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SWAT SCHIESSEN• WAFFEN•AUSRÜSTUNG •TECHNIK 6 Juni 2013 ¤ 4,90 www.caliber.de G 12807 Österreich 5,40 Luxemburg 5,80 Niederlande 5,80 Schweiz sfr 9,50 Belgien 5,80 Italien 6,30 Finnland 7,50 Tschechien czk 175 Ungarn HUF1990 4 199113 404907 06 Start der Wettkampfsaison •Deutsche Meisterschaft IPSC Gewehr •XI. Munich Open IPSC Kurzwaffe •Bayern Cup IPSC Flinte Premieretest Neue SIG Sauer X Series Pistolen 3 Modelle in 9 mm Luger Schwerpunktthema Russische Scharfschützengewehre und Optiken DPMS AR-10 Gewehre Selbstlader mit .308 Power Wiederladen mit GECO 32 Laborierungen in 5 Kurzwaffenkalibern

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SWAT SCHIESSEN • WAFFEN • AUSRÜSTUNG • TECHNIK6

Juni 2013¤ 4,90

www.caliber.deG 12807

Österreich € 5,40Luxemburg € 5,80Niederlande € 5,80Schweiz sfr 9,50Belgien € 5,80Italien € 6,30Finnland € 7,50Tschechien czk 175Ungarn HUF1990

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Start der Wettkampfsaison

•Deutsche Meisterschaft IPSC Gewehr

•XI. Munich Open IPSC Kurzwaffe

•Bayern Cup IPSC Flinte

SCHIESSEN • WAFFEN • AUSRÜSTUNG • TECHNIK Italien Italien € 6,30Finnland Finnland € 7,50Tschechien czk 175Tschechien czk 175Ungarn HUF1990Ungarn HUF1990

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SCHIESSEN • WAFFEN • AUSRÜSTUNG • TECHNIK

PremieretestNeue SIG Sauer X Series Pistolen3 Modelle in 9 mm Luger

SchwerpunktthemaRussische Scharfschützengewehre und Optiken

DPMS AR-10 GewehreSelbstlader mit .308 Power

Wiederladen mit GECO32 Laborierungen in 5 Kurzwaffenkalibern

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TITELTHEMA

Eckernförder Edelstahl: Drei neue SIG Sauer X-Series Pistolen in 9 mm Luger im Test.

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Dunkle Dominanz: DPMS AR-10 Selbstlade-gewehre in .308 Winchester im Test.

Seite 20

Schwerpunktthema: Russische Ordonnanz-Zielfernrohre im Test. Seite 50

Rote Versuchung: 32 Handlaborierungen in 5 Kurzwaffenkalibern mit Geco Komponenten.

Seite 30Gut aufgelegt: Blackhawk Sportster Titan FXS Schießgestell im Test. Seite 68

Matchberichttrio: IPSC Wettkampfaction mit Kurzwaffe, Flinte und Gewehr. ab Seite 58

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INHALTTITELTHEMAPremieretest: SIG Sauer X-Series Matchpistolen Seite 6Die Ganzstahlwaffen aus Eckernförde ha-ben in einer Generalüberholung ein Facelif-ting erfahren, bei dem es um mehr als reine Kosmetik geht. Wir konnten mit der X-Five Short Classic, X-Five Supermatch und X-Six Match bereits drei neue 9 mm Luger Model-le der nächsten Generation erproben.

LANGWAFFENDPMS AR-10 Selbstlade-gewehre .308 Win. Seite 20In den USA ist der Hersteller mit den vier Buchstaben eine ganz große Nummer auf dem Sektor der „Black Ri� es“. Nun haben sich erstmals mit den Modellen „AP4“ und „Oracle“ zwei DPMS AR-10 Selbstladege-wehre im kraftvollen Standardkaliber .308 Winchester nach Deutschland verirrt, die uns im Test Kopfschmerzen bereiteten.

Russische Scharfschützengewehre in 7,62x54R und .308 Win. Seite 36Umfangreiche Praxisversuche unternah-men wir mit einem originalen, russischen Dragunov Scharfschützengewehr, Baujahr 1987, im Urkaliber 7,62x54R sowie mit drei zivilen Izhmash Tigr Selbstladegewehren mit festen und klappbaren Schulterstützen im Russenkaliber sowie in .308 Winchester. Hierbei wurden nicht nur auf der traditio-nellen 100-Meter-Bahn sondern auch im Long Range Einsatz im offenen Gelände bis auf 400 Meter Erfahrungen gesammelt.

MUNITION & WIEDERLADENGeco Komponenten für 5 Kurzwaffenkaliber Seite 30Vor rund einem Jahr stellte die Firma RUAG Ammotec unter dem Markennamen Geco ihre neuen Ladekomponenten während der IWA in Nürnberg vor. Nun be� ndet sich

nahezu alle „Hardware“ im Handel. Zeit also, um sich auf die Laborierungssuche für die Wettkampfsaison zu begeben. Wir entwickelten 32 Laborierungen in fünf Faustfeuerwaffenkalibern.

OPTIKRussische Ordonnanzziel-fernrohre im Test Seite 50Zu Selbstladegewehren der AK-, Dragu-nov-, Tigr-, Molot-, Saiga- oder Vepr-Bau-reihen gehören die erschwinglichen Opti-ken weißrussischer Herkunft, zumindest wenn man das unverkennbare Erschei-nungsbild authentisch gestalten möchte. Doch was bekommt man für sein Geld? Um diese Frage zu beantworten wurden Tests, auch auf über 1.100 Meter, durchgeführt.

AUSRÜSTUNGEberlestock G4 Operator Rucksack Seite 66Der speziell für Scharfschützen und ihre Ausrüstung konzipierte und auch von der Bundeswehr genutzte Eberlestock G4 Ope-rator Rucksack könnte ebenso wie die Hog Saddle Gewehrau� age auch für Jäger und Sportschützen von Interesse sein.

Gewehreinschießhilfe Black-hawk Sportster Titan FXS Seite 68Das als Behördenausrüster bekannte, zum ATK Konzern gehörende US-Unternehmen Blackhawk offeriert innerhalb der auf den zivilen Schießsport ausgerichteten „Sportster“ Reihe mit dem brandneuen Gewehrschießgestell „Titan FXS“ eine sehr interessante Alternative zur klassischen Benchrest-Au� age.

WETTKAMPFBERICHTEDeutsche Meisterschaft IPSC Gewehr Seite 58Feuer & Flamme waren die ambitionierten

Schützen für die abwechslungsreichen Parcours anlässlich der bereits zum achten Male ausgetragenen Deutschen Meister-schaft im dynamischen Gewehrschießen nach Reglement des Weltdachverbandes International Practical Shooting Confede-ration (IPSC).

Bayern Cup IPSC Flinte Seite 62Bei Wettkämpen geht es immer um Rekor-de. Das Übliche eben: höher, schneller, weiter – Weltrekorde, Gewinner, Meister und Siegertreppen. Im Bereich des dyna-mischen Flintenschießens hat aber der Bayern Cup als Wettkampf an sich einen Platz auf dem Treppchen verdient.

11. Munich Open IPSC Kurzwaffe Seite 84„I’ll be back!“ hat nicht nur einst der Ter-minator gesagt, sondern vielleicht auch Hans Kurz, als er und sein Team nach der Munich Open 2011 eine Pause eingelegt haben. Nach einjähriger Abstinenz aus dem Wettkampfkalender fand das Match wieder statt.

DIES & DASDisziplin des Monats Seite 72Forum/Leserbriefe Seite 74Termine Seite 76Service Seite 78Magazin Seite 90Impressum Seite 98

Auf dem Titel sehen Sie den deutschen IPSC-Schützen Jürgen Prohaska mit seinem Heckler & Koch Selbstladegewehr MR308 in Wettkampfaktion sowie die brandneue SIG Sauer X-Six Matchpistole und das nostalgische Dragunov Scharfschützengewehr. (Titelfotos: Uli Grohs, Stefan Föll)

der IWA in Nürnberg vor. Nun be� ndet sich

Schwerpunktthema: Russische Scharfschützen-gewehre in 7,62x54R und .308 Winchester.

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TITELTHEMA Brandneue SIG Sauer X-Series Matchpistolen in 9 mm Luger6

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X-FaktorDie vor neun Jahren erschienenen Großkaliber-Sportpistolen X-Five und X-Six des deutschen Herstellers SIG

Sauer haben sich in vielen Schießsportdisziplinen bestens bewährt. Nun haben die Ganzstahlwaffen in ei-

ner Generalüberholung ein Facelifting erfahren, bei dem es um mehr als reine Kosmetik geht. Wir konnten

mit der X-Short Classic, X-Five Supermatch und X-Six Match bereits drei neue Modelle der nächsten

Generation erproben..

Was als gelungene Symbiose aus der bewährten P226 Dienstpisto-le und dem unsterblichen Klassi-

ker in Form der 1911 vor bald einer De-kade begann, hat sich im Laufe der Zeit als „die“ Großkaliber-Sportpistole „Made in Germany“ etabliert. Davon zeugen unzählige internationale und nationale Titelgewinne im dynamischen Schieß-

sport wie IPSC, PPC/1500 und Bianchi Cup ebenso wie im statischen 25-Meter-Präzisionsschießen. Hierbei genießt im Reigen der namhaften Pistolenfabrikan-ten aus dem deutschsprachigen Raum SIG Sauer als Serienhersteller von Ganzstahl-Matchpistolen (neben der X Serie baut man auch die moderne P210) eine Mono-polstellung, denn andere Unternehmen

wie Glock, Heckler & Koch, Steyr oder Walther bedienen nahezu ausschließlich den Dienstpistolenmarkt. Den Grundstein für die heutigen, ausgereiften Sportpis-tolen aus Norddeutschland bildete die ab 1998 erstmals als Ganzstahlvariante erhältliche P226 SL im Dienstpistolenfor-mat, die mit ihrem im Gesenk geschmie-deten Edelstahlgriffstück für mehr Waf-fengewicht und höhere Haltbarkeit im Dauergebrauch sorgte. Es sollten einige Sportmodelle auf Basis der P220/226 Dienstpistolenklassiker mit abnehmba-ren Griffstückgewichten folgen, die aber im Vergleich zur dann erscheinenden X-Baureihe letztendlich aber nur Kompro-misslösungen darstellten.

Stahlharte Sportskanonen: caliber testete bereits die brandneuen X-Series Matchpistolen in 9 mm Luger aus allen drei Ausstattungsklassen in allen drei Laufl ängen (von oben): X-Six Match, X-Five Supermatch und X-Short Classic.

Die X-Short ist mit 4,4“/112 mm Laufl änge die kürzeste X-Series Pistole. Die rot-braunen Nussbaumholzgriffschalen signalisieren die Zugehörigkeit zur „Classic“ Einsteigerklasse.

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Dunkle DominanzIn den USA ist der Hersteller mit den vier Buchstaben eine ganze große Nummer auf dem Sektor der „Black Rif-les“. Nun haben sich erstmals mit den Modellen „AP4“ und „Oracle“ zwei DPMS AR-10 Selbstladegewehre im kraftvollen Standardkaliber .308 Winchester nach Deutschland verirrt, die uns im Test Kopfschmerzen bereiteten.

LANGWAFFEN DPMS Panther Arms AR-10 Selbstladegewehre .308 Winchester20

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1985 gründete Randy Luth das Unterneh-men „Defence Procurement Manufacturing Services“ (DPMS), das in den Anfangszei-ten als vergleichsweise kleiner Vertrags-zulieferer der amerikanischen Streitkräfte M16, M14 und M203 Bauteile produzierte. In jenen Jahren stieg Mr. Luth auch in den Handel mit nach Militärspezifikationen

gefertigten AR-15 Komponenten auf dem kommerziellen Zivilmarkt ein. Nach vier Jahren begann man damit, sich auf den Verkauf von Bausätzen, Bauteilen und Zu-behör für das AR-15 Gewehr und die 1911 Pistole zu fokussieren. Nachdem man ei-nen Produzenten von AR-15 Griffstücken aufgekauft hatte und zudem eine Lauffer-

tigung im eigenen Hause schon vorhanden war, wurde fix die Linie der hauseigenen Komplettgewehre ins Leben gerufen. Was eine erfolgreiche Idee war, denn heute gilt DPMS Firearms aus St. Cloud, Minnesota, als der zweitgrößte Hersteller von AR-15 Gewehren in den USA und hält vier Patente für innovative Technik auf diesem Gebiet. Zudem unterhält man seit 1998 ein DPMS Schützenteam, in dem neben bekannten Topcracks wie Bruce Piatt oder Jim Clark Jr. auch der Firmengründer höchstper-sönlich mitmischt, denn Randy Luth war immer auch selbst aktiver Schütze. DPMS Firearms gehört übrigens wie viele ande-re renommierte US-Waffenhersteller wie Remington, Bushmaster, Marlin, Harring-ton & Richardson, Dakota Arms oder Para USA zur mächtigen „Freedom Group“ von Cerberus Capital Management. Dem Ver-nehmen nach möchte sich das private In-vestmentunternehmen aufgrund aktueller Vorfälle wie dem „Sandy Hook Elementary School Shooting“ aber nun weniger stark in der Waffenwelt engagieren – es bleibt spannend! Wie dem auch sei, das aktu-elle Portfolio von DPMS für den Behör-den- und Zivilmarkt ist beeindruckend. In acht Produktgruppen wie „Standard Configurations“, „Hunting Rifles“, „Com-petition Rifles“, „Long Range Rifles“ oder auch „Tactical Rifles“ und „Tactical Precision“ entdeckt man unzählige AR-10/AR-15 Modelle mit simpler oder hoch gezüchteter Ausstattung, die teilweise nicht nur in den Standardkalibern .223 Remington/5,56x45 mm NATO und .308 Winchester/7,62x51 mm NATO, sondern in sieben weiteren Kalibern wie .204 Ruger, .243 Winchester, .260 Remington, .338 Federal, 6,5 mm Creedmore, 6,8 mm SPC oder .300 AAC Blackout zu haben sind. Wechselsysteme in .22 Long Rifle werden ebenfalls angeboten.

Starker Standard

Alleine im Kaliber .308 Winchester ste-hen insgesamt nicht weniger als 15 ver-

Dunkle Dominanz: DPMS Firearms ist der zweit-größte AR-15 Hersteller in den USA und ein „Big Player“ auf dem internationalen Markt. Hier die von uns getesteten AR-10/LR-308 Modelle „Orac-le“ (oben) und „AP4“ (unten) mit 16“-Läufen im Kaliber .308 Winchester. 21

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Rote VersuchungVor rund einem Jahr stellte die Firma RUAG/Geco ihre neuen Wiederladekomponenten während der IWA in Nürnberg vor. Nun befindet sich nahezu alle „Hardware“ im Handel. Zeit also, um sich auf die Laborierungssu-

che für die Wettkampfsaison zu begeben. Wir entwickelten 32 Laborierungen in fünf Faustfeuerwaffenkalibern.

Rote Versuchung: Wir entwickelten unter Verwendung der neuen Geco Patronenkomponenten von RUAG Ammotec insgesamt 32 Laborierungen in den fünf gängi-gen Kurzwaffenkalibern 9 mm Luger, .38 Special, .357 Magnum, .40 Smith & Wesson und .45 Automatic Colt Pistol (ACP).

MUNITION & WIEDERLADEN Neue Geco Komponenten für fünf Kurzwaffenkaliber30

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Der Markenname Geco ist seit Gene-rationen für nahezu jeden Kurzwaf-fenschützen im deutschsprachigen

Raum ein Begriff. Schon Anfang der 1960er Jahre kaufte die RWS (Rheinisch Westfälische Sprengstofffabriken) die bereits 1912 gegründete Gustav Gen-schow & Co AG (GECO) und die Kurzwaf-fenmunitionslinie wurde konsequent aus-gebaut. Anfang der 1980er Jahre brachte die Dynamit Nobel AG als Vorläufer der heutigen RUAG Ammotec eines der we-nigen deutschsprachigen Wiederladebü-cher auf den Markt. Das über 600 Seiten umfassende Nachschlagewerk mit dem tiefblauen Einband befasste sich natür-lich ausschließlich mit den hauseigenen Komponenten und lieferte dem Wiederla-der wertvolle Hintergrundinformationen zu den abgehandelten Patronen sowie wertvolle Tipps zur richtigen Ausfüh-rung der Arbeitsschritte. Durch die recht hohen Preise sowie ein etwas stiefmüt-terlich behandeltes Marketing blieben die Geco-Komponenten aber eher eine Randerscheinung an der Ladebank – vor allem, in den goldenen Zeiten, in denen Patronenkomponenten aus den USA in Hülle und Fülle zu attraktiven Preisen zur Verfügung standen. Derzeit ist in dieser Hinsicht aufgrund der verrückten Markt-verhältnisse auf der anderen Seite des großen Teiches absolute Ebbe angesagt, so dass europäische oder einheimische Produkte alleine schon aus logistischen Gründen in den Fokus rücken.

Breit aufgestellt

Mit der im Jahr 2008 erfolgten Übernahme der zu sozialistischen Zeiten als Staats-betrieb geführten Munitionsfabrik MFS in

Ungarn, deren Firmenbezeichnung sich aus dem Gründer Mátravidéki Fémmuvek sowie dem Firmensitz Sirok zusammen-setzt, standen Produktionskapazitäten zur Verfügung, die nach einer sinnvoller Nutzung verlangten. Somit wurde das Geco Kurzwaffenmunitionsprogramm von RUAG Ammotec um weitere Kaliber und Laborierungen ausgebaut, wovon auch Wiederlader pro� tieren, weil alle verlade-nen Projektile und Hülsen als fabrikneues Material im Handel zur Verfügung stehen. Durch gut aufgestellte Vertriebsstruktu-ren ist eine weitgehend � ächendeckende Versorgung vor Ort für den Wiederlader sichergestellt.

Sportlich, sportlich

Das verstärkte Engagement von RUAG Ammotec/Geco aus Fürth im Bereich des sportlichen Schießens in all seinen Fa-cetten erkennt man auch beispielswei-se daran, dass man bereits während der IPSC Weltmeisterschaft in Rhodos 2011 und auch bei der bevorstehenden Europa-meisterschaft in Portugal vom 5. bis 13. September 2013 der of� zielle Munitions-

lieferant war und sein wird. Im Bereich der Kurzwaffengeschosse entstand in letzter Zeit ein recht umfangreiches Sor-timent, wobei vor allem die .355“/9 mm Sparte hier ganz eindeutig hervorsticht, reicht sie doch von den konventionellen Geschossgewichten 115 und 124 Grains bis hin zu schweren 139 Grains und 154 Grains Projektilen. Gerade für rückstoß-arme Laborierungen im Unterschallbe-reich dürften die beiden letztgenannten Geschosse besonders interessant sein. Die für die softe .38 Special und kernige .357 Magnum gedachten 158 Grains Ge-schosse im Diameter .357“ sind sowohl als Hohlspitz- als auch als konventionelle Vollmantelgeschosse lieferbar, so dass in Ländern mit „Hohlspitzverbot“ eine Al-ternative zur Verfügung steht. Das trifft auch auf die Geschosse im Kaliber .400“ (.40 S&W/10 mm Auto) bzw. 451“ (.45 ACP) zu, die im Gewichtsbereich von 180 beziehungsweise 230 Grains zu haben

Ungarn, deren Firmenbezeichnung sich aus dem Gründer Mátravidéki Fémmuvek sowie dem Firmensitz Sirok zusammen-setzt, standen Produktionskapazitäten

Die im Test genutzten Geco Hülsen zeichneten sich durch ein zentrisches Zündloch sowie einen gratfreien Hülsenmund aus.

Bei der Erprobung der 9 mm Luger Laborierungen stand uns die neue SIG Sauer X-Six zur Verfügung, einer der Protagonisten unseres Titelthemas in dieser Ausgabe.

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Nostalgie aus Holz und StahlUmfangreiche Praxisversuche unternahmen wir mit einem originalen, russischen Dragunov Scharfschützen-

gewehr, Baujahr 1987, im Urkaliber 7,62x54R sowie mit drei zivilen Izhmash Tigr Selbstladegewehren mit

festen und klappbaren Schulterstützen im Russenkaliber sowie in .308 Winchester. Hierbei wurden nicht

nur auf der traditionellen 100-Meter-Bahn sondern auch im Long-Range-Einsatz im offenen Gelände bis auf

400 Meter Erfahrungen gesammelt.

SCHWERPUNKTTHEMA Russische Scharfschützengewehre in 7,62x54R und .308 Win.36

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In keiner anderen Streitkraft spielte im 2. Weltkrieg das Scharfschützenwesen eine so wichtige Rolle wie in der russi-

schen Armee. Das Scharfschützengewehr wurde nicht nur im Kampf erfolgreich ein-gesetzt, auch die psychologische Wirkung für die eigene wie auch gegnerische Truppe war enorm. Damals bestand das Komplett-system aus dem mit einer Zielfernrohr-montage versehenen Infanteriegewehr Moisin Nagant in 7,62x54R und 4-fachem PU Zielfernrohr, das, wie man heute for-mulieren würde, in einem Joint Venture mit Zeiss gefertigt wurde. Die Kombinati-on war noch Jahre nach dem 2. Weltkrieg im militärischen Einsatz. Das ergänzend im Großen Vaterländischen Krieg einge-setzte Selbstladegewehr Tokarev SVT 40

im identischen Kaliber mit PU Glas dage-gen schied mit dem Ende des 2. Weltkriegs aufgrund reichlicher technischer Proble-me schnell aus der Truppenverwendung aus, wenn auch die damit gewonnenen Er-fahrungen dazu führten, dass der Wunsch nach einem neuen Selbstladegewehr für diese Aufgabe bestehen blieb. Das über lange Zeit genutzte Mosin Nagant ist ein relativ präzise schießendes Repetierge-wehr mit einem Gewicht von 4,6 kg und einer Länge von 123 cm, das die gestell-te Aufgabe der allgemeinen militärischen Scharfschützennutzung in der damaligen Zeit sehr gut erfüllte und dazu noch preis-wert war. Die russische Armee erneuerte ihre Handfeuerwaffen zügig nach dem 2. Weltkrieg auf Waffen für die leistungs-schwächere Mittelpatrone 7,62x39. Waf-fen in diesem Kaliber eignen sich zwar grundsätzlich für den Einsatz im mittleren Entfernungsbereich, es war jedoch klar, dass bei stärkerem Wind oder ungenau geschätzter Entfernung die Treffsicherheit bereits ab 250 m deutlich hinter der alten Dreilinien-Patrone 7,26x54 R zurückfällt. Die 7,62x39 ist ab diesem Entfernungs-bereich den westlichen Waffen/Kalibern unterlegen, wenn sie sich auch grundsätz-lich bei guten Bedingungen befriedigend noch bis um die 400 m einsetzen lässt. Ein zusätzliches Gewehr sollte die Kampfkraft der Gruppe bis auf Entfernungen von rund 600 m erhalten. Durch die Möglichkeit der schnellen Schussabgabe sollte sicherge-stellt werden, dass die sowjetischen Sol-daten bei möglichst geringen Verlusten in den eigenen Reihen mit ihren standard-mäßigen Dienstgewehren in den idealen Entfernungsbereich von unter 250 m ge-langen konnten. Eine Aufgabe, die sich mit dem langsamen Repetiergewehr nicht mehr zufriedenstellend erfüllen ließ.

Neue Gruppenunterstützungswaffe

An der Entwicklung dieser neuen Grup-penunterstützungswaffe beteiligten sich drei Konstruktionsteams: Das Gewehr um

Sergei Simonov als SSV-58, eine Waffe von Alexander Konstantinov als SVD-137 und das Gewehr des Entwicklungsteams um Yev-geny Dragunov. Die Wahl fiel nach langen Tests unter schwierigsten Wetterbedingun-gen 1963 auf das SVD, besser bekannt als Dragunov Scharfschützengewehr, dessen Serienproduktion 1964 bei Izhmash anlief und bis heute in modifizierter Form und neueren Varianten weiterläuft. Wie viele russische Waffen wird das Gewehr in China nachgebaut und als Typ 79 sowie in modifi-zierter Form als Typ 85 genutzt. Eine weite-re Produktionsstätte befindet sich im Iran. Gewehre, die äußerlich ähnlich aufgebaut sind, werden in Rumänien und Ungarn ge-fertigt, wobei es sich dabei eigentlich um größer dimensionierte AK-47 Varianten mit ihrem typischen Gaszylinder über dem Lauf handelt, die technisch bis auf die Patrone und die ZF Montage wenig mit dem SVD ge-meinsam haben. Das Dragunov Scharfschützengewehr weist in den Bereichen der Abzugs- und Verschlusseinheit, Schaftform und me-chanischen Visierung einige technische und optische Gemeinsamkeiten mit dem AK Sturmgewehr auf. Dennoch sind diese Bauteile nicht mit dem AK austauschbar und auch das Zerlegen der Waffen weicht voneinander ab, was alleine schon durch das komplett andere Gasgestänge vorge-geben ist. Während beim AK der Kolben mit dem Gasgestänge und dem Verschluss-träger aus einem Teil besteht, sind der Kolben und die Kolbenstange beim SVD getrennt und nicht mit dem Verschluss-träger verbunden. Es handelt sich um ein Kurzkolbensystem, wie es Bundeswehrsol-daten in ähnlicher Bauweise beim HK G36 vorfinden, wobei der Schütze beim SVD allerdings die Repetierfunktion durch zwei Gasdüsenstellungen manuell verän-dern kann. Nach Auslösen des Schusses verbleibt der Verschlusskopf fest in seiner Position bis das Geschoss die axiale Boh-rung im Lauf passiert hat und das noch mit über 1.000 bar gespannte Gas im Zy-linder den Kolben 27 mm zurückdrückt. In der Gasreglerstellung 1 verliert der Zylinder sofort gespanntes Gas über eine 1,4 mm große Bohrung, noch bevor sich der Kolben in Bewegung setzt. In Stel-lung 2 wird diese Bohrung verschlossen und die Entgasung des Zylinders erfolgt erst nach etwa 26 mm Kolbenbewegung

Ostklassiker aus Stahl und Holz: caliber beschäf-tigte sich in der Schießpraxis ausführlich mit dem russischen Selbstladescharfschützengewehr Dragu-nov sowie seinen zivilen Izhmash-Tigr-Ablegern im Originalkaliber 7,62x54R und .308 Winchester. 37

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Russisches Roulette?Zu Selbstladegewehren der AK-, Dragunov-, Tigr-, Molot-, Saiga- oder Vepr-Baureihen gehören die passen-den Optiken weißrussischer Herkunft, zumindest wenn man das unverkennbare Erscheinungsbild authen-tisch gestalten möchte. Diese erschwinglichen Zielfernrohre kennen einige Leser vielleicht noch aus ihren Militärdienstzeiten im Osten, doch was bekommt man für sein Geld als Gegenwert? Um diese Frage zu beantworten wurden Tests, auch auf über 1.100 Meter, durchgeführt.

Wir wählten aus dem breiten Sor-timent weißrussischer Fertigung sechs Gläser von Zenit-BelOMO

und zwei von NBZ (Novosibirsk Instru-ment) aus. Dazu gesellte sich noch ein PSO-1 4-24 aus NVA Beständen, das mit einem Infrarotdetektor ausgestattet ist (der bei neuen Gläsern nicht mehr eingebaut wird) und das Gegenstück zu den 4-fachen Hen-soldt Zielfernrohres des HK G3 der Bundes-wehr darstellt. Einige Gläser mussten wir

direkt in Belarus bestellen, natürlich mit Zollabwicklung und der Gewissheit, sich im Garantiefall wenig Hoffnung machen zu müssen. Der tritt glücklicherweise bei den über Importeuren bezogenen Glä-sern so gut wie kaum auf. Die Qualität ist robust und dauerhaft und scheinbar weiß man wen man mit was zu beliefern hat. Nur zu einigen, über Flohmärkte vertriebene Gläser, gibt es auch andere Berichte. Die meisten Zielfernrohre können durch den

Waffenhändler des Vertrauens über den Großhändler Schumacher GmbH bezogen werden, was in dem Fall eines Gewähr-leistungsproblems die Abwicklung massiv vereinfacht.

Wandernde Absehen

Ungewöhnlich ist die Tatsache, dass bei allen hier vorgestellten Zielfernrohren das Absehen nicht zentriert ist. Es steht also

Original russische Zielfernrohre im Test: Was bei der Bundeswehr das Hensoldt 4-fach auf dem HK G3 war, war in der NVA das russische PSO-1 4-24 auf dem Dragunov Scharfschützengewehr.

OPTIK Russische Ordonnanzzielfernrohre im Praxistest50

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nur selten mal in der Mitte, meistens et-was oben, gelegentlich, wenn man weiter schießt, auch unten und in der Regel ge-ringfügig zu einer Seite. Da kann man sich nicht nur daran gewöhnen – man muss es auch. Es bietet allerdings auch den Vorteil, dass man mit etwas Übung schon beim � üchtigen Blick durchs Glas weiß, auf welche Entfernung es ungefähr ein-gestellt ist. Das militärische PSO-1 4-24 kann sich sehen lassen, robust, klare Optik mit leichtem Gelbstich und Schnellverstel-lung von 100 bis 1.000 m. Die Strichplatte hilft beim Entfernungsschätzen und ist für Zielhöhen von 1,7 m von 200 bis 1.000 m kalibriert – dazu, wie alle Testgläser noch rot beleuchtbar. Als Zielmarke dient das oberste der umgedrehten Dreiecke, nicht so der Hit, aber das Beste was auf der Strichplatte dazu zu � nden ist. Die 3 tie-feren Dreiecke erweitern die Schussentfer-

Erprobte Zielfernrohre mit Montagen: PSO 6x36, PSO 4x24 neu, PSO 2,5x18 PSO, 1,5-4,5x24 (linke Reihe, von oben). POSP 4-12x42, POSP 8x42, POSP 8x45 M6 Pro, POSP 2,5-5x24 (rechte Reihe, von oben). Eine Gummi-Okularblende wird mit allen Gläsern mitgeliefert, die den Augenabstand, der bei den meisten Gläsern etwa zwischen 70 und 76 mm liegt, überdeckt. Unten links der AK-Adapter und unten rechts der Dragunov-Adapter zum Umbauen.

Die dienstliche Linie: Oben das heute häufi g genutzte PSO 6x36 und unten das PSO-1 4-24. 51

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Feuer & Flamme......waren wieder einmal mehr die ambitionierten Schützen für die abwechslungsreichen Parcours anlässlich

der bereits zum achten Male ausgetragenen Deutschen Meisterschaft im dynamischen Gewehrschießen

nach Reglement des Weltdachverbandes International Practical Shooting Confederation (IPSC).

Diesmal fand diese auf den 12. bis 14. April terminierte Veranstaltung, die traditionsgemäß den Reigen der

zahlreichen Deutschen IPSC Meisterschaf-ten in den unterschiedlichen Lang- und Kurzwaffenklassen eröffnet, besonders früh im Jahr statt. Nichtsdestotrotz nah-men 145 Schützen am Wettkampf teil, da-von 124 in der Offenen Klasse Selbstlader und 21 in der Standardklasse Selbstlader. Der hohe Stellenwert des Events im baden-württembergischen Philippsburg wird da-durch unterstrichen, dass zum einen die

Startplätze innerhalb kurzer Zeit vergeben waren, wer den Zeitpunkt der Anmeldung verpasste, fand sich schnell auf einer War-teliste wieder, und zum anderen dass viele Teilnehmer aus dem Ausland kamen, unter anderem aus Norwegen, Dänemark, Frank-reich, Italien, Serbien und der Schweiz.

Germanische Eigenheiten

Die ausländischen Starter mussten sich natürlich auch der für sie ungewohnten Magazinbeschränkung unterwerfen, die

das Deutsche Waffengesetz bei Selbstlade-langwaffen fordert. Während international unbegrenzte Magazinkapazitäten die Regel sind, dürfen in Deutschland nur auf 10 Pa-tronen begrenzte Magazine eingesetzt wer-den. Nach Maßgabe des deutschen Schieß-sportverbandes Bund Deutscher Schützen dürfen neben reinen 10-Schuss-Magazinen nur noch auf eine Kapazität von 10 Patronen blockierte 20-Schuss-Magazine verwendet werden. Die international dominieren-den 30-Schuss-Magazine sind auch in auf 10 Patronen blockierter Version vom BDS

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nicht zugelassen. In einer besonderen Ser-viceleistung unterstützte der BDS die aus-ländischen Schützen, die nicht genügend regelkonforme Magazine dabei hatten, mit entsprechenden Patronencontainern. Die Magazinkapazität beeinfl usst natürlich auch die Schießtaktik. Nachschüsse gilt es zu vermeiden und dem schnellen Magazin-wechsel kommt eine hohe Bedeutung zu. Während in der Offenen Klasse beliebige Optiken (Leuchtpunktvisier, Zielfernrohr oder eine Kombination aus beidem) und Zweibeine eingesetzt werden dürfen, müs-sen die Standard-Schützen auf diese An-nehmlichkeiten verzichten.

Nichts für Wasserscheue: Wechselndes Wetter sorgte teilweise für Wasserschlachten auf den Schießstän-den. Hier Rene Walter in Aktion.

Hochgezüchtete AR15 Wettkampfgewehre bestimmen international und auch in Deutschland das Gesche-hen in der IPSC/Action Welt. Hier der Schweizer Oliver Josi im Parcours.

In der Offenen Klasse werden oftmals Kombinati-onen von Zielfernrohren und Leuchtpunktvisieren auf die Gewehre montiert, um im Nah- und Weit-

bereich optimal agieren zu können. Weil die „Red Dots“ oftmals im Winkel zur geraden Ziellinie der großen Optik angeordnet sind, werden die Waffen

in der Schulter gedreht, wie hier bei Gregory Midgley zu sehen.

Feuer & Flamme: Der deutsche Schütze Jürgen Prohaska mit seinem Heckler & Koch Selbst-ladegewehr MR 308 im „Majorkaliber“ .308 Winchester in Aktion.

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Europaweite SuperlativeBei Wettkämpfen geht es immer um Rekorde. Das Übliche eben:

höher, schneller, weiter – Weltrekorde, Gewinner, Meister und Sie-

gertreppen. Im Bereich des dynamischen Flintenschießens hat aber

der Bayern Cup als Wettkampf an sich einen Platz auf dem Treppchen

verdient.

Zwei Tage, 12 Stages und fast 200 Starter so ließe sich das Ganze kurz und nüchtern zusammenfassen. Doch

wenn wir hinter die Kulissen schauen, dann sieht es schon anders aus: zwei Tage mit je 8 Stunden Schießzeit, dabei wurden pro Schütze 167 Schuss Minimum ver-schossen, das macht gute 33.000 Schuss – also 1.300 Päckchen à 25 Murmeln. Aber sagt das wirklich etwas über den Wettbe-werb aus? Schon im Vorjahr mischte der

Autor im Wettkampfgeschehen mit. Den vorschriftsmäßigen Sicherheits- und Re-geltest (SuRT) für Langwaffen frisch in den Mitgliedsausweis gestempelt und endlich das augenscheinlich richtige Einsatzgebiet für meine Flinte und mich entdeckt. Seit Jahren hab ich schon eine Winchester Defender im Schrank, die ich für das Kipphasenschießen und auch für Wurftaube mal aus dem Dunkel des Safes geholt hatte. Der Bayern-Cup sollte aber

dann was vollkommen Anderes und das absolut Richtige für uns sein.

Weiser Ratschlag

Ein kleiner beiläufi ger Hinweis vor mehr als einen Jahr von meinem Prüfer nach dem SuRT „Wenn du Flinte schießen willst, dann musst du zum Bayern-Cup!“ war der Beginn einer Infektion. Als Einsteiger mit Null Er-fahrung hab’ ich mich sofort eingeloggt, über das Match Organisation System (MOS) angemeldet und erst einmal auf unserem Heimatstand Munition getestet. Hierbei stellte ich unter anderem fest, dass nur sechs 12/63,5er in das Magazinrohr unter dem Lauf passten. Also selbst bei einem Parcours mit nur 8 Schuss war Nachladen angesagt. Zwei Tage blieben nur bis zum Cup 2012, keine Zeit eine Magazinverlän-gerung zu kaufen und so ging es dann los. Angekommen in Philippsburg, hatten wir damals Gelegenheit, einen kurzen Blick durch die Türen zu werfen und den „Him-

Europas Flintenfest: Beim Bayern Cup 2013 in Philippsburg kam die Crème de la Crème der dyna-mischen Flintenschützen zusammen, um die Besten in den einzelnen Waffenklassen zu ermitteln.

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mel für Flintenschützen“ zu sehen, bevor es nach der Anmeldung ins Hotel ging. Als ich abends ins Bett ging, hatte ich nicht im Ge-ringsten eine Ahnung davon was mich am anderen Tag erwartete – und jetzt ist 2013 und ein neuer Bayern-Cup.

Gute Vibrationen

Aufregung und Vorfreude waren in der Luft zu spüren. Viele Schützen kamen einem breit grinsend entgegen und wir hatten jede Menge Hände zu schütteln auf dem Weg zur Anmeldung. Der Regen niesel-te wie in einem schlechten Film und es finsterte Showdown-Stimmung. Unsere Squad 12 war mit glorreichen 9 Schützen besetzt, international im Verhältnis 5 zu 4 zu Gunsten von uns. Vier Italiener teilen mit uns den Spaß über den Tag hinweg – und irgendwie fehlte beim Briefing immer ein Italiener – typisch südländische Ge-mütlichkeit. Stage 12 ist unser Start, ein Long Course mit einem Minimum von 28 Schuss: 5 Popper, 10 Tontauben und 13

Während des Bayern Cup 2013 fanden 1,6 Tonnen Flintenmunition den Weg in die Kugelfänge. Hier

Jon Holloway aus England im Parcours.

Stahlplatten, sorgsam dekoriert mit nicht zu beschießenden Strafscheiben. Beim ersten Startsignal genau ein Jahr vorher, war ich nervös und hatte Herzklopfen. Mit einem sonnigen Lächeln und in aller Ruhe hatte mich der Range Officer damals durch den Parcours gebracht. Heute läuft alles entspannter, doch als einziger „Standard Manual“ Schütze mit klassischer Vorder-schaftrepetierflinte bin ich der Langsamste

in der Schützengruppe. Für mich ein echter Genuss. Ein 180-Grad-Stand zu Beginn. Recht und links je ein Popper. Die Popper lösen je 2 Tontauben auf einem Pendler aus. Im gesamten Wettbewerb sind fast 60 Wurfscheiben zu beschießen. 60 Tontauben mal rund 200 Schützen, das sind gut 12.000 Tontauben, die aufgehängt oder gesteckt werden müssen – von unersetzlichen Hel-ferhänden. Die Cracks schießen vom Start-

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Gescheiter BegleiterDer speziell für Scharfschützen und ihre Ausrüstung konzipierte und auch von der Bundeswehr genutzte

Eberlestock G4 Operator Rucksack könnte ebenso wie die HOG Saddle Gewehraufl age auch für Jäger und

Sportschützen von Interesse sein.

Der süddeutsche Behördenausrüster Lindnerhof Taktik offeriert in seinem jungen Online-Shop „HQG“ (High Qua-

lity Gear) feinstes Equipment aus eigener Produktion sowie von anderen renommier-ten Herstellern wie beispielsweise Arc’teryx aus Kanada, Carinthia aus Österreich sowie Eberlestock, Mystery Ranch oder Tactical Tailor aus den USA. Glen Eberle, Gründer des Unternehmens Eberlestock, war acht Jahre lang ein Mitglied der amerikanischen Biath-lon-Nationalmannschaft und 1984 ein Teil des US Teams bei den olympischen Spielen. Bereits 1985 rief er die „Eberle Stock Com-pany“ ins Leben und revolutionierte den Biathlonsport, indem er das Gesamtgewicht seines Gewehrs um fast zwei Kilogramm re-duzierte. Seit diesem Zeitpunkt war er von der Idee getrieben, Ausrüstungsgegen-stände aller Art in ihrer Praxistauglichkeit zu verbessern und letztendlich war er der Erste, der einen Hochleistungsrucksack und ein Gewehrfutteral in eine harmonische Ein-heit verwandelte.

Olympische Wurzeln

Alleine in der Rubrik „Tactical Packs“ von Eberlestock entdeckt man heute 18 ver-schiedene Rucksackmodelle, darunter

wahre Klassiker wie die Modelle „Phan-tom“ oder „Gunslinger“ ebenso wie neuere Varianten wie „Cherry Bomb“ oder „Secret Weapon“, die von außen gar nicht mehr erkennen lassen, dass sie für den Lang-waffentransport gedacht sind. Solcherart Rucksäcke erfreuen sich aufgrund ihrer Diskretion ebenso bei Zivilisten wie bei Behördenpro� s im Rahmen verdeckter Operationen im urbanen Umfeld einer gro-ßen Beliebtheit (www.eberlestock.com). Viele Pro� s aus der Behördenwelt sehen in dem Eberlestock G4 Operator den idealen Scharfschützenrucksack, der auch durch-aus im Zivilleben Sinn machen kann. Denn

Spitzenware aus Süddeutschland: Der bekannte Behördenausrüster Lindnerhof Taktik offeriert die spezialisierten Eberlestock Scharfschützenrucksä-cke, hier im Hintergrund das Modell „X3 LoDrag“, ebenso wie die „Hog Saddle“ Gewehraufl age von Shadow Tech LLC.

In dem Eberlestock G4 Operator Scharfschützen-rucksack verschwindet ein voll ausgerüstetes OA-15 Selbstladegewehr mit 16,75“-Lauf bei

maximal ausgefahrener Schulterstütze komplett und lässt sich dabei bei geöffnetem Deckel auch

noch blitzschnell einsatzbereit machen.

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er ist sauber verarbeitet, extrem robust und erleichtert den Gewehrtransport auf längeren Märschen im unwegsamen Gelän-de auf großen Schießstandarealen oder im Revier ungemein. Der 4,5 kg schwere Eberlestock G4 Operator aus einer Materi-almischung aus 500er und 1000er Denier Nylon besitzt die Abmaße 68,5 cm (Höhe) x 30,5 cm (Breite) x 25,4 cm (Tiefe) und ein Fassungsvermögen/Volumen von 77 Litern. Die mit dem Rückenteil des Ruck-sacks vernähte integrierte Gewehrtasche erlaubt durch einen längenverstellbaren Deckel eine Trageweise eines maximal 152,4 cm langen Gewehrs mit Mündungs-richtung nach oben oder unten. Moderne Gewehre mit klappbarer Schulterstütze verschwinden aber bereits komplett im Transportfach, ohne dass man den Deckel überhaupt auspacken müsste. Nutzt man das Gewehrfutteral mal nicht, dann kann man das untere Teil im Rucksack verstau-en, um das Packmaß zu reduzieren. Die Stauraumaufteilung und Innengestaltung

der von oben und von der Seite zugängli-chen Hauptfächer, aufgesetzten Taschen und seitlich angeordneten Taschen mit Reißverschlüssen ist einfach vorbildlich und absolut praxistauglich. In den lan-gen Seitentaschen passen beispielsweise Zweibeine, Stative oder Spektive bestens hinein. Wenn man den auf dem Rücken abgelegten Rucksack als Gewehrau� age nutzt, hat man dennoch bequem Zugang zu den beiden aufgesetzten Obertaschen, die wie die stützenden Seitenohren einer klassischen Gewehrau� age funktionieren. Zudem sind versteckte Patronenschlau-fen strategisch so angebracht, dass man schnellen, freien Zugriff auf die Munition (eventuell mit verschiedenen Geschossar-ten) hat. Das Rückenteil des Rucksacks mit integriertem Rahmen ist ebenso wie die justierbaren Schultergurte (mit innerem Aluminiumband für die individuelle An-passung an die Anatomie des Trägers) und der breite, ebenfalls verstellbare Hüftgurt sehr gut gepolstert, was für hohen Trage-

komfort sorgt. Auch die restliche Aus-stattung kann sich sehen lassen: Ein ver-stecktes Regencover zur Abdeckung des gesamten Rucksacks lässt sich bei Bedarf ausziehen, clever positionierte Kompres-sionsbänder schaffen bei voller Beladung kompaktere Rucksackmaße und erlauben den Transport von zusätzlich außen an-gebrachter Ausrüstung/Bekleidung.

Aufgesattelt

Gut in den Eberlestock G4 Operator Scharfschützenrucksack hinein passen würde ein smarter Ausrüstungsgegen-stand, der ebenfalls von Lindnerhof Taktik angeboten wird. „Hog Saddle“ ist eine von einem US Marine Scout Sniper und OIF (Operation Iraqi Freedom) Vete-ranen erdachte, leicht transportierbare und sehr stabile Gewehrau� age. Das von Shadow Tech LLC produzierte, rund 450 Gramm schwere Exemplar wird auf CNC-Maschinen aus einem soliden Leichtme-tallblock herausgefräst und nachträglich mit einer widerstandsfähigen Ober� äche versehen. Es besitzt einen Sternschrau-benkopf und Justierführungsstangen für die Spannbacke aus rostträgem Stahl und lässt sich dank des Gewindebuchsenadap-ters mit jedem militärischen oder im Fo-tofachhandel erhältlichen Dreibeinstativ mit 1/4-20 oder 3/8-16 Gewinde verbin-den. Eine dickwandige Innenverkleidung aus Kunststoff verhindert den direkten Metallkontakt zur Waffe und sorgt für eine Reduzierung des Rückstoßes und Hochschlages. Das Ding lässt sich immer und überall bestens transportieren, ver-richtet auf dem Schießstand gute Diens-te und ist eine Alternative im Kleinformat zu konventionellen Gewehrau� agen oder moderneren Versionen wie das ebenfalls in dieser Ausgabe vorgestellte Blackhawk Sportster Titan FXS Schießgestell (www.hogsaddle.com). Bei Lindnerhof Taktik kostet der Eberlestock G4 Operator Ruck-sack in sechs unterschiedlichen Farbtö-nen/Camou� agemustern zwischen 429 und 469 Euro. Das ist ein stolzer Preis, aber man investiert in eine lebenslange Anschaffung, die jede Menge Freude be-reiten kann.

Text: Stefan PereyFotos: Uli Grohs/Michael Fischer

caliber-Kontakt

Lindnerhof Taktik GmbH, Isarring 7 83661 Lenggries, Telefon: +49-(0)8042-501982 Fax: +49-(0)8042-972296, www.hqg.de, [email protected]

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Gut aufgelegt?Das als Behördenausrüster bekannte, zum ATK-Konzern gehörende US-Unternehmen Blackhawk offeriert

innerhalb der auf den zivilen Schießsport ausgerichteten „Sportster“-Reihe mit dem brandneuen Gewehr-

schießgestell „Titan FXS“ eine sehr interessante Alternative zur klassischen Benchrest-Auflage.

Das Topmodell – Blackhawk bietet insgesamt fünf neue Gewehrauf-lagen an – bringt etwa 7,5 kg auf

die Waage und dürfte hinsichtlich der Dimensionen im Vergleich zur konventio-nellen Benchrest-Auflage beim Transport etwas sperriger sein. Doch umso mehr überzeugt die grundsolide Plattform „Ti-tan FXS“, wenn man sie erst einmal auf dem Schießstand eingerichtet hat. Die Konstruktion aus massiven Aluminium-gussteilen und Stahl besteht aus zwei Hauptbauteilen, die zusammengesteckt und mit zwei Sterngriffschrauben mitein-ander verbunden werden. Die Hinterpartie als Aufnahme für Schulterstütze/Hinter-

schaft weist Bohrungen in den beiden Stahlrohren auf, so dass die Länge des Schießgestells variiert werden kann. Die Lochabstände der vier Bohrungen wurden so gewählt, dass ein Verstellbereich von 3“ (76,2 mm) vorhanden ist und wohl so ziemlich jedes Gewehr Platz in der „Titan FXS“ findet. Zudem ermöglicht die Ge-samtkonstruktion des Gestells, dass auch Selbstladegewehre mit frei stehenden Pis-tolengriffen und Magazinen ohne jegliche Probleme genutzt werden können. Das als Auflage für den Handschutz/Vorderschaft ausgebildete Vorderteil beherbergt die Verstellmechanismen in Form des markan-ten Höhenverstellrades und einer Seiten-

justierschraube. Diese beiden Bedienele-mente erlauben eine Höhenkorrektur von maximal 2,25“ (57,15 mm) und eine Sei-tenkorrektur von 1,375“ (34,92 mm). Das Gestell ruht auf drei Stahlfüßen mit Poly-merüberzügen, die in der Höhe ebenfalls fein justiert werden können. Praktisch: Optional kann ein Blech an das Gestell ge-schraubt werden, das auf beiden Seiten als Ablagefläche für Munition und Equipment genutzt werden kann, was je nach Schieß-stand oder Schießgelände von Vorteil sein kann. Der mittels Klettverschlüssen an der Basis befestigte Sandsack für die Vorder-schaftauflage wird bereits mit Füllmateri-al ausgeliefert, so dass die „Titan FXS“ aus

Freiwillige Selbstkontrolle: Im Vergleich zu einer üblichen, oftmals teureren Gewehrauflage hat das brandneue Blackhawk Sportster Titan FXS Schießgestell erstaunlich viel zu bieten.

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Die schwere, solide „Titan FXS“ – hier ohne und mit Testobjekt – besitzt im Anschlag gut bedienbare Verstellmechanis-men für Höhen- und Seitenkorrekturen.

Die eventuell für den Transport demontierte Gewehrauflage ist innerhalb einer Minute zusammengebaut.

der Schachtel heraus sofort einsatzbereit ist.

In der Praxis

Das Schießgestell Blackhawk Sportster Titan FXS wurde in Kombination mit un-terschiedlichen Gewehren ausprobiert, darunter auch ein LDT HSG 41 Selbstlade-gewehr in .308 Winchester im HK G3 Stil, das auch mit langem Kastenmagazin mit einer Kapazität für 20 Patronen mühelos eingesetzt werden konnte. Die Gewehr-auflage kann zerlegt transportiert und auf dem Schießstand blitzschnell – unter einer Minute – zusammengebaut werden. Die Bedienelemente für die Höhen- und Seitenkorrektur lassen sich einfach und bequem im Anschlag betätigen. Das Klett-verschlusssystem des Sandsacks lässt ein minimales Seitenspiel auf der Auflage-fläche zu, hier könnte ein fest mit dem Träger verbundener Sandsack für eine noch größere Wiederholgenauigkeit bei Schussleistungstests sorgen. Ein Grund dafür, warum wir bei unserer hauseigenen, oft für Praxistests genutzten Benchrest-Auflage von Henke den Sandsack für die Vorderschaftauflage fest auf der Basis ver-schraubt haben. Das gut gepolsterte, der Schützenschulter zugewandte Gegenlager für den Hinterschaft des Gewehrs schont nicht nur das Material der eingelegten Waffe, sondern absorbiert im Zusammen-spiel mit dem hohen Eigengewicht des Schießgestells den Rückstoß.

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300 Meter Präzision mit dem Gewehr

Eine Herausforderung und gleichzeitig ein Vergnügen ist das akkurate Gewehrschießen auf der 300-Meter-

Bahn. Leider sind geeignete Bundeswehranlagen für Zivilisten nicht zugänglich und kommerzielle Schieß-

stände in Deutschland dünn gesät.

Unter der Sporthandbuchnummer L8.01 beziffert der Bund Deutscher Sportschützen das 300-m-Präzisi-

onsschießen für Langwaffenfreunde und überlässt es dem Schützen, in welcher der neun Wertungsklassen er starten möchte. Denkt man an die klassischen Dienstgewehre vergangener Tage, deren mechanische Visierungen erst ab einer Entfernung von 300 Meter justiert wer-den können, dann wird offenbar, dass diese Schießdistanz eine gewisse Tradi-tion und einen besonderen Reiz vorzu-weisen hat. Auch wenn die verwendeten Zielscheiben zum Teil eine maßstäbliche Vergrößerung der 100-Meter-Scheiben darstellen, ist es dennoch eine ganz

andere Sache wirklich auf 300 Meter zu schießen, denn die Umwelteinflüsse – hier vor allem der Wind – haben nicht zu unterschätzende Einwirkungen auf das Projektil.

Vom Winde verweht

Prinzipiell gibt es für die Puristen, die Herausforderungen lieben, vor allem das „Dienstsportgewehr“ mit zwei Wer-tungsklassen (offene Kimme; geschlos-sene Kimme bzw. Diopter). Das sorgt für Wettbewerbsgerechtigkeit, denn so startet der Schütze mit seinem Mau-ser 98k mit offener Kimme nicht in der gleichen Kategorie wie der Kollege, der

ein Enfield No4 Mk1 oder Schweden-mauser mit Dioptervisierung nutzt. In der Klasse „Matchsportgewehr“ messen sich Schützen mit den bis zu acht Ki-logramm schweren, reinrassigen ISSF Scheibenbüchsen mit Matchdiopter, die in ihrem Erscheinungsbild an Kleinkali-ber-Matchgewehre erinnern. Hier darf dann auch der klassische Schießriemen eingesetzt werden, um den liegenden Freihandanschlag meistern zu können. Die beiden nächsten Wertungsklassen lauten „Zielfernrohrgewehr“ bis 7 mm sowie über 7 mm. Bei dieser Kaliberein-teilung können bis 7 mm alle Zentralfeu-erpatronen ab Kaliber 5,45 mm/.215“ bis einschließlich Kaliber 7 mm/.284“

Nichts für Grobmotoriker: Das Gewehrschießen auf 300 Meter zählt zu den Königsdisziplinen im Schießsport und der BDS offeriert in diesem Bereich ein breites Betätigungsfeld.

Nichts für Grobmotoriker: Das Gewehrschießen auf 300 Meter zählt zu den Königsdisziplinen im Schießsport und der BDS offeriert in diesem Bereich ein breites Betätigungsfeld.

SCHIESSPRAXIS Disziplin des Monats – Teil 1672

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und über 7 mm alle Zentralfeuerpat-ronen ab Kaliber 7 mm/.284“ bis ein-schließlich Kaliber 8 mm/.323“ genutzt werden. In beiden Wertungsklassen dürfen Zielfernrohre mit maximal 12-fa-cher Vergrößerung geschossen werden. Variable Zielfernrohre, die über diesen Faktor hinausgehen, müssen bei 12-fach fixiert sein. Als Ergänzung zu die-sen beiden Zielfernrohrgewehrklassen gibt es noch das „Hochleistungsgewehr“ – bei dem ein Zielfernrohr mit beliebiger Vergrößerung montiert und geschos-sen werden darf. Zudem darf es mit 6,5 und 7,0 kg in Komplettausrüstung (mit Zweibein) um 500 Gramm schwerer als die Zielfernrohrgewehre in den beiden Kaliberklassen sein. Zugelassen sind Einzellader, Repetier- oder Selbstlade-gewehre für Patronen, die den Begriff „Magnum“ oder dementsprechende Be-zeichnungen im Namen führen und ein Mindestkaliber von 7,62 mm/.30“ bezie-hungsweise ein Höchstkaliber von 11,63 mm/.45“ aufweisen. Patronen ohne den Namenszusatz Magnum oder vergleich-baren Bezeichnungen müssen unterhalb des Kalibers 9 mm/.354“ eine Mindest-hülsenlänge von 68 mm besitzen. So wäre beispielsweise die 8x68 S zuge-lassen. Über dem Kaliber 9 mm/.354“ muss eine Mindesthülsenlänge von 62 mm vorliegen, was beispielsweise eine 9,3x62 zulassen würde. Allerdings sind in dieser Klasse etablierte Kaliber wie beispielsweise die .300 Winchester Magnum oder .338 Lapua Magnum do-minierend. Letztendlich gibt es dann noch das „Präzisionsgewehr“ in den beiden Kaliberklassen bis/über 7 mm. In den anderen Waffenklassen „Dienst-sportgewehr“ und „Matchsportgewehr“ schießt man auf die ISSF 300-Meter-Scheibe (Spiegeldurchmesser: 600 mm, Ringbreite: 50 mm, Zehn: 100 mm, Innenzehn/„Mouche“: 50 mm) und in „Zielfernrohrgewehr“ und „Hochleis-tungsgewehr“ auf die BDS 300-Meter-ZF-Scheibe (Spiegeldurchmesser: 340 mm, Ringbreite: 25 mm, Zehn: 80 mm, Innenzehn/„Mouche“: 30 mm), doch hier schießt man dann auf 300 Meter auf die 25-Meter-Pistolenscheibe mit einer 50 mm großen Zehn. Um also konstant Streukreise von unter 50 mm auf 300 m zu realisieren, werden dann bis zu 10

kg schwere Präzisionsinstrumente mit extrem starken Laufdurchmessern, Ziel-fernrohre mit beliebiger Vergrößerung eingesetzt, die auf Zweibeinen oder Auflagen ruhen. Vor allem in der Kali-berkategorie bis 7 mm werden neben Klassikern wie der 6,5x55 auch jüngere Kaliber wie die 6,5-284 Norma, 6,5x47 Lapua oder auch 6,5 Creedmoor erfolg-reich genutzt. Neben all der Technik und Feinabstimmung bei der Ausrüstung sind dann auch Tagesform und Witte-rungsverhältnisse entscheidende Fakto-ren auf dem Weg zum Maximalergebnis. Das Erreichen solch eines traumhaften „Full House“ Ergebnisses von 300 bei 30 abgegebenen Wertungsschüssen stellt

aber die Ausnahme dar, wie man sich un-schwer vorstellen kann.Bei der letzten DM in Philippsburg wa-ren es nur ganz wenige Schützen mit dem Traumergebnis, vielen fehlten für die Spitze nur ein paar Ringe. In unse-rer Tabelle haben wir aufgelistet, wel-che Waffenarten und Wertungsklassen es gibt, nicht berücksichtigt haben wir allerdings die unterschiedlichen Vorschriften bezüglich des Waffenge-wichts, Abzugsgewichts, Visierung und so weiter. Dem Interessierten seien dazu die Kennziffern 4101 bis 4110 des BDS Sporthandbuches empfohlen.

Text und Fotos: Hermann Jansen

caliber-Tipp für vorgeschriebenes und sinnvolles Zubehör

Vorgeschriebenes Wie immer natürlich der übliche Gehörschutz und die Schutzbrille, wenn nicht eh eine Schießbrille getragen wird.

Sinnvolles Schießmatte für den Liegendanschlag, sowie Spektiv und Stativ zur Scheibenbeobachtung, weitere Hinweise dazu siehe Text.

BDS 300 Meter Präzisionsschießen im KurzüberblickBezeichnung der Disziplin 300 Meter Präzisionschießen L8.01/L8.02

Sportbund BDS Bund Deutscher Schützen

Waffenart bzw. Wertungsklassen

Matchsportgewehr ISSF 300-m-Scheibe

Dienstsportgewehr offene Kimme ISSF 300-m-Scheibe

Dienstsportgewehr geschlossene Kimme und Diopter ISSF 300-m-Scheibe

Hochleistungsgewehr BDS 300-m-ZF-Scheibe

Zielfernrohrgewehr Selbstlader BDS 300 m-ZF-Scheibe

Zielfernrohrgewehr 300 m über 7 mm BDS 300-m-ZF-Scheibe

Präzisionsgewehr bis 7mm BDS 25-Scheibe

Präzisionsgewehr über 7mm BDS 25-Scheibe

Zielfernrohrgewehr 300 m bis 7 mm BDS 300m-ZF-Scheibe

Kaliber Alle Zentralfeuerpatronen ab Kaliber 7 mm/.284“ bis einschließlich Kaliber 8 mm/.323 „, in den Klassen über 7mm. Bis 7 mm alle Zentralfeuerpatronen ab Kaliber 5,45 mm/.215 bis einschließlich Kaliber 7 mm/.284 “. In der Kategorie Hochleistungsgewehr Mindestkali-ber von 7,62 mm/.30 bzw. ein Höchstkaliber von 11,63 mm/.45 – weiterhin siehe Text.

Entfernung zur Scheibe 300 Meter

Schusszahl Bei Deutschen- und Landesmeisterschaften 30 Schuss Präzision, jeweils 10 Schuss innerhalb von 10 Minuten. Unterhalb der Landesmeisterschaften kann die Schusszahl halbiert werden. Dann gelten 15 Schuss in 15 Minuten dem Disziplinablauf angepasst.

Anschlagsart Liegend freihändig bzw. Liegend aufgelegt, wobei hier auch ein Zweibein benutzt werden darf.

Waffen-und Munitions-BeschränkungenWaffenbeschränkung Unter den Kennziffern 4101 bis 4110 sind die Beschränkungen im BDS Sporthandbuch

detailliert aufgeführt, die wegen ihrer Fülle diese Tabelle sprengen würde.

Munitionsanforderung Handelsübliche und auch wiedergeladene Munition ist zugelassen.

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I’ll be back!“......hat nicht nur einst der Terminator gesagt, sondern vielleicht auch Hans Kurz, als er und sein Team von der

Shooting Association Munich (S-A-M e.V.) nach der Munich Open 2011 eine Pause eingelegt haben. Nach

einjähriger Abstinenz aus dem IPSC-Wettkampfkalender fand vom 19. bis 21.04.2013 wieder die Munich

Int. Open statt.

In den vergangenen Jahren wurde die IPSC-Outdoorsaison in Deutschland fast traditionell durch die Munich

Open als erste Großveranstaltung auf der BDS Schießanlage in Philippsburg einge-läutet. Nach 10 Jahren gönnte sich das Organisationsteam des S-A-M e.V. jedoch in 2012 eine kreative Pause. Vom 19. bis 21.04.2013 war es aber wieder soweit und die Shooting Association Munich lud zur 11. Munich Int. Open ein. Die Einladung blieb nicht ungehört und es folgten ihr 310 Schützen aus über 11 Nationen, um sich auf 16 Stages mit einer Mindestschusszahl von 292 Schuss miteinander zu messen. Das Match setzte sich hierbei aus 2 Long Courses mit jeweils 32 Schuss, 5 Medium Courses mit 24 Schuss und 9 Short Courses mit 12 Schuss zusammen. In Anlehnung an die großen internationalen Veranstaltun-gen wurde der Zeitplan dahingehend ge-

ändert, dass jeder Schütze zweimal einen halben Tag schießen musste, wobei die Option bestand, zwei Mal vormittags oder zwei Mal nachmittags zu schießen.

Tempo & Timing

Die Stages waren allesamt abwechslungs-reich, anspruchsvoll und überwiegend flüssig zu schießen; Halbscheiben, 2/3 Scheiben, wechselnde Entfernungen und Strafscheiben zwangen zu Tempowech-seln; bewegte Zielmedien forderten das Timing. Zudem sparte das Aufbauteam nicht mit tiefen bis tiefsten Schießpositi-onen, so dass auch die körperliche Fitness der Teilnehmer gefragt war. Zu einer der schwierigsten Übungen zählte sicherlich die Stage 15, die auf einem der beiden 50-m-Stände aufgebaut war. Es waren nach dem Startsignal insgesamt 12 Pa-

pierziele, 2 kleine Stahlfallscheiben sowie 6 Classic Popper zu beschießen. Die erste Hürde bestand darin, zu entscheiden, ob man die 6 Popper, die in zwei Dreiergrup-pen angeordnet waren, durch zwei Sicht-öffnungen aus etwa 45 m beschießen wollte oder aber eine größere Laufstrecke in Kauf nehmen wollte, um diese dann aus etwa 20 m zu beschießen. Die zweite Hür-de bestand aus 4 Mini IPSC Scheiben auf der vom Bianchi Cup bekannten Laufschei-benanlage. Nachdem der Schütze bereits diverse Ziele beschossen hatte, wurde durch das Durchqueren einer Lichtschran-ke die Laufscheibenanlage ausgelöst. Die eigentliche Schießposition befand sich je-doch noch etwa 10 m von der Lichtschran-ke entfernt. Hier war also Timing und Geschwindigkeit gleichermaßen gefragt, wollte man die Scheiben auf der Laufschei-benanlage so früh wie möglich beschießen

Der Gewinner der Offenen Klasse, Saul Kirsch, im Parcours No.4 beim einhändigen Schießen mit der schussstarken Hand.

WETTKAMPFBERICHT XI. Munich International Open 201384

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bzw. die gesamte Laufstrecke ausnutzen, um saubere Treffer zu platzieren. Bei einer Geschwindigkeit von 3 m/s und der kleine-ren Trefferfläche der Mini IPSC Scheiben wurde hier den Schützen schon einiges ab-verlangt. Sogar der fünffache Europa- und Weltmeister Eric Grauffel kam hier nicht ohne einen Fehlschuss („Miss“) davon. Um den Frust aber nicht zu groß werden zu lassen, war die Anlage so eingerichtet, dass die Scheiben fortwährend hin- und zurückfuhren. Vielleicht hätte es genügt, statt der verkleinerten Scheiben norma-le Wertungsscheiben zu benutzen. Eine weitere besonders interessante Übung war Stage 10. Hier wurde durch einen Kontaktschalter, auf dem die Waffe vor dem Start abgelegt werden musste, drei Pendelscheiben ausgelöst. Die eigentliche Besonderheit bestand jedoch darin, dass es sich bei zwei der Pendelscheiben um runde Stahlplatten handelte und bei der dritten Pendelscheibe wurde ein Papier-ziel mit einer Stahlscheibe kombiniert. Nicht unerwähnt sollte auch noch Stage 4 bleiben, denn hier wurde den Schützen etwas abverlangt, was bei deutschen IPSC-Veranstaltungen nur noch selten gefor-dert wird: Das einhändige Schießen. Bei

Stage 4 durften zwei Vollscheiben, zwei Halbscheiben und zwei Mini Scheiben, die in einem Halbkreis um die Startpositi-on in etwa 5-8 m Entfernung angeordnet waren, nur mit der schussstarken Hand beschossen werden. Es bedarf also nicht immer ausgeklügelter Aufbauten um eine schießtechnische Herausforderung zu

schaffen. Während des Matches kam es zu keinerlei nennenswerten Verzögerungen und so konnte die Squads ihre Stages an den jeweiligen Matchtagen zügig durch-schießen. Kleinere Wartezeiten, die sich nie ganz vermeiden lassen, konnten dank des immer besser werdenden Caterings auf der Schießanlage gut überbrückt werden.

Tiefe Schießpositionen fordern ein Mindestmaß an körperlicher Fitness und Kondition. Hier Routinier Heribert Bettermann in Aktion.

So kennt man sie: Die fleißigen Range Officers bei der Arbeit. (Quatsch: Die Männer genießen die wohlverdiente Ruhe vor der nächsten Schützengruppe. Ohne sie gäbe es keine großen Matches.) 85

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