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228 K. J. Mayer in Mfinchen bei Li~ngenfeld im 0tztale gefundene L. montanum (siehe: Dalla Torre u. Sarnthein, Fl. v. Tirol, VI, 2, p. 754) liegen, wie mir der Entdecker freundlichst mitteilt, keine Belegexemplare vor. Conioselinum tataricum, neu fiir die Flora der Alpen. Von Friedrich Vierhapper~ (Wien). (Mit 2 Textabbildungen und 1 Verbreitungskarte.) (Fortsetzung.1) Von den fibrigen Pflanzen unseres Verzeiehnisses aus dem GOriaehwinkel kommen dem C. tataricum in bezug auf geographi- sche Verbreitung zwei Arten des europiiischen, u. zw. des sub- alpinen Elementes zun~ichst, und dies sind: Larix decidua und Alnus viridis. Beide werden ni~mlich in Nordosteuropa und Si- birien durch sehr nahe verwandte Formen vertreten, erstere durch Larix sibirica (und L. rossica am Weil~en Meer), die ihr yon manchen Autoren ~) als Variet~t subsumiert, yon anderen ~) als eigene Art aufreehterhalten wird, letztere durch Alnus fruticosa, mit weleher sie nebst einigen anderen Rassen die Gesamtart A. alnobetula bildet. Sowohl Larix als auch Alnus alnobetula fehlen in Britannien und Skandinavien vollkommen. In RuSland erreicht Larix sibirica an der Onega, Alnus fruticosa gar sehon am Mesen-Flusse die Westgrenze ihrer Verbreitung; die Sfidgrenze des Areales der Larix verl~uft etwa in der Breite yon Nishnij- Nowgorod fiber Perm -- um weniges sfidlieher als die yon Loni- cera coerulect, aber bedeutend nOrdlicher als die yon C. tataricum. Viel nSrdlieher als yon Larix liegt die Sfidgrenze yon Alnus fru- ticosa, deren nordostrussisches Areal somit noch kleiner ist als das yon _Pinus cerebra. Alnus fruticosa wiiehst auch im grSllten Teile des nOrdlichen Nordamerika, im Osten wird sie dutch die Rasse A. crispa, in GrSnland durch A. repenst) vertreten, so daI~ demnaeh A. alno- betula s. 1. als zirkumpolarer Typus zu bezeichnen ist. Larix si- birica reicht 5stlich nicht fiber Sibirien hinaus, in 0stsibirien, China, Japan und Amerika finden sich nahe verwandte Arten. Im Kaukasus kommt weder die Grilnerle, noch eine L~irehe vor. In den mitteleuropiiisehen Gebirgen erreicht sowohl Larix decidua 1) Vgl. Nr. 5, S. 187. 2) Z. B. yon Koehne in Deutsch. Dendrol., p. 27 (1893). 8) So yon KSppen, 1. c, II., p. 489. a) Siehe Winkler, Betulaceae in Engler, Pflanzenreich, IV., 61, p. 105 (1904~).

Conioselinum tataricum, neu für die Flora der Alpen

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K. J. M a y e r in Mfinchen bei Li~ngenfeld im 0tztale gefundene L. montanum (siehe: D a l l a T o r r e u. S a r n t h e i n , Fl. v. Tirol, VI, 2, p. 754) liegen, wie mir der Entdecker freundlichst mitteilt, keine Belegexemplare vor.

Conioselinum tataricum, neu fiir die Flora der Alpen.

Von Friedrich Vierhapper~ (Wien).

(Mit 2 Textabbildungen und 1 Verbreitungskarte.) (Fortsetzung. 1)

Von den fibrigen Pflanzen unseres Verzeiehnisses aus dem GOriaehwinkel kommen dem C. tataricum in bezug auf geographi- sche Verbreitung zwei Arten des europiiischen, u. zw. des sub- alpinen Elementes zun~ichst, und dies sind: Larix decidua und Alnus viridis. Beide werden ni~mlich in Nordosteuropa und Si- birien durch sehr nahe verwandte Formen vertreten, erstere durch Larix sibirica (und L. rossica am Weil~en Meer), die ihr yon manchen Autoren ~) als Variet~t subsumiert, yon anderen ~) a l s eigene Art aufreehterhalten wird, letztere durch Alnus fruticosa, mit weleher sie nebst einigen anderen Rassen die Gesamtart A. alnobetula bildet. Sowohl Larix als auch Alnus alnobetula fehlen in Britannien und Skandinavien vollkommen. In RuSland erreicht Larix sibirica an der Onega, Alnus fruticosa gar sehon am Mesen-Flusse die Westgrenze ihrer Verbreitung; die Sfidgrenze des Areales der Larix verl~uft etwa in der Breite yon Nishnij- Nowgorod fiber Perm - - um weniges sfidlieher als die yon Loni- cera coerulect, aber bedeutend nOrdlicher als die yon C. tataricum. Viel nSrdlieher als yon Larix liegt die Sfidgrenze yon Alnus fru- ticosa, deren nordostrussisches Areal somit noch kleiner ist als das yon _Pinus cerebra.

Alnus fruticosa wiiehst auch im grSllten Teile des nOrdlichen Nordamerika, im Osten wird sie dutch die Rasse A. crispa, in GrSnland durch A. repenst) vertreten, so daI~ demnaeh A. alno- betula s. 1. als zirkumpolarer Typus zu bezeichnen ist. Larix si- birica reicht 5stlich nicht fiber Sibirien hinaus, in 0stsibirien, China, Japan und Amerika finden sich nahe verwandte Arten. Im Kaukasus kommt weder die Grilnerle, noch eine L~irehe vor. In den mitteleuropiiisehen Gebirgen erreicht sowohl Larix decidua

1) Vgl. Nr. 5, S. 187. 2) Z. B. yon Koehne in Deutsch. Dendrol., p. 27 (1893). 8) So yon KSppen, 1. c, II., p. 489. a) Siehe Winkler, Betulaceae in Engler, Pflanzenreich, IV., 61,

p. 105 (1904~).

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als auch Alnus viridis bereits in den Westalpen ihre westliche Verbreitungsgrenze, in den Pyreni~en fehlen sie beide. Nach Stiden geht Alnus viridis welter als Larix decidua.

Die genauere Bestimmung des mitteleuropiiischen Areales der Liirche sti)fit deswegen auf einige Schwierigkeiten, well sic sehr hiiufig aufgeforstet wird, und immer erst die Spontaneitiit des Vorkommens festzuste[len ist. In den Karpathen ist sis ,zwar ver- breiteter als die Zirbe, aber durehaus nieht yon gleichmii~iger Verbreitung", sondern ,in den Westkarpathen noch hi~ufiger als in den Randgebirgen des stidSstlichen Hochlandes, in welchen das frische Grfin des locker sich aufbauenden Baumes dem Wanderer nur sehr selten begegnetl). Sic beginnt bereits in den miihrischen Karpathen, ist in den Beskiden stellenweise hiiufig, findet sich in tier Babi~ Gora~), in der Tatra, in deren Wi~ldern sic nur ein- gesprengt, aber zweifellos ursprtinglichS), vorkommt~), an einzelnsn Stellen der Waldkarpathen und Marmaroser Alpen ~), in den 5stlichen und stidliehen Randgebirgen Siebenbtirgens und reicht bis zum Retyezs ja naeh R o c h e l 6) sogar bis ins Banat nach Stidwesten. Sis kommt aueh ira westsiebenbtirgischen Berglande vor (Sz~ke- lyk5 usw. 7), wird aber yon K e r n e r s) for die Biharia nicht an- gegeben. Naeh J a n k a 9) ist dis Li~rehe des C e a h l a u L. sibirica, eine Angabe, deren Richtigksit A s c h e r s o n und G r a e b n e r be- zweifeln. Nach den rumi~nischen Autoren wi~chst in den Karpathen Rumiiniens i~berhaupt nur L. sibirica, was jedenfalls s e h r be- aehtenswert ist. NSrdlich des Karpathenzuges tritt L. decidua im Hilgellands Stidpolens und in der angrenzenden Ebene auf - - nSrd- lich bis Warschau, vielleicht sogar noeh bei Suwalki spontan - - und war in frtiheren Jahrhunderten noch welter naeh Norden und Osten verbreitet~~ Innerhalb der Sudeten ist sis im Gesenko auf ein sehr kleines Goblet beschriinkt. Ihre Vorkommnisse im benach- barton sehlesischen und mi~hrischen Hiigellands und welter stid- wiirts im Viertel ober und unter dem Manhartsberg und im ober- 5stsrreiehischen Miihlviertel ~ ) sind nach C i e s l a r insgesamt nicht nat/irlich. In BShmen ist sis nach C e l a k o v s k y nirgends, im bayrischen Wald ,vielle]cht versinzelt wild" ~), sonst jedoch wohl nirgends nSrdlich der Donau wirklieh einheimiseh. Das Haupt-

1) Pax, 1. c., I., p. 127. ~) Siehe Zapa]~owic z, Consp. fior. Gal., I., p. 275, 276 (1906). 3) Siehe Cieslar in Zentralbl. f. das gesamte Forstwesen, 1904, Heft 1. 4) Siehe Sagorski u. Schneider, 1. c., p. 569. 5) Nach Zapa~owicz, 1. c. 6) Bot. Reise Ban., p. 70 (1838). v) Siehe z. :B. Simonkai, Enum. Flor. Transs., p. 598 (1886). s) Veg.. Verb. Ung., p. 479 (1875). 9) In 0sterr. botan. Zeitschr., XVIII., p. 366 (1886). lO) Siehe A~cherson u. Graebner, Syn. I., p. '204, KSppen, 1. c.,

p. 484--487. 11) Siehe Ritzberger, Prodr. Flor. Oberiist., I., p. 38 (1904). I~) Nach Prantl, Exkfl. Bay., 2. Ausg., p. 35.

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verbreitungsgebiet der L. decidua sind aber die Alpen. In den n6rdlichen Kalkalpen ist sic yon Nieder6sterreich und Nordsteier- mark fiber 0berSsterreieh und Salzburg bis in die bayrischen und Nordtiroler Alpen ziemlieh gleichmii~ig verbreitet und nur in deren westliehstem Teile, in den Algiiuer und Vorarlberger Alpen, seltener. In der Zentralkette ist sic yon Steiermark an dutch Salz- burg und K/irnten his Tirol ein allgemein verbreiteter und h/iufiger Baum, ebenso in den stidliehen Kalkalpen yon Stidsteiermark an iiber Nordkrain, Siidk/irnten, das nSrdliche Kfistenland, Friaul bis Sadtirol .und die angrenzenden Teile yon Italien. Von den Julisehen Alpen an sfidostw/irts ist ihr Areal nicht mehr gesehlossen, uad sic reicht fiber den Tarnowanerwald, we sie jedoeh sp/irlich istl), und Krainer Sehneeberg ~) bis in die illyrischen Gebirge ~) [Fu- zinc4), VelebitS), Kom~ Nach C i e s l a r ist die Liirche in Krain sfidlieh der Steiner (Sanntaler)Alpen und yon Ober-Idria nieht mehr zu Hause. ,,Von Idria li~uft die Sfidgrenze natfirliehen Vor- kommens ungefiihr beim 460 n. Br. quer fiber das Isonzotal gegen Italien. In beinahe dem ganzen Karstgebiete fehlt also die Liirche als natfirlich vorkommende Holzart." In der Schweiz bewohnt sic vorzugsweise die Gebiete mit kontinentalerem Klima, d. i. die Kantone Graubfinden, Tessin und Wallis, ,,we sic fiberall massen- haft auftritt" ~). ,Von diesem Hauptareal strahlt sie fiber naeh den Waadtl:auder- und der Nordseite tier Berneralpen, doch nur in die Talhintergrtinde der tIauptkette . . . . In die untern T/iler und Vor- alpen tritt sie nicht. Die Kantone urn den Vierwaldst/ittersee ent- behren sic fast ganz . . . . Auch dem Kanton Glarus fehlt sic." ,Dagegen reieht sic yon Graubfinden bis ins Seetztal und yon hier bis in die Appenzeller Gegend, we sic am Giibris ihre Nordgrenze erreicht." ,Den Jura und die Voralpen flieht sic, mit einer Aus- nahme aber ira 0 ~ t e n " . . . s). In den franzSsisehen Alpen findet sich die L/irehe yon den Genfer Alpen an bis zu den Seealpen, doch seheint ihr Areal hier vielfach unterbrochen zu sein, wie dies B r i q u e t 9) ffir die Alpes Lemaniennes speziell hervorhebt. In den Vogesen ist sic wohl nur aufgeforstet10). Die italienisehen Alpen bewohnt sic nach P a r l a t o r e ihrer ganzen Ausdehnung naeh yon den Julischen bis zu den Seealpen, doch ist es mir leider nicht m6glich, die Dichtigkeit ihres Auftretens ffir alle Teile

1) Pospiehal, Flor. 5st. Kiistenl., I., p. 26, und Paulin (briefl.). 2) Beck, Vcg. Ill., I. c,, p. 287, und Paulin (briefl.). 3) Beck, 1. c., p. 446. ~) Beck, 1. c., p. 446. 5) Schlosser u. Vukotinovi~, 1. c., t ) . 104'2. 6) Nach Rohlena (Viert. Beitr. z. F1. v. Mont. in Sitzber. k. bShm.

Gee. d. Wiss. Prag, 1903, S. A., io. 58). Beck (1. c., 1o. 344) bezweifelt das Vorkommen dcr L~rche in Montenegro.

7) Christ, Pflanzenleben d. Schweiz, p. 225 (1879). s) Naeh Christ, 1, c. 9) 1. c., p. 50. lo) Siehe Grenier et Godron, 1. c., III., p. 156 (1855).

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dieser Gebiete erschtipiend festzustellen. Im Appennin fehlt sic nach P a r l a t o r e , wird jedoch daselbst kultiviert.

Besonderes Interesse verdient auch die Verbreitung der Alnus viridis. Dieser Strauch ist innerhalb der Karpathen in den rumitnischen und siebenbtirgischen Randgebirgen (inklusive Biharia) hi~ufig und, wie es scheint, gleichmiiSig dicht verbreitet, geht in die Banater Alpen nach Stidwesten und in die Waldkarpathen - - in den Komitaten Bereg und Ung noc~ h i i u f i g - nach Nord- westen und fehlt westlich der Kaschau-Eperieser Bruchlinie - - mit Ausnahme eines Standortes bei Ro~na in den West-Beskiden~) - - vo|lkommen. Auch in den Sudeten fehlt er, finder sich jedoeh an verschiedenen Punkten des Elbesandsteingebirges ~) uncl zerstreut in der Lausitz, wo jedoch sein Indigenat nieht ganz sichergestellt ist ~). Nicht selteu ist er im stid[ichen Teil des bShmisch-miihri- schen Granitplateaus, im niederSsterreichischen Viertel ober dem Manhartsberg, im oberSsterreichischen Miihlviertel, manchmal sogar die Donau nach Stiden fiberschreitend (so bei Aggstein), und in StidbShmen, auch noch im bOhmisch-mi~hrischen Grenzgebirge in der Iglauer Gegend, fehlt jedoch dem eigentlichen BShmerwalde~). Die Alpenkette bewohnt A. viridis ihrer ganzen Ausdehnung naeh und erreicht, ihrer Vorliebe ftir kalkfi'eien Boden entsprechend, in der Zentralkette der Ostalpen und in der Schweiz das Maximum ihrer Hi~ufigkeit. Im westlichen Teile der sOdlichen Kalkalpen - - Siidtirol, Friaul usw. - - ist sic hi~ufiger als im 5stlichen und scheint gegen Osten zu an H~ufigkeit mehr und mehr abzunehmen. In den Steiner Alpen ist sic nach H a y e k 5) ,,nicht iiberall", im Oberkrainer Alpengebiete findet sie sich stellenweise, in Innerkrain an einzelnen Standorten bei Laibach, Idria usw. 4). Weiter im Siidosten tritt sic dann wieder in den liburnisch-sfidkroatischen Geblrgen auf und gehSrt zu denjenigen Pfianzen, welche im allgemeinen bereits hier die siidliehsten Standorte im illyrischen Berglande erreichenT). Weiter siidlieh findet sic sich nur noeh auf der Vranica Planina 7), dem grSl~ten Schiefergebirge Bosniens. Im 5stlichen Teile der Balkan- halbinsel kommt sic naeh A d a m o v i 6 s) ,in Bulgarien auf der Vito~a, ob Jarlova und auf der Rila Planina vor. In Serbien wurde sie nur auf der Stara Planina (Tri (~uke) konstatiert. In Altserbien ist sic auf der Bar Planina, in biordostmazedonien auf der Perin Planina anzutreffen" 9). Von den Alpen aus steigt die Grtinerle ziem-

1) Oborny, 1. c., :I., p. 292 (1885). 9) Nach Winkler, 1. c., p. 105. ~) Siehe Drude, Der here. Florenbez. in Engler u. Drude, Veg. d.

Erde, u 1). 458 (1902). 4) Siehe 0elakovsk~, 1. c., p. 128. 5) Die Sannthaler hlpen, 1. % p. 91. 6) Naeh brief licher Mitteilung Paul ins. v) Siehe Beck, Illyr,, 1. % p. 372 und 446. s) 1. c., p. 375. 9) Adamovi(i, 1. c.

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lich welt in die vorgelagerten Hiigelgebieto herab. So ist sie am Ostrande in Steiermark noch gemein um Graz, besonders iistlich der Mar, ebenso in Nordoststeiermark und im angrenzenden Wechselgebiete. Am Nordsaume der Alpen entfernt sie sich in NiederSsterreich nut wenig yon den Voralpen, hat dagegen in der oberSsterreichischen und bayrischen Hochebene stidlich der Donau eine gauze Reihe disjunkter Standorte und findet sich in Baden noch in der Bodenseegegend, bei Barr und im Schwarzwald. Auch im Jura kommt sie vor. In den Bergamasker Alpen und im Tessin w~chst die Rasso parvifolia. In den Seealpen erreicht A. viridis noch nicht ihre Sfidgrenze, sondern tritt noch in eigenen Rassen (als A. tZoucaudi und suaveoleus) in Korsika aufl).

In bezug auf die Verbreitung innerhalb der Alpen sind Larix decidua und Alnusviridis einander sehr i~hnlich und stimmen, mit den friiher besprochenen font' subarktisch-subalpinen Arten ver- glichen, am moisten mit Veratrum album iiberein.

Von den tibrigen Arten des subalpinen Elementes haben ein- undzwanzig ihre n~iehsten Verwandten im Mediterrangebiete. Unter ihnen ist Valeriana tripteris besonders hervorhebenswert, well sis im nordSstlichen Europa durch dis ihr nahestehende sibirisch- subarktisch-amerikanische, aueh irn Kaukasus vorkommende V. ca- loitata vertreten wird, deren Beziehungen zu ihr aber doch nicht so innige sind wio etwa die der Clematis sibirica zu C. alpina, der .Pinus sibirica zu P. cerebra odor der Larix sibirica zu L. decidua, weshalb die beiden Valeriana-Arten nicht mit diesea Rassenpaaren parallelisiert werden k0nnen. Neun weitero subalpine Arten weisen in ihrer Verwandtschaft auf Sippen des zentraleu und stidlichen Asien, z. T. auch Japans nnd Nordamerikas, hin, zwei auf solehe Mitteleuropas, zwei - - Calamagrostis tenella unct Aster bellidiastrum ~ sind relativ isoliert stehende Typen ohne n~here Verwandte und schli~,lEich drei - - Aconitum vulparia, Alchimilla coriacea und Yerbascum lanatum - - subalpine Rassen europiiiseh-sibiriseher Formenkreise und zeigon daher nahe Be- ziehungen zum sibirisch-europaischen Elemento. Nur diese drei Arten - - in erweitertem Umfange aufgefal~t - - kommen Coniose- linum in bezug auf das Areal einigermal~en nahe, d. h. etwa ebonso nahe wie die eigentlichen 66 Arten des sibiriseh-europiii- sche~ Elementes. Wie diese unterscheiden sie sich in ihrer Ver- breitung in Europa hauptsiichlieh in drei Punkten you der des sibirisch-subarktisch-subalpinen Elementes: 1. In ihrer viol gleieh- m~i~igeren und weiteren Verbreitung in Europa; 2. im Vorkommen in Nordwesteuropa und 3. darin, dal~ ihr Areal ein gesehlossenes ist und im Norden und Nordosten der Karpathen keine wesent- ]iche Unterbreehung zeigt. Die restlichen 33 subalpinen Sippen

1) Nach Rouy (F1. Fr, XII., p. 258 [1910]) sell die Art auch in Si- zilien vorkommen, was sioherlich nicht richtig ist, well doch sonst Lojacono- P oj ere in seiner Flora sicula davon Erw~ihnung tun mii~te.

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zeigen, wie schon angedeutet, in ihrer und eventuell auch ihrer niichster Verwandten Verbreitung !sehr wenig Ahnlichkeit mit C. tataricum.

Von den A r t e n d e r subalpinen Gruppe des sibirisch-mittel- europiiisehen Elementes zeigt eine - - Pleurospermum austriacum, ein ausgesprochen hygrophiler T y p u s - geographisch lebhafte Ankliinge an C. tataricum. Drude l ) sagt fiber die Verbreitung und Verwandtschaft dieser Pflanze: ,,P. austriacum (L.) Hoffm. Alpenlimder und Karpathen, dutch Slbirien zum Amur, in dessea Gebiet die Art hiiufig vorkommt. /). uralense Hoffm. und P. kam- tschaticum Hoffm. sind yon dieser i~ltesten Art vielleicht nicht spezifiseh verschieden, so dab ein Generaltypus im Norden des alten Kontinents verbreitet ist " 0b die in Asien so welt verbreiteto Pflanze wirklich mit unserem /9. austriacum vollkommen identisch ist, vermag ich nicht zu entscheiden. P. uralense ist ein sibirischer Typus, dessen Areal bis ins europiiische Rul31and hineinreicht, we er in den Gouvernements Ufa, 0renburg, Kasan , Samara, Perm und Archangel, also im 5stliehen und nordSstlichen Teile des Reiches, vorkommt und alas sehr nahe verwandte P. austriacum vertritt. Die Westgrenze des russisehen Areales des P. uralense dtirfte etwa mit tier yon ~)inus cerebra zusammenfallen, die Sfid- grenze aber ungefiihr der yon C. tataricum entsprechen. In Nord- westeuropa (Finnland, Skandinavien [exkl. Sfidschweden], Bri- tannien etc.) fehlt die Gattung t)~eurospermum, ebenso im Kau- kasus.

Das mitteleurop~iische Verbreitungsgebiet des P. austriavum ist ziemlich ausgedehnt. Es reicht von allen bisher besprochenen Arten am weitesten nach Osten und Norden. Die Pflanze hat niim- lich im Nordosten und Norden des Karpathenbogens ein ziemlieh ausgedehntes Areal inne, welches sich fiber das Hfigelland Galiziens (exklusive Podolien), Wolhynien, Minsk, Weichselpolen ..(Lysa Gora usw.), Posen, Oat-und Westpreu$en bis Sfidschweden (Oster- gStland, S5rmiand)2) erstreckt, ist abet innerhaib desselben zumeist nur sehr sporadisch verbreitet und auf die hSher gelegenen und feuchteren Teile beschriinkt. Innerhalb der Karpathen nimmt /~. austriacum yon Westen gegen Osten an H~ufigkeit abS). Es be- ginnt westw~rts im Trencsiner Komitat und ist ,in der hSheren Berg- und Voralpenregion der Nordkarpathen, mit Vorliebe auf Kalk, ziemlich verbreitet, so in der Weterne Hola, Babia Gora, in den Liptauer Alpen, in der Hohen Tatra, den Belaer Kalkalpen und Pieninen, in der Fatra und Niederen Tatra und in den Wald- karpathen dureh alle ihre Bezirke bis zum Jabloniczapasse ostwiirts. Im weiteren Verlanfe des Karpathenbogens tritt es nur mehr sehr sporadisch auf, so in den Pokutisch-Marmaroscher Alpen, Rodnaer

1) In. Engler u. Pran.tl, Nat. Pflanzenfam,, IlL, 8., p. 171 (1898). 2) Siohe z. B. :Neuman, Sver Flor., p 245 [1901). 3) Siehe Pax, 1. c., I., p. 198.

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Alpen, in der Hargita, den Arpaser Alpen, auf dem Retyez.s in den Banater Gebirgen, in der Biharia, im Biikkgebirge usw. Uber- dies findet es sieh im mittelungarisehen Berglande in WMdern der Matral). In den Sudeten wachst P. austriacum vor allem im Gesenke und tritt yon bier aus an einzelnen Stellen in das vor- gelagerte Hfigelland und sogar in die Ebene ein, ferner im Riesen- gebirge und im bShmisehen Basalt-Mittelgebirge; im herzynisehen System an versehiedenen Stellen des Thtiringer Beekens und im RhSngebirge, ohne aber in einem der herzynischen Hauptgebirge vorzukommen~); iiberdies hat es einen Standort in der Eifel (Laaeh) und eine ganze Reihe im sehw~ibisehen Jura und sell auch im Schwarzwald vorkommen. Innerhalb der Alpen ist seine Verbreitung eine sehr sporadische. Verhiiltnismiti~ig am hiiufigsten ist es in der nSrdliehen Kalkkette der Ostalpen, nimmt aber gegen Westen an Hiiufigkeit ab. In den Alpen und Voralpen Nieder- 5sterreiehs ist es n a c h N e i l r e i e h gemein und naeh B e c k hiiufig, in Steiermark zerstreut (0stlieh bis zum Lantseh), in OberSsterreieh ziemlich selten, jedoeh, wie es seheint, im 5stliehen Teile hitufiger als im westlichen, in Salzburg und Nordtirol - - his Vorarlberg selten, in Bayern zerstreut und his Mfinehen und Augsburg in die Hoehebene vorgeschoben. Aueh in der Zentralkette let seine Ver- breitung eine sehr zerstfiekelte, und nimmt im groi~en und ganzen yon Osten nach Westen an Diehtigkeit ab; es ist zerstreut in den steirisehen, kiirntnerisehen und salzburgisehen ~)Uralpen und fehlt den tirolischen, veto i~u]ersten Osten (Sehobergruppe) abgesehen, vollkommen. In den stidliehen Kalkalpen beginnt es Ostlieh in d e n Sanntalern, we es an zwei Stel]en waehst, und tritt sehr sporadiseh in den Gebirgen Stidkiirntens, Nordkrains, Friauls, Venetiens und Stidtirols aufi In der Sehweiz hat es einige Standorte in den nord- (~stliehen, Vorarlberg benaehbarten Kantonen Thurgau, St. Gallen und Zfirieh und je einen Standort im Tessin (Monte Generoso) und im Wallis (.Simplon) und fehlt tier Hauptmasse tier Alpen und dem Jura. In den franzSsisehen Alpen ist es naeh R o u y und C a m u s selten und auf Savoyen, Is~re und Hautes Alpes be- sehr~tnkt. In den Alpes Maritimes hat es naeh Bur na t nur vier auf einem sehr kleinen Gebiete vereinigte Standorte inne. Aueh in den an die Sehweiz und Frankreieh angrenzenden italienisehen Alpen - - Bergamasker Alpen, Piomont usw. - - ist das Auftreten des /). austriacum ein sehr sporadisehes. In den Pyrenfi, en fehlt die Pfianze. Von den Julisehen Alpen aus reieht ihr Areal, durch grol~e Ltieken unterbroehen, fiber den Tarnowaner Wald und Nanos in den kroatiseh-liburnisehen Karst und die illyrischen Gebirge (Bosnien, Herzegowina, Montenegro). An die Standorte in den

1) Siehe Kerner, 1. c., p. 195. ~) Siehe Drude, Here., 1. c., p. 132. 8) Im Lungau w~ichst es meist in sterilen, nicht zur Blfite gelangenden

Exemplaren. Auch in Tirol finder es sich an manchen Stellen nur in Blatt- exemplaren. (Siehe Dalla-Torre u. Sarnthein, 1, c., VI., 2., p. 912.)

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Stidkarpathen lassen sich einzelne in den 5stlichen balkanischen Gebirgen (Bulgarien: Vito~; Serbien) anschlieiien. Innerhaib der Alpen und Karpathen ist das Areal des z~. austriacum dora der spiiter zu besprechenden Cortusa Matthioli sehr ~hnlich.

Auch eine zweite Umbellifere, Libanotis montana, hat zwei sibirische Verwandte, welche im nordfstlichen europ/iischen Ruff- land vorkommen und in :Nordwesteuropa fehlen: L. sibirgca, in Sibirien und im mittleren und stidiichen Rui~land welt verbreitet und naeh Norden his Archangelsk reiehend'), und L. conclensata ( - - L. arctica Rupr.?), ein sibirischer Typus, der in Europa nur in den nordrussischen Gouvernements Wologda und Archangel vorkommt. L. montana selbst ist eine montane Art, welche in Mitteleuropa (auch in Stidengland vorkommend) und im mittleren R,fl~land welt verbreitet ist und his ins mittlere Skandinavien, Finnland und Wologda naeh lqorden reieht und fiberdies aueh im siidlichen Europa dutch vikarierende Rassen vertreten wird. Der ganze Formenkreis Libanotis steht also dem sibiriseh-europ~isehen E[emente zweifellos viel niiher als dem sibirisch-subarktisch-sub- alpinen. - - In noch viel hfherem Grade gilt dies yon der Gruppe des Heracleum s2hondylium , indem die eurasiatisch-mitteleurop~i- sehe Hauptart in Sibirien und ira lqorden Europas, auch in Skandinavien, durch das nahe verwandte 1t. sibiricum ersetzt ist.

Die restlichen aeht Arten unserer Gruppe haben mit C. tata- ricum geographisch wenig gemein, denn ihre ni~chsten Verwandten sind entweder in Stideuropa und Vorderasien oder im gem'~iiigten Asien (Siidsibirien his Himalaya), im gemi~Bigten Nordamerika, in Mitteleuropa usw. zu Hause.

Die beiden Vertreter der alpinen Gruppe des sibirisch- mitteleurop~ischen Eiementes kommen natiirlich noeh weniger zu einem Vergleiche in Betracht. Aueh auf die sibirisch-arktisch- alpinen, arktisch-alpinen und alpinen Sippen braucht, da sie in ihrer Verbreitung yon C. tataricum zu sehr abweichen, hier nicht niiher eingegangen zu werden.

Von den Arten des europiiischen Elementes s. s. kommen Agropyrum caninum und t)icea excelsa dem sibirisch-europ/iischen Elemente besonders nahe, indem sie in Sibirien durch zuni~chst und sehr nahe verwandte Formen, erstere dutch A. altaicum, letztere dureh die auch in Nordeuropa verbreitete P. obovata ver- treten werden. Bis zu einem gewissen Grade gilt dies aueh yon Stellaria ~nemorum und Crepis paludosa, indem Sibirien aueh ihnen nahestehende, aber doeh als Arten zu unterscheidende Sippen - - S. Bungeana und C. lyrata - - beherbergt. Sind also sehon diese Arten mit C. tataricum nicht vergleichbar, so ist dies in noeh hfherem Marie bei den iibrigen europ~isehen Arten der Fall, denn dieselben sind entweder sehr gut umgrenzte Formen (Ga- leopsis speciosa) oder sie haben ihren verwandtschaftlichen An-

1) Nach Herder, 1. e., p. 58, 59.

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schlul~ bei Sippen des Mediterrangebietes, des mittleren oder Ost- lichen Asien oder gar auch dcr Arktis.

Auch yon den mitteleuropaischen Artcn kann keine einzige zu einem Vergleiche herangezogen werden. Die nachsten Ver- wandten derselben sind im Mediterrangebiete, in Makaronesien oder im nordwestlichen Europa verbreitet. Nur zwei A r t e n - l~anunculus nemorosus und insbesondere Senecio Fuchsii - - kSnnen bei weiterer Fassung des Artbegriffes als Rassen je eines sibirisch-europ~ischen Typus - - ~. polyanthemus (eurasiatisch) und S. nemorensis - - angesehen werden.

Was schliet~lich die Arten des nordeuropiiisch-alpinen Ele- mentes anlangt, so ist Thymus chamaedrys eine Form des sibi- risch-europ~ischen (eurasiatischen) Th. serpyllum. Die anderen haben den nachsten verwandtschaftlichen Anschlul~ an Sippen des Mediterrangebietes, Mitteleuropas~ des gem~l~igten oder 5stlichen Asien, Nordamerikas oder der Arktis. Die verwandten Arten yon Mulgedium alpinum wohnen im atlantischen Europa ( M. 1-'lumieri), im Kaukasus, im gem~l~igten Asien und in Nordamerika. Das, wie es seheint, ferner stehende sibirische M. sibirieum w~chst auch im nordSstlichen Europa -- in einem M. alpinum grol~enteils aus- schliel]enden Areale~, w~hrend im sfidSstlichen Rut~land die Gattung dutch das asiatische 11i. tatarieum, auf der Balkanhalbinsel durch M. ~ancicii und sonchifolium vertreten wird.

Aus dem Gesagten ergibt sich also, dal~ an dem west- lichsten bisher bekannt gewordenen Standorte des C. tataricum das sibiriscbe Element durch mehr Arten vertreten ist als das arktische und europ~ische Element zusammengenommen. Unter den sibirischen Arten sind es, in entspreehend weitem Umfange autgefal~t, die nachfolgenden acht, welche unserer Pflanze in bezug auf geographische Verbreitung zunaehststehen: Clematis alpina, Zonicera eoerulea, Veratrum album, Delphinium alpinum, 2inus cerebra, Larix decidua, Alnus viridis und Pleurospermum austriaeum. (Fortse~zung folgt.)

L i t e r a t u r - U b e r s i c h t 1). April 1911.

B a l l n e r F. und B u r o w R. Studien fiber die biologische Diffe- re~zierung yon pflanzlichem EiweilL Versuche zur Differenzierung

1) Die , L i t e r a t u r - U b e r s i c h t " strebt Voll.s.t~ndigkei~ nur mi t Rficksieht auf jene Abhandlungen an, die entweder in Osterreich erscheinen oder sich auf die Flora dieses Gebietes direkt oder indirekt beziehen, ferner auf s e l b s t ~ n d i g e Werke des Auslandes. Zur Erzielung tunlichster Vollst~ndigkeit werden die Herren Autoren und Verleger um Einsendung yon neu erschienenen Arbeiten oder wenigstens um eine Anzeige fiber solche hSflichst ersucht. Die Redaktion.