7
Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari" Seite 1 von 7 erstellt: 30. Januar 2014 Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari" Marita Brune-Koch Der gemischte Chor Stettfurt reist Am Samstagmorgen treffen wir uns am Bahnhof in Matzingen. Der Himmel zeigt sich bedeckt, aber immerhin: Es regnet nicht! Mit dem "Wiler-Bähnli" fahren wir nach Frauenfeld. Unsere Reiseleiterin Bührer Bettina ist besorgt, dass alle in den richtigen Zug und dann auch noch in den richtigen Wagen einsteigen. Nicht auszudenken, einer ginge verloren und käme womöglich in Rom statt in Thun an, oder in Frankfurt. Kann schliesslich alles passieren. Aber unsere Reiseleiterin macht das super. Sie hält ihre Herde zusammen und treibt alle in den richtigen Wagen. Am Abend wollen wir eine Freilichtaufführung besuchen. Kein Wunder beobachten wir unterwegs genauestens das Wetter – je nach Charakter eher ängstlich oder eher optimistisch. Obwohl der Himmel grau und verhangen ist und ab Bern immer dunkler wird, bejubeln die Optimisten jedes blaue Löchlein im Himmel als die kommende Schönwetterfront. Bettina hat die Reise super organisiert: Vom Zug steigen wir direkt in den Bus und hier erlebt Andi Schmid den ersten Höhepunkt der Reise: Das erste Mal im Leben steht er in einem durchsichtigen Faltbalg! Wissen Sie, was das ist? Sie kennen doch diese Faltbalge, mit denen zwei Teile eines Busses verbunden werden. Normalerweise sind sie grau. Dieser nun ist durchsichtig – eine Sensation, die Andi triumphieren lässt. Im Hotel wartet schon ein feines Mittagessen auf uns. Auf der Menu-Karte ist unser Ort verleumderisch als Stettfuhr statt als Stettfurt angegeben. Offensichtlich kennen die Hoteliers diesen unseren Nabel der Welt nicht – wahrlich eine Bildungslücke. Der Schweinebraten mundet trotzdem. Schon im Zug und erst recht beim Essen ergibt sich die Gelegenheit zu vertieften Gesprächen und genauerem Kennenlernen. Es tun sich einem Welten auf: Es ist unglaublich, welches Spektrum von Berufen und Lebenserfahrungen, von Weltläufigkeit und Tüchtigkeit sich auftun, wenn man einmal Zeit hat, miteinander ins Gespräch zu kommen. Ich fühle mich zunehmend wohler und bin erfüllt von den interessanten Gesprächen. Spaziergang durch Thun Nach dem Essen haben wir Zeit zur individuellen Tagesgestaltung. Die meisten besuchen Grüppchenweise die schöne, mittelalterliche Stadt Thun. Die Altstadt ist umgeben von zwei Armen der Aare. Die Flussläufe geben der Stadt einen besonderen Reiz. Wir wandern hoch zum Zähringer Schloss, das die Altstadt überragt. Die Zähringer, so erfahren wir, waren im 11. Jahrhundert ein bedeutendes Fürstengeschlecht, das im Schwarzwald und in der Schweiz zahlreiche Städte, Dörfer und Klöster gründete - und eben auch Thun. Sie führten in ihrem Herrschaftsbereich einheitliches Recht ein, zentrale Verwaltung und gewährten den Bürgern grösstmögliche Freiheit. Vielleicht haben die Thuner deshalb so eigenwillig gebaut? Wir bestaunen eigenartige „Hochparterrebauten“: Der Verkehr verläuft auf der Fahrbahn, die Fussgänger laufen auf den Parterrewohnungen, der erste Stock ist zurückgesetzt. Diese wohl einzigartige Bauweise gibt der Altstadt einen eigenartigen Reiz. Leider sehen wir von Eiger, Mönch, Jungfrau, Niesen und Stockhorn an diesem trüben Tag nicht viel, aber immerhin kommen wir trockenen Fusses durch die Stadt. Der Dällebach Kari Mit dem Abend naht der Höhepunkt: Die Freilichtaufführung „Dällebach Kari. Das Musical“. Inzwischen sind auch unser Dirigent Martin Weber mit seiner Frau und Sylvia Hunya Richartz mit ihrem Mann Heinz zu uns gestossen. Warm angezogen, ausgerüstet mit Regenjacken machen wir uns auf den Weg zu den nahe gelegenen Thuner Seespielen. Noch ist es trocken. Aber langsam fängt es an zu tröpfeln. Und dann bricht es los: wolkenbruchartig ergiesst sich der Himmel über uns, jeder versucht, irgendwo ein Dach zu finden, ich flüchte mit Cecilia Episser unter einen Velounterstand. Wo die anderen unterdessen abgeblieben sind, wissen wir nicht. Jeder rettet sich, wie

Chorreise 2010 Dällenbach Kari - Chor Stettfurt 2010.pdf · 2017-04-12 · Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari" Seite 3 von 7 erstellt: 30. Januar 2014 In Thun steigen wir in den

  • Upload
    others

  • View
    6

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Chorreise 2010 Dällenbach Kari - Chor Stettfurt 2010.pdf · 2017-04-12 · Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari" Seite 3 von 7 erstellt: 30. Januar 2014 In Thun steigen wir in den

Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari"

Seite 1 von 7 erstellt: 30. Januar 2014

Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari"

Marita Brune-Koch

Der gemischte Chor Stettfurt reist

Am Samstagmorgen treffen wir uns am Bahnhof in Matzingen. Der Himmel zeigt sich bedeckt, aber immerhin: Es

regnet nicht! Mit dem "Wiler-Bähnli" fahren wir nach Frauenfeld. Unsere Reiseleiterin Bührer Bettina ist besorgt,

dass alle in den richtigen Zug und dann auch noch in den richtigen Wagen einsteigen. Nicht auszudenken, einer

ginge verloren und käme womöglich in Rom statt in Thun an, oder in Frankfurt. Kann schliesslich alles passieren.

Aber unsere Reiseleiterin macht das super. Sie hält ihre Herde zusammen und treibt alle in den richtigen Wagen.

Am Abend wollen wir eine Freilichtaufführung besuchen. Kein Wunder beobachten wir unterwegs genauestens

das Wetter – je nach Charakter eher ängstlich oder eher optimistisch. Obwohl der Himmel grau und verhangen ist

und ab Bern immer dunkler wird, bejubeln die Optimisten jedes blaue Löchlein im Himmel als die kommende

Schönwetterfront.

Bettina hat die Reise super organisiert: Vom Zug steigen wir direkt in den Bus und hier erlebt Andi Schmid den

ersten Höhepunkt der Reise: Das erste Mal im Leben steht er in einem durchsichtigen Faltbalg! Wissen Sie, was das

ist? Sie kennen doch diese Faltbalge, mit denen zwei Teile eines Busses verbunden werden. Normalerweise sind sie

grau. Dieser nun ist durchsichtig – eine Sensation, die Andi triumphieren lässt. Im Hotel wartet schon ein feines

Mittagessen auf uns. Auf der Menu-Karte ist unser Ort verleumderisch als Stettfuhr statt als Stettfurt angegeben.

Offensichtlich kennen die Hoteliers diesen unseren Nabel der Welt nicht – wahrlich eine Bildungslücke. Der

Schweinebraten mundet trotzdem.

Schon im Zug und erst recht beim Essen ergibt sich die Gelegenheit zu vertieften Gesprächen und genauerem

Kennenlernen. Es tun sich einem Welten auf: Es ist unglaublich, welches Spektrum von Berufen und

Lebenserfahrungen, von Weltläufigkeit und Tüchtigkeit sich auftun, wenn man einmal Zeit hat, miteinander ins

Gespräch zu kommen. Ich fühle mich zunehmend wohler und bin erfüllt von den interessanten Gesprächen.

Spaziergang durch Thun

Nach dem Essen haben wir Zeit zur individuellen Tagesgestaltung. Die meisten besuchen Grüppchenweise die

schöne, mittelalterliche Stadt Thun. Die Altstadt ist umgeben von zwei Armen der Aare. Die Flussläufe geben der

Stadt einen besonderen Reiz. Wir wandern hoch zum Zähringer Schloss, das die Altstadt überragt. Die Zähringer, so

erfahren wir, waren im 11. Jahrhundert ein bedeutendes Fürstengeschlecht, das im Schwarzwald und in der

Schweiz zahlreiche Städte, Dörfer und Klöster gründete - und eben auch Thun. Sie führten in ihrem

Herrschaftsbereich einheitliches Recht ein, zentrale Verwaltung und gewährten den Bürgern grösstmögliche

Freiheit. Vielleicht haben die Thuner deshalb so eigenwillig gebaut? Wir bestaunen eigenartige

„Hochparterrebauten“: Der Verkehr verläuft auf der Fahrbahn, die Fussgänger laufen auf den Parterrewohnungen,

der erste Stock ist zurückgesetzt. Diese wohl einzigartige Bauweise gibt der Altstadt einen eigenartigen Reiz. Leider

sehen wir von Eiger, Mönch, Jungfrau, Niesen und Stockhorn an diesem trüben Tag nicht viel, aber immerhin

kommen wir trockenen Fusses durch die Stadt.

Der Dällebach Kari

Mit dem Abend naht der Höhepunkt: Die Freilichtaufführung „Dällebach Kari. Das Musical“. Inzwischen sind auch

unser Dirigent Martin Weber mit seiner Frau und Sylvia Hunya Richartz mit ihrem Mann Heinz zu uns gestossen.

Warm angezogen, ausgerüstet mit Regenjacken machen wir uns auf den Weg zu den nahe gelegenen Thuner

Seespielen. Noch ist es trocken. Aber langsam fängt es an zu tröpfeln. Und dann bricht es los: wolkenbruchartig

ergiesst sich der Himmel über uns, jeder versucht, irgendwo ein Dach zu finden, ich flüchte mit Cecilia Episser

unter einen Velounterstand. Wo die anderen unterdessen abgeblieben sind, wissen wir nicht. Jeder rettet sich, wie

Page 2: Chorreise 2010 Dällenbach Kari - Chor Stettfurt 2010.pdf · 2017-04-12 · Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari" Seite 3 von 7 erstellt: 30. Januar 2014 In Thun steigen wir in den

Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari"

Seite 2 von 7 erstellt: 30. Januar 2014

er kann. Ich befürchte schon, jetzt fällt das ganze Musical ins Wasser. Vielleicht 10 Minuten lassen wir den Regen

herabrauschen unter unserem Velodach, dann nimmt er plötzlich ab. Gott sei Dank. Im nun leichteren Regen

streben wir dem Festspielort am See zu und ergattern einen der weissen Regencapes, in die sich sämtliche

Zuschauer hüllen. Die Zuschauertribüne ist bis auf den letzten Platz besetz. Wir alle bieten einen merkwürdigen

Anblick in unseren weissen Einheitscapes. Sylvia hat für alle noch Decken mitgebracht, die wunderbar gegen die

Kälte schützen. Und tatsächlich, bis zum Spielbeginn hört der Regen fast ganz auf, nur hin und wieder tröpfelt es

ein wenig. Wir können jetzt das Musical so richtig geniessen. Ein Genuss ist es wirklich: Eine tolle Choreografie,

herrliche Musik, wunderschöne Kostüme. Die Geschichte vom Dällebach Kari geht so richtig ans Herz. Kurzfassung:

Ort: Bern. Dällebach Kari, ein Coiffeur mit Hasenscharte liebt schönes Mädchen aus gutem Hause. Scheinbar eine

aussichtslose Geschichte. Aber das Mädchen Annemarie liebt ihn auch, nur darf sie nicht. Ihre Eltern haben eine

gute Partie für sie vorgesehen. Die entpuppt sich ausgerechnet als Karis bester und wohl auch einziger Freund. Mit

der Freundschaft ist es natürlich aus, als offenbar wird dass Kari und Annemarie heftig miteinander flirten. Sie

heiratet schliesslich den reichen Nationalrat, ihr Herz aber gehört dem Kari. Der neigt aus Gram, weil er seine Liebe

nicht haben konnte, dem Alkohol etwas zu stark zu. Aufgeben tut er trotzdem nicht: Er entwickelt einen ganz

eigenen Humor, der ihn zum wohl beliebtesten Berner Stadtoriginal machte. Bis heute kennt nahezu jeder

Schweizer die Sprüche des Dällebach Kari, auch wenn er sie ihm vielleicht nicht zuordnet. Wie sich dann

schliesslich der Nationalrat die Beliebtheit des Dällebach Kari beim Volk zunutze machen wollte, der Kari die

Annemarie doch noch kriegte und das Ganze trotzdem tragisch endete, das verraten wir hier nicht. Wer es wissen

will, kann die Aufführung in Zürich besuchen, die dort demnächst stattfinden soll.

Ich glaube sagen zu dürfen: Wir waren alle restlos begeistert. Im Hotel trafen wir uns dann noch zum gemütlichen

Umtrunk, bevor wir uns für den nächsten Tag ausruhten.

In der Drachenhöhle

Die Optimisten hatten doch noch Recht behalten! Mit dem Bus – Andi durfte schon zum zweiten Mal in seinem

Leben im durchsichtigen Faltbalg stehen! - ging es nun einem weiteren Höhepunkt entgegen: den St. Beatus

Höhlen. Nur ein kurzer Fussweg, nachdem wir aus dem Bus ausgestiegen waren, führte uns zur Höhle, Im

Höhleneingang, so erzählt uns der kundige Führer, wohnten schon in der Steinzeit Menschen. Irgendwann kamen

dann Beatus und Justus, vertrieben einen Drachen aus der Höhle, wohnten dann darin und verkündeten von dort

das Evangelium. In der Höhle jagt uns der in einer Animation dargestellte Drachenkampf einen Schauer über den

Rücken. Doch als aufgeklärte Zeitgenossen wissen wir: Heute gibt es keine Drachen mehr. Und zur Not können wir

ja singen, da nehmen die sicher Reissaus. Wir folgen unserem Führer auf den Wegen, die mutige Forscher im 18.

Jahrhundert in das Höhleninnere erkundet haben. Wir bewundern die merkwürdigsten Tropfsteinformationen, die,

wie unser Führer erklärt, in hunderttausenden von Jahren entstanden sind, Grotten und Hallen, passieren

unterirdische, spiegelglatte Seen und tosende Wasserfälle, sie sich ihren Weg durch Felsspalten bahnen. Im

Gegensatz zu den Forschern, die sich zum Teil auf dem Bauch kriechend mit Fackeln und Werkzeugen ihren Weg

bahnen mussten, laufen wir auf gut gesicherten Wegen und bei angenehmer Beleuchtung bequem durch die ganze

Höhle. Die Information, dass über uns 1000 Meter Erdreich liegen, lässt uns dann doch etwas mulmig werden. Dass

das hält!

Aber wir haben alle wieder das Licht des Tages gesehen. Jedenfalls ist meines Wissens keiner von uns vermisst.

Mit Schiff und Zug nach Stettfurt zurück

Nach dieser anstrengenden Forschungsarbeit steht dann das Mittagessen an, das wir im gemütlichen

Gartenrestaurant einnehmen. Einige müssen sich dann schon wieder verabschieden und nach Hause fahren. Wir

anderen wandern gemütlich auf schattigen Wegen den Berg hinunter zur Schiffsanlegestelle. Dabei haben wir

immer einen herrlichen Ausblick auf den Thunersee. Es ist eine schöne Dampferfahrt, vorbei an herrlicher

Landschaft, gepflegten Hängen und Weinbergen. Wir sprechen darüber, wie viel Pflege diese Hänge brauchen und

wie schnell sie verganden, wenn man sie einfach der Natur überlässt. Ob es deshalb so sinnvoll ist, den Schweizer

Bauern, insbesondere den Bergbauern, die Existenzgrundlage zu entziehen?

Page 3: Chorreise 2010 Dällenbach Kari - Chor Stettfurt 2010.pdf · 2017-04-12 · Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari" Seite 3 von 7 erstellt: 30. Januar 2014 In Thun steigen wir in den

Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari"

Seite 3 von 7 erstellt: 30. Januar 2014

In Thun steigen wir in den Zug. Die Zugfahrt verbringen wir sehr gemütlich, wir essen unser Nachtessen, das wir am

Bahnhof gekauft haben, der eine oder andere geniesst ein Gläschen Wein. Mir scheint, wir sind alle ein bisschen

müde. Aber darin sind wir uns einig: Es war eine tolle Fahrt. Dank der Ideengeberin Claudia Frei und Dank unserer

Bettina Bührer, die die Reise so perfekt organisiert hat. Es war ein erholsames und Beziehungsstiftendes

Wochenende für uns alle.

Bilder

Page 4: Chorreise 2010 Dällenbach Kari - Chor Stettfurt 2010.pdf · 2017-04-12 · Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari" Seite 3 von 7 erstellt: 30. Januar 2014 In Thun steigen wir in den

Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari"

Seite 4 von 7 erstellt: 30. Januar 2014

Page 5: Chorreise 2010 Dällenbach Kari - Chor Stettfurt 2010.pdf · 2017-04-12 · Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari" Seite 3 von 7 erstellt: 30. Januar 2014 In Thun steigen wir in den

Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari"

Seite 5 von 7 erstellt: 30. Januar 2014

Page 6: Chorreise 2010 Dällenbach Kari - Chor Stettfurt 2010.pdf · 2017-04-12 · Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari" Seite 3 von 7 erstellt: 30. Januar 2014 In Thun steigen wir in den

Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari"

Seite 6 von 7 erstellt: 30. Januar 2014

Page 7: Chorreise 2010 Dällenbach Kari - Chor Stettfurt 2010.pdf · 2017-04-12 · Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari" Seite 3 von 7 erstellt: 30. Januar 2014 In Thun steigen wir in den

Chorreise 2010 - "Dällenbach Kari"

Seite 7 von 7 erstellt: 30. Januar 2014