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BUCHER haufig nicht auf die Beschreibung des der- zeitigen Kenntnisstandes beschranken. Zusatzlich ermoglichen sie es, die ,,histo- rische" Entwicklung nachzuvollziehen, und verweisen explizit auf ungeklarte oder nur ansatzweise bekannte Mechanismen und Strukturen. Dies diirfte besonders Studierende, die vorrangige Zielgruppe, motivieren. ,,Bioanorganische Chemie" ist kom- promiDlos als ein Lehrbuch der Prinzipien angelegt : Die empirischen Fakten dienen dazu, groSere Zusammenhange und uber- greifende GesetzmaDigkeiten zu illustrie- ren. Fur deutsche Studierende wird ein derartiges Konzept vielleicht gewoh- nungsbediirftig sein. Anders als bei star- ker faktenbezogenen Lehrbuchern scheint es mir empfehlenswert, dieses Buch konti- nuierlich und vollstandig zu lesen, urn es optimal nutzen zu konnen. So wird man am besten die Querbeziehungen gewahr, beispielsweise das haufige Wiederaufgrei- fen von Metallen, aktiven Zentren, Me- thoden usw., die vorher schon in anderen Zusammenhangen diskutiert wurden. Alle wichtigen Aspekte der Bioanorga- nischen Chemie werden behandelt, von der Aufnahme der Metalle uber ihre Nut- zung in Enzymen und Elektronenubertra- gungsproteinen bis hin zur Regulation der Metalleigenschaften durch die Proteinma- trix. Das vorliegende Buch ist in diesem Sinne vollstandig. Allerdings waren doch manche zusatzlichen Detailinformationen wunschenswert, selbst wenn man beriick- sichtigt, daB es den Autoren vorrangig um die Prinzipien geht. So wird das Quecksil- ber als Beispiel fur ein toxisches Metal1 recht ausfuhrlich behandelt, wahrend man Arsen, Blei und Cadmium vergeblich im Index sucht. Hierdurch kann leicht ein unausgewogenes Bild entstehen. Ahnlich verhalt es sich rnit dem essentiellen Ele- ment Nickel; zum Ni-Enzym Urease und zu den Ni-haltigen Hydrogenasen werden nur sehr magere Informationen geboten. Inhaltlich gibt es ansonsten erfreulich we- nig zu bemangeln. Bei der Diskussion der Zeitskalen verschiedener Analysentechni- ken (S. 80f.) sollte darauf hingewiesen werden, da5 die im Experiment erreichten zeitlichen Auflosungen oftmals erheblich geringer sind als die aus den Elementar- prozessen abgeleiteten. Positiv hervorzu- heben ist die Beriicksichtigung mancher wichtiger Aspekte, die in vergleichbaren Werken nicht oder nur am Rande behan- delt werden, wie die Ladungsverhaltnisse an biologischen Metallzentren, die An- wendung genetischer Techniken und Nu- cleinsaure-Protein-Wechselwirkungen. Die Zahl der (Druck-)Fehler ist beson- ders fur eine Erstauflage niedrig; unter den vom Rezensenten gefundenen sind am gravierendsten: ,,Cu2+ < Zn"" statt umgekehrt (Irving-Williams-Reihe, S. 27); die (blauen!) Kupferzentren des Typs 1 haben eine Absorptionsbande im orange- farbenen, nicht im blauen Spektralbereich (S. 90, die Wellenlange ist dagegen kor- rekt angegeben); ,,2Fe-4S" statt ,,3Fe-4S" (S. 125); ,,gating change" statt ,,gating charge" (S. 179); ,,7 bis 90"" statt ,,75 bis 90"" (S. 213); fehlende Bandnummer und Seitenzahl im dritten Literaturhinweis auf S.246; H,O, murj als Produkt bei der Umwandlung von Xanthin in Harnsaure erscheinen (S. 339); einige wenige Abbil- dungen (2.7,11.28,12.4) enthalten Fehler. Das Druckbild des Textes ist von hoher Qualitat. Das gleiche gilt fur die insgesamt 186 Abbildungen, die uberwiegend im Zweifarbendruck erstellt wurden. Hier sind besonders die Einheitlichkeit und die Ubersichtlichkeit hervorzuheben, rnit der die vielen Proteinstrukturen prasentiert werden, deren Zahl allein schon wir- kungsvoll die Bedeutung der Proteinkri- stallographie unterstreicht. Es sind mehr als 300 Angaben zur Originalliteratur auf- gefuhrt, die bei der Ubersetzung teilweise durch Neuerscheinungen und deutsch- sprachige Werke erganzt wurden. Fazit : Als Begleittext fur Vorlesungen und zum Selbststudium ist das Buch her- vorragend geeignet und kann Studieren- den der Chemie und der Biochemie im Hauptstudium uneingeschrankt empfoh- len werden. Wer allerdings in der bioanor- ganischen Forschung steht und einen Faktenspeicher sucht, wird eher zu ande- ren Quellen greifen. Henry Strasdeit Fachbereich Chemie der Universitat Oldenburg Chemie und Biochemie in Deutsch- land. Institute, Personen, Arbeitsge- biete, Publikationen, Technologie- transfer. 2. Auflage. Herausgegeben von der GDCh in Gemeinschaft rnit der ADUC. VCH Verlagsgesell- schaft, Weinheim, 1995. 789 S., geb. 198.00 DM. - ISBN 3-527-29258-6 Ziel des obengenannten Buches war es, ,,alle selbstandig auf dem Gebiet der Che- mie und Biochemie Forschenden an Hochschulen und anderen offentlich ge- forderten Forschungseinrichtungen" zu erfassen. Dieses ehrgeizige Ziel konnte uberhaupt nur mit offentlicher Unterstut- zung angestrebt werden und wurde schliehlich rnit zusatzlicher Hilfe des ,,Fonds der Chemischen Industrie" sowie der ADUC ziemlich genau zu zwei Drit- teln erreicht: Von den etwa 3000 ver- schickten Fragebogen kamen ca. 2000 zu- ruck und konnten ausgewertet werden. Herausgekommen ist dabei ein stattli- cher Band von knapp 800 rnit kleiner Schrift eng bedruckten Seiten, der eine ge- waltige Informationsfiille enthalt und fur jeden, der auf irgendeine Weise mit chemi- scher oder biochemischer Forschung zu tun hat, eine wahre Fundgrube ist. In ihm lassen sich Angaben zu genau 21 73 Perso- nen nachschlagen. Diese Angaben beste- hen aus Name, Vorname, Titel, Telefon- und Faxnummer sowie gegebenenfalls E- mail-Adresse, kurzer Skizze des wissen- schaftlichen Werdegangs und schlieDlich ca. zehn neueren Publikationen vor allem aus den Jahren 1992 und 1993. Dazu kommen als besondere Hilfe fur den In- formationsaustausch eine Sachgebietsliste zu den jeweiligen Forschungsthemen so- wie eine von den Autoren frei formulierte Liste von Schliisselbegriffen fur den so- genannten Technologietransfer, also fur Aspekte des jeweiligen Forschungsge- biets, die sich - nach Einschatzung des be- treffenden Wissenschaftlers - fur eine industrielle Venvertung anbieten. Die Erweiterung des ursprunglichen Forschungsfuhrers, dessen erste Auflage vor sechs Jahren erschienen ist, um diesen zuletzt erwahnten Teil hat den Herausge- bern offensichtlich besondere Probleme bereitet. Es wird zwar vie1 von Technolo- gietransfer geredet, auch in der Chemie, aber einen hierarchisierten Sachgebiets- schliissel wie bei den chemischen For- schungsgebieten insgesamt gibt es dafiir noch nicht. Die Liste der von den Autoren gewahlten Begriffe ist naturlich sehr hete- rogen und enthalt zahlreiche Uberschnei- dungen; auch der Praxisbezug ist gele- gentlich weit hergeholt. Wenn man etwas Bestimmtes sucht, mu8 man eigentlich die ganze Liste durchgehen, und sie umfarjt immerhin knapp vierzig eng bedruckte Seiten. An dieser Stelle sind fur zukunftige Auflagen Verbesserungen moglich und auch notig. Bisher fielen bei der etwa dreimonati- gen Benutzung des Verzeichnisses er- staunlicherweise kaum Fehler auf. Manchmal ist man verbliifft, einen sehr prominenten Wissenschaftler nicht zu fin- den. Andererseits kann es aber auch pas- sieren, dah man jemanden entdeckt, der fernab bei den Medizinern in einem klini- schen Labor arbeitet und von dem man eigentlich nicht envartet hatte, daD er er- faht wurde. Die GDCh mochte das Werk aktuell fortentwickeln, auch wenn das - wie der GDCh-Geschaftsfuhrer in seinem Vor- wort schreibt - die Krafte einer wissen- schaftlichen Gesellschaft eigentlich iiber- steigt. Ein wenig konnte man den Umfang Angew. Chem. 1996, 108, Nr. I 0 VCH Yerlagsgesellschafl mbH, 0-69451 Weinheim, 1996 0044-8249/96/10801-0117 S10.00f ,2510 117

Chemie und Biochemie in Deutschland. Institute, Personen, Arbeitsgebiete, Publikationen, Technologietransfer. 2. Auflage. Herausgegeben von der GDCh in Gemeinschaft mit der ADUC. VCH

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BUCHER

haufig nicht auf die Beschreibung des der- zeitigen Kenntnisstandes beschranken. Zusatzlich ermoglichen sie es, die ,,histo- rische" Entwicklung nachzuvollziehen, und verweisen explizit auf ungeklarte oder nur ansatzweise bekannte Mechanismen und Strukturen. Dies diirfte besonders Studierende, die vorrangige Zielgruppe, motivieren.

,,Bioanorganische Chemie" ist kom- promiDlos als ein Lehrbuch der Prinzipien angelegt : Die empirischen Fakten dienen dazu, groSere Zusammenhange und uber- greifende GesetzmaDigkeiten zu illustrie- ren. Fur deutsche Studierende wird ein derartiges Konzept vielleicht gewoh- nungsbediirftig sein. Anders als bei star- ker faktenbezogenen Lehrbuchern scheint es mir empfehlenswert, dieses Buch konti- nuierlich und vollstandig zu lesen, urn es optimal nutzen zu konnen. So wird man am besten die Querbeziehungen gewahr, beispielsweise das haufige Wiederaufgrei- fen von Metallen, aktiven Zentren, Me- thoden usw., die vorher schon in anderen Zusammenhangen diskutiert wurden.

Alle wichtigen Aspekte der Bioanorga- nischen Chemie werden behandelt, von der Aufnahme der Metalle uber ihre Nut- zung in Enzymen und Elektronenubertra- gungsproteinen bis hin zur Regulation der Metalleigenschaften durch die Proteinma- trix. Das vorliegende Buch ist in diesem Sinne vollstandig. Allerdings waren doch manche zusatzlichen Detailinformationen wunschenswert, selbst wenn man beriick- sichtigt, daB es den Autoren vorrangig um die Prinzipien geht. So wird das Quecksil- ber als Beispiel fur ein toxisches Metal1 recht ausfuhrlich behandelt, wahrend man Arsen, Blei und Cadmium vergeblich im Index sucht. Hierdurch kann leicht ein unausgewogenes Bild entstehen. Ahnlich verhalt es sich rnit dem essentiellen Ele- ment Nickel; zum Ni-Enzym Urease und zu den Ni-haltigen Hydrogenasen werden nur sehr magere Informationen geboten. Inhaltlich gibt es ansonsten erfreulich we- nig zu bemangeln. Bei der Diskussion der Zeitskalen verschiedener Analysentechni- ken (S. 80f.) sollte darauf hingewiesen werden, da5 die im Experiment erreichten zeitlichen Auflosungen oftmals erheblich geringer sind als die aus den Elementar- prozessen abgeleiteten. Positiv hervorzu- heben ist die Beriicksichtigung mancher wichtiger Aspekte, die in vergleichbaren Werken nicht oder nur am Rande behan- delt werden, wie die Ladungsverhaltnisse an biologischen Metallzentren, die An- wendung genetischer Techniken und Nu- cleinsaure-Protein-Wechselwirkungen.

Die Zahl der (Druck-)Fehler ist beson- ders fur eine Erstauflage niedrig; unter den vom Rezensenten gefundenen sind

am gravierendsten: ,,Cu2+ < Zn"" statt umgekehrt (Irving-Williams-Reihe, S. 27); die (blauen!) Kupferzentren des Typs 1 haben eine Absorptionsbande im orange- farbenen, nicht im blauen Spektralbereich (S. 90, die Wellenlange ist dagegen kor- rekt angegeben); ,,2Fe-4S" statt ,,3Fe-4S" (S. 125); ,,gating change" statt ,,gating charge" (S. 179); ,,7 bis 90"" statt ,,75 bis 90"" (S. 213); fehlende Bandnummer und Seitenzahl im dritten Literaturhinweis auf S.246; H,O, murj als Produkt bei der Umwandlung von Xanthin in Harnsaure erscheinen (S. 339); einige wenige Abbil- dungen (2.7,11.28,12.4) enthalten Fehler.

Das Druckbild des Textes ist von hoher Qualitat. Das gleiche gilt fur die insgesamt 186 Abbildungen, die uberwiegend im Zweifarbendruck erstellt wurden. Hier sind besonders die Einheitlichkeit und die Ubersichtlichkeit hervorzuheben, rnit der die vielen Proteinstrukturen prasentiert werden, deren Zahl allein schon wir- kungsvoll die Bedeutung der Proteinkri- stallographie unterstreicht. Es sind mehr als 300 Angaben zur Originalliteratur auf- gefuhrt, die bei der Ubersetzung teilweise durch Neuerscheinungen und deutsch- sprachige Werke erganzt wurden.

Fazit : Als Begleittext fur Vorlesungen und zum Selbststudium ist das Buch her- vorragend geeignet und kann Studieren- den der Chemie und der Biochemie im Hauptstudium uneingeschrankt empfoh- len werden. Wer allerdings in der bioanor- ganischen Forschung steht und einen Faktenspeicher sucht, wird eher zu ande- ren Quellen greifen.

Henry Strasdeit Fachbereich Chemie

der Universitat Oldenburg

Chemie und Biochemie in Deutsch- land. Institute, Personen, Arbeitsge- biete, Publikationen, Technologie- transfer. 2. Auflage. Herausgegeben von der GDCh in Gemeinschaft rnit der ADUC. VCH Verlagsgesell- schaft, Weinheim, 1995. 789 S . , geb. 198.00 DM. - ISBN 3-527-29258-6

Ziel des obengenannten Buches war es, ,,alle selbstandig auf dem Gebiet der Che- mie und Biochemie Forschenden an Hochschulen und anderen offentlich ge- forderten Forschungseinrichtungen" zu erfassen. Dieses ehrgeizige Ziel konnte uberhaupt nur mit offentlicher Unterstut- zung angestrebt werden und wurde schliehlich rnit zusatzlicher Hilfe des ,,Fonds der Chemischen Industrie" sowie der ADUC ziemlich genau zu zwei Drit- teln erreicht: Von den etwa 3000 ver-

schickten Fragebogen kamen ca. 2000 zu- ruck und konnten ausgewertet werden.

Herausgekommen ist dabei ein stattli- cher Band von knapp 800 rnit kleiner Schrift eng bedruckten Seiten, der eine ge- waltige Informationsfiille enthalt und fur jeden, der auf irgendeine Weise mit chemi- scher oder biochemischer Forschung zu tun hat, eine wahre Fundgrube ist. In ihm lassen sich Angaben zu genau 21 73 Perso- nen nachschlagen. Diese Angaben beste- hen aus Name, Vorname, Titel, Telefon- und Faxnummer sowie gegebenenfalls E- mail-Adresse, kurzer Skizze des wissen- schaftlichen Werdegangs und schlieDlich ca. zehn neueren Publikationen vor allem aus den Jahren 1992 und 1993. Dazu kommen als besondere Hilfe fur den In- formationsaustausch eine Sachgebietsliste zu den jeweiligen Forschungsthemen so- wie eine von den Autoren frei formulierte Liste von Schliisselbegriffen fur den so- genannten Technologietransfer, also fur Aspekte des jeweiligen Forschungsge- biets, die sich - nach Einschatzung des be- treffenden Wissenschaftlers - fur eine industrielle Venvertung anbieten.

Die Erweiterung des ursprunglichen Forschungsfuhrers, dessen erste Auflage vor sechs Jahren erschienen ist, um diesen zuletzt erwahnten Teil hat den Herausge- bern offensichtlich besondere Probleme bereitet. Es wird zwar vie1 von Technolo- gietransfer geredet, auch in der Chemie, aber einen hierarchisierten Sachgebiets- schliissel wie bei den chemischen For- schungsgebieten insgesamt gibt es dafiir noch nicht. Die Liste der von den Autoren gewahlten Begriffe ist naturlich sehr hete- rogen und enthalt zahlreiche Uberschnei- dungen; auch der Praxisbezug ist gele- gentlich weit hergeholt. Wenn man etwas Bestimmtes sucht, mu8 man eigentlich die ganze Liste durchgehen, und sie umfarjt immerhin knapp vierzig eng bedruckte Seiten. An dieser Stelle sind fur zukunftige Auflagen Verbesserungen moglich und auch notig.

Bisher fielen bei der etwa dreimonati- gen Benutzung des Verzeichnisses er- staunlicherweise kaum Fehler auf. Manchmal ist man verbliifft, einen sehr prominenten Wissenschaftler nicht zu fin- den. Andererseits kann es aber auch pas- sieren, dah man jemanden entdeckt, der fernab bei den Medizinern in einem klini- schen Labor arbeitet und von dem man eigentlich nicht envartet hatte, daD er er- faht wurde.

Die GDCh mochte das Werk aktuell fortentwickeln, auch wenn das - wie der GDCh-Geschaftsfuhrer in seinem Vor- wort schreibt - die Krafte einer wissen- schaftlichen Gesellschaft eigentlich iiber- steigt. Ein wenig konnte man den Umfang

Angew. Chem. 1996, 108, Nr. I 0 VCH Yerlagsgesellschafl mbH, 0-69451 Weinheim, 1996 0044-8249/96/10801-0117 S10.00f ,2510 117

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BUCHER

118 I V C H Vetlug~ggrwllr~huft mhH, 0-69451 Wernheim, 1996 0044-H249~96/1oKOl-o,18 $10 00f 2510 Angel% Chem 1996, 108. Nr 1

des Werks dadurch reduzieren, daR man Wissenschaftler der Max-Planck-Gesell- schaft nicht mit aufnimmt. Sie werden mit ihren Forschungsarbeiten und aktuellen Publikationen im Jahrbuch der Max- Planck-Gesellschaft vorgestellt, das jahr- lich aktualisiert wird. Ein Hinweis auf diese wertvolle Informationsquelle sollte eigentlich geniigen und doppelte Arbeit sparen.

An die Benutzung des Forschungsfiih- rers gewohnt man sich schnell, und es ist schwer vorstellbar, wie man je ohne ihn auskommen konnte. Schon deshalb wiinscht man sich, daR die GDCh Wege findet, dieses wichtige Nachschlagewerk regelmal3ig zu aktualisieren und weiter zu optimieren.

Barbara Schroder Heidelberg

Fehlersuche in der Gaschromatogra- phie. Von B. Baars und H, Schaller. VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim, 1994. 221 S., Broschur 68.00DM. - ISBN 3-527-28697-7

Gerade die Gaschromatographie und hier besonders die Kapillar-GC erfordern zum Erzielen opti- maler Ergebnisse die Beachtung von wesentlich mehr Details als beispiels- weise die HPLC. Das vorliegende Buch ist von Prakti- kern fur Praktiker geschrieben und fiillt eine Liicke auf diesem Gebiet. Es ist erfrischend frei von unnotiger Theorie und bespricht geziel t die in der GC-Praxis auftauchenden Probleme. Dabei geht es iiber den Rahmen der Fehlersuche hinaus und gibt auch Optimierungswege an.

Das Buch ist in sieben Kapitel aufge- teilt, in denen nahezu alle Aspekte ange- sprochen werden. Kapitel 1 vermittelt ei- ne kurze Systematik bei der Fehlersuche; in den Kapiteln 2-6 werden die einzelnen Fehlerquellen im Detail, das Verhindern von Fehlern und Optimierungsvorschlage beschrieben; in Kapitel7 kann der Leser anhand von Chromatogrammen uberprii- fen, ob er fehlerhafte Trennungen und de- ren Ursachen erkennen kann. An man- chen Stellen konnten die Unterkapitel deutlicher nach gepackten Saulen und Kapillarsaulen unterteilt werden und die Anleitungen noch detaillierter sein. Die Angabe, daR zu grorje Substanzmengen bei der GLC eine zu niedrige Retentions-

zeit haben, ist nach Literaturangaben und eigener Erfahrung nicht korrekt - die Re- tentionszeit fallt zu hoch aus. Weiterhin fallen einige kleinere Druckfehler, verbes- serungsfahige Formulierungen und Ab- bildungen auf. Nach Angabe der Autoren ist ihr Buch kein ubliches Lehrbuch, son- dern ein Arbeitsbuch. So gesehen wurde sich der Anwender eine tabellarische Ubersicht im Anhang rnit kurzer Angabe der auftretenden Fehler, der moglichen Ursachen und deren Beseitigung (mit Hinweis auf die Textstelle fur Details) wiinschen. Diese konnte einer Neuduflage vielleicht als gefaltetes Poster beigelegt werden.

Insgesamt ist das Buch gegliickt und ei- ne Fundgrube unzahliger wichtiger De- tails. Es ist fur jedes GC-Labor nicht nur zu empfehlen, sondern wegen seiner Ein- zigartigkeit, der Qualitat und des modera- ten Preises unverzichtbar.

Erhard Schulte Institut fur Lebensmittelchemie

der Universitat Munster

Integrated Chemical Systems. A Chemical Approach to Nanotechnolo- gy. (Reihe: Baker Lecture Series.) Von A . 1 Bard. Wiley, Chichester, 1994. 324S., geb. 41.50&. - ISBN 0-471 -00733-1

Mit diesem Buch legt der vor allem Elektrochemikern und Physikochemikern bestens bekannte Autor die schriftliche Fassung einer Vorlesung vor, die er 1987 gehalten hat. Im Buchtitel findet der Leser zwei besonders interessante Schlagwor- ter: Nachdem Mikrotechnologien langst aus der Mikroelektronik herausgewach- sen und fast schon Allgemeingut sind, be- findet sich die nachste Stufe - eben die im Titel genannte Nanotechnologie - noch mitten in einer aufregenden und ver- heiDungsvollen Entwicklung. Mit dem Begriff ,,integriert" assoziiert der Leser ebenfalls aktuelle und neuartige techni- sche Fortschritte. Beide Schlagworter ste- hen fur eine rapide Entwicklung, und die lange Entstehungsdauer des Buches steht damit zunachst nicht im Einklang.

Unter einem integrierten chemischen System werden sich wohl nur einige phan- tasiebegabte Leser etwas vorstellen kon- nen. Die iibrigen werden einige Seiten warten mussen, bis ihnen die folgende De- finition begegnet: Integrierte chemische Systeme (ICS) sind heterogene, mehrpha- sige Systeme aus mehreren Komponenten (z.B. Halbleiter, Polymere, Katalysato- ren, Membranen), die fur spezielle Funk- tionen oder zur Durchfiihrung spezieller

Reaktionen oder Prozesse gedacht sind. Die Komponenten sind oft strukturell or- ganisiert und rnit synergistischen Effekten verbunden. Ublicherweise bestimmen die Wechselwirkungen der Komponenten die Eigenschaften des ICS. - Leider wird sich auch jetzt mancher Leser nicht allzuviel vorstellen konnen. Einige anschlieRend besprochene Beispiele verhelfen ihm zum Durchbruch: Aus der Biologie werden Chloroplast und Mitochondrion, aus der Chemie ein heterogener Katalysator mit angekoppeltem Redoxsystem, aus der Photographie der Instantfarbfilm und aus der Analytik einige Sensorsysteme als ty- pische ICS vorgestellt. Entsprechend dem Ziel des Autors - ein systematischer Uber- blick zur Nanotechnologie - werden in den folgenden Kapiteln Wege zur Kon- struktion und Charakterisierung von ICS gezeigt, die zwanglos Teile zukunftiger Nanotechnologien bilden werden. Viele der vorgestellten Methoden werden eini- gen Lesern bereits aus der Mikrotechno- logie vertraut sein. Andere Wege uber selbstorganisierende Strukturen sind All- gemeingut oder wie die konstruktive An- wendung der Rastermikroskopie spekula- tiv. Die vorgestellten Methoden zur Charakterisierung von ICS sind vor allem aus dem Bereich der Oberflachenanalytik und der Analytik dunner Schichten zu- sammengetragen, auch hier erhebt allen- falls die Anwendung auf ICS Neuigkeits- anspruch.

Chemisch modifizierte Elektroden und ihre Charakterisierung sowie die Photo- elektrochemie zeigen in den nachsten Ka- piteln Wege zu nanostrukturierten Syste- men auf. Die vorgestellten Schritte zu ih- rer Herstellung gehen nicht iiber den Inhalt bekannter Ubersichtsartikel hin- aus. Bei der Auswahl der Substrate, Reak- tanten und Systeme liegt der Schwerpunkt bei komplizierten Beispielen, die in die Richtung von Sensoren und hochselekti- ven elektrokatalytischen Schichten wei- sen. Die elektrochemischen Methoden zum Studium derart modifizierter Elek- troden sind vor allem potentiodynami- scher Natur; nichtklassische Methoden werden nicht diskutiert. Geht man davon aus, daR nanostrukturierte Oberflachen fur manche vorstellbare Funktionen iiber eine spezifische Oberflachentopographie oder iiber andere, mit elektrochemischen Methoden nicht erfaRbare Eigenschaften verfiigen mussen, so erstaunt diese Liicke. Das folgende Kapitel iiber Halbleiter und ihre Photoelektrochemie gibt beginnend mit dem Bandermodell den Kenntnis- stand ausfiihrlich wieder. Der Bezug zu ICS wird bei modifizierten Oberflachen von Photohalbleiterelektroden sowie bei feinverteilten Photohalbleiterpartikeln als