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campus delicti Nr. 296 14. Mai 2009 Fiedeln für Heine – Das Uni-Orchester ......... 4 NRW-Unis sparen für schlechte Zeiten ....... 10 Museen locken junge Nachtschwärmer ....... 14

Campus Delicti #296

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campus delictiNr. 296 14. Mai 2009

Fiedeln für Heine – Das Uni-Orchester . . . . . . . . . 4

NRW-Unis sparen für schlechte Zeiten . . . . . . . 10

Museen locken junge Nachtschwärmer . . . . . . .14

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�  ı Inhaltsverzeichnis

Editorial  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  3

UniversitäresMit Pauken und Trompeten  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4

Grünes Licht für veganes Mensa-Essen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6

HoPoAuch das SP fasst sich mal kurz  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8

Symposium zu Ehren Altrektor Labischs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9

Wissenschaftsministerium rügt Rektorat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10

Hochschule am Niederrhein spart Studiengebühren für schlechte Zeiten  10

Studiengebühren gesesenkt  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11

Politik

10 Jahre Bologna – „Am Ende des Anfangs?!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1�

KulturDie Nacht der Museen zeigt ihr junges Gesicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14

Neue Theatergruppe an der HHU in Planung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16

Comic . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19

Kurzgeschichte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18

Termine/Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .�0

IMPRESSUM

AStA der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Universitätsstrasse 140225 Düsseldorf

Tel: +49 (0)211/81-13172E-Mail:

[email protected]@gmx.de

RedaktionMarc Cechura

Gudrun HütherLinda KuhlenDagny Rößler

LayoutRegina Mennicken

TitelbildMihaila Despotovic / www.jugendfotos.de

DruckTupper, Asten-Druckerei

Auflage1500

V.i.S.d.P.Christoph Sterz

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ı  3Editorial

Liebe Leserin,lieber Leser!

Bitte nicht einbrechen . Dann wäre nämlich mein größtes Eigentum gefährdet – meine geliebte Pfandflaschensammlung . Die stapelt sich seit einigen Wochen unaufhörlich und erreicht vom Gegenwert her so langsam die Höhe meines Kontostandes . Aber noch passen die Flaschen ganz gut in meine Zimmerecke, mindestens bis zum Monatsende kann meine Sammelleidenschaft also noch weiter gehen . Dann allerdings könnte ich mir wegen meiner finanziellen Situation ernsthaft überlegen, die Flaschen gegen Bargeld einzutauschen . 

Den Eindruck, es mit Flaschen zu tun zu haben, haben im Augenblick übrigens auch die Studierenden in Krefeld und Mönchengladbach . Zumindest waren sie sehr erstaunt darüber, was die Hochschulverwaltung mit ihren Gebühren macht – oder besser gesagt, was sie mit den Geldern nicht macht: Denn die Hochschule Niederrhein gibt kaum Geld aus und hortet es lieber . Das alleine ist bereits interessant genug – aber auch die Heinrich-Heine-Universität hat möglicherweise das Potential, über einen Geldspeicher für nicht ausgegebene Finanzmitteln nachdenken zu müssen . Dagny Rößler informiert Euch über das Thema ab Seite 10 . 

Wie wäre es denn mit einem Master in Pfandflaschenkunde? Vielleicht ist das gar keine so abwegige Idee – schließlich gibt es immer mehr auf kleinste Themengebiete be-schränkte Masterstudiengänge . Doch das ist nicht die einzige Veränderung durch den Bologna-Prozess – ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Bachelor- und Masterstudien-gänge den Studierenden zu wenige Freiheiten lassen . Befürworter loben das veränderte Studiensystem dagegen, da es unter anderem gut auf den Arbeitsmarkt vorbereite . Auch auf dem Heine-Campus war und ist die Bologna-Reform ein Thema . Aus diesem Grund fand in der vergangenen Woche eine Diskussion zu den veränderten Studienbedingungen statt . Gudrun Hüther war dabei und berichtet ab Seite 1� über die Diskussion .

Künstler benutzen gerne verschiedenste Rohstoffe, um aus ihnen gelegentlich mehr oder weniger bahnbrechende Kunstwerke zu zaubern . Manchmal werden sogar Plas-tikflaschen verwendet – zum Beispiel, um aus ihnen riesige Plastikelefanten zu basteln . Was das aber an Pfand verschlingt! Vielleicht hat sich deswegen das kunstvolle Arbeiten mit Plastikflaschen noch nicht durchgesetzt . Bei der Düsseldorfer „Nacht der Museen“ war jedenfalls vor allem Kunst aus klassischen Materialien zu sehen . Linda Kuhlen war während der Veranstaltung unterwegs und schildert ihre Eindrücke ab Seite 14 . 

Wenn es in Düsseldorf schon keine Kunst aus Pfandflaschen gibt, dann könnte man doch wenigstens eine andere Verwendung für die wenig umweltfreundlichen Trinkgefäße suchen . Eine Möglichkeit wäre dabei der Instrumentenbau . Was spricht schon gegen Paukenstöcke oder Geigensaiten aus PET-Flaschen? Zumindest bis zum Studierenden-orchester hat sich diese Idee allem Anschein nach aber noch nicht durchgesprochen . Denn dort wird weiterhin mit den üblichen Instrumenten geprobt . Marc Cechura hat mit einer Musikerin gesprochen und informiert euch ab Seite 4 über das hochschuleigene Orchester .

Viel Spaß beim Lesen .

Christoph SterzV .i .S .d .P .

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4  ı Universitäres

Auf dem Campus der Heinrich-Heine Uni wird nicht nur gelernt: Vielmehr findet hier zu einem nicht geringen Teil das soziale und kulturelle Leben der Stu-dierenden statt. Ein wichtiger Pfeiler des kulturellen Lebens ist seit 1987 das Stu-dierendenorchester, das damals beinahe zufällig entstand. Bei einem Konzert des Kulturreferats traten nämlich neben den üblichen Rock-, Blues- und Jazzcombos auch fünf Klassikfreunde auf die Bühne und begeisterten das Publikum mit einem Klavierquintett von Mozart. Angefeuert durch diese unerwartete Resonanz mach-ten die Musiker weiter und hatten zu Be-ginn des kommenden Semesters bereits ein Kammerorchester zusammengestellt. Mittlerweile ist das Ensemble auf volle Or-chesterstärke mit etwa 70 Mitgliedern an-gewachsen und hat sich über die Region hinweg etabliert.

Hohes Niveau und gutes Betriebs-klima

Seit zwei Semestern gehört auch Olga Le-wintan dazu. Die Violinistin spielt schon seit ihrer Schulzeit im Jugendsinfonieor-chester ihrer Heimatstadt Essen. Als sie für ihr Psychologiestudium nach Düssel-dorf zog, stand für sie fest, dass sie auch hier in einem anspruchsvollen Ensemb-le spielen wollte. Der gute Ruf war den Düsseldorfern vorangegangen und Olga schickte einfach einmal eine E-Mail an

Mit Pauken und TrompetenSeit 1987 musiziert das Studierendenorchester auf hohem Niveau

Silke Löhr, die dem Orchester seit 1987 als Dirigentin und künstlerische Leiterin vorsteht. „Sie hat mich sofort zu einer Probe eingeladen und weil gerade erst ein neues Repertoire angegangen wurde, sollte ich direkt mitspielen. Die anderen Musiker kannten die Stücke ja genauso wenig wie ich“, erinnert sich Olga an ihre erste Begegnung. „ Ich war sofort begeistert! Das Niveau des Ensembles ist ziemlich hoch und ich habe mich mit den anderen sofort gut verstanden.“ In-zwischen müssen interessierte Bewerber allerdings auch ein Vorspielen über sich

ergehen lassen, ehe sie dem Orchester beitreten können.

Zwischen Stühlerücken und Prü-fungsstress

Geprobt wird immer donnerstags zwi-schen 19 und 22 Uhr im Konrad-Henkel-Hörsaal der Philosophischen Fakultät. Vor jeder Probe müssen zunächst die Stühle aus dem Materialraum auf die Bühne ge-bracht und aufgebaut werden. Deshalb sind die Musiker angehalten, etwas früher zu kommen. „Natürlich schaffen das nicht immer alle, aber irgendwie klappt es doch fast immer, pünktlich mit der Probe zu be-ginnen“, sagt Olga.

Neben den wöchentlichen Proben, dem traditionellen Probenwochenende, das einmal in jedem Semester stattfindet, und zusätzlichen Proben vor wichtigen Konzerten muss man auch noch Zeit für das Üben zu Hause einrechnen. „Wie viel man üben muss, hängt ganz von den indi-viduellen Fähigkeiten und dem Leistungs-stand ab, und auch davon, wie schwer die Stücke sind, die wir einstudieren“, erklärt Olga, die allein für das Studierendenor-chester mehrere Stunden in der Woche übt. Außerdem spielt sie nach wie vor beim Essener Jugendsinfonieorchester. Trotzdem schafft sie es, Studium und Mu-sik unter einen Hut zu bekommen. „Das kann aber auch manchmal ganz schön

Zusammen mit ihrer Dirigentin Silke Löhr treten die Studierenden bisher unter anderem in der Tonhalle  

auf (Bild: Studierendenorchester)

Im Studierendenorchester sind rund 70 Musiker dabei (Bild: Studierendenorchester)

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ı  �Universitäres

stressig werden“, gibt sie unumwunden zu. Da die meisten Konzerte aber in der vorlesungsfreien Zeit stattfänden, könne man da etwas entspannter an die Sache heran gehen. „Eng wird es immer dann, wenn Termine mit den Prüfungsphasen zusammenfallen.“

Studierende und Ehemalige

Das Orchester steht allen interessierten Studierenden, Ehemaligen und Dozenten aller Düsseldorfer Hochschulen offen. Den Löwenanteil der Mitglieder stellen dabei traditionell die Mediziner. Olga ist die ein-zige Psychologin, sie weiß aber auch von einem Informatiker, einer Pharmazeutin und ein paar Germanisten. „Die Ehema-ligen bleiben eigentlich sehr gerne dabei, solange sie in der Nähe wohnen und noch genug Zeit haben“, erzählt Olga. „Manche hören auch während des Studiums aus Zeitmangel auf und treten dem Orchester erst nachher wieder bei.“ Dennoch freue man sich immer über Nachwuchs, wobei manche Instrumente beliebter sind als an-dere. „Geigen werden aber eigentlich im-mer gesucht, damit man einen schönen, vollen Klang bekommt“, versichert Olga. Orchestererfahrung ist für eine Bewerbung keine Voraussetzung, kann aber helfen.

Ein anspruchsvolles Hobby

Für Olga war der Beitritt ein Volltreffer: Ihr macht die Arbeit im Orchester immer noch viel Spaß. Und nach den Proben geht

es traditionell noch gesellig weiter: Zog es die Musiker lange Zeit in die mittlerweile geschlossene Unikneipe „Unikom“, so ist man mittlerweile in „Scotti‘s Diner“ an der Christophstraße gelandet. Dort lässt man die Proben gemütlich ausklin-gen und kann sich noch untereinander austauschen, denn bei den Proben bleibt nicht viel Zeit für private Gespräche. „Gerade wenn man neu in Düsseldorf ist, kann man dann sehr gut soziale Kon-takte knüpfen und Leute kennen lernen. Schließlich weiß man, dass man mit der Musik zumindest ein gemeinsames Inter-esse hat“, findet Olga. Den Traum, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen, hat Olga nicht, und auch die meisten anderen Ensemblemitglieder sind vor allem aus Spaß an der Musik dabei. „Es ist eher ein anspruchsvolles Hobby, aber auf professi-onellem Niveau!“

Professionelle Leitung, basisdemo-kratische Struktur

Diese Professionalität verdankt das Or-chester nicht zuletzt auch seiner Dirigen-tin. Silke Löhr kam im Dezember 1987 dazu, als sie selbst noch Musik und Ma-thematik in Köln studierte. Sie brachte das nötige Können mit, das sie seither bei einem weiterführenden Dirigierstu-dium und verschiedenen Meisterkursen fortwährend weiterentwickelt hat. Sie lei-tet auch den Düsseldorfer Unichor, mit dem das Orchester denn auch häufig zu-sammen auftritt. Seit ihrem Examen hat

sie mit verschiedenen nationalen und internationalen Orchestern zusammen-gearbeitet und wurde im Jahr 2000 mit dem Förderpreis für Musik des Landes NRW ausgezeichnet. Während die künst-lerische Leitung bei der Dirigentin liegt, kümmern sich Präsidentin und Vorstand um den organisatorischen Teil. Die Struk-tur des Orchesters hat sich über die Jahre aus den Notwendigkeiten und den Wün-schen der Mitglieder heraus entwickelt. Möglichst demokratisch und unkompli-ziert soll es bei der Organisation zugehen, eine feste Geschäftsordnung gibt es nicht. Der gewählte Vorstand setzt sich aus ak-tiven Mitgliedern zusammen. Sogar die Programmauswahl läuft nach demokra-tischem Muster ab.

Unterstützt wird der Vorstand zudem durch den schon 1988 gegründeten För-derverein von Orchester und Unichor, dem der damalige Unirektor Alfons La-bisch vorsteht. Dank dieser Unterstützung konnte das Orchester durch zahlreiche Konzertreisen auf sich aufmerksam ma-chen und unter anderem Städte wie War-schau, Wien, Prag, Budapest, Padua und Barcelona besuchen. Und man muss sich auf keinen Fall mehr Noten von den „Düs-seldorfer Sinfonikern“ ausleihen, wie dies noch in den Anfangstagen nötig war.

Höhepunkt ist das Semesterab-schlusskonzert

Selbstgewählte Hauptaufgabe des En-sembles ist und bleibt aber die musika-lische Gestaltung des Semesters. Bei feier-lichen Anlässen, wie der Umbenennung in „Heinrich-Heine Universität“ 1989, Promotionsfeiern oder zuletzt der Begrü-ßung des neuen Rektors Hans Michael Piper, ist das Orchester selbstverständ-lich Teil des Programms. Je nach Grö-ßenordnung stellt man eigens kleinere kammermusikalische Ensembles für diese Gelegenheiten zusammen. Höhe-punkt ist stets das Semesterabschluss-konzert: Am 16. und 17. Juli ist es wieder so weit. Dann findet jeweils um 20 Uhr das gemeinsame Sinfoniekonzert von Studierendenorchester und Unichor im Konrad-Henkel Hörsaal statt. Der Eintritt ist wie immer frei. Marc Cechura

Interessierte MusikerInnen können sich per E-Mail an den Vorstand ([email protected]) oder an die Dirigentin Silke Löhr ([email protected]) wenden.

Olga spielt seit zwei Semestern im

Studierendenorchester Geige (Bild: Marc Cechura)

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6  ı Universitäres

In der Ausgabe 293 der Campus Delicti vom 23. April berichteten wir von der In-itiative „Vegane Mensa Düsseldorf“, die sich für ein veganes Menu in den Men-sen des Düsseldorfer Studentenwerkes aussprechen. Am 7. Mai trafen sich vier Vertreter der mittlerweile 35 Mitglieder starken Initiative von Studierenden und Dozenten der Heine-Uni und der FH Düsseldorf mit Klaus Vogelbruch vom Studentenwerk zu einer Besprechung. Vogelbruch ist stellvertretender Leiter Gastronomie und somit für die tägliche Versorgung der Studierenden von fünf Hochschulen an den Standorten Düssel-dorf, Krefeld und Mönchengladbach ver-antwortlich.

Um die Verantwortlichen von ihrem Anliegen zu überzeugen, hatten die Akti-visten eine Infomappe erstellt, in der sie die Hintergründe ihrer Ernährungsweise, Tipps für die Umsetzung und Erfahrungs-werte aus anderen Mensen präsentierten. Die Mensaleitung hatte sich bei einem ersten Treffen im Februar Zeit zur Prüfung der Unterlagen erbeten.

Wünsche der Kunden werden ernst genommen

„Die Zufriedenheit der Gäste hat für uns die allerhöchste Priorität“, stellte Klaus Vogelbruch gleich zu Beginn des Ge-sprächs klar und zeigte Verständnis für die Forderungen der Initiative. Zudem er-innerte er sich noch an die veganen Muf-fins, die beim letzten Treffen gemeinsam mit der Infomappe überreicht worden wa-ren. „Die sind sehr gut angekommen, wir haben den Unterschied überhaupt nicht geschmeckt“, zeigte sich Vogelbruch be-eindruckt, musste aber einräumen, dass vegane Ernährung für ihn und das Gastro-nomieteam völliges Neuland sei. Daher sei eine Zusammenarbeit des Studentenwerks mit der Initiative nicht nur gewünscht, sondern auch notwendig.

„Ich habe mir den Wochenplan der Men-sa angesehen, um zu prüfen, welche Ge-richte bereits ohne tierische Produkte zube-reitet werden. Und ich muss sagen: Ich sehe da im Prinzip keine Probleme“, zeigte sich Vogelbruch überzeugt. Die Rezepte der ve-getarischen Gerichte müssten nun allesamt

Nachgehakt: Veganes Essen für alle?

Grünes Licht für veganes Mensa-EssenErster Erfolg für Studenteninitiative

auf weitere tierische Zutaten überprüft wer-den. Dann könne man gegebenenfalls auch die Rezepturen ändern. „Aber das dauert natürlich seine Zeit“, so Vogelbruch. Den-noch könnten bereist Anfang bis Mitte Juni vegane Gerichte als solche gekennzeichnet werden. Dies ist die Minimalforderung der Veganer, die damit sicherstellen wollen, dass sie ohne Bedenken beim Mensaessen zugreifen können. Schon jetzt wird für die muslimischen Studierenden auf Gerichte hingewiesen, die Schweinefleisch enthal-ten: Vegetarisches Essen ist bereist gekenn-zeichnet. Auch eine Kennzeichnung von laktosefreien Speisen für Allergiker könnte umgesetzt werden, doch nicht alle Vor-schläge der Veganer können sofort realisiert werden: „Wir versuchen, alle Wünsche nach und nach zu berücksichtigen“, ver-sprach Vogelbruch.

Vorerst keine Garantie für ein täg-liches Angebot

Nicht versprechen konnte er, dass paral-lel zur Kennzeichnung veganer Gerichte auch wirklich jeden Tag ein veganes An-gebot auf dem Speiseplan steht. Erst ein-mal soll es eine Testphase geben. Wenn mindestens 20 Personen dauerhaft von dem Angebot Gebrauch machen, stehe der endgültigen Umsetzung jedoch nichts

mehr im Wege. Bei weniger Abnehmern sei die Umstellung aber wirtschaftlich nicht tragbar. Anfangs wird die Testphase nur in der Hauptmensa an der Universi-tätsstraße durchgeführt, später sollen alle Mensen das Angebot übernehmen. Die Möglichkeit, dies auch auf die Cafeterien und Süßigkeitenautomaten auszuweiten, soll geprüft werden.

Simon Sadowski von der Initiative „Ve-gane Mensa Düsseldorf“ zeigte sich nach dem Gespräch positiv gestimmt. „Wir sind auf jeden Fall zu 80% zufrieden“, er-klärte er. „Unsere Mindestforderung, die Kennzeichnung von veganen Gerichten, wird ja nun erfüllt. Optimal wäre es natür-lich, wenn ein tägliches veganes Gericht gewährleistet wäre. Aber es ist zumindest ein Anfang.“ Damit das Angebot auch wahrgenommen wird, denkt man bereits über eine vegane Aktionswoche in Zusam-menarbeit mit dem Studentenwerk nach. „Ich halte es für absolut realistisch, dass es mehr als 20 Abnehmer für das Gericht geben wird“, ist sich Simon sicher „Und wenn es dauerhaft gut läuft, haben wir ein solides Argument für ein tägliches Ange-bot.“ Marc Cechura

www.veganer-fortschritt.dewww.studentenwerk-duesseldorf.de

Lauter zufriedene Gesichter: v .l .n .r .: AnnikaMalessa, Philip Bergstermann, Simon Sadowski, Klaus 

 Vogelbruch, Florian Boge (Bild: Marc Cechura)

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ı  7

Wahlbekanntmachungfür die Wahl der 17 Mitglieder des Studierendenparlaments der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHUD) im Sommersemester 2009 in der Zeit von Montag, dem 22.06. bis Freitag, dem 26.06.2009.

Wahlberechtigt und wählbar sind alle ordentlichen Studentinnen und Studenten der HHUD (gemäß § 1 der Satzung der Studierendenschaft der HHUD). Im WählerInnenverzeichnis sind deshalb alle Studierenden aufzuführen, die am 02.06.2009 (Stichtag) an der HHUD eingeschrieben sind. Das WählerInnenverzeichnis liegt im Studierendensekretariat bzw. Studierenden Service Center der Universitätsverwaltung, Geb. 16.11, in der Zeit vom 08.06. bis zum 14.6.2009 zur Einsichtnahme aus. (Bitte die Öffnungszeiten beachten). Einsprüche gegen die Richtigkeit des WählerInnenverzeichnisses können beim Wahlausschuss innerhalb der oben angegebenen Auslagefrist schriftlich erklärt werden. Wer nicht im WählerInnenverzeichnis aufgeführt ist, dagegen jedoch nicht fristgerecht Einspruch erhoben hat, muss den Nachweis der Wahlberechtigung selbst erbringen (z.B. durch Vorlage eines gültigen Studierendenausweises oder einer entsprechenden Bescheinigung der Universitätsverwaltung).

Während der Wahlwoche sind auf dem Universitätsgelände 10 Urnen aufgestellt, an denen von 9.00 bis 17.00 Uhr gewählt werden kann. Ein Verzeichnis der Urnenstandorte wird ausgehängt. An diesen Urnen ist die Stimmabgabe nur unter Vorlage des Studierendenausweises und eines gültigen amtlichen Lichtbildausweises möglich. Die Teilnahme an der Wahl wird durch einen Stempelabdruck im dafür vorgesehenen Feld des Studierendenausweises vermerkt. Eine Wahlmöglichkeit ohne Vorlage des Studierendenausweises besteht in der Zeit von 17.45 bis 18.15 Uhr im Wahlbüro/Urnenlager, 23.21.U1.31 (Tel. 81-12266). Die 17 Sitze werden nach dem Prinzip der personalisierten Verhältniswahl vergeben. JedeR Wahlberechtigte hat eine Stimme, die er/sie einer Kandidatin bzw. einem Kandidaten der sich bewerbenden Listen geben kann. Die einer Liste zustehenden Sitze werden nach dem modifizierten Hare-Niemeyer-Verfahren ermittelt. Innerhalb einer jeden Liste werden die Sitze dann den KandidatInnen zugeteilt, die die meisten Stimmen auf sich vereinigen konnten.

Ein Antrag auf Briefwahl kann ab dem 26.05. und muss bis spätestens 17.06.2009 formlos beim Wahlleiter gestellt worden sein (Ausschlussfrist). Die Briefadresse des Wahlleiters ist: AStA der Heinrich-Heine-Universität, Wahlausschuss, Geb. 25.23, Universitätsstr. 1, 40225 Düsseldorf. Die Briefwahlstimmen müssen bis spätestens 26.06.2009 um 18.15 Uhr beim Wahlleiter eingegangen sein (Ausschlussfrist).

Wer sich um einen der Sitze im Studierendenparlament bewerben möchte, muss in einem der Wahlvorschläge aufgeführt sein. Vordrucke der KandidatInnen- und UnterstützerInnenlisten sowie ein Merkblatt sind im Sekretariat des AStA erhältlich (Öffnungszeiten beachten). Die Wahlvorschläge müssen spätestens am Freitag 05.06.2009 um 17.00 Uhr beim Wahlausschuss eingegangen sein. Sie sind an den Wahlleiter zu richten. Eine Möglichkeit zur Abgabe besteht am 05.06.2009 von 13-17 Uhr Fachschaftsreferat (23.31.00 (Foyer)) bzw. im Briefkasten des Fachschaftsreferat.

Die Auszählung der Stimmen erfolgt öffentlich am Freitag 26.06.2009 ab 19.00 Uhr im Gebäude 23.21. Losentscheide für die Reihenfolge der Plätze innerhalb der Listen oder für die Vergabe von Sitzen in Ausschüssen werden zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls öffentlich durchgeführt. Ort und Termin werden ggf. durch Aushang bekannt gemacht.

Diese Wahlbekanntmachung muss gemäß Wahlordnung spätestens am 25.05.2009 veröffentlicht sein.

Der Wahlausschuss weist daraufhin, dass die Farbe Orange in der Zeit vom 25.05. bis zum 26.06.2008 ausschließlich vom Wahlausschuss für Veröffentlichungen, Plakate, etc. verwendet werden darf.

Düsseldorf, 13.05.2009

Der Wahlausschuss des Studierendenparlaments der Heinrich-Heine-Universität

Daniel Griesinger (Wahlleiter) Philipp Henn (stlv. Wahlleiter)

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8  ı HoPo

Am  vergangenen  Donnerstag  fand  die  16 .  Sitzung  des  Studierenden-parlamentes statt . Besprochen wurden einige  Finanzanträge,  die  nach  der letzten Sitzung  liegen geblieben sind . Insgesamt  war  es  eine  ungewöhnlich kurze Sitzung . 

Finanzanträge

Der Finanzantrag des AStA-Vorstands über die Kostenübernahme für Klagever-fahren des AStA gegen den MSB Sparta-

Auch das SP fasst sich mal kurzkus wurde angenommen. Der Antrag war in der 15. Sitzung vertagt worden. Dabei handelte es sich um eine formale Ange-legenheit im Rahmen der Klage des AStA gegen den ehemaligen AStA-Vorsitzen-den Rainer Matheisen. Der Antrag für die Bereitstellung der Mittel für diese Klage über bis zu 3000 Euro wurde bereits vom SP beschlossen. Rainer Matheisen hatte im vergangenen Jahr als AStA-Vorsit-zender ein Gerichtsverfahren gegen den MSB Spartakus eingeleitet, ohne sich die Gerichtskosten vom Studierendenparla-ment genehmigen zu lassen. Der aktuelle Vorstand stoppte ein weiteres Verfahren

aufgrund „geringer Erfolgsaussichten“. Bis dahin waren bereits 3700 Euro Ge-richtskosten angefallen.

Einstimmig stimmten die Parlamenta-rier für den Finanzantrag der Fachschaft Physik für ihr Sommerfest. Zu einer Dis-kussion kam es bei einem Antrag zur Unterstützung einer chinesischen Mas-kenparty. Rainer Matheisen (Liberale Hochschulgruppe) hatte angemerkt, die veranschlagte Summe von 1300 Euro sei „zu hoch“. Die Form des Antrags wurde ebenfalls diskutiert. Der Antragssteller hatte die Kosten falsch kalkuliert, noch keine Werbung gemacht und auch noch keinen Raum für die Party organisiert. Anschließend wurden einige Ände-rungsvorschläge diskutiert. Schließlich einigten sich die Parlamentarier auf den Vorschlag Nora Gerstenbergs (Fachschaf-tenliste), die Veranstaltung mit 300 Euro zu unterstützen, mit der Auflage, die Par-ty im Sitzungssaal des Studierendenpar-lamentes stattfinden zu lassen.

Berichte

Thomas Diehl vom AStA-Vorstand be-richtete von der Eröffnung des neuen Studierendencenters der Heinrich-Heine-Universität (HHU) am 4. Mai. Die Medienpräsenz sei insgesamt „sehr groß“ gewesen. Unter anderem seien Vertreter der Rheinischen Post und des Westdeut-schen Rundfunks bei der Einweihung dabei gewesen. Auch schilderte Diehl seine Eindrücke von der Podiumsdiskus-sion zum Thema „10 Jahre Bologna“, das Mitte vergangener Woche stattfand. Das Streitgespräch war von der Rheinischen Post und der HHU organisiert worden. Diehl vertrat in dem Streitgespräch die Position der Studierendenschaft. Die Diskussion beschrieb er als „insgesamt sehr fair“.

Besetzung von Referaten und Aus-schüssen

Thomas Löffler bekommt nun doch eine Stelle im Sekretariat. Er hatte sich in der letzten Sitzung um die Stelle beworben und war gescheitert, da sich zu viele Par-lamentarier ihrer Stimme enthalten hat-ten. Dieses Mal stimmte die Mehrheit der Parlamentarier für Löffler. Gudrun Hüther

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ı  9HoPo

Rektor Hans-Michael Piper lud am ver-gangenen Montag zum Symposium zu Ehren von Alfons Labisch mit dem Ti-tel: „Vom Nutzen der Wissenschaft für das Leben: Lebens-Wissenschaften“. In seinem Vorwort sagte er vor der versam-melten Hochschulprominenz, Labisch habe der Universität in einer wichtigen Umbruchszeit seinen eigenen Stempel aufgedrückt. Mit der Autonomie der Hochschule eröffneten sich ihr neue Möglichkeiten. Allerdings müsse sie auch mehr Verantwortung übernehmen. Labisch habe als Rektor die Weichen für die Zukunft gestellt. Piper unterstrich, dass er ein exzellent geführtes Haus über-nommen habe. Die Erträge seiner Leis-tung werde man später einfahren.

Auf dem Programm standen Podiums-diskussionen zu den Lebens-Wissen-schaften. Den Anfang machte der gut-gelaunte Altrektor Labisch selbst. Zuvor

Symposium zu Ehren Altrektor Labischs

bedankte er sich noch einmal für das Sym-posium zu seinen Ehren bei Piper: „Eigent-lich habe ich nicht damit gerechnet.“

Die Lebenswissenschaften sind ein Verbund aus Medizin, den Naturwissen-schaften und den Geisteswissenschaften. Labisch diskutierte, ob Medizin eine Le-benswissenschaft oder nur eine Naturwis-senschaft sei. Nach seinen Ausführungen ist Medizin nur dann eine Naturwissen-schaft, wenn alle Menschen gleich seien.

Gastredner Prof. Carl Friedrich Geth-mann, bis 2008 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Philosophie e.V., der über den „Geist“ der Geisteswissenschaften re-ferierte, erwähnte auch das Einmischen in die Hochschullandschaft durch den Bologna-Prozess. Der Allgemeinheit er-scheine es plausibel, die Fächer Anglistik und Romanistik zum Abschluss Kultur-wissenschaften verschmelzen zu lassen, um Personal zu sparen. Im Unterschied dazu würde niemand auf die Idee kom-men, Biologie, Physik und Chemie im Fach Naturwissenschaften zusammen zu fassen. Dagny Rößler

politur: Die Themen vom 14. Mai

Was an den Düsseldorfer Hochschulen passiert, erfahrt ihr bei politur, dem Politikmagazin auf hochschulradio düssel-dorf . Auch Hochschulpolitik und allgemeinpolitische Themen sind selbstverständlich dabei -- aus studentischer Perspekti-ve, spannend und verständlich aufbereitet . An diesem Donnerstag geht es ab 18 Uhr auf 97,1 MHz um diese Themen:

* Auf dem Podium: Amnesty diskutiert über europäische Friedenspolitik

* Auf der hohen Kante: Hochschule Niederrhein behält Studiengebühren ein

* Auf dem Holzweg? Kölner Professorin hält Homosexualität für heilbar

politur -- donnerstags, 18 bis 18:30 Uhr --  einschalten und Bescheid wissen!

Rektor Hans Michael Piper  bedankte sich bei seinem Vor-

gänger (Bilder: Dagny Rößler)

Alfons Labisch zeigte sich über-rascht, geehrt zu werden

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10  ı HoPo

Auch die Heinrich-Heine-Uni hält offenbar Gebühren zurück. Das zumindest berichtet die Westdeutsche Zeitung. Die Heinrich-Heine-Universität sei eine der dreizehn Hochschulen in Nordrhein-Westfalen, die die Mittel aus den Studiengebühren zu lang-sam investierten. Diese hätten weniger als 80 Prozent der Mittel aus Studiengebühren nicht verausgabt. Ulrich von Alemann, Pro-rektor für Lehre und Studienqualität wies den Vorwurf, die Uni würde Studienge-bühren zurückhalten, auf Schärfste zurück: „Wir bilden keine Rückstellungen.“

Rektor Piper stellte auf der Senatssit-zung am vergangenen Dienstag klar: „Wir

Wissenschaftsministerium rügt Rektorathaben es nicht an Offenheit mangeln las-sen.“ Die Anträge in den Kommissionen zur Verwendung der Studierenden muss-ten sich einer sorgfältigen Prüfung unter-ziehen. Sie seien nur mit Zustimmung der Studierenden genehmigt worden. Man müsse den Unterschied zwischen fest verplant und verausgabt klären. In jedem Falle müssen Studiengebühren zweckbin-dend verausgabt werden. Bis Ende 2008 habe die Uni etwa 19 Millionen Euro ein-genommen, etwa ein Drittel davon habe sie nicht verausgabt. Rektor Piper sieht in Transparenz die beste Antwort auf den Vorwurf. Alle zentralen und dezentralen

Kommissionen sollen ihre Unterlagen prüfen. Auf einer Sondersitzung des Se-nats am 16. Juni sollen die Ergebnisse des Kassensturzes sowie Handlungsmöglich-keiten präsentiert werden. Beispielsweise hat die Uni Duisburg-Essen eine Stiftung für Studium und Lehre eingerichtet. Dies sei vom Ministerium als besonders gutes Modell gelobt worden. Dann sei das Geld der WZ zufolge zwar noch nicht inves-tiert, aber rechtlich anscheinend unan-tastbar. Eine andere Möglichkeit wäre, für bestimmte Anträge zeitliche Fristen, also ein Verfallsdatum zu setzen.

Dagny Rößler

Laut Studienbeitragsgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen müssen Studien-gebühren zweckgebunden für die Ver-besserung der Lehre ausgegeben werden. Die Mittel sollen zeitnah verwendet wer-den doch die Hochschule Niederrhein legt sie lieber auf die hohe Kante. Laut

Hochschule am Niederrhein spart Studien-gebühren für schlechte Zeiten

Wissenschaftsministerium erheben von 61 Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen bislang lediglich 29 Studiengebühren. 13 von ihnen hat das Wissenschaftsministe-rium in einer Presseinformation gerügt. Darunter ist unsere Universität sowie die Hochschule am Niederrhein.

Wie die Rheinische Post berichtet, gab die Hochschule am Niederrhein weniger als die Hälfte ihrer einge-nommenen Studi-engebühren von zwölf Millionen Eu-ro aus. „Ein großer Teil des Geldes liegt auf Halde, sozusa-gen als Notnagel für schlechte Zeiten“, sagt Robert Kramer vom AStA. Seit dem W i n t e r s e m e s t e r 2006/2007 müssen die Studierenden an den Fachbereichen in Mönchenglad-bach und Krefeld pro Semester 500 Euro zahlen. Für die Ver-waltung bedeutet das jährlich Einnah-men von sechs Mil-lionen Euro.

Die zweitgrößte Fachhochschule des Landes rechtfertigt ihren Sparkurs: „Wir sehen in der Verbesserung der Relation von Lehrenden zu Studenten die beste Investition“, sagt Hochschulsprecher Ru-dolf Haupt gegenüber der Rheinischen Post. „Wir gehen solide mit dem Geld um und kaufen nicht einfach 5000 Com-puter, die wir irgendwohin stellen, wo sie nicht gebraucht werden“, erklärt Haupt. Die Hochschule hatte das Geld zurückge-legt, um in Personal zu investieren. „Wir sichern aber jedem Studenten zu, dass ihm seine Beiträge im Laufe seines Studi-ums zukommen.“

Vergleichbar mit Rentenkasse

„Wir bewerten die Studienbeiträge wie einen Generationenvertrag. Ähnlich wie die Zahlungen in die Rentenkasse, kommt das Geld zukünftigen Studen-tengenerationen zugute“, sagte Rudolf Haupt, Pressesprecher der Hochschule. „Bis 2015 wollen wir zusätzliche Stellen für 15 wissenschaftliche Mitarbeiter und 15 Professoren schaffen.“ Fünf Stellen im Mittelbau seien schon neu eingerichtet worden. Studiengebühren seien eben „nicht nur für einen gewissen Luxus da, sondern sichern auch die Basis ab“, sagte Rektor Hermann Ostendorf von der Hochschule Niederrhein Spiegel Online. Der Rektor bestätigte, dass die „mittel-fristige“ Planung den Studierenden, die Bi

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Page 11: Campus Delicti #296

ı  11HoPo

Uni Bochum senkt GebührenDie Ruhruniversität Bochum senkt ihre Studiengebühren um 80 Euro auf jetzt 400 pro Semester. Bereits Mitte Juli 2008 hatte der Senat der Hochschule den Betrag auf 480 Euro statt der üblichen 500 Euro pro Semester gesenkt. Es habe sich herausge-stellt, dass für die derzeitigen Ausgaben auch ein kleinerer Beitrag ausreiche. Man wolle schließlich kein Geld unnötig auf die hohe Kante legen, sagte Detlef Brem-kens, Sprecher der Hochschule. (Quelle: DerWesten.de)

jetzt zahlen müssen, gar nichts nützt: „Die Studenten haben nicht viel davon, wir als Hochschule auch nicht - es ist der Staat, der sich etwas spart.“

Wie die Rheinische Post schreibt, kri-tisiert das Wissenschaftsministerium das Sparverhalten der Hochschule: „Das ist falsch: Nach dem Studienbeitragsge-setzes sind die Einnahmen aus den Stu-dienbeiträgen zweckgebunden für die Verbesserung der Lehre und der Studien-bedingungen zu verwenden. Das Gesetz sieht vor, dass die Mittel grundsätzlich sofort auszugeben sind.“

Die Hochschulverwaltung fängt sich damit auch Kritik bei der Studierenden-vertretung ein: „Personalkosten sind ori-ginäre Aufgabe des Landes“, sagt Robert Kramer vom AStA. „Das Wissenschafts-ministerium stiehlt sich aus der Verant-wortung. Und die Hochschulleitung lässt sich von Wissenschaftsminister Pinkwart zum Spielball machen.“ Hochschulspre-cher Haupt wehrt sich: „Wir können aber nicht anders handeln. Der schwarze Peter sitzt in Düsseldorf. Wir sind gezwungen, die unpopulären Sachen zu machen.“ Auf Dauer sei die Hochschule gezwun-gen, sich selbst zu sanieren und sich um die Einstellung und Bezahlung des wis-senschaftlichen Personals zu kümmern. „Wir müssen unternehmerisch denken und handeln.“

Ministerium droht Hochschule

Die Rüge vom Wissenschaftsministeri-um ist nicht die erste Verwarnung für

Rektor Ostendorf. Das Ministerium er-teilte ihm bereits vor einem Monat die gelbe Karte, weil er die Studiengebühren nicht zweckgerichtet ausgegeben hatte. Nun droht das Ministerium mit der ro-ten Karte, will rechtlich Druck erzeugen: „Ihrem Bericht sehen wir mit Interesse entgegen. Sollte dieser den Grundsätzen nicht genügen, sehen wir uns gezwun-gen, rechtsaufsichtliche Maßnahmen zu prüfen“, verkündet das Ministerium.

Bis zum heutigen Tage muss der Rektor der Hochschule Niederrhein dem Land Nordrhein-Westfalen schriftlich nach-weisen, für welche zeitnahen und zweck-gerichteten Maßnahmen er die anges-parten sechs Millionen Euro verwenden wird. Im Schreiben der Aufforderung heißt es: „Sollte Ihnen dies nicht mög-lich sein, muss eine Beitragsrückerstat-tung beziehungsweise Beitragssenkung in Erwägung gezogen werden.“

Im Herbst 2008 präsentierte die Hoch-schule eine Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben. Robert Kramer vom AStA bezeichnet diese gegenüber Spiegel On-line als chaotische Aufstellung: „Wir hat-

WahlhelferInnen gesucht! Für die Durchführung der Wahl zum Studierendenparlament, vom 22.06.09 bis zum 26.06.09, sucht der Wahlausschuss eingeschriebene Studierende der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf als Wahlhelferinnen und Wahlhelfer. Es wird eine Aufwandentschädigung in Höhe von 7,50 Euro pro Stunde gezahlt. Voraussetzung ist die Teilnahme an einer Schulung durch den Wahlausschuss (Termin wird bekannt gegeben) und natürlich entsprechende Freizeit (2-Stundenschichten) während der Wahlwoche. Die notwendige Gewissenhaftigkeit und Pünktlichkeit, die die Wahl zu einem Gremium der verfassten Studierendenschaft bedingt, wird ebenfalls vorausgesetzt.

Es wird darauf hingewiesen, dass BewerberInnen für einen der Sitze im Studierendenparlament nicht als WahlhelferInnen in Frage kommen.

Bewerbungen sind schnellstmöglich unter Angabe von Adresse, Mailadresse, Telefon und ggf. besonderen Wünschen zur Einsatzzeit zu richten an:

AStA der HHUD, Wahlausschuss,Geb. 25.23, Universitätsstr.1, 40255 Düsseldorf

oder

Wahlausschuss@ uni-duesseldorf.de

bzw.

[email protected]

Der Wahlausschuss

WahlhelferInnen gesucht! Für die Durchführung der Wahl zum Studierendenparlament, vom 22.06.09 bis zum 26.06.09, sucht der Wahlausschuss eingeschriebene Studierende der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf als Wahlhelferinnen und Wahlhelfer. Es wird eine Aufwandentschädigung in Höhe von 7,50 Euro pro Stunde gezahlt. Voraussetzung ist die Teilnahme an einer Schulung durch den Wahlausschuss (Termin wird bekannt gegeben) und natürlich entsprechende Freizeit (2-Stundenschichten) während der Wahlwoche. Die notwendige Gewissenhaftigkeit und Pünktlichkeit, die die Wahl zu einem Gremium der verfassten Studierendenschaft bedingt, wird ebenfalls vorausgesetzt.

Es wird darauf hingewiesen, dass BewerberInnen für einen der Sitze im Studierendenparlament nicht als WahlhelferInnen in Frage kommen.

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ten alle nur ein dickes Fragezeichen über dem Kopf.“ Auch sonst zeichnet sich die Hochschule Niederrhein durch akri-bische Sparsamkeit aus - nach Angaben der Studierenden wurden zugleich vier Millionen Euro der Landesmittel nicht verausgabt. Die Studierendenvertretung reagierte und brachte im Senat den An-trag ein, die Studiengebühren zu halbie-ren. Denn wenn die Hochschule nur die Hälfte der Studiengebühren ausgibt, sol-len die Studenten auch nur 250 statt 500 Euro zahlen. Die Senatsmehrheit sah das anders und lehnte den Antrag ab. Auch der Antrag eines Professors zur Senkung um 100 Euro wurde abgeschmettert.

Für den Hochschulsprecher Rudolf Haupt sind in dieser Frage noch viele Dinge ungeklärt. „Die Studierende haben da in eine offene Wunde gestoßen. Das Land muss erstmal erklären, was zeitnah heißt. Es ist auch gar nicht festgelegt, wie viel Geld denn zurückgelegt werden darf. Wenn 50 Prozent nicht erlaubt sind: Sind es dann vielleicht 20?“ Heute beschäftigt sich die Landesrektorenkonferenz mit dem Thema. Dagny Rößler

WahlhelferInnen gesucht! Für die Durchführung der Wahl zum Studierendenparlament, vom 22.06.09 bis zum 26.06.09, sucht der Wahlausschuss eingeschriebene Studierende der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf als Wahlhelferinnen und Wahlhelfer. Es wird eine Aufwandentschädigung in Höhe von 7,50 Euro pro Stunde gezahlt. Voraussetzung ist die Teilnahme an einer Schulung durch den Wahlausschuss (Termin wird bekannt gegeben) und natürlich entsprechende Freizeit (2-Stundenschichten) während der Wahlwoche. Die notwendige Gewissenhaftigkeit und Pünktlichkeit, die die Wahl zu einem Gremium der verfassten Studierendenschaft bedingt, wird ebenfalls vorausgesetzt.

Es wird darauf hingewiesen, dass BewerberInnen für einen der Sitze im Studierendenparlament nicht als WahlhelferInnen in Frage kommen.

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Der Wahlausschuss

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1�  ı Politik

Lang, lang ist`s her. Genau gesagt sind fast zehn Jahre vergangen, dass Deutsch-land gemeinsam mit 29 weiteren euro-päischen Staaten die so genannte Bo-logna-Erklärung unterzeichnete. Ziel des Abkommens war es, bis 2010 einen „eu-ropäischen Hochschulraum zu schaffen“ und das Bildungssystem in Europa lang-fristig zu verbessern. Geschehen sollte dies durch die Einführung eines gestuf-ten Studiensystems (gemeint sind die Bachelor- und Masterabschlüsse). Dieses sollte nicht nur die Vergleichbarkeit der Hochschulabschlüsse in Europa gewähr-leisten, sondern auch dafür sorgen, dass Europa „im Hochschulbereich stärker zu-sammen wächst“. Vervollständigt wurde das Reformpaket durch schön klingende Begriffe wie Qualitätssicherung, Mobili-tätssteigerung oder Chancengerechtig-keit. „Der Bologna-Prozess ist die tiefst greifende Hochschulreform der letzten Zeit“, so bewertet das Bundesministeri-um für Bildung und Forschung (BMBF) das Reformprojekt.

„10 Jahr Bologna – Erfolg oder Irrweg?“

Ein Jahr vor Ablauf der Frist diskutier-ten Mitte vergangener Woche Prorektor Ulrich von Alemann, der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes Bern-hard Kempen, Thomas Diehl als Vertre-ter der Studierendenschaft und Klaus Zimmermann von der IHK über die Frage „10 Jahre Bologna – Erfolg oder Irrweg?“.

10 Jahre Bologna – „Am Ende des Anfangs?!“

Das von Stefanie Winkelnkemper von der Rheinischen Post geleitete Gespräch fand vor der Universitätsbibliothek statt.

Bologna hat der „verkrusteten Universität gut getan“

Zu Beginn der Diskussion erklärte Stefanie Winkelnkemper die Regeln des Streitge-sprächs: Zunächst sollten die Teilnehmer miteinander diskutieren. Anschließend wolle man das Publikum – die rund 100 Studierenden und Dozenten, die sich um die Tribüne versammelt hatten – „ganz

bewusst einbeziehen“, betonte die Mo-deratorin. Dann stellte sie der Runde die Frage, wie der Bologna-Prozess denn nun zu beurteilen sei. Prorektor von Alemann war der Erste, der sich äußern durfte: „Die Universitäten haben durch Bologna un-heimlich viel gelernt“, so von Alemann. Man habe erkannt, dass Vieles an den Strukturen der alten Universität „ideali-siert“ worden sei. Als Beispiele nannte er die Bürokratie, die Zahl der Studienabbre-cher und die Möglichkeiten im Ausland zu studieren. Nun habe man die Chance „umzudenken“ und der „verkrusteten Universität“ ein neues Gesicht zu geben.

„Wir dürfen nicht auf halbem Wege stehen bleiben“

Das Urteil des Hochschulverbandsprä-sidenten Bernhard Kempen fiel weniger positiv aus. Kempen stellte fest, dass die Situation an den deutschen Hochschu-len „nicht zum Besten bestellt“ ist. Er bemängelte den hohen „Workload“, den die Bachelorstudierenden zu bewältigen hätten. Auch wies er darauf hin, dass der Bachelor in Deutschland bislang kein berufsqualifizierender Abschluss sei. Es sei nicht zu beobachten, dass die Bache-lorabsolventen „in hohen Maßen in die Unternehmen“ strömen würden. Die Reformer hätten zudem den „merkwür-digen Drang zur Einheitlichkeit“. Seiner

Die Podiumsteilnehmer: v .l .n .r . Thomas Diehl, Ulrich von Alemann, Stefanie Win-

kelnkemper, Bernhard Kempen und Klaus Zimmermann (Bilder: Gudrun Hüther)

Rund 100 Studierende und Dozenten hörten der Diskussion zu

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ı  13Politik

Meinung nach solle man nicht alles ver-ändern. Bewährte Strukturen sollten er-halten bleiben. Dennoch sei die Reform nicht grundsätzlich falsch. „Man darf jetzt aber nicht auf halbem Weg stehen bleiben“, so Kempen. Alemann entgeg-nete, man sei bei der Reform „differen-ziert und mit Augenmaß“ vorgegangen. Die Bachelor seien „kein Einheitsmo-dell“, sondern eine „neue Glaubens-richtung“.

„Ich würde gerne wieder anfangen zu studieren“

Auf die Frage der Moderatorin, ob sie denn auch heutzutage noch einmal an-fangen würden zu studieren, antworteten von Alemann und Kempen ebenfalls un-terschiedlich. Von Alemann betonte, er „würde gerne wieder anfangen zu studie-ren“. Kempen sagte dagegen, er würde seine Entscheidung daran knüpfen, ob er nach dem Bachelor auch die Möglich-keit bekäme, noch einen Master dranzu-hängen. Derzeit sei noch nicht gewähr-leistet, dass jeder Bachelorstudent auch einen Masterstudienplatz bekäme. Er sprach hierbei von einem „klassischen Flaschenhalseffekt“. Thomas Diehl vom AStA-Vorstand erklärte: „Ich würde es nicht machen“. Er sei „gerne Magister-student“, weil er noch die Möglichkeit habe, seine Schwerpunkte frei zu setzen. Die Bachelorstudierenden machten auf ihn den Eindruck, „gehetzt und gestresst zu sein“. Klaus Zimmermann von der IHK sagte, aus Sicht der Wirtschaft habe die „Umstellung zu einer Verkürzung ge-führt“. Die neuen Studiengänge würden insgesamt gut angenommen. Allerdings müsse man die „neuen Abschlüsse über-leiten in die alten Bezeichnungen“. Die „Marke deutsches Diplom“ dürfe nicht verloren gehen. Deshalb gingen einige Hochschulen unter anderem dazu über, beide Titel auf die Zeugnisse zu schrei-ben.

„Den Slogan ,Bildung für alle´ kann ich voll unterschreiben!“

Auf die Zwischenrufe von Seiten einiger Studierender, die am Rande der Veran-staltung für den Bildungsstreik demons-trierten, erwiderte von Alemann: „Den Slogan ,Bildung für alle´ kann ich voll unterschreiben“. Seiner Meinung nach sollte diese Forderung „auch in diesem Bundestagswahlkampf eine viel größere

Rolle spielen“. Bernhard Kempen fügte dem hinzu: „Wir haben eine Abwrackprä-mie. Gleichzeitig wird an den Hochschu-len gespart.“

Wissenschaftliche oder berufliche Ausbildung?

Zwischen dem AStA-Vertreter Thomas Diehl und einigen Studierenden ent-brannte zwischenzeitlich eine Diskussion um die Frage, ob es Aufgabe der Universität sei, die Studierenden nach wissenschaft-lichen Kriterien oder eher berufsbezogen auszubilden. Diehl vertrat die These, die Universität bereite auf wissenschaftliche Tätigkeiten, die Fachhochschulen auf die praktische Berufsausübung in der Wirt-schaft vor. Prorektor von Alemann erklär-te daraufhin, die Universität bilde für den „großen, breiten gesellschaftlichen Ar-beitsmarkt“ aus. Es ginge darum, wissen-schaftliche, methodische und analytische Fähigkeiten zu vermitteln“ und „kritisches Denken“ zu fördern.

Die nächsten Schritte

Zuletzt wurde über die Zukunft der Reform diskutiert. Ulrich von Alemann nannte das Stipendienwesen als „Dreh- und Angel-punkt“, an dem noch Veränderungsbedarf bestehe. Die Ansätze der nordrhein-westfä-lischen Landesregierung bezeichnete von Alemann als „löblich“. Er betonte aber, dass man von 300 Euro pro Monat nicht leben könne. Bernhard Kempen sagte, es sei wichtig, dass die „Mobilitätsverbünde“ verbessert würden. Das Modell müsse ins-gesamt „praxisoffener“ werden. Es ginge dabei aber nicht, wie er betonte, um ein „Weitermachen um jeden Preis“. Rektor Hans Michael Piper, der am Ende der Dis-kussion dazu stieß, sagte, das System sei „noch nicht perfekt“. Man habe jetzt den „ersten Abschnitt“ des Projekts hinter sich. In der zweiten Phase gehe es darum, an den richtigen Stellen „Nachjustierungen“ vorzunehmen. Piper lieferte auch das pas-sende Schlusswort: „Wir sind am Ende des Anfangs“. Gudrun Hüther

Auch Rektor Hans Michael Piper beteiligte sich an der Diskussion

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14  ı Kultur

Junge, dynamische und innovative Kunst lugte am vergangenen Samstag aus al-len  Ecken  Düsseldorfs  und  zog  damit viele Studierenden und Schüler an . 

In der „Black Box“ im Filmmuseum bricht die Masse aus überwiegend jungen Zu-schauer in Begeisterungsrufe und schal-lendes Gelächter aus, als der Kurzfilm „Fliegenpflicht für Quadratköpfe“ prä-sentiert wird. Denn der Nachwuchsregis-seur Stephan-Flint Müller zeigt die Stadt Berlin, wie sie ihm gefällt und integriert sein Team dafür in Plakatwände, Verkehrs-schilder und Gebäude. In der „Monkey’s East Lounge“ sitzen Schüler und Studie-rende still auf dem Boden und lauschen Kurzgeschichten und Gedichten von drei jungen Teilnehmerinnen des „Düsseldorf ist ARTig“-Wettbewerbs.

Im Kulturverein „Damen und Herren“ herrscht wiederum Party-Atmosphäre. Denn umgeben von überdimensional großen Street-Art-Motiven auf weiß ver-

Die Nacht der Museen zeigt ihr junges Gesichtklecksten Wänden tanzen die Besucher ausgelassen zu Hip Hop-Musik.

Viel Raum für Nachwuchskünstler

Die diesjährige Nacht der Museen zeigte sich am vergangenen Samstag jung, expe-rimentell sowie nah am Puls der Zeit und verbreitete eine gute Stimmung unter der großen Anzahl junger Besucher. Denn zum einen gab es in den etablierten Mu-seen vorwiegend zeitgenössische Kunst zu sehen – so etwa in der Kunsthalle Düs-seldorf, dem KIT – Kunst im Tunnel, dem NRW-Forum und dem museum kunst palast. Und zum anderen wurde jungen Nachwuchskünstlern viel Raum gelassen – und das sowohl in den großen Ausstel-lungshäusern als auch innerhalb kleinerer Nebenveranstaltungen. So wurde unter anderem im K 21 während einer Auktion junge Kunst versteigert, im Stadtmuseum sorgte die junge Düsseldorfer Band „Be-nevolent“ für Live-Musik und im „Pretty Portal“ in Bilk gab es Kunst aus der Graf-

fiti- und Street-Art-Szene zu sehen. Bei dieser breiten Auswahl an interessanten Veranstaltungen fiel das Zusammenstel-len des Abendprogramms relativ schwer. Denn auch wenn die insgesamt 37 Mu-seen und Galerien von 19 Uhr bis 2 Uhr nachts geöffnet hatten, war es unmöglich, mehr als drei bis fünf Veranstaltungen zu besuchen.

„Die Nacht der Museen war total entspannt und locker“

Besucherin Marie Altgen hat sich deswe-gen ihre eigenen Highlights gesetzt, wie sie berichtet: „Ich war im Stadtmuseum und habe mir die Band Benevolent ange-schaut und das war der Oberhammer“, er-zählt die 23-Jährige. Denn zusammen mit den anderen Zuschauern habe sie auf dem Fußboden gelegen und mit geschlossenen Augen der Musik gelauscht. „Das war echt eine tolle Atmosphäre, richtig kuschelig. Und die Musiker waren total authentisch und sind komplett verschmolzen mit ihren Instrumenten“, schwärmt sie. Au-ßerdem sei sie bei einer der „Düsseldorf ist ARTig“-Veranstaltungen gewesen und habe sich im FFT (Forum Freies Theater) eine Performance sowie die junge Foto-Ausstellung „foreign view – urban pho-tography“ angeschaut. „Ein Freund von mir hat da auch Bilder von sich ausgestellt und die wollte ich mir natürlich anschau-en“, sagt sie. Insgesamt hat ihr die Nacht der Museen gut gefallen: „Es war total entspannt und locker und ich habe viele nette Menschen getroffen.“ Allerdings brauche sie diese Veranstaltung nicht, um sich zu Museumsbesuchen aufzuraffen. „Ich bin generell dafür, dass sich die Leute regelmäßig Ausstellungen anschauen und nicht nur einmal pro Jahr zur Nacht der Museen gehen“, ist ihre Meinung.

Gesellschaftskritische Street-Art-Kunst im „Damen und Herren“

Im Kulturverein „Damen und Herren“ hat der französische Street-Art-Künstler L.E.T. (les enfants terribles) die Wände be-malt, besprüht und behängt und dadurch eine neue Raumatmosphäre geschaffen, die viele Gäste zum Verweilen und Feiern einlädt. Seine Bilder fallen durch ihre Ein-fachheit auf, beinhalten bei genauerem Hinsehen allerdings eine ganze Portion

„Düsseldorf ist ARTig“-Teilneh-merin Stella Volkenand liest selbst geschriebene Kurzge-

schichten vor (Bilder: Linda Kuhlen)

Page 15: Campus Delicti #296

ı  1�Kultur

gesellschaftskritischer Ironie. Prägnant ist zum Beispiel ein Bild, das wie ein zu stark kontrastiertes Schwarz-Weiß-Foto wirkt. Ein Mädchen ist darauf zu sehen, das mit hängendem Kopf auf der Straße sitzt. Auf einer Mauer hinter ihr steht in schwer zu entziffernder Schrift „Ich wurde schön ge-trunken“. Daneben ist ein Gorilla auf die Wand gesprüht, der resigniert den Kopf auf die verschränkten Arme stützt. Auf sei-ner Cappy ist klein und unscheinbar „hu-man rights watch“ zu lesen.

„Kunst ist allgegenwärtig und Be-standteil des Lebens“

Dass das „Damen und Herren“ bei der Nacht der Museen mitmacht, ist mittler-weile schon Tradition. „Wir versuchen jedes Jahr eine tolle Ausstellung zu or-ganisieren, die sowohl uns als auch dem Publikum gefällt“, erklärt Diana Gonza-lez-Meldner, Vereinsmitglied und Organi-satorin der Veranstaltung. In diesem Jahr hätten sich sogar fünf Künstler vorgestellt, die bei der Nacht der Museen ihre Werke präsentieren wollten. „Wir wählen dann danach aus, welcher Künstler das meiste Feuer hat. Denn wenn wir merken, dass es bei ihm brennt, kann er das Feuer auch auf die Ausstellungsbesucher übertragen“, sagt die 34-Jährige. Bei den Werken des Künstlers L.E.T sei das der Fall gewesen. „Ihn kennen wir auch schon lange. Er hat schon bei uns ausgestellt, als er mit seiner Kunst noch kein Geld verdienen konnte“, erklärt Gonzalez-Meldner. Insgesamt will das „Damen und Herren“ mit seinem Auf-tritt bei der Nacht der Museen zeigen, dass es Kunst „nicht nur in großen Museen zu sehen gibt, sondern dass sie allgegenwär-tig und Bestandteil des Lebens ist“.

Popcorn-Liebe bei „Düsseldorf ist ARTig“

Dass Kunst auch bei den Schülern und Studierenden allgegenwärtig ist, zeigt der große Andrang auf die „Düsseldorf ist AR-Tig“-Veranstaltungen im „Monkey’s East“. Auf dem Platz vor der Bar tummeln sich rund 100 junge Besucher, quatschen und trinken Bier. Im schlauchartigen Raum in der Lounge drängen sich die Zuschauer dicht an dicht um die kleine Bühne und schauen sich Kurzfilme, Lesungen und Konzerte von Nachwuchskünstlern an. Mit diesen Aufführungen soll ein Einblick in die unzähligen Projekte gegeben wer-den, die innerhalb des Ideenwettbewerbs

im vergangenen Jahr umgesetzt wurden. So auch der Kurzfilm „Popcorn“ von Ca-rina Topp, in dem ein junger Mann mit einem riesigen Popcorn-Kopf durch seine Alltagswelt begleitet wird. Erst spät kommt es zu Popcorn-Liebe, Popcorn-Hass und Popcorn-Mord. Ein abgedrehter Film, der ein wenig zu lang ist, aber dafür von viel Kreativität und Ideenreichtum zeugt.

„Im Aquazoo haben wir die Warte-schlangen unterschätzt“

Der 18-jährigen Caro Kirchhoff hat der Popcorn-Film allerdings so gut gefallen, dass sie sich gleich den Namen der Regis-seurin aufschreibt. „Eigentlich wollten wir hierhin, weil Freunde von uns hier ein Konzert gegeben haben, aber das haben wir leider verpasst“, erzählt Caro. Vorher war sie mit einer Freundin im Aquazoo und hat die Warteschlangen unterschätzt. „Da war es total voll. Ins Tropenhaus sind wir zum Beispiel gar nicht rein gekom-men“, sagt sie. Nun wollen sich die Schü-lerinnen noch ein Museum anschauen und danach irgendwo etwas Trinken ge-hen. „Mehr schaffen wir wohl nicht. Aber im Prinzip genügt es auch“, findet Caro. Die zwölf Euro Eintritt seien in jedem Fall gut angelegt gewesen und der Abend habe sehr viel Spaß gemacht.

22 000 Menschen besuchten die Nacht der Museen

Auch das Organisatoren-Team der Nacht der Museen ist durchweg zufrieden mit der

diesjährigen Veranstaltung. „Es war eine schöne, entspannte, friedliche Nacht“, resümiert Projektkoordinatorin Barbara Raff am Tag nach dem Event. So sei keine Veranstaltung ausgefallen, der Andrang auf die Shuttle-Busse habe sich nach der ersten halben Stunde gelegt und außer vereinzelten Warteschlangen habe es kei-ne größeren Pannen gegeben. Auch die Besucherzahlen seien zufrieden stellend gewesen. „Wir haben mit 20 bis 25 000 Gästen gerechnet und im Enddefekt wur-den 22 000 Besucher gezählt“, so Raff. Für das nächste Jahr würde sie sich wünschen, dass mehr Stadtteile eingebunden werden könnten. „Es wäre toll, wenn sich einzelne Galerien und Künstler zusammentun wür-den, so dass es sich für die Busse lohnt, die einzelnen Stadtteile anzufahren“, sagt sie. Linda Kuhlen

Im „Damen und Herren“ herrscht Party-Stimmung

Besucherin Marie hat sich eigene Highlights gesetzt

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16  ı Kultur

Für Studierende, die in ihrer Freizeit ger-ne Theater spielen möchten, sieht es an der Heinrich-Heine-Universität schlecht aus, denn Theatergruppen sind spärlich gesät. Bislang gibt es nur die von Prof. Dr. Vittoria Borsò gegründete Theatergruppe „Animateatro“, in der sich Studierende und Mitarbeiter verschiedener Fakultäten engagieren, die englische Theatergruppe Hiss + Boo und den studentisch organi-sierten Theatersalon, in dem innerhalb von drei Gruppen Stücke geschrieben, besucht und gespielt werden. Die Germa-nistik- und Geschichts-Studentin Anna Sosnik (24) möchte die Theaterlandschaft an der HHU nun erweitern und eine neue Gruppe gründen. Was genau sie vorhat und wie die neue Theatergruppe ausseh-en soll, erzählt sie der Campus Delicti in einem Interview.

Campus Delicti: Liebe Anna, wie genau sieht das Konzept deiner neuen Theatergruppe aus?Anna: Ich möchte einfach eine Gruppe aus theaterbegeisterten Leuten gründen, die mit mir zusammen ein Stück bearbeiten, einüben und aufführen wollen.

CD: Hast du denn schon eine Vorstellung da-von, welches Stück du aufführen möchtest?Anna: Ich hatte an das Gauklermärchen von Michael Ende gedacht, weil es zeit-gemäß ist, mir sehr gut gefällt und ich es schon immer mal aufführen wollte. Wenn

meine Gruppe allerdings lieber ein anderes Stück spielen möchte, ist das auch in Ord-nung. Ich freue mich über jeden Vorschlag.

CD: Welche Rolle würdest du in der Gruppe einnehmen?Anna: Ich wäre zunächst nur die Gründe-rin und Koordinatorin. Ansonsten soll die Gruppe auf demokratischer Basis organi-siert sein. Das heißt, dass nicht alles nur nach meiner Nase gehen soll, sondern dass sich jeder Teilnehmer einbringen und sei-nen Senf dazu geben kann.CD: Heißt das, dass bestimmte Vorkenntnisse nötig sind, wenn man bei deiner Gruppe mit-machen möchte?Anna: Nein, mein Angebot richtet sich an alle Studierenden, die Lust aufs Theaterspie-len haben. Ob sie vorher schon mal in einer Theatergruppe gespielt haben oder nicht, ist erstmal egal: Jeder ist willkommen!

CD: Hast du schon eine Vorstellung davon, wie die Treffen aussehen könnten?Anna: Zuerst möchte ich mit Atem-, und Stimmübungen anfangen, damit niemand Halsschmerzen vom Spielen bekommt. Au-ßerdem bieten sich Lockerungsübungen an, um Hemmungen abzubauen. Denn wenn sich jeder erstmal zum Affen macht, besteht keine Scham mehr unter den Gruppenmit-gliedern. Dann kann es an die Text- und Sprechproben gehen. Und zum Schluss, wenn die Rollen verteilt und die Texte ge-lernt sind, wird geprobt und gespielt.

CD: Möchtest du selbst auch mitspielen oder nur die Rolle des Regisseurs einnehmen?Anna: Nein, ich möchte auch gerne selbst mitspielen. Natürlich werde ich auch Rat- und Verbesserungsvorschläge geben, aber insgesamt soll das ganze Team mitschauen und -denken.

CD: Wie zeitaufwendig wird das Projekt und wann soll das Stück aufgeführt werden?Anna: In der Regel werden wir uns einmal pro Woche zwei Stunden lang zusammen-setzen. Vor der Aufführung muss man sich allerdings öfter treffen und proben. Wenn wir bald anfangen, können wir es so sicher-lich schaffen, bis zum Ende des Semesters fertig zu sein. Dann können wir das Stück im SP-Saal aufführen.

CD: Wie bist du auf die Idee gekommen, eine neue Theatergruppe zu gründen?Anna: Ich spiele selbst Theater seit ich 14 Jahre alt bin, habe aber momentan keine Gruppe mehr. Da bin ich auf die Idee ge-kommen, selbst eine zu gründen.

CD: In welchen Gruppen hast du bisher gespie-lt?Anna: Angefangen habe ich mit dem The-aterspielen in der Schule. Und in der Uni habe ich dann zwei Jahre innerhalb des Theatersalons gespielt. Allerdings haben wir, seit ich dort mitgemacht habe, nur ein Stück tatsächlich aufgeführt, was ich sehr schade fand. Zuletzt habe ich in Kurzfilmen mitgespielt, die auch während des Filmfes-tes gezeigt wurden.

CD: Was erhoffst du dir von einer neuen Thea-tergruppe?Anna: Ich würde mich freuen, wenn wir eine Gruppe auf die Beine stellen könnten, die wirklich regelmäßig Stücke aufführt. Da ich nur noch dieses Semester studieren wer-de, fände ich es außerdem toll, wenn die Gruppe auch danach selbstständig weiter-läuft und sich zur Anlaufstelle für alle thea-terbegeisterten Studierenden entwickt.

CD: Auf welche Weise können sich Interessierte bei dir melden?Anna: Wer Lust hat, bei meiner Theater-gruppe mitzumachen, kann sich bei mir per E-Mail unter [email protected] mel-den. Dann können wir einen ersten Termin vereinbaren. Das Interview führte Linda Kuhlen

Neue Theatergruppe an der HHU in Planung

Ringvorlesung des Fachschaftsrats Sozialwissenschaften

„Machtgeier, Heuschrecken, Raubtierkapitalisten“Ein Blick auf Deutschlands ungeliebte Elite

Prof. Dr. Ursula Hoffmann-LangeUniversität Bamberg

�üter der �e��ratie

�der ��litische �lasse

�hne ��denhaftung�

Mittwoch, 20. Mai 2009

18 Uhr c.t.

23.31.04.30

Heinrich-Heine-Universität

Eine Veranstaltung für Studierende aller Fachrichtungen.

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18  ı

Es war ein Dienstagmorgen, als ich von der Gewissheit geweckt wurde, dass ich jemand anderes war. Zunächst er-schreckte mich der Gedanke, schließlich war ich noch nie jemand anderes als ich selbst gewesen und schlug deshalb mit einer hastigen Handbewegung meine Bettdecke zur Seite. Ich konnte mich an keine Situation erinnern, in der ich mich über den Anblick meiner kurzen, etwas zu knubbeligen Beine gefreut hatte, aber jetzt tat ich es. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus: Gott sei Dank, ich war also nicht zu einem dicken, fetten Käfer geworden, wie der Protagonist in Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“. Als ich auch noch den Saum meiner geringelten Schlafanzug-hose anhob und ich die weißlich schimmernden Risse wie immer dekorativ zwischen Hüfte und Oberschenkel ruhen sah, war ich endgültig beruhigt: Dass ich mich in meine Mutter verwandelt hatte, wie das in den Billigproduktionen der Privatsender ständig passierte, konnte ich ebenfalls ausschließen.

Und so langsam begann ich mich zu freuen: Ich hatte schon immer mal jemand anderes sein wollen und angesichts meines nicht sehr spannenden, relativ eintönigen Kellner- und ansonsten Arbeitslosendaseins konnte der Umstand, jemand anderes zu sein, ja ziemlich aufregend werden.

Ich überlegte, was ich als jemand anderes mit meinem Tag anstellen konnte. Als ich selbst würde ich jetzt aufstehen, duschen, den ersten Kaffee trinken, einkaufen und mich danach mit meiner ebenfalls kellnernden und ansonsten arbeitslosen Freundin Nuria treffen. Ich wog die Überlegung ab, dass ich als jemand anderes ja auch andere Sachen ma-chen könnte: Basketballspielen, einen Songtext schreiben oder mich noch mal bei einer PR-Agentur bewerben, denn vielleicht hatte ich ja als jemand anderes eine Chance. Letztendlich entschloss ich mich dann allerdings doch dazu, meinen Tagesablauf erstmal beizubehalten. Denn als jemand anderes würden sich duschen, Kaffee trinken, einkaufen und mit Nuria treffen wahrscheinlich ganz anders anfühlen, und dieses Experiment wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.

Während ich im Supermarkt überlegte, welche Produkte meines neues Ich wohl einkaufen würde, ob es statt der Kräutertomatensoße vielleicht lieber Bolognese bevorzugte, und dann mechanisch doch die Kräuterversion in den Einkaufskorb legte, dachte ich über einen neuen Namen nach. Vielleicht würde Petra zu mir passen? Nein, das klang zu altbacken. Oder Claudia? Zu gewöhnlich. An der Tiefkühltruhe, aus der ich wie immer eine Salami- und eine Thunfischpizza herausnahm (hier wollte ich mich auf keine Experimente einlassen, schließlich bekam mein altes Ich Ausschlag von Meeresfrüchten), entschied ich mich für den Namen Camilla. Der hörte sich schön extravagant an, und wer weiß, vielleicht war ich das ja jetzt.

Mit einem wohlig-warmen Gefühl im Bauch verließ ich den Supermarkt, brachte die Einkäufe nach Hause und mach-te mich dann auf den Weg in Nurias und mein Stammcafé. Dort hatten wir uns schon während unseres Studiums getroffen und über unsere neusten Liebschaften und das langweilige Thema unserer Hausarbeit gesprochen. Heute, nachdem wir uns damit abgefunden hatten, dass man auch mit einem guten Abschluss in Germanistik nur als Kellner, Pizzabote oder Fabrikarbeiter auf dem Arbeitsmarkt zu gebrauchen war, sprachen wir darüber, ob man den Kommunis-mus nicht doch wieder einführen sollte. Und wir fragten uns, wie die großen Manager es bewerkstelligten, aus Steu-ersparzwecken Geld im Ausland zu bunkern, während wir es nicht mal schafften, uns auf ein Niveau hochzuarbeiten, auf dem wir Steuern zahlen konnten.

Während ich an unserem Stammtisch Platz nahm und wie üblich darauf wartete, dass Nuria gehetzt und mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen an den Tisch gestürmt kam, überlegte ich, dass ich ja jetzt, nachdem ich jemand anderes geworden war, eventuell auch über andere Dinge sprechen sollte. Doch worüber sprach Camilla wohl gerne? Darüber, dass sie für die super hippe Party am Wochenende, bei der sie all die Leute treffen würde, die für ihre Werbeagentur so wichtig waren, noch nicht das richtige Kleid besaß? Darüber, durch welche Aktion sie wohl genug Spenden verdienen konnte, um den blähbäuchigen Kindern mit den großen Augen eine neue Schule bauen zu kön-nen, wenn sie das nächste Mal nach Afrika fuhr? Oder lästerte sie doch eher über ihren Ehemann ab, der es abends nicht mal schaffte, den Müll raus zu bringen, während sie sich den ganzen Tag mit den schreienden Blagen abmühen musste, aber eigentlich am liebsten auch wieder angefangen hätte zu arbeiten. Schließlich rief ihr ehemaliger Chef jede Woche an, um ihr zu sagen, dass die Firma sie brauche und ohne ihre Hilfe Bankrott gehen würde.

Aus meinen Tagträumen riss mich Nuria, die genau wie ich es mir vorgestellt hatte, herein gestürmt kam. „Schuldi-gung, bei mir ging’s mal wieder drunter und drüber. Mein Wecker hat zu spät geklingelt, die volle Kaffeetasse ist mir runter gefallen, meine Mutter hat kurz bevor ich losgehen wollte noch angerufen und und und.“ Ich lächelte: Heute war ich gnädig. Denn ich war mir sicher, dass Camilla nicht so jähzornig, nachtragend und genervt war wie mein altes Ich. Sicher war sie in allen Situationen völlig gelassen. Also lächelte ich weiter, während Nuria mich fragte, ob’s was

Kurzgeschichte: Mein neues ich

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Comic

Neues gäbe. „Mmmb, Bäääähhh, Uuuuuuaa“, machte ich, um zu testen, was Camilla wohl darauf antworten würde. Nuria legte den Kopf schief und sah mich mit gerunzelter Stirn an. „Was ist denn mit dir los?“ Ich hob den Finger. „Moment! Woiiiiiiiih, Pöööööh, Ngaaah“, spuckte ich Konsonanten und Vokale aus und lehnte mich dann resigniert zurück. Diese Methode schien nicht zu funktionieren. „Ich versuche, meinen Wörtern freien Lauf zu lassen, ohne sie durch meine Gedanken zu beeinflussen“, sagte ich und fügte nach einem Blick auf ihren verwirrten Gesichtsausdruck, à la „Ist die bekloppt“, schnell hinzu: „Ich hab letztens gelesen, dass dadurch unheimlich konstruktive und inspirie-rende Gespräche entstehen!“

Und während Nuria nun anfing, sich über ihre Mutter aufzuregen, die mal wieder nachgebohrt hatte, ob sie denn auch weiterhin fleißig Bewerbungen schrieb, und ihr von der Tochter einer Bekannten erzählt hatte, der nach ihrem Studium ja sofort der ultimative Traumjob angeboten worden war, überlegte ich, dass es wohl das Beste war, wenn ich mich ganz meinem alten Ich gemäß verhalten, und einfach drauflos quatschen würde. Vielleicht fing ich ja mitten im Gespräch an, Französisch oder Chinesisch zu reden. Ausprobieren konnte ich es ja.

Als ich abends in meinem Bett lag und darüber nachdachte, wie öde Camilla war, dass sie weder eine neue Sprache noch ein aufregend neues Gesprächsthema zum Vorschein gebracht hatte, merkte ich, wie ich mich langsam wieder verwandelte. Es kribbelte ein wenig im linken Fuß und meine Nase begann merkwürdig zu jucken, dann war es vorbei mit Camilla, der Bolognesesoße und dem nervigen Ehemann. Und irgendwie war ich darüber ganz froh. Ich überlegte, ob ich mir für den nächsten Morgen den Wecker stellen sollte, entschied mich dann aber dagegen. Schließlich hatte ich mittwochs immer eine lange und relativ aufregende Nacht vor mir, denn da ging ich kellnern. Zwar nicht in einem schicken Edelrestaurant, aber dafür in meinem Lieblingsclub. Linda Kuhlen

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Sonntag 17.05.2009 DVD-BÖRSE, 11 Uhr, weitere | Flohmarkt, Stahl-werk

   BÜCHERMEILE �009, 11 Uhr, weitere | Flohmarkt, Rheinuferpromenade

SPIELPLATZ � VOR 1�, 11:�� Uhr, Kultur | Bühne, Kom(m)ödchen

POESIESCHLACHTPUNKTACHT, �0 Uhr, Kultur | Litera-tur, Zakk

Montag 18.05.2009 LITERARISCHE PLATTFORM, 19 Uhr, Kultur | Litera-tur, Zakk

   DONT PANIC IM MAI: UBUNTU INSTALL PARTY, �0 .00h, Linkes Zentrum Hinterhof

Dienstag 19.05.2009   LOCAL HEROES - KONSOLENABEND, �0 Uhr, weitere | Uni, SP-Saal

   FRISCH GEPRESST . NEUE BÜCHER AUS DÜSSEL-DORF, 18 Uhr, Kultur | Literatur, Zentralbibliothek der Stadtbüchereien

 HEIRAT WIDER WILLEN, �0 Uhr, Kultur | Bühne, Komö-die

OFFBEAT, �0 Uhr, Party | Punk/Indie, Pretty Vacant

Mittwoch 20.05.2009 HÜTER DER DEMOKRATIE ODER POLITISCHE KLASSE OHNE BODENHAFTUNG?, Prof . Dr . Ursula Hoffmann-Lange, Universität Bamberg, 18 Uhr, Ringvorlesung Fachschaft Sozialwissenschaften �3 .31 .04 .30

   MIT STIFT UND KREIDE, 11-18 Uhr, Kultur | Ausstel-lung, Museum Kunst Palast

 ZWISCHENRUF: OFFENE SCHREIBWERKSTATT, 17 Uhr, Kultur | Literatur, Zakk

DER BESUCH DER ALTEN DAME, 19:30 Uhr, Kultur | Bühne, Düsseldorfer Schauspielhaus

BACK TO THE 90´S PARTY, �1 Uhr, Party | Mixed Music People Clubbar

INFORMATIONEN ÜBER PRAKTIKA UND ÜBER DEN „HÖHEREN AUSWÄRTIGEN DIENST“, 13 Uhr weitere | Vortrag, Hörsaal �B

Freitag 22.05.2009   FÖNEN LERNEN: SONGWRITING, GEDICHTE, KURZ-PROSA, 1� Uhr, Kultur | Literatur, Zakk

   DIE HEILIGE JOHANNA DER EINBAUKÜCHE, 16 Uhr, Kultur | Bühne, Theater Flin

STAIRWAYS TO HEAVEN, 19:30 Uhr, Kultur | Bühne, Düsseldorfer Schauspielhaus

RIMINI-PROTOKOLL: DER ZAUBERLEHRLING, �0:00 Uhr, Kultur | Bühne, Central

Samstag 23.05.2009   TRÖDELMARKT, 8 Uhr, weitere | Flohmarkt, Aa-chener Platz

   UFO, 11 Uhr, Kultur | Ausstellung, NRW-Forum Kultur und Wirtschaft

CHRISTOPHER STREET DAY, 1� Uhr, weitere | Special Events, Apollo-Platz

THE ADICTS, 19:30 Uhr, Konzert | Punk/Indie, Zakk

Donnerstag 21.05.2009  TRÖDELMARKT, 1� Uhr, weitere | Flohmarkt, Obi-Parkplatz Königsberger Straße

   KICKOFF ROLLNACHT, 19 Uhr, weitere | Sport, Burgplatz Düsseldorf

CLUB DER TOTEN DICHTER, �0 Uhr, Kultur | Bühne, Theater am Schlachthof, Neuss

CROSS NOT LINE THE DO, �0 Uhr, Kultur | Bühne, Tanzhaus NRW

Freitag 15.05.2009   TANZ AUS DER REIHE - HOCHSCHULSPORTPARTY, �1 Uhr, Party | Uni, Gebäude �3 .01 (Phil .-Fak .)

   VOLLE FAHRT VORAUS, 19 Uhr, weitere | Special Events, Zakk

 KABALE UND LIEBE, 19:30 Uhr, Kultur | Bühne Düssel-dorfer Schauspielhaus

PHILO & MUWI FESTIVAL, 16:30 Uhr, Kultur | Bühne, SP-Saal

Samstag 16.05.2009   ERASMUS-PARTY, �1 Uhr, Party | Special Events, SP-Saal

   BÜCHERMEILE �009, 11 Uhr, weitere | Flohmarkt, Rheinuferpromenade

DIE BETEILIGTEN, 19:30 Uhr, Kultur | Bühne, Düssel-dorfer Schauspielhaus

DER UNTERHALTUNGSKANZLER, �0 Uhr, Kultur | Bühne, Kom(m)ödchen

Donnerstag 14.05.2009 NEUBEFÜLLUNG DES LITERATURAUTOMATEN, 11 Uhr, weitere | Special Events, Zakk

   KOMBINATKOMPUTERSTAAT, �1 Uhr, Party | Punk/Indie, Pretty Vacant

 EL VIOLIN - CAFÉ BUNTE BILDER, Vegane Vokü ab 19 Uhr, Film ab �0 .00 Uhr, Linkes Zentrum Hinterhof