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Herzog, Charakterdstilc der Jod - Verunres'ns'gungen. 158 stande noch zu ermitteln, unter welchen man bei der Bereitung des Spir. aed nitr. zum grossen Theil Aepfel- saure als Rucksland erhalt. Da ich nach vollendetcr Gahrung in dem metamor- phosirtcn Gemisch keine zuckersaure Kalkerde auffinden konnte, so lasst sich mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die zuckersaure Kalkcrde auch in bernsteinsaure Kalkerde durch cine ahnliche Gahrung verwandelt werden kann, welches aber durch einen directen Versuch erst festgestellt werden muss 3. a@+---- Cbarakteristk der Verunreinigungen des Jods ; yon Dr. C. Herzog. Fast in allen chemischen und pharmaceutiwhen Lehr- buchern ist angegeben, dass die Reinheit des Jods aus seiner Loslichkeit in Alkohol und aus der vollslandigen Verfliichtigung desselben beim Erhitzen hervorgehe. Diem Angabe ist aber, wie ich nachweisen werde, aus mehr- fachen Grunden nicht mehr slichhakig. Die Verunreinigungen des Jods sind entweder: I) zu- Tallig oder '2) absichtlich (Verfalschungen). Sowohl die zufalligen, ak auch die absichtlichen Beimengungen konnen wieder eingetheilt werden : a) in Alkohol losliche und 6) in Alkohol nnlosliche. Zufallige Beimengungen. a) in Alkohol losliche: Wasser, Chlorjod, Cyanjod. Thon (Lutum). b) in Alkohol unlosliche: *) Es wiire zu wiinsrhen gewesen, dass dsr Hr. Verf. sich dLer die crhrltene Auebeule niher ausgesprocben hatte. B.

Charakteristik der Verunreinigungen des Jods

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Page 1: Charakteristik der Verunreinigungen des Jods

Herzog, Charakterdstilc der Jod - Verunres'ns'gungen. 158

stande noch zu ermitteln, unter welchen man bei der Bereitung des Spir. a e d nitr. zum grossen Theil Aepfel- saure als Rucksland erhalt.

Da ich nach vollendetcr Gahrung in dem metamor- phosirtcn Gemisch keine zuckersaure Kalkerde auffinden konnte, so lasst sich mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die zuckersaure Kalkcrde auch in bernsteinsaure Kalkerde durch cine ahnliche Gahrung verwandelt werden kann, welches aber durch einen directen Versuch erst festgestellt werden muss 3.

a@+----

Cbarakteristk der Verunreinigungen des Jods ; yon

Dr. C. H e r z o g .

Fast in allen chemischen und pharmaceutiwhen Lehr- buchern ist angegeben, dass die Reinheit des Jods aus seiner Loslichkeit in Alkohol und aus der vollslandigen Verfliichtigung desselben beim Erhitzen hervorgehe. Diem Angabe ist aber, wie ich nachweisen werde, aus mehr- fachen Grunden nicht mehr slichhakig.

Die Verunreinigungen des Jods sind entweder: I) zu- Tallig oder '2) absichtlich (Verfalschungen).

Sowohl die zufalligen, ak auch die absichtlichen Beimengungen konnen wieder eingetheilt werden : a) in Alkohol losliche und 6) in Alkohol nnlosliche.

Zufallige Beimengungen. a) i n A l k o h o l l o s l i c h e :

Wasser, Chlorjod, Cyanjod.

Thon (Lutum). b) i n A l k o h o l u n l o s l i c h e :

*) Es wiire zu wiinsrhen gewesen, dass dsr Hr. Verf. sich dLer die crhrltene Auebeule niher ausgesprocben hatte. B.

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156 Heraog,

Absichlliclie Ueimcngungen. a) i n A l k o h o l Ios l i che :

Wasser, Chlormagnesium.

Graphit, Steinkohle, Braunstein, Schwefelantimon, Bleiglanz, Sand, Thon.

h) i n A l k o h o l u n l o s l i c h e :

Bci der Priifung des Jods auf Beimengungen kann es naturlich gleichgultig sein, ob dieselben absichtlich oder zufallig sind, ich habe nur dieso Eintheilung mir zu machen erlaubt, um die Aufmetksamkcit auch auf dieArt dcr Verunreinipng dcs Jods zu lenken.

4) Dep Gehalt an W asser, welchen ich schon bis zu 10 Proc. im Jod gefonden habe, ist bisweilen abhangig von den Substanzcn, welche ausserdem dem Jod beigemengl sind, wie z. B. Chlorjod, Chlormagnesium.

Sofern keine feuerbcstandigen Korper zugegen sind, kann man die Menge des Wassors auf die Weise am besten beslimmen, dass man. in einem unten zugeblasenen vorher tarirten Glasrohre von dern zu priifenden Jod schiittet, das Rohr wagt, geschmolzenes neutrales Chlor- calcium in klcinen erbsengrossen Sliicken hineinbringt und abermals wagt. Dann wird miltclst einer Spiritus- larnpe das Jod erwarmt und uber das Chlorcalcium aus der Rokre getrieben, welches so lange fortgesetzt wird, his sich durch Erwarmen des Rohrs keinc violetten Diirnpfe mchr zeigen. Man wagt abermals, zicht von dern Ge- wichte die Mengc des Jods ab und erfahrt auf dieso Weise, wie viel Wasser vom Chlorcalciurn aufgenomrnen, reep. wie viel Procent desselben i n dem Jod enthallen waren.

Sind feucrbcstandige Kiirper zugegen, so rnacht man neben dem obigen Vcrsuch noch sehr leicht einen zweiten in einern Porcellanschalchen uod zieht die zuruckbleibende

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Charakleristik der Jod - C’erunreinijttngen. 157

Meoge, nachdem sie naturlich auch auf 100 Theile be- rechnet war, von dcm erstcn Resultate ab.

2) C t i lo r j o d (Jodchlorur) habo ich schon orters im Jod gefunden. Solches Jod zcigte cinen starken unan- genehm stechenden Geruch nach Chlor und Jod, welcher dem Cyanjod sehr iihnlich ist. Dass eine solcho Vcrun- reinigung bisher noch nicht beobachtet ist, erscheint um so auffallender, als doch bei dcr Darstellung des Jods im Crosscn nicbt immcr alle Chlormeralle ausgeschlossen sind u d dadurch eine Verunreinigung mit Chlorjod herbci- gefuhrt werden kann.

Vielleicht hat man zuweilen bei Anwcndung eines roinen Kalis cin Chlorkalium haltcndcs Jodkalium dar- gestellt, ohna zu ahncn, dass tler Chlorgehalt dem Jod zugoschriehen wcrden musste.

1st J odchloriir vorhandcn, so fiirbt sich beim Ucber- giessen des verunreinigten Jods mit Wasscr solches rasch brauogelb, was bei der Schwerloslichkeit des reinen Jods nur langsarn geschieht. Diese Losung reagirt dann auch durch Bildung von Salzslure sauer.

Um cine genaucrc Prufung auf Chlor vorzunehmen, ist es nach mciner Errahrung zweckmassig, sogfeich das Jod mit mc~allischcm Eisen zu behandeln und die farblose odcr schwach grunlich gefarbto Liisung mit rcinem kohlen- saurcm Kali zu fallen, die abfillrirte Plussigkeit mit Essig sauro schwach anzusiiuern und Silbersolution im Ueber- scliuss zu clcr zuvor verdunnten Losung zu setzen; der Niederschlag wird dann, wie bekennt, mit Ammoniak- fliissigkeit iibargossen, abfiltrirt und das Filtrat mit Sal- petersaure gauer gcmacht, wobei sich, wenn Chlor vor- handen war, Chlorsilber abscheidet.

Es ist dicse Methode deshalb zu empfehlen, weil durch dieselbe elwa vorhandenes Cyan vollig aus dern Bereiohe der Silbersolution bleiht.

3) C y a n j o d. Mich auf meine Abhnndlung iiber die- sen Gegcnstand bcziehcnd, erlaubo ich mir nur in Betreff der Priifung des Jods aul Cyanjod anzufiihrea, dass es am zweckmassigsten ist, das Jod im Ueber4chuss voa

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I58 Herzog,

reiner Aetzkalilauge zu losen, die Flussigkeit entweder zu verdampfen und zu gliihcn, oder rniltelst Schwefel- wasserstoffs das jodsaure Kali zu zcrsetzen, (urn nachher keine Reactionen auf Jod durch Zusatz von Sauren zu erhalten, welche leicht storend sind); dann mit Eisen- chlorurchlorid zu zersetzen, so lange noch ein Niederschlag entsteht und diesen wieder in Salzsaure aufzulosen, wo, bei Gegenwart des Cyenkaliums ein grunlich blauer oder blauer Ruckstand yon Eisencyaniircyanid zuruckbleibt.

Dass das Jodkalium, welches aus jodcyanhaltendem Jod miltelst Eisens dargestellt ist, nicht cyanhaltig wird, habe ich schon in mciner Ahhandlung uber Cyanjod erwahnt.

Die Ursache des Vorkommens des Cyanjods im Jod liegt meines Erachtens theils in der Unaufmerksamkeit bei der Darstellung des Varecs oder Kelps aus den Algen uad anderen Seegewachsen, welchen beim Einaammeln noch Muschcln, kleine Fische und dersleichen anhPngen, theils auch in dem absichtlichen Hineinwerfen grosserer Seethiere vor dem Verbrennen, urn das Gewicht der Varec- asche zu vermehren, welche namlich zuweilen als Han- delsartikel verschickt werden SOH. Kommen aber solche stickstoffhahige Substanzen mit dem gleichzeitig vorhan- denen oder sic11 bildenden kohlensauren Natron in der Gliihhilze in Wechselwirkuog, so kann die Eatstehting von Cyanmetallen nicht befrernden und werden leiztere bei der Derstellung des Jods aus solcher Asche die Bil- dung von Cyanjod hervorrufen.

4) Thon. Findet man Thon in dem Jod, so ist damit noch nicht gcsagt, dass solcher absichtlich beigemengt wurde, denn es konnsn, wie mir aus glaubwurdiger Quelle versichert ist, leicht bei der Darstellung kloine Stuckchen von dem Lutum, welches aus Thon besteht, hiaeiofallen. Diese Substanz ist es auch, welche in der Regel zwischen dem in den Handel kommendeo, noch nicht raffinirteo, sogenannten franzosischen Jod vorkommt und mine Col- legen werden bei der Bereitung der Jodtinctor oder des Jodkaliums aus solchem Jod sicher schon ofter einen erdigen, bisweilen gailertartigen Ruckstand beobachtet

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haben. Durch Behandeln mit Aetzkali und Zusetzen von Salmiak wird Thonerde in weissem gallertartigem Zustande abgeschieden.

5 ) C h 1 o r m a g n e s i u m habe ich erst einmal in einem sehr feuchten Jod gefunden, nachdem ich dasselbe mil Wasser geschuttelt untl durch Erhilzen das aufgelosk Jod verfluchtigt hatte. Die Losung wurdc zur Trockne vcrduns~et und beim Uebergiessen des Riickstandes mit Wasser hlieb eine kleine Menge weisser Flocken zuruck, wogegen in der Flussigkeit sowohl Chlor als Magnesium zu entdecken war. - Obschon ich die lllengenverhaltnisse nicht quantiiativ bestimmte, so schien es mir doch, a16 ob es absichtlich zugesetzt war, u m das Jod stets feucht zu erhalten; jedoch will icli mich gern beschciden, wenn Andcrc es als zufallige Beimengung betrachten wolleo.

6) Von den ubrigen Bcimengungen, welche sammtlich in Alkohol unloslich sind, ist niir nur noch der Graphit vorgekommen, derselbe eignet sich, wcnn man auf Be- trugereien ausgchen will und voraussclzt, dasv der Kaufer b m ~ fide die Waare annirnmt, offenbar am besten dazu. Man erkennt densellen, ausser durch die Unloslicbkeit in Alkohol, durch die nach dem Trocknen sich zeigende glanzende bleigraue Farbe, die geringe Veranderung und Verminderung vor dem Lothrohre und durch das Ver- halten, vom Magnete angezogen zu werden.

7) S t e i n k o h 1 e unterscheidet sich vom Craphit durch die glanzende schwarze Farbo, das Verbrennea vor dem Lolhrohre und dadurch, dass dieselbe dem Magnete nicht

8) B r a u n s t e i n entdeckt man in dem Riickstande leicht beim Uebergiessen mit Salzsaure, durch das Frei- werden von Chlor.

0) S ch w e f e 1 a n t i m o n wird durch Chlor nach kur- zer Zeit, zumal wenn es etwas feucht, verandert und giebl, sobald grossere Mengen vorhanden sind, dem Gemische ein rothbraunes Ansehefi. Bleibt bei dern Auflosen in Al- kohol ein Rucksland, welcher durch Erhitzen mit einigen Tropfen Salzsaure sich grosstentheils lost, durch Zusatz

folgt.

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von Wasser wciss und durch Schwcfelwasserstoff orange- roth gefiillt w id , so war Antimon vorhandcn; ein Vcrsuch vor dcrn Liitlirolir auf Ihhlo zcigt ebcnfalls die Gegcn- wart von Antimon oder Schwefelantirnon.

10) B l e i g l a u z w i d zwar vom trocknen Jod nicht veriinderb, Fcuchligkcit fijrdert die Zcrsetzung aber schr rasch und es bildet sich Jodblci. \'or dem Lothrobr auf Kohle unter Zusatz yon etwas Soda erhalt man das Rlei korn.

Schlicsslich bemerkc ich noch, dass ein Jod, wenn ich nicht sehr irre, sogar mil 20 Proc. neutralem wein- sleinsaurem Iiali in den IIandel gekomrnen sein SOIL - Vorsuche, welctie ich durcli Zusammenbringen von diesem Sake mit Jod anstell~e, zeigten mir, dass das weinstein- saure Knli ieicht die Farbe dcs Jods annimmt und aller- dings auf den crsten Blick zu Tauschung bcnutzt werden kann. Bcim Lebergiessen mit Alkohol bleibt das wein- stoinsaure Kali fast ganzlioh ziiriick und giebt beim Ein- iischcrn bekanntlich kohlensaures Kali.

Nach vorstehenden Mittheilungen sollte man fast glau- ])en, cs kiime kein rcines Jod im IIendel vor; dem ist jedoch nicht so. Unler dern Narncn Jodum ang/icuni kommt ein Jocl in dcn Handel, welches in der Regel rein, min- destrns aber vie1 reiner und trockncr ist, als das unler der Bezcichnung Jodum gallicurii vcrkaufte billigere Jod. - Bcsonders schon ist das Jodum ruffinalum odcr birafb- nntum, welchcs in sehr grosscm Maassstabe und mit mog- lichster Sorgfalt in dem Laboratorio der hiesigen K a h I o r t - sclicn 1)rogueriehandlung je nach der Reinheit cin- bis zweimal sublimirt wird. - Das letztere kostet durch- schnittlich l a Thaler rnehr, als das gewohnliche, ist aber von solchcr ausgezcichneten Qualitit, dass ich es unbe- tlingt als das preiswiirdigste empfehlen kann.

In lctzterer Zeit hat sich das Ka h I e r t sche Jod schon bedeutend im Handel verhrcilet, so dass man in mehreren Preislisten unter obigcm Samen bereits dassclbe verzeichnet finder.

Herzog, Charakteristik der Jod - Verunrecnigungen.

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