21
SWAT SCHIESSEN• WAFFEN•AUSRÜSTUNG •TECHNIK 4 April 2013 ¤ 4,90 www.caliber.de G 12807 Österreich 5,40 Luxemburg 5,80 Niederlande 5,80 Schweiz sfr 9,50 Belgien 5,80 Italien 6,30 Finnland 7,50 Tschechien czk 175 Ungarn HUF1990 Bushmaster ACR Glock Gen 17 Gen 4 Neue Dienstpistole der britischen Armee „Das“ modulare, zivile Selbstladegewehr im Exklusivtest! IWA 2013 Blitzbericht Feste soll man feiern! 20 Jahre H&N High Speed Geschosse 37 Toplaborierungen in 7 Kurzwaffenkalibern Para USA 1911 Pistolen Eisenharte Evergreens Zündende Übersicht Munition News 2013 Schmeisser AR-15 DMR Präzisionsausstattung 4 199113 404907 04

caliber 04/2013 Leseprobe

Embed Size (px)

DESCRIPTION

caliber 04/2013 Leseprobe

Citation preview

Page 1: caliber 04/2013 Leseprobe

SWAT SCHIESSEN • WAFFEN • AUSRÜSTUNG • TECHNIK4

April 2013¤ 4,90

www.caliber.deG 12807

Österreich € 5,40Luxemburg € 5,80Niederlande € 5,80Schweiz sfr 9,50Belgien € 5,80Italien € 6,30Finnland € 7,50Tschechien czk 175Ungarn HUF1990

Bushmaster ACR

Glock Gen 17 Gen 4Neue Dienstpistole der britischen Armee

„Das“ modulare, zivile Selbstladegewehrim Exklusivtest!

IWA 2013 Blitzbericht

Feste soll man feiern!

20 Jahre H&N High Speed Geschosse37 Toplaborierungen in 7 Kurzwaffenkalibern

Para USA 1911 PistolenEisenharte Evergreens

Zündende ÜbersichtMunition News 2013

Schmeisser AR-15 DMRPräzisionsausstattung

41

99

11

34

04

90

70

4

C 4 001-001 Titel.indd 1 12.03.13 09:10

Page 2: caliber 04/2013 Leseprobe

4 ca

liber

4/2

013

TITELTHEMA

Modularer Monopolist:Bushmaster ACR in .223 Remington im Exklusivtest. Seite 6

Feste soll man feiern: Erster Blitzbericht von der 40. IWA

und 2. Enforce Tac 2013.

Seite 20

Wachablösung: Glock G17 Gen4, die neue Dienst-

pistole der UK Armed Forces.

Seite 30

Klassisches Ganzmetall: Para USA 1911 Pistolen im US-Traditionskaliber .45 ACP im Test. Seite 42

Goldenes Geburtstagskind: 20 Jahre H&N Highspeed Geschosse und 37 caliber Top Loads.

Seite 48

Treibstofftrends: Neue Munition von der SHOT Show 2013.

Seite 58

C 4 004-005 Inhalt.indd 4 15.03.13 08:18

Page 3: caliber 04/2013 Leseprobe

5 ca

liber

4/2

013

INHALTTITELTHEMABushmaster ACR .223 Remington Seite 6Auf Entwicklungs- und Konstruktionsarbei-ten der drei bekannten US-Hersteller Mag-pul, Bushmaster und Remington beruht das erste und einzige auf dem deutschen Zivilmarkt erhältliche Gewehr in modularer „Adaptive Combat Ri� e“-Bauweise, das von uns ausführlich erprobt wurde.

MESSEREPORTAGE40. IWA & OutdoorClassics 2013 Seite 20In einem ersten Blitzbericht präsentieren wir die besonders interessanten Neuheiten aus den Marktbereichen Faustfeuerwaffen und klassische Jagd- und Sportwaffen. Nachschlag werden wir mit News aus den Welten der behördlichen/zivilen Scharf-schützen- und Selbstladegewehre, Muniti-on & Wiederladen sowie Optik liefern.

MILITÄR & POLIZEIGranatwerfer im Kaliber 40 mm Seite 62Wirkungsvoll und � exibel ist die 40 mm Mu-nition für Granatwerfersysteme. Aktuell hat beispielsweise die Bundeswehr das Feuer-leitgerät FCU des belgischen Rüstungskon-zerns FN für den am Sturmgewehr G36 mon-tierten Granatwerfer AG-36 eingeführt.

KURZWAFFENNeue Dienstpistole der britischen Armee Seite 30Seit 1967 ist die FN High Power alias L9A1 die Seitenwaffe der britischen Armee. Nun erfolgt der schrittweise Dienstwechsel, denn das MoD hat 25.000 Exemplare der Glock 17 Gen4 geordert, die in Rekordzeit bereits ausgeliefert wurden.

Aktuelle Para USA 1911 Pistolen Seite 42Sieben 1911 Pistolen des Herstellers Para USA stellte uns der neue Importeur zur Ver-fügung, wovon wir mit der Black OPS, P14-45 und GI-LTC drei ausgewählte .45 ACP Modelle erprobten.

LANGWAFFENSchmeisser AR-15 DMR .223 Remington Seite 36Üppig ausgestattet, präsentierte der deut-sche Gewehrproduzent Schmeisser aus Kre-feld auf der IWA 2013 seine im RAL-8000 Farbton gehaltene Version eines halbauto-matischen Scharfschützengewehrs, die wir bereits ausführlich erproben konnten.

MUNITION & WIEDERLADEN20 Jahre H&N Highspeed Geschosse Seite 48Zum Jubiläum präsentieren wir ihnen 37 exzellent schießende Handlaborierungen mit den verkupferten Bleigeschossen des deutschen Herstellers Haendler & Nater-mann in 7 Faustfeuerwaffenkalibern.

Patronen-Neuheiten 2013 Seite 58Ohne den passenden Treibstoff in Gestalt von Munition ist jede Feuerwaffe stumm und

wirkungslos. Wir berichten über die neuen Kaliber, Patronen und Geschosse, die auf der SHOT Show 2013 präsentiert wurden.

OPTIKKleine Marktübersicht neuer Zielfernrohre 2013 Seite 54Ohne jeglichen Anspruch auf Vollständig-keit stellen wir hier einige besonders inte-ressante Optikneuheiten vor.

MESSERMesserdesigner-Portrait Seite 68James Williams ist vor allem durch seine asiatisch beein� ussten Messerkreationen von CRKT bekannt, deren Gestaltung sich erklärt, wenn man den vielseitigen Back-ground des Instruktors kennt.

AUSRÜSTUNGTeutoDefence Einsatzjacke Seite 84TeutoDefence hat mit dem österreichischen Qualitätshersteller „Carinthia“ sowie Ak-tiven von Spezialeinheiten der deutschen Länderpolizeien eine funktionelle Einsatz-jacke konzipiert, die wir erproben konnten.

Schlingentrainer „aeroSling Elite“ Seite 86Ein vielseitiger Trainingspartner ist der praktische „aeroSling Elite“ Schlingentrai-ner von aerobis, den wir seit einem Jahr intensiv erproben.

DIES & DASDisziplin des Monats Seite 72Forum/Leserbriefe Seite 74Termine Seite 76Service Seite 78Magazin Seite 90Impressum Seite 98

Auf dem Titel sehen Sie den tschechischen IPSC-Topschützen und CZ-Teammitglied Zdenek Liehne in Aktion, das Bushmaster ACR Selbstladegewehr in .223 Remington sowie einen Schnappschuss von der offi ziellen MoD Pressekonferenz anlässlich der Einführung der neuen Glock 17 Gen4 Dienstpistole in 9 mm Luger bei der britischen Armee.(Titelfotos: Uli Grohs, Stefan Föll, MoD)

Patronen-Neuheiten 2013 Seite 58Ohne den passenden Treibstoff in Gestalt von Munition ist jede Feuerwaffe stumm und

Akkurate Auslese: Schmeisser AR-15 DMR in .223 Remington im Exklusivtest.

Seite 36

C 4 004-005 Inhalt.indd 5 15.03.13 08:18

Page 4: caliber 04/2013 Leseprobe

TITELTHEMA Selbstladegewehr Bushmaster Adaptive Combat Rifle (ACR) in .223 Remington6

calib

er 4

/201

3

Modularer Monopolist: Das Bushmaster ACR Enhanced im Basiskaliber .223 Remington ist das erste und einzige auf dem deutschen Zivilmarkt erhältliche Selbstladegewehr in modularer „Adaptive Combat Rifle“-Bauweise.

C 4 006-019 Titelthema.indd 6 15.03.13 08:45

Page 5: caliber 04/2013 Leseprobe

7 ca

liber

4/2

013

Modularer Monopolist

Auf Entwicklungs- und Konstruktionsarbeiten der drei bekannten US-Hersteller

Magpul, Bushmaster und Remington beruht das hier vorgestellte Bushmaster

ACR Enhanced Selbstladegewehr im Basiskaliber .223 Remington. Das erste

und einzige auf dem deutschen Zivilmarkt erhältliche Gewehr in modularer

„Adaptive Combat Rifl e“-Bauweise wurde von uns ausführlich erprobt.

C 4 006-019 Titelthema.indd 7 15.03.13 08:45

Page 6: caliber 04/2013 Leseprobe

MESSEREPORTAGE 40. IWA & Outdoor Classics & 2. Enforce Tac 201320

cal

iber

4/2

013

Feste soll man feiern!Was einst 1974 als überschaubare Tischpräsentation einiger Büchsenmacher in Nürnberg begann, hat sich

zu einer weltweit führenden Industrieveranstaltung mit über 1.200 Ausstellern und 38.000 Fachbesuchern

entwickelt. Lesen Sie unseren IWA 2013 Blitzbericht.

„Blitzbericht“ vor allem auch deshalb, weil uns nach Messeschluss exakt zwei Tage Zeit blieben, um pünktlich zum Re-daktionsschluss die ersten wesentlichen Neuheiten aus Nürnberg ins Heft zu pa-cken. Hierbei beschränken wir uns vorerst nahezu ausschließlich auf Faustfeuerwaf-fen und klassische Langwaffen für Jagd und Sport, so dass wir in den kommenden Ausgaben noch „Nachschlag“ mit Neuhei-ten aus den Marktsektoren der behörd-lichen und zivilen Scharfschützen- und Selbstladegewehre, Optiken sowie Muni-tion und Wiederladen liefern werden. Die nackten Fakten der offiziellen Messesta-tistik: 1.207 Aussteller aus 50 Nationen trafen an den vier Messetagen vom 8. bis 11. März auf mehr als 38.000 Fachbesu-cher aus über 100 Ländern. Bei den Un-

ternehmen dominierten nach Deutschland die USA, Italien und Großbritannien, auf Besucherseite die Tschechische Republik, Österreich, Frankreich, Italien und die Russische Föderation. Kleine Retrospekti-ve: Zur ersten IWA Mitte der 1970er Jahre boten rund 100 Aussteller ihre Waren feil, die von etwa 2.000 Besuchern begutach-tet wurden.

Alle Neune

Trotz dieser ohnehin schon beeindrucken-den Erfolgsstory dieser Messe setzt man nach Auskunft des neuen IWA Projektlei-ters der NürnbergMesse, Thomas Preuten-borbeck, weiterhin auf Expansion, so dass die Veranstaltung im kommenden Jahr in neun anstatt acht Hallen stattfinden

wird. Die im Vergleich zur IWA noch in den Kinderschuhen steckende, ein Tag früher startende, spezialisierte Sicherheitsfach-messe Enforce Tac mit der Europäischen Polizeitrainer-Fachkonferenz sowie der Fachkonferenz der Deutschen Hochschu-le der Polizei unter Schirmherrschaft des Bundesministers des Innern, Dr. Hans-Peter Friedrich, entwickelt sich ebenfalls mit 20% Zuwachs und somit 1.700 Fachbe-suchern sehr manierlich. 40% der behörd-lichen Sicherheitsexperten kamen dabei aus dem Ausland nach Nürnberg.

Faustfeuerwaffen

Im Vorfeld der Messe waren wir bereits lan-desweit unterwegs, um den beiden recht unterschiedlich strukturierten Kurzwaf-

Stolzes 40jähriges Jubiläum: In der „alten Welt“ Europa hat das traditionsreiche Büchsenmacherhandwerk einen höheren Stellenwert als in den USA, was die IWA 2013 Leistungsschauen mit exklusiven, gravierten und sündhaft teuren Einzelanfertigungen renommierter deutscher Waffenschmieden wie Blaser, Mauser oder Sauer & Sohn eindrucksvoll beweisen.

C 4 020-029 Neuheiten.indd 20 15.03.13 08:58

Page 7: caliber 04/2013 Leseprobe

21 c

alib

er 4

/201

3

fenherstellern Korth in Hessen und SIG Sauer in Schleswig-Holstein einen Besuch abzustatten. Die Firma Korth hat seit 2010 wieder die Fertigung ihrer Revolver in al-ter Qualität aufgenommen. Neu ist aber die Produktionsstätte, die nun nicht mehr in Ratzeburg, sondern in Lollar ansässig ist. Korth ist ein Teil der PTW Group, ein Automobilzulieferer, der unter anderem Spezialteile für Audi und Lamborghi-ni fertigt. Aufgrund guter Beziehungen konnten wir uns im hochmodernen Werk einen Eindruck vom neuen Produktport-folio verschaffen. Weil die edlen Revolver in Kleinstserien nach Kundenwünschen gefertigt werden, ist „Lagerware“ ein Fremdwort und man muss wohl schon ein wenig Geduld mitbringen, wenn man stol-zer Besitzer eines neuen Korth Revolvers werden möchte. Umso erfreuter sind wir, in Kürze einen Korth Classic Revolver in .357 Magnum mit 4“-Lauf als Testwaffe zu erhalten. Die Classic Baureihe wird in den Kalibern .22 Long Rifl e, .32 S&W Long, .38 Special und .357 Magnum in Laufl ängen von 3“, 4“, 5,25“ und 6“ offeriert, doch auch andere Kaliber und Laufl ängen sind auf Sonderwunsch erhältlich. Eine fröhli-che Wiederauferstehung feiert auch die originale Ganzstahlpistole mit Schwen-kriegelverschluss von Willi Korth, die wir in neuer, blitzsauber gefertigter Ausfüh-rung in den Kalibern 9 mm Luger und .45 ACP bereits auf der SHOT Show 2013 zu Beginn dieses Jahres bewundern konnten. Weil die Tuschezeichnungen und Blaupausen des einstigen Firmengründers erst einmal für die moderne Fertigung auf Mehrachsen-Fräsmaschinen auf Computerprogramme über-tragen werden mussten, dau-

erte es einige Zeit, bis dieser Klassiker wieder zum Leben erweckt werden konnte. Das Qualitätsdenken von Willi Korth hat auch der neue Geschäftsführer Andreas Weber vollends übernommen, so dass bis auf Lauf und Griffschalen alles im eigenen Haus gefertigt wird – was zum Beispiel für das aufwendig aus einem Stück erodierte, einrei-hige Magazin gilt. In Zu-kunft hat man noch viel vor, so gedeihen schon

Pläne rund um eine eigene Repetierbüch-se, natürlich nicht als Massenprodukt sondern als aus exquisiten Materialien be-stehende Einzelanfertigung mit höchstem Verarbeitungsniveau – ganz im Sinne von Willi Korth eben. Als Gast waren wir auch bei dem renommierten Serienproduzen-

Luxuriöse Verbeugung vor der Kultur der Samurai: Eine in rund viermonatiger Handarbeit von Ralph Salzmann veredelte SIG Sauer X-Five mit Drachen, dessen Augen aus funkelnd roten Rubinen bestehen. Der Preis für die aufwendig gravierte und dekorierte Pistole mit Damasttanto in einer hochwertigen Präsentati-onsschatulle aus japanischem Zedernholz beläuft sich auf rund 35.000 Euro.

Schnittiges von der Ostküste: Mit dem Slogan „Erwarte das Unerwartete“ präsentierte SIG Sauer die Nachfolgegene-ration der „X-Line“ Sportpistolen, die wir vorab schon im Werk besichtigen konnten. Hier die X Short Match in kurzer P226 Bauart sowie X-Five und X-Six Supermatch mit 5“- und 6“-Lauf.

C 4 020-029 Neuheiten.indd 21 15.03.13 08:59

Page 8: caliber 04/2013 Leseprobe

KURZWAFFEN Glock G17 Gen 4 in 9 mm Luger neue Dienstpistole der englischen Streitkräfte30

cal

iber

4/2

013

C 4 030-035 Glock.indd 30 15.03.13 09:01

Page 9: caliber 04/2013 Leseprobe

31 c

alib

er 4

/201

3

Für die nahezu fanatischen Anhänger ist sie „die“ in Design und Funktion schnörkellose, genial simple Dienst-

pistole sowie der legitime Nachfolger der Colt Government 1911-A1 und für Kritiker ist sie schlichtweg nur „ballistische Tup-

perware“. Tatsache ist und bleibt aber, dass die österreichische Glock Pistolenfa-milie eine unvergleichliche Erfolgsstory in der Welt der polymeren Dienstwerkzeuge für Militär und Polizei vorzuweisen hat. Immerhin beherrscht man nach wie vor alleine 65% des riesigen US „Law Enforce-ment“ Marktes. Auf der SHOT Show 2010

stellte Glock erstmals die neue Gen 4 Pis-tolenbaureihe vor, die Veränderungen zur dritten Generation sind umfangreich und hier nur in Stichpunkten wiederge-geben: SF (Short Frame) Griffstück mit verkürztem Abstand zwischen Rücken

und Abzug, auswechselbaren Griffrücken (MBS; Multiple Back Straps), verbesser-ter, griffi ger RTF (Rough Textured Frame) Oberfl ächenstruktur sowie vergrößertem Magazinauslöseknopf. Neue, in sich gekap-selte, metallene und somit etwa 15 Gramm schwerere Teleskopfederführungsstange mit zwei Schließfedern unterschiedlicher

Stärke anstatt einfacher Kunststoffstan-ge mit Flachdrahtfeder. Neuer Verschluss mit modifi zierter Mündungsbrille (für die neue Schließfedereinheit), überarbeitet-em Ausstoßer. Aufgrund gewisser Start-schwierigkeiten bei der 2010 erfolgten Einführung der vierten Generation hat die Reputation „der“ österreichischen Dienst-pistole etwas gelitten. Obwohl diese an-fänglichen Kinderkrankheiten von Aussto-ßer und Schließfeder längst behoben sind und der Vergangenheit angehören – mit diesem Thema werden wir uns in einer spä-teren Ausgabe detaillierter beschäftigen – halten sich in der vernetzten Waffenwelt die Gerüchte, dass die Pistolen der Gen 4 Serie nicht so viel taugen würden wie ihre Vorgänger. Dies ist gerade für einen Her-steller, dessen Fabrikate weltweit ein Syn-onym für höchste Zuverlässigkeit sind, ein unschöner Umstand. Doch stimmen die Kritiken? Um dieser Sache weitgehend auf den Grund zu gehen, läuft momentan un-ter anderem ein hauseigener 5.000 Schuss Dauertest einer Glock 17 Gen 4, der sich im Vergleich zu wahren Belastungserprobun-gen mit 71.260 Schuss in 473 Tagen (www.pistol-training.com) aber recht beschei-den ausnehmen wird. Solcherart Testtor-turen sowie der Gewinn der Ausschreibung der britischen Armee sprechen eine deutli-che Sprache „pro“ Glock 17 Gen 4.

Österreicherin auf der Insel

Bereits am 10. Januar dieses Jahres ver-anstaltete das britische Verteidigungs-ministerium in den „Royal Artillery Bar-racks“ in Greenwich im Südosten Londons eine offi zielle Pressekonferenz rund um

Wachablösung: Die britischen Streitkräfte (UK Armed Forces) haben sich nach mehr als zwei Jahren an Erprobungen für die österreichische Glock 17 Gen 4 in 9 mm Luger als neue Dienst-pistole entschieden.

Wach- ablösungSeit 1967 ist die FN High Power alias L9A1 die Seitenwaffe der britischen Armee. Nun erfolgt der schritt-

weise Dienstwechsel, denn das MoD (Ministry of Defence, Verteidigungsministerium) hat 25.000 Exempla-

re der Glock 17 Gen4 geordert, die in Rekordzeit bereits ausgeliefert wurden.

C 4 030-035 Glock.indd 31 15.03.13 09:01

Page 10: caliber 04/2013 Leseprobe

LANGWAFFEN Schmeisser AR-15 Designated Marksman Rifl e (DMR) in .223 Remington36

cal

iber

4/0

13

Akkurate AusleseÜppig ausgestattet mit Uhl Matchabzug, 18“-Lauf mit neuem Schmeisser Mündungsfeuerdämpfer und

Steiner Military 5-25x56 Zielfernrohr, präsentierte der deutsche Gewehrproduzent Schmeisser aus Krefeld

auf der IWA 2013 seine im RAL-8000 Farbton gehaltene Version eines halbautomatischen Scharfschützen-

gewehrs, die wir bereits ausführlich erproben konnten.

Eigentlich als Abrundung der Modell-familie für Behörden konzipiert, wird dieses Präzisionsgewehr in modi� -

zierter Form nun auch auf dem Zivilmarkt angeboten. Das Besondere dieses Modells

ist, dass Maximalaufwand bei der Auswahl der zusammengehörigen Hauptbestand-teile betrieben wird. Griffstück („lower receiver“) und Systemgehäuse („upper receiver“) werden mit viel Akribie aus der

laufenden Produktion ausgewählt, um absolute Minimaltoleranzen bei der Ab-stimmung realisieren zu können. Dies war eindrücklich in der Werkstatt zu bemer-ken, als wir bei der üblichen Komplettde-

Akkurate Auslese: Das Schmeisser Selbstladegewehr AR-15 Designated Marksman Rifl e (DMR) in .223 Remington in erlesener Komplett-ausstattung mit Uhl Matchabzug, 18“ Lothar-Walther-Matchlauf und Steiner Military 5-25x56 Zielfernrohr.

C 4 036-041 Schumacher.indd 36 15.03.13 11:53

Page 11: caliber 04/2013 Leseprobe

37 c

alib

er 4

/201

3

montage für die Begutachtung der Verar-beitung die Komponenten voneinander trennen wollten. Die Passungen zwischen Griffstück und Oberteil waren spielfrei, so dass schon etwas Kraftaufwand vonnöten war, um mit einem Durchschlag die Zer-legestifte herausdrücken zu können. Ab und an vertreten Experten aus der AR-15 Welt die Ansicht, dass das Spiel zwischen „lower“ und „upper“ keinen wesentlichen Ein� uss auf die Schussleistung hat. Wer allerdings schon einmal Highspeed-Auf-nahmen in Extremzeitlupe von Sturmge-wehren in 5,56x45 mm NATO im vollauto-matischen Feuer gesehen hat, wird wissen, dass selbst im kleinen, aber pfeilschnellen

Gewehrkaliber .223 Remington enorme Rückstoß- und Torsionskräfte auf das Waffensystem einwirken. Bei einem lo-sen Sitz der Hauptbestandteile wird das obere Systemgehäuse verstärkt in Schwin-gungen versetzt, die von Schuss zu Schuss unterschiedlich ausfallen und somit die Präzision deutlich beeinträchtigen kön-nen.

Ungeliebte Vibrationen

Doch bei Minimaltoleranzen zwischen den Komponenten werden die im Schussvor-gang entstehenden Kräfte vornehmlich in das Griffstück abgeleitet und in der Schüt-zenschulter abgefangen. Beherrscht der Schütze einen über Schussserien gleich-mäßigen Anschlag mit kontrolliertem, wiederholgenauem Rücklaufweg der Waf-fe, dann stimmt auch die Schussleistung. In der Schießpraxis wird dem Schützen die Umsetzung dieser der Waffe innewohnen-de Präzision auf die Zielscheibe vor allem dadurch erleichtert, wenn sie mit einer hohen Abzugskultur glänzen kann. Exakt dieselbige hat das Schmeisser AR-15 DMR mit eingebautem Uhl Matchabzug vor-zuweisen. Die justierbare Abzugseinheit ermöglicht die Einstellung von Abzugs-gewichten in einem breiten Spektrum von

1.000 bis 2.750 Gramm, was wiederum viel Spielraum bei unterschiedlichsten Regel-werken der Schießsportverbände lässt. Ab Werk einjustiert war der Matchabzug auf niedrige 1.084 Gramm, womit er beispiels-weise problemlos für alle interessanten BDS Disziplinen eingesetzt werden könn-te. Bei sauberer Charakteristik muss man im Vorzugsweg 930 Gramm bis zum Druck-punkt überwinden, so dass bis zur Schus-sauslösung nur noch 150 Gramm verblei-ben. Bei dieser Abzugsqualität kann sich zumindest ein routinierter Schütze prak-tisch keinen Abzugsfehler mehr erlauben.

Keine Ausreden!

Das klassische, von Eugene Stoner erson-nene und bei Schmeisser im Detail modi-� zierte Gasdruckladersystem mit Dreh-kopfverschluss und direkter Gaszuführung

Das Schmeisser AR-15 DMR basiert auf dem originalen Stoner Gasdruckladersystem mit direkter Gaszuführung. Es existieren aber bereits auch Schmeisser AR Gewehre mit indirekter Gaszuführung und Kurzhubimpulsgestänge.

Die Schulterstütze von CAA Tactical offeriert reichliche Jus-tiermöglichkeiten für eine Feinabstimmung im Anschlag.

Gewehrkaliber .223 Remington enorme Rückstoß- und Torsionskräfte auf das Waffensystem einwirken. Bei einem lo-sen Sitz der Hauptbestandteile wird das obere Systemgehäuse verstärkt in Schwin-gungen versetzt, die von Schuss zu Schuss unterschiedlich ausfallen und somit die

originalen Stoner Gasdruckladersystem mit direkter Gaszuführung. Es existieren aber bereits auch Schmeisser AR Gewehre mit indirekter Gaszuführung und Kurzhubimpulsgestänge.

C 4 036-041 Schumacher.indd 37 15.03.13 11:54

Page 12: caliber 04/2013 Leseprobe

KURZWAFFEN Aktuelle Para USA 1911 Pistolen in .45 ACP 42

cal

iber

4/2

013

Pistolen vom Pionier: Die in Nordamerika ansässige Firma Para USA mit kanadischen Wurzeln hat Pioniertaten in der 1911er Welt geleistet. Von den hier sieben examinierten Mo-dellen gingen drei Klassiker in .45 ACP auf die Schießbahn.

C 4 042-047 Para.indd 42 15.03.13 11:40

Page 13: caliber 04/2013 Leseprobe

43 c

alib

er 4

/201

3

7auf einen StreichGleich sieben 1911 Pistolen des bekannten Herstellers Para USA stellte uns der neue Importeur, Hofmann aus Mellrichstadt, zur Verfügung, wovon wir aber mit der Black OPS und dem Hi Cap Klassiker in Form der P14-45 , beide mit 5”-Lauf, sowie der GI-LTC, eine Commander Version mit 4,25”-Lauf, nur drei ausgewählte

Modelle in der Schießpraxis erprobten.

Das ursprünglich als Para-Ordnance aus Toronto, Kanada, bekannte Un-ternehmen wurde 1985 von Thanos

Polyzos und Ted Szabo gegründet und hat Pionierarbeit geleistet, war es doch der erste Hersteller eines High Capacity Griffstücks für doppelreihige Magazine für 1911er Pistolen. Ebenso war Para-Ordnance mit dem 1999 vorgestellten „Light Double Action“ (LDA) Abzugssystem der erste Her-steller, der einen permanenten Spannab-zug (Double Action Only; DAO) erfolgreich in eine serienmäßige 1911er mit ein- oder doppelreihigen Magazinen transplantierte. Der Ingenieur Szabo verstarb im Jahr 2007, so dass der auf die Unterhaltungsindustrie spezialisierte Jurist Polyzos das Unterneh-men weiterführte, das von Toronto, Kanada nach North Carolina, USA, umsiedelte. Der-weil brodelte es in der Gerüchteküche schon länger, dass die Freedom Group von Cerbe-rus Capital auf der Kaufsuche nach einem Faustfeuerwaffenproduzenten war, um das Firmenportofolio in der US-Waffenindust-rie abzurunden. Schließlich kam es Anfang 2012 zum Kauf des mittlerweile unter Para USA fi rmierenden Unternehmens, was Insi-der nicht allzusehr überraschte. 1995 hatte Para-Ordnance einen Rechtsstreit gegen den spanischen Waffenhersteller Llama wegen U.S. Patentrechtsverletzungen be-züglich des 1911 Hi Cap Rahmens verloren, die vom FBI HRT eingeführte Dienstwaffe auf Para Ordnance P14-45 Basis erwies sich als störanfällig, was einen gewissen Image-schaden zur Folge hatte und der Bann von Hi Cap Magazinen unter der Clinton Admi-nistration sowie der Boom der klassischen 1911 „Single Stack“ mit schlankem Griffs-tück trug ebenfalls nicht zu übermäßig er-folgreichen Geschäftsjahren bei. Schließ-lich mischte Para-Ordnance auch auf dem Markt der klassischen 1911er für einreihige Magazine mit. Als Flop in jüngster Zeit er-wies sich wohl auch das eigentlich viel-versprechende, von Alan Zitta entwickelte

Selbstladegewehr LR-300, das wieder sang- und klanglos aus dem Para USA Programm verschwand. Mit dem Besitzerwechsel scheint aber wieder mehr Schwung ins Para USA Geschäft zu kommen, präsentierte man doch beispielsweise auf der SHOT Show 2013 unzählige neue Pistolenmodelle.

Para Black OPS

Die sicherlich interessanteste Neuerschei-nung unseres Testtrios ist die mattschwarz beschichtete 1911 Black OPS, die zur Auf-nahme eines Licht-Laser-Modules mit ei-ner Picatinny-Schiene am „Dust Cover“ des Griffstücks ausgestattet ist. Das haus-eigene, mattgraue bis schwarze „Ionbond Finish“ soll dreimal härter als Chrom sein und zudem über bessere Gleiteigenschaf-ten verfügen. Die sehr griffi gen und zudem optisch ansprechenden G-10 Griffschalen

stammen vom amerikanischen Hersteller VZ Grips (www. vzgrips.com) und werden auch für andere Pistolen- und Revolvermodelle angeboten. Aber auch für den Sportschüt-zen ist die taktische Aufmachung brauch-bar, denn die Black OPS verfügt nicht nur über eine beidseitige Sicherung, sondern auch über ein vollwertiges Mikrometervi-sier mit sauberem Visierbild. Der 5”/127 mm lange „Match Grade Lauf“ in klassischer Bauweise mit Laufführungsbuchse besitzt ein abriebfestes, schwarzes „PK2“ Finish und unter ihm ist eine mündungslange Federführungsstange angeordnet. Wahr-scheinlich dürfte es dem populären US-Top- und ehemaligen Para Ordnance/Para USA Werksschützen Todd Jarrett oder seinem Nachfolger, United States Army Marksman-ship Unit (USAMU) Sergeant Travis Tomasie, zu verdanken sein, dass das Korn mit einem feinen, nur rund 0,75 Millimeter durchmes-

Die drei Testkandidaten im Überblick (von oben): Para USA P14-45 Limited mit Großraumgriffstück für doppelreihige Tanks, Para Black OPS mit schmalem Rahmen für einreihige Magazine sowie die mit 4,25“ Lauf ausgestatte GI-LTC.

C 4 042-047 Para.indd 43 15.03.13 11:40

Page 14: caliber 04/2013 Leseprobe

WIEDERLADEN 20 Jahre H&N High-Speed Geschosse48

cal

iber

4/2

013

Goldiges Jubiläum. Innerhalb der letzten 20 Jahre haben sich die verkupfer-ten H&N High Speed Geschosse als feste Größe auf dem Wiederlademarkt etabliert. Zum 20-jährigen Geburtstag haben wir eine Hitliste der bestschie-ßenden Faustfeuerwaffen-Handlaborierungen zusammengestellt.

C 4 048-053 Wiederladen.indd 48 15.03.13 11:32

Page 15: caliber 04/2013 Leseprobe

49 c

alib

er 4

/201

3

Goldenes GeburtstagskindVor zwei Dekaden begann die Firma Haendler & Natermann ihre bis dato nur als reine Blei- oder mit

Kunststoff überzogenen Geschosse mit einer Kupferschicht zu versehen. Die ständig gute Verfügbarkeit, die

Vielzahl an unterschiedlichen Konfigurationen und ein schnelles Reagieren auf Marktbedürfnisse räumten

den High-Speed Geschossen eine gute Reputation bei den Wiederladern ein. Zum Jubiläum präsentieren

wir ihnen 37 exzellent schießende Handlaborierungen in 7 Faustfeuerwaffenkalibern.

Die Geschichte der Firma Haendler & Natermann beginnt im Jahre 1830 mit der industriellen Fertigung von

Bleibarren und Folien. Der ehemalige Be-festigungsturm in Hann. Münden diente dem Besitzer, Carl Georg August Nater-mann, ab 1848 dazu, Bleischrote im Fall-turm herzustellen. Der zweite Namens-geber, Johann Georg Haendler, schied bereits 1835 aus dem Unternehmen aus, sein Name ist aber heute noch Bestand-teil der Firmenbezeichnung. Seit 1955 beschäftigte man sich dann auch mit der Herstellung von Luftgewehrkugeln und Geschossen. Bleigeschosse oder die später mit einer grün-grauen Kunststoffschicht überzogenen Projektile für Großkaliber-Faustfeuerwaffen führte man auch schon länger im Programm, als 1993 die ersten verkupferten H&N Geschosse auf den Markt kamen. Sicherlich war zu diesem Zeitpunkt die Technik keine Neuschöp-fung, denn einige Hersteller, wie zum Bei-spiel Speer, verkupferten ihre Geschosse galvanisch schon einige Jahre früher, doch der Boom im Großkaliberschießen in den frühen 1990er Jahren dürfte der Grund für Haendler & Natermann gewesen sein, auf diesen Zug aufzuspringen.Ab 1995 wurden die Geschosse dann zu-sätzlich zur Kupferschicht noch mit einer Kunststoffschicht versehen, welche die Reibung im Lauf minimierte und zudem höhere Geschossgeschwindigkeiten bis über 400 m/s zuließ. Später folgten dann auch Geschosse für Langwaffen, die heu-te in den Kalibern 6,5 mm, 7 mm, .303“,

308“, 8 mm, 8,15 mm und .45“ zur Verfü-gung stehen, und vor allem für reduzierte Scheibenladungen im Ordonanzgewehrbe-reich verwendet werden. Ergänzt wurden die Geschosse ab 2004 durch ein eigenes Wiederladebuch, das in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen caliber Mitarbeiter Robert Riegel entstand. Das mittlerwei-le in der dritten Auflage erhältliche und 288 Seiten umfassende Buch gehört zur raren Fachliteratur in deutscher Sprache. Das Werk im niedersächsischen Hanno-versch Münden mit rund 40 Mitarbeiten produziert neben der breit gefächerten Geschosspalette für Druckluftwaffen üb-rigens etwa 28 Millionen Großkaliberge-schosse im Jahr.

Matchtaugliches aus Münden

Das H&N High Speed Geschoss wird in ei-nem rund mehrstündigen Verfahren mit einer rund 85 bis 100µm, das heißt etwa 0,085 bis 0,1mm, dicken Kupferschicht versehen. Das Kupfer wird mit Hilfe von Strom elektrolytisch aufgetragen, bei ei-nem .357“ Geschoss mit 180 Grains Ge-wicht dauert dieser Vorgang beispielsweise etwa fünf Stunden. Die steigenden Ener-giekosten der letzten Jahre dürften auch dafür gesorgt haben, dass die früher recht große Preisspanne zwischen einem Man-tel- und einem verkupferten Geschoss im-mer geringer wird. Ein großer Vorteil, den die goldenen Geschosse aus Hannoversch Münden aber vorweisen können, ist neben der ständigen Verfügbarkeit auf dem deut-

schen Markt auch der Variantenreichtum in der Geschossauswahl. Was taugen die interessantesten Komponenten aus den USA, wenn sie ohnehin fast nie zu kriegen sind? Zum aktuellen Zeitpunkt fertigt man bei Haendler & Natermann genau 64 High-Speed Geschosse in 8 Kurzwaffenkalibern. Einige Kaliber sind in Abstufungen von 0,001“ erhältlich, was durchaus nützlich bei der Entwicklung der Ideallaborierung sein kann, denn gerade im Allerwelts-pistolenkaliber 9 mm Luger weichen die Laufabmessungen von engen .354“ vieler amerikanischer Hersteller bis zu weiten .357“ der sportlich häufig anzutreffenden SIG 210 ab. Hier kann man dann Feinab-stimmung betreiben. Neben der 9 mm ist auch der Kaliberbereich der .44er Patro-nen gut aufgestellt, die bei der potenten Revolverpatrone .44 Magnum einen .429“ bis .430“ Diameter im Falle der Western-patrone .44-40 Winchester aber nur einen Diameter von .427“-.429“ benötigen. Für softe Scheibenladungen im Kaliber .44 Magnum gibt es zudem analog zur belieb-ten .38 Special Wadcutter auch ein verkup-fertes Pendant im Diameter .429“ mit 220 Grains Geschossgewicht. Aber auch in der Sparte der fetten Magnumkaliber à la .454 Casull, .460 Smith & Wesson Magnum, .50 Action Express oder .500 Smith & Wesson Magnum hat man bei H&N einige Geschos-se auf Lager, die als alternative Mantelge-schosse nicht immer leicht zu bekommen geschweige denn kostengünstig sind. Auch hier können die H&N High Speed Projektile ein interessantes Betätigungs-

C 4 048-053 Wiederladen.indd 49 15.03.13 11:32

Page 16: caliber 04/2013 Leseprobe

OPTIK Kleine Marktübersicht neuer Zielfernrohre 201354

cal

iber

4/2

013

AusblickeAuf dem boomenden US-Markt dominieren nach wie vor die Optiken für „Modern Sporting Rifl es“ (MSR),

also für Selbstladegewehre im bevorzugten AR-15 Stil. Hierbei wird das Angebot durch spezialisierte Gläser,

die beispielsweise mit hohen Zoomfaktoren oder Ballistikabsehen ausgerüstet sind, immer facettenreicher.

Ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit stellen wir hier einige besonders interessante Optikneuheiten vor.

Im Rahmen unseres SHOT Show Be-richts in caliber 3/2013 haben wir mit dem amerikanischen Komplettsys-

tem „Trackingpoint“ sowie den deutschen Ferngläsern Leica Geovid HD-B 42 die un-serer Meinung nach Aufsehen erregenden News aus der Welt der Ferngläser, Laser-entfernungsmesser, Leuchtpunktvisiere, Spektive und Zielfernrohre bereits abge-handelt. Trotzdem wurden auf dem sich stetig wandelnden Optikmarkt, auf dem besonders „Fortschritt durch Technik“ gilt, viele weitere innovative Produkte prä-sentiert. Hier ein Teil unserer Fahndungs-ergebnisse von der US Zivilwaffenmesse in Las Vegas, Nevada. Burris offeriert mit dem AR-F3 ein FastFire III Leuchtpunktvisier mit 3 MOA Leucht-punkt in einer kompakten, schützenden Montageeinheit mit zusätzlichem Batte-

rie- und Werkzeugcontainer, die auf den üblichen Montageschienen der Gewehre angebracht werden kann. Aufgrund der wachsenden Popularität der sogenann-ten „Scout Ri� es“ – das sind nach Ideen von Jeff Cooper führige Repetiergewehre

in Standardkalibern wie .308 Winchester mit speziellen Ausstattungsmerkmalen und weit vorne montierten, kompakten Zielfernrohren, die beispielsweise von Ruger oder Mossberg offeriert werden – bringt Burris das kleine Scout Zielfernrohr

Die Optik bestimmt wesentlich das Einsatzspek-trum der Langwaffe. Seit vielen Jahren ein „Big Player“ in den USA ist der schwedische Pionier der Leuchtpunktvisiere, Aimpoint. Hier ein Schüt-ze mit einem HK G36C mit Aimpoint CompM4 und dreifachem Vergrößerungsvorsatz 3xMAG.

Burris FastFire AR-F3 Leuchtpunktvisier.

C 4 054-057 Optik.indd 54 15.03.13 12:17

Page 17: caliber 04/2013 Leseprobe

55 c

alib

er 4

/201

3

2-7x32 heraus. In eine andere, modernere Richtung zielt das neue Burris „Skull Tac“ Zielfernrohr 1-4x24 im Komplettpaket mit hauseigener P.E.P.R. Montage und obenauf montiertem FastFire III Leucht-punktvisier. Das kompakte Glas mit 30 mm Mittelrohrdurchmesser kommt mit einem auf .223 Rem. und .308 Win. Munition ab-gestimmten „Ballistic CQ 5.56/7.62“ Abse-hen daher. Preis in den USA: 630 $ (www.burrisoptics.com). US Gigant Leupold (siehe auch caliber 1/2013) hat stets eine riesige, frische Produktpalette zu bieten, was beispielsweise die jungen Zielfernroh-re der Mark 6 Baureihe untermauern. Die zwei Modelle mit 34 mm Mittelrohrdurch-messer, sechsfachem Vergrößerungsfak-tor und Absehen in der ersten Bildebene in 1-6x20 und 3-18x44 in unterschiedlichen Ausstattungskon� gurationen sind trotz ihrer Kompaktmaße äußerst leistungs-fähig. Auch neu sind die vier Modelle der Mark AR MOD 1 Linie in 1,5-4x20, 3-9x40, 4-12x40 und 6-18x40, die optional mit ei-nem grün leuchtenden „FireDot“ Absehen in zwei Versionen (SPR; Special Purpose Reticle und TMR; Tactical Milling Reticle) zu haben sind (www.leupold.com). Auch Nikon Sport Optics kämpft auf dem Markt der „taktischen“ Optiken für Selbstladege-wehre im großen Stil mit und präsentiert wahre Spezialitäten, die aller Voraussicht nach aber nur auf dem US-Markt angebo-ten werden. Hierzu zählt sicherlich das

neue Zielfernrohr P-300 BLK 2-7x32, dessen Absehen speziell auf die Ballistik im Unter- und Über-schallbereich der in den USA so popu-lären Gewehrpatrone .300 AAC Blackout abgestimmt ist. In unterschiedlichen Fi-nishs vom schlichten Mattschwarz bis zum „Mossy Oak“ oder „Realtree“ Camou� age gibt es die sechs Nikon Zielfernrohre in 3-9x40 und 4-12x40 der „Coyote Special“ Reihe. Auch für dieses Glas offe-riert Nikon auf der Homepage die „Spot On Ballistic Match Technology“, ein Ballistik-programm, mit dem die Hal-tepunkte für das ballistische Absehen und unterschiedlichste Kaliber/Munitionslaborierungen sowie Distanzen ermittelt werden können. „Spot On“ kann man sich auch auf sein „phone“ oder „pad“ herunter laden (www.nikonhunting.com). Red� eld, 2008 von Leupold geschluckt, offeriert ebenfalls erstaunlich günstige Optiken mit interessanten Ausstattungs-merkmalen und marschiert dabei auch in die taktisch-sportliche Richtung. Das un-terstreichen schon die Namensgebungen „Battlezone“ und „Counterstrike“ für eine neue Zielfernrohr- und Leuchtpunktvisier-linie. Das Red� eld 3-9x42 Battlezone weist ein TAC MOA Strichabsehen für die Entfer-nungsschätzung, eine ¼ MOA Klickver-stellung und Geschoss� ugbahnkompen-sation (BDC; Bullet Drop Compensation) auf. Zwei auswechselbare Ballistiktürme sind auf die Ballistik einer .223 Reming-ton mit 55 Grains Geschoss und 3.100 fps (945 m/s) sowie einer .308 Winchester mit 168 Grains Geschoss und 2.650 fps (810 m/s) Geschwindigkeit kalibriert. Im Vergleich zu angesagten Minileuchtpunkt-visieren in Gestalt eines Aimpoint Micro

H-1/T-1 wirkt das Red� eld CounterStrike Leuchtpunktvisier eher wuchtig und dürf-te mit seinen vielen Bedienknöpfen auf dem eckigen Gehäuse vor allem Schützen mit gesundem Spieltrieb ansprechen. Das Gerät offeriert einen grünen oder roten 4 MOA Leuchtpunkt mit elf Leuchtinten-sitätsstufen (zwei davon kompatibel mit Nachtsichttechnik) sowie einen integrier-ten, roten Laser im sichtbaren Wellenbe-

Burris Scout Zielfernrohr 2-7x32.Mit speziellem Oberfl äschenfi nish: Burris „Skull Tac“ Zielfernrohr 1-4x24 im Setup mit Montage und Leuchtpunktvisier.

Kompakte Leistung: Leupold Mark 6 Zielfernrohr 3-18x44 M5B2.

schallbereich der in den USA so popu-lären Gewehrpatrone .300 AAC Blackout abgestimmt ist. In unterschiedlichen Fi-nishs vom schlichten Mattschwarz bis zum „Mossy Oak“ oder „Realtree“ Camou� age gibt es die sechs Nikon Zielfernrohre in 3-9x40 und 4-12x40 der „Coyote Special“ Reihe. Auch für dieses Glas offe-

Das kleine Schwarze: Leupold Mark AR 1,5-4x20 mit „FireDot“ Leuchtabsehen.

nach aber nur auf dem US-Markt angebo-ten werden. Hierzu zählt sicherlich das

Fürs Flüstern: Nikon P 300 BLK 2-7x32 Zielfernrohr.

Waldgeist: Nikon 4-12x40 „Coyote Special“ Zielfernrohr auf einem Selbstladegewehr mit identischem Camoufl age.

C 4 054-057 Optik.indd 55 15.03.13 12:18

Page 18: caliber 04/2013 Leseprobe

MUNITION Patronen-Neuheiten 201358

cal

iber

4/2

013

TreibstofftrendsOhne den passenden Treibstoff in Gestalt von Munition ist jede Feuerwaffe stumm und wirkungslos. Wir be-

richten über die neuen Kaliber, Patronen und Geschosse, die auf der SHOT Show 2013 präsentiert wurden.

Durch die während der Messe als Folge der tragischen Ereignisse von New-town verkündete „Executive Order“

zum Waffenerwerb des US-Präsidenten Ba-rack Obama wurde eine Entscheidung des ATF (Bureau of Alcohol, Firearms and To-bacco) völlig in den Hintergrund gescho-ben, die dennoch die Munitionsindustrie in den Vereinigten Staaten beunruhigte. Vom ATF wurden die Kupfergeschosse als „panzerbrechend“ klassifiziert und damit dem Verbot solcher Geschosse unterstellt. Grundsätzlich fallen Geschosse, die über-wiegend aus Materialien wie zum Beispiel Messing oder auch Berryliumkupfer beste-hen, unter das Verbot. Geschosse aus nor-malem Kupfer werden dort jedoch nicht aufgeführt. Ob verschiedene Hersteller im

Eifer des Gefechtes das falsche Material verwendet haben oder andere Gründe eine Rolle gespielt haben, war nicht zu ergrün-den. Auf jeden Fall war bei Barnes auf Nach-frage zu erfahren, dass man dort entspre-chende Anträge für die eigenen Geschosse auf Nichtklassifizierung als Hartkernmu-nition gestellt hat. Das ist auch wichtig für diese Firma, denn man erweitert die Munitionspalette jetzt um die Kurzwaf-fenkaliber und bietet Patronen mit den TAC-XPD Geschossen in den Kalibern 9 mm kurz, 9 mm Luger, .40 S&W und .45 ACP an.

Abgekupfert

Bei MagTech/CBC fielen neue militärische Kurzbahngeschosse im Kaliber 50 BMG ins

Auge. Die ausgestellten Geschosse beste-hen aus Messing und sind im Frontbereich mit Längsnuten versehen. Mit diesen Ril-len wird die durch den Drall erzeugte Ro-tation gebremst und die Stabilisierung des Geschosses nach einer gewissen Flugstre-cke aufgehoben. Das Geschoss überschlägt sich dann und erzeugt einen noch höheren Luftwiderstand. Insgesamt wird so der erforderliche Sicherheitsbereich deutlich reduziert. In der gleichen Ausstellung standen ein paar Patronen, die sich bei näherem Hinsehen als Kaliber .416 Tyr von Horst Grillmayer offenbarten. Entweder hat CBC dieses Kaliber jetzt für sich ent-deckt oder es handelt sich um einen Ver-suchsballon, ob Kunden darauf reagieren. Die Zeit wird es zeigen. In den USA gibt es keine Beschusspflicht für Munition; man vertraut dort auf die Produkthaftpflicht. So können Hersteller auch exotische Ka-liber ohne Schwierigkeiten auf den Markt

Durchschlagend: caliber präsentiert die Munitionsneuheiten der SHOT Show 2013. In der Hornady Critical Duty Kurzwaffenmunitionsserie gibt es neue 220 Grains FlexTip Version im Kaliber 45 ACP, die den Anfor-derungen des FBI Testprotokolls entspricht.

C 4 058-061 Munition.indd 58 15.03.13 08:23

Page 19: caliber 04/2013 Leseprobe

59 c

alib

er 4

/201

3

bringen. Double Tap nutzt diese Möglich-keit und bietet zum Beispiel das Kaliber .450 SMC (Small Magnum Cartridge) als Fabrikpatrone an. Die Patrone auf Basis der .45 ACP beschleunigt zum Beispiel ein 230 Grains Geschoss auf 346 Meter/Se-kunde. Mit rund 900 Joule Mündungsener-gie geschieht dies sicher nicht im Rahmen des üblichen Gasdruckes für die .45 ACP. Die Verwechslungsgefahr scheint durch den korrekten Bodenstempel gebannt zu sein. Ebenso werden die in Deutschland selten gewordene 9x25 und natürlich die übliche Palette gängiger Kaliber herge-stellt. Nachdem der Hülsenhersteller Ja-mison International LLC im Jahr 2011 sei-ne Tätigkeit einstellte, war auf dem Stand der Sharps Rifl e Company ein Display und ein Flyer der neuen Jamison Brass and Ammunition zu sehen. Offensichtlich nimmt die Firma unter leicht geändertem Namen und an einem neuen Standort ihre Produktion wieder auf. Deutlich aktiver ist die Firma Pierce Ammunition, die mit ihrer Ted Nugent Linie – benannt nach einem populären Country Sänger – guten Erfolg hat. Dort befasst man sich jetzt auch mit einer eigenen Hülsenprodukti-on und bietet Hülsen mit individuellen Bodenstempeln ab 100.000 Stück an.

Exotische Farbenfreude

Nosler bringt mit der Defense Ammuniti-on für Kurzwaffen in den Kalibern 9 mm

Luger, .40 S&W und .45 ACP ein „Bon-ded“ Hohlspitzgeschoss mit dauerhaft miteinander verbundenem Mantel und Kern heraus, das wahlweise auch mit ei-ner blauen Kunststoffspitze abgedeckt ist. Irgendwie fühlt man sich an die frü-hen DAG Action-Geschosse erinnert. Im Kaliber .223 Remington wird jetzt auch ein 64 Grains Geschoss in der „Bonded“-Ausführung angeboten. Etwas Farbe in die Munition bringt die Firma Poly Case, die das Thema Kunststoffhülse aufge-griffen hat. Da man sich zunächst der 9 mm kurz/.380 ACP angenommen hat, besteht bei diesem im Gasdruck schwä-cheren Kaliber die Chance, dass dieses Projekt auch wirklich eine längerfris-tige Marktreife erlangt. Die Idee mit Kunststoff eine leichte und insbesonde-re vom Rohmaterialpreis unabhängige Hülse zu entwickeln, wurde be-reits seit Jahrzehnten von den verschiedensten Firmen verfolgt. Bei

Schrotmunition ist sie mittlerweile Standard. In Büchsenkalibern, die mit deutlich höheren Gasdrücken umge-hen müssen, hat sich noch kein Pro-dukt dauerhaft durchgesetzt. Auf jeden Fall sind die Hülsen in den Farben Rot, Pink, Schwarz oder auch als durchsich-tige Version ein Augenfang. Jetzt fehlt nur noch Grün für die Zombie-Version.

Schwarzer Gürtel

Alles auf Schwarz setzt Remington mit der neuen Faustfeuerwaffen-Munitions-serie Golden Saber Black Belt. Mit einem schwarzen Kunststoffring um den Man-tel will man auf den Verbundprozess ver-zichten und trotzdem Geschosskern und Mantel fest verbinden. Insbesondere bei Glasdurchschüssen haben konventionel-le Hohlspitzgeschosse die Neigung, den Mantel vom Kern abzustreifen. Dadurch besteht potentiell ein Verletzungsrisiko für nahe beim Ziel stehende Unbeteilig-te, das man durch die dauerhafte Verbin-dung von Kern und Mantel ausschließen will. Mit dem nach Art eines Führungs-ringes in eine Rille am Geschoss ange-brachten Kunststoffring soll der Mantel formschlüssig gehalten werden. Hornady

9 mm kurz Patronen mit „Polycase“ Kunststoffhülsen in allen Farben.

DoubleTap Ammuniton bietet auch exotische Kaliber wie 9x25 oder .450 Small Magnum

Cartridge an.

Remingtons neue Black Belt Geschosse zeich-nen sich durch einen schwarzen Kunststoffring um das Geschoss aus, der sicher auch als Dichtung gegen Feuchtigkeit dient.

besteht bei diesem im Gasdruck schwä-cheren Kaliber die Chance, dass dieses Projekt auch wirklich eine längerfris-tige Marktreife erlangt. Die

C 4 058-061 Munition.indd 59 15.03.13 08:23

Page 20: caliber 04/2013 Leseprobe

MILITÄR & POLIZEI Granatwerfer und Munition im Kaliber 40 mm62

cal

iber

4/2

013

Dicke DingerWirkungsvoll und flexibel ist die moderne 40 mm Munition für Granat-werfersysteme, wobei vor allem auch „nicht letale Wirkmittel“ im Mittel-punkt des Interesses stehen. Aktuell hat beispielsweise die Bundeswehr das Feuerleitgerät FCU des belgischen Rüstungskonzerns FN für den am Sturmgewehr G36 montierten Granatwerfer AG-36 eingeführt.

Schon 1667 mussten sich in jeder französischen Infanteriekompa-nie vier Soldaten auf den Umgang

mit Granaten spezialisieren und wurden deshalb als „Grenadiere“ bezeichnet. Im Schleuderwurf konnten aber nur Reich-weiten von 20 bis 30 Metern erreicht wer-den, woraufhin man im Ersten Weltkrieg spezielle Gewehrgranaten einführte, de-nen später kleine Mörser folgen sollten, so dass Einsatzentfernungen jenseits der 100 Meter realisierbar waren. Ein wegwei-sender Fortschritt war der 1961 von den US Streitkräften für Vietnam entwickel-te, schultergestützte Granatwerfer M79 „Blooper“ mit Holzschaft und gezogenem Kipplauf zum Abfeuern von in ihrer Flug-bahn stabilisierten 40 mm Granaten. Er

schloss die Lücke zwischen der maxima-len Wurfreichweite von Handgranaten von etwa 50 Metern und der Minimaldis-tanz von Mörserfeuer von etwa 300 Me-tern. Kontrahenten konnten auf einer akzeptablen Distanz auch hinter einer Stellung wirkungsvoll bekämpft werden. Da jedoch der M79 als Sekundärwaffe mit-geführt werden musste, wurde ab Anfang der 80er Jahre der M203 Granatwerfer in die US Army eingeführt, der direkt unter dem M16-Sturmgewehr montiert wurde und mit der Primärwaffe zu einem System verschmolz. Auf rund ein Dutzend Infan-teristen kommen mindestens drei solcher Werfer, die eine sehr hohe Wirkung im Ziel und in der Feuerkraft entwickeln können. Ebenso können Ziele im Direktbeschuss

getroffen werden. Die Reichweite liegt mittlerweile bei 300 bis 350 m.

Dominierender Durchmesser

Die Granate im Kaliber 40x46 mm wurde Anfang der 1950er Jahre vom Picatinny Arsenal, einer Forschungseinrichtung der US Army in New Jersey, entwickelt, woraus später die größere, schwerere und auch aus vollautomatischen Waffen zu ver-schießende 40x53 mm HV (High Velocity) als Weiterentwicklung entstehen sollte. Die effektive Reichweite der Granate wird durch die geschwindigkeitsbedingt gerin-ge Treffgenauigkeit eingeschränkt: auf etwa 150 Meter bei Punktzielen oder 350 Meter bei Flächenzielen. Die Zünder kön-nen als einfacher Aufschlagzünder wirken oder aus der Distanz ausgelöst werden. Bei den Wirkmitteln hat sich in den letz-ten Jahren eine ganze Palette von Typen durchgesetzt. •40 mm LV (Low Velocity) in 40x46 mm für schultergestützte Waffensysteme. Rhein-metall Defence bietet beispielsweise ein breites Produktspektrum wie Übungspa-tronen, Impulspatronen und nicht-letale Patronen, Blitz-Knall-Patronen und Ir-ritationskörper für Frieden schaffende

Dicke Dinger: Der für das FN SCAR Sturmgewehr entwickel-te FN40GL Granatwerfer (hier als eigenständiges System mit Schulterstütze) mit nun von der Bundeswehr für das Heckler & Koch G36 beschafftem FCU Feuerleitgerät, das die Erstschusstrefferwahrschein-lichkeit drastisch steigert.

C 4 062-067 Sünkler.indd 62 15.03.13 08:26

Page 21: caliber 04/2013 Leseprobe

63 c

alib

er 4

/201

3

und erhaltende Maßnahmen, Leucht- und Rauchkörper sowie hochexplosive Spreng-Splitter-Granaten (HE; High Explosive). •40 mm MV (Medium Velocity) in 40x46 mm auch für Mehrfachwerfer. Aufgrund einer konstanten Mündungsgeschwindig-keit von 100 m/s können die MV-Übungs-patronen von Rheinmetall und MV-HE-Pat-ronen über eine Entfernung von bis zu 700 m verschossen werden.•40 mm HV (High Velocity) in 40x53 mm zum Abschuss aus vollautomatischen Granatwaffen. Patronen von Rheinme-tall nutzen ein bewährtes, patentiertes Antriebssystem, das nur sehr geringe Standardabweichungen in der Mündungs-geschwindigkeit verursacht und so eine äußerst hohe Treffgenauigkeit gewähr-leistet. Mit der konstanten Mündungs-geschwindigkeit können Übungs- und HE-Patronen mit jedem automatischen 40 mm HV Standardgranatwerfer über eine Entfernung von bis zu 2.200 m ver-schossen werden. Die HV-Patronen sind mit weniger als 1% Blindgängern ext-rem zuverlässig und durch Nutzung eines modularen Systems sehr kostengünstig. „Das“ Einsatzmittel schlechthin ist die hochexplosive Spreng-Splitter-Granate, die einen Wirkungsradius von rund 25 qm hat und meistens mit einem einfachen Aufschlagzünder versehen ist. Der ent-haltene Sprengstoff zerfetzt dabei einen Splitterkörper, dessen Metallschrapnelle eine erhebliche Wirkung auf den unge-

schützten Gegner haben. Diese Granate wird von der Infanterie am häufigsten verwendet und ist in der NATO mit einem goldgelben Gefechtskopf gekennzeichnet. Die Bundeswehr nutzt unter anderem die DM91 mit Aufschlagzünder DM361, von der 18 Stück in einem 7,8 kg schweren Metallbehälter geliefert werden. Die HV- und MV-Patronen von Rheinmetall können beispielsweise mit einer einzigartigen, störungsunempfindlichen und kosten-günstigen ABM (Air Bursting Time Mode) Programmierung ausgerüstet werden. Die-se explodieren dann nicht beim Aufschlag, sondern wirkungsvoll über dem Ziel. Weil die Spreng-Splitter-Granate jedoch re-lativ unwirksam gegen gepanzerte und geschützte Fahrzeuge ist, wurde eine pan-

zerbrechende „Armor Piercing“ (AP) Alter-native entwickelt. Dabei wird die Energie des Gefechtskopfes nicht in der Fläche verteilt, sondern auf den Punkt konzent-riert. Die Bundeswehr nutzt die Patrone 40 mm x 53 „Hohlladung-Splitter“ DM42 mit dem Aufschlagzünder DM451. Darüber hi-naus ist die Patrone groß genug, um auch Signal- und Leuchtmittel zu verschießen. Dabei unterscheidet man zwischen Signal-rauchpatronen mit reiner Signalwirkung und unterschiedlicher Bedeutung für die Truppenteile sowie Leuchtpatronen mit einer Vielfalt von Farben und Leuchtin-tensität. Einige deutsche Länderpolizeien haben sich in der Vergangenheit mit der 40x46 mm „Blitz/Knall“ mit Aufschlag-zünder und 1,3 Sekunden Verzögerung eingedeckt, die am Geschosskopf braun gekennzeichnet ist. CS-Granaten mit Reiz-mittelwirkstoff identifiziert man an der grauen Kennzeichnung und im Einzelfall auch an der Konturkennzeichnung „CS“. Somit können die Bediener auch bei abge-lösten oder unkenntlichen Beschriftungen sowie bei Dunkelheit klar die benötigte Munition identifizieren.

Reduzierte Wirkung

Aktuell interessieren sich Militärs und Polizei auch stark für 40-mm-Munition als nicht-letales Wirkmittel, das bei Auf-ruhren, Ausschreitungen, gewalttätigen Demonstrationen sowie im Rahmen der asymmetrischen Konflikte an Kontroll-punkten erfolgreich eingesetzt werden kann. Hierbei wird der übliche Gefechts-kopf durch weniger gefährliche Geschos-

Aus der Schützenperspektive: Blick auf das FCU Display, das den Nutzer mit zahlreichen Informati-onen versorgt. Hier das Gerät für die Bundeswehr in Komplettausstattung mit speziellem G36 Magazinschacht für beidseitige Kabeltasten.

Krumm wie ein Flitzebogen: Die Flugbahn von 40 mm LV Granaten kann man aufgrund der moderaten Geschwindigkeit bestens visuell wahrnehmen.

C 4 062-067 Sünkler.indd 63 15.03.13 08:26