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318 Dritte Abtheilung. Miner alw asser. Chemische Analyse der Salzsoole zu Neu- salza im Grorsherzogthume Weimar, so wie auch der Mutterlauge, welche beim Versieden dieser Soole gewonnen wird ; von H. Wackenroder. -_ D i e hlufigen augenscheinlich guten Erfolge von der medicinischen Benutzung der Soolbsder beweisen deut- lich genug, dare diese Heilquellen dem jetzt herrschen- den Krankheitscharalrter vorzugsweise entsprechen. Fur die in der Medicin fast zu einem Bediirfnifs gewordcne Anwendung der Salzsoolen mufs es daher sehr erwunscht sein, wenn nicht allein die Quantitat des Kochsalzes in den benutzten Soolquellen, sondern auch der Gehalt an Nebenlestandtheilen, denen man eine nicht unwiclitige medicinische Wirksamkeit beitulegen berechtigt ist, genau ausgemittelt wird. Ich sehe mich daher veran- larst, der Mittheilung einer chemischen Analyse der Salzsoole zu Salzungen im 17. Bde. 2. R. dieses Arch. jetzt auch die einer chemischeri Untersuchung einer anderen tliiiringischcn Soolquelle folgen zu lassen. Das Sool- wasser zu Neusalta, schon seit alten Zeiten zur Salzge- winnung benutzt, ist gleichwohl erst seit einigen Jahren, weniptens allgemeiner und hiiufiger, als Heilmittel in Anwendung gehracht worden. Ueber die Brztliche Ver- wendung dieser Soolc diirfte demnIchst mein verehrter College, der Hr. Geheime Hofrath und Professor Dr. Stark, auf dessen Veranlassung zunschst die chemi- sche Untersuchung derselben angestellt wurde , eine Mittheilung machen. Auch darf man einer ausfiihrlichern Beschreibung der Soolquellen zu Nensalza von Hrn. Dr. Handschuhmacher, Phys.zuStadtsalza,entgegensehen.

Chemische Analyse der Salzsoole zu Neusalza im Grossherzogthume Weimar, so wie auch der Mutterlauge, welche beim Versieden dieser Soole gewonnen wird

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Dritte Abtheilung.

M i n e r a l w asser.

Chemische Analyse der Salzsoole zu Neu- salza im Grorsherzogthume Weimar, so wie auch der Mutterlauge, welche beim Versieden dieser Soole gewonnen wird ;

von H. Wackenroder. -_

D i e hlufigen augenscheinlich guten Erfolge von der medicinischen Benutzung der Soolbsder beweisen deut- lich genug, dare diese Heilquellen dem jetzt herrschen- den Krankheitscharalrter vorzugsweise entsprechen. Fur die in der Medicin fast zu einem Bediirfnifs gewordcne Anwendung der Salzsoolen mufs es daher sehr erwunscht sein, wenn nicht allein die Quantitat des Kochsalzes in den benutzten Soolquellen, sondern auch der Gehalt an Nebenlestandtheilen, denen man eine nicht unwiclitige medicinische Wirksamkeit beitulegen berechtigt ist, genau ausgemittelt wird. Ich sehe mich daher veran- larst, der Mittheilung einer chemischen Analyse der Salzsoole zu Salzungen im 17. Bde. 2. R. dieses Arch. jetzt auch die einer chemischeri Untersuchung einer anderen tliiiringischcn Soolquelle folgen zu lassen. Das Sool- wasser zu Neusalta, schon seit alten Zeiten zur Salzge- winnung benutzt, ist gleichwohl erst seit einigen Jahren, weniptens allgemeiner und hiiufiger, als Heilmittel in Anwendung gehracht worden. Ueber die Brztliche Ver- wendung dieser Soolc diirfte demnIchst mein verehrter College, der Hr. Geheime Hofrath und Professor Dr. S t a rk , auf dessen Veranlassung zunschst die chemi- sche Untersuchung derselben angestellt wurde , eine Mittheilung machen. Auch darf man einer ausfiihrlichern Beschreibung der Soolquellen zu Nensalza von Hrn. Dr. H a n d s c h u h m a c h e r , Phys.zuStadtsalza,entgegensehen.

Wackenroder: Ueber die Salzsoole zu Neusalza. 319

Es geniigt daher hier nur die Bemerkung, d a h zuNeu- salza mehre Quellen vorhanden sind, welche man ins- gesamnit zur Salzproduction, die starkste derselben aber vorzugsweise, so wie aiich die Mutterlauge imnier mehr and mehr zu BBdern in allen den Pallen verwendet, in welchen muriatische Bader indicirt sind.

Die Meiningsche Saline Neusalza liegt auf Wei- marschem Territorium nahe bei dem Weimarschen Orte Stadtsalza unweit des Ausflusses der Ilm in die Saale, nicht weit von dem in der Geschichte wohlbekannten Auerstadt und nur ein Paar Stiinden siidwestlich von dem Salzwerke und Badeorte Kiisen und niirdlich von Dornburg entfernt. Die Quellen von Neusnlca gehiiren also zu den uralten, unerschiipflichen Salzquellen, wel- che irn Nordosten des Thiiringermaldes in grofser An- zahl vorkommen, und wenige Quadratmeilen kranzfiir- mip umschlieben, namlich Salza, Kiisen, Diirrenberge, Halle, Eisleben, Artern und Frankenhausen. Sie gehii- ren mahrscheinlich szmmtlich den salchaltigen Mergel- nnd Gypsschichten der Formation des bunten Sandsteins an, wie dieses auch die von 1831 his1837 fortgesetzten Bohrarbeiten eii Artern (S. allg. Anz. d. Deutschen h'o. 4 . 1839) lehren. Dieselben Salcablagerungen finden sich auch wieder niirdlich bei Stotternheim, Langensalza und Kreuzburg und westlich voni Thiiringerwalde bei Salzun- gen. Demnach ist leicht erkliirlich, dafs die Verschie- denheit der thuringschen Salcsoolen mehr in der Quan- titat, als in der Anzahl ihrer Bestandtheile begriindet ist, und dabThiiringen nicht allein einen grofsen Salz- reichthnm enthiilt, sondern auch, wie i n der oben er- wahnten Arbeit uber Salzungen durch Vergleichungen dargethan worden, auch Kochsalz von vorziiglicher, ja enweilen yon fast absoluter Reinheit producirt.

Ganz auf dieselbe Weise, wie die Salzunger Soole, sind ubrigens die Soolen yon Neusalza im Laboratorio des pharmaceutischen Instituts und zwar in Gemeinschaft mit mehren meiner Herren Zuhiirer von uns analysirt

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worden, einige wiederholt mit gleichem Erfolge. Indein ich also aiif Bd. 17 dieses Archivfi verweise, will ich nur ganz burz den Gang der Analyse slcicziren.

Eine abgewogene Quantitat der Soolen wurde vor- sichtig in einer tarirtenSchale abgedampft bis zur Troclcne. Der Riickstand ergab annahernd genau den ganzen Salz- gehalt, diente ubrigens nur zur Controle der Analyse. Der Salzriiclrstand hinterliefs beirn Wiederauflb'sen in kaltem Wasser gewiihnlich einen geringen erdigen Ruck- Rtand von Gyps allein oder mit ein wenig kohlensaurem Kalk gemengt. Die filtrirte wieder bis zur Salzhaut ab- gedampfte Flussigkeit Tvurde niit Spiritus vermischt, um den grb'fsten Theil des Clilornatriums zu entfernen. Aus der Flussigkeit wurde nunrnehr das Chlorlralium durch Platinchlorid gefiillt. Eine neue abgewogene Menge des Salzwassers diente zur Restimmung der Schwe- felsaure durcli Chlorbaryum, eine andere kleinere zur Ausmittlung des ganzen Chlorgehaltes vermittelst sal- peters. Silberoxyds. In einer dritten abgewogenen Menge des Wassers wurde der Kalk durch oxals. Kali bestimrnt, dessen Menge entweder zur SIttigung der bereits ge- fundenen Menge von Schwefelsaure hinreichte oder im Ueberflurs vorhanden war. Im letztern Falle wurde der Ueberschuh des Kalks auf kohlens. Kalk, dessen Vorhandensein bereits dargethan worden, berechnet. War dagegen die Quantitat des Kalks unzureichend fur die Schwefelshre, so wurde der Rest der SEure auf sclirvefels. Natron berechnet. Die vom Kallt be- freite Flussigkeit diente zu r Bestimmung der Tallterde mit basischern phosphors. Ammoniak. Da die Menge des Broms, wie in allen Salzsoolen, so auch in diesen nur &&erst gering war, so murde alle Talkerde als Chlorrnagnesiurn in R echnung gebracht. Nacbdem nun das Chlor i n dem Chlorkalium nnd Chlormagnesium abgezogen worden von der ganzen Quantitat des ge- fundenen Chlors, 80 ergab sich aus dern Reste des Chlors sehr leicht die Meage von Chlornatrium in den Salz- soolen. Die Summe aller gefundenen Salze endlich

Ueber die Salzsoole zu il'ewalza. 321

mufsto nun ziemlich genau iibereinstimmen mit dem Ge- wichte der durch Abdampfen der Soolen direct erhal- tenen SalzriickstCnde.' Diese betrugen stets ein wenig mehr, weil sie zur Verhiitung von Zersetzungen nie- mals vollkommen wasserleer gemacht werden konnten nnd durften.

Die Mutterlange von diesen Salzsoolen wnrde eben so analysirt, jedoch nicht zur Trockenheit abgedampft, weil dadurch keine Controle fur die Analyee ware en gewinnen gewesen. Adserdem wurde das Brom d a r k quantitativ bestimmt, nnd zwar auf dieselbe Weise, wie es bei der Untersuchung der Mutterlauge von Salzun- gen geschehen ist.

Unserer Untersuchung zufolge enthalten nun 1000 Gewichtstheile der Neuealzer Salzsoole aus dem

Charlotten- Muhl- Kunstgraben- Leopold- schacht schacht schacht schacht

Chlornatrium.. . . .39,310 28,470 25,115 16,415 Gew.Th. Chlorkalium.. . . . . 0,166 0,120 0,020 0,022 Chlorinagnesium . . 1,073 1,170 0,524 0,262 * (mit Sp. v. Brommagneeium) schwefels. Kalk . . . 2,090 1,713 2,700 1,096 9

kohlens. Kalk . . . .. 0,317 0,170 schwefels. Natron . 4,750 3,340 T

42,956 36,223 32,115 17,965 * In 100 Gewichtstheilen der Mutterlauge wnrden ge-

funden : Chlornatrium.. . . . . 8,326 Gew.Th. Chlorkalium ....... 0,700 9

Chlormagnesium.. .10,533 * Brommagnesium . . . 0,202 9

schwefels. Natron . . 8,715 * 28,476 9

Chemische Analyse der neuen erbohrten Salzsoole zu Artern;

H. Wackenroder. von

I n der oben erwlhnten Analyse der Salzsoole zu

Arch. d. Pharm. 11. Reihe. XXVI. Bds. 3. Hft. 21