. Informationen: Spotlight Verlag GmbH, Abteilung Schulmedien Postfach 1565, 82144 Planegg/Deutschland Tel. + 49 (0) 89/8 56 81 - 150 Fax: + 49 (0) 89/8 56 81 - 159 E-Mail: [email protected] Jörg Walser Chefredakteur www.deutsch-perfekt.com Deutsch perfekt im Unterricht erscheint monatlich und bezieht sich auf die jeweils aktuelle Ausgabe von Deutsch perfekt. herausgeber und verlagsleiter dr. wolfgang stock chefredakteur jörg walser autor dr. martin fischer redaktion barbara duckstein (in elternzeit), katharina heydenreich, claudia may (in elternzeit), cornelia osterbrauck, judith rothenbusch (bildredaktion), janina schalkhausser, anna schmid, sabine weiser redaktionelle mitarbeit anne wichmann gestaltung georg lechner anzeigenleitung axel zettler fotos blende 11 fotografen (s. 1); jendrik Schröder (S. 2); kus-projekt (s. 5); istock/thinkstock (s. 6) druck rotaplan, 93057 regensburg H H H H H SPEZIAL

Übungen und Ideen für den DaF-Unterricht · PDF fileLiebe Kursleiterinnen und Kursleiter, liebe Lehrerinnen und Lehrer, uns ist es wichtig, es Ihnen so einfach wie möglich zu machen,

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Liebe Kursleiterinnen und Kursleiter, liebe Lehrerinnen und Lehrer,

uns ist es wichtig, es Ihnen so einfach wie möglich zu machen, Deutsch perfekt als aktuelles Medium in Ihrem Unterricht ein­setzen zu können. Zu jeder Ausgabe Ihres

Sprachmagazins bieten wir Ihnen deswegen das kostenlose Deutsch perfekt im Unterricht

an. Es soll Ihnen die Unterrichtsvorbereitung er ­leichtern und interessante Anregungen für Ihre

Berufspraxis geben. Mit Deutsch perfekt bedie­nen wir unterschiedliche Zielgruppen: Lerner

mit A2­Kenntnissen ebenso wie Fortgeschrittene auf B2 oder gar C1. Erwachsene Lerner, aber

auch Schüler, für die wir die Heftbeilage deins! entwickelt haben. Und natürlich:

DaF­ und DaZ­Profis wie Sie, die Deutsch perfekt deshalb auch problemlos in den unter­schiedlichsten Gruppen einsetzen können. In dieser Sonderausgabe von Deutsch perfekt im Unterricht präsentieren wir Ihnen einen

Querschnitt unseres Schaffens. Probieren Sie es aus – ich wünsche Ihnen viel Freude damit!

Übungen und Ideen für den DaF-Unterricht

auf Stufe A2 des GER auf den Stufen B2 bis C2 des GERauf Stufe B1 des GER

GER = Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen

MINUTEN AKTIVITÄTEN ZUM TEXT SEITE

80 Grammatik: Negation Anders einkaufen 3/2015

30 - 32

60 Sprechen: Flirten

Liebe gesucht 3/2015

34 - 38

45 - 60 Grammatik: Perfekt; Schreiben:

den eigenen Tagesablauf beschreiben

Wasser, Wind und

die Welt

deins!

5/2015

80 - 90 Lesen, Wortschatz: Reiten

Glück auf vier

Beinen

deins!

8/2015

60 - 75 Sprechen: Musiker Deutsch-Boom in

den Charts

9/2015

60 - 64

60 - 75 Wortschatz, Schreiben: Erfindungen Autoreifen aus

Pflanzen

10/2015

28 - 32

mit Kopiervorlage(n)

Hausaufgabe

TN = Teilnehmer S = Schüler

H

© 2016 Spotlight Verlag, auch für alle genannten Mitarbeiter

Deutsch perfekt im Unterricht ist ein kostenloser Service für Deutsch-perfekt-Abonnenten in Lehrberufen.

Deutsch perfekt erhalten Sie im Sammelbezug für Ihre Kursteilnehmer mit einem besonders attraktiven Mengenrabatt. Informationen: Spotlight Verlag GmbH, Abteilung Schulmedien Postfach 1565, 82144 Planegg/Deutschland Tel. + 49 (0) 89/8 56 81 - 150 Fax: + 49 (0) 89/8 56 81 - 159 E-Mail: [email protected]

Jörg Walser Chefredakteur

www.deutsch-perfekt.com

�Deutsch perfekt im Unterricht erscheint monatlich und bezieht sich auf die jeweils aktuelle Ausgabe von Deutsch perfekt.

herausgeber und verlagsleiter dr. wolfgang stockchefredakteur jörg walserautor dr. martin fischerredaktion barbara duckstein (in elternzeit), katharina heydenreich, claudia may (in elternzeit), cornelia osterbrauck, judith rothenbusch (bildredaktion), janina schalkhausser, anna schmid, sabine weiserredaktionelle mitarbeit anne wichmanngestaltung georg lechner anzeigenleitung axel zettlerfotos blende 11 fotografen (s. 1); jendrik Schröder (S. 2); kus-projekt (s. 5); istock/thinkstock (s. 6)druck rotaplan, 93057 regensburg

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SPEZIAL

Anders einkaufenGrammatik: Negation

Niveau: B1 Minuten: 80Material: Text „Kommt nicht in die Tüte”, Kopiervorlage (unten)

> Fragen Sie zur Vorentlastung: „Kann man Reis, Nudeln oder Milch ohne Verpackung verkaufen?“

Erstellen Sie aus den Antworten der TN ein Tafelbild: Produkte, die man gut ohne Verpackung

verkaufen bzw. kaufen könnte, und andere, bei denen es nicht möglich ist.

> Die TN lesen den Text still und vergleichen den Inhalt im Anschluss mit ihren Vermutungen. An

welche Probleme hatten sie vielleicht gar nicht gedacht? Würden sie auch gern in diesem Laden

einkaufen oder nicht?

> Wiederholen Sie mit den TN die Negation mit „nicht“ und „kein“. Sammeln Sie Beispiele an der

Tafel. (Mit „nicht“ kann man Sätze oder Satzteile verneinen. Es steht dabei möglichst weit am

Satzende. Mit „kein/keine“ negiert man ein Nomen.)

> Erinnern Sie auch an andere Möglichkeiten der Negation mit „ohne“ oder mit der Vorsilbe „un-“,

und sammeln Sie Beispiele an der Tafel. Teilen Sie dann die Kopiervorlage aus, und lassen Sie die

TN die Aufgabe 1 lösen.

> Bitten Sie die TN, den Text „Anders einkaufen“ noch einmal aufmerksam zu lesen und Sätze mit

verschiedenen Formen der Negation herauszusuchen. Die TN können dabei allein, in Paaren oder

Gruppen arbeiten. Vergleichen Sie das Ergebnis der Suche mit allen gemeinsam und kommentie-

ren Sie die verschiedenen Möglichkeiten, etwas zu negieren.

> Hausaufgabe: Die TN lösen Aufgabe 2 der Kopiervorlage und überprüfen damit, ob sie das Prinzip

verstanden haben. In der nächsten Stunde Kontrolle im Plenum.Übungen zum Einkaufswortschatz fin-den Sie in Deutsch perfekt 3/2015 auf Seite 39, Hörtexte und Übungen auf Deutsch perfekt Audio 3/2015, Track 12, 17 - 19.

Lösung: 1. 1. e; 2. a; 3. c; 4. b; 5. d

2. 1. keine; 2. nicht; 3. nicht; 4. nicht; 5. keine; 6. nicht; 7. nicht; 8. kein

Kopiervorlage

Anders einkaufen

1. Verbinden Sie: Welche Ausdrücke bedeuten das Gleiche?

1. unverpackt

2. nicht sehr groß

3. nicht einmal zwei Tage

4. nicht alle

5. nicht sofort

a) klein

b) nur manche

c) weniger als zwei Tage

d) mit der Zeit

e) nicht verpackt

2. Ergänzen Sie: „nicht“ oder „kein/keine“?

Im Supermarkt „original unverpackt“ in Berlin gibt es fast ______________ (1) Verpackungen.

Das Angebot ist ______________ (2) sehr groß, weil manche Waren ______________ (3) ohne Verpackung geliefert werden

können. Toilettenpapier oder Sojamilch kann man dort zum Beispiel ______________ (4) kaufen. Aber wer ______________

(5) Flasche dabei hat, bekommt eine im Laden. Als Milena Glimbovski und Sara Wolf mit ihrem Projekt begannen, hatten sie

an viele Aufgaben gar ______________ (6) gedacht. Außerdem hatten sie ______________ (7) genug Geld. Doch das war

______________ (8) Problem: Viele Leute haben ihnen geholfen.

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SPEZIAL

Liebe gesuchtSprechen: Flirten

Niveau: B1 Minuten: 60Material: Text „Liebe gesucht“, Kopiervorlage (unten)

> Schreiben Sie das Wort „Flirt“ an die

Tafel, und lassen Sie es von den TN defi-

nieren. Fragen Sie dann: „Wer von euch/

Ihnen flirtet gern?“ Je

nach den Herkunftslän-

dern Ihrer TN können Sie

auch fragen, ob Flirten

dort gebräuchlich ist

oder eher nicht. Schließlich fragen Sie,

was die TN in dieser Hinsicht von den

Deutschen denken.

> Die TN lesen den Text der Seiten 34 - 38

(ohne die grauen Kästen) und kommen-

tieren den Inhalt dann gemeinsam im

Plenum. Klären Sie auch unbekanntes

Vokabular.

> Mit den Karten der Kopiervorlage be-

reiten die TN in Paaren Flirtstrategien

vor. Sie sprechen darüber, welche Sätze

sie gut finden, welche nicht und wie sie

reagieren würden. Geben Sie maximal

zehn Minuten Zeit. Bieten Sie sich selbst

als Partner an, falls die Zahl der TN un-

gerade ist.

> Mischen Sie dann die Partner: Niemand

arbeitet mit dem Partner der ersten

Runde zusammen! Die neuen Paare

lernen sich kennen und „flirten“ mit-

einander. Sie entscheiden selbst, wer

beginnt und wer jeweils eine weibliche

oder männliche Rolle spielen möchte.

Je weiter die Rolle von der Realität ent-

fernt ist, desto leichter wird ihnen das

Spiel fallen.

> Die TN können die Redemittel der Rol-

lenkarten natürlich durch eigene Sätze

ergänzen. Auf jeden Fall gilt, was die

Flirttrainerin Helli Schümmer im Inter-

view sagt: „Nimm das Flirten nicht zu

ernst, sieh es als Spiel.“

Kopiervorlage

Liebe gesucht

In Zug, Bus oder U-Bahn

Entschuldigung, weißt du, wie spät es ist?Ist der Platz noch frei?

Warst du schon mal in Hamburg?Fährst du durch, oder musst du irgendwo umsteigen?

Im Café

Darf ich mich zu dir setzen?Ist bei dir noch frei, oder wartest du auf jemanden?

Hallo, wir sind doch im gleichen Seminar!Hast du Lust/Zeit, einen Kaffee mit mir zu trinken?

Komplimente machen

Du hast sehr schöne Augen.Du siehst heute wirklich klasse aus!

Das Kleid steht dir wirklich gut!Dieses Hemd steht dir echt gut.

Dein Lachen ist wunderbar.

Sich verabreden

Hast du heute Abend schon was vor?Hast du schon den neuen Film mit … gesehen?

Ich würde dich gern zum Essen einladen!Ich gehe zu einer Party – willst du mitkommen?

Ich kenne eine super Bar. Wollen wir mal zusammen hingehen?

Sich näherkommen

Darf ich dich nach Hause begleiten?Willst du noch auf einen Kaffee mit reinkommen?

Ich würde dich gern wiedersehen!Kann ich dich bald mal anrufen?

Lass uns doch bald mal wieder etwas ausmachen. Ich würde mich freuen!

Sagen, dass man jemanden mag

Schön, dich zu sehen.Ich fühle mich wohl bei dir.

Ich liebe dich!Ich habe dich lieb.Ich habe dich gern.

Ich bin froh, dass es dich gibt.

Negativ reagieren

Tut mir leid, ich habe keine Zeit.Ich muss los, tschüss!

Meinst du mich?d Lass mich in Ruhe meinen Kaffee trinken!Tut mir leid, aber ich bin nicht interessiert.

Positiv reagieren

Findest du?!Das ist aber nett von dir.

Ja, gern!Natürlich, ich komme gern mit.

Ich wollte dich auch schon lange ansprechen.

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SPEZIAL

Wasser, Wind und die WeltGrammatik: Perfekt; Schreiben: den eigenen Tagesablauf beschreiben

Niveau: A2 Minuten: 45 - 60Material: Text „Wasser, Wind und die Welt“, Kopien von Kopiervorlage (Seite 5)

> Zeigen Sie den S zuerst nur die Doppelseite 2 - 3 von deins!, und fragen Sie: „Was kann man auf so einem Schiff

machen?“ Wahrscheinlich wird kaum jemand auf die Idee kommen, dass man dort auch zur Schule gehen kann. Sie

geben dies als Information und machen so auf den Text neugierig.

> Die S lesen den Text, der durch Zwischenüberschriften in sieben Abschnitte und drei Kästen gegliedert ist. Je nach

Anzahl der S können alle den gesamten Text lesen oder auch jeweils eine kleine Gruppe je einen der Abschnitte, den

sie dann für die Klasse zusammenfasst. Alle gemeinsam kommentieren, was auf dem Schiff anders ist als in einer

normalen Schule.

> Im Text berichten die Schüler darüber, was sie den Tag über auf dem Schulschiff machen. Teilen Sie den S die Kopier-

vorlage aus, auf der Verbformen im Perfekt aus dem Text ergänzt werden müssen. Die S lösen die Aufgabe. Kontrolle

im Plenum.

> Hausaufgabe: Die S schreiben zehn Sätze zum Thema „Was habe ich heute gemacht?“.

> Erweiterung: Sehr zu empfehlen, wenn es um Schule in anderer Form bzw. in anderen Ländern geht, ist der Film Auf

dem Schulweg von Pascal Plisson (Frankreich, 2013).

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Glück auf vier BeinenLesen, Wortschatz: Reiten

Niveau: A2 Minuten: 80 - 90Material: Text „Glück auf vier Beinen“, große Bögen Papier, Kopien von Kopiervorlage (Seite 6), evtl.

Wörterbücher

> Der Text besteht aus acht Textabschnitten, fünf Themenkästen und einem Interview. Teilen Sie die Klasse je

nach Größe in Gruppen von zwei oder mehr S ein. Jede Gruppe liest 1 - 2 Abschnitte und benutzt dabei ein

Wörterbuch. Im Plenum trägt jede Gruppe den Inhalt ihres Abschnitts vor.

> Bilden Sie anschließend neue Gruppen. Die S ordnen die Wörter aus dem Text nach Sachgebieten, z. B.

„das Pferd“, „der Sport“, „der Stall“ und notieren die Wörter auf den Papierbögen. Dabei können sie auch

Zeichnungen zur Veranschaulichung erstellen. Im Anschluss daran werden die einzelnen Poster aufgehängt

und im Plenum kommentiert.

> Teilen Sie die Kopiervorlage aus, und geben Sie den S zehn Minuten Zeit, Informationen über eine Sportart zu

sammeln, in der sie aktiv sind oder die sie besonders interessiert.

> Wer möchte, stellt danach seine Sportart zuerst pantomimisch dar, und die Mitschüler raten, um welche

Disziplin es sich handelt. Danach stellen alle Fragen zu der Sportart, und der „Experte“ antwortet. Wenn

Sie die ausgefüllten Steckbriefe kopieren und zusammenstellen, erhalten die S eine Übersicht zu den

verschiedenen Sportarten.

> Variante: Steht nicht ausreichend Zeit zur Verfügung, füllen die S die Kopiervorlage zu Hause aus und stellen

sie in der nächsten Stunde vor.

> Hausaufgabe: Als Hausaufgabe schreiben die S einen kurzen Aufsatz über einen Sport, den sie gemacht

haben, noch machen oder den sie interessant finden.

SPEZIAL

2. 1. haben … bekommen, geschlafen; 2. haben … gewöhnt, hat aufgehört; 3. hat … vermisst, hat … gesehen; 4. ist … gereist; 5. hat … organisiert, hat … begonnen; 6. ist … gefahren; 7. hat … gelernt; 8. haben … geholfen; 9. hat … verändert, ist … geworden

1. Lies die Regel zum Perfekt:

2. Ergänze jetzt die Verben im Perfekt in der passenden Form: „haben“ oder „sein“ und Partizip II. Achtung bei unregelmäßigen Formen.

1. Alle Schüler auf der Thor Heyerdahl waren seekrank, erzählt Sammy: „Wir _______________ Zwieback

_______________ (bekommen) und viel _______________ (schlafen).“ 2. „Aber dann _______________ sich die Schüler

an das Schiff _______________ (gewöhnen) und auch das Heimweh _______________ _______________ (aufhören)“,

erzählt Tobias. 3. Aber er _______________ seine Freundin _______________ (vermissen), denn er _______________

sie vorher jede Woche _______________ (sehen).

4. Jannik Rathke _______________ auf dem Schiff Sørlandet über das Meer _______________ (reisen). 5. Eine Firma

_______________ seine Reise _______________ (organisieren); sie _______________ in Kanada _______________

(beginnen). 6. Von dort _______________ das Schiff über den Atlantik, in die Karibik und nach Frankreich und Norwegen

_______________ (fahren).

7. Auf dem Schiff _______________ er _______________ (lernen), mit vielen Menschen zusammenzuleben, we-

nig Platz zu haben und zusammenzuarbeiten. 8. Aber nicht alle Leute _______________ auf dem Schiff gleich viel

_______________ (helfen). 9. Die Reise _______________ ihn _______________ (verändern): Er _______________

zufriedener _______________ (werden).

Für die meisten Verben funktioniert das Per-

fekt mit „haben“. Mit „sein“ funktionieren im

Perfekt Verben wie „kommen“ oder „gehen“,

die bedeuten, dass etwas oder jemand von

einem Ort an einen anderen geht oder fährt.

Auch das Verb „werden“ funktioniert im Perfekt

mit „sein“.

KopiervorlageWasser, Wind und die Welt

5

SPEZIAL

Man macht diesen Sport allein zu zweit in der Gruppe ____________

drinnen draußen im Wasser ____________

Was man dazu braucht:

Was man macht: / Wie man gewinnt:

Was man nicht machen darf/soll:

So lange dauert es: ____ Minuten so lange, wie man will

Was man sonst noch wissen muss:

Bekannte Sportler in diesem Sport:

SPORT:

KopiervorlageGlück auf vier Beinen

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SPEZIAL

Deutsch-Boom in den ChartsSprechen: Musiker

Niveau: B2 - C2 Minuten: 60 - 75Material: Text „Deutsch-Boom in den Charts“, evtl. Internetanschluss bzw.

Wiedergabemöglichkeit von Musik der im Text genannten Interpreten

> Beginnen Sie mit der Frage: „Wer von Ihnen hört deutsche Musik?“ Je nach Alter und Zusammensetzung des

Kurses kann es hier sehr große Unterschiede geben. Sammeln Sie die Antworten zunächst ungeordnet an der

Tafel, und bitten Sie dann die TN, die genannten Interpreten selbst in musikalische Kategorien einzuordnen,

was nicht immer ganz einfach ist.

> Lassen Sie die TN nun die Texte der Seiten 60 - 64 lesen. Sprechen Sie anschließend gemeinsam im Plenum

über den Inhalt und die wichtigsten Aussagen des Textes. Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, spielen Sie

Stücke von einigen der vorgestellten Musiker an.

> Fragen Sie dann: „Hört die Autorin gerne die Lieder von Helene Fischer?“ Um diese Frage beantworten zu

können, lesen sich die TN ggf. noch einmal den zweiten und dritten Absatz des Fließtextes auf S. 64 durch:

Bestimmte Begriffe lassen die Meinung der Autorin erkennen (z. B. seicht, Herzschmerz-Arien, Marketing-

maschinerie). Nehmen Sie ihre Kritik zum Anlass für eine Diskussion im Kurs da rüber, wie kommerziell ein

Musiker sein darf, kann oder sogar sein muss, um bestehen zu können.

> Erweiterung: Besprechen Sie bei Interesse oder auf Vorschlag der TN Texte ausgewählter Interpreten.

> Hausaufgabe: Jeder TN schreibt, je nach Vorliebe, einen romantischen Liedtext, eine Rockballade, einen

Schlager (auch ironisch), einen Rap usw. Musikalisch Begabte können ihren Text natürlich auch vertonen!

Autoreifen aus PflanzenWortschatz, Schreiben: Erfindungen

Niveau: B2 - C2 Minuten: 60 - 75Material: Text „Autoreifen aus Pflanzen“

> Die TN lesen den Haupttext der Seiten 28 - 32 und besprechen anschließend gemeinsam im Plenum

den Inhalt. Dann lesen zwei oder drei TN jeweils einen der sechs Kurztexte zu weiteren Erfindungen

und zur Fraunhofer-Gesellschaft. Sie fassen den Inhalt „ihres“ Textes anschließend kurz für die

anderen TN zusammen.

> Nun schließt sich ein Meinungsaustausch im Plenum an. Fragen Sie die TN: „Welche Erfindungen

kannten Sie schon?“, „Welche Erfindung halten Sie für besonders wichtig? Warum?“

> Bitten Sie die TN, allein oder zu zweit Wörter aus den Texten zu Assoziogrammen

zusammenzustellen. Geben Sie dazu mögliche Oberbegriffe oder Kategorien vor: Aktivitäten,

Verfahren, Techniken, wissenschaftliche Ausdrücke, Wortschatz der Ökologie, der Wirtschaft usw.

> Die TN finden sich zu Gruppen zusammen, um ihre Assoziogramme zu vergleichen und zu ergänzen.

Die TN können die Assoziogramme auch auf einem Poster oder auf Folie präsentieren. Der auf diese

Weise systematisierte Wortschatz dient den TN als Hilfe beim Verfassen eigener Texte.

> Hausaufgabe: Jeder TN schreibt einen Text über eine Erfindung, die er für erforderlich bzw. sinnvoll

hält, und nutzt dabei den Wortschatz der zuvor erarbeiteten Assoziogramme.

Löwenzahn kennt in Deutschland jedes

Kind: Die Pflanze wächst an jedem

Wegrand, im April blüht sie gelb. Ein paar

Wochen später, wenn sich die Samen ent-

wickelt haben, trägt der Wind die „Pus-

teblume“ über Wiesen und Felder. Aus

den Blättern kann man Salat machen, aus

der Blüte stellen Bienen Löwenzahnhonig

her. Dass aus den Wurzeln bald Autoreifen

entstehen sollen, ist neu, aber schon fast

Realität.

Seit mehr als sechs Jahren forschen

Dirk Prüfer und sein Kollege Christian

Schulze Gronover an der Außenstelle des

Fraunhofer-Instituts für Molekularbio-

logie und Angewandte Ökologie (IME) in

Münster daran, wie man aus Löwenzahn

Naturkautschuk herstellen kann. In ihrem

Labor in dem roten Backsteingebäude der

Universität, in der Nähe des Münsteraner

Schlosses, wird gerade geerntet: Eine Mit-

arbeiterin schneidet sorgfältig die Wurzeln

der Löwenzahnpflanze ab und gefriert sie

in flüssigem Stickstoff, eine tägliche Rou-

tinearbeit im Labor.

Schon vor fast 100 Jahren haben For-

scher versucht, aus Löwenzahn Kautschuk

herzustellen. Aber die Versuche haben

nie wirklich geklappt. Für die Wirtschaft

ist es aber sehr wichtig, endlich Alterna-

Autoreifen aus PflanzenIn ein paar Jahren könnte Naturkautschuk aus in Europa typischen Pflanzen normal

sein. Am Fraunhofer-Institut in Münster wird daran gearbeitet – es ist eines von

vielen Erfolgsbeispielen, wie Fraunhofer-Forscher in Kooperation mit der Wirtschaft

innovative Ideen entwickeln. Carolin Jenkner hat das Kautschuk-Labor besucht.

Die Fraunhofer-Gesell-schaft ist die größte Orga-

nisation ihrer Art in Europa.

Made in

M a d e inGermany 3

Deutschlands innovativ

e Se

ite

Die Fraunhofer-Gesellschaft

Die Fraunhofer-Gesellschaft ist mit ihren 66 Instituten und Forschungseinrichtungen in Deutschland die größte Organisation für angewandte Forschung in Europa. Ihren Namen hat sie von dem Münchener Joseph von Fraunhofer (1787 - 1826), der Wissenschaftler, Erfinder und Unternehmer war. Seine Idee, die Forschung für die Wirtschaft und für die Menschen konkret anwendbar zu machen, ist noch immer das Prinzip der Gesellschaft. 1949 wurde sie gegründet, am Anfang mit nur drei Mitarbeitern. Inzwischen arbeiten 24 000 Mitarbeiter für sie. Zusammen kommen sie auf ein Forschungsvolumen von zwei Milliarden Euro im Jahr. Zu 30 Prozent wer-den die Institute staatlich finanziert. Die übrigen 70

Prozent bekommen sie durch Aufträge von Firmen und durch öffentlich finanzierte Forschungsprojekte. Das ermöglicht auch kleinen Unternehmen ohne eigene Forschungsabteilung, innovative Ideen zu entwickeln. Im Zentrum der Forschung stehen die Bedürfnisse des Menschen in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit, Kommunikation, Mobilität, Energie und Umwelt. Die meisten Mitarbeiter arbeiten im Bereich Ingenieur- und Naturwissenschaften. Die Gesellschaft gehört zu den wichtigsten Patentanmeldern in Deutschland. So haben die Institute im Jahr 2014 zum Beispiel 831 Erfindungen gemacht. Im Durchschnitt registriert Fraunhofer mehr als zwei Patentanmeldungen pro Werktag.

die F¶rschungs-einrichtung, -en

Institution, an der geforscht wird

die „ngewandte F¶rschung

Forschung, deren Ergebnisse für die Praxis nützlich sein sollen

der Unterneh-mer, -

Besitzer und oft auch Leiter einer Firma

„nwendbar geeignet für die Benutzung im kon-kreten Fall

das F¶rschungs-volumen

Betrag, der für Forschung ausgegeben wird

das Bed•rfnis, -se

≈ Wunsch

die Naturwissen-schaften

z. B. Chemie, Biologie, Physik

der Pat¡nt-anmelder, - (das Pat¡nt, -e

Institution oder Firma, die ein Patent anmeldet Recht, eine Erfindung als Einziger zu verkaufen)

der W¡rktag, -e Montag bis Samstag

die Art, -en hier: Kategorie

der Wegrand, ¿er

äußerer Teil eines Weges

der Samen, - ≈ harte, kleine Frucht, die eine Pflanze produziert und aus der neue Pflanzen dersel-ben Art wachsen können

die Pusteblume, -n

(pusten

runde, grauweiße Löwen-zahn blume nach der Blüte, deren Samen Kinder gerne in die Luft pusten m hier: mit dem Mund auf etwas blasen)

die Biene, -n Insekt, das Honig produziert

die W¢rzel, -n Teil einer Pflanze, der unter der Erde wächst

die Außenstelle, -n

Abteilung einer Institution, die außerhalb der Zentrale liegt

die [ngewandte Ökologie

Forschung im Bereich Ökolo-gie, deren Ergebnisse für die Praxis nützlich sein sollen

das B„ckstein-gebäude, -

Gebäude aus roten, gebrann-ten Steinen

s¶rgfältig sehr genau

gefrieren bei sehr niedriger Temperatur konservieren

fl•ssig wie Wasser; ↔ fest

der St“ckstoff farbloses Gas, das nicht riecht; N

2

Diesen Text können Sie mit einem Premium-Abo hören: www.deutsch-perfekt.com/service

Grünes LaborChristian Schulze

Gronover (links) und Dirk Prüfer von Fraun-hofer mit Carla Recker

von Continental in Münster

FOTO

: DIRK M

AHLER/FRAU

NH

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28 2910/15 10/15

Made in Germany

7

SPEZIAL

Kommt nicht in die Tüte

Ein kleiner Supermarkt in Berlin versucht

das Unmögliche. Er verkauft Lebensmittel

nur noch ohne Wegwerfverpackung. Barbara

Kerbel wollte wissen: Funktioniert die Idee?

K¶mmt n“cht “n die Tüte

Wortspiel mit: Das kommt nicht in die Tüte! ≈ m Das machen wir nicht! / Das lehnen wir ab!

wiederverwendbar so, dass man etwas ein zweites Mal verwenden kann

s“ch ¢mstellen hier: anders denken; sich ändern

die Ausnahme, -n ↔ Regel

die Folie, -n hier: sehr dünnes Material aus Plastik

die K¢nststoffverpa-ckung, -en

Verpackung, z. B. aus Plastik, Nylon …

erœffnen zum ersten Mal öffnen

]s k¶mmt mir vor, „ls sei es erst g¡stern gewesen.

hier: Ich meine, dass es erst gestern gewesen ist.

die Reson„nz, -en hier: Reaktion; Interesse

vœllig komplett; ganz

überwæltigt hier: so, dass man intensive Emotionen fühlt

Milena Glimbovski muss kurz lachen,

als sie an der Kasse den Wunsch des

Kunden hört. Er hat eine wiederverwend-

bare Glasflasche gekauft – und braucht

nun eine Tüte für den Transport. „Man

kann sich nicht sofort ganz umstellen“,

sagt der Mann entschuldigend und lacht

auch. Glimbovski gibt ihm eine Tüte –

selbstverständlich aus Papier. Tüten aus

Papier und Stofftaschen in verschiedenen

Größen: Das sind die Ausnahmen. Plas-

tiktüten, Folien, Kunststoffverpackungen,

Wegwerfdosen: Das alles gibt es nicht im

„original unverpackt“. Der kleine Laden

in Berlin-Kreuzberg ist nämlich der erste

Supermarkt ohne Verpackung in Berlin.

Im September 2014 hat Glimbovski mit

ihrer Partnerin Sara Wolf das Geschäft

eröffnet. Seit dieser Zeit hat sie kaum

eine ruhige Minute. „Es kommt mir vor,

als sei es erst gestern gewesen“, sagt sie

und lacht. „Die Resonanz hat uns völlig

überwältigt.“ Ein Laden ganz ohne Verpa-

ckung?! So, wie es aussieht, war die ganze

Welt neugierig. Schon vor der Eröffnung

kamen Journalisten von überall her in die

Wiener Straße, um sich die Idee erklären

zu lassen. Und seit der Eröffnung kommen

die Kunden – sehr viele Kunden. Vor allem

am Samstag ist der Laden oft extrem voll.

FOTO

: JEND

RIK SCHRÖ

DER

3/1530

An diesem grauen, kalten Montagnach-

mittag ist es ruhig. Draußen prasselt der

Regen auf die Straßen. Drinnen hat Glim-

bovski den Lautsprecher ihres iPhones laut

gestellt. Musik ist in dem Raum mit den

glänzend gemusterten Kacheln zu hören.

Alle paar Minuten geht die Tür auf, und ein

Kunde schaut herein. Viele kommen zum

ersten Mal und sind vor allem neugierig. Er

hat über den Laden gelesen und will sich

die Idee mal anschauen, sagt ein Mann

auf Englisch. Er macht einen kurzen Rund-

gang, lobt die Idee und geht, ohne etwas

zu kaufen. Eine junge Frau füllt sich Flüs-

sigwaschmittel aus einem großen Kanister

in eine Flasche, die sie mitgebracht hat.

Eine andere blättert im Bücherregal durch

Bücher über vegane Ernährung und ein

Leben ohne Plastik.

Wer im Supermarkt ohne Verpackung

einkaufen will, muss sich vorbereiten.

Am besten, man bringt Dosen, Gläser und

Flaschen zum Füllen von zu Hause mit.

Vor dem Einkaufen stellt man diese auf

die Waage. Das Gewicht der Verpackung

wird auf ein kleines Schild gedruckt – und

der Verkäufer an der Kasse weiß später,

wie viel Gramm er von der gewogenen

Ware abziehen muss. Wer keine Behälter

dabei hat, kann im Laden kleine Stoff-

und Papiertüten, Gläser und Flaschen zum

Füllen kaufen.

Sind die Behälter gewogen, kann der

Einkauf beginnen. Alle Waren stecken in

großen Behältern aus Glas oder Metall. Aus

denen kann sich jeder so viel nehmen,

wie er braucht. Das Angebot ist nicht sehr

groß. Aber es gibt von allem etwas und

von vielem auch Varianten: neun Sorten

Reis, mehr als zehn Sorten Nudeln, rund

20 Gewürze in runden Gläsern, alle Arten

Nüsse, bunte Süßigkeiten, Sojasoße, Essig,

Öl, Kaffeebohnen, Eier, Weißwein – und

Wodka, der aus Berlin kommt. Es gibt

Cremes in großen Behältern, Seifenstücke,

Bambuszahnbürsten, Spülmittel, Wasch-

pulver und Putzmittel.

Im vorderen Teil des Ladens gibt es eine

Theke mit frischem Obst und Gemüse, Brot

und Backwaren und einen Kühlschrank

mit Joghurt und Tofu in Pfandgläsern.

Jeden Samstag baut ein Berliner Käseher-

steller eine kleine Käsetheke auf. Mehr als

350 Produkte sind schon im Warenangebot

– und das meiste ist bio. In den nächsten

Monaten soll das Angebot mit bis zu 600

Produkten größer werden.

Milena Glimbovski steht mit aufge-

klapptem Laptop hinter dem Tresen. Ruhig

erklärt sie jedem Kunden, wie der Einkauf

im „original unverpackt“ funktioniert.

Während sie das tut, schreibt die 24-Jäh-

rige an ihrem Computer. Sie muss zurzeit

so viele Dinge gleichzeitig erledigen, dass

sie für Interviews eigentlich gar keine Zeit

mehr hat: am Dienstplan arbeiten, Stel-

lenbewerbungen lesen, Ware bestellen,

nach neuen Produkten für das Warenan-

gebot suchen, mit Leuten sprechen, die

sich für Franchise interessieren. Ein eige-

ner Laden ist sehr viel Arbeit – das merken

sie und ihre Partnerin nun im Alltag. Aber

die beiden haben ein festes Ziel: Ihre Idee

soll Nachahmer finden.

Früher hat sich Glimbovski oft geärgert,

wenn sie einkaufen war. „Ich bin immer in

den normalen Supermarkt gegangen, weil

der gleich bei mir nebenan war“, erzählt

sie. „Alles dort gab es nur verpackt, das

meiste in Plastik. Aber auch im Bioladen

ist vieles schon fertig abgepackt.“ Jah-

relang ärgerte sie sich über den vielen

Müll – und dachte über eine Idee nach:

Es müsste einen Laden ganz ohne Verpa-

ckung geben.

An einem Abend im Herbst 2012 saß

Glimbovski mit ihrer Freundin Sara Wolf

zusammen, sie tranken Wein. Beide kann-

ten sich von der Arbeit in einer Werbe-

agentur: Glimbovski arbeitete als Grafi-

kerin, Wolf in der Geschäftsentwicklung.

Glimbovski erzählte von ihrer Idee – und

ihre Freundin fand sie toll. Sie entschie-

den: Wir machen uns mit dieser Idee

selbstständig.

Zwei Jahre dauerte die Planung. An

viele Fragen und Aufgaben hatten sie vor-

her gar nicht gedacht. „Gut, dass wir nicht

aus der Lebensmittelbranche kamen“,

sagt Glimbovski und lacht. Das hätte sie

vielleicht abgeschreckt. „So haben wir uns

eingearbeitet und einen Schritt nach dem

anderen abgearbeitet.“ Schnell sammel-

ten sie ein Team um sich. Eine Angestellte

pr„sseln ≈ Laute machen wie sehr schnel-les Klopfen

glænzend so, dass es glatt ist und das Licht reflektiert

gem¢stert mit einer Kombination von Formen und Farben

die K„chel, -n kleines, flaches Stück, meistens aus Keramik oder Stein, an der Wand oder am Fußboden

„lle paar Minuten ≈ in einem Intervall von wenigen Minuten

das Fl•ssigwaschmit-tel, -

Waschmittel ähnlich wie Wasser

der Kan“ster, - ≈ kleiner Container

blættern eine Seite nach der anderen kurz ansehen

die Waage, -n Gerät, das das Gewicht anzeigt

„bziehen hier: durch Rechnen wegnehmen

der Behælter, - z. B. Dose, Flasche, Container

die K„ffeebohne/Kaf-feebohne, -n

kleine, harte Frucht des Kaffee-baums

die B„mbuszahnbürs-te, -n

kleiner Gegenstand zum Zähne-putzen aus Bambus

das W„schpulver, - trockene Waschmittelsubstanz

die Theke, -n hier: ≈ Tisch, wo Waren verkauft werden

das Pf„ndglas, ¿er Glas, für das man beim Kauf eine Extrageldsumme bezahlt. Man bekommt sie zurück, wenn man das Glas zurückgibt.

aufbauen hier: an einen speziellen Platz stellen

bio ökologisch hergestellt

aufgeklappt hier: so, dass der Bildschirm in vertikaler Position ist

der Tresen, - hier: Tisch, an dem auch die Kasse steht

der Dienstplan, ¿e Plan, der zeigt, wer wann arbeitet

f¡st hier: ≈ genau

der Nachahmer, - Person, die eine Sache oder Person kopiert

„bgepackt in spezieller Menge verpackt

m•sste Konj. II von: müssen

die W¡rbeagentur, -en Firma, die für andere Firmen die Werbung macht

die Geschæftsent-wicklung

hier: Planung, wie die wirtschaft-lichen Aktivitäten einer Firma sein oder werden sollen

hætte … „bgeschreckt Konj. II der Vergangenheit von: abschrecken = hier: die Motivati-on für eine Sache nehmen

s“ch einarbeiten verstehen, was das Wichtigste in einem speziellen Arbeitsbe-reich ist

der Schr“tt, -e hier: eine Aktion in einer Reihen-folge von Aktionen

„barbeiten hier: eine Sache nach der ande-ren erledigen

Keine Verpackung – das heißt für die

Produkte auch: kein Marketing.

%

313/15

Anders einkaufen

Der Kampf gegen den Müll

453 Kilogramm: So viel Hausmüll hat jeder Deutsche im Jahr 2013 im Durchschnitt weggeworfen. Das zeigen Daten des Statistischen Bundesamtes. Weniger als die Hälfte dieser Abfälle wird recycelt – der meiste Müll wird verbrannt. Reste unseres Mülls werden in die ganze Welt gebracht. Bilder von Müllinseln in den Ozeanen scho-ckieren viele Menschen. Immer mehr wollen daran etwas ändern und Müll vermeiden.

Die Gründerinnen von „original unver-packt“ liegen mit ihrer Idee voll im Trend. Einkaufen ohne Verpackung – das gibt es nicht nur in Berlin. Das erste Geschäft die-ser Art eröffnete 2007 in England. In Berlin gab es schon vor „original unverpackt“ klei-nere Geschäfte, die so wenig Verpackungen wie möglich verwenden. In Kiel hat die Französin Marie Delaperrière Anfang 2014 ihr Geschäft „unverpackt“ eröffnet. Und in Wien bietet „Lunzers Maß-Greißlerei“ Waren nach Maß und ohne Verpackung an.

das Stat“stische B¢ndesamt

Administration für ganz Deutsch-land, die Statistiken publiziert

verbr¡nnen durch Feuer kaputt machen

vermeiden hier: nicht machen

die Gr•nderin, -nen

Frau, die etwas startet

v¶ll “m Tr¡nd liegen

m sehr modern sein

erœffnen zum ersten Mal öffnen

nach Maß hier: in der Menge genau passend für den Kunden

kümmerte sich um den Einkauf der Waren.

Designstudenten entwarfen das Logo und

das Corporate Design des Ladens.

Glimbovski und Wolf erledigten alle

Arbeiten, die nicht Teil des Marketings

waren. Sie suchten Verkaufsräume. Sie

kümmerten sich um Verträge, Versiche-

rungen, die Finanzierung und die Anfor-

derungen des Gesundheitsamtes. Sie

präsentierten ihre Idee immer wieder auf

Messen und anderen Veranstaltungen. Sie

gewannen ein paar Wettbewerbe. Und

sie blieben über Facebook und Twitter

in Kontakt mit ihren Unterstützern – in

kürzester Zeit kamen fast 40 000 Face-

book-Freunde zusammen.

Der Erfolg des Ladens ist auch eine

typische Internet-Erfolgsgeschichte. Im

Frühling 2014 stellten die Gründerin-

nen ihre Geschäftsidee im Netz auf eine

Crowdfunding-Plattform. 20 000 Euro

mussten sie mindestens sammeln, um

beginnen zu können, 45 000 Euro war ihr

Ziel. Die Resonanz war groß: Die 20 000

Euro waren nach nicht einmal zwei Tagen

gesammelt, wenige Tage später waren

45 000 Euro auf dem Konto. Insgesamt

gaben die Spender im Netz mehr als

100 000 Euro. Außerdem kam Startkapital

von zwei privaten Investoren.

Das Netz half den Gründerinnen aber

nicht nur beim Geldsammeln. Als sie end-

lich einen Laden gefunden hatten und die

Zeit knapp wurde, riefen sie über Facebook

und Twitter zur Mithilfe auf. Und wirklich:

Spätabends kamen spontan Helfer vorbei,

um beim Streichen zu helfen.

In dem 100 Quadratmeter großen Laden

ist schnell deutlich zu sehen, was im Ver-

gleich zu anderen Geschäften fehlt: Es

gibt keine Markennamen, keine Werbung,

keine bunten Schriftzüge. Keine Verpa-

ckung – das heißt für die Produkte auch:

kein Marketing. Hersteller, Inhaltsstoffe

und Preis stehen auf einfachen Schildern

an oder neben den Behältern. Die Preise

sind ungefähr so hoch wie in Bioläden.

Manche Produkte, zum Beispiel Gewürze

und die zurzeit sehr populären Chia-Sa-

men, sind aber viel billiger als in ande-

ren Geschäften. „Da merkt man, dass die

Kosten für die Verpackung fehlen“, sagt

Glimbovski.

Manche Produkte sucht man im Waren-

angebot bis jetzt ohne Erfolg. Es gibt zum

Beispiel kein Toilettenpapier, keinen Quark

und keine Sojamilch. Denn nicht alle

Waren können ohne Verpackung gelie-

fert werden. Und nicht alle Lieferanten

nehmen nötige Transportverpackungen

zurück.

In Fällen dieser Art überlegt sich das

Team von „original unverpackt“ schon

einmal kreative Lösungen. „Zum Beispiel

der Essig, den kriegen wir in so kleinen

Plastikkanistern“, sagt Milena Glimbovski.

Aus denen bastelt einer der Verkäufer

Lampen. 2

entw¡rfen etwas Neues zeichnen oder planen

die [nforderung, -en

hier: Regel; Norm

die M¡sse, -n hier: Ausstellung, auf der neue Produkte vorgestellt werden

der W¡ttbewerb, -e

≈ Suche nach den Besten

die Gr•nderin, -nen

Frau, die etwas startet

die Geschæfts-idee, -n

hier: Idee, wie man etwas verkaufen kann

der Sp¡nder, - Person, die etwas schenkt, um anderen zu helfen

kn„pp hier: zu wenig

aufrufen offiziell bitten, dass viele Leute ... tun

streichen hier: Farbe auf eine Wand malen

der M„rkenna-me, -n

Name eines bekannten Produkts

der Schr“ftzug, ¿e in charakteristischer Art geschriebenes Wort

der |nhaltsstoff, -e Substanz, die in einem Produkt ist

der Samen, - ≈ harte, kleine Frucht, die eine Pflanze produziert und aus der neue Pflanzen der-selben Art wachsen können

der Qu„rk weiches Nahrungsmittel aus saurer Milch

der Liefer„nt, -en Firma, die etwas liefert

der F„ll, ¿e hier: Beispiel

Diesen Text können Sie mit einem Premium-Abo hören: www.deutsch-perfekt.com/service

Sara Wolf und Milena Glimbovski (rechts)Beim Wein entschieden sie, sich mit

einem Laden selbstständig zu machen

FOTO

: KATHARIN

A MASSM

ANN

Eine Übung zu diesem Text

finden Sie auf Seite 44.

32 3/15

Die Deutschen flirten diskret? Wer Caro-

lina Oviedo-Salcedos Geschichte von

ihrem ersten Flirt mit einem deutschen

Mann hört, könnte auch sagen: Deut-

sche können dabei ziemlich frech sein.

Da macht also die junge Kolumbianerin,

neu in Saarbrücken, eine Zigarettenpause.

Plötzlich geht dieser Typ direkt zu ihr und

fragt: „Igitt, was rauchst du denn da?“ Ein

schlecht getarnter Flirtversuch. „Ich war

schockiert!“, sagt die 27-Jährige.

Einen Augenblick schaut sie ernst.

Dann muss sie lachen. Oviedo-Salcedo ist

zum Interview in ein nettes Café in Mainz

gekommen. „In Kolumbien wäre das der

perfekte Ort zum Flirten“, sagt sie. Hier

schauen zwar ein paar der Männer zu ihr

herüber, einer lächelt. Aber mehr pas-

siert nicht. „Das ist in Deutschland so: Die

Männer brauchen sehr lange, bis sie sich

trauen, Frauen anzusprechen. In Kolum-

bien kommt man viel schneller in Kon-

takt“, sagt Oviedo-Salcedo.

„Die Männer dort flirten aus dem Bauch

heraus – ungeplant, spontan und locker.

Sie sprechen dich einfach auf der Straße

an. Selbst wenn du einen Kartoffelsack

trägst, bekommst du garantiert Kompli-

mente. In Deutschland kannst du lange

warten!“ Seit sieben Jahren lebt Ovie-

do-Salcedo in Deutschland. Die Kultur-

unterschiede kennt sie deshalb gut.

Liebe gesuchtAls „flirtfreie Zone“ beschreiben manche Deutschland. Aber ganz so

schlimm ist es nicht. Was stimmt: Die Deutschen sind auf der Suche

nach der Liebe oft vorsichtig und langsam. Marcel Burkhardt und

Viola Granow haben gefragt, welche kulturellen Unterschiede es zu

anderen Nationen gibt. Und: Wie geht eigentlich Flirt-Deutsch?

Natürlich, sagt sie, hat sie in dieser Zeit

auch mit vielen Deutschen geflirtet. Aber

nirgends war es für sie wirklich einfach.

Nicht einmal auf Partys war es so, wie sie

es aus ihrer Heimat kennt. „Dort fordern

dich die Jungs sofort zum Tanz auf, um

mit dir in Kontakt zu kommen. Während

des Tanzens unterhältst du dich. Wenn es

nicht passt, trennst du dich nach einem

Lied wieder. Wenn beide Spaß haben, geht

es einfach weiter.“

In Deutschland, so Carolinas Erfahrung,

schauen die jungen Männer erst mal lange

und machen sonst nichts. „Vielleicht fragt

dich nach Stunden mal einer, ob er dich

auf ein Getränk einladen kann“, sagt sie.

Oder die etwas kompliziertere Variante: „Es

kommt einer, der sagt, dass sein Freund

dich gerne kennenlernen möchte.“ Die

Kolumbianerin findet das seltsam. Warum

so kompliziert? Vielleicht, meint sie, sind

Deutsche vorsichtiger, „weil sie Angst vor

einer Abfuhr haben.“ Aber Oviedo-Salce-

do findet: Sie könnten beim Flirten gern

offensiver sein.

Tja, die Deutschen. Fußball-Welt-

meister sind sie. Im Export ihrer Produkte

sind sie international auch auf den ers-

ten Plätzen. Nur vom Titel des Flirt-Welt-

meisters sind sie weit entfernt. Und das

beschäftigt sie. Auf jeden Fall ist das An-

gebot von Flirt-Kursen sehr groß. Es geht

flirtfrei ohne Flirts

fr¡ch ≈ lustig, aber auch provokativ

der Typ, -en hier: m Mann

Ig“tt! m hier: ≈ Das riecht nicht gut!

get„rnt hier: so, dass man es ehrlich nicht zeigen möchte

læcheln hier: freundlich lachen

s“ch trauen keine Angst haben, etwas zu tun

„nsprechen hier: versuchen, Kontakt zu bekommen

aus dem Bauch heraus

m spontan; intuitiv; ohne Nachdenken

l¶cker hier: unkompliziert; nicht formell

einfach hier: spontan

s¡lbst hier: ≈ auch

der Kart¶ffel-sack, ¿e

≈ große Tasche aus stabilem Stoff oder Plastik zum Trans-port für Kartoffeln; gemeint ist hier: m d weite, nicht elegante Kleidung

garantiert hier: sicher

auffordern hier: bitten

die [bfuhr, -en hier: Ablehnung; deutliches Nein

offensiv hier: so, dass man als Erster anspricht

Tja … hier: ≈ Also …

der W¡lt-meister, -

Bester der Welt

beschæftigen hier: ein wichtiges Thema sein für

%

34 3/15

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: IS

TOCK

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INKS

TOCK

3/15

Deutsch für die Liebe

35

Den richtigen Satz im richtigen Moment

Wie spreche ich in Deutschland jemanden an, den ich interessant finde? Und wie sage ich ihr, dass

ich sie mag? Oder ihm, dass ich gern mehr Zeit mit ihm verbringen möchte?

Im Café

Darf ich mich zu dir setzen?

Ist bei dir noch frei, oder wartest du auf

jemanden?

Hallo, wir sind doch im gleichen Seminar!

Hast du Lust/Zeit, einen Kaffee mit mir zu

trinken?

Ich habe dich schon öfter hier gesehen.

Wie heißt du eigentlich?

Unterwegs mit Zug,

Bus oder U-Bahn

Entschuldigung, kannst du mir vielleicht

sagen, wie spät es ist?

Ist der Platz noch frei?

Wo geht es denn hin?

Fährst du durch oder musst du irgendwo

umsteigen?

Warst du schon mal in Hamburg?

Hast du einen Tipp, was man sich in Erfurt

auf jeden Fall ansehen sollte?

Sich verabreden

Hast du heute Abend schon was vor?

Hast du schon den neuen Film mit Brad

Pitt gesehen? Wollen wir ihn zusammen

anschauen?

Ich würde dich gern zum Essen einladen!

Ich bin zu einer Party eingeladen – hast du

Lust, mitzukommen?

Ich kenne eine super Bar. Wollen wir mal

zusammen hingehen?

Wollen wir zusammen Mittagspause

machen?

Komplimente machen

Schön, dich zu sehen.

Ich fühle mich wohl bei dir.

Du siehst heute wirklich klasse aus!

Das Kleid steht dir wirklich super!

Deine Frisur ist wirklich toll!

Du lachst so schön!

Du bist wunderschön.

Ich finde es toll, dass du immer so fröhlich

bist.

Ich mag dich.

Du hast sehr schöne Augen.

Dein Lachen ist wunderbar.

Sich näherkommen

Darf ich dich nach Hause begleiten?

Willst du noch auf einen Kaffee mit

reinkommen?

Ich würde dich gerne wiedersehen!

Kann ich deine Handynummer haben? Darf

ich dich bald mal anrufen?

Lass uns doch bald mal wieder etwas

ausmachen. Ich würde mich freuen!

Darf ich dir meine Nummer geben?

Ich würde mich freuen, dich bald

wiederzusehen!

Es sagen

Ich liebe dich!

Ich habe dich lieb.

Ich habe dich gern.

Ich bin froh, dass es dich gibt.

Ich bin so glücklich mit dir.

Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht

mehr vorstellen.

Das geht gar nicht!

Zu dir oder zu mir?

Sind deine Eltern etwa Terroristen? Du bist

so eine Bombe!

Mein Freund möchte dich gerne

kennenlernen.

„nsprechen hier: versuchen, Kontakt zu bekommen

das Seminar, -e Kurs

d¢rchfahren bis zur letzten Station fahren, ohne aus- oder umzusteigen

s“ch wohlfühlen sich gut fühlen

stehen hier: gut aussehen bei

die Frisur, -en Art, die Haare zu tragen

w¢nderschön sehr schön

begleiten hier: mitgehen

ausmachen hier: sich verabreden

lieb haben mögen

s“ch vorstellen kœnnen

hier: eine Idee haben, wie etwas sein kann

¡twa hier: vielleicht

vom „CasanovaCoaching“ bis zur „Flirtuni-

versity“. Vor allem männliche Flirt-Trainer

versprechen viel: „Flirten lernen kann

jeder!“ Der Interessent kann zum Bei-

spiel wählen zwischen „Romantik-Flirt“

und „Business-Flirt“ („Wenn Sie beruflich

mehr wollen: mehr Umsatz, mehr Ver-

trauen, mehr Sympathie.“).

Eine der wenigen weiblichen Flirt-Trai-

ner ist Helli Schümmer. Sie macht Frauen

und Männer fit für den Flirt. International

sind die Deutschen ja eigentlich für eine

deut liche und direkte Kommunikation

bekannt. Warum funktioniert das beim

Flirten nicht? „Die Deutschen sind sehr

sicherheitsbewusst, es geht um Kontrol-

le und Selbstkontrolle. Deshalb tun sich

viele mit einem ergebnisoffenen Thema

wie dem Flirten schwer“, sagt Schümmer.

In ihren Kursen versucht sie deshalb vor

allem, beim Flirten die Risikobereitschaft

der Leute zu erhöhen. Außerdem den Mut,

Gefühle zu äußern und spontan aus der

Situation heraus zu handeln. Oft trifft

der Interess¡nt, -en Person, die sich für etwas interessiert

der }msatz, ¿e Summe aller Verkäufe in einer speziellen Zeit

s“cherheitsbewusst so, dass man Sicherheit wichtig findet

¡s geht ¢m … hier: das Wichtigste ist …

s“ch schwer tun große Probleme haben

ergebnisoffen so, dass man ohne geplantes Ziel oder Ergebnis in ein Treffen geht

die Risikobereitschaft ≈ Absicht, etwas zu riskieren

erhöhen höher machen

der Mut hier: Energie; Kraft; ↔ Angst

äußern sagen

h„ndeln tun; machen

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Liebes-Deutsch

Einen Flirt beginnen

jemanden „ngraben/„nbaggern/ m d versuchen, das sexuelle „nmachen/aufreißen/klarmachen Interesse einer anderen Person zu

bekommen

Mehr als ein Flirt

s“ch verg¢cken m beginnen, zu liebenfür jemanden schwærmen toll findenjemanden heiß/sch„rf/gut f“nden m d sexuell attraktiv findenverr•ckt nach jemandem sein m sexuelles Interesse an jemandem

haben k•ssen/m knutschen intensiv küssenr¢mmachen m d sich küssen und die Hände

auf den Körper des anderen legenverliebt/m verkn„llt/ … (ein bisschen) lieben m versch¶ssen sein “n …]s h„t gef¢nkt! m Sie haben sich verliebt.jemandem den K¶pf verdrehen machen, dass jemand beginnt, einen

zu lieben

Redensarten für Flirt und Liebe

Schm¡tterlinge “m Bauch haben m positives, nervöses Gefühl im Bauch haben

auf W¶lke sieben schweben m sehr glücklich sein, weil man verliebt ist

Süßholz r„speln m (fast) zu viele Komplimente machen

ein H¡rz erobern / m jemanden Erfolg haben, sodass sich jemand ¢m den F“nger w“ckeln verliebt

Wenn es nicht passt …

jemandem die k„lte Sch¢lter zeigen m ablehnen; ignorierenjemandem einen K¶rb geben / kein Interesse zeigen m jemanden „bblitzen l„ssenjemanden „bschießen m den Kontakt beendenjemanden vers¡tzen / m nicht zu einer Verabredung jemanden s“tzen l„ssen kommen und den anderen warten

lassen

Worte für Beziehungen

m “n f¡sten Händen sein / in einer Beziehung sein vergeben sein / m m“t jemandem zus„mmen sein / “n einer f¡sten Beziehung sein / einen f¡sten P„rtner haben / einen Freund haben etwas „m Laufen h„ben m eine (sexuelle,) nicht zu ernste

Beziehung haben

Schümmer junge Frauen und Männer, die

zwar in sozialen Netzwerken im Internet

perfekt flirten. „Aber wenn sie dann dem

Menschen gegenüberstehen, bekommen

sie den Mund nicht mehr auf“, erzählt sie.

„Ich glaube, dass einfach viele nicht darin

geübt sind, in einem Gesicht zu lesen,

Tonlagen zu erkennen oder bestimmte

Gesten zu verstehen.“

Für die Betroffenen ist das wirklich ein

Problem. Für Schümmer und ihre Kollegen

ist es gut fürs Geschäft. Ihren Schülern gibt

sie als wichtigsten Tipp mit auf den Weg:

„Zeig dich im Flirt, wie du wirklich bist –

und nimm das Flirten nicht zu ernst, sieh

es als Spiel.“

Ein schönes, leichtes Spiel, dessen Kon-

sequenzen offen sind. So versteht es auch

der Franzose Frédéric Trinques, der mit

seiner deutschen Frau in Freiburg lebt. Er

sagt: „Flirten ist wie Champagner – ein

bisschen Alkohol, aber nicht so, dass man

sich den Kopf zudröhnt.“ Einfach Freude

am Moment des Spiels haben.

das soziale N¡tzwerk, -e

Internetportal, das die Möglichkeit an-bietet, Informationen über sich selbst im Internet zu publizieren und Kontakte mit anderen zu haben

einfach hier: wirklich

die Tonlage, -n hier: ≈ Art, zu sprechen

best“mmte (-r/-s) hier: spezielle (-r/-s)

der/die Betr¶ffene, -n Person, die einen Nachteil hat

gut fürs Geschæft sein gut verdienen mit

¡rnst nehmen hier: auf jeden Fall als Beginn einer großen Liebe sehen

s“ch zudröhnen m hier: Alkohol trinken, bis man betrunken ist

einfach hier: nichts anderes als

Zwei im CaféHaben sie sich das Richtige zu sagen?

%

373/15

Deutsch für die Liebe

„Sei beim Flirten, wie du wirklich bist“

Helli Schümmer macht an der „Flirtuniversity“ Frauen und Männer fit für den Flirt.

Die Deutschen gelten generell als klar kommunizierende Menschen: Das müsste doch beim Flirten ein Vorteil sein – oder nicht?Beim Artikulieren von Gefühlen sind sie eher vorsichtig. Dahinter sehe ich oft die Angst, verletzt zu werden. In anderen Kulturen ist das Flirten einfach verspielter, leichter. Bei uns fragen sich die Frauen ja schon, ob es okay ist, wenn sie sich von dem Mann zum Kaffee einladen lassen. Viele Frauen stehen super im Job, sind emanzipiert, aber beim Flirt blockiert. Vielen muss ich auch sagen, wie toll sie eigentlich sind, weil sie das selbst nicht so sehen.

Wie ist es bei Männern?Es gibt Männer, die nicht besonders auf sich achten, aber meinen, dass sie jede haben können. Sie wollen eine Frau als Trophäe. Da muss ich ihnen sagen, dass es darum gar nicht geht und sie erst mal ein bisschen in die Realität zurückholen.

Wie sieht das Flirt-Training aus?Ich möchte den Leuten vor allem beibringen: „Sei beim Flirten, wie du wirklich bist!“ Denn wer sich verstellt, kann den Fisch vielleicht angeln, verliert ihn aber auch schnell wieder. Ich sage: Es gibt für jeden Charakter den passenden Partner. Wir gehen mit den Teilnehmern auch nach draußen und machen den Praxistest an Orten, wo viele Menschen sind. Unsere Leute sollen dann diejenigen ansprechen, die ihnen sym-pathisch sind. Vorher fragen wir sie noch: „Was willst du jetzt sagen?“ Und dann geht’s los.

Haben Sie eigentlich Angst, dass populäre Dating-Apps wie „Tinder“ Ihnen das Geschäft kaputt machen?Wer kann wirklich einen Menschen nach einem Foto bewerten? Für mich ist das keine Konkurrenz, denn nur im direkten zwischenmenschlichen Kontakt kann es echte Treffer geben.

Aus seinen 22 Jahren in Deutsch-

land weiß Trinques aber auch, dass

das viele Deutsche anders sehen.

„Deutsche Frauen nehmen Flirt-Si-

tuationen sehr ernst und überlegen

gleich, was daraus wird.“ Ihnen

fehlt da die Leichtigkeit der Fran-

zösinnen. „Für Franzosen ist Flirten

wie ein Gesellschaftsspiel“, sagt der

Lehrer. „Natürlich will ich zeigen,

dass ich mich mit der Person, mit

der ich flirte, besonders gut verste-

he – es impliziert aber nicht, dass

ich weiter gehen möchte. Das ver-

stehen viele Deutsche nicht, weil

sie denken, dass das Flirten die

erste Stufe einer Beziehung ist.“

In Deutschland ist seine Art zu

flirten früher deshalb auch oft

falsch interpretiert worden, sagt

Trinques mit einem Lächeln: „Weil

ich selbst so gerne flirte, wurde ich

oft als Lustmolch betrachtet. Dabei

wollte ich niemanden anbaggern.“

Dass spontanes Flirten einen

deutschen Gesprächspartner über-

fordern kann, diese Erfahrung

hat auch Carolina Oviedo-Salcedo

schon einmal gemacht: Während

ihrer Zeit in Saarbrücken hat sie

einmal einen Mann an gesprochen,

der ihr gefiel. „Ich glaube, das

war ihm zu viel, zu spontan. Hier

braucht ja alles seine Zeit, man

plant, regelt und überlegt lange.“

Das gefällt nicht jedem, Olga

Fachinger aber mag es. „In mei-

ner alten Heimat Transnistrien geht

das Flirten schneller, direkter“,

sagt sie. „Die Deutschen dagegen

flirten ganz vorsichtig. Das gefällt

mir. Denn man weiß so, dass es

ihnen ernst ist.“ Die junge Frau,

die als Au-pair-Mädchen nach

Deutschland kam und nun hier stu-

diert, hat nur gute Erfahrungen in

Deutschland gemacht.

Auch Carolina Oviedo-Salcedo

sieht in der deutschen Art zu flirten

einen Vorteil: Viele Beziehungen

dauern länger als in Kolumbien,

weil sie Vertrautheit und Freund-

schaft als Basis haben, meint sie.

Eine Art persönlichen Beweis für

ihre Theorie hat sie auch. Der Typ,

der sie damals so frech in ihrer

Zigarettenpause ansprach, war

dann doch ziemlich nett. Es hat

nach dem ersten „Flirt“ gar nicht

so lange gedauert, bis eine Freund-

schaft daraus wuchs und die bei-

den schließlich für drei Jahre ein

Paar wurden. 2

g¡lten „ls … nach Meinung vieler … sein

gener¡ll hier: ≈ normaler-weise

klar hier: deutlich

kommunizieren sprechen

m•sste Konj. II von: müssen

eher hier: ≈ mehr

einfach hier: nur

verspielt hier: unkompliziert; ohne Sorgen

¡s geht ¢m … das Thema ist …

beibringen hier: sagen; zeigen

s“ch verst¡llen sich anders zeigen, als man ist

„ngeln mit einem speziellen Gerät Fische aus dem Wasser holen

diejenigen hier: ≈ die Personen

„nsprechen hier: versuchen, Kontakt zu be-kommen

das Geschæft kap¢tt m„chen

hier: der Grund sein, warum man nicht mehr gut verdient

bewerten hier: sagen, ob jemand nett oder unsympathisch ist

die Konkurr¡nz hier: andere Firma, die den gleichen Service anbietet

¡cht hier: so, dass sie in der Realität passieren

der Tr¡ffer, - hier: Erfolg

die Leichtigkeit von: leicht = hier: unkompliziert; ohne Probleme

implizieren bedeuten; gleichzeitig meinen

die Stufe, -n hier: eine von mehreren Phasen

der L¢stmolch, -e m Mann, der nur sexuelle Kon-takte zu Frauen sucht

betr„chten „ls … hier: meinen, dass … ist

dabei/dabei hier: ≈ und das, obwohl

„nbaggern m d versuchen, das sexuelle Interesse einer anderen Person zu bekommen

überf¶rdern zu viel wollen von

dagegen hier: aber

die Vertrautheit von: vertraut = so, dass man jemanden sehr gut kennt

der Beweis, -e von: beweisen = hier: zeigen, dass eine Vermutung richtig ist

FOTO

S: 123RTF/J. PSZCZOLKA; PRIVAT

38 3/15

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35/15

TITELFOTO

UN

D FO

TO: KU

S-PRO

JEKT

Gestern hat die Thor Heyerdahl

auf den Bermudas angelegt.

Heute ist Zeit für einen Tag

an Land. Tobias, Sammy, Charlotte,

Marie, ihr Lehrer Peter und andere

sitzen vor einem Geschäft. Drinnen

gibt es Souvenirs. Was die Schüler

Seit Oktober reisen Tobias, Sammy, Charlotte, Marie und ein paar andere mit dem Schiff Thor Heyerdahl um die Welt. Es ist ein ganz spezielles Auslandsjahr:

Sie wohnen auf dem Schiff und gehen dort zur Schule. Anna Schmid haben sie von ihrem Leben an Bord erzählt.

aus Deutschland nicht kennen:

Auf den Bermudas gibt es überall

freies WLAN. Das nutzen sie jetzt,

um mit Deutschland zu skypen.

Dort haben die Menschen schon

Feierabend. Auf den Bermudas ist

es aber noch früh am Tag, gleich

gibt es Mittagessen. Besonders gut

ist die Internetverbindung nicht,

die Kamera am Laptop bleibt

deshalb aus.

„ngelegt Part. II von: anlegen = hier: ankommen und das Schiff an einer Stelle so stabil machen, dass es nicht wegschwimmt

n¢tzen ≈ benutzen

Das SchiffSechs Monate lang reisen die Schüler mit der Thor Heyer-dahl durch die Welt

5/154

Wieder zu Hause

Von August 2013 bis Mai 2014 ist Jannik Rathke auf dem Schiff Sørlandet über das Meer gereist. Organisiert hat seine Reise ein kommerzieller Anbieter: Stepin aus Bonn. Janniks Reise hat in Kanada begonnen. Von dort ist das Schiff über den Atlantik zu den Azoren, nach Portugal, zu den Kanaren und Kapverden, danach in die Karibik und am Ende nach Frankreich und Norwegen gefahren. Dreimal ist er über den Atlantik gefahren. Heute geht der 18-Jährige in der Nähe von Kiel in die 12. Klasse.

Was hast du auf dem Schiff gelernt? An Bord schlafen 40 Leute in einem Raum. Mit so vielen Menschen zusammenzuleben und so wenig Platz zu haben, war eine neue Erfahrung. Ich habe Teamwork gelernt. Wir mussten miteinander reden, um Probleme zu lösen.

Welche Probleme gab es? Es gab Leute, die wollten segeln und um die Welt reisen. Und es gab Leute, die wollten um die Welt reisen und zur Schule gehen. Die haben nicht so viel geholfen.

Wie war es, als du zurück in der Schule warst? Das war nicht schwer. Ich bin im Unterricht wieder gut mitgekommen. Und Englisch kann ich jetzt viel besser sprechen.

Hat dich die Reise auch persönlich verändert? Ich glaube, ich bin genügsamer geworden. Denn auf dem Schiff war

alles rationiert. Auch das Essen. Und ich bin abgehärtet. Schmutzige Duschen in einer Jugendherberge zum Beispiel sind kein Problem für mich.

Was vermisst du? Meine Hängematte! Ich würde so gerne mal wieder auf einem Schiff schaukeln. Und die Sterne. Auch das Segeln vermisse ich. Nach meinem Abitur will ich 2016 noch einmal eine Reise auf einem Schiff machen.

mitein„nder reden

einer mit dem anderen sprechen

gab Prät. von: geben

segeln

(bewegen

mit einem Schiff fahren: Es hat ein großes Stück Stoff; der Wind bewegt das Schiff. hier: machen, dass es fährt)

gut m“tkom­men

hier: den Unterricht gut verstehen und gute Noten bekommen

verændern hier: anders machen

genügsam mit wenig zufrieden

rationiert hier: so, dass jeder täglich nur eine kleine Menge bekommt

„bgehärtet hier: ≈ so, dass einem nicht sofort schlecht wird, wenn man etwas Schmutziges sieht

verm“ssen traurig sein, weil jemand oder etwas nicht da ist

die Hænge­matte, ­n

≈ langes Stück Stoff: Man hängt es z. B. zwischen zwei Bäume, um darin zu liegen.

schaukeln hier: ≈ durch Wind und das Fahren hin und her gehen

der St¡rn, ­e hier: helle Stelle: Man sieht sie wie Hunderte andere nachts über unserem Planeten.

das Abitur Prüfung am Ende vom Gymnasium

Unterricht

„Schule macht jetzt mehr Spaß“,

sagt Sammy. „Wir lernen, was

ein Epiphyte ist – und stehen

im Dschungel neben der Pflanze.

Das ist viel interessanter als in

der Schule zu Hause“, sagt der

16-Jährige aus Fürth (Bayern).

Es gibt viele Geschichten von

verschwundenen Schiffen

im Bermuda-Dreieck. Aber

Angst, dass das mit der Thor

Heyerdahl passiert, hat Sammy

nicht. „Das ist heute ja nicht

mehr so schlimm. Man kennt

ja die gefährlichen Orte“, sagt

er. Woher er das weiß? Ein

Schüler hat ein Referat über das

Bermuda-Dreieck gehalten. Wie

gut die Schüler den Unterricht

vor Ort finden, merkt auch ihr

Lehrer Peter Hartkopf. Eigentlich

arbeitet der 63-Jährige an einem

Gymnasium in der Nähe von

Stuttgart. Dort unterrichtet er

Englisch und Physik. Auf dem

Schiff sind seine Fächer aber

Mathematik und Physik. Viele

Schüler mögen sie nicht. Aber

auf dem Schiff ist das plötzlich

die Gesch“chte, ­n hier: Erzählung

verschw¢nden Part. II von: verschwinden = hier: nicht mehr zu finden sein

das Bermuda­Dreieck Zone zwischen Bermuda, Flori-da und Puerto Rico

ja hier: denn

ein Referat h„lten ≈ eine Präsentation in der Schule machen

vor {rt hier: außerhalb der Schule, z. B. in der Natur

das F„ch, ¿er hier: spezieller Unterricht, z. B. Mathematik, Biologie, Musik

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FOTO

: KUS-

PROJEKT

Die Programme

Die 34 Schüler auf der Thor Heyerdahl reisen sechs Monate mit dem Schiff durch die Welt. Die Reise gehört zum pädagogischen Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“ an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Segeln können müssen die Schüler vorher nicht. Lehrer, Projektleiter und eine Segelcrew begleiten sie. Die Reise kostet 2770 Euro pro Monat. Es gibt auch Stipendien. Auch kommerzielle Anbieter bieten Reisen mit dem Schiff an. Wer mit der Organisation Stepin reist, ist auf dem Schiff mit Schülern aus der ganzen Welt zusammen. Das Programm kostet 26 400 Euro für vier Monate.

gehören zu ≈ ein Teil sein von

das Segel, ­ (segeln (bewegen

großes Stück Stoff auf einem Segelschiffmit einem Schiff fahren: Es hat ein großes Stück Stoff; der Wind bewegt das Schiff. hier: machen, dass es fährt)

der Proj¡ktleiter, ­ Chef von einem Projekt

begleiten hier: mitfahren; dabei sein

das Stip¡ndium, Stip¡ndien hier: ≈ Geld für Schüler aus armen Familien: So kön-nen sie ohne finanzielle Probleme mitfahren.

anders. „Die Schüler sehen, warum

sie das lernen. Wenn sie den Kurs des

Schiffs berechnen wollen, brauchen

sie Sinus und Kosinus. Sie verstehen

das dann leichter.“

Arbeit

An einem Tag auf der Thor Heyerdahl

gibt es nicht nur Schule. Ordnung ist

sehr wichtig. Alle Schüler müssen

ihre Zimmer aufräumen oder die

Toilette putzen. Manche müssen

das natürlich auch zu Hause. Was

dort aber sicher keiner tun muss:

auf ein Schiff aufpassen. Wache

gehen heißt das. „Es gibt mehrere

Wachen am Tag. Eine beginnt

morgens um acht. Sie dauert drei

Stunden. Neun Schüler und zwei

Erwachsene sind dann für das Schiff

verantwortlich“, erzählen Charlotte

und Marie. Die beiden kommen aus

Ludwigsburg und Karlsruhe (beide

Baden-Württemberg) und gehen

wie die anderen Schüler auf der

der K¢rs, ­e hier: ≈ Koordinaten für den Weg: So soll das Schiff fahren.

ber¡chnen hier: ≈ kalkulieren

mehrere mehr als zwei

ver„ntwortlich sein für

≈ sich kümmern um

Unterricht an Bord

Plötzlich macht auch Physik Spaß

Diesen Text kannst du mit einem

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Die Route der Thor Heyerdahl

In Kiel (Schleswig-Holstein) gehen die Schüler an Bord der

Thor Heyerdahl. Von dort aus geht es durch den Nord-Ostsee-

Kanal nach Falmouth in England und dann nach Teneriffa.

Nach einer Woche an Land heißt es dann: Über das Meer!

Die Mannschaft auf der Thor Heyerdahl segelt drei Wochen

lang über den Atlantik. Das Ziel: die Karibik. In Panama

bleiben die Schüler drei Wochen. Sie campen im Dschungel

und entdecken Panama-Stadt, leben in Gastfamilien, lernen

in einer Sprachschule Spanisch und besuchen in einem Dorf

Indianer. Danach geht es zurück nach Hause – mit mehreren

Stopps: Auch auf Kuba bleiben die Schüler drei Wochen. Dann

ist St. George’s auf den Bermudas der nächste Stopp. Nach

ein paar Tagen schon geht die Reise wieder zurück über den

Atlantik: Noch ein Stopp auf den Azoren, und dann endet die

Reise wieder in Kiel.

die M„nnschaft, ­en hier: Personen: Sie leben und arbeiten

auf einem Schiff.

segeln

(bewegen

mit einem Schiff fahren: Es hat ein

großes Stück Stoff; der Wind bewegt

das Schiff.

hier: machen, dass es fährt)

das Ziel, ­ehier: Ort: Dort will man ankommen.

entd¡ckenhier: ≈ kennenlernen; besichtigen

mehreremehr als zwei

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Thor Heyerdahl in die zehnte Klasse.

„Wir steuern das Schiff, kontrollieren

die Maschinen und sehen, ob andere

Schiffe da sind. Alles muss sicher

sein. Danach putzen wir noch eine

Stunde. Dann gibt es Mittagessen.“

Nach dem Essen haben die Schüler

ein paar Stunden Freizeit. Nach der

Kaffeepause lernt jeder bis zum

Abendessen um 18 Uhr. Von 20 bis

23 Uhr müssen die Schüler wieder

Wache gehen. Um 23 Uhr ist Zeit fürs

Bett. Jeden zweiten Tag haben sie

Unterricht auf dem Schiff und müssen

nicht Wache gehen.

Krankheit

Auch für den Körper ist die Reise nicht

immer einfach: Wenn ein Schiff schaukelt,

wird vielen Passagieren schlecht. Sie

werden seekrank. Alle Schüler auf der

Thor Heyerdahl waren seekrank, erzählt

Sammy: „Als wir auf dem Nord-Ostsee-

Kanal waren, fing es an zu schaukeln. Da

war fast jeder von uns seekrank. Wir haben

Zwieback bekommen und viel geschlafen.“

Jetzt haben sich die Schüler aber an das Schiff

gewöhnt, erzählt er. „Nur, wenn wir länger

an Land waren, merken wir das an Bord. Aber

es ist nicht mehr so schlimm.“

Kleidung

Zurück auf dem Schiff kann es ungemütlich

werden. Charlotte erzählt, dass sie und Marie

sich auf den Bermudas Wolle kaufen wollen.

„Wir wollen uns Mützen stricken. Der Wind auf

steuern hier: den gewählten Weg fahren

schaukeln hier: ≈ nach oben und unten gehen

f“ng … „n Prät. von: anfangen

der Zwie­ back, ¿e

≈ Gebackenes: Ein Stück ist trocken, dick, hart und schmeckt ein bisschen süß.

s“ch gewöh­nen „n

etwas oft tun oder sehen, bis man es normal findet

¢ngemütlich ≈ kalt

die M•tze, ­n

≈ Ding aus weichem Material: Man trägt es auf dem Kopf.

str“cken mit zwei langen Metallteilen etwas aus Wolle herstellen

Zwischenstopp in PanamaDie Schüler lernen Menschen in

mehreren Ländern kennen

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FOTO

S: KUS-

PROJEKT (2)

dem Schiff kann ganz schön kühl werden.“

Besonders wichtig auf dem Schiff ist das Ölzeug:

eine Hose und eine Jacke aus speziellem

Material gegen Wind und Regen. Ein anderes

wichtiges Kleidungsstück hat Tobias vergessen:

seine Trainingshose. „Die trägt jeder hier unter

dem Ölzeug – und im Unterricht“, erzählt der

16-Jährige, der aus der Nähe von Köln kommt.

Zusammenwohnen

Jeder Schüler hat ein eigenes Bett und wohnt

mit einem, drei oder fünf anderen zusammen.

„Unsere Betten sind sehr gemütlich. Ein

Problem sind die Wellen. Wegen ihnen fallen

wir manchmal aus dem Bett“, berichten

Charlotte und Marie. Die Schüler schlafen auch

nicht immer in ihren Betten: Bei gutem Wetter

können sie an Deck schlafen. „Vor allem in der

Karibik ist das viel schöner. Man kann die ganze

Zeit die Sterne sehen“, erzählen die Mädchen.

„Es gibt Momente, da braucht man Zeit allein“,

sagt Sammy. „Dann kann man sich in sein Bett

zurückziehen. Aber eigentlich ist es schön, dass

immer jemand da ist.“

g„nz schön m ziemlich

gemütlich hier: warm; so, dass man dort gerne lange bleibt

die W¡lle, ­n ≈ Form von Wasser (z. B. bei Wind)

ber“chten hier: erzählen

„n D¡ck draußen, ganz oben auf einem Schiff

vor „llem ≈ speziell

der St¡rn, ­e hier: helle Stelle: Man sieht sie wie Hunderte andere nachts über unserem Planeten.

s“ch zur•ckziehen hier: weggehen, weil man allein sein will

das Heimweh intensiver Wunsch, in die Heimat zurückzugehen

verm“ssen traurig sein, weil jemand oder etwas nicht da ist

Familie

Trotzdem sind die Schüler manchmal traurig,

weil ihre Familien nicht da sind: Dann haben

sie Heimweh. „Es gibt immer wieder Phasen,

in denen man mehr an zu Hause denkt“, sagt

Tobias. „Aber ich habe mich an den Alltag auf

der Thor Heyerdahl gewöhnt, und das Heimweh

hat aufgehört. Die anderen Schüler sind jetzt

wie eine Familie für mich. Am meisten vermisse

ich meine Freundin. Ich habe sie jede Woche

gesehen. Jetzt sehe ich sie sechseinhalb Monate

nicht. Daran musste ich mich gewöhnen. Andere

Sachen in Deutschland vermisse ich nicht. Das

schlechte Wetter zum Beispiel.“

Bei jedem WetterAuch abends müssen Schüler auf

das Schiff aufpassen

Beste FreundeFrederike Staak

und ihr Pferd Caitoki

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TITELFOTO

: HEM

ERA/THIN

KSTOCK; FO

TOS: PRIVAT; ISTO

CK/THIN

KSTOCK

Englisch und elegant

Nicht in jedem Land reiten die Menschen gleich. In Deutschland ist der Englische Stil besonders populär. Manchmal heißt er auch Europäischer Reitstil. Er ist eigentlich eine Tradition aus der Armee. Typisch ist ein niedriger Sattel. Der Reiter muss sein Pferd immer weiter motivieren. Er braucht eine gute körperliche Fitness. Wie der Reiter auf dem Pferd sitzt, ist bei der Dressur beson-ders wichtig. Es soll elegant aussehen.

der S„ttel, ¿ hier: ≈ Sitz: Man legt ihn auf den Rücken eines Pferdes.

motivieren hier: machen, dass das Pferd Lust bekommt, das zu tun, was der Reiter will

die Dressur hier kurz für: Dressurreiten = Disziplin im Reitsport: Das Pferd muss schnell auf Kommandos reagieren und gymnastische Übungen machen.

Voltigieren

„Eigentlich habe ich schon immer mit Pferden zu tun“,

sagt der 17-Jährige. Wann genau er mit seinem Hobby

angefangen hat, weiß er nicht mehr. Seit acht Jahren

lernt er reiten. Vorher hat er voltigiert: Bei diesem Sport

machen die Schüler Akrobatik auf dem Pferd. So lernen

sie das Tier kennen. Viele Reiter voltigieren erst, bevor

sie richtig reiten lernen.

Frederike Staack und Lukas Vetter

haben ein großes Hobby: Reiten.

Immer, wenn sie Zeit haben, kommen

sie in ihre Reitvereine. Dort stehen ihre

Lieblingspferde. Anna Schmid über

einen speziellen Sport.Spider ist schön. Das Pferd ist dun-

kelbraun, hat wache Augen und eine

majestätische Statur. Aber Spider mag es

nicht, wenn ihn jemand an den Ohren

berührt. Also will er auch nicht, dass

Reitschüler Lukas Vetter ihm das Zaum-

zeug über den Kopf und die Ohren zieht.

Er wirft den Kopf nach oben und will aus

dem Stall laufen. Kein Problem für Lukas.

Der Schüler ist ganz ruhig. Er bringt Spider

in die Box und spricht leise mit ihm. So

funktioniert es. Spider akzeptiert. Sofort

vergisst das Pferd, was war. Langsam geht

es mit Lukas nach draußen. Spider ist viel

größer als Lukas. Aber Lukas hat keine

Angst vor ihm. Er kennt Pferde gut – und

Spider ist sein Liebling.

reiten auf einem Tier sitzen und sich von ihm tragen lassen

das Pferd, -e Tier: Man kann auf ihm sitzen und sich tragen lassen (s. Foto). Kleines Pferd = Pony

w„ch hier: interessiert; ≈ intelligent

majestätisch ≈ groß

die Statur ≈ Form und Aussehen vom Körper

berühren hier: die Hand legen an

das Zaumzeug, -e ≈ Konstruktion aus dünnen, langen Stücken aus einem stabilen Material für den Kopf von Pferden: Der Reiter sagt dem Pferd da-mit, ob es nach rechts oder links gehen soll.

ziehen über ≈ legen über

nach oben w¡rfen hier: schnell den Kopf nach oben tun

der St„ll, ¿e (großer) Raum für Tiere

zu tun haben m“t hier: ≈ sich interessieren für; auch: Kontakt haben mit

bevor in der Zeit vorher

r“chtig hier: wirklich

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Keine Zeit nach der Schule

Ein eigenes Pferd hat Abiturient Lukas nicht. Wenn um 17 Uhr die Schule aus ist, ist keine Zeit mehr für

eins. Hausaufgaben gibt es ja auch noch. Das haben seine Eltern gesagt, erzählt er. Also reitet er auf

Schulpferden. Sie gehören Lukas’ Verein, dem Reitverein Würmtal in der Nähe von München. Auf ihnen

haben er und die anderen Reitschüler Unterricht. Immer, wenn er Zeit hat, kommt er in den Reitverein.

Spaß und Arbeit

In Lukas’ Reitverein können die Reiter in zwei Reithallen üben. Dort bleiben sie auch bei schlechtem

Wetter trocken. Aber vor jeder Reitstunde müssen die Schüler arbeiten: Sie putzen ihre Pferde. Dann

bekommen die Tiere Sattel und Zaumzeug, und die Reitstunde kann beginnen. Nach dem Unterricht

steht wieder Arbeit auf dem Programm: Die Schüler müs-

sen Sattel und Zaumzeug sauber machen. Die Pferde haben

einen eigenen Waschplatz. Die Reiter können sie dort nach

dem Reiten mit Wasser abduschen. „Das gefällt den meisten

Pferden gut, wenn es heiß ist“, erzählt Lukas.

der Abituri¡nt, -en (das Abitur

Person: Sie macht gerade das Abitur oder hat es vor kurzer Zeit gemacht.Prüfung am Ende des Gymnasiums)

die Reithalle, -n

sehr großer, hoher Raum: Darin kann man reiten.

der S„ttel, ¿ hier: ≈ Sitz: Man legt ihn auf den Rücken von einem Pferd.

„bduschen ≈ duschen

Lukas Vetter mit seinem Lieb-

lingspferd Spider Ein eigenes Tier

hat er nicht

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FOTO

: AN

NA

SCH

MID

Olympia

Die drei olympischen Disziplinen im Reiten sind Dressur, Springen und Vielseitigkeit. In diesen Disziplinen gibt es keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen: Sie reiten in den gleichen Turnieren. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London waren die Deutschen in einer Disziplin besonders gut: Sie haben eine Goldmedaille im Vielseitigkeitsreiten gewonnen. Und der Reiter Michael Jung hat mit seinem Pferd Sam in dieser Disziplin nicht nur in der Gruppe, sondern auch allein eine Goldmedaille gewonnen.

die Dressur hier kurz für: Dressurreiten = Disziplin im Reitsport: Das Pferd muss schnell auf Kommandos reagieren und gymnastische Übun-gen machen.

spr“ngen hier: ≈ schnell durch die Luft über etwas laufen

die Vielseitigkeit hier: Kombination aus verschiede-nen Disziplinen

die G¶ldmedaille, -n ≈ beste Medaille

Wie ein Cowboy

Beim Westernreiten ist der Sattel groß, schwer und komfortabel. Westernreiten ist nämlich der traditi-onelle Reitstil der amerikanischen Cowboys. Für sie war ein komfortabler Sattel wichtig: Denn sie sind jeden Tag viele Stunden geritten. Beim Westernreiten bekommt das Pferd jedes Kommando nur einmal. Der Reiter muss es nicht immer motivieren. Das spart Kraft. Auch typisch: Westernreiter halten die Zügel in einer Hand. Die andere brauchen die Cowboys nämlich für das Lasso.

der S„ttel, ¿ hier: ≈ Sitz: Man legt ihn auf den Rücken eines Pferdes.

motivieren hier: machen, dass das Pferd Lust be-kommt, das zu tun, was der Reiter will

Kr„ft sparen weniger Energie brauchen

der Zügel, - ≈ lange, dünne Stücke: Man macht sie stabil an den Kopf eines Pferdes. Der Reiter hält die Enden in den Händen und sagt dem Pferd so, ob es nach rechts oder links gehen soll.

Ein stressiger Job

Lukas geht durch den Stall vorbei an Sisko, Elegance

und Whiskey. Die Namen der Pferde stehen an den

Türen der Boxen. Ihr Job als Schulpferd ist stressig:

Die Tiere lernen immer wieder neue Reiter kennen.

Und jeder Reiter ist anders. Welcher Schüler wel-

ches Pferd für die Reitstunde bekommt, entscheidet

der Reitlehrer. „Er will, dass die Paare zusammen-

bleiben“, sagt Lukas. Deshalb reitet er meistens

auf Spider oder auf Bacardi, seinem anderen Lieb-

lingspferd. Pferd und Reiter sollen sich so gut wie

möglich kennen.

Sicher ist wichtig

Mit den Pferden durch den Wald reiten dürfen die

Reitschüler in Lukas’ Verein trotzdem nicht. Denn

Sicherheit ist wichtig. Draußen ist es gefährlich: Es

gibt viel Verkehr, und Pferde erschrecken schnell.

So passieren leicht Unfälle. Deshalb muss der Reiter

sein Pferd draußen genau kennen: Er muss wissen,

wovor es Angst hat und wie er dann reagieren muss.

Und egal, ob in der Reithalle oder draußen: Alle

Reiter tragen immer einen Helm.

Viel Zeit und viel Geld

Viele Reiter träumen von einem eigenen Pferd. Aber das braucht viel Zeit. Eine Stunde am Tag sollen Reiter darauf reiten. Das Putzen vor und nach dem Reiten dauert circa eine halbe Stunde. Und wer kümmert sich um das Pferd, wenn der Reiter im Urlaub ist? Auch daran müssen Pferdebesitzer den-ken. Manchmal übernehmen die Stallbesitzer ein paar Arbeiten: Sie bringen die Tiere nach draußen und füttern sie. Vor allem in der Stadt ist Reiten teuer. Die Miete für eine Box kostet schnell ein paar Hundert Euro im Monat. In der Nähe von großen Städten sind Preise zwischen 300 und 500 Euro normal. Auf dem

Land ist es oft viel weniger. Aber auch da müssen Pferdebesitzer den Schmied, den Tierarzt und die Versicherung bezahlen. Billiger ist eine Reitbeteiligung: Gegen eine kleine Gebühr können Hobby-Reiter auf dem Pferd eines anderen reiten.

der Pferde-besitzer, -

Person: Ihr gehört ein Pferd.

übernehmen hier: machen

der St„llbesit-zer, -

Person: Ihr gehört ein (großer) Raum für Tiere

f•ttern (zu) essen geben

vor „llem ≈ speziell

der Schmied, -e (der Huf, -e

hier: Person: Sie macht beruflich schweres Metall auf die Hufe von Pferden. harter, unterster Teil vom Fuß, z. B. bei Pferden oder Rindern)

entscheiden hier: ≈ wählen; sagen

das Paar, -e hier: Reiter und Pferd

erschr¡cken plötzlich Angst bekommen

leicht hier: schnell

der H¡lm, -e spezielles Kleidungsstück aus hartem Material: Es soll helfen, dass bei einem Unfall der Kopf nicht verletzt wird.

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FOTO

S: PRIVAT; STOCKB

YTE, ISTOCK (2)/TH

INKSTO

CK

Mit Caitoki nach oben

Springreiterin Frederike Staack aus Lasbek (Schleswig-Holstein) ist 18 und geht in die 12. Klasse. Nächstes Jahr möchte sie Abitur machen. Aber ihr Herz gehört dem Reitsport. Im Mai hat sie mit ihrem Pferd Caitoki in Warendorf (Nordrhein-Westfalen) den wichti-gen „Preis der Besten“ gewonnen.

Kannst du dich an dein erstes Pferd erin-nern? Ich war sechs oder sieben. Mein Opa hat mir ein Pony gekauft. Später haben meine Eltern sich dann auch ein Pferd gekauft: Calippo. Als das Pony krank wurde, bin ich auf Calippo geritten. Auf ihm habe ich mit dem Springen angefangen. Ich bin dann sehr schnell sehr gut geworden.

Warum macht dir der Sport so viel Spaß? Ich bin sehr ambitioniert – und ich war schon immer am liebsten im Stall bei den Pferden. Ich mag es, dass Pferd und Reiter ein Team sind. Das ist eine schöne Verbindung.

Wer ist wichtiger: Pferd oder Reiter? Ohne ein gutes Pferd hat man keine Chance. Es hilft aber auch nichts, sich nur ein gutes Pferd zu kaufen. Ein guter Reiter ist genauso wichtig.

Möchtest du nach dem Abitur das Reiten zum Beruf machen? Erfolg hat auch viel mit Glück zu tun. Es gibt viele gute Reiter. Und der Sport kostet Geld. Als Profi brauche ich viele gute Sponsoren. Nach dem Abitur gehe ich erst mal nach Wellington in Neuseeland. Dort gibt es viele sehr gute Ställe, in denen ich reiten kann. Dann studiere ich vielleicht BWL.

Oft hört man: Mädchen finden Pferde irgend-wann nicht mehr interessant. Jungs werden wichtiger. Hast du das auch gehört? Ja, meine Mutter hat das früher auch gesagt. Ich habe einen Freund. Aber für meine Pferde habe ich viel mehr Zeit. Freund und Pferd kann man nicht tauschen!

die Spr“ng-reiterin, -nen (spr“ngen

Frau: Sie reitet auf einem Pferd und springt mit ihm (s. Foto). hier: ≈ schnell durch die Luft über etwas laufen)

das Abitur Prüfung am Ende des Gym-nasiums

der Preis, -e

hier: Ding oder Geld: Ein Gewinner bekommt es.

der St„ll, ¿e (großer) Raum für Tiere

der Erf¶lg positives Resultat; hier auch: Gewinnen bei Turnieren

zu tun haben m“t

hier: nicht möglich sein ohne

der Profi, -s hier kurz für: professionelle Reiterin

die BWL kurz für: Betriebswirtschafts-lehre = hier: Studium der Organisation und des Managements einer Firma

“rgendw„nn ≈ zu einer Zeit: Man weiß nicht, genau wann.

die J¢ngs Pl.

m Jungen

tauschen hier: ≈ den Freund an die Stelle vom Pferd und das Pferd an die Stelle vom Freund tun

Frederike Staack auf einem TurnierDie braune Terra

ist ihr neues Pferd

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Keine Angst!

Polizeipferde sind zum Beispiel bei Fußballspielen und auf Protesten dabei. Die meisten Menschen haben Respekt vor ihnen. Sympathisch sind die Tiere auch. Und hoch oben auf dem Pferd sehen Polizisten gut, was in der Menge pas-

siert. Weil Polizeipferde nicht nervös sein dürfen, machen diesen Job nur kastrier-te Pferde. Sie sind ruhiger. Polizeipferde brauchen nicht nur den passenden Charakter. Sie müssen auch groß sein. Teil ihrer Ausbildung ist auch der Kontakt mit lauten Geräuschen und optischen Reizen – zum

Beispiel Feuerwerk. Wenn sie das kennen, haben sie davor später keine Angst mehr.

Resp¡kt haben vor

hier: ≈ vorsichtig sein, weil man nicht weiß, was passieren kann

das Ge-räusch, -e

Ein Geräusch kann man hören.

der Reiz, -e hier: Sache oder Ding: Sie oder es hat einen Effekt auf das Auge.

das Feuer-werk, -e

(der H“mmel

Zeigen einer Kom-position von kleinen Lichtern in vielen schönen Farben am Nachthimmel≈ Luftraum über un-serem Planeten: Dort sieht man die Sonne und Wolken.)

Ein Sport nur für Mädchen?

Meistens sind Mädchen die größeren Pferdefans.

In seinem Stall ist Lukas der einzige Junge in sei-

nem Alter. Dumme Kommentare gibt es deshalb

aber nicht, sagt er. Und seine Freunde finden sein

Hobby auch okay. Komische Blicke gibt es nur

manchmal, wenn er mit dem Fahrrad zum Reiten

fährt. „Aber das geht auch den Mädchen so“, sagt

er. Menschen in Reithosen auf dem Fahrrad sieht

man eben nicht jeden Tag.

Pause

In den letzten Monaten war die Schule für Lukas

ein bisschen wichtiger als die Pferde: Er hat sein

Abitur gemacht. Jetzt will er im Ausland reisen,

jobben und Sprachen lernen. Dann kann er erst

mal nicht so viel reiten. Aber später will er sich

vielleicht ein eigenes Pferd kaufen. Die Schule ist

ja jetzt für immer vorbei.

einzige (-r/-s) hier: es gibt keinen anderen

eben hier: ≈ wirklich

Elegant soll es aussehen

In Deutschland ist der Englische

Stil populär

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9/1560

Deutsch, deutscher, Charts

Musikfans hören in Deutschland immer öfter

deutsche Texte. Das ist neu: Noch vor Kurzem

war Englisch die Standardsprache in Pop,

Rock und Hip-Hop. Nina Schönmeier wollte

wissen: Was ist da passiert?

Muttersprache hat die deutsche Pop­

ikone Sarah Connor ihr im Mai ver­

öffentlichtes Album genannt. Es lan­

dete nach kurzer Zeit auf Platz drei der

deutschen Charts. Sarah Connor war mit

englischen Popsongs weltweit bekannt

geworden. Jetzt wechselt sie ins Deutsche.

Warum? „Ich habe das erste Mal gemerkt,

dass es eben auch auf Deutsch mich richtig

treffen kann, wenn ich das Gefühl habe,

es ist meine eigene Geschichte“, sagt sie.

Tatsächlich ist deutschsprachige Musik

in Deutschland zurzeit so beliebt wie

noch nie. Im Juni waren die Top Ten kom­

plett deutschsprachig – zum ersten Mal

in der Geschichte der deutschen Charts,

also seit 1962. Hits gelangen zum Beispiel

der Schlagersängerin Helene Fischer, dem

Rapper KC Rebell und dem Popsänger

Andreas Bourani.

Für Christian Höppner, Generalsekretär

des Deutschen Musikrats, hängt die Ent­

wicklung damit zusammen, dass es einen

neuen Umgang mit der deutschen Spra­

che gibt. Die Charts sind zwar nur eine

Momentaufnahme. Trotzdem zeigen sie

einen Trend, sagt der Professor.

Dieser Trend verstärkt sich seit Jahren.

2014 kamen laut Bundesverband Musikin­

dustrie 17 der 25 erfolgreichsten Alben aus

Deutschland. Der Umsatz aus nationaler

Popmusik stieg um 16 Prozent im Vergleich

zu 2013.

In den 80er­Jahren war Deutsch als

Musiksprache schon einmal sehr beliebt.

Damals hatten Musiker wie Nena („99 Luft­

ballons“) in ihrer Muttersprache Erfolg. Die

Medien schrieben damals bald von einer

Neuen Deutschen Welle. Und jetzt? Gibt es

eine neue Neue Deutsche Welle?

„Das Wort Welle können wir jetzt strei­

chen. Die Deutschen haben in den letz­

ten zehn, 20 Jahren enorm aufgeholt“,

sagt der Songwriter Heinz Rudolf Kunze.

Der studierte Germanist weiß, wovon er

spricht: Er arbeitet seit 1981 als Musiker

l„nden auf hier: erreichen

der Pl„tz, ¿e hier: Position

tr¡ffen hier: ≈ machen, dass man starke Emotionen bekommt

die Schlagersän-gerin, -nen

Frau, die Lieder mit einfachem Text singt

der General-sekretär, -e

hier: ≈ Manager einer Organisation

der Deutsche Musikrat

Organisation für die Interessen aller deutschen Musikvereine und –organisationen

der }mgang hier: Art, etwas zu benutzen

die Mom¡ntauf-nahme, -n

hier: zusammenfassendes Bild der aktuell beliebtesten Musik in Deutschland

der B¢ndes-verband

Organisation für ganz Deutschland

der }msatz, ¿e Summe aller Verkäufe in einem Jahr

der L¢ftballon, -s

≈ Ball mit dünner Haut aus elastischem Materi­al, der mit Luft gefüllt ist

die W¡lle, -n hier: Trend in der Musik

streichen hier: wegmachen; nicht mehr benutzen

en¶rm sehr stark

aufholen hier: besser werden; gleich gut werden wie auf Englisch singende Musiker

der German“st, -en

Person, die sich systematisch mit der deutschen Sprache und Literatur beschäftigt

%

Sängerin Helene FischerZurzeit hat keine andere

so viel Erfolg wie sie

FOTO

: SAND

RA LUD

EWIG

619/15

Deutsch-Boom in den Charts

Viele der bekannten deutschsprachigen Sänger sind Kinder

von Migranten.

und singt schon immer auf Deutsch. Für

seine Musik hat Kunze viele Preise bekom­

men. „Wir suchen in Deutschland nach

einer neuen kulturellen Identität, das

zeigt sich in der Liebe zur Musik“, glaubt

Henning Wehland von den Söhnen Mann­

heims. Deutsch werde immer die Herzens­

sprache seiner Band bleiben.

Nach der Neuen Deutschen Welle blieb

Deutsch lange Zeit einigen Stars vorbe­

halten – den Songwritern Herbert Grö­

nemeyer und Udo Lindenberg oder der

Punkband Die Toten Hosen. Sie bereite­

ten den Weg für die Musiker, die in den

90ern und Anfang der 2000er­Jahre die

Charts eroberten: zum Beispiel die Hip­

Hop­Band Die Fantastischen Vier oder die

Popmusiker Söhne Mannheims.

Tim Bendzko

Was Pop Aktuelles Album Am seidenen FadenGrößter Hit „Nur noch kurz die Welt

retten“

Der Lockenkopf Tim Bendzko will eigent-lich Fußballspieler werden. Er geht auf ein Sportgymnasium und spielt für einen Fußballverein. Erst 2009 entdeckt ihn die Band Söhne Mannheims bei einem Talentwettbewerb.

Sein Hit „Nur noch kurz die Welt retten“ hält sich viele Wochen in den Charts. „Ich wusste einfach, dass ich so erfolgreich sein werde“, sagt der 30-Jährige.

„m seidenen Faden (hængen)

so (sein), dass bald etwas Schlimmes oder Unangenehmes passieren kann

der L¶cken-kopf, ¿e (l¶ckig

hier: junger Mann mit lockigen Haaren

≈ so, dass sich Haare rund formen)

der Tal¡ntwett-bewerb, -e

≈ Suche nach dem besten Talent

s“ch h„lten “n hier: bleiben in

Andreas Bourani

Was Pop/Soul Aktuelles Album HeyGrößter Hit „Auf uns“

Schon als Schüler nimmt Andreas Bourani Gesangsunterricht. Am Anfang singt er nur auf kleinen Bühnen. 2010 bekommt er einen

Plattenvertrag bei Universal Music. Sein zweites Album Hey erreicht mit mehr als 250 000 ver-kauften Exemplaren Platinstatus. Der 31-Jährige ist Jurymitglied bei verschiedenen Castingshows, wie zum Beispiel The Voice of Germany 2015.

der Ges„ngsunterricht Unterricht im Singen

der Pl„ttenvertrag, ¿e Vertrag für die Produktion eines Albums

Unheilig

Was Pop-RockAktuelles Album Gipfelstürmer LiveGrößter Hit „Geboren um zu leben“

Am Anfang ist die Band wegen der düsteren Atmosphäre ihrer Musik vor allem in der Wave- und Gothic-Szene bekannt. Der Sänger und Songschreiber Der Graf spielt mit seinen Musikern auf allen wichtigen Festivals der Szene. Mit dem 2010 erschiene-nen Studioalbum Große Freiheit gelingt der erste große Erfolg. In Deutschland, Österreich und der Schweiz verkauft es sich mehr als zwei Millionen Mal.

der G“pfelstür-mer, -

≈ Bergsteiger; aber auch: Person, die sich ein schwieriges Ziel gewählt hat und dieses trotz Schwierigkeiten erreicht

düster hier: traurig

die Szene hier: alle Wave­ und Gothic­Fans und ­Musiker

der Graf, -en früher aristokratischer Beamter; hier: gewählter Name

die H¡rzens-sprache, -n

hier: Sprache, die der Band am wichtigsten ist; Sprache, in der die Band am besten Gefühle mitteilen kann

… vorbehalten bleiben

ohne Ausnahme bestimmt sein für …

den Weg be-reiten für …

alles tun, um … den Erfolg möglich zu machen

erobern hier: auf die ersten Positionen kommen

62 9/15

Während Deutschen davor kaum inter­

nationale Erfolge gelangen, wurden

damals einige von ihnen trotz der Sprach­

barriere zum Exportschlager. Die Hardro­

cker von Rammstein hielten sich wochen­

lang in den Top 20 – zum Beispiel in den

USA, in Großbritannien, in Frankreich und

Dänemark. Die Teenie­Popband Tokio

Hotel mit ihrem exzentrischen Sänger Bill

Kaulitz wurde unter anderem in Frank­

reich, Israel und Lateinamerika berühmt.

Ihr erstes Album Schrei verkaufte sich

weltweit 1,5 Millionen Mal.

Zu Beginn seiner Karriere galt Heinz

Rudolf Kunze noch als Exot: „Als ich anfing,

fragten mich Radioredakteure ständig

nach dem Grund dafür. Ich sagte ihnen,

Bob Dylan singt ja auch nicht Kisuaheli.“

Der Liedermacher war einer der ersten,

die eine Radioquote für deutschsprachige

Musik forderten. Eine Quote von 40 Pro­

zent gilt im Nachbarland Frankreich. In

Deutschland sind bisher nur zehn Prozent

der Top 100 im Radio deutschsprachig.

Dabei ist die Vielfalt an musikalischen

Stilen so groß wie noch nie: Neben dem

typischen Schlager hat sich auch deutscher

Pop und Hip­Hop etabliert. Es existiert

sogar Gangsta­Rap wie in den USA.

Ein Phänomen dabei: Viele der heute

bekannten Sänger sind Kinder von Migran­

ten, was auch ihre Musik beeinflusst. Der

Song Zuhause von Adel Tawil, Sohn eines

Ägypters und einer Tunesierin, plädiert für

Toleranz: „Komm wir bring’ die Welt zum

Leuchten, egal woher du kommst. Zuhau­

se ist da, wo deine Freunde sind. Hier ist

die Liebe umsonst“, ist der Refrain.

ASD

Was Hip-Hop Aktuelles Album BlockbastaGrößter Hit „Hey du“

Der Rapper Afrob (38) und sein Kollege Samy Deluxe (37) veröffentlichen als ASD 2003 eines der bisher erfolgreichsten deutschen Hip-Hop-Alben. Wer hätte das gedacht hält sich über 13 Wochen in den Top 100. Zwölf Jahre lang verfolgen sie danach ihre Solokarrieren, Samy Deluxe produziert fünf eigene Alben. Im November gehen sie mit ihrem gemeinsa-men Album Blockbasta auf Tour.

Blockbasta eigentlich: Blockbuster

s“ch h„lten “n hier: bleiben in

verf¶lgen hier: versuchen, wirklich zu machen; ver­suchen, zu realisieren

Santiano

Was Volksmusik/Folk Aktuelles Album Von Liebe, Tod und

FreiheitGrößter Hit „Santiano“

Bei einer Party kommen Hans-Timm Hinrichsen, Pete Sage, Björn Both, Axel Stosberg und Andreas Fahnert aus Flensburg (Schleswig-Holstein) auf die Idee, zusammen Seemannslieder zu singen. Das Debütalbum Bis ans Ende der Welt wird sofort die

Nummer eins der Charts und verkauft sich mehr als eine Million Mal. Der Erfolg kommt für die Norddeutschen so überraschend wie ein Unwetter auf dem Meer.

das Seemanns-lied, -er

Lied, das ein Mann singt, der auf einem Schiff arbeitet

das }nwetter, - sehr schlechtes Wetter, meistens mit Sturm und Regen

der Exp¶rtschla-ger, -

hier: Musiker, der auch im Ausland Erfolg hat

s“ch h„lten “n hier: bleiben in

der Radioredak-teur, -e franz.

≈ Journalist bei einer Radio­station

stændig dauernd; immer

der Liederma-cher, -

≈ Musiker, der Lieder zu ak­tuellen Themen selbst schreibt und singt

die Vielfalt hier: viele Varianten

s“ch etablieren hier: einen sicheren Platz finden

plädieren für hier: offiziell sagen, was man unterstützt und wichtig findet

br“ng‘ … z¢m Leuchten

von: zum Leuchten bringen = durch Licht hell machen; hier auch: durch Verschiedenartig­keit der Menschen lebenswert machen

der Refrain franz.

Teil eines Liedes, der am Ende jeder Strophe wiederholt wird

%

FOTO

S: KAI STUH

T; ERIC WEISS; M

ATHIAS B

OTH

OR; U

NIVERSAL M

USIC; VITALI G

ELVICH

639/15

Deutsch-Boom in den Charts

Die Musiker experimentieren mit Spra­

che: Sie singen nicht nur auf Deutsch, son­

dern auch auf Englisch. Vor einigen Jahren

spielte Tawil ein Lied auf Arabisch ein.

Ein Kind von Migranten ist auch die

31­Jährige Helene Fischer, die zurzeit

erfolgreichste deutsche Sängerin. Ihre

Eltern sind Russlanddeutsche, sie wurde

in Sibirien geboren. Allein ihr Album Far-

benspiel verkaufte sich mehr als zwei Mil­

lionen Mal. Berlin, Hamburg, Gelsenkir­

chen – die hübsche Sängerin füllt mit ihrer

perfekt einstudierten Show und ihren

Herzschmerz­Arien ganze Fußballstadien.

Etwa 900 000 Fans werden bei ihrer dies­

jährigen Tournee erwartet.

Warum wollen so viele Deutsche ihre

seichten Texte hören und ihre bun­

ten Shows sehen? Ein Grund: Hinter der

Sängerin steht eine gut funktionierende

Marketingmaschinerie. Fischer ließ ihren

Namen schon 2010 als Marke registrieren.

Sie warb seitdem für Volkswagen, Tchibo

und andere Firmen. Inzwischen gibt es die

Helene­Fischer­Armbanduhr, eine Mode­

kollektion und den Teddybären Helene.

Die Deutschen lieben Musik, nicht nur

ihre eigene, und geben dafür mehr Geld

aus als andere Nationen. Das kommt der

heimischen Musikbranche zugute. Die

Bundesrepublik ist nach Japan und den

USA der drittgrößte Musikmarkt der Welt

– und er wächst. 2014 wurden dort CDs,

Downloads, Streaming­Angebote und

Schallplatten im Wert von 1,48 Milliarden

Euro verkauft.

Noch eine Besonderheit: CDs und

Schallplatten machen auch im digitalen

Zeitalter drei Viertel des Umsatzes aus.

Und: Die Deutschen sind ihren Musikern

treu. Während sie bei internationalen

Künstlern oft nur eine Single downloaden,

besorgen sie sich bei deutschen Stars häu­

fig gleich das ganze Album.

So haben auch weniger massentaugli­

che Musiker eine Chance, zum Beispiel die

neue Generation von Liedermachern. Die

musikalische Begleitung ist minimal, ihre

Texte haben ihre Gefühlswelt zum Thema

oder kritisieren gesellschaftliche Zustände.

Aber nicht alle folgen dem Deutsch­

trend. Till Lindemann ist der Sänger von

Rammstein – der Band, die mit deutsch­

sprachigen Songs international so erfolg­

reich war wie kaum eine andere. Jetzt

wollte er seine Fans mit seinem neuen

Soloalbum überraschen. Es heißt Skills in

Pills. Lindemann singt auf Englisch. 2

Revolverheld

Was Rock Aktuelles Album Immer in BewegungGrößter Hit „Halt dich an mir fest“

Die Bandmitglieder um Sänger Johannes Strate lernen sich in einem Kurs für Popmusik in Hamburg ken-nen. Revolverheld, die bis 2004 Tsunamikiller heißen,

haben vier Alben produziert. Alle waren kommerziell erfolgreich. „Wir haben immer hart gearbeitet. Unser Erfolg ist auch das Ergebnis dieser Arbeit“, sagt Strate. Besonders mögen die Fans ihre Live-Auftritte.

der Rev¶lver-held, -en

Mann, der schnell und oft einen Revolver benutzt

der Auftritt, -e

von: auftreten = hier: vor Publikum spielen

Wirtz

Was Rock Aktuelles Album Auf die Plätze, fertig, los!Größter Hit „Ne Weile her“

Daniel Wirtz hat schon mit 15 Jahren seine erste eigene Band, Sub7even. Schnell schließen die Indierocker einen Plattenvertrag mit BMG. Die Band singt auf Englisch. Aber Daniel Wirtz will keine kommerzielle Musik mehr machen und lieber in seiner Muttersprache singen: „Deutsch sollte es sein, tief und ehrlich, zwi-schen Melancholie und Wahnsinn“, sagt er über seine Entscheidung.

‘ne Weile her eine Weile her sein = vor längerer Zeit gewesen sein

der Pl„ttenver-trag, ¿e

Vertrag für die Produktion eines Albums

tief hier: so, dass intensive Gefühle mit­geteilt werden

der Wahnsinn psychische Störung

einspielen hier: Lied im Studio speichern

der R¢ssland-deutsche, -n

hier: Immigrant aus Deutschland, dessen Familie vor langer Zeit nach Russland immigriert ist

allein hier: nur

einstudieren intensiv lernen

die H¡rz-schmerz-Arie, -n

m d Lied, mit einfachem Text, der die Traurigkeit wegen einer unglücklichen Liebe zum Thema hat

seicht d hier: nicht sehr schwierig; ≈ langweilig

die M„rketing-maschinerie, -n

d hier: Marketingsystem

die [rmbanduhr, -en

Uhr, die man am Arm trägt

zugutekommen von Vorteil sein für

heimisch hier: in den deutschsprachigen Ländern

die Sch„llplatte, -n

hier: flaches, rundes, schwarzes Stück aus einer Plastikart (z. B. Vinyl) mit Musik

ausmachen hier: betragen

digital so, dass fast alles in Com­putern gespeichert ist und Computer benutzt werden

das Zeitalter, - ≈ Epoche; Zeit

m„ssentauglich so, dass es einer großen Zahl von Menschen gefällt

die Generation, -en

hier: Personen, die zur gleichen Zeit aktiv sind

die Begleitung hier: Melodie, die ein oder mehrere Instrumente spielen

FOTO

S: WW

W.W

IRTZMU

SIK.DE; TIM

KRAMER

64 9/15

Autoreifen aus PflanzenIn ein paar Jahren könnte Naturkautschuk aus in Europa typischen Pflanzen normal

sein. Am Fraunhofer-Institut in Münster wird daran gearbeitet – es ist eines von

vielen Erfolgsbeispielen, wie Fraunhofer-Forscher in Kooperation mit der Wirtschaft

innovative Ideen entwickeln. Carolin Jenkner hat das Kautschuk-Labor besucht.

Made in

M a d e inGermany 3

Deutschlands innovativ

e Se

ite

28 10/15

Löwenzahn kennt in Deutschland jedes

Kind: Die Pflanze wächst an jedem

Wegrand, im April blüht sie gelb. Ein paar

Wochen später, wenn sich die Samen ent-

wickelt haben, trägt der Wind die „Pus-

teblume“ über Wiesen und Felder. Aus

den Blättern kann man Salat machen, aus

der Blüte stellen Bienen Löwenzahnhonig

her. Dass aus den Wurzeln bald Autoreifen

entstehen sollen, ist neu, aber schon fast

Realität.

Seit mehr als sechs Jahren forschen

Dirk Prüfer und sein Kollege Christian

Schulze Gronover an der Außenstelle des

Fraunhofer-Instituts für Molekularbio-

logie und Angewandte Ökologie (IME) in

Münster daran, wie man aus Löwenzahn

Naturkautschuk herstellen kann. In ihrem

Labor in dem roten Backsteingebäude der

Universität, in der Nähe des Münsteraner

Schlosses, wird gerade geerntet: Eine Mit-

arbeiterin schneidet sorgfältig die Wurzeln

der Löwenzahnpflanze ab und gefriert sie

in flüssigem Stickstoff, eine tägliche Rou-

tinearbeit im Labor.

Schon vor fast 100 Jahren haben For-

scher versucht, aus Löwenzahn Kautschuk

herzustellen. Aber die Versuche haben

nie wirklich geklappt. Für die Wirtschaft

ist es aber sehr wichtig, endlich Alterna-

Die Fraunhofer-Gesell-schaft ist die größte Orga-

nisation ihrer Art in Europa.

Die Fraunhofer-Gesellschaft

Die Fraunhofer-Gesellschaft ist mit ihren 66 Instituten und Forschungseinrichtungen in Deutschland die größte Organisation für angewandte Forschung in Europa. Ihren Namen hat sie von dem Münchener Joseph von Fraunhofer (1787 - 1826), der Wissenschaftler, Erfinder und Unternehmer war. Seine Idee, die Forschung für die Wirtschaft und für die Menschen konkret anwendbar zu machen, ist noch immer das Prinzip der Gesellschaft. 1949 wurde sie gegründet, am Anfang mit nur drei Mitarbeitern. Inzwischen arbeiten 24 000 Mitarbeiter für sie. Zusammen kommen sie auf ein Forschungsvolumen von zwei Milliarden Euro im Jahr. Zu 30 Prozent wer-den die Institute staatlich finanziert. Die übrigen 70

Prozent bekommen sie durch Aufträge von Firmen und durch öffentlich finanzierte Forschungsprojekte. Das ermöglicht auch kleinen Unternehmen ohne eigene Forschungsabteilung, innovative Ideen zu entwickeln. Im Zentrum der Forschung stehen die Bedürfnisse des Menschen in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit, Kommunikation, Mobilität, Energie und Umwelt. Die meisten Mitarbeiter arbeiten im Bereich Ingenieur- und Naturwissenschaften. Die Gesellschaft gehört zu den wichtigsten Patentanmeldern in Deutschland. So haben die Institute im Jahr 2014 zum Beispiel 831 Erfindungen gemacht. Im Durchschnitt registriert Fraunhofer mehr als zwei Patentanmeldungen pro Werktag.

die F¶rschungs-einrichtung, -en

Institution, an der geforscht wird

die „ngewandte F¶rschung

Forschung, deren Ergebnisse für die Praxis nützlich sein sollen

der Unterneh-mer, -

Besitzer und oft auch Leiter einer Firma

„nwendbar geeignet für die Benutzung im kon-kreten Fall

das F¶rschungs-volumen

Betrag, der für Forschung ausgegeben wird

das Bed•rfnis, -se

≈ Wunsch

die Naturwissen-schaften

z. B. Chemie, Biologie, Physik

der Pat¡nt-anmelder, - (das Pat¡nt, -e

Institution oder Firma, die ein Patent anmeldet Recht, eine Erfindung als Einziger zu verkaufen)

der W¡rktag, -e Montag bis Samstag

die Art, -en hier: Kategorie

der Wegrand, ¿er

äußerer Teil eines Weges

der Samen, - ≈ harte, kleine Frucht, die eine Pflanze produziert und aus der neue Pflanzen dersel-ben Art wachsen können

die Pusteblume, -n

(pusten

runde, grauweiße Löwen-zahn blume nach der Blüte, deren Samen Kinder gerne in die Luft pusten m hier: mit dem Mund auf etwas blasen)

die Biene, -n Insekt, das Honig produziert

die W¢rzel, -n Teil einer Pflanze, der unter der Erde wächst

die Außenstelle, -n

Abteilung einer Institution, die außerhalb der Zentrale liegt

die [ngewandte Ökologie

Forschung im Bereich Ökolo-gie, deren Ergebnisse für die Praxis nützlich sein sollen

das B„ckstein-gebäude, -

Gebäude aus roten, gebrann-ten Steinen

s¶rgfältig sehr genau

gefrieren bei sehr niedriger Temperatur konservieren

fl•ssig wie Wasser; ↔ fest

der St“ckstoff farbloses Gas, das nicht riecht; N

2

Diesen Text können Sie mit einem Premium-Abo hören: www.deutsch-perfekt.com/service

Grünes LaborChristian Schulze

Gronover (links) und Dirk Prüfer von Fraun-hofer mit Carla Recker

von Continental in Münster

FOTO

: DIRK M

AHLER/FRAU

NH

OFER %

2910/15

Made in Germany

LED noch heller und effizienter

LED-Lampen gibt es inzwischen in fast jedem Haushalt. Aber auch die sehr umweltfreundli-che und stromsparende LED-Technik hat einen Nachteil: Bei Stromschwankungen kann es sein, dass LEDs nicht so gut funktionieren oder sogar kaputtgehen. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik in Freiburg (Baden-Württemberg) haben eine Lösung dafür gefunden: eine Technik, die aus dem Wechselstrom aus der Steckdose Gleichstrom mit reduzierter Spannung macht. Die Forscher benut-zen Transistoren auf Basis von Galliumnitrid. Die LEDs werden damit noch effizienter, heller und energiesparender.

effizi¡nt (ökonomisch) sinnvoll und nützlich

die Stromschwankung, -en

Änderung in der Intensität des Stroms

die [ngewandte F¡st-körperphysik

Forschung im Bereich Festkör-perphysik, deren Ergebnisse für die Praxis nützlich sein sollen

die Sp„nnung hier: ≈ elektrisches Potenzial

MP3

MP3 ist in aller Ohren: über den MP3-Player oder über Audiodateien im Internet. Aber was genau haben die Forscher des Fraunhofer-Institutes für Integrierte Schaltungen im bay-erischen Erlangen da vor 20 Jahren entwickelt? Das MP3-Verfahren codiert und speichert Musik. Im Vergleich zum Original benötigt eine MP3-Datei nur rund zehn Prozent des Speicherplatzes. So kann Musik schnell über das Internet übertragen und auf MP3-Playern gespeichert werden. Eine international populäre Innovation, an der Fraunhofer über die Patentrechte jährlich hohe Millionenbeträge verdient.

“n „ller Ohren sein Wortspiel mit: m in aller Munde sein = aktuell sein

die Sch„ltung, -en ≈ Reihenfolge oder Ordnung elektrischer Verbin-dungen

das Pat¡ntrecht, -e Recht, eine Erfindung als Einziger zu verkaufen

tiven zur konventionellen Herstellung von

Kautschuk zu finden. 40 000 Produkte des

täglichen Lebens, zum Beispiel Matratzen,

Klebestreifen oder eben Autoreifen, ent-

halten Naturkautschuk. Und der wird im

Moment hauptsächlich aus dem Gummi-

baum, botanisch Hevea brasiliensis, her-

gestellt, einer Pflanzenart der Subtropen.

Die Kautschukherstellung aus dem

Gummibaum ist aber problematisch:

Zum einen gibt es zunehmend Probleme

mit Schadpilzen, zum anderen steigt die

Nachfrage so stark, dass tropische Wälder

gerodet und in Agrarland umgewandelt

werden. Und für die Wirtschaft sind die

stark schwankenden Preise an der Kaut-

schukbörse ein Problem.

So überrascht es nicht, dass der Rei-

fenhersteller Continental und das Fraun-

hofer-Institut IME seit Jahren gemeinsam

an einer Alternative forschen: „Wir wollen

eine zusätzliche Kautschukquelle etablie-

ren“, erklärt Christian Schulze Gronover.

Das Projekt steht als positives Beispiel für

die angewandte Forschung der Fraunho-

fer-Institute, die ihre Forschung in enger

Kooperation mit der Wirtschaft betreiben

und immer eine konkrete Anwendung im

Blick haben.

Es gibt eine klare Arbeitsteilung: Wäh-

rend die Biologen im IME für die Züchtung

und Analyse und für das Verfahren zur

Extraktion des Kautschuks zuständig sind,

entwickelt Continental in seinem Labor

aus dem Rohstoff das fertige Produkt, in

diesem Fall Autoreifen. Das ist naturge-

mäß ein langer Prozess mit anfänglichen

Schwierigkeiten. Im IME-Labor in Münster

stand man zuerst vor dem Problem, immer

die falsche Pflanze bekommen zu haben.

Denn der Löwenzahn vom Wegrand in

Deutschland enthält zu wenig Naturkaut-

schuk, um ihn wirklich für die Industrie

nutzbar zu machen. „Wir haben erst 2010

die Matr„tze, -n

Teil des Bettes aus weichem Material, auf dem man liegt

der Klebestrei-fen, -

langes, dünnes Stück aus Plas-tik, mit dem man eine Sache auf eine andere kleben kann

der Schadpilz, -e

sehr kleiner Organismus, der auf Pflanzen wächst und sie krank macht

roden Bäume wegmachen

¢mwandeln ändern

schw„nken hier: sich verändern; nicht stabil bleiben

die Kautschuk-börse, -n

Markt, auf dem Kautschuk ge- und verkauft wird

zusätzlich hier: noch eine

die Kautschuk-quelle, -n

Pflanze, aus der man Kautschuk herstellen kann

etablieren hier: bekannt machen und nutzen

betreiben machen

die [nwen-dung, -en

≈ Benutzung im konkreten Fall

die Z•chtung, -en

hier: Herstellung einer bestimm ten Pflanzenart

der Rohstoff, -e Substanz aus der Natur, die von der Industrie verwendet wird (z. B. Erdöl, Gold, Wasser)

naturgemäß natürlich

n¢tzbar hier: so, dass man daraus Kautschuk herstellen kann

30 10/15

die richtige Sorte des russischen Löwen-

zahns bekommen“, erzählt Schulze Gro-

nover. „Die Herausforderung besteht nun

neben der Analyse darin, ihn so zu züch-

ten, dass er genug Ertrag bringt, nämlich

genauso viel wie der Gummibaum.“

Schulze Gronover und seine Kollegen

vertrauen dabei auf natürliche Verfahren

ohne Gentechnik. Durch gezielte Zucht

haben sie den Kautschukgehalt innerhalb

von kurzer Zeit schon verdoppelt, sodass

eine industrielle Verwendung in wenigen

Jahren denkbar ist. Im Gewächshaus des

Instituts zeigt der Forscher die Löwen-

zahnpflanzen, die genau in einer Reihe

hintereinander gepflanzt sind. Die Blät-

ter sind ein bisschen schmaler als die des

deutschen Löwenzahns, die Blüten ein

bisschen kleiner.

Aber den Forschern ist es gelungen, aus

der Wurzel Naturkautschuk herzustellen.

In einem umweltverträglichen Verfahren

wird der Kautschuk mit Wasser von den

anderen Substanzen getrennt. Das genaue

Verfahren ist aber geheim. So bleibt die Tür

dorthin verschlossen. Fest steht aber, dass

der Löwenzahn-Kautschuk mit dem Gum-

mibaum konkurrieren kann: „Es hat sich

gezeigt, dass der Kautschuk gut verwert-

bar ist und äquivalente Eigenschaften zu

dem Kautschuk aus dem

Gummibaum hat“, sagt

Schulze Gronover.

Das kann der Reifenherstel-

ler Continental bestätigen.

Die erste Testserie mit Autorei-

fen aus Löwenzahn-Kautschuk

ist gelungen. In Testfahrten auf der

Straße war der Reifen auf Löwenzahn-

basis genauso sicher wie konventionelle

Reifen – aber nachhaltiger.

„Bis zu 40 Prozent eines Autoreifens

bestehen aus Naturkautschuk“, erklärt

Alexander Bahlmann von Continental.

Den großen Bedarf will der Reifenherstel-

ler in Zukunft teilweise durch Löwenzahn

decken. „Unser Ziel ist es, in fünf bis zehn

Jahren damit in Serie zu gehen“, sagt

Bahlmann. Voraussetzung dafür ist, dass

der Ertrag dann genauso hoch ist wie beim

Gummibaum.

Für Continental bietet der Löwen-

zahn-Kautschuk auch die Möglichkeit,

Rohstoffe regional einzukaufen. Die Pflan-

ze wächst auch gut auf Flächen, die für

den Anbau von Nahrungsmitteln ungeeig-

net sind. Davon gibt es in einigen deut-

schen Regionen sehr viele, zum Beispiel

in Brandenburg und Mecklenburg-Vor-

pommern. So kann der CO2-Ausstoß bei

der Logistik reduziert werden. Die Firma

Ein Scanner gegen Briefbomben

Bis jetzt ist es kompliziert, Briefe auf uner-wünschte Inhaltsstoffe wie Sprengstoff oder Drogen zu untersuchen. Die Lösung könnte ein neuer Terahertz-Scanner sein. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Physikalische Messtechnik in Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz) und der Firma Hübner in Kassel (Hessen) haben das System T-Cognition entwickelt. Es entdeckt gefährliche Inhalte, ohne dass die Post geöffnet werden muss. Ein Gerät, das schon bald in Ministerien und Gefängnissen stehen könnte.

der Spr¡ngstoff Substanz, die mit Feuer und Lärm kaputtgeht; ≈ Bombe

das Gefængnis, -se Gebäude, in das kriminelle Perso-nen geschlossen werden

die Herausfor-derung, -en

schwierige Aufgabe, die man spannend findet

der Ertrag, ¿e bestimmte Menge, die produ-ziert wird

die Gentech-nik

≈ Methode, bei der Gene künst-lich anders gemacht werden

der Kaut-schukgehalt

Menge an Kautschuk, die in der Pflanze enthalten ist

das Gewæchs-haus, ¿er

Glashaus, in dem Pflanzen unter sehr guten Bedingungen wachsen können

¢mweltver-träglich

gut für die Umwelt

konkurrieren hier: genauso gut sein

verwertbar hier: so, dass man ihn gut als Material verwenden kann

die Eigen-schaft, -en

Charakteristikum

nachhaltig hier: so, dass etwas keine ne-gativen Effekte für die Menschen und die Ökologie hat

den Bed„rf d¡cken

die Menge besorgen, die man braucht

teilweise nicht komplett

“n Serie gehen in großer Zahl gleiche Exemplare herstellen

der [nbau von: anbauen = Pflanzen pfle-gen und ihre Früchte sammeln

der Ausstoß Abgabe in die Luft

Vom Löwenzahn zum ReifenDie Pflanze und eines der

Produkte, das daraus gemacht werden kann

FOTO

S: ISTOCK/TH

INKSTO

CK (2); CON

TINEN

TAL

%

3110/15

Made in Germany

wird ein bisschen unabhängiger von den

schwankenden Preisen an der Kautschuk-

börse.

Für die Forschung am russischen

Löwenzahn und die Entwicklung der

Anwendung haben Dirk Prüfer, Christian

Schulze Gronover und die zuständige Wis-

senschaftlerin von Continental in diesem

Jahr den wichtigen Joseph-von-Fraunho-

fer-Preis gewonnen.

Aber damit ist die Forschung am

Löwenzahn noch lange nicht beendet:

Schulze Gronover und seine Kollegen von

der IME-Außenstelle in Münster haben

auch andere Inhaltsstoffe gefunden, die

für die Industrie nützlich sein können.

„Der russische Löwenzahn enthält Inu-

lin, einen Polymerzucker“, erklärt Schul-

ze Gronover. „Inulin wird zum Beispiel in

probiotischem Joghurt verwendet oder um

eine Textur in Lebensmitteln zu schaffen,

die man sonst nur durch Fette erreicht.“

Diese Eigenschaften der Pflan-

ze erforscht das Fraunhofer-Institut in

Zusammenarbeit mit anderen Firmen aus

der Nahrungsmittel- und Latex-Bran-

che. Das Erfolgsrezept von Fraunhofer

heißt: Kompetenzen bündeln, Forschen in

Kooperation mit der Wirtschaft.

Und eins scheint schon jetzt klar zu sein:

Der Löwenzahn scheint eine nachhaltige

Alternative zum Gummibaum zu sein. Die

Ernte kann nach ein paar Wochen erfol-

gen, während der Kautschukbaum zum

ersten Mal nach sieben Jahren erntereif

ist. Sicher wird nicht der ganze Weltbe-

darf an Naturkautschuk durch Löwenzahn

gedeckt werden können, aber er macht

die Industrienationen ein bisschen unab-

hängiger von Importen. Und so wird es

uns nicht wundern, wenn der Löwenzahn

bald nicht nur auf Weiden und an Weg-

rändern wächst, sondern auch großflächig

in Deutschland angebaut wird. 2

Weltrekord-Solarzelle

Eine Solarzelle mit einem Wirkungsgrad von 44,7 Prozent – das ist Weltrekord. 44,7 Prozent Wirkungsgrad, das heißt: 44,7 Prozent der gesamten Energie im Sonnenspektrum werden zu elektrischer Energie. Erreicht hat diesen Rekord das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg (Baden-Württemberg) in Kooperation mit wei-teren Institutionen. Seine Solarzelle basiert auf einer neuen Struktur mit vier Teilsolarzellen. Nach etwas mehr als drei Jahren Forschung konnten die Wissenschaftler den Rekord feiern.

die Solarzelle, -n

elektrisches Bauteil, mit dem man aus Sonnenlicht Strom produzieren kann

der W“rkungs-grad

Relation zwischen benutzter Energie und der Energie, die man bekommt

basieren auf als Basis haben

Proteine aus Lupinen

Die Lupine kann in Zukunft ein wichtiger Grundstoff für unser Essen sein. Das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising (Bayern) hat die Samen der Pflanze so verändert, dass man daraus proteinreiche Zutaten für Lebensmittel herstellen kann – ohne unangenehmen Geschmack. Seit ein paar Jahren gibt es schon ein Eis aus Lupinen auf dem Markt. Für die Forschung hat das Institut 2014 den Deutschen Zukunftspreis gewonnen.

die Verfahrens-technik, -en

Technik, die sich mit speziellen Technologien (z. B. Recyclingprozessen) beschäftigt, um die Umwelt zu schützen

der Samen, -

(die Art, -en

≈ harte, kleine Frucht, die eine Pflanze produziert und aus der neue Pflanzen der-selben Art wachsen können hier: Kategorie)

die Zutat, -en hier: Substanz, die zur Her-stellung eines Lebensmittels nötig ist

sch„ffen hier: entstehen lassen

die Kompet¡nz, -en hier: Fachwissen

b•ndeln hier: zusammenfassen; zusammenbringen

erf¶lgen passieren

die Weide, -n Wiese, auf der Tiere im Sommer fressen

FOTO

S: FRAUN

HOFER IN

STITUT (2)

32 10/15