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83 Das Ende der Gestapo www.doew.at – Jahrbuch 2012 Das Ende der Gestapo Der nationalsozialistische Eroberungskrieg führte auch zu einer Radi- kalisierung bzw. Brutalisierung der Gestapomethoden. Angehörige der Gestapo waren u. a. an der Ermordung der Juden und Jüdinnen in Po- len und in der Sowjetunion, an der geheimpolizeilichen Kontrolle der besetzten Gebiete sowie an der rücksichtslosen Bekämpfung der jewei- ligen lokalen Widerstandsbewegungen beteiligt. In der Gestapo-Leitstelle Wien setzten die Gestapobeamten ihre Tä- tigkeit bis zum Schluss fort: sie folterten Häftlinge auf das Brutalste und beteiligten sich z. B. an der Hinrichtung der Widerstandskämpfer Major Biedermann, Hauptmann Huth und Oberleutnant Raschke am 8. 4. 1945 in Floridsdorf. Die letzte Gestapo-Gräueltat in Wien fand am 8. 4. 1945 statt, als die österreichischen Widerstandskämpfer Major Karl Biedermann, Hauptmann Alfred Huth und Oberleutnant Rudolf Raschke von einem SS-Kommando unter Leitung von Otto Skorzeny am Floridsdorfer Spitz hingerichtet wur- den, weil sie die kampflose Übergabe der Stadt Wien an die Rote Armee angestrebt hatten. Auf Anordnung des letzten Wiener Gestapochefs Rudolf Mildner besorgten Gestapobeamte unter Leitung von SS Obersturmführer Franz Kleedorfer die Absperrung und Abwicklung.

Das Ende der Gestapo - Dokumentationsarchiv · unter Leitung von Otto Skorzeny am Floridsdorfer Spitz hingerichtet wur-den, weil sie die kampflose Übergabe der Stadt Wien an die

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Das Ende der Gestapo

Der nationalsozialistische Eroberungskrieg führte auch zu einer Radi-kalisierung bzw. Brutalisierung der Gestapomethoden. Angehörige der Gestapo waren u. a. an der Ermordung der Juden und Jüdinnen in Po-len und in der Sowjetunion, an der geheimpolizeilichen Kontrolle der besetzten Gebiete sowie an der rücksichtslosen Bekämpfung der jewei-ligen lokalen Widerstandsbewegungen beteiligt.In der Gestapo-Leitstelle Wien setzten die Gestapobeamten ihre Tä-tigkeit bis zum Schluss fort: sie folterten Häftlinge auf das Brutalste und beteiligten sich z. B. an der Hinrichtung der Widerstandskämpfer Major Biedermann, Hauptmann Huth und Oberleutnant Raschke am 8. 4. 1945 in Floridsdorf.

Die letzte Gestapo-Gräueltat in Wien fand am 8. 4. 1945 statt, als die österreichischen Widerstandskämpfer Major Karl Biedermann, Hauptmann Alfred Huth und Oberleutnant Rudolf Raschke von einem SS-Kommando unter Leitung von Otto Skorzeny am Floridsdorfer Spitz hingerichtet wur-den, weil sie die kampflose Übergabe der Stadt Wien an die Rote Armee angestrebt hatten. Auf Anordnung des letzten Wiener Gestapochefs Rudolf Mildner besorgten Gestapobeamte unter Leitung von SS Obersturmführer Franz Kleedorfer die Absperrung und Abwicklung.

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Ab Jänner 1945 versuchten die Gestapoangehörigen durch systemati-sches Vernichten der Akten – das mussten Häftlinge des „Arbeitserzie-hungslagers“ Oberlanzendorf durchführen –, die Spuren ihrer Verbre-chen zu beseitigen und unter Verwendung falscher Papiere zu flüchten bzw. „unterzutauchen“.

Die Teilnahme an „sicherheitspolizei-lichen“ Einsätzen in Polen und in der Sowjetunion – oft verbunden mit der Teilnahme an Massenexekutionen von Juden und Jüdinnen und lokalen Wider-standskämpferInnen – führte zu einer Brutalisierung der Beamten. Im Bild: Exekution in einem polnischen Dorf, undatiert.

Exekution durch Einsatzgruppen in der Sowjetunion, undatiert. Das Foto wurde von einem Soldaten aufgenommen und im Frühjahr 1945 an eine Bekannte geschickt, die als Gegnerin des NS-Regimes galt.

Die meisten Gestapobeamten wurden von der österreichischen Nachkriegsjustiz äußerst milde behandelt. Als Johann Sanitzer, einer der berüchtigtsten Häftlings-folterer, 1955 aus sowjetischer Haft zurückkehrte und seine (lebenslängliche) Reststrafe nicht mehr abbüßen musste, kam es zu Protesten von AntifaschistInnen.

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Auf dem Gelände des zerstörten Hotels „Metropole“ wurde 1968 der Leopold Figl-Hof, benannt nach dem Gestapo- und KZ-Häftling und ersten Bundeskanzler 1945, errichtet; hier hatte später Ing. Simon Wiesenthal sein Büro.