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"~ Anzeiger ftir Sch idlingskunde ,x. Chemische Bek~impfung der Spargelfliege. Von Max Dingier, OieBen. (Mit 8 hbbildungen.) 1. Vorbemerkufig. Die Untersuchungen an Plat!/parea poeciloptera, welche von mir seit Juni 1929 angestellt wurden, hatten in der Hauptsache den Zweck, aus der Kenntnis der Biologie der Fliege zur Eruierung eines brauchbaren Bekiimpfungsmittels zu gelangen. Da es sich bier also ni('ht um Abhaltungs-, sondern um VertilgungsmaBnahmen handelte, scheiden die yon uns ebenfalls vorgenommenen Versuche ]nit Mitteln zum Schutz der Einzelpflanze (Schutz- kasten, Papiertiiten usw.) yon vornherein aus. Auch die verschiedenartigste Verwendung yon Leim, sei es ohne weitere Zutaten (Leimstabchen, Leimgfirtel, Leimteller usw.), sei es in Verbindung mit Anlockungsmitteln (DuftkSder), fiihrte nicht zu dem gewiinschten Erfolg. Insbesondere muBte die zuerst gehegte Hoffnung, die Fliege vor der Eiablage olfaktorisch anlocken und dadurch ab- fangen zu kSnnen, aufgegeben werden. Und am wenigsten war mit AbtStungsversuchen der Fliegen- brut zu erreichen, die in der Pflanze selbst lebt und diese ja bereits vom Verlassen der Eihiillen an zu schadigen beginnt. So muBte denn gerade auf jenen Weg zuriick- gegriffen werden, den wir wegen seiner geringen Erfolgsaussiehten in der ersten Zeit gar nicht in unsere Versuche einbezogen hatten: die Imago, die Fliege selbst, direkt mit einem chemischen Mittel anzugreifen. Solche Mittel, welehe im Laboratoriumsversuch die Einzelfliege in hin- reichend kurzer Zeit liihmen und tSten, standen uns zahlreich zur u und zwar sowohl flfissige (Spritzmittel) als auch feste (Staubemittel). Spritzmittel kommen aber .bei der Lebhaftigkeit der Fliege wie aueh aus verschiedenen praktischen Griinden diesem Seha~ing gegenfiber ebenfalls nicht in Betracht. Wir richteten daher alsbald unser Augenmerk auf verstaubbare Kontaktgifte (Nervengifte), we]ehe die vor Sonnenaufgang noeh triige Fliege treffen lind so vor Beginn der Fort- pflanzungst~tigkeit ausschalten sollten. Es konnte sich uns nun nieht darum handeln, alle erreichbaren Kontaktgifte auf ihre Brauehbar- keit ffir diesen Zweck zu priifen. Durch das katastrophale Auftreten der Spargelfliege in Hessen war es einerseits geboten, mSglichst bald zu einem praktisch verwertbaren Ergebnis zu kommen, hn~. Sch~ldl.-Kunde 9 Jg. Heft 1 andererseits machte die r~iumliche Entfernung meiner Forschungsst~tte vom Spargelbaugebiet tmd die schwierige Beschaffung einheitlichen [ebenden Insektenmaterials eine gewisse Einschri~nkung n6tig -- ganz abgesehen yon der kurzen Flug- zeit des Schadlings (Ende April bis Mitte Juni), die mSglichst ausgeniitzt werden muBte. Wir hatten also das Bestreben. in Volwe]~uchen im Laboratorium dasjenige oder diejenigen Mittel aus- zuwahlen, das oder. die den zu stellenden An- forderungen am besten entsprachen, und mit ihnen sodann zu Freilandversuchen fiberzugehen. Als solche Mittel erwiesen sich in den Vor- versuchen: Queria (0. Hinzberg, Nackenheim a. Rh.), Pomona (0. Staehler, Erbach i. Rheingau), Sinaphit (Ludwig Meyer, Mainz), und zwar entsprach in bezug auf die Giftwirkungs- zeit am besten (sowohl bei Platyparea poec-iloptera als auch bei der als Vergleichstier gew~ihlten Pollenia rudis) Pomona-Staubmittel. Nachdem im Sommer 1930 wegen des jiihen Endes der Flugzeit die Versuche an der Spargel- fliege selbst nicht fortgesetzt werden konnten, wurde ffir das nachste Jahr yon der Fliege be- fallenes Spargelkraut eingetragen, so daft uns 1931 im Laboratorium geschlfipfte Tiere, deren Alter uns genau bekannt war, zur Verffigung standen. 2. Serienversuche im Laboratorium. In den folgenden Versuchen (s~tmtlich von Herrn Dr. F. Klein in meinem Auftrag aus- gefiihrt) wurden je 5 Fliegen von gleichem Alter verwendet; Trennung der Geschlechter sofort nach dem Ausschlfipfen aus den Puppen gab die Ge- wahr dafiir, dab insbesondere keine durch die Copula geschwachten dd ungeschwachten Tieren in den Versuchen gleichgesetzt wurden. Die 5 Tiere jedes Einzelversuches bestanden ab- wechselnd aus 3 dd und 2 ~9 oder 2 d6 und 3 9 9. Leider muBten wir ires auch jetzt auf diese geringe Zahl beschr'anken, um die beabsichtigten Versuche mSglichst einheitlich durchfiihren zu kSnnen. An den Versuchstagen herrschte durch- weg sonniges Wetter. Alle Versuche wurden auf ein und demselben, in der 51ahe eines Fensters 1

Chemische Bekämpfung der Spargelfliege

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Page 1: Chemische Bekämpfung der Spargelfliege

"~ A n z e i g e r f t i r Sch idlingskunde ,x.

Chemische Bek~impfung der Spargelfliege. V o n

Max Dingier, OieBen.

(Mit 8 hbbildungen.)

1. Vorbemerku f ig .

Die Untersuchungen an Plat!/parea poeciloptera, welche von mir seit Juni 1929 angestellt wurden, hatten in der Hauptsache den Zweck, aus der Kenntnis der Biologie der Fliege zur Eruierung eines brauchbaren Bekiimpfungsmittels zu gelangen. Da es sich bier also ni('ht um Abhaltungs-, sondern um VertilgungsmaBnahmen handelte, scheiden die yon uns ebenfalls vorgenommenen Versuche ]nit Mitteln zum Schutz der Einzelpflanze (Schutz- kasten, Papiertiiten usw.) yon vornherein aus. Auch die verschiedenartigste Verwendung yon Leim, sei es ohne weitere Zutaten (Leimstabchen, Leimgfirtel, Leimteller usw.), sei es in Verbindung mit Anlockungsmitteln (DuftkSder), fiihrte nicht zu dem gewiinschten Erfolg. Insbesondere muBte die zuerst gehegte Hoffnung, die Fliege vor der Eiablage olfaktorisch anlocken und dadurch ab- fangen zu kSnnen, aufgegeben werden. Und am wenigsten war mit AbtStungsversuchen der Fliegen- b r u t zu erreichen, die in der Pflanze selbst lebt und diese ja bereits vom Verlassen der Eihiillen an zu schadigen beginnt.

So muBte denn gerade auf jenen Weg zuriick- gegriffen werden, den wir wegen seiner geringen Erfolgsaussiehten in der ersten Zeit gar nicht in unsere Versuche einbezogen hatten: die Imago, die Fliege selbst, direkt mit einem chemischen Mittel anzugreifen. Solche Mittel, welehe im Laboratoriumsversuch die Einzelfliege in hin- reichend kurzer Zeit liihmen und tSten, standen uns zahlreich zur u und zwar sowohl flfissige (Spritzmittel) als auch feste (Staubemittel). Spritzmittel kommen aber .bei der Lebhaftigkeit der Fliege wie aueh aus verschiedenen praktischen Griinden diesem Seha~ing gegenfiber ebenfalls nicht in Betracht. Wir richteten daher alsbald unser Augenmerk auf verstaubbare Kontaktgifte (Nervengifte), we]ehe die vor Sonnenaufgang noeh triige Fliege treffen lind so vor Beginn der Fort- pflanzungst~tigkeit ausschalten sollten.

Es konnte sich uns nun nieht darum handeln, alle erreichbaren Kontaktgifte auf ihre Brauehbar- keit ffir diesen Zweck zu priifen. Durch das katastrophale Auftreten der Spargelfliege in Hessen war es einerseits geboten, mSglichst bald zu einem praktisch verwertbaren Ergebnis zu kommen,

hn~. Sch~ldl.-Kunde 9 Jg. Heft 1

andererseits machte die r~iumliche Entfernung meiner Forschungsst~tte vom Spargelbaugebiet tmd die schwierige Beschaffung einheitlichen [ebenden Insektenmaterials eine gewisse Einschri~nkung n6tig - - ganz abgesehen yon der kurzen Flug- zeit des Schadlings (Ende April bis Mitte Juni), die mSglichst ausgeniitzt werden muBte. Wir hatten also das Bestreben. in Volwe]~uchen im Laboratorium dasjenige oder diejenigen Mittel aus- zuwahlen, das oder. die den zu stellenden An- forderungen am besten entsprachen, und mit ihnen sodann zu Freilandversuchen fiberzugehen.

Als solche Mittel erwiesen sich in den Vor- versuchen:

Queria (0. Hinzberg, Nackenheim a. Rh.), Pomona (0. Staehler, Erbach i. Rheingau), Sinaphit (Ludwig Meyer, Mainz),

und zwar entsprach in bezug auf die Giftwirkungs- zeit am besten (sowohl bei Platyparea poec-iloptera als auch bei der als Vergleichstier gew~ihlten Pollenia rudis) Pomona-Staubmittel.

Nachdem im Sommer 1930 wegen des jiihen Endes der Flugzeit die Versuche an der Spargel- fliege selbst nicht fortgesetzt werden konnten, wurde ffir das nachste Jahr yon der Fliege be- fallenes Spargelkraut eingetragen, so daft uns 1931 im Laboratorium geschlfipfte Tiere, deren Alter uns genau bekannt war, zur Verffigung standen.

2. S e r i e n v e r s u c h e im L a b o r a t o r i u m . In den folgenden Versuchen (s~tmtlich von

Herrn Dr. F. K l e i n in meinem Auftrag aus- gefiihrt) wurden je 5 Fliegen von gleichem Alter verwendet; Trennung der Geschlechter sofort nach dem Ausschlfipfen aus den Puppen gab die Ge- wahr dafiir, dab insbesondere keine durch die Copula geschwachten d d ungeschwachten Tieren in den Versuchen gleichgesetzt wurden. Die 5 Tiere jedes Einzelversuches bestanden ab- wechselnd aus 3 d d und 2 ~9 oder 2 d 6 und 3 9 9. Leider muBten wir ires auch jetzt auf diese geringe Zahl beschr'anken, um die beabsichtigten Versuche mSglichst einheitlich durchfiihren zu kSnnen. An den Versuchstagen herrschte durch- weg sonniges Wetter. Alle Versuche wurden auf ein und demselben, in der 51ahe eines Fensters

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2 MAx Dx~o,.ua. Chemische Bek~impfung der Spargelfliege. 15. 1. 1933 Heft t

stehenden, aber nicht direkt vom Sonnenlicht ge- troffenen Tisch durchgeffihrt. A1s Zeitpunkt der Versuche wurde mSgliehst die gleiche Tageszeit gewahlt, zu welcher die Fliegen hesondere Aktivit~it zeigten. Soweit es das Material erlaubte, wurde eine Versuchswiederholung durchgeffihrt, deren Verlauf das Ergebnis nicht wesentlich beeinflultte. Ferner wurde bet allen Versuchen eine Kontrolle 1nit 5 unbehandelten Fliegen unter sonst gleichen Bedingungen aufgestellt. Diese Tiere fiberlebten in allen Fallen ungeschadigt die Versuchsdauer. Unter Giftwirkungszeit (Gwzt) verstehen wir grundsatzlich die Zeit vom Einwirkungsbeginn his zum Tode des Versuchstieres.

Ein Versuch, bet dem die Insekten nicht direkt mit dem Gift in Beriihrung kamen, wurde in folgender Weise ausgefiihrt: zwei Glasschalen von 5,5 cln HShe und 8,5 cm Durchmesser wurden mit den offenen Seiten aufeinandergesetzt und dazwischen ein Drahtnetz gelegt. Die untere Schale wurde mit je 2 g Pomona beschickt, in die obere die Fliegen gebracht. Die Giftaufnahme erfolgte hier also nur durch Einatmung der dem Insektizid entweiehenden fliichtigen Substanzen. Der Versuch ergab (Temperatur des Versuchs- raumes: 20 o C.):

bet Platyparea poeciloptera :

kiirzeste Gwzt . . . . 5' langste Gwzt . . . . 10' tin Durchschnitt 7' 12";

bet Pollenia rudis :

kiirzeste Gwzt . . . . 6' langste Gwzt . . . . 13' im Durchschnitt 9'.

Ein auf unsere Yeranlassung yon der Firma O. Staehler hergestelltes verstarktes Ponlona, dessen Giftgehalt (Nikotingehalt) bet gleichbleibendem Trager wesentlich erhSht wurde, ergab unter gleichen Versuchsbedingungen

bet Platyparea poeciloptera :

kiirzeste Gwzt . . . . 2' langste Gwzt . . . . . 5' im Durchschnitt . . . . 3' 12",

also ein zwar erheblich besseres Resultat, aber eine immer noch zu geringe Wirkungsgeschwindig- keit, als dab im Freiland iiberhaupt eine AbtOtung der nicht mit dem Staubemittel direkt in Be- riihrung kommenden Fliegen, allein durch die von den fltichtigen Bestandteilen geschaffene Gift- atmosphare, zu erwarten ware. Weitere Gift- anreicherung in dem Praparat war abet nicht mehr mSglich, ohne es physikalisch als Bestaubungs- nfittel unbrauchbar zu machen.

Wesentlich giinstiger gestaltet sich die Wir- kung der Mittel bet direkter Beriihrung des Schadlings mit der Substanz. Das konnte ich bereits bet Freilandversuchen 1930 feststellen. Auch in diesen Versuchen zeigte sich - - ganz wie bet den Vorversuchen im Laboratorium - - neben teilweiser guter Wirkung yon Queria und Sinaphit abermals das Pomona-Staubmittel tiber- legen.

Dagegen wies Pomona einen offenkundigen Nachteil bet der Verwendung gegen die Spargel- fliege auf, da seine Tragsubstanz (Gips) auf dem Boden oder den vor Sonnenaufgang noch tau- feuehten Pflanzen alsbald Klumpen bildet und es so seine Wirkung zu schnell verliert. Auch ware bet starkeren Staubungen eine Beeintrachfigung der physikalischen und chemisehen Bodeneigen- schaften durch den sich ballenden und eine Kruste bildenden Gips denkbar. Es schien lnir ffir diese Zwecke ein vollstandiger oder teilweiser Ersatz des Gipses dureh kohlensauren Kalk (der ins- besondere aueh den Handelspreis des Mittels nicht erhiiht, sondern eher verringert) geeignet. Die herstellende Firma lieferte uns auf meinen Wunsch Proben folgender Modifikationen:

Praparat I : Pomona normal (Tragsubstanz : Gips + Kaolin),

Praparat I I : Pomona verstarkt (also mit er- hShtem Nikotingehalt, wie oben),

Praparat I I I : Pomona normal (Tragsubstanz nut Gips),

Praparat IV: Pomona normal (Tragsubstanz nut kohlensaurer Kalk),

Praparat Y: Pomona normal (Tragsubstanz: 1/4 Gips, a/4 CaCOa),

Praparat VI: wie V, mit Zusatz yon fein ge- mahlenem Tabakstaub (4 : 1),

Praparat VII: wie V, mit Zusatz yon feinst ge- mahlenem Tabakstanb (4:1).

Fiir die Reihenversuche kamen wieder Glas- schalen von 5,5 cm HShe und 8,5 cm Durchmesscr zur Verwendung, auf deren Boden das Insektizid mSglichst gleichmal~ig vbrteilt aufgestreut und die ffir die Dauer der Versuche mit einem Glas- deckel bedeckt wurden. Die in das Glas ge- brachten Fliegen gerieten durch ihr wildes Umher- jagen meist sofort in innige Beriihrung mit dem Pulver.

Auf Grund vorausgehender Versuche erwies sich ftir den Kubikinhalt der verwendeten Glaser ein Quantum Staubemittel yon 0,025 g als die noch geniigend wirksame Minimaldosis, die denn auch fiir die im folgenden mitgeteilten Versuche beibehalten wurde.

Page 3: Chemische Bekämpfung der Spargelfliege

15. 1. 1933 l Haft 1 j

MAX DINGLER. Chemische Bekiimpfung der Spargelfliegc.

V c r s u c h s r e i h e A:

Temperatur des kiirzeste l~ng'ste Durch- Pr~iparat Versuchsraumes Gwzt Gwzt schnitt

I 200 1' 2' 38" 1: 31" II 20,50 1' 2' 1~ 12"

III 20 o 2' 30" 2' 30" 2' 30" IV 19 o 2' 2' 30" 2' 6" V 200 1' 1' 15" 1' 3"

VI 20 o 1' 45" 3' 45" 2' 30" VII 21 o 1' 1' 45" 1' 33"

Die Zusammensetzung des Priiparates V (Trag- substanz 1/4 CaS04, 3/~ CaCO~) hat sich hier also als die wirksamste, d. h. diejenige nfit der grSgten Wirkungsgeschwindigkeit erwiesen. Den Haupt- anteil daran mag die leichtere Verstaubungs- fahigkeit des kohlensauren Kalkes gegeniiber dem Gips haben; dieser kann jedoch, wie Praparat IV zeigt, nicht ganz entbehrt werden, da sonst die hufnahmef~higkeit, des Tragers fiir das Gift zu sehr herabgemindert wird. Auch der Giftwert von VI und VII ist geringer als der yon V; mit anderen Worten: das an den Tr~tger gebundene 5Iikotin ist wirksamer als das in dem beigefiigten Tabak- staub enthaltene.

Diese Versuchsreihe wurde in den geschlossenen Glasschalen, also in einer durch das fliichtige Gift gesiittigten Atmosphare, vorgenommen. Um nun die Bedingungen mehr den Verhaltnissen im Frei- land, wo ein Tell des flfichtigen Giftes sofort von der umgebenden Luft aufgenommen wird, anzugleichen, haben wir in einer zweiten, etwas abgekiirzten Versuchsreihe die Praparate jeweils vor dem Versuch in der abgewogenen Menge von 0,025 g bei der angegebenen Zimmertemperatur 15 Minuten lang often stehen lassen:

V e r s u c h s r e i h e B: Temperatur des ktirzeste l~ingste Durch-

Pr~parat Vei~uchsraumes Gwzt Gwzt schnitt I 18~5 ~ 2' 2' 30" 2' 6"

H 200 2' 30" 5' 3' 45" I lI 200 3' 5' 3' 48" IV 200 3' 4' 30" 3' 42" V 200 2' 30" 3' 30" 3, 6"

V auf einer H6he, dab von den etwa 2--3 Minuten lang mit dem Pulver in Beriihrung gewesenen Fliegen 90--100~ abgetStet wurden, wenn bei einigen Individuen auch starkere oder schwlichere Reflexbewegungen noch einige Stunden lang an- dauerten.

V e r s u c h s r e i h e C: Um Anhaltspunkte dafiir zu gewinnen, welchen

Einflug der Faktor Insolation auf die Wirkungs- dauer der Praparate hat, wurden diese vor der neuenVersuchsreihe, wiederum in der abgewogenen Menge yon 0,025 g, 30 Minuten lang im Wasser- bad auf 450 C erwi~rmt gehalten und nach der Abkiihlung die Versuche in gleicher Weise wie vorher vorgenommen:

Temperatur des kiirzeste l~tngste Durch- Priiparat Vemuchsraumes Gwzt Owzt schnitt

I 18,5 ~ 5' 30" 26' 16' 18" II 17,5 ~ 13' 20' 16'

III 170 7' 20' 12' 12" IV 17,50 2' 30" 9' 4' 6" V 17,50 2' 30" 6' 30" 4' 54"

VI 200 4' 6' 30" 4' 48" VII 210 3' 15" 15' 8' 39"

Die Pr~parate, deren Tragsubstanz ganz oder teilweise aus CaCO3 besteht, haben also durch die Erwarmung am wenigsten von ihrer Giftig- keit eingebiift.

Zwei weitere Versuchsreihen sollten die Luft- und Bodenfeuchtigkeit berficksichtigen und ffir ihre Einwirkung auf die einzelnen Priiparate Ver- gleichsmSglichkeiten schaffen. Zu diesem Zweak wurde einmal ein 3 cm breiter Filtrierpapierstreifen, der mit 0,4 ccm Wasser befeuchtet worden war, in der Weise in die Glasschalen gebracht, dab e r deren Innenwand ringsum dicht anlag. Die mit dem Glasdeckel abgedeckten Schalen wurden dann solange stehen gelassen, his ein Niederschlag an der Innenseite des Deckels anzeigte, daft die Luft in dem Gef~g mit Wasser ges~ttigt war. Nach dem Eindringen der Fliegen ergaben sich folgende Resultate:

V e r s u c h s r e i h e D:

Durch das Aussetzen an die Luft biiflte also Priiparat , Pomona normal" yon seiner Giftigkeit am wenigsten I ein; an zweiter Stelle folgte das Praparat V.

II Eine weitere Versuchsreihe, in welcher die III

Praparate in der abgewogenen Menge yon 0,025 g IV vor dem Versuch eine Stunde lang bei durch-

V schnittlich 20 ~ C der Luft ausgesetzt worden waren, ergab, abgesehen von der Herabsetzung der Giftigkeit durch Verfliichtigung des wirksamen Bestandteiles, ahnliche Resultate: auch hier liegt die Wirkungsgeschwindigkeit der Praparate I und

Temparatur des kiirzeste l~ingste Durch- Versuchsraumes Gwzt Gwzt schnitt

20 ~ 2' 9' 5' 24" 200 2' 3' 30" 3' 6" 200 3' 6' 30" 4' 6" 200 " 3' 3' 3' 200 1' 30" 4' 30" 2' 39"

Auch hier hat sich Praparat V am besten bewi~hrt.

Um die Bodenfeuchtigkeit experimenteli zu ersetzen, wurde sodann noch der Boden der Glas-

1"

Page 4: Chemische Bekämpfung der Spargelfliege

4 MAX DINOLER.

schalen mit einer gleich groBen Filtrierpapier- scheibe belegt mad diese wiederum mit 0,4 ccm Wasser gleichm~i~ig durchfeuchtet. Die abge- wogenen Substanzmengen wurden wie bisher gleichmagig auf die Scheiben verteilt. Ergebnisse:

V e r s u c h s r e i h e E:

Temperatur des kiirzeste l~ingste Pr~iparat Yersuchsraumes Gwzt Gwzt

I 19,5 ~ 14' 45' I I 19,50 2' 40'

I I I 19,50 12' 30' IV 19,5 ~ 25' 45' V 19,50 12' 17'

u 200 4' 24' VII 17,5 ~ 14' 34'

Chemische Bekiimpfung der Spatgelfliege. [15. 1.19~3 L Heft 1

Im Durchschnitt betrug die Giftwirkungszeit in den 5 Versuchsreihen:

A . . . . . 2' 4" B . . . . . 3' 17" C . . . . . 6' 40" D . . . . . 4' 1" E . . . . . 21' 14"

Durch- Die in den mitgeteilten Versuchsreihen ein- schnitt gesetzten Fliegen sind in Abb. 1 zusammengestel]t. 23' 48" Auch die photographische Wiedergabe l~Bt er- 21' 36" kennen, dab die Giftwirkungszeit des Priiparates 18' 24" in einem gewissen Grade abh,ingig ist yon seiner 35' 36" Stiiube- und Haftfiihigkeit. In Reihe E hat eine 14' 12" Best~ubung der Fliegen kaum stattgefunden, da 13' 36" das Pulver auf dem angefeuchteten Boden der 21' 24" GefaBe festgehalten ~vurde. Fast in allen Reihen

ist die intensivste Best~ubung mit Pr~parat IV eingetreten, da das fein verteilte Kalziumkarl,onat die Fliegen besonders dieht und nachhaltig be-

Die Wirksamkeit der Praparate wird also durch die direkte Berfihrung mit Feuchtigkeit ganz er-

hbb. 1. Bestiiubies Fliegenmaterial aus den Reihenversuchen.

heblich herabgesetzt, wahread sich der EinfluB der Feuchtigkeit in Versuchsreihe D, verglichen mit Versuchsreihe A, weit weniger bemerkbar machte. Der grSBte praktische Wert fMlt hier dem Pri~parat u und nahezu der gleiche wieder dem Praparat V zu, also den beiden Modifikationen mit 1/4 Gips-und 3/4 kohlensaurem Kalk. (Der erst im darauffolgenden Jahr nachgeholte Versuch mit dem Praparat VII in dieser Reihe kann nicht ohne weiteres zum Vergleich herangezogen werden, zumal da ffir ihn im Gegensatz zu allen fibligen Versuchen nicht gezfichtete Fliegen yon bekanntem Alter, sondern Fleilandtiere verwendet wurden.)

puderte; bei seiner geringeren Giftigkeit ergab dieses Pr~parat gleichwohl nicht die kiirzesten Giftwirkungszeiten. Der erhShte Nikotinzusatz in Praparat I I d~gegen hat wohl die Giftigkeit er- hSht, aber auch die Staubefahigkeit stark herab- gedrfickt, so dab ili Abb. 1 die mit I I behandelten Fliegen fast durchweg am dunkelsten, also am wenigsten mit dem Pulver bedeckt erscheinen. Das beste Zusammenwirken beider Forderungen (Giftigkeit und Staubefahigkeit), das sich in der kiirzesten durchschnittlichen Giftwirkungszeit aus- driickt, ist bei den Pri~paraten mit der gemischten Tragsubstanz eingetreten. Hier macht also einer-

Page 5: Chemische Bekämpfung der Spargelfliege

t 5 . t . 19R-~ 1 Heft 1 J

~ x DINGLER. Chemische Bekfimpfung der Spargelfliege.

,~eits der kohlensaure Kalk das Mittel besonders stliubefiihig, andererseits gewahrleistet die Auf- nahmefi~higkeit des Gipses eine unverminderte Giftigkeit. Der Zusatz yon Tabakstaub (Praparatu und VII) steigert - - bei recht guten Ergebnissen fiir VI - - im Durchschnitt keine dieser beiden Eigensehaften so, dab er zu fordern wiixe. Den Vorzug unter slimtlichen Modifikationen verdient also das Pr~tparat V.

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Versuchsbedingungen in den Reihen A- -E sind durch das Ausziehen der Kurvenlinie unter- schieden, und zwar bedeutet:

trockene Unterlage (Versuchsreihe A),

das Pr~tparat wurde vor der Verwendung 15 Minuten lang often stehen gelassen (Vm'- suchsreihe B),

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I a" ~' 5' ~" )' e' e' ~' ~bb. 2. Oraphische Darstellung der Giftwirkungszeiten in den Reihenversuehen auf je 5 Fliegen (Erklih'ung im Text).

Die graphische Darstellung der Wirkungs- , . . . . . . 30 5Iinuten lang auf 450 C erwibmt geschwindigkeit zeigt bei den 7 gewahlten Prgpa- (Versuchsreihe C), raten das folgende Bild (Abb. 2), wobei auf der . . . . . . . Schalenwand mitfeuchtemPapierstreifen Abszisse die 5 nacheinander abgestorbenen Indi- ausgekleidet (Versuchsreihe D), viduen, auf der Ordinate die Giftwirkungszeiten . . . . . . . . Schalenboden mit feuchterPapierscheibe in Minuten aufgetvagen sind. Die abge~tnderten bedeckt (Vemuchsreihe E).

Page 6: Chemische Bekämpfung der Spargelfliege

M.r DINGLER. Chemische Bek~mpfung der Spargelfliege.

Versuehsreihe E zeigt auch hier, da~ es in- folge ,Bodenfeuehtigkeit" zu keiner wirksamen Einpuderung der Fliegen kam, und gibt Anhalts- punkte ffir die bei Bestaubungen im Freiland zu wahlende Tageswitterung. Als giinstiges Moment gegeniiber unseren Laboratoriumsversuchen kommt im Freiland hinzu, daft die Fliegen hier direkt v o n d e r Bestaubungswolke getroffen werden, sich also nicht erst in dem auf dem Boden liegenden Pulver walzen mfissen. Praktisch wichtiger als das Ergebnis fiber die Wirkungsgeschwindigkeit der Praparate war daher die Feststellung, dag die mit einem der Pomona-Praparate (in erster Linie wiederum mit Praparat V) eingestaubte Fliege nach kfirzerer oder langerer Zeit, ohne ihre normalen Lebensfunktionen (insbesondere Ei- ablage) wieder aufgenommen zu haben, unbedingt zugrunde geht (Laboratoriums- und Freiland- beobachtungen).

Die bet unseren Reihenversuchen in die Schalen gebrachten Tiere benahmen sich fast ausnahmslos so: die Fliege jagt einige Male kreuz und quer ~iber die mit der Substanz best~ubte Bodenflache dahin. Hat bet kurzer Latenzzeir keine M6glich- keit zu Fluchtversuchen durch Flug. Liegt schon nach wenigen Sekunden auf dem Rficken und beginnt heftige kreisfSrmige Bewegungen, deren Mittelpunkt meist der Kopf des Tieres bildet. Nach einiger Zeit kommt die Kreisbewegung zum Stillstand. Es folgen mehr und mehr erschlaffende Reflexbewegungen mit den Flfigeln und den Tarsen. Die Lebenserscheinungen enden mit leichtem Tarsenzucken. Wo eine langere Latenzzeit der Giftwirkung vorhanden ist, erfolgt naeh dem anfangliehen Umherjagen in der Glassehale eine seheinbare Beruhigung. Das Tier sueht an der Glaswand emporzuklettern, maeht gelegentlieh den Versueh, sieh dureh Flug der Giftwirkung zu entziehen. Besonders hauflg beobaehtet man ein eifriges Reinigen der Extremitaten, des Rfissels und der Stigmen. Aueh Versuehe der dd zur Copula kommen bet geniigend langer Latenzzeit vor. In einigen F~}len gelang die Copula, in zwei Fallen wurde sie bet Eintritt des Todes der beiden Individuen nicht mehr gel6st. Die !79 streeken ausnahmslos kurz vor dem Absterben den Ovipositor aus und sterben in diesem Zu- stand.

An 120 Fliegen, die in den oben mitgeteilten Versuehen Verwendung fanden, wurde aueh der Untersehied in der Sterblichkeit von d d und 9~?, aNo der verhaltnismagigen Wirkungsgesehwindig- keit ohne Riieksieht a,lf die Zusammensetzung des Mittels, festgestellt. Es starben von den 5 Fliegen, die jeweils ffir einen Versuch an- gesetzt wurden,

15.1. 1933 Hoft 1

d $ an 1. Stelle . 29O/o 18,5~ , 2. , 36,1~ 18,5 , , 3. , 21,3 , 24,1 ,. . 4. . 9,8 ~ 27,8 . , 5 . , 3 , 3 , 1 1 , 1 ,

Die Zahlen lassen eine grSgere Giftempfindlich- keit der dd erkennen; bet ihnen erscheint das Maximum tier Sterblichkeit an zweiter, bet den ~ erst an viei'ter Stelle.

3. F r e i l a n d v e r s u c h e . Eine direkte Bekampfung der Spargelfliege

(Imago) durch Bestaubung mit einem Gift ist nut denkbar, wenn die Tiere sich in einem tragen Zustande befinden, also nieht schon durch die mechanische Wirkung des Bestaubungsvorganges aufgescheucht und zum Abflug veranlal~t werden kSnnen. Tagsfiber sind sie nicht nut bet Sonnen- schein, sondern fiberhaupt in den niederschlags- freien Stunden ungemein seheu, wodurch eine solche Bekampfung zu dieser Zeit unmSglieh wird. Bet anhaltendem Rege~wetter kommen Bestaubungsmai~nahmen yon vornherein nieht in Betraeht, aul]erdem halten sieh die Fliegen in Regenperioden so gut verborgen (in der Hauptsaehe wohl an der Blattunterseite benach- barter Pflanzen, Unkraut, Nebenkulturen usw.), dag sie sehon aus diesem Grunde nicht erfagt werden kSnnten. Es bleiben somit die ersten Morgenstunden, wenn sieh die Fliegen ('coin naehtliehen Sehlaf her noeh flugunfi~hig und tau- sehwer) wohl in der fiberwiegenden Mehrzahl an den Spargelpflanzen selbst befinden. (Aueh bet l e i e h t e m Regen hatten wir gelegenflieh mit der Bestaubung gute Erfolge.) Hat die aufgehende Sonne erst einige War,oekraft gewonnen, so be- ginnt der Flug und die Fortpflanzungstatigkeit von neuem. Man mug also vorher, im Mat und Juni, etwa von 1/24 bis 4 Uhr morgens an, die Bestaubung vornehmen. In manehen Fallen, wenn es sieh um kleinere Parzellenversuehe handelte, kamen wit aueh bet einem Arbeitsbeginn um 1/25 Uhr noeh zureeht. Die Bestaubung mug auf der vorgesehenen Fli~ehe jedenfalls beendet sein, ehe die ersten Fliegen zmn Flug ansetzen.

Einige orientierende Versuehe 1930 hatten den Zweek, Anhaltspunkte fiber die n6tige Nenge des Staubemittels, den Zeitaufwand, den geeignetsten Streumeehanismus usw. zu liefern. Sodann wurde am 16. Mat 1931 in den Gemarkungen M6rfelden und Walldorf (auf einer Flaehe von 151,50 Normal- morgen) eine einmalige Besti~ubung im Grog- versueh durehgeffihrt, die in bezug auf Organi- sation, Bekampfungsmittel, Methode, Zeitaufwand und Kosten wertvolle Erfahrungen br~hte, anderer-

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15.1. 19331 MAX DINGLER, Chemische Bek~impfung der Spargelfliege. Holt 1 J

seits aber auch zeigte, dab eine einmalige Be- st~ubung nicht zu dem gewiinschten Erfolg zu fiihren vermag.

Es bleibt also zu erwagen, ob man nicht unter Auswahl der besonders zu schiitzenden Einzelfelder langere Zeit hintereinander stauben, also auf kleinerem Raum mehr aufwenden und dafiir die minder gefi~hrdeten Altersstufen unbehandelt lassen soll. Um diese Frage zu l~isen, wurden 1932 Parzellenversuche durchgefiihrt, von denen einer in seinen Einzelheiten hier wiedergegeben sein soll.

Als Vemuchsfeld wurde ein in der Niihe yon Heidesheim (Rheinhessen) liegendes, haupts~hlich von Obstanlagen umgebenes, 75 m langes 3 jahriges Feld (Ha~) ausgewi~hlt. DerBesitzer erklarte sich be- reit, auf den einzelnen Pflanzenreihen dt~ Feldes das Stechen zu beliebigen, yon mir bestimmten Zeiten einzustellen. Yore 25. Mai an lielt ich nun die westliche Randreihe (1) nicht mehr stechen. Ferner wahlte ich in einer der anderen Reihen (IV) 8 eben den Boden durchstotiende Pfeifea aus, die vom gleichen Tag an e benfalls nicht mehr ge-. stochen wurden, hlle fibrigen Pflanzen des Feldes sollten bis zu dem fiir 3jahrige Spargel vorgesehenen Termin weiter geerntet werden.

Am 26. Mai nahmen wir sodann auf Reihe I die erste Bestaubung mit Pomona (Praparat V) vor. Die Reihe wurde um 1/e 5 Uhr morgens aus dem Rtickenschwefler ~Mosel" der Firma Jakoby krMtig bestaubt; die nebenan liegende Reihe II, auf der das Ernten noeh nieht eingestellt war, wurde als Schutzstreifen leieht durchgestliubt. Die 8 Pfeifen der Reihe IV blieben unbehandelt, ebenso wie alle iib~gen Pflanzen des Feldes (III) (vgl. nebenstehende Skizze Abb. 3).

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Abb. 3. Skizze zum Parzellenvemuch 1932 (Erkl~rung im Text).

Abb. 4. Gebtindelte Pflanzea von den Versuchsreihea I--1V

(Par~elleavemuch 1932).

Diese Behandhmg vor Sonnenaufgang wurde nun in der Zeit vom 26 Mai bis zum 14. Juni (einschl.), also an 20 Tagen,-18mal durchgefiihrt, wobei lediglich zwei Regentage ausfielen. Am 3. Juni stellte der Besitzer das Stechen des ganzen Feldes ein. Die von diesem Tag an austreibenden Pflanzen der Reihe II (Sclmtzstreifen) wurden also vom 3.--14. Juni ebenso wie Reihe I ver- staubt.

So hatten wir 4 Gruppen von Pflanzen zur Verffigung, die verschieden lang der Fliege m~s- gesetzt bezw. gegen sie geschfitzt waren:

I. Seit 26. Mai austreibende und bis 14. Juni bestitubte Pflanzen,

II. seit 3. Juni austreibende und bis 14. Juni best~ubte Pflanzen,

III. seit 3. Juni austreibende und nicht be- stiiubte Pflanzen,

IV. seit 26. Mai austreibende und nicht be- staubte Pflanzen (8 Pfeifen).

Am 16. Juni entnahm ich jeder dieser Gruppe 8 Triebe, die am Wurzelstock !osgel(ist wurden; von den 8 Pfeifen auf Reihe IV konnte ich aller- dings nur mehr 5 ernten, da die iibrigen 3 in- folge des friihen Fliegenbefalles bereits zerstiirt und vol]sthndig ve~nodert waren. Auch eine vierte Pfeife war nur mehr in stark vermodertem Zustande dem Boden zu entnehmen. Abb. 4 zeigt diese s~mflichen Triebe, nach den 4 Grulopen ge- biindelt: die Pflanzen aus Reihe ] siad besonders kriiftig und zeigen wenig Stammkriimmungen,

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8 MAx DINGLER. Chemische BekRn~pftmg der Spargelfliegc.

die Seit 3. Juni nicht mehr gestochenen Gruppen I I und I I I erseheinen ziemlieh gleieh kraftig, IH eher etwas kri~ftiger als II , wena auch mit st~rkeren, auf Fliegenbefall hindeutenden Kriim- mungen, wiihrend die vom 26. Mai an der FHege ausgesetzten und nicht behandelten Triebe der Reihe IV, abgesehen v o n d e r geringeren Zahl, einen durchaus kfimmerlichen Eindruck machen.

15. 1. 19~3 Heft 1

auf den ersten Blick den wesentlich schw~tcheren Befall der besti~ubten Pflanzeu ( I u n d II)gegen- iiber den unbestliubten (III und IV), wobei noch besonders zu berticksichtigen ist, da[~ die Larven in [ aus 8, diejenigen in IV dagegen aus nur 5 Triebeu stammen. Wie eine Gegenfiberstellung yon I, I I einerseits und I I I und IV andererseits den Unterschied bestaubter und nicht best~ubter

Abb. 5--8. Besatz mit Platyp~rea-Larven in den besta'ubten (Iund I[) and nicht bestaubten (Ill and IV) Pflanzen des Parzel|enversuches 1932.

Jede Gruppe wurde nun im Laboratorium auf ihren Larvenbestand untersucht und das Ergebnis in den Abbildungen 5- -8 festgehalten, Sie zeigen

Pflanzen zeigt, so gibt eine Gegeuiiberstellung von I, IV einerseits und II, I I I andererseits ein Bild yon dem Unterschied, den ein friiheres oder

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15. 1. 1933[ HANS BzUNCK. Bourletiella signala Heft 1 J

spateres Einstellen der Ernte bedingt. Die Larven H und I I I stammen aus jenen Pflanzen, die bis zum 3. Juni wetter gestochen wurden, also deut- lich der Hauptbefallszeit dutch das Insekt ent- zogen blieben. Wahrend also die Pflanzen von I das vorgesehrittenste Waehstum und damit ge- wil~ auch grSl~ere Widerstandsfahigkeit gegen die Fliege aufweisen (ist doch auQh tatsachlieh der Angriff durch die wenigen Larven aul~erlich kaum wahrzunehmen), haben doch die langer ge- stochenen Pflanzen yon H die absolut geringste Madenzahl.

Eine je nach Zeit und Ort bezw. naeh Kenntnis der ~irtlichen Verh~tltnisse zu wahlende Kombi- nation yon Giftst~ubung und Ausdehnung der Ernte diirfte also der 3jahrigen Pflanze einen sieheren Schutz vor der Fliege bringen. Wenn man wahrend der Zeit der grSl~ten Gefahrdung dutch die Fliege auch noeh die 2ji~hrigen Felder in die Behandlung einbezieht, so hat man die yon dem Schadling am meisten bedrohten Alters- klassen seiner Einwirkung entzogen. Als diese Zeit der grSl~ten Gefahrdung sind, je nach dern fiqiheren oder spateren Erseheinen der Fl iege , die letzten 3 Wochen im Mat oder die zweite Halfte Mat und die erste Woche des Juni bezw. bet allen 3jahrigen Feldern die 3 Wochen von dem Tage an, an welchem nicht mehr gestochen wird, anzusehen. Wird hier bis Anfang Juni gestochen, so gentigt eine zweiwSehige, in vielen Fallen gewil~ auch eine einwfchige Bestaubung. Voraussetzung ist natiirlich, dal~ die Bes~ubungen in dieser Zeit regelmal~ig an jedem Nichtregen- tag vor Sonnenaufgang vorgenommen werden.

Was den Aufwand an Staubemittel betrifft, haben wir ffir den ganzen, soeben besehriebenen Versuch 12 kg verbraucht. Fiir die einmalige Behandlung eines Normalmorgens sind 7 kg aus-

(Nic.) /~gren als Ourkensch~idling.

reichend. Rechnen wir auf 3 Wochen 6 Regen- rage, so erfordert die~dreiwSchige Bestaubung eines Morgens rund 100 kg Material. Wie mir die herstellende Firma mitteilt, kann das Mittel bet Abnahme yon 100 kg fiir 60 Pf. je Kilo- gramm geliefert werden, eine erhebliche Ver- billigung gegeniiber dem Einzelpreis yon Pomona- Staubmittel, der heute 1,40 RM betragt. Die Kosten fiir die dreiwSchige Behandlung eines Morgens wiirden sich also auf rund 60 R~. be- laufen. Die Summe erscheint hoch; es ist aber zu beriicksichtigen, da[~ sie nur je einmal ffir das zwei- und dreijahrige Feld aufzuwenden ware. 1) Nach erfolgreicher Bestaubung gelangen die Pflanzen ungeschwacht in das steehreife Alter, in welchem sie wahrend der ganzen Flugzeit ge- erntet werden und keines weiteren Schutzes gegen die Fliege mehr bedfirfen. Die Kosten der Schutzmalinahmen gegen die Fliege verteilen sieh also auf die ganze Ertrugszeit yon 20, 30 und mehr Jahren.

Die Firma O. Staehler liefert das von mir zur Anwendung gegen die Spargelfliege modifi- zierte Mittel (Praparat V) unter dem Namen

,Pomona-Staubmittel D". Es ware wiinschenswert, da[~ mSglichst zahl-

reiche Versuche mit dem Mittel angestellt wiirden, um seine Brauchbarkeit aueh unter anderen 6rt- lichen Bedingungen zu priifen. Kombinationen des Verfahrens mit sonstigen Bek~mpfungs- mal~nahmen (abgesehen vonde r sehon erwahnten, vorbeugend wirkenden Ausdehnung der Erntezeit) sollen an anderer SteLle er~irtert werden.

') Nelunen wir pro Morgen 4000 StScke an, so errechnen sich die Kosten fiir die einzelne Ptlanze auf 1,5 Pfennig.

Bourletiella s]gnata (Nic.) ~.gren als Gurkenschidling. Yon

H a n s B l u n c k . (Aus tier Zweigstelle Kiel der Biologischen Reichsansalt.)

(Mit 2 Abbildungen.)

In diesem Friihjahr wurde in Schleswig- Holstein vielfach iiber ~Erdflohfra~ ~ an Gurken- keimlingen geklagt. Das Schadbild ist in den Abb. 1 und 2 festgehalten und durch gruben- f6rmige, z. T. mehrere Millimeter im Durchmesser haltende Vertiefungen und LScher in den Keim- blattern gekennzeichnet. Seltener sind auch die ersten Laubblatter durchl6chert. Da gleichsinnige Meldungen hier auch schon aus anderen Jahren

vorlagen, ging ich der Angelegenheit nach und stellte fest, da[~ die erkrankten Gurken yon dunkel- braunen Springschwanzen, die yon Herrn Ober- regierungsrat Dr. C. B ~i r n e r, Namnburg, 1) als Bourletiella signata (Nic.) ~-gren (Nico le t 1841) determiniert wurden, besiedelt waren. Die gleiehe

i) Ich sage ffir die Hi|re auch an dieser Stelle herzlichen Dank !