Das „Eisenland“: Tradition und Zukunft

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M anchmal können Standortfaktoren steil und mühsam sein: Krombach liegt zwischen dem Siegen-Nassau-

ischen und dem Kölnischen Sauerland. Der Ort im Tal und das im Kölnischen liegende

Das „Eisenland“: Tradition und ZukunftTraditionsunternehmen in Siegen-Wittgenstein: Vom Durst der Fuhrleute und Weltmarktführern

Serie: Traditionsunternehmen in SüdwestfalenTeil 1: Einführung: Tradition bedeutet Nachhaltigkeit und Verantwortung – September 2009

Teil 2: Traditionsunternehmen im Kreis Siegen/Wittgenstein – Oktober 2009

Teil 3: Traditionsunternehmen im Kreis Olpe – November/Dez. 2009Teil 4: Traditionsunternehmen im Märkischen Kreis – Januar 2010Teil 5: Traditionsunternehmen im Hochsauerlandkreis – Februar 2010Teil 6: Traditionsunternehmen im Kreis Soest – März 2010Teil 7: Traditionsunternehmen im Stadtgebiet Hagen – April 2010Teil 8: Traditionsunternehmen im Ennepe-Ruhr-Kreis – Mai 2010

Kleusheim auf der Höhe waren Stationen auf dem bedeutenden Fernhandelsweg Frankfurt-Soest. Hier fanden die Reisenden eine Herber-ge, Pferde eine Tränke und die Fuhrleute eine Basis. Die Durchgangsstraße mit dem Anstieg

zum so genannten Heck – machte Vorspann-dienste nötig. Und dass Fuhrleute Durst ha-ben, ist nicht erst seit heute bekannt. Aus der Herberge wurde eine Gastwirtschaft und schon bald wurde im Ort Bier gebraut. Mit der Industrialisierung entstanden neue Ver-braucherschichten. Karl Friedrich Schenck, Amtmann und Jurist im Siegerland, meldete in seiner „Statistik des vormaligen Fürstenthums Siegen“ , dass „wegen der schweren Arbeiten, welche die Einwohner bey dem Bergbaue, Hütten- und Hammer-Betriebe und sonstigen Gewerken verrichten, im Siegenschen eine große Quantität Biers getrunken wird.“ Was daraus geworden ist, ist bekannt: Die Kromba-cher Brauerei zählt längst zu den ganz großen des Landes.

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Der Wirtschafts-raum Siegen-Wittgen-stein ist eine wachs-tumsstarke Region. Kennzeichnendes Merkmal ist die klein- und mittelständisch geprägte Un-ternehmensstruktur mit deutlichem Schwer-punkt im verarbeitenden Gewerbe. Die lan-desplanerisch als „ländlich“ defi nierte Region hat einen besonders hohen Anteil an industri-ellen Arbeitsplätzen. Unternehmen mit Welt-geltung haben hier ihren Sitz, fertigen techno-logische Spitzenprodukte und sind eines der führenden Zentren des deutschen Anlagen- und Maschinenbaus. Das Siegerland gilt auch im Walzenbau als erste Adresse, 60 Prozent der europäischen Produktion von Walzen für die Stahl-, Kunststoff -, Nahrungsmittel- und Druckindustrie kommen aus der Region. Aber auch 90 Prozent der deut-schen Off -Shore-Röhren-Produktion wird an der Sieg gefertigt. Schließlich erinnert auch die Eisen-, blech- und metallverarbeitende Industrie sowie der Apparate- und Behälterbau an traditionelle Fertigungen. Die prägen auch heute noch den „Besatz“ der Branchen, werden aber ergänzt: die Kunststoff verarbeitung spielt in der ersten Liga und auch Elektroinstallations- und Ver-teilsysteme, Haushaltsgeräte und insbesondere auch die Automobilindustrie nehmen eine be-sondere Rolle ein.

Eisenerz seit 2.500 Jahren

Das Siegerland war bereits vor 2.500 Jahren durch seinen Reichtum an Eisenerz

und damit einhergehender intensiver Berg-bau- und Eisenhüttenwirtschaft ein Indus-triestandort. „Eisenland“ wird die Region genannt, in der sich auch heute noch Stollen und Grubenstandorte fi nden lassen. „Es sind die Mollkauten, die so aussehen, als hätten

zu groß geratene Wild-schweine den Waldbo-den umgegraben“, for-muliert Ute Bosbach. Auf ihrer „Spurensuche

im Eisenland“ beschreibt die Autorin, dass auch heute noch oberfl ächig Erz sowie Spu-ren der ersten Schächte und Stollen gefunden werden. Bei Hilchenbach fanden Archäolo-gen Fundamente einer Schmelzofenanlage und eine Schmiedewerkstatt, der Betrieb der Müsener Grube Stahlberg, die zu den be-kanntesten Bergwerken Europas zählt, lässt sich bis ins Jahr 1313 zurückverfolgen. Ge-funden wurde Eisenstein, der wohl wichtigste Grundstoff , um vorindustrielle Nutzung zu gründen. Reichhaltige Erzlagerstätten, Spat-,Braun- und Roteisenstein wurden für das Land von größter Bedeutung und auch Silber und Blei konnten gewonnen werden. Das

Unternehmen mit Weltgeltung haben im Siegerland ihren Sitz und fertigen

technologische Spitzenprodukte.

Treffliche Zusammenarbeit: Die Siegener Wagenfabrik Bald baute die Transportkut-

sche für die Krombacher Brauerei.

Die 500.000 Hektoliter sind geschafft: Bei der Krombacher Brauerei wird 1967 auf diesen Erfolg angestoßen.



manganhaltige und phosphorfreie Spateisen-erz trug dem Siegerländer Spiegeleisen seinen guten Ruf ein. Neben dem Eisenerz fand sich in den dichten Wäldern der Brennstoff für die Verhüttung und zur Produktion von Holzkoh-le. Zur Talindustrie wurde das Eisengewerbe durch das Wasser, nur in wenigen trockenen Sommermonaten und im Winter, wenn die Bäche gefroren, musste auf Wasserkraft ver-zichtet werden.

Im mittelalter-lichen Siegen war das Gewerbe der Stahlschmiede bedeutend, hier wurden Stahl- und Eisenwaren hergestellt und ausgeführt, beschreiben historische Quellen. Die Stahlschmiede beschränkten sich auf die Produktion von Rohstahl, der in kleinen Stäben hergestellt und zur Weiterverarbeitung nach Köln und ins Bergische gebracht wurde. Auch Nürnberg mit seiner Panzer- und Waff enindus-trie bezog Rohstahl aus Siegen. Das auf den Blashütten hergestellte Roheisen und von den

Hammerschmieden zu Halbzeug verarbeitete Eisen wurde vornehmlich nach Berg und Mark, aber auch nach Süddeutschland ausgeführt. Die Erzeugung eiserner Gusswaren wie Öfen, Grabplatten und Poterieguss lässt sich im 16. Jahrhundert nachweisen, schon 1440 wurden in Siegen eiserne Geschütze gegossen.

Zu den ersten und ältesten Hütten des Siegerlandes zählten die Freudenberger Hütte

(1417), die Hütte bei Langenau und der dazu gehörende Buschhütter Eisenhammer, der 1452 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Die ältere Geschichte der Nassauischen Ei-senindustrie verzeichnet nach dem Rentbuch des Amtes Siegen für das Jahr 1417 schon 25 Eisenhütten, 1505 erreichte die Anzahl der Eisenwerke mit 44 Hütten ihren vorläufi gen Höchststand. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts ist auch ein Gleichgewichtszustand zwischen

der Anzahl der Hütten und Hämmer und der vom Siegerländer Haubergsraum lieferbaren Holzkohlenmenge eingetreten. Eine weitere Zunahme wurde durch eine dem Gewerbe der Massenbläser und Hammerschmiede die-nende Vereinbarung mit dem Landesherrn vom 12. September 1552 verhindert, weder er noch seine Untertanen durften weitere Hütten errichten.

Nicht nur die Anzahl der Hütten, auch de-ren Betriebszeit zur möglichst gleichmäßigen Versorgung aller Eisenwerke mit Holzkohle durch so genanntes „Reisen“ war beschränkt. Die Betriebszeit der Blashütten bestand nur aus einer bis zwei oder zweieinhalb dieser Hüt-tenreisen. Die Hammerhütten dagegen waren jährlich zu 240 Tagen Betriebszeit berechtigt, die sich in zehn „Hammerreisen“ über das gan-ze Jahr verteilten.

Nur im Hochsommer und im tiefen Winter, wenn Trockenheit oder starker Frost die Wasserzu-fuhr behinderten, war „müßige Zeit“, der Hammer lag still. Der Arbeitstag war 16-tündig, von vier Uhr morgens bis acht Uhr abends. Diese Umstände zwangen den Hammerbesitzer, sich trotz ungünstiger Siedlungslage in nächster

Nähe seines Hammers ansässig zu machen. So entstanden im 15. Jahr-

hundert oft dicht bei alten Dörfern die vielen Industrieorte, deren Namen meist mit dem Wort „Hütten“ gebildet sind.

Bis in die 1960er Jahre wurde der Eisen-erzbergbau betrieben. Über 150 Jahre alte Stahlwerke wie die Edelstahlwerke Südwestfa-len (früher Krupp Edelstahl, davor Stahlwerke Südwestfalen, davor Bremer Hütte) in Siegen-Geisweid sind noch heute in Betrieb, wenn auch mit spezielleren Produkten.

1452 wurde der erste Eisenhammer durch die drei Brüder Busch in Buschhütten gegründet.

Die Schornsteine rauchen im Siegerland: Buschhütten im Jahr 1902.

Die Gießerei der Firma Achenbach-Buschhütten in Kreuz-tal: Das Unternehmen hat seine Wurzeln im Jahr 1452.

Ein beeindruckendes Fotodokument aus dem Jahr 1920: In der Gießerei Achenbach-Buschhütten fliegen die Funken.

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Rang Unternehmen Ort Gegründet Alter

1 Achenbach Buschhütten Kreuztal 1452 557

2 BGH Edelstahl Siegen GmbH Siegen 1467 542

3 Universität Siegen Siegen 1536 473

4 Wilhelm Flender GmbH & Co. KG Netphen 1762 247

5 Krombacher Brauerei Kreuztal 1803 206

6 Georg Kraemer Fahrzeugbau Erndtebrück 1815 194

7 Siegener Zeitung (Vorländer & Rothmaler) Siegen 1823 186

8 Gontermann-Peipers GmbH Siegen 1825 184

9 Carl Schreiber GmbH Neunkirchen 1837 172

10 Schuler Hydroforming Wilnsdorf 1839 170

11 Waldrich Siegen Burbach 1840 169

12 Sparkasse Siegen Siegen 1842 167

13 Bertrams AG Siegen 1850 159

14 Pass + Co. Wilnsdorf 1852 157

15 BALD Automobilgesellschaft Siegen 1862 147

16 Lochanstalt Aherhammer Stahlschmidt & Flender Kreuztal 1863 146

17 Dango & Dienenthal Siegen 1865 144

18 Juwelier Müller Siegen 1867 142

19 Gebr. LÖCHER Glüherei GmbH Hilchenbach 1872 137

20 Balzer & Gerken Siegen 1872 137

21 Sonor GmbH & Co.KG Bad Berleburg 1875 134

22 Carl Hortmann GmbH & Co. Siegen 1882 127

23 Siegener Verzinkerei GmbH Kreuztal 1885 124

24 Creditreform Siegen Siegen 1886 123

25 Vetter Kranservice GmbH Siegen 1889 120

26 DEBUS GmbH Bauunternehmen Kreuztal 1890 119

27 Zöller Karosserie- + Fahrzeugbau GmbH Siegen 1890 119

28 Kreisklinikum Siegen GmbH Siegen 1891 118

29 Kirschbaum GmbH Siegen 1892 117

30 Manfred Schmidt GmbH Siegen 1894 115

31 Wittgensteiner Baumwoll-Weberei Bad Laasphe 1896 113

32 Sieger Heizsysteme GmbH Siegen 1896 113

33 Alfred Wahl KG Siegen 1898 111

34 W. Hundhausen Bauunternehmung GmvH Siegen 1898 111

35 CAPITO GmbH & Co. KG Neunkirchen 1900 109

36 Robert Thomas Metall- und Elektrowerke Neunkirchen 1900 109

37 Wilhelm Schneck sen. GmbH & Co. KG Siegen 1900 109

38 Albert Dreisbach Landesprodukte Siegen 1900 109

39 Birkelbach GmbH Siegen 1901 108

40 ETL Sarx GmbH Siegen 1901 108

41 Steuber Elektrotechnik GmbH Siegen 1901 108

42 Holz-Technologie Bald GmbH & Co. KG Siegen 1902 107

43 Siegthalerfabrik GmbH Siegen 1905 104

44 Weisstaler Bödenpresswerke Burbach 1906 103

45 Kaufhaus Wagener Siegen 1907 102

46 Friedrich Steiner GmbH Netphen 1909 100

47 Fritz Klaes GmbH & Co. KG Siegen 1909 100

48 Salzgitter Mannesmann Line Pipe GmbH Siegen 1909 100

49 Fuchs Schraubenwerk Siegen 1909 100

50 Flanschenfabrik Hüttental Siegen 1909 100

Rang Unternehmen Ort Gegründet Alter

51 Hennche Siegen 1910 99

52 Gontermann Holding Siegen 1913 96

53 Slawinski & Co. Siegen 1914 95

54 Siegenia-Aubi KG Wilnsdorf 1914 95

55 Gebr. Bender GmbH & Co. KG Kreuztal 1917 92

56 Bender-Ferndorf Rohr GmbH Kreuztal 1917 92

57 Heinrich Baumgarten KG Neunkirchen 1917 92

58 Salzgitter Mannesmann Line Pipe Siegen 1918 91

59 KAF Falkenhahn Holding Kreuztal 1919 90

60 Baumgarten automotive technics GmbH Neunkirchen 1919 90

61 Rudolf Flender GmbH & Co. KG Siegen 1919 90

62 Ewald Schultes Nachfolger GmbH Siegen 1919 90

63 Siegener Werkzeug- und Härtetechnik GmbH Siegen 1919 90

64 Gustav Schmidt GmbH & Co. KG Siegen 1919 90

65 Grün GmbH & Co. KG Wilnsdorf 1919 90

66 Eisen- und Blechwarenwerke Siegerland GmbH Netphen 1920 89

67 Emil Weber GmbH & Co. KG Siegen 1920 89

68 Wilhelm Jung GmbH Siegen 1920 89

69 Lohenner GmbH & Co. Kreuztal 1921 88

70 Eisenbau Krämer mit beschränkter Haftung Kreuztal 1921 88

71 Gräbener Pressensysteme GmbH & Co. KG Netphen 1921 88

72 Rostfrei-Stahl Geisweid GmbH Netphen 1921 88

73 Elektro-Göttert GmbH & Co. KG Siegen 1921 88

74 Ejot Holding GmbH & Co. KG Bad Berleburg 1922 87

75 Wolf-Garten GmbH & Co. KG Betzdorf 1922 87

76 Fischbach Luft- und Ventilatorentechnik GmbH Neunkirchen 1922 87

77 Eisen- u. Stein GmbH Siegen 1922 87

78 Dometic GmbH Siegen 1922 87

79 HuK Umweltlabor GmbH Wenden 1922 87

80 Hugo Roth Technische Großhandlung Wilnsdorf 1922 87

81 Siegener Verzinkerei Kreuztal 1926 83

82 Wilhelm Deller GmbH & Co. KG Siegen 1926 83

83 Wehn & Schäfer GmbH & Co. KG Bad Laasphe 1927 82

84 Wilhelm Weinbrenner GmbH & Co. KG Kreuztal 1928 81

85 Hoppmann Autohaus GmbH Siegen 1929 80

86 König & Co. GmbH Netphen 1930 79

87 Demler Spezialtiefbau Netphen 1930 79

88 VWS Verkehrsbetriebe Siegen 1930 79

89 Knebel Gruppe Siegen Siegen 1930 79

90 eks Engel Wenden 1931 78

91 Karl Völker GmbH Siegen 1932 77

92 Benno Drössler GmbH & Co. Siegen 1932 77

93 Weißtalwerk GmbH & Co. KG Wilnsdorf 1932 77

94 Achenbach & Deuker GmbH & Co. KG Siegen 1933 76

95 Ewald Waff enschmidt GmbH & Co. KG Wenden 1933 76

96 Agrodur Grosalski GmbH & Co. KG Bad Berleburg 1934 75

97 Wolf Signiertechnik Siegen 1934 75

98 Schaumann GmbH Bad Laasphe 1935 74

99 Alfred Stötzel KG Kreuztal 1936 73

100 Fritz Schäfer GmbH Neunkirchen 1937 72

Die ältesten Unternehmen im Kreis Siegen-Wittgenstein

Anmerkung: Bei den verwendeten Angaben handelt es sich jeweils um die aktuellsten vorliegenden Daten (Eigenrecherche, eigene Angaben der Unternehmen und Auskunft über creditreform.de). Trotz intensiver und gewissen-hafter Recherche kann für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben keine Gewähr übernommen werden.



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Historische Dimensionen

Und so hat auch der heutige Unterneh-mensbesatz im Kreis Siegen-Wittgenstein seine historischen Bezüge: Drei „ganz alte Sie-gerländer“ tauchen im Historien-Ranking auf. Neben Achenbach Buschhütten mit Sitz in Kreuztal und dem Gründungsjahr 1452 zäh-len auch BGH Edelstahl Siegen (1467) und das Unternehmen Wilhelm Flender aus Netphen (1762) zu den ganz alten Betrieben des Sieger-landes. Historischen Anstrich tragen auch die Krombacher Brauerei und die Siegener Zei-tung. Auch bei der Universität mit Wurzeln im Jahr 1536, dem Kreisklinikum Siegen aus dem Jahre 1881 und bei der Sparkasse Siegen mit Gründung im Jahre 1842 werden historische Dimensionen deutlich.

Achenbach Buschhütten in Kreuztal blickt auf eine 557-jährige Firmengeschichte zurück. 1452 wurde der erste Eisenhammer durch die drei Brüder Busch und deren Nachkommen gegründet. Gussteile für Haushalt und Land-wirtschaft und Walzen entstanden Ende des 19. Jahrhunderts. 1888 wurde das erste Walz-werk für Eisenbleche in Betrieb genommen. Das High-Tech-Maschinenbauunternehmen gehört heute zu den bedeutendsten Herstel-lern von Walzwerken. Weltmarktführer ist die Firma im Bereich Feinband- und Folienwalz-werke. Die Verbundenheit mit dem Siegerland und ein unternehmenskulturell ausgebildetes Selbstverständnis sind Gründe dafür, dass sich Achenbach in der Verantwortung auch über den rein wirtschaftlichen Bereich hinaus an-gesprochen fühlt. Beispiele dafür sind Schul-partnerschaften und die Kooperation mit der Universität Siegen.

Diese Verbundenheit zur Region pfl egt auch die Boschgotthardshütte (BGH), die in Siegen Edelstahl und Sonderlegierungen pro-duziert und auf eine 542-jährige Geschich-te zurückblickt: Schon 1467 wurde BGH als „Hammer an der Ferndorf“ erwähnt. Jahr-

hundertelang war das Schmieden die eigent-liche Aufgabe des Unternehmens. Inzwischen setzt BGH Technologien ein, um ein breites Spektrum an Produkten und Werkstoff en her-zustellen. Auch „Flender-Flux“ ist heute weit über Netphen hinaus ein Begriff , der für das Unternehmen Wilhelm Flender GmbH steht. Flender gilt als Spezialist für Produkte der

Bedachungstechnik und zählt zu den Markt-führern im Bereich Dachsysteme aus Metall. Flender gibt es seit 247 Jahren, Wurzeln fi nden sich im Jahr 1762.

Leidenschaft seit 1803

Seit 1803 wird getreu der Firmenphi-losophie „Bier ist unsere Leidenschaft“ in Krombach gebraut. Heute ist die Krombacher Brauerei, seit Gründung im Privatbesitz, eine der modernsten Brauereien Europas und mit einem Bierausstoß von über 5,7 Millionen Hektolitern und 866 Mitarbeitern eine führen-de Brauerei Deutschlands.

Auch für Mobilität war gesorgt: Mit der Gründung einer Wagenfabrik legte der Wa-genbauer Heinrich Bald 1862 den Grundstein für das Unternehmen in Siegen. Mercedes spielte schon nach der Jahrhundertwende

Ein Briefkopf aus Eiserfeld: Die Firma Arnold Vetter wirbt für „Eisenkonstructionen, Förderkörbe und Dachbinder“.


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Briefkopf der Firma Fuchs.

In die Siegerländer Berge gegraben: Die Firmengebäude des Unternehmens Arnold Vetter in Siegen im Jahre 1920.

Historische Visitenkarte der Firma Bald-Automobilgesellschaft aus Siegen.

eine entscheidende Rolle. Die Bald-Gruppe bringt mittlerweile aktuell 8.000 Autos an den Mann und gilt als einer der umsatzstärksten Autohändler in Deutschland.

Um ganz andere Fahrzeuge kümmert sich die Firma Vetter: Schmiedemeister Ar-nold Vetter gründete 1889 die bis zum Jahr 1962 fi rmierende „Ar-nold Vetter – Fabrik für Eisenkonstruktionen“. Mit dem Niedergang des Bergbaus folgte eine Umstrukturierung, seit 1964 werden Krananlagen und Hebezeuge für die Gabelstaplerindustrie hergestellt, Vetter wur-de zu einem der führenden Anbieter in Europa. Unter dem Dach der Vetter Holding, die sich in Familienbesitz befi ndet, werden die Unterneh-men heute in der dritten und vierten Generation von Klaus Th . und Arnold Vetter geführt.

Auch Dango & Dienenthal ist ein Unterneh-men mit Tradition. 1865 von den Handwer-kern August Dango und Louis Dienenthal gegründet, wurden Spezialmaschinen für die metallurgische Industrie gefertigt. Was als Gelbgießerei begann, wandelte sich zu einem reinen Maschinenbauunternehmen. Die erste Stichlochstopfmaschine wurde 1901 gebaut, der erste Schmiedemanipulator 1936 aus-geliefert. Die Produktpalette umfasst heute Spezialausrüstungen für Freiform- und Ge-senkschmieden, Abschlacktechnologie für

Stahlwerke, Technologie für Reduktionsöfen und Filtertechnologie. Um Eisen ging es auch bei der Gründung von Gontermann-Peipers, die 1825 aus kleinsten Anfängen erfolgte. Jo-hann Heinrich Breidenbach hatte als Lehmfor-

mer in Marienborn gearbeitet und stellte nun in seinem häus-lichen Betrieb Öfen und Glühtöpfe her. Kaufmann Gustav

Gontermann stieg in das Geschäft des Schwie-gervaters ein. Wo heute das Werk Hain steht, hatte 1880 Emil Peipers in der Nachbarschaft zur Hainer Hütte eine Gießerei übernommen, die ab 1883 als Aktiengesellschaft geführt wur-de. Der Zusammenschluss der Firmen war der Beginn des Unternehmens in heutiger Form.

Nicht nur Metall

Dass sich in Siegen nicht ausschließlich alles um Metallerzeugnisse dreht, zeigen drei Firmen mit Geschichte: Der Juwelier Friedrich Müller gründete 1867 in Siegen das erste Uhrmacher-Geschäft in der Re-gion. Urenkelin Anette Leitz führt den Be-trieb heute in fünfter Generation. Schmuck-stücke, so die Botschaft des Unternehmens, seien wertvolle Symbole für Gefühle oder Ereignisse: „Sie überbringen eine Botschaft und überdauern Generationen“, ist Anette

Ein besonderes Jubiläum dürfen in diesem Jahr mehrere Unternehmen des Siegerlandes

feiern. 1909 gegründet können sie auf eine 100-jährige Firmentradition zurückblicken.

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DankschreibenBrief aus China von 1908

Ein besonders wertvolles Doku-ment der Zeitgeschichte hütet die Automobilgesellschaft Bald

aus Siegen: Das Dank-schreiben eines Kunden

aus dem chinesischen Tsingtau ist mehr als 100 Jahre alt.

Absender: Bergbaudirection der Shantung-Bergbau-Ge-sellschaft, Telegraphenstation Tungshan, Tsingtau, ChinaEmpfänger: Herrn Hch. Bald, Wagenfabrik Siegen

Tsingtau, den 08. September 1908Vor vierzehn Tagen empfi ng ich endlich den Jagdwa-gen, der infolge der vorzüglichen Verpackung tadellos ankam. Der Wagen ist in jeder Beziehung zu meiner Zufriedenheit ausgefallen, er fährt sich tadellos leicht und ist sehr elegant und doch stabil.Ihren Herren Wagenbauern danke ich für die freund-lichen Grüße aus der Heimat.Mit besten Grüßen

EXKURS

Leitz überzeugt. Wenn diese Einschätzung stimmt, gilt das sicherlich auch für das Kaufhaus Wagener, seit mehr als 100 Jah-ren eine Institution in Weidenau. 1907 hatte Carl Wagener ein kleines Wäschegeschäft gegrün-det. Der Firmengründer radelte mit dem Fahrrad durch das Netpher Land, das Köfferchen auf dem Gepäckträger voll gepackt mit Bett- und Unterwäsche. Aus dieser Urzelle entwickelte sich das heutige 5.000-Quadratmeter-Kaufhaus Wagener im Siegerland-Zentrum am Hauptmarkt. Das

Familienunternehmen setzt auf Tradition, Wert wird aber auch auf die Einbindung in die Region gelegt. Das gilt auch für die Fir-ma Hundhausen. Pflastermeister Wilhelm Hundhausen gründete 1898 ein Straßenbau- und Pflasterunternehmen in Weidenau. Als mittelständische Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Siegen verknüpft Hundhausen heute über 100 Jahre Erfahrung mit einem modernen Unternehmenskonzept, entwi-ckelt Baukonzepte in der Region, ist aber auch europaweit tätig.

Ein besonderes Jubiläum dürfen in diesem Jahr mehrere Unternehmen des Siegerlandes feiern. Sie wurden 1909 ge-gründet und können auf eine 100-jährige Firmentradition zurückblicken. Dazu zählt

die Friedrich Steiner GmbH aus Netphen, deren Anfänge in einer Schmiede in Sal-chendorf liegen wo man den Wandel der Landwirtschaft erlebte. Der Schmiede wurde eine Werkstatt für Landmaschinen angliedert, später siedelte der Betrieb ins Gewerbegebiet Bernstein um und ist heute auch als Autohaus erfolgreich.

Mit einer Schmiede begann es auch bei Klaes: Seit jeher werden im Siegerland Flan-sche aus Stahl und Edelstahl gefertigt. Die Firma Fritz Klaes ist ein Teil dieser Tradition.

1909 von Karl Klaes als Schmiedebetrieb in Sie-gen gegründet, begann das Familienunternehmen zunächst mit der Herstel-

lung von Bandagen für Holzräder. Heute ist Klaes ein europaweit erfolgreicher Anbieter hochwertiger Flansche und Sonderteile. Flan-sche sind auch die Welt von Hüttental. Seit der Gründung von Europas erster Spezial-

„Nicht das Alter eines Unternehmens ist für den wirtschaftlichen Erfolg wichtig, son-dern die Flexibilität, mit der ein Unternehmen auf die Heraus forderungen des Marktes

reagiert“, formuliert Siegens IHK-Hauptgeschäftsführer.


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Ein Fotodokument aus den Anfangsjahren der Firma Vetter, 1889 als „Firma für Eisenkonstruktion“ gegründet.

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Traditionsunternehmen im Kreis Olpe

Gehört Ihr Unterneh-men zu den Traditions-unternehmen im Kreis Olpe? Wenn ja, dann schreiben Sie uns wie alt Ihr Unternehmen ist und wie sich Ihr Unternehmen seit der Gründung entwickelt hat. Wir veröff entlichen in der kommenden Ausgabe die älte-sten Unternehmen aus dem Kreis Olpe.Schreiben Sie uns dazu: per E-mail an [email protected] oder per Fax an die 02932 / 9775-25.


Das wohl älteste bekannte Hammerwerk des Siegerlandes, der Haardter Hammer der Firma Fuchs.

fabrik zur Herstellung von Flanschen, Ringen und Bunden ist die gesamte Grundlage für die technische Entwicklung zur präzisen und hochwertigen Fertigung eng mit dem Na-men der Erfi nderfamilie Klos verbunden. Die Flanschenfabrik Hüttental, heute geleitet von Gerhard Klos, dem Enkel des Firmengründers Jacob Klos, steht immer noch für Qualität und Innovation.

Das gilt auch für Salzgitter Mannesmann Line Pipe in Siegen – wohl kein anderes Rohr-werksunternehmen dürfte von so vielen nam-haften Paten aus der Taufe gehoben worden sein. 100 Jahre Erfahrung zur Herstellung von längsnahtgeschweißten Stahlrohren wurden als Erbe übergeben. Namen wie Hoesch, Mannes-mannröhren und Alfred Poensgen stehen für Wandel und Innovation. Heute gehört das Un-ternehmen zur Salzgitter AG und ist ein welt-weit aktiver, technologisch führender Anbieter, wenn es um Rohre für Gas- und Ölpipelines, Trinkwasser- und Abwasser sowie Ölfeldrohre, Fernwärmerohre und Konstruktionsrohre geht.

Auch die Wurzeln der Firma Fuchs Schrau-benwerk GmbH liegen im frühen 19. Jahrhundert. Mitglieder der Familie begannen um 1810 mit der Verarbeitung von Eisen in einem der ältesten bekannten Hammerwerke des Sie-gerlandes, dem Haardter Hammer. Nur weni-ge hundert Meter vom heutigen Produktions-standort entfernt, bildeten sich später eine Hütte und ein Puddel- und Blechwalzwerk. 1909 begann wieder unter Beteiligung der gesamten Familie die Firma als Schrauben-fabrik. Heute beschäftigt das Unternehmen an zwei Standorten in Siegen 200 Mitarbeiter und beliefert die Automobilzulieferindustrie, die Windkraftindustrie, aber auch den Stahl-bau und den Apparatebau.

Einen tiefen Blick in die Historie des Sieger-länder Wirtschaftslebens wagt Tobias Bald: „In einem Traditionsunternehmen werden wesent-liche Werte über Generationen übergeben, fort-geführt und weiter entwickelt. Insofern werden

Weidenau, der Sitz der Firma Fuchs: Die Panorama-Aufnahme verdeutlicht den industriellen Besatz des Ortes.

mit dem Traditionsunternehmen Geschichten, Menschen und Beiträge zur Entwicklung der regionalen Gesellschaft in Verbindung gebracht“, sieht Tobias Bald Besonderheiten und Heraus-forderungen für Traditionsunternehmen. Nach Ansicht des Geschäftsführers der Bald-Auto-mobilgesellschaft aus Siegen gibt es ebenso viele Beispiele für exzellente Unternehmenskultur in jungen Unternehmen wie bedenkliche Entwick-lungen in älteren Unternehmen. Das sieht Franz-Josef Mockenhaupt nicht anders. „Nicht das Alter eines Unternehmens ist für den wirtschaftlichen Erfolg wichtig, sondern die Flexibilität, mit der ein Unternehmen auf die Herausforderungen des Marktes reagiert“, formuliert Siegens IHK-Hauptgeschäftsführer. Die Tatsache, dass das Siegerland eine der ältesten Industrieregionen Deutschlands sei, ziehe zwangsläufi g nach sich, dass das Gründungsdatum vieler Industrieunter-nehmen recht lange zurückliegt. Alleine aus dem Gründungsdatum aber auf das „innovative Alter“ eines Unternehmens zu schließen, sei zu kurz ge-sprungen. „Die Fähigkeit zur Innovation ist viel


mehr von der Weitsichtigkeit des Unternehmers, den Ausgaben für Forschung und Entwicklung, dem Anteil der qualifi zierten Mitarbeiter und vielen anderen Faktoren abhängig, nicht jedoch vom Gründungsdatum. Es gibt erfolgreiche alte ebenso wie erfolgreiche junge Unterneh-men und umgekehrt“, ist der IHK-Funktionär überzeugt. Reinhold Häken | [email protected]

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Das „Eisenland“: Tradition und Zukunft