Carlos Marighela - Handbuch des Stadtguerillero

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  • 8/14/2019 Carlos Marighela - Handbuch des Stadtguerillero

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    Carlos MarighelaHandbuch des Stadtguerillero

    Inhalt

    Hintergrndeber Carlos Marighelaber diesen Textber den brasilianischen Hintergrund

    Handbuch des StadtguerilleroWas ist ein Stadtguerillero?Persnliche Eigenschaften des StadtguerilleroWie lebt und erhlt sich der Stadtguerillero?Die technische Ausbildung des StadtguerilleroDie Waffen des StadtguerilleroDas Schieen: Die Existenzbasis

    Die FeuergruppenDie Logistik der StadtguerillaDie Technik des Stadtguerillero

    a) Merkmale der Technik des Guerillakampfesb) Die ursprnglichen Vorteile des Stadtguerillero

    I Die berraschungstaktikII Die Kenntnis des TerrainsIII Mobilitt und SchnelligkeitIV Die InformationV Die Entscheidungsfreudigkeit

    c) Aktionsziele des Stadtguerillerod) Aktionsformen des Stadtguerillero

    berflleDer Bankberfall, populrste Art des berfallsEindringen in feindliche Objekte (Invasionen)BesetzungenHinterhalteStraenkmpfeStreiks und ArbeitsunterbrechungenDesertion, Waffenumleitung, Erbeutung von Waffen, Munition und SprengstoffenDie Befreiung verhafteter Stadtguerilleros

    Die HinrichtungDie EntfhrungDie SabotageDer TerrorismusDie bewaffnete PropagandaDer Nervenkrieg

    Wie Aktionen durchzufhren sindEinige Bemerkungen ber die MethodeDie Rettung der VerwundetenDie Sicherheit des GuerilleroDie sieben Snden des StadtguerilleroDie Untersttzung des VolkesDie Stadtguerilla, Auswahlschule des Guerillero

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    Das Handbuch des Stadtguerillero ist ein wichtiger Hintergrundtext fr das Verstndnis derDiskussionen der militanten Linken ab 1968. Marighela schrieb in diesem Handbuch wenige Monatevor seiner Ermordung seine Erfahrungen aus der zweijhrigen Praxis des bewaffneten Kampfes inBrasilien nieder. Er richtet dieses Handbuch ber Wesen, Taktik und Ziele des bewaffneten Kampfesan die Revolutionre in aller Welt.Vermutlich keine zweite Schrift hatte fr die Herausbildung auch der europischen Stadtguerilla unddamit auch ihrer Folgeentwicklungen eine hnliche Bedeutung wie diese. So liegt mit dem Handbuchdes Stadtguerillero nun wieder so etwas wie der Grundlagentext der Stadtguerilla vor, der es aucherlaubt, Entwicklungslinien nachzuvollziehen und Vergleiche mit dem Hier und jetzt anzustellen.Das Bedarf hierzu besteht, legt das anhaltend groe Interesse an diesem Text immerhin nahe.

    ber Carlos Marighela

    ber die Biographie Marighelas vor den 60er Jahren scheint wenig bekannt zu sein; zumindest diedeutschsprachigen Archive geben hierzu nicht viel her. Anfang der 60er Jahre machte Marighela danneine steile politische Karriere bei der brasilianischen kommunistischen Partei. 1966 oder 1967 hier

    gibt es unterschiedliche Angaben trat Marighela dann aus der Partei aus, der er ihre strikte Ablehnungdes bewaffneten Kampfes, Verbrgerlichung und Verkncherung vorwarf. Mglicherweise ist er aberauch gegangen worden. Denn einer anderen Version nach ist Marighela wegen disziplinwidrigenVerhaltens aus der KP ausgeschlossen worden, nachdem er sich auf einer lateinamerikanischenKonferenz in Havanna entschieden fr den Aufbau der Stadtguerilla ausgesprochen hatte. Denkbar istderlei zweifellos, sind den KPs diverser Lnder solch entschlossene Alleingnge allemal schonsuspekt gewesen (fr Deutschland wre hier an Max Hlz zu erinnern, der der KPD aufgrund seinerrhrigen Ttigkeit im Vogtland 1920/21 als kleinbrgerlicher Individualist und somit uerstverdchtig erschien).Marighela grndete dann die VPR (Revolutionre Volksvorhut), die die wichtigste Gruppe desbewaffneten Kampfes in Brasilien wurde. Die Zahl der Aktionen, an denen Marighela selbst beteiligtwar, ist betrchtlich, wenn auch sicher niemals mehr genau zu ermitteln. Eine der spektakulrsten

    Aktionen war die Entfhrung des US-Botschafters Charles Burke Elbrick in Rio de Janeiro am 4.September 1969. Dieser wurde dann, nach Erfllung der Forderungen an die Regierung, da diese einManifest der Guerilleros verbreiten und 15 namentlich genannte politische Gefangene nach Mexikoentlassen sollte, wieder freigelassen. Neben solchen sehr ffentlichkeitswirksamen Aktionen wurdenvon den Guerilleros Banken berfallen ber 200 allein zwischen 1968 und 1970, nicht zuletzt, um denGuerillakampf zu finanzieren, Radiostationen und ffentliche Gebude besetzt, Kasernen undPolizeistationen angegriffen, Zge blockiert usw. Im Klima von Repression und Unterdrckungerschien die Ttigkeit in der Guerilla vielen Aktivisten eben auch als einzige mgliche Alternativezum herrschenden Regime. Nachdem Marighela, der als ideologischer Begrnder derlateinamerikanischen Stadtguerilla gilt, im November 1969 von der Polizei bei Sao Paulo in einenHinterhalt gelockt und erschossen wurde, wurde es auch um die brasilianische Stadtguerilla ruhiger.Zwei Jahre spter wurde auch sein Nachfolger Carlos Lamarca von der Polizei erschossen. In der

    Folge gingen die Aktivitten der Guerilleros dann nochmals deutlich zurck, wenn sie auch lngstnoch nicht vllig aufhrten.

    ber diesen Text

    Carlos Marighela hat dieses ursprnglich als Handbuch der Guerilleros von Sao Paulo, betitelteMinihandbuch im Juni 1969 als Zusammenfassung seinen eigenen, zweijhrigen Erfahrungen imbewaffneten Kampf geschrieben und als eine Art, taktische Gebrauchsanweisung fr dieRevolutionre in aller Welt abgefat. Die Betonung in diesem Heft liegt auf Stadtguerilla:Marighela hat immer verfochten, da der Kampf dort beginnen msse, wo Aktionen die Regierung amstrksten verunsichern und die grte Publizitt erlangen, dort, wo die Finanzzentren liegen und dieFassaden der Macht konzentriert sind in den Metropolen. Gegenber der zuvor von Che Guevarapropagierten und praktizierten lndlich orientierten Guerilla, msse dem Kampf in der Stadt Prioritteingerumt werden. Erst wenn dort die Basis der Guerilla breit genug sei, sei eine Ausdehnung derKmpfe auf das Land sinnvoll. Deutlicher noch als Marighela haben die uruguayischen Tupamaros

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    dieses Konzept in die Tat umgesetzt. Die Erstverffentlichung des Handbuchs erfolgte inHavanna/Kuba. Noch im selben Jahr wurde der Text von den Editions du Seull unter dem TitelPour la Liberation du Brasil als Teil einer Broschre publiziert und prompt verboten. 23 Verlageentschlieen sich daraufhin aus Protest zu einer Gemeinschaftsausgabe.

    Im Juni 1970 erscheint in der Berliner Zeitschrift, Sozialistische Politik die erste deutschebersetzung. Ab Herbst 1970 zirkuliert ein Nachdruck, der in der Folge zum beliebten Objekt frHausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen wird. Im April 1971 bringt der Rowohlt Verlag denText unter dem Titel "Zerschlagt die Wohlstandsinseln der 3.Weit" als Taschenbuch heraus. DieseAusgabe bleibt unbehelligt, allerdings belt der Verlag es auch bei dieser einen, bald vergriffenenAuflage. Erst ab 1983 ist dieser Text dann fast ununterbrochen erhltlich, ohne in den letzten Jahrendann nochmals zum Objekt von Beschlagnahmungen geworden zu sein. Vielleicht hat inzwischenauch der Staatsschutz bemerkt, da es sich hierbei eben nicht mehr um eine fr heute gebruchlicheAnleitung, sondern um einen gewissermaen historischen Quellentext handelt!? Und tatschlichentbehrt der Text ja, wenn wir ihn heute lesen, nicht einer gewissen Ironie, etwa wenn Marighelavorschlgt, berittene Polizei "mit Murmeln und Kronkorken" zu Fall zu bringen whrend uns anderes,etwa der glhende Patriotismus Marighela (der freilich vor dem Hintergrund des US-Engagements

    in Brasilien zu werten ist) vergleichsweise abstoend erscheinen mag.

    ber den brasilianischen Hintergrund

    1964 bernahm in Brasilien das Militr die Macht, allerdings blieb das, Parlament zunchst bestehenwenn auch eher formell, da der Prsident zugleich mit quasidiktatorischen Vollmachten ausgestattetwurde. 1965 wurden die bestehenden 13 Parteien aufgelst und durch ein staatlich konstruiertesZweiparteiensystem ersetzt. Ab 1968 wurde dann das Parlament auf unabsehbare Zeit beurlaubt,womit auch die letzte (schein) demokratische Fassade fiel. Sptestens ab 1968/69 herrschte dann derblanke Terror: Geheimpolizei, militrische Sicherheitsdienste und Spezialeinheiten hatten damitbegonnen, systematisch Jagd auf Linksoppositionelle zu machen. Priester, die das soziale Elend

    Brasiliens anklagten, Studenten, Intellektuelle und Arbeiter wurden erst wahllos, dann jedoch immersystematischer verhaftet, wobei sich die fast wissenschaftliche Folterungen schnell zum wichtigstenUntersuchungsinstrument der politischen Polizei entwickelte. Eine politische Repression, die inLateinamerika nur noch von den Militrs in Chile bertroffen wird, hat das Land in einen beispiellosenTerror gestrzt (Wolf Grabendorff: Lateinamerika wohin? DTV, Mnchen z.Aufl. 1974, S 53).Mehrere Berichte von Amnesty International berichten ausfhrlich ber das Ausma und die Praktikendieser Verfolgung (fr den hier behandelten Zeitraum vgl. Johannes Maria Brune: Diktatur und Folterin Brasilien, Patmos Verlag, Dsseldorf 1971). Als Reaktion auf diese Repression erfolgt in Brasiliendie Grndung der Stadtguerilla.Als eines der Hauptangriffsziele der Stadtguerilla werden im vorliegenden Text immer wieder US-Einrichtungen und Spione genannt. Es darf nicht verwundern, da die USA und ihre Botschafter,Konzerne und Agenten ganz oben auf der Liste der Feindbilder standen. Die USA betrachten

    Lateinamerika ja schon traditionell als Rohstofflieferanten, als (Test) Feld fr politische Manver undmilitrische Expeditionen. Die brasilianische Militrregierung verkaufte sich politisch wiekonomisch an die USA wodurch wiederum die USA gleichzeitig Nutznieer wie Stabilisatoren dersicheren Verhltnisse, d. h. des Militrregimes wurden. Bereits 1963 betrug der Anteil des US-amerikanischen Kapitals in der brasilianischen Automobilindustrie ber 90%. In Branchen, wo dieserAnteil vor 1964 niedriger lag, erhhte er sich anschlieend meist krftig. Nach den USA wurde dieBRD zweitwichtigster Handelspartner des vom Militr regierten Landes. Marighela erwhnt dieBRD zwar nicht explizit, doch die Guerilleros trugen dieser Bedeutung der BRD fr diebrasilianischen Militrs auf ihre Weise Rechnung und entfhrten 1970, nach Marighelas Tod, dendeutschen Botschafter v. Holleben. Der uere Hauptfeind blieben gleichwohl die USA, auchaufgrund des Hegemonialanspruches der USA fr die gesamte Region. Diesem Anspruch zufolge istjede emanzipatorische Bewegung in Lateinamerika ein Angriff auf das US-Sicherheitsverstndnis unddamit eine ideologische Kriegserklrung.Was das bedeutet, drfte den Guerilleros deutlich vor Augen gewesen sein, hatten die USA ihreInterventionsgelste doch 1954 in Guatemala und 196i in Kuba (Schweinebucht) unter Beweis

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    gestellt. So war jedenfalls klar, das es von progressiver Seite aus kein tragfhiges, auch nur halbwegsgleichberechtigtes Arrangement mit den USA geben konnte. Jede emanzipatorische Bewegung inLateinamerika mute davon ausgehen, neben der jeweiligen Regierung auch die USA gegen sich zuhaben. Da es von Seiten der USA bzw. ihrer Geheimdienste dies bezglich bis heute wenig Skrupelgibt, zeigt auch ein in den 80er Jahren fr Nicaragua herausgegebener CIA-Leitfaden, in dem unterdem Titel Psychological Operationsin GuerillaWarfare ausdrcklich in Betracht gezogen wird,zwecks Einschchterung der Bevlkerung Sandinistenfhrer zu ermorden (Gregory Troveston: TopSecret Geheime Operationen und ihre politischen Auswirkungen. Verlag Bonn aktuell, Stuttgart 1988,S.161)

    Das Handbuch des StadtguerilleroWas ist ein Stadtguerillero?Die chronische Strukturkrise, die die brasilianische Situation charakterisiert und die politischeInstabilitt hervorruft, hat das Entstehen des revolutionren Krieges in unserem Land bestimmt. Derrevolutionre Krieg uert sich in der Stadtguerilla, im psychologischen Krieg und in derLandguerilla. Sttze der Stadtguerilla und des psychologischen Krieges in der Stadt ist der

    Stadtguerillero.Der Stadtguerillero kmpft bewaffnet gegen die Militrdiktatur und wendet dabei unkonventionelleMittel an. Als revolutionren Politiker und leidenschaftlicher Patriot kmpft er fr die Befreiungseines Landes, er ist ein Freund des Volkes und der Freiheit. Das Gebiet des Stadtguerillero ist das dergroen brasilianischen Stdte. In diesen Ballungszentren sind aber auch die Banditen ttig, dieblicherweise als Marginales bezeichnet werden. Oft werden die berflle dieser Banditen frAktionen der Stadtguerilleros gehalten.Der Stadtguerillero unterscheidet sich dennoch radikal von den Marginales. Diese trachten in ihrerAktivitt nach einem persnlichen Vorteil und greifen an ohne Unterscheidung zwischenAusgebeuteten und Ausbeutern. Unter ihren Opfern befinden sich daher auch Mnner und Frauen desVolkes. Der Stadtguerillero dagegen verfolgt ein politisches Ziel und greift nur die Regierung, diegroen Kapitalisten und die auslndischen Imperialisten, insbesondere die nordamerikanischen, an.

    Ein anderes Element, das ebenfalls in den stdtischen Gebieten ttig und nicht weniger schdlich alsdie Marginales ist, sind die Konterrevolutionre von rechts, die Verwirrung stiften, indem sie Bankenberfallen, Bomben legen, Entfhrungen organisieren, morden und furchtbare Verbrechen gegen dieStadtguerilleros, die revolutionren Priester, die Studenten und die antifaschistischen,freiheitsliebenden Brger begehen. Der Stadtguerillero ist ein unerbittlicher Feind der Regierung undfhrt daher systematisch Aktionen aus, die den Behrden und den Mnnern, die das Land beherrschenoder die Macht ausben, schaden. Die wichtigsten Aufgaben des Stadtguerilleros sind es, dieMilitrdiktatur und die Krfte der Repression abzulenken, sie aufzureiben und zu demoralisieren;ferner hat er die Gter und Besitztmer der Nordamerikaner, anderer auslndischer Unternehmer unddie der brasilianischen Grobourgeoisie zu berfallen und sie zu zerstren oder zu plndern.Der Stadtguerillero ist entschlossen darauf bedacht, das bestehende konomische, politische undgesellschaftliche System Brasiliens zu entlarven und zu zerstren, sein Ziel ist es, die Landguerilla zu

    untersttzen und beim Aufbau einer neuen gesellschaftlichen Struktur im Land mitzuhelfen, an derenSpitze das bewaffnete Volk steht.Der Stadtguerillero mu sich ein Minimum an politischen Kenntnissen aneignen und daher versuchen,gedruckte oder in Form von Pamphleten abgezogene Arbeiten zu lesen, z. B. Der Guerillakrieg vonChe Guevara.

    Persnliche Eigenschaften des StadtguerilleroDer Stadtguerillero ist durch seinen Mut und seine Entscheidungskraft gekennzeichnet. Er mu einguter Taktiker sein und gut schieen knnen. Er mu schlau und umsichtig sein, um damit dieTatsache zu kompensieren, da er an Waffen, Munition und Ausrstung nicht stark genug ist. DasBerufsmilitr und die Polizei, die der Regierung dient, verfgen ber moderne Waffen und Fahrzeugeund knnen sich frei zu jedem beliebigen Ort bewegen, wobei sie alle Mittel der bestehendenStaatsmacht zur Verfgung haben. Der Stadtguerillero verfgt nicht ber solche Mittel seine Praxis istdie des Untergrunds. Oft liegt ein Haftbefehl gegen ihn vor, oder er ist schon verurteilt und dahergezwungen, geflschte Ausweise zu benutzen. Der Stadtguerillero hat dennoch einen Vorteil

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    gegenber dem Berufsmilitr und der Polizei. Militr und Polizei handeln auf der dem Volk verhatenSeite des Feindes, whrend der Stadtguerillero eine gerechte Sache, nmlich die des Volkes, vertritt.An Waffen ist der Stadtguerillero dem Feind unterlegen, vom moralischen Standpunkt aus besitzt eraber eine nicht zu leugnende berlegenheit. Diese moralische berlegenheit ist die Sttze desStadtguerillero, mit der er seine wichtigste Pflicht erfllen kann, nmlich anzugreifen und zuberleben.Der Stadtguerillero ist gezwungen, die Waffen des Gegners zu erbeuten. Da seine Waffen enteignetoder unter anderen Umstnden in seine Hnde gelangten, besitzt er keine einheitliche Bewaffnung undsieht sich vor dem Problem der Mannigfaltigkeit der Feuerwaffen und des Mangels an Munition. Erverfgt auerdem nicht ber Ausbildungs- und bungspltze, auf denen Schie- und Treffsicherheitgebt werden knnen. Diese Schwierigkeiten mssen berwunden werden und dazu mu derStadtguerillero auf seinen Erfindungsgeist zurckgreifen, jene Fhigkeit, ohne die er nicht in der Lagewre, seine revolutionre Rolle auszuben.Die Eigenschaften des Stadtguerillero sind Initiative, Einfallsreichtum, Flexibilitt Vielseitigkeit undGeistesgegenwart. Vor allem die Fhigkeit zur Initiative mu er in besonderem Mae besitzen. Es istnicht mglich, alle Situationen vorauszusehen; trotzdem darf es nicht vorkommen, da derStadtguerillero nicht wei, was zu tun ist, nur weil ihm entsprechende Anweisungen fehlen. Es ist

    seine Pflicht, zu handeln, eine angemessene Lsung fr jedes auftretende Problem zu finden unddiesem nicht auszuweichen. Es ist besser, zu handeln und Fehler zu machen als nicht zu handeln, umFehler zu vermeiden. Ohne Initiative gibt es keine Stadtguerilla.Weiter notwendige Fhigkeiten des Stadtguerillero sind die folgenden. er mu ein guter Lufer sein,mu Mdigkeit, Hunger, Regen und Hitze ertragen knnen, er mu Wache halten und sich verstecken,sich verkleiden und jeder Gefahr ins Auge sehen knnen. Er mu bei Tag und bei Nacht handeln, darfsich nicht berhasten, mu eine unbegrenzte Geduld haben. Er mu stets die Ruhe bewahren und seineNerven auch unter ungnstigen Bedingungen und in ausweglosen Situationen kontrollieren knnen.Niemals darf er Spuren oder Hinweise hinterlassen. Vor allem darf er sich nicht entmutigen lassen.Nicht selten desertieren oder entfernen sich Kameraden von der Stadtguerilla, wenn sie sich vornahezu unberwindbare Schwierigkeiten gesteIlt sehen.Die Aktion der Stadtguerilla ist aber nicht das Geschft einer Handelsgesellschaft, die Ttigkeit an

    einem gewhnlichem Arbeitsplatz oder die Vorfhrung eines Theaterstcks. Die Stadtguerilla ist wieauch die Landguerilla eine Verpflichtung, die der Guerillero sich selbst gegenber auf sich nimmt.Wenn er nicht in der Lage ist, den Schwierigkeiten entgegenzutreten oder nicht ber die notwendigeGeduld verfgt, um abwarten zu knnen, ohne die Nerven zu verlieren oder zu verzweifeln, dann ist esbesser fr ihn, von dieser Verpflichtung Abstand zu nehmen, fehlen ihm doch die in der Tatelementarsten Fhigkeiten, um ein Stadtguerillero zu werden.

    Wie lebt und erhlt sich der Stadtguerillero?Der Stadtguerillero mu es verstehen, inmitten des Volkes zu leben, er mu nicht als Fremder zuerscheinen oder sich vom normalen Leben Durchschnittsbrgers zu unterscheiden. Er darf in seinerKleidung nicht von der gewnhlicher anderer Personen abweichen. Ausgefallene Kleidung und dieneuste Mode fr Mnner und Frauen sind oft unangebracht, wenn der Stadtgerillero beauftragt ist, in

    Arbeiterbezirke oder dorthin zu gehen, wo eine solche Mode nicht blich ist. Das gleiche mubeachtet werden, wenn der im Land von Sden nach Norden oder umgekehrt begibt. DerStadtguerillero mu von seiner normalen beruflichen Beschftigung leben. Wird er jedoch von derPolizei gesucht, ist er ihr bekannt, schon verurteilt oder liegt ein Haftbefehl gegen ihn vor, so mu erin den Untergrund gehen und oft versteckt leben. Auf keinen Fall darf der Stadtguerillero jemandemetwas ber seine Ttigkeit mitteilen, zumal dies einzig und allein Sache der revolutionrenOrganisation ist, in der er arbeitet.Der Stadtguerillero mu ber eine gute Beobachtungsgabe verfgen, mu ber alles gut informiertsein, vor allem ber die Bewegungen des Feindes. Er mu sich gut orientieren knnen und das Gebiet,in dem er lebt, sich befindet oder in welchen er sich bewegen mu, genau kennen. Am wichtigsten undentscheidend fr den Stadtguerillero ist aber, da er mit der Waffe kmpft, was ihm oft nichtermglicht, seinem normalem Beruf nachzugehen, ohne identifiziert zu werden. In diesemZusammenhang wird die Rolle der Enteignung deutlich. Fr den Stadtguerillero ist es unmglich,ohne den Enteignungskampf zu berleben. Der bewaffnete Kampf des Stadtguerillero hat daher zweiwesentliche Ziele, die mit unaufhrlicher Verschrfung zu verfolgen sind:

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    und Schiffe steuern zu knnen, sowohl Motor als auch Segelschiffe; weiter Kenntnisse derKraftfahrzeugmechanik sind der Elektrotechnik zu besitzen, um z. B. Radios und Telefone reparierenzu knnen.Von gleicher Wichtigkeit sind elementare Kenntnisse der Topographie sowie die Fhigkeit, sich mitInstrumenten und praktischen Mitteln orientieren, Entfernungen abschtzen, Landkarten undLageplne herstellen, eine Skala benutzen, Zeitrechnungen herstellen, mit dem Kompa usw. umgehenzu knnen. Kenntnisse der Chemie, die Mischung von Farben, die Herstellung von Stempeln, dasBeherrschen der Schreibtechnik und Schriftflschung sowie andere Fhigkeiten bilden einen Teil dertechnischen Vorbereitung des Stadtguerillero, der gezwungen ist, Dokumente zu flschen, um in einerGesellschaft leben zu knnen, die er zerstren will.Auf dem Gebiet der medizinischen Hilfe bt natrlich ein Arzt eine fundamentale Rolle aus, dennochsind Kenntnisse der Medizin, der Krankenversorgung, der Apothekerkunst, Kenntnisse ber Drogen,ber Elemente der Chirurgie und der Ersten Hilfe unerllich.Das Wichtigste bei der technischen Vorbereitung des Stadtguerillero ist jedoch das Erlernen derWaffenhandhabung, z. B. des Maschinengewehrs, des Revolvers, der automatischen Gewehre, desFAL, der verschiedenen Typen von Gewehren, Stutzen und Mrsern. Die Kenntnis der verschiedenenWaffenarten und Sprengkrper ist ein Punkt, der bercksichtigt werden mu, erfordert doch der

    Gebrauch von Feuerbomben, Rauchbomben und Bomben anderer Art notwendig Vorkenntnisse. Unterden Sprengstoffen mu besonders der Umgang mit Dynamit bekannt sein. Ein Stadtguerillero muWaffen herstellen und reparieren, Molotowcocktails, Granaten, Minen und Eigenbau-Plastikbombenbauen knnen. Er mu Brcken zerstren und Eisenbahnschienen entfernen oder unbrauchbar machenknnen, da er diese Arbeiten nicht auf eine untergebene Ebene delegieren kann.Die erste Stufe der technischen Vorbereitung des Stadtguerillero wird im "Zentrum zur technischenPerfektionierung" vermittelt, aber zu diesem Zentrum kann nur derjenige zugelassen werden, derschon ein Vorexamen, geleistet, d.h. die Feuerprobe in einer revolutionren Aktion, in derAuseinandersetzung mit dem Feind bestanden hat.

    Die Waffen des StadtguerilleroDie Waffen des Stadtguerillero sind leichte und leicht ersetzbare Waffen, die im allgemeinen vom

    Feind erbeutet, gekauft oder selbst hergestellt wurden. Leichte Waffen haben den Vorteil der schnellenBedienung und des leichten Transports. Sie besitzen in der Regel einen kurzen Lauf, so wie vieleautomatische Waffen. Die automatischen oder halbautomatischen Waffen vergrern ganz erheblichdie Feuerkraft des Stadtguerillero. Der Nachteil dieser Waffen ist fr uns ihre relativ schwierigeKontrolle, was sich in der Verschwendung und dem bermigem Verbrauch von Munition ausdrckt.Dies kann nur durch eine hohe Treffsicherheit ausgeglichen werden. Wenig gebte Mnnerverwandeln ein automatisches Gewehr in eine Munitionsmlltonne.Die Erfahrung hat gezeigt, da die fr den Stadtguerillero am meisten geeignete Waffe das leichteMaschinengewehr ist. Diese Waffe ist auerordentlich wirkungsvoll, kann schnell in Stellung gebrachtwerden bei Aktionen innerhalb des stdtischen Gebietes von unschtzbarem Wert und flt denGegnern erheblichen Respekt ein. Der Stadtguerillero mu die Handhabung des Maschinengewehrs,das jetzt ebenso populr wie unerllich in der brasilianischen Stadtguerilla geworden ist, genau

    kennen. Das ideale Maschinengewehr fr den Stadtguerillero ist das INA mit dem Kaliber 45. Esknnen auch andere Maschinengewehre mit verschiedenen Kalibern verwendet werden, doch tauchthier das Problem der Munition auf. Es ist daher vorteilhaft, wenn die industrielle Logistik derStadtguerilleros ein Maschinengewehr fr die allgemeine Benutzung herstellt, so da die verwendeteMunition genormt werden kann. jede Feuergruppe der Stadtguerilleros mu ber einMaschinengewehr verfgen, das von einem guten Schtzen bedient wird. Die anderen Mitglieder derGruppe sollten mit einem Revolver Kaliber 38 ausgerstet sein. Wir haben auch einen RevolverKaliber 37 verwandt, doch ist das Kaliber 38 vorteilhafter, da diese Munition den Feind imallgemeinen auer Gefecht setzt. Auch Handgranaten und konventionelle Rauchbomben knnen zuden leichten Waffen gezhlt werden, da sie fr die Defensivtaktik, bei der Deckung und beim Rckzugder Stadtguerilleros Verwendung finden.Langlufige Waffen sind schwerer zu transportieren und fallen wegen ihrer Gre auf. Wichtigelanglufige Waffen sind das FAL, die Mausergewehre, Winchester-Jagdbchsen und andere. DieJagdbchsen knnen auf kurze Entfernung gut verwendet werden, auch von einem wenig trainiertenMann; dies vor allem in der Nacht, wenn eine Przisionswaffe wenig ausrichten kann. Ein Luftgewehr

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    kann vorteilhaft beim ben der Treffsicherheit angewandt werden. Die Benutzung von Bazookas undMrsern erfordert es, entsprechende Bedingungen zu schaffen, da sie nur von gebten Leutengehandhabt werden knnen.Die Aktionen der Stadtguerilleros drfen aber nicht auf die Anwendung schwerer Waffen gesttztwerden, da deren Nachteile zu gro sind fr eine Kampfart, in der wir durch Schnelligkeit unsereMobilitt und Bewegungsfreiheit sichern mssen. Eigenbauwaffen sind manchmal nicht wenigerwirkungsvoll wie die besten einer spezialisierten Industrie, und selbst ein Gewehr mit abgekrztemLauf ist eine ausgezeichnete Waffe fr den Stadtguerillero. Wenn dieser gleichzeitig Waffenschmiedist, stellt er die beste Kombination dar, die es gibt. Der Waffenschmied verwahrt die Waffen, er weisie zu reparieren und ist in vielen Fllen in der Lage, eine Werkstatt einzurichten, um wirksamekleinere Waffen herzustellen. Der Metallarbeiter und der Dreher sind deshalb wichtige Elemente derStadtguerilla, und sie mu sich ihrer innerhalb ihrer industriellen Logistik, d.h. bei der Herstellung vonWaffen, bedienen.Anfertigung von und Lehrgnge ber die Anwendung von Explosivwaffen mssen organisiert werden.Die Rohstoffe fr die praktischen Arbeiten bei dieser Ausbildung mssen zuvor besorgt werden, umeine unvollstndige Schulung, d.h. einen Mangel an Mglichkeiten, selber zu experimentieren, zuverhindern.

    Molotowcocktails, Benzin, Eigenbauwaffen, Katapulte, Mrser, Knallkrper, aus Tuben und Bchsenhergestellte Granaten, Rauchbomben, Minen, konventionelle Sprengstoffe wie Dynamit undKaliumchlorate, Plastikbomben, Gelatinekapseln und Munition aller Art sind fr den Erfolg desStadtguerillero unverzichtbare Requisiten.Notwendige Materialien und Munition mssen durch den Kauf oder durch Anwendung von Gewalt ingut geplanten und entsprechend durchgefhrten Enteignungsaktionen besorgt werden. DerStadtguerillero mu darauf achten, Explosivwaffen und andere Materialien, die Unflle verursachenknnen, nicht zu lange aufzubewahren; er mu versuchen, sie sofort gegen die ins Auge gefaten Zieleanzuwenden. Die Waffen des Stadtguerillero, sowie seine Fhigkeit, diese zu bedienen, bilden seineFeuerkraft. Indem er sich moderner Waffen bemchtigt und Neuerungen bei der Bewaffnung und inder Anwendung bestimmter Waffen bercksichtigt, kann er oft die Taktiken der Stadtguerillaverndern. Ein Beispiel hierfr sind die von den brasilianischen Stadtguerilleros bei Bankberfllen

    eingesetzten Maschinengewehre. Wenn der massive Einsatz von gleichartigen Maschinengewehrenmglich ist, wird die Stadtguerilla in unserem Land neue Techniken anwenden knnen. DieFeuergruppe, die eine Vereinheitlichung ihrer Waffen und der entsprechenden Munition erreicht undgleichzeitig fr eine vernnftige Lagerhaltung sorgt, hat den grtmglichen Wirkungsgrad. DerStadtguerillero ist um so wirkungsvoller, je grer seine Feuerkraft ist.

    Das Schieen: Die ExistenzbasisExistenzbasis und unabdingbare Voraussetzung seines Handelns und seines berlebens ist dasSchieen. Gut schieen zu knnen ist die Notwendigkeit des Kampfes, in dem der Stadtguerillero sichbefindet. Wird im konventionellen Krieg der Kampf in der Regel mit weitreichenden Waffen aufgroe Entfernungen gefhrt, so wird im unkonventionellen Krieg, der Kampfform der Stadtguerilla,auf kurze Entfernungen operiert, manchmal sogar im Nahkampf. Will er nicht selbst gettet werden,

    so mu der Stadtguerillero als erster schieen, ohne das Ziel zu verfehlen. Dabei darf er weder Waffenleichtfertig aufs Spiel setzen noch Munition verschwenden, da er ber beides nur in geringen Mengenverfgen kann. Verlorengegangene Waffen und verschwendete Munition knnen bei den nur inkleinen Gruppen kmpfenden Guerilleros nicht kurzfristig ersetzt werden, da jeder zunchst auf sichzu achten hat. Der Stadtguerillero mu ein gutes Reaktionsvermgen haben und in der Lage sein,blitzartig zu schieen.Eine grundstzliche Regel, die wir nicht gengend betonen und in ihrer Wichtigkeit hervorhebenknnen, ist die, da der Stadtguerillero nicht durch fortwhrendes Schieen seine Munition erschpfendarf. Falls der Feind in einem solchen Fall das Feuer nicht erwidert und wartet, bis der Guerilleroseine Munition verschossen hat, liegt dieser dann ohne die Mglichkeit, sich neu zu munitionieren ineinem Kugelhagel des Feindes und kann gettet oder verhaftet werden. Obgleich er sich manchmal derberraschung bedient und daher seine Waffen meist nicht anzuwenden braucht kann sich derStadtguerillero nicht den Luxus leisten, den Kampf aufzunehmen, ohne schieen zu knnen.Whrend des Kampfgeschehens mu er immer wieder einen Standortwechsel vornehmen, damit erkein ruhendes Ziel bietet, das leicht zu treffen ist. Das Leben des Stadtguerillero ist abhngig von

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    seiner Schiekunst, von seiner Fhigkeit, die vorhandenen Waffen optimal einzusetzen und selbstnicht getroffen zu werden.Wenn wir von Schieen reden, so ist davon untrennbar die Treffsicherheit. Diese mu so lange gebtwerden, bis das Schieen und das Treffen fr den Stadtguerillero zu einer Reflexreaktion gewordenist. Um gut und treffsicher schieen zu knnen, mu er systematisch trainieren und dabei dieverschiedensten Methoden anwenden. Er hat jede Gelegenheit zu Schiebungen auszunutzen, auchauf Rummelpltzen und zu Hause mit einem Luftgewehr. Treffsicheres Schieen ist fr ihn solebenswichtig wie Wasser und Luft. Die letzte Stufe der perfekten Schiekunst stellt eine besondereForm des Stadtguerillero dar: den Heckenschtzen einen einsamen Kmpfer, der unablssigEinzelaktionen durchfuhrt. Er beherrscht das Schieen auf kurze und lange Distanz, und seine Waffensind fr beides eingerichtet.

    Die FeuergruppenUm Aktionen durchfuhren zu knnen, mu der Stadtguerillero in kleinen Gruppen organisiert sein. Sieumfat nicht mehr als 4 oder 5 Mnner und heit Feuergruppe. Mindestens zwei von ihnen, rigorosunterteilt und von ein oder zwei Personen organisiert und koordiniert, bilden eine Feuermannschaft.Zwischen den Mitgliedern einer Feuergruppe mu unbedingtes Vertrauen herrschen. Wer die

    Schiekunst am besten beherrscht und das Maschinengewehr am besten zu bedienen, wei, liefert beiden Operationen letztlich die Deckung. Die Feuergruppe plant und fhrt die Aktionen der Stadtguerillaaus, verschafft und versteckt ihre Waffen und studiert und korrigiert die angewandten Taktiken. SindAufgaben zu erfllen, die vom strategischen Kommando entwickelt worden sind, so haben dieseunbedingten Vorrang. Damit ein Maximum an Initiative fr die einzelnen Feuergruppen gewhrleistetist, ist es notwendig, jede rigide Organisationsform zu vermeiden.Die alte Hierarchie und der Stil der traditionellen Linken ist in unserer Organisation liquidiert. Dasbedeutet, da mit Ausnahme der den strategischen Interessen untergeordneten und deshalbvorrangigen Aufgaben jede Feuergruppe einen Bankberfall, eine Entfhrung, eine Hinrichtung sei esdie Entfhrung eines Agenten der Diktatur, einer genau identifizierten Person der Reaktion oder einesnordamerikanischen Spions beschlieen und durchfhren und jede Art von Propaganda undNervenkrieg gegen den Feind fhren kann, ohne vorher das strategische Kommando zu konsultieren.

    Eine Feuergruppe darf nie in Erwartung von Befehlen passiv bleiben. Ihre Pflicht ist es, zu handeln.Jeder einzelne Stadtguerillero, der eine Feuergruppe bilden und in die Organisation eintreten will,kann dies tun und in die Organisation integrieren. Diese Form des Vorgehens beseitigt die Sorgendarber, von wem Aktionen durchgefhrt werden, denn die Initiative ist frei. Was zhlt ist derwachsende Umfang der Guerilla-Aktivitt, die die Regierungsmacht aufreibt und sie zwingt, sich ineine Defensivstellung zurckzuziehen.Die Feuergruppe ist das Instrument der organisierten Aktion. In ihr werden die Unternehmungen undTaktiken der Guerilla geplant, und durch sie wird es mglich, sie erfolgreich auszufhren. Dasallgemeine Kommando mu allerdings auf die Feuergruppen fr die Ausfhrung strategisch wichtigerAufgaben in jedem Teil des Landes zurckgreifen knnen. Auf der anderen Seite hilft das Kommandoden Feuergruppen bei der berwindung ihrer Schwierigkeiten und bei der Befriedigung ihrerBedrfnisse. Die Organisation, ist ein unzerstrbares Netz von Feuergruppen, sie funktioniert auf

    einfache und praktische Weise mit einem allgemeinen Kommando, das ebenfalls am Kampf teilnimmt,denn was nicht reine und einfache revolutionre Aktion ist, wird in einer solchen Organisation nichtgeduldet.

    Die Logistik der StadtguerillaDie konventionelle Logistik kann durch die Formel ausgedruckt werden NKAM, d. h. Nahrungsmittel- Kraftstoff - Ausrstung - Munition. Die konventionelle Logistik bezieht sich aufVersorgungsprobleme eines Heeres oder regulrer Streitkrfte und verfgt ber Fahrzeuge mit festenBasen und eine industrielle Logistik.Der Stadtguerillero dagegen verfgt nicht ber ein Heer, sondern ber kleine bewaffnete Gruppen undeine kleine Organisation, die bewut fragmentarisch ist. Er besitzt weder Fahrzeuge noch feste Basen.Seine industrielle Logistik ist mangelhaft und wenig entwickelt. Sie kann, selbst wenn es notwendigsein sollte, nicht immer aufgebaut werden, nicht einmal unter dem rudimentren Aspekt einerWaffenindustrie innerhalb eines Hauses.

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    Gorillas nicht begegnen knnten. Dies ist auch der Grund dafr, da unsere Technik nicht die derEinrichtung und Verteidigung fester Basen sein kann, auch nicht die, an einem bestimmten Ort dieUmzingelung der Reaktion abzuwarten, um diese dann zu durchbrechen.2. Es ist eine Technik, die Angriff und Rckzug kombiniert und so unsere Krfte schont.3. Es ist eine Technik zur Entfaltung der Stadtguerilla, deren Funktion darin besteht, feindliche Krfteaufzureiben, zu demoralisieren und auseinanderzureien. Damit ermglicht sie den Aufbau und dieErhaltung der Stadtguerilla, die berufen ist, innerhalb des revolutionren Krieges eine entscheidendeRolle zu bernehmen.

    b) Die ursprnglichen Vorteile des StadtguerilleroDie Dynamik der Stadtguerilla besteht im gewaltsamen Zusammensto mit militrischen undpolizeilichen Krften der Diktatur. Bei einem solchen Zusammensto liegen die Vorteile zunchst aufseiten der Polizei, die Nachteile auf seiten der Stadtguerilleros. Die Paradoxie liegt in der Tatsache,da der schwchere Stadtguerillero den Angriff ausfhren mu. Die Krfte der Polizei und desMilitrs beantworten diesen Angriff, indem sie erheblich grere Mittel in der Verfolgung derStadtguerilleros mobilisieren und konzentrieren. Einer Niederlage kann er nur entgehen, wenn erursprngliche Vorteile auf seiner Seite buchen und diese bis zum Ende ausnutzen kann und damit

    seine materielle Schwche und Unterlegenheit ausgleicht.

    Ursprngliche Vorteile sind:i die berraschung des Feindes;ii die bessere Kenntnis des Gebietes, in dem die Aktion durchgefhrt wird;iii eine grere Beweglichkeit und Schnelligkeit als die Polizei und die brigenKrfte der Repression;iv ein Informationsapparat, der besser ist als der des Feindes;v eine Entschlossenheit und Geistesgegenwart, die alle auf unserer Seite Kmpfenden stimuliert undnicht schwanken lt, die feindliche Seite entmutigt und paralysiert, damit zur Gegenwehr unfhigmacht.

    I Die berraschungstaktik. Um seine allgemeine Schwche und seine Unterlegenheit an Waffengegenber dem Fend auszugleichen, bedient sich der Stadtguerillero der berraschungstaktik. Demhat der Feind nichts entgegenzusetzen, er ergibt sich ohne Gegenwehr oder wird vernichtet. SeitBeginn des bewaffneten Stadtkampfes in Brasilien zeigt sich, da der Stadtguerillero immer dieberraschungstaktik angewandt, hat, um erfolgreich zu sein. Die Technik der berraschung istgegrndet auf vier wesentliche Voraussetzungen:1. Whrend wir die Situation des anzugreifenden Feindes im allgemeinen durch umfassendeInformation und grndliche Beobachtung genau kennen, wei der Feind nichts ber denbevorstehenden Angriff und die Situation des Angreifers.2. Whrend uns die Krfte des anzugreifenden Feindes bekannt sind, bleiben ihm unsere eigenenunbekannt.3. Durch den berraschungsangriff sparen und erhalten wir unsere Kraft, whrend der Feind diese

    Mglichkeit nicht hat und den Ereignissen ausgeliefert ist.4. Wir bestimmen Zeitpunkt und Ort des Angriffes, seine Dauer und seine Ziele. Der Feind befindetsich darber in Unkenntnis.

    II Die Kenntnis des Terrains. Der Stadtguerillero hat im Terrain seinen besten Alliierten und ist daherbestrebt, dieses genau kennenzulernen. Als Alliierter mu das Terrain intelligent in seinenUnebenheiten, Hhenunterschieden und Unregelmigkeiten, in seinen normal zugnglichen undgeheimen Orten, verlassenen Gegenden, Buschwerken usw. bei der Aktion eingesetzt werden. Alldiese Dinge sind mit Nutzen fr den Erfolg der bewaffneten Aktion, fr die Flucht, den Rckzug, dieDeckung und die Tarnung heranzuziehen. Verengungen, Sackgassen, Straenarbeiten,Polizeikontrollen, Militrzonen, Sperrzonen, vom Feind schliebare Tunneleingnge, unbedingt zubenutzende Straen und von Polizei oder Ampel kontrollierte Kreuzungen mssen in allenEinzelheiten bekannt und studiert sein, damit fatale Fehler vermieden werden.Unsere Aufgabe ist es, einen Weg zu finden und genau zu wissen, wohin und wie wir unszurckziehen knnen, um dabei den Feind in ein Gebiet zu locken, dessen Gelndeverhltnisse er

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    nicht kennt. Indem der Stadtguerillero sich mit Alleen, Gassen, Straen, Kurven und Kreuzungen derStdte mit all ihren Brcken, der Kanalisation usw. vertraut macht, ist er spter in der Lage, sich inunwegsamen und schwierigem Gelnde sicher und ohne Schwierigkeiten zu bewegen, das der Polizeinicht bekannt ist und wo diese in einen Hinterhalt oder eine Falle gelockt werden kann. Beherrscht derStadtguerillero das Terrain, so kann er sich dort zu Fu, mit dem Fahrrad, in Auto, Jeep oderLastwagen bewegen, ohne jemals ertappt zu werden. Da er in einer kleinen Gruppe handelt, kann erdiese jederzeit an vereinbarten Orten treffen und neue Guerilla-Aktionen vorbereiten oder aus derUmzingelung der Polizei entkommen und diese mit einer fr den Feind unfabaren Khnheitdemoralisieren. Fr die Polizei ist es im Labyrinth der groen Stdte ein unlsbares Problem, zufangen, was nicht zu sehen ist, zu unterdrcken, was nicht zu fangen ist und zu umzingeln, was nichtzu finden ist.Die Erfahrung lehrt, da der ideale Stadtguerillero der ist, der innerhalb seiner eigenen Stadt mit dergenauen Kenntnis ihrer Straen, Vororte, Verkehrsprobleme und brigen Eigentmlichkeiten agiert.Der von auerhalb in eine Stadt kommende Guerillero ist, wenn er die dortigen Verhltnisse nichtkennt, ein schwacher Punkt und kann, wenn er neu an einer, bestimmten Operation teilnimmt, diese inGefahr bringen. Um schwerwiegende Fehler zu vermeiden, ist es notwendig, die Stadt genaukennenzulernen und ber die Verkehrsdichte auf den Straen zu den verschiedenen Tageszeiten genau

    im Bilde zu sein.

    III Mobilitt und Schnelligkeit. Um eine Mobilitt und Schnelligkeit zu erreichen, der die Polizeinichts entgegenzusetzen hat, mu der Stadtguerillero die folgenden Voraussetzungen schaffen:1. Motorisierung;2. Kenntnis des Gebietes;3. Vernichtung oder Strung der Kommunikations- und Transportmittel des Feindes;4. leichte Bewaffnung.

    Der Stadtguerillero mu sich nach den systematischen, nur wenige Minuten dauernden Operationensofort mit Kraftfahrzeugen vom Ort entfernen und beim Rckzugskampf die Verfolgung verhindern.Er mu den einzuschlagenden Weg in allen Einzelheiten kennen und den vorher vereinbarten

    Zeitablauf genau trainieren, um zu verhindern, da er in Sackgassen, Straenstockungen oder vonAmpeln aufgehalten wird. So bleibt der Polizei sein Fluchtweg unbekannt, und sie verfolgt ihn blind;whrend der Stadtguerillero sich schnell von dem Ort entfernen kann, da er das Gelnde genau kennt,verliert die Polizei die Spur und mu die Verfolgung aufgeben.Der Stadtguerillero fhrt seine Aktionen weit entfernt von den logistischen Basen der Polizei durch.Diese Form der Operation hat den ursprnglichen Vorteil, da wir uns in optimaler Entfernung vonden Basen der Verfolger befinden und leichter fliehen knnen. ber diese Vorsichtsmanahme hinausmu das Kommunikationssystem des Feindes bercksichtigt werden. Das Telefon ist dabei erstesZielobjekt der Technik, die Kommunikation des Feindes zu verhindern. Auch dann, wenn der Feindber die Guerilla-Aktion informiert wurde, hngt seine logistische Untersttzung in hohem Mae vonden modernen Transportmitteln ab, die im dichten Straenverkehr bewut aufgehalten werden knnen.Es ist klar, da eine Verkehrsstrung sowohl fr den Feind als auch fr uns nachteilig sein kann, wenn

    wir uns nicht gleichzeitig einen Vorsprung verschaffen. Wenn wir einen greren Sicherheitsfaktorbentigen und bleibende Spuren vermeiden wollen, knnen wir folgende Mittel anwenden:1. die Polizei mit anderen Kraftfahrzeugen bewut aufhalten, technische Mngel oder Pannenvortuschen doch drfen in diesem Fall die verwendeten Fahrzeuge keine echten Nummernschildertragen;2. den Weg mit umgestrzten Bumen, mit Steinen oder durch Grben und falsche Verkehrszeichenversperren oder umleiten andere Mittel mssen in der jeweiligen Situation mit viel Phantasieentwickelt werden;3. den Weg der Polizei verminen oder mit verschttetem Kraftstoff oder Molotowcocktails dieFahrzeuge in Brand setzen;4. mit Maschinengewehren und anderen Waffen, z. B. dem FAL auf Motor und. Reifen derverfolgenden Fahrzeuge schieen.

    Entsprechend der typischen Arroganz und Feigheit der Polizei und der faschistischen Militrbehrdenversucht der Feind, uns mit schweren Waffen und Ausrstungen sowie mit bis an die Zhne

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    bewaffneten Mnnern zu bekmpfen. Dies mu der Stadtguerillero durch leichte und einfach zutransportierende Waffen ausgleichen, damit er stets mit grter Schnelligkeit fliehen kann, ohne jemals den offenen Kampf aufnehmen zu mssen. Der Stadtguerillero hat keine andere Aufgabe alsanzugreifen und sich zurckzuziehen.Wir wrden eine schreckliche Niederlage riskieren, wenn wir uns mit schweren Waffen und demfurchtbaren Gewicht ihrer Munition berladen, denn damit verlieren wir unsere wertvolleBeweglichkeit. Sind wir motorisiert, so haben wir gegenber einem mit Kavallerie verfolgenden Feindkeinen Nachteil. Ein Auto ist schneller als ein Pferd. Zudem knnen wir den berittenen Polizisten vomFahrzeug aus beschieen und ihn mit dem Maschinengewehr, dem Revolver oder durchMolotowcocktails oder Granaten zum Sturz bringen. Auch ein Stadtguerillero, der zu Fu ist, kannohne Mhe auf einen berittenen Polizisten schieen. Murmeln, Kronenkorken und ber die Straegespannte Seile sind ebenfalls sehr wirksam und bringen Pferd und Reiter zu Fall. Der groe Nachteilder Kavallerie ist, da sie dem Stadtguerillero zwei hervorragende Ziele bietet: Pferd und Reiter.Obgleich ein Hubschrauber schneller als die Kavallerie ist, bietet er bei der Verfolgung keine grerenVorteile. Im Vergleich zum Auto ist das Pferd zu langsam und der Hubschrauber zu schnell. Da ersich mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h bewegt, ist er nicht in der Lage, ein sich innerhalb derMassen und Fahrzeuge auf der Strae verlierendes Ziel zu treffen. Er kann auch nicht in mitten der

    Strae landen, um irgend jemanden zu verfolgen. Zudem ist er beim Versuch eines Niedrigfluges denSchssen der Stadtguerilleros ausgeliefert.

    IV Die Information. Die Mglichkeit der Regierung, Stadtguerilleros zu entdecken und zu vernichten,ist um so geringer, je grer und konzentrierter das Potential von Feinden der Diktatur in denVolksmassen ist. Diese Konzentration der Opposition gegen die Diktatur erfllt eine auerordentlichwichtige Rolle bei der Beschaffung von Informationen ber die Schritte der Polizei undRegierungsagenten und verhindert die Bekanntgabe unserer Aktivitt an diese. Darber hinaus kannder Feind durch falsche Informationen irregefhrt werden, was fr ihn wegen des groen Verschleiesbesonders nachteilig ist. Auf jeden Fall sind die potentiellen Informationsquellen der Stadtguerillerosgrer als die der Polizei. Der Feind wird beobachtet, wei aber nicht, da jemand aus dem Volke demStadtguerillero Informationen liefert. Militr und Polizei sind wegen ihrer gegen das Volk begangenen

    Ungerechtigkeit und Gewaltttigkeiten verhat, und dies erleichtert es, Informationen aus dem Volkzu erhalten, mit denen man den Aktivitten der Regierungsagenten schaden kann. Die Information ausdem Volk, die fr den Feind praktisch nicht ins Gewicht fllt, da er keine bekommt, bedeutet einunschtzbares Potential in den Hnden der Stadtguerilleros.Dennoch ist es fr uns wichtig, einen Informationsapparat zu schaffen und zu organisieren. DemStadtguerillero mu das Ntige ber die Plne und Bewegungen des Feindes, seinen Aufenthaltsort,die Transporte der Bankmittel, die Kommunikationsmittel und geheimen Manahmen der Regierungbekannt sein. Die zuverlssigen Informationen, die den Stadtguerillero erreichen, ermglichen ihmsichere Schlge gegen das System der Diktatur. Diese kann gegen solche Informationen, durch die,ihre Interessen geschdigt und unsere vernichtenden Angriffe erleichtert werden, nichts unternehmen.Der Feind versucht natrlich, Erfahrungen ber unsere Schritte zu sammeln, und uns zu vernichtenoder unsere Handlungsfhigkeit einzuschrnken. In diesem Zusammenhang ist die Gefahr des Verrats

    stndig vorhanden, der Feind untersttzt ihn fortwhrend und schleust Spione in die Organisation ein.Diese Technik des Feindes beantwortet der Stadtguerillero mit der Denunzierung der Verrter, Spione,Informanten und Provokateure gegenber dem Volk.Da unser Kampf den Massen bekannt ist und man mit ihrer Sympathie rechnen kann, whrend derFeind wegen seiner Grausamkeit, Korruption und Unfhigkeit unbeliebt ist, werden Verrter,Polizeispitzel und anderer Informanten vom Volk bekmpft, sie erhalten keine Untersttzung undwerden dem Stadtguerillero ausgeliefert; in vielen Fllen erhalten sie die verdiente Strafe. DerStadtguerillero darf sich nicht seiner Pflicht entziehen, Spione und Informanten, die bekannt gewordensind, physisch zu beseitigen. Dieses Vorgehen ist gerecht, wird vom Volk begriffen und untersttztund vermindert erheblich die Gefahr der Infiltration und der feindlichen Sabotage.Fr einen vollstndigen Sieg im Kampf gegen Spione und Denunzianten ist es notwendig, einenApparat der Gegenspionage und Gegeninformation aufzubauen. Das Problem der Informationbeschrnkt sich aber nicht nur auf die Kenntnis der feindlichen Vorhaben und die Verhinderung derfeindlichen Infiltration. Die Information mu weitreichend sein und selbst scheinbar unbedeutendeDinge umfassen. Der Stadtguerillero mu die vorhandenen Mglichkeiten, an Informationen zu

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    gelangen, beherrschen. Die Technik besteht darin, jemanden auf vollkommen natrliche undunverfngliche Weise auszuhorchen so, als ob man ein ganz normales Gesprch fhrt. Da derStadtguerillero sich inmitten des Volkes befindet und bewegt, hat er auf alle mglichenUnterhaltungen und menschlichen Beziehungen zu achten, dabei aber mit viel Phantasie undGeschicklichkeit seine eigenen Interessen zu verbergen.Am Arbeits-, Studien- und Wohnort kann er unzhlige Informationen ber Zahlungen, Geschfte,Plne, Standpunkte, Meinungen, persnliche Stimmungen, Reisen, Gebude, Geschftsrume, Sle,Operationszentren usw. sammeln. Beobachtungen, Nachforschungen, Aufklrungsaktionen undGelndeuntersuchungen sind weiter ausgezeichnete Informationsquellen. Ein Stadtguerillero wirdniemals unaufmerksam und ohne die Wachsamkeit des Revolutionrs irgendeinen Ort passieren, er istimmer auf der Suche nach Mglichkeiten fr eine Aktion. Sein Gedchtnis nimmt alles, was fr dieAktivitt des Kmpfers sofort oder zuknftig wichtig sein kann, auf, er hat stndig offene Augen undOhren und hellwache Sinne.Die genaue Lektre der Zeitungen, das Verfolgen der brigen Massenkommunikationsmittel, dasOrdnen der gesammelten Daten, die Weiterleitung von Nachrichten und alles, was Aufmerksamkeiterregt, stndige Eigeninformation und die Information anderer Revolutionre dies alles umfat derriesige und schwer durchschaubare Komplex der Informationstechnik, der dem Stadtguerillero einen

    entscheidenden Vorteil verschafft.

    V Die Entscheidungsfreudigkeit. Es gengt fr den Stadtguerillero nicht, die berraschung,Schnelligkeit, Gelndekenntnis und Informationen auf seiner Seite zu wissen. Er mu zustzlichEntscheidungsfreude und -fhigkeit besitzen, denn ohne diese sind die anderen Vorteile wertlos. Selbsteine gut geplante Aktion kann nicht durchgefhrt werden, wenn sich der Guerillero unentschlossen,unsicher und wankelmtig verhlt. Auch eine anfnglich erfolgreiche Aktion kann scheitern, wennwhrend der praktischen Durchfhrung pltzlich Entscheidungswille und -fhigkeit ausfallen; istbeides nicht vorhanden, dann wird die entstandene Leere gewhnlich durch Wankelmut und Angstgefllt. Der Feind wird diese Schwche nutzen und uns vernichten.Das Geheimnis der erfolgreichen Aktion, einer leichten oder schwierigen, einfachen oderkomplizierten, besteht darin, da man auf entschlossene Mnner zhlen kann. In der Tat gibt es keine

    leichten Aktionen, denn jede mu mit den gleichen Vorkehrungen durchgefhrt werden, die man beiden schwierigsten trifft, angefangen bei der Wahl der teilnehmenden Personen. Diese mssenentscheidungswillige und fhige Leute sein, die ihre Eigenschaften einmal unter Beweis gestellthaben. Es kann schon vorher gesagt werden, ob eine Aktion erfolgreich sein wird oder ob nicht, wennman in der Vorbereitungszeit die Verhaltensweisen der ausfhrenden Personen beobachtet. Wenn siezu spt kommen, Kontakte verlieren, leicht zu verwirren sind, Dinge vergessen und niedrigsteArbeitsnormen nicht erfllen, handelt es sich mglicherweise um wenig entschlossene Menschen, dieSchaden anrichten knnen. Es ist besser, sie nicht in die Aktion einzubeziehen. Sich entscheiden zuknnen, bedeutet Entschlossenheit, Khnheit und nicht zu erschtternde Standfestigkeit bei derDurchfhrung des vorgesehenen Plans.

    c) Aktionsziele des Stadtguerillero

    In seiner entwickelten Technik sttzt sich der Stadtguerillero bei den Aktionsformen auf den Angriff,der seinerseits im brasilianischen Fall zum Ziel hat:1. das Lebensdreieck des brasilianischen staatlichen Systems und der nordamerikanischen Herrschaftin Brasilien zu erschttern, ein Dreieck, dessen Ecken Rio, Sao Paulo und Belo Horizonte sind unddessen Basis die Achse Rio Sao Paulo ist und in dem sich ein gigantischer industrieller, finanzieller,konomischer, politischer, kultureller, militrisch-polizeilicher Komplex befindet, der die ganzeEntscheidungsmacht des Landes in sich vereinigt;2. das lokale und nationale Sicherheitssystem zu schwchen, indem wir die Gorillas angreifen und siein die Verteidigung drngen, wodurch die Regierung in eine Defensivposition gert und ihre Truppenaus Angst vor einem Angriff auf ihre nervlichen und strategischen Zentren, auf die Verteidigungdieses nationalen Lebenskomplexes konzentrieren mu, ohne jemals zu wissen, woher, wie und wannein solcher Angriff kommen wird;3. von verschiedenen Seiten mit einer groen Zahl von bewaffneten Gruppen anzugreifen, dieuntereinander nur eine lose oder berhaupt keine Verbindung aufweisen mit dem Ziel, die Krfte derRegierung bei der Verfolgung einer fragmentarischen Organisation auseinanderzureien, statt ihr die

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    Mglichkeit zu bieten, ihren Repressionsapparat auf die Zerschlagung einer geschlossenenOrganisation auf nationaler Ebene zu konzentrieren;4. Proben unserer Kampfbereitschaft, Entschlossenheit, Beharrlichkeit, Zielstrebigkeit und Ausdauerim Angriff gegen die Militrdiktatur zu geben, damit alle Unzufriedenen die Mglichkeit sehen,unserem Beispiel folgend die Taktik des Stadtguerillero anzuwenden; die Regierung verliert dadurchZeit und Energien und wird stndig in Atem gehalten, denn sie ist unfhig, die Guerilla-Aktionen inder Stadt zu unterbinden und so gezwungen vor den Banken, Industrieanlagen, Waffenlden,Garnisonen, Gefngnissen, ffentlichen Bros, Radio und Fernsehstationen, nordamerikanischenFirmen, Gaswerken, Raffinerien, Schiffen, Flugzeugen, Hfen, Flughfen, Krankenhusern,Blutbanken, Kaufhusern, Garagen, Botschaften, Wohnungen hoher Persnlichkeiten des Regimesund der Minister und Generle, Polizeistationen sowie anderen Stationen der offiziellen Organe ihreTruppen zu postieren;5. graduell die Aktivitt der Stadtguerilla in einer unablssigen Folge unvorhersehbarer Aktionen so zuverstrken, da die Truppen der Regierung das stdtische Gebiet nicht zur Verfolgung der Guerilla imInnern des Landes verlassen knnen, ohne die Gefahr ungeschtzter Stdte und wachsender Rebellionim Kstengebiet und im Innern auf sich zu nehmen;6. durch einen stndigen Alarmzustand und eine wachsende nervliche Spannung in Erwartung eines

    Angriffs bzw. bei der Suche nach Spuren, die wie Rauch verschwinden, dem Heer und der Polizei,eingeschlossen die Kommandanten und untergeordneten Fhrer, den relativen Komfort und dierelative Ruhe der Garnisonen und Routinefreizeiten nicht genieen zu lassen;7. offene Kmpfe und entscheidende Schlachten mit der Regierung zu vermeiden, indem wir uns aufkurze und schnelle Angriffe beschrnken und dabei blitzartig Erfolge erzielen;8. dem Stadtguerillero eine maximale Bewegungsfreiheit zu verschaffen, ohne da wir dabei jemalsauf die Anwendung bewaffneter Gewalt verzichten, weiter mit Entschlossenheit an der Entfaltung derGuerilla auf dem Land zu arbeiten und sie bei der Bildung eines nationalen Befreiungsheeres zuuntersttzen.

    d) Aktionsformen des StadtguerilleroDamit er die vorher aufgezhlten Ziele erreichen kann, ist der Stadtguerillero gezwungen,

    Aktionsarten unterschiedlichster Natur und mglichst vielseitiger Art anzuwenden. Es ist nicht Sacheder willkrlichen Entscheidung, ob zu dieser oder jener Art der Aktion gegriffen wird. Einige derAktionen sind einfach, andere sind komplizierter. Der unerfahrene Stadtguerillero mu bei Aktionenund Operationen eingesetzt werden, die zunchst einfach sind und dann immer schwieriger werden. Erbeginnt mit kleinen Missionen und Aufgaben und wird nach und nach zu einem erfahrenen undwillkommenen Stadtguerillero.Vor dem Beginn jeder Aktion hat der Stadtguerillero an die Mittel und die Mannschaft zu denken, dieer fr die Durchfhrung bentigt. Operationen und Aktionen, deren Ausfhrung einer technischenVorbereitung bedrfen, knnen niemandem bertragen werden, dem diese Vorbereitung fehlt. Wenndies beachtet wird, knnen wir die folgenden Aktionsarten des Stadtguerillero aufzhlen: berflle;Eindringen in feindliche Objekte; Besetzungen; Hinterhalte; Straentaktiken; Streiks undArbeitsunterbrechungen; Desertionen, Waffenumleitung, Fang und Enteignung von Waffen, Munition

    und Explosivwaffen; Befreiung von Gefangenen; Hinrichtungen; Entfhrungen; Sabotage;Terrorismus; bewaffnete Propaganda; Nervenkrieg.

    berflle. Der berfall ist ein bewaffneter Angriff mit dem Ziel, Mittel zu enteignen, Gefangene zubefreien, Explosivwaffen, Maschinengewehre und andere Waffen und Munition zu erbeuten. berflleknnen am hellichten Tag und in der Nacht durchgefhrt werden; am Tage jene, deren Ziel zu anderenZeitpunkten nicht erreicht werden kann, wie z. B. bei Geldtransporten der Banken, die nachts nichtstattfinden. Nachtberflle knnen bei anderen Objekten fr den Stadtguerillero vorteilhafter sein. Derberfall bei Nacht ist ideal, da das berraschungsmoment strker zur Wirkung kommt und dieDunkelheit bei der Flucht und der Tarnung hilft. Der Stadtguerillero mu dennoch darauf vorbereitetsein, in jeder Situation bei Tag und bei Nacht zu handeln. Bei folgenden Objekten fhren berflle amehesten zum Erfolg: Kreditinstitute; Handels- und Industrieunternehmen, einschlielich der Waffenund Sprengstofflager; Militranlagen; Polizeistationen; Gefngnisse; Regierungsgebude; Anlagen derMassenkommunikationsmittel; nordamerikanische Firmen und ihr Eigentum; Fahrzeuge der

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    Regierung, des Militrs, der Polizei und zwar auch Lastwagen, gepanzerte Fahrzeuge, Geldtransporte,Zge, Schiffe und Flugzeuge.berflle auf Gebude sind immer gleicher Natur, da wir uns vor Anlagen befinden, die festeAngriffsziele bieten. Solche berflle werden als Guerilla-Operationen geplant und denErfordernissen entsprechend vorbereitet, je nachdem, ob es sich um Banken, Handelshuser,Industrieanlagen usw. handelt. berflle auf Fahrzeuge, Zge, Schiffe, Flugzeuge sind wegen derbeweglichen Ziele anderer Natur. Die Natur der Operation hat sich der jeweiligen Situation undGegebenheit anzupassen, d.h. je nachdem, ob der berfall einem fahrenden oder einem stationrenObjekt gilt. Gepanzerte Fahrzeuge, auch die des Militrs, sind durch Minen verwundbar. Hindernisseauf den Wegen, Hinterhalte, Fallen, Aufhalten durch andere Fahrzeuge, Molotowcocktails, Einsatzschwerer Waffen all das sind wirksame Mittel bei berfllen auf Fahrzeuge, schwere Fahrzeuge,Flugzeuge am Boden und Schiffe vor Anker knnen bernommen werden, die Besatzung und dieWachen berrumpelt werden. Flugzeuge in der Luft knnen zur Kursnderung gezwungen werden,sowohl durch Gruppen- als auch durch Einzelaktionen. Schiff und Zge in Fahrt knnen Gegenstandvon Guerilla-Operationen werden, um uns der Waffen und der Munition zu bemchtigen oder denTransport von Truppen zu verhindern.

    Der Bankberfall, populrste Art des berfalls. Bankberflle sind zu der populrsten Art vonberfllen geworden. In Brasilien hat die Stadtguerilla damit begonnen, den Bankberfllen als einerihrer Operationen organisierten Charakter zu verleihen. Diese berfallart wird heute weitestgehendbenutzt und dient dem Stadtguerillero als eine Art Vorexamen, in dem die Technik desrevolutionren Krieges erlernt werden kann. Die Technik des Bankberfalles hat inzwischenbedeutende Verbesserungen erfahren, durch die Flucht, Erbeutung des Geldes und unerkanntesEntkommen garantiert werden. Dazu hat insbesondere beigetragen die Zerstrung der Fahrzeugreifen,um die Verfolgung zu verhindern; die Personen einzusperren oder sie zu zwingen, sich auf den Bodenzu setzen; die Bankwachen zu fesseln und zu entwaffnen, sie zu zwingen, Geldkassetten undPanzerschrnke zu ffnen; die Benutzung von Verkleidungen auf unserer Seite.Versuche, Alarmanlagen in den Banken zu installieren, sie mit Wachen und nordamerikanischenelektronischen Gerten auszursten, fhren zu keinem Erfolg, wenn es ein politischer berfall ist und

    dieser entsprechend der Taktik des Stadtguerillero ausgefhrt wird. Dieser versucht mit neuen Mittelndie technischen Verbesserungen des Feindes aufzuheben und ihnen, zu begegnen. Diese Technikwendet eine tglich wachsende, arglistiger werdende und mehr wagende Feuerkraft an und setztjedesmal eine grere Anzahl von Revolutionren ein. Dadurch wird der Erfolg von bis ins kleinsteDetail geplanten Aktionen gesichert.Der Bankberfall ist eine typische Enteignungsaktion, bei der wie bei jeder Enteignungsaktion derRevolutionr mit einer doppelten Konkurrenz zu rechnen hat:1. die des Marginale;2. die des rechten Konterrevolutionrs.

    Diese Konkurrenz ist ein Faktor, der das Volk verunsichert. Um dies zu verhindern, mu derStadtguerillero zwei Dinge beachten:

    1. Er mu auf die Technik der Marginales verzichten, d.h. er darf nicht unntige Gewalt anwendenund die Gter und Sachen des Volkes nicht antasten.2. Der berfall mu schon whrend der Ausfhrung als Mittel der Propaganda genutzt werden, undzwar durch das Verteilen von Flugblttern, die ber Ziele und Zwecke der Aktionen desStadtguerillero und den Sinn der Enteignung aufklren.

    Eindringen in feindliche Objekte(Invasionen). Die Invasion ist eine Art von schnellem Angriff aufAnlagen in Vororten und auch im Stadtzentrum, auf kleinere militrische Stationen, Polizeistationen,usw. mit dem Ziel, Schaden anzurichten, Waffen zu erbeuten, den Feind zu terrorisieren odergefangene und unter Polizeiaufsicht stehende Personen zu befreien. Diese Aktion wird auch mit demZiel durchgefhrt, in Garagen und Depots Fahrzeuge und Anlagen zu zerstren, vorwiegend die dernordamerikanischen Firmen. Sie ist ebenso auf Autobahnen und Landstraen in entfernten Gebietensinnvoller um den Feind zu kostspieligen Bewegungen, zu zwingen, die fr ihn vllig nutzlos sind, daer dort niemanden mehr finden wird, den er bekmpfen knnte. Wird sie gegen bestimmteWohnungen, Archive und ffentliche Bros angewendet, so dient sie der Entwendung geheimer

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    Dokumente und Papiere zur Aufdeckung von Betrgereien, Abmachungen und Korruption derRegierungsbeamten sowie dazu, ihre schmutzigen Geschfte und kriminellen Transaktionen mitNordamerikanern nachweisen zu knnen. Erfolgversprechend ist ein Eindringen in feindliche Objektebei Nacht.

    Besetzungen. Besetzungen werden als Angriffsart von den Stadtguerilleros durchgefhrt undangewandt, um bestimmte Anlagen und Orte zur Durchfhrung einer Propagandaaktion in die Hand zubekommen. Dem Feind wird dabei nur fr die Zeit der Besetzung Widerstand geleistet. Fabriken undSchulen werden bei den Streiks und in anderen Situationen besetzt, um zu protestieren oder dieAufmerksamkeit des Feindes von anderen Aktionen abzulenken. Rundfunkstationen werden zumZwecke der Propaganda besetzt. Die Besetzung hat als Aktion groe Bedeutung; damit aber in unserenReihen keine persnlichen und materiellen Verluste auftreten, ist stets eine Rckzugsmglichkeitoffenzuhalten, die entsprechend zu planen und im gegebenen Augenblick durchzufhren ist.Besetzungen haben immer nur vorbergehenden Charakter. je berraschender sie erfolgen, destobesser sind sie.

    Hinterhalte. Beim Hinterhalt, einem typischen berraschungsangriff, wird der Feind, whrend er eine

    Landstrae berquert, bei einer Polizeirazzia oder beim Umzingeln eines Hauses oder eines grerenGrundstcks berfallen. Der Feind kann mittels einer falschen Nachricht in eine Falle gelockt werdenund so in den Hinterhalt geraten.Sein wichtigstes Ziel ist die Erbeutung von Waffen und die Vernichtung des Feindes, doch knnen ineinem organisierten Hinterhalt auch Personenzge zu Zwecken der Propaganda angehalten werden;handelt es sich aber um einen Truppentransportzug, so sind die Truppen zu vernichten und ihreWaffen zu erbeuten. Der zum Heckenschtzen ausgebildete Stadtguerillero ist fr diese Kampfartbesonders geeignet, da er sich in den Gelndeunebenheiten, auf Dchern, Baugelnde und inZimmerfluchten leicht verstecken und von dort das ausgesuchte Zielobjekt sicher treffen kann. ImHinterhalt werden dem Feind schwere Schden zugefgt, er wird entnervt, verunsichert undverngstigt.

    Straenkmpfe. Straenkmpfe werden angewandt, um die Massen mit in den Kampf einzubeziehen.1968 haben brasilianische Studenten solche Taktiken hervorragend gegen Truppen und Polizeieingesetzt, z. B. als die Demonstranten entgegengesetzt der Verkehrsrichtung liefen und gegen dieKavallerie Schleudern und Murmeln als Waffen benutzten. Andere Straentaktiken bestanden darin,Barrikaden zu bauen, Pflastersteine aus der Strae zu reien und mit ihnen die Polizei zu bewerfen,Gegenstnde wie Flaschen, Ziegelsteine, Mlleimer und hnliche Projektile aus Fenstern vonGebuden und Bros auf die Polizei zu werfen. Im Bau befindliche Gebude knnen fr die Flucht, alsVersteck, Nachschubbasis fr Wurfmaterial und Sttzpunkt fr berraschungsangriffe benutztwerden.Wir mssen den Taktiken des Feindes antworten knnen. Schtzt die Polizei sich mit Schildern gegenWurfgeschosse, dann mssen wir in zwei Gruppen, eine von vorn und eine von hinten, angreifen. Tritteine von beiden dann in Aktion, hat sich die andere zurckzuziehen, damit sie nicht selbst getroffen

    wird. Ebenso wichtig ist es, der Einkesselung durch die Polizei zu begegnen. Sind einige Polizistenbeauftragt, in die Menge einzudringen, um Demonstranten zu verhaften, mssen sie von einergreren Gruppe Stadtguerilleros umzingelt, entwaffnet und bestraft werden; gleichzeitig erhlt der zuVerhaftende Zeit zur Flucht. Diese Operation der Stadtguerilleros nennen wir, Umzingelung innerhalbder Umzingelung.Wenn die Polizei Lehranstalten, Fabriken, Versammlungsorte und andere Punkte umstellt, darf sichder Guerillero nicht berraschen lassen und sich nicht ergeben. Der Feind ist hierbei daraufangewiesen, Polizisten in Privatfahrzeugen zu transportieren und strategisch wichtige Punkteeinzunehmen, um in das Gebude oder in das Versammlungslokal einzudringen. Ein Stadtguerillerodarf aber niemals ein Gebude oder Lokal betreten oder sich dort mit anderen treffen, ohne vorher zuwissen, wie der Fluchtweg aussieht, wie der Umzingelung zu entkommen ist, welche strategischwichtigen Punkte von der Polizei besetzt werden knnen, und welche Wege unweigerlich in einerUmzingelung enden; er mu andere strategisch wichtige Punkte besetzen knnen, von denen aus erden Feind schlagen kann. Wege und Parkpltze, die von der Polizei benutzt werden mssen, sind zuverminen, damit die Fahrzeuge in die Luft gesprengt werden. Den Polizisten mssen verlustreiche

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    Fallen gestellt werden, in denen sie Opfer eines Hinterhalts werden. Die Einkreisung mu durchFluchtwege umgangen werden knnen, die der Polizei unbekannt sind. Die alles umfassende Planungdes Rckzuges ist die beste Garantie, um Einkreisungsversuche des Feindes zu verhindern. An Orten,die nicht den Bedingungen des Fluchtplanes entsprechen, mssen Versammlungen undZusammenknfte vermieden werden, da der vom Feind versuchten Umzingelung vielleicht nicht zuentkommen ist.Bei diesen Straentaktiken hat sich der Typ des neuen Stadtguerillero herausgebildet, der anMassendemonstrationen teilnimmt, und ihn nennen wir den demonstrierenden Stadtguerillero. Ernimmt an Mrschen und anderen Demonstrationsarten des Volkes mit spezifischen und genaudefinierten Aufgaben teil. Diese bestehen darin, Steine und andere Projektile zu werfen, mit BenzinFeuer zu legen, auf Polizisten zu schieen und ihre Waffen zu erbeuten, Agenten des Feindes undProvokateure zu entfhren, daneben mit absoluter Treffsicherheit auf Hscher, Folterknechte undPolizeichefs, die, um nicht erkannt zu werden, in Privatwagen mit falschen Nummern fahren, zuschieen. Er hat weiter die Taktik der Umzingelung in der Umzingelung anzuwenden, Regierungs-und Polizeifahrzeuge nach Waffen und Geld zu durchsuchen und solche Dinge sich anzueignen, dieFahrzeuge umzustrzen und anzuznden.Heckenschtzen ben in Zusammenarbeit mit den demonstrierenden Stadtguerilleros eine wichtige

    Funktion aus. An strategisch wichtigen Punkten versteckt, setzen sie den Feind mit Jagd undMaschinengewehren usw. auer Gefecht.

    Streiks und Arbeitsunterbrechungen. Der Streik als Aktionsform wird vom Stadtguerillero in Fabrikenund Lehranstalten angewandt, um durch Arbeits- und Studienunterbrechungen den Feind zuschdigen. Der Streik ist eine der gefrchtetsten Waffen der Ausgebeuteten und Unterdrckten unddaher wendet der Feind gegen sie eine groe Feuerkraft und abscheuliche Gewalttaten an. Streikendewerden in Gefngnisse gesteckt, brutal mihandelt und oftmals ermordet. Ein Streik ist daher sovorzubereiten, da niemals Spuren die Fhrer dieser Aktion verraten knnen. Er ist dann amerfolgreichsten, wenn er ber kleine Gruppen organisiert wird, die darauf achten, ihn geheim und mitgrter Vorsicht vorzubereiten.Waffen, Munition, Molotowcocktails, Eigenbauwaffen das alles mu vorhanden sein, bevor dem

    Feind entgegengetreten werden kann. Eine gleichzeitig durchgefhrte, gut geplante Sabotage-Aktionrichtet berall groen Schaden an, der dem Feind aber auch schon durch kurze Arbeits- undStudienunterbrechung zugefgt wird. Dabei gengt es, an verschiedenen Orten gleichzeitigaufzutreten, das tgliche Leben zu stren und nach Guerillataktik stndig die Standorte zu wechseln.Bei Streiks und einfachen Arbeitsunterbrechungen kann der Stadtguerillero Lokale besetzen oder insie eindringen. Dabei kann er Geiseln fangen und feindliche Agenten entfhren, die gegen verhafteteStreikende ausgetauscht werden knnen. Streiks und Arbeitsunterbrechungen dienen auch derVorbereitung von Fallen und Hinterhalten, in denen Polizisten physisch beseitigt werden, die wegenihrer grausamen Foltermethoden bekannt sind. Wichtig ist, da dem Feind materielle und moralischeSchden zugefgt werden und er sich dadurch abnutzt.

    Desertion, Waffenumleitung, Erbeutung von Waffen, Munition und Sprengstoffen. Desertion und

    Waffenumleitung werden gegenwrtig in Kasernen, Militrkrankenhusern, auf Schiffen usw.praktisch durchgefhrt. Ein Stadtguerillero, der gleichzeitig Militrangehriger ist, mu im geeignetenAugenblick desertieren und dabei moderne Waffen und Munition mitnehmen, die der brasilianischenRevolution zur Verfgung gestellt werden. Ein solcher Augenblick ist gegeben, wenn er einenGuerillakameraden verfolgen und bekmpfen soll. Statt den Befehlen der Gorillas zu folgen, schlieter sich den Revolutionren an und bergibt ihnen die in den Kasernen vorgefundenen Waffen undMunition. Diese Methode hat den Vorteil, da die Revolutionre Waffen und Munition von Heer,Marine, Luftwaffe, Militrpolizei oder Zivilpolizei in die Hnde bekommen und das noch mit denTransportmitteln der Regierung.Der Guerillero mu stets auf alle mglichen Situationen in den Kasernen gefat sein. Im Falle vonNachlssigkeit der Befehlsstbe, von brokratischem und lssigem Dienst seitens des untergeordnetenund inneren Personals mu der Militrguerillero sofort die Organisation in Kenntnis setzen und alleinoder begleitet desertieren. Dabei hat er alles mitzunehmen, was ihm in die Hnde fllt. Auf Grund derInformation und Teilnahme durch den Militrguerillero kann zwecks Waffenerbeutung in Kasernenund militrische Anlagen eingedrungen werden. Wenn bei der Desertion keine Mglichkeit vorhanden

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    ist, Waffen und Munition mitzunehmen, mu er durch Sabotage Waffen und Munitionslager anzndenund zur Explosion bringen. Diese Technik der Desertion unter Mitnahme von Waffen und Munition,das Eindringen und die Sabotage in Kasernen ist eine wirksame Methode, um die Gorillas zuverwirren, zu demoralisieren und in Verzweiflung zu bringen.Der Waffenfang wird vom Stadtguerillero durchgefhrt, um sich der Waffen zu bemchtigen, die vomFeind individuell mitgefhrt werden. Sie sind meist im Besitz von Wachen und Personen mithnlichen Aufgaben und werden durch Gewaltanwendung, eine Arglist oder eine Falle erbeutet. Nachder Entwaffnung ist der Feind immer grndlich nach weiteren Waffen zu durchsuchen, sonst wendet ereine nicht gefundene Waffe gegen den Stadtguerillero an. Die Methode des Waffenfangs ermglichtes, uns die wichtigste Waffe der Stadtguerilla, das Maschinengewehr, anzueignen. Die Ausbeutekleinerer Aktionen kann fr den persnlichen Gebrauch, die Bewaffnung und Versorgung derFeuergruppen verwandt werden.Wegen der unbedingten Notwendigkeit, den Stadtguerillero zu bewaffnen, sind wir gezwungen,einzelne Waffen zu kaufen oder bei Aktionen zu erbeuten. Unsere Kraft basiert auf unsererEntschlossenheit und Khnheit und wird durch den Waffenbesitz multipliziert. Bei Bankberfllenmssen die Waffen der Wachen, die aus den Panzerschrnken und die des Kassierers oderBankdirektors mitgenommen werden. Um weitere Waffen zu erhalten, knnen wir auf die Taktik des

    Hinterhalts, in den Polizisten mit ihren Fahrzeugen gelockt werden, zurckgreifen, sowie inPolizeistationen eindringen. Der Militrguerillero kann Waffen, Munition und Sprengstoff enteignen,indem er Waffengeschfte, Industrien und Waffenfabriken berfllt.

    Die Befreiung verhafteter Stadtguerilleros. Verhaftete Stadtguerilleros werden durch eine bewaffneteAktion befreit. Die Gefahr einer Verhaftung und Verurteilung zu vielen Jahren Zuchthaus ist beimtglichen Kampf gegen den Feind vorhanden. Das Gefngnis beendet aber nicht den revolutionrenKampf des Guerillero, er bereichert seine Erfahrung, die er auch in seinem Kerker anwendet. Derverhaftete Stadtguerillero betrachtet das Gefngnis als ein Gelnde, das er zwecks einer befreiendenGuerillaoperation genau kennen mu. Auf keiner Insel und in keiner Stadt gibt es ein Gefngnis, dasnicht mit Khnheit, Arglist und Feuerkraft der Revolutionre eingenommen werden knnte. Fr denfreien Stadtguerillero ist das feindliche Zuchthaus ein Terrain, in dem unvermeidlich bewaffnete

    Aktionen durchgefhrt werden mssen. Die Aktion der Gefangenenbefreiung ist gekennzeichnet durchdie Kombination freier Stadtguerillero, und verhafteter Stadtguerillero,. Zur Befreiung knnen diefolgenden Guerillaoperationen durchgefhrt werden:1. Aufstnde in den Zuchthausanstalten der sogenannten Rehabilitierungskolonien und -inseln sowiean Bord der Gefangenentransporte;2. berflle auf Stadt und Landgefngnisse, Polizeistationen, Gefangenenlager und andereZuchthuser, in denen sich die Gefangenen vorbergehend oder stndig aufhalten;3. berflle auf Zge und andere Fahrzeuge, die dem Gefangenentransport dienen;4. Eindringen in Gebude, in denen man Gefangene festhlt;5. Hinterhalte auf dem Weg der Gefangenentransporte.

    Die Hinrichtung. Durch die Hinrichtung werden nordamerikanische Spione, Agenten der Diktatur,

    Polizisten, die wegen ihrer Foltermethoden bekannt sind, faschistische Persnlichkeiten derRegierung, die Patrioten verfolgt und ermordet haben oder daran beteiligt waren, Verrter,Polizeiinformanten und Provokateure gettet. Alle, die aus eigenem Antrieb bei der Polizei Guerillerosanzeigen, denunzieren oder Hinweise geben, die zur Erkennung von Guerilleros fhren, mssen vomStadtguerillero hingerichtet werden, sobald sie in seinen Hnden sind. An der immer geheimen Aktioneiner Hinrichtung nehmen nur die unbedingt notwendigen Stadtguerilleros teil. Oft gengt ein einzigerHeckenschtze, der einsam und unbekannt, aber geduldig und kaltbltig im Untergrund wartet undhandelt.

    Die Entfhrung. Bei der Entfhrung werden Polizeiagenten, nordamerikanische Spione, politischePersnlichkeiten und notorische und gefhrliche Feinde der revolutionren Bewegunggefangengenommen, an einen geheimen Ort gebracht und bewacht. Ziel ist, sie gegen gefangenerevolutionre Kameraden auszutauschen oder deren Folterungen in den Kerkern der Militrdiktatur einEnde zu setzen.

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    Die Entfhrung bekannter, aber unpolitischer Persnlichkeiten des ffentlichen Lebens, des Sportsund anderer Berufe kann der Propaganda fr die patriotischen und revolutionren Ziele desStadtguerillero dienen, jedoch hat sie unter besonderen Umstnden zu erfolgen und mu vom Volkbegriffen und verstanden und gut aufgenommen werden. Die Entfhrung von Nordamerikanern, diehier wohnen oder sich zu Besuch aufhalten, stellt einen Protest gegen das imperialistische Eindringenund Beherrschen unseres Landes durch die Vereinigten Staaten dar.

    Die Sabotage. Die Sabotage hat einen zerstrenden Charakter und kann von wenigen Personen,manchmal von einer einzigen, durchgefhrt werden. Die erste Phase beim bergang zur Sabotage istdie isolierte Sabotage, der die Phase der verallgemeinerten, vom Volk ausgefhrten Sabotage folgt.Soll sie erfolgreich sein, so erfordert sie ein genaues Studium, eine detaillierte Planung und eine sehrsorgfltige Ausfhrung. Charakteristische Formen der Sabotage sind Dynamitexplosionen, Brnde undVerminungen. Etwas Sand im Getriebe, kleine Lecks im Kraftstofftank, falsche lung, entfernteSchrauben, Kurzschlsse, Holz und Eisenstcke knnen nicht zu reparierende Schden anrichten.Durch die Sabotage werden lebenswichtige Anlagen des Feindes beschdigt, zerstrt und unbrauchbargemacht. Zielobjekte knnen sein:

    l. die Wirtschaft des Landes;2. die landwirtschaftliche oder industrielle Produktion;3. das Transport und Kommunikationssystem;4. das Militr und Polizeisystem einschlielich der Anlagen und Lager;5. das Unterdrckungssystem von Militr und Polizei;6. Unternehmen und Besitz der Nordamerikaner, die sich im Land befinden. Der Stadtguerillero mudie Wirtschaft des Landes vor allem unter dem finanziellen Aspekt schdigen, dabei u.a. das innereund uere Handelsnetz, Banksystem, das Devisengeschft, die Steuereinnahme.Leichte Sabotageobjekte sind ffentliche Bros, Dienstleistungsbetriebe und Lager der Regierung.Wenn der Guerillero gut ber die lokale Situation informiert ist, kann die landwirtschaftliche undindustrielle Produktion vor seinen Sabotageaktionen nicht geschtzt werden. Stadtguerilleros erfllenals Industriearbeiter hervorragend die Bedingungen der Sabotage. Sie sind es, die im Gegensatz zu

    einem nicht Eingeweihten genau wissen, welche Industrieanlagen, Maschinen und Maschinenteile zuzerstren sind, um einen ganzen Wirtschaftszweig lahmzulegen. Das Transport- undKommunikationssystem des Feindes ist, angefangen beim Eisenbahnnetz, systematisch zu sabotieren.Doch drfen dabei keine Passagiere gettet werden, vor allem nicht bei den Stadt und den Landzgen.Die groen Sabotageziele sind Lastwagen und das brige fahrende und stehende Material, umMilitrtransporte zu verhindern. Dazu knnen Schienen und Schwellen beschdigt oder entferntwerden; durch Explosionen verschttete Tunneleingnge der Eisenbahn sowie durch entgleiste Wagenblockierte Tunnel verursachen groe Schden. Durch die Entgleisung eines Zuges, der Kraftstofftransportiert, wird der Feind an einer wunden Stelle getroffen. Das gleiche erreicht man mitgesprengten Brcken. Wegen Gre und Gewicht des rollenden Materials dauert dieWiederherstellung Monate. Landstraen knnen mit umgestrzten Bumen, quergestelltenFahrzeugen, Grben, durch Explosionen gelockerte Sockel und zerstrte Brcken blockiert werden.

    Flugzeuge knnen auf dem Boden durch Sabotage, zerstrt werden. Telefonleitungen knnensystematisch durch Umlegen der Stangen und Beschdigen der Kabel unbrauchbar gemacht werden.Transport- und Kommunikationsmittel mssen von jetzt an sabotiert werden, denn der revolutionreKampf hat in Brasilien schon begonnen, und der Feind mu daran gehindert werden, Truppen, Waffenund Munition frei zu bewegen.lleitungen, Kraftstofftanks, Bomben und Munitionslager, Pulvermagazine und Arsenale, Kasernenund Polizeistationen mssen zu den beispielgebenden Sabotageobjekten werden; Fahrzeuge derPolizei und des Militrs, vor allem Lastwagen, mssen berall dort, wo sie gefunden werden, zerstrtwerden. Die polizeilichen und militrischen Unterdrckungszentren sowie deren spezifische Organesind vom sabotierenden Stadtguerillero genau und sehr aufmerksam zu beobachten. Unternehmen undBesitztmer der Nordamerikaner mssen mit einer Aktivitt sabotiert werden, die die Aktionen gegendie anderen lebenswichtigen Punkte des Feindes bei weitem bertrifft.

    Der Terrorismus. Bei der Ausbung des Terrorismus werden Bomben und andere Sprengkrper dortzur Zndung gebracht, wo ihre Wirkung nicht mehr gutzumachende Schden anrichtet. Der

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    Terrorismus erfordert vom Stadtguerillero theoretische und praktische Vorkenntnisse bei derHerstellung von Sprengkrpern. Obwohl er scheinbar leicht durchzufahren ist, unterscheidet er sichnicht von den brigen Aktionen, deren Erfolg von der genauen Planung abhngt. Whrend der Aktionmu sich der Stadtguerillero auerordentlich kaltbltig, ruhig und entschlossen verhalten: Wird derTerrorismus zunchst mit Bomben und Explosionen in Verbindung gebracht, so kann dennoch auchdie Hinrichtung und die Brandstiftung in Anlagen, Besitz und Lagern der nordamerikanischen Firmenusw. eine seiner Formen sein. Die Wichtigkeit von Brnden, der Herstellung von Brandbomben undder Benutzung von Kraftstoff fr die revolutionre Technik des Terrorismus mu betont werden. Einweiterer wichtiger Punkt sind Plnderungen, zu denen der Stadtguerillero die durch die Gewinnsuchtder groen Firmen verarmten und in Not geratenen Massen verleiten kann.Auf den Terrorismus als Waffe kann der Revolutionr niemals verzichten.Die bewaffnete Propaganda. jede einzelne und die Gesamtheit der bewaffneten Aktionen desStadtguerillero sind Formen der bewaffneten Propaganda. Die Berichterstattung ber die mit genaufestgelegten Zielen durchgefhrten Aktionen in den Massenkommunikationsmitteln wird unweigerlichzur Propaganda, wie auch Bankberflle, Hinterhalte und, Desertionen, Waffenumleitungen,Gefangenenbefreiung, Hinrichtungen, Entfhrungen, Sabotage, Terrorismus und der Nervenkrieg.Flugzeugentfhrung und berfallene und unter Kontrolle gebrachte Schiffe knnen manchmal reine

    Propagandaaktionen der Revolutionre sein.Dennoch kann der Stadtguerillero nicht auf eine Untergrunddruckerei, Vervielfltigungsmaschinenund hnliches zur Herstellung von kleinen Untergrundzeitungen, Pamphleten, Flugblttern undanderem Propagandamaterial gegen die Diktatur verzichten.Der als Drucker arbeitende Stadtguerillero erleichtert in erheblichem Mae die Einbeziehung vonTeilen des Volkes in den revolutionren Kampf, die nicht als revolutionren Einzelkmpfer ihr Lebenaufs Spiel setzen, dennoch aber in der revolutionren Propaganda stndig mitarbeiten wollen.Dem Erfindungsgeist des Stadtguerillero ist die Entwicklung von Katapulten, Mrsern und anderenGerten berlassen, mit denen das Propagandamaterial an bestimmte Orte geschleudert werden kann.Andere Formen der Propaganda sind Tonbandaufnahmen, Besetzung von Radiostationen undLautsprecherzentralen, Bemalen von Hauswnden und anderen, kaum zu erreichenden Flchen. IhreAnwendung verlangt den Charakter einer bewaffneten Aktion. Mit Briefen, die an bestimmte

    Anschriften gerichtet sind und die Ziele der bewaffneten Aktionen erklren, kann auf bestimmteBevlkerungsgruppen Einflu genommen werden. Unsere Anstrengungen knnen jedoch nichterreichen, da durch Propaganda fr die Aktionen der Stadtguerilleros die Untersttzung allergewonnen werden kann. Es gengt, durch die Popularisierung der folgenden Losung die Untersttzungeines Teils zu gewinnen: Wer nichts zugunsten der Revolutionre unternehmen will, soll nicht gegensie arbeiten.

    Der Nervenkrieg. Der Nervenkrieg oder psychologische Krieg ist eine aggressive Technik, bei derdurch die Massenkommunikationsmittel und mndlich weitergegebene Nachrichten die Regierungdemoralisiert werden soll. Beim psychologischen Krieg ist die Regierung von vornherein im Nachteil.Sie bt bei den Massenkommunikationsmitteln die Zensur aus und befindet sich in der Defensive,wenn sie verhindern will, da eine fr sie schdliche Nachricht die Zensur umgehen will. Diese

    Defensive lt sie verzweifeln und widersprchlich werden. Sie verliert Ansehen, Zeit und Energienbei der entnervenden Kontrolle, die jederzeit durchbrochen werden kann. Ziel des Nervenkrieg es istes durch Lgen ber Behrden flsche Informationen zu geben. Wenn dies die ganze Bevlkerung tut,wird in der Regierung ein nervser Zustand der Diskreditierung, der Unsicherheit, der Ungewiheitund der Beunruhigung geschaffen.

    Der Stadtguerillero kann im Nervenkrieg auf die folgenden Mittel zurckgreifen:1. ber Telefon und Post an Polizei und Regierung falsche Hinweise ber die Stadtguerilla geben,einschlielich der Bomben und Terrordrohungen an ffentliche Bros und Lokale, Entfhrungs- undMorddrohungen usw. indem die Behrden diesen falschen Informationen Glauben schenken, werdensie abgenutzt;2. falsche Plne in die Hnde der Polizei kommen lassen, um sie abzulenken;3. durch Verbreitung von Gerchten innerhalb der Regierung Unruhe auslsen;

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    4. durch die verschiedensten Mittel die Irrtmer, Entgleisungen und Korruptionen der Regierungausbeuten, um sie zu zwingen, durch Selbstdarstellungen und Berichtigungen in denMassenkommunikationsmitteln sich selbst zu demaskieren;5. bei auslndischen Botschaften, der UNO, dem apostolischen Nuntius (diplomatische Vertretung desVatikan, Anm. d. Hrsg.), den internationalen Menschenrechts- und PressefreiheitskommissionenAnklage erheben gegen jeden tatschlichen Gewaltakt und jede Verletzung internationaler Rechte,dabei klarstellen, da der revolutionre Krieg fortschreiten und vor keinem Feind des Volkeshaltmachen wird.

    e) Wie Aktionen durchzufhren sindDer Stadtguerillero, der seine Ausbildung durchlaufen hat und nun zum Handeln bergeht, mu beider Aktion der Durchfhrungsmethode groe Aufmerksamkeit widmen, ihm darf bei ihr kein Fehlerunterlaufen. jede Nachlssigkeit bei der Erlernung und Anwendung der Methode bedeutet ein sicheresUnheil, wie die tgliche Erfahrung zeigt. Die Marginales machen wegen der von ihnen angewandtenMethode oft Fehler; der Stadtguerillero mu sich daher stets bemhen, die revolutionre Technik undnicht die der Banditen anzuwenden. Es hat niemand den Namen Stadtguerillero verdient, der dierevolutionre Handlungsmethode nicht kennt oder darauf verzichtet, sie bei der Planung und

    Ausfhrung der Aktion genau zu beachten. Den Riesen erkennt man an seinen Fingern. Gleichesknnen wir vom Stadtguerillero sagen, den man von weitem durch die korrekte Anwendung derMethode und die Zuverlssigkeit seiner Mittel erkennen kann. Die revolutionre Vorgehensweise beider Aktion verlangt zwangslufig die obligatorische Aneignung und Anwendung der folgendenElemente: Nachforschungen und Information; Beobachtung und Wachsamkeit; Durchsuchung undAufklrung des Gebietes; Studium und Probemessung des geplanten Zeitablaufes; Planung;Motorisierung; Auswahl und notfalls Ablsung des Personals; Auswahl der Feuerkraft; Studium undbung der Ausfhrung; Anbung; Deckung; Rckzug; Zerstreuung; Befreiung; Beseitigung vonSpuren; Rettung der Verwundeten.

    Einige Bemerkungen ber die MethodeWenn Aktionen nicht auf Grund von Informationen erfolgen, so knnen Beobachtungen,

    Nachforschungen und Nachrichten von beobachtenden Leuten die Grundlage sein. Auch dieseMethode zeigt gute Ergebnisse. In allen Fllen ist es notwendig, die Objekte sorgfltig zu berwachen,auch dann, wenn schon eindeutig Informationen vorliegen die dann berprft werden knnen.Aufklrung und Erforschung des Gelndes, Studium und Aufstellung von Zeitplnen sind sehrwichtig, ohne sie wrde man gleichsam einen Sprung in die Dunkelheit riskieren. Im allgemeinen wirddie Bedeutung der Motorisierung fr die Durchfhrung von Aktionen unterschtzt und oft leichtsinnigan den Schlu der Vorbereitungen gestellt. Die Motorisierung mu ernsthaft bedacht und lange vorBeginn der Aktion gesichert werden; sie erfordert eine rigorose Planung, und dies beginnt bereits mitden ersten Beobachtungen und berwachungen, damit sie mit Sorgfalt und Vorsicht durchgefhrtwerden kann. Das Verbergen, Reparieren, berprfen und Umfrisieren der enteigneten Fahrzeuge sindwesentliche Bestandteile der Motorisierung. Gelingt sie nicht planmig, dann ist damit die wichtigsteAktion gefhrdet, was schwerwiegende materielle und moralische Konsequenzen fr den

    Stadtguerillero nach sich zieht. Bei der Auswahl des Personals ist sorgfltig darauf zu achten, daUnentschlossene und Schwankende nicht eingesetzt werden, denn ihr Verhalten knnte sich auf dieanderen Teilnehmer bertragen.Der Rckzug ist mindestens ebenso wichtig wie die Operation an sich. Das geht sogar so weit, da erauch fr einen mglichen Fehlschlag geplant werden mu. Dabei ist zu verhindern, daRettungsaktionen oder das Umsteigen auf bestimmte Fahrzeuge durch die Mitnahme von Kindern oderaufflligen Dingen erschwert werden empfiehlt sich, Umsteigeaktionen mit grterSelbstverstndlichkeit durchzufhren, und zwar an Stellen, an denen das Gelnde schwer eingesehenund durch sehr schmale Engpsse das Begegnen mit anderen Fahrzeugen vermieden werden kann.Spurenbeseitigung ist eine zwangslufige Notwendigkeit; dabei sind vor allem Fingerabdrcke undandere fr den Feind wichtige Hinweise zu beseitigen. Mangelhafte Spurenbeseitigung ruft in unserenReihen Nervositt hervor und ist oft vom Feind ausgenutzt worden.

    Die Rettung der Verwundeten

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    sucht hartnckig, uns zu entdecken und uns niederzuschlagen, da unsere groe Waffe gegen ihn darinbesteht, da wir uns vor ihm verstecken und ihn berraschend angreifen.Besonders rgerlich ist es, wenn ein Stadtguerillero sich aus mangelnder Vorsicht selbst verrt odersich durch f