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Erscheinungsort Linz Verlagspostamt 4020 Linz Einzelpreis s 2.50 Offizielles Organ der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich (SLÖ) Folge 14 Wien - Linz, 21. Juli 1972 18. Jahrgang Neues Konzept bis 7. September Finanzministerium bereitet sich für die Verhandlungen mit der BRD vor — Einkommensgrenze soll fallen Am 3. Juli ist der Ausschuß für Entschädigungsfragen, der beim Finanzministerium gebildet worden ist und seit etwa einem Jahre Erhebungen über die noch nicht geregelten Ent- schädigungsansprüche angestellt hat, zusammengetreten. Das Finanzministerium wird bis zum 7. September ein Kon- zept für die Entschädigung erstellen. Dabei stehen drei Punkte auf dem Programm: eine Härteregelung, eine Stufenregelung und eine Gesamtregelung. Bei dieser Aussprache hat sich gezeigt, daß die mühevollen Arbeiten für die Beschaffung von Zahlenunterlagen, die sich der Verband Volksdeutscher Landsmannschaften hatte machen müssen, eigentlich nicht notwendig gewesen wären. Denn in den Anmeldungen der Vertreibungsschäden, die seit der Abwick- lung des Kreuznacher Abkommens bei den Finanzbehörden liegen, läßt sich ohnedies der Gesamtschaden abschätzen. Da- bei kommt das Finanzministerium sogar auf eine größere Ge- samtsumme als der VLÖ, der zur Grundlage seiner Berech- nungen die Mittelwerte der Entschädigungen in der Bundes- republik genommen hat. Nicht angemeldet wurden im Jahre 1961 die Schäden jener Geschädigten, die im Stichjahr 1955 ein Einkommen von mehr als 72.000 S gehabt haben. Schon immer wurde gegen diese Einkommensgrenze und gegen die willkürliche Wahl eines ein- zigen Jahres angekämpft. Nun scheint das Finanzministerium geneigt, die Einkommensgrenze fallenzulassen. Die wesentliche Frage, ob der Finanzminister schon in das Budget 1973 einen Teilbetrag einsetzen werde, wurde verneint. Nach dem Kreuznacher Abkommen muß aber erst Österreich den Umfang seiner Leistung auf andere Schadensgebiete als Hausrat und Betriebsinventar erweitern, ehe es in Verhandlun- gen über einen deutschen Beitrag eintreten kann. Allerdings ist dazu das Einsetzen eines Betrages in das Budget nicht erforderlich. Österreich kann auf Grund seines Konzeptes die Verhandlungen aufnehmen. Das Echo auf römische Überraschung Der Vatikan fand kein Wort für die Vertriebenen — Empörung in katholischen Kreisen Das Echo auf den Entscheid des Vatikans, in den Vertreibungsgebieten in Polen eine neue kirchliche Verwaltungsordnung nach polnischen Wünschen einzurichten, wird am deutlichsten durch einen Artikel von Dr. Paulus Sladek vom Orden der Augustiner-Eremiten, Seelsorger der Ackermann-Gemeinde, im „Volksbote" in Mün- chen. Der Artikel ist betitelt: „Rom weckt Zwei- fel unter den Katholiken". Der Verfasser berich- tet, daß zahlreiche Telephonanrufe, Briefe, per- sönliche Anfragen zeigen, daß die Errichtung neuer Diözesen in den ehemals ostdeutschen Gebieten unter den Vertriebenen eine tiefe Be- unruhigung, wenn nicht Verwirrung und Empörung, ausgelöst hat. Er schreibt dazu: „Was die Vertriebenen seit den jüngsten ost- politischen Auseinandersetzungen empört und was sie bei der vatikanischen Entscheidung über die Neuerrichtung von Diözesen für polnische Katholiken von neuem betroffen registrieren, ist die allgemeine Gleichgültigkeit, mit der überall Politiker und öffentliche Meinung, jetzt also auch die römische Kurie, über die Vertreibung der Deutschen, jener millionenfachen Verletzung der Menschenrechte hinweggehen, als wäre dies eine längst erledigte Sache, seitdem die Ver- triebenen bei der Caritas nicht mehr um ein Hemd zu betteln brauchen. Es geht aber doch nicht um Klostersuppe oder um Heimweh, son- dern um das verletzte Rechtsbewußtsein von Millionen und um ein „in der Geschichte Euro- pas einmaliges Ereignis" (Pius XII.), durch das nicht nur Staatsgrenzen, sondern die jahrhun- dertealten Siedlungs- und Kulturverhältnisse Mitteleuropas gewaltsam verändert worden sind." „Die deutschen Vertriebenen", sagt P. Sladek weiter, „hätten durchaus Verständnis dafür, wenn der Vatikan nach 27 Jahren den seelsorglichen Schwebezustand für 9 Millionen polnische Ka- tholiken regeln will, um damit die ganze Kirche in Polen zu stärken. Sie können aber nicht ver- stehen, daß Rom bei dieser Gelegenheit die Vertreibung der Deutschen mit Schweigen über- gangen hat. Haben derartige seelsorgliche Re- gelungen nicht immer auch einen politischen Aspekt? Wenn der Vatikan bei einer solchen Regelung die Vertreibung der Deutschen über- geht, so muß dies in Polen wie auch sonst in der Welt in dem Sinn verstanden werden, als ob damit Rom den durch die gewaltsame Ver- treibung der Deutschen geschaffenen Unrechts- zustand mit seiner moralischen Autorität sank- tioniert. Hat das Schlagwort von der „normati- ven Kraft des Faktischen", das nur mühsam seine Identität mit dem falschen Grundsatz, daß Macht vor Recht gehe, verbergen kann, auch das Denken des Vatikans infiziert? Was sollen die Erklärungen bei der Römi- schen Bischofssynode, daß die Kirche überall der Anwalt der Schwachen und Ausgebeuteten sein müßte, was hilft der Appell des Papstes zum Weltfriedenstag: „Willst du den Frieden, schaffe Gerechtigkeit!", wenn kirchliche Maß- nahmen in ihrer psychologischen und politi- schen Auswirkung nur als die von Moskau laut geforderte „Anerkennung der Realitätten", also der bestehenden Machtverhältnisse, verstanden werden, ohne daß berücksichtigt wird, ob diese auf Recht oder Unrecht aufgebaut worden sind. Ihrer Sendung entsprechend soll die Kirche das Gewissen der Welt sein. Ihre moralische Glaubwürdigkeit hängt aber nicht davon ab, daß sie die christlichen Glaubensgeheimnisse gegen den Rationalismus unserer Zeit, sondern daß sie die Grund- und Freiheitsrechte des Menschen gegen die Ungerechtigkeit der Mächtigen dieser Welt verteidigt. Die Vertriebenen anerkennen durchaus die berechtigte Hirtensorge des Heiligen Vaters für die polnischen Katholiken. Mußte aber die Hir- tensorge des Vaters der ganzen Christenheit nicht auch den in Oberschlesien zurückgeblie- benen Deutschen gelten, denen das Grundrecht der muttersprach liehen Seelsorge verweigert wird? Das Schweigen des Papstes zu dieser seelsorgüchen Not ist um so schmerzlicher, als anscheinend polnische Bischöfe und Priester ge- gen die gewaltsamen Entnationalisierungsbestre- bungen des Staates nichts tun oder sie sogar selber fördern. Die Vertriebenen sind den deutschen Bischö- fen, insbesondere Kardinal Döpfner und Bischof Janssen, dafür dankbar, daß sie in ihrer Stel- lungnahme zu den römischen Maßnahmen nicht nur auf das Unrecht der Vertreibung hingewie- sen, sondern auch die Notwendigkeit einer außerordentlichen seelsorglichen Betreuung der Vertriebenen bekräftigt haben. Sie sind aber darüber bitter enttäuscht, daß die römische Entscheidung ihre besondere pa- storale Situation unberücksichtigt läßt. Diesen Eindruck kann auch die Ernennung der Kapitel- vikare von Ermland und Schneidemühl zu Apo- stolischen Visitatoren nicht auslöschen, weil die IV2 Millionen vertriebenen Deutschen aus der Breslauer Erzdiözese mit ihren mehr als 1200 Priestern durch dieses Dekret wie eine Herde ohne Hirt sich selbst überlassen bleiben." Prag bietet neue Lösung an Nach dem Scheitern der Gespräche von Ende Juni über die Normalisierung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der Tschechoslowakei und nachdem die deutsche Regierung Neuwahlen für den Spätherbst angekündigt hatte, startet die CSSR einen neuen Versuch, um noch mit der Regierung Brandt-Scheel einen Vertrag unter Dach und Fach zu bringen. Das Parteiorgan „Rude Pravo" hob am 8. Juli die Bereitschaft der Prager Regie- rung hervor, unverzüglich die Verhandlun- gen mit der Bundesregierung fortzusetzen. Das Parteiorgan betont ausdrücklich, es halte eine Einigung mit Bonn noch vor den Bundestagswahlen für möglich. Prag sei zu Zugeständnissen bereit. Um der deutschen Regierung die Furcht vor Benachteiligung der Sudetendeutschen zu nehmen, wenn das Münchner Abkommen als ungültig von Anfang an erklärt würde, ist Prag nach Darlegungen des KP-Organs bereit, die notwendigen Garantien zu geben. Als „un- begründet und absurd" bezeichnet das Sprachrohr der tschechoslowakischen KP Gerüchte über geplante Strafverfolgungen von Sudetendeutschen durch die Justizbe- hörden der CSSR. Über die fünfte Runde der Gespräche habe die deutsche Presse absichtlich ver- zerrte Darstellungen gebracht. Die CSSR- Delegation habe eindeutig festgestellt, daß der Status der Sudetendeutschen unverän- dert bleiben werde. Sie würden Ausländer bleiben. Individuelle Rechtsakte wie Trau- scheine und Sterbeurkunden würden selbst- verständlich ihre Gültigkeit behalten. Die Prager Delegation sei bereit gewesen, der deutschen Seite in diesen und anderen Fragen auf halbem Wege entgegenzukom- men, sie habe sogar die deutsche Seite aufgefordert, ihre Forderungen in einem Dokument zu formulieren. „Rude Pravo" bemerkt, daß niemand die Gültigkeit der gegenwärtigen Grenzen zwi- schen der CSSR und der Bundesrepublik angezweifelt habe. Aber bei der Normali- sierung der Beziehungen führe kein Weg am Münchner Abkommen vorbei. Die deut- sche Delegation sei auf den tschechoslo- wakischen Vorschlag nicht eingegangen. ,,Rude Pravo" macht dafür die Sudeten- deutsche Landsmannschaft und einige ein- flußreiche CDU/CSU-Politiker verantwort- lich, unter deren Druck die Bundesregie- rung stehe. Brandt bleibt ungerührt Seine Antwort auf den Brief der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich Die Sudetendeutsche Landsmannschaft hat Bundeskanzler Willy Brandt in einem Schreiben im Zusammenhang mit seiner Äußerung in Wien, das Münchner Abkommen sei „zutiefst ungerecht gewesen" an die geschichtlichen Voraussetzun- gen dieses Abkommens erinnert. Die „Sudeten- post" hat diesen Brief in der Folge 12 veröffent- licht. Der Bundeskanzler wurde darauf hingewie- sen, daß man in erster Linie das Diktat von Saint-Germain als zutiefst ungerecht bezeichnen müsse, denn durch dieses und durch die nach- folgende Behandlung der Deutschen in der Tschechoslowakei wurde erst jene Situation ge- schaffen, aus der die Großmächte Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland (als Unter- zeichner des Vertrages von Saint-Germain) sich im Jahre 1938 veranlaßt sahen, die Gebietsab- trennung von der Tschechoslowakei zu fordern. Aus dem Bundeskanzleramt in Bonn ist nun die Antwort an den Bundesobmann Dr. Schembe- ra eingetroffen. Sie ist von Ministerialdirigent Dr. Per Fischer verfaßt und hat folgenden Wort- laut. „Sehr geehrter Herr Dr. Schembera, der Herr Bundeskanzler hat mich gebeten, ihr Schreiben vom 16. Juni 1972 zu beant- worten, in dem Sie zur Wertung des Münch- ner Abkommens und des Vertrages von Saint-Germain Stellung nehmen. Die Geschichte des schwierigen Verhältnis- ses der beiden Völker im böhmisch-mähri- schen Raum ist hier wohlbekannt. Allerdings steht jetzt die Frage, ob Saint-Germain un- gerecht war, nicht zur Diskussion. Daß der Vertrag von München seinerseits keine ge- rechte Lösung der Probleme darstellte, ¡st unbezweifelbar. Wichtiger als die Erörterung solcher Punkte ist jedoch heute die Frage, wie die Bundesrepublik Deutschland zu einem geordneten und entspannterem Zu- sammenleben mit den Völkern Ostmitteleuro- pas gelangen. Diesem Vorhaben diente der Vertrag mit der Volksrepublik Polen. Die Bundesrepublik Deutschland ¡st bemüht, mit der CSSR zu einem entsprechenden Vertrag zu gelangen." So kann man es auch machen: man kann ein- fach die Geschichte dort, wo sie dem eigenen Volk Unrecht angetan hat, nicht zur Kenntnis nehmen, dort aber, wo ihm Unrecht vorgeworfen wird, in diese Unrechtsbeschuldigung einstim- men. Zu einer derartigen Haltung würde sich kaum ein anderer Staatsmann des Westens, und schon gar nicht einer des Ostens verstehen. Das ist „neue deutsche Art". Die sozialdemokratischen Freunde aus dem Sudetenland hielten jetzt eben in Ulm eine inter- nationale Freundschaftstagung der Seliger- gemeinde. Mit ihnen wissen sich die Sudeten- deutschen Österreichs einig in der Beurteilung des Münchner Abkommens. Diese ist in der Fest- nummer der „Brücke" zum Ulmer Treffen wieder klar herausgearbeitet worden. Bundeskanzler Brandt, der diesen Sozialdemokraten ein Gruß- schreiben geschickt hat, ist ungerührt von solchen Feststellungen und will es offenbar bleiben, wie sein Brief beweist. Von Gott verlassen Von GUSTAV PUTZ Es blieb einer polnischen Zeitung vor- behalten, die Tatsache ins Licht zu rücken, daß die Vertriebenen — in polnischer Aus- drucksweise schamhaft „ehemalige Um- siedler" genannt - 24 Prozent der gläu- bigen und praktizierenden Katholiken in der Bundesrepublik stellen: „Praktisch ist jeder vierte Katholik ein ehemaliger Um- siedler, wobei es sich bei den Umsiedlern um ein auch in Polen bekanntes Element handelt, das in religiöser Hinsicht am ak- tivsten ist und religiöse Bekenntnisfragen besonders pflegt." So die Erkenntnis der Warschauer Kom- munisten-Zeitung ,Zycie Warszawy". Nach der derzeitigen konfessionellen Gliederung in der Bundesrepublik müssen diese 24 Prozent rund sechs Millionen gläubige und praktizierende Katholiken sein, eine gewiß beachtliche Zahl, wenn man den Prozent- satz des Kirchenbesuches in den deutschen Bistümern zum Vergleich zieht. Dem Vatikan sind die Erkenntnisse der polnischen Zeitung anscheinend nicht ge- läufig gewesen, als er am Vorabend des Festes der Apostel Petrus und Paulus diese sechs Millionen Katholiken und ihre Ober- hirten mit der Nachricht überraschte, bes- ser gesagt: schockierte, daß er für abge- trennte Gebiete Deutschlands in Polen eine neue kirchliche Verwaltungsordnung ein- geführt und neue Bischöfe eingesetzt habe. Dies nach kurzer Benachrichtigung der deutschen Bischöfe, denen die Sorge ob- liegt, den sechs Millionen vertriebenen Ka- tholiken den vatikanischen Schritt zu er- klären. Eine Beratung mit den deutschen Bischöfen schien den vatikanischen Diplo- maten nicht nötig. Und es gab der Kurie der Heilige Geist auch nicht ein (oder hat sie ihn, wie so oft schon in der Geschichte, Die nächste Folge unserer Zeitung wird mit dem Datum vom 11. August erscheinen. Für diese Ausgabe werden die Berichte bis späte- stens Montag, den 7. August erbeten. Redak- tion und Verwaltung der „Sudetenpost" sind dann wegen Urlaubs vom 11. August bis zum 3. September geschlossen. nicht gehört oder nicht hören wollen), in seine Verlautbarung auch ein Wörtchen einzustreuen, das bei den vertriebenen Katholiken Sinn und Verständnis für die Neuordnung hätte erwecken können. Rom muß in dieser Stunde von Gott verlassen gewesen sein. Wie es überhaupt, so oft sich die Kirche in weltliche Ordnungen ein- mengt, am Beistand Gottes gefehlt hat, sonst stünde die Kirche, die sich Kirche Gottes nennt, heute anders da. Vor Jahresfrist haben die polnischen Hirten das Danaergeschenk des Staates angenommen, das ihnen der Staat ganz gewiß nicht aus kirchen- und religions- freundlicher Gesinnung gemacht hat: die Überschreibung der geraubten Kirchen- gebäude in kirchlichen Besitz. Es hat sie dabei das Gewissen nicht gedrückt, daß — um zunächst einmal im katholischen Be- reich zu bleiben — die rechtlich eingesetz- ten deutschen Pfarrer und Ordensoberen durch einen Akt der Gewalt von ihren Pfar- ren und Kirchen vertrieben worden sind. (Anathema sit, sagt das Kirchenrecht: es sei verflucht!) Es hat auch der Vatikan nicht vor dieser Wegnahme von Rechten ge- warnt. Noch viel weniger haben sich pol- nische Bischöfe und römische Kurie daran gestoßen, daß auch nichtkatholische Kir- chen und Pfarrhäuser ihnen überantwortet worden sind — Teile des heutigen West- polen waren ja überwiegend evangelisch. Damals ist aber wenigstens auf dem Pa- pier - im Päpstlichen Jahrbuch - der An- schein aufrechterhalten worden, als gehör- ten die abgetrennten Bistümer noch zu „Germanien" und es gab sogar auf deut- schem Gebiet Vizekapitulare für die Diö- zese Ermland und die Freie Prälatur Schneidemühl. Denn die Kurie hatte sich immer auf den Standpunkt gestellt, daß sie Verwaltungsänderungen in ihrem Bereich erst auf Grund von Friedensverträgen vor- nehmen könne. Ja, als es nach der in Saint-Germain diktierten Abtrennung von Südtirol darum ging, für die österreichi- schen Anteile der Südtiroler Diözese Brixen einen neuen kirchlichen Verwaltungsbereich einzurichten, hielt Rom noch immer an der Fiktion fest, daß Tirol und Vorarlberg zur nunmehr im italienischen Staatsgebiet lie- genden Diözese Brixen gehören und be-

Das Echo auf römische Überraschung - Sudetenpost · Neues Konzept bis 7. September Finanzministerium bereitet sich für die Verhandlungen mit der BRD vor — Einkommensgrenze soll

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Page 1: Das Echo auf römische Überraschung - Sudetenpost · Neues Konzept bis 7. September Finanzministerium bereitet sich für die Verhandlungen mit der BRD vor — Einkommensgrenze soll

Erscheinungsort LinzVerlagspostamt 4020 LinzEinzelpreis s 2.50 Offizielles Organ der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich (SLÖ)

Folge 14 Wien - Linz, 21. Juli 1972 18. Jahrgang

Neues Konzept bis 7. SeptemberFinanzministerium bereitet sich für die Verhandlungen mit der BRD vor — Einkommensgrenze soll fallen

Am 3. Juli ist der Ausschuß für Entschädigungsfragen, derbeim Finanzministerium gebildet worden ist und seit etwaeinem Jahre Erhebungen über die noch nicht geregelten Ent-schädigungsansprüche angestellt hat, zusammengetreten.

Das Finanzministerium wird bis zum 7. September ein Kon-zept für die Entschädigung erstellen. Dabei stehen drei Punkteauf dem Programm: eine Härteregelung, eine Stufenregelungund eine Gesamtregelung.

Bei dieser Aussprache hat sich gezeigt, daß die mühevollenArbeiten für die Beschaffung von Zahlenunterlagen, die sichder Verband Volksdeutscher Landsmannschaften hatte machenmüssen, eigentlich nicht notwendig gewesen wären. Denn in denAnmeldungen der Vertreibungsschäden, die seit der Abwick-lung des Kreuznacher Abkommens bei den Finanzbehördenliegen, läßt sich ohnedies der Gesamtschaden abschätzen. Da-bei kommt das Finanzministerium sogar auf eine größere Ge-samtsumme als der VLÖ, der zur Grundlage seiner Berech-

nungen die Mittelwerte der Entschädigungen in der Bundes-republik genommen hat.

Nicht angemeldet wurden im Jahre 1961 die Schäden jenerGeschädigten, die im Stichjahr 1955 ein Einkommen von mehrals 72.000 S gehabt haben. Schon immer wurde gegen dieseEinkommensgrenze und gegen die willkürliche Wahl eines ein-zigen Jahres angekämpft. Nun scheint das Finanzministeriumgeneigt, die Einkommensgrenze fallenzulassen.

Die wesentliche Frage, ob der Finanzminister schon in dasBudget 1973 einen Teilbetrag einsetzen werde, wurde verneint.Nach dem Kreuznacher Abkommen muß aber erst Österreichden Umfang seiner Leistung auf andere Schadensgebiete alsHausrat und Betriebsinventar erweitern, ehe es in Verhandlun-gen über einen deutschen Beitrag eintreten kann. Allerdingsist dazu das Einsetzen eines Betrages in das Budget nichterforderlich. Österreich kann auf Grund seines Konzeptes dieVerhandlungen aufnehmen.

Das Echo auf römische ÜberraschungDer Vatikan fand kein Wort für die Vertriebenen — Empörung in katholischen Kreisen

Das Echo auf den Entscheid des Vatikans, inden Vertreibungsgebieten in Polen eine neuekirchliche Verwaltungsordnung nach polnischenWünschen einzurichten, wird am deutlichstendurch einen Artikel von Dr. Paulus Sladek vomOrden der Augustiner-Eremiten, Seelsorger derAckermann-Gemeinde, im „Volksbote" in Mün-chen. Der Artikel ist betitelt: „Rom weckt Zwei-fel unter den Katholiken". Der Verfasser berich-tet, daß zahlreiche Telephonanrufe, Briefe, per-sönliche Anfragen zeigen, daß die Errichtungneuer Diözesen in den ehemals ostdeutschenGebieten unter den Vertriebenen eine tiefe Be-unruhigung, wenn nicht Verwirrung undEmpörung, ausgelöst hat. Er schreibt dazu:

„Was die Vertriebenen seit den jüngsten ost-politischen Auseinandersetzungen empört undwas sie bei der vatikanischen Entscheidung überdie Neuerrichtung von Diözesen für polnischeKatholiken von neuem betroffen registrieren, istdie allgemeine Gleichgültigkeit, mit der überallPolitiker und öffentliche Meinung, jetzt also auchdie römische Kurie, über die Vertreibung derDeutschen, jener millionenfachen Verletzungder Menschenrechte hinweggehen, als wäre dieseine längst erledigte Sache, seitdem die Ver-triebenen bei der Caritas nicht mehr um einHemd zu betteln brauchen. Es geht aber dochnicht um Klostersuppe oder um Heimweh, son-dern um das verletzte Rechtsbewußtsein vonMillionen und um ein „in der Geschichte Euro-pas einmaliges Ereignis" (Pius XII.), durch dasnicht nur Staatsgrenzen, sondern die jahrhun-dertealten Siedlungs- und KulturverhältnisseMitteleuropas gewaltsam verändert wordensind."

„Die deutschen Vertriebenen", sagt P. Sladekweiter, „hätten durchaus Verständnis dafür, wennder Vatikan nach 27 Jahren den seelsorglichenSchwebezustand für 9 Millionen polnische Ka-tholiken regeln will, um damit die ganze Kirchein Polen zu stärken. Sie können aber nicht ver-stehen, daß Rom bei dieser Gelegenheit dieVertreibung der Deutschen mit Schweigen über-gangen hat. Haben derartige seelsorgliche Re-gelungen nicht immer auch einen politischenAspekt? Wenn der Vatikan bei einer solchenRegelung die Vertreibung der Deutschen über-geht, so muß dies in Polen wie auch sonst inder Welt in dem Sinn verstanden werden, alsob damit Rom den durch die gewaltsame Ver-treibung der Deutschen geschaffenen Unrechts-zustand mit seiner moralischen Autorität sank-tioniert. Hat das Schlagwort von der „normati-ven Kraft des Faktischen", das nur mühsamseine Identität mit dem falschen Grundsatz,daß Macht vor Recht gehe, verbergen kann,auch das Denken des Vatikans infiziert?

Was sollen die Erklärungen bei der Römi-schen Bischofssynode, daß die Kirche überallder Anwalt der Schwachen und Ausgebeutetensein müßte, was hilft der Appell des Papsteszum Weltfriedenstag: „Willst du den Frieden,schaffe Gerechtigkeit!", wenn kirchliche Maß-nahmen in ihrer psychologischen und politi-schen Auswirkung nur als die von Moskau lautgeforderte „Anerkennung der Realitätten", alsoder bestehenden Machtverhältnisse, verstandenwerden, ohne daß berücksichtigt wird, ob dieseauf Recht oder Unrecht aufgebaut worden sind.

Ihrer Sendung entsprechend soll die Kirchedas Gewissen der Welt sein. Ihre moralischeGlaubwürdigkeit hängt aber nicht davon ab, daßsie die christlichen Glaubensgeheimnisse gegenden Rationalismus unserer Zeit, sondern daß siedie Grund- und Freiheitsrechte des Menschengegen die Ungerechtigkeit der Mächtigen dieserWelt verteidigt.

Die Vertriebenen anerkennen durchaus dieberechtigte Hirtensorge des Heiligen Vaters fürdie polnischen Katholiken. Mußte aber die Hir-tensorge des Vaters der ganzen Christenheitnicht auch den in Oberschlesien zurückgeblie-benen Deutschen gelten, denen das Grundrechtder muttersprach liehen Seelsorge verweigertwird? Das Schweigen des Papstes zu dieserseelsorgüchen Not ist um so schmerzlicher, alsanscheinend polnische Bischöfe und Priester ge-gen die gewaltsamen Entnationalisierungsbestre-

bungen des Staates nichts tun oder sie sogarselber fördern.

Die Vertriebenen sind den deutschen Bischö-fen, insbesondere Kardinal Döpfner und BischofJanssen, dafür dankbar, daß sie in ihrer Stel-lungnahme zu den römischen Maßnahmen nichtnur auf das Unrecht der Vertreibung hingewie-sen, sondern auch die Notwendigkeit eineraußerordentlichen seelsorglichen Betreuung derVertriebenen bekräftigt haben.

Sie sind aber darüber bitter enttäuscht, daßdie römische Entscheidung ihre besondere pa-storale Situation unberücksichtigt läßt. DiesenEindruck kann auch die Ernennung der Kapitel-vikare von Ermland und Schneidemühl zu Apo-stolischen Visitatoren nicht auslöschen, weil dieIV2 Millionen vertriebenen Deutschen aus derBreslauer Erzdiözese mit ihren mehr als 1200Priestern durch dieses Dekret wie eine Herdeohne Hirt sich selbst überlassen bleiben."

Prag bietet neue Lösung anNach dem Scheitern der Gespräche von

Ende Juni über die Normalisierung derBeziehungen zwischen der Bundesrepublikund der Tschechoslowakei und nachdemdie deutsche Regierung Neuwahlen für denSpätherbst angekündigt hatte, startet dieCSSR einen neuen Versuch, um noch mitder Regierung Brandt-Scheel einen Vertragunter Dach und Fach zu bringen.

Das Parteiorgan „Rude Pravo" hob am8. Juli die Bereitschaft der Prager Regie-rung hervor, unverzüglich die Verhandlun-gen mit der Bundesregierung fortzusetzen.Das Parteiorgan betont ausdrücklich, eshalte eine Einigung mit Bonn noch vor denBundestagswahlen für möglich. Prag sei zuZugeständnissen bereit. Um der deutschenRegierung die Furcht vor Benachteiligungder Sudetendeutschen zu nehmen, wenndas Münchner Abkommen als ungültig vonAnfang an erklärt würde, ist Prag nachDarlegungen des KP-Organs bereit, dienotwendigen Garantien zu geben. Als „un-begründet und absurd" bezeichnet dasSprachrohr der tschechoslowakischen KPGerüchte über geplante Strafverfolgungenvon Sudetendeutschen durch die Justizbe-hörden der CSSR.

Über die fünfte Runde der Gesprächehabe die deutsche Presse absichtlich ver-zerrte Darstellungen gebracht. Die CSSR-Delegation habe eindeutig festgestellt, daßder Status der Sudetendeutschen unverän-dert bleiben werde. Sie würden Ausländerbleiben. Individuelle Rechtsakte wie Trau-scheine und Sterbeurkunden würden selbst-verständlich ihre Gültigkeit behalten. DiePrager Delegation sei bereit gewesen, derdeutschen Seite in diesen und anderenFragen auf halbem Wege entgegenzukom-men, sie habe sogar die deutsche Seiteaufgefordert, ihre Forderungen in einemDokument zu formulieren.

„Rude Pravo" bemerkt, daß niemand dieGültigkeit der gegenwärtigen Grenzen zwi-schen der CSSR und der Bundesrepublikangezweifelt habe. Aber bei der Normali-sierung der Beziehungen führe kein Wegam Münchner Abkommen vorbei. Die deut-sche Delegation sei auf den tschechoslo-wakischen Vorschlag nicht eingegangen.,,Rude Pravo" macht dafür die Sudeten-deutsche Landsmannschaft und einige ein-flußreiche CDU/CSU-Politiker verantwort-lich, unter deren Druck die Bundesregie-rung stehe.

Brandt bleibt ungerührtSeine Antwort auf den Brief der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft hatBundeskanzler Willy Brandt in einem Schreibenim Zusammenhang mit seiner Äußerung in Wien,das Münchner Abkommen sei „zutiefst ungerechtgewesen" an die geschichtlichen Voraussetzun-gen dieses Abkommens erinnert. Die „Sudeten-post" hat diesen Brief in der Folge 12 veröffent-licht. Der Bundeskanzler wurde darauf hingewie-sen, daß man in erster Linie das Diktat vonSaint-Germain als zutiefst ungerecht bezeichnenmüsse, denn durch dieses und durch die nach-folgende Behandlung der Deutschen in derTschechoslowakei wurde erst jene Situation ge-schaffen, aus der die Großmächte Großbritannien,Frankreich, Italien und Deutschland (als Unter-zeichner des Vertrages von Saint-Germain) sichim Jahre 1938 veranlaßt sahen, die Gebietsab-trennung von der Tschechoslowakei zu fordern.

Aus dem Bundeskanzleramt in Bonn ist nundie Antwort an den Bundesobmann Dr. Schembe-ra eingetroffen. Sie ist von MinisterialdirigentDr. Per Fischer verfaßt und hat folgenden Wort-laut.

„Sehr geehrter Herr Dr. Schembera,der Herr Bundeskanzler hat mich gebeten,ihr Schreiben vom 16. Juni 1972 zu beant-worten, in dem Sie zur Wertung des Münch-ner Abkommens und des Vertrages vonSaint-Germain Stellung nehmen.Die Geschichte des schwierigen Verhältnis-ses der beiden Völker im böhmisch-mähri-schen Raum ist hier wohlbekannt. Allerdingssteht jetzt die Frage, ob Saint-Germain un-gerecht war, nicht zur Diskussion. Daß der

Vertrag von München seinerseits keine ge-rechte Lösung der Probleme darstellte, ¡stunbezweifelbar. Wichtiger als die Erörterungsolcher Punkte ist jedoch heute die Frage,wie die Bundesrepublik Deutschland zueinem geordneten und entspannterem Zu-sammenleben mit den Völkern Ostmitteleuro-pas gelangen.Diesem Vorhaben diente der Vertrag mit derVolksrepublik Polen. Die BundesrepublikDeutschland ¡st bemüht, mit der CSSR zueinem entsprechenden Vertrag zu gelangen."So kann man es auch machen: man kann ein-

fach die Geschichte dort, wo sie dem eigenenVolk Unrecht angetan hat, nicht zur Kenntnisnehmen, dort aber, wo ihm Unrecht vorgeworfenwird, in diese Unrechtsbeschuldigung einstim-men. Zu einer derartigen Haltung würde sichkaum ein anderer Staatsmann des Westens, undschon gar nicht einer des Ostens verstehen. Dasist „neue deutsche Art".

Die sozialdemokratischen Freunde aus demSudetenland hielten jetzt eben in Ulm eine inter-nationale Freundschaftstagung der Seliger-gemeinde. Mit ihnen wissen sich die Sudeten-deutschen Österreichs einig in der Beurteilungdes Münchner Abkommens. Diese ist in der Fest-nummer der „Brücke" zum Ulmer Treffen wiederklar herausgearbeitet worden. BundeskanzlerBrandt, der diesen Sozialdemokraten ein Gruß-schreiben geschickt hat, ist ungerührt von solchenFeststellungen und will es offenbar bleiben, wiesein Brief beweist.

Von Gottverlassen

Von GUSTAV PUTZ

Es blieb einer polnischen Zeitung vor-behalten, die Tatsache ins Licht zu rücken,daß die Vertriebenen — in polnischer Aus-drucksweise schamhaft „ehemalige Um-siedler" genannt - 24 Prozent der gläu-bigen und praktizierenden Katholiken inder Bundesrepublik stellen: „Praktisch istjeder vierte Katholik ein ehemaliger Um-siedler, wobei es sich bei den Umsiedlernum ein auch in Polen bekanntes Elementhandelt, das in religiöser Hinsicht am ak-tivsten ist und religiöse Bekenntnisfragenbesonders pflegt."

So die Erkenntnis der Warschauer Kom-munisten-Zeitung ,Zycie Warszawy". Nachder derzeitigen konfessionellen Gliederungin der Bundesrepublik müssen diese 24Prozent rund sechs Millionen gläubige undpraktizierende Katholiken sein, eine gewißbeachtliche Zahl, wenn man den Prozent-satz des Kirchenbesuches in den deutschenBistümern zum Vergleich zieht.

Dem Vatikan sind die Erkenntnisse derpolnischen Zeitung anscheinend nicht ge-läufig gewesen, als er am Vorabend desFestes der Apostel Petrus und Paulus diesesechs Millionen Katholiken und ihre Ober-hirten mit der Nachricht überraschte, bes-ser gesagt: schockierte, daß er für abge-trennte Gebiete Deutschlands in Polen eineneue kirchliche Verwaltungsordnung ein-geführt und neue Bischöfe eingesetzt habe.Dies nach kurzer Benachrichtigung derdeutschen Bischöfe, denen die Sorge ob-liegt, den sechs Millionen vertriebenen Ka-tholiken den vatikanischen Schritt zu er-klären. Eine Beratung mit den deutschenBischöfen schien den vatikanischen Diplo-maten nicht nötig. Und es gab der Kurieder Heilige Geist auch nicht ein (oder hatsie ihn, wie so oft schon in der Geschichte,

Die nächste Folge unserer Zeitung wird mitdem Datum vom 11. August erscheinen. Fürdiese Ausgabe werden die Berichte bis späte-stens Montag, den 7. August erbeten. Redak-tion und Verwaltung der „Sudetenpost" sinddann wegen Urlaubs vom 11. August bis zum3. September geschlossen.

nicht gehört oder nicht hören wollen), inseine Verlautbarung auch ein Wörtcheneinzustreuen, das bei den vertriebenenKatholiken Sinn und Verständnis für dieNeuordnung hätte erwecken können. Rommuß in dieser Stunde von Gott verlassengewesen sein. Wie es überhaupt, so oftsich die Kirche in weltliche Ordnungen ein-mengt, am Beistand Gottes gefehlt hat,sonst stünde die Kirche, die sich KircheGottes nennt, heute anders da.

Vor Jahresfrist haben die polnischenHirten das Danaergeschenk des Staatesangenommen, das ihnen der Staat ganzgewiß nicht aus kirchen- und religions-freundlicher Gesinnung gemacht hat: dieÜberschreibung der geraubten Kirchen-gebäude in kirchlichen Besitz. Es hat siedabei das Gewissen nicht gedrückt, daß —um zunächst einmal im katholischen Be-reich zu bleiben — die rechtlich eingesetz-ten deutschen Pfarrer und Ordensoberendurch einen Akt der Gewalt von ihren Pfar-ren und Kirchen vertrieben worden sind.(Anathema sit, sagt das Kirchenrecht: essei verflucht!) Es hat auch der Vatikan nichtvor dieser Wegnahme von Rechten ge-warnt. Noch viel weniger haben sich pol-nische Bischöfe und römische Kurie darangestoßen, daß auch nichtkatholische Kir-chen und Pfarrhäuser ihnen überantwortetworden sind — Teile des heutigen West-polen waren ja überwiegend evangelisch.

Damals ist aber wenigstens auf dem Pa-pier - im Päpstlichen Jahrbuch - der An-schein aufrechterhalten worden, als gehör-ten die abgetrennten Bistümer noch zu„Germanien" und es gab sogar auf deut-schem Gebiet Vizekapitulare für die Diö-zese Ermland und die Freie PrälaturSchneidemühl. Denn die Kurie hatte sichimmer auf den Standpunkt gestellt, daß sieVerwaltungsänderungen in ihrem Bereicherst auf Grund von Friedensverträgen vor-nehmen könne. Ja, als es nach der inSaint-Germain diktierten Abtrennung vonSüdtirol darum ging, für die österreichi-schen Anteile der Südtiroler Diözese Brixeneinen neuen kirchlichen Verwaltungsbereicheinzurichten, hielt Rom noch immer an derFiktion fest, daß Tirol und Vorarlberg zurnunmehr im italienischen Staatsgebiet lie-genden Diözese Brixen gehören und be-

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HEIMAT- UND V E R T R I E B E N E N-P O L I TI K 14 I 21. 7. 1972

stellte lediglich einen Administrator. Das-selbe galt für die 1919 Österreich zuge-sprochenen Teile Westungarns. Erst nachdem zweiten Weltkrieg wurde dort eineigenes Bistum errichtet, bis dahin behalfman sich mit einer Apostolischen Admini-stratur.

Nach ausdrücklicher und einstimmigerWillenserklärung des deutschen Bundes-tages ist der Normalisierungsvertrag zwi-schen Bonn und Warschau noch keine end-gültige Aussage über die Grenzziehung.Dennoch sieht die Kurie den Vertrag alseinen Friedensvertrag an und zieht sich fürsich die Konsequenzen.Man mag es vatikanischen Diplomaten

zugute halten, daß sie dem Katholizismusin Polen durch ihren Akt sein Verhältniszum Staat erleichtert haben - vielleicht,denn man kennt die Wechselbäder, denendie Kirchen in kommunistischen Ländernunterworfen werden. Vielleicht dient denHerren Polens die Anerkennung durch denVatikan nur dazu, nunmehr, da ihr Weizenin die Scheuer gebracht ist, die Zügel wie-der fester anzuziehen. Das ist ein Unsicher-heitsfaktor. Aber ein sicherer Faktor ist, daßdie sechs Millionen Vertriebenen unter dendeutschen Katholiken - und alle, die mitihnen das Unrecht der Vertreibung erlei-den mußten und auch alle, die mit ihnenfühlen, es nunmehr schwer haben, an ihreKirche als Wahrerin des Rechtes zu glau-ben. An ihre Seelen und an ihre Seelsor-ger hat Rom nicht gedacht, ihre Oberhirtenhat es brüskiert.

Die eingangs erwähnte polnische Zei-tung hatte so unrecht nicht, wenn sieschreibt, der von der neuen Ostpolitik inder öffentlichen Meinung Westdeutschlandserzielte „Durchbruch" habe nun auch diekatholische Kirche erfaßt, die „in einemhohen Maße den Laisierungsprozessen unddem Materialismus der Bürger des reich-sten Landes in Europa unterlegen ist".Wenn dies kein Kompliment für den wohl-standsbesessenen deutschen Bürger ist,so ist es erst recht keines für die Kirche, derChristus gesagt hat: „Mein Reich ist nichtvon dieser Welt."

In der SPD geht es drunter und drüberRücktritt Schillers und seines Staatssekretärs — Eselstritt von Wehner — Leber treibt einen alten Genossen aus der SPD

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Tschechische Kritik an KreiskyWie schlecht Österreich zur Zeit bei der

Tschechoslowakei steht, das zeigen nicht nur dieSchikanen gegen österreichische Sportler an derGrenze, sondern auch der unfreundliche Ton dertschechischen Presse gegenüber unserem Lande.

Neuestens ist Bundeskanzler Kreisky in dieSchußlinie geraten, weil er angeregt hatte, auchdie Nahostfrage auf die Tagesordnung einereuropäischen Sicherheitskonferenz zu setzen.Dieser Vorschlag ist aber bisher auf wenig Ge-genliebe gestoßen. Der französische Außenmini-ster Schumann hat bei seinem Wiener Besuchablehnend reagiert, auch Frau Golda Meir sollder Initiative Kreiskys ablehnend gegenüberste-hen.

Die Prager Parteizeitung „Rude Pravy" istebenfalls gegen Kreiskys Vorschlag. Sie ge-braucht dabei aber ungewöhnlich scharfe Formu-lierungen. Kreisky, so wirft ihm das Blatt vor,wolle nur versuchen, die Konferenz von ihrerHauptaufgabe abzulenken.

Waldheim hatte ErfolgÜber den Generalsekretär der UNO, Dr. Wald-

heim, haben Vertreter Nord-Koreas in Wien Vor-schläge über eine Normalisierung an Südkoreagemacht. Verhältnismäßig rasch wurden dannzwischen den beiden Staaten Verhandlungen auf-genommen. Die Unterhändler sind übereingekom-men, zwischen den Hauptstädten Seoul undPjöngjang einen „heißen Draht" einzurichten. DieVerbindung soll dazu dienen, unerwartete mili-tärische Zwischenfälle zu verhindern. Beide Teilewollen einen Ausschuß bilden, der die Möglich-keiten zu gegenseitigen Beziehungen prüfen soll.Nordkorea und Südkorea bekennen sich gemein-sam zum Ziel, die Wiedervereinigung mit fried-lichen Mitteln ohne Einmischung dritter zu er-reichen.

Einen ähnlichen Erfolg möchte man der Unter-redung wünschen, die Waldheim in Genf mit demAußenminister der DDR Winzer gehabt h a t . . . DieUnterredung war inoffiziell und hat daher nichtim Gebäude der UNO stattgefunden, sondern ineinem Hotel. Winzer hat Waldheim ein Schrift-stück überreicht, das sich auf die Aufnahmeseines Staates in die UNO bezog.

In der Sozialdemokratischen Partei Deutsch-lands, die am 5. Dezember die Wähler um ihrVertrauen für eine neue Gesetzgebungsperiodebitten will, geht es augenblicklich drunter unddrüber. Der Parteivorsitzende und BundeskanzlerBrandt hatte ein dickes Paket von Sorgen in denUrlaub nach Norwegen mitzunehmen.

Zunächst stieß Wirtschafts- und FinanzministerKarl Schiller die Tür auf und ließ die Öffentlich-keit zum Zeugen der Zwistigkeiten innerhalb derRegierung werden. Er trat von seinem Postenzurück, nachdem gegen seinen Rat die Regierungeine Devisenbewirtschaftung eingeführt hatte, diesich schon jetzt als ziemlich unwirksam heraus-gestellt hat. Er hinterließ dem Bundeskanzlereinen fünf Seiten langen Brief, dessen Inhalt nochnicht voll zur Kenntnis der Öffentlichkeit gekom-men ist. Das Paradepferd der SPD im Wahlkampfvon 1969, Schiller, hatte für einen Rücktritt zweiGruppen von Gründen: erstens, daß die Partei inwirtschaftlichen Dingen vom Godesberger Pro-gramm abgewichen ist, und zweitens, daß sichin ihr immer stärker radikale Kräfte durchsetzen.Es wird auch nicht an Vorwürfen an Brandt ge-mangelt haben, daß er nicht mehr imstande ist,die Regierungsmannschaft zusammenzuhaltenund die Fachminister in ihrem Arbeitsbereich zuschützen.

Altsozialdemokraten wissen offenbar die Wir-kungen des Rücktrittes von Schiller abzuschätzenund so bemühte sich der Ministerpräsident desBundeslandes Nordrhein-Westfalen, Kuhn, darum,dem Mann Brücken zu bauen. Er offerierte ihmeinen sicheren Platz auf seiner Landesliste. Alt-kommunisten vom Schlage Wehners reagiertenallerdings anders. Wie es die Art des Fraktions-vizechefs Wehner ist, streute er sofort Mistüber den abtretenden Ministerkollegen und unter-stellte ihm, er habe nur deswegen sein Minister-amt zurückgelegt, weil ¡hm ein neues Man-dat und ein Ministerposten in der nächsten Re-gierung nicht sicher zugesagt worden sei.

Hier mußte allerdings Brandt eingreifen undeine Art Ehrenerklärung für Schiller abgeben las-sen. Vielleicht hätte er sich nicht einmal dazuverstanden, wäre ihm nicht das Echo bekannt-geworden, das der Rücktritt Schillers in der EWGhervorgerufen hat. Daß gerade in einem Zeit-punkt, wo die EWG ein Höchstmaß an Geschlos-senheit beweisen muß, eingeweihte Leute ausge-wechselt werden, empfindet man als eine Schwä-chung der EWG. Mit Schiller ist nämlich auchsein Staatssekretär Schellhom gegangen, der inder Wirtschaftsgemeinschaft als Präsident desKomitees für mittelfristige Wirtschaftspolitik be-trächtliches Ansehen besaß.

Zum Nachfolger Schillers bestellte Brandt den

bisherigen Verteidigungsminister Helmut Schmidt,an dessen Stelle Georg Leber zum Chef der Mili-tärs aufrückte. Dessen erste Tat war es, demStaatssekretär (und obersten Beamten in diesemMinisterium) Wessel ohne Vorwarnung sein Pen-sionsdekret in die Hand zu drücken — einem50jährigen Mann, altem Sozialdemokraten undbei Zivilisten und Uniformträgern im Hause gleichbeliebt. Eine Begründung gab Leber nicht.

Die Reaktion des gefeuerten Staatssekretärs:er trat aus der Partei aus, deren Mitgliedsbuch erseit 27 Jahren besessen hatte, und gab ihr zu-gleich zwei Ohrfeigen, deren Schall im kommen-den Wahlkampf noch lange nachklingen wird:erstens sei die Partei nicht mehr die, der er vor27 Jahren beigetreten sei, denn sie habe einenLinksruck vollzogen, und zweitens habe er schonlange Zeit Bedenken gegen die Methode der Ost-politik, die er als hektisch (fiebrig), euphorisch(stimmungsberauscht), optimistisch (überzuver-sichtlich) und dilettantisch (stümperhaft) diagno-stizierte.

Zu einer solchen Diagnose besteht sichtlichbegründeter Anlaß, was man allein aus der Reak-tion beurteilen kann, die ausländische Vertrags-partner auf den innerpolitischen Schwächezu-stand der Bonner Regierungspartei erkennen las-sen. Ganz deutlich wurde sie sichtbar in einerRede des DDR-Außenministers Winzer. Diesermachte sich in einer Rede öffentlich über dieDiplomatie der Bundesrepublik lustig, die ver-suchen will, durch allerhand Formeln und For-malismen die Tatsache zu verschleiern, daß sieden Weg zur Anerkennung der DDR schon in denVerträgen mit Moskau und Warschau und überBerlin betreten hat. Die Bonner Politiker möchtengern um die formelle Anerkennung und um diedamit verbundene Aufnahme diplomatischer Be-ziehungen herumkommen. Sie möchten — deraußenpolitische Berater der SPD-Bundestagsfrak-tion, Selbmann, verriet so etwas — statt Bot-schafter nur „Bevollmächtige" ernennen. Siemöchten weiter an einem sogeannten Generalver-trag stricken, der das Wunder vollbringen soll,die DDR als gleichberechtigten Staat anzuerken-nen , aber doch die Einheit der Nation, (weil sienun eben im deutschen Grundgesetz steht) auf-rechterhält. Um das der Gegenseite schmackhaftzu machen, möchte man — laut Selbmann —schon jetzt die Barrieren für die Aufnahme derDDR in die Unterorganisationen der UNO weg-räumen. Winzer kehrte diese Überlegungen mitder Bemerkung vom Tisch, es gehe um die An-erkennung und nicht um den Titel von „Gesand-ten".

Aus der Schwäche der SPD zieht die kleinereRegierungspartei, die FDP, die Hoffnung, einiges

Deutscher Bischof getäuschtSehr enttäuscht zeigte sich der Bischof Jans-

sen von Hildesheim, der Beauftragte der Deut-schen Bischofskonferenz für die Vertriebenen-und Flüchtlingsseelsorge. In einem Gesprächmit dem „Volksbote" bekannte er, daß die Neu-regelung — erst recht in einem solchen Um-fang — für ihn überraschend komme. Bei einerRücksprache, die er erst vor kurzer Zeit in Rommit den Erzbischöfen Casaroli und Benelli ge-habt hat, sei ihm ausdrücklich gesagt worden,Entscheidungen würden nur behutsam und nichtübereilt getroffen. Es würden alle Verträge unddie im Deutschen Bundestag getroffene Ent-schließung auf ihren völkerrechtlichen Wert hingeprüft werden. Entscheidungen würden nichtgetroffen ohne Absprache mit den deutschenBischöfen.

Er habe ein Memorandum überreicht und dar-in besonders darauf hingewiesen, daß bei einerEntscheidung vor allem die Vertreibung derDeutschen von damals als Unrecht bezeichnetwie auch die Vertreibung überhaupt als Mittelder Politik ausgeklammert und verurteilt wer-den müßte, ferner, daß den verbliebenen Deut-schen in den besetzten Gebieten eine deutsch-sprachige Seelsorge in Verkündigung, Liturgieund Sakramentenspendung gewährt werdenmuß, und daß von den Vertriebenen in denDiözesen Westens eine noch intensivere Seel-sorge und größere Berücksichtigung im kirchli-chen und kulturellen Leben zuteil werden muß.Er habe auch auf das geltende Reichskonkordatverwiesen und auf die Folgen für den Fall, daßes unbeachtet bliebe.

Der Bischof sagte, daß er von der Entschei-dung erst einen Tag vorher unterrichtet wurde.Er hätte eine solche Verständigung wenigstensfür die Bischofskonferenz erwartet, die aberauch nur kurzfristig informiert wurde. Nun müs-se man mit einer starken Resignation unter denHeimatvertriebenen rechnen. Sie haben ebendas Empfinden, daß jetzt erst die Heimat end-gültig verloren worden ist. Wenn wenigstensbald sichtbar würde, daß man die alte Heimatbesuchen kann, ohne große Schikanen. Wennwenigstens die Möglichkeit einer Rückkehr sicht-bar würde, wenn auch nur für wenige, die rück-

kehren wollen! Der Bischof bezeichnete die Ent-scheidung als überaus belastend für den seel-sorglichen Dienst.

Harte Kritikkatholischer Vertriebener

Die Präsidien der Arbeitsgemeinschaft derkatholischen Vertriebenen-Organisationen (Cle-mens Riedel und Peter Paul Nahm) sprechen ineiner Erklärung aus, daß mit der eiligen, vorder Klärung noch offenen Fragen getroffenenEntscheidung der Hl. Stuhl eine besondere Ver-antwortung für die deutsche Minderheit in denVertreibungsgebieten übernommen hat, und fin-den es schmerzlich, daß das Unrecht der Ver-treibung keine Erwähnung gefunden hat. DerBundesvorstand der Oberschlesier sagt, dieEntscheidung stürze die Vertriebenen in großeGewissenskonflikte. Die 800.000 deutschen Ka-tholiken, die noch in Oberschlesien leben, wer-

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den in noch tiefere Hoffnungslosigkeit getrie-ben. Die Landsmannschaft der Schlesier be-zeichnet die Entscheidung als verantwortungs-los, undemokratisch und in Widerspruch zurbisherigen Gewohnheit des Vatikans. Sie ist einBeweis dafür, daß sich selbst der Vatikan be-reit erklärt, Macht vor Recht ergehen zu lassen.Er habe damit seine Fehlbarkeit auf dem Ge-biet der Politik bewiesen. Auch in einer langenErklärung der Deutschen Bischofskonferenznennt man die Entscheidung schmerzlich, bittetaber die Vertriebenen um Verständnis für dieaus pastoralen Gründen getroffene Entschei-dung. Sie bittet die polnischen Bischöfe, sichder deutschen Katholiken in ihrem Gebiet an-zunehmen.

DDR-Gebot für HeinemannBundespräsident Heinemann hat sich drei

Tage lang in Berlin aufgehalten, in dieser Zeithat er auch das Präsidium des Bundes derMitteldeutschen empfangen. Dafür wird er vonder DDR-Zeitung „Neues Deutschland" gerügt.Sein Auftreten in Berlin werde von derartigenrevanchistischen Verbänden als Begünstigungihrer Tätigkeit in West-Berlin gewertet, die eineBelastung für die Entspannung und Normali-sierung der Bemühungen sei. In einem Auf-waschen wird das glatte Verbot einer solchenTätigkeit in Berlin gefordert, weil sie dem Vier-mächteabkommen widerspreche.

Aus dem Präsidialamt in Bonn kam eine saf-tige Antwort: Heinemann wisse sehr genau,

welchen Spielraum ¡hm das Viermächteabkom-men lasse. Jedenfalls werde er sich durch einesolche Polemik nicht abhalten lassen, nach Ber-lin zu reisen und dort mit jedermann zu spre-chen, der dazu den Wunsch habe.

Auch der Bundesminister für innerdeutscheFragen, Franke, sprach von einer Mißdeutungdes Berliner Abkommens. Es sei legitim, dieEntwicklung in der DDR zu beobachten undKontakte nach drüben zu unterhalten, wie diesvom Bund der Mitteldeutschen auch getanwerde. Im übrigen sei es merkwürdig, daß dieDDR, die sich in der Frage der Sofortbesucheso unnachgiebig verhalte, sich in dieser Frageso engagiere. So werde man jedenfalls nichtweiterkommen.

von dem Stimmenmaterial, das Schiller im Jahre1969 der SPD zugeführt hatte, abräumen zu kön-nen. FDP-Politiker wiegen sich in der Hoffnung,nach dem 5. Dezember in einer neuen Regie-rung mehr Ministerien als bisher zu bekommen.Den Versuch haben sie schon nach dem RücktrittSchillers gemacht. Sie glauben fest daran, daßInnenminister Genscher das Finanzministeriumbekommen würde. Diese Rechnung scheiterte amWiderstand Helmut Schmidts, der das ganze ErbeSchillers haben wollte.

Daß er dies bei Brandt durchsetzte, deutenpolitische Kommentatoren als Schwäche Brandts.Vielleicht haben sich Wehner, der den linkenFlügel der Partei personifiziert, und Schmidt, derzum rechten Flügel gerechnet wird, schon aus-gerechnet, daß mit dem immer schwächer wer-denden Brandt nicht mehr viel Staat zu machenist. Versagt er im kommenden Wahlkampf als„Vaterfigur" und „Friedenskanzler", dann könnteSchmidt als starker Mann in den Vordergrundgeschoben werden. Den Jusos wird seine forscheArt nicht mißfallen. Und den Sprung von rechtsnach links hat er ja schon vollzogen, als er sichausschlaggebend am Sturz des „rechten" Idolsder SPD, seines Universitätslehrers Karl Schmid,beteiligte.

GP-KommentareSie haben es geschafft

Daß sie es schaffen würden, daran bestand nieein Zweifel. Die Rede ist von den Politikern,der Poiitikerbesteuerung und von der Kunst,diese populäre Neueinführung so zu gesalten,daß für die Betroffenen nach Steuerabzug nichtweniger heraussehen würde als vorher.

Das ist voll gelungen. Je nach Alter werdendie Abgeordneten etliche Tausend Schillingmehr auf die Hand bekommen, die Ministeraber gleich um gute Zehntausend.

Es wird Leute geben, die es ihnen nicht ver-gönnen. Aber es gibt noch mehr Leute, dieschon lange erkannt haben, dagegen läßt sichnichts machen, daß sich einer, der die Möglich-keit hat, sein Gehalt aufbessert. Den Brotgeber— uns Steuerzahler — haben sie nicht fragenmüssen. Denn sie sind ja nach der Verfassungunsere Beauftragten — ohne an unseren Auf-trag gebunden zu sein. Daher hat uns, als wirbeim letzten Mal den Stimmzettel abgaben, kei-ner vorher gefragt: Werden Sie damit einver-standen sein, daß mir mehr gezahlt wird?

Die Demokratie ist wirklich ein schönes Sy-stem — für diejenigen, die sie begünstigt.

Die ganze Sache hatte nur eine unschöneSeite. Daß nämlich nachher keiner die Vater-schaft für den grandiosen Einfall übernehmenwill. Der Bundeskanzler schiebt es süffisant aufdie Abgeordneten, und die Abgeordneten sagenerbost, daß er es ihnen eingebrockt hat.

Der AusgleichDie Steuerzahler sind indessen nicht ohne

Ausgleich geblieben. Auch für sie wurde eineSteigerung sichtbar, just um dieselbe Zeit, alsdie Bezüge der Politiker angehoben wurden.

Da erfuhren nämlich die Österreicher voneinem neuen Rekord, den sie erreicht haben:zum erstenmal ist die Indexmarke auf denphänomenalen Stand von 6,4 Prozent hinaufge-stiegen. Das heißt, daß seit dem Juni des Vor-jahres dem österreichischen Verbraucher derBrotkorb um diese Höhenmarke entfernt wurde.

Pensionisten haben am 1. Jänner 1972 eineAufbesserung um 7,4 Prozent bekommen. NachAbzug der erhöhten Krankenkassen- und Lohn-steuerbeträge sind davon — wir haben es schoneinmal ausgerechnet — für einen mittleren Rent-ner 6,1 Prozent übriggeblieben. Diese Höhen-marke ist schon weggeschwemmt, ein Ansteigendes Hochwasserstandes ist avisiert, die Regie-rung hat bereits die entsprechenden Maßnah-men eingeleitet.

50 gleich 30Im Fernsehen wurde uns vorgerechnet, daß

vor 15 Jahren 30 S genau so viel wert ge-wesen sind wie heute 50. Das sagt man, um zubegründen, daß das Fernsehen ab 1. Jännerkommenden Jahres nicht mehr 50 S kosten soll,sondern 95 S. Das ist auch nicht ganz richtig,denn um die 95 S bekommt man nicht bloß dasFernsehen, sondern auch noch den Hörfunk mitdrei Programmen dazu. Gerd Bacher kommt mirvor wie ein Marktausrufer aus der Jugend: eineUhrkette, einen Notizblock — und noch zweiBleistifte dazu, einen Radiergummi drauf undnoch zwei linierte Heftel — für das alles zog eruns nur ein Fünfer! aus der Tasche und wirfühlten uns, als hätten wir einen brillanten Ein-kauf gemacht. Herrn Bachers Fernsehprogrammemöchte ich nicht unter die Lupe nehmen, ob sieein Fun ferì wert sind; wenn's um „Wünsch dirwas" ginge, hätte ich ganz andere Vorstellun-gen als solche geistig armen Darbietungen,bei denen nur das Geld mit vollen Händen hin-ausgeworfen wird. Ich möchte mich nur mit demVerhältnis 30:50 befassen.

Wenn man heute 50 S für das hinlegen muß,was vor 15 Jahren noch 30 S gekostet hat, somüßte eigentlich heute zu den 30 S noch 66,33Prozent hinzugelegt werden, daß sie wieder 50werden. Es müßten also die Einkommen —um nur den Standard zu halten — um zwei Drit-tel hinaufgesetzt worden sein.

Da soll nun jeder seine Gehaltszettel ausjener Zeit heraussuchen und mit seinem heu-tigen Einkommen vergleichen, um zu sehen, ober wirklich auf seinem Standard geblieben ist.

Man kann es auch anders sagen: diejenigen,die die Tarife und Preise festsetzen, sollten ersteinmal rechnen, was sich unsere Leute aufGrund ihres Einkommens eigentlich leisten kön-nen. Und dann erst sollen sie den Griff in dieTasche wagen.

Ich bin überzeugt, man würde dann um weni-ger Geld auch ein anständiges Programm her-stellen.

Wenn man dazu die Fähigkeit hat.

Page 3: Das Echo auf römische Überraschung - Sudetenpost · Neues Konzept bis 7. September Finanzministerium bereitet sich für die Verhandlungen mit der BRD vor — Einkommensgrenze soll

14 I 21. 7. 1972 M E L D U N G E N A U S D E R A L T E N H E I M A T

In Polen: Deutsche, in Deutschland: PolenDieser Artikel aus der exilpolnischen Zeitschrift „Kultura", die in Paris erscheint, befaßt sich mit dem Schicksal jener Polen,die in dem Gebiet leben, das früher zu Deutschland gehörte. Es sind dies die Oberschlesier, die Kaschuben in Westpreußenund Nordostpommern und die Masuren in Ostpreußen. Sie sprachen polnisch, kaschubisch oder den masurischen Dialekt derslawischen Sprache, beherrschten aber zum großen Teil auch die deutsche Sprache. Mit ihnen hat es das Schicksal, als ihreHeimat von Deutschland abgetrennt und Polen zugeschlagen wurde, besonders schlecht gemeint. Darüber schreibt der pol-nische Autor K. Zielonogorski, der diese Volksgruppen unter dem Begriff „Autochthonen", die Bodenständigen, zusammenfaßt.

„In nahezu völliger Stille vollzieht sich dasDrama einer der bedeutendsten Emigrationsbe-wegungen in Polen — die Ausreise <Jer Autoch-thonen in die Bundesrepublik Deutschland. Wennsich dann und wann in diesem Zusammenhangeine Stimme in der Öffentlichkeit vernehmenläßt, so ist es eine Verwünschung etwa im Stil,Autos möchten sie haben! ' . . . Niemand kenntdie genaue Zahl der Masuren, Schlesier undKaschuben, die Polen in Richtung Bundesrepublikverlassen bzw. zu verlassen wünschen. In jedemFall sind es mindestens Zehntausende vonBauern, Bergarbeitern, Ingenieuren. Sie habensich entschlossen, das Land zu verlassen, in demsie seit ihrer Geburt leben, wo ihre Großvaterund Urgroßväter schon zu Hause waren. Es emi-grieren Menschen, die sich einst als Polen fühl-ten, als ihre Heimat in deutsches Staatsgebietübernommen wurde und als das Bekenntnis zumPolentum mit Diskriminierungen oder gar Verfol-gungen verbunden war. Es reisen mit ihremGrund und Boden verbundene Bauern aus imvollen Bewußtsein dessen, daß sie in der Bundes-republik Landarbeiter bei deutschen Bauern seinwerden. . .

Das Drama der Autochthonen-Abwanderungnach dem Westen birgt einen schweren Vorwurfan die Adresse der Regierung Volkspolens insich. Es verdient an dieser Stelle festgehalten zuwerden, daß die schöpferische Umsetzung derTheorien des Marxismus-Leninismus im Bereicheder Völkerwanderungen bisher nur eine schwacheWiderspiegelung in der Literatur gefunden hat.Dabei handelt es sich um ein sehr komplexesThema. Die ungewöhnlichsten, fruchtbarsten Er-gebnisse dieser Wanderungen sind allerdings inder Sowjetunion, im Vaterland des internationa-len Proletariats, zu verzeichnen, wo das Kapitelder Völkerwanderungen nahe bei den Konzen-trationslagern l ieg t . . . Unter den Ländern, derenSchicksal nach Kriegsende in die Abhängigkeitvon der UdSSR geriet war Volkspolen derjenigeStaat, der die Praxis der Umsiedlung größererVolksmassen im weitesten Ausmaß übernahm.(Es folgt eine Schilderung der .Verpflanzung' ost-polnischer Bevölkerungsteile aus den an die So-wjetunion gefallenen Gebieten, weiterhin derzwangsweisen Umsiedlung der Lemken, einesVolksstammes in den Beskiden, und der freiwil-ligen Auswanderung einiger Zehntausend Juden). . . Beim gegenwärtigen Exodus, der die Masu-ren, Kaschuben und Schlesier umfaßt, handelt essich um die humanitärste aller in der sozialisti-schen Welt denkbaren Umsiedlungsformen. Er-folgt doch diese Aussiedlung auf freiwilliger Ba-sis ohne agitatorische Begleitmusik — gleichzei-tig aber stellt sie die schwerste Anklage des Sy-stems dar, die überhaupt denkbar ist. Die Tragö-die der zurückliegenden .Wanderungen' beruhteweniger in der Form, in der sie durchgeführtwurden, sondern auf der Tatsache, daß die Men-schen ausgetrieben wurden. Die allen bekannte,ins Auge springende Brutalität jener Vorgängeließ zunächst die tragischen Auswirkungen selbstin den Hintergrund treten . . .

Und heute? Zunächst haben wir uns die Fragezu stellen: Warum überhaupt? Warum reichenZehntausende, möglicherweise sogar Hunderttau-sende von Menschen hartnäckig ihre Ausreise-gesuche bei den polnischen Behörden ein? DesRätsels Lösung haben wir auf verschiedenenEbenen zu suchen. Der Gründe gibt es viele.Eine der Ursachen liegt in der allgemeinenGefängnis-Psychose, in der die gesamte Bevöl-kerung lebt. Es gehört zu den völlig natürlichenReaktionen, daß ein eingeschlossener Mensch indie Freiheit strebt: Die beschränkte Bewegungs-freiheit weckte bei sehr vielen Polen schon längstden Wunsch zur Ausreise in Länder, die durcheine geringere Zahl von Einschränkungen und

Verboten gekennzeichnet sind. Besonders starkist dieses Motiv bei den Masuren, Kaschubenund Schlesiern zu finden. Gibt es doch unterihnen eine Vielzahl von familiären Beziehungenzu Bürgern der Bundesrepublik Deutschland.Nahezu jede Familie hat im Westen nahe Ver-wandte . . . Diese können von Zeit zu Zeit, unterOpferung eines entsprechenden Devisenbetrages,ihre Verwandten in Polen besuchen. Umgekehrtjedoch ist dies nur in Ausnahmefällen möglich.Es treffen also alle zwei, drei Jahre die Ver-wandten mit Geschenken aller Art in Polen ein,sie erzählen von ihren Erfolgen, ihren Reisen —und man wird unwillkürlich an Gefängnisbesucheerinnert: bei den Eingeschlossenen wächst beijedem Besuch die Sehnsucht nach Freiheit.

Ein anderer Grund ist das Gefühl erlittenenUnrechts, eines Unrechts, das — nebenbei be-merkt — oft andauert. Der masurische oder ka-schubische Bauer läuft nach wie vor bei Streitig-keiten mit Nachbarn aus Zentralpolen Gefahr, als.Hitlerist' bezeichnet zu werden. Wenn sich derNachbar bei der Ertragslieferung oder der Steuer-zahlung verspätet — vom Autochthonen erwartetman Gewissenhaftigkeit Der Nachbar kann zumAusdruck bringen, daß es im nächsten Geschäftkeine Wurst, kein Fleisch, kein Brot gibt. DemAutochthonen muß alles gefallen, man verübeltihm die vorsichtigste Kritik, es heißt gleich: ,lnPolen gefällt es dir wohl nicht, wie?'

Als jene Provinzen noch zu Deutschland gehör-ten, sah man viele Autochthonen als Polen an.Sie schickten ihre Kinder in polnische Schulen,ohne deshalb vor Nachteilen und Verfolgungenzurückzuschrecken. Unsere Volksregierung hat sievom Polentum geheilt — nicht anders, wie sie dieArbeiter von ihren sozialistischen Oberzeugungengeheilt, wie sie die Kommunisten vom Kommu-

nismus geheilt hat. Nicht zuletzt trägt das chro-nische Fehlen günstiger Zukunftsperspektiven inder Landwirtschaft wesentlich zur Ausreisewillig-keit der Bauern bei; bei den Arbeitern wiederumsind es die geringeren Einkünfte...

Wie aber ist es um die Volkszugehörigkeit derAutochthonen bestellt? Hiermit berühren wir dendelikatesten Punkt des gesamten Problemkreises.Ein gewisser lokaler Patriotismus und die An-sätze eines Nationalismus, der als Gegengewichtzum Antisowjetismus der Bevölkerung heute inder Ideologie zu verspüren ist, führte in Polenzum ungeschriebenen Gesetz des ,Sich-beken-nen-Müssens'. Noch Gomulka hat das von derKongreßtribüne gefordert. Dieser Forderung aberkönnen gerade die Masuren, Kaschuben undSchlesier nicht entsprechen. In Polen sind sieDeutsche — in Deutschland Polen. So sieht es inWirklichkeit aus. Die nationale Eingliederungkann nicht auf Wunsch des Führers von heuteauf morgen, von einem zum anderen Jahr voll-zogen werden. Dazu gehören Generationen. Die-se natürlichen Prozesse verlaufen langsam. DieFreiheit könnte sie fördern, nicht jedoch Zwangund Gewalt.

Man hätte die zahlenmäßig so bedeutsameund auch vom wirtschaftlichen Gesichtspunktempfindlich spürbare Emigration steuern kön-nen. Man hätte etwas ganz einfaches tun müssen.Die Grenzen öffnen! Man hätte Möglichkeitendes gegenseitigen Besuchs schaffen müssen.Das Eigentumsrecht an Grund und Boden hätteerhalten werden sollen. Man hätte den Menschenerlauben müssen, zu reisen, sich umzuschauen,sich alles — ohne die Notwendigkeit eines sofor-tigen Entschlusses — zu überlegen. Etwas sehrEinfaches und Natürliches — aber offenbar imZeichen des Sozialismus Utopisches."

Waffen razziaBei einer Großrazzia in Mittelböhmen, die

längere Zeit dauerte, hat die Polizei 38 Per-sonen festgenommen und einige Waffenver-stecke gefunden. Von den Verhafteten wurdenaber 28 wieder freigelassen. Die Beute warnicht sehr ergiebig, wenn man den Umfang derSuchaktion bedenkt: 48 Waffen, 716 Stück Mu-nition, ein Kilogramm Sprengstoff und dreiSprengzünder.

Ein Nebenerfolg der Aktion war die Ergrei-fung von 18 polizeilich gesuchten Personen undvon 43 „Parasiten" ohne festes Arbeitsverhält-nis, es wurden auch sechs gestohlene Autosgefunden.

Scheu vordeutschen TouristenDurch Görlitz läuft die Grenze - DDR-Ansturm in den polnischen Teil

Der auf dem rechten Neiße-Ufer liegende öst-liche Stadtteil von Görlitz lebt in Furcht vor derin den Sommermonaten bevorstehenden „Touri-stenlawine aus der DDR", auf die man trotz allerBemühungen nicht vorbereitet ist. Wie die War-schauer Zeitschrift „Polityka" berichtete, besitztder polnische Teil von Görlitz nur ein einzigesHotel mit 175 Betten und eine einzige Tankstelle,die von DDR-Bürgern wegen des besseren undbilligeren Benzins ständig belagert wird. DieChance, die seit Jahren unbenutzten „Zgorzele-cer" Kasernen mit einem Minimum an finanzi-ellem Aufwand zu einem Großhotel umzubauen,habe ein Kuratorium vereitelt, das seine „Zustän-digkeit" für dieses Objekt nicht aufgeben wolle.Ein Antrag der Stadtverwaltung auf Neubau einesGroßhotels sei dahingehend beschieden worden,

daß damit „bereits" in den Jahren 1976-80 be-gonnen werden könnte. Selbst die Anlage eineseinfachen Campingplatzes wäre bisher geschei-tert, weil zwar Geld, aber kein Bauträger vorhan-den sei. Einen Vorgeschmack auf die bevorste-hende „Touristenlawine" habe, wie die „Polityka"weiter berichtete, der 1. Mai geliefert: An diesemTage hätten sich derart viele DDR-Autotouristenan der einzigen Brücke über die Görlitzer Neiße„zusammengeballt", daß die Abfertigung für zweiStunden unterbrochen werden mußte. Man habedaraufhin ganze 24 Stunden gebraucht, um denAuto-Stau aufzulösen. Ein besonderes Problemwäre, daß seit Öffnung der Grenze die „Aktivitä-ten verbrecherischer Elemente" im jetzt Zgorze-lec genannten Teil von Görlitz stark zugenommenhätten.

Der Laden von Vater BochVon täglichen Bitternissen haben die Bewoh-

ner von Dessendorf zu erzählen. Dort wohnenim Ortsteil Oberdorf 56 Familien. In der Saisonkommen dazu Urlauber in 29 Wochenendhäus-chen und in sieben Betriebserholungsheimen. Eineinziger Laden versorgt die Bewohner. Aber derBesitzer, Herr Boch, ist 68 Jahre alt und denktan das Zusperren. Dann müssen die Frauen dieEinkaufstaschen zwei bis drei Kilometer weitschleppen. Wenn Herr Boch in den letzten Jah-ren Urlaub machte, kam eine mobile Verkaufs-stelle, meist aber zu unpassender Zeit. Als sieeinen Wagenschaden hatte, blieb sie ganz aus.Der Bürgermeister kann den Bewohnern nurden Trost bieten, daß bei der Ausweitung einerNeubausiedlung ein großer Selbstbedienungsla-

Starke Uran-Vorkommen

den eingeplant sei — aber bis dorthin rinnt nochviel Wasser die Desse hinunter. Nun redet manauf den Herrn Boch ein, daß er bis dahin sei-nen Laden behält. Niemand anderer kann denLaden übernehmen, denn Geschäft und Woh-nung der Familie Boch sind eins. Die Schwie-gertöchter Eva und Sieglinde - es handelt sichoffenbar um eine deutsche Familie — habenAngst, in Schwiegervaters Fußstapfen wandelnzu müssen. Denn Vater Boch kennt keine Sperr-stunde und ist für Kunden und Urlauber jeder-zeit da. Daß sich in der weiteren Umgebungrasch ein Verkäufer finden lassen wird, der ei-nen langen Arbeitsweg auf sich nehmen würde,¡st nicht anzunehmen. Des Bürgermeisters Aus-weg: ein Appell an die Ortsbewohner, aus Ihreneigenen Reihen einen Verkäufer zu stellen.

fISuctitjanOlung

Sämtliches Schrifttum der Ostgebiete, Neu-erscheinungen, Antiquariat.

Fachbuchhandlung für Militaría und Zeit-geschichte.

Der Dreck bleibt liegenDem Deutschen Kulturverband in Eichwald

bei Teplitz-Schönau wurde eine Parkanlage zurSäuberung zugeteilt. Obwohl der Ort die stärksteKulturverbandsgruppe hat, beteiligten sich nurzehn Vereinsfunktionäre an der Arbeit. Ihr Elanblieb aber zwecklos. Sie begannen ihre Arbeitam 22. April — aber am 10. Mai waren die Ab-fälle noch immer nicht weggeführt. „Er ist gutsichtbar und befindet sich ganz in der Näheder Kommunaldienste", klagt ein Leser der„Volkszeitung".

Prager Angriffe gegenKardinal König

Das theoretische Organ des Zentralkomiteesder KPC, „Nova Mysl", hat in einer jüngsten,ausschließlich der atheistischen Propaganda ge-widmeten Nummer auch heftige Angriffe gegenden Wiener Erzbischof Kardinal König gerichtetIn Königs Händen liege die Leitung, Organisie-rung und Koordination des ideologischen Kamp-fes gegen den Atheismus in den sozialistischenLändern, schreibt das Blatt. Er sei damit eigensvom Papst betraut worden. In diesem Zusam-menhang bezeichnet die Zeitschrift den öster-reichischen Kardinal als „einen der ideellen Ar-rangeuere der ungarischen Konterrevolution".

Während in den meisten anderen sozialisti-schen Ländern heute versucht wird, zwischenStaat und Kirche ein erträgliches, distanziertesVerhältnis zu fördern, beschuldigt „Nova Mysl"den „Weltkatholizismus", in den vergangenenJahren versucht zu haben, auf die Entwicklungin der CSSR einzuwirken. Dies sei auf Grundfrüherer Erfahrungen sehr vorsichtig geschehen.Die tschechoslowakische Presse greift dabei auchbesonders den Vatikan an. Der Vatikan, schreibtdas Organ des tschechoslowakischen Verteidi-gungsministeriums, „Obrana Lidu", sei ein„Werkzeug des Antikommunismus", das „subver-sive Tätigkeit zum Schaden der sozialistischenLänder" betreibe.

Die Angriffe auf die katholische Kirche stehenoffenbar in Zusammenhang mit dem Befremdendes Regimes über die Zunahme der religiösenPraxis in der CSSR. „Nova Mysl" führt Klagedarüber, daß die Zahl der Taufen, kirchlichenTrauungen und Begräbnisse „ständig zunimmt".Während noch 1966 die Zahl der regelmäßigenTeilnehmer an religiösen Zeremonien im ganzenLand nur 22 Prozent der Kirchenmitglieder aus-gemacht habe, besuchten heute — schreibt dasBlatt — 34 Prozent im tschechischen Landesteilund beinahe 50 Prozent in der Slowakei Gottes-dienste und andere kirchliche Veranstaltungen.Das Parteiorgan zieht daraus den Schluß, daßdie atheistische Kampagne in der CSSR wesent-lich verstärkt werden müsse. (Kathpreß)

Der Sowjetunion ist es nach einer Darstellungdes Prager Rundfunks zu verdanken, daß dieTschechoslowakei heute über die größten Uran-vorkommen verfügt, die seit Beginn der Uran-förderung in Joachimstahl im Jahre 1907 bisherje bekannt geworden sind. Aufgrund der mitder Sowjetunion abgeschlossenen und bis zumJahre 1980 laufenden Verträge habe es diesenämlich auch übernommen, sich mit der Hälfteder Kosten und mit ihren Fachleuten an denForschungsarbeiten nach Uran zu beteiligen.Und diese hätten im Laufe der letzten Jahrezu dem erwähnten Ergebnis geführt, zur Auf-findung einer Reihe neuer, reicher Vorkommen,„die es uns und unseren Kindern auch ermög-lichen werden, unser Atom-Programm volldurchzuführen". Die Behauptungen, daß dieSowjetunion tschechoslowakisches Uran zu Un-

terpreisen erhalte, wies der Sprecher entschie-den zurück. Im Gegenteil lägen die von der So-wjetunion für die Uranlieferungen gezahltenSummen sogar noch über den derzeitigen Welt-marktpreisen und hätten darüberhinaus nochden Vorteil, für die Laufzeit der Verträge stabilzu bleiben. Dazu komme noch der weit ent-scheidendere Vorteil, daß die Uranlieferungenan die Sowjetunion auch die Sicherheit derTschechoslowakei garantierten, da diese es derSowjetunion ermöglicht hätten, ein Gegenge-wicht gegen die westlichen Atombomben zuschaffen.

In Joachimsthal, wo die Uranförderung vorfünf Jahren eingestellt worden ist und wo nureine Grube radioaktives Wasser für Heilzweckeliefert, werde schon in Kürze ein Kurzentrumentstehen.

==_ Tribüne der MeinungenEin österreichischer Annullierungswunsch

Zloty für den ReisepaßIn Warschau war vor einigen Wochen ange-

kündigt worden, daß polnische Bürger in die-sem Jahre erstmals auch nach Westeuropareisen dürfen, ohne von dort eine Einladungzu besitzen. Die von der Zeitung „Zycie War-szawy" veröffentlichten genauen Ausführungs-bestimmungen zeigen jedoch, daß sich nur sehrwenige Polen dieses Vergnügen werden leistenkönnen. Zudem wird es ein sehr kurzfristigesVergnügen sein, da jeder Pole, der ohne Ein-ladung nach dem Westen reisen will, bei einereinheimischen Bank nicht mehr als den Gegen-wert von 100 Dollar einwechseln darf und hier-von alle Kosten bestreiten muß. „Zycie War-szawy" selbst hat vorgerechnet, daß Logis undVerpflegung in einem billigen westlichen Hotelmit täglich 8—10 Dollar zu veranschlagen sind.Dazu kommen Reisekosten für Flugzeug, Eisen-bahn oder Benzin, die ebenfalls von den 100

Dollars bestritten werden müssen. Reisen nachObersee, die unter gleichen Voraussetzungen ge-stattet werden, dürfen von vornherein nur alseine theoretische Möglichkeit betrachtet werden,falls sich nicht jemand findet, der sich zur Über-nahme der Kosten bereiterklärt.

Polen, die ohne Einladung in ein westlichesLand reisen wollen, müssen für die Ausstellungeines Reisepasses dazu noch die volle Gebührvon 5000 Zloty entrichten. Zu welchem der vie-len Kurse man diese Summe auch immer ineine westliche Währung umrechnen wollte -sie entspricht jedenfalls dem doppelten Monats-verdienst eines Facharbeiters. Ein Reisepaßnach Obersee muß mit 7000 Zloty bezahlt wer-den. Auch wer einen gültigen Reisepaß besitzt,hat eine Verlängerungsgebühr von immerhinnoch 2000 Zloty zu entrichten.

Anläßlich der Begegnung zwischen dem ma-djarischen Parteichef Johann Kadar und demtschechoslowakischen Parteichef Doktor GustavHusak veröffentlichte der ungarische Presse-dienst1) das Schlußkommunique. Die beidenParteiführer, heißt es, legten übereinstimmenddar: „vom Gesichtspunkte der Sache des Frie-dens und der Sicherheit in Europa ist es vongrößter Wichtigkeit, daß die BundesrepublikDeutschland den Münchner Vertrag von Anbe-ginn als ungültig betrachtet."

Bevor sich Herr Kadar mit dem MünchnerVertrag befaßt, möchten wir ihm einen Vertragin Erinnerung rufen, der der österreichischenRegierung aufgezwungen und von ihr nicht an-erkannt wurde. Herr Kadar hat die Möglichkeitdiesen zu beseitigen2).

Wir zitieren: „Die Ratifizierung des Protokollsvon Venedig. Eine amtliche Kundgebung überdie Haltung der österreichischen Regierung. Bun-despräsident Dr. Hainisch hat das Protokoll vonVenedig unterschrieben, womit die Ratifizierungdes Protokolls im völkerrechtlichen Sinne voll-zogen ist

Hiezu wird der Amtlichen Nachrichtenstellevon zuständiger Seite mitgeteilt. „Die Mächtehaben zu wiederholten Malen die bestimmte Er-wartung ausgesprochen, daß die formale Erle-digung des Venediger Protokolls, zu der die Vor-aussetzungen bereits gegeben wären, nicht mehrlänger hinausgeschoben werde, da sonst die Hal-tung Österreichs gegenüber dem Venediger Pro-tokoll in einem Lichte erscheinen würde, dasZweifel an der Zuverläßlichkeit der österreichi-schen Politik erwecken müßte. Dazu trat not-wendigerweise die Rücksicht auf die Großmachthinzu, die seinerzeit die Initiative zur Herbei-führung einer Mediation ergriffen hatte. Bestim-mend für diese Entschließung der österreichi-

schen Regierung war auch der Beschluß der Bot-schafterkonferenz vom 23. Dezember 1921, derdie Abstimmung von ödenburg anerkannte unddie Übergabe des Gebietes an Ungarn anord-nete, ein Beschluß, dessen mittlerweile festge-stellter Text der österreichischen Regierungdurch die Gesandtschaft in Paris übermitteltworden ist. Bekanntlich hat die österreichischeRegierung gegen die Art und Weise der Durch-führung der Volksabstimmung in ödenburgStellung genommen. Sie hat auch jetzt diesenStandpunkt nicht aufgegeben, und die Tatsacheder Ratifikation beinhaltet in dem Auge derösterreichischen Regierung nicht die Anerken-nung der Volksabstimmung, die nach der zuwiederholten Male dargelegten österreichischenAuffassung nicht den Grundsätzen der Freiheitund Unparteilichkeit entspricht, die der Geist desProtokolls von Venedig offenkundig erforderthätte."

Um Herrn Kadar das Nachlesen über dieseFrage zu erleichtern, verweisen wir auf: „Dergroße Brockhaus", I. Band, Leipzig, 1928, Schlag-wort Abstimmungsgebiete. Dort lesen wir: „DieAbstimmung im Gebiete von ödenburg (Burgen-land), 14. Dezember 1921, brachte eine Mehrheitfür Ungarn (56 %), war aber nicht einwandfreidurchgeführt. Seite 58."

Als Speziallektüre empfehlen wir: „Das Ver-brechen von ödenburg." Auf Grund authen-tischen Materials dargestellt von Dr. ViktorMiltschinsky, Wien, 1922.

Herr Kadar hat das Wort.Dr. F. W. — Wien

') Ungarischer Pressedienst, Wien, 16. Jahr-gang Nr. 129 vom 10. Juli 1972, Seite 3. — 2) Wien,30. Dezember 1921, zitiert in „Neue Freie Pres-se", 31. DEZEMBER 1921, Nr. 20596, Morgenblatt,Seite 4.

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HEIMATKUNDE UND KULTUR 14 I 21. 7. 1972

MEIN KOSTBARES LEBENUnsere in Wien lebende Mitarbeiterin Doktor geworden, wieder beginnt diese Angst, wiederIlse Tielsch Felzmann (geb. 1929 in Auspitz/ beginnt diese Qual, und ich weiß, das wird nie-Südmähren)- Preisträgerin des Ostdeutschen mais ein Ende nehmen.Kulturrats, wurde für ihr lyrisches und erzäh-lerisches Schaffen mit der Ehrengabe desAndreas-Gryphius-Preises 1972 ausgezeichnet.Früher dachte ich immer, uns kann nichts

geschehen, wir haben ja unseren Keller. Wennaus irgendwelchen Gründen eine Hungersnotausbricht, dann müssen wir nur hinuntergehenund uns nehmen, was wir so brauchen. Gleichhinter dem Stiegenabgang zum Beispiel habenwir dreitausend Schachteln Sardinen aller Sor-ten und Preislagen, aus allen Teilen der Erde.In den angrenzenden, zum Glück trockenenRäumen, stehen in Plastiksäcke abgefüllt Zuk-ker und Reis, Mehl und Trockenmilch, Teigwa-ren, Grieß und Hülsenfrüchte, Dosen mit ein-heimischen und exotischen Gemüsen, Kartonsvoll Schokolade, Hustenbonbons, Krachmandeln,Kaugummi, Blockmalz, saure Drops, überhauptalles, was eßbar ist und in haltbarer Form auf-bewahrt werden kann, konserviert, kondensiert,sterilisiert, evaporiert und pulverisiert.

Da unser Keller relativ groß ist, konnten wireine Menge unterbringen. Wasch- und Putz-mittel aller Art. Seife, Toilettepapier, Sprays ge-gen alle erdenklichen Gerüche. Natürlich sindwir, da es in Krisenzeiten bekanntlich auch anMedikamenten mangelt, gerüstet gegen alleKrankheitsfälle von der Lepra bis zur Cholera,von der Diphtherie bis zur Schizophrenie, alleinmit Antibabypillen verschiedenster Fabrikatekönnten wir die Geburtenziffer eines mittlerenEntwicklungslandes etwa fünf Jahre lang aufein erträgliches Mindestmaß beschränken.

Ich muß sagen, daß mir das Zusammentra1-gen all dieser Artikel, das Ordnen in den Re-galen, eine Menge glücklicher Stunden bereitethat. Grünes Kraut und rote Rüben, das sanfteGelb der Senfkübel, die heiteren Farben vonTomatenmark und Marmeladen, dazu das leuch-

• tende Sonnenblumendekor der öldosen, erga-ben reizvolle Kontraste, ich verbrachte Tagedamit, sie immer neu zu gruppieren, ja, ich ge-stehe, daß ich über dem künstlerischen Aspektmanchmal sogar den Sinn der Anlage vergaß.Erst als die Regale in allen Kellerabteilen bisin den letzten Winkel gefüllt waren, begann ichmich wieder darauf zu besinnen. Was, so sagteich mir, wenn eine Krisenzeit länger andauerte,als die von uns gesammelten Vorräte reichten?Wer würde uns dann etwas zu essen geben?Paul hatte die Idee, einige von den alten Leu-ten zu befragen, die beide Weltkriege lebendüberstanden hatten. Tatsächlich ergaben sichneue Gesichtspunkte, und ich wunderte mich,daß ich nicht selbst auf den Gedanken gekom-men war, auch jene Dinge zusammenzutragen,die von Leuten, die Eßbares produzierten, alsoauf Vorräte nicht angewiesen waren, als Tausch-artikel von Interesse sein konnten, etwa auswertvollen Fellen angefertigte Kleidungsstücke,erstklassige Textilien, vor allem aber auch Kla-viere, für ein Klavier, so hieß es, seien in Kri-senzeiten leicht zwei Eier einzutauschen, manch-mal auch drei, und man bedenke, wie kostbarin Tagen der Not ein einziges Ei ¡st, jeder ver-nünftige Mensch, dem an der Erhaltung deseigenen Lebens gelegen ¡st, wäre bereit, einenFlügel dafür zu geben.

Wie gut, daß wir den Garten hatten! Wirdurchbrachen die rückwärtige Wand unseresHauskellers, gruben unter dem Rasen weitere,weitläufige Räume aus und entlüfteten sie durchkleine Kamine, die wir als Gartenzwerge tarn-ten. Wiederum folgte eine Zeit, an die ich im-mer noch mit herzlicher Freude zurückdenke.Mit wieviel Eifer haben wir zum Beispiel dieKlaviere gesammelt! Sechzig Flügel haben wirin unserem Keller übereinandergestapelt, dieFüße haben wir abgeschraubt, dazu zweiund-dreißig Pianinos und fünfzehn Stutzflügel,schwarz und braun. Um sie zu prüfen, habeich „An Elise" darauf gespielt, auf allen ein-hundertsieben Klavieren „An Elise" oder denFröhlichen Landmann, manchmal spielten wirauch vierhändig, Paul und ich, nie mehr, dasweiß ich, werden wir so unbeschwert fröhlichsein.

Es hat nicht zu einer bestimmten Stunde be-gonnen. Wann ich zum ersten Mal schweißge-badet nach Mitternacht aufwachte, in den Kel-ler hinunterlief und zwanzig oder dreißig Sar-dinendosen öffnete, um mich zu überzeugen,daß sie noch nicht verdorben waren, einen SackMehl nach Würmern durchsiebte, weiß ich nichtmehr. In jener Nacht aber, als ich erschöpft undzitternd auf einer der Betonstiegen saß, begannich mich zu fragen, was geschehen würde, wenndie Katastrophe zu einem Zeitpunkt hereinbre-chen sollte, zu dem alle Vorräte verdorben, derInhalt särrrtliicher Dosen verfault, Teigwarenund Mehl von den Würmern zerfressen seinwürden. Ich sah mich von Haufen stinkenderFleischkonserven umgeben, fischvergiftet eineselenden Todes sterben.

Immer häufiger geschieht es seither, daß michmitten am Tag ein Schrecken überfällt, der mirden Schweiß aus den Poren jagt. Nicht, daß icheinen Atomkrieg kommen sehe, nein, ich denkean kleinere Katastrophen, ein Erdbeben etwa,unser Haus ist aus guten Ziegeln gebaut, dochwas besagt das, man hat so viel in den Zei-tungen gelesen, Mauern stürzen ein, als wärensie gar nichts, ein Dreck, eine schäbige Illusion,mit der wir uns abzusichern versuchen gegendie Feindschaft und gegen die Kalte, wehe, wennsie uns unter sich begraben, alle die guten,gebrannten, aufeinandergetürmten Ziegel, wennsie uns in unseren Kellern einschließlich inmit-ten verdorbener Sardinen, mit ranzigem öl undverklumpter Trockenmilch und stinkender Wurst,unter verschimmelten, verstimmten, nutzlos ge-wordenen Klavieren.

Wo immer ich mich seither aufhalte, womitich mich abzulenken versuche, überall höre ichMaden fressen, dicke, fleischige, in meinenVorräten gewachsene Maden, ich gleite aus aufihren saftigen Körpern, ich verliere das Bewußt-sein vor Entsetzen und vor Abscheu, und wenn

Ich vertraue mich niemandem an, nicht ein-mal Paul. Mein eigenes Leben ¡st mir wichtigergeworden, als alles, was mir bisher wichtig ge-wesen ist. Jetzt bin ich so weit, daß ich dieKatastrophen herbeisehne, die ich früher ge-fürchtet habe. Sollen sie kommen, denke ich,solange mein Keller mich noch zu retten ver-mag.

Das Schlimme ¡st nur, daß ich nicht in derLage bin, die_ Frist, die mir noch gegeben ist,zu berechnen. Niemand kennt die Stunde, inder die Fäulnis beginnt und die erste Madeim Dunkel eines Mehlsacks entsteht. In Augen-blicken völliger Verzweiflung wünsche ich sehn-lichst, mein Keller wäre wieder leer, leer bisauf ein bißchen altes Gerumpel, verstaubtesKinderspielzeug, Schneeschaufeln und zu kleingewordene Ski. Ilse Tielsch-Felzmann (KK)

100 Jahre Bergschule zu DuxDie ehemalige „Joachimsthaler Bergschule", die älteste Europas

Von Ing. (grad.) Helmut Püschel, Wölfersheim/fr. Wohontsch, Absolvent der Duxer Bergschule.

Anläßlich der Wiedersehensfeier der Absol-venten der Duxer Bergschule am 16./17. Sep-tember 1972 in Miltenberg/Main im Hotel„Brauerei-Keller", bringen wir einen Berichtüber bergbauliche Lehranstalten des Sudeten-deutschen Bergbaus:

Nach historischen Oberlieferungen, vor allemaus einem im Jahre 1403 verbrieften Bergbau-recht, ist bekannt, daß im Raum von Dux schonseit dem 15. Jahrhundert aus nicht tiefliegendenFlözen tagebaumäßig, sowie später in soge-nannten „Bauem-Schächten", Braunkohle mittelsKübel und Handhaspel zutagegefördert wurde.In weitab späterer Zeit hatte man durch Schürf-schächte und Bohrungen in Nordwestböhmengroße Vorkommen von hochwertiger Hartbraun-kohle festgestellt, die man unter anderem als„Industriekohle" bezeichnete. Dies lockte ausdem In- und Ausland unternehmungsfreudigeKaufleute herbei, und so kam es insbesondereum 1850 zunächst zur Errichtung von Zucker-,Glas- und Porzellanfabriken sowie zum Bau vonEisenbahnlinien. Infolge der industriellen Absatz-möglichkeiten hat nach dem Jahre 1860 derBraunkohlenbergbau in Nordwestböhmen (Aus-sig — Dux — Brüx — Komotau — Falkenau —Königsberg a. d. Eger) eine bedeutende Aus-weitung erfahren. Bald mußte man feststellen,daß es an bergmännisch geschulten Aufsichts-personen sowie Fachkräften im Markscheide-wesen mangelte. So wurde auf Betreiben desseinerzeitigen Berghauptmanns Lindner im Zu-sammenwirken von Bergbauunternehmen unddem „Verein für bergbauliche Interessen imNordwestböhmischen Kohlenrevier" Ende 1868der Beschluß zur Gründung einer Bergschule ge-faßt. Diese wurde im Jahre 1869 in Karbitz beiAussig a. d. Elbe eröffnet und sollte später indas Falkenauer Gebiet verlegt werden, was sichals undurchführbar erwies. Diese Bergschulewurde im Jahre 1872 nach Dux, dem damaligenBergbau-Zentrum verlegt, in der nun die Berg-schüler für die Praxis im Stein- und Braun-kohlen- sowie Erzbergbau zu einsatzfähfgenFachkräften umfassend ausgebildet wurden.Nach der Absolvierung der Bergschule fanden dieBergschüler nicht allein im Raum der österrei-chisch-ungarischen Monarchie im Bergbau Be-schäftigung, sondern, wie aus der großangeleg-ten Mineraliensammlung der Duxer Bergschulezu ersehen ¡st, auch im ausländischen Bergbau,in Asien, Afrika und Südamerika, wo sie in aus-gezeichnete Positionen gestellt wurden.

Das Ausbildungsniveau der Bergschule zu Duxwar jeweils dem Stande der allgemeinen Tech-nik und dem technischen Fortschritt im Bergbauangepaßt. Auf der im Jahre 1940 in Dresden ab-gehaltenen Konferenz der deutschen Bergschul-direktoren wurde das Duxer Ausbildungssystemsehr positiv beurteilt. Unter der vorbildlichenLeitung des letzten deutschen Direktors der Berg-schule zu Dux, Herrn Dr.-Ing. Friedrich Plasche,wurde die Bergschule im Jänner 1942 in die„Reichsliste der Fachschulen" (Ingenieurschulen)eingetragen. Von der nun eingetretenen Mög-lichkeit, an der Bergakademie Freiberg in Sach-sen zu immatrikulieren, machte der jüngere Berg-schulabsolvent mit ausgezeichnetem Prüfungs-erfolg Gebrauch.

Die Duxer Bergschule, die bis zum Jahre 1945deutschen Charakter besaß, wird seit jener Zeitunter der tschechischen Bezeichnung „horniskola" weitergeführt.

Die Bergschule zu Dux ist nicht die ältesteBergschule im nordwestböhmischen Kohlenrevieroder deutschböhmischen Raum, sondern die ehe-malige „Joachimsthaler Bergschule"; sie ¡st zu-gleich die älteste Bergschule Europas!

Die Bergschule (Berg Schuel) zu Joachimsthalöffnete ihre Pforten im Jahre 1717. Als Lehrer(Instruenten) waren Joachimsthaler Werksbeamtebestimmt. Die Bergschüler (Berg Scholaren) wa-ren bei der Aufnahme zu beeidigen. So ist imJahre 1734 vier Bergschülern Unterricht erteiltworden.

Um die günstige Weiterentwicklung des Berg-baus besorgt, erließ im Jahre 1733 Kaiser Karl VI.eine „Instruction vor der in der Lehr Bergmän-nischerWissenschaften stehende Kaiserliche Berg-Scholares" zu Joachimsthal. Die angeführte In-struktion wurde an den Obersten Münz- undBergwesen-Administrator im Königreich Böhmenmit der K. Böhm. Kammerverordnung de datoPrag, den 3. Februar 1733 kundgemacht.

Die Lehrzeit jedes Scholaren war auf zweiJahre festgesetzt. Danach hatte er sich einerPrüfung vor seinen Lehrmeistern und dem Ober-amts-Verwalter zu unterziehen. Nach Notwendig-keit konnte der Scholar auch an andere in- undausländische Münz- und Bergstädte geschicktwerden.

Die Joachimsthaler Bergschule war ein ersterBeginn und hatte den Fehler, daß die jungenLeute meist nur eine handwerkliche Ausbildungauf den Bergwerken erhielten. Die theoretischeAusbildung lag damals noch sehr im argen. DieGeheimtuerei der als Lehrmeister bestimmtenälteren Werksbeamten erschwerte die richtigeAusbildung. Diese Mängel wurden im Laufe der

den auch Bergbeamte für die privaten Bergbau-betriebe ausgebildet, während die JochaimsthalerBergschule nur zur Heranbildung von Berg-beamten der ärarischen (staatlichen) Bergbau-betriebe diente.

Vor dem Jahre 1717 gab es weder im In- nochim Ausland eine Bergschule oder Bergakademie,die auf das Berg- und Hüttenwesen vorbereitethätte. So ist die ehemalige „JoachimsthalerBergschule" als die erste Europas anzusprechen.Im Jahre 1762 wurde sie von Kaiserin Maria The-

resia nach Prag an die Universität verlegt, wo-nach es zur Errichtung einer Lehrkanzel für Berg-baukunde kam.

Die Joachimsthaler Bergschule ist niemals vonPrag nach Schemnitz verlegt und dann späterzur Bergakademie erhoben worden, wie behaup-tet wurde. In Schemnitz befand sich seit 1735 be-reits eine Kaiserl. Königl. ungarische Bergschule.1763 wurde in Schemnitz eine Höhere monta-nistische Lehranstalt gegründet, die im Jahre1770 zur Bergakademie erhoben wurde und,nachdem 1918 Schemnitz (tschechisch = BanskaStiavnica/Slowakei) dem tschechoslowakischenStaat zugesprochen wurde, übersiedelte dieSchemnitzer „Kaserl. Königl. Montan- und Forst-hochschule nach Sopron'Ungarn, wo sie unterder Bezeichnung „Berg- und Forstakademie"weitergeführt wird.

Nach der Gründung der ehemaligen Joachims-thaler Bergschule im Jahre 1717 wurden anderenachfolgende bergbauliche Lehranstalten, Berg-akademien viel später errichtet, so die Bergaka-demien: Freiberg 1765, St. Petersburg 1773,Clausthal 1775, Paris und Madrid 1783, Leobenund Pribram 1849 usw.

Nach der Schließung der Bergakademie inPribram im Jahre 1939 wurde als Standort dergeplanten Sudetendeutschen Bergakademie dieStadt Dux im Jahre 1940 primär berücksichtigt.Die Errichtung sollte nach vorhandenen Bauplä-nen in der Nähe des Duxer Kreiskrankenhausesam Raden erfolgen. Durch die verschärfte Kriegs-lage vermochte man dieses Projekt nicht zurealisieren.

Von Marianne Kalndl

altenauf Der

MännerDie Hauptpost ¡st auch spät am Abend noch

geöffnet. Es gibt dort Hocker aus rotem Lederund Tische zum Schreiben. Aber nicht alle Leute,die an diesen Tischen sitzen, sind des Schreibenswegen gekommen. Ganz in der Ecke, wo sie nie-mandem im Wege sind und kaum jemand auf-fallen, sitzen jeden Abend zwei alte Männer. DiePostbeamten übersehen sie absichtlich, dennsonst müßten sie ihnen sagen, daß diese Tischeschließlich nur für eilige Briefschreiber aufgestelltsind und nicht für Leute, die sich anwärmen wol-len, daß hier ein Postamt sei und kein Kaffee-haus.

Weh dem, den es trifft wie diese beiden Altenin ihren abgeschabten Mänteln, den niedergetre-tenen Schuhen, mit den faltigen Vogelgesichtern,die sich verstecken in den billigen Schals. Siegleichen einander auf erschütternde Weise, ob-wohl sie nichts näher verbindet als die Tatsache,daß beide den großartigen Einfall gehabt haben,hier im Postamt den Abend zu verbringen unddabei Kohle und Strom zu sparen.

Aber vielleicht verbindet sie doch mehr: dasUnausgesprochene, Unwägbare und kaum Erträg-liche, das, was zu Hause auf sie wartet: Armut,Einsamkeit, das Gefühl ganz und gar überflüssigzu sein, zurückgelassen und vergessen vom Le-ben.

Brüderlich teilen sie sich in eine Zeitung, dieeinmal der eine, dann wieder der andere besorgt,und wenn es später wird und sie Hunger kriegen,schneiden sie mit dem Taschenmesser ein StückBrot oder — wenn's hoch kommt — eine Semmelin winzige Bröckchen, die leicht zu beißen sind.Sie führen fast immer die gleichen Gespräche,wenn sie überhaupt miteinander sprechen. Wie esdamals war, damals, als sie noch wirklich lebten,noch Kerle waren — oh, und was für Kerle! —damals in einer besseren Zeit, die sie begriffenhaben und von der sie verstanden wurden. Vonden Frauen sprechen sie, die gestorben sind, vonder Jugendheimat des einen, weit weg von hierin einem Bergdorf, von der verlorenen Heimatdes anderen, weit unten im Banat, von den Kin-dern, die das Schicksal verweht hat hierhin unddorthin.

Einmal holt der eine, der Bärtige, ein paarFotos aus seiner zerschlissenen Brieftasche. Erlegt sie auf den Tisch mit einem triumphierendenLächeln in dem zerfurchten Gesicht „Siehst du",

flüstert er, „da wohnt meine Jüngste in einemHaus mit zwölf Zimmern mit einem großen Parkund einem Schwimming Pfuhl — oder wie dasDing heißt. Und eines Tages, wenn ich das Geldzusammenhabe, werde ich hinfahren und sie be-suchen — bis nach Amerika!"

Da wird der andere richtig ärgerlich. Was fälltdenn dem nur ein, seinem Kameraden in derVerlassenheit! Er träumt wie ein Knabe, will erdenn nie zur Vernunft kommen?

„Auf eine Reise nach Amerika sparst du also!Und warum schickt sie dir denn das Geld nicht,deine Tochter, he? Und warum sitzt du hier, daneben mir im Postamt, wenn sie ein Haus mitzwölf Zimmern hat? Da wäre doch auch ein wenigPlatz für dich — oder nicht? Nun, ich sage dir,bei denen, die ein Haus mit zwölf Zimmernhaben, ist noch weniger Platz als bei denen, dieso beengt wohnen wie die Meinen. Das solltestdu doch eigentlich wissen."

Der Bärtige verbirgt sein Gesicht noch tieferim Schal. Er sammelt verlegen die Fotos wiederein, dann rutscht er vom Hocker und macht sichauf den Heimweg. Er mag nicht mehr im Postamtbleiben, wo es so hell ist. Er mag nicht mehrreden. Er ist so müde. Seine Schritte schlurfendahin durch die engen Gassen der Altstadt.

„Er hat recht!" denkt er, „er hat recht!" unddas Blei der Traurigkeit lastet in seinem Her-zen.

Da ist das Haus, in dem er wohnt. Windschief,dem Verfall nahe lehnt es sich an einen Neubau,der mit blanken Fensteraugen hochmütig zu ihmniederblickt. Die Wohnung ist klein und kalt. Esbleibt gar nichts anderes übrig, als sich im Bettzu verkriechen.

Dem Bett gegenüber hängt die Fotografie eineskleinen Mädchens mit blonden Zöpfen. DerSchein einer Lichtreklame an dem Neubau be-leuchtet sie. Sie lächelt den Alten mit der ganzenlieblichen Unschuld eines Kindes an. Er betrach-tet sie .lange, lange, und schließlich schmilzt dasBlei in seinem Herzen. Er nickt dem Bild zu. Erlächelt.

„Er ist neidisch!" flüstert er vor sich hin, „weißtdu. Das ist alles! Man muß das verstehn — manmuß das wirklich verstehn! Er tut mir leid!"

Dann wickelt er sich fester in seine Decke undläßt die Träume auf sich zukommen, die tröst-lichen Träume, die man mit offenen Augen träumt,bevor man versinkt im Dunkel des Schlafs.

Barockschloß in NeugartenWitwensitz der Gemahlin Wallensteins

Bei Böhmisch-Leipa, das den Ausgangspunktfür Wanderungen in das südliche Vorland desLausitzer Gebirges bildet, liegt die- angenehmeSommerfrische Neugarten mit dem durch seinevier Ecktürme auffallenden „Neuen Schloß" (Neu-schloß), einem ursprünglichen Renaissancebauaus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, derspäter barock umgebaut wurde. Aus der Ortsge-schichte der Gemeinde erfahren wir, daß Neugar-ten seinen Namen von einem ehemaligen Ritter-sitze „Garten" herleitet, der urkundlich bereitsim 14. Jahrhundert nachgewiesen ist und welcherzu dem Pfarrsprengel des verschollenen Pfarr-dorfes München gehörte, wo sich ebenfalls einRittergut befand.

Die benachbarten Rittersitze Garten und Mün-chen waren1441 in den Händen von Vasallen dermächtigen Herren Berka von Dauba und gelang-ten noch vor der Mitte des 15. Jahrhunderts andie angrenzende Domäne Habstein. Die in Böh-men reichbegüterte Familie derer von Warten-berg, der nun Neugarten gehörte, erbaute zu Be-ginn des 16. Jahrhunderts zusätzlich zu einer imOrt bereits bestehenden älteren Burg ein zweitesSchloß, das den Namen „Neuschloß" erhielt. Diealte Burg, die etwas mehr gegen Osten des heu-tigen Schlosses gestanden haben soll, ist vermut-lich bald nach dem Neubau abgetragen worden.

1623 kaufte den Besitz der kaiserliche Obrist

sebius von Waldstein, genannt Wallenstein, derihn in sein Herzogtum einverleibte. Nach seinerErmordung und Konfiskation seiner Güter über-ließ Kaiser Ferdinand II. die Herrschaft Neuschloßder Witwe Isabella als Witwensitz.

Ihre einzige Tochter, Prinzessin Maria Elisabethvon Friedland, verehelichte sich mit Rudolf Frei-herr von Kaunitz, der 1662 Besitzer von Neuschloßwurde. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts(um 1770) ließ Michael Josef Graf von Kaunitzdas Schloß im Stile des Barocks umbauen, wo-durch es seine heutige Gestalt erhielt. Im Re-naissancestil hat sich nur die Schloßkapelle er-halten. Die Familie von Kaunitz gelangte durchden großen Diplomaten, Wenzel Anton Fürst vonKaunitz (1711-94), der als österreichischer Staats-kanzler unter Maria Theresia der GegenspielerFriedrichs des Großen war, zu großem Ruhm.Wallensteins Tochter, die nachmalige Gräfin Kau-nitz, fand ihre letzte Ruhestätte in der Jakobskir-che zu Jitschin.

Seit 1711 war Neuschloß eine Fideikomißherr-schaft und wurde durch Neuerwerbungen zu demspäteren Landtafelgut Neuschloß mit Böhmisch-Leipa und Hauska vergrößert. Nach dem Tode desReichsgrafen Albrecht v. Kaunitz, der am 22. Ja-nuar 1897 starb, war dessen älteste Tochter, dieseit 1896 verwitwete Fürstin Maria Hohenlohe-Kaunitz, Nutznießerin des Besitzes. Zuletzt, vor

»CHI YUI C I I IOCIXCI I UHU VUI n u a U I C U , UllVJ n o u n n u a u i l U U I I U . UICOO ly icmywi n u i u i / n • • • • «-i»w.^ viv^. - - - - - . . . . , r- j r- à. • ~l - 1 . -I t./Ji»!!»/^«» ni..)

ich wieder zu mir komme, ist gar nichts anders Zeit beseitigt In den späteren Bergschulen wur- und spätere Generalissimus Albrecht Wenzel Eu- der Enteignung durch den tschechischen Staat,

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14 I 21. 7. 1972 DAS L E B E N i N D E R L A N D S M A N N S C H A F T 5

Das Sudetendeutsche Heimattreffen 1972 findet am 10. September in der Patenstadt Klosterneu-burg statt. Landsleute, kommt zu diesem Wiedersehen im Gedenken an die Heimat!

war Schloß Neuschloß Eigentum der FürstlichenFamilie von Liechtenstein. Über den gegenwä-tigen Verwendungszweck des Schlosses ist nichtsbekannt, es soll sich jedoch in guterhaltenemZustand befinden und scheint auch zur Besichti-gung freigegeben zu sein.

In und um Neugarten schlugen nach derSchlacht bei Kolin, in der die Truppen Friedrichsdes Großen eine schwere Niederlage erlitten, diePreußen vom 4. bis zum 7. Juli 1757 ihr Lagerauf; nach ihnen lagerten hier auch die Österrei-cher unter Feldmarschall Graf Daun. Als Forst-meister des Grafen Kaunitz kam 1717 der FörsterAlexander Gluck (Vater des Schöpfers der deut-schen Oper) nach Neugarten, der bis 1722 hierDienst tat, so daß der junge Christoph WillibaldGluck einige Jugendjahre in Neuschloß verbrach-te. Der Vater Gluck starb 1747 in Reichstadt, woer als Forstmeister zuletzt in Diensten der Groß-herzogin von Toskana gestanden hatte.

Ungefähr ein Kilometer östlich von Neugartenliegt der große Herrnsner Teich, auch Hirnseeund Neuschloß-Teich geheißen, mit dem „Schluck"(Dammdurchstich), einem wassertechnischen Werkaus der Zeit Kaiser Karls IV. Der 4 km lange und1 km breite See ist das einzige Vogelschutzgebietdes Sudetenlandes. Die ausgedehnte Sumpfland-schaft der Teichniederung stellt mit rund 5000Lachmövenbrutpaaren die größte MövenkolonieMitteleuropas. Sehr groß ist auch die Zahl derhier lebenden Enten, die in zahlreichen Artenvertreten sind und den Omithologen immer wie-der neue Überraschungen bereiten. Aber auchWildgänse, Teichhühner, Taucher, Rohrdommel,Seeschwalben, im Herbst auch viele nordischeSee- und Fischadler, Fischreiher usw. sind hierzu beobachten; im Frühjahr zählen Störche zu denregelmäßigen Gästen.

In unmittelbarer Nähe des Herrnsner Großtei-ches erhebt sich bei dem gleichnamigen Städt-chen auf einem 30 m hohen Steilfelsen aus Sand-stein der Habstein mit den Trümmern einer mit-telalterlichen Burg, der ein höchst eigenartigesLandschaftsbild bietet. Der obere Teil des Felsenshängt weit über, wodurch fast der Eindruck einerumgekehrten Pyramide erweckt wird. Beim Bauder Burg ist der gewachsene Felsen in stärkeremMaße in die Burganlage mit einbezogen worden.Der Blick von der Burgruine des Habsteins ge-währt eine herrliche Aussicht, zumal nach Nord-westen über den Hirnsee auf Neugarten und Um-gebung. Im Habsteiner Moor unter der einstigenBurg aber liegt das schönste Pflanzenparadiesdes Sudetenlandes. Eine Fülle in unseren Breitenseltener Gewächse, darunter zahlreiche Orchi-deenarten, fünf verschiedene Arten insektenfres-sender Pflanzen, Sumpfdreizack, Kriechweide,sibirische Schwertlilie und das Blütenwunder dersibirischen Goldkolbe, ist in diesem einzigartigenNaturschutzgebiet zu finden.

Hochromantisch ist auch das Hölletal (Höllen-grund) bei Neugarten, durch das der gemein-schaftliche Abfluß der Gewässer der Hirschber-ger Teichmulde in den tiefer gelegenen LeipaerKessel erfolgt. Das reizende Tal wird von schroffaufsteigenden Sandsteinfelsen, deren Höhen undSchluchten mit üppigem Mischwald bedeckt sind,eingerahmt, während den klaren Fluß an denUfern riesige Farne und mächtiges Schilf säumen.Gebildet ist der Höllengrund vom Durchbruch derehemals in der Hirschberger Niederung aufge-stauten Gewässer, deren Fluten sich im Laufe derZeit hier einen Weg durch die ihren Lauf hin-dernden Sandsteinmassen bahnten und damit dasentzückende Tal schufen, das zu Durchwandernein eindrucksvolles Erlebnis bildet.

Erhard Krause

-}-• KulturnäclirichtenKompositionsabend Hilde Hager-

ZimmermannIn der Schioßkapelle zu Steyr hatte sich am

23. Juni ein ansehnlicher Kreis von Musik-freunden zusammengefunden, um einem Sere-nadenabend mit Kompositionen der sudeten-deutschen Komponistin Hilde Hager-Zimmer-mann beizuwohnen. Das Kulturamt der StadtSteyr hatte dankenswerterweise beste Kräfteaufgeboten, um dem Publikum die Kompositio-nen in größtmöglicher Vollendung darbieten zukönnen. So sang Elfriede Gubitzer, Sopran(Landestheater Linz), mit hervorragenden stimm-lichen Mitteln und viel Wärme zunächst denLiederzyklus „Frühlingsgeschenk" nach Wortenvon Erich L. Biberger (Regensburg) und inweiterer Folge die drei Lieder „An Sie"(I. iuhasz), „Das Herz" (Koskenieni) und„Träumend" (Franz Liebl) sowie zwei Liedernach Texten von O. Capellmann, wobei ihr Jo-hann Hübl (Linz), wie auch den weiteren So-listen ein verläßlicher, unaufdringlicher Klavier-begleiter war. Zum besseren Verständnis wur-den die Liedertexte vorher jeweils von DoktorVeronika Handlgruber-Rothmayr mit bester Ein-führung rezitiert. Erfreulich war es, diesmalneben dem Liedschaffen auch Instrumental-kompositionen der Steyrer Künstlerin zu hören.August Kaltenböck (Cellist im Arzt-Quartett)intonierte mit edlem Ton das „Präludium fürCello und Klavier" sowie die klangschöne Im-pression „Traumwandeln" und Prof. E. Arztbrachte mit Schwung und technischer Meister-schaft die temperamentvolle „Suite für Violineund Klavier" zum Erklingen. Den Abschluß desgenußreichen Abends bildete die „VergnüglicheSerenade für Streichquartett", ein wahrhaft lie-benswürdiges Werk, das vom Arzt-Quartett infeinster Ausprägung wiedergegeben, demAbend einen würdigen Ausklang verlieh. AlleMitwirkenden waren von einer freudigen Hin-gabe an das Werk beseelt und der lebhafteBeifall, der den Ausübenden und der Kompo-nistin galt zeigte, daß das Publikum stark be-eindruckt war. Othmar Capellmann

Grenzlandtreffen in GroßgmainZum Kurzbericht über das 23. Grenzlandtreffen

in Großgmain kommt uns nun folgender Nach-trag zu:

Audi diesmal konnten wir wieder Heimat-freunde aus Hamburg und Bremen, von derSchweizer Grenze, aus Vorarlberg, der Steier-mark und Kärnten, München, Stuttgart, Berlinund Wien begrüßen. Das Wetter war uns heuernicht hold, der bekannte „Salzburger Schnürl-regen hatte es wieder einmal „in sich". Aber diefrohe Laune vermochte er uns nicht zu nehmen.Über 600 Landsleute bewiesen trotz des ungün-stigen Wetters ihre Liebe und Treue zur Sude-tenheimat.

Das Grenzlandtreffen stand unter dem Motto:„Die Liebe und Treue zu unserer unvergessenenHeimat soll uns Auftrag sein, mit allen Gleichge-sinnten mitzuwirken an einer gerechten Friedens-ordnung in Europa".

Bereits am frühen Samstagnachmittag (27. Mai)waren alle Gasthöfe Großgmains besetzt. Bei dersehr gut besuchten Delegiertentagung, an derauch der 2. Bundesobmann Dipl. Ing. Prokschund Bundesfrauenreferentin Macho, als Vertreterder SLÖ teilnahmen, wurden alle Fragen überdie künftige Weiterführung der Grenzlandtreffen,die Erhaltung und Pflege des Mahnmals bespro-chen und Beschlüsse gefaßt. Dr. Miksch dankteals Obmann der Mährisch-Schönberger Bezirks-gruppe in Wien und verantwortlicher Leiter desGroßgmainer Grenzlandtreffens dem Vorberei-tungskomitee, OLWR Dipl.-Ing. Wilhelm Mauser,Schulrat Franz Schneider, Mimi Szeker (Hehl)und Maria Möller (Reichl), sowie Anni und FranzWazlawek, herzlichst für die hervorragende Ar-beit. Dem Einsatz unserer Salzburger Landsleuteist es zu danken, daß die Weiterführung derGroßgmainer Grenzlandtreffen gesichert bleibt.Dies ist um so bedeutungsvoller, als dieses 23.Grenzlandtreffen ohne anderweitige Hilfe undUnterstützung aus eigener Initiative durchgeführtwurde.

Bei der abendlichen Maiandacht, die wir nachheimatlichem Brauche in der trauten Marien-kirche zu Großgmain hielten, dankten wir derGottesmutter für ihre Hilfe in schwerer Zeitund empfahlen ihrem mütterlichen Schütze unse-re Lieben, Heimat und Vaterland.

Den Heimatabend gestaltete uns der Salzbur-

BundesverbandBundesverband

Das Sudetendentsche Heimattreffen findet amSonntag, dem 10. September 1972, in unsererPatenstadt Klosterneuburg statt. Jene Heimat-gruppen, die am gleichen Tage ihre Monatszu-sammenkunft haben, werden ersucht, ihr Tref-fen diesmal in Klosterneuburg abzuhalten. Beirechtzeitiger Anmeldung der in Frage kommen-den Heimatgruppen wird vorgesorgt werden, daßdiese Landsleute beisammensitzen können. Mit-teilungen an die Geschäftsstelle Wien I, Hegel-gasse 19/4, Tel. 52 29 62 unter Nennung der Hei-

ger Singkreis unter der Leitung von Frau LandaRupprecht. Das feine Singen und Musizieren derfrischen Burschen und Mädeln in der schmuckenSalzburger Tracht mit den innig-verbindendenWorten der Chorleiterin gewannen alle Herzen.

Der Festgottesdienst am Sonntagmorgen, zele-briert vom Heimatseelsorger P. Dr. LeopoldMiksch — Wien, vereinte alle wie eine großeFamilie um den Altar.

Den Höhepunkt des Sudetendeutschen Grenz-landtreffens bildeten der Festakt im fahnen-und blumengeschmückten Großgmainer Kurgar-ten und die Kranzniederlegung am Mahnmaldurch eine Ehrendelegation aller teilnehmendenLandsmannschaften und Verbände. Ansprachenund Gedichtvorträge wurden umrahmt von derMusikkapelle Großgmain unter Stabführung vonBaumeister Golser. Zu Beginn der Feierstundeverlas Dipl.-Ing. Mauser die Grußbotschaftendes Protektors Sr. Durchl. Fürst Franz Josefv. u. z. Liechtenstein, Dr. Otto v. Habsburg, derdie Festansprache bei unserem 25. Grenzlandtref-fen 1974 übernehmen wird, und des SprechersDr. Walter Becher, München, Dipl.-Ing. Prokschund Bundesfrauenreferentin Martha Machosprachen als Vertreter des Bundesvorstands derSLÖ. Die Festansprache hielt der Chefredakteurder Sudetenpost, Gustav Putz, ein uns allenwohlbekannter kompromißloser Verteidiger un-serer gerechten Anliegen. Viel bewundert wurdenwieder von den zahlreichen Sommer- und Kur-gästen die farbenprächtigen Trachtengruppen, dieSalzburger Goldhaubengruppe und unsere Teß-taler Goldhaubentracht, die Egerländer Frauen-tracht mit der Egerländer und Teßtaler Fahnen-abordnung.

Der Nachmittag und Abend war dem geselligenBeisammensein gewidmet. Unvergeßlich, vonherzhaften Lachstürmen unterbrochen, bleibtuns dieser Abend, wo unser Freund Josef Rotter,den Schönbergern wohlbekannt, seine „böhmi-schen Geschichten" und das „Butterweibel" zumbesten gab, unterstützt von Freund Bilbes undGattin Grete. Wo noch soviel sprühender Humorund Lebensfreude lebendig ist, ist es um unsereGemeinschaft gut bestellt.

Unser • nächstjähriges Grenzlandtreffen inGroßgmain wurde nach Beratung auf den 26./27.Mai 1973 festgesetzt.

matgruppen und der voraussichtlichen Besucher-zahl bis 4. September erbeten.

Wir wollen auch diesmal recht zahlreich er-scheinen und damit unsere Verbundenheit mitder Patenstadt Klosterneuburg bekunden.

Gottesdienst: Vormittag um 11 Uhr in derStiftskirche Klosterneuburg (Singmesse).

Beginn des Heimattreffens um 15 Uhr in derBabenbergerhalle. Weitere Mitteilungen bringtdie „Sudetenpost".

Urlaub in der GeschäftsstelleIn den Monaten Juli und August finden, wie

in den vergangenen Jahren, auch dieses Jahrkeine Sprechstunden (Beratungen) statt. Im Juliist die Geschäftsstelle vollständig geschlossen.Der Kanzleidienst, allenfalls Journaldienst imAugust, wird noch bekanntgegeben werden.

WienErzgebirge

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Vom 10. bis 14. Juni hielt sich wieder eineGruppe von 40 Besuchern aus der BRD (Modaubei Darmstadt) unter Führung von Herrn Pfar-rer Schultheis in Greifenstein auf. Sie wurdengleich nach ihrer Ankunft von unserem Obmann-Stellvertreter Dir. Winkler und Gattin herzlichstbegrüßt und an allen Tagen ihres Aufenthaltesvon ihnen betreut. Leider konnte Herr PfarrerKrondorfer krankheitshalber den Willkommens-gruß der Pfarre Maria-Sorg nicht geben. Nachder Messe am 11. Juni in Maria-Sorg und demanschließenden Mittagessen führte Obmannstell-vertreter Winkler die Gäste durch das Stift Klo-sterneuburg, auf den Leopoldsberg, Kahlenbergund schließlich durch das Schloß Belvedere inWien. Abends trafen die Angehörigen unseresBundes die Gäste im Beethovenhaus in Grinzingzum Heurigen. Es war ein typischer WienerHeurigen-Abend, bei dem bald Kontakte herge-stellt und neue Freundschaften geschlossen wur-den. Sogar entfernte Verwandte wurden ent-deckt und entsprechend begrüßt. Obmannstell-vertreter Dir. Winkler nahm die Aufgabe aufsich, auch am 12. und 13. Juni die Gäste zu füh-ren. So konnte er ihnen die Spanische Reitschule

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bei der Morgenarbeit zeigen. Am Abend vor derAbreise am 13. Juni verabschiedete sich DirektorWinkler samt Gattin im Gasthof Frummel inGreifenstein von den Gästen auf das herzlichste.Er gab in einer kurzen Ansprache der HoffnungAusdruck, daß es allen Gästen gut gefallen habenmöge. Pfarrer Schultheis erwiderte im Namenaller Besucher, daß ihnen die schönen Tage inWien unvergeßlich bleiben werden und daß dieBetreuung vorbildlich war. Er bedankte sichnoch privat bei Dir. Winkler und Gattin für dieausgezeichnete Fremdenführung.

Unser Monatsabend am 1. Juli war sehr gutbesucht. Obmann Dr. Ulbricht begrüßte alle An-wesenden und berichtete über die Arbeiten inder Landsmannschaft. Obmannstellvertreter Di-rektor Winkler informierte uns über die letztenGeschehnisse. Unseren verdienten MitgliedernFrau Eugenie Kellner-Kellenau und Frau Anniv. Vorbeck wurde die Treuenadel für zehnjäh-rige Mitgliedschaft verliehen. Lm. Hofrichter lädtuns zum Maria-Schnee-Fest am 5. August ein.Zusammenkunft: Prater beim Butterfaßl. AlsGast trug uns Dir. Bosek-Kienast Gedichte vonOttokar Kernstock vor. Seine vollendete Vor-tragsweise beeindruckte uns auf das tiefste. Ab-schließend zeigte uns Dir. Winkler die Filme vonunserer Muttertagsfeier in Greifenstein und demBesuch der ersten Joachimstaler Gruppe. Siefanden allgemeinen Beifall.

FreudenthalInfolge des schönen Wetters hatte das zwang-

lose Beisammensein der Mitglieder der Heimat-gruppe im Buschenschank beim Lm. Wolff inNeustift a. Walde am Sonntag, 9. Juli, einen gu-ten Besuch. Obmann Roßmanith begrüßte u. a.die Familien Weyrich, die neuen Mitglieder Hof-rat Dipl.-Ing. Soukal und Gemahlin, das Ehren-mitglied Frau Paula Schedo und beglückwünschtedie Geburtstagskinder des Monats Juli, darunterdie anwesende Frau Else Riedel zu ihrem 75. Ge-burtstag herzlichst. Er wies auf das Treffen inGumpoldskirchen hin, das am 10. September mitdem Gedenken an die Toten der Heimat verbun-den ist und bei dem der Hochmeister desDeutschordens P. Ildefons Pauler die hl. Messeunter Assistenz des Priors P. Hubalek lesenwird. Nachmittags ist Zusammenkunft im Krems-münsterhof. Die Unterhaltung dauerte bis in dieAbendstunden, denn man hatte sich wieder vielzu erzählen. Die Räumlichkeiten wurden durchAusbauten bequem umgestaltet. Der terras-senartig angelegte Garten bietet vielen GästenPlatz. Lm. Viktor Wolff wurde zum 84. Geburts-tag herzlichst beglückwünscht, und es ist er-staunlich, wie er noch im Betrieb des Sohnesmitarbeitet.

Mühriscn-SchönbergWie jedes Jahr treffen wir uns in der Ferien-

Urlaubszeit nicht im Stammlokal zu den „DreiHackein", sondern auswärts bei Landsleuten. Am9. Juli besuchten wir unseren Landsmann WilliUrban, einen gebürtigen Hermesdorfer, der inStammersdorf bei Wien eine vorzügliche Wein-kellerei mit Buschenschank besitzt. Im schattigenGarten fanden sich zahlreiche Landsleute ein.Sie fühlten sich hier sehr wohl, und die Stim-mung steigerte sich von Stunde zu Stunde. Unterden Gästen im Garten waren zufällig auchLandsleute aus der Bundesrepublik anwesend.Wie immer, wenn Landsleute zusammenkommen,die sich viele Jahre nicht gesehen haben, werdenErinnerungen aus der alten Heimat ausgetauscht.Hinzuzufügen ist noch, daß der Besitzer desHeurigenlokales ein Gönner und Förderer derSudetenpost ist. Willi Urban hat neben seinenerlesenen Weinen auch ein vorzügliches Heuri-genbüffet, wo die ausgezeichneten Grillhenderlbesonders hervorzuheben sind.

Wir machen aufmerksam, daß unsere nächsteZusammenkunft wieder außerhalb Wiens statt-findet, und zwar am 13. August bei LandsmannWilli Balla, Gasthof Roderich in Langenzersdorf,Wienerstraße 59. Herr Balla ist ebenfalls eingroßer Gönner unserer Zeitung. Wir bitten dieLandsleute um die Vormerkung dieses Termines.

= Neubisfritz = = = = = = ^Im Zusammenhang mit dem 85jährigen Be-

standsfest der freiwilligen Feuerwehr in Rein-gers findet am Samstag, dem 29. Juli, eine fest-

Page 6: Das Echo auf römische Überraschung - Sudetenpost · Neues Konzept bis 7. September Finanzministerium bereitet sich für die Verhandlungen mit der BRD vor — Einkommensgrenze soll

DASLEBEN IN DER LANDSMANNSCHAFT 14 I ZI. 7. 1972

liehe Veranstaltung statt, die den Heimatvertrie-benen aus dem Kreis Neubistritz und Südmäh-ren gewidmet ist. Beginn um 14 Uhr mit einemhl. Segen, Kranzniederlegung beim Mahnmal undFestveranstaltung am Abend, wobei der Bundes-obmann der SLO, Dr. Emil Schembera, zu unse-ren Landsleuten spricht. Landsleute, beteiligteuch zahlreich an diesem, sicherlich für alleTeilnehmer erlebnisreichen Heimattreffen undbeweist dadurch eure Verbundenheit mit unsererPatengemeinde Eeingers im schönen Waldviertel.

Salzburg

Bund der Nordböhmen=Fräulein Kristina Michel, Tochter des verstor-

benen Bundesobmannes der SLÖ Major a. D.Emil Michel, hat im Juni am Konservatoriumder Stadt Wien die Reifeprüfung aus dem Haupt-fach Oper abgelegt und damit laut staatsgültigenZeugnisses die künstlerische Reife erlangt. Wir

^räulein Michel herzlich undzu diesem erfolgreichen Abschluß.

Auch wir machen Ferien, und daher bleibt un-sere Geschäftsstelle vom 1. bis 31. August 1972geschlossen. Wir wünschen allen unseren Mit-glieder einen schönen und erholsamen Urlaub.

Eine traurige Nachricht: am 6. Juli, zwei Mo-nate vor seinem 94. Geburtstag, ist unser ältestesMitglied, Lm. Edmund Prida, Gendarmerie-Be-zirksinspektor i. R. unerwartet gestorben. Erwurde in Sablât bei Prachatitz geboren. Mit ihmverlieren wir nicht nur ein langjähriges undtreues Mitglied, sondern auch einen steten Be-sucher unserer Veranstaltungen, der sogar nochim letzten Fasching auf unserem Sudetenballtrotz seines hohen Alters zu einem Tänzchengelaunt war. Lm. Prida, der seine Heimat bis insein hohes Alter nicht vergessen hatte, erfreutesich nicht nur bei seinen Landsleuten großer

Die JUGEND berichtetJugendredaktion 1160 Wien Effingergasse 20

10 Jahre Sudetendeutsche Jugend und Jung-mannschaft der ÖAV-Sektion Reichenberg im

Lachtal in der Steiermark.Auf eine schon lange vorliegende Einladung un-

seres Hüttenwirtes Norbert Wohleser und seinerGattin Irmgard, fuhren wir am 17. Juni ins Lach-tal. Leider regnete es auf der Fahrt von Wien s i ca wieder von den Strapazen des Alltags undbis ins Lachtal fast ununterbrochen. Im Lachtal, frönen sie den Urlaubsfreuden. Auch wir erho-einem herrlichen Tal bei Oberwölz und Ober- l e .n u n s v o n der Arbeit im ersten Halbjahr 1972.

S i d i l Käft f

===BundesjugendführungLiebe Landsleute, liebe Kameraden und Freun-

de!Wieder steht der Urlaub vor der Tür, und der

Sommer ist doch noch gekommen. Erholen Sie

zeiring, gehörend zur Gemeinde Schönberg in der

grüßung. Unsere beiden Freunde, die uns zu

Sie und wir sammeln neue Kräfte für die kom-Tätigkeit. Urlaub soll Erholung sein, be-

denken Sie daher, daß man mit Raserei und

Urlaub in der LandesgeschäftsstelleWegen der Urlaubszeit ist unsere Landesge-

schäftsstelle vom 17. bis 31. Juli geschlossen. Ab1. August ist wieder täglicher Kanzlei- und Bera-tungsdienst.

z u m i n d e s t v o n "

*><; semütlichWir v e r S e l S S die ZettWir v e r t n e b e n u n s d ie Z e i t

BöhmerwälillerinOö.Das Böhmerwäldler-Großtreffen findet auch

heuer wieder am ersten August-Wochenendestatt. Es sei nochmals auf den Programmablaufhingewiesen: Am Samstag, 5. August, um 20 Uhrist in allen Räumen des Märzenkellers in LinzBegrüßungsabend mit Tanz. Am Sonntag um8.30 Uhr liest Direktor J. Kindermann in derMinoritenkirche eine hl. Messe, anschließendwird beim Stifterdenkmal ein Kranz niederge-legt. Ab 13 Uhr versammeln sich die Böhmer-wäldler im Märzenkeller zum familiären Treffen.

Zur Dreisesselberg-Fahrt am Sonntag, 30. Juli,können Anmeldungen bei Obmann Hager, Raiff-eisenhof (1. Stock), Ruf 26 1 56, noch vorgenom-men werden.

Beliebtheit und Wertschätzung, sondern alle, die Kameraden geworden sind, hatten bis vor an- ubergroßer Hektik selten ans Ziel kommt, undihn kannten, wechselten gerne mit diesem guten derthalb Jahren die Bruckner Hütte der ÖAV- w o b f e i b j . d a d a s Ausspannen? Fahren Sie so,Menschen ein paar freundliche Worte. Vielleichtist diese kurze Zeichnung seiner Persönlichkeitein kleiner Trost für die Hinterbliebenen in ihrerTrauer. Wir wollen diesem aufrechten Sudeten-deutschen immer ein ehrendes Gedenken bewah-ren.

Mögen den folgenden Landsleuten zu ihremGeburtstage noch weitere zufriedene und gesun-de Jahre beschieden sein: Karl Schweiz (85, Pro-fessor Gustav Gobes (84), Marie Köhler (75), KarlKrum (70), Ing. Viktor Sedlar (65), weiters FriedaEnglert, Ing, Otto Glatz, Bergheim, Konrad Ho-lubek, Anna Neumann, Anna Posch in Koppl,Karl Steckel in Hallein und Marie Watzinger.

Sonstige Verbände100 Jahre Bergschule zu Dux

Bergmannstreffen der Absolventen der DuxerBergschule

Die Absolventen aller Jahrgänge der Duxer100jährigen

Sektion Bruck/Mur über 9 Jahre lang gepachtet. s o w i e S i e e s v o n d e n anderen Verkehrsteil-Nun haben sie sich mit viel Fleiß eine eigenePension mit Gasthofbetrieb, die „Almstube", imLachtal geschaffen Stolz präsentierten uns die vielleicht denken Sie in Ihrem Urlaub ein™T<SJll " ^ f t f ^ S 1 1 w LUS„""dwma£ k,f™ w e n iS darüber nach über einige Probleme undW 1 ° C"" I~" o *" «« "<""" ' «*• kommen da auch auf unseres zurück! Denn wir,

die SDJÖ, wünschen uns nichts Besseres, alsdaß im September unser Heimabendbetrieb imvollen Umfang weitergeht, neue Kameraden zuuns stoßen, neue Gruppen entstehen und so wei-ter. Denn, liebe Landsleute, mit Ihrer Hilfe wirdunser Denken und auch Hoffen nicht nur einWunschtraum sein, sondern ernste Wahrheit.Landsleute, Sie sind aufgerufen, mitzuhelfen, un-sere Arbeit zu gestalten und die Arbeit derLandsmannschaft mitzuprägen!

Darum wünschen wir Ihnen und auch unseinen schönen Urlaub und für den Herbst einenguten Anfang!

Wie Sie wissen, führen wir einige Sommer-maßnahmen durch und müssen dafür sehr vielGeld aufwenden, denn unser Motto lautet: „Je-

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mit einigen Gesellschaftsspielen. Nach dem

Neue HeimatNach einstimmigem Ausschußbeschluß haben

wir die Landsmännin Frau Stefanie Hawlat,Linz, Bauerstraße 19, und unseren LandsmannErwin Lehmann, Linz, In der Neupeint 22, fürihre langjährige Tätigkeit in unserem Sprengelund für ihre treue Heimatverbundenheit bei derSLÖ für das goldene Ehrenzeichen vorgeschla-gen. Die Überreichung dieser Ehrenzeichen er-folgte persönlich durch den Sprecher der SLDr. Becher aus der BRD, anläßlich der Amts-waltertagung am 2. Juli 1972 im Theater-Casino,Ländlersaal. Wir beglückwünschen unsere liebenLansleute zu dieser besonders freudigen Ehrungund erhoffen uns auch weiterhin eine gute ge-meinsame Zusammenarbeit.

tember in Miltenberg/Main im Hotel „Brauerei-Keller" zu einer Wiedersehensfeier ein. DieseZusammenkunft läuft parallel mit den Heimat-treffen der Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schön-au, das in der Zeit vom 15.—18. September inMiltenberg abgehalten wird. Das Programmsieht am Samstag, dem 16. September um 14Uhr eine Zusammenkunft aller Absolventen zueiner Wiedersehensfeier im Hotel „Brauerei-Keller" in Miltenberg vor, verbunden mit einer„Großen Gewältigungsarbeit". Um 19.30 Uhr isteine Feierstunde. Am Sonntag treffen sich alleBergleute zum kameradschaftlichen Beisammen-sein.

Anmeldungen sind erbeten an: Adolf Ullrich,D-8264 Waldkraiburg/Obb., Nelkenstr. 14, Tel.0 86 38/88 56

Zimmerbestellungen beim Städtischen Ver-kehrsbüro, D-876 Miltenberg/Main, Rathaus.

sÍDD r e i c h l i<* e* Abendessen leitete Norbert zu einer der, und wenn er noch so arm ist, soil-<iIeMog-

r

kleinen Feier über. In der Zwischenzeit waren lichkeit haben, bei uns mitzumachen." Damit wirauch der Herr Vizebürgermeister der Gemeinde aber dem Motto treubleiben können, bitten wirSchönberg, der Obmann des Fremdenverkehrs-Vereines Lachtal und der Pionier des Lachtals,Herr Haas, erschienen. In bewegten Worten er-innerte uns Norbert an die letzten 10 Jahre undan kleine Begebenheiten, die uns zu einer nettenKameradschaft zusammengeschweißt hatte. DerObmann des Fremdenverkehrsvereines dankteuns die langjährige Treue, die wir dem schönenTal bewiesen haben, indem wir nicht nur imWinter die Schönheiten des Schifahrens genossen— im Lachtal gibt es bereits 5 Lifte, mehreresind im Bau —, sondern auch im Sommer uns denFreuden des Wanderns hingaben. Als Dank undAuszeichnung überreichte er uns eine Erinne-rungsurkunde, in der für die 10jährige Treueder SDJÖ und der ÖAV-Jungmannschaft Rei-chenberg (unsere Wiener sudetendeutsche Sek-tion des ÖAV) — der fast alle unsere Kamera-den angehören — gedankt wird. Im Anschluß dar-

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= SüdmflhrerinLinzFür die Fahrt zum Großtreffen der Südmährer

in Geislingen/Steige am 28. Juli sind noch einigePlätze frei. Interessenten können sich noch bis26. Juli bei Ld.-Obm. Hans Hager, Obere Donau-lände 7, Parterre, ev. unter Tel. 26 1 56 melden.Geburtstage: am 1. Juli (65 Jahre) Rudolf Schnit-zer aus Dürnholz in Linz, Eisenwerkstraße 20;7. Juli (79 Jahre) Josef Lieber aus Muschau, inSt. Florian, Stifterstr. 151; 8. Juli (78 Jahre) FritzRoubal aus Pohrlitz, in Linz, Ziegeleistr. 81;9. Juli (75 Jahre) Hans Treutner, Kaufmann ausNikolsburg in Pasching, Stifterstr. 8; 9. Juli (70Jahre) Friedrich Wieder aus Damitz in Nieder-neukirchen, Steggraben 16; 16. Juli (67 Jahre)Johann Purkert, Metallwarenerzeuger aus UnterWisternitz in Enns, Perlenstr. 10/12; 25. Juli(85 Jahre) Franz Höhl, Bankbeamter der Länder-bank aus Znaim, in Linz, Gablonzerweg 1; 28. Ju-li (70 Jahre) Amalia Keller aus Znaim, in Linz,Breitwiesergutstr. 40; 31. Juli (76 Jahre) GustavZeisel, Buchhalter aus Nikolsburg, gew. langjäh-riger Landeskassier der SLOÖ, in Linz, Franck-straße 7 c.

EhrungUnserem Ehrenobmann, Insp. Josef Nohel, ver-

lieh die Sudetendeutsche Landsmannschaft für sei-ne langjährige Tätigkeit als Landesgeschäftsleiterder SLOÖ die Logdman-Plakette. Diese hoheAuszeichnung überreichte der Sprecher der Su-detendeutschen Landsmannschaft, Dr. WalterBecher, MdB, dem Geehrten persönlich am2. Juli bei seiner Anwesenheit in Oberösterreich.In seiner Laudatio betonte der Sprecher, es hießeEulen nach Linz tragen, wenn die Leistungenvon Lm. Nohel im einzelnen geschildert werdensollten. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist erals Funktionär der SLOÖ tätig, als Landesge-schäftsleiter ist er der Motor des Landesverban-des und hat in diesem Bereich mehr als seinePflicht getan. Sein Einsatz und sein erfolgreichesWirken für unsere Volksgruppe in Pensions- undEntschädigungsfragen sind nicht nur in Öster-reich, sondern auch in München ein Begriff.

Wir Südmährer Oberösterreichs danken unse-rem Ehrenobmann, Lm. Nohel, für seine großenVerdienste um unser Volk und gratulieren ihmherzlichst zu dieser seine aufopfernde Tätigkeitanerkennenden Auszeichnung.

Ludwig DeutschObmann

Familie

um Ihre werte Mithilfe, und ersuchen auch umIhre Spende auf unser Konto Nr. 002-31266, Bun-des Jugendführung der Sudetendeutschen JugendÖsterreichs, Erste österreichische Spar-Casse.Besten Dank für Ihre Hilfe!Unsere nächsten Termine:

Bitte vormerken und freihalten:4.—20. 8. 1972: Volkstumsfahrt in die Bretagnean dankte Bundesjugendführer Rogelböck für

die Kameradschaft. In launischen Worten schil- .25. 8.—11. 9. 1972: Olympia-Lager in Waldkrai-derte er Erlebnisse auf der Bruckner Hütte und bürg

=WelsAm 15. Juli feiert Lm. Michael Ernst, Bilanz-

buchhalter i. R. aus Grün im Böhmerwald, der-zeit wohnhaft in Wels, Roseggerstraße 1, mitseiner Gattin Marie, das Fest der DiamantenenHochzeit. Wir wünschen dem Jubelpaar allesGute, besonders Gesundheit, Glück und Segenauf Ihren weiteren gemeinsamen Lebensweg.

Oberbürgermeister a. D. Oskar Kraus 85 Jahre!Am 2. August feiert in 9500 Villach-Lind, Grill-

parzerstraße 3, Herr Oskar K r a u s in geistigerund körperlicher Rüstigkeit seinen 85. Geburts-tag. Herr Kraus, gebürtiger Wiener, kam nachdem Tode seiner Mutter zu Onkel und TanteKarl und Emma Schramm, Schonrsteinfegermei-ster, nach Mähr. Neustadt und besuchte hier dasUnter- und Obergymnasium. Im Jahre 1907 legteer mit sehr gutem Erfolg die Reifeprüfung ab.Seiner Befähigung und seinem Fleiß entsprechendgelangte er auf der Erfolgsleiter zum leitendenBahnbeamten der Direktion Villach und wurdesogar Oberbürgermeister dieser schönen Stadt.Wahrlich ein stolzes Zeugnis für seinen Fleiß,aber auch ein gutes Zeugnis für das Gymnasiumunseres, zürn Studium so geeigneten ruhigenProvinzstädtchens. Herr O. B. Kraus, nun natür-lich schon in Pension, erklärt sich heute nochstolz als „Sudetendeutscher" und hat das Schick-sal unserer Volksgruppe bitter empfunden. InVillach und in seinem großen Bekanntenkreiswird er heute noch hochgeachtet und verehrt.Seine Frau Risa umgibt ihn in sorgsamer Liebe.Der größte Wunsch unseres lieben Jubilars wäre,wenn sich ein oder der andere seiner ehemaligenKlassenkameraden melden möchte. Wer kannihm diesen Wunsch erfüllen? Herr O. B. Krausbezieht schon durch Jahre die „Sternberger Hei-matpost" und die „Sudetenpost", damit er mitseinen selbstgewählten Landsleuten in ständigerVerbindung bleibe. Die Mähr. Neustädter wün-schen dem Jubilar, daß er noch viele Jahre inseiner gegenwärtigen guten geistigen und kör-perlichen Verfassung an der Seite seiner Gattinden Lebensabend genießen möge und dankenihm gleichzeitig für seine Treue durch so vieleJahrzehnte zu ihrer Heimatstadt und für dieAnteilnahme an dem sudetendeutschen Schicksal.

91. GeburtstagUnser Landsmann, Baumeister Josef Punzl,

feierte in Wien-Favoriten am 20. Juli seinen 91.Geburtstag in voller geistiger Frische. Er warin seiner Heimatstadt Teplitz-Schönau durch seinvieles Schaffen eine bekannte Persönlichkeit,außerdem ein großer Förderer im Vereinsleben,

überreichte dem Ehepaar Wohleser einen von un-serem Kameraden Rainer Ruprecht in Wels ver-fertigten Kupferteller mit dem Sudetenwappen,geziert mit verschiedenen Städtenamen aus demSudetenland. Auch der Vizebürgermeister ließ essich nicht nehmen, uns im Namen der GemeindeSchönberg zu danken.

Im Anschluß daran machten wir einen gemüt-lichen Abend, wobei viel gesungen und erzähltwurde. Wir sangen einige Lieder in der Mund-art aus dem Sudetenland und auch aus Öster-reich, als Gegenstück sangen der Herr Vizebür-germeister, der zugleich Direktor der Volks-schule ist, und Norbert Lieder aus der Steier-mark und Kärnten in Mundart. Herr Haas erzähl-te uns zu unserer großen Freude, daß er das Su-detenland von seiner besten Seite kennengelernthatte. Er bereiste unsere Heimat in den Jahren1932—1938 oftmals und machte in fast allengrößeren Orten Lichtbildervorträge über Öster-reich und Südtirol. Er erzählte uns, als Unbe-teiligter, von der schwierigen Zeit die damalsherrschte und wie oft ein Vortrag von ihm, weiler eben nicht in das Konzept der Tschechenpaßte, mitten in der Vorführung unterbrochenwerden mußte.

Am Sonntag war das Wetter freundlicher, sokonnten wir nach dem Frühstück einen ausge-dehnten Spaziergang machen. Und gegen Mittagwar wieder herrliches Wetter und wir genosseneinen schönen Rundblick.

Der Abschied nahte nach dem Mittagessen. Wie-der mußten wir uns vom Lachtal und von unse-ren „Lachtalern" verabschieden. Doch wir ver-sprachen, daß wir bald wieder kommen werden!Wir können nur jedem, der diese Zeilen liestempfehlen, ins Lachtal zu kommen. In der Pen-sion „Almstube" stehen zwei liebenswerte Men-schen bereit, um all die Wünsche zu erfüllen.Denn — das Lachtal hat immer Saison, sei es imWinter oder im Sommer!

10. 9. 1972: Sudetendeutscher Heimattag in Klo-sterneuburg8. 10. 1972: Rätselsternfahrt der SDJÖ11712. 11. 1972: Kongreß junger Sudetendeut-scher in RegensburgHeimstunden:

Auch während der Sommermonate treffen wiruns regelmäßig jeden Mittwoch ab 20 Uhr imHeim Wien 17, Weidmanngasse 9. Bei Schönwet-ter gehen wir baden!

Landesgruppe WienZeltlager

Am 8. und 9. Juli machten wir ein Zeltlager inInnermanzing bei Altlengbach. Unsere Kamera-den Fritz und Susi hatten uns dorthin eingela-den, da sie die Gegend kennen und die Erlaubniszum Zelten für uns erbeten hatten. Samstagnachmittag fuhren wir los und sind nach einigenSchwierigkeiten mit einem Bus und einem PKWglücklich gelandet. Es gibt dort einen kleinenTeich, in dem man baden kann. Als die Zeltestanden und das Holz für das abendliche Lager-feuer gesammelt war, wagten wir auch denSprung ins gar nicht so kühle Naß. Nach Son-nenuntergang entzündeten wir das Lagerfeuer,sangen wieder fast vergessene Lieder und gartenauch Wurst über den Flammen. Es war einewarme, herrlich sternenklare Nacht, und die nö-tige Stimmung kam ganz von selbst. Spät erloschdas Feuer, denn einige Kameraden wurden nichtmüde, sitzen zu bleiben. Erst nach Mitternachtschlüpften die letzten in die Zelte. Morgens wa-ren wir schon wieder zeitig auf, denn die Kir-chenglocken läuteten uns um 6 Uhr aus denSchlafsäcken. Wir brauchten es nicht zu bereuen,die Sonne schien schon warm auf das taufeuchteGras. Noch vor dem Frühstück gingen wir wiederins Wasser, und so verbrachten wir auch denganzen Sonntag badend bis zur Heimfahrt. Alswir um 5 Uhr die Zelte einpackten und nachHause fuhren, hat so mancher auch einen ordent-lichen Sonnenbrand mitgenommen.

Erscheinungstermine 1972

4010 Linz, Postfach 405, Obere Donaulände 7,Zimmer 37, Telephon 27 3 69

Organ der Sudetendeutschen Landsmannschaft inÖsterreich (SLÖ). Eigentümer. Herausgeber und _ . «. .Verleger: Sudetendeutscher Presseverein (Ob- Folge 18 erscheint am 22. September.

Folge 15/16 erscheint am 11. AugustEinsendeschluß 7. August.

Folge 17 erscheint am 8. September.Einsendeschluß 4. September.

mann Ing. Alfred Rügen). Verantwortlich für denInhalt: Gustav Putz. Alle in Linz, Obere Donau-

Einsendeschluß 18. September.besonders in der Turnerschaft. Wir gratulieren lande 7. — Druck: Druckerei und Zeitungshaus rOlge 19 erscheint am 6. Oktober.

Einsendeschluß 2. Oktober.und wünschen ihm alles Gute, und daß er denHunderter noch voll machen soll. Seit Jahren

J. Wimmer Gesellschaft m. b. H. & Co., Linz, Pro-menade 23. — Die Zeitung erscheint zweimal mo-

Geburtstage: Am 2. August 70 Jahre: Johann schon Mitglied der Erzgebirger Landmannschaft natlich. Bezugspreis vierteljährlich S 15.—, halb- rOlge 20 erscheint am 20. Oktober.Nimmerrichter aus Südmähren, wohnhaft inGunskirchen-Mostall 15; am 17. August 72 Jahre:Magdalene Fuger aus Traismauer, wohnhaft inNeumarkt, Vormark 187; am 20. August 85 Jahre:Michael Ernst aus Grün im Böhmerwald, wohn-haft in Wels, Roseggerstraße 1; am 25. August76 Jahre: Josef ine Schabatka aus Neustift, wohn-haft in Wels, Johann-Straußstraße 27; am 20. 8.73 Jahre: Frieda Wagner aus Schießglock, wohn-haft in Wels, Roseggerstraße 2; am 31. August80 Jahre: Marie Pospischil aus Znaim, wohnhaftin Wels, Stifterstraße 26. Wir wünschen allen imAugust geborenen Landsleuten Gesundheit undWohlergehen imbesonderen.

Die Dienststelle ist vom 8. bis 29. August we-gen Urlaubs geschlossen.

in Wien. jährlich S 29.—, jährlich S 57.—. Der Bezugspreiswird entweder durch die Post kassiert oder ist

Einsendeschluß 16. Oktober.

Die letzte HeimatIn Linz starb nach langer Krankheit am

27. Mai Herr Franz Hilgartner im Alter von61 Jahren. Er war in Friedberg geboren underlernte in Hohenfurt das Schmiedehandwerkund erwarb die Meisterprüfung. Er übernahmin späteren Jahren von seinen SchwiegerelternNeindlinger das Schmiedehandwerk. Nach derAustreibung lebte er in Linz und war bei derVÖEST beschäftigt.

a enrweaer aurai aie rosi Kassien oaer ìsi c«i«« OH n -o^»:»t n m o MA..«MtKAr

an das Postsparkassenkonto 73 493 oder das Folge 21 erscheint am 3. November.Konto 0000-028135 bei der Allgemeinen Sparkassein Linz einzuzahlen. — Anzeigenannahme: Linz,Obere Donaulände 7. Auflage kontrolliert. Ent-geltliche Einschaltungen im Text sind mit PR

gekennzeichnet.

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