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Das Bildungssystem in der Republik Moldau - Bildung und Ausbildung im landwirtschaftlichen Bereich und im kologischen Landbau Erfahrungsbericht vom Projektaufenthalt Organic Agriculture and Rural Development von August bis Oktober 2007 Als Praktikumsbericht verfasst durch: Lutz Mammel geb. am 08.01.1976 in Reutlingen, Matr. Nr.: 25107506 kologische Agrarwissenschaften (Bsc.), Universitt Kassel Betreut von: Dr. Katrin Hirte, Fachgebiet Landnutzung und Regionale Agrarpolitik Witzenhausen, Mrz 2008

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Das Bildungssystem in der Republik Moldau - Bildung und Ausbildung im landwirtschaftlichen Bereich und

im Ökologischen Landbau

Erfahrungsbericht vom Projektaufenthalt �Organic Agriculture and Rural

Development� von August bis Oktober 2007

Als Praktikumsbericht verfasst durch: Lutz Mammel

geb. am 08.01.1976 in Reutlingen, Matr. Nr.: 25107506 Ökologische Agrarwissenschaften (Bsc.), Universität Kassel

Betreut von:

Dr. Katrin Hirte, Fachgebiet Landnutzung und Regionale Agrarpolitik

Witzenhausen, März 2008

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Bildung und Ausbildung im Agrarbereich und der Ökologischen Landwirtschaft in Moldawien

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Verfasser: Lutz Mammel Ludwigsteinstr. 81 37214 Witzenhausen-Unterrrieden Tel.: 05542/505155 E-Mail: [email protected] März 2008 Bild auf der Umschlagseite: Wandmalerei im Colegiul Agricol din Ţaul

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Inhalt RAHMENDATEN ZUM PRAKTIKUM......................................................................................4

WAS IST DAS ASA PROGRAMM, WAS IST GLEN? ....................................................................4

VORWORT UND EINLEITUNG ...............................................................................................5 DIE REPUBLIK MOLDAU - BASISINFORMATION..........................................................................6

ÜBERBLICK ÜBER DAS BILDUNGSSYSTEM; AUSBILDUNG IM AGRARBEREICH ........7 DIE VORUNIVERSITÄRE BILDUNG.............................................................................................7

COLLEGIEN (COLEGIILOR) UND UNIVERSITÄTEN.......................................................................8 COLLEGIEN ....................................................................................................................................... 9 UNIVERSITÄTEN ................................................................................................................................ 9

FORSCHUNGSINSTITUTE.......................................................................................................11

BILDUNGSAKTIVITÄTEN STAATLICHER STELLEN UND VON NGOS IM BEREICH ÖKOLOGISCHE LANDWIRTSCHAFT.............................................................................12 MINISTERIEN........................................................................................................................12

LANDWIRTSCHAFTSMINISTERIUM (MINISTRY FOR AGRICULTURE AND FOOD INDUSTRY MAFI) ............. 12 UMWELTMINISTERIUM (MINISTRY FOR ECOLOGY AND NATURAL RESOURCES MENR)......................... 12

ÖFFENTLICHE EINRICHTUNGEN.............................................................................................13 ACSA � NATIONAL AGENCY FOR RURAL DEVELOPMENT................................................................... 13 FNFM � NATIONAL FARMERS FEDERATION (FEDERAŢIA NAŢIONALA A FERMIERILOR DIN MOLDOVA) .. 14 REC MOLDOVA � REGIONAL ENVIRONMENTAL CENTER.................................................................... 14

ZERTIFIZIERUNGS- UND KONTROLLSTELLEN ..........................................................................15

NGOS, DIE IM BEREICH ÖKOLOGISCHE LANDWIRTSCHAFT TÄTIG SIND/WAREN........................16

BILDUNGSAKTIVITÄTEN UND BESUCHE IM RAHMEN DES ASA-PROJEKTES �ORGANIC AGRICULTURE AND RURAL DEVELOPMENT� ........................................18 STATE UNIVERSITY "ALECU RUSSO� IN BĂLŢI ........................................................................18

UASM (STATE AGRARIAN UNIVERSITY) ................................................................................19

BESUCH DES FNFM-ZENTRUMS IN EDINEŢ ...........................................................................21

BILDUNGSAKTIVITÄTEN MIT BIOS..........................................................................................22

QUELLENVERZEICHNIS ......................................................................................................23 ANHANG................................................................................................................................25

AUSSCHREIBUNGSTEXT DES ASA-PROJEKTES......................................................................25

VORTRAG BEIM INTERNATIONALEN �HCH AND PESTICIDES FORUM� IN CHIŞINĂU ....................26

ARTIKEL FÜR DAS BIOS BULLETIN �BIOSYNOPSIS�.................................................................27

ARTIKEL FÜR �FERMIERUL� (DR. ASEA TIMUS) .......................................................................29

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Bildung und Ausbildung im Agrarbereich und der Ökologischen Landwirtschaft in Moldawien

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Abkürzungsverzeichnis ACSA Agenţia de Consultanţa şi Şcolarizare in Agricultura (seit 2005: Agenţia

Naţionala de Dezvoltare Rurala)

ASA Arbeits- und Studienaufenthalte

ASM Academy of Sciences of Moldova

BCS BCS ÖKO-GARANTIE GMBH

BIOS Non Governmental Organisation BIOS

BMZ Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

CINADCO Center for International Agricultural Development Cooperation (Israel)

DFID Department for International Development (Großbritannien)

GLEN Global Education Network

CRPA Centrul Republican de Pedologie Aplicata

FNFM Federaţia Naţionala a Fermierilor din Moldova

GUS Gemeinschaft unabhängiger Staaten

IFOAM International Federation of Organic Farming Movements

MAFI Ministry for Agriculture and Food Industry

MENR Ministry for Ecology and Natural Resources

MERN Ministry for Ecology and Natural Resources

MET Ministeriul Educatiei si Tineretului - Ministerium für Bildung und Jugend

MOLDSTAT Biorul National de Statistica al Republicii Moldova � Nationales Amt für

Statistik

NGO Non Governmental Organisation

NOP National Organic Prorgam

ÖNSI Österreichisches Nord-Süd Institut für Entwicklungszusammenarbeit

QM Qualitätsmanagement

REC Regional Environmental Center

SGS Société Générale de Surveillance

SOFAMA Asociatia producatorilor si prelucratorilor de leguminoase pentru boabe

UASM Universitatea Agrară de Stat din Moldova

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Rahmendaten zum Praktikum

Ort: Chişinău, Republik Moldau (auch Moldova oder Moldawien) Zeitraum: August bis Oktober 2007 Projekt-Titel: Organic Agriculture and Rural Development - im Rahmen des ASA

Programms

Was ist das ASA Programm, was ist GLEN? Das ASA Programm wird von der InWEnt � Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH, welche der �Bildungszweig� des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ ist, koordiniert. Die Abkürzung ASA geht auf die Anfänge des Programms in den 1960ger Jahren zurück und steht für �Arbeits- und Studienaufenthalte� ASA bietet Teilstipendien für dreimonatige Aufenthalte, hauptsächlich bei entwicklungspolitischen Organisationen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa. Dabei versteht sich ASA als ein Netzwerk zur Förderung von Wissen über globale Zusammenhänge und Engagement weltweit. Studierende und junge Berufstätige zwischen 21 und 30 Jahre können sich für die jährlich ca. 150 Projekte bewerben, bei denen in der Regel zwei bis drei �ASAten� als Team eingesetzt werden. Im Netzwerk mit Organisationen aus elf europäischen Ländern ist ASA Teil von GLEN - Global Education Network of Young Europeans. ASA hat dieses Netzwerk 2003 initiiert. Die so genannten GLEN-Projekte werden von gemischten Teams aus Teilnehmern von alten EU-Mitgliedern und neuen Mitgliedsländern durchgeführt. Auf zwei einwöchigen Seminaren werden die Teilnehmer auf ihre Aufenthalte in den Entwicklungsländern und auch auf die Aktivitäten danach vorbereitet. Seminarinhalte sind u.a. Entwicklungspolitik, Projektmanagement, Teamwork, Gender-Fragen und Konfliktmanagement. Die Projekte werden jedes Jahr Anfang November im Internet ausgeschrieben. Die Online-Bewerbung für GLEN-Asien & Südosteuropa ist in Englisch, die für GLEN-Afrika in Englisch oder Französisch zu schreiben. Bewerbungsschluss ist der 10. Januar. Weitere Informationen: ASA-Programm: http://www.asa-programm.de GLEN: http://www.glen-europe.org

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Bildung und Ausbildung im Agrarbereich und der Ökologischen Landwirtschaft in Moldawien

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Vorwort und Einleitung Die ursprünglich geplanten Aufgaben für das ASA-Projekt, wie sie in der Ausschreibung standen (siehe Anlage), und welche ich mit meinem �Tandempartner� Jens Treffner in der Vorbereitungsphase spezifizierte, konnten wir zum grössten Teil leider nicht bearbeiten. Das Projekt �Organic Agriculture and Rural Development in the Republik of Moldova�, in dem wir mitarbeiten sollten, hatte bei unserer Ankunft noch nicht begonnen und wird auch nicht mehr durchgeführt werden. Es scheiterte an der Absage des Österreichischen Nord-Süd-Institutes für Entwicklungszusammenarbeit ÖNSI, welche das Projekt initiiert hatte und finanzieren wollte. Der moldauische Kooperationspartner und potentielle Projektkoordinator, die NGO BIOS hatte grosse Hoffnungen auf das Projekt gesetzt, da sie viel Zeit in die Projektanträge investiert hatten und die finanzielle Situation der Organisation nicht besonders gut war. Die Sachlage war für uns bei unserer Ankunft Anfang August 2007 noch keinesfalls so klar zu übersehen. Wir hatten weder aussagekräftige Informationen von ÖNSI, noch wussten wir viel über die aktuellen Tätigkeiten von BIOS. Die �Rumpfmannschaft� von BIOS nahm uns gastfreundlich in ihrem Büro am Rande der Hauptstadt Chişinău auf, ohne genau zu wissen, was sie von uns in den kommenden drei Monaten zu erwarten hatten. Da BIOS unsere Mitarbeit im Bereich Ökologische Landwirtschaft nur in sehr kleinem Rahmen beanspruchte, mussten wir Alternativ-Tätigkeiten, oder wie der BIOS-Chef Valentin Ciubotaru gerne sagte: �your own project�, entwickeln. Wir beschäftigten uns hauptsächlich mit der Erkundung der Situation der moldauischen Landwirtschaft, speziell der Ökologischen Landwirtschaft. Dafür Besuchten wir über 20 Organisationen und Personen, die sich wissenschaftlich und praktisch mit Landwirtschaft beschäftigen. Darunter waren Mitarbeiter in Ministerien, wissenschaftliche Institute, Kontrollorgane, Bauernverbände, Bauern und Familien in Dörfern. Die Erfahrungen und Informationen aus diesen Treffen werden in meine geplante Bsc.-Arbeit �Landwirtschaft (und Ökologische Landwirtschaft) in der Republik Moldau� einfließen. Ein zweiter Schwerpunkt war die Verbreitung von Informationen über Ökologische Landwirtschaft, hauptsächlich an der moldauischen Agraruniversität in Chişinău UASM und in Verbindung damit die Beschäftigung mit dem moldauischen Bildungs- und Ausbildungssystem. Wie und wo Wissen über Landwirtschaft, speziell Ökologische Landwirtschaft verbreitet wird, ist im Folgenden (Überblick über Bildungssystem und Bildungsaktivitäten verschiedener Akteure) beschrieben. Dabei wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben, da es extrem schwierig war, Informationen zu bekommen, die nicht nur in Russisch und Rumänisch verfasst sind. Im dritten Teil des Berichts werden Aktionen und Veranstaltungen die wir durchführten oder an denen wir beteiligt waren, beschrieben. Dem ganzen vorangestellt ist ein kurzer Überblick über grundsätzliche Daten des Landes, um die Informationen in einen besseren Zusammenhang stellen zu können.

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Die Republik Moldau - Basisinformation Geographische Lage: Südosteuropa; grenzt im Westen an Rumänien, im Norden,

Osten und Süden an die Ukraine Klima: Gemässigt-Kontinental Hauptstadt: Chişinău (sprich Kischinäu); 712.000 Einwohner Grösse: 33 845 qkm (ungefähr die Fläche Baden-Württembergs) Bevölkerung: 3,5 Mio. (2007; 1991: 4,4 Mio.); 65% (rumänischsprachige)

Moldauer, 14% ukrainischer, 13% russischer, 2% bulgarischer Abstammung, 3,5% Gagausen (Turk-Volk). Zwischen 600 000 und 1 Mio. Moldauer haben das Land in den letzten 15 Jahren verlassen (keine verlässliche Statistik vorhanden)

Politik: bis 1991 Sowjetrepublik innerhalb der UDSSR; Seit 1991 unabhängig; die Region östlich des Flusses Nistru

(Transnistrien) ist abtrünnig, wird aber international nicht als eigener Staat anerkannt � Status bislang ungelöst;

Staatsform: Parlamentarische Demokratie Durchschnittliches Pro- Kopf-Einkommen: ca. 100 � pro Monat (2006) Abbildung 1: Republik Moldau, Ethnische Zusammensetzung

Quelle: Perry-Castañeda Library Map Collection - UT Library Online

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Bildung und Ausbildung im Agrarbereich und der Ökologischen Landwirtschaft in Moldawien

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Weitere Informationen: Länderinformationen des Auswärtigen Amtes: http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/01-Laender/Moldau.html Botschaft der Republik Moldau in Berlin: http://www.botschaft-moldau.de/de/landesprofil.html

Überblick über das Bildungssystem; Ausbildung im Agrarbereich

Die voruniversitäre Bildung

Die Primär- und Sekundarbildung Moldovas lässt sich in 2-3 Stufen unterteilen, je nachdem, ob man die Grundschulen getrennt betrachtet oder nicht. 1) Grundschule (Şcoală primara) 4 Jahre

Gesamtschule (Gimnasiu) 5 Jahre 2) Gymnasium (Liceu) 3 Jahre

Mittelschulen (Şcoală medie de cultură generală) 2 Jahre 3) Berufsbildende Schulen (Şcoală de meserie, Şcoală Profesională) � mit und ohne

Abiturabschluss (1-3 Jahre) Tabelle 1: Anzahl der Schulen und Schülerzahlen in Moldawien Schulart Schulen Schülerzahl Schuljahr 1998/99 2005/06 2007/08 1998/99 2005/06 2007/08 Grundschulen 107 104 18 800 13 900 Gesamtschulen 631 664 136 200 119 300 Gymnasien 143 387 106 500 236 500 Mittelschulen 625 359 380 800 142 500 Schulen für geistig- oder körperlich behinderte

43 37 5 680 4 544

gesamt 1 549 1 551 1 534 650 700 517 000 461 000Handelsschulen 35 26 6 187 4 209 Andere Berufsbildende Schulen

52 52 26 289 20 796

Berufsbildende Schulen 87 78 32 476 25 005 Quellen: MET und MOLDSTAT Schulpflicht besteht für 9 Jahre, gleichzeitig stehen nach dem Abschluss der Gesamtschule noch alle weiteren Varianten, von den Berufsbildenden Schulen bis zum Gymnasium, offen. Oft sind, vor allem in Dörfern, die Gesamtschulen eine Einheit, in der die Grundschule mit eingeschlossen ist. Es gibt auch Gymnasien (Licee), die schon ab dem 5. Jahr beginnen. Das Abitur (Bacalaureat) macht man am Ende der zwölften Klasse. Über die letzten Jahre wurden viele allgemein bildende Mittelschulen (Şcoală medie de cultură generală), die nach Klasse 11 abschließen, geschlossen bzw. in Gymnasien umgewandelt. (MOLDSTAT, MET 2007)

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In den letzen fünfzehn Jahren fand ein starker demographischer Wandel in Moldova statt, hauptsächlich verursacht durch Emigration der arbeitsfähigen Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 45 Jahren. Dazu kam die Landflucht in die Hauptstadt Chişinău bzw. zu einem weit kleineren Teil in die zweitgrößte Stadt Bălţi (sprich Bältz). Die Auswirkungen auf das Schulsystem sind der Rückgang der Schülerzahlen pro Klasse und die Unterbelegung vieler Schulen, hauptsächlich im ländlichen Raum. Zur Zeit (2007/08) hat Moldova die Kapazität von 730.198 Plätzen für Schüler, dem die Zahl von 491.482 tatsächlich belegten Plätzen gegenüber steht (67 %). In einzelnen Landkreisen liegt die Belegung nur bei 45 � 50 %. (MET 2007) In Reaktion auf diese Gegebenheiten hat das Bildungsministerium beschlossen, das Schulnetzwerk im Lande zu optimieren bzw. zu konsolidieren. Dazu hat es kürzlich einen Strategieplan entworfen (Stragegy for the Optimization of the Network of Pre � universitary Educational Institutions from the Republic of Moldova 2008-2015) Darin ist geplant von derzeit 1539 Schulen (Grund-, Gesamt, Mittelschulen und Gymnasien) 332 umzustrukturieren bzw. zu verkleinern und 104 aufzulösen und die Schüler auf andere Schulen zu verteilen. (MET 2007) Moldauische Schulen haben seit der Unabhängigkeit des Landes mit grossen Problemen zu kämpfen, welche sich erst langsam, seit der leichten Erholung der moldauien Wirtschaft seit 2001, verbessern. Geldmangel wirkt sich sowohl bei den Löhnen des Lehrpersonals als auch auf den Zustand der Gebäude und die Ausstattung der Schulen aus. Ein/e LehrerIn an einer Gesamtschule im Kreis Camenca (Transnistrien) verdiente 2007 ca. 100 � im Monat. Das ist immerhin noch besser als in den Kreisen rechts des Flusses Nistru. Für den Lebensunterhalt reicht das Gehalt nicht. Fast jede/r LehrerIn hat entweder noch eine andere Arbeit nebenher oder betreibt auf eigenem Boden Kleinlandwirtschaft. Viele Lehrer arbeiten legal oder illegal im Ausland, bevorzugt in Russland, Italien, Frankreich und Spanien, um auf Baustellen und in der Landwirtschaft Geld für die Familien zu verdienen.1 Eine Lehrerin der Waldorfschule Chişinău beklagte vor allem den Mangel an männlichem Lehrpersonal.2

Collegien (colegiilor) und Universitäten

Tabelle 2: Anzahl der Hochschulen und Studentenzahlen in Moldawien Anzahl Studentenzahl Jahr 1998/99 2005/06 1998/99 2005/06 Collegien 56 51 29 674 27 060Hochschulen 38 35 72 729 126 132

Quelle: MET

1 Gespräch des Verfassers mit einem Lehrer der Gesamtschule in Podoima, Kreis Camenca, 22.09.2007 2 Besuch des Verfassers an der Waldorfschule Chişinău, 26.09.2007

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Bildung und Ausbildung im Agrarbereich und der Ökologischen Landwirtschaft in Moldawien

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Collegien

Die Collegien (colegiilor) haben eine Sonderstellung im System, da sie als �Hochschulen� bezeichnet werden (instituţiilor de învăţămînt superior de scurtă durată), der Abschluss dann aber erst die Zugangsberechtigung zu �richtigen Universitäten� ist. Die Collegien können nach dem Gesamtschulabschluss besucht werden und haben in der Regel eine Dauer von vier Jahren. Der Abschluss ist ein �Diplom� im jeweiligen Fach des Collegiums. Wer schon mit Abitur oder Mittelschulabschluss beginnt kann auch ein zweijähriges Programm absolvieren. Es gab 2005/06 51 technische, ökonomische, medizinische, pädagogische und agrarwirtschaftliche Collegien in Moldova (MOLDSTAT). Auf verschiedene Schwerpunkte im Agrarbereich haben sich acht Collegien spezialisiert. Darunter ist eines für Weinbau (Stăuceni), eines für Nutztierhaltung (Brătuşeni) und drei für Agrotechnik. Das �Colegiul Agricol din Ţaul� in Ţaul (sprich Za-ul) gilt als eines der ältesten und besten im Lande.3 Dort kann man zwischen den vier Spezialisierungsrichtungen Marketing, Agronomie, Agrartechnik und Landwirtschaftliches Rechnungswesen wählen. (MET) Tabelle 3: Liste aller Collegien im Agrarbereich Collegium Standort Colegiul Agricol din Ţaul Ţaul (Kreis Donduşeni) Colegiul de Zootehnie din Brătuşeni Brătuşeni (Kreis Edineţ) Colegiul Agroindustrial din Grinăuţi Grinăuţi (Kreis Ocniţa) Colegiul Agroindustrial din Rîşcani Rîşcani Colegiul Naţional de Viticultură şi Vinificaţie din Chişinău

Stăuceni (Kreis Criuleni)

Colegiul Tehnic Agricol din Soroca Soroca Colegiul Tehnic Agricol din Cahul Cahul Colegiul Tehnic Agricol din Svetlîi Svetlîi (Autonome Region Găgăuzia)

Quelle: MET

Universitäten

An den Universitäten (und Universitäten gleichgestellten Akademien) findet hauptsächlich Lehre statt, aber wenig Forschung. Diese ist an den Forschungsinstituten beheimatet. Laut MOLDSTAT gab es 2005/06 35 Hochschulen (Higher educational institutions), an denen 126.132 Studenten studierten und 6.221 Lehrkräfte angestellt waren. Es gibt eine zentrale, grosse Agraruniversität, die �Universitatea Agrară de Stat din Moldova� UASM in Chişinău mit acht Fakultäten und 25 Studiengängen. An der UASM ist inzwischen auch das international kompatible Bachelor/Master-System eingeführt worden. Das Bsc.-Studium dauert vier Jahre, das Msc.-Studium ein Jahr.

3 Valentin Ciubotaru im Gespräch mit dem Verfasser über das Colegiul Agricol din Ţaul, an dem er von 1970-1974 studiert hat

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Weitere Universitäten haben Fakultäten und Studiengänge im Agrarbereich. Dazu gehören die �Universitatea de Stat "Alecu Russo� in Bălţi, die �Universitatea de Stat din Moldova� und die �Universitatea Tehnică a Moldovei�, beide in Chişinău. An der UASM gibt es keinen Lehrstuhl für Ökologische Landwirtschaft. Der Chef des Fachgebietes Pedologie, Agrochemie und Agrarökologie, Prof. Dr. Valentin Ungureanu beansprucht jedoch diese Domäne für sich. Ungureanu, der auch Mitglied der Akademie der Wissenschaften ist, hält an der Fakultät Agronomie Vorlesungen über Ökologische Landwirtschaft. Sein Verständnis von ökologischer Landwirtschaft ist ein �sehr eigenes�, der 77-jährige Professor gilt ausserdem als �beratungsresistent�.4 Jüngere Wissenschaftler scheinen darauf zu warten, dass er endlich abtritt, um den Bereich Ökologische Landwirtschaft an der UASM neu gestalten zu können. Die Dozentin Dr. Asea Timuş vom Fachgebiet Pflanzenschutz an der Obst- und Gartenbaufakultät ist eine überzeugte Vertreterin des ökologischen Landbaus. Sie ist Fachfrau für Entomologie und hat sich auf biologischen Pflanzenschutz spezialisiert. Die UASM hat die Fakultätsstruktur, die aus der Sowjetzeit stammt, bis heute beibehalten. So studieren moldauische Agrarstudenten Pflanzenbau, ohne viel über Tierhaltung zu erfahren, und anders herum. An Der staatlichen Universität "Alecu Russo� in Bălţi hat Dr. habil. Boris Boincean, Universitätsdozent und Direktor des ebenfalls in Bălţi ansässigen �Research Institute For Field Crops�, den Studiengang Agrarökologie mitinitiiert. Tabelle 4: Liste Aller Universitätsfakultäten und Studiengänge im Agrarbereich

Fakultät Studiengänge Universitatea Agrară de Stat din Moldova

Agronomie Agronomie, Pflanzenzucht, Ökologie und Umweltschutz, Tourismus

Obst- und Gartenbau Obst- und Weinbau, Pflanzenschutz, Wald- und Landschaftsbau

Betriebswirtschaft Betriebswirtschaft, Management, Marketing, Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Finanzing, Logistik

Rechnungswesen Rechnungswesen Veterinärmedizin Veterinärmedizin Agrartechnik Agrartechnik, Elektrotechnik,

Transportwesen Katasterwesen und Recht Kataster- und Vermessungswesen,

Umweltingenieurwesen, Immobilienwirtschaft, Rechtswesen

Tierzucht und Biotechnologie Tierzucht, Biotechnologie Universitatea de Stat "Alecu Russo�, Bălţi

Faculty of Natural Sciences and Agroecology Agronomy (agroecology), Geography and Biology, Biology and Chemistry

4 Nach einem Gespräch des Verfassers mit Valentin Ungureanu am 29.08.2007 und Gesprächen mit anderen Dozenten an der UASM

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Bildung und Ausbildung im Agrarbereich und der Ökologischen Landwirtschaft in Moldawien

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Universitatea Tehnică a Moldovei Faculty of Technology and Management in Food Industry

Technology and Management of Public Catering, Technology of Food Products, Technology of Wine and Fermented Products, Industrial Biotechnologies

Universitatea de Stat din Moldova Biology and Pedology Pedology and Agro-Chemistry

Quellen: Internetseiten der Universitäten

Forschungsinstitute Die Forschung im Agrarbereich in Moldova findet hauptsächlich an den staatlichen Instituten statt, denen die �Moldauische Akademie der Wissenschaften� als koordinierende Institution übergeordnet ist. Institute, wie das �Institute of Plant Industry �Porumbeni� in Pascani sind gleichzeitig auch dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet. Das �Institute of Plant Protection and Ecologic Agriculture� in Chişinău ist im Bereich Ökologische Landwirtschaft noch wenig tätig. Bis vor 2 Jahren hieß es �Research Institute for Plant Protection� und forschte viel an biologischen Pflanzenschutzmassnahmen, wie dem Trichiogramma-Einsatz im Obst- und Gartenbau. Das �Research Institute For Field Crops� in Bălţi forscht dank seines Direktors Dr. Boris Boincean (Öko-Landbau-Pionier) seit über zwei Jahrzehnten im ökologischen Pflanzenbau.5 Tabelle 5: Liste aller Forschungsinstitute im Agrarbereich Institut Standort Institute of Plant Protection and Ecologic Agriculture

Chişinău

Institute of Plant Industry �Porumbeni� Pascani, Kreis Criuleni Institute of Horticulture Chişinău Institute of Agricultural Technique �Mecagro� Chişinău Institute of Food Technologies Chişinău National Institute of Winegrowing and Winemaking Codru Institute of Pedology and Agrochemistry �N. Dimo� Chişinău Institute of Zootehnics and Medical Veterinary Chişinău Research Institute For Field Crops Bălţi

Quelle: ASM Weitere Informationen zu Agrar-Forschungsinstituten in Moldova: www.asm.md/index.php?go=sectii&sec=5&struct2=1&general=1&new_language=1 www.maia.gov.md/institute.php?l=ro

5 Gespräch des Verfassers mit Dr. Boris Boincean in Bălţi am 06.09.2007

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Bildungsaktivitäten staatlicher Stellen und von NGOs im Bereich Ökologische Landwirtschaft

Ministerien

Landwirtschaftsministerium (Ministry for Agriculture and Food Industry MAFI)

Das Landwirtschaftsministerium ist eines der wichtigsten Ministerien in Moldova, da Agrarprodukte immer noch den grössten Anteil an allen Exporten ausmachen (ca. 60%). Die Bedeutung wird dadurch unterstrichen, dass Landwirtschaftsminister Anatolie Gorodenco die Position des stellvertretenden Ministerpräsidenten hat. Das Ministerium ist thematisch in verschiedene Abteilungen unterteilt. Öko-Landbau gehört zur �Direcţia Agrochimie, Ecologie şi Protecţia Plantelor� � Agrochemie, Ökologie und Pflanzenschutz. In dieser Abteilung ist eine Person für den ökologischen Landbau zuständig. Dies ist seit einigen Jahren Iurie Senic, gleichzeitig stellvertretender Abteilungsleiter. Das Ministerium unterstützt die Informationsverbreitung und Bildung im Öko-Landbau durch verschiedene Maßnahmen.6 In Zusammenarbeit mit der NGO ProRuralinvest wurden eine Broschüre über Basisinformationen (Producţia agroalimentară ecologică) und ein kleines Handbuch über Methoden und Techniken (Metode şi tehnici de producţie în agricultura ecologică) erstellt. Es wurden einige Konferenzen in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer, dem �Research Institute For Field Crops� und dem Zentrum für angewandte Pedologie veranstaltet (2006 und 2007). Auf der Messe Moldagrotech, bei der das MAFI Mitveranstalter ist, hat es eine Podiumsdiskussion zur ökologischen Landwirtschaft veranstaltet. Mit dem Israelischen Institut für Ländliche Entwicklung CINADCO wurde die Kooperation auf dem Gebiet der Fortbildung von Kontrolleuren und Beratern vereinbart.7 In Person von Iurie Senic war das Ministerium an zahlreichen Informationsveranstaltungen zum ökologischen Landbau des Zertifizierers SGS-Moldova, der National Agency for Rural Development ACSA, der National Farmers Federation FNFM und von mehreren NGOs für Bauern vertreten.

Umweltministerium (Ministry for Ecology and Natural Resources MENR)

Das Umweltministerium war und ist teilweise auch an der Agrarpolitik beteiligt. Es koordinierte z.B. Projekte für die Erhaltung der Biodiversität oder zum Schutz erosionsgefährdeter Flächen. Im Herbst 2007 war es zusammen mit dem Landwirtschaftsministerium verantwortlich für die Erstellung der �Strategie zur nachhaltigen Entwicklung des Agrarsektors 2008-2020�8.

6 Gespräch des Verfassers mit Iurie Senic, 04.09.2007 7 Information aus dem Gespräch des Verfassers mit Dr. Gheorghe Jigău, Director des �Institutul de Pedologie şi Agrochimie �N.Dimo� am 17.09.2007 8 National Strategy for Republic of Moldova Agro-Industrial Complex Sustainable Development (2008-2020)

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Bildung und Ausbildung im Agrarbereich und der Ökologischen Landwirtschaft in Moldawien

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Das Umweltministerium hat ein Informationszentrum (Centre of Press and Public Relation), das leider nicht einem europäischen Verständnis von Informationszentren entspricht. Die Räume können nur nach Voranmeldung betreten werden, digitale Informationen sind nicht wirklich zugänglich und die Literatur ist eher veraltet.9

Öffentliche Einrichtungen

ACSA � National Agency for Rural Development

Von 1996 bis 2005 war ACSA die �Agency for Consultancy and Training in Agriculture� (Agenţia de Consultanţa si Şcolarizare in Agricultura), sie wurde unter Beibehaltung des Logos umbenannt. ACSA wurde als Beratungsservice im ländlichen Raum im Rahmen des �Rural Investments and Services Project RISP� gegründet, welches von der Weltbank und der moldauischen Regierung finanziert wird. ACSA verfügt über 460 BeraterInnen, welche in 35 Teams organisiert sind. Sie decken die Bereiche Produktionstechnik, Marketing und Landwirtschaftsrecht ab. Die Themen �Diversifizierung landwirtschaftlicher Produkte� und �Entwicklung von nicht-landwirtschaftlichen Einkommensquellen� spielen daneben eine immer grössere Rolle. ACSA veranstaltet jährlich über 3.000 Seminare an denen neben Bauern u.a. auch Verarbeitungsbetriebe und Mitarbeiter lokaler Verwaltungen teilnehmen. Darunter waren seit 1999 auch zahlreiche Veranstaltungen von anderen, kleineren NGOs über Ökologische Landwirtschaft, die ACSA finanziell und mit Expertenwissen unterstützte. Nachhaltige Entwicklung und gute fachliche Praxis in der Landwirtschaft waren den Beratern von ACSA von Beginn an wichtige Anliegen. ACSA unterhält eine sehr informative Internetseite und gibt Handbücher, Broschüren, Poster und Handzettel heraus. Alle Veröffentlichungen sind praxisorientiert und bieten vor allem den Bauern einen hohen Nutzen. Abbildung 2: Handbuch-Reihe von ACSA

Quelle: ACSA

9 Besuch des Verfassers im Informationszentrum des Umweltministeriums am 23.08.2007

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FNFM � National Farmers Federation (Federaţia Naţionala a Fermierilor din Moldova)

Der �Bauernverband Moldovas� setzt sich aus elf regionalen Organisationen zusammen. Diese selbständig arbeitenden aber assoziierten Initiativen genießen die Netzwerkarbeit und fachliche Unterstützung der Zentrale in Chişinău. Gemeinsam betreiben sie insgesamt 26 regionale �Extension-Services�. In insgesamt 762 Dörfern/Gemeinden gibt es einen gewählten, ehrenamtlich tätigen �Obmann�, also Ansprechpartner für die Bauern. Die Kursprogramme für Weiterbildungsveranstaltungen werden von den 26 Büros in den verschieden Kreisen selbst zusammengestellt und an die Bedürfnisse der Bauern angepasst. Der Mitgliedsbeitrag für Bauern ist unabhängig von Größe und Einkommen 100 Lei (6 �) pro Jahr. Der Besuch von Weiterbildungsveranstaltungen ist bisher kostenlos. Die FNFM ist zwar finanziell unabhängiger von der Regierung als ACSA, dafür stärker auf Mittel ausländischer Geldgeber angewiesen, die momentan immer weniger werden. Deshalb müssen die Bauern in Zukunft mit kostenpflichtigen Veranstaltungen und höheren Mitgliedsbeiträgen rechnen.10 Die FNFM hat in den letzten Jahren einige Seminare und Informationsveranstaltungen über Ökologische Landwirtschaft, in Kooperation mit BIOS, veranstaltet.

REC Moldova � Regional Environmental Center

Das REC wurde 1998 auf Initiative der Europäischen Union gegründet. Hauptaufgabe ist die Lösung von Umweltproblemen in Moldova und den angrenzenden Staaten durch die Unterstützung der Zusammenarbeit von NGOs, Regierungsorganen, lokalen Verwaltungsorganen, Wirtschaftsunternehmen und allen weiteren Interessensgruppen. Ziel ist die Verstärkte Teilnahme der Öffentlichkeit an Entscheidungsprozessen im Umweltbereich. Ein Tätigkeitsschwerpunkt ist das �Information and Communication Programme� in dem NGOs bei der Erstellung und Veröffentlichung von Informationsmaterial unterstützt werden. Ein weiterer Bereich ist �Capacity Building� und ein �Grants Program� für NGOs, bei dem potentielle Spender und Förderprogramme vermittelt werden. Die Aktivitäten, vor allem in letzterem Gebiet scheinen seit ca. 2005 eher zurückzugehen. Das liegt zum einen an weniger Mittel und Projekten von ausländischen Organisationen im Umweltbereich, zum anderen evtl. aber auch an der sehr eng erscheinenden Bindung an das moldauische Umweltministerium. Im Bereich Ökologische Landwirtschaft hat sich REC durch die Organisation von �Runden Tischen� mit mehreren NGOs, die in dem Bereich tätig sind engagiert. Seit die Mitarbeiterin, die sich um den Öko-Landbau kümmerte REC verlassen hat, ist das Thema ein wenig eingeschlafen.11

10 Gespräch des Verfassers mit Lilian Cipciriuc, Abteilung Marketing, FNFM am 03.09.2007 11 Besuch des Verfassers beim REC am 23.08.2007, Gespräch mit der ehemaligen REC-Mitarbeiterin Anna Balmus am 09.10.2007

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Bildung und Ausbildung im Agrarbereich und der Ökologischen Landwirtschaft in Moldawien

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Zertifizierungs- und Kontrollstellen SGS-Moldova Der bisher einzige in Moldova ansässige internationale Zertifizierer ist SGS-Moldova. Ecocert (Frankreich) und BCS (Deutschland), die ebenfalls in Moldova zertifizieren und kontrollieren, kommen von ihren Filialen in Rumänien aus über die Grenze. Bei SGS (Société Générale de Surveillance) handelt es sich um eine global tätige Firma mit 45.000 Angestellten, davon 35 in Moldova. Im gesamten Unternehmen macht die Zertifizierung von Produkten aus ökologischer Produktion (Euro 2092/91, NOP, BioSuisse,�) nur etwa 3% des Umsatzes aus, in Moldova immerhin ca. 5%. SGS kontrolliert knapp 10.000 ha Öko-Flächen in Moldova und beherrscht damit einen Marktanteil von ca. 75%. Im gesamten GUS-Raum betreut das Team aus Chişinău insgesamt 35.000 ha. Neben der Kontrolle und Zertifizierung bietet SGS in dem Bereich parallel auch immer die QM-Beratung und Kontakte zur Vermarktung an. Laut dem Direktor der Moldauischen Niederlassung, Sergiu Croitoru, wurden zwischen 2001 und 2003 in Zusammenarbeit mit der National Farmers Federation, REC Moldova und BIOS ca. 100 Seminare über Ökologische Landwirtschaft für Bauern in verschiedenen Regionen des Landes durchgeführt.12 CRPA Inspect Die Nationale Zertifizierungsstelle �CRPA Inspect� wurde 2006 gegründet und im Februar 2007 von staatlicher Seite aus akkreditiert. Sie kann bisher nur nach nationalem moldauischen Öko-Standart zertifizieren. Die Stelle ist im �Institute of Pedology and Agrochemistry �N. Dimo�, welches direkt dem Landwirtschaftsministerium unterstellt ist, untergebracht. Die in der noch ganz jungen CRPA verantwortlichen Fachleute sind der Leiter des Institutes für angewandte Pedologie, der für Qualitätssicherung zuständige Leiter des Labors und der geschäftsführende Direktor, ebenfalls Institutsmitarbeiter, die alle nach strengen Maßstäben gemessen noch wenig Erfahrung und Ahnung von ökologischem Landbau haben. CRPA bezeichnet sich mit Stolz als die einzige Kontrollstelle in Moldova, die eine �staatliche Autorisierung� hat. Das bedeutet, dass nur von ihr kontrollierte Betriebe in den Genuss von den staatlichen Subventionen, die es seit 2007 gibt, kommen können. Verbindungen zur Regierung, bzw. zum Landwirtschaftsministerium sind undurchsichtig, wie die so genannte �Third Party Control� funktioniert ist unklar. CRPA berät die Bauern, die betreut werden, auch in Anbaufragen. In Zukunft sind Seminare mit israelischen Experten (CINADCO) und das Anlegen von Demonstrationsflächen geplant.13

12 Gespräch des Verfassers mit dem Direktor und Chef-Auditor von SGS-Moldova, Sergiu Croitoru am 09.10.2007 13 Gespräche des Verfassers mit Dr. Gheorghe Jigău, Direktor des �Institutul de Pedologie şi Agrochimie �N.Dimo� am 17.09.2007 und Dr. Vasile Lungu, geschäftsführender Direktor von CRPA Inspect am 04.10.2007

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NGOs, die im Bereich Ökologische Landwirtschaft tätig sind/waren

Der Begriff bzw. die Organisationsform NGO wird in Moldova für alle Formen von zivilgesellschaftlichen, öffentlichen Organisationen verwendet. Um eine NGO zu gründen und registrieren zu lassen, müssen sich mindestens drei Personen zusammenfinden und die Grundsätze �nongovernmental, non-commercial, non-profit, apolitical� eingehalten werden. 1998 gab es 585 NGOs in Moldova, 2005 schon über 3.400, 2007 mehr als 7.000. Nur 10-15% kann man als funktionierende Organisationen bezeichnen. (REABCINSKY 2005) Im Umwelt- und Ökologiebereich sind ca. 500 NGOs registriert, von denen wiederum nur ein Bruchteil aktiv tätig sind. Bei den nicht aktiven handelt es sich oft um sogen. �governmental NGOS� von Regierungsmitarbeitern, die offiziell auf den Namen von Bekannten oder Verwandten eingetragen sind. Durch die eigene NGO versuchen diese �clans� Geld aus Projekten von internationalen und nationalen Geldgebern in die eigenen Taschen zu leiten. Um Ergebnisse aus den Projekten vorweisen zu können werden teilweise Aufträge an aktive NGOs auf vergeben, welche Probleme haben an Projektgelder zu kommen.14 MoldAgroEco, 1997 gegründet, ist die NGO von Dr. Boris Boincean, Direktor des �Research Institute For Field Crops� in Bălţi. In der Person ihres Präsidenten ist die NGO sehr aktiv, was Forschung und Öffentlichkeitsarbeit im ökologischen Landbau betrifft. 2006 und 2007 hat das �Research Institute For Field Crops� 2 Konferenzen organisiert: �ökologische Unkrautbekämpfung� und �Produktionstechniken im Öko-Landbau�. MoldAgroEco kann nicht als Öko-Landbauverband nach deutschen Maßstäben bezeichnet werden. Dies gilt auch für Ecoprodus, Union of Agriculturists of the Republic of Moldova. Sie wurde 1999 von Iurie Senic, dem Verantwortlichen für Öko-Landbau im Landwirtschaftsministerium, gegründet. Senic bezeichnet Ecoprodus eher als Dachverband für �fünf Mitgliedsorganisationen�, darunter NGOs und Landwirtschaftliche Unternehmen und eine Kooperative. Ecoprodus ist Mitglied von IFOAM und unterhält durch ihren Präsidenten Senic viele Kontakte zu Importeuren von Bioprodukten u.a. in Deutschland. Die Aktivitäten im Bereich Bildung/Information (auch in anderen Bereichen), die über Iurie Senic laufen, lassen sich nicht eindeutig dem Ministerium oder Ecoprodus zuordnen. Senic gab 2007 an, monatlich zwei Seminare/Informationsveranstaltungen über Öko-Landbau für Bauern durchzuführen.15 ProRuralinvest wurde 2003 als Partnerorganisation von �Landell-Mills Management Consultants� (Großbritannien) gegründet. Im Rahmen von einem �Rural Investment and Services Project� mit mehreren Millionen £ von dem britischen DFID finanziert, wurde auch die Förderung des Ökologischen Landbaus mit in die Aktivitäten der NGO aufgenommen. Die Erstellung der Broschüren �Production methods and techniques in organic agriculture� (Metode şi tehnici de producţie în agricultura ecologică) und �Ecological production� (Producţia agroalimentară ecologică) wurde von ProRuralinvest koordiniert. Aktivitäten, wie die Teilnahme am Projekt �Organic Chain Development in the Southern Caucasus, Moldova and the Kyrgyz Republic (July 2005 - December 2006)�, in dessen Rahmen eine Umfrage

14 Gespräche des Verfassers mit Mitarbeitern von BIOS, 2007 15 Gespräch des Verfassers mit Iurie Senic, 04.09.2007. Die Angaben bezüglich der Anzahl der Seminare konnte bisher nicht von anderen Quellen bestätigt werden.

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Bildung und Ausbildung im Agrarbereich und der Ökologischen Landwirtschaft in Moldawien

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unter Verbrauchern zu ökologischen Lebensmitteln durchgeführt wurde, scheinen oft nicht in praktische Maßnahmen umgesetzt zu werden, bzw. enden mit der Finanzierung durch die Gelgeber. Das Projekt �Agrotourism and Organic Farming - Polish Experiences for Moldova� wurde 2005 von der �Lower Silesian Foundation for Sustainable Development� und den Moldauischen NGOs Eco-Tiras, Habitat, Pelican und SOFAMA begonnen. Es wurden einige Seminare mit weiteren NGOs wie BIOS und einem Zusammenschluss von zwölf landwirtschaftlichen Betrieben �GLORIABIOS� durchgeführt. Im Juli 2005 wurde in Rahmen des Projektes eine Studienfahrt von 21 Moldauern nach Polen veranstaltet. BIOS wurde 1993 gegründet, hauptsächlich von Wissenschaftlern aus den Gebieten Bodenkunde und anderen Naturwissenschaften, denen Umweltschutz und Nachhaltige Landwirtschaft am Herzen lag. An drei Standorten im Lande unterhielt BIOS bis 2006 Pilot-Dörfer auf deren Flächen Maßnahmen zur nachhaltigen Landbewirtschaftung durchgeführt wurden. Dazu gehörten u.a. Erosionsschutzmaßnahmen, Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit ohne synthetische Düngung sowie biologische Pflanzenschutzmaßnahmen. In den Dörfern befand sich jeweils ein �Training Center� mit Informations- und Ausbildungsmaterial zu nachhaltiger- und ökologischer Landwirtschaft. BIOS hat zusammen mit der FNFM und ACSA zwischen 1999 und 2006 unzählige Seminare und Informationstage veranstaltet. Des Weiteren betreibt BIOS aktiv Öffentlichkeitsarbeit durch Radiosendungen, Veranstaltungen an Schulen, und der Herausgabe von Büchern und Broschüren und dem BIOS Bulletin �Biosynopsis�. Die Aktivitäten von BIOS sind seit 2006 aus Mangel an Projekten und damit Geld stark zurückgegangen. Die kritische Haltung von BIOS gegenüber der derzeitigen Regierung verstärkt dieses Problem vermutlich. Jedoch verfügt die Organisation noch über eine gute Infrastruktur, erfahrene Mitarbeiter und Mitglieder, die für ein Engagement in zukünftigen Projekten zur Verfügung stehen.

Abbildung 3: BIOS-Seminar mit Landwirten und Beratern

Foto: BIOS

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Bildungsaktivitäten und Besuche im Rahmen des ASA-Projektes �Organic Agriculture and Rural Development�

State University "Alecu Russo� in Bălţi

06. September 2007. Wir besuchten die Universität zusammen mit Dr. habil. Boris Boincean, Universitätsdozent. Er hat vor vier Jahren den Studiengang für Agrarökologie, in dem er auch Vorlesungen hält mit begründet. An der Fakultät wurden wir Dozenten vorgestellt, die bei Boincean promoviert hatten, natürlich mussten wir auch dem Dekan die Hand schütteln, bevor es losging. Wir durften nämlich einen �organisierten� Erfahrungsaustausch mit gestalten. Zu dem Zweck wurden Studenten aus verschiedenen Studienjahren in einen grossen Saal mit Bühne und Klavier beordert. Und wir beide haben uns dann vorgestellt - wo und was wir in Deutschland studieren, wieso wir in Moldova sind, was wir hier bisher erlebt haben etc. Darauf setzten wir zwei Blöcke von ca. 15 Minuten, in denen wir über Ausbildung in der Landwirtschaft (universitär und nichtuniversitär) und über Ausdehnung und Märkte der Ökologischen Landwirtschaft in Deutschland erzählten. Leider war keine Tafel im Raum, an die man hin und wieder etwas hätte zeichnen können. Boris Boincean hat alles auf Rumänisch übersetzt, dabei betont wie wichtig es für moldauische Studenten wäre Englisch zu lernen, und hat uns als beste Beispiele, die Sprachkenntnisse betreffend gepriesen. Die ca. 50 Studenten waren wie überall auf der Welt nicht alle am Thema interessiert. Einige fanden es aber doch sehr spannend, und stellten Fragen über das deutsche Bildungssystem. Boincean bat uns nach der Veranstaltung, ihm Studienpläne und Informationen über Lehrmaterial von der Uni Kassel-Witzenhausen zu senden. Abbildung 4: Mit Boris Boincean auf den Flächen des Research Institute for Field Crops

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Bildung und Ausbildung im Agrarbereich und der Ökologischen Landwirtschaft in Moldawien

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UASM (State Agrarian University) Vortrag & Diskussion am Fachgebiet �Protecţia Plantelor� 12. September 2007. An der Obst- und Gartenbaufakultät (Horticultura), Fachgebiet Pflanzenschutz (Protecţia Plantelor). Ungefähr 20 Studenten aus verschiedenen Jahrgängen sind gekommen, alle studieren im Studiengang �Protecţia Plantelor�. Pavel, Student im fünften Jahr Diplom-Studium übersetzt zwischen Englisch und Rumänisch. Nach unserer Vorstellung durch die Dozentin Dr. Asea Timuş geben wir einige Informationen über unseren Praktikums-Aufenthalt in Moldawien und unsere Universitäten in Deutschland. Daran schliessen wir einen Block über �Grundsätze und Techniken im Öko-Landbau� an. Auf Fragen, was sie schon über Ökologische Landwirtschaft wissen, kommen kaum Antworten. Keine Pestizide und Kunstdünger � das ist alles. Wir versuchen es mit der Frage, wer von einem Bauernhof stammt? Da kommt Unsicherheit auf, ob das wohl als Bauernhof zählt, was ihre Familie bewirtschaftet. Fünf Studenten sind sich sicher, dass sie von einem Bauernhof stammen. Einer davon ist ein 3 ha grosser Acker-Gemüsebaubetrieb. Sie bauen hauptsächlich Paprika (Sweet Pepper) und auch Getreide an. Ein zweiter Betrieb hat 600 ha, davon immerhin 50 ha eigenes Land. Dies zeigt schon sehr schön die beiden Pole der moldauischen Betriebskonzepte auf, die beide als zukunftsfähig gelten: Die Intensivierung und die Wachstums-Strategie. Langsam kommen auch Fragen zum Öko-Landbau von wenigen Studenten, die Englisch beherrschen. Am meisten interessieren der Pflanzenschutz und die Wirtschaftlichkeit der Bioproduktion. Die Ökonomie beschäftigt die moldauischen Studenten am meisten. Wie setzt sich das Einkommen eines deutschen Bauernhofes zusammen. Das EU-Subventionssystem ist ihnen fremd. In Moldova wird Landwirtschaft nicht so stark subventioniert. Wie verkraftet es ein Öko-Betrieb in Deutschland, wenn er so starke Ernteausfälle hat, wie die Moldauer dieses Jahr? 2007 war in weiten Teilen des Landes von extremer Trockenheit gekennzeichnet. Die Ernteausfälle betrugen bei den wichtigsten Feldfrüchten (nach Anbaufläche) Mais � 80% und Sonnenblumen 75%. Ich stelle meinen elterlichen Betrieb Bioland-Hof Mammel als Beispiel für eine Einkommensdiversifizierung vor und ziehe Parallelen zu moldauischen Verhältnissen. Anhand von mitgebrachten Fotos erkläre ich die verschiedenen Betriebszweige, welche die finanziellen Standbeine des Hofes bilden. Die Vermarktung gliedert sich ebenfalls in verschiedene Wege auf. Es kommen zahlreiche weitere Fragen, vor allem zur Vermarktung und Preisen. Die Fotos machen die Runde, es wird lebhaft diskutiert. Nach der Veranstaltung vereinbaren wir mit Asea Timuş eine weitere Stunde über Ökologische Landwirtschaft in der folgenden Woche.

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Abbildung 5: In der UASM, Fakultät Agrartechnik

Abbildung 6: nach einer Veranstaltung am Studiengang �Protecţia Plantelor�

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Bildung und Ausbildung im Agrarbereich und der Ökologischen Landwirtschaft in Moldawien

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Besuch des FNFM-Zentrums in Edineţ

02. Oktober 2007. Das Zentrum für Beratung und Koordination, welches für vier Kreise im Norden Moldovas zuständig ist, hat drei Mitarbeiter. Die Direktorin, Frau Dr. Gaitur hat ist promovierte �Zootechnikerin� und war schon mal Direktorin eines Landwirtschaftlichen Collegiums (Colegiul de Zootehnie din Brătuşeni). Sie ist ganz begeistert von ihrer Arbeit im Bereich Milchviehzucht. Bei ein paar Bauern, die Sie berät, hat sie den Einbau von Melkmaschinen organisiert. Sie führt Fleckviehsamen aus Deutschland ein, um die Milchkühe in der Region zu verbessern. Die moldauischen Kühe haben im Moment ca. 3.000 Liter Jahresmilchleistung, die deutschen 8.000-10.000 Liter. Das zu erreichen, müsse das Ziel sein. Sie zeigt uns Prospekte von deutschen und österreichischen Simmentaler Zuchtverbänden � mit einem Leuchten in den Augen. Die Verknüpfung von Ackerbau und Viehhaltung hält sie für essentiell. Ihre Idealvorstellung für die Landwirtschaft in der Region sind Höfe mit einer Grösse von min. 320 ha. Die Begründung ist, dass in der Fruchtfolge mindestens 50 ha Zuckerrüben jedes Jahr sein sollten, um wirtschaftlich zu sein. Der President des FNFM-Zentrums Edineţ, Dr. Munteanu hatte von 2002-04 ein Projekt �Organic Agriculture� koordiniert, das von Avalon oder Cordaid (NL) finanziert wurde. Er hat Pläne, die Öko-Landwirtschaft im Norden Moldovas zu entwickeln. Er stellt uns stolz das geplante Label und den Entwurf einer Broschüre vor, die demnächst in Druck gehen soll. Es soll ein Verband von Biobauern im Rahmen der FNFM werden. Sie wollen mit Ecocert aus Cluj (RO) zusammenarbeiten. Dr. Munteanu rechnet damit, dass einige der Bauern, die bei dem Projekt vor drei Jahren dabei waren, bei dem neuen Verband mitmachen werden. Auch um den Absatz der Öko-Produkte hat er sich schon Gedanken gemacht. Sowohl im Inland, als auch in Slowenien und der Schweiz weiß er von interessierten Abnehmern.

Abbildung 7: FNFM-Zentrum in Edineţ, in der Mitte Dr. Munteanu

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Bildungsaktivitäten mit BIOS ! Teilnahme und Vortrag beim internationalen �HCH and Pesticides Forum� vom 20-22.

September 2007 in Chişinău (siehe Anhang) ! Interview mit Lutz Mammel und Jens Treffner über Ökologische Landwirtschaft bei Radio

�Vocia Bessarabia� in Chişinău. ! Artikel für das BIOS Bulletin �Biosynopsis�, von Elena Bivol ins Rumänische übersetzt

(im Anhang) ! Vorarbeit für Artikel für das Landwirtschaftsmagazin �Fermierul� � verfasst von Dr. Asea

Timuş, BIOS-Mitglied (im Anhang)

Abbildung 8: Interview bei Radio �Vocia Bessarabia�

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Bildung und Ausbildung im Agrarbereich und der Ökologischen Landwirtschaft in Moldawien

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Quellenverzeichnis

ACSA National Agency for Rural Development: http://www.acsa.md ASA-PROGRAMM: http://www.asa-programm.de ASM (Academy of Sciences of Moldova): http://www.asm.md/index.php?go=sectii&sec=5&struct2=1&general=1&new_language=1 AUSWÄRTIGES AMT DER BRD: http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/01-Laender/Moldau.html AVALON: Organic chain development in Caucasus, Moldova & Kyrgyz Republic. Artikel vom 01.04.05, http://www.avalon.nl/data/asp/pagina.asp?volgnr=130&subject=agenda&land=uk (30.08.2007) BIOS: http://www.bios.ong.md BIOS: Annual Report 2004, Chişinău 2005 BIOS: Biosynopsis Nr. 1 Februar 2005 (Jubiläumsausgabe) BOTSCHAFT DER REPUBLIK MOLDAU IN BERLIN: http://www.botschaft-moldau.de/de/landesprofil.html CIUBOTARU, VALENTIN; BIVOL, ELENA (BIOS): Agricultura Durabila � pentru noi si Generatile viitoare, Chişinău 1999, Firma editorial-poligrafica �Tipografia Centrala� Conference on development of ecological agriculture in Moldova 2006, Invitation and Program, http://mariecurie.org/pipermail/mcfa-ro_mariecurie.org/2006-February/000199.html (19.01.2008) GLEN: http://www.glen-europe.org MAFI (Ministry for Agriculture and Food Industry): http://www.maia.gov.md MAFI und MENR: National Strategy for Republic of Moldova Agro-industrial Complex Sustainable Development (2008-2020), Draft Version, Chişinău 09.10.2007 (Kopie beim Verfasser) Masa Rotundă Naţională: Dezvoltarea durabilă şi producerea produselor ecologice în Republica Moldova MAIA, Chişinău, RM, 12 decembrie 2007, http://www.cder.md/activities/15/ (19.01.2008) MENR (Ministry for Ecology and Natural Resources): http://www.mediu.gov.md MET: Structura sistemului de învăţămînt din Moldova (Moldauisches Bildungssystem) http://www.edu.md/?lng=ro&MenuItem=3&SubMenu0=1

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MET: Strategy for the optimization of the network of pre � university educational institutions from the Republic of Moldova (2008 - 2015), Chişinău 28.10.2007. Verfasser: Tudor Cojocaru, Head of the Directorate for Analysis, Monitoring and Evaluation of Policies. MOLDSTAT (Biorul National de Statistica al Republicii Moldova): Activitatea instituţiilor de învăţămînt superior, la începutul anului de studii 2007/2008, Chişinău 26.12.2007. http://www.statistica.md/dates.php?lang=en&ct=25 MOLDSTAT: Activitatea instituţiilor de învăţămînt primar şi secundar general la începutul anului de studii 2007/2008. http://www.statistica.md/dates.php?lang=en&ct=25 REC Moldova: http://www.rec.md PREWITT, GEOFFREY D. (UNDP Regional Center Bratislava): Increasing Financial Sustainability and Capacity of CSOs in Moldova, Draft Concept Note, September 2007 (Kopie beim Verfasser) PRORURALINVEST: ProRuralInvest NGO Profile, Chişinău 23.03.2006 (Kopie beim Verfasser) REABCINSKY, VYACHESLAV: NGOs in Moldova: A Brief Introduction, September 2005, http://www.labforculture.org/en/Directory/Region-in-focus/Previous-Regions-in-Focus/Moldova UASM (Universitatea Agrară de Stat din Moldova): http://www.uasm.md Universitatea de Stat "Alecu Russo�, Bălţi: http://www.usb.md WIERSING SUDAU, MICHAEL: Das unbekannteste Land Europas, Chişinău November 2007. Artikel zu beziehen beim Autor: [email protected]

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Bildung und Ausbildung im Agrarbereich und der Ökologischen Landwirtschaft in Moldawien

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Anhang

Ausschreibungstext des ASA-Projektes

Organic Agriculture and Rural Development Berufsfelder: Agriculture, Farming Studienrichtung: Agronomy, Agricultural Science, Ecological Agriculture Sprache(n): Englisch, Rumänisch/ Russisch (von Vorteil) The "Austrian North-South-Institute for development cooperation" (ÖNSI) is a non governmental organisation aiming at the enhancement of democracy and civil society in developing countries. For this project ÖNSI cooperates with the Moldavian organisation BIOS. BIOS was founded in 1993 and works in the fields of soil conservation and environmental protection in rural areas as well as public awareness creation for these topics. ÖNSI sets the framework and financially supports the project whereas BIOS is the local partner organisation that coordinates the on-site implementation in Moldova. The project focuses on organic agriculture and rural development in Moldova with special attention paid to small holders and small scale farmers. Before their stay the GLEN-interns are expected to review literature on organic agriculture and translate it into English. Furthermore, they should look for examples of exemplary organic agriculture in Germany, Austria or Switzerland as well as in Eastern Europe, that are suitable for Moldavian visitors. They will work on a farm and analyse the cultivation process. Additional tasks will be the design of a website for the project, participation in a workshop for Moldovan students and preparation of information material. The GLEN scholars are invited to share their skills and knowledge. They will experience organic farming and its application in a developing country. BIOS will supervise and assist the interns in their work. It is important that the scholars have profound knowledge in organic farming. The project starts in spring 2007 but GLEN-internship is scheduled to run between July and December 2007. The preparatory phase of the project will take place in English. The GLEN project team will be composed of one German and one Estonian participant. For the German place, applications from Schleswig-Holstein, Hamburg and Bremen are particularly welcome. Vorgeschlagen von: Dr. Othmar Bayer und Mag. Friedarike Santner (Austrian North-South Institute for Development Cooperation – ÖNSI)

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Vortrag beim internationalen �HCH and Pesticides Forum� in Chişinău

ALTERNATIVE PLANT PROTECTION STRATEGIES

- HOW TO AVOID PESTICIDE-DERIVED ENVIRONMENTAL THREATS-

L. MAMMEL¹, J. TREFFNER²

¹Faculty of Organic Agricultural Sciences, University of Kassel, Steinstrasse 19, 37213 Witzenhausen; ²Faculty of Agricultural Sciences, University of Hohenheim, Stuttgarter Strasse 10, 70794 Filderstadt Abstract

The common practice of pesticide use in modern agriculture carries several dangers. Problems like bioaccumulation of Persistant Organic Pollutants (POPs) in animals and man, discharges of poisonous substances into ecosystems, agent residues in food and contaminated feed and thus threats to human health need to be discussed with regard to long-term effects. A feasible way to completely avoid the application of synthetic pesticides in plant protection is the use of and cooperation with natural regulation processes in agricultural production by implementation of organic farming principles. The authors propose the conversion from conventional farming to the ecologically, socially and economically sound and sustainable practices of Organic Agriculture. Especially worth mentioning is its potential for the reduction of fossil fuel consumption and thereby contributions to the mitigation of climate change. Abbildung 8: Folie aus der Präsentation beim �HCH and Pesticides Forum� in Chişinău

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Artikel für das BIOS Bulletin �Biosynopsis�

History of Organic Agriculture in Germany and adjacent german-speaking countries Jens Treffner, Lutz Mammel At the end of the 19th century, European agriculture faced huge challenges. With the ever growing population and the movement of labour from the fields to factories, more mouths had to be fed with less workforce available. Scientists who invented the concept of yield-limiting nutrients, devised a procedure to fixate precious airborne nitrogen into a plant-available form and the early chemists who found out about effects of heavy metals on plant diseases, promoted the idea of a modern agriculture based on non-farm inputs. At the same time, engineers developed cars and the first tractors – that could plough a field a lot faster and more convenient than ploughing with animals ever could. With the beginning of the 20th century, negative side effects of this promising production system occurred: For the first time, damages on soils like compaction, exhaustion, the decline of food quality, as well as the increase of plant diseases became visible. Through the purchase of mechanization and agrochemicals, peasants got indebted and the farms existence threatened. There was fear about the demise of the whole way of traditional farmers´ lives and culture. This made some people think about agriculture in a broader sense. These pioneers of organic agriculture, as we know it today, had different motivations. Common to all of them was the awareness for natural processes in and around a farm and the interactions between soil health, plant vitality and the well being of men and society. Sometimes based on scientific knowledge, sometimes occult and empirically, they based their movements on vegetarianism, back-to-nature-settlements or naturopathy. Between the two world wars, two major farming movements dealt with un-conventional and non-industrial ways of land cultivation: 1. the 'natural farming' movement, 2. bio-dynamic farming, based on the ideas of anthroposophics brought into being by Rudolf Steiner. From 1930 on, biodynamic farming was first adopted on big estates in Germany´s eastern regions. Forbidden during the war, it was mostly family-farms in the new West-Germany that kept the idea of a farm as an entity situated both in the physical and transcendent world, alive until the 1950s. Caused by experiences with small-scale farmers in Switzerland and trials concerning the soils' fertility, the couple Hans and Maria Müller developed their idea of bio-organic farming, later on approved by the German microbiologist Hans Rusch. It was based on preservation of families and farms and the protection of traditions and culture, connected with the responsibility for nature and consumers. They spread their knowledge from the early 1950s on. Unfortunately these people and their alternative thoughts concerning agriculture, natural environment of farms and healthy ways of consumption and lifestyle did not reach many people. It was only in the late 1960s and the seventies, that farmers, young people and consumers became aware for environmental issues and gave new life to the movement of organic agriculture. With ideas like environmental protection, pacifism, christian beliefs and anti nuclear energy in mind, these young people were diverse regarding their views, but strong in numbers and the will to show up alternatives to the normal lifestyle at that time. Many farms were converted to organic farming, though there were still hardly any rules to stick to and many failures were committed. But those young farmers had a strong consumership by their sides: Hand in hand they built strong producer-customer relationships and realized their ideas of local food markets. In this context, also on-farm processing (making dairy products, baking bread a.s.o.) and farm-shops came to life – the demand for healthy food from healthy farms and thus happy customers could be covered. With the movement reaching many regions and a growing consumership came the need for common standards and a label to mark organic

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products. The farmers founded grass-roots associations, some only regionally, some germany-wide, similar to the developments in Switzerland and Austria. In 1972 several movements founded an umbrella organization called „International Federation for Organic Agricultural Movements“ - IFOAM, in order to link organic and like-minded movements from around the globe. To understand the economic situation, organic farmers in the 1970s and 80s were in, it is important to know something about agricultural policy. After WW II European governments subsidised their farmers in order to secure affordable food supply for the growing labour in the 2nd and 3rd sector. Another reason, a social one, was the involvement of farmers into the economic development of their countries with growing incomes and higher prices. With the foundation of the EC (European Community) and its Common Agricultural Policy from the 1960s on, huge amounts of the EC household (50% and more) went to the agricultural sector and mainly into output-based subsidies and price support. With lower yields due to the ban on synthetical fertilizers and non-existing markets for some products like sugar beets, organic farmers always were left out of big parts of subsidisation. Their outputs never were as high as those of their conventional neighbours. This was a major driver for organic farmer´s imaginativeness concerning their crop diversity and on-farm processing, marketing by box-schemes and farmer's markets as well. By these means they could partake in the added value along the organic food chain – better than conventional farmers who sold their yields right after harvesting without further processing. By the end of the 1980s EC's agricultural policy-makers realized that subsidised surplus production lead to high storage costs of overproduction, state-dependent farmers and bad impacts for the environment. Several reforms were carried out and, for the first time, extensive production methods were encouraged by agro-environmental programmes. These programmes intended to cut down surplus production and regulate threats to the natural environment in sensitive areas like watersheds and touristic regions. By the beginning of the 1990s EU decision-makers realised how good organic agriculture actually matched with their own policy aims. Lower storage costs, environment-friendly practices, safe food for the people and less surplus production have to be named here. In the year of 91 the European Council passed the Regulation on Organic Production that became operative in 1992. This was a big step in the history of Organic Agriculture. For the first time an EU-wide law regulated things like production, processing, trade, controls, certification and labelling of organic products. Contrary to the standards of the private farmers' associations it was a reliable basis for traders and processors. Immediately more farmers converted their farms, processors in the food industry jumped on and organic products slowly found their way even to the shelves of (organic) supermarkets. With several food scares, the worst of them the BSE crisis in 2001, the new millennium brought a so-called „Bio-Boom“ in Germany, with governmental actions and a state wide label. In Switzerland and Austria decision makers realized OA's potential well before, due to their mountainous areas with mainly grassland and already extensive practices. Today about 5% of land in Germany is farmed organically, the share of the farms constitutes about 4.8%. The share of organic food on the whole food market constitutes about 3% with a lot of raw materials and even processed goods coming from abroad – a pity for german farmers who can not compete with the low production costs in other countries; most consumers nowadays care more about their health, altruistic motivations from former times (70s and 80s) only play a minor role. Farmers’ motivations to farm organically changed as well, economic reasons are the main drivers for conversion and many of new organic farmers do not want to be members of the 'old' associations that once brought the organic movement to new shores. These old associations today think about ways to keep their profile as responsible people with production methods that bring additional values for the customer, the latest discussions include better social standards in OA . (Der im BIOS Bulletin erschienene Text wurde auf Rumänisch übersetzt)

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Bildung und Ausbildung im Agrarbereich und der Ökologischen Landwirtschaft in Moldawien

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Artikel für �Fermierul� (Dr. Asea Timus)

Povestea fermei organice Mammel din Germania

Anterior, am tot discutat despre diverse aspecte ale agricultrii ecologice, dupa modelul unei ferme din Germania. In continuare vom povesti despre familie, fiul lor student la agricultura ecologica, care a avut amabilitatea sa ne povesteasca aceste aspecte din propria experienta si pe aceasta cale ii multumim mult.

Lauterach, este un satuc mic din Sudul Germaniei situat in lantul montan cu

denumirea „Schwäbische Alb“. Satul si arealul din jur, este situat intre altitudinea 560-700 m de asupra nivelului marii. Suma medie a precipitatiilor anuale sunt 730 mm, iar T°C medie anula 7,5°C. Aceste conditii sunt favorabile pentru cultivarea diverselor plante agricole. Familia Mammel are 27 ha in Lauterach, condusa organic sau ecologic deja de 32 de ani. Cultivarea plantelor agricole, zootehnia, procesa-rea si vanzarea productiei este efectuata de 4-6 persoane: tatal Woldemar, mama Hildrun, al doilea fiu Max cu nevasta lui Szilvia, permanent lucreaza la ferma. In unii ani, sunt acceptati 1-3 studenti sau elevi, care isi desfasoara practica de producere. Familia Mammel, a inceput afacerea in agricultura organica, acum 32 de ani, sau cand Moldovioara nostra era o “sora” mica in Uniunea Sovietica si despre ecologie nici ca se discuta. Familia a cumparat o ferma mica dupa conceptia lor, doar de 5 ha, si cultivau diferite culturi, experimentand diverse tehnologii si tot ei se ocupau de propriile vanzari. Ulterior, ferma a crescut pana la 15 ha de pasuni si fanete, plus 12 ha de culturi, astfel au putut combina cresterea animalelor si plantelor agricole.

La ferma cresc 20 vaci si 4 cai, si toate impreuna produc necesarul de balegar pentru obtinerea valoroaselor ingrasaminte organice. Necesarul de carne si lapte, la fel sunt obtinute de la propriile animale. Vacile, sunt de rasa sud-germana “Hinterwälder”, iar calitatea carnei este extraordinar de buna. Cel mai important, vacile au talie mult mai mica, astfel versantele sau pantele de pastorit, sunt putin afectate de greutate, adica mai putin distrug cu copitele vegetatia si solul. Pe langa pascut iarba, animalele sunt hranite suplimentar cu leguminoasele cultivate tot la ferma lor: trifoi si lucerna. Asolamentele acestei ferme organice, au cateva scopuri: 1) combate-rea buruienilor si daunatorilor, 2) acumularea substantelor nutritive in sol, 3) marketingul pentru culturile leguminoase. Asolamentul Mammel, contine aproximativ o patrime de leguminoase pentru furaj (trifoiul sau lucerna) si totodata servesc ca ingrasaminte verzi sau acopera solului dupa recoltarea altor culturi. Pentru banii familiei, sunt cultivate cerealierele: graul, secara, ovazul si orzul. Orzul este cultivat impreuna cu lintea, planta ca-m uitata nu numai pe la noi, dar si la ei, de aceea este crescuta doar in Sudul Germaniei, respectiv considerata specialitate rara. Fermierul organic Woldemar Mammel, a inceput sa cultive lintea, acum 20 de ani pentru imbunatatirea propriei diete, inclusiv pentru ameliorarea biodiversitatii locale. Alte plante care sunt cultivate la aceasta ferma sunt: cartoful, morcovul, ceapa, varza, dovleacul, salata si prazul. Aceste culturi necesita foarte multa munca manuala in timpul vegetaiei si respectiv, consuma mult timp. Pentru intretinerea culturilor in timpul vegetatiei, familia Mammel au diverse masini si unelte agricole, unele, atentie de o vechime mai mult de 50 de ani. Fiul Max, are misiunea de-a cultiva aceste culturi cu ajutorul masinelor tractate, adica trase de cai, fiindca tehnica de greutate mare, aproape ca nu este iubita in Germania, in special de fermierii organici. Foarte apreciabil este ca, Max lucreaza cu caii nu numai din nostalgie fata de animale, dar si ca o contributie la reducerea consumului produselor petroliere. Astfel contribuie si retinerea schimbarii climei. Iata acel bob de grau dintr-un lan, amintit in lucrarile anterioare, care de data aceasta face alte boabe, spre bucuria tuturor bune. Merita fiecare sa ia exemplu.

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Cele mai mari probleme ce tin de protectia plantelor impotriva daunatorilor, sunt renumitele culturi de cartof si varza. Combaterea gandacului din Colorado, are loc cu preparatele biologice in baza bacteriei Bacillus thuringiensis. Utilizarea nu este usoara, fiindca sunt necesare conditii climaterice perfecte, altfel ploile pot spala produsul si mor doar larvele cele mici. Pentru varza, impotriva mustei verzei Delia radicum, familia Mammel, foloseste pelicula, adica acopera solul si tulpinile plantelor pentru ca musca sa nu aiba acces la tulpina, unde prefera sa depuna ouale. Totusi, cea mai efectiva masura de combatere este renumitul asolament, sau “clinica” naturala a oricaror plante impotriva daunatorilor. Culturile revin pe campuri, doar peste 5-7 ani. Marketingul propriilor produse este urmatorul. Piata interna a produselor organice nu intotdeauna platesc justa valoare, chiar si in Germania. De aceea, fermierii se ocupa de propriul marketing, inclusiv si familia Mammel. Pentru aceasta, ei prelucreaza sau procseaza marfa si o propun spre vanzare singuri. Mama Hildrun, coace paine din propriile cereale. Marea majoritate a graului si secarei, este curatat acasa si impachetat in pungi de 25 kg si vandut la brutariile regionale, care produc paine ecologica. Lintea cultivata la de Mammel, la fel este curatata cu masina speciala chiar la ferma, dupa care este impachetata in pungi de 500 g. Lintea ecologica produsa de ei, este insotita de emblema acestei ferme, success foarte mare, si vanduta la magazinele si restaurantele ecologice din Sud-Vestul Germaniei. Cartoful, legumele si alte produse ecologice sunt vandute angro la piata organizata saptamanal, in micul oras Munderkingen (7 mii de cetateni), care se afla la 7 km de ferma lor din satul Lauterach. Tineretul bovin, este sacrificat dupa un an de viata la un microabator din satul vecin si aici la fel este impartit in bucati. Clientii cumpara de pe loc, aceste bucati de cate 5-10 kg. In general marketingul lor este format din 4 surse: 1) magazinul de la ferma, 2) piata saptamanala din Munderkingen, 3) cereale si legume vandute in magazinul ecologic din orasul Ehingen, situat la 13 km de satul lor, si 4) lintea cu propria emblema, vanduta in magazinele si restaurantele din Sud-Vestul Germaniei. Anul 2007, a fost an greu pentru agricultura din Germania, din cauza precipitatiilor frecvente si abundente din perioada de vara. Cerealele au fost afectate de mucegaiuri, iar cartoful atacat de Phytophtora infestans – fitoftoroza, respectiv recoltele au fost mici. Aceste situatii, care nu sunt frecente, respectiv nu sunt nici descurajatoare, fiindca ferma Mammel, isi compenseaza pierderile financiare din acea diversitate de culturi, care le au produse obtinute si bineinteles, din propriul marketing. Multumim familiei Mammel, pentru amabilitate si sper sa foloseasca la cineva aceste informatii. Daca apar intrebari, suntem gata sa le oferim raspunsuri. (Aus dem englischen Original von Lutz Mammel durch Asea Timus übersetzt und ergänzt)