Chancen der Gleichheit

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  • 8/6/2019 Chancen der Gleichheit ...

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    Die Oberflche, die Rechtsform, fllt mit der Basis, der kapitalistischen Produktionsweise. Aber nicht umgekehrt ist dieses Verhltnis aufzudrseln, wie Adepten einer Planwirtschaft, die am Charakter der Form der Arbeit als Lohnarbeit absolut desinteressiert sind, weil auch sie die Arbeit sich nur als Lohnarbeit, als Quelle einer alternativen Entfaltung der Produktivkrfte im so diktierten wie fingierten Interesse zentral geleiteter Pseudo-Produzenten sich vorstellen knnen. Diese Form der Er- und Gewerbs- als Lohnarbeit ist im Kapitalismus dem Inhalt der Arbeit, gl

    eichgltig gegen die abgestuften Pltze in der Hierarchie der Ttigkeiten, in einem Maeuerlich, da prinzipiell Entfremdung herrscht.

    Nur der Formwechsel, die Revolution durch die Abstreifung des Lohncharakters derArbeit in der kooperativen Form der Bewegung als exklusive Ttigkeitsweise kooperierender Individuen, setzte den wahren Inhalt der Arbeit frei, den Inhalt als wahren frei. Das ist die Kooperation mittels einer durch geistige Koproduktion derIndividuen beherrschten Lebensttigkeit. Was brigens ganz im Gegensatz zu den Vorstellungen der Gewaltorgie einer Planungskonomie & ihr externer Bedrfnisbefriedigung mit der Aufhebung der kapitalistischen Zeitrechnung als mageschneiderter Bedingung rationeller Kooperationsweise einhergehen wird mssen. Mit der Auflsung diesesmodernen Krftezusammenhangs von Zeit, Arbeit und Geld stehen vielmehr zunchst einm

    al auch smtliche berlieferten Produktionstechniken in Frage. Warum sollten diese Mittel fr einen Zweck taugen, der gar nicht n ihnen angelegt ist? Der Mensch ist doch keine seelenlose Maschine, nur unter gegebenen Bedingungen dazu gemacht.

    Nur in der Selbstreform dieses Bewutseins, das ihn in einer absurden Feier seinerSelbstmchtigkeit auf eine Marionette von qua technischer Errungenschaften angeblich erstrebenswertem Besitz reduziert, hat er, so nicht sowieso schon zu spt, berhaupt noch eine Chance. Da unter Beibehaltung der egal wie dem Gesetz der Rechenbarkeit von Aufwand & Ertrag subordinierten Arbeit ansonsten die Menschheit progressive verhungern mu, gleichgltig der so genannten Systembedingungen, sei hier nurkonstatiert. Die Denomination der Arbeit ist unter der Bedingung der Wertproduktion gleichgltig. Denn Wertproduktion ist dann gegeben, wird eine wie immer auch fragmentierte gesellschaftliche Arbeitskraft als Mittel eines Zwecks, der in der k

    onomie liegt, hergenommen. Und sei es zu ihrer eigenen berhhung. Ob also unter derPseudo-Opposition Markt oder Plan geschuftet wird, ist absolut belanglos. Logisch gesehen, wre, da das materielle Niveau nivelliert ist, Armut dann Reichtum.*

    *Den Bedeutungshof der Armut in ihrer Unspezifitt haben sich deshalb Sekten christlicher und auch kommunistischer Provenienz fr ihre ihren Lebensselbstverhaltens-Diktaturen dienlichen Ideologien zunutze machen knnen. Reichtum erscheint dann lediglich in der vergeistigten Separation menschlichen Teil-Tuns: der Glaube an Gott, an die Partei und an die eigene Bedeutsamkeit als Funktionsglied der religionskirchlich respektive parteikommunistisch ausgelegten Hoffnung. In den jeweiligen Religions- und Partei-Kirchen wird als Form der Litanei die Andacht zelebriert. Das Denken beider Glaubensrichtungen findet nur im Rckgriff auf die Worte derChefs statt. Auer jemandem gelingt es, die eigene Herrschafts- gegen die Eifersucht der geistigen und im Verlaufe der Institutionaliserung der Glaubensstze administrativ agierenden Konkurrenten zu verorten. Dieses als Kampf um die korrekte Linie zwischen Feinden & unter Freunden inszenierte Szenario abstrahiert ihre Dogmen nicht nur nicht aus der Erfahrung der kapitalistischen Wirklichkeit, brstet sie vielmehr gegen den Strich jeglicher Erfahrung. Mit Gesetzen, Gesetzmigkeiten, bis in den Gebrauch der Sprache hineinreichenden Ge- und Verboten wird auf die alsAgitprop-Material verstandene Menschheit incl. der eigenen Sympathisanten & Mit-Glieder losgegangen, auf da ihnen jegliches Gefhl fr das Denken und dessen Selbstbefhigung vergehe. Denken existiert nur noch in der Ein- und Unterordnung in die als Heilsgewiheiten gehandelten Verkndigungen der Hierarchen. Die Durchsetzung eines hierarchischen Kader-Strukturprinzips sorgt hier wie dort fr Gefolgschaft.

    Also kann die Armut auch nicht der Grund ihrer eigenen Folgehaftigkeit sein. Objemand dieses Recht wahrzunehmen auch in der Lage ist, ist ein anderes Bier. Den

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    n das Recht egalisiert ja auch in dieser dem Scheine nach der sozialen Nivellierung potentieller Arbeitskrfte dienlichen Konkurrenz-Extrasphre, - in Wirklichkeitgeht's um nichts anderes als um eine funktionale Befriedigung des ermittelten Gesamtarbeiterbedarfs, mag dies dessen Funktionstrgern bewut sein oder auch nicht, dem Prinzip nach erffnete gleiche Chancen in dem Sinne, da ungleiche Zugangs-, Lern- und Prfungsbedingungen anhand der Leistungsbemessung einer individuell voraussetzungslosen Selektion unterworfen werden. Ob man's schafft oder nicht, liegt in

    der Fhigkeit des Einzelnen begrndet. Ebenso mu offen bleiben, ob die erworbene Qualifikation dann auch in entsprechendem Ausmae nachgefragt wird. Alt-68er, die demdamaligen objektiven Reformbedarf adquat ihr Studium meinten zielfhrend organisiert zu haben, knnen heute noch ein Lied singen, wie ihr Anspruch, als alternativeAvantgarde die Weltbhne zu modernisieren, im Taxi statt in der Revolution endete,ihre Hybris im Frust ihren reaktionren Grundzug konservierte.

    Was ist also Chancengleichheit?

    Man mu unterscheiden.

    Gesetzlich verankert ist Chancengleichheit eine polit-konomisch inspirierte Parti

    zipations-Offerte. Jeder kann sich entsprechend seiner Fhigkeiten & Bemhungen Qualifikationen verschaffen, die ihm im Wettbewerb um nachgefragte Ttigkeiten einen gerechten, individuell gesehen: besseren, Platz einbringen. Die Hierarchie der Berufe wird einem antizipierten Anforderungsprofil gem dabei ggf. auch neu vermessen, bleibt jedoch in Bezug auf das jeweilige Gesamtprofil dennoch immer konstant.Darin hat sich der Einzelne zu bewhren. Das logische Resultat der dem Gesetz involvierten ausgleichenden Gerechtigkeit ist: Jedem das Seine! Und das unabhngig vonHerkunft, Religion, Hautfarbe und was da noch der Produktion kapitalistisch all- und teilseitig verwendbarer Individual-Abstrakta entgegensteht. Das ist die Seite des zivilisatorischen Fortschritts der Bildung.

    Ideologisch, vom Bewutsein der Teilnehmerinnen & Teilnehmer dieser Konkurrenz herbetrachtet, ist die Forderung nach Chancengleichheit nichts als ein Reflex auf

    Ungerechtigkeiten und Unziemlichkeiten, wie sie die kapitalistische Ordnung ihrer Natur nach und auf was fr einer Stufenleiter ihrer Entwicklung auch immer hervorbringen mu. Politisch gewendet ist Chancengleichheit die Abstraktion vom konkreten Individuum. Ungleiches wird in der Forderung nach Gleichheit und Behandlung als Gleichen aufgehoben, ist damit rcksichtslos gegen den Einzelnen, der sich, indem er sich in der Konkurrenz bewhrt, nichtsdestotrotz gerade von dieser Selektioneinen Vorteil verspricht. Die Vereinnahmung durch das dem Kapitalverhltnis inhrierte Bedrfnis nach einer funktionalen Gesamtarbeitskraft ist damit total. Man trgtauf seine Weise zum Fortschritt bei.

    Nun ist gegen die individuelle Anstrengung, eine leichtere Arbeit, eine interessantere Ttigkeit, eine bessere Bezahlung, etc., zu bekommen, natrlich berhaupt nichts einzuwenden. Zu berlegen ist aber, was man denn eigentlich tut, fgt man sich, und stimmt sie denn, auf die skizzierte Weise dem modernen Selektionsprinzip der Chancengleichheit. Reiht man sich denn, geriert man die Chancengleichheit erst einmal politisch, da & damit & dadurch nicht ganz im Gegenteil zur Absicht, die man eventuell zur Begrndung der Forderung auch noch anfhrt, ganz in die Frderung eines zeitgerechten Bedarfs an noch tauglicherer Einzelausstattung des Gesamtkrftebedarfs ein? Denn da jede konomie, die ihren Fortschritt an sich selbst mit, nicht derBefriedigung individueller Bedrfnisse dienlich sein kann, ist doch nur allzu offensichtlich.

    Warum versucht man's nicht einmal mit der Forderung nach Verallgemeinerung der Lehr- und Lernmethoden der Sonderpdagogik? Das wre wenigstens noch ansatzweise individuelle Frderung, insbesondere, wird die Pdagogik auen vor gelassen. Und eine so e

    inigermaen sach- wie individuengerechte Implantation des Prinzips von Fordern & Frdern noch dazu. Allerdings ohne die Narkose der Gleichheit. Nur der bertritt in die allgemeine Schule gehrte dann verboten, um die Freude & den Spa am Lernen nicht

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    doch noch ein Leben lang dann zu vermiesen.

    [p.s. Vielleicht wollte ich zu viel auf einmal hier unterbringen. Meine angerissenen berlegungen mgen deshalb nur der Anregung und Diskussion dienen. - Helmut Hampl]