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DOI: 10.1002/bewi.200701315 Editorial Fritz Krafft Dank und Abschied Dreißig Jahre ,Freud’ und Leid‘ eines offiziell als ,Hauptherausgeber‘ bezeichneten Editors und Redakteurs nehmen das Ende. Es war von ihm seit langem erbeten wor- den, in verstȨrktem Maße, nachdem seine Pensionierung im Jahre 2000 ihn von sȨmt- lichen HilfemɆglichkeiten abgeschnitten hatte. Mehrere Versuche scheiterten aller- dings. Um so dankbarer ist er Cornelius Borck, der ab dem Jahrgang 31/2008 als neuer Herausgeber fungieren wird und seinerseits dazu auf ein Team wird zurɒck- greifen kɆnnen. Der scheidende Herausgeber, der die seit 1978 erscheinende Zeit- schrift nicht nur begrɒndet, sondern auch weitgehend allein verantwortet hat, wɒnscht ihm fɒr das neue TȨtigkeitsfeld eine glɒckliche Hand und viel Erfolg sowie unserer Zeitschrift ein stetiges Gedeihen und steigendes nationales und internationa- les Ansehen. Er mɆchte aber auch die einmalige Gelegenheit nutzen, all jenen zu danken, die zur Begrɒndung der Zeitschrift und zu ihrem Aufstieg von einer anfȨnglichen Sym- posiumsdokumentation vor allem fɒr die Mitglieder der Gesellschaft fɒr Wissen- schaftsgeschichte zu einem international hoch angesehenen wissenschaftshistori- schen Periodikum beigetragen haben: den Mitgliedern der Gesellschaft, die durch den Bezug der Zeitschrift ihr das finanzielle Rɒckgrat geboten haben, den Autoren und BeitrȨgern, die zum Teil, wie die folgenden Indizes ɒber die zweiten 15 Jahre Berichte zur Wissenschaftsgeschichte bezeugen, der Zeitschrift ɒber Jahre treu geblie- ben sind, allen jenen, die als Mitglieder des Herausgebergremiums oder des erweiter- ten Vorstandes oder als herangezogene externe Experten fɒr das Review-Verfahren den Herausgeber bei der Einwerbung, Begutachtung und Auswahl der BeitrȨge un- terstɒtzt haben, den Verlagen, die ihre Bucherzeugnisse fɒr Rezensionen zur Verfɒ- gung gestellt haben – und nicht zuletzt den Verlagen, welche die Risiken der Publi- kation einer Zeitschrift zu tragen bereit waren, die ja als ɒber- und transdisziplinȨres Publikationsorgan auf kein disziplinȨres Fachpublikum als Beziehergruppe zurɒck- greifen kann: – der Akademischen Verlagsgesellschaft Athenaion, Wiesbaden, des Sohnes von Franz Steiner, dessen Angebot eingedenk eines Schwerpunktes des vȨterlichen Ver- lages (seit 1965 dessen Autor, war ich 1969 in das Herausgebergremium von Sud- hoffs Archiv berufen worden) andere Bewerber ausstach. Der Verlag ging 1983 in Konkurs, und die Rechte, die ihm der Herausgeber als PrȨsi- dent der Gesellschaft mit Vertrag vom 19.06.1978 abgetreten hatte, wurden diesem vom Konkursverwalter „im Hinblick auf die Tatsache, daß die Zeitschrift [] stȨndig wirtschaftlich mit Verlust betrieben worden ist“, samt den GeschȨftsunterla- gen mit Vertrag vom 03.11.1983 „kostenlos“ rɒckɒbertragen. Zu letzteren gehɆrten 285 Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 30 (2007) 285–290 bwg.wiley-vch.de i 2007 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

Dank und Abschied

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DOI: 10.1002/bewi.200701315

Editorial

Fritz Krafft

Dank und Abschied

Dreißig Jahre ,Freud’ und Leid‘ eines offiziell als ,Hauptherausgeber‘ bezeichnetenEditors und Redakteurs nehmen das Ende. Es war von ihm seit langem erbeten wor-den, in verst�rktem Maße, nachdem seine Pensionierung im Jahre 2000 ihn von s�mt-lichen Hilfem�glichkeiten abgeschnitten hatte. Mehrere Versuche scheiterten aller-dings. Um so dankbarer ist er Cornelius Borck, der ab dem Jahrgang 31/2008 alsneuer Herausgeber fungieren wird und seinerseits dazu auf ein Team wird zur�ck-greifen k�nnen. Der scheidende Herausgeber, der die seit 1978 erscheinende Zeit-schrift nicht nur begr�ndet, sondern auch weitgehend allein verantwortet hat,w�nscht ihm f�r das neue T�tigkeitsfeld eine gl�ckliche Hand und viel Erfolg sowieunserer Zeitschrift ein stetiges Gedeihen und steigendes nationales und internationa-les Ansehen.

Er m�chte aber auch die einmalige Gelegenheit nutzen, all jenen zu danken, diezur Begr�ndung der Zeitschrift und zu ihrem Aufstieg von einer anf�nglichen Sym-posiumsdokumentation vor allem f�r die Mitglieder der Gesellschaft f�r Wissen-schaftsgeschichte zu einem international hoch angesehenen wissenschaftshistori-schen Periodikum beigetragen haben: den Mitgliedern der Gesellschaft, die durchden Bezug der Zeitschrift ihr das finanzielle R�ckgrat geboten haben, den Autorenund Beitr�gern, die zum Teil, wie die folgenden Indizes �ber die zweiten 15 JahreBerichte zur Wissenschaftsgeschichte bezeugen, der Zeitschrift �ber Jahre treu geblie-ben sind, allen jenen, die als Mitglieder des Herausgebergremiums oder des erweiter-ten Vorstandes oder als herangezogene externe Experten f�r das Review-Verfahrenden Herausgeber bei der Einwerbung, Begutachtung und Auswahl der Beitr�ge un-terst�tzt haben, den Verlagen, die ihre Bucherzeugnisse f�r Rezensionen zur Verf�-gung gestellt haben – und nicht zuletzt den Verlagen, welche die Risiken der Publi-kation einer Zeitschrift zu tragen bereit waren, die ja als �ber- und transdisziplin�resPublikationsorgan auf kein disziplin�res Fachpublikum als Beziehergruppe zur�ck-greifen kann:– der Akademischen Verlagsgesellschaft Athenaion, Wiesbaden, des Sohnes von

Franz Steiner, dessen Angebot eingedenk eines Schwerpunktes des v�terlichen Ver-lages (seit 1965 dessen Autor, war ich 1969 in das Herausgebergremium von Sud-hoffs Archiv berufen worden) andere Bewerber ausstach.

Der Verlag ging 1983 in Konkurs, und die Rechte, die ihm der Herausgeber als Pr�si-dent der Gesellschaft mit Vertrag vom 19.06.1978 abgetreten hatte, wurden diesemvom Konkursverwalter „im Hinblick auf die Tatsache, daß die Zeitschrift […]st�ndig wirtschaftlich mit Verlust betrieben worden ist“, samt den Gesch�ftsunterla-gen mit Vertrag vom 03.11.1983 „kostenlos“ r�ck�bertragen. Zu letzteren geh�rten

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vor allem auch die Abonnentenlisten und die schon gesetzten Manuskripte f�r denJahrgang 1983, der von den Abonnenten und der Gesellschaft bereits bezahlt, abernicht mehr fertig gestellt und ausgeliefert worden war. Immer noch Pr�sident derGesellschaft (die Konsolidierung der Zeitschrift war der Hauptgrund daf�r gewesen,eine zweite Amtsperiode zu �bernehmen), konnte ich mich nach einem neuen Ver-werter dieser Rechte umsehen.– der Sparte ,Acta humaniora‘ des Verlags Chemie, Weinheim, und ihrem Leiter

Gerd Giesler.Der mit dem Physik-Verlag fusionierte, 1921 gegr�ndete chemische Fach-Verlag war1983 gerade der verlegerische Partner der Deutschen Forschungsgemeinschaft ge-worden und hatte f�r die geisteswissenschaftlichen Anteile der DFG-Publikationeneigens die Sparte ,Acta humaniora‘ gegr�ndet und sie Gerd Giesler unterstellt. Mitihm als verantwortlichem Verlagsredakteur hatte ich zuvor ein Buchwerk gegen Ver-suche von außen, es zu verhindern, gemeinsam durchgezogen1 und ein Taschenbuchpubliziert2; jetzt betreute er auch die ,Mitteilungen der DFG-Kommission f�r Hu-manismusforschung‘, f�r die ich seit 1975 als Autor und Band-Herausgeber fungierthatte. Es kamen also gl�ckliche Umst�nde zusammen, als er zur Zeit des Konkurs-verfahrens von Athenaion f�r diese Sparte eine Zeitschrift suchte, die sich zur inhalt-lichen Klammer zum naturwissenschaftlichen Stammverlag eignete. Der aufgrunddes gewachsenen gegenseitigen Vertrauens rasch abgeschlossene Vertrag (16.12.1983)enthielt dann auch eine großz�gige �bergangsbestimmung, in der geregelt war, daßder Verlag auf eigene Kosten den Jahrgang 1983 fertigstellt und ohne zus�tzlicheKosten f�r die Abonnenten an diese ausliefert, wof�r allein die Forderung an denalten Verlag in H�he der Jahresrechnung an die Gesellschaft abgetreten werdenmußte.

Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten erwarb die VCH-Ver-lagsgruppe 1991 den Ost-Berliner Akademie-Verlag. Dessen Leitung wurde GerdGiesler �bertragen, der die Sparte ,Acta humaniora‘ mit in diesen Verlag hin�ber-nahm. Herstellung und Vertrieb der Berichte zur Wissenschaftsgeschichte verbliebenjedoch in Weinheim. Ab 1993 wurde die Zeitschrift dann im Zuge einer strikterenTrennung von naturwissenschaftlichem und geisteswissenschaftlichem Programmauch vom Stammverlag selber verlegt. Sie geh�rte damit zu dem Verlagsprogramm,auf das die Verlagsgruppe sich nach der Fusion von 1996 zu konzentrieren gedachte.– dem Verlag Wiley-VCH, unter welchem Namen der Weinheimer Verlag nach der

�bernahme in die internationale Verlagsgruppe John Wiley & Sons, Inc. mit Sitzin Hoboken, New Jersey (USA) seit 1996 weiter besteht – so daß in diesem Jahre2007 deren 200j�hriges Jubil�um mit dem 30j�hrigen ihrer Berichte zur Wissen-schaftsgeschichte zusammenf�llt.

Schon 1997 hatte sich der Verlag in der neuen Konstellation vom gesamten, im Berli-ner ,Akademie Verlag‘ konzentrierten geisteswissenschaftlichen Programm getrenntund es an den M�nchner Verlag R. Oldenbourg abgetreten, der den Akademie Verlagseitdem in Berlin weiterf�hrt.

Seit einem Vierteljahrhundert werden die Berichte zur Wissenschaftsgeschichtefolglich verlegerisch vom Weinheimer Verlagshaus betreut; und auch die f�r die Zeit-schrift im Verlag verantwortlich zust�ndigen Personen haben die Z�suren von Na-mens- und Besitzerwechsel �berbr�cken k�nnen, so daß eine verl�ßliche Harmonieder Zusammenarbeit hat entstehen und wachsen k�nnen, zumal ein Wechsel bei

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ihnen in der Regel mit dem Aufstieg in eine Position auf h�herer Verlagsebene bis andie Spitze verbunden war. Mein Dank gilt hier, in zeitlicher Folge,– Dr. Gerd Giesler, Dr. Eva Elisabeth Wille, Dr. Gudrun Walter und Dr. Carina

Kniep – sowie aus dem Bereich der Herstellung stellvertretend f�r alle anderenOlga Olivecka und Bernd Riedel.

Sie alle haben sich nach Kr�ften f�r die Belange der Zeitschrift eingesetzt, was inner-halb eines Großverlages, der f�r seine zahlreichen anderen Zeitschriften mit sehr vielgr�ßeren Abonnentenzahlen aufwarten kann, sicherlich nicht immer leicht gefallenist. Aber immerhin hat Eva E. Wille, die 1985 zum Verlag Chemie gekommen undschon 1997 zum ,Publishing Director STM‘ des Weinheimer Verlagspartners aufge-stiegen war, die Berichte k�rzlich in einem internen Rundschreiben als „unserekleine aber feine Zeitschrift“ bezeichnet; und das zeugt f�r ein stetes Wohlwollender Zeitschrift gegen�ber, das von dieser nur durch interessante und eine gr�ßereAllgemeinheit ansprechende Inhalte entgolten werden kann, f�r deren bessere Er-reichbarkeit der Verlag denn auch Sorge trug.

Die Einbindung in einen Großverlag hat f�r die Zeitschrift n�mlich auch �nde-rungen nach sich gezogen, die neben ihrer drucktechnischen Qualit�t auch der Ver-breitung sehr f�rderlich gewesen sind. So wurde nach l�ngeren Vorbereitungen imJahre 2003 neben der Druckversion eine elektronische Ausgabe eingef�hrt, die ein-zeln, aber auch im Rahmen von Konsortiallizenzen erworben werden kann, die im-merhin auch Zeitschriften wie die Angewandte Chemie umfassen k�nnen, die denweltweit h�chsten Impactfaktor der chemischen Zeitschriften besitzt und damitweltweit ein ,Muß‘ der großen wissenschaftlichen Bibliotheken ist. Auch die Be-richte zur Wissenschaftsgeschichte sind daraufhin in den wissenschaftlichen (Zentral-)Bibliotheken von f�nfzig L�ndern der Welt elektronisch vertreten und damit derenBenutzern zug�nglich (Titel und Abstract sind jedem Internet-Nutzer kostenfrei zu-g�nglich). Die elektronischen Zugriffe auf Volltexte aus der Zeitschrift nehmen dar-aufhin gem�ß dem COUNTER-Standard (Counting Online Usage of NetworkedElectronic Resources) sprunghaft zu – wobei naturgem�ß sechzig Prozent der elek-tronischen Nutzer von Volltexten aus Deutschland, zehn weitere aus �sterreich undder Schweiz stammen (gem�ß einer Analyse von 2006). Bereits gut ein Drittel s�mt-licher Abonnements der Berichte besteht innerhalb solcher Konsortiallizenzen, andenen bis zu mehreren tausend Benutzern partizipieren k�nnen. Inzwischen sindauch die Beitr�ge aus den Jahrg�ngen 1978–2001 mit Abstract (Summary) und Voll-text (ca. 7200 Seiten) r�ckwirkend digitalisiert worden und elektronisch abrufbar,wenn auch vorerst etwas ungl�cklich nur innerhalb des von den Bibliotheken zu-s�tzlich zu erwerbenden ,Pharmakologie & Toxikologie Backfile-Pakets‘.

Das j�ngste Ergebnis lange zur�ckreichender gemeinsamer Bem�hungen, f�r diesich insbesondere Carina Kniep in den letzten Jahren eingesetzt hatte, ist die Auf-nahme der Berichte (ab Heft 1/2007) in den Social Sciences Citation Index (ThomsonISI), �brigens als einzige vorwiegend deutschsprachige Zeitschrift im Bereich ,Hi-story & Philosophy of Science‘.

Inhaltlich waren die Berichte anf�nglich als Dokumentationsorgan f�r die Sympo-sien der Gesellschaft f�r Wissenschaftsgeschichte gedacht gewesen; sie sind es zueinem gewichtigen Teil noch immer und helfen damit, die Ertr�ge und Ergebnisseder sorgf�ltig thematisch vorbereiteten j�hrlichen Veranstaltungen, mit denen dieGesellschaft an die �ffentlichkeit tritt, nicht nur den Mitgliedern, sondern einem

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breiteren Publikum in ausgearbeiteter Form zu unterbreiten (siehe die Rubrik,Schwerpunktthemen‘ in den nachfolgenden Indizes3). Die Symposien sind so kon-zipiert, daß die einzelnen, zuvor jeweils von einer Programmkommission eingelade-nen und ausgew�hlten Beitr�ge von 30 Minuten L�nge ebenso lange im Plenum dis-kutiert werden und daß diese Diskussionen dann in die zum Druck eingereichtenFassungen eingehen sollten. Mit der Annahme eines Vortrags ist zwar stets die Er-wartung verkn�pft gewesen, daß er in ausgearbeiteter Form auch zum Abdruck inden Berichten eingereicht wird. Die Diskrepanzen zwischen Programm und Ab-druck sind dann unterschiedlich begr�ndet: selten waren die Beitr�ge schon an ande-rer Stelle ver�ffentlicht worden oder sollten es werden (Zweitpublikationen sindnicht vorgesehen), gelegentlich kam ein Referent aber auch leider nicht dazu, einepublikationsw�rdige Ausarbeitung zu erstellen, oder er war nicht bereit, auf gutach-terliche W�nsche und Auflagen einzugehen, auf die sich Programmkomitee undHerausgebergremium im Anschluß an ein Symposium jeweils geeinigt hatten; eskam aber auch vor, daß ein Beitrag gar nicht erst zur Publikation angefordert wurde.An mangelnder Ber�cksichtigung der redaktionellen Vorgaben ist eine Annahme je-denfalls nie gescheitert; kaum ein Beitrag er�brigte eine mehr oder weniger umfas-sende redaktionelle Bearbeitung durch den Herausgeber.

Diese Funktion werden die Berichte als ,Organ der Gesellschaft f�r Wissen-schaftsgeschichte‘ auch weiterhin behalten. Nach und nach, auch erm�glicht durchschrittweise Umfangserweiterungen seitens der Verlage, kamen jedoch – neben denvon Anfang an bestehenden Rubriken mit Berichts-Charakter (,Dokumentation undInformation‘, ,Forschungsberichte und Spezialbibliographien‘, ,Nachrufe‘, ,Anre-gungen und Empfehlungen‘) – freie und erg�nzende Original-Beitr�ge hinzu. Inihnen war dann die M�glichkeit thematischer Vielfalt innerhalb eines Jahrganges imSinne der generellen Vorgabe des von der Gesellschaft f�r Wissenschaftsgeschichtevertretenen deutschen Begriffs ,Wissenschaft‘ gegeben, wonach sich die Disziplin,Wissenschaftsgeschichte‘ versteht „als zusammenfassende und �bergreifende Syn-these der einzelnen wissenschaftshistorischen Fachdisziplinen (wie Medizin- undNaturwissenschaftsgeschichte, Astronomie-, Biologie- und Physikgeschichte, Ge-schichte der Geistes- und Sozialwissenschaften und ihrer einzelnen Disziplinen, derIngenieur- und Kulturwissenschaften, der Rechts-, Staats- und Wirtschaftswissen-schaften usw.)“4. Das ist auch außerhalb Deutschlands als etwas Einzigartiges er-kannt worden5. Die beiden Pr�sidenten der Gesellschaft, Mitchell G. Ash und Bet-tina Wahrig, haben das inhaltliche Konzept und seine Entfaltung auch detailliert inihrem einleitend zur�ckblickenden Editorial zu diesem dreißigsten Band dargelegt6.

Der Anteil solcher nicht thematisch gebundener Originalbeitr�ge7 kann sicherlicherweitert werden. Seit das elektronische Abrufen numerisch spezifisch erfaßt werdenkann, zeigte sich auch, daß gerade diese Beitr�ge immer wieder die Spitzenpositioninnerhalb eines Jahres einnahmen, was zuvor nur aus der gelegentlichen nicht dieSymposien betreffenden Berichterstattung in Tages- und Wochenzeitungen abzulei-ten gewesen war (aus letzter Zeit sind mir beispielsweise bekannt geworden: FAZ2001, Nr. 170 [25.07.2001], S. N 5 zum Beitrag von Paul Hoyningen-Huene, Berichte24, 1–12; FAZ 2003, Nr. 6 [08.01.2003], S. N 3 zu Sarah Jansen, Berichte 25, 153–169;Junge Freiheit – Wochenzeitung f�r Politik und Kultur Nr. 39/06 [22.09.2006], S. 17zu Jos� Maria L�pez Snchez, Berichte 29, 121–136).

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Zu den elektronisch „most downloaded“/„most accessed“ Artikeln8 eines Jahresz�hlen beispielsweise aus dem Jahrgang 25/2002 der Beitrag von Kurt Hawlitschek(Berichte 25, 235–252), aus 26/2003 die Beitr�ge von Tanja Pommerening (26, 1–16)und Eberhard Knobloch (26, 237–250), aus 27/2004 der von Christoph Roolf (27, 5–26) und aus 28/2005 der von Klaus P. Sommer (27, 283–303) sowie aus 29/2006 dieszientometrische Untersuchung von Heinrich Behrens und Irmgard Lankenau (p)(29, 89–108); zu den ,Longsellern‘ z�hlen vor allem die Beitr�ge von Matthias K�lbel(25, 1–23), ebenfalls szientometrisch, sowie von mir (26, 157–182). Ungeahnte Fol-gen hatte der Abdruck des bis Ende 2005 insgesamt am h�ufigsten heruntergeladenenBeitrags von C. Roolf zu den Dinosaurier-Skeletten von Bernissart „als Kriegsziel“deutscher Besatzungspolitik im Ersten Weltkrieg, der �ber einen Bericht in einer bel-gischen Tageszeitung und eine franz�sische �bersetzung in einem Sonderheft der ar-ch�ologischen Zeitschrift Mercuriale (Hors s�rie Nr 1 / 2006, 7–34) f�r den jungenD�sseldorfer Historiker zur Ehrenb�rgerschaft der Stadt Bernissart f�hrte.

Insgesamt weitaus am h�ufigsten bis jetzt abgerufen wurde allerdings der vonWolfhard Weber zusammengestellte Bericht „Naturwissenschafts-, Technik- undMedizingeschichte in Deutschland, 1997–2004. Literaturbericht �ber die Forschungan den Institutionen“ (Berichte XXVIII, 5–94) – was all jenen ins Stammbuch ge-schrieben sei, die daf�r sorgten, daß dieser der letzte (schon stark reduzierte) Vier-jahresbericht sein wird. Die Beendigung der vom Herausgeber 1979/80 begr�ndetenund von Wolfhard Weber mit finanzieller Unterst�tzung der DFG fortgef�hrtenTradition9 wurde vom Nationalkomitee in der IUHPS, DHS damit begr�ndet, daßdie Art der Datenermittlung und -pr�sentation verbessert werden m�sse, ohne daßes dann allerdings zu dieser Verbesserung hat kommen k�nnen, weil die perfektio-nistischen Pl�ne zur Einrichtung und zum Unterhalt einer international zug�ngli-chen elektronischen Datenbank eines großen personellen und finanziellen Aufwan-des bedurft h�tten, den niemand, weder Institution noch Einzelperson, aufzubringenbereit war und bisher ist. Man h�tte eine Realisierbarkeit ja abwarten k�nnen.

Schon bei der ersten Kontaktaufnahme hatte der bisherige Herausgeber vorge-schlagen, den Wechsel gleichzeitig dazu zu nutzen, die nach allen ,Teil-Reformen‘und R�cknahmen jetzt endg�ltig gesetzlich eingef�hrte deutsche Rechtschreibere-form auch f�r die Berichte vorzusehen. Das Lesepublikum wird immer j�nger, dieAutoren und ausl�ndischen Leser immer vertrauter mit den neuen Schreibweisen, sodaß die bisher redaktionell einheitlich verwendete alte deutsche Rechtschreibungaufgegeben werden kann, wie auch immer man zu den beiden Schreibregeln stehenmag.

Nicht alle Beitr�ger waren erfreut �ber Bitten zur Pr�zisierung und Erg�nzungvon Angaben zu Personen und Literatur, obwohl sie doch der Qualit�t einer Publi-kation zugute kommen sollten. Ich habe mich auch ruhig als Macho apostrophierenlassen, wenn ich mich bei der Beachtung des Sprachstils auch gegen eine schemati-sche Nennung beider Geschlechter durch Anh�ngen der Wortendung ,-innen‘ nacheinem Schr�gstrich oder in Klammern oder gar durch das hybride Binnen-I wandteund eine verbale Ausdrucksform erbat oder vorschlug – allerdings nicht um jedenPreis und in jedem Falle, wenn nun einmal bei dem genannten Ereignis keine M�n-ner oder keine Frauen vorkommen. So wurde mir beispielsweise ein Bericht �ber diemilit�r�rztliche Betreuung im Preußen des 18. und 19. Jahrhundert eingereicht, derstets von „Milit�r�rzten und -�rztinnen“ sprach.

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Der vorstehende kleine Einblick in die Geschichte der Berichte zur Wissenschafts-geschichte und die F�rsorge, die ihnen verschiedene Seiten �ber die Jahre hin habenangedeihen lassen, kann vielleicht gleichzeitig auch die Vehemenz rechtfertigen oderzumindest verst�ndlich machen, mit der sich der ,Hauptherausgeber‘, der in dieserEigenschaft auch nach seinen Amtsperioden als Pr�sident bis 2007 immer wieder inden erweiterten Vorstand der Gesellschaft gew�hlt worden war und so als einzigerdie Geschehnisse in der Gesellschaft w�hrend der dreißig Jahre des Bestehens ihresPublikationsorgans mitverfolgen konnte, eingedenk des Erreichten f�r den Erhaltder Berichte zur Wissenschaftsgeschichte stark gemacht und sich gegen eine Fusionmit der Deutschen Gesellschaft f�r Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft undTechnik ausgesprochen hatte, solange die (Weiter-)Existenz der Zeitschrift nicht ge-w�hrleistet w�re. Es hat den Anschein, als ob solche, der Gesellschaft und ihrer Zeit-schrift gemeinsamen Schicksalsstunden nur durch eine Kontinuit�t gew�hrende Pr�-sidentschaft �ber zwei Amtsperioden gemeistert werden k�nnen. Es war jedenfallserst das zweite Mal, daß die Gesellschaft gegen das ungeschriebene Gesetz einesWechsels des fachlichen Schwerpunktes einen Pr�sidenten wieder w�hlte. MitchellG. Ash sei auch an dieser Stelle daf�r gedankt, daß er durch seine erneute, erfolgrei-che Kandidatur der Gesellschaft und damit auch ihrer Zeitschrift �ber die drohendeZ�sur, die ihr Ende als ,Organ der Gesellsachaft f�r Wissenschaftsgeschichte‘ bedeu-tet h�tte, hinweggeholfen hat.

1 Fritz Krafft: Im Schatten der Sensation. Leben und Wirken von Fritz Straßmann, nach Dokumentenund Aufzeichnungen dargestellt. Weinheim: Verlag Chemie 1981.

2 F. Krafft: Das Selbstverst�ndnis der Physik im Wandel der Zeit. Vorlesungen zum Historischen Er-fahrungsraum physikalischen Erkennens. (Taschentext) Weinheim: Physik Verlag / Verlag Chemie1982.

3 Dazu F. Krafft / Katja Schmiederer: Vorwort. Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 30 (2007), 291–293.4 F. Krafft: Editorial. Warum eine neue Zeitschrift und gerade diese Zeitschrift? Zur Einf�hrung der

‘Berichte zur Wissenschaftsgeschichte’. Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 1 (1978), 1–4; hier S. 1,siehe auch derselbe (b): ,Berichte zur Wissenschaftsgeschichte‘: A New Journal of ,Wissenschaftsge-schichte‘. In: Proceedings of the 16th International Congress of the History of Science, Bucharest, Au-gust 26 – September 3, 1981. Bd B: Symposia. Bukarest 1981, S. 539–546; sowie Karl Eduard Roth-schuh / F. Krafft: Aus der bisherigen T�tigkeit der Gesellschaft f�r Wissenschaftsgeschichte. Berichtezur Wissenschaftsgeschichte 1 (1978), 201–215.

5 Vgl. David Cahans Rezension der Berichte zur Wissenschaftsgeschichte im Rahmen der „Reviews ofJournals“ in der Isis 82 (1991), 306–309.

6 Bettina Wahrig / Mitchell G. Ash: Editorial. Berichte zur Wissenschaftsgeschichte: Zum dreißigstenJahrgang. Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 30 (2007), 5–12; siehe auch das Vorwort von F. Krafftzu den von Ulrich Stoll bearbeiteten Indizes der ersten 15 B�nde in: Berichte zur Wissenschaftsge-schichte 17 (1994), Heft 4, I–IV (gesonderte Paginierung).

7 N�here Angaben zu den im folgenden genannten Beitr�gen finden sich in den in diesem Heft abge-druckten Indizes unter 1.1. („Aufs�tze“).

8 �ber den jeweils aktuellen Stand f�r den vergangenen Monat informiert seit neuestem die Homepageder Zeitschrift (www.bwg.wiley-vch.de) unter dem Link „Most Accessed“. Zu den gefragtesten Bei-tr�gen des ersten elektronisch ver�ffentlichten Jahrganges (2003) siehe B. Wahrig / M. G. Ash (wieAnm. 6), 9. Eine generelle Vergleichbarkeit besteht gegenw�rtig nicht, weil die Anzahl der Nutzernoch sehr große j�hrliche Zuwachsraten (2006: 48%, 2007 ist diese schon lange wieder �bertroffen)aufzuweisen hat.

9 Siehe die n�heren Angaben bei B. Wahrig / M. G. Ash (wie Anm. 6), 6 f. und 10 mit Anm. 9–12.

Anschriften des Verfassers: Prof. Dr. Fritz Krafft, Sch�tzenstraße 18, D-35096 Weimar (Lahn);[email protected]

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