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Burg Franken#ein Ein Führer durc die Burg Gescict+verein Eber#adt/Franken#ein

Burg Franken#ein - EberstadtWas heute als Ruine hier noch sichtbar ist, stammt aus spä-teren Zeiten. 2 Blick von Osten auf die Kernburg Nach 1400 wurde die Burg nach Norden um die

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  • Burg Franken#ein

    Ein Führer durc die BurgGescict+verein Eber#adt/Franken#ein

  • Wie alt ist die Burg?

    Erbaut wurde die Burg als nördlichste an der Bergstraße um 1230,wann genau weiß man nicht. Ein nachgewiesenes Datum ist die er-ste urkundliche Erwähnung der Burg im Juni 1252. Dort heißt es inlateinischer Sprache „Super castro in frangenstein“, also oben inder Burg auf dem Frankenstein. In dieser Urkunde werden ein Kon-rad Reiz von Breuberg und seine Frau Elisabeth (geb. von Weiter-stadt) genannt. Beide sind die Gründer der Burg wie auch der Fami-lie Frankenstein, die bis heute blüht.

    Der älteste Teil aus dem 13. Jahrhundert ist die südliche Kernburgmit dem Turm, wobei aus dieser Zeit nur wenig vorhanden ist, al-lenfalls Grundmauern und unterirdische, längst verschüttete Ge-wölbe. Was heute als Ruine hier noch sichtbar ist, stammt aus spä-teren Zeiten.

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    Blick von Osten auf die Kernburg

  • Nach 1400 wurde die Burg nach Norden um die Vorburg (links imGrundriß) erweitert. Es entstanden damals der heute noch stehen-de Torturm sowie Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude. Die Kapel-le wurde 1474 erbaut. Nach einem verheerenden Brand 1483 mußteein großer Teil der Kernburg neu errichtet werden. Das Feuer wur-de, nachdem das Wasser aufgebraucht war, mit 14 000 Litern Weingelöscht. Der Wiederaufbau dauerte ganze 40 Jahre, worauf die Jah-reszahl 1527 über dem linken Fenster des Wohnturms (zweites Ge-schoß) hinweist.

    Als letzten Bau errichtete man außerhalb des Zwingers, nach demheutigen Parkplatz zu, noch einen massiven Turm als weitere Ver-teidigungsanlage, den sogenannten „Pulverturm“. Hier fällt das Ge-lände nämlich nicht so steil ab wie an den anderen Seiten, weshalbdort zusätzliche Sicherungen nötig waren.

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    Grundriß der Burg um 1550 (Zeichnung: Michael Müller)

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    Burg Frankenstein um 1550 von NordwestenLinks die Vorburg, in der Mitte Kapelle und Torturm, rechts die Kernburg, ganz rechts der „Pulverturm“

    Kernburg von Westen um 1550(Rekonstruktion: Michael Müller)

  • Ein Rundgang durc die Burg

    Kommt man durch das heutige Westtor, so steht man rechts vordem um 1400 errichteten Torturm. Heute ist der einstmalige Gra-ben davor zugeschüttet, doch sind beiderseits des Tores noch dieSchlitze für die Ketten der Zugbrücke zu sehen.

    Über dem Tor ist das Wappen der Herrenvon Frankenstein zu erblicken mit dem Beil.Der obere Teil des Torturmes mit seinemspitzen Dach ist deutlich als wiederaufge-bautes Stück zu erkennen. Besonders bei denverwitterten Sandsteinen der Fenster ist dieGrenze zwischen dem erhaltenen Gemäuerdes Mittelalters und der späteren Wiederher-stellung augenfällig. Der Turm war auf derRückseite schon immer offen. Falls es Fein-den nämlich gelungen wäre, diesen einzu-nehmen, so hätten sie von der Kernburg ausbeschossen werden können.

    Eine Rampe führt uns nun durch den ehemaligen Zwinger mit sei-nen früheren Gärten zum ältesten Burgteil, der Kernburg. Von die-ser stehen nur noch die Ruinen der Westseite nach Eberstadt hin.An der Ostseite, gegen Nieder-Beerbach zu, standen ähnliche Ge-bäude, die alle verschwunden sind. Die Grundmauern sind abernoch erhalten, wenn auch verschüttet. Am Ende der Rampe standals Zugang zur Kernburg ebenfalls ein stark befestigtes Torhaus mitdavorgelagerter Zugbrücke, wovon nichts mehr steht. Denkt mansich alle diese Gebäude, so kann man ermessen, wie außerordent-lich eng der innere Burghof war.

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    Wappen am Torturm

  • Einen Bergfried, also einen großen zentralen Turm, hatte dieser äl-teste Burgbereich nicht, der Platz reichte einfach nicht aus. Derheute die Ruinen überragende südliche Turm war ein Wohnturm,an den sich die anderen Gebäude anfügten. Das ehemalige massivgebaute Herrenhaus (Palas) mit vorspringendem Treppenturm istnoch gut zu erkennen. Darunter befindet sich ein verschüttetesKellergewölbe, dessen Eingang noch zu sehen ist.

    Rechts neben dem Palas steht der gut erhaltene Küchenbau mit ei-nem Kreuztonnengewölbe im Innern, und wiederum daneben befin-det sich der Schutthügel der einstigen Kemenate, des Frauenhau-ses. Im hinteren Burghof stand das Brunnenhaus. Der mittelalterli-che Brunnen, eigentlich eine Zisterne (Regenwassersammler), istgut erhalten, heute allerdings zugedeckt.

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    Blick in die enge Kernburg. Rechts das Herrenhaus (Palas)Rekonstruktion von Michael Müller

  • In halber Höhe des Wohnturms istan seiner südöstlichen Ecke eineSteinplatte angebracht mit der In-schrift „Anno domini (im Jahre desHerrn) 1528. Zu got stet mein treu.“Philipp IV. von Frankenstein wolltehier seine Treue zum katholischenBekenntnis ausdrücken, nachdemder hessische Landgraf zwei Jahrezuvor die Reformation eingeführthatte und die kleinen Ritterschaftendrängte, dies gleichfalls zu tun. DieFrankensteiner weigerten sich lange,mußten aber dann doch nachgeben.

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    Inschrift am Wohnturm:anno domini 1528

    zu got stet mein treu

    Wohnturm und rechts die Ruine des Herrenhauses (Palas)

  • Die Grabmale in der Kapelle

    Die Grabmale befanden sich bis 1851 in den Kirchen von Eberstadtund Nieder-Beerbach. In der Kapelle ist niemand begraben.

    Das Grabmal links in derBurgkapelle, stellt Hans IV.(gestorben 1558) und seineFrau Irmela von Cleen (ge-storben 1533) dar. Bei derHochzeit 1508 war Hans 16Jahre und Irmela erst 14 Jah-re alt. In 25jähriger Ehe hat-ten sie 13 Kinder. Über denKöpfen sind die Wappen derEltern dargestellt, bei Hanslinks das väterliche WappenFrankenstein und rechts dasder Mutter mit Kronberg imTaunus. Bei Irmela ist dasWappen von Cleen (Kleeblätter) und das mütterliche von Mespel-brunn (drei Ringe) zu sehen. Da Irmela die einzige Erbin derer vonCleen war, konnte mit dieser Hochzeit Familie Frankenstein ihrenBesitz glatt verdoppeln. Zu den südhessischen Besitzungen kamendie reichen Güter in Ockstadt (heute Stadtteil von Friedberg), in derWetterau und vor allem in Sachsenhausen hinzu. Vieles ist bis zumheutigen Tage im Besitz der Familie.

    Das Grabmal gegenüber zeigt Ludwig (gestorben 1606) und Katha-rina von Rodenstein. Auch sie wurden in Eberstadt begraben. Lud-wig war der Enkel von Hans und Irmela.

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    Hans und Irmela von Frankenstein

  • Da die Ehe Ludwigs kinderlos blieb, erlosch mit seinem Tod derBergsträßer Familienzweig. Es erbten die Vettern in Sachsenhau-sen. In seinem Testament beschwor Ludwig seine Erben eindring-lich, Burg Frankenstein niemals an das Haus Hessen gelangen zulassen. Trotzdem geschah genau dieses 1662.

    Den Letzten des jüngeren Stammes, Philipp Ludwig, stellt das gro-ße Denkmal links des Eingangs dar. Er verunglückte tödlich 1602im Alter von nur 21 Jahren, als er mit der Kutsche zu schnell denBerg herabfuhr. Das prächtige Grabmal sieht leider etwas verunstal-tet aus, weil es im Laufe der Zeit mehrfach mit Ölfarbe überstrichenwurde. Auch hatte man die ganze rechte Seite einst weggerissen.Statt mit dem ursprünglichen strahlend weißen Alabaster wurde esdann durch billigen Sandstein ersetzt.

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    Ludwig und Katharinavon Frankenstein

    Philipp Ludwigvon Frankenstein

  • Philipp Ludwig ist mit verzierter Rüstung, feinstem Spitzenkragenund Schwert - es fehlt heute - dargestellt. Im oberen Feld ist die Tau-fe Jesu durch Johannes den Täufer zu sehen. Außerdem ist linksoben Gott-Vater abgebildet und in der Mitte die Taube als Sinnbilddes Heiligen Geistes. Die Häuser im Hintergrund sollen Jerusalemzeigen, doch ähneln sie eher der Burg Frankenstein, denn die hatteder Bildhauer gekannt.

    Familie Frankenstein

    Stammeltern sind Konrad Reiz von Breuberg und Eli-sabeth von Weiterstadt, die 1252 erstmals urkunde-ten. Ihre Söhne nannten sich nach der Burg „Herrenvon und zu Frankenstein“. Nach dem Verkauf derBurg zog die Familie nach Mittelfranken in Bayern,wo die Nachkommen noch heute wohnen.

    Die Herren von Frankenstein waren die Obrigkeit in ihrem Landmit sieben Dörfern. Sie setzten die Ortsverwaltungen und die Pfar-rer ein, waren Gerichtsherren - freilich nur für die niedere Gerichts-barkeit -, und überprüften die Wirtschaftsverwaltung der Gemein-den und Kirchen. Die Untertanen hatten Dienste und Abgaben zuleisten. Wenn man heute Steuern zahlt, so wurde das damals in Ar-beitsleistungen auf den frankensteinischen Äckern, Weinbergenund Gütern abgegolten. Dafür waren die Frankensteiner auch fürden Schutz ihrer Untertanen zuständig, sie hatten für Sicherheit,Recht und Ordnung zu sorgen, und das taten sie auch für 400 Jahre.1402 konnten sie ihre adelige Stellung deutlich verbessern, weil dieBurg unmittelbar unter den Schutz des Deutschen Reiches und Kai-sers gestellt wurde.

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    WappenFrankenstein

  • Die Sage vom Riµer Georg und dem LindwurmNac einer Erzählung von Eduard S$riba (1853)

    E+ war einmal ein sceußlicer Lind-wurm, der die ganze Gegend in Ang#und Scre%en verse~te, indem er alle+versclang. Ganz lüstern zeigte er sicaber nac dem Fleisc junger Mädcen.

    Da befragte da+ vor Ang# vergehendeVolk die alte Ursula, welce die Zukun}prophezeite, und deren Antwort lautete:„Nur, wenn ihr dem Wurm da+ Lieb#eund Scön#e opfert, da+ euer Tal be-si~t, nur dann wird er verscwinden.“O arme+ Mariecen! Die Scön#e imganzen Beerbactal, da+ war# Du.

    Mit ihr hatte Ritter Georg von Franken#ein aber ein heimli-ce+ Liebe+band geknüp}, und de+halb #ellte er sic dem grim-migen Dracen mutig zum Kampfe entgegen. Scre%lic warder Kampf, denn der Wurm spu%te Gi} ring+ um sic her, undmäctige Bucen fielen von den gewaltigen Sclägen seine+Scweife+ darnieder. Wie auc der Wurm wüten mocte, erlag nac einem halb#ündigen Kampfe, tödlic verwundet, be-siegt vor de+ Ritter+ Füßen. Der Ritter se~te aber seinen Fußauf de+ Sceusal+ Rü%en. Da ra{te der Wurm noc einmalseine le~te Leben+kra} auf und umringelte mit dem Scwanzda+ Bein de+ Ritter+ und sendete mit dem Stacel an der ge-

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    Georg von Franken#ein

  • öffneten Kniesciene sein tödlice+ Gift in dessen Blut. Da la-gen nun beide, Sieger und Besiegter, friedlic im Tod neben-einander. Da+ scöne Mariecen aber, die Rose de+ Tale+, siesank darauf vor Scmerz und Gram darnieder.

    Warum wurde die Burg zur Ruine?

    In gut erhaltenem Zustand verkauften die Frankensteiner 1662ihre Burg an Hessen. Der neue Besitzer machte daraus ein Alters-heim für ausgemusterte Soldaten. Zeitweilig diente die Burg auchals Gefängnis für einen einzigen Adeligen. Allerdings wurde wenigGeld für die Bauunterhaltung ausgegeben. Nötige Reparaturen blie-ben aus, es regnete durch die schadhaften Dächer, das Dachgebälkverfaulte, und eines Tages stürzte alles ein. Gestrüpp und Bäumeüberwucherten die Ruine und gaben ihr den Rest.

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    Riµer Georg kämp} mit dem Lindwurm (Gemälde Franz Be#)

  • Die Burg hat in ihrer langen Geschichte zu keiner Zeit Belage-rungen oder irgendwelche kriegerischen Ereignisse ertragen müs-sen, allein Wind und Wetter haben die Burg zerstört. Als dieGebäude deshalb im 18. Jahrhundert einstürzten, verwendeten dieBewohner der umliegenden Dörfer die Burg als billigen Steinbruchzum Bau ihrer Häuser.

    In der Vorburg überstanden einige Gebäude die Zerstörung, weilsie weiterhin als Forsterei genutzt wurden. So blieb das Herrenhausder jüngeren Linie sowie die Stallungen im Kernbestand bis 1965erhalten. Es war dort ein Gasthaus untergebracht, das zugunstender Neubauten aber gänzlich abgerissen wurde. Allein die Kapellewahrt in ihren Mauern noch den alten Baubestand.

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    Frankenstein 1775. (Franz Schütz) Stadtarchiv Darmstadt.

  • Wa+ ist nun mit dem Mon#er?

    „Frankensteins Monster“ ist eine Erfindung der englischen Schrift-stellerin Mary Shelley. Ihr mehrfach verfilmter Roman, wo ein Wis-senschaftler namens Frankenstein mit Leichenteilen einen künstli-chen Menschen erschafft, hat mit der wirklichen Burg Frankensteinrein gar nichts zu tun. Erstens spielt der Roman ganz woanders, undzweitens kommt eine Burg darin überhaupt nicht vor.

    Zwar bereiste Romanautorin Mary Shelley zweimal die hiesige Ge-gend, einmal zu Schiff auf dem Rhein und ein andermal mit der Kut-sche auf der Bergstraße. Doch von Burg Frankenstein hat sie kei-nerlei Kenntnis genommen, sie wußte wohl gar nichts davon. Diezufällige Namensgleichheit ist also das einzige, was man feststellenkann.

    Einen Zusammenhang dieser Monstergeschichte mit unserer Burgherzustellen, ist also mit nichts zu beweisen. Allerdings ist es einesehr erfolgreiche Geschäftsidee.

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    Bild: Axel Deppert

  • Hi#orisce Führungen auf Burg Franken#ein

    Der Geschichtsverein Eberstadt/Frankenstein bietet auf wissen-schaftlich seriöser Grundlage Führungen an. Diese Führungen sindvon der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessensanerkannt. Es wird eine Spende nach eigenem Ermessen für die eh-renamtliche Arbeit des Geschichtsvereins erwartet. Man erfährt da-bei Interessantes zur Baugeschichte der Burg und über FamilieFrankenstein.

    Gescict+verein Eberstadt/Frankenstein64297 Darmstadt, Frankensteiner Straße 7

    Elektropost: [email protected] www.eberstadt-frankenstein.de

    Vermittlung von Führungen auch über die Burggaststätte.

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    Text: Erich Kraft, Bilder und Grafiken: Michael Müller© Geschichtsverein Eberstadt/Frankenstein 2018

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    Hier erhältlich für 17 Euro Die ausführliche Darstellung der FrankensteinerGeschichte. 220 Seiten, durchweg farbige Bilder.

    Zu bestellen auch beim Geschichtsverein.www.eberstadt-frankenstein.de (Anschrift: Seite 15)