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Cantando Admont 20.10.2017 | PROGRAMM Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Kulturzentrum bei den Minoriten Graz. »die andere saite« präsentiert:

Cantando Admont 20.10.2017 | PROGRAMM · Gesungen wird durchwegs in koreanischer Sprache, die in der Partitur phonetisch notiert ist. Immer wieder Immer wieder wird die Gesangslinie

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Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Kulturzentrum bei den Minoriten Graz.

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ma-am (Mein Herz) für Frauenstimmenach einem Gedicht von Chung-Chul (1990)

kelainochros für 5 Stimmennach Texten von Aischylos (2017)URAUFFÜHRUNG

Missa Brevis für 4 StimmenKyrie, Gloria, Credo

da lei... für fünf Stimmennach einem Text von Francesco Petrarca (2013)

PAUSE

Stimme – allein für Bariton solo (1997)

Missa Brevis für 4 StimmenSanctus, Benedictus, Agnus Dei (1)

artíos –Fünfzehn Gesänge nach Sapphofür sechs Stimmen (2017)URAUFFÜHRUNG

Younghi Pagh-Paan(*1945)

Christian Klein(*1967)

Giovanni Pierluigida Palestrina

(1525-1594)

Elisabeth Harnik(*1970)

Beat Furrer(*1954)

Giovanni Pierluigida Palestrina

(1525-1594)

Florian Geßler(*1972)

Cantando Admont wird das Programm am 21. Oktober noch einmal in der Ruprechtskirche in Wien aufführen.Konzertbeginn: 20:15 Uhr

Der Verein die andere saite_eine konzertreihe neuer musik aus graz und Cantando Admont

präsentieren:

STIMME – ALLEINFreitag, 20. Oktober 201720:00 Uhr | Großer Minoritensaal

CANTANDO ADMONTVokalensemble für Alte und Neue Musik

Akiko ItoSopran

Ursula BaumgartlSopran

Helena SorokinaAlt

Bernd LambauerTenor

Jorge Nazrala-FavierBariton

Gerd KendaBass

Cordula BürgiMusikalische Leitung

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ZU DEN WERKEN

Younghi Pagh-Paan: ma-am (Mein Herz)für Frauenstimme nach einem Gedicht von Chung-Chul (1990)

Nach Worten eines populären Lieds des altkoreanischen Dichters und so rechtschaffenen wie streitbaren Staatsmanns Chung-Chul (1537–1594) entstand mit »ma-am« (dt. »Mein Herz«) ein bewegender Trau-ergesang, den Younghi Pagh-Paan Nonos Frau Nuria Schönberg-Nono widmete. Wenig später wurde die Komposition – quasi als »Herzstück« – in ein umfangreicheres Werk fur Alt und vier räumlich getrennte Instrumentalgruppen aufgenommen, das unter dem Titel »MA-UM« (dt. »Herz, Geist, Gemüt, Sinn, Bewusst-sein«) im Oktober 1990 beim Grazer Musikprotokoll uraufgeführt wurde. Eine der bevorzugten Sängerinnen Nonos, Susanne Otto, übernahm damals den Solopart, Hans Zender dirigierte das Ensemble Modern. Dass sich Younghi Pagh-Paan, die zunachst in Korea studiert hatte, erst nach ihrer Übersiedlung nach Deutschland ausgiebig ihrer koreanischen Wurzeln besann, lag vielleicht nicht zuletzt am Einfluss antiimperialistischen Denkens bei Komponisten wie Klaus Huber oder Luigi Nono. Bereits in ihren ersten gültigen Werken, darun-ter dem erstaunlichen Orchestererstling »SORI« (1980), hat Pagh-Paan es dann vermocht, auf der Grundlage zweier Kulturen eine ganz eigene Klangwelt zu schaffen. So verweisen zum Beispiel der auf ostasiatischem Musikdenken beruhende, flexible Umgang mit dem einzelnen Ton oder der prominente, stark akzentuie-rende Einsatz des Schlagzeugs in »SORI« in die Zukunft ihres Schaffens. Auch »ma-am« ist stark von den Gesangstechniken und rituellen Gesten koreanischer Musik geprägt. Die Altistin hat sich an einigen Stellen mit einzelnen Schlägen und kreisenden Bewegungen zweier Klangholzer (»Claves«) selbst zu begleiten. Gesungen wird durchwegs in koreanischer Sprache, die in der Partitur phonetisch notiert ist. Immer wieder wird die Gesangslinie durch kleine Tonverschleifungen, extremes Vibrato oder vierteltönige Intervalle berei-chert. An einigen Stellen im sehr wechselhaften, differenziert ausnotierten Rhythmus- und Tonhöhenverlauf verfällt die Sängerin in eine tiefe Bruststimme, die zu den Worten »mein Herz ausschneiden, herausnehmen« allergrößten Schmerz zum Ausdruck bringt. Als heimliche Reverenz an ein charakteristisches Merkmal von Nonos Spatwerk endet dieses »In Memoriam« mit einem durch drei doppelte Fermaten sozusagen in die Unendlichkeit projizierten, desolaten Schlusston Des. Text: Michael Zwenzner

Text zu »ma-am (Mein Herz)« für Frauenstimme nach einem Gedicht von Chung-Chul (1990)Chong-Ch’ol: I’ll Shine My Light upon My LoveChung-Chul:Ich werde mein Licht über meinem Geliebten ausgießen

I’ll cut my heart Ich werde mein Herz herausschneiden,to form a moon um einen Mond zu formenand hang it brightly und ihn hell strahlendin a far corner of the sky. in eine ferne Ecke des Himmels zu hängen.Then I’ll go to my love Dann werde ich zu meinem Geliebten gehenand shine my light upon him. und mein Licht über ihm ausgießen.

Englische Übersetzung: Kevin O’Rourke Aus dem Englischen von Michael Zwenzner

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Christian Klein: kelainochrosfür fünf Stimmen nach Texten von Aischylos (2017)URAUFFÜHRUNG

kelainochros (2017)für Sopran, Mezzosopran, Alt, Tenor und Bass

κελαινόχρος / düster, schwarz umwölkt, dunkel…Homer schon nennt um 800 v.u.Z. in der »Ilias« die griechische Allianz um Agamemnon gegen Troja synonym Argeier, Achaier und Danaer. Mit den Danaern übernimmt er einen älteren Mythos über die Herkunft der Argeier: Zeus entflammt in Liebe zu Io, der argivischen Königstochter, die von der eifersüchtigen Hera in eine Kuh verwandelt und gepeinigt von einer Bremse durch aller Herren Länder gejagt wird. Erst in Afrika, in Ägypten, findet Zeus sie und kann sie erlösen. Sie gebiert ihm Epaphos und gründet so die Genealogie der ägyptischen Könige. Dessen Urenkel sind Aigyptos und Danaos. Aigyptos hat 50 Söhne und Danaos 50 Töch-ter. Als Aigyptos‘ Söhne Anspruch auf Danaos‘ Töchter erheben, entschließt sich Danaos mit seinen Töchtern zur Flucht. Sie fliehen in Barken über das Mittelmeer und landen an Argos Strand. Dies ist der Ausgangspunkt der Aischylosschen Tragödie »Hiketides« / »Die Schutzflehenden«, die vierhundert Jahre nach Homer um 463 v.u.Z. in Athen uraufgeführt wurde. Aus Teilen des Anfangschores und einigen Schlussstellen kompilierte ich einen Text als Grundlage meines Stückes.

… chalepou gar ek pneumatos eisi cheimon. … aus des schlimmen Geists Atem kommt der Sturm … chthona synchorton Syria pheugomen … nahe Syrien das Land, sind wir nun auf der Flucht… Tos kai ego philodyrtos laonioisi nomoisi Also auch ich, am Jammer ionischer Weisen michdapto tan apalan weidend, reiß die zarte, Neilotheräh pareian vom Nil sonngebräunte Wange und meinapeiro dakryn te kardian. tränenunkundiges Herz wund.goedna d’anthemizomai Des Kummers Blüten pflück ich mirdeimainousa philous, tas de phygas vor Verwandten in Furcht, ob unserer FluchtAerias apo gas fort aus ägyptischem Land….ei tis esti kädemon. Pheugein anedähn dia kym’haliou, zu fliehn, ungesäumt durch die Woge des Meeres,kelsai d’Argous gaian, zu landen am Strand von Argos…aphrikton d’ouket an peloi kear. von Ängsten frei wird nie mehr mein Sinn,Kelainochros de palletai mou kardia. umdüstert, finster, schlägt qualvoll mein Herz.Poih tode kym apaxei; Woge, wohin treibst du?halad agei Es führt mich zum Meer,arachnos hos badän. gleich einer kriechenden Spinne,onar onar melan. ein schwarzer, schwarzer Traum.

A AischylosBCD Danaiden/DanaosEF FluchtG H HiketidesI Io / Ilias

J K kelainochrosL M melanNO onar P poi tode kym- woge, wohin

treibst duQ

RS T tos kai ego – also auch ichUVW WellenXYZ

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Giovanni Pierluigi da Palestrina: Missa BrevisKyrie, Gloria, Credo für 4 Stimmen

Giovanni Palestrinas »Missa Brevis« steht im »Missarum liber tertius«, dem dritten Messenbuch, das erstmals 1570 in Rom gedruckt wurde. Wie das zweite Messenbuch ist es König Philipp II. von Spanien gewidmet.

Der Titel wirft bisher unbeantwortete Fragen auf. Der Terminus »Missa brevis« bezeichnete in jener Zeit eine auf zwei der fünf Ordinariums-Sätze reduzierte Kurzform der Messe (bestehend aus Kyrie und Gloria). Hier sind aber alle fünf Sätze vertont. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Bezeichnung auch für knapp gehaltene, aber komplette Vertonungen des Messordinariums verwendet. Immerhin zählt die Missa Brevis innerhalb des »Dritten Messenbuchs« zu den eher kürzeren Exemplaren. Dabei ist sie eine der meistaufge-führten unter den in 14 Büchern veröffentlichten 113 Messen Palestrinas und verkörpert auf ideale Weise jenes kompositorische Ideal, das in den nachfolgenden Jahrhunderten als »Palestrina-Stil« in die Kontra-punkt-Lehrbucher Eingang gefunden hat. Giovanni da Palestrina, der in der Region Latium geboren wurde, vor allem in Rom wirkte und als »modulator pontificus« (so sein Ehrentitel als päpstlicher Komponist) in den Kirchen- und Adelskreisen ganz Europas zu Ruhm gelangte, verband hier die kontrapunktischen Künste der franko-flämischen Vokalpolyphonie mit italienischem Klangsinn. So schuf er in jeder Hinsicht ausgewogene musikalische Strukturen, deren melodischer Fluss ausschließlich durch die Akzente der Textdeklamation proportioniert wird. Das aus den Diskussionen zur Liturgiereform und zur Kirchenmusik im Konzil von Trient (1545–1563) hervorgegangene Desiderat unbedingter Textverständlichkeit findet in der »Missa Brevis« sei-ne ideale Erfüllung, ohne dass Palestrina von der in Kirchenkreisen misstrauisch beäugten kunstvollen Poly-phonie hatte abrücken müssen. (…) Für die damalige Zeit revolutionär war die von Palestrina beanspruchte gestalterische Freiheit, der gesamten Messe nicht einen einzigen Cantus firmus, sondern jedem Satz eine eigene, jeweils von den anderen Stimmen umspielte Grundmelodie zugrunde zu legen.Text: Michael Zwenzner

Elisabeth Harnik: da lei...für fünf Stimmen nach einem Text von Francesco Petrarca (2013)Heidi M. Richter gewidmet

»da lei…« wurde vom Vokalquintett Arcantus für den Konzertabend »Lamentationen und Neue Vokalmusik auf Texte von Francesco Petrarca« in Auftrag gegeben und 2013 in der Otto-Wagner Kirche am Steinhof in Wien uraufgeführt. Das Stück verwendet als Textvorlage ein Liebessonett aus dem »Canzoniere« des italie-nischen Trecentopoeten Francesco Petrarca (1304-1374).

Der »Canzoniere« ist eine Sammlung von Sonetten und Kanzonen, in denen Petrarca seiner schicksalhaften Liebe zu Laura Ausdruck verleiht. Aus ihnen ging die neuzeitliche Lyrik in Europa hervor. Die Gedichte seines Canzoniere, um Freiheitsbedürfnis und Bindung kreisend, beschreiben nicht nur die Widersprüchlichkeit der Liebe, sondern der »poeta laureatus«, der lorbeerentflammte Dichter, umwirbt noch eine weitere Geliebte, die Dichtung selbst.

Alle meine Vokalkompositionen untersuchen verschiedene Aspekte des Klangkörpers Stimme. Durch unse-ren stimmlichen Ausdruck können wir uns unseres »Daseins« versichern. Unsere Stimme verortet uns nicht nur in unserem Körper, sondern sie ist zugleich auch ein Ort des Austauschs und Wechsels. In ihr verschmel-zen sowohl Abgrenzung als auch Öffnung. Sie ist einerseits ein Ort zur »Selbstbestimmung«, andererseits beinhaltet sie stets auch »unbestimmte« Anteile. Unter Berücksichtigung der besonderen Akustik der Otto-Wagner Kirche entschied ich mich bewusst, meinen Fokus bei der Vertonung des Liebessonetts – der Name Sonett (von lat. »sonus«: Klang, Schall oder auch lat. »sonare«: tönen), im deutschen Barock als »Klingge-

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dicht« übersetzt – auf die Singstimme zu setzen.

Basis der Komposition sind rhythmisch-melodische Klang- und Bewegungsmuster, die mit der Textvorlage interagieren. Ich komponierte diese in Form einer Grundanordnung, welche in der Folge durch Filter präsen-tiert bzw. ausgeblendet wird. Der Text wird auf die gefilterte Matrize projiziert und führt mich in ein Wech-selspiel zwischen Kalkuliertem und Unvorhergesehenem. Diese Arbeitsweise ist gekennzeichnet durch eine erfrischende Reibung zwischen selbst auferlegten Regeln und deren Abwandlung – auch Brechung – durch intuitive Entscheidungen. Die Regel eröffnet einen Diskursbereich, der durch meine musikalische Intuition sowohl bewertet und verarbeitet, als auch vollkommen neu gestaltet werden kann. Dabei reflektiere ich über entstandene Klangsituationen und spüre zugleich einer unbewussten inneren Struktur nach. Das Spiel mit den Klangelementen in Verbindung mit dem Textmaterial, welche sich zu verschieden großen Einhei-ten zusammenfügen und die dadurch entstehenden Verschiebungen mit kleinen Details ermöglichen einen ständigen Perspektivenwechsel. Die Klänge werden immer wieder neu aufeinander bezogen.Text: Elisabeth Harnik

Text zu »da lei...« für fünf Stimmen nach einem Text von Francesco Petrarca (2013) aus: Francesco Petrarca: Canzoniere (Rerum vulgarium fragmenta, XIV secolo, XIII)

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Quando fra l’altre donne ad ora ad oraAmor vien nel bel viso di costei,quanto ciascuna è men bella di leitanto cresce ‘l desio che m’innamora.

I’ benedico il loco e ‘l tempo et l’oraChe sì alto miraron gli occhi meiEt dico: Anima, assai ringratiar dêiChe fosti a tanto honor degnata allora.

Da lei vèn l’amoroso pensero,che mentre ‘l segui al sommo ben t’invia,pocho prezando quel ch’ogni huom desia;

da lei vien l’animosa leggiadriach’al ciel ti scorge per destro senterosì ch’i’ vo già de la speranza altero.

XIII

Wenn unter andern Fraun sich eingefundenAmor manchmal auf ihren schönen Zügen,Wie jeden Reiz die ihren dann besiegen,So wächst die Sehnsucht, die mich hält gebunden.

Ich segne dann den Ort, die Zeit, die Stunden,Da zu so hohem sich mein Blick verstiegen,Und spreche: Dank, o Herz, des Himmels Fügen,Der solcher Ehre würdig dich erfunden!

Von ihr ist kommen dir ein Liebesregen,Das, folgst du ihm, zum höchsten Gut dich leitet,Verschmähend, was die andern alle mögen;

Von ihr ist kommen mutiges Bewegen,Das graden Pfad zum Himmel dir bereitet!So zieh ich stolz, von Hoffnung froh begleitet.

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Beat Furrer: Stimme – alleinfür Bariton solo (1997) mit Texten von Georg Büchner

Es gibt Sätze des revolutionären Dichters Georg Büchner (1813–1837), die einen ein Leben lang nicht mehr loslassen. Man denke an »Friede den Hütten! Krieg den Palästen!« aus dem Hessischen Landboten, an den »Menschen« als »Abgrund« (»es schwindelt Einem, wenn man hinunterschaut«) im Dramenfragment »Woy-zeck« oder an den 2016 verstorbenen Josef Anton Riedl, der sich für seine Lautgedichte und Textkompositi-onen ein Leben lang immer wieder desselben Satzes bediente, den Büchner einem höfischen Speichellecker in den Mund legte: »… vielleicht ist es so, vielleicht ist es aber auch nicht so«. Entnommen sind diese Worte Büchners Lustspiel »Leonce und Lena«, das auch den 1954 im schweizerischen Schaffhausen geborenen, seit langem in Österreich lebenden Beat Furrer inspirierte, als er 1997 eine ausgedehnte Solo-Szene für Bariton mit dem lakonischen Titel »Stimme – allein« komponierte. Die vertonten Worte entstammen einem Monolog des Valerio, der am königlichen Hof die Ankunft zweier Automaten verkündet, angeblich perfekte Nachbil-dungen seines Kumpans Prinz Leonce und dessen Verlobter Lena. Beide Königskinder sollten aus politischer Raison verheiratet werden, liefen sich auf ihrer Flucht ins Narrenhaus bzw. Kloster zufällig in die Arme und verliebten sich – inkognito – ineinander. Um am Hof den Schein zu wahren, werden kurzerhand beide »Au-tomaten« getraut, hinter denen sich aber die realen Personen »verbergen«. Erst nach der Trauung erfolgt die glückliche Auflösung des doppelbödigen Spiels und damit die listige Entlarvung menschlicher Unfreiheit und gesellschaftlicher Beziehungsmechanik. Die beiden von Beat Furrer verwendeten Textpassagen aus der dritten Szene des dritten Aktes sind folgende (Auslassungen in eckigen Klammern):

»Nichts als Kunst und Mechanismus, nichts als Pappendeckel und Uhrfedern. Jede hat eine feine, feine Feder von Rubin unter dem Nagel [der kleinen Zehe am rechten Fuß], man druckt ein klein wenig und die Mechanik läuft volle funfzig Jahre. [Diese Personen sind so vollkommen gearbeitet, das man sie von andern Menschen gar nicht unterscheiden könnte, wenn man nicht wüßte, das sie bloß Pappdeckel sind], man könnte sie [eigentlich] zu Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft machen. [Sie] sind sehr edel, denn sie sprechen hochdeutsch. Sie sind sehr moralisch, denn sie stehen auf den Glockenschlag auf […].«

»Geben Sie Acht, meine Herren und Damen [bei Furrer: »Damen und Herren«], sie sind jetzt in einem interes-santen Stadium, der Mechanismus der Liebe fängt an sich zu äußern, [der Herr hat der Dame schon einigemal den Shawl getragen, die Dame hat schon einigemal die Augen verdreht und gen Himmel geblickt]. Beide haben schon mehrmals geflüstert: Glaube, Liebe, Hoffnung!«

Die Hauptprotagonisten in Leonce und Lena erleben sich als dem Menschen perfekt nachgebildete, unbe-seelte, mechanische Puppen. Dass Büchner solche Erfahrung der Selbstentfremdung selbst gemacht hat, zeigt ein Brief vom 10. März 1834 an seine Braut, den der Bariton in »Stimme – allein« begleitend zu seinen Vokalaktionen auf eine Holzplatte oder ein Tamtam zu schreiben hat: »… ich erschrak vor mir selbst. … die Augen verglast, die Wangen wie von Wachs, und wenn dann die ganze Maschinerie zu leiern anfing, die Ge-lenke zuckten, die Stimme herausknarrte und ich das ewige Orgellied herumtrillern hörte und die Wälzchen und Stiftchen im Orgelkasten hüpfen und drehen sah – … das Stöhnen auf unsrer Folter, wäre es nur da, damit es durch die Wolkenritzen dringend und weiter und weiter klingend, wie ein melodischer Hauch in himmlischen Ohren stirbt?«

Passend dazu jagt Furrer Büchners Text durch ein unrund laufendes mechanisches Räderwerk aus geräusch-haften Vokalaktionen aller Art, aus dem die silbenweise interpolierten Textinhalte nur phasenweise klar verständlich hervortreten. Auch materialisieren sich nur rudimentär Tonfolgen, die schwerlich als Melodien bezeichnet werden können. Die einzige regelrechte Melodie – eine eingängige Volksweise in e-Moll und im Sechsachteltakt – wird »verschiedene Vokale formend« ruhig und tonlos »gesungen«. Gegen Ende schieben sich gleichlautende Textfragmente in einer Art Scheinpolyphonie übereinander, gleichsam als Akt auskom-

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ponierter Schizophrenie, der allerdings einigermaßen versöhnlich mundet in der linearen, aber rhythmisch unregelmäßigen Deklamation der Worte »Glaube, Liebe, Hoffnung«.Text: Michael Zwenzner

Florian Geßler: artíos – Fünfzehn Gesänge nach Sappho für sechs Stimmen (2017)URAUFFÜHRUNG

ἀρτίως [artíos]Adverb, bezeichnet das Anschließende, immer und ausschließlich in Beziehung auf die Zeit, zugleich mit dem Nebenbegriff des Abgerundeten, Vollendeten, Abgeschlossenen. Demnach entspricht es dem deutschen eben, gerade. (F. Passow, Handwörterbuch der Griechischen Sprache, 5. Aufl. 1841)

Die Dichterin Sappho (630/612–570 v. Chr.), über deren Leben es nur Vermutungen gibt (sämtliche biogra-phischen Hinweise entstanden erst viel später), hat durch ihr Werk solch gewaltigen Eindruck auf die Zeitge-nossen gemacht, dass noch Jahrhunderte nach ihrem Tode einhellig voller Begeisterung und Bewunderung über ihre Dichtkunst geschrieben wurde. Der Philosoph Platon erhebt sie gar als »zehnte Muse« aufgrund ihrer Kunstfertigkeit in den Rang eines göttlichen Wesens. So tritt sie uns einerseits als erste Frau der europäischen Literaturgeschichte und unbestrittene Meisterin der Dichtkunst, andererseits als vollkommen unbekannter, aber sagenumwobener Mensch entgegen.

Bemerkenswert ist, dass nur ein einziges ihrer Gedichte zur Gänze erhalten ist, während alle anderen Texte nur fragmentarisch überliefert sind. So zitieren zum Beispiel andere Autoren oft nur einzelne Worte, andere Wendungen kennen wir von Tonscherben oder zerrissenen Papyri, die zum Einwickeln von Mumien benutzt wurden...

Wenngleich die grammatikalischen Konstruktionen des Altgriechischen heutzutage äußerst umständlich und fremd wirken, sind uns die meisten ihrer ausdruckstarken Sprachbilder erstaunlich nah und in ihrer Farbigkeit und ihrem Fantasiereichtum unmittelbar verständlich.

Faszinierend also die Weite historische Entfernung (2600 Jahre) einerseits, andererseits der direkte Ton ihrer Dichtung, der uns heute noch unmittelbar berührt, wohl auch aufgrund der unmittelbaren, radikalen Subjek-tivität ihrer Dichtung. Sie sagt als eine der ersten »ich«.

Von den 15 ausgewählten Fragmenten bilden acht einen »Tageszeitenzyklus«, drei von diesen sind Nachtge-dichte, fünf besingen den Tag. Ein weiterer Textteil kann einzeln gedacht, sowohl zwei als auch vier andere können als thematisch verbunden betrachtet werden. (1+2+3+4+5=15 Gesänge, darin enthalten eine zyk-lische Form, die den »symmetrischen« Gruppierungen aufgrund ihrer andeutungsweisen Prozesshaftigkeit dialektisch entgegentritt).Text: Florian Geßler

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Text zu »artíos – Fünfzehn Gesänge nach Sappho« für sechs Stimmen (2017):

Sappho (erklingende Teile) deutsche Übertragung (Florian Geßler)

1 pantodápaisi memichména chroíaisin in allen Farben schimmernd/ alle Arten von Farben verwoben2 ähros ángelos imerófonos aähdon der Botin des Frühlings, der Nachtigall sehnsüchtiger Gesang3 chrüseioi (...) aiónon efüonto ... goldglänzende (Kichererbsen) am Meeresufer wuchsen (alküóhn) (der Eisvogel)4 tais kálais ümmin to nóäma tomon / euch Schönen bleibt mein Denken u diámeipton und Fühlen immerdar bewahrt (téttix) (die Zikade)5 (...) (... unter den Flügeln herabschütten das schrille Lied, wenn die brennende Hitze senkrecht herab-...) ähmos de (...) ächéta téttix / zu der Zeit (...) wenn die helltönenden Zikaden dendréo efezómenos ligürän katacheuet’ aoidän / auf den Bäumen sitzend gewaltig unter ihren püknon hüpopterügon, Flügeln hervor ihr schrilles Lied herabschütten, théreos kamatódeos hórä zur Zeit des lähmenden Sommers... [aus: Hesiod, Werke und Tage]6 (...) psüchros (...) thümos erkaltet (ist) das Herz (und die Flügel sinken nieder)7 (aí t’óraai stefanaplókän) (... flechtend Girlanden für ihre Hochzeit...)8 (...) düo (...) noähmata (ich weiß nicht, warum: es führen) zwei Gedanken (einen Wettkampf in mir)9 Plähräs (...) selánna / Voll (schien der) Mond, (als sie sich (...) d’ohs peri bohmon (...) versammelten,) wie um einen Altar10 ásteres (...) kálan selánnan / (die) Sterne (rings um die) schöne Selene (...) apükrüptoisi fáennon (...) / verbergen ihr Leuchten, (wenn Selenes Schein (...) / am hellsten über der) Erde (erstahlt)... gahn (...) / ... wie Silbermünzen... (...) argüría 11 kai pothäo kai máomai Sehnsucht und Lust erfassen mich12 (...) pánnüchos (...) katágrei (wenn (der Schlaf) sie) die ganze Nacht hindurch ergreift13 Dédüke men a selánna / Untergegangen ist der Mond und versunken die kai Pläïades; mésai de / Plejaden, schon ist es Mitte der Nacht und die nüktes, para d’érchet’óra, / Frist ist verstrichen. égo de móna kateúdo. – Ich aber liege alleine.14 óptais ámme ... du verbrennst mich...15 (artíos men a chrüsopedilos Aúos...) (genau in diesem Augenblick hat mich die golden- beschuhte Eos...)

Der »Eisvogel« (ἀλκυών = alküóhn, zwischen drittem und viertem Fragment) findet sich in keinem der erhaltenen Texte, allerdings erwähnt Demetrius in einer Passage, in der er Sapphos schöne Sprache rühmt, dass sie von ihm sänge.

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BIOGRAFIEN KOMPONISTiNNEN

BEAT FURRER wurde 1954 in Schaffhausen geboren und erhielt an der dortigen Musikschule seine erste Ausbildung (Klavier). Nach seiner Übersiedlung nach Wien im Jahr 1975 studierte er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Dirigieren bei Otmar Suitner sowie Komposition bei Roman Haubenstock Ramati. Im Jahr 1985 gründete er das Klangforum Wien, das er bis 1992 leitete und dem er seitdem als Dirigent verbunden ist. Im Auftrag der Wiener Staatsoper schrieb er seine erste Oper »Die Blinden«, seine zweite Oper »Narcissus« wurde 1994 beim »steirischen herbst« an der Oper Graz uraufgeführt. 1996 war er »Composer in residence« bei den Musikfestwochen Luzern. 2001 wurde das Musiktheater »Begehren« in Graz uraufgeführt, 2003 die Oper »invocation« in Zürich und 2005 das vielfach ausgezeichnete und gespielte Hörtheater »FAMA« in Donaueschingen. Seit Herbst 1991 ist Furrer ordentlicher Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz. Ende der 90er hat er gemeinsam mit Ernst Kovacic »impuls« als internationale Ensemble- und KomponistInnenakademie für zeitgenössische Musik in Graz gegründet. Eine Gastprofessur für Komposition nahm er 2006–2009 an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt wahr. 2004 erhielt er den Musikpreis der Stadt Wien, seit 2005 ist er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. 2006 wurde er für »FAMA« mit dem Goldenen Löwen bei der Biennale Venedig ausgezeichnet. 2010 wurde sein Musiktheater »Wüstenbuch« am Theater Basel uraufgeführt. 2014 erhielt er den großen österreichischen Staatspreis. Seine Oper »La Bianca Notte« (»Die helle Nacht«) nach Texten von Dino Campana wurde im Mai 2015 in Hamburg uraufgeführt. Derzeit schreibt er an seiner nächs-ten Oper »Violetter Schnee« nach einem Libretto von Wladimir Sorokin. Beat Furrer hat seit den 1980er Jahren ein breites Repertoire geschaffen, das von Solo und Kammermusik bis zu Werken für Ensemble, Chor, Orchester und Oper reicht.

FLORIAN GESSLER wurde 1972 geboren. Von 1993–98 studierte er an der Universität für Musik und dar-stellende Kunst in Graz Komposition bei Gerd Kühr, Beat Furrer und Peter Michael Hamel, musiktheoretische Fächer bei Georg Friedrich Haas, Bernhard Lang und Claudia Maurer Zenck. In der Zeit von 1996-2006 stand er der Komponistenvereinigung »die andere saite« als Obmann vor, seit 2016 ist er stellvetretender Obmann. Den Musikpreis der Landeshauptstadt Graz erhielt er 1997, im Jahre 1998 den Würdigungspreis des Bun-desministers für Wissenschaft und Verkehr. Seit 1998 lehrt er an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz musiktheoretische Fächer sowie Improvisation. 1999–2013 war er als Ressortleiter des Bereichs »Neue Musik« des Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz tätig, 2000–2003 hatte er die künstlerische Leitung der »Deutschlandsberger Komponistenwerkstatt« inne. Seine Werke erfuhren und erfahren Auffüh-rungen im In- und Ausland, darunter in Deutschland, Frankreich, der Schweiz und in Griechenland. Auftrags-kompositionen schrieb er für die IGNM, das Wagner-Forum Graz, den steirischen herbst, die STYRIARTE, das Festival Hörgänge u.v.m.

Die freischaffende Komponistin und Pianistin ELISABETH HARNIK, 1970 in Graz geboren, studierte zu-nächst klassisches Klavier an der damaligen Musikhochschule Graz, später folgte das Kompositionsstudium bei Beat Furrer an der Kunstuniversität Graz. Ihre kompositorischen Aktivitäten führen zu Aufträgen und Aufführungen ihrer Werke in Österreich und darüber hinaus, etwa beim Komponistenforum Mittersill, beim Musikprotokoll, bei den Klangspuren, bei Wien Modern, beim Transart Festival Bozen, bei den Münchner Opern-Festspielen, bei den Landgängen Freistadt, beim Comprovise Festival Köln, bei Soundings London, beim Moving Sounds Festival NYC oder am Grazer Opernhaus. Ihre Werke wurden u.a. interpretiert durch die Ensembles Zeitfluss, Schallfeld, Klangforum, die reihe, Kontrapunkte, Reconsil, Phace, Platypus, das Trio

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Amos, das Trio Eis, Airborne Extended, das RSO Wien, das Thürmchen Ensemble Köln, das Ensemble Tonfall der Duisburger Philharmoniker, das Ensemble Crush Duisburg, das Fidelio Trio London, das Cantus Ensemble Zagreb, das Ensemble mise-en New York u.a. Harnik ist als Improvisationsmusikerin weltweit tätig und erhielt viele Stipendien und Auszeichnungen. 2017 ist sie Preisträgerin des SKE Publicity Awards.

Kritische Wachheit und Respekt gegenüber seinem Publikum zeichnen das Werk CHRISTIAN KLEINS. 1967 in Saarlouis geboren, Klavier- und Kompositionsstudium in Saarbrücken und Graz (bei Beat Furrer). Kurse bei Gérard Grisey, Elliott Carter, Harrison Birtwistle und Klaus Huber. Förderstipendium der Stadt Saar-brücken, Stipendium des Kulturministeriums des Saarlands für die Darmstädter Ferienkurse, Preisträger bei »impuls« 2005 in Graz und Musikförderpreis der Stadt Graz 2005.

YOUNGHI PAGH-PAAN wurde 1945 in Cheongu, Süd Korea, geboren. Von 1965 bis 1971 studierte sie an der Seoul National University, bis sie durch ein Stipendium des DAAD nach Deutschland kam. An der Musik-hochschule Freiburg im Breisgau studierte Younghi Pagh-Paan ab 1974 bei Klaus Huber (Komposition), Brian Ferneyhough (Analyse), Peter Förtig (Musiktheorie) und Edith Picht Axenfeld (Klavier) und schloß ihr Stu-dium 1979 ab. International bekannt machte sie die Aufführung ihres Orchesterwerkes »SORI« bei den Do-naueschinger Musiktagen 1980. Ihre Werke, die das Wesen koreanischer Musikkultur mittels differenzierter westlicher Kompositionstechniken zu erneuern trachten, weckten wachsendes Interesse bei den wichtigsten Festivals Neuer Musik und in Konzertveranstaltungen in ganz Europa.

Nach Gastprofessuren an den Musikhochschulen in Graz (1991) und Karlsruhe (1992/93) wurde Younghi Pagh-Paan 1994 als Professorin für Komposition an die Hochschule für Künste Bremen berufen, wo sie das Atelier Neue Musik gründete, das sie seither leitet. Younghi Pagh Paan lebt in Bremen und Panicale (Italien).

Für ihr Schaffen erhielt Younghi Pagh-Paan zahlreiche Stipendien und Preise, zuletzt erhielt sie 2013 den Paiknam Prize (Seoul) für ihr Lebenswerk und 2015 den Preis der Europäischen Kirchenmusik (Schwäbisch Gmünd) sowie das Ehrenbürgerrecht der Stadt Panicale. Zur Emeritierung wurde ihr die Bremische Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen.

Der Komponist GIOVANNI PIERLUIGI DA PALESTRINA wurde wahrscheinlich um 1525 im italieni-schen Palestrina bei Rom geboren. 1544 wurde er zum Organisten und Kapellmeister der Kathedrale seiner Heimatstadt ernannt. Bis 1551 dort tätig, wurde er anschließend Kapellmeister an der Cappelle Giula und später päpstlicher Sänger an der Cappella Sistina. Von 1571 bis zu seinem Tode war er Kapellmeister an San Pietro in Rom. Palestrinas kompositorisches Schaffen weist eine außerordentlich große Anzahl von Werken auf. Insgesamt sind es mehr als 950, darunter Motetten, Messen, Hymnen, Offertorien, Lamentatorien, Lita-neien, Madrigale und Kanzonen. Insbesondere wurde seine »Missa Papae Marcelli« bekannt, die von zahlrei-chen Legenden geschmückt ist und Pierluigi als »musica sacra« den Titel des »Erretters der Kirchenmusik« einbrachten.

Das Werk Palestrinas im Zeitalter der Renaissance gilt als Höhepunkt der mehrstimmigen Vokalmusik. Sein Stil verbindet kontrapunktische Kunst mit melodischem und harmonischem Erfindungsreichtum. Sein Ideal ist der A-capella-Satz (stile antico, ecclesiastico, grave).

Das Vokalensemble CANTANDO ADMONT verbindet herausragende Sängerpersönlichkeiten zu einem Klangkörper, vereint die Besonderheiten der einzelnen Stimmen zu einem ausdrucksstarken Ganzen. Immer

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auf der Suche nach außergewöhnlicher Musik auch außerhalb des »Mainstreams«, beschäftigt sich das En-semble mit der Verbindung von Alter und Neuer Vokalmusik, um Neues im Alten zu entdecken und Altes im gegenwärtigen Kontext neu zu erfahren.

Die künstlerische Leiterin Cordula Bürgi konzipiert die Konzertprogramme und studiert sie mit dem En-semble ein. Gemeinsam suchen sie nach spezifischen Klanglichkeiten, hinterfragen Gewohnheiten der Ge-sangstechnik wie auch des Hörens. Mit Offenheit und Experimentierfreude setzt sich das Ensemble mit den Kompositionsweisen und den damit verbundenen klanglichen Anforderungen auseinander – ein Arbeitspro-zess geprägt von der engen Zusammenarbeit mit den KomponistInnen, der Beschäftigung mit historischen Quellen und dem Dialog mit FachexpertInnen.

BIOGRAFIEN SÄNGERiNNEN

AKIKO ITO, SopranDie japanische Sopranistin wurde in Gifu geboren und studierte an der Kunst- und Musikhochschule Aichi sowie an der Musikhochschule Köln (Abteilung Aachen). 2006 war sie Preisträgerin beim Internationalen Gesangswettbewerb in Nagakute (Japan). Sie besuchte u. a. Meisterkurse bei Christa Ludwig, Tom Krause, Brigitte Fassbaender, Michelle Breedt und Krisztina Laki. Erste Bühnenengagements führten sie zu den Wer-nigeröder Schlossfestspielen als Gräfin in Mozarts »Die Hochzeit des Figaro«, sowie an das Theater Aachen (Pamina und Papagena in Mozarts »Die Zauberflöte«, Anna in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, Euridice und La speranza in Monteverdis »Orfeo«, Atalanta in Händels »Xerxes«, Emma (Fierrabras), Arsinoë in d‘Alberts »Die toten Augen«) und an das Theater Hagen (Mimì in Puccinis »La Bohème«). Sie ist regelmä-ßiger Gast bei den Richard-Wagner- Festspielen in Wels (Österreich), wo sie zuletzt 2012 unter der Leitung von Ralf Weikert als 1. Blumenmädchen / 1. Knappe (Parsifal) zu hören war. In derselben Rolle gastierte sie 2013 an der Oper Leipzig unter der Leitung Ulf Schirmer. 2010 sang sie mit dem Orchester »Wiener Akademie« unter der Leitung von Martin Haselböck in Händels »Aci, Galatea e Polifemo«. Im 2011 sang Akiko Ito in einer Produktion der Opernwerkstatt Wien als Donna Elvira in »Don Giovanni«. Seit 2007 führen sie Gastengagements auch in ihre Heimat Japan. Neben ihrer Tätigkeit auf der Opernbühne ist sie eine vielseitige Konzert- und Liedsängerin, deren breit gefächertes Repertoire Werke vom Barock bis zur Neuen Musik umfasst. Im Dezember 2015 war sie als Solistin in Bachs »Weihnachtsoratorium« mit Thomanerchor und Gewandhausorchester in Leipzig und Israel zu hören. Als Sängerin ist Akiko Ito regelmäßig Gast bei verschiedenen Rundfunkchören (NDR-Chor, Rundfunkchor Berlin) sowie beim Balthasar-Neumann- Chor. Seit der Spielzeit 2017/2018 gehört sie als ständiges Mitglied dem Vokalensemble Cantando Admont an.

URSULA BAUMGARTL, MezzosopanUrsula Baumgartl, geboren in Salzburg, wo sie das musische Gymnasium besuchte. Studium an der pädago-gischen Abteilung der Musikhochschule Wien, 2000 Abschluss mit Auszeichnung in Bratsche und Gesang. Seitdem permanent weiterführenden Gesangsunterricht unter anderem bei Carol Byers, Colleen Rae Holmes und seit drei Jahren bei Douglas Hines. Rege Konzerttätigkeit als Solistin vor allem im kirchlichen Bereich, aber auch regelmäßig Liederabende mit weltlicher Literatur. Sie war unter anderem Mitglied des Wiener Kammerchores, des Arnold Schönberg Chores, Zusatzchor an der Staatsoper Wien. Seit sieben Jahren Mit-glied der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor bei den Salzburger Festspielen, seit 2013 Zuzügerin am Opernhaus Zürich. Weiters ist sie im pädagogischen Bereich tätig und hat eine Band, mit der sie eigene Lieder interpretiert und zwei CDs produziert hat.

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HELENA SOROKINA, AltHelēna Sorokina wurde in Riga geboren. Erste musikalische Erfahrungen sammelte sie im Alter von fünf Jah-ren auf der Geige, am Klavier und im Chorgesang. Sie studierte an der Lettischen Musikakademie Chorleitung und arbeitete als Dirigentin mit mehreren Chören. Seit 2010 studiert sie Gesang an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz.

Solistisch ist Helēna Sorokina als Oratorium- und Konzertsängerin regelmäßig für die EuropaChorAkademie und verschiedene Orchestern in Österreich und im Ausland tätig. So sang sie unter der Leitung von Joshard Daus die Altpartien u.a. in Bachs »Weihnachtsoratorium«, Händels »Messiah«, Bruchs »Das Lied von der Glocke« und Mendelssohns »Paulus« in einigen der größten Konzertsälen Deutschlands, Österreichs, Italiens und Lettlands. Sie gestaltete verschiedene Rollen bei mehreren Uraufführungen im Rahmen des Musik-protokolls im Steirischen Herbst 2013 und 2016. Sie ist auch in den Genres Oper, Operette, Musical und Chanson in den Produktionen der Oper in der Krypta (Wien, Peterskirche) und mit verschiedenen Orchestern in Österreich und Lettland tätig.

BERND LAMBAUER, 1. TenorDer Tenor Bernd Lambauer wurde in Graz geboren und absolvierte sein Gesangstudium am »Mozarteum« in Salzburg. Sein Repertoire als Oratorium-, Opern- und Ensemblesänger umfaßt ein breites Spektrum von der Renaissance bis zur Moderne und führte ihn zu Auftritten bei den Salzburger Festspielen, den Bregenzer Festspielen, Wien Modern, dem Flandern Festival, den Resonanzen, im Theater an der Wien, im Wiener Mu-sikverein, in der Tonhalle Zürich oder im Herkulessaal der Münchner Residenz unter Dirigenten wie Ricardo Chailly, Gustav Leonhard, Sylvain Cambreling, Beat Furrer, Leonidas Kavakos, u.a.

Als Liedsänger hat er u.a. gemeinsam mit Hans Jürgen Schnoor am Hammerflügel Schuberts »Winterreise«, Schumanns »Dichterliebe« und Beethovens »An die ferne Geliebte«, Brittens »Nocturne« (Camerata Acade-mica), sowie »On this Island« und Elgars »On Wenlock Edge« mit der Pianistin Gaiva Bandzinaite und dem Ciurlionis Quartett aufgeführt.

JORGE NAZRALA FAVIER, 2. Tenor, BaritonDer in Argentinien geborene Sänger und Pianist schloss sein Studium (Konzertfach für Klavier) an der Kunst-fakultät von Cuyo (Mendoza, Argentinien) mit Auszeichnung ab und absolvierte anschließend Studien in Klavier und Gesang an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Bereits während des Studiums konnte er sich als Mitglied des Österreichischen Rundfunkchores (Leitung: Erwin Ortner) unter namhaften Dirigenten wie Claudio Abbado, Riccardo Muti, Nikolaus Harnoncourt, Bertrand De Billy, ein großes Reper-toire (mit Schwerpunkt auf zeitgenössischer Musik) erarbeiten. Meisterkurse von renommierten Künstle-rInnen wie Ileana Cotrubas, Oliver Widmer, Thomas Hampson, Gerhard Oppitz und Rosalyn Tureck rundeten seine Ausbildung ab.

Er perfektionierte sein Klavierspiel beim berühmten russischen Pädagogen und Pianisten Leonid Brumberg (Russland) sowie sein Gesangsrepertoire bei Douglas Hines (USA).

In Wien war er bei Brittens »Billy Budd«, im Rahmen der Wiener Festwochen in Salvatore Sciarrinos »Lo-hengrin« sowie bei Ulrich Rasches »This is not a lovesong« zu hören, als auch in Moreno Torrobas »Luisa Fernanda« im Theater an der Wien. 2014 hat er im Münchner Cuvilles-Theater die Rolle des Achilla bei Händels »Giulio Cesare« gesungen. Seit 1999 unterrichtet er in der Regionalmusikschule Böheimkirchen-Kirchstetten-Kasten die Fächer Gesang, Klavier, Kammermusik und Korrepetition, und leitet den Chor der Musikschule.

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GERD KENDA, BassStudien an der Grazer Musikhochschule (Musikpädagogik, Gesangspädagogik, Lied und Oratorium). Seit 1987 Lehrtätigkeit an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz (Stimmbildung, Gesang-Lehrpraxis, Ensemblesingen). Finalist bei mehreren internationalen Gesangswettbewerben. Solist im Bereich Lied, Ora-torium und zeitgenössischer Oper mit Produktionen in Graz, Wien, Bregenz, Bochum und Paris. Auftritte bei internationalen Festivals wie Salzburger Festspiele, styriarte Graz, Festwoche der Alten Musik in Innsbruck, Donaueschinger Musiktage, Musikfestival Luzern, Tage Neuer Musik in Zürich und Pfingstfestspiele Salzburg.Künstlerischer Leiter der Chorakademie Kärnten (2008–2014) und des »chor pro musica graz«.

CORDULA BÜRGI, künstlerische LeitungGeboren 1976 in Uetliburg (Schweiz). Pädagogische Ausbildungen als Primarlehrerin und Gymnasiallehrerin (Schulmusik II). Violinstudium bei Daniel Dodds an der Musikhochschule Luzern, Dirigierstudium bei Raphael Immoos und Gesangsstudium u.a. bei Hansjürg Rickenbacher an der Hochschule für Musik in Basel. Kultur-managementstudium an der Universität Zürich. Weiterbildung in Gesang bei Douglas Hines und Gregoriani-scher Aufführungspraxis bei Prof. Cornelius Pouderoijen (Wien). Von 1999 bis 2014 Chorleiterin an der Mäd-chenkantorei Basel, Übernahme der Gesamtleitung ebendort 2008. Choreinstudierungen am Theater Basel, beim SWR Vokalensemble sowie bei den Basler Madrigalisten und musikalische Assistenz an der Oper Graz.

2016 Gründung des auf Neue und Alte Musik spezialisierten, professionellen Vokalensembles CANTANDO ADMONT. Seit 2014 lebt und arbeitet Cordula Bürgi in Wien und in Admont.

AVISO

21.10. Cantando Admont | Ruprechtskirche Wien

25.10. Schallfeld Ensemble | Minoritensaal »Jungle‘s End«

9.11. Ensemble Zeitfluss | Minoritensaal

21.11. Cantando Admont | Minoritensaal

14.12. IGNM-Konzert | im Cubus »unbegrenzt«

15.12. prattica-E | im Cubus Esteban Belinchón Duo Ressi/Benes

Das Konzert wird unterstützt durch: Medienpartner:

Impressum:Kulturzentrum bei den MinoritenMariahilferplatz 3/18020 Grazwww.kultum.atRedaktion: Elisabeth HarnikLayout: Christoph Renhart