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CANTORES SUAVES Das a-cappella-Ensemble wurde 2008 von Sigrid Sendler und Dr. Günter Schütz gegründet, mit einem erfolgreichen ersten Auftritt in der Wiener Karlskirche. Das erste musikalische "Zuhause" wurde dann die Wiener Peterskirche, in der die "Cantores suaves" in regelmäßigen Abständen Hochämter musikalisch gestalten. Das Repertoire des Chores reicht von Alter Musik bis zu Zeitgenössischem; ebenso ist das Ensemble bemüht Werke der orthodoxen Kirchenmusik und innovative, selten gehörte Chormusik zur Freude der Menschen wieder zum Leben zu erwecken. Seit Herbst 2010 leitet Gerlinde Bachinger das Ensemble. Messtermine in St. Peter: 15. Jänner; 19. Februar; 18. März; 15. April; und 17. Juni 2012, 21. Oktober 2012; 18. November 2012; 16. Dezember 2012 jeweils um 11.15 Uhr. Kontakt: [email protected] Beim Pfingstkonzert in St. Peter am 18. Juni 2011 Peterskirche Wien I Samstag, 18. Juni 2011, 20.00 Uhr

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CANTORES

SUAVES Das a-cappella-Ensemble wurde 2008 von Sigrid Sendler und Dr.

Günter Schütz gegründet, mit einem erfolgreichen ersten Auftritt

in der Wiener Karlskirche. Das erste musikalische "Zuhause"

wurde dann die Wiener Peterskirche, in der die "Cantores suaves"

in regelmäßigen Abständen Hochämter musikalisch gestalten. Das

Repertoire des Chores reicht von Alter Musik bis zu Zeitgenössischem; ebenso ist das Ensemble bemüht Werke der

orthodoxen Kirchenmusik und innovative, selten gehörte

Chormusik zur Freude der Menschen wieder zum Leben zu

erwecken.

Seit Herbst 2010 leitet Gerlinde Bachinger das Ensemble.

Messtermine in St. Peter: 15. Jänner; 19. Februar; 18. März; 15. April; und 17. Juni 2012, 21.

Oktober 2012; 18. November 2012; 16. Dezember 2012 jeweils um 11.15 Uhr. Kontakt: [email protected]

Beim Pfingstkonzert in St. Peter am 18. Juni 2011

Peterskirche Wien I Samstag, 18. Juni 2011, 20.00 Uhr

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Pfingstkonzert JOHANN HEINRICH SCHMELZER (1623 – 1680)

Sonata à sette

JOHANN SEBASTIAN BACH (1685 – 1750)

Kantate „Jauchzet Gott, in allen Landen“, BWV 51

Sinfonia der Kantate „Wir danken dir, Gott, wir danken dir“, BWV 29

Pfingstkantate „O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe“, BWV 34

Monika Riedler – Sopran Katrin Auzinger – Alt

Sebastian Köchig – Tenor Helmut Pohorec – Bass

CANTORES SUAVES – Einstudierung Gerlinde Bachinger

CAMERATA VIENNENSIS

Musikalische Leitung – Rudolf Scholz

Freier Eintritt – Spenden erbeten/ Gratis we accept donations

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15.1.2011, 11.15 Uhr, 11.15 a.m. HOCHAMT, HIGH-MASS PETERSKIRCHE WIEN 1

CANTORES SUAVES Leitung: Gerlinde Bachinger

Introitus: M. Balakirev " Send forth thy light "

Kyrie: S. Rachmaninoff (1873-1943) “Kyrie”

Gloria: GL 406

Psalm: Ippolitov-Ivanov (1859-1935) "Bless the Lord"

Halleluja: Nach Kiever Tradition (1.Ton)

Offertorium: S. Rachmaninoff (1873-1943) "Tebe poem"

Sanctus: GL 407

Vater unser: Kedrowa (1871-1954) "Otce nas"

Agnus Dei: GL 408

Kommunion: Kedrowa, P.I. Tschaikowsky (1840-93) "Otce nas, Dostoino yest”

Benedictus: S. Rachmaninoff (1873-1943) “Ave Maria”

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Liebe Messbesucher! Die heutige musikalische Begleitung des Gottesdienstes bietet selten Gehörtes aus dem russischen Kulturkreis. Werke der heute aufgeführten Komponisten kennt man aus dem Konzertsaal, der Oper oder vom Ballett her; weniger bekannt ist aber - und damit überraschend - das kirchenmusikalisches Œvre dieser Komponisten. Vieles basiert auf genuin russischen bzw. slawischen Volksmelodien, aber auch auf Harmonien der nichtslawischen Minoritäten des alten Russlands und traditionell Kirchentonalem (zB. Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomos). Die Chrysostomos-Liturgie ist die gebräuchlichste Messform im byzantinischen Ritus. Viele russischen Komponisten - so Rachmaninoff (1910) und Tschaikowsky (1880) - haben in ihren Kompositionen die Chöre dieser Liturgie vertont. Mili Alexejewitsch Balakirew (1837-1910); russischer Komponist, Pianist und Dirigent. Als Mathematik- und Klavierstudent lernte er 1855 in St. Petersburg Michael Glinka kennen und ließ sich von dessen Idee begeistern, eine nationale russische Musik zu kreieren; dies als Gegensatz zur westlichen, vor allem italienischen Musik. Es entstand das von dieser Vision beseelte „Mächtige Häuflein“ - auch „Gruppe der Fünf“ genannt - (Balakirew, Alexander Borodin, César Cui, Modest Mussorgski und Nikolai Rimski-Korsakow), dessen Mentor und Lehrer Balakirew wurde. Vom Petersburger Musikleben frustriert war er in den Jahren 1873 bis 1876 als Eisenbahnbeamter tätig; erst danach wandte er sich wieder der Musik zu und wurde ua. Dirigent der Hofsängerkapelle. 1881 erhielt er den Auftrag, die russisch-orthodoxe Liturgie musikalisch mit neuer Harmonie zu versehen. Seine Einkünfte aus der Hofsängerkapelle ermöglichten ihm ein weitgehend sorgenfreies kompositorisches Schaffen. Das „Mächtige Häuflein“ grenzte sich mit seinen musikalischen Intentionen von anderen russischen Komponisten dieser Zeit ab, die sich vorwiegend an westeuropäischen Vorbildern orientiert haben; zu deren bekanntesten Vertretern sind P.I.Tschaikowsky und S.W.Rachmaninoff zu zählen. Sergej Wassiljewitsch Rachmaninoff (1873-1943) erhielt seine musikalische Ausbildung am St. Petersburger und Moskauer Konservatorium. Zunächst vorwiegend als Konzert-Pianist tätig, förderte seine Ehefrau seine kompositorischen Ambitionen. Zwei Jahre hindurch wirkte er überdies als erfolgreicher Dirigent am Moskauer Bolschoi-Theater. Eine Gruppe um den Komponisten Alexander Skrjabin propagierte neue kompositorische Wege, weg von der Tonalität. Rachmaninoff konnte dem nichts abgewinnen; so wurde er ab 1910 seines tonalen Kompositionsstils wegen zunehmend kritisiert und von Anhängern der „Schönberg“-Schule spöttisch als „letzter Romantiker“ bezeichnet. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren Rachmaninoffs Tourneen durch Europa schlagartig beendet; er konnte nur noch in Russland konzertieren. Schließlich bewogen ihn aber die politischen Veränderungen des Jahres 1917 seine Heimat zu verlassen. Der in den USA begehrteste und bestbezahlte Klaviervirtuose seiner Zeit konnte sich dort jedoch nicht akklimatisieren; er sehnte sich zurück nach Europa. 1930 erwarb Rachmaninoff eine Villa am Vierwaldstättersee; hier fand er auch wieder zum Komponieren. Doch mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste er die Schweiz verlassen und zurück in die USA gehen. Er starb in Beverly Hills, Kalifornien. Die heute zu hörenden Werke - Kyrie und Tibie paiom - stammen aus Rachmaninoffs „Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomos" sowie das Ave Maria aus der „Vesper". Michail Michailowitsch Ippolitow-Iwanow (1859–1935). Russischer Komponist, Musikpädagoge und Dirigent. Begann als Chorknabe an der Isaak-Kathedrale in St. Petersburg, später Kompositionsschüler von N.Rimski-Korsakow am St. Petersburger Konservatorium. Ab 1884 Dirigent des Kaiserlichen Theaters in Tiflis (Georgien); ab 1893 Professor am Moskauer Konservatorium, schließlich dessen Direktor (bis 1924). Seit 1925 Dirigent des Bolschoi-Theaters und ebenso der Russischen Choral-Gesellschaft. Politisch konnte er sich ein gewisses Maß an Unabhängigkeit bewahren. 1922 erhielt er für seine Verdienste den Titel „Volkskünstler der UdSSR“ und den „Orden des Roten Banners der Arbeit“. Seine besonders an P.I.Tschaikowsky und N.Rimski-Korsakow orientierten Kompositionen verarbeiten häufig russische, aber auch georgische und armenische Volksmelodien. Der heute gesungene Psalm „Bless the Lord" („Lobe den Herrn") ist ebenfalls Teil der Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomos.

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Nikolai Nikolajewitsch Kedroff sen. (1871–1940); russischer Bassist und Komponist liturgischer Musik. Als Sohn eines russisch-orthodoxen Erzpriesters in St. Petersburg geboren, studierte er am dortigen Konservatorium Gesang. Er wirkte ua. am Moskauer Bolschoi-Theater und am Mariinsky-Theater in St. Petersburg (gemeinsam mit seiner Frau, der Sopranistin Sophia Gladkaya). 1897 gründete er ein Männer-Quartett (TTBB), dessen Repertoire russische Volkslieder, Balladen, Opern- und Kirchenmusik umfasste. 1913/14 Schallplattenaufnahmen(!) dieses Quartetts gemeinsam mit Fjodor Schaljapin. Im Jahr 1917 erhielt Kedroff eine Professur am St. Petersburger Konservatorium. Einige Zeit nach der russischen Oktoberrevolution emigrierten er und seine Familie nach Berlin (1922) und schließlich nach Paris, wo er in intellektuellen russischen Emigrantenkreisen und in dem Zirkel um die Komponistin Nadja Boulanger verkehrte (1928). Unterrichtstätigkeit am Pariser Conservatoire. Eines seiner bekanntesten Kompositionen ist das „Vater unser“ - Отче Наш (Otsche Nasch), ebenfalls der Chrysostomos-Liturgie entstammend. Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893). Jurist, Komponist, Musikkritiker und Dirigent. Seine Eltern hatten ihn für den Staatsdienst vorgesehen; so besuchte er die Rechtsschule in St. Petersburg (1850-1859) und war anschließend im Justizministerium tätig. Seine musikalische Fortbildung beschränkte sich einstweilen auf private Klavierstunden. Doch schon 1862 hatte Tschaikowsky vom Beamtendasein genug und begann zum Entsetzen der Familie das Musikstudium am St. Petersburger Konservatorium. Kommentar seines Onkels Peter Petrowitsch: „Dieser Peter. Dieser nichtsnutzige Peter! Nun hat er die Jurisprudenz mit dem Dudelsack vertauscht!“ Er studierte mit großer Zielstrebigkeit und ging 1866 ans Konservatorium nach Moskau; als Student und als Dozent. Es entstanden die ersten erfolgreichen Kompositionen. So zB. das 1874 komponierte 1. Klavierkonzert (op. 23). Ab 1871 betätigte sich Tschaikowsky zusätzlich auch als Musikkritiker, teilweise mit recht eigenwilligen Einschätzungen. So sein Kalkül zu J.S.Bach „Ich kann wohl sagen, dass ich Bach gern spiele, weil das Spielen einer guten Fuge unterhaltend ist, aber ich erblicke in ihm nicht ein großes Genie (…)“. 1887 entdeckte Tschaikowsky sein Talent als Dirigent. Es folgten Konzerttourneen durch Europa und in die USA. Tschaikowsky starb überraschend am 6. November 1893 in St. Petersburg. Wenige Tage zuvor hatte er noch seine „Pathétique“ dirigiert. Die näheren Umstände bzw. Gründe seines Todes sind ähnlich legendenumwoben und größtenteils faktenfrei - ähnlich der Genesis des Mozart-Requiems ... Aus seiner Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomos ist heute das „Dostoino yest" („Ja, würdig ist es") zu hören. „Cantores Suaves”. Das im Jahr 2008 gegründete und heute von Mag. Gerlinde Bachinger geleitete Vokalensemble ist bemüht Werke zu interpretieren, die nicht so häufig aufgeführt werden; sei es nun Alte Musik, Zeitgenössisches oder Musik der Orthodoxie. Die „Cantores Suaves” sind an jedem dritten Sonntag des Monats in der Peterskirche zu hören.

Mag. Gerlinde Bachinger & Dr.Günter W.Schütz.

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11.15 Uhr, 11.15 a.m. HOCHAMT, HIGH-MASS, MISA SOLEMNE

19.2.2012 CANTORES SUAVES

Leitung: Gerlinde Bachinger

Einzug Morgenstimmung (Grieg)Flöte und Orgel

Kyrie: Kyrie (Fagertun)

Gloria Gotteslob 406

Psalm Ubi caritas (Gjeilo)

Halleluja Gotteslob 530/7

Gabenbereitung Beatitudines (Pärt) - Chor und Orgel

Sanctus Gotteslob 407

Agnus Dei (Caplin)

Kommunion Dona nobis(Fjellheim) - Flöte, Orgel, Trommel und Chor

Auszug Kom! (Åslund) Chor und Trommel

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Edvard Hagerup Grieg (1843-1907); norwegischer Komponist und Pianist. Sein Vater war wohlhabender Kaufmann und britischer Konsul in Bergen, seine Mutter Pianistin. Die allwöchentlichen Musikabende im elterlichen Hause haben den jungen Edvard sehr geprägt; ab dem sechsten Lebensjahr Klavierunterricht von seiner Mutter, erste Kompositionen mit neun Jahren. 1858 brachte ihn der Violinvirtuose Ole Bull ans Leipziger Konservatorium, wo er bis 1862 studierte (ua. bei Carl Reinecke und Ignaz Moscheles). In Kopenhagen gründete er gemeinsam mit Hans Christian Andersen und anderen die Konzertgesellschaft „Euterpe“ zur Pflege neuer skandinavischer Musik (1864). 1869/70 Stipendiat in Rom, wo er Franz Liszt begegnete; ab 1874 freischaffender Komponist teils in Bergen, teils in Kristiania (heute Oslo). Zahlreiche Konzertreisen durch Europa als Pianist und Dirigent. Bekannt ist die rege Korrespondenz seiner Frau Nina mit P.I. Tschaikowsky. Obwohl sich dessen Stil keineswegs mit dem von Grieg vergleichen lässt, so ist der prägende Einfluss dieser beiden Komponisten auf die klassische Musik des ausgehenden 19. Jhdts. unbestritten. Ähnlich wie das „Mächtige Häuflein“ in Russland verarbeitete Grieg in seinen Kompositionen Elemente der norwegischen Volksmusik (zB. leere Quinten, scharf betonte Tanzrhythmen). Etwa ab 1865 wandte er sich kompositorisch von der deutschen Romantik ab und wird - wie sein Mentor Ole Bull - zum Vorkämpfer einer eigenständigen norwegischen Musik und Kultur. Dies lässt auch die Zusammenarbeit mit dem Dramatiker Henrik Ibsen verstehen. Das Bemühen und Streben der Norweger nach eigener kultureller Identität ist im realpolitischen Kontext durchaus verständlich: denn das seit dem Mittelalter fremd regierte Gebiet des heutigen Norwegen - zuletzt 1814 von Dänemark an Schweden abgetreten - wird erst anno 1905 wieder zum völkerrechtlich selbständigen Staat! Erlend Fagertun (*1980), norwegischer Komponist, Pianist und Dirigent; ua. Kantor und Leiter des Bodø Domkor. Seine Oper „Jakten på Ari Behn“ wurde 2008 an der Osloer Oper uraufgeführt. Ola Gjeilo (*1978), norwegischer Komponist und Pianist. Studierte in Oslo, London (Royal College of Music) und New York (Juilliard School). Lebt nun in den USA. Seine lyrischen Stücke sind von Klassik, Jazz, Volks- und Popmusik beeinflusst. „Ubi Caritas“, 2001 komponiert, steht - wie Duruflés Vertonung dieses Textes - in der Tradition der Gregorianik. Die Antiphon „Ubi Caritas“ entstammt ursprünglich der Gründonnerstags-Liturgie und wurde zusammen mit dem dazugehörigen Hymnus „Congregavit nos“ (vermutlich von Paulinus von Aquileia im 8. Jhdt. verfasst) im Mittelalter während der Fußwaschung gesungen. Arvo Pärt (*1935); estnischer Komponist. Erste Kompositionen mit 14 Jahren; Musikstudium in Tallinn und am Moskauer Konservatorium. Seine Musik erregte den Unwillen der sowjetrussischen Kulturfunktionäre; zum einen wegen der (als nicht systemkonform angesehenen) modernen Komponierweise, zum anderen ihres religiösen Inhalts wegen. Anfang der 1970er Jahre trat Pärt der russisch-orthodoxen Kirche bei. In einer langen schöpferischen Pause (bis 1976) befasste er sich vor allem mit Gregorianik und Renaissancemusik. Die danach entstandene Musiksprache nannte er den Tintinnabuli-Stil (das lateinische Tintinnabulum bedeutet Glöckchenspiel; gemeint ist das „Klingeln“ des Dreiklangs, dessen drei Töne das ganze Stück über mittönen). Im Jahr 1980 emigrierte Arvo Pärt auf politischen Druck hin mit seiner Familie nach Berlin. Pärt strebt in seinen nahezu ausschließlich religiös motivierten Schöpfungen nach Einfachheit, die die spirituelle Botschaft unterstützt. Einfache Harmonien, zumeist Dreiklänge und diese überlagernde Tonleitern bestimmen die rhythmisch bewusst einfach gehaltenen Kompositionen. Pärt erklärt seine Musik so: „Ich habe entdeckt, dass es genügt, wenn ein einziger Ton schön gespielt wird. Dieser Ton, die Stille oder das Schweigen beruhigen mich. Ich arbeite mit wenig Material, mit einer Stimme, mit zwei Stimmen. Ich baue aus primitivem Stoff, aus einem Dreiklang, einer bestimmten Tonqualität. Die drei Klänge eines Dreiklangs wirken glockenähnlich. So habe ich es Tintinnabuli genannt.“

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„Beatitudines“. Vertont wird der Text Matth. 5, 3-12; komponiert 1990/2001. Beati pauperes spiritu, quoniam ipsorum est regnum caelorum. Beati qui lugent, quoniam ipsi consolabuntur. Beati mites, quoniam ipsi posidebunt terram. Beati qui esuriunt, et sitiunt iustitiam, quoniam ipsi saturabuntur. Beati misericordes, quoniam ipsi misericordiam consequentur. Beati mundo corde, quoniam ipsi Deum videbunt. Beati pacifici, quoniam filii Dei vocabuntur. Beati qui persecutionem patiuntur propter iustitiam, quoniam ipsorum est regnum coelorum. Beati estis, cum maledixerint vobis, et persecuti vos fuerint, et dixerint omne malum adversum vos, mentientes, propter me: Gaudete et exultate, quoniam merces vestra copiosa est in coelis. Sic enim persecuti sunt prophetas, qui fuerunt ante vos. Amen. Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt. Amen. Thomas Richard Caplin (*1960); Sänger, Dirigent und Chorleiter. Seit 1989 Dozent für Chorleitung an der Hedmark Universität in Hamar (Norwegen). Frode Fjellheim (*1959) lebt in Trondheim (Norwegen) als freischaffender Musiker und Komponist. Er entstammt einer Samen-Familie, die - traditionell bis heute - Rentiere hält und züchtet. 1992 gründete er das „Frode Fjellheim JazzJoik Ensemble“, mit dessen Musik er den samischen Joik mit Jazz zu verbinden sucht. Die Samen, ein indigenes Volk in Nordskandinavien (Finnland, Karelien und Halbinsel Kola), wurden früher als Lappen bezeichnet. Heute empfindet man „Lappe“ (i.e. begrifflich „einer/eine, der/die Tätigkeiten eines Rentierhirten ausübt“) als pejorativ, wiewohl diese Bezeichnung der samischen Sprache entstammt (diese verwandt ua. mit dem Finnischen und Ungarischen). Der Joik, ein dem alpenländischen Jodler ähnlicher, eintönig-gutturaler Obertongesang, wird von Männern wie Frauen gepflegt. Ein musikalischer Kulturbestandteil der Samen. Für mitteleuropäische Ohren klingt er wie seltsamer Quarten-Gesang. In einer Mischung aus Lied und Ballade handeln die Texte meist vom Leben im kargen Lappland. Die traditionellen und beliebtesten Joiks sind jene über den Wolf, aber auch solche, die den Charakter einer Person beschreiben. Die Finnin Ulla Pirtijärvi, zur Zeit eine der führenden Sängerinnen des Joik, wurde einmal gefragt, worüber sie denn da wortlos und lautmalend singe; sie meinte: „Ich singe Gefühle“. Und diese lassen sich eben nur schwer in Worte fassen … Monica Åslund (*1969), schwedische Komponistin und Musikerin. 1992 bis 1999 Mitglied der schwedischen Frauenband „Anitas Livs“, deren Musik - auf Gitarren und Keyboards verzichtend - von Schlagzeug und dem folkloristischem Joik geprägt ist. „Cantores Suaves”. Das im Jahr 2008 gegründete und heute von Mag. Gerlinde Bachinger geleitete Vokalensemble ist bemüht Werke zu interpretieren, die nicht so häufig aufgeführt werden; sei es nun Alte Musik, Zeitgenössisches oder Musik der Orthodoxie. Die „Cantores Suaves” sind an jedem dritten Sonntag des Monats in der Peterskirche zu hören.

Mag. Gerlinde Bachinger & Dr.Günter W.Schütz.

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11.15 Uhr, 11.15 a.m. HOCHAMT, HIGH-MASS, MISA SOLEMNE

18.3.2012 CANTORES SUAVES

Leitung: Gerlinde Bachinger

Einzug H. Schütz "Kommt herzu, lasst uns fröhlich sein"

Kyrie: G. Palestrina "Kyrie" (aus der Missa Papae Marcelli)

Psalm J. Rosenmüller "De Lamentatione Jeremiae Prophetae"

(Helmut Pohorec)

Gabenbereitung M.A. Ingegneri "O bone Jesu"

Sanctus G. Palestrina "Sanctus" (aus der Missa Papae Marcelli)

Pater noster GL 378

Kommunion G. Palestrina "Agnus Dei" (aus der Missa Papae Marcelli)

Auszug M. Franck "Also hat Gott die Welt geliebt"

PETERSKIRCHE, WIEN 1

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Heinrich Schütz (latinisiert Henricus Sagittarius; 1585-1672) hatte einen etwas ungewöhnlichen Karrierestart: in der Stadt Weißenfels betrieb sein Vater Christoph einen ererbten Gasthof, in dem anno 1598 der Landgraf Moritz von Hessen-Kassel Quartier genommen hatte. Und dabei entdeckte der Landgraf den jungen Heinrich als talentierten Sängerknaben. So wurde er Schüler am Collegium Mauritianum in Kassel, einem jungen Adeligen vorbehaltenen Institut; hier erhielt er auch Unterricht in Orgel und Komposition. Anschließend folgte ein Jusstudium in Marburg, Frankfurt/Oder und Jena; Schütz strebte eine höhere Verwaltungslaufbahn als Jurist an!Doch Landgraf Moritz dachte anders; 1609 finanzierte er ihm ein Studium bei Giovanni Gabrieli in Venedig. Nach dessen Tod (1612) ernannte ihn sein Gönner zum 2. Hoforganisten in Kassel und zu seinem Privatsekretär. Auf mehrfaches Drängen des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. war Landgraf Moritz aber genötigt, seinen so talentierten Schützling ab 1617 an den Dresdner Hof quasi „dienstzuverpflichten“. Schütz blieb 55 Jahre in Diensten der sächsischen Kurfürsten und bekannte später, er bereue es bitter, so lange dort ausgehalten zu haben.Für den Dresdner Hof komponierte Schütz neben Tafel-, evangelische Kirchen- und höfische Festmusiken auch die erste deutschsprachige Oper „Dafne“ (nicht erhalten geblieben). 1628/29 weilte er bei Claudio Monteverdi in Venedig, um den neuen italienischen Stil kennen zu lernen. Infolge des 30jährigen Kriegs wich Schütz mehrmals an den kunstsinnigen dänischen Königshof aus.So arbeitete er in den Jahren 1633-35, 1637/38 und 1642-44 in Kopenhagen, kehrte jedoch immer wieder nach Sachsen zurück; hoffend, die Situation in Dresden werde sich verbessern. Rembrandts „Bildnis eines Musikers“ - mit Sicherheit Heinrich Schütz darstellend - dürfte anlässlich seiner ersten Kopenhagen-Reise entstanden sein.Heinrich Schütz starb hochbetagt in Dresden. Von seiner Familie hatte ihn in diesen schicksalsschweren Zeiten - Krieg, Pest- und Typhusepidemien - nur eine Enkelin überlebt. Die Grabinschrift nennt Heinrich Schütz einen „Saeculi sui Musicus excellentissimus“ (seines Jahrhunderts hervorragendster Musiker).Das Schwergewicht seines Schaffens liegt bei der geistlichen Vokalmusik. Verglichen mit J.S. Bach scheint das Oeuvre von Heinrich Schütz nicht sehr umfangreich zu sein, wobei man annimmt, mindestens ein Drittel seiner Kompositionen sei verschollen oder verbrannt. Sarkastisch bemerkt - zeitgemäß eben. Giovanni Pierluigi da Palestrina (um 1524/25-1594), heute zumeist kurz Palestrina genannt, bekam seine musikalische Ausbildung in Rom (Sängerknabe an Santa Maria Maggiore), ab 1551 Kapellmeister am Petersdom. Von Papst Julius III. ins Sängerkollegium der Sixtinische Kapelle berufen. Dessen Kurzzeit-Nachfolger Marcellus II. - er regierte nur von April bis Mai 1555 - ermahnte nach der Karfreitagsliturgie die Sixtinischen Sänger, die Musik hätte an einem solchen Tage nicht freudig, sondern dem Leiden und Sterben des Herrn angemessen zu sein; und die Worte verständlich! Der nachfolgende Papst Paul IV. ernannte Palestrina zum Kapellmeister an San Giovanni in Laterano (als Nachfolger des Orlando di Lasso); 1561 erhielt er die besser besoldete Kapellmeisterstelle an Santa Maria Maggiore.Im September 1562 beendete das Konzil von Trient seine Beratung über die Kirchenmusik: sie dürfe nichts Laszives und Unreines enthalten (also keine weltlichen Melodievorlagen); und es sei auch die Frage, ob die polyphone Musik der kirchlichen Erbauung förderlich oder nachteilig sei? Und einige Stimmen wollten sogar die Rückkehr zum einstimmigen gregorianischen Choral. Es folgte ein Wettbewerb, bei dem die päpstliche Kapelle den Kardinälen

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Messkompositionen diverser Kirchenmusiker zur Prüfung vortrug, ob die Worte auch gut verständlich seien. Vermutlich zu diesem Anlass hat Palestrina die 6- bzw. 7stimmige Missa Papae Marcelli komponiert; der Titel sollte wohl auf die Reformintentionen hinweisen (im übrigen gibt es - wie immer, wenn nur wenige Fakten vorliegen - unzählige „G’schichterln” zur Entstehung dieser Messe; diese seien Ihnen hier aber erspart). Palestrinas Komposition überzeugte - trotz polyphoner Stimmverflechtung bleibt die Textdeutlichkeit gewahrt. Die Konzilsväter gaben dieser Form der Kirchenmusik ihre Zustimmung. Einstimmig.Palestrina widmete sich danach der Umsetzung der tridentinischen Reform am neugeschaffenen Seminario Romano. Die Berufung Palestrinas nach Wien als Hofkapellmeister scheiterte an seinen Gehaltsvorstellungen. Ab 1571 war Palestrina wiederum Kapellmeister am Petersdom; nach dem Tode seiner Frau (1580) überlegte er, Priester zu werden. Doch heiratete er schließlich die Witwe des päpstlichen Pelzlieferanten; so mutierte Palestrina - als Inhaber einer Pelzhandlung - zum erfolgreichen Kaufmann, der seine Geschäftserträge umsichtig in Immobilien anlegte. Seinen Plan, Domkapellmeister in Palestrina zu werden, hatte der Tod vereitelt. Palestrina starb kurz vor Vertragsunterfertigung. Sein Grab im Petersdom ziert die Inschrift „Musicae princeps“ (Fürst der Musik).Und tröstlich: nicht alle Kirchenmusiker sterben in Armut! Johann Rosenmüller (auch Giovanni Rosenmiller; 1619-1684) studierte in Leipzig Theologie und nahm Musikunterricht bei dem Thomaskantor Tobias Michel, dessen Stellvertreter er später wurde. Seit 1651 Organist der Nikolaikirche. Wegen eines Skandals flüchtete er nach Venedig (1655), wo er bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland (1682) als Musiker und Komponist am Ospedale della Pietà tätig war, der späteren Wirkungsstätte von Francesco Gasparini und Antonio Vivaldi. Gemeinsam mit Dietrich Buxtehude und Johann Pachelbel ist Rosenmüller einer der bedeutendsten deutschen Komponisten ab Mitte des 17. Jhdts. Seine Kompositionen verbinden die deutsche mit italienischer Tradition. Seine insgesamt sieben Lamentationen hat Rosenmüller um 1660 für liturgische Feierlichkeiten in der Karwoche komponiert. Die biblischen Klagelieder thematisieren die historisch belegte Zerstörung Jerusalems und die Verschleppung deren Einwohner in die babylonische Gefangenschaft durch König Nebukadnezaar (597 v.Chr). Im Mittelalter wurden die Klagelieder nur mit einfacher, gregorianischer Melodie gesungen. Um 1515 schuf der päpstliche Kapellmeister Carpentras für die Sixtinische Kapelle die erste polyphone Vertonung; dies mit stilbildender Wirkung auf die „Lamentationes“ anderer in Rom wirkender Musiker. Und nach dem Konzil von Trient (1545-63) war es in ganz Europa zu einer Fülle von weiteren Vertonungen gekommen (Juan Escribano, Cristóbal de Morales, Orlando di Lasso, Giacomo Carissimi, Marc-Antoine Charpentier, Jan Dismas Zelenka und andere). Ebenso im 20. Jhdt; allerdings primär als Konzertstücke gedacht und nicht für liturgische Verwendung (zB. Kantaten von Ernst Krenek und Igor Strawinsky oder Leonard Bernstein, „Symphonie Nr. 1. Jeremia“,1942).Das heute gesungene Lied vertont den Text Klgl 2, 8-11; als Bezifferung der Verse stehen Buchstaben des hebräischen Alphabets (Heth, 8. Buchstabe bis Caph, 11. Buchstabe). Es ist eine zwar poetische, doch überaus drastische Beschreibung der Verhältnisse unmittelbar nach der Zerstörung Jerusalems: Mauern wie Tore und vor allem der Tempel sind zerstört; die Führungsschicht ist verschleppt, Menschen hungern und Kleinkinder sterben grausam. Die „Tochter Zion“ steht als Metapher für Jerusalem.

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Aus der Klage des Propheten Jeremias (Übersetzung nach der Einheitsübersetzung der Bibel). Heth. Zu schleifen plante der Herr die Mauer der Tochter Zion. Er spannte die Messschnur und zog nicht zurück die Hand vom Vertilgen. Trauern ließ er Wall und Mauer; miteinander sanken sie nieder. Teth. In den Boden sanken ihre Tore, ihre Riegel hat er zerstört und zerbrochen. Ihr König und ihre Fürsten sind unter den Völkern, keine Weisung ist da, auch keine Offenbarung schenkt der Herr ihren Propheten. Jod. Am Boden sitzen, verstummt, die Ältesten der Tochter Zion, streuen sich Staub aufs Haupt, legen Trauerkleider an. Zu Boden senken den Kopf die Mädchen von Jerusalem. Caph. Meine Augen ermatten vor Tränen, mein Inneres glüht. Ausgeschüttet auf die Erde ist mein Herz über den Zusammenbruch der Tochter, meines Volkes. Kind und Säugling verschmachten auf den Plätzen der Stadt. Jerusalem, kehre zum Herrn, deinem Gott, zurück. Marc' Antonio Ingegneri (auch Ingigneri; um 1536-1592). Italienischer Komponist und Instrumentalist, der größtenteils in Norditalien wirkte. Um 1568 kam er nach Cremona, wo er 1581 zum Domkapellmeister avancierte. Zu seinen Schülern zählte Claudio Monteverdi.Kompositorisch ähnelt sein Stil der Klarheit seines Zeitgenossen Palestrina. In manch seinen Madrigalen hingegen ignoriert Ingegneri die vom Tridentinum postulierten Vorgaben und komponiert mehrstimmige Vokalwerke voll kühner Harmonik zulasten der Textdeutlichkeit. O guter Jesus, erbarme dich unser, denn du hast uns erschaffen, du hast uns erlöst mit deinem allerkostbarsten Blut. Melchior Franck (um 1580-1639). Über Francks Ausbildung und Lebensumstände ist heute kaum etwas bekannt. Es existiert von ihm lediglich ein einziges Autograph. 1603 trat Franck die Stelle eines Hofkapellmeisters bei Herzog Johann Casimir in Coburg an, der an seinem Hof ein blühendes Musikleben unterhielt. Die Wirren des 1618 begonnenen 30jährigen Kriegs und eine Typhusepidemie haben Coburg und seine Umgebung nach 1632 nahezu entvölkert und wirtschaftlich devastiert. Franck musste den Tod seiner gesamten Familie und den seines Gönners Herzog Johann Casimir erleben; er starb in Armut. Seine Kompositionen verraten eine gründliche Kenntnis des „niederländischen Stils“ eines Orlando di Lasso, aber auch des „venezianischen“ Hans Leo Haßlers. Das sehr umfangreiche Werk weltlicher wie geistlicher Kompositionen aller Gattungen war auf den musikalischen Bedarf eines evangelischen Fürstenhofes zugeschnitten. Claudio Monteverdi und Heinrich Schütz sind seine Zeitgenossen. Doch Franck war ein konservativer, noch der Spätrenaissance verhafteter Komponist, im Gegensatz zu den beiden progressiven, frühbarocken Tonkünstlern Monteverdi und Schütz. Schon 100 Jahre nach seinem Tod ist Franck völlig vergessen, wiewohl seine Schöpfungen zu Lebzeiten oftmals gedruckt worden waren. Erst Ende des 19. Jhdts gab es seine Wiederentdeckung. Aber vielleicht war er doch nie ganz vergessen gewesen? Musikalisch zumindest: das Volkslied „Ach Tannenbaum“, eine Ursprungsversion des Liebesliedes „O Tannenbaum“, das später zum populären Weihnachtslied umgedichtet worden war, wird Melchior Franck zugeschrieben ... G.W.S. scripsit