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Peter Fischer Michael Maronde Jan A. Schwiers Das Auftragsrisiko im Griff

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Peter Fischer Michael Maronde Jan A. Schwiers

Das Auftragsrisiko im Griff

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Aus dem Programm

vieweg

Nachtragsmanagement in der Baupraxisvon U. Elwert und A. Flassak

Baukalkulation und Projektcontrollingvon E. Leimböck, U. R. Klaus und O. Hölkermann

Das Auftragsrisiko im Griffvon P. Fischer, M. Maronde und J. A. Schwiers

Kommentar zur VOB/Cvon P. J. Fröhlich

Baubetriebslehre – Grundlagenvon K. Stark

Baubetriebslehre – Projektmanagementvon P. Greiner, P. E. Mayer und K. Stark

Unternehmerhandbuch Bauvon W. Breyer (Hrsg.)

Praktisches Baustellen-Controlling von G. Seyfferth

Bauaufträge erfolgreich akquirieren von S. Arnold

Bautagebuchvon W. Daub

Bauwesen

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Peter Fischer Michael Maronde Jan A. Schwiers

Das Auftragsrisiko im GriffEin Leitfaden zur Risikoanalyse für Bauunternehmer

Mit 65 Abbildungen und 8 Tabellen

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Bibliografische Information Der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

1. Auflage März 2007

Alle Rechte vorbehalten© Friedr.Vieweg & Sohn Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007

Lektorat: Günter Schulz / Karina Danulat

Der Vieweg Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media.www.vieweg.de

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzesist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das giltinsbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungenund die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Umschlaggestaltung: Ulrike Weigel, www.CorporateDesignGroup.deDruck und buchbinderische Verarbeitung: Wilhelm & Adam, HeusenstammGedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier.Printed in Germany

ISBN 978-3-528-03987-5

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V

Vorwort

Dieses Buch richtet sich an Praktiker kleinerer und mittlerer Bauunternehmen sowie an interessierte Dritte wie Projektsteuerer und Mitarbeiter von Kredit-instituten. Dem Leser werden in diesem Buch praxisnahe Ansätze des Risi-komanagements vorgestellt, mit deren Hilfe er im Verlauf von Bauprojekten die entscheidendsten Risikofaktoren identifizieren, bewerten und steuern kann. Darüber hinaus werden für Kernthemen über zahlreiche Erläuterungen das Bewusstsein und Verständnis für Risiken und Maßnahmen zur Risiko-steuerung gleichermaßen auf praxisnahe Weise geschärft. Insbesondere auch rechtliche Aspekte in der Phase der Ausführung werden ausführlich unter Berücksichtigung der VOB/B 2006 erläutert. Besonders für Bauunternehmen gilt, dass ihr wirtschaftlicher Erfolg – und damit auch die langfristige Sicherung und Entwicklung des Unternehmens –nahezu ausschließlich von der Gesamtheit einzelner Projekterfolge abhängt. Dabei ist die Vielfalt der Risiken unerschöpflich, die den Projekterfolg von der Angebotsphase bis hin zur Gewährleistungsphase beeinflussen können. Ins-besondere vor dem Hintergrund des angespannten Marktes ist die Kenntnis und Steuerung der eigenen Risiken zur Sicherung des Projekterfolges von enormer Bedeutung. Den einzelnen Phasen eines Bauprojektes folgend werden im Verlauf dieses Buches auch die Phasen des Risikomanagements chronologisch betrachtet. Für den Leser wird dadurch die Anwendung im jeweiligen Kontext der Projektre-alisierung problemlos möglich. Praktikern und Unternehmern werden darüber hinaus direkt anwendbare Hilfsmittel in Form von Formularen und Beispielformulierungen an die Hand gegeben, mit denen die Einführung und Umsetzung eines Risikomanage-ments in Projekten erleichtert wird. Anpassungen dieser Hilfsmittel an unter-nehmensspezifische Erfordernisse und Gegebenheiten sind uneingeschränkt möglich.Vor dem Hintergrund der Aktualität der Themen Basel II und Rating ergän-zen verständliche Darstellungen der Zusammenhänge und Hinweise für eine zielgerichtete Gesamtanalyse der Unternehmenssituation sowie eine entspre-chende Kommunikation mit Kreditinstituten die projektbezogenen Betrach-tungen. Die wesentlichsten Fakten sowie Möglichkeiten der eigenen Einfluss-nahme auf ein Rating – nicht zuletzt aufgrund der in diesem Buch beschriebe-nen Verfahren – werden dabei zusammenhängend erläutert.

Oldenburg, Frankfurt am Main, Kornwestheim Januar 2007 Die Autoren

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VII

Inhaltsverzeichnis

Teil A: Grundlagen Risikomanagement 1 Einleitung .................................................................................................... 1 2 Hintergründe .............................................................................................. 3 2.1 Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich ..... 3 2.2 Basel II ......................................................................................................... 4 2.3 DIN IEC 62198 – Risikomanagement für Projekte ................................ 5 3 Begriffsbestimmungen .............................................................................. 6

Teil B: Phase der Anfragebewertung – Risikopotentialanalyse – 1 Zielsetzung ................................................................................................. 9 2 Die Bewertung einer Anfrage ................................................................ 11 2.1 Die Strukturierung nach Risikobereichen ............................................ 11 2.2 Die Gewichtung der Risiken .................................................................. 12 2.3 Das Formular „Risikopotentialanalyse“ ............................................... 14 2.4 Erläuterungen zum Formular „Risikopotentialanalyse“ ................... 15 2.4.1 Die ersten Eintragungen ......................................................................... 15 2.4.2 Die Bewertungsfaktoren ......................................................................... 15 2.4.3 Die Eingabe der Bewertung ................................................................... 17 2.4.4 Die Ermittlung der Risikoklasse des Projektes .................................... 17 2.5 Die weitere Bearbeitung der Anfrage ................................................... 19

Teil C: Phase der Angebotserstellung – Projektrisiken in der Angebotsphase – 1 Zielsetzung ............................................................................................... 21 2 Projektpriorität und Bearbeitungsintensität ........................................ 21 2.1 Zuständigkeit und Verantwortung im Unternehmen ........................ 22 3 Grundlagen Risikoidentifikation und Risikosteuerung ..................... 24 3.1 Risikoidentifikation ................................................................................. 24 3.2 Risikosteuerung ....................................................................................... 25 3.2.1 Der grundlegende Konflikt .................................................................... 25 3.2.2 Ansätze der Risikosteuerung ................................................................. 26 4 Die projektspezifische Risikoidentifikation und Risikosteuerung ... 28 4.1 Risikoidentifikation und Risikosteuerung für die Risikogruppe 1 .. 30 4.1.1 Grundlegender Aufbau der Checklisten für die Risikogruppe 1 ..... 31 4.1.2 Varianten der Risikosteuerung für die Risikogruppe 1 ..................... 35 4.1.2.1 Ausschluss/Konkretisierung ................................................................. 35 4.1.2.2 Risikozuschlag im Einheitspreis ............................................................ 37

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VIII

4.1.2.3 Konkrete Abbildung der Risikozuschläge in der Kalkulation .......... 41 4.1.2.4 Die explizite Prüfung und Kalkulation der Gemeinkosten der Baustelle ................................................................... 45 4.1.2.5 Weiche Risiken - Indirekte Bewertung ................................................. 54 4.1.2.6 Das Formular zur Risikoanalyse für die Risikogruppe 1 ................... 55 4.2 Risikoidentifikation und Risikosteuerung für die Risikogruppe 2 .. 56 4.2.1 Grundlegender Aufbau der Formulare für die Risikogruppe 2 ....... 57 4.2.1.1 Die Bewertung der Risiken ..................................................................... 58 4.2.1.2 Die Ermittlung der Risikoklasse eines Risikobereiches ..................... 60 4.2.2 Die Formulare für die Risikoanalyse der Risikogruppe 2 ................. 61 4.2.2.1 Der Risikobereich – Wirtschaftliche Risiken......................................... 61 4.2.2.2 ABC-Analyse – Bauvolumen ................................................................. 68 4.2.2.3 Der Risikobereich – Terminliche Risiken ............................................. 72 4.2.2.4 Der Risikobereich – Vertragliche Risiken ............................................. 76 4.3 Risikoendbetrachtung in der Angebotsphase ..................................... 89 4.3.1 Häufigste Reaktion und Risikophilosophie ......................................... 90 4.3.2 Die Ermittlung der vorläufigen Angebotssumme unter Beachtung der Risiken .................................................................. 92 4.3.2.1 Der Risikoanteil aus der Risikogruppe 1 .............................................. 92 4.3.2.2 Ergänzender Hinweis zur Abbildung der Herstellkosten ................. 94 4.3.2.3 Der Risikoanteil aus der Risikogruppe 2 .............................................. 94 4.3.2.4 Die vorläufige risikoadäquate Angebotssumme ................................. 97 4.3.3 Die Ermittlung der endgültigen Angebotssumme unter Beachtung unternehmerischer Zwänge ..................................... 99 4.3.3.1 Erläuterung der präventiven Risikokompensation .......................... 102 4.3.3.2 Das Verfahren der präventiven Risikokompensation ...................... 103 4.3.3.3 Abschluss der Risikoendbetrachtung – Festlegung der endgültigen Angebotssumme ....................................................... 107 4.3.4 Der Ausnahmefall – Geplante Unterdeckung ................................... 110 4.4 Verantwortung der Führungsebenen ................................................. 112 4.5 Die Verhandlung des Angebotspreises .............................................. 112 4.6 Risiko und Chance ................................................................................. 113 5 Teilfazit und Ausblick ........................................................................... 115

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Teil D: Phase der Ausführung – Projektrisiken in der Ausführungsphase – 1 Zielsetzung ............................................................................................. 119 2 Ausführungsfristen und Vertragsstrafe ............................................. 120 2.1 Ausführungsfrist, § 5 VOB/B .............................................................. 120 2.2 Vertragsstrafe, § 11 VOB/B .................................................................. 121 3 Bautagesbericht ...................................................................................... 123 4 Stundenlohnarbeiten ............................................................................. 128 5 Sicherheit nach § 648A BGB ................................................................. 131 6 Vertretung und Vollmacht ................................................................... 133 7 Bedenken und Behinderung ................................................................ 136 7.1 Bedenkenanmeldung und Gewährleistungsbefreiung .................... 137 7.2 Behinderung der Bauleistung .............................................................. 140 7.2.1 Gründe einer Behinderung ................................................................... 141 7.2.2 Fristverlängerung aufgrund einer Behinderung ............................... 143 7.2.3 Schadensersatzansprüche aufgrund von Behinderungen ............... 144 8 Beauftragung von geänderten und zusätzlichen Leistungen .......... 146 8.1 Rechtliche Hinweise .............................................................................. 146 8.2 Nachtragsanregungen ........................................................................... 149 9 Baustellencontrolling ............................................................................ 150 9.1 Die Formulare des Baustellencontrollings ......................................... 152 9.2 Arbeiten mit dem Baustellencontrolling ............................................ 153 9.2.1 Erstellen der Arbeitskalkulation .......................................................... 153 9.2.2 Regelmäßige Ergebnisprognose .......................................................... 158 9.2.3 Leistungsstand zum Stichtag ............................................................... 163 9.3 Soll-Ist-Vergleich .................................................................................... 164 9.4 Abschluss Baustellencontrolling ......................................................... 165 10 Abrechnung und Zahlung .................................................................... 166 10.1 Prüfbare Rechnungen ............................................................................ 167 10.2 Prüfbares Aufmaß .................................................................................. 170 10.3 Skontoerträge ......................................................................................... 171 10.4 Verspätete Zahlung, Arbeitseinstellung und Kündigung ............... 172 11 Forderungen ........................................................................................... 173 11.1 Abtretung von Forderungen ................................................................ 173 11.2 Durchsetzung von Forderungen ......................................................... 174 11.2.1 Gerichtliches Mahnverfahren .............................................................. 174 11.2.2 Klage auf Zahlung ................................................................................. 175 12 Streitigkeiten ........................................................................................... 175 13 Abnahme der Bauleistung .................................................................... 176 13.1 Der Begriff der Abnahme ..................................................................... 176 13.1.1 Nicht rechtsgeschäftliche Abnahmen ................................................. 177

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X

13.1.2 Die werkvertragliche/rechtsgeschäftliche Abnahme nach BGB .............................................................................. 177 13.2 Die Abnahme beim VOB-Vertrag ........................................................ 179 13.2.1 Die förmliche Abnahme ........................................................................ 179 13.2.2 Teilabnahme ........................................................................................... 181 13.2.3 Formular Niederschrift zur Abnahme ................................................ 181 13.2.4 Formular Anlage A zur Niederschrift zur Abnahme ....................... 183 13.2.5 Die Formulare der Abnahme im Gesamten ....................................... 185 13.2.6 Die fiktive Abnahme ............................................................................. 187 13.2.7 Verweigerung der Abnahme ............................................................... 188 13.3 Wirkung der Abnahme ......................................................................... 189 14 Kündigung .............................................................................................. 189 14.1 Kündigung durch den Auftraggeber .................................................. 190 14.1.1 Freie Kündigung .................................................................................... 190 14.1.2 Kündigung bei Insolvenz des Auftragnehmers ................................ 191 14.1.3 Kündigung aus wichtigem Grund ...................................................... 192 14.1.4 Kündigungserklärung und Abrechnung ........................................... 194 14.2 Kündigung durch den Auftragnehmer .............................................. 195

Teil E: Phase der Gewährleistung – Risiken im Rahmen der Gewährleistungsphase – 1 Zielsetzung ............................................................................................. 199 2 Kernpunkte der Gewährleistung ......................................................... 200 2.1 Qualitätskontrolle und förmliche Abnahme ...................................... 200 2.2 Vorliegen eines Mangels ....................................................................... 201 2.3 Rechte und Pflichten des Auftraggebers und des Auftragnehmers ...................................................................... 203 2.4 Risikobegrenzung durch Vertragsklauseln ....................................... 204 2.5 Baugewährleistungs-Versicherung ..................................................... 205 2.6 Gewährleistungsbürgschaft ................................................................. 206 2.7 Verjährung der Gewährleistungsansprüche ...................................... 208 3 Projektabschluss ..................................................................................... 210

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XI

Teil F: Risikomanagement, Basel II und Rating 1 Zielsetzung ............................................................................................. 213 2 Hintergründe Basel II und Rating ....................................................... 214 2.1 Basel II ..................................................................................................... 214 2.1.1 Was verbirgt sich hinter Basel I und Basel II? ................................... 214 2.1.2 Was ist neu an Basel II und relevant für den Kreditnehmer? ......... 216 2.2 Rating ...................................................................................................... 220 2.2.1 Was verbirgt sich hinter einem Rating? ............................................. 220 2.2.2 Arten von Ratingverfahren .................................................................. 221 2.3 Alternativen zum Rating ...................................................................... 224 2.4 Was sind die relevanten Kriterien und Kennzahlen in einem Rating? .............................................................. 224 3 Die Beeinflussung des Ratings ............................................................. 226

Gesamtfazit ................................................................................................ 232

Verzeichnisse und Anlagen 1 Literaturverzeichnis .............................................................................. 235 2 Webseitenverzeichnis ............................................................................ 236 3 Hinweis zum Download ....................................................................... 237 4 Abbildungsverzeichnis ......................................................................... 2395 Tabellenverzeichnis ............................................................................... 2426 Sachwortverzeichnis ............................................................................. 243

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Teil A

Grundlagen Risikomanagement

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1 Einleitung 1

1 Einleitung

„Ist ein Auftrag ein Wert an sich?“ oder „Wie sollte man mit Aufträgen umgehen, um gewinnbringend oder zu-mindest nicht kapitalvernichtend Projekte abzuwickeln?“ Die Frage scheint zunächst banal, die Problematik, die sich dahinter verbirgt, ist jedoch eine ernstzunehmende.Nehmen Sie sich vor dem weiteren Einstieg in dieses Buch und die Thematik an dieser Stelle bewusst etwas Zeit für ein kurzes Resümee Ihrer derzeit in Abwicklung befindlichen Aufträge und treffen Sie für sich eine Aussage dar-über, wie „werthaltig“ diese Aufträge für Sie sind. Besonders für Unternehmen der Bauwirtschaft gilt, dass ihr wirtschaftlicher Erfolg und damit auch die langfristige Sicherung und Entwicklung des Unter-nehmens in der Regel nahezu ausschließlich von der Gesamtheit einzelner Projekterfolge abhängt. Je größer das Volumen eines Auftrages, je komplexer die geforderte und angewandte Technologie, je unbekannter die möglichen Einfluss- oder Störquellen eines Auftrages oder Projektes sind, desto bewuss-ter muss sich der Unternehmer der Tatsache des Einflusses der einzelnen Pro-jekterfolge werden und seine Chancen und Risiken auftragsbezogen genau-estens analysieren. Häufig ist jedoch zu beobachten, dass Aufträge aufgrund der Marktsituation bereits zu absurden und teilweise ruinösen Bedingungen kalkuliert, angebo-ten und angenommen werden. Auch zunächst Erfolg versprechende Projekte geraten aufgrund unerkannter oder falsch eingeschätzter Risiken in die Ver-lustzone.Vereinzelt ist die Verfahrensweise einer bewussten Annahme von Projekten ohne Gewinnaussichten aus unternehmerischer Sicht auch begründbar und sinnvoll. Dies wäre beispielsweise dann der Fall, wenn Aufträge zumindest einen kleinen Deckungsbeitrag leisten könnten, zur Grundauslastung des Per-sonals und der Maschinen beitragen oder Anschlussaufträge für das Unter-nehmen sichern würden. Überwiegen diese (Verlust-) Projekte jedoch, so wird über kurz oder lang wertvolles Kapital des Unternehmens vernichtet und die Insolvenz wäre die abschließende Folge. Die Vielfältigkeit der Risiken von der Angebots- bis hin zur Gewährleistungs-phase ist unerschöpflich. Technische und terminliche Risiken eines Projektes werden von den Bauunternehmen in der Regel am ehesten erkannt und be-herrscht. Vertragliche Risiken, beispielsweise aus dem BGB- oder VOB-Vertrag, und wirtschaftliche Projektrisiken werden dagegen häufig nur wenig analysiert und bleiben so oft unerkannt. Diese Risiken sind jedoch genauso

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2 Teil A – Grundlagen Risikomanagement

entscheidend oder bisweilen auch wesentlich entscheidender für den Erfolg oder Misserfolg eines Projektes. Neben der Abwicklung von Aufträgen bzw. Projekten gehört zum Handeln eines Bauunternehmers auch immer die kaufmännische Betrachtung und Füh-rung des Unternehmens. Hier ist die Zusammenarbeit mit Kreditinstituten unweigerlich integraler Bestandteil. Im Zuge von Basel II1 werden Kreditinstitute verpflichtet, zunehmend Wert auf die Transparenz ihrer Kreditrisiken und die Beurteilung ihrer Kreditneh-mer, gegebenenfalls sogar einzelner Projekte, zu legen. Durch Basel II werden die Kreditkonditionen (Verzinsung) maßgeblich vom Risikograd des Kredit-geschäftes beeinflusst. So muss hier auf Seiten der stark durch Fremdkapital geprägten Bauunternehmen erhebliches Interesse bestehen, durch Ansätze von Risikomanagement ihre Risiken besser zu beherrschen, transparenter dar-zustellen und dadurch letztendlich auch ihre Risikoeinstufung für ein Kredit-geschäft positiv zu gestalten. Dem interessierten Unternehmer sollen in diesem Buch mit Ansätzen des Ri-sikomanagements Wege aufgezeigt und Hilfsmittel an die Hand gegeben werden, seine Auftragsrisiken zu reduzieren und die Abwicklung von Projek-ten zu erleichtern. Gleichfalls werden Kreditinstitute angesprochen, die aus den dargestellten Ansätzen und Hilfsmitteln gegebenenfalls unterstützende Informationen für die Bewertung ihrer Kreditnehmer und Vergabe von Kredi-ten ziehen können. Im Weiteren geht es nicht um hoch wissenschaftliche Ansätze von Wirtschaft-lichkeits- und Risikobetrachtungen. Vielmehr versuchen die Autoren u. a. auf folgende Fragestellungen eine einfache Antwort zu geben und praktikable Lösungen aufzuzeigen:

• Wie versetze ich mich in die Lage, Risiken eines Projektes zu erken-nen?

• Wie berücksichtige ich systematisch erkannte Risiken bei der Erstel-lung eines Angebotes?

• Wann sollte man auf ein Angebot oder einen Auftrag verzichten? • Welche Risiken bestehen in den Projektphasen und welche Maßnah-

men sind zu ergreifen? • Wie kann man die Kreditwürdigkeit seines Unternehmens beeinflus-

sen oder gar verbessern?

1 Der Name „Basel“ leitet sich ab vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht. Dieser Ausschuss setzt sich

zusammen aus Vertretern von Zentralbanken und Bankenaufsichtsbehörden der führenden Industrie-länder, mit Sitz in Basel. Er zeichnet verantwortlich für die Rahmenvereinbarung über die neue Eigen-kapitalempfehlung für Kreditinstitute – bekannt als Basel II. Weitere Erläuterungen siehe Teil F.

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2 Hintergründe 3

2 Hintergründe

Die Einführung bzw. Anwendung zumindest eines vereinfachten Risikoma-nagementsystems ist aus vielerlei Gründen gerade auch für kleinere und mit-telständische Bauunternehmen ratsam. Erfahrungen in der Praxis zeigen beispielhaft, dass der Faktor Risiko zwischen vier und acht Prozent der Einnahmen einer Baustelle bzw. eines Bauunter-nehmens „verschlingt“.2 Besonders deutlich wird da die Erfordernis eines Ri-sikomanagements wenn man bedenkt, dass Wagnis und Gewinn kalkulato-risch zusammen oft weniger als 5 % der Angebotssumme betragen und der „Puffer“ dadurch häufig unzureichend ist. Folglich können, wie bereits in der Einführung erwähnt, mehrere unerkannte Risiken erhebliche Auswirkungen auf die Ertragslage eines Projektes und in ihrer Gesamtheit erheblichen Ein-fluss auf die Finanzlage eines Unternehmens haben. Ein geeignetes System der „Risikofrüherkennung“ und der bewusste Umgang mit erkannten Risiken sollte an dieser Stelle zu einer spürbar positiven Ände-rung beitragen können.

2.1 Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich

Mit dem „Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich“ (KonTraG3) hat der Gesetzgeber einen Vorstoß unternommen, mit Risiken in Unternehmen „bewusster“ umzugehen und diese transparenter darzustellen. Das KonTraG hat vorwiegend Änderungen im Aktiengesetz, Handelsgesetz-buch, Publizitätsgesetz und Genossenschaftsgesetz zur Folge gehabt.4 Es rich-tet sich hauptsächlich an amtlich notierte Aktiengesellschaften. Durch die dar-in enthaltene Novellierung des Aktiengesetzes wird vom Vorstand einer Akti-engesellschaft ein Überwachungssystem gefordert, welches der Früherken-nung von der die „Gesellschaft gefährdenden Entwicklungen“ dient.5

Doch obwohl die Bundesregierung mit dem KonTraG ihr Hauptaugenmerk auf die amtlich notierten Aktiengesellschaften legt, geht sie in ihrer Begrün-

2 Vgl. Bästlein: S. 6 3 In Kraft seit 03/1998, BGBl I 1998/24 4 Vgl. Wolf und Runzheimer: S. 19 5 Vgl. § 91 Abs.2 AktG: „ [...] geeignete Maßnahmen zu treffen, insbesondere ein Überwachungssystem

einzurichten, damit den Fortbestand der Gesellschaft gefährdende Entwicklungen früh erkannt wer-den.“

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4 Teil A – Grundlagen Risikomanagement

dung zum Gesetzesentwurf6 von einer Ausstrahlwirkung für andere Aktien-gesellschaften sowie für Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) aus. Denn nach der Verkündung des KonTraG sollte, im Sinne der „Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmannes“ gemäß § 43 Abs.1 GmbHG, eine syste-matische, wenn auch abgeschwächte, Behandlung von Risiken erfolgen.7

Die Ausgestaltung eines Risikomanagementsystems bleibt jedoch in der Ei-genverantwortung der Unternehmen. Zur Umsetzung eines Risikomanage-mentsystems nach KonTraG gibt der IDW8 Prüfungsstandard 3409: „Die Prü-fung des Risikofrüherkennungssystems nach § 317 Abs.4 HGB“ vom 25.06.1999 einige nützliche Hinweise: 10

• Demnach sollte parallel zur Erfassung, Analyse und Bewertung be-stehender Risiken ein Überwachungssystem zur Einhaltung dieser Maßnahmen eingeführt werden.

• Ferner sollten die Maßnahmen auf das gesamte Unternehmen mit al-len Prozessen, Funktionsbereichen und Hierarchien angewendet werden.

• Außerdem sollte eine Risikoanalyse vordefinierte Risiken erkennen sowie Raum für die Erkennung neuer Auffälligkeiten und Risiken bieten.

• Am wichtigsten erscheint jedoch die Aussage, dass eine Risikoanaly-se die Beurteilung der Tragweite der erkannten Risiken sowie deren Eintrittswahrscheinlichkeit und quantitative Auswirkungen bein-halten soll.

In kleineren Bauunternehmungen „schießen die vorgenannten Punkte zum Teil sicher über ein sinnvolles Maß hinaus“. Dennoch macht es Sinn, sich die-sem Thema nicht gänzlich zu verschließen.

2.2 Basel II

Spätestens wenn es um die Aufnahme von Krediten geht, kommt neben den generellen Anforderungen des KonTraG ein weiterer Aspekt zum Tragen: Basel II. Zunächst ist Basel II eine Regelung, die direkt nur für Kreditinstitute gilt. Unternehmen werden nur mittelbar über den Kreditvergabeprozess der Banken davon betroffen sein. 6 Vgl. BT-Drucksache 13/9712: S. 15 7 Vgl. Henselmann: S. 32 8 Institut der Wirtschaftprüfer 9 Veröffentlicht in WPg 1999, S. 658 ff., Heft-Nr. 16/1999 10 Vgl. Bitz: S. 91 ff.

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2 Hintergründe 5

Wesentlicher Bestandteil von Basel II ist die stärkere Orientierung der von der Bank bei Krediten geforderten Eigenkapitalhinterlegung an der Bonität des Schuldners. Diese Bonität beeinflusst maßgeblich auch das Kreditausfallrisiko der Bank. Die Folge ist, dass nicht mehr alle Unternehmenskredite einheitlich mit 8% Eigenkapital hinterlegt werden, sondern bessere Bonitäten mit niedri-geren Prozentsätzen und schlechtere Bonitäten mit höheren Prozentsätzen gewichtet werden11. Für ein Unternehmen mit erstklassigem Rating muss die Bank beispielsweise einen kleineren Prozentsatz der Kreditsumme mit Eigen-kapital hinterlegen. Hingegen ist bei schwachen Ratings – wie sie bei Freibe-ruflern sowie bei kleinen und mittleren Unternehmen der Baubranche zu er-warten sind – mit hohen Aufschlägen in Bezug auf die Eigenkapitalhinterle-gung zu rechnen. Äußern wird sich dies in Form erheblich besserer bezie-hungsweise schlechterer Kreditkonditionen (effektiver Jahreszins). Für die Baubranche gilt im Besonderen, dass die Ratingverfahren unbedingt auch die branchenspezifischen Gegebenheiten berücksichtigen sollten. Genau an dieser Stelle sollen die in diesem Buch dargestellten Ansätze unter-stützen. Dem Unternehmer und seinem Kreditinstitut soll ein „Hilfsmittel“ an die Hand gegeben werden, dass die Beurteilung des Risikopotenzials und der Unternehmensführung durch erhöhte Transparenz zumindest erleichtern könnte.

2.3 DIN IEC 62198 – Risikomanagement für Projekte

An dieser Stelle soll kurz die Norm DIN IEC 62198 „Risikomanagement für Projekte – Anwendungsleitfaden“ vom September 200212 erwähnt werden. Sie wurde von der Internationalen Elektrotechnischen Kommission veröffentlicht und soll in der vorliegenden Publikation bis 2007 unverändert bleiben. Die Zielgruppe dieser kurzen Norm sind hauptsächlich Entscheidungsträger (Projektleiter), Risikomanager sowie Personen mit Geschäftsführungsfunkti-on. Das Projektrisikomanagement, seine Unterprozesse und Einflussfaktoren werden in der DIN zusammengefasst und dargestellt. Die Norm will damit ein Verfahren für die systematische und konsequente Behandlung von Risiken anbieten. Gemäß dieser Norm obliegt dem Projektleiter die „Verantwortung der Leitung“ zur Umsetzung eines Projektrisikomanagementsystems.

11 Vgl. Basel II: Änderung für den Mittelstand. www.bauzentrale.com/news/o00080.php4: Beitrag vom 24.01.2002 12 Vgl. DIN IEC 62198. Risikomanagement für Projekte – Anwendungsleitfaden

(IEC 62198:2001): 09/2002, S. 1 ff.

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6 Teil A – Grundlagen Risikomanagement

3 Begriffsbestimmungen

Der Begriff Risiko ist in der Literatur und auch im allgemeinen Sprach-gebrauch unterschiedlich besetzt. Er wurde aus dem italienischen übernom-men, wo er die Bedeutung von Klippe oder allgemeiner Gefahr hatte.13 Neben dem reinen Gefahrenbegriff wird Risiko oft auch differenzierter betrachtet. So wird zum Beispiel zwischen Aktions- und Bedingungsrisiken, reinem und spekulativem Risiko oder der einfachen Unvorhersehbarkeit unterschieden. Die Norm beispielsweise definiert ein Projektrisiko als die „Kombination aus der Eintrittswahrscheinlichkeit eines bestimmten Ereignisses und seinen Fol-gen für die Projektziele“. Als Risikomanagement wird die „systematische Anwendung von Managementgrundsätzen, -verfahren und -praktiken zwecks Ermittlung des Kontextes sowie Identifikation, Analyse, Bewertung, Steue-rung/Bewältigung, Überwachung und Kommunikation von Risiken“ defi-niert. Aus Sicht der Autoren ist in Analogie dazu (Projekt-) Risikomanage-ment ein Teilgebiet des Projektmanagement. Der Begriff Risiko soll für die in diesem Buch angesprochene Zielgruppe kon-kretisiert werden. Hinter einem Risiko kann sich allgemein sowohl die Gefahr einer negativen Abweichung als auch eine Chance (positive Abweichung) verbergen, die aufgrund von Abweichungen zwischen den geplanten und den tatsächlichen Projektbedingungen eintritt. Für ein quantitatives Risiko kann eine Eintrittswahrscheinlichkeit sowie eine Tragweite – objektiv oder subjektiv ermittelt – angegeben oder eingeschätzt werden. Für nicht quantifizierbare Risiken kann zumindest eine Einordnung in ein Risikoportfolio vorgenommen werden.14 Sobald ein Risiko erkannt und bewusst verfolgt wird, gehört es zum Wagnisbereich eines Projektes bzw. Unternehmens. Im Rahmen der weiteren Ausführungen und Darstellungen dieses Buches soll im Besonderen der negative Aspekt des Risikos, d.h. die Gefahr einer negati-ven Abweichung, betrachtet werden. Ein Risiko wird somit mit dem Gefah-renbegriff verbunden. Die Chance einer positiven Abweichung wird direkt als Chance bezeichnet und nicht unter dem Begriff Risiko geführt.

13 Vgl. Derks in Diedrichs: S. 238 14 Vgl. Bitz: S. 45

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3 Begriffsbestimmungen 7

Risikomanagement- system

Risikoanalyse

Risiko-steuerung

Risikopolitik

Risikobewertung

Risikoidentifikation

Risikoaggregation

Risiko-potenzialanalyse Risiko-

kommunikation

Risiko-controlling

Abschließend zur Einführung in die Begrifflichkeiten sei an dieser Stelle auf die Elemente des Regelkreises eines Risikomanagementsystems verwiesen:

Abbildung A-1 Regelkreis eines Risikomanagementsystems

In Anlehnung an FRANKE15 und GÖCKE16 ist es zweckmäßig, bei projektspezi-fischem Risikomanagement die Risikopotenzialanalyse in den Regelkreislauf zu integrieren. Die Risikopotenzialanalyse (RPA) ist als solche kein isoliertes Element, da sie sowohl der Risikoanalyse als auch der Risikopolitik dient. Die RPA ist ein Verfahren zur systematischen und bewussten Einschätzung des Risikopotenzials einer Anfrage und somit eines möglichen Projektes. Sie dient einer schnellen, aber relativ fundierten Entscheidung über eine Angebotsbear-beitung (ja/nein). Dabei erfolgt eine Orientierung an den Unternehmenszie-len, der technischen und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Unterneh-mens sowie der Vertragssituation. Die weiteren Elemente selbst bedürfen an dieser Stelle keiner weiteren Erläu-terung, da sie in einschlägigen Werken (vgl. auch o.g. Autoren) umfassend beschrieben wurden. Durch Anwendung der in diesem Buch vorgestellten Ansätze wird der Regelkreislauf entsprechend „automatisch“ nachvollzogen.

15 Franke betrachtet die Chancen und Risiken eines Projektes zur Projekt-Vorselektion;

vgl. Franke: S. 56 ff. 16 Göcke bestimmt das Projektrisikopotenzial zur Ermittlung dessen Einflusses auf die Risikosituation des

Unternehmens; vgl. Göcke: S. 136 ff.

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Teil B

Phase der Anfragebewertung- Risikopotentialanalyse -

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1 Zielsetzung 9

1 Zielsetzung

Das folgende Kapitel dient allein der Beantwortung folgender Fragestellung:Ist es sinnvoll, die vorliegende Angebotsanfrage zu bearbeiten und gegebe-nenfalls ein Angebot abzugeben?

Die Praxis zeigt, dass Bauunternehmen mittlerweile eine Fülle von Anfragen und Angeboten bearbeiten müssen, um daraus letztendlich einige wenige Aufträge im harten Wettbewerb zu erlangen. Gleichfalls führt dies dazu, dass wertvolle und knappe Ressourcen aufgrund der Masse oft „vergeudet“ wer-den und nicht dazu genutzt werden können, eine detaillierte und wohl durchdachte Angebotserstellung durchzuführen. Folge daraus sind bisweilen geschätzte Angebotspreise, die jeglicher Kalkulationsgrundlage entbehren sowie Risiken, die unerkannt und damit unbewertet bleiben und letztendlich den Projekterfolg gefährden. In diesem Kapitel soll die Möglichkeit zu einer schnellen, aber bewusst und begründet getroffenen Entscheidung für oder gegen eine Anfrage- bzw. An-gebotsbearbeitung gegeben werden. Dies soll und muss geschehen, um An-fragen mit „realistischer Aussicht auf Erfolg“ identifizieren und gezielter be-arbeiten zu können. Ferner sollen Risiken bereits frühzeitig erkannt und gege-benenfalls ausgeschlossen werden. Studien belegen, dass über 60% der Verluste von Projekten ihre Ursache in der Vorvertragsphase haben (siehe Abbildung B-1).17 Um Verluste in der Vorver-tragsphase zu vermeiden, sollte sich jeder Unternehmer in den Phasen der Anfragebewertung und Angebotserstellung zu einer strukturierten Herange-hensweise zwingen. Es dürfen in diesen frühen Projektphasen keine gravierenden Fehler gemacht oder elementare Risiken übersehen werden, da diese in den späteren Projekt-phasen in der Regel nicht mehr korrigiert werden können.

17 Vgl. Linden: S. 9

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10 Teil B – Phase der Anfragebewertung

Abbildung B-1 Verteilung der Verluste im Bauwesen

Der im Weiteren dargestellte und angestrebte Prozess des „Aussiebens“ der Anfragen soll auch dazu dienen, die Anzahl an Kalkulationsprojekten mit guten Gewinnaussichten zu erhöhen. Die Erfolgsquote in Bezug auf erhaltene Aufträge im Verhältnis zu abgegebenen Angeboten von derzeit vielleicht nur 5%18 soll darüber hinaus ebenfalls verbessert werden. Durch das „Aussieben“ der Anfragen entsteht ein weiterer Vorteil: Die Kalku-lationsphase kann für die Erfolg versprechenden Anfragen intensiver gestaltet werden und es entsteht ein zeitlicher und personeller Spielraum, im Rahmen der Angebotsbearbeitung Elemente des Risikomanagements zu integrieren. Als Ausgangsbasis für das „Aussieben“ einer Anfrage bzw. eines möglichen Auftrages, des Treffens einer Entscheidung für oder gegen die Angebotsbear-beitung sowie für die Festlegung weiterer Schritte dient in dieser frühen Pro-jektphase die so genannte Risikopotentialanalyse (RPA). Mit der Risikopotentialanalyse soll – hier noch einmal zusammengefasst dar-gestellt – Folgendes erreicht werden:

• schnelles, systematisiertes und dokumentiertes Abschätzen des Risi-kogrades eines möglichen Auftrages,

• Treffen einer grundlegenden Entscheidung für oder gegen eine An-gebotsbearbeitung noch vor der eigentlichen Kalkulation (bewusste und fundierte Entscheidung),

• Treffen einer Entscheidung zur erforderlichen Bearbeitungsintensität,

18 Vgl. Jacob, Winter, Stuhr: S. 17 f.

Ursachen für Verluste im Bauwesen

41%

22%

7%

30%

schlechte Kalkulation vertragliche Risiken

Bauausführung höhere Gewalt

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2 Die Bewertung einer Anfrage 11

• effizientere Gestaltung des Ressourceneinsatzes in der Kalkulations-abteilung. Diese soll entlastet bzw. effizienter für die Bearbeitung Er-folg versprechender Angebote eingesetzt werden.

• Integration eines Risikomanagements in die frühen Projektphasen.

2 Die Bewertung einer Anfrage

Wie zuvor dargestellt, dient als Ausgangsbasis für das „Aussieben“ einer An-frage bzw. eines möglichen Auftrages, also als Bewertung der Anfrage und eines möglichen Auftrages, die so genannte Risikopotentialanalyse. Im Ergeb-nis der Risikopotentialanalyse ergibt sich die Einstufung der Anfrage und somit des möglichen Auftrages in eine projektspezifische Risikoklasse.

2.1 Die Strukturierung nach Risikobereichen

Zur Bewertung einer Anfrage und damit zur Ermittlung der Risikoklasse wurden grundlegend vier feste Risikobereiche definiert. Diese vier Risikobe-reiche prägen auch die Struktur des Formulars „Risikopotenzialanalyse“. Die Gliederung der Risikobereiche wird einheitlich in der weiteren Systematik des hier beschriebenen Risikomanagementsystems beibehalten und so bei-spielsweise auch im weiteren Verlauf der Darstellung der Risikoanalyse an-gewandt19.Die vier Risikobereiche Für die Analyse und die Bewertung der Risiken einer Anfrage, eines Auftra-ges bzw. eines Projektes erfolgt die Abgrenzung in folgende vier Risikoberei-che20:

• wirtschaftliche Risiken, • vertragliche Risiken, • terminliche Risiken, • technische Risiken.

Diese vier Risikobereiche bilden in ihrer Gesamtheit, d.h. in ihrer jeweiligen Einzelwirkung und in ihrem Zusammenspiel, das Risikoportfolio eines Pro-jektes ab.

19 Die Risikoanalyse wird in Teil C „Phase der Angebotserstellung“ näher behandelt.20 In Anlehnung an Schnorrenberg und Goebels: S. 10 ff.

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12 Teil B – Phase der Anfragebewertung

Abbildung B-2 Gliederung der Risikobereiche

Die Unterteilung und grundlegende Definition der in Abbildung B-2 darge-stellten Risikobereiche erscheint sowohl praxisnah als auch pragmatisch ge-wählt, da jedes Projekt…

• ... einen wirtschaftlichen Zweck (Projekterfolg, Gewinnerzielung) verfolgt,

• ... einen Vertrag zur Grundlage hat, • ... zeitlich in seiner Ausführung in der Regel fest terminiert (im Be-

sonderen Zwischen- und Endtermin) und begrenzt ist sowie • ... die technische Umsetzung eines definierten Bausolls als elementa-

res Ziel hat.

2.2 Die Gewichtung der Risiken

In dem Formular „Risikopotentialanalyse“ werden innerhalb der einzelnen vier Risikobereiche jeweils Unterpunkte aufgeführt, um den entsprechenden Risikobereich als solchen weiter zu detaillieren und somit eine Bewertung vornehmen zu können. Anhand der „Summe“ der einzelnen Unterpunkte erfolgt letztendlich die Ermittlung des Gesamtrisikos aller vier Risikobereiche.Die Unterpunkte werden im Weiteren als Faktoren bezeichnet. Der Begriff Faktor ist dabei sinngemäß mit dem Ausdruck „Risikofaktor“ vergleichbar. Jeder einzelne Faktor innerhalb der vier Risikobereiche ist auf seinen Risiko-gehalt hin zu bewerten. Zur Bewertung bzw. Gewichtung des einzelnen Risi-kogehaltes der Faktoren wurden entsprechende Punktwerte festgelegt. Diese

Wirtschaftliche Risiken

Terminliche Risiken

Technische Risiken Vertragliche Risiken Risikopotential/

Risikoklasse des Projektes

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2 Die Bewertung einer Anfrage 13

wurden in Anlehnung21 an bereits bestehende und ähnlich gelagerte Bewer-tungssystematiken gewählt. Die Punktwerte werden zur Gewichtung des Risikogehaltes der Faktoren im Formular der „Risikopotentialanalyse“ gemäß Tabelle 2.1 festgelegt.

Tabelle B.1 Gewichtung des Risikogehaltes in der RPA

Im folgenden Abschnitt wird Ihnen das Formular22 zur Risikopotentialanalyse vorgestellt und dessen Inhalt sowie Anwendung detailliert erläutert.

21 Vgl. Fürnrohr, Franke: S. 59 ff. 22 Die Formulare stehen im Internet (www.vieweg.de) zum Download zur Verfügung.

Risikogehalt des Faktors Gewichtung des Risikos

entscheidendes Risiko 20-fach

wesentliches Risiko 5-fach

untergeordnetes Risiko 1-fach

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14 Teil B – Phase der Anfragebewertung

Firma:

Anfrage: Anfragennummer:BewertungsfaktorenWirtschaftliche Faktoren

[20] [5] [1]

[20] [5] [1]Vertragliche Faktoren

[20] [5] [1]

[20] [5] [1]Terminliche Faktoren

[20] [5] [1]

[20] [5] [1]Technische Faktoren

[20] [5] [1]

[20] [5] [1]Summe Punkte =

Berechnung des Bewertungsfaktors

Summe Punkte

Mögliche Punkte

Einstufung der AnfrageRisikoklasse I = - 100%

Risikoklasse II = -

Risikoklasse III = -

Risikoklasse IV = -

Risikoklasse V = -

Bemerkungen:

Datum: Unterschrift:

Risikopotentialanalyse

Zeitraum für AV und Ausführung in Bezugauf Projekttyp

Zeitraum ist zu kurz

Das Bauvolumen liegt zwischen 150% - 75% des Standard - Bauvolumens.

Das Bauvolumen liegt unter 75% des Standard - Bauvolumens.

Vertragstyp

Erfahrungen mit dem Bauherren

Das Bauvolumen ist gleich / liegt über 150% des Standard - B l

Für diese Baustellenart herrscht ruinöser Wettbewerb

x 100 =160

Zeitraum für Kalkulation in Bezug auf Art & Umfang der Ausschreibung

Unerfahrenes Führungspersonal / gewerbliches Personal

Erfahrenes Führungsper. oder erfahrenes gewerbliches Personal

Anfrage sollte abgelehnt werden.

Bearbeitung mit hoher Intensität & unter besond. Augenmerk der Geschäftsleitung

Bearbeitung mit hoher Intensität

Bearbeitung mit normaler Intensität

0% Bearbeitung mit geringer Intensität

Unbekannter Bauherr Bekannter Bauherr mit partnerschftlicher Arbeitsweise

Zeitraum ist kurz

Zeitraum ist ausreichend bis lang

Technologie wird schwer beherrscht, Know-How nicht vorhanden

Schwierige Technologie, aber Know-How vorhanden

Standardisierte, beherrschte Technologie

%x 100 =

Punkte

Zeitraum ist zu kurz

Zeitraum ist kurz

Zeitraum ist ausreichend bis lang

Bekannter und problema-tischer Bauherr mit neg., benachteilig.

b

Für diese Baustellenart herrscht normaler Wettbewerb

Für diese Baustellenart gibt es keine Konkurrenz

Unbekannter . Vertragstyp

Erfahrenes Führungspersonal / gewerbliches Personal

Bekannter, gängiger Vertragstyp (z.B.: Pauschalvertrag)

Bekannter, unkritischer Vertragstyp (z.B.: Einheitspreisvertrag)

Bauvolumen

Wettbewerbs- situation

Beherrschbarkeit bzgl. Technologie / benötigtes Know-HowVorhandenes Personal

2.3 Das Formular „Risikopotentialanalyse“

Abbildung B-3 Formular Risikopotentialanalyse

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2 Die Bewertung einer Anfrage 15

2.4 Erläuterungen zum Formular „Risikopotentialanalyse“

2.4.1 Die ersten Eintragungen

Im Kopfbereich des Formulars sollten sie Ihren Firmennamen, die Bezeich-nung der Anfrage sowie die Anfragennummer eintragen. Prinzipiell sollten sie allen Anfragen eine fortlaufende Nummerierung zuweisen. Dies erhöht die Übersichtlichkeit in Bezug auf die bearbeiteten Anfragen und fördert eine saubere Dokumentation. Die Unterschrift und das Datum am Ende erhöhen das Bewusstsein für eine getroffene Entscheidung und dokumentieren diese verbindlich.

2.4.2 Die Bewertungsfaktoren

Für die Risikopotentialanalyse werden die Risikobereiche durch je zwei Fak-toren detailliert bzw. inhaltlich beschrieben. Diese Faktoren sind in ihrem Ri-sikogehalt anhand von vorgegebenen Fragestellungen bzw. Auswahlkriterien zu bewerten. Die Auswahlkriterien dienen dabei als Anhaltspunkte. Die Faktoren und die entsprechend vorgegebenen Auswahlkriterien werden im Folgenden erläutert. Faktoren im Risikobereich „Wirtschaftliche Risiken“ Der erste Faktor betrifft das Bauvolumen. Hierbei soll der Bearbeiter einschät-zen, wie der Umfang des vorliegenden Projektes in Bezug auf sein voraus-sichtliches Bauvolumen im Vergleich zu den sonstigen Projekten im Unter-nehmen einzuordnen ist. Als Vergleichsbasis soll das Standard - Bauvolumen dienen. Dieses beschreibt hierbei den durchschnittlichen, vom Unternehmen verwirklichten Projektum-fang. Die Einstufung erfolgt gemäß Tabelle B. 2.

Tabelle B.2 Einstufung des Bauvolumens

Über den zweiten Faktor wird bewertet, ob sie es in ihrem Umfeld für dieses Projekt mit einem ruinösen Wettbewerb, mit einem normalen Wettbewerb

Einordnung des Bauvolumens Abweichung zum Standard-Bauvolumen

Bauvolumen oberhalb des Standards größer 150 %

Bauvolumen vergleichbar dem Standard zwischen 150 % und 75 %

Bauvolumen unterhalb des Standards kleiner 75 %