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Universität des Saarlandes HS: Grammatik und Pragmatik der lautsprachlichen Kommunikation Dozenten: Bistra Andreeva und Tania Avgustinova WS 2008/09 Construction Construction Grammar – Eine Grammar – Eine Grammatik für die Grammatik für die Interaktion? Interaktion? Von Suny & Magdalena Von Suny & Magdalena 27.11.2008 27.11.2008

Construction Grammar – Eine Grammatik für die Interaktion? Universität des Saarlandes HS: Grammatik und Pragmatik der lautsprachlichen Kommunikation Dozenten:

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Universität des SaarlandesHS: Grammatik und Pragmatik der lautsprachlichen

KommunikationDozenten: Bistra Andreeva und Tania Avgustinova

WS 2008/09

Construction Construction Grammar – Eine Grammar – Eine

Grammatik für die Grammatik für die Interaktion?Interaktion?

Von Suny & MagdalenaVon Suny & Magdalena27.11.200827.11.2008

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Um was geht es?Um was geht es? Man muss von zwei Beobachtungen für Man muss von zwei Beobachtungen für

gesprochene Sprache ausgehen:gesprochene Sprache ausgehen: a) Phrasen – und Satzstrukturen sind oft a) Phrasen – und Satzstrukturen sind oft

semantisch nicht kompositionalsemantisch nicht kompositional b) syntaktische Regeln sind meist nicht b) syntaktische Regeln sind meist nicht

formal, sondern nur von begrenzter formal, sondern nur von begrenzter ReichweiteReichweite

Wie kann man also eine Wie kann man also eine Gesetzmäßigkeit für die gesprochene Gesetzmäßigkeit für die gesprochene Sprache finden?Sprache finden?

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Die zentralen Thesen von Die zentralen Thesen von CGCG

Konstruktionen sind das Modell zur Konstruktionen sind das Modell zur Beschreibung von SpracheBeschreibung von Sprache

Symbolic Thesis: Konstruktionen Symbolic Thesis: Konstruktionen besitzen eine eigene Semantikbesitzen eine eigene Semantik

Usage-based Model: Der Prozess der Usage-based Model: Der Prozess der Routinebildung ist von wichtiger Routinebildung ist von wichtiger BedeutungBedeutung

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1. Das Problem1. Das Problem Theoriedefizit:Theoriedefizit: Es fehlt eine umfassende Theorie der Grammatik der Es fehlt eine umfassende Theorie der Grammatik der

gesprochenen Sprachen („spoken language“)gesprochenen Sprachen („spoken language“)

Bisherige Art der Beschreibung:Bisherige Art der Beschreibung: deskriptiv-grammatische deskriptiv-grammatische TerminologienTerminologien

Die Theorien beruhen (fast) immer auf bestimmten Prämissen: Die Theorien beruhen (fast) immer auf bestimmten Prämissen:

- Satz-Prämisse: Vollständige Syntax, mindestens Subjekt + Prädikat- Satz-Prämisse: Vollständige Syntax, mindestens Subjekt + Prädikat

- Formalitätsprämisse: Syntaktische Regeln sind formal, allgemein und - Formalitätsprämisse: Syntaktische Regeln sind formal, allgemein und abstraktabstrakt

- Kompositionalitätsprämisse: Phrasen – und Satzstrukturen sind - Kompositionalitätsprämisse: Phrasen – und Satzstrukturen sind kompositional. Sie ergeben sich aus der lexikalischen Bedeutung der kompositional. Sie ergeben sich aus der lexikalischen Bedeutung der Wörter und der syntaktischen Struktur ihrer VerknüpfungWörter und der syntaktischen Struktur ihrer Verknüpfung

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Beispiel: „vito für geld“Beispiel: „vito für geld“01 Be: das widder so TYpisch vito für geld. (.)02 da hätt isch ihn doch eigentlich wieder GRAD. (--)03 ↑ROsenmontag ja? (.)04 erzählt uns die ganze zeit- (.)05 <<t, decr> das hat er fünf mal gesagt; (.)06 wie GEIL man mit denen; (-) ähm- (-)07 PARty machen kann.>(.)08 Fr: ja.09 Be: und dann ↑RIPPT er die voll ab.10 Fr: =<<all> darauf hab isch ihn [das letzte mal drauf11 Ch: [was hat er denn gemacht?12 Fr: [angesprochen.>13 Be: [rIppt er die voll ab. (.)14 Be: ey des is SO hart.15 Al: [WER war des? ]16 Ch: [was hat er denn] gemAcht?17 Fr: vito. (.)18 Be: wir hatten' (--)19 DIE laden uns irgendwie auf pEpp ein und so- (--)20 war auch denen ihr lEtztes- (.) ja?21 Fr: ja; (2.0)

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Erarbeitung des Erarbeitung des Beispiels:Beispiels:

SatzförmigkSatzförmigkeiteit

FormalitätFormalität KompositionalitätKompositionalität

GliederungssigGliederungssignalenale

Irreguläre Irreguläre BildungenBildungenReduziertes Reduziertes ParadigmaParadigmaEncoding Encoding idiomsidiomsNicht-Nicht-KompositionalitKompositionalitätätAnakoluthAnakoluthVerbspitzenstelVerbspitzenstellunglungEllipsEllips

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Fazit des Beispiels:Fazit des Beispiels: Eine verbale Interaktion zeigt eine Vielzahl Eine verbale Interaktion zeigt eine Vielzahl

von irregulären Phänomenenvon irregulären Phänomenen Man darf diese Probleme nicht übersehen – Man darf diese Probleme nicht übersehen –

sondern muss sie in das Zentrum der sondern muss sie in das Zentrum der Theoriebildung schiebenTheoriebildung schieben

Neue Fragestellung:Neue Fragestellung:Was bietet uns eine Grammatiktheorie, die Was bietet uns eine Grammatiktheorie, die sich wesentlich aus der Erkenntnis der sich wesentlich aus der Erkenntnis der Inadäquatheit der oben genannten drei Inadäquatheit der oben genannten drei Prämissen entwickelt hat?Prämissen entwickelt hat?

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2. Die Construction 2. Die Construction Grammar (CG)Grammar (CG)

CG=CG= Sammelbegriff für grammatik-theoretische Sammelbegriff für grammatik-theoretische Konzeptionen seit 1980er JahreKonzeptionen seit 1980er Jahre

Schwerpunkt der Untersuchung:Schwerpunkt der Untersuchung: spezifische, spezifische, einzelsprachliche Konstruktionen (bsp.: let alone)einzelsprachliche Konstruktionen (bsp.: let alone)

Die theoretischen Grundannahmen:Die theoretischen Grundannahmen: - - Konstruktionen sind ein umfassender Konstruktionen sind ein umfassender

Beschreibungsrahmen für sprachliches WissenBeschreibungsrahmen für sprachliches Wissen - - Sprache ist ein nicht-autonomes, kognitives SymbolsystemSprache ist ein nicht-autonomes, kognitives Symbolsystem - - eine gebrauchstheoretische Sicht der Bildung und der eine gebrauchstheoretische Sicht der Bildung und der

mentalen Repräsentation sprachlicher Strukturenmentalen Repräsentation sprachlicher Strukturen

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Die drei neue Prämissen, Die drei neue Prämissen, von denen man ausgehen von denen man ausgehen

mussmuss KonstruktionsprämisseKonstruktionsprämisse NetzwerkprämisseNetzwerkprämisse GestaltprämisseGestaltprämisse

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2.1. Konstruktionen als umfassender 2.1. Konstruktionen als umfassender Beschreibungsrahmen sprachlichen Beschreibungsrahmen sprachlichen

WissensWissens Viele Konstruktionen sind idiomatisch, Viele Konstruktionen sind idiomatisch,

weil sie:weil sie:- Lexikalisch ganz oder teilweise spezifisch Lexikalisch ganz oder teilweise spezifisch

sindsind- Hinsichtlich der semantischen Klassen Hinsichtlich der semantischen Klassen

möglicher lex. Instanziierungen restringiert möglicher lex. Instanziierungen restringiert sindsind

- Nur unter bestimmten syntaktischen oder Nur unter bestimmten syntaktischen oder pragmatischen Kontextbedingungen pragmatischen Kontextbedingungen anzuwenden sind anzuwenden sind

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Der Der BeschreibungsrahmenBeschreibungsrahmen

Abstrakte, syntaktische Strukturen Abstrakte, syntaktische Strukturen sind Schematisierungen von sind Schematisierungen von ursprünglich lexikalisch instanziierten ursprünglich lexikalisch instanziierten token. Syntaktische Strukturen sind token. Syntaktische Strukturen sind vielfach lexikalisch gebundenvielfach lexikalisch gebunden

Umgekehrt deutet der Umgekehrt deutet der konstruktionsgrammatische Ansatz konstruktionsgrammatische Ansatz darauf hin, dass lexikalische Einheiten darauf hin, dass lexikalische Einheiten nicht isolierte Bedeutung tragen. nicht isolierte Bedeutung tragen.

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Beispiel für den Beispiel für den BeschreibungsrahmenBeschreibungsrahmen

[hartes Brot] [hartes Ei] [harter Winter] [harter Hund] [hart arbeiten] [hart werden] [hart sein zu/mit jemandem] [jemanden hart bedrängen] [hart im Nehmen sein] [hart bleiben] [es ging hart auf hart] [das ist so hart]

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Fazit des BeispielsFazit des Beispiels Jede Konstruktion ist eine kognitive Jede Konstruktion ist eine kognitive

Einheit (type), die zwar unterschiedlich Einheit (type), die zwar unterschiedlich alsals token token instanziiert werden kann. instanziiert werden kann.

Konstruktionen werden aber nicht Konstruktionen werden aber nicht durch Transformationsregeln erzeugt – durch Transformationsregeln erzeugt – weder aus gemeinsam zu Grunde weder aus gemeinsam zu Grunde liegenden Tiefstrukturen noch durch liegenden Tiefstrukturen noch durch Regeln der Überführung einer Regeln der Überführung einer Konstruktion in die andere.Konstruktion in die andere.

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Der Status von siehst du Der Status von siehst du /sehen Sie/sehen Sie

Vergewisserungssignal mit den Vergewisserungssignal mit den folgenden Merkmalen:folgenden Merkmalen:

- Syntax- Syntax - Morphologie- Morphologie - Semantik- Semantik - Funktion- Funktion - Sequenz- Sequenz - Prosodie- Prosodie

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Beispiel 1: Domian Porno Beispiel 1: Domian Porno 11

D ehm is mir ja hängengeblieben dass du da in erster

linie auch hingehst um FRAUen kennenzulernen,

ne? A ja aber des kann ich verGESsen obwohl wirklich

wirklich wirklich= D =<SIEHste; <p>>= A =hübsche FRAUen sind D aber das hab ich dir ja geSAGT das kannste

vergessen.

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Beispiel 2: Domian Porno Beispiel 2: Domian Porno 22

D RICHard,D RICHard, ich will dir Sagen,ich will dir Sagen, für nen paar lUMpige FÜNFzig Euro; ( . )für nen paar lUMpige FÜNFzig Euro; ( . ) kAnnste du doch nicht deine geSUNDheit da aufs spielkAnnste du doch nicht deine geSUNDheit da aufs spiel setzen mensch.setzen mensch. R ne: eigentlich nicht (aber)R ne: eigentlich nicht (aber) D (du HA) ST doch n n job ne,D (du HA) ST doch n n job ne, ne : du machst ne Umschulung grade ne,ne : du machst ne Umschulung grade ne, R ja,R ja, D ja. ( . )D ja. ( . ) SIEHste.SIEHste. arbeite lieber DA,arbeite lieber DA, und pump DA dein ganze energIE rein,und pump DA dein ganze energIE rein, und such dir die mädels so wie alle LEUte sichund such dir die mädels so wie alle LEUte sich ihre mädels suchen.ihre mädels suchen.

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2.2. Symbolic Thesis2.2. Symbolic Thesis

Konstruktionsgrammatische Ansätze lehnen die These der Konstruktionsgrammatische Ansätze lehnen die These der Autonomie der Syntax ab Autonomie der Syntax ab

GegentheseGegenthese: : Sprache ist ein Symbolsystem, das nach Sprache ist ein Symbolsystem, das nach kognitiven Prinzipien, wie Kategorisierung, kognitiven Prinzipien, wie Kategorisierung, Induktion, Inferenz, Induktion, Inferenz, etc. funktioniertetc. funktioniert=>=> jede Konstruktion hat eine spezifische Semantik und jede Konstruktion hat eine spezifische Semantik und Pragmatik Pragmatik =>=> sie ist somit nicht nur durch formale Eigenschaften sie ist somit nicht nur durch formale Eigenschaften bestimmt bestimmt

Konstruktionen:Konstruktionen: sind idiomatisch und somit pragmatisch gebunden (an sind idiomatisch und somit pragmatisch gebunden (an

bestimmte Sprechakte & als Kontextualisierungshinweise)bestimmte Sprechakte & als Kontextualisierungshinweise) entstehen in der sprachlichen Praxis,entstehen in der sprachlichen Praxis, bestehen daher in einer systematischen Verknüpfung von bestehen daher in einer systematischen Verknüpfung von

syntaktischen, semantischen und pragmatischen Eigenschaftensyntaktischen, semantischen und pragmatischen Eigenschaften und werden alle als und werden alle als form-meaning unitsform-meaning units repräsentiertrepräsentiert

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2.3. Das Usage-Based Model2.3. Das Usage-Based Model

Construction GrammarConstruction Grammar wendet sich gegen den Intuitionismus wendet sich gegen den Intuitionismus & gegen die theoretische Vorabfestlegung, welche & gegen die theoretische Vorabfestlegung, welche

grammatischen Strukturen in den theoretischen Blick grammatischen Strukturen in den theoretischen Blick geratengeraten

AusgangspunktAusgangspunkt des Zugang zu sprachl. Strukturen bildet die des Zugang zu sprachl. Strukturen bildet die Erkenntnis, dass ein Großteil der sprachlichen Praxis Erkenntnis, dass ein Großteil der sprachlichen Praxis idiomatisch organisiert ist & damit nicht durch abstrakte & idiomatisch organisiert ist & damit nicht durch abstrakte & allgemeine Regeln zu erfassenallgemeine Regeln zu erfassen

ZielZiel: : realistische Theorie der Repräsentation sprachlichen realistische Theorie der Repräsentation sprachlichen Wissens = Usage- Based ModelWissens = Usage- Based Model

Zentral für Identifikation & Modellierung von Konstruktionen Zentral für Identifikation & Modellierung von Konstruktionen sind hierbei: Häufigkeitsbefunde, tatsächlicher Gebrauch in sind hierbei: Häufigkeitsbefunde, tatsächlicher Gebrauch in Text und Gespräch Text und Gespräch

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3.3. Construction GrammarConstruction Grammar und Gesprächsanalyseund Gesprächsanalyse

Wie verhält sich die Construction Wie verhält sich die Construction Grammar zur Gesprächsanalyse? Grammar zur Gesprächsanalyse? Insbesondere zur Interaktionalen Insbesondere zur Interaktionalen Linguistik?Linguistik?

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3.1. Konstruktionen als umfassender 3.1. Konstruktionen als umfassender BeschreibungsrahmenBeschreibungsrahmen

Gesprächsteilnehmer orientieren sich an Gesprächsteilnehmer orientieren sich an Konstruktionen,Konstruktionen,

da diese aufgrund ihrer prozessualen Qualität da diese aufgrund ihrer prozessualen Qualität Erwartungen stiften Erwartungen stiften

Construction GrammarConstruction Grammar und Gesprächsanalyse und Gesprächsanalyse verstehen kommunikative Aktivitäten als verstehen kommunikative Aktivitäten als RoutinehandlungenRoutinehandlungen

entsprechend sind sie an der Rekonstruktion entsprechend sind sie an der Rekonstruktion alltägl. Routinepraktiken interessiertalltägl. Routinepraktiken interessiert

Aber: Aber: Aus Sicht der Konversationsanalyse Aus Sicht der Konversationsanalyse muss Routine muss Routine stets aufs Neue stets aufs Neue hergestellt werden!hergestellt werden!

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3.2. Symbolic Thesis3.2. Symbolic Thesis Gesprächsanalyse und Construction GrammarGesprächsanalyse und Construction Grammar

lehnen beide die Autonomie der Syntax ablehnen beide die Autonomie der Syntax ab doch auf unterschiedliche Weisedoch auf unterschiedliche Weise:: Construction GrammarConstruction Grammar erklärt das Erlernen, die erklärt das Erlernen, die

Eigenschaften, die Repräsentation und die Eigenschaften, die Repräsentation und die Funktionen von Konstruktionen aus allgemeinen, Funktionen von Konstruktionen aus allgemeinen, nicht-sprachspezifischen kognitiven Fähigkeiten nicht-sprachspezifischen kognitiven Fähigkeiten

Interaktionale Linguistik will zeigen, dass und Interaktionale Linguistik will zeigen, dass und auf welche Weise sprachl. Strukturen auf die auf welche Weise sprachl. Strukturen auf die Erfüllung ihrer Funktionen bei der Organisation Erfüllung ihrer Funktionen bei der Organisation der sozialen Interaktion zugeschnitten sind der sozialen Interaktion zugeschnitten sind

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3.3. Usage-Based Model3.3. Usage-Based Model

Gesprächsanalyse und Construction GrammarGesprächsanalyse und Construction Grammar verpflichten sich auf eine empirische verpflichten sich auf eine empirische Sprachwissenschaft: die genaue Analyse des Sprachwissenschaft: die genaue Analyse des EinzelfallsEinzelfalls

Beide Ansätze propagieren die vergleichende Beide Ansätze propagieren die vergleichende Analyse von Daten, Analyse von Daten,

um Merkmale, Varianten und um Merkmale, Varianten und Kontextabhängigkeiten von syntaktischen Kontextabhängigkeiten von syntaktischen Strukturen empirisch gestützt auszulotenStrukturen empirisch gestützt auszuloten=> => bisher liegen aber erst wenige bisher liegen aber erst wenige konstruktionsgrammatische konstruktionsgrammatische Arbeiten vor, die Arbeiten vor, die authentische mündl. Daten untersucht authentische mündl. Daten untersucht habenhaben

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44. Perspektiven zur . Perspektiven zur Integration von Integration von

Gesprächsanalyse und Gesprächsanalyse und Construction GrammarConstruction Grammar

Construction GrammarConstruction Grammar bietet ein bietet ein grammatiktheoretisches Rahmenkonzept grammatiktheoretisches Rahmenkonzept

welches mit den Daten & Erkenntnissen der welches mit den Daten & Erkenntnissen der Gesprächsanalyse im Wesentlichen vereinbar istGesprächsanalyse im Wesentlichen vereinbar ist

gleichzeitig aber: Divergenzen der beiden gleichzeitig aber: Divergenzen der beiden Ansätze Ansätze

Integration bedeutet deshalb konzeptionelle & Integration bedeutet deshalb konzeptionelle & methodische Erweiterungen & Veränderungen methodische Erweiterungen & Veränderungen auf auf beidenbeiden Seiten Seiten

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4.1. Integrationsversuch: Methodische 4.1. Integrationsversuch: Methodische

PerspektivePerspektive Die Gesprächsanalyse ermöglicht eine Die Gesprächsanalyse ermöglicht eine

Empirisierung der Construction GrammarEmpirisierung der Construction Grammar sie eröffnet den Gegenstandsbereich sie eröffnet den Gegenstandsbereich

MündlichkeitMündlichkeit und steht für methodische Verfahren der und steht für methodische Verfahren der

Datenanalyse, die für die detaillierte Datenanalyse, die für die detaillierte Untersuchung von Konstruktionen im Gespräch Untersuchung von Konstruktionen im Gespräch essentiell sind essentiell sind

=>=> Für die umfassende Untersuchung von Für die umfassende Untersuchung von Konstruktionen im Konstruktionen im Gespräch müsste die Gespräch müsste die Gesprächsanalyse mit Gesprächsanalyse mit korpuslinguistischen korpuslinguistischen Methoden kombiniert werdenMethoden kombiniert werden

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4.2. Integrationsversuch: 4.2. Integrationsversuch: KonzeptualisierungsperspektivenKonzeptualisierungsperspektiven

die Integration eines gesprächsanalytischen Ansatzes die Integration eines gesprächsanalytischen Ansatzes in das konstruktionsgrammatische Paradigma würde in das konstruktionsgrammatische Paradigma würde neue Aufgaben für die Konstruktionsanalyse stellen, neue Aufgaben für die Konstruktionsanalyse stellen, v.a. den Einbezug interaktionaler und spezifisch v.a. den Einbezug interaktionaler und spezifisch mündlicher Betrachtungsweisen mündlicher Betrachtungsweisen

stärker im Vordergrund wärenstärker im Vordergrund wären die Frage nach den interaktionalen Motivationen für die Frage nach den interaktionalen Motivationen für

die Entstehung, Veränderung und pragmatische die Entstehung, Veränderung und pragmatische Bindung von Konstruktionen Bindung von Konstruktionen

kritische Fragen nach dem Status von kritische Fragen nach dem Status von Konstruktionen im Gesamtrahmen einer Konstruktionen im Gesamtrahmen einer Syntaxtheorie und ihres Verhältnisses zu Syntaxtheorie und ihres Verhältnisses zu syntaktischen Strukturen syntaktischen Strukturen

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Gesprächsanalyse kann viele Eigenschaften von Gesprächsanalyse kann viele Eigenschaften von Konstruktionen nicht erklärenKonstruktionen nicht erklären

dazu sind kognitive und historische Analysen dazu sind kognitive und historische Analysen nötig (insbesondere für morphologische und nötig (insbesondere für morphologische und semantische Aspekte)semantische Aspekte)=> => kognitive Größen müssen in die kognitive Größen müssen in die Gesprächsanalyse Gesprächsanalyse einbezogen werdeneinbezogen werden=> => mentalistische Konzepte wie Wissen, mentalistische Konzepte wie Wissen, Intention oder Intention oder Inferenz sind unumgänglich für Inferenz sind unumgänglich für die Analyse von die Analyse von KonstruktionenKonstruktionen

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Der Prototypenansatz als Der Prototypenansatz als mögliche Lösungmögliche Lösung

Eine Skala mit mehr oder wenigeren Eine Skala mit mehr oder wenigeren Merkmalen , die Merkmalen , die constructsconstructs mit einer mit einer prototypischen Konstruktion teilenprototypischen Konstruktion teilen

Keine scharf gezogenen semantischen GrenzenKeine scharf gezogenen semantischen Grenzen Eine Konstruktion kann mehre Bedeutungen Eine Konstruktion kann mehre Bedeutungen

und Funktionen habenund Funktionen haben Das Netzwerk muss offen geknüpft seinDas Netzwerk muss offen geknüpft sein Kategorien dürfen nicht mehr als bloße Kategorien dürfen nicht mehr als bloße

Sammlung von Merkmalen gesehen werdenSammlung von Merkmalen gesehen werden

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DiskussionDiskussion Kann es überhaupt eine Grammatik für Kann es überhaupt eine Grammatik für

die gesprochene Sprache geben, die die gesprochene Sprache geben, die ohne feste Kategoriegrenze auskommt?ohne feste Kategoriegrenze auskommt?

Welche Folgen könnte es haben, wenn Welche Folgen könnte es haben, wenn es eine offizielle Grammatik geben es eine offizielle Grammatik geben würde für den allgemeinen würde für den allgemeinen Sprachgebrauch?Sprachgebrauch?

Welche Folge wäre dies für den Welche Folge wäre dies für den saarländischen Dialekt?saarländischen Dialekt?

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DANKE FÜR EURE DANKE FÜR EURE AUFMERKSAMKEITAUFMERKSAMKEIT