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119 Faunistische Abhandlungen (Dresden) 26 © Faunistische Abhandlungen, ISSN 0375-2135, Dresden 15.01.2008 : 119 – 135 : 119 – 135 Coenagrion ornatum Selýs, 1850 (Odonata: Zygoptera: Coenagrionidae) im Landschaftsschutzgebiet „Nassau“ bei Meißen/Sachsen CHRISTIAN SCHMIDT ¹, BERNARD HACHMÖLLER ² & MICHAEL KÜHFUSS 3 ¹ Kapuzinerstr. 47, 94032 Passau, Germany E-Mail: [email protected] ² Regierungspräsidium Dresden, Umweltfachbereich, Wasastr. 50, 01445 Dresden, Germany E-Mail: [email protected] 3 Kühfuss Landschafts-Architektur Umweltplanung, Grillparzerstraße 29, 01157 Dresden, Germany E-Mail: [email protected]e Abstract. Coenagrion ornatum Selýs, 1850 (Odonata: Zygoptera: Coenagrionidae) in the landscape protection area “Nassau” near Meissen / Saxony. Coenagrion ornatum has been rediscovered 2004 in Saxony. In the next year started a detailed survey in the period of May to August. The result of this survey was a total amount of 16 distinct habitats along the investigated ditches. The most ditch sections with proof of C. ornatum are characterized by a ow speed of 0.1–0.3 m/s, a dark ditch bottom and a high intensity of insolation. Typical species of the emers vegetation are Nasturtium microphyllum, Sparganium erectum and Berula erecta. The vegetation of the ditch banks is mostly inuenced by the adjacent arable land. Often dominant species are Urtica dioica and Galium aparine. The main cause of endangering is seen in the early grow over which is supported by a very high nitrate content of the ditches. That’s why is the cut of the nitrate content and a adapted ditch maintenance necessary for the preservation and stabilization of C. ornatum in the landscape protection area “Nassau”. Kurzfassung. 2004 wurde im Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Nassau“ Coenagrion ornatum für Sachsen wieder entdeckt. Im darauf folgenden Jahr erfolgte eine detailliertere Untersuchung im Zeitraum von Mai bis August. Dabei konnte die Art an insgesamt 16 Grabenabschnitten nachgewiesen werden. Die von C. ornatum „stark“ beogenen Grabenabschnitte kennzeichne- ten eine Fließgeschwindigkeit von 0,1 bis 0,3 m/s, dunkles Sohlensubstrat und eine hohe Be- sonnungsintensität. Typische Arten der emersen Vegetation der Grabensohle waren Nasturtium microphyllum, Sparganium erectum und Berula erecta. Die Böschungsvegetation ist meist geprägt durch die häug angrenzende ackerbauliche Nutzung und wird daher durch Nährstoffzeiger wie Große Brennnessel (Urtica dioica) und Kletten-Labkraut (Galium aparine) dominiert. Als wes- entlichste Gefährdungsursache ist das frühzeitige Zuwachsen der Gräben anzusehen, welches durch die hohe Nitratbelastung der Gräben wesentlich gefördert wird. Daher sind als Ansatzpunkt für eine Erhaltung bzw. Stabilisierung der Art im Untersuchungsgebiet die Senkung der Nährstoffbelastung und eine angepasste Grabenpege anzusehen. Key words. Coenagrion ornatum, Vogel-Azurjungfer, Habitateigenschaften, Sachsen. Einleitung Die zu den Kleinlibellen zählende Vogel-Azurjungfer (Coenagrion ornatum) ist pontomedi- terran verbreitet. Das Areal dieser Art erstreckt sich von Mitteleuropa über die Türkei bis in den Irak (vgl. AGUESSE 1968, DUMONT 1991, ASKEW 2004, SALUR & ÖZSARAÇ 2004). In Deutschland gehört C. ornatum (Abb. 1) zu den seltensten Libellenarten (BURBACH & WINTERHOLLER 2001). Mögliche Erklärungen dafür sind die Randlage im Verbreitungsareal (nordwestliche Grenze) und die speziellen Lebensraumansprüche der Art. Aber auch in ihrem Hauptverbreitungsgebiet scheint sie nicht sehr häug zu sein (vgl. KUNZ 2002, BURBACH & WINTERHOLLER 2001, STERNBERG 1999).

Coenagrion ornatum Selýs, 1850 (Odonata: Zygoptera ... · ten für die Art aufzuweisen. Die Abb. 3 zeigt beispielhaft einige Grabenabschnitten mit Nach- Die Abb. 3 zeigt beispielhaft

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© Faunistische Abhandlungen, ISSN 0375-2135, Dresden 15.01.2008

: 119 – 135: 119 – 135

Coenagrion ornatum Selýs, 1850 (Odonata: Zygoptera: Coenagrionidae) im Landschaftsschutzgebiet „Nassau“ bei Meißen/Sachsen

CHRISTIAN SCHMIDT ¹, BERNARD HACHMÖLLER ² & MICHAEL KÜHFUSS 3

¹ Kapuzinerstr. 47, 94032 Passau, Germany E-Mail: [email protected]² Regierungspräsidium Dresden, Umweltfachbereich, Wasastr. 50, 01445 Dresden, Germany E-Mail: [email protected] Kühfuss Landschafts-Architektur Umweltplanung, Grillparzerstraße 29, 01157 Dresden, Germany E-Mail: [email protected]

Abstract. Coenagrion ornatum Selýs, 1850 (Odonata: Zygoptera: Coenagrionidae) in the landscape protection area “Nassau” near Meissen / Saxony. Coenagrion ornatum has been rediscovered 2004 in Saxony. In the next year started a detailed survey in the period of May to August. The result of this survey was a total amount of 16 distinct habitats along the investigated ditches. The most ditch sections with proof of C. ornatum are characterized by a fl ow speed of 0.1–0.3 m/s, a dark ditch bottom and a high intensity of insolation. Typical species of the emers vegetation are Nasturtium microphyllum, Sparganium erectum and Berula erecta. The vegetation of the ditch banks is mostly infl uenced by the adjacent arable land. Often dominant species are Urtica dioica and Galium aparine. The main cause of endangering is seen in the early grow over which is supported by a very high nitrate content of the ditches. That’s why is the cut of the nitrate content and a adapted ditch maintenance necessary for the preservation and stabilization of C. ornatum in the landscape protection area “Nassau”.

Kurzfassung. 2004 wurde im Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Nassau“ Coenagrion ornatum für Sachsen wieder entdeckt. Im darauf folgenden Jahr erfolgte eine detailliertere Untersuchung im Zeitraum von Mai bis August. Dabei konnte die Art an insgesamt 16 Grabenabschnitten nachgewiesen werden. Die von C. ornatum „stark“ befl ogenen Grabenabschnitte kennzeichne-ten eine Fließgeschwindigkeit von 0,1 bis 0,3 m/s, dunkles Sohlensubstrat und eine hohe Be-sonnungsintensität. Typische Arten der emersen Vegetation der Grabensohle waren Nasturtium microphyllum, Sparganium erectum und Berula erecta. Die Böschungsvegetation ist meist geprägt durch die häufi g angrenzende ackerbauliche Nutzung und wird daher durch Nährstoffzeiger wie Große Brennnessel (Urtica dioica) und Kletten-Labkraut (Galium aparine) dominiert. Als wes-entlichste Gefährdungsursache ist das frühzeitige Zuwachsen der Gräben anzusehen, welches durch die hohe Nitratbelastung der Gräben wesentlich gefördert wird. Daher sind als Ansatzpunkt für eine Erhaltung bzw. Stabilisierung der Art im Untersuchungsgebiet die Senkung der Nährstoffbelastung und eine angepasste Grabenpfl ege anzusehen.

Key words. Coenagrion ornatum, Vogel-Azurjungfer, Habitateigenschaften, Sachsen.

EinleitungDie zu den Kleinlibellen zählende Vogel-Azurjungfer (Coenagrion ornatum) ist pontomedi-terran verbreitet. Das Areal dieser Art erstreckt sich von Mitteleuropa über die Türkei bis in den Irak (vgl. AGUESSE 1968, DUMONT 1991, ASKEW 2004, SALUR & ÖZSARAÇ 2004).In Deutschland gehört C. ornatum (Abb. 1) zu den seltensten Libellenarten (BURBACH & WINTERHOLLER 2001). Mögliche Erklärungen dafür sind die Randlage im Verbreitungsareal (nordwestliche Grenze) und die speziellen Lebensraumansprüche der Art. Aber auch in ihrem Hauptverbreitungsgebiet scheint sie nicht sehr häufi g zu sein (vgl. KUNZ 2002, BURBACH & WINTERHOLLER 2001, STERNBERG 1999).

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Die meisten Vorkommen in Deutschland be-fi nden sich in Bayern (MESSLINGER & FAL-TIN 2003, BURBACH & WINTERHOLLER 2001, BURBACH & KÖNIGSDORFER 1998). Weitere Mel dungen gibt es aus Baden-Württemberg (KUNZ 2002, STERNBERG 1999), Nordrhein-West falen (CLAUSEN 2003, BUSSE 1983), Thürin gen (SERFLING et al. 2004, BUTTSTEDT & ZIMMERMANN 1999), Sachsen-Anhalt (BUTT-STEDT & ZIMMERMANN 1999, MÜLLER & STEG-LICH 2004) und nach BROCKHAUS (2005) ein Einzelfund in Brandenburg. In Sachsen waren von C. ornatum lange Zeit nur wenige historische Fundorte bekannt (BROCKHAUS 2005). Daher galt sie bis 2004 als verschollen. Dann wurden wenige Exemplare dieser Art überraschend an zwei Gräben im LSG „Nassau“ wieder entdeckt (HACHMÖLLER et al. 2004). Bei einer genaueren Untersuchung über den gesamten Flugzeitraum (von Mai bis August) im Jahr 2005 konnte dann C. or-natum an insgesamt fünf Gräben des Unter su-chungsgebiets nachgewiesen werden (SCHMIDT 2005). Die Ergebnisse sollen in dieser Arbeit vorgestellt werden.

Untersuchungsgebiet

Allgemein

Das Untersuchungsgebiet ist Bestandteil des Landschaftsschutzgebietes (LSG) „Nassau“, welches mit ca. 1715 ha die letzte größere zusammenhängende Offenlandschaft im Elbtal zwischen Dresden und Meißen darstellt (LANDRATSAMT MEISSEN 1995). Im Westen schließt es sich direkt an das Stadtgebiet von Meißen an, im Osten an die Ortslagen Weinböhla, Niederau und Oberau (MTB 4847/1 und 4847/3). Im Gegensatz zur Elbe als südliche Grenze des LSGs wurden die Ortslagen Sörnewitz und Neusörnewitz als Begrenzung für das zu untersuchende Areal gewählt.Am nordwestlichen Ende der „Dresdener Elbtalweitung“ gelegen, zählt die Nassau auf-grund der umgebenden Hochfl ächen sowie der Ausgleichswirkung der Elbe zu den wärmsten Regionen Sachsens (Jahresdurchschnittstemperatur 9 °C) und kann somit als klimatisch be-günstigt bezeichnet werden. Darauf weist auch in dieser Region der traditionelle Weinbau hin, der sich seit dem 13. Jahrhundert entwickelt hat (AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN DER DDR 1973).Die Talplatte der Nassau ist vor allem durch Talsande bzw. Tallehme gekennzeichnet. Im Norden schließt sich eine Sandlößplatte über Plänermergel, im Osten die Heidesandterrasse des Elbtales und im Südwesten Auenlehm an. Im Laufe der Jahre hat sich das Untersuchungsgebiet in Bezug auf Grabenverlauf und -länge sowie der vorhandenen Grünlandfl ächen wesentlich verändert (vgl. Abb. 2). Neben der Begradigung machten vor allem die großfl ächig angelegten Meliorationsmaßnahmen in den 1960er Jahren (HACHMÖLLER et al. 2004) die Verlegung bzw. Verrohrung oder sogar die voll-ständige Beseitigung der Gräben möglich. Mit der verbesserten Entwässerung und teilweisen

Abb. 1: Tandem von Coenagrion ornatum.

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Vergrößerung der Flächen ging dann eine Intensivierung der Nutzung im Allgemeinen einher (z. B. die Umwandlung von Grün- in Ackerland).Die Gräben des Untersuchungsgebietes lassen sich mit ihrem heutigen Verlauf in drei „Systeme“ einteilen. Im Norden liegt das System des Niederauer Dorfbachs, in der Mitte und im Osten das System des Gabenreichbachs und im Süden der Lange Graben. Insgesamt wei-sen die Gräben eine Länge von 20,5 km auf.

Flora

Trotz der beschriebenen Nutzungsänderungen im LSG „Nassau“ sind noch heute einige seltene bzw. in Sachsen gefährdete Pfl anzenarten vorhanden. In den Gräben wachsen beispielswei-se Kleinblättrige Brunnenkresse (Nasturtium microphyllum), Schmalblättriger Merk (Berula erecta) und Gauchheil-Ehrenpreis (Veronica anagalis-aquatica). Im sehr langsam fl ießenden bis zum Teil stehenden Langen Graben ist der Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae) an-zutreffen. Des Weiteren kommen gefährdete Arten auf einzelnen Schlammfl ächen am Rand der Gräben vor, wie z. B. Zierliches Tausendgüldenkraut (Centaurium pulchellum), Borstige Moorbinse (Isolepis setacea), Spießblättriges Tännelkraut (Kickxia elatine) sowie Moose der kalkreichen Standorte. Auch der Große Wiesenknopf (Sanguisorba offi cinalis) ist vereinzelt zu fi nden. Jedoch sind viele fl oristische Raritäten bereits erloschen, da vorhandene Sumpfwiesen und Flachmoore durch die erwähnten Meliorationsmaßnahmen trocken gelegt wurden (Aka-demie der Wissenschaften der DDR 1973). Dies betrifft z.B. Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), Sumpf-Glanzkraut (Liparis loe-selii) oder Zweihäusige Segge (Carex dioica).

Fauna

Neben der Vogel-Azurjungfer (Coenagrion ornatum) kommt im Untersuchungsgebiet eine Viel zahl weiterer bedeutender Tierarten vor. Unter den Libellen sind vor allem Fledermaus Azurjungfer (Coenagrion pulchellum), Kleiner Blaupfeil (Orthetrum coerulescens), Ge-fl eckte Heidelibelle (Sympetrum fl aveolum) und Ge bänderte Heidelibelle (Sympetrum pede montanum) zu nennen. Aber auch einige bedrohte Vogelarten können hier beobachtet werden, darunter Arten der Wiesen und Felder wie z. B. die Wachtel (Coturnix coturnix) und die Schafstelze (Motacilla fl ava). In dichtem Schilf und Gebüschen lebt der Drossel-rohrsänger (Acrocephalus arundinaceus), und der Weißstorch (Ciconia ciconia) nutzt dieses Gebiet als Nahrungshabitat. Der Elbebiber (Castor fi ber albi cus) wandert gelegent-lich in das Gebiet ein und hinterlässt seine Fraßspuren an den mit Gehölzen bewachsenen Gräben. Des Weiteren wurden seltene Schmetterlingsarten wie der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Glaucopsyche nausithous) und der Segelfalter (Iphi cli des podalirius) im Untersuchungsgebiet beobachtet.

MethodikVor Beginn der Aufnahmen wurden die im Untersuchungsgebiet vorhandenen Gräben in ein-zelne Abschnitte mit einer Länge von 100 m eingeteilt und ein spezieller Aufnahmebogen zur Erfassung der jeweiligen Charakteristika (u. a. Vegetation, Sohlensubstrat, Grabenmorphologie, angrenzende Nutzungen sowie stichprobenartige Untersuchungen zum Gewässerchemismus) entwickelt. Die Aufnahme der Libellenfauna erfolgte ausschließlich anhand von Sichtbeobachtungen. Auf die Sammlung von Exuvien wurde wegen des hohen Zeitaufwandes im Rahmen dieser Arbeit verzichtet.

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Zur Bestimmung der im jeweiligen Grabenabschnitt vorkommenden Libellenarten wurden einzelne Individuen mit einem Käscher (Durchmesser 40 cm) gefangen und anschließend wieder frei gelassen. Außerdem erfolgte für jeden Grabenabschnitt eine quantitative Ein-schätzung des Vorkommens der vorgefundenen Arten in den Abundanzklassen 1, 2–5, 6–10, 11–20, 21–50 und 51–100 Individuen. Insgesamt wurden 2005 drei Begehungen in den Zeiträumen 20.05.–08.06., 29.06.–08.07. und 02.08.–11.08. durchgeführt, bei denen alle Abschnitte der Gräben kontrolliert wurden. Die Erfassung spät fl iegender Arten konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht durchgeführt werden, da der vorgegebene Bearbeitungszeitraum eng gesteckt war.

Ergebnisse und Diskussion

Bestandssituation

Coenagrion ornatum wurde an insgesamt 16 Grabenabschnitten des Untersuchungsgebietes nachgewiesen. Allerdings konnte in zwei Abschnitten nur ein Einzeltiernachweis erbracht werden.

Mit insgesamt 11 Nennungen wurde die Art im Zeitraum vom 20.05.–08.06.2005 am häu-fi gsten erfasst (vgl. Tab. 1). Während der zweiten Begehung vom 29.06.– 08.07.2005 fl og C. ornatum dagegen nur noch in sieben Ab schnitten. Keine Nach weise wurden für den Zeit-raum 02.08.–11.08.2005 erbracht. Als mögliche Gründe für das gänzliche Ausbleiben Anfang August kommen der endende Flugzeitraum, das zum Zeitpunkt der Begehungen herrschende

Abb. 2: Vorkommen und Lage von Fließgewässern und Grünland (dunkelgrau hervorgehobene Flächen) im Untersuchungsgebiet 1904 (links) und 2005 (rechts). Kartengrundlage: Geologische Specialkarte des Königreichs Sachsen Maßstab 1 : 25.000 (1904); Topographische Karte Maßstab 1 : 10.000 (Stand 1998).

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„schlechte“ Wetter mit niedrigen Temperaturen und die sich im Laufe der Vegetationsperiode verändernden Habitateigenschaften (z. B. geschlossene Grabenvegetation) in Frage.Besonders auffällig sind die vergleichsweise zahlreichen Abschnitte mit einem Nachweis von C. ornatum am Viehweidengraben (6 Abschnitte) und Gabenreichbach (5 Abschnitte). Insbesondere zu Beginn der Flugzeit schienen die beiden Gräben günstige Habitateigenschaf-ten für die Art aufzuweisen. Die Abb. 3 zeigt beispielhaft einige Grabenabschnitten mit Nach-weis von C. ornatum.Insgesamt konnte die Art keine hohen Abundanzen über die gesamte Flugzeit von Ende Mai bis Anfang Juli erreichen. Durchschnittlich wurden in den 16 Abschnitten (Länge 100 m) ca. 8 Tiere erfasst. Die maximale Abundanz lag an insgesamt vier Abschnitten bei 11–20 Tieren.Um Aussagen zur Bestandssituation treffen zu können, wird den einzelnen Fundstellen nach STERNBERG et al. (1999) anhand der jeweiligen Abundanzklasse ein Gefährdungsgrad zuge-wiesen. Das Ergebnis ist in Tab. 2 unter Angabe von Anzahl und prozentualem Anteil der jeweiligen Klassen im Untersuchungsgebiet dargestellt. Aus dieser Tabelle ist klar erkennbar, dass 75 % der Vorkommen im LSG „Nassau“ als „stark gefährdet“ bzw. „gefährdet“ und gerade einmal 25 % als ungefährdet einzustufen sind. Da die einzelnen Abschnitte teilwei-se nebeneinander liegen, sind die Abschnitte mit Einzelnachweisen bzw. Nachweisen von wenigen Individuen aufgrund der Mobilität der Imagos nicht eindeutig zu bewerten. Die relativ geringen Abundanzen auch in den als „ungefährdet“ eingestuften Beständen unter-streichen aber den dringenden Handlungsbedarf zur Sicherung der einzelnen Fundorte im Untersuchungsgebiet.

Abb. 3: Grabenabschnitte mit einem Nachweis von C. ornatum (links: Viehweidengraben Ab-schnitt 6, oben rechts: Viehweidengraben Abschnitt 12–14, unten rechts: Gabenreichbach Ab-schnitt 9)

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Habitateigenschaften

Gewässertyp

Die von C. ornatum befl ogenen Abschnitte sind in ihrer morphologischen Struktur recht unter-schiedlich. Die Breite variierte zwischen 0,8 m und 3,0 m, wobei der Großteil der Abschnitte eine max. Breite von 1,6 m aufwies. Die Eintiefung der Gewässeroberfl äche lag bei ca. 1,1–1,9 m. Die Böschungen wiesen in fast allen Fällen eine Breite von min. 2,0 m und eine Neigung bis 50° auf. Der Wasserkörper an sich war in allen Abschnitten relativ fl ach (bis max. 0,4 m).Die meisten Nachweise lagen in Abschnitten mit einer durchschnittlichen Fließ ge -s chwindigkeit von 0,1–0,2 m/s (siehe Abb. 4). Aber auch im Bereich bis 0,1 m/s und von 0,2–0,3 m/s konnten vergleichsweise viele Nach weise erbracht werden. Bei einer Fließgeschwindigkeit von mehr als 0,3 m/s wurde lediglich an einem Grabenabschnitt ein Einzeltier gefunden. Aus Abb. 4 geht hervor, dass im Untersuchungsgebiet vor allem Ab schnitte, die eine Fließ geschwindigkeit von 0,1–0,3 m/s (gemessen in der Grabenmitte) auf weisen, am stärksten befl ogen wurden.Diese Beobachtungen stimmen mit den in der Literatur bereits beschriebenen Habi-tateigenschaften von C. ornatum weitgehend überein (vgl. z. B. STERNBERG 1999, BURBACH & WINTERHOLLER 2001, MESSLINGER & FALTIN 2003). Dass die Art in etwas stärker durch-strömten Abschnitten (0,1–0,3 m/s) die höchsten Abundanzen aufweist, könnte an der bes-seren Sauerstoffversorgung der Larven in den vor allem durch Nitrat sehr stark belasteten Gräben liegen (vgl. SCHMIDT 2005). Diese Vermutung äußern schon SERFLING et al. (2004) in Zusammenhang mit den Vorkommen von C. mercuriale in Thüringen. Auch BURBACH & WINTERHOLLER (2001) schreiben, dass eutrophe, sehr langsam fl ießende Gewässer in Folge von Sauerstoffmangel im Sommer und Herbst eine dauerhafte Besiedlung nicht zulassen.Das Sohlensubstrat der von C. ornatum besiedelten Gewässerabschnitte ist meist schlammig bis sandig. Dennoch kommt die Art vereinzelt auch bei recht stark differierendem Sohlensubstrat – bestehend aus Schlamm, Sand, Kies und Steinen – vor. Weiterhin scheint eine Präferenz für dunkle Sohlensubstrate zu bestehen. Wie aus Abb. 5 ersichtlich wird, liegen ca. 62,5 % der Nachweise in Abschnitten mit dunklem Substrat. Betrachtet man nur die Abschnitte mit einem Nachweis von mehr als 10 Individuen (n=4), dann steigt der Prozentsatz sogar auf 75 %. In den meisten Fällen (ca. 81 %) konnte keine Sohlenverbauung festgestellt werden. Bei Abschnitten ohne offene Sohle ist aber zumindest eine Substrataufl age vorhanden, die den für die Art notwendigen Pfl anzenbewuchs zulässt. Auch hier stimmen die Beobachtungen im Untersuchungsgebiet mit den Ausführungen anderer Autoren überein (vgl. z.B. STERNBERG 1999, BURBACH & WINTERHOLLER 2001, MESS-LINGER & FALTIN 2003). Warum die Art Gewässer mit einer schlammigen Sohle bevorzugt, ist noch nicht abschließend geklärt. Anzunehmen ist, dass die langsamen Fließgeschwindigkeiten in Verbindung mit der reichlich ausgebildeten Vegetation eine Ablagerung von Schlamm be-günstigen und die Art sich an diese Verhältnisse angepasst hat. STERNBERG (1999) und BUR-BACH & WINTERHOLLER (2001) vermuten, dass die Schlammaufl age zumindest zeitweise als Larvalhabitat dient (z.B. im Winter). CLAUSEN (2003) schreibt von einer Beobachtung, dass C. ornatum nach einer starken Frostperiode im Winter und der teilweisen Austrocknung der Gewässer im Sommer sich vor allem an Abschnitten mit einer Schlammaufl age wiederfand. Dies lässt die Vermutung zu, dass der Schlamm sowohl als Schutz vor Frost als auch vor Austrocknung dienen kann.Unterschiedliche Autoren (z.B. BURBACH & WINTERHOLLER 2001, BURBACH & KÖNIGSDOR-FER 1998, SERFLING et al. 2004) beschreiben die Bindung von C. ornatum an stark besonnte Gewässerabschnitte, was auch im LSG „Nassau“ bestätigt werden kann. Dies wird beson-ders deutlich, wenn man nur die Abschnitte mit einem Nachweis von mehr als 10 Individuen betrachtet (siehe Abb. 6). Dennoch wurde die Art auch in Abschnitten beobachtet, die nicht über die gesamte Strecke voll besonnt waren. Hier fl og sie jedoch nur in voll besonnten Teilbereichen bzw. die beschattenden Gehölze waren noch recht jung und standen nicht sehr

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dicht. In den direkt angrenzenden stark beschatteten Bereichen dieser Grabenabschnitte konn-ten nur sehr selten vereinzelte Individuen beobachtet werden.Viele der vorher beschriebenen Gewässerparameter begünstigen eine schnelle Erwär mung bzw. hohe Temperaturen des Wasserkörpers, das als ein wesentliches Kriterium für das Vorkommen von C. ornatum betrachtet wird (vgl. z. B. BURBACH & WINTERHOLLER 2001, STERNBERG 1999, BURBACH & KÖNIGSDORFER 1998). Dazu zählen vor allem niedrige Fließ geschwindigkeit, ge-ringe Gewässertiefe, dunkles Sohlensubstrat und hohe Besonnungs intensität.

Gewässerchemie

Weiterhin wurden an allen Gräben die Gewässerchemie stichprobenartig am Anfang und am Ende der jeweiligen Gräben im Untersuchungsgebiet erfasst. In Tab. 3 sind die Ergebnisse für die Gräben mit Nachweis von C. ornatum dargestellt.Besonders auffällig ist vor allem der sehr hohe Nitratgehalt der Gewässer. Würde eine Beurteilung dieser Gräben nach LAWA (1998) erfolgen, müssten alle Gräben in Bezug auf diesen Parameter in die Gewässergüteklasse IV (sehr hohe Belastung) eingestuft werden. Im Hinblick auf die restlichen Parameter weisen die Gräben keine durchgängige starke Belastung auf. Nur teilweise sind hier starke Verunreinigungen ermittelt worden (z.B. Niederauer Grenzgraben mit 1,5 mg/l Phosphat).

Sohlenvegetation

Übereinstimmend berichten unterschiedliche Autoren (z. B. BURBACH & WINTERHOLLER 2001, MESSLINGER & FALTIN 2003, CLAUSEN 2003, SERFLING et al. 2004), dass C. ornatum häufi g gemeinsam mit Aufrechtem Merk (Berula erecta) und Brunnenkresse (Nasturtium ssp.) vor-kommt. Weitere Arten der Graben- und Bachröhrichte mit häufi gem Auftreten sind Aufrechter Igelkolben (Sparganium ssp.), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Bachbungen-Ehren-preis (Veronica beccabunga), Gauchheil-Ehrenpreis (Veronica anagalis-aquatica) und Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis palustris). Diese Befunde können im Wesentlichen auch für das LSG „Nassau“ bestätigt werden. Im Untersuchungsgebiet zählen zu den am häufi gsten auftretenden Arten der emersen Vegetation an den Fundorten der Vogel-Azurjungfer Kleinblättrige Brunnenkresse (Nasturtium micro-phyllum), Aufrechter Igelkolben (Sparganium erectum), Aufrechter Merk (Berula erecta) und Wasser-Schwaden (Glyceria maxima). Überdurchschnittlich häufi g sind auch Waldsimse (Scirpus sylvaticus) sowie Sumpf-Vergißmeinnicht (Myosotis palustris) und Gauchheil-Ehrenpreis (Veronica anagallis-aquatica) vorzufi nden. Angrenzende Gewässerabschnitte mit Schilfbeständen (Phragmites australis) werden dagegen vollständig gemieden. Abb. 7 zeigt, dass die oben genannten Arten im Vergleich zwischen allen untersuchten Gewässerabschnitten und denen die von C. ornatum befl ogen werden, überdurchschnittlich oft vertreten sind. Das Ordinationsdiagramm aus der „Detrended correspondence analysis“ (DCA) in Abb. 10 verdeut-licht noch einmal die Einnischung der Libellenarten im Vergleich zum Vorkommen emerser Pfl anzenarten. So liegen analog zu dem Diagramm in Abb. 10 die Schwerpunkte der bespro-chenen Pfl anzenarten in der Nähe der Schwerpunkte von C. ornatum, wobei Wasserschwaden (Glyceria maxima) und Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) bereits stärker mit weit ver-breiteten Libellenarten wie Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella), Pechlibelle (Ischnura elegans) und Blutroter Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) vergesellschaftet sind. Des Weiteren lassen sich anhand der Ordination auch die Arten der stehenden, der stark verlan-deten und der offenen Gräben gut voneinander abgrenzen. Diese sind beispielsweise Kleines Granatauge (Erythromma viridulum) und Froschbiß (Hydrocharis morsus-ranae) bei den stehenden, Gefl eckte Heidelibelle (Sympetrum fl aveolum) und Binsen-, Schachtelhalm- und Feuchtwiesenarten bei den stark verlandeten sowie Plattbauch (Libellula depressa), Südlicher Blaupfeil (Orthetrum brunneum) und Knick-Fuchsschwanz (Alopecurus geniculatus) bei den offenen Gräben.

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Nach BURBACH & WINTERHOLLER (2001) besteht seitens C. ornatum keine direkte Bindung an ein-zelne Pfl anzenarten. Vielmehr stehen sie für die von der Art bevorzugten Vegetationsstrukturen innerhalb eines Gewässers (MESSLINGER & FALTIN 2003) sowie spezielle Standorteigenschaften wie z. B. Grundwasserbeeinfl ussung und Quellnähe der Gräben. So bilden die o. g. Arten eher lockere, gut durchsonnte Röhrichtbestände, während Schilf und teilweise auch Rohrglanzgras und Wasserschwaden im Untersuchungsgebiet sehr dichte Bestände bilden können. Neben dem Vorkommen der einzelnen Pfl anzenarten wurde auch die Wuchsdichte der emer-sen Vegetation erfasst. BURBACH & KÖNIGSDORFER (1998) schreiben, dass ein Deckungsgrad zwischen 20 und 80 % optimal für das Vorkommen von C. ornatum ist. Spätere Ergebnisse von BURBACH & WINTERHOLLER (2001) untermauern diese Angabe. In Abb. 8 und 9 ist der Deckungsgrad der Gewässerabschnitte mit einem Nachweis von C. ornatum zu Beginn und zum Ende des Flug- und Aufnahmezeitraumes dargestellt. Dabei ist zu erkennen, dass C. orna-tum anfangs Gewässerabschnitte mit einem Deckungsgrad von 31–80 % befl iegt. Im weiteren Verlauf neigen jedoch viele dieser Abschnitte zu einer starken Verkrautung (vgl. Abb. 8 und 9) und weisen Deckungsgrade von über 80 % auf. Diese werden nach BURBACH & KÖNIGSDORFER (1998) zwar noch befl ogen, aber sie müssen eine geringe Höhe der Gewässervegetation und kleine offene Wasserstellen (0,4 m²) aufweisen. Da dies im LSG „Nassau“ nicht überall der Fall ist, kann diese Entwicklung als Hinweis auf eine mögliche Gefährdung von C. orna-tum im Untersuchungsgebiet gewertet werden kann. Die Ursache für die starke Tendenz zur Verkrautung der Gräben ist u. a. in der hohen Nitratbelastung (untersuchte Abschnitte mit einem Nitratgehalt über 25 mg/l = 75 % [n = 28]) und der oft unzureichenden Sohlenpfl ege zu suchen (SCHMIDT 2005). Die Dichte der submersen Vegetation spielt im Untersuchungsgebiet dagegen eine eher untergeordnete Rolle, da in den Gewässerabschnitten mit einem Nachweis von C. ornatum nur wenige submers wachsende Arten im eigentlichen Sinne zu fi nden sind. Vielmehr wird sie von fl utenden bzw. untergetauchten Teilen der emersen Vegetation gebildet. Somit korrelieren auch die Deckungsgrade beider Typen miteinander.

Grabenrandvegetation

Wie im gesamten Untersuchungsgebiet kommen in Gewässerabschnitten mit einem Nachweis von C. ornatum sehr häufi g Nährstoffzeiger, wie z. B. das Kletten-Labkraut (Galium aparine) und die Große Brennnessel (Urtica dioica), vor. Selten sind sie aber Hauptbestandsbildner, wenn C. ornatum eine Abundanz von mehr als 10 Individuen aufweist. Allgemein lässt sich im Vergleich mit allen untersuchten Abschnitten eine Bevorzugung der Bereiche erkennen, die ein überdurchschnittliches Vorkommen von Pfl anzen der Frisch- und Feuchtwiesen, nährstoffreicher Stauden- und Unkrautfl uren sowie der Bach- und Flussröhrichte aufweisen. Dagegen fl iegt die Art nur selten in Abschnitten, die Aufwuchs von Phragmites australis auf-weisen (vgl. Abb. 11).Mehrere Autoren (z.B. BURBACH & WINTERHOLLER 2001, MESSLINGER & FALTIN 2003 sowie CLAUSEN 2003) beschreiben die Notwendigkeit einer Böschungsmahd zum Erhalt der Art. Im untersuchten Gebiet ist tendenziell auch ein Zusammenhang zwischen durchgeführter Mahd und dem Vorkommen von C. ornatum erkennbar. So wurde im Untersuchungszeitraum eine Böschungsmahd in 20,21 % aller untersuchten Grabenabschnitte durchgeführt. Dagegen liegt der Anteil bei den von C. ornatum befl ogenen Bereichen bei 43,75 %. Welchen Einfl uss dabei eine relativ frühzeitige Böschungsmahd für das Vorkommen der Art haben kann, wurde an einem kleinen Teilstück des Pechgrabens beobachtet. Nachdem bei der ersten Begehung kein Individuum erfasst wurde, fl og C. ornatum bei der zweiten Begehung nach vorangegangener Böschungs- und Sohlenmahd mit einer für dieses Gebiet hohen Abundanz (10–20 Individuen). Daraus kann man schließen, dass eine relativ frühzeitig durchgeführte Mahd der Uferbereiche ein Auftreten von C. ornatum begünstigt. Dies bestätigen auch die Untersuchungen von BURBACH & WINTERHOLLER (2001). Im Gegensatz zu dem schon beschriebenen Abschnitt er-folgten jedoch die Pfl egearbeiten der meisten anderen Abschnitte erst deutlich später. Dadurch

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127Faunistische Abhandlungen (Dresden) 26

können aber zur Hauptfl ugzeit nur eingeschränkt günstige Bedingungen geschaffen werden. Auch eine beidseitig durchgeführte vollständige Mahd der Böschungen, wie sie an einigen Grabenabschnitten festgestellt wurde, wirkt sich negativ aus (vgl. SERFLING et al. 2004). Neben den Imagines von C. ornatum betrifft dies auch andere vorkommende Arten, die mitunter sogar auf einen höheren Anteil von Altbeständen im Gewässerprofi l angewiesen sind (z. B. als Sitzwarten).

Angrenzende Nutzung

MESSLINGER & FALTIN (2003) haben in ihren Studien festgestellt, dass die Art in Westmittel-franken hauptsächlich an Gewässerabschnitten mit angrenzendem Grünland vorkommt. BUR-BACH & WINTERHOLLER (2001) kommen in ihrer Arbeit zu demselben Schluss. Auch viele an-dere Autoren beschreiben C. ornatum als Art der „Wiesengräben“ (z. B. SCHIEMENZ 1953, DREYER 1986). Deutlich seltener wurde die Art bei angrenzenden Ackerfl ächen angetroffen.Im LSG „Nassau“ bietet sich jedoch auf den ersten Blick ein anderes Bild, welches Ähnlichkeiten mit den von SERFLING et al. (2004) beschriebenen Vorkommen von Coenagrion mercuriale in Thüringen aufweist. Im Gegensatz zu der bereits beschriebenen Präferenz von Grünlandfl ächen in der näheren Gewässerumgebung, fi nden sich hier häufi g Ackerfl ächen (siehe Abb. 12), die in mehreren Abschnitten durch Pufferstreifen vom Gewässer abgegrenzt sind (siehe Abb. 12 und 13. Gerade einmal an 4 Abschnitten konnten größere Grünlandfl ächen (einseitig) als angrenzende Nutzungsform erfasst werden. Das Vorhandensein von Grünlandstreifen an insgesamt 6 Abschnitten sollte im Zusam-menhang mit C. ornatum als Art der „Wiesengräben“ und mit dem jetzigen Kenntnisstand nicht überbewertet werden, da die Pufferstreifen erst in den letzten Jahren angelegt wurden. Hinzu kommt, dass aufgrund der isolierten Lage des Vorkommens in Sachsen nicht von ei-ner Neubesiedelung ausgegangen werden kann, solange weitere Nachweise fehlen. Vielmehr handelt es sich hierbei wahrscheinlich um ein Reliktvorkommen, welches sich unbemerkt über die Jahre erhalten hat. Dies alles lässt zumindest die Vermutung zu, dass C. ornatum in Bezug auf Ackerfl ächen als angrenzende Nutzungsform weitaus wiederstandsfähiger ist, als meist angenommen. So können durchaus andere Faktoren eine wesentlich größere Rolle für eine fortdauernde Population spielen (vgl. SERFLING et al. 2004). Dennoch ist die Anlage von Pufferstreifen entlang der Gräben zu begrüßen, weil durch diese Maßnahme über eine bessere Wasserqualität der Gräben sowie eine bessere Strukturierung der Jagdhabitate der Imagos die Lebensraumqualität für die Art verbessert und somit eine stabilere Population gefördert werden kann. Auch die Erreichbarkeit der Gräben zur Pfl ege wird durch vorhandene Grünlandstreifen erhöht.

Begleitarten

In den Grabenabschnitten mit einem Nachweis von C. ornatum wurden in den meisten Fällen zahlreiche weitere Libellenarten gefunden. Die Ergebnisse ähneln denen von MESSLINGER & FALTIN (2003) und sind zusammenfassend in Tab. 4 dargestellt. Besonders auffällig ist in die-sem Untersuchungsgebiet nicht nur das zahlenmäßig gemeinsame Vorkommen mit Orthetrum coerulescens, sondern auch die Konzentration der Arten auf annähernd dieselben Bereiche des Grabensystems. Der Grund dafür könnte in der Bevorzugung ähnlicher Vegetationsstrukturen liegen, wie z. B. lückige Ufervegetation und nicht vollständig geschlossenen Pfl anzendecke der Sohle.In Abb. 14 sind nochmals alle erfassten Libellenarten des Untersuchungsgebietes in einem DCA-Diagramm dargestellt. Auch hier liegen wieder die Schwerpunkte mehrerer zusammen mit Coenagrion ornatum beobachteter Arten in der Nähe, insbesondere Orthetrum coerule-scens, Platycnemis pennipes und die etwas höhere Fließgeschwindigkeiten bevorzugenden

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128 SCHMIDT, HACHMÖLLER & KÜHFUSS: Coenagrion ornatum bei Meißen/Sachsen (Odonata)

Calopteryx-Arten. Dagegen grenzen sich Arten mit wesentlich anderen Ansprüchen eindeu-tig ab. Zu nennen sind dort vor allem Orthetrum brunneum, Ischnura pumilio und Libellula depressa (Abschnitte mit geringer Vegetationsdichte), Sympetrum fl aveolum (Abschnitte mit hoher Vegetationsdichte) sowie Erythromma viridulum und Lestes barbarus (wärmebegüns-tigte stehende Gewässer). In der Mitte des Ordinationsdiagrammes liegen die Schwerpunkte weit verbreiteter Libellenarten wie Coenagrion puella, Pyrrhosoma nymphula und Ischnura elegans.

Gefährdung und SchutzAls wesentlichsten Gefährdungsfaktor für die Art ist das vielfach beobachtete vollständige Zuwachsen der Gräben anzusehen (insbesondere der Sohlen- und Böschungsvegetation). Diese Entwicklung resultiert u. a. aus der hohen Nährstoffbelastung und der oftmals feh-lenden Pfl ege der Gewässer. Daher müssen Maßnahmen ergriffen werden, die dem entge-genwirken. Als Vorschlag sollen an dieser Stelle das Anlegen von Pufferstreifen an bei-den Uferseiten aller Gräben, die Reduzierung der Dünger- und Pestizidgaben auf den an-grenzenden Landwirtschaftsfl ächen und eine auf die Art abgestimmte Grabenpfl ege durch Mahd und Entkrautung genannt sein. Allgemeine Empfehlungen für eine naturverträgliche Grabenbewirtschaftung fi nden sich in SCHWAB (1994) und Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (2000). Vorschläge für konkrete Einzelmaßnahmen einer optimier-ten Pfl ege aus Sicht von C. ornatum geben beispielsweise BURBACH & WINTERHOLLER 2001, MESSLINGER & FALTIN 2003 und PARDEY et al. 2004 vor. In Abb. 15 ist beispielhaft eine mög-liche Vorgehensweise bei der Böschungsmahd und der Entkrautung in Abhängigkeit von der Sohlenbreite der Gräben schematisch dargestellt. Im Untersuchungsgebiet zeichnet es sich inzwischen ab, dass durch die unterhalts-pfl ich tigen Kommunen eine auf die Bedürfnisse von Coenagrion ornatum ausgerichtete Grabenpfl ege organisiert werden kann. Weitergehende Lebensraum gestaltende Maß nahmen wie das Abfl achen der Uferböschungen oder die Offenlegung verrohrter Grabenabschnitte stoßen jedoch aufgrund der intensiven Ackernutzung im Gebiet an enge Gren zen. Eine weitere erhebliche Gefährdungsquelle ist die zunehmende Beschattung einzelner Gräben bzw. Grabenabschnitte durch Gehölze. Dies betrifft vor allem die Gräben an denen erst vor wenigen Jahren eine Bepfl anzung durchgeführt wurde. Namentlich sind es Pechgraben, Weidiggraben und Viehweidengraben. Aber auch Teile des Gabenreichbachs sind betrof-fen. Vereinzelt sind zwar größere voll besonnte Abschnitte aufgrund von nicht angewach-senen Bäumen vorhanden, jedoch muss in jedem Fall darauf geachtet werden, dass in diesen Bereichen keine Nachpfl anzungen erfolgen. Aufgrund der schon jetzt hohen Beschattung durch den alten Gehölzbestand am Gabenreichbach und der zu erwartenden Verstärkung der Beschattungswirkung durch die Nachpfl anzungen ist hier sogar eine Vergrößerung der meist recht kurzen voll besonnten Abschnitte durch das Auf-Stock-Setzen der Ufergehölze in Betracht zu ziehen.

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129Faunistische Abhandlungen (Dresden) 26

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Bei der Redaktion eingegangen am 14.VII.2006, zum Druck angenommen am 26.IX.2006.

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130 SCHMIDT, HACHMÖLLER & KÜHFUSS: Coenagrion ornatum bei Meißen/Sachsen (Odonata)

Anhang

25,00

37,50

31,25

6,25

0

50,00

50,00

0

bis 0,1 m/s

0,1 - 0,2 m/s

0,2 - 0,3 m/s

über 0,3 m/smehr als 10 Individuen

gesamt

Abb. 4: Prozentualer Anteil der Fließgeschwindigkeiten aller Abschnitte mit Nachweis von C. or-natum (n = 16) und in Abschnitten mit mehr als 10 Individuen (n = 4).

62,50

25,00

12,50

75,00

25,00

0

dunkel

mittel

hellmehr als 10 Individuen

gesamt

Abb. 5: Prozentualer Anteil der Sohlensubstrathelligkeit aller Abschnitte mit Nachweis von C. or-natum (n = 16) und in Abschnitten mit mehr als 10 Individuen (n = 4).

12,50

50,00

37,50

0

25,00

75,00

bis 60 %

60 - 80 %

über 80 %mehr als 10 Individuen

gesamt

Abb. 6: Prozentualer Anteil der Besonnungsintensität aller Abschnitte mit Nachweis von C. or-natum (n = 16) und in Abschnitten mit mehr als 10 Individuen (n = 4).

39,15

18,52

13,23

31,75

25,93

2,12

33,33

56,25

0,00

50,00

68,75

62,50

12,50

75,00

Glyceria maxima

Phragmites australis

Scirpus sylvaticus

Sparganium erectum

Berula erecta

Myosotis palustris

Nasturtiummicrophyllum

Coenagrion ornatum

alle Gewässerabschnitte

Abb. 7: Prozentualer Anteil des Vorkommens ausgewählter Pfl anzenarten der emersen Vegetation in allen Grabenabschnitten (n = 188) und in denen mit Nachweis von Coenagrion ornatum (n = 16)

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131Faunistische Abhandlungen (Dresden) 26

35,14

10,81

30,27

14,05

9,19

12,50

25

43,75

6,25

0,00

bis 10 %

11 - 30 %

31 - 80 %

81 - 90 %

über 90 %Coenagrion ornatum

alle Gewässerabschnitte

Abb. 8: Prozentualer Anteil der Dichte der emersen Vegetation in allen Grabenabschnitten (n=188) und in denen mit Nachweis von Coenagrion ornatum (n = 16) zu Beginn des Unter-suchungszeitraumes.

32,97

4,86

14,05

17,03

30,81

18,75

0

12,50

37,50

31,25

bis 10 %

11 - 30 %

31 - 80 %

81 - 90 %

über 90 %Coenagrion ornatum

alle Gewässerabschnitte

Abb. 9: Prozentualer Anteil der Dichte der emersen Vegetation in allen Grabenabschnitten ( n=188) und in denen mit Nachweis von Coenagrion ornatum (n=16) am Ende des Unter-suchungszeitraumes.

Cal_spl

Cal_virCoe_orn

Coe pue

Coe_pul

Ery_vir

Isch_ele Isch_pum

Les_bar

Les_spo

Les_vir

Lib_dep

Ort_bru

Ort_coe

Pla_pen

Pyr_nym

Sym_flaSym_ped

Sym_san

Ali_spec

Alo_gen

Cal_pal

Car_hir

Car_spec

Card_am

Des_spec

Ele_pal

Epi_hir

Epi_ros

Eq_specGly_flu

Gly_maxHyd_mor

Hyp_tet

Imp_gla

Iri_pseu

Ju_spec

Lem_spec

Lyc_eur

Myo_pal

Nas_mic

Phal_ar

Phr_aus

Pol_amph

Ran_fla

Ran_rep

Ran_sce

Scir_syl

Scu_gal

Siu_ereSol_dul

Spa_ere

Ty_lat

Ver_ana

Ver_bec

Axis 1

Ax

is 2

Legende

LibellenEmersvegetation

Abb. 10: DCA-Diagramm der erfassten Libellen und der emersen Vegetation (Erklärung der Ab-kürzungen im Anhang).

Page 14: Coenagrion ornatum Selýs, 1850 (Odonata: Zygoptera ... · ten für die Art aufzuweisen. Die Abb. 3 zeigt beispielhaft einige Grabenabschnitten mit Nach- Die Abb. 3 zeigt beispielhaft

132 SCHMIDT, HACHMÖLLER & KÜHFUSS: Coenagrion ornatum bei Meißen/Sachsen (Odonata)

59,04

71,28

36

37,23

32,98

39,89

19,15

40,43

87,5

87,5

6,25

56,25

62,5

62,5

37,5

62,5

Holcus lanatus

Phalaris arundinacea

Phragmites australis

Anthriscus sylvestris

Galium mollugo agg.

Heracleum sphondylium

Hypericum tetrapterum

Lythrum salicariaCoenagrion ornatum

alle Gewässerabschnitte

Abb. 11: Prozentualer Anteil des Vorkommens ausgewählter Pfl anzenarten der Ufervegetation in allen Grabenabschnitten (n = 188) und in denen mit Nachweis von Coenagrion ornatum (n = 16).

Abb. 12: Umlandnutzung an den Abschnitten mit einem Nachweis von Coenagrion ornatum.

0 2 4 6 8 10 12

Acker (einseitig)

Acker (beidseitig)

Intensivgrünland(einseitig)

Siedlungsfläche(einseitig)

ohne Pufferstreifen

einseitiger Pufferstreifen

beidseitiger Pufferstreifen

0 2 4 6 8 10 12 14

naturschutzgerechteAckerbewirtschaftung

Grünland

Weg

keineinseitig

beidseitig

Abb. 13: Ausprägungsformen der Pufferstreifen an Abschnitten mit einem Nachweis von Coena-grion ornatum und angrenzender Ackerbewirtschaftung.

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133Faunistische Abhandlungen (Dresden) 26

Abb. 14: DCA-Diagramm der erfassten Libellenarten.

Cal_splCal_vir

Coe_orn

Coe pue Coe_pul

Ery_vir

Isch_ele

Isch_pum

Les_bar

Les_spo

Les_vir

Lib_dep

Ort_bru

Ort_coe

Pla_pen

Pyr_nym

Sym_fla

Sym_ped

Sym_san

Axis 1

Axi

s 2

Abb. 15: Schematische Darstellung der Böschungsmahd (oben) und der Entkrautung bei Gräben mit einer Sohlenbreite kleiner 1 m (links) und einer Sohlenbreite größer 1 m (rechts).

Böschung

Sohle

Altbestand

Entkrautung

Böschung

EntkrautungAltbestand

BÖSCHUNG ALTBESTAND

SOHLE

MAHD

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134 SCHMIDT, HACHMÖLLER & KÜHFUSS: Coenagrion ornatum bei Meißen/Sachsen (Odonata)

Tab. 1: Abundanzklassen von C. ornatum in Abhängigkeit vom Aufnahmezeitpunkt und Zähl-strecke.

Graben Abschnitt 20.05. – 08.06. 29.06. – 08.07. 02.08. – 11.08.

Pechgraben 1 0 11–20 0

Pechgraben 3 0 1 0

Pechgraben 9 2–5 0 0

Weidiggraben 13 0 2–5 0

Viehweidengraben 6 0 2–5 0

Viehweidengraben 8 1 0 0

Viehweidengraben 10 0 2–5 0

Viehweidengraben 12 2–5 0 0

Viehweidengraben 13 11–20 0 0

Viehweidengraben 14 2–5 0 0

Niederauer Grenzgraben 14 11–20 0 0

Gabenreichbach 9 11–20 11–20 0

Gabenreichbach 20 2–5 0 0

Gabenreichbach 21 2–5 0 0

Gabenreichbach 23 6–10 0 0

Gabenreichbach 26 6–10 6–10 0

Tab. 2: Abundanzklassen zur Bewertung von Libellenvorkommen nach STERNBERG et al. (1999) und die Einordnung der Bestände von Coenagrion ornatum im Untersuchungsgebiet

Abundanzklasse Imagines / 100 m Zählstrecke

Gefährdung Anzahl (Anteil) im UG

I Einzeltier stark gefährdet 2 (12,5 %)

II 2–5 stark gefährdet 8 (50 %)

III 6–10 gefährdet 2 (12,5 %)

IV 11–20 ungefährdet 4 (25 %)

V 21–50 ungefährdet 0

VI > 50 ungefährdet 0

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135Faunistische Abhandlungen (Dresden) 26

Tab. 3: Ergebnisse der Untersuchung einzelner chemischer Gewässerparameter an Gräben mit einem Nachweis von C. ornatum

Graben Mess-punkt

NO3-

(mg/l)NH4

+

(mg/l)PO4

3-

(mg/l)O2-

Sättigung (%)pH

Gabenreichbach

1 65 1 0,25 82 7,25

2 85 0,2 0,5 65 8

3 85 0,2 0,25 70 7,5

4 25 0,2 0,13 72 7

5 37,5 0,2 0 46 7,5

Pechgraben1 35 0,2 0,25 81 7,5

2 35 0,1 0,13 75 8

Weidiggraben1 35 0,2 0,1 68 7

2 25 0 0,1 73 8

Viehweidengraben1 100 0,2 0 51 6,5

2 37,5 0,2 0 77 7,5

NiederauerGrenzgraben

1 85 0,1 0 80 8

2 85 0,3 1,5 75 8

Tab. 4: Erfasste Libellenarten in Abschnitten mit einem Nachweis von Coenagrion ornatum.

Art Nachweise Art NachweiseCoenagrion ornatum 16 Platycnemis pennipes 3

Orthetrum coerulescens 12 Calopteryx virgo 1

Pyrrhosoma nymphula 12 Ischnura pumilio 1

Calopteryx splendens 8 Lestes sponsa 1

Sympetrum sanguineum 8 Libellula depressa 1

Ischnura elegans 7 Sympetrum fl aveolum 1

Coenagrion puella 6 Sympetrum pedemontanum 1

Coenagrion pulchellum 5