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Was ist Schmerz?
Eine Definition der IASP (International Association for the Study of Pain), 1986
„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis,
das mit aktuellen und potentiellen Gewebeschädigungen
verknüpft ist oder mit Begriffen solcher Schädigungen beschrieben wird“
Konsultierte Ärzte bei chronischen Schmerzen
Quelle: European Pain Survey, 2003 (Ärztezeitung 15.11.2004) 46394 telefonische Befragungen Erwachsener, 4839 Interviews mit chronisch Schmerzkranken
Hausarzt 70%
Orthopäde 27%
Neurologe 10%
Rheumatologe 9%
Internist 7%
Physiotherapeut 6%
Chirurg 3%
Schmerztherapeut 2%
Osteopath 2%
Beurteilung der Schmerzintensität
Verbal Rating Scale (VRS)– Kein Schmerz– Leichter Schmerz– Mäßiger Schmerz– Starker Schmerz– Sehr starker Schmerz– Stärkster vorstellbarer
Schmerz
modifiziert nach Zech, D. et al.: Therapiekompendium Tumorschmerz und Symptomkontrolle. Demeter, 1997
Visuelle Analogskala (VAS)
Schmerzfrei UnerträglicherSchmerz
Numerische Analogskala (NAS)
NozizeptorschmerzDurch Schmerzrezeptoren fortgeleiteter physiologischer
Schmerz
AWMF, Leitlinien zur medikamentösen Schmerztherapie, 2002
Ischämisch Belastungsabhängig; evtl. auch abhängig von Nahrungsaufnahme
Extremität, auch visceral möglich; evtl. Hautver-färbung sichtbar
Hell, pochend
Visceral Vegetative Begleitsymptome (Dermatome, Head´sche Zonen)
Schlecht lokalisierbar
Dumpf, krampfartig, kolikartig
Somatisch, in Knochen, Weichteilen
Dauerschmerz, bewegungsabhängig, Durchbruchschmerz
Scharf und gut lokalisierbar
Dumpf, drückend, pochend, bohrend
Schmerzursache BesonderheitenLokalisationAttribuierung
Neuropathischer SchmerzDurch Schädigung des Nervensystems ausgelöster
Schmerz
AWMF, Leitlinien zur medikamentösen Schmerztherapie, 2002
Brennend Zentral (ZNS) Meist mit neurologischen Störungen, z. B. Hypästhesie, Anästhesie, Parästhesie, Dysästhesie, Allodynie
Im Versorgungs-gebiet der betroffenen Nervenstruktur
Meist mit neurologischen Störungen z. B. Hypästhesie, Anästhesie, Parästhesie, Dysästhesie, Allodynie
Im Versorgungs-gebiet der betroffenen Nervenstruktur
Einschießend, lanzierend
Peripher (Nerven und Nervenplexus)
Schmerzursache BesonderheitenLokalisationAttribuierung
Sympathisch (Nerven und Nervenplexus)
Oft mit trophischen Störungen; ansonsten ebenfalls mit neurologischen Störungen
Oft keinem speziellen In-nervationsgebiet zu zuordnen
Brennend, heiß
Ziele der Therapie chronischer Schmerzen
– Schmerzreduktion– Wiederherstellung der Funktionalität– Soziale Integration– Unabhängigkeit
Arbeitskreis A.M.A.D.E.U.S. Grundkurs Therapie chronischer Schmerzen. Köln 2003
Grundregeln der medikamentösen Therapie chronischer Schmerzen
– Langwirkende retardierte Analgetika– Nicht invasiv: transdermal / oral– Nach festem Zeitschema– Nach WHO-Stufenschema– Individuell, nach Schmerzstärke
modifiziert nach: Zech, D. et al.: Therapiekompendium Tumorschmerz und Symptomkontrolle. Demeter, 1997Weltgesundheitsorganisation, WHO: Therapie tumorbedingter Schmerzen. AV Kommunikation und Medizin, 1988
Ermunterung und Unterstützung zu körperlicher Aktivität
– Aufklärung des Patienten– Beraten und informieren– Bewegungstherapie ohne Schmerzen– Verlauf am günstigsten, wenn normale Aktivität beibehalten
wird– Unter kontrollierten Bedingungen Erfahrungen machen:
Bewegung und Belastung schaden nicht
Arbeitskreis A.M.A.D.E.U.S. Grundkurs Therapie chronischer Schmerzen. Köln 2003
Prinzipien der Therapie chronischer Schmerzen
– Therapieplan unter Berücksichtigung kausaler, symptomatischer und psychologischer Maßnahmen
– Schmerztherapie nach Prognose und Art der Erkrankung– Effektive Therapie, Schmerzreduktion soweit wie möglich– Regelmäßige Analgesiekontrolle (Schmerzskala)– Dosisanpassung bei unzureichender Wirkung– Einsatz möglichst langwirkender Analgetika– Bedarfsorientierte Schmerzspitzen-Medikation– Konsequenter Einsatz von Co-Analgetika– Prophylaxe von NW durch geeignete Adjuvantien– Schriftlicher Therapieplan für Patient und Angehörige
modifiziert nach: Zech, D. et al.: Therapiekompendium Tumorschmerz und Symptomkontrolle. Demeter, 1997
3Stark potente Opioide± nichtopiodhaltige Analgetika
2Schwach potente Opioide± nichtopiodhaltige Analgetika
1Nichtopiodhaltige Analgetika
± Co-Analgetika ± Adjuvantien
Medikamentöse Schmerztherapie nach Stufenplan Eine Orientierungshilfe, kein Dogma !
WHO: Cancer pain relief. Genf, 1996
Analgetika(WHO-Stufenschema)
Jurnista (24h OAS), Palladon (8-12h ret. Kps.)Durogesic SMAT (TTS), Actiq*M-long, MST Continus, Sevredol*, Capros, Kapanol OxygesicTargin Temgesic, Transtec (TTS), Norspan (TTS)
HydromorphonFentanylMorphinOxycodonOxycodon + NaloxonBuprenorphin
Stufe 3
Wirkstoff Handelsname® (Beispiele)
Valoron NTramal long, Tramundin DHC
Tilidin + NaloxonTramadolDihydrocodein
Stufe 2
Aspirin, Alka-Seltzer Aktren, Dolormin, Optalidon Ben-u-ron, Fensum Novalgin, Metalgin Voltaren, Benfofen Arcoxia Celebrex
AcetylsalicylsäureIbuprofenParacetamolMetamizolDiclofenacEtoricoxibCelecoxib
Stufe 1
*Präparate in nicht retardierter Galenik, die zur Therapie von Schmerzspitzen einsetzt werden
gemäß Fachinformationen
Stufe 1 - Nicht-Opioid-Analgetika
600 6 – 8 100 – 200KatadolonFlupirtin
4.0004 – 6 500ben-u-ronParacetamol
1202460 / 90 / 120ArcoxiaEtoricoxib
2.400
2.400
6 – 8
12
500 / 1000
800
Imbun
Imbun RetardIbuprofen
2008 – 12100BeofenacAceclofenac
3.0004 – 6500AspirinAcetylsalicyl-säure (ASS)
Höchstdosismg / Tag
Wirkdauer hDosierungs-Stärken - mg
Handelsbsp. ®Substanz
150
150
8
24
25 / 50
100
Voltaren
Voltaren RetardDiclofenac
40012100 / 200CelebrexCelecoxib
4.0004 – 6 500NovalginMetamizol
Wirkspektrum der Stufe I
modifiziert nach: Schmerztherapie und Palliativmedizin in der Urologie, Lübbe Verlag 2000
Anti-pyretisch
Anti-phlogistischAnalgetischSubstanzgruppe
Salicylate(z.B. Acetylsalicylsäure) +++ + +++
Carbonsäurederivate(z.B. Diclofenac) ++ +++ +
Pyrazolone(z.B. Metamizol) ++++ + +++
Aniline(z.B. Paracetamol) ++ – ++
gemäß aktueller Fachinformationen
Stufe 2Schwachpotente Opioide
* Für die Dauertherapie nicht geeignet (Cave: Suchtpotiential bei Tropfenform)
600 mg4
8-12
20 Trpf. = 50 mg
50+4 / 100+8 /
150+12 / 200+16
Valoron
Tilidin/Naloxon
-Tropfen*
-Retardtablette (mg Tilidin+N.)
400 mg4
8-12
20 Trpf. = 50 mg
100/150/200 mg
Tramal
Tramadol
-Tropfen*
-Retardkapsel
Höchstdosis*(oral)
Wirkdauerh
Handelsbeispiel ®
Darreichungs-stärken (oral)Substanz
Stufe 3Starkpotente Opioide
gemäß Fachinformationen; *Striebel, W.: Therapie chronischer Schmerzen. Schattauer, 2002
Höchstdosis*(oral)
Handelsbeispiel ®Substanz Wirkdauer
hDarreichungs-
stärken
keineJurnistaHydromorphonOROS
244/8/16/32/64 mgoral
Oxycodon
O. + Naloxon
Keine
40/20mg
Oxygesic
Targin
8-12
8-12
5/10/20/40/80 mg oral
10/5 + 20/10 mg oral
keineMSTMorphin 8-1210/30/60/100/200 mgoral
140 µg/h (ceiling effect)
Transtec Pro
Norspan
Buprenorphin 72-96
168
keine7212,5/25/50/75/100 µg/hPflaster
Durogesic SMATFentanyl Matrixpflaster
35/52,5/70 µg/h transdermal5 / 10 / 20
Gemäß Fachinformationen; *Arbeitskreis A.M.A.D.E.U.S. Grundkurs Therapie chronischer Schmerzen. Köln 2003
Empfehlungen* zu Co-Analgetika
ggf. Baclofen bzw. Calcitonin
i.v.-Gabe bei akutem Phantomschmerz, 3d
600-1.200 mg/d
15-75 mg/d
100-200 IE/d
Oxcarbamazepin
Baclofen
Calcitonin
Neuropathisch,krampfartig,Phantom-schmerz
Antikonvulsiva
Sedierend, deshalb abendliche Gabe
Antriebsteigernd, nicht zur Nachtruhe
25-75 mg/d
75-100 mg/daufteilen: 2 x/d
Amitriptylin
Clomipramin
Neuropathisch, brennend
Trizyklische Antidepressiva
Carbamazepin
Gabapentin
Clonazepam
Membranstabilisierung
Eher Ausnahme-medikation
200-1.800 mg/d
300-3.600 mg/d
0,3-1 mg/d
Neuropathisch,einschießend
Antikonvulsiva
MedikamentSubstanz-klasseSchmerztyp Kommentar*Dosierung
Co-MedikationEmpfehlungen* zu Antiemetika
Gemäß Fachinformationen; *Arbeitskreis A.M.A.D.E.U.S. Grundkurs Therapie chronischer Schmerzen. Köln 2003
4-16 mg p.o./dFortecortinDexamethason Morgendliche Gabe. Nach längerer Therapie ausschleichen!
2 x 8 mgZofranOndansetron Nebenwirkungen: Kopfschmerz, Obstipation
2 x 150 mg/d Retardkapsel3-4 x 150 mg Supp./d
Vomex ADimenhydrinat Morgendliche und abendliche Gabe
0,5-1 mgHaldolHaloperidol Wirkt stark antiemetisch und nur wenig sedierend. Vor dem Essen!
10 mg/4-8 hMetoclopramid (MCP)
30 Minuten vor dem Essen!Paspertin
Empfohlene Dosierungen
Handelsbeispiel ®Substanz Kommentar*
Co-MedikationEmpfehlungen* zu Laxanzien
Gemäß Fachinformationen; *Arbeitskreis A.M.A.D.E.U.S. Grundkurs Therapie chronischer Schmerzen. Köln 2003
Wegen Blähungen und Völlegefühl nur eingeschränkt zu empfehlen
1-3 x 1 Esslöffel/dBifiteralLactulose
Längere Anwendung unterstützt die Darmträgheit. Elektrolytverlust, Kalium!
3 x /d 30-40 TropfenLaxoberalNa-picosulfat
Antiresorptiv/ hydragog wirkendes Laxanzium
1-4 Beutel/dIsomol / MovicolMacrogol
Nur für kurzzeitige Einnahme. Elektrolytverlust, Kalium!
3 x /d 5-20 mlLiquidepurBisacodyl
Empfohlene Dosierungen
Handelsbeispiel ®Substanz Kommentar*
Durchbruchschmerz: Präparate und Dosierungen
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Präparat Galenik/Besonderheiten Dosierungen Max.Wirkung Titration (µg)