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260 Ludwig, so lange versetzt, als noch ein Niederschlag entstand. Das entstandene phosphorsaure Blei wurde ausgewaschen und im gegluhten Zustande in Rechnung gebracht. Ein geringer Ueberschuss beim Berechnen des aus der essigsauren Flussigkeit erhaltenen Niederschlages, war einer Beimen- sung von in Essigsaure gelostem Blasenschleim zuzu- schreiben. Das Resultat der Analyse war dieses : Eiweiss .............. 0,7500 Gran Fett ................. 0,5000 II Oxalsaurer Kalk, init Spu- ren verhiirt. Blasenschl. 1,2500 I) Hohlensaurer Kalk. ..... 3,5520 II Phosphorsaurer Kalk. ... 2,221 I It Phosphorsaure Talkerde 1,2269 It Verlust , wahrscheinlich Feuchtigkeit ........ 0,5000 11 10,0000 Grk Der Ammoniakgehalt war zu -gering, als dass man die phosphorsaure Talkerde hatte als Ammoniaktalkerde be- rechnen konnen, und ruhrte nur vom Eiweiss und Blasen- schleime her. -- C hemische Unt er suchung ein es Vol ks heilmi t tels ; yon H. Ludwig. In Gieussen’s Umgegend ist unter dem Volke ein Augenmittel im Gebrauch, welches folgendermassen zu- bereitet wird. Man erhitzt das Weisse von einem Ei mit etwa 1 Quentchen Zinkvitriol zum Sieden, giesst auf das coagulirte Eiweiss Wasser, trennt die Flussigkeit vom Coa- gulum durch Coliren und wendet dieselbe zum Waschen der entzundeten Augen an. Dieses Augenwasser sol1 bei weitem weniger Brennen verursachen, als wenn eine Auf- losung von Zinkvitriol in Wasser angewendet wird. Es herrschen noch andere Angaben uber die Berei- tung dieses Mittels, denen zufolge man in ein Ei eine

Chemische Untersuchung eines Volksheilmittels

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260 Ludwig,

so lange versetzt, als noch ein Niederschlag entstand. Das entstandene phosphorsaure Blei wurde ausgewaschen und im gegluhten Zustande in Rechnung gebracht. Ein geringer Ueberschuss beim Berechnen des aus der essigsauren Flussigkeit erhaltenen Niederschlages, war einer Beimen- sung von in Essigsaure gelostem Blasenschleim zuzu- schreiben.

Das Resultat der Analyse war dieses : Eiweiss .............. 0,7500 Gran Fett ................. 0,5000 II

Oxalsaurer Kalk, init Spu- ren verhiirt. Blasenschl. 1,2500 I )

Hohlensaurer Kalk. ..... 3,5520 II

Phosphorsaurer Kalk. ... 2,221 I I t

Phosphorsaure Talkerde 1,2269 It

Verlust , wahrscheinlich Feuchtigkeit . . . . . . . . 0,5000 11

10,0000 G r k

Der Ammoniakgehalt war zu -gering, als dass man die phosphorsaure Talkerde hatte als Ammoniaktalkerde be- rechnen konnen, und ruhrte nur vom Eiweiss und Blasen- schleime her. -- C hemische Unt er suchung ein es Vol ks heilmi t tels ;

yon H. L u d w i g .

In Gieussen’s Umgegend ist unter dem Volke ein Augenmittel im Gebrauch, welches folgendermassen zu- bereitet wird. Man erhitzt das Weisse von einem Ei mit etwa 1 Quentchen Zinkvitriol zum Sieden, giesst auf das coagulirte Eiweiss Wasser, trennt die Flussigkeit vom Coa- gulum durch Coliren und wendet dieselbe zum Waschen der entzundeten Augen an. Dieses Augenwasser sol1 bei weitem weniger Brennen verursachen, als wenn eine Auf- losung von Zinkvitriol in Wasser angewendet wird.

Es herrschen noch andere Angaben uber die Berei- tung dieses Mittels, denen zufolge man in ein Ei eine

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kleine Oeffnung macht, dahinein den weiasen Galitzenstein steckt, die Oeffnung wieder verschliesst, das Ei in sieden- des Wasser wirft und nun den Inhalt mit frischem Wasser ubergiesst, welches alsdann als Augenwasser angewendet wird. u. s. w.

Um dieses Mittel auf seine Bestandtheile zu prufen, wurden einige Versuche in der Apotheke des Herrn K i e I in Greussen von mir angestellt.

Ein Scrupel krystallisirter reiner Zinkvitriol (welcher 11,s Gran schwach gegluhtem Zinkvitriol entspricht) wurde in Ijnze destillirtem Wasser gelost und mit dem Weissen von einem Ei vermischt. Schon in der Kalte trat Gerin- nung des Eiweisses ein; dessenungeachtet wurcle das Ge- menge eine Zeitlang gekocht. Die dicke milchige Flussig- keit wurde filtrirt; das Filtrat war gelblichweiss. dunn- schleirnig, r e a g i r t e s t a r k s a u e r und schaumte stirk beim Abdampfen zum Trocknen. Der getrocknete gelblich- weisse Ruckstand wog 13: Gran und hinterliess beim Verkohlen irn Porcellantiegel uber der Spirituslampe. wobei nach versengenden Federn riechende Dampfe entwichen, 6 Gran kohlehalligen Salzruckstand. Es waren mithin we- nigstens 13$-6 = 7: Gran Eiweiss in der Losung zuruck- geblieben. Der Gluhruckstand wurde rnit Wasser kochend ausgezogen ; die wasserige Losung r e a g i r t e n eu t r a 1 , cnthielt keine Spur von Zinkoxyd, ehensowenig Phosphor- saure noch Kalk, sondern nur s c h w e f e l s a u r e s N a t r o n und Chl o r n a t r i u rn. Der in Wasser unlosliche Thei, wurde mit Salpetersaure ausgekocht und die mit Wasser verdunnte Losung von der Kohle abfiltrirt. Es konnte darin ausser Z i n k o x y d und S c h w e f e l s a u r e weder Phosphorsaure noch Kalk nachgewiesen werden. Das schwefelsaure Zinkoxyd musste in dem Gluhruckstande, da es mit Wasser nicht ausziehbar war, als basisch schwe- felsaures Zinkoxyd vorhanden gewesen sein.

Das fragliche Augenwasser enthalt demnach s ch we- f e l s a u r e s N a t r o n u n d s c h w e f e l s a u r e s Z i n k o x y d , C h l o r n a t r i u m u n d E i w e i s s (in dem Zustande, wo es

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nicht mehr in der Hitze gerinnt, eben so wenig durch Zink- vitriol gefallt wird).

Wenn die gelinde Wirkung dieses Augenwassers sich bewahren sollte, so musste sie einestheils der Gegenwart von Eiweiss, anderntheils der Gegenwart des Doppclsalzes aus Glaubersalz und Zinkvitriol zuzuschreiben sein ; denn da im Eiweiss freies Alkali zugegeii ist, so wird durch dasselbe die dem Zinkvitriol moglicherweise noch anhan- gende freie Saure neutralisirt (oder es entsteht ein ba- sisches Zinksalz) und das Augenwasser kann aaf die wunden Stellen im Auge weniger atzend wirken.

Einige Bemerkungen zur neuen Prensslschen Pharmakopoe ;

von E. Hampe. -

4 ) Folia Saluiae, pag. 104, sollen vor der Bliithe gesam- melt werden? Solche Blatter sind ohae Werth, sobdd man nicht die Bliikhe hinzu thut. - Da jedoch das ad- stringirende, harzig-atherishe Wesen in den Salbeyhlab tern sich bei dem Hartwerden der Blatter vermehrt, so wiirde die Einsammlung der ausgewachsenen BlaUer (Fdia addta) vorauziehen sein.

'2) Hb. Pulsatillae, pag. 116. - Das bliihende Kraut kann desshalb nicht gesammelt werden, weil die Blatter erst aach d m Verbliihen der Pflanze sich entwickeln, d hier ist wieder zu setzen: colllgenda folia adultn a&&e, denn die hr ten ausgewachsenen Bliitter sind am scbarfsten.

3) 01. Thymi, pag. 177, hatte man aus der cultivirlen deutschen Pflanze (in der Bliithe) bereiten lassen sollen, - das franzosische Oel verhalt sich wie Wasser zu dem unsrigen, und wo man ffemds Oele vermeiden kann, sollte man es auch thun!

4) Rad. Aotgelicae, Bardamae, Belhdonwe n. s. w. sol-