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CFK – WERKSTOFF DER ZUKUNFT 2004 – 2014 ZEHN JAHRE CFK VALLEY STADE – EINE ERFOLGSGESCHICHTE

CFK – WERKSTOFF DER ZUKUNFT...Die Branche, die als erste im großen Stil mit den carbonfa - serverstärkten Kunststoffen in der Produktion gearbeitet hat, ist die Flugzeugindustrie,

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HERAUSGEBER: CFK-Valley Stade e.V., Geschäftsstelle: Ottenbecker Damm 12, 21684 Stade

TITEL, SATZ UND GESTALTUNG: digiscreen, Herwig Baak, Stade

DRUCK: creaktiv print + more

GESAMTHERSTELLUNG/VERLAG: © 2014 MCE Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG (Medien Contor Elbe), Sietwender Straße 73, 21706 Drochtersen, www.mce-verlag.de, Tel. 0 41 43 - 435

Sämtliche Rechte der Speicherung, Nachnutzung sowie Verbreitung sind dem Verlag und dem CFK-Valley Stade e.V. vorbehalten.

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Als vor zehn Jahren die beiden Visionäre und Motoren der CFK Valley-Idee, Professor Dr. Axel Herrmann und Dr. Dieter Meiners, antraten, um die Entwicklungsarbeit für die Au-tomatisierung der Verarbeitung des Leichtbauwerkstoffs CFK (carbonfaserverstärkte Kunststoffe) vor den Toren des Stader Airbus-Werks voranzutreiben und zu institutiona-lisieren, hat sich keiner ausgemalt, was im CFK Valley im Norden der Republik alles entstehen würde.

Den Start macht das Technologiezentrum Stade, es folgt die Ansiedlung der Privaten Hochschule PFH und damit die europaweit einmalige Ausbildung von CFK-Ingenieuren. Den Höhepunkt bildet schließlich das Forschungszentrum CFK NORD, in dem Hightech-Forschung praktiziert wird – und das alles mit dem konkreten Bezug zum Anwender und zur Industrie.

Weit mehr als 100 Millionen Euro flossen bisher in Gebäu-de, Technologie und Forschungsprojekte. Stade wurde in-ternational bekannt als Forschungsstandort. Das CFK Val-ley – das darf mit einem gewissen Stolz festgestellt werden – ist in der Tat eine Erfolgsgeschichte.

Diese Erfolgsgeschichte mit ihren Stationen und Protago-nisten können Sie in dieser Broschüre nachlesen. Sie finden nicht nur die wichtigsten Entscheidungsprozesse doku-mentiert, sondern auch viele Informationen zum Stand der Entwicklungsarbeit und Forschung in dem Stader Kompe-tenzzentrum. In Interviews und zusammenfassenden Tex-ten erhalten sie weiterhin einen Überblick über die Netz- werkarbeit des Vereins CFK Valley, der sein zehnjähriges Bestehen feiert. Fachleute und Politiker äußern sich über die Bedeutung und die Zukunftschancen des Werkstoffs.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

Ihr Dr. Gunnar Merz Vorstandsvorsitzender CFK Valley Stade

INTRO

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INHALT10 JAHRE KOMPE TENZNE T Z WERK IN SACHEN CFK

IST EINE ERFOLGSGESCHICHTE VOR DEN TOREN

DES AIRBUSWERKES STADE. WIE SICH DAS CFK

VALLE Y ENT WICKELT, WANN WAS ENTSTEHT UND

WER DABEI EINE WICHTIGE ROLLE SPIELT – DAS

LESEN SIE IN DIESER BROSCHÜRE.

08 Forschung am Werkstoff CFK

10 Was aus CFK entsteht

12 Zehn Jahre CFK Valley Stade: Chronik und Zeitleiste

18 Grußwort des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil

19 Grußwort des niedersächsischen Ministers für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Olaf Lies

20 Interview mit Professor Dr. Axel Herrmann, Leiter CTC und Techno- logievorstand im CFK Valley

24 Die Forscher im CFK Valley

26 Zur Arbeit und Struktur des Vereins CFK Valley Stade

28 Dr. Gunnar Merz erklärt seinem Sohn seinen neuen Job und was im CFK Valley gemacht wird

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30 Gespräch mit den Gründern Dr. Dieter Meiners und Professor Dr. Axel Herrmann über die Anfänge

32 Die Einrichtungen im CFK Valley Stade

34 Auf dem Weg zur Hochschul-stadt: Interview mit Professor Dr. Bernt R. A. Sierke und Peggy Repenning

38 Der Standort Stade

40 Interview mit Silvia Nieber, Bürgermeisterin der Hansestadt Stade

42 Der Produktionstandort: Firmen im CFK Valley

44 Die Idee in die Welt hinaustragen: Die Ausrichtung des Vereins CFK Valley im Jubiläumsjahr

46 Interview mit dem Vorstandsvor-sitzenden Dr. Gunnar Merz

48 Schlagzeilen: Das CFK Valley in der Tages- und Fachpresse

50 Mitglieder des CFK Valley

52 Randnotizen: Krawatten ...

54 Nachbetrachtung von Thomas Friedrichs, Wirtschaftsförderer der Hansestadt Stade

56 Dynamik im CFK Valley: Stand-ortmarketing

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FORSCHUNG AM WERKSTOFF CFKDAS GROSSE ZIEL , MIT DEM ALLE AK TEURE – FIRMENVERTRE TER, POLITIKER, INGENIEURE UND WISSENSCHAF TLER –IM CFK VALLE Y ANTRE TEN UND ANGE TRE TEN SIND, IST DIE VEREINFACHUNG UND AUTOMATISIERUNG BEI DER VER ARBEITUNG VON CFK.

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Die Branche, die als erste im großen Stil mit den carbonfa-

serverstärkten Kunststoffen in der Produktion gearbeitet

hat, ist die Flugzeugindustrie, also in Europa Airbus. Für

sie rechnete sich das leichte, extrem formstabile und kor-

rosionsfreie Material relativ schnell, weil die Kunden, die

Fluglinienbetreiber in aller Welt, auf große Einsparungen

beim Kerosinverbrauch kommen und deshalb für einen

großen Anteil an CFK, wie ihn etwa der Airbus A 350 mit

mehr als 50 Prozent CFK hat, auch bereit sind, entspre-

chend mehr zu zahlen. Gleichwohl liegt auch den Flug-

zeugbauern daran, die Produktion zu automatisieren und

damit kostengünstiger zu arbeiten.

Mit diesem Ziel entstand also das CFK Valley mit all sei-

nen Einrichtungen vor den Toren des Stader Airbuswerkes.

Doch, was für Airbusse gut ist, muss nicht schlecht sein

für andere Einsatzbereiche. Mittlerweile wird an den Ein-

satz von CFK in diversen Bereichen gedacht: Ob Rotorblät-

ter für Windkraftanlagen, Bauteile für Autos, Lkws oder

Schienenfahrzeuge, ob im Boots- und Schiffsbau oder in

der Sportindustrie – vom Ski bis zum Rennrad –, in all die-

sen Bereichen könnte CFK zum Einsatz kommen oder wird

es bereits verwendet. Auch im Bauwesen und in der Archi-

tektur wird zunehmend an CFK als Material experimentiert

– und das nicht nur für tragende Teile im Brückenbau, son-

dern als Fassadenverkleidung, Dachmaterial oder für den

konstruktiven Einsatz bei Gebäuden.

Dass CFK hier und vielleicht später woanders als Material

interessant sein könnte, hat vor allem zwei Komponenten:

Erstens ist CFK enorm stabil, zweitens extrem leicht. CFK

wiegt etwa 30 Prozent weniger als Aluminium und 70 Pro-

zent weniger als Stahl, bietet aber in bestimmten Anwen-

dungen höhere Festigkeit und Stabilität. Doch wirtschaft-

lich rechnet sich der Einsatz von CFK bis heute noch längst

nicht überall. Die Kunstfaser selbst ist teuer und vor allem

ihre Verarbeitung noch zu aufwendig.

Was hat sich bis heute hier getan? Wo steht die Forschung,

die in Stade mit viel Fördergeld und Know-how vorange-

trieben worden sind? Einer der renommiertesten Experten

auf dem Gebiet, der Technologie-Vorstand des Vereins

CFK Valley und Chef der Airbustochter CTC (Composite

Technology Center) Professor Dr. Axel Herrmann, gibt dar-

auf Antwort im Interview in dieser Broschüre.

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CFK ist die Abkürzung für carbonfaserverstärkten Kunst-stoff. Mit der Zeit ist aber CFK eine unter Experten gängige Abkürzung geworden. Aber was ist CFK genau? Rein op-tisch ist ein Bauteil aus CFK schwarz mit leichtem Struk-turmuster, aber glatter Oberfläche. Daher kommt auch der Begriff vom Schwarzen Gold. CFK ist ein sogenannter Ver-bundwerkstoff, aus dem etwa Bauteile für die bereits er-wähnten Einsatzbereiche gefertigt werden.

Verbundwerkstoff bedeutet, dass das Material aus zwei Komponenten gefertigt ist, in diesem Fall aus Kohlenstoff-fasern, die in einer Matrix (ähnlich einer Gewebestruk-tur mit gegen- und querlaufenden Fäden) mit einem Harz (Epoxidharze) als Kleber verbunden werden. Diese zwei Stoffe werden in einem speziellen Ofen (Autoklaven) erhitzt und somit zum Verbundwerkstoff zusammengefügt. Durch dieses „Backen“ bekommt CFK die nötige Festigkeit und Stabilität.

CFK braucht man, um durch reduzierten Sprit- oder Kero-sinverbrauch die Umweltbelastung zu reduzieren, um die Sicherheit bei Unfällen zu erhöhen oder um mehr Energie aus Windkraftanlagen zu gewinnen. CFK ist besonders leicht und besonders fest. Es besitzt dieselben mecha-nischen Eigenschaften wie Stahl und Aluminium, ist aber erheblich leichter. Insgesamt ermöglicht CFK also weitaus leichtere und damit energiesparende Flugzeuge und Fahr-zeuge sowie leistungsstärkere Rotorblätter für Windkraft-anlagen.

Im Flugzeug wird CFK im Leitwerk, im Flügel, im Rumpf sowie in den Fahrwerk-Schächten oder in den Pylonen angewendet. In Flugzeugen wie dem A 350 liegt der Anteil von CFK mittlerweile bei über 50 Prozent. CFK wird heu-te auch im Sportbereich eingesetzt. Formel 1-Fahrer oder auch Leistungsbergsteiger werden durch Helme aus CFK gesichert. Durch Stoßfänger aus CFK kann die Todesrate bei Unfällen drastisch reduziert werden, darum wurde im

CFK Valley ein spezieller CFK-Unterfahrschutz für Lkws entwickelt. Durch die energieabsorbierende Eigenschaft von CFK können somit die Energie bei einem Aufprall auf-genommen und die Folgen des Unfalls abgemildert wer-den. Auch im medizintechnischen Bereich findet CFK An-wendung, so werden beispielsweise Prothesen aus diesem leichten Werkstoff gefertigt.

WAS AUS CFK ENTSTEHTIN VIELEN BEREICHEN WIRD CFK BEREITS HEUTE EINGESE T Z T: VOM LEIT WERK BIS ZUM ROTORFLÜGEL

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ZEHN JAHRE CFK VALLEY STADECHRONIK UND ZEITLEISTE MIT DEN WICHTIGSTEN ECKDATEN

Mai 2004Sieben Mitglieder gründen den Verein CFK Valley Stade, der mit seinem Namen an das Silicon Valley in den USA erinnern soll. Dazu gehören: Airbus und CTC, Saertex, Hexcel Composites, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Fraunhofer Institut für Fertigungstechnik und ange-wandte Materialforschung und die Stadt Stade.

2005Es werden erste Ideen bekannt und dann vertieft, im neuen CFK Valley eine Ausbil-dung für Facharbeiter und Ingenieure zu in-stallieren. Die Anzahl der Vereinsmitglieder steigt derweil auf 35 an. Im Technologie-zentrum arbeiten mittlerweile 60 Menschen – überwiegend Ingenieure.

Juli 2004Das Technologiezentrum Stade (TZS), in dem die Firmen des CFK Valley Platz finden und erste Entwicklungsarbeiten aufnehmen, wird eingeweiht. Es hat eine 2.500 Qua-dratmeter große Halle und 1.600 Quadrat-meter Büroräume. Die gut acht Millionen Euro Baukosten werden zu 50 Prozent vom Land Niedersachsen aufgebracht und zu 50 Prozent von der Stadt Stade über die neu gegründete Projektentwicklung Stade.

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Juni 2007Erstmals findet im Stadeum in Stade die CFK Convention als internationaler Fach-kongress mit einer angegliederten Fach-messe statt. Fast 400 Teilnehmer aus aller Welt und 60 Aussteller kommen nach Stade. Das CFK Valley steht zunehmend im Fokus der internationalen Fachwelt.

Januar 2007Das Dienstleistungszentrum Stade wird eingeweiht. Es bietet Firmen Platz, die im TZS nicht mehr unterkamen, aber die Nähe zum CFK Valley suchten.

September 2006Es wird der Grundstein für das neue Hochschulgebäude gelegt, in dem später CFK-Ingenieure ausgebildet werden. Die Private Hochschule Göttingen (PFH) hat den Zuschlag vom Land erhalten, diesen Stu-diengang in Stade aufzubauen. Bereits im Herbst beginnen die ersten 46 Studenten im gegenüber liegenden Technologiezentrum ihr Studium.

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Oktober 2007Das Wischhafener Recyclingunternehmen Karl Meyer AG bekommt 1,7 Millionen Euro Forschungsgelder vom Land Niedersach-sen, um die Entwicklung des CFK-Recycling voranzubringen.

Januar 2008Der Neubau des Composite Campus Stade als Sitz der PFH in Stade wird vom dama-ligen Wirtschaftsminister aus Hannover, Walter Hirche (FDP), eingeweiht. Das Land hat den Neubau mit rund 3.200 Quadratme-ter Nutzfläche mit 2,5 Millionen Euro bezu-schusst, die Stadt Stade bezuschusst das Vorhaben mit 2,5 Millionen Euro und errich-tet es mit einer Tochterfirma. 100 Studenten sind inzwischen in Stade eingeschrieben.

November 2008Nachdem im Vorwege bereits Forschungs-gelder in der Größenordnung von rund 100 Millionen Euro (EU-Mittel) vom Land für das Stader CFK Valley angekündigt worden sind, beschließt der Rat der Stadt Stade den Neu-bau eines Forschungszentrums CFK NORD mit einem Betrag von fast sieben Millionen Euro mitzufinanzieren und zu bauen. Das Land will 19,7 Millionen Euro dazu geben. Ziel ist die Entwicklung von Automatisie-rungstechniken an CFK-Großbauteilen – im Jargon CFK in XXL genannt.

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Februar 2009Es wird mit einem Festakt und in Anwesen-heit von Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) der Erste Spatenstich des CFK For-schungszentrums gefeiert. Die Bauarbeiten beginnen erst im Sommer. Es ist eine Nutz-fläche von 18.600 Quadratmetern geplant. Allein auf die Forschungshalle entfallen 12.300 Quadratmeter. Die restlichen 6.300 Quadratmeter werden für Büros, Konferenz- und Nebenräume sowie für eine Empfangs-halle benötigt.

September 2010Das neue Forschungszentrum CFK NORD wird im Beisein von Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) eröffnet. Die Baukosten von 26,6 Millionen Euro netto wurden eingehalten. Die Haupt-mieter sind das Zentrum für Leichtbaupro-duktionstechnologie (ZLP) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie das Fraunhofer Institut für Ferti-gungstechnik und angewandte Materialfor-schung (IFAM).

April 2011Der Infopoint, Informationszentrum sowie Sitz der Vereinsgeschäftsstelle CFK Val-ley, wird vom neuen Niedersächsischen Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) eingeweiht. Die Weiterentwicklung des CFK Valley unter der Überschrift „Vision 2015“ mit den drei Kernzielen Internationalisie-rung, Diversifizierung und Steigerung der regionalen Wertschöpfung wird unterstützt durch das Land Niedersachsen mit EU-För-dermitteln.

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Mai 2011Der weltgrößte Forschungs-Autoklav – eine Art Backofen zur Aushärtung von CFK- Großbauteilen – wird im CFK-Forschungs-zentrum aufgestellt. Der Autoklav hat einen Durchmesser von 5,8 Metern und eine Länge von 20 Metern. Im Mai besuchen der damalige Bundespräsident Christian Wulff und sein Nachfolger als Ministerpräsident in Hannover, David McAllister, das neue Forschungszentrum.

2012Das US-Unternehmen Hexcel expandiert kräftig am Standort Stade und will die Mit-arbeiterzahl auf etwa 100 verdreifachen. Im CFK-Forschungszentrum beschäftigen sich die Ingenieure zunehmend mit dem Einsatz von CFK bei der Produktion von Rotorblät-tern für Windkraftanlagen.

Dezember 2011Das CFK Valley begrüßt mit Rolls-Royce, einem Hersteller von Antriebstechnik für Flugzeuge und Schiffe, das 100ste Mitglied im Stader Kompetenzzentrum. Einige Jahre zuvor wurde der Automobilkonzern VW 50stes Mitglied im Stader Netzwerk.

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November 2013Das Schweizer Wirtschaftsforschungs- und Beratungsinstitut Prognos legt den Zukunfts- atlas 2013 vor und macht die Region zum drittbesten Aufsteiger des Jahres. Von Platz 219, was die Entwicklungschancen angeht, rückt der Landkreis auf Platz 97 vor. Auch ein Grund: Die Entwicklung im CFK Valley in Stade.

2014Der Verein CFK Valley startet mit neuen Strukturen und dem hauptamtlichen Vor-standsvorsitzenden Dr. Gunnar Merz neu durch. Unter anderem will sich der Verein noch mehr als bisher auf dem internationa-len Parkett der CFK-Forscher positionieren. So ist etwa eine Zusammenarbeit mit der japanischen Universität Nagoya geplant. Eine Abordnung aus Japan ist im März in Stade zu Gast.

September 2013Vier führende deutsche Kompetenznetzwer-ke und Einrichtungen im Bereich Leichtbau und CFK – darunter natürlich auch das CFK Valley Stade – schließen sich in Composites Germany zusammen, um bei der (interna-tionalen) Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit geschlossen aufzutreten. Als Sitz wurde bewusst die Hauptstadt Berlin gewählt – auch wegen der Nähe zur Politik.

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Im Namen des Landes Niedersachsen gratuliere ich herz-lich dem CFK Valley Stade zum zehnjährigen Bestehen. Das CFK Valley hat sich in diesen zehn Jahren zu einem führenden Leichtbaucluster ent wickelt. Besonders freue ich mich, dass diese Führungsrolle auch weltweite Aner-kennung findet.

CFK Valley Japan ist gegründet worden, CFK Valley Belgien befindet sich in der Grün dungsphase. Auch aus anderen führenden Technologie- und Wirtschaftsnationen liegen An fragen vor, das erfolgreiche CFK Valley Modell anzuwen-den.

Der CFK Valley Stade ist ein Technologie-Leuchtturm mit hoher Strahlkraft auch über große Entfernungen hinweg und ist ein guter Botschafter, der auch das Land Nie-dersachsen ins gesamt als führenden Technologie- und Industriestandort auf dem für alle Industrienationen be-deutenden Gebiet des Leichtbaus repräsentiert. Darüber bin ich froh und dem CFK Valley Stade dankbar.

Dem CFK Valley Stade wünsche ich weiterhin viel Erfolg und Wachstum. Das Land Niedersachsen wird auch in der Zukunft ein guter und verlässlicher Partner sein.

Hannover, im November 2014

Stephan Weil Niedersächsischer Ministerpräsident

HOHE STRAHLKRAFT IM NORDENGRUSSWORT DES NIEDERSÄCHSISCHEN MINISTERPRÄSIDENTEN STEPHAN WEIL

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Zum zehnjährigen Bestehen spreche ich dem CFK Valley Stade meine herzlichsten Glückwünsche aus.

Die Entwicklung ist in den letzten zehn Jahren überaus er-folgreich verlaufen. Der Verein hat mehr als 100 Mitglieder, die aus Deutschland, Europa, Japan und den USA kommen.Mehr als 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze mit hoher Wert-schöpfung konnten in Stade geschaffen werden.

Das CFK Valley Stade verfügt über einen reichen Erfah-rungsschatz in der Luftfahrtindustrie, der in andere für Niedersachsen bedeutende Branchen wie die Automobil- und die Windindustrie transferiert werden sollen. Diese Be-mühungen werde ich nach Kräften unterstützen. Am Herzen liegt mir vor allem, dass Luftfahrt- und Automobilindustrie, die die technologische und industrielle Landschaft Nieder-sachsens prägen, aufeinander zugehen und miteinander kooperieren. Die Luftfahrt steht an der Schwelle zur Mas-senproduktion, die zum täglichen Geschäft der Automobil-bauer gehört. Für die Automobilindustrie ist CFK ein relativ neuer Werkstoff.

Große Hoffnung setze ich in die Open Hybrid Lab Factory, in der die Industrie mit VW an der Spitze in Wolfsburg ge-meinsam mit Wissenschaft und Forschung an intelligenten Multimaterialkonzepten arbeiten wird. Ich begrüße es sehr, dass sich das CFK Valley mit Nachdruck an der Open Hybrid Lab Factory beteiligt. Experten, die ein robustes zweistelli-ges Wachstum für den CFK Leichtbau voraussagen, erwar-ten auch für die Luftfahrt eine stärkere Hybridisierung von Composite-Bauteilen. An diesem Wachstum wollen wir in Niedersachsen partizipieren. Dem CFK Valley danke ich für seine verlässliche Partnerschaft.

Hannover, im November 2014

Olaf Lies Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

VERLÄSSLICHE PARTNERSCHAFTGRUSSWORT DES NIEDERSÄCHSISCHEN MINISTERS FÜR WIRTSCHAF T, ARBEIT UND VERKEHR OL AF LIES

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Ziehen Sie doch einmal Bilanz: Was hat die CFK-Forschung vor Ort konkret gebracht?

Wir haben hier am Standort mehr als 1.000 neue Arbeits-plätze geschaffen, und Stade ist heute weit über Europa hi-naus als High Tech-Standort bekannt. Erhebliche Beiträge sind für den A 350 XWB geleistet worden, der mit einem CFK-Strukturanteil von mehr als 50 Prozent vor kurzem seine Typzulassung erhalten hat. In das Werk Stade sind mehr als 550 Millionen Euro investiert worden. Aber auch außerhalb des Flugzeugbaus kann das CFK Valley mit zahl-reichen Innovationen aufwarten.

Kurz eingehakt: Wie steht es denn mit der Automatisierung im Flugzeugbau und auch anderswo? Das ist ja der wesent-liche Antritt des Stader Technologienetzwerks.

Ein ganz wichtiges Projekt war Auto-RTM, ein Verfahren, bei dem in eine geschlossene Form ein textiler Rohling eingelegt und anschließend Harz injiziert wird. Hier haben wir eine vollständige Automatisierung der Prozessket-

te entwickelt, die in das Werk Stade für die Fertigung der Seitenleitwerksbeschläge transferiert worden ist. Wir wa-ren dem Wettbewerb mindestens acht Jahre im Voraus. Viele weitere Verfahren stehen kurz vor der Markteinfüh-rung. Besonders unsere kontinuierlichen Verfahren sind eine Weltneuheit, mit der wir uns wieder einen erheblichen Wettbewerbsvorsprung verschaffen.

Das Einsatzspektrum von CFK ist immens breit. In der gesamten

Mobilität ist CFK die Lösung für unsere Zukunft.

In welchen Branchen sehen Sie in absehbarer Zeit den Ein-satz von CFK als sinnvoll an? Und: Bei welchen Massenpro-dukten könnte das Material Anwendung finden?

Das Einsatzspektrum von CFK ist immens breit. In der ge-samten Mobilität ist CFK die Lösung für unsere Zukunft.

Ich sehe da vor allem Busse, Lkws, aber auch das Auto-mobil und den Schiffbau. Aber nicht nur im Mobilitätssek-tor sehe ich CFK, sondern insbesondere auch noch in der Baubranche und in der Energietechnologie. CFK kann ganz neue Möglichkeiten für die Architektur eröffnen.

Nachfrage zum Thema Automobil: Da gibt es das CFK-Kompetenzzentrum in Augsburg? Dort konzentrieren sich Ihre Kollegen auf das Automobil. BMW ist ganz vorne dabei, Audi auch – fällt da für die Stader auch noch etwas ab? Und: Betrachten Sie die Arbeit der Augsburger als Ergänzung des gesamten Forschungsspektrums zum Bereich CFK?

Das CFK Valley hat dem Automobilbau erheblich zugear-beitet und man wird auch weiter auf unsere Expertise zu-rückgreifen. Leider mag dies der Automobilbau nicht so gerne zugeben. Dabei können sich die Branchen hervorra-gend ergänzen. Insgesamt fließt in Augsburg viel Geld in die Branche, was uns allen zugutekommt.

UNSERE STÄRKE: FLUGZEUGBAUINTERVIE W MIT PROFESSOR DR. A XEL HERRMANN, LEITER CTC UND TECHNOLOGIE VORSTAND IM CFK VALLE Y

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Es gibt ja Luxusfahrzeuge oder Rennwagen, die CFK-Bau-teile haben. Aber es scheint noch ein weiter Weg zu sein, bis in einem Massenfahrzeug wie einem Golf CFK verbaut wird?

In jedem Fall wird da einige Zeit vergehen. Ich denke an 10 bis 15 Jahre. Dabei ist es die Frage, ob es wirklich rei-ne CFK-Karosserien geben wird oder eher Hybridlösungen, das heißt eine Kombination von Metallen und Faserver-bundwerkstoffen, denn wir haben nach wie vor ein Kos-tenproblem mit CFK. Das werden wir kurzfristig nicht lösen können.

Ein Kostenproblem nicht nur wegen der Verarbeitung, son-dern wegen der Materialkosten?

Auch wegen der Materialkosten, insbesondere wegen der Kohlenstofffasern selbst. Bei ihrer Herstellung benötigt man sehr viel Energie. Die Forschung arbeitet derzeit an neuen Lösungen auf Basis erneuerbarer Rohstoffe mit CO²-Neutralität.

Wäre es eigentlich sinnvoll oder überhaupt denkbar, dass hier vor Ort in Stade einmal CFK-Fasern produziert wer-den?

Hier vor Ort, direkt im CFK Valley, das wäre sicher wün-schenswert, aber das ist nicht realistisch, weil wir keinen kostengünstigen Strom haben. Die Herstellung von Koh-lenstofffasern ist eben sehr energieintensiv, und wir be-nötigen kostengünstigen Strom. Den haben wir hier nicht, es sei denn, wir könnten auf Windenergie zurückgreifen. Es

sind da eher Standorte gefragt, an denen man zum Beispiel mit Atomstrom arbeiten kann.

Und wie steht es mit den Lohnkosten? Deutschland ist ja kein Billiglohnland.

Die Lohnkostenfrage sehe ich hier nicht im Vordergrund, weil die Faserherstellung nicht besonders personalintensiv ist. Sie hat – wie gesagt – hohe Energiekosten und bedarf auch beträchtlicher Investitionen.

Worauf sollte sich die CFK-Forschung – auch mit Blick auf das Kompetenzzentrum in Augsburg – hier in Stade kon-zentrieren? Was empfehlen Sie?

Meine Empfehlung ist in jedem Fall die, dass wir uns weiter-hin auf den Flugzeugbau konzentrieren. Da haben wir eine große Stärke. Aber auch der Transfer in andere Branchen hat eine riesige Bedeutung für uns. Wir sehen im Wesent-lichen die Branchen Lkw- und Bus-Bau, den Schiffbau und die Rotorblattfertigung. Wir sind besonders gut dafür aus-gerüstet, große Bauteile zu beherrschen. Das sind auch Märkte, die greifbarer sind als der Automobilbau. Dort wird CFK in den nächsten Jahren eher nur in der Premiumklasse Anwendung finden.

Sie erwähnten vorhin die Architektur. Wie sehen die Chan-cen für CFK hier konkret aus?

In der Architektur kann jetzt schon mit CFK gearbeitet werden. Wir haben ein CFK Valley-Mitglied (das Unterneh-men Affan aus Dubai, Anm. der Red.), das CFK für Groß-strukturen einsetzt. Die Bauwerke sind zwar bisher alle in

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Dubai, aber das Unternehmen hat gezeigt, dass es CFK mit großem Erfolg einsetzt – und das sogar fast kostenneut-ral. Das sind Bauwerke, bei denen Metalle an ihre Grenzen kommen. Auch in Deutschland wird CFK zunehmend zum Einsatz kommen. Man denke nur an die ganzen Brücken aus armiertem Beton, die baufällig sind und ersetzt werden müssen. Hier gibt es bereits Reparaturverfahren mit CFK. Also der Markt ist in der Baubranche sehr groß.

Eine letzte Frage, Herr Professor Herrmann: Welche Rolle spielt der Hansecampus für die Zukunft des CFK Valley? Und: Ist der Baubereich ein weiteres Standbein für die PFH?

In jedem Fall ist das ein Bereich, den die Hochschule be-arbeiten sollte. Einen neuen Werkstoff kann man in die Industrie nur einbringen, wenn es Fachleute gibt, die mit diesem Werkstoff umgehen können. Gerade im Baubereich sind noch viele Frage zu klären wie Brandbeständigkeit, Anpassung an die Vorschriften der Baubranche, statische Eignung des Materials und ähnliches. Hier hat der Hanse-campus einen ganz wichtigen Auftrag, nicht nur Flugzeug- oder Automobilingenieure auszubilden, sondern auch In-genieure der Baubranche.

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Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Rund 6.700 Mitarbeiter hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und seit Inbetriebnahme des Forschungs-zentrums CFK NORD auch einige davon in Stade. Der Luft-fahrtingenieur Dr. Felix Kruse leitet seit November 2011 das Zentrum für Leichtbauproduktionstechnologie (ZLP) des DLR in Stade. Laut Kruse biete das Forschungszen-trum CFK NORD einzigartige Möglichkeiten. Entsprechend kommt er ins Schwärmen, wenn es um Projekte geht, die das DLR in den großen Forschungshallen angehen will. Ein wesentliches Herzstück der Arbeit ist der riesige Autoklav, in dem CFK-Bauteile mit einer Länge bis zu 20 Metern und 5,8 Metern Durchmesser unter Druck ausgehärtet wer-den. Übrigens: Sein Name ist BALU, Europas größter For-schungs-Autoklav.

Daneben ist die enge Zusammenarbeit der forschenden Firmen im CFK NORD ein Konzept, dass es so bislang noch nicht gab. Das DLR hat es sich hierbei zum Ziel gesetzt, effiziente Produktionstechnologien für CFK-Bauteile zu

entwickeln. Neben dem Autoklav kommen hierbei auch Roboter zum Einsatz. Auf einer 45 Meter langen Produk-tionsstraße sollen kleinere CFK-Bauteile vollautomatisiert gefertigt werden.

Für das DLR ist die Arbeit im CFK NORD derzeit eines der wichtigsten Projekte. „Mit dem ZLP vervollständigen wir unser Forschungsprofil in der CFK-Technologie“, sagt Pro-fessor Dr. Martin Wiedemann, Leiter des DLR-Instituts für Faserverbundleichtbau und Adaptronik. Flugzeugbauteile für den Rumpf stehen zwar im Fokus der Forschungsarbeit, langfristig jedoch sehen die DLR-Forscher gerade auch aufgrund des Standorts Stade noch weitere Entwicklungs-möglichkeiten. Weil Windenergie von jeher eine norddeut-sche Kompetenz sei, ist die Forschung etwa an Rotorblät-tern ein zweites großes Standbein für Stade.

Als Forschungseinrichtung der Bundesrepublik Deutsch-land hat das DLR einen offiziellen Auftrag für seine Arbeit in Stade erhalten. Die Kompetenz, die sich Stade in Sachen Leichtbau aufgebaut hat, sei bemerkenswert, sagen die

DLR-Forscher übereinstimmend. „Hier in Stade entsteht Zukunft“, bringt es Felix Kruse auf den Punkt.

Fraunhofer

Fraunhofer und CFK – diese Verbindung besteht eigentlich schon lange. Bereits 1984 begann das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM – Europas größtes Forschungsinstitut auf dem Ge-biet der industriellen Klebetechnik – mit carbonfaserver-stärkten Kunststoffen (CFK) zu arbeiten. Jetzt knüpft das Institut an die alte Tradition an und arbeitet mit der Projekt-gruppe Fügen und Montieren im CFK NORD. „Schuld, wenn man so will, ist eigentlich Airbus – damals wie heute“, sagt Dr. Dirk Niermann, Leiter der Projektgruppe im Stader For-schungszentrum. Denn auch 1984 war es der Flugzeugher-steller, der sich an Fraunhofer in Bremen wandte. Im neuen Jahrtausend ist es erneut der Flugzeugbauer Airbus, der sich von den Fraunhofer-Ingenieuren entscheidende Fort-schritte in der CFK-Verarbeitung verspricht.

DIE FORSCHER IM CFK VALLEYDAS DEUTSCHE ZENTRUM FÜR LUF T- UND R AUMFAHRT (DLR) · FR AUNHOFER · DREI NIEDERSÄCHSISCHE HOCHSCHULEN

ZEHN JAHRE CFK VALLEY STADE – EINE ERFOLGSGESCHICHTE2004 – 2014

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Die Ingenieure, Wissenschaftler und Techniker konzipieren Fertigungsroboter, die zehn Mal so genau arbeiten müs-sen, wie etwa in der Autoindustrie. Das Besondere am CFK NORD seien die Bedingungen und Dimensionen, mit denen gearbeitet werden könne, erläutert Dirk Niermann. „Wir ha-ben hier die Möglichkeit, mit Bauteilen im Maßstab 1:1 zu experimentieren, was absolut einmalig ist.“ Die Anlagen, die Fraunhofer für Airbus entwickelt, können später von dem Flugzeughersteller direkt in die Fertigungsprozesse eingebunden werden.

Ein weiterer Schwerpunkt der Fraunhofer-Projektgruppe im CFK NORD ist das automatisierte Verkleben von CFK-Bauteilen. Das Kleben hat den Vorteil, dass es keine punk-tuell auftretenden Kräfte gibt wie etwa beim Nieten. „Die Klebtechnik ist seit jeher eine Kernkompetenz von uns“, so Dirk Niermann. Für CFK-Bauteile sei sie auch deshalb so gut geeignet, weil Verformungen mit ausgeglichen wer-den könnten. „Jetzt arbeiten wir daran, unser Know-how in automatisierte Prozesse einzubinden, um kostengüns-tig Flugzeugteile zu verbinden.“ Doch Fraunhofer denkt im CFK NORD auch über die Luftfahrt hinaus. „Wir haben

schon den Anspruch, dass unsere Anlagen auch branchen-übergreifend funktionieren“, sagt Niermann.

Drei Niedersächsische Hochschulen

Drei niedersächsische Unis sind nach Stade gegangen, um eine gemeinsame Vision umzusetzen: CFK-Grund-lagenforschung mit Serienanspruch. Eigentlich sei das ja ein Widerspruch, räumt Dr. Carsten Schmidt ein, der die Forschergruppe „Hochleistungsproduktion von CFK-Strukturen“ im Forschungszentrum CFK NORD leitet. Denn Grundlagenforschung passiert in der Regel losgelöst von wirtschaftsorientierten Zielsetzungen.

Hinter der Forschergruppe stehen drei technische Uni-versitäten: Die Leibniz Universität Hannover, die Techni-sche Universität Clausthal und die Technische Universität Braunschweig. Sie erforschen gemeinsam in vier Teilpro-jekten Leichtbauteile aus CFK. Die TU Braunschweig wid-met sich hierbei Bauweisen, die TU Clausthal Werkstoffen und Prozessen und die Uni Hannover dem Automatisie-rungsprozess. In einem übergeordneten vierten Projekt

wird die Wirtschaftlichkeit bewertet. Die aktuellen Projekte sind eng mit Airbus abgestimmt, hier findet auch ein per-manenter Austausch zwischen Forschung und Industrie statt

Grundsätzlich, so Schmidt, sei der Austausch der Forscher untereinander und die unmittelbare Nähe zur Problem-stellung ein unschätzbarer Wert am Standort Stade: „Wir wollen ja keine Forschung im Elfenbeinturm, die Chance zum späteren Technologietransfer ist uns wichtig“. Die jungen Nachwuchsforscher würden gut ausgebildet aber nicht „vorbelastet“ nach Stade kommen, was durchaus ein Vorteil sei. „Sie sind völlig unvoreingenommen. Das heißt, sie begegnen Problemstellungen möglicherweise ganz an-ders, als ein Forscher mit langjähriger Erfahrung“.

Auch für Schmidt selbst ist das CFK-Projekt in Stade eine äußerst spannende Herausforderung. Als erfahrener Auto-matisierer sieht er bei den Herstellungsprozessen noch viel Luft nach oben und ist überzeugt: „Das Potenzial ist noch bei weitem nicht ausgeschöpft“.

DLR-Mann Dr. Felix Kruse Dr. Dirk Niermann und Karsten Gensicke (links) von Fraunhofer Uni-Koordinator Dr. Carsten Schmidt

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Sie sind im globalen Markt zuhause und gleichzeitig regional verbunden. Und genau das ist die eigentliche Bot-schaft, die der Verein CFK Valley Stade, kommunizieren möchte. Beides umzusetzen – also die Stärkung globaler Geschäftsbeziehungen bei gleichzeitiger Verbundenheit mit Stade und Umgebung –, dafür ist Dr. Gunnar Merz jetzt als Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender des Ver-eins angetreten.

Der Verein CFK Valley hat sich mit Beginn des Jubiläums-jahres 2014 neu aufgestellt. Wurden die Geschäfte bis 2013 noch von einem Dienstleister aus Göttingen, der Firma

innos-Sperlich, geführt, so wird heute alles vor Ort in Sta-de eigenständig organisiert und entschieden. Anstelle des bisherigen neunköpfigen Vorstands hat der Verein nun-mehr einen Aufsichtsrat mit fünf Mitgliedern. „Entschei-dungen können dadurch schneller und effizienter getrof-fen werden“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Dieter Meiners. Der Verein, der die Interessen des Kompetenzzen-trums vertritt, soll durch diese Umstrukturierung gestärkt werden.

„Wir sind jetzt autark“, sagt der Vorstandsvorsitzende Merz. CTC-Chef Professor Dr. Axel Herrmann – bis dato

ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins – kümmert sich im Vorstand um den Technologiebereich und Stades Wirt-schaftsförderer Thomas Friedrichs um dessen Finanzen und das Controlling. So sei die Vorstandsführung regional verbunden und gleichzeitig professionell besetzt, heißt es vom Verein. Neu installiert wurde zeitgleich der fünfköpfige Aufsichtsrat, der für vier Jahre gewählt ist. Den Vorsitz hat Dr. Dieter Meiners, bis 2009 Werksleiter von Airbus Stade und heute Hochschullehrer und Institutsleiter an der TU Clausthal, sein Vertreter ist Dr. Jens Walla, Chef des Stader Airbus-Werkes. Weiter gehören zu dem Kontrollgremium: Ralf Brinkmann, Dow Chemical, Hans-Jürgen Hantke, In-

PROFESSIONELLE NETZWERKERZUR ARBEIT UND STRUK TUR DES VEREINS CFK VALLE Y STADE

Dr. Gunnar Merz Dr. Dieter Meiners Professor Dr. Axel Herrmann Thomas Friedrichs

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haber des Ingenieur-Büros HIM Stade im CFK Valley, und Bernd Schröder, geschäftsführender Gesellschafter von Broetje-Automation.

Vor zehn Jahren begann die Erfolgsgeschichte des CFK Valley vor den Toren von Airbus in Stade-Ottenbeck. Zu-nächst wurde im neuen Technologiezentrum Stade (TZS) an der Verarbeitung von CFK geforscht. Bald darauf folg-te die Ansiedlung der Privaten Hochschule (PFH), an der erstmals weltweit Ingenieure für den modernen, damals noch vorrangig im Flugzeugbau verwendeten Werkstoff CFK ausgebildet wurden. 2010 schließlich folgte der Neu-

bau des CFK-Forschungszentrums, in dem vor allem an der Entwicklung von Großbauteilen gearbeitet wird. Begleitet wurde das alles von dem Verein CFK Valley Stade. Er soll-te das CFK-Kompetenzzentrum in Stade bekannt machen, neue Firmen in den Verein holen, Netzwerkarbeit zwischen Unternehmen und Forschungsinstituten leisten und neue Projekte anschieben helfen. Mit sieben Mitgliedern startete der Verein, mehr als 100 hat er heute.

Dr. Gunnar Merz hat von 1990 bis Ende 2013 für die Dow in verschiedenen Bereichen gearbeitet. Zuletzt war der promovierte Chemiker im CFK Valley für die Dow mit der

Weiterentwicklung von Epoxid-Harzen als Kleber für CFK-Gelege beschäftigt. Seit dem 1. Januar 2014 leitet er die Geschäftsstelle des CFK Valley. Unterstützt wird er dabei von Anna-Kathrin Eisenheim, Melanie Engelhardt, Melanie Holzgrebe, Bernd Niermann und Ulrike Roth. Der Verein hat insgesamt rund eine halbe Million Euro Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen. Zudem wird er mit aus dem Topf für Europäische Regionalentwicklung (EFRE) unterstützt. 2015 läuft die EFRE-Förderung allerdings aus.

Dr. Jens Walla Ralf Brinkmann Hans-Jürgen Hantke Bernd Schröder

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Marcel: Sag mal Papa, wie seid Ihr denn auf den Namen CFK Valley gekommen?

Dr. Merz: Naja, das ist eigentlich ganz einfach. Du kennst doch Silicon Valley in Amerika. Die Ideenschmiede für In-ternet und moderne Kommunikationsmittel. Google sitzt da, Apple und Facebook auch. Das ist der Inbegriff des geballten Know-how für alles, was mit Internet zu tun hat. Und genauso ist das mit unserem CFK Valley auch: Wir sind das Kompetenznetzwerk für carbonfaserverstärkte Kunst-stoffe. Die Idee mit dem Namen hatte – glaube ich – ein Airbus-Chef in Stade, als es das Netzwerk noch gar nicht gab.

Silicon Valley, klar. Von Bescheidenheit habt Ihr wohl auch noch nichts gehört? Und mir Moralpredigten halten … Auf dem Teppich bleiben und so…

Natürlich sind wir nicht so bekannt wie das Silicon Valley, aber wir arbeiten daran. Aber ehrlich, unser Fachwissen betrifft ja eher Fachleute und nicht fast alle Menschen, die

mit modernen Kommunikationsmitteln umgehen. Und in dieser Fachwelt werden wir jetzt schon international be-achtet. Schau mal, vor einigen Monaten waren doch Japa-ner hier, die unsere Idee von CFK Valley übernehmen und dann mit uns kooperieren wollen. Da sind wir doch echt in der ganze Welt unterwegs.

Okay, das hab ich kapiert. Und ich hab auch verstanden, dass CFK ein tolles Material ist, das die großen Flieger leichter macht und superstabil ist. Aber warum wird das nicht überall eingesetzt, wo Metall zu schwer oder instabil ist?

Das ist eine Kostenfrage: Das Material selbst – also die künstlich hergestellte Faser – ist schon mal sehr teuer. Aber am meisten Geld kostet die Verarbeitung, weil noch ganz viel per Handarbeit erledigt werden muss. Deshalb wird beim uns im CFK Valley an der Automatisierung ge-forscht. Da sind auch schon Fortschritte gemacht worden. Aber ganz viel Arbeit liegt da noch vor uns.

Ja, aber Du selbst forscht doch nicht, oder?

Nein, das stimmt. Ich forsche zwar nicht, aber ich bringe Forscher und Firmen an einen Tisch, versuche eben, das Wissen in diesem Bereich zusammenzubringen und die Anforderungen der Anwender, also der Firmen, die mit CFK arbeiten, zu kommunizieren. Ich bin so eine Art Koordina-tor, Netzwerker sagen heute viele dazu.

Aber du fährst doch auch auf Messen und Kongresse, hältst Vorträge und so. Da bringst du doch niemanden direkt zu-sammen. Und wenn Du mit Politikern wie mit dem Minis-terpräsidenten von Niedersachsen unterwegs bist, was soll das bringen?

Natürlich bedeutet kommunizieren und netzwerken auch, dass man die Idee des CFK Valley in die Welt hinausträgt, sie bekannt macht. Und weil wir eben keine Autoverkäufer oder so etwas Ähnliches sind, gehen wir auf Fachkongres-se, halten Vorträge oder gehen auf Messen, auf denen nur Experten und Ingenieure unterwegs sind. Das ist eine Form

WENN DER VATER MIT DEM SOHN ...DR. GUNNAR MERZ, VORSTANDSVORSIT ZENDER VOM CFK VALLE Y, ERKL ÄRT SEINEM SOHN MARCEL (14) SEINEN NEUEN JOB UND WAS IM CFK VALLE Y GEMACHT WIRD

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von Marketing auf hohem Niveau. Und meine Fahrt mit Stefan Weil nach Brasilien und in die Türkei hat genau den gleichen Zweck, nämlich das CFK Valley in Stade weltweit bekannt zu machen.

Marketing auf hohem Niveau, keine Autoverkäufer … Aber Papa, mal ehrlich, du bist doch Chemiker und hast einen Doktortitel. Warum machst Du das jetzt?

Ganz einfach, weil das unwahrscheinlich viel Spaß macht und eine ganz vielfältige Aufgabe ist. Zwar hat das nicht mehr direkt mit Chemie zu tun, obwohl auch die bei Kleb-stoffen von CFK-Gelegen eine wichtige Rolle spielt, aber meine naturwissenschaftliche Ausbildung und meine Er-fahrungen bei der Dow, kommen mir zugute. Letztlich muss ich doch auf Augenhöhe reden können mit anderen Wis-senschaftlern und Ingenieuren. Nur nebenbei: Die haben ganz oft auch einen Doktortitel.

Wenn ich ehrlich bin, Papa, finde ich es eigentlich auch ganz toll, was Du jetzt machst. Klingt irgendwie spannend. Auch deine Auslandsreisen sind doch supertoll. Nur: Du hast ja jetzt noch weniger Zeit als vorher. Und: Warum kommst du abends immer so spät nach Hause?

Okay, ich gebe zu, dass ich echt viel arbeiten muss. Und das ist für dich vielleicht nicht immer so schön, aber ich bin ja auch der Chef vom CFK Valley. Und Chefs lassen nun mal nicht um 17 Uhr den Griffel fallen. Aber ich bemüh mich ja schon, noch ausreichend Zeit für dich zu haben.

Naja, du bist schon viel weg. Aber es stimmt schon: Wenn du dir die Zeit nimmst, dann bist auch ganz für mich da.

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„Damals herrschte eine richtige Aufbruchsstimmung“, erinnert sich Dr. Dieter Meiners. Er meint die Zeit um die Jahrtausendwende und den vermehrten Einsatz von CFK im Flugzeugbau. 2000 kam Meiners, heute Lehrstuhlin-haber an der TU Clausthal und dort Leiter des Instituts für Polymerwerkstoffe und Kunststofftechnik, als Leiter des Airbus-Werkes nach Stade. Dort wurden schon damals Seiten- und Höhenleitwerke aus CFK hergestellt. Sie hat-ten aber einen relativ geringen Anteil am Gesamtflugzeug.

„Das sollte sich ändern“, sagt Meiners, der damals schnell die Chancen für das Stader Werk erkannte. Die Kunden wollten leichtere Flugzeuge, um Kerosin zu sparen be-ziehungsweise um durch die Gewichtsersparnis größere Flugzeuge mit mehr Passagier- oder Transportkapazität einsetzen zu können. So kam der Grundsatzbeschluss bei Airbus, vermehrt den leichten, verwindungssteifen und korrosionsfreien Werkstoff CFK einzusetzen. Doch wie das mit einer relativ schlanken und wirtschaftlichen Produk-tion umgesetzt werden könnte, das stand damals noch in den Sternen.

Schon ein Jahr nach der Übernahme der Leitung des Sta-der Werkes schaffte es Dieter Meiners, dass die hundert-prozentige Airbustochter CTC Stade (Composite Techno-logy Center) gegründet wurde. Als Experten gewann er Professor Dr. Axel Herrmann, der bis heute das CTC leitet und auch beim CFK Valley im Vorstand aktiv dabei ist. Auf-gabe des CTC war es, anwenderbezogene Entwicklungs-arbeit sozusagen direkt im Flugzeugwerk in Sachen CFK zu leisten. Dabei war Meiners immer bewusst, dass es einen werksinternen Wettbewerb mit dem spanischen Air-bus-Werk gab.

Schnell merkten die beiden Pioniere – Herrmann war nun als Wissenschaftler mit an Bord –, dass es viel Know-how gab in anderen Firmen, die sich mit dem modernen und teuren Werkstoff befassten und befassen. „Wir waren ja nicht allein auf der Welt“, sagt Meiners heute. „In fast al-len Branchen gab es Netzwerke, aber nicht bei uns.“ Mit dieser Feststellung war die Idee geboren, ein neues Net-zwerk zu schaffen, in dem Kompetenzen in Sachen CFK zusammengefasst werden. Es dauerte nicht mehr lange

und der Verein CFK Valley stand vor der Gründung. Um sich die Stadt als öffentlichen Partner an die Seite zu nehmen, wurde als erstes Kontakt mit dem damaligen, heute pen-sionierten Stadtdirektor Dirk Hattendorff und dem Stader Wirtschaftsförderer Thomas Friedrichs aufgenommen. Die wiederum hatten großes Interesse, dass der Airbus-Stand-ort gesichert und weiter ausgebaut wird. „Die Stadt war mit im Boot. Das ist besonders dem Engagement und dem Mut der beiden Herren zu verdanken“, erinnert sich Meiners. Denn in der Folge der Vereinsgründung wurden konkrete Bauprojekte angegangen, für die nur öffentliche Zuschüs-se vom Land Niedersachsen flossen, wenn ein öffentlicher Bauherr da war. Diesen Part übernahm die Stadt mit einem nicht geringen Finanzierungsrisiko, denn 50 Prozent der Investition in das Technologiezentrum Stade (TZS) mus-ste die Stadt selbst finanzieren. „Das war durchaus nicht selbstverständlich, was die Stadt hier geleistet hat, um das CFK Valley anzuschieben“, lobt Meiners.

So kam es dann 2004 zur Vereinsgründung und zum Bau des TZS. Nur eine Handvoll Firmen gehörten zu den Grün-

AUFBRUCHSSTIMMUNG & KNOW-HOWGESPR ÄCH MIT DEN GRÜNDERN DR. DIE TER MEINERS UND PROFESSOR DR. A XEL HERRMANN ÜBER DIE ANFÄNGE

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dern des Vereins und des Netzwerkes. Einige von ihnen bezogen dann auch Büros im TZS und arbeiteten gemein-sam an der Entwicklung des Werkstoffes in der neuen Ent-wicklungshalle. Kaum war das vollzogen, begann die For-schungsarbeit unter Hochdruck anzulaufen.

Doch damit war nur der erste Baustein gelegt für das heu-tige Kompetenzzentrum in Stade-Ottenbeck. „Uns war klar, dass wir vielleicht einige Forscher hatten, die an dem Werk-stoff arbeiten konnten, aber uns fehlten die Spezialisten für die Produktion und Umsetzung, also die Ingenieure, die sich auf CFK verstanden“, beschreibt Meiners die Lage im Jahr 2004/05, nachdem das TZS in Betrieb genommen war. Also sollte ein entsprechender neuer Studiengang kreiert und am besten vor Ort umgesetzt werden. Auch hier hat-ten Meiners und Herrmann wieder die Stadt an ihrer Seite. Nach vielen Verhandlungen mit dem Land Niedersachsen

bekam schließlich die Private Hochschule (PFH) aus Göt-tingen den Zuschlag und gründete in Stade vor dem Toren des Airbus-Werkes eine Hochschule für CFK-Ingenieure. Auch diese Hürde war genommen.

Die Anfänge waren eindeutig vom Flugzeugbau bestimmt. „Er war der Motor des CFK Valley“, sagt Meiners. Heute ori-entiert sich das Netzwerk und Kompetenzzentrum auch an anderen Branchen. Dieter Meiners ist bis heute dem Sta-der CFK Valley treu geblieben, gehört zum Aufsichtsrat des Vereins, obwohl er bereits 2009 zur EADS-Tochter Premium Aerotec in den Vorstand gewechselt ist. Ende 2012 erfüllte er sich seinen Lebenstraum und ging als Institutsleiter an die TU Clausthal in Forschung und Lehre.

Axel Herrmann hatte schon als Abteilungsleiter im Deut-schen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braun-schweig engen Kontakt mit Airbus. Er war mit Studien zum A 3XX (heute A 380) beauftragt. Auch dabei ging es schon um den Einsatz von CFK. Der Forscher erkannte schon früh, dass bei vermehrtem Einsatz von CFK im Flugzeugbau die Frage einer effizienteren Produktion angegangen werden musste. Herrmann: „Ich habe angeregt, ein Forschungs-projekt für die Automatisierungstechnik bei der CFK-Verar-beitung aufzulegen.“

Der promovierte Maschinenbauingenieur und DLR-Wis-senschaftler stieß bei dem damaligen Airbus-Manager Dr. Jürgen Klenner auf offene Ohren. Allerdings meinte der, eine solche Entwicklungseinrichtung gehöre vor die Tore einer CFK-Produktionsstätte von Airbus. Der direkte Bezug zur Anwendung sollte dadurch gewährleistet sein. Zu der Zeit, um das Jahr 2000 herum, bekam der aufstrebende

Wissenschaftler Herrmann gleich von zwei Universitäten das Angebot einer Professur. Der Ruf kam aus Stuttgart und aus Bremen. Herrmann – selbst gebürtiger Hambur-ger – entschied sich für den Norden und ging als Professor und Leiter des Faserinstituts Bremen (FIBRE) in die Han-sestadt. Diese Funktion hat er heute noch inne. Wie das so häufig mit Zufällen im Leben ist: Herrmann lernte in seiner neuen Funktion den Stader Airbus-Mann Meiners kennen. „Die Chemie zwischen uns beiden stimmte sofort“, erinnert sich Herrmann.

So wurde aus den beiden Männern ein schlagkräftiges Team, das vor den Toren von Airbus Stade die CFK-For-schung anschob. Weil es innerhalb von Airbus keine eigene Entwicklungsabteilung in Sachen CFK gab, kam es schließ-lich zur erwähnten Gründung von CTC in Stade, dessen Lei-tung Herrmann übernimmt. Herrmann startete mit einem kleinen Team von fünf Ingenieuren. Nach Fertigstellung bezog CTC 2004 das neue Stader Technologiezentrum als Hauptmieter. Hier sitzt das Team bis heute – allerdings mittlerweile mit 43 Mitarbeitern und rund 20 Studenten sowie Diplomanden und Doktoranten, die aus der ganzen Republik und auch aus dem Ausland nach Stade ins CFK Valley kommen.

Dr. Dieter Meiners Professor Dr. Axel Herrmann

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Das CFK Valley setzt sich aus fünf wesentlichen Kompo-nenten zusammen. Da sind zum einem die Unternehmen – allen voran natürlich Airbus mit der CFK-Fertigung für Bau-teile der gesamten Airbus-Familie. Hinzu kommen Zulieferer vor Ort. Sie alle zusammen sind quasi der Motor des CFK Valley gewesen. Nunmehr haben sich aber die vier weiteren Bestandteile des CFK Valley in den vergangenen zehn Jah-ren etabliert: 1. Die Geschäftsstelle des Vereins selbst als Netzwerk und Marketingzentrale, 2. das Technologie-zentrum Stade (TZS), 3. die Hochschule PFH (Private Hochschule Göttingen) und 4. das Forschungszentrum CFK NORD.

Während auf den Verein, seine Geschäftsstelle und die ak-tuellen Akteure an anderer Stelle in diesem Rückblick ein-gegangen wird, seien hier die anderen drei Einrichtungen noch einmal kurz beleuchtet. Es begann alles – parallel zur Vereinsgründung – im Jahr 2004 mit der Inbetriebnahme des Technologiezentrums Stade (TZS). Die Männer der ersten Stunden, Dr. Dieter Meiners und Professor Dr. Axel Herrmann, wollten die Forschung in Sachen CFK voranbrin-

gen – und das auch mit dem Know-how anderer Unterneh-men, die in dem Bereich tätig sind oder sein könnten. So wurde die Idee, das TZS zu bauen, geboren und mit Hilfe der Stadt Stade auch schnell umgesetzt.

Das Technologiezentrum Stade, in dem die Firmen des CFK Valley Platz finden und erste Entwicklungsarbeiten auf-nehmen, wird schon 2004 eingeweiht. Es hat eine 2.500 Quadratmeter große Halle und 1.600 Quadratmeter Bü-roräume. Die gut acht Millionen Euro Baukosten werden zu 50 Prozent vom Land Niedersachsen aufgebracht und zu 50 Prozent von der Projektentwicklung Stade GmbH & Co.KG, einer hundertprozentigen Tochter der Stadt, auf dem freien Finanzmarkt finanziert. Die Stadt und spezi-ell der damalige Stadtdirektor Dirk Hattendorff und Wirt-schaftsförderer Thomas Friedrichs glaubten an die Ent-wicklungschancen von CFK und von Airbus und gingen mit ins Risiko. Weil das Land nur Geld geben konnte, wenn es einen öffentlich Bauherren gab, wurde die Projektentwick-lung Stade GmbH & Co.KG gegründet. Hauptmieter wird die CTC GmbH, viele andere Firmen ziehen ins Zentrum.

Zweieinhalb Jahre später wurde mit dem Dienstleistung-szentrum in direkter Nachbarschaft zum TZS ein weiteres Bürohaus gebaut, das Firmen Platz bietet, die nicht unmit-telbar mit der Entwicklung zu tun, aber Bezug zum CFK Val-ley haben. Im Technologiezentrum fanden sie keinen Platz mehr.

In der Zeit von 2004 bis 2008 und auch danach ging es Schlag auf Schlag weiter: Die Idee, eine Aus- und Fortbil-dungseinrichtung für Facharbeiter und Ingenieure in Stade zu implementieren – sie war übrigens von Anbeginn Be-standteil des Gesamtkonzeptes für das CFK Valley – wurde bereits 2005 intensiv verfolgt. Der Neubau des Composi-te Campus Stade als Sitz des Stader Standortes der PFH wurde vom damaligen Wirtschaftsminister aus Hannover, Walter Hirche (FDP), eingeweiht. Das Land hat den Neubau mit rund 3.200 Quadratmeter Nutzfläche mit 2,5 Millionen Euro bezuschusst, die Stadt Stade gab einen Zuschuss in gleicher Höhe. Im Herbst 2006 wurde der Grundstein für das neue Hochschulgebäude gelegt, in dem künftig CFK-Ingenieure ausgebildet werden.

FORSCHUNG, LEHRE & PRODUKTIONDIE EINRICHTUNGEN IM CFK VALLE Y STADE

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Die Private Hochschule Göttingen (PFH) hatte den Zu-schlag vom Land erhalten, diesen Studiengang in Stade aufzubauen. Bereits im Herbst 2006 beginnen die ersten 46 Studenten im Technologiezentrum ihr Studium und müssen unter improvisierten Bedingungen studieren, bis der Campus fertiggestellt ist. Er wird übrigens im August 2014 von Composite Campus Stade umbenannt in Hanse-campus Stade. Zum Beginn des ersten Semesters 2006/07 sprach PFH-Kanzler Werner Rose damals von einem Kon-zept, das „Unternehmen, Forschung und Lehre in einem einzigartigen Ensemble“ verbindet. Mehr zur Hochschule lesen Sie im folgenden Interview mit PFH-Präsident Pro-fessor Dr. Bernt R.A. Sierke und der Stader PFH-Standort-leiterin Peggy Repenning.

Das absolute Highlight und die bisherige Krönung des CFK Valley sind der Bau und die Inbetriebnahme des Forschungszentrums CFK NORD. Nachdem im Vorwege bereits Forschungsgelder in der Größenordnung von rund 100 Millionen Euro (EU-Mittel) vom Land für das Stader CFK Valley angekündigt worden sind, beschließt der Rat der

Hansestadt Stade, den Neubau des Forschungszentrums CFK NORD mit einem Betrag von fast sieben Millionen Euro mitzufinanzieren und zu bauen. Wieder wird eine städtische Tochterfirma gegründet, die die Finanzierung und Vermie-tung abwickelt. Das war im November 2008. Das Land will 19,7 Millionen Euro dazu geben. Ziel ist die Entwicklung von Automatisierungstechniken an CFK-Großbauteilen – CFK in XXL heißt es salopp.

Das neue Forschungszentrum wird bereits im September 2010 im Beisein von Niedersachsens damaligen Minister-präsident David McAllister (CDU) eröffnet. Dessen Vorgän-ger und spätere Bundespräsident Christian Wulff, der übri-gens als Bundespräsident im Mai 2011 das CFK Valley und die neue Forschungseinrichtung besucht hat, hatte schon einige Jahre vorher zur Eröffnung der ersten CFK Valley Convention in Stade erklärt: „Die CFK Kompetenz in Stade ist eine der Trumpfkarten des Technologiestandortes Nie-dersachsen.“

Die Baukosten für CFK NORD in Höhe von 26,6 Millionen Euro netto wurden eingehalten. Die Hauptmieter sind das Zentrum für Leichtbauproduktionstechnologie (ZLP) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie das Fraunhofer Institut für Fertigungstechnik und ange-wandte Materialforschung (IFAM). Diese unmittelbare Ko-operation der beiden Giganten in der CFK-Forschung gilt als bisher einmalig und besonders. Aber auch namhafte Unternehmen wie das in Stade ansässige US-Unterneh-men Dow, das an der Entwicklung von Epoxidharzen als Kleber für CFK-Strukturen interessiert ist, oder EADS und Premium Aerotec ziehen dort ein. Etwa 100 Ingenieure und Wissenschaftler füllen das Forschungszentrum mit Leben.

Technologiezentrum StadeForschungszentrums CFK NORD Private Hochschule Göttingen (PFH)

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Es ist acht Jahre her, dass die ersten Studenten in Stade ihr Studium aufgenommen haben. Ist aus der anfänglichen Aufbruchsstimmung mittlerweile Routine geworden?

Repenning: Nach der anfänglichen Aufbruchsstimmung und den Vorschusslorbeeren mussten wir selbstverständ-lich mit der aktiven Umsetzung beginnen. Viele Prozesse haben sich inzwischen eingeschliffen. Im Studienalltag und aufgrund von Akkreditierungsvorgaben müssen wir eine gewisse Routine walten lassen, Routinen im Sinne ei-ner effizienten Organisation des Alltagsgeschäfts. Diese hemmen uns allerdings nicht in unserer Verbesserungs-, Weiterentwicklungs- und Innovationsfreude.

Die Erfolgsgeschichte des CFK Valley insgesamt wäre kei-ne ohne die spezielle, europaweit einmalige Ausbildung zu CFK-Ingenieuren. Zu solchen Erfolgsgeschichten gehört auch ein wenig Statistik. Wie viele Studenten haben im Ju-biläumsjahr 2014 bereits ihr Studium absolviert, wie viele Studenten gibt es am PFH Hansecampus und wie viele Pro-fessoren?

Repenning: Im CFK-Bereich haben wir inzwischen über 300 Absolventen, im Campusstudiengang BWL durften wir An-fang Oktober dieses Jahres erstmalig 16 Absolventen die Zeugnisse überreichen. Im Fernstudium konnten bereits 80 Absolventen erfolgreich ihr Studium abschließen. In Leh-re und Forschung arbeiten am PFH Hansecampus Stade sechs Professoren im Bereich CFK; im BWL-Bereich sind unsere Professoren aus Göttingen auch in Stade vor Ort, um Seminare abzuhalten und Vorlesungen zu geben.

Eine Hochschule ist ja permanent in der Entwicklung. So werden in Stade ein internationaler Studiengang, Fortbil-dungen und auch ein Betriebswirtschaftsstudium angebo-ten. Was genau gehört alles zum Portfolio des PFH Hanse-campus Stade?

Repenning: Nach wie vor sind die Studiengänge Verbund-werkstoffe/Composites unser wichtigstes Standbein in Stade. Dabei bieten wir einen achtsemestrigen Bachelor-studiengang an, der sich vor allem an Abiturienten rich-tet. Für berufserfahrene Ingenieure gibt es einen dreise-

mestrigen berufsbegleitenden Masterstudiengang, der in Deutsch oder Englisch belegt werden kann. Erstmals haben wir im Oktober 2014 Absolventen des sechssemestrigen betriebswirtschaftlichen Studienganges Business Admi-nistration verabschiedet. Soviel zum Präsenzstudium. Im Fernstudium wiederum können Interessenten am Fernstu-dienzentrum Hamburg/Stade zwischen vier betriebswirt-schaftlichen Studiengängen wählen: BWL mit Abschluss Bachelor und Master of Arts, Advanced Management mit Abschluss Master of Arts und Business Administration mit Abschluss MBA. Und die mtec-akademie, die Weiter-bildungsakademie an der PFH, bietet Seminare aus den Bereichen Leichtbau/Faserverbundtechnologie, Manage-ment, Adaptronik und Zerspanungstechnologie am PFH Hansecampus Stade an. Diese richten sich an Berufstätige, die sich intensiv und kompakt weiterbilden möchten.

Der Name PFH Hansecampus Stade wird schon ganz selbstverständlich benutzt. Dabei ist er erst im August 2014 eingeführt worden. Warum wurde aus dem „Compo-site Campus Stade“ nun der „PFH Hansecampus Stade“?

AUF DEM WEG ZUR HOCHSCHUL-STADTINTERVIEW MIT PROFESSOR DR. BERNT R. A. SIERKE, PRÄSIDENT DER PFH (1999-2014), UND PEGGY REPENNING, LEITERIN DES PFH HANSECAMPUS STADE

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Professor Dr. Bernt R. A. Sierke Präsident der PFH

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Sierke: Bei Aufnahme des Studienbetriebes im Herbst 2006 mit den Bachelor- und Masterstudiengängen Ver-bundwerkstoffe/Composites hatte sich die PFH rein auf die akademische Ausbildung von CFK-Ingenieuren aus-gerichtet. Doch nach und nach kamen zusätzliche Studi-en- und Weiterbildungsprogramme hinzu, die Frau Repen-ning ja soeben genannt hat. Nur eine Ergänzung: Im neuen Campusstudiengang Business Administration führen wir

in Kooperation mit Unternehmen aus der Region ein Pro-gramm Praxis-Studieren durch, so dass die Studierenden das im Studium Erlernte sofort in die berufliche Praxis um-setzen können. Aus dieser gesamten Entwicklung heraus wird deutlich, dass der ursprüngliche Name des Studien-ortes nicht mehr unser Angebot und Selbstverständnis widerspiegelte. Auch die wachsende Verbundenheit zur Hansestadt Stade als wichtigen Standort der Hochschule wollten wir aufzeigen. Die Umbenennung in „PFH Hanse-campus Stade“ war daher die logische Konsequenz.

Stade ist ja durch die Gründung der Hochschule und de-ren Betrieb durch die PFH Private Hochschule Göttingen erstmals zum Hochschulstandort geworden. Ist die Han-sestadt Stade schon auf dem richtigen Weg, eine richtige kleine Uni-Stadt zu werden? Und: Was zeichnet denn eine Uni-Stadt aus?

Sierke: Die derzeitige Anzahl der Studierenden ist zu gering, um das Stadtbild nachhaltig zu prägen. Als kleine Hoch-schulstadt sehe ich Stade jedoch schon in der Zukunft. Nicht, weil wir von der PFH uns das wünschen, sondern weil es hier einen Bedarf an Studien- und Weiterbildungs-möglichkeiten gibt. Mit innovativen und interessanten An-geboten werden wir die Zahl der Studierenden sicherlich sukzessive erhöhen können. Allerdings wünsche ich mir eine breitere Unterstützung durch die Unternehmen vor Ort. Denn wir bilden doch deren Nachwuchs aus, sowohl im CFK- als auch im Management-Bereich. Noch mehr Ko-operationen mit Firmen im gesamten Elbe-Weser-Raum und damit verbundene Möglichkeiten für unsere Studieren-den wie beispielsweise Praktika, Stipendien sowie attrak-tive Berufsmöglichkeiten nach dem Studium halte ich für

zwingend notwendig, denn sonst wird Studieren in Stade nicht attraktiv genug für junge Menschen.

Richten Sie einmal den Blick in die Zukunft: Wo möchten Sie den Hansecampus in zehn Jahre sehen? Sind weitere Studiengänge sinnvoll oder schon konkret geplant?

Sierke: In den kommenden Jahren planen wir ein ingeni-eurwissenschaftliches Fernstudienprogramm, das In-teressenten dann über das Fernstudienzentrum Stade/Hamburg absolvieren können. Wenn die Region konkrete Bedarfe in weiteren Bereichen signalisiert und diese dann auch mitträgt, können wir in der Zukunft auch zusätzliche neue Angebote für den PFH Hansecampus Stade schaf-fen. Aber tatsächlich nur dann, wenn der Bedarf und das Commitment am Markt klar vorhanden sind. Denn Studi-engänge nur um ihrer selbst willen zu entwickeln, können wir uns als private Hochschule nicht leisten. Dafür sind die Entwicklungs- und Akkreditierungskosten zu hoch. Wer jedoch bereit ist, in die PFH als Bildungspartner zu inves-tieren, profitiert von Mitspracherecht bei der Entwicklung der Studieninhalte und letztendlich von bedarfsgerecht qualifizierten Mitarbeitern. Sehr positive Kooperationen pflegen wir in diesem Zusammenhang bereits seit Jahren mit Airbus und dem CFK Valley Stade, und auch die Han-sestadt Stade unterstützt uns nach Kräften. Ein Ausbau dieser Partnerschaften mit weiteren Unternehmen der Re-gion ist eines unserer wichtigsten Ziele für die Zukunft des PFH Hansecampus Stade.

Peggy Repenning, Leiterin des PFH Hansecampus Stade

ZEHN JAHRE CFK VALLEY STADE – EINE ERFOLGSGESCHICHTE2004 – 2014

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Seitdem das CFK-Zentrum vor den Toren von Airbus im Stader Süden sich stetig entwickelt hat, hat Stade einen großen Schritt nach vorne gemacht. Die eher kleine Han-sestadt im Speckgürtel der Weltmetropole Hamburg ist international bekannt geworden, spielt in Hannover und auch Berlin eine Rolle. Das ist vergleichbar mit den 1970er-Jahren, als sich der US-Konzern Dow an der Elbe auf Bütz-flethersand angesiedelt hat. Die ehemals etwas verschla-

fene Behördenstadt wurde plötzlich zur Industriestadt. Stade wurde damals schon deutlich internationaler, bekam neue Einwohnerstrukturen. Der Mittelstand profitierte. Stade wurde zu einer wohlhabenden Stadt.

Mit dem CFK Valley und Airbus entwickelte sich nicht nur ein weiteres stabiles industrielles Standbein mit vielen Ar-beitsplätzen im Stader Süden, sondern auch ein Techno-logie- und Forschungsstandort von internationalem Rang. Und: Stade wurde mit der Ansiedlung der Privaten Hoch-schule PFH erstmals in der Geschichte zur Hochschul-stadt. Dass sie hier noch in den Kinderschuhen steckt und es noch einiger Schritte bedarf, bis Stade das Flair einer kleinen Uni-Stadt hat, ist allen Verantwortlichen bewusst. Aber es wird daran gearbeitet, die Hansestadt mit ihrem Angebot an Kultur und Gastronomie noch attraktiver zu machen. Stades Bürgermeisterin Silvia Nieber ist sich darüber im Klaren, dass die sogenannten weichen Stand-ortfaktoren von Kultur bis zu Bildungs- und Betreuungs-angeboten enorm wichtig sind für die weitere Entwicklung Stades (siehe auch nachfolgendes Interview).

Dass das CFK Valley Stade die Stadt einen Meilenstein nach vorne bringt, darin waren sich auch Niebers Vorgän-ger sicher. Sowohl Stadtdirektor Dirk Hattendorff (bis zur Pensionierung Ende 2006 im Amt) als auch Stades erster direkt gewählter Bürgermeister Andreas Rieckhof (2007 bis Anfang 2011) – er ist heute Staatsrat beim Hamburger Wirtschaftssenator – haben sich besonders um die Umset-zung der Einrichtungen des CFK Valley verdient gemacht. Und natürlich genauso die Stader Ratspolitiker, die per Beschluss die großen Summen freigaben, die die Stadt in die Gebäude für Forschung und Lehre investiert hat. Denn neben hohen Zuschüssen, die vom Land Niedersachsen vergeben worden sind, hat die Stadt Stade mehr als 15 Mil-lionen Euro mit eigens gegründeten Tochterunternehmen auf dem freien Markt auf eigenes Risiko finanziert. Diese städtischen Tochterfirmen werden übrigens bis heute von Stades Wirtschaftsförderer und CFK Valley-Vorstandsmit-glied Thomas Friedrichs und dem ehemaligen städtischen Baudirektor Christian Lübbers geleitet.

DER STANDORT STADECFK VALLE Y – BEDEUTENDER STANDORTFAK TOR FÜR DIE HANSESTADT STADE

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Das CFK Valley Stade ist nunmehr zehn Jahre alt, Sie selbst haben die vergangenen drei Jahre aktiv als Bürgermeisterin miterlebt. Wie bedeutend ist das Kompetenznetzwerk für die Hansestadt Stade heute?

Wir haben in den vergangenen Jahren in Stade deutlich von den Aktivitäten des Vereins profitiert. Unternehmen siedelten sich in Stade an, wir wurden Hochschul- und anerkannter Technologie- und Forschungsstandort. Zahl-reiche Arbeitsplätze entstanden neu. Das Netzwerk war und ist entscheidend für die Nutzung des Innovationspo-tenzials des Werkstoffs CFK und hat mit seinen Akteuren vieles erst möglich gemacht. Es ist aber weitere Forschung und Entwicklung erforderlich, die nur mit diesem Netzwerk überhaupt möglich ist. Ich freue mich, dass sich das CFK Valley mit einem Vorstand und Aufsichtsrat professionell aufgestellt hat, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden.

Die wirtschaftliche Entwicklung Stades ist maßgeblich auch vom Stader Airbus-Werk und den im CFK Valley an-

gesiedelten Firmen bestimmt. Bedeutet das nicht auch ein Stück Abhängigkeit vom Flugzeugbau?

Natürlich liegt momentan der Schwerpunkt im Flugzeug-bau, doch beispielsweise der Bereich Windenergie gewinnt zunehmend an Bedeutung. Weitere Branchen wie der Au-tomobil- und Nutzfahrzeugbau oder der Maschinenbau zeigen großes Interesse am Werkstoff. Das macht mir Hoffnung, zukünftig auf mehreren Standbeinen stehen zu können. Auch die internationale Zusammenarbeit insbe-sondere mit der Industrieregion „Greater Nagoya“ in Japan bietet Chancen. Hier gibt es Kontakte mit Herstellerfirmen für den Werkstoff CFK sowie mit Unternehmen im Fahr-zeugbau, im Maschinenbau, mit Forschungseinrichtun-gen und der Universität. Wie ich weiß, gibt es aktuell viele weitere aussichtsreiche Möglichkeiten in der weltweiten Zusammenarbeit, um weitere Einsatzfelder für CFK zu er-schließen.

Im CFK Forschungszentrum wird mittlerweile auch an an-deren Anwendungsgebieten außer dem Flugzeugbau ge-

INTERNATIONAL WERTGESCHÄTZTINTERVIE W MIT SILVIA NIEBER, BÜRGERMEISTERIN DER HANSESTADT STADE

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arbeitet. Dazu gehören etwa Windkraftanlagen, Schiffbau oder auch die Bauindustrie. Haben Sie Hoffnungen, dass sich aus diesen Branchen Produzenten in Stade ansiedeln? Ein entsprechendes Industriegebiet wird ja in Ottenbeck vorgehalten.

Ja, richtig. In der Vergangenheit konnten wir einige Produk-tionsunternehmen wie Hexcel, WebIndustries, GMA-Werk-stoffprüfung, Saertex, MTorres oder Grunewald auf ehe-maligen Bundeswehrgrundstücken ansiedeln. Zwar ist es nach wie vor Ziel, Produktionsunternehmen wie auch einen CFK-Hersteller für Stade zu gewinnen, doch liegt zukünftig ein Schwerpunkt auf produktionsnahen Dienstleistungen, Ingenieurunternehmen, der Forschung und Entwicklung und auch Fort- und Weiterbildung. Hierfür stehen Flächen in den städtischen Gebäuden wie dem Technologie- und dem Dienstleistungszentrum sowie dem Forschungszen-trum CFK NORD zur Verfügung. Um weiteres Wachstum zu ermöglichen, haben wir in den vergangenen Jahren rund 80.000 Quadratmeter Gewerbeflächen rund um das CFK NORD entwickelt, die sofort genutzt werden können. Für größere Produktionsunternehmen ist der Bereich südlich des Flugplatzes vorgesehen. Aber jeder Betrieb, ob klein oder groß, ob Forschung oder Produktion, ist uns willkom-men.

Was ist wichtiger für das Image der Stadt: Die Ansiedlung von Unternehmen, die mit CFK arbeiten und vielleicht viele Arbeitsplätze schaffen, oder der internationale Ruf Stades als Forschungs- und Hochschulstandort?

Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Es ist auch kein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Ein Image bildet sich aus verschiedenen Komponenten. Mir ist wich-

tig, dass wir als attraktiver CFK- und Wirtschaftsstandort nicht nur in Stade, sondern auch national und am besten auch international bekannt sind und geschätzt werden.

Werfen Sie einmal einen Blick zurück: Ihre Vorgänger als Stader Verwaltungschefs, Dirk Hattendorff und Andreas Rieckhof, haben mit städtischen Tochterfirmen und durch-aus mit Risiko für die Stadt mehrere Großbauten umge-setzt. Waren das die richtigen Entscheidungen und hätten Sie das auch gewagt?

Ich kann meinen Vorgängern nur dankbar sein, den Mut für diese Entscheidungen aufgebracht zu haben. Sie ha-ben damit die Weichen für eine zukunftsorientierte stadt- entwicklungs- und wirtschaftspolitische Neuausrichtung der Stadt gestellt. Nicht vergessen werden darf aber dabei, dass alle Entscheidungen auch von der Kommunalpolitik mitgetragen wurden, und das übrigens über alle Partei-grenzen hinweg. Und auch, dass mit Thomas Friedrichs und Christian Lübbers zwei Mitarbeiter bereit waren, mit großem Engagement und hohem Sachverstand die Projek-te zu entwickeln und umzusetzen.

Jetzt schauen Sie bitte einmal visionär nach vorne: Wie wünschen Sie sich, dass das CFK Valley einschließlich Hochschule und umliegende Industrie in zehn Jahren aus-sehen sollte? Und: Wie würde sich das auf die städtische Entwicklung auswirken.

Das Leben ist – leider – kein Wunschkonzert. Aber wir ar-beiten zielgerichtet an verschiedenen Projekten, die einen positiven Beitrag zur Stadtentwicklung leisten. In Bezug auf das CFK Valley sind dies zum Beispiel:

• Bau eines Hotels neben dem STADEUM, damit die CFK Valley Convention weiterhin die zentrale Veranstal-tung der CFK-Welt bleiben kann.

• Weitere Unterstützung des PFH Hansecampus Stade, damit der notwendige Fachkräftebedarf verstärkt vor Ort gedeckt werden kann.

• Errichtung eines Boardinghouse mit Wohnraum für Stu-dierende, damit mehr Mitarbeiter und Studenten in Sta-de gut untergebracht werden können.

• Erweiterung des CFK NORD, damit Raum für den For-schungs- und Entwicklungsbedarf weiterer Branchen zur Verfügung steht.

• Entwicklung von Gewerbeflächen, damit neue zukunfts-orientierte Arbeitsplätze entstehen können.

• Weiterer Betrieb des Gründungs- und Innovationszen-trums, damit Gründer und angesiedelte Unternehmen beste Startmöglichkeiten erhalten.

• Und zu guter Letzt setze ich mich dafür ein, dass Stade insgesamt attraktiv, lebendig und vielfältig bleibt. Ange-fangen von den Verkehrsanbindungen auf der Straße bis hin zum Kultur- und Freizeitangebot – nichts ist so gut, dass es nicht noch verbessert werden kann. Es bleibt also viel zu tun, ich bin aber voller Hoffnung, dass wir gemeinsam – wie in den vergangenen zehn Jahren – auch in den kommenden Jahren viel bewegen werden.

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Oellerich

Die Firma Oellerich ist ursprünglich ein 1906 gegründeter Malerbetrieb. Dann entwickelte sie sich zum Industrie-dienstleister. Vor allem für die chemische Industrie wurden Behälter und Großbauteile wie Spundwände abgestrahlt und lackiert oder beschichtet. Nach dem Umzug nach Ot-tenbeck kam ein Airbus-Verantwortlicher auf Jörn Oelle-rich zu und fragte ihn, ob er auch Stringer schleifen könne. Heute schleift Oellerich nicht nur diese T-Profile aus CFK, die in Flugzeugen verbaut werden, sondern bearbeitet CFK-Material, bohrt, fräst und schneidet es.

Saertex

Die Werkshalle der Saertex in Stade-Ottenbeck ist schon erweitert worden. Das westfälische Unternehmen war einer der ersten Betriebe, die sich als Partner von Airbus in Stade angesiedelt haben. Das aus der Textilbranche kommende Spezialunternehmen hat schon seit 2002 seine Niederlas-sung in Stade. Firma Saertex schreibt Entwicklung und In-novation groß. An großen Textilmaschinen werden Verstär-kungstextilien, so genannte Multiaxialgelege, für höchste technische Anforderungen gewirkt (ein Verfahren ähnlich dem Stricken).

Hexcel

Hexcel – ein US-Unternehmen – ist seit 2007 mit einer Pro-duktionsstätte im Stader CFK Valley vertreten. Zurzeit wird die Produktion in Stade nahezu verdreifacht. Eine große Halle und ein zusätzlicher neuer Bürotrakt wurden gebaut. Hexcel ist ein weltweit agierendes Unternehmen, das so-genannte Halbzeuge, also vorgefertigtes Material aus Car-bonfasern herstellt und damit Weiterverarbeiter oder Flug-zeugbauer direkt beliefert. In Stade werden ausschließlich sogenannte Prepregs (mit Epoxid oder Phenol getränkte Kohlefasern) produziert.

DER PRODUKTIONSSTANDORTFIRMEN IM CFK VALLE Y

In den vergangenen zehn Jahren seit Gründung des CFK Valley Stade gelang es, weite-re Unternehmen in Stade anzusiedeln. Neben den Mietunternehmen im Technologie- und im Dienstleistungszentrum sowie im Forschungszentrum NORD haben in Stade-Ottenbeck

Unternehmen wie GMA-Werkstoffprüfung aus Düsseldorf, Grunewald aus Bocholt, MTorres aus Spanien oder Webindustries aus den USA den Weg nach Stade gefunden. Im Folgenden einige beispielhafte Unternehmen aus dem CFK Valley:

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Airbus

Das CFK Valley in Stade-Ottenbeck ist geprägt durch den Flugzeughersteller Airbus. Das Stader Werk ist eine der wichtigsten Produktionsstätten für Bauteile aus CFK in Europa. Da die Anteile des superleichten und zukunft-strächtigen Werkstoffes in den Airbus-Fliegern beständig zunehmen, hat das Werk eine glänzende Zukunft. Seit der Jahrtausendwende standen viele Werkserweiterungen an, die weit über das ursprüngliche Firmengelände hinausge-hen, es wurden mehrere riesige Hallen mit einem Investi-tionsvolumen von mehreren 100 Millionen Euro gebaut. Mittlerweile werden in Stade nicht nur die Leitwerke (mit rund 120 Quadratmetern Fläche) für den Großflieger A 380 gebaut, sondern auch weitere Bauteile wie Druckkalotten. Auch die Leitwerke für den A 350, der schon zu über 50 Pro-zent aus dem stabilen Leichtbau-Kunststoff besteht, kom-men aus Stade.

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Dr. Gunnar Merz und seine Vorstandskollegen haben sich vorgenommen, die Idee vom CFK-Kompetenzzentrum in die Welt hinauszutragen. Kopiert worden sei sie ohnehin schon häufiger, jetzt solle sie gezielt in Europa und auch in Japan so umgesetzt werden, dass Stade partnerschaftlich daran beteiligt ist. So ist etwa eine Zusammenarbeit mit der japanischen Universität Nagoya geplant. Eine Abord-nung aus Japan war bereits im März 2014 in Stade zu Gast.

Dadurch verspricht sich der neue Chef mehr internationa-le Geschäftsbeziehungen. Weil er von einem international tätigen Konzern komme, wisse er, dass die Unternehmen, die dem CFK Valley angehören, auch gewisse Erwartun-gen an diesen Verbund hätten. Im Klartext: Man erhofft sich neue Geschäfte und Märkte von der CFK-Technologie. Diese breite, auch internationale Präsenz der Stader zeigt sich etwa auf Messepräsentationen im Ausland oder bei der bereits seit 2007 jährlich ausgerichteten CFK Valley Convention im Stader Kongresszentrum Stadeum, an der 400 Fachleute aus aller Welt teilnehmen. Das CFK Valley gehört als Gründungsmitglied zum Composites Germany

mit Sitz in Berlin – ein Zusammenschluss von vier großen deutschen Kompetenzzentren in Bereich Leichtbau – und ist Mitglied im EuCIA, einem europaweiten Composite- Netzwerk.

Gunnar Merz gehörte 2014 zu zwei Delegationen unter Lei-tung von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der im Sommer 2014 das CFK Valley besucht hat. Die Reisen gingen in die Türkei und nach Brasilien. Merz konn-te dort Kontakte knüpfen zu Firmen, die an dem Werkstoff interessiert sind. Merz: „Bei unseren Internationalisie-rungsaktivitäten geht es neben der Eröffnung von Markt-zugängen und der Schaffung von Geschäftsmöglichkeiten insbesondere darum, Partner mit hoher Innovationskraft zu gewinnen, deren Portfolio bestens zu uns passt und un-sere Stärken ergänzt.“

Nach wie vor im Fokus der Stader CFK-Forscher steht der Flugzeugbau. Doch Diversifizierung ist angesagt: Zurzeit warten die Stader auf eine Entscheidung über eine mögli-che Erweiterung des Forschungszentrums um die Offsho-

re-Entwicklung. Schließlich wird CFK auch als Werkstoff für Windenergieanwendungen zunehmend interessant.

Bei diesen Perspektiven und globalen Verflechtungen des Stader Zentrums, dessen Hochschule für CFK-Ingenieure immer noch ein Alleinstellungsmerkmal ist, wollen Merz und alle anderen Verantwortlichen im CFK Valley aber den Bezug zur Region nicht verlieren. Man müsse sich den Menschen öffnen und ihnen erklären, was sich in Otten-beck abspiele, sagt Merz. Ein Instrument, die Menschen in Stade und Umgebung mitzunehmen, ist der Infopoint sowie diverse Führungen durch die Einrichtungen des CFK Valley. Auch sind immer wieder Politiker, Unternehmens-vertreter oder Repräsentanten von Verbänden zu Gast in Stader Stadtteil Ottenbeck.

DIE IDEE IN DIE WELT HINAUSTRAGENWAS DER VEREIN CFK VALLE Y IM JUBIL ÄUMS JAHR NEU MACHT UND NOCH PL ANT

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Sie sind erst seit kurzem in dieser Position und leiten den Verein CFK Valley. Zuvor waren Sie als Dow-Manager aber schon mit dem Werkstoff und den Forschungseinrichtun-gen vertraut. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Ich habe das Netzwerk von der Mitgliederseite aus über fünf Jahre verfolgt und habe mich in dieser Zeit vom CFK-Virus infizieren lassen und eine große Leidenschaft für Carbon entwickelt. Mit meiner bei Dow gesammelten in-ternationalen Erfahrung war ich mir sicher, dass ich dem Netzwerk bei deren Internationalisierungsstrategie helfen kann. Da ich offen für neue Herausforderungen bin, habe ich das Angebot angenommen.

Der Verein hat ja völlig neue Strukturen bekommen mit einen hauptamtlichen Vorstand und einem Aufsichtsrat. Vorher hatte die Göttinger innos-Sperlich das operative Geschäft in Stade geführt. Wie kam es zu dieser Umstruk-turierung und welche Vorteile hat sie?

Die frühere Geschäftsstellenleitung hatte keinerlei Ent-scheidungsmöglichkeiten und musste erst in einen Ab-stimmungsprozess mit einem neunköpfigen Vorstand ge-hen. Hierdurch ging sehr viel Zeit und Effizienz verloren. Jetzt gibt es durch die Rolle eines geschäftsführenden Vor-standsvorsitzenden wesentlich mehr Durchschlagskraft. Die Abstimmung mit den Technologie- und Finanzvorstän-den auf wöchentlicher Basis funktioniert hervorragend und wir können dadurch mehr bewegen. Der Aufsichtsrat stimmt in mehreren Sitzungen pro Jahr alle strategischen Schritte ab.

Ihr Job hat ja im Wesentlichen zwei Ziele: 1. Aktive Netz- werkarbeit zu betreiben und Unternehmen und/oder For-scher zusammenzubringen. 2. sollen Sie den Verein und das Kompetenzzentrum international noch bekannter ma-chen als sie schon sind. Wie erreichen Sie diese Ziele?

Ich habe zum einen vor, die bewährten Netzwerkveranstal-tungen beizubehalten, aber wir brauchen zusätzlich einen stärkeren Austausch auf der Arbeitsebene und eine Inten-

sivierung der Aktivitäten unserer Arbeitsgruppen. Dafür habe ich eine sogenannte Marktplatzveranstaltung ein-geführt, die erstmals mit Airbus gemeinsam durchgeführt wurde und sehr erfolgreich war. Wir werden ein Wissens-management einführen, um einen noch effizienteren In-formationsaustausch zu erreichen. Um international noch präsenter zu werden, mussten wir unsere Webseite über-arbeiten und unsere Messeauftritte verändern. Auch die Pressearbeit wird an die neuen Anforderungen angepasst. Mit der Gründung von Außenstellen im Ausland wollen wir eine starke Wahrnehmung erreichen. Japan und Belgien sind hier erst der Anfang. Unsere Akquise-Aktivitäten wer-den wir intensivieren.

Wie sehen Sie die Konkurrenz etwa mit dem Augsburger CFK-Zentrum, das sich vor allem mit Fahrzeugbau beschäf-tigt? Ist das überhaupt eine Konkurrenz?

Gemeinsam mit dem Augsburger CC e.V. und zwei weiteren Verbänden haben wir Composites Germany gegründet, um unsere Stärken zu bündeln und die Composite-Technologie

MARKETING FÜR INNOVATIONINTERVIE W MIT DEM VORSTANDSVORSIT ZENDEN DES VEREINS CFK VALLE Y STADE DR. GUNNAR MERZ

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für Deutschland voranzubringen. Eine Konkurrenzsituation entwickelt sich eher zu den aufstrebenden Zentren im Aus-land, die zum Teil erhebliche staatliche Förderung erhalten.

Am Anfang wurde in Stade vor allem mit Schwerpunkt Flug-zeugbau geforscht und an entsprechenden Großbauteilen Entwicklungsarbeit geleistet. Wie stark ist der Einfluss des Flugzeugbaus heute noch und wohin wird es in zehn Jahren gehen?

Der Flugzeugbau profitiert am stärksten von den Gewichts- einsparungen, da jedes Kilogramm über die Betriebszeit eines Flugzeuges einer Kerosinersparnis in einem Gegen-wert von 2500 Dollar entspricht. Der Leichtbau mit CFK hat im A 350 bereits die 50-Prozentmarke überschritten. Die Fertigungsverfahren wurden besonders vom Flugzeug-bau weiterentwickelt und können jetzt in andere Branchen übertragen werden. Dabei gilt es aber, die Besonderheiten der jeweiligen Anwendungsbereiche zu beachten. Größe-re Stückzahlen und andere Preis- und Qualitätsansprüche stehen einer direkten Übertragung häufig im Weg. Hier muss noch erhebliche Entwicklungsarbeit geleistet wer-den, von der dann der Flugzeugbau auch wieder profitieren könnte. CFK konkurriert in jeder Anwendung mit anderen Leichtbaumaterialien. Auch die Verwendung von hybriden Werkstoffen bekommt einen immer größeren Stellenwert.

Die Stadt Stade ist daran interessiert, möglichst viele neue Arbeitsplätze rund um das CFK Valley zu schaffen. Wie se-hen Sie die Chancen von Neuansiedlungen und vor allem in welchen Branchen?

Wir haben im September den ersten Prototypen eines Kühl-fahrzeuges mit hohem CFK-Anteil auf der IAA für Nutzfahr-zeuge in Hannover gesehen. Dieses Fahrzeug wurde auf Basis des Volkswagen T 5 durch eines unserer Mitglieds- unternehmen entwickelt. Hierfür liegen bereits die erst- en Bestellungen vor und es gilt jetzt die Serienproduktion aufzubauen. Wenn dies in Stade möglich ist, werden neue Arbeitsplätze entstehen. Auch für die Zulieferindustrie des Stader Airbuswerkes sehe ich sehr gute Möglich-keiten, wenn es gelingt, hochwertige qualifizierte Teile herzustellen. Wir befinden uns im Herzen des nordeuro-päischen Windenergiemarktes. Mit der Entwicklung der Off- Shore-Technologie und immer größer werdenden Ro-torblättern wurde die Windenergiebranche der größ-te Verbraucher an Carbonfasern, die die Grundlage der CFK-Technologie darstellen. Hier ist das Potential noch nicht ausgeschöpft. Ähnlich sehe ich den Maschinenbau, in dem es noch erhebliche Möglichkeiten zum Einsatz von CFK gibt.

Wo möchten Sie persönlich mit dem CFK Valley in zehn Jahren stehen? Haben Sie ein großes Ziel, dass Sie gerne umsetzen möchten?

Wir wollen national und international als das führende Netz- werk für Composite-Technologie wahrgenommen werden und in den wichtigsten Industrienationen eine Außenstelle haben.

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Das CFK Valley steht mit seiner kontinuierlichen Entwicklung immer wieder im Fokus der Fach- und auch Tagespresse. So wird insbeson-dere von der örtlichen Tageszeitung „Stader Tageblatt“ der gesamte Prozess vor den Toren des Stader Airbuswerkes im Stadtteil Ottenbeck intensiv begleitet. Aber auch das „Hamburger Abendblatt“, die Tages-zeitung aus der benachbarten Metropole und Weltstadt Hamburg, zeigt Interesse an dem Stader Kompetenzzentrum. Vor allem aber die Fach-presse widmet sich immer wieder dem CFK Valley mit teils ausführ-lichen Hintergrundberichten, die in der Fachwelt natürlich für zuneh-mende Bekanntheit der Stader CFK-Forscher sorgen. Auf diesen Seiten sind einige Titel solcher Berichte über das CFK Valley in Ausrissen dokumentiert.

SCHLAGZEILENDAS CFK VALLE Y IN DER TAGES- UND FACHPRESSE

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Mehr als 100 Mitglieder hat das CFK Valley im Jubiläumsjahr 2014. Etwa 40 Prozent dieser Firmen und Institutionen sind mit eigenen Niederlassungen oder Produktionsstätten in Stade vertreten, mehrere haben Büros und Mitarbeiter im Technolo-giezentrum Stade oder im Forschungszentrum CFK NORD. Alle

verbindet das große Interesse an dem zukunftsträchtigen Werk-stoff CFK. Die Mitglieder verstehen den Verein als Netzwerk und Marketingplattform. Hier findet sich eine Übersicht mit allen Mitgliedern des Vereins CFK Valley Stade:

MITGLIEDER DES CFK VALLEYÜBER 100 MITGLIEDER HAT DAS CFK VALLE Y IM JUBIL ÄUMS JAHR 2014

.de

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Maschinen- und Anlagenbau

NEUE MITGLIEDER:

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RANDNOTIZENKR AWAT TEN, KUNST UND DIE LIEBEN NACHBARN

Kompetenzzentren wie das CFK Valley mit allen Einrich-tungen und Firmen leben auch von einer Art sozialen

Infrastruktur, von Treffpunkten, wo man feiert oder sich einfach nur miteinander austauscht. Eine solche Location ist zum einen die Solarhalle im Forschungszentrum CFK NORD. Sie wird nicht nur für viele Veranstaltungen und das Netzwerk betreffende Veranstaltungen genutzt, sondern zunehmend auch als Ort der gesellschaftlichen Begeg-nung. Kunstausstellungen haben hier zum Beispiel statt-gefunden. Damit wird die architektonisch ansprechende Solarhalle zu einem Ort der Begegnung auch für die Men-schen der Stadt.

Zu einem Ort der informellen, täglichen Begegnung ist mittlerweile die Mensa im Hansecampus Stade ge-

worden. Hier treffen sich nicht nur Studenten, sondern Mitarbeiter aus allen umliegenden Einrichtungen und Fir-men. „Das sind ganz wichtige Kommunikationsräume, wo man sich beruflich und auch privat austauscht“, sagt CFK Valley-Vorstand Thomas Friedrichs. Beim gemeinsamen Mittagessen ist auch schon so manche Zusammenarbeit geboren und auch die eine oder andere Freundschaft ge-schlossen worden. Betrieben wird die Mensa vom Berufs-bildungswerk Cadenberge-Stade, das in Stade auch eine Ausbildungsküche betreibt, um Nachwuchs für die Gastro-nomie fit zu machen.

Der Stader Herrenausstatter Ulf Brokelmann hat sich lange Gedanken darüber gemacht, ob CFK aufgrund

seiner Verwandtschaft mit textilem Gewebe nicht auch ein Stoff für exklusive Bekleidung sein könnte. Nach meh-reren Überredungsversuchen, gelang es ihm schließlich, seine Hausschneiderin davon zu überzeugen, Krawatten aus CFK zu fertigen. Zwei dieser Unikate ließ er herstellen und verlieh sie an die beiden Männer der ersten Stunde des CFK Valley, Professor Dr. Axel Herrmann und Stades Wirt-schaftsförderer Thomas Friedrichs. Brokelmann will aber nicht in die Massenproduktion gehen, sondern kam zu der Erkenntnis: „Der Stoff ist zu hart und zu spröde, um daraus Kleidungsstücke herzustellen.“

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CFK fand auch Einzug in die Kunst. Zwei Hamburger Ar-chitekten, darunter die in Stade gebürtige Julia-Elise

Hoins, entwarfen eine 2,3 Meter hohe und 8 Meter breite Skulptur, die aus CFK und GFK (glasfaserverstärkter Kunst-stoff) hergestellt worden ist. Die Raumskulptur wurde aus einem zehn Zentimeter dicken Band gefertigt. Ingenieur-büros haben die statischen Berechnungen vorgenommen und mehrere im CFK Valley ansässige Firmen das Projekt gesponsert – darunter auch die in Dubai ansässige Affan Innovative Structures, die sich intensiv mit dem Einsatz von CFK als Baumaterial beschäftigt. Die Skulptur stand zu-nächst in Hamburg auf der Internationalen Bauausstellung, die 2013 parallel zur Internationalen Gartenschau gezeigt wurde. Der Hamburger Staatsrat Dr. Bernd Egert meinte bei der Eröffnung: „Die Skulptur ist ein Beleg dafür, dass sich Composite Materialien noch für viele weitere Zwecke eig-nen – ganz besonders in der modernen Architektur.“ Seit 2014 steht das CFK-Kunstwerk im Eingangsbereich des Stader Forschungszentrums. Apropos Kunst:

Auch mit CFK arbeitet der in Stade aufgewachsene Künstler Arno C. Schmetjen. Er hat in diversen Kunst-

werke mit CFK als Material gearbeitet – flächig ebenso wie in Skulpturen oder Reliefs.

Mit dieser Postkarte machten das CFK Valley und das Land Niedersachsen gemeinsam eine Werbeaktion

für das Kompetenzzentrum in Stade. Die „Niedersach-sen-Diät“ sollte als Reizwort für Aufmerksamkeit sorgen. Auf der der Rückseite wird dann kurz erklärt, was dahin-ter steht: Der Leichtbaustoff CFK, der 70 Prozent weniger wiegt als Stahl.

Die Private Hochschule Göttingen sucht am PFH Han-secampus Stade bewusst die Nähe zu den Betrieben,

mit denen im Praxisteil kooperiert wird. Der Ansatz der PFH ist eben ein praxisorientiertes Studium. Ausdruck dieser Zusammenarbeit ist die Einrichtung von sogenannten Stif-tungsprofessuren, die von der Wirtschaft ganz oder teilwei-se getragen werden. Mit den ersten Stiftungsprofessuren sollte ein Zeichen gesetzt werden: Sie kamen von Airbus – das Unternehmen übernahm eine komplette Stiftungspro-fessur – und vom CFK Valley Verein mit einer halben Stif-tungsprofessor. Einige Unternehmen aus dem CFK Valley unterstützen dieses Engagement mit eigenen zusätzlichen finanziellen Mitteln.

Nette Nachbarschaft: Nicht alle freuen sich über die Entwicklung des CFK Valley

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Ich weiß nicht, wie es Ihnen beim Blättern und Lesen in die-ser Chronik gegangen ist. Mein Eindruck war: Zehn Jahre CFK Valley Stade – eine tolle Erfolgsgeschichte.

Liest sich gut, ist ja auch richtig. Ist es aber immer so glatt gelaufen? Als „Zeitzeuge“ und Begleiter von Beginn an, muss ich sagen: Nein, die positive Entwicklung war bei- leibe kein Selbstläufer. Oft hingen Entscheidungen nicht an starken Kohlefasern, sondern am sprichwörtlichen seide-nen Faden. Immer wieder wurde hinterfragt, neu justiert, verworfen, neu durchgestartet.

Abstrakt formuliert: Erfolgsfaktor Nummer 1 war die vor Ort gelebte enge Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissen-schaft und öffentlicher Hand. Oder anders ausgedrückt: Es ist festzuhalten, dass es nicht Institutionen oder Firmen, sondern Menschen waren, die Ideen hatten und diese um-setzten. Es waren Menschen, die sich engagierten, die sich stark machten und die, wie heißt es so plastisch, für die

Sache brannten. Diese Personen, die in der Chronik vorge-stellt werden und zum Teil auch zu Wort kommen, waren es, die andere begeistert haben mitzumachen.

Aus Sicht der Hansestadt Stade haben diese Menschen der Stadt und der Region einen großen Dienst erwiesen, sind doch beispielsweise über 3.000 zukunftsfähige Arbeits-plätze in den vergangenen zehn Jahren neu entstanden. Stade wurde Hochschulstandort, und einer der weltweit führenden Technologie- und Forschungsstandorte für den CFK-Leichtbau ist hier entstanden.

Bemerkenswert war und ist, dass die Politik, ob im Stader Stadtrat, im Kreistag oder in Hannover, unabhängig von der parteipolitischen Orientierung, das CFK Valley immer unterstützt haben. Wurde die Entwicklung mit den ersten Forschungsprojekten von z. B. Airbus oder Hexcel und die Errichtung des Technologiezentrums unter dem damali-gen Ministerpräsidenten Gabriel angestoßen, haben die

Landesregierungen unter Wulff und McAllister mit den Wirtschaftsministern Hirche, Rösler und Bode dies fortge-setzt. Wir wissen, dass die Landesregierung unter Minis-terpräsident Weil mit Wirtschaftsminister Lies die Potenti-ale des CFK-Leichtbaus für die Region und Niedersachsen so hoch einschätzen, dass CFK Valley hoffentlich auch weiterhin die Unterstützung bekommt, die bei stetig stei-gendem Wettbewerbsdruck erforderlich ist.

Übrigens: Im Stader Stadtrat wurden alle Entscheidungen, die das CFK Valley und die Bauprojekte betrafen – immer-hin Investitionen von über 55 Millionen Euro – immer ein-stimmig beschlossen!

Zum zehnten Geburtstag wünsche ich mir, dass die politi-sche Unterstützung nicht nachlässt und es weiterhin viele Menschen gibt, die sich für CFK, für den Verein und für die Region stark machen.

RÜCKENDECKUNG ERWÜNSCHTNACHBE TR ACHTUNG VON THOMAS FRIEDRICHS, WIRTSCHAF TSFÖRDERER DER HANSESTADT STADE

ZEHN JAHRE CFK VALLEY STADE – EINE ERFOLGSGESCHICHTE2004 – 2014

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Standortmarketing im CFK Valley bedeutet nicht nur, die Idee eines solchen Kompetenznetzwerkes in die Welt hinauszutragen und die Forscher und Anwender des Werk-stoffs zusammenzubringen. Standortmarketing wird na-türlich auch für das Kompetenzzentrum selbst betrieben. Im Klartext: Es ist wichtig, dass die angebotenen Einrich-tungen, Hallen und Büros auch belegt sind. Weil ein sol-ches Zentrum von einer gewissen Fluktuation lebt, neue Impulse benötigt und immer wieder neue Entwicklungs-

und Forschungsprojekte entstehen, ist das natürlich auch mit wechselnden Mietern verbunden. Vor diesem Hinter-grund sind immer mal wieder Räume zu vermieten und werden auch immer wieder Büros von verschiedenen Nut-zern nachgefragt. Das CFK Valley und vor allem das For-schungszentrum CFK NORD ist also nicht starr und über Jahre hinweg an immer gleiche Firmen und Institutionen vergeben, sondern unterliegt einem dynamischen Nutzer-wechsel. Aktuelle Infos finden sich unter: www.cfk-nord.de

DYNAMIK IM CFK VALLEYSTANDORTMARKE TING

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