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1 Das Faniteum - militärisches Sperrgebiet von 1938 bis 1945 - Faniteum 1946 Foto: Ober St. Veiter Blattl Ing. Hans F. Popp - 2006 Stand : September 2006

Das Faniteum - 1133.atTechnische Daten: Würzburg Riese- FuMG 65 Hersteller Telefunken Bedienung 6 Mann Breite 4,30 m Länge 7,60 m Höhe 10,20 m Spiegeldurchmesser 7,40 m Gewicht

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Das Faniteum - militärisches Sperrgebiet von 1938 bis 1945 -

Faniteum 1946 Foto: Ober St. Veiter Blattl

Ing. Hans F. Popp - 2006 Stand : September 2006

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INHALTSVERZEICHNISS Einleitung

1. Das Karmelitinnenkloster St. Josef „Faniteum“ - Bauphasen 2. Bescheid über bauliche Herstellungen für die „Fa. Eumig“ 1943

3. Eumig-Barackenlager im „Faniteum“

4. Errichtung von Betonfundamenten für Würzburg – Antennen

5. Tarnung des Areals „Faniteum“

6. Deutsche Funkmesstechnik im Zweiten Weltkrieg

7. Bescheid - Der „Löschteich“ 1944

8. Fa. Eumig- Chronik bis 1945

9. Fa. Eumig- Fertigungskennzeichen der Deutschen Wehrmacht

10. „militärische Geräte“ von Eumig

11. Seeminen

12. Das Magnetzündgerät – Minenzünder

13. Das Kriegsende im „Faniteum“

14. Firma Kapsch & Söhne

15. Zusammenfassung : Faniteum von 1938 – 1945 16. Quellenhinweis

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Einleitung In Bezirkschroniken und speziellen Bezirksbüchern findet man keine Erklärung über das „militärische Sperrgebiet – Faniteum“. In den Büchern von Helga Gibs - HIETZING „Zwischen gestern und morgen“ und von Gerhard Weissenbacher „ In Hietzing gebaut“ findet man unter dem Kapitel „Faniteum“ in Bezug auf den „Zweiten Weltkrieg“ nur folgenden Wortlaut : 1938 wurde es von der Deutschen Luftwaffe beschlagnahmt und blieb die ganzen Kriegsjahre über hermetisch abgeschlossen. 1945 zog zuerst die russische und dann die britische Besatzungsmacht ein. Es sind derzeit keine militärischen Aufzeichnungen über diese deutsche Wehrmachtseinrichtung im „Faniteum“ vorhanden. Recherchen ergaben aber, dass die Firma „EUMIG“ Laboratoriumsbarackenlager und Betonsockel für Messgeräte auf dem Areal 1943 herstellen lies bzw. vermutlich von der Fa. Kapsch übernahm. Bisher unveröffentlichtes Archivmaterial und Fotos der aufgefundenen M3 Zünder wurden in diese prov. Dokumentation eingearbeitet. Eine wesentliche Hilfe bei der Forschung bildete das Archiv der MA 37- Baupolizei. Unter der E.Z. 800 des Grundbuches Ober St. Veit, findet man ausgezeichnet strukturierte Unterlagen, beginnend von der Bauplaneinreichung 1894 über die Barackenanlage im WK II , das Gutachten des Denkmalschutzes - der den Abriss verhinderte , bis zum Zubau 1977. Vielen Dank an den „Museumsverein - Unser Wiener Neudorf“ der im „Poyerhaus“, Hauptstraße 56 ein „Eumig- Museum“ geplant hat. Die fachkundigen Mitarbeiter Josef Stoik und Ing. Otto Pferschy haben wesentlichen Anteil an der historischen Aufarbeitung dieses Zeitabschnittes, durch Bereitstellung von authentischer Literatur. Alle Fragen konnten nicht geklärt werden- so z.B. die Rolle der Firma Kapsch & Söhne als Erstbenützer - doch wurde ein wesentlicher ungeklärter Zeitabschnitt des „ Faniteums“ im DRITTEN REICH dokumentarisch aufgearbeitet. Hans F. Popp

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1. Das Karmelitinnenkloster St. Josef „Faniteum“- Bauphasen Der Basler Architekt Emanuel La Roche erbaute 1894-96 für Karl Graf Lanckoronski das Faniteum. Während des Ersten Weltkrieges diente das Haus als Lazarett. 1938 wurde es von der deutschen Luftwaffe beschlagnahmt. Die Firma „EUMIG“ ( KAPSCH) errichtete auf diesem Areal ein „Barackenlager“. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es zunächst von russischen, dann von britischen Truppen besetzt. Das Haus wurde nach Plänen von Walter Hildebrand 1977 umgestaltet. Am 1.10.1977 weihte Kardinal Dr. Franz König das Kloster ( Abb.1).

Abb.1. Lageplan mit Neubau ( erste . bis dritte Bauphase)

Skizze: Gerhard Weissenbacher

Unter Einbeziehung der Umbauten ( Zubauten ) im zweiten Weltkrieg, wurde das „Faniteum“ in drei Bauphasen umgestaltet.

1. Bauphase – nach den Plänen von La Roche erbaut 2. Bauphase- Zubauten für die „Fa. Eumig“ 1943 ( Kapsch ) 3. Bauphase- Umgestaltung ( Neubau) durch Walter Hildebrand 1977

Hanschweg

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2. Bescheid über bauliche Herstellungen für die „Fa. Eumig“ 1943 Von der Gemeindeverwaltung des Reichsgaues Wien Abt. G8 wurde am 20.11.1943 ( nachträglich) ein Bescheid ( Abt.G8- 2136/43 ) über bauliche Herstellungen auf dem Areal „Faniteum“ ausgestellt ( Abb.2 )

Abb.2 : Bescheid über bauliche Herstellungen

Es wurde genehmigt dass am Nordflügel des Hauptobjektes anschließend eine 23,00 m x 8,00 m und eine 10,50 m x 6,60 m große Laboratoriumsbaracke errichtet wurde. In der ersteren wurden 3 kreisrunde, 2m im Durchmesser große Betonfundamente für Messgeräte hergestellt. Von der Erteilung einer Benützungsbewilligung wurde wegen der bereits erfolgten Fertigstellung der Herstellungen abstand genommen.

Interessant bei diesem Bescheid an die Fa. Eumig ist, dass es sich dabei um ein reines Verwaltungsverfahren handelte, d.h. keine Wehrmachtsdienststellen darin involviert waren!.

Quelle: MA 37- Baupolizei Abt. G8- 2136/43

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3. Barackenlager im „Faniteum“ Das Barackenlager sollte nur vorübergehenden Zwecken dienen und hatte zufolge, dass man sich für den Aufbau und Zuweisung genormter Barackentypen in behelfsweiser Ausführung entschied. Verwendet wurde daher vermutlich ein Barackentyp, der bereits in der Luftnachrichtentruppen- Kaserne am Georgenberg in Mauer aufgestellt wurde ( Abb.3 )

Abb.3: Wien 23, Baracken in der Luftnachrichtentruppen-Kaserne am Georgenberg Foto: Walter Huemer

Abb.4: Vorderfront einer Barackentype

Das Barackenlager wurde nicht in Streuform am Areal errichtet, sondern es schloss sich harmonisch an den Altbau an bzw. die Laboratoriumsbaracke ( mit den drei Betonsockeln), ließ es durch die U- Form bereits einen Innenhof entstehen ( Abb.5)

3,35 m

Piloten

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Es wurden auch angrenzende Zugänge vom Barackenlager aus zum Faniteum geschaffen, um das Faniteum im Wirtschafts- und Versorgungsbereich zu integrieren ( siehe Bauplan der Barackenanlage )

Abb.5 : Einreichplan für ein Barackenlager Quelle: MA 37- Baupolizei Abt. G8- 2136/43

LB =Lagerbaracke

FB = Fertigungsbaracke

Laboratoriumsbaracke Faniteum „Altbau“

Zeichenerklärung : Betonfundamente

Hanschweg

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4. Errichtung von Betonfundamenten Die drei Betonfundamente ( Abb.6) in der „Laboratoriumsbaracke“ dienten als Sockel für die Funkmessgeräte (FuMG ) Würzburg der Firmen Lorenz und Telefunken. Typen : FuMG 62A „Würzburg“ = FuMG 39T FuMG 62C „Würzburg“ seit 1940 bei der Truppe FuMG 62D „Würzburg“ seit 1942 bei der Truppe FuMG 65 Würzburg – Riese“ seit 1943 bei der Truppe. Interessant dabei ist , dass im Baubescheid 1943 tatsächlich die Betonfundamente für Messgeräte ( tatsächlich – Funkmessgeräte) als Verwendungszweck lt. EUMIG angegeben wurde. Da die FuMG 62A bis 62D einen Parabolspiegel von 3m Durchmesser hatten, so konnten sie knapp aber doch in der Baracke untergebracht werden.( Barackenhöhe 3,35m – Abb.4). Außerdem sprechen Zeitzeugen von der Stationierung der Würzburg –Radaranlagen.

Abb. 6: Betonfundament des FuMG- Würzburg Das FuMG- Würzburg- Riese konnte bei einer solchen Raumhöhe nicht aufgestellt werden, da allein der Parabolspiegel einen Durchmesser von 7,4m hatte.

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5. Tarnung des Areals „Faniteum“ Um das Faniteum gegenüber der Luftaufklärung der Alliierten zu schützen, wurden die militärischen Objekte und das Areal getarnt . Diese Tarnung umfasste:

Die Einfriedungsmauer Auf der Mauer wurden Fenster, Türen und Flächenabschnitte in verschiedenen Farben aufgetragen ( Abb.7 )

Der Barackenzubau passte sich harmonisch der Bauform des Faniteums an. ( Abb. 5) Einzelbauten wurden nicht auf dem Areal aufgestellt.

Die Barackenanlage war nur vom Hanschweg aus sichtbar. Das Faniteum deckte an der Ostseite ( Wienblick) die niederen Barackenbauten ab.

Die Funkmessgeräte- Parabolspiegeln ( FuMG ) wurden auf Betonsockeln im Barackengebäude montiert und waren somit für die Luftaufklärung nicht sichtbar.

Abb.7: Tarnanstrich auf der Einfriedungsmauer Foto: Berger- Ober St. Veit

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5.1. Attrappen der Luftwaffe

Um den Gegner zu täuschen, wurden oft so genannte Scheinflugplätze samt Zubehör angelegt. Flugzeugattrappen wurden entlang den Startbahnen platziert, ja sogar automatische Seilzuganlagen installiert, um die Attrappen zum Scheinstart zu ziehen. Einzelne Hanger wurden der Umgebung durch Umgestaltung angepasst und markante Plätze in Großstädten wurden mit Tarnnetzen überzogen, um die Aufklärung des Gegners in die Irre zu leiten. Cirka 8 km in der Nähe des Luftwaffen Stützpunktes Gilze-Rijen wurde ein Scheinflugplatz angelegt, welcher viermal vom Feind bombardiert wurde. Aber dann hatte die R.A.F. Aufklärung Lunte gerochen, denn beim nächsten Angriff wurde zur Ironie der Scheinflugplatz mit Holzbomben Ein Hanger in Lille-Nord ähnelt mit aufgesetzten Attrappendächern und aufgepinselten Türen und Fenstern einem großen Bauernhof ( Abb.7a und 7b )

Abb. 7a : Attrappenhangar vgl. Mauer des Faniteums

Abb.

Abb.7b: Komplette Hallentore wurden als Stadtbild umgepinselt

Quelle : www.luftarchiv.de- sonstiges Gerät / Attrappenbauten

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6. Deutsche Funkmesstechnik im Zweiten Weltkrieg Zeitzeugen und Planunterlagen dokumentieren den Standort von „Würzburg- Antennen“. Da „Eumig“ als Rüstungsauftrag Sende – und Empfangsanlagen für die Marine bzw. Tornister – Sende – und Empfangsgeräte für das Heer ( in Montage-fertigung) produzierte, so könnten diese Antennen für Versuchs- , bzw. Entwicklungszwecke errichtet worden sein. Da der direkte Verwendungszweck dieser „Würzburg – Antennen“ nicht nachvollzogen werden kann, wird im folgenden Beitrag der Stand der Technik in diesem Zeitabschnitt aufgezeigt.

Die Entwicklung der deutschen Funkmesstechnik in den Jahren vor und insbesondere während des Zweiten Weltkrieges war in vielerlei Hinsicht von äußeren und nichttechnischen Einflüssen geprägt. Die politische Führung jener Epoche zeigte nur sehr begrenztes Interesse für die Möglichkeiten, die Radar bot. In Anbetracht der ungünstigen Randbedingungen, unter denen die deutschen Ingenieure gezwungen waren zu arbeiten, müssen ihre fundamentalen und weitsichtigen Errungenschaften umso mehr gewürdigt werden. Im folgenden Beitrag sollen einige repräsentative Schrittmacher der Radartechnik vorgestellt werden. Das Funkmessgerät "Würzburg Riese" war eines der wichtigsten Radargeräte der Reichsluftverteidigung jener Zeit. Es wurde in vielen Bereichen eingesetzt, diente aber in erster Linie als Jägerleitradar.

Im März 1939 stellte TELEFUNKEN das Flakzielgerät Würzburg A ( Abb.8 und Abb.9 ) mit seiner charakteristischen Parabol- Reflektorantenne vor. Sie hatte einen Durchmesser von 3 m, das Gerät arbeitete bei einer Frequenz von 565 MHz und erreichte mit 8 kW Pulsleistung eine instrumentierte Reichweite von 40 km.

Würzburg C verfügte als Verbesserung gegenüber der Version A über eine Antenne mit einem exzentrisch rotierenden Speisedipol anstelle eines feststehenden, sodass das Antennendiagramm auf einem Kegelmantel umlief und eine Minimumpeilung in zwei Ebenen möglich war. Seine Messgenauigkeit erreichte mit maximalen Fehlerwerten von ± 25 m bis ± 40 m für die Entfernung und von ± 0.5° für den Azimut- und Elevationswinkel eine beachtliche Präzision. Bis zum Kriegsende wurden 4000 Würzburg-Geräte gebaut

Abb. 8: Würzburg A Abb.9: FuMG 39 “Würzburg“

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Zur Unterstützung der Jägerführung durch Freya wurde das Gerät Würzburg-Riese ( Abb.10) als Zielverfolgungsradar eingeführt. Es besaß einen Parabolspeigel von 7.4 m Durchmesser und eine dadurch vergrößerte Reichweite von bis zu 70 km

Abb.10: sechseckiger Sockel und quadratischer Sockel des Würzburg-Riesen

Technische Daten: Würzburg Riese- FuMG 65

Hersteller Telefunken

Bedienung 6 Mann

Breite 4,30 m

Länge 7,60 m

Höhe 10,20 m

Spiegeldurchmesser 7,40 m

Gewicht 15 Tonnen

Schwenkbereich 360 Grad horizontal

. 90 Grad vertikal

Sendeleistung 8 kW

Frequenz 560 MHz (53,6 cm)

Reichweite 70 Km

Quelle: FuMG der Firma Lorenz und Telefunken- www.luftwaffen- Projekte

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7. Bescheid - Der „Löschteich“ Am 17. März 44 griff die 15th USAAF erstmals den Raum Wien an und nahm dort die Treibstoffindustrie ins Visier. Diese Bombenangriffe könnten der Grund sein, dass Produktionsstätten für einen eigenen Brandschutz sorgen mussten. Auf dem Areal „Faniteum“ wurde in einem Bescheid vom 26.Oktober 1944 für die Errichtung eines Löschwasserteiches mit 100 m³ Inhalt ( Abb.11 ) die Zustimmung erteilt bzw. zur Kenntnis genommen.

Abb. 11 : Einteichplan mit Löschwasserteich Dieser Einreichplan der Fa. Eumig wurde „Werkluftschutzmäßig“ überprüft.

Löschwasserteich

Hanschweg

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8. Fa. Eumig- Chronik bis 1945

Eumig war ein österreichischer Hersteller von Radios, Filmkameras und -projektoren, Tonbandgeräten und Kassettendecks.

Im Jahr 1919 wurde Eumig als "Elektrizitäts- und Metallwaren- Industrie Gesellschaft mbH." in der Linken Wienzeile 86, in 1060 Wien von Karl Vockenhuber, Ing. Alois Handler und Adolf Halpern (welcher den Großteil der finanziellen Mittel einbrachte) gegründet. Am Anfang wurden Feuerzeuge aus Patronenhülsen, Zigarettendosen und diverses Elektromaterial erzeugt. Noch im gleichen Jahr übersiedelte Eumig in die Schallergasse 42 in 1120 Wien.

1921 übersiedelte das Unternehmen in die Hirschengasse 5 in 1060 Wien. Eumig hatte 65 Beschäftigte. 1924 begann Eumig mit der Produktion von Rundfunkgeräten ("Low Loss Detektor Empfänger" und "Eumig Baby"). 1926 wurde der Firmenmitbegründer Adolf Halpern ausbezahlt und schied aus der Firma aus.

1928 begann Eumig mit der Entwicklung von Filmgeräten. 1931 kam der erster Filmprojektor "Eumig P1" für 16 mm-Film auf den Markt. 1932 wurde die erste Filmkamera "Eumig C1" für 9,5 mm-Film vorgestellt. 1935 brachte Eumig die Filmkamera "Eumig C2" für 9,5 mm-Film (erste Filmkamera der Welt mit halbautomatischer Nachführbelichtungsregelung) heraus.

1935 erwarb Eumig die Firma Panradio in Wien X., Buchengasse 11-13 ( Abb.12 ).

Abb.12: Das Eumig -Werk in Wien 10, Buchengasse Foto : Eumig

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Während der Kriegsjahre musste Eumig neben Radios auch militärische Geräte erzeugen. 1937 brachte Eumig die Filmkamera "Eumig C3" mit Antrieb durch Federwerk (insgesamt werden von der C3-Serie ca. 300.000 Stück erzeugt) und die Filmkamera "Eumig C4" mit Antrieb durch Elektromotor (erste Amateur-Filmkamera der Welt mit elektrischem Antrieb) auf den Markt. 1941 hatte Eumig 1000 Beschäftigte. 1945 wurde das Eumig-Werk in der Buchengasse in Wien durch Bombentreffer zerstört ( Abb.13 ).

Abb.13 : Zerstörtes Eumig - Werk nach einem Bombentreffer 1945 Foto : Eumig

Maschinen wurden aber schon im Jahr davor in ein Zweitwerk nach Micheldorf übersiedelt. 1951 stirbt K. Vockenhuber, 1960 A. Handler.

Quelle : Wikipedia _ Eumig

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9. Fa. Eumig- Fertigungskennzeichen der Deutschen Wehrmacht

GEHEIM !

Oberkommando des Heeres (Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres)

Heereswaffenamt Wa Z 2

Liste

der

Fertigungszeichen für

Waffen, Munition und Gerät (Nach Buchstabengruppen geordnet)

Berlin 1944

Während des 2. Weltkrieges sind alle Ausrüstungsgegenstände der deutschen Wehrmacht zum Zwecke der Geheimhaltung mit verschlüsselten Fertigungskennzeichen versehen worden. Auf 782 Seiten finden Sie in diesem Nachschlagewerk die genauen Anschriften zu 8887 Geheim-Code-Bezeichnungen, und zwar der einstelligen von „a bis z“, der zweistelligen von „aa bis zz“ und der dreistelligen von „aaa bis ozz“, die von 1940 bis 1945 vergeben wurden. Das Werk enthält also tausende von Eintragungen, die die Identifizierung von Waffen, Munition und Gerät der ehemaligen deutschen Wehrmacht erleichtern ( Abb.14 ). Der dreistellige Fertigungscode von Eumig :

Firma:

Eumig

Beginn: 1919

Ende: 1962

Radios

Fertigungskennzeichen

der Deutschen

Wehrmacht: bno

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Abb.14: Das Code Buch Quelle : Karl R. Pawlas – Das große Code Buch

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10. „militärische Geräte“ von Eumig Als am 1.September 1939 deutsche Truppen in Polen einmarschierten und damit der Zweite Weltkrieg ausbrach, hatte dies auch natürlich tiefgreifende Auswirkungen auf Eumig zur Folge. In den ersten zwanzig Jahren des Bestehens war die Firma von einem kleinen Gewerbebetrieb zu einem der bedeutendsten österreichischen Radioerzeuger ( Abb.15 ) und gleichzeitig Hersteller von Amateur-Kino- Geräten gewachsen. Bedeutende techn. Entwicklungen hatten den Ruf des Unternehmens weit über die Grenzen Österreichs hinaus verbreitet. Nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre 1938 wurde auch Eumig angeschlossen- an die deutsche Radioindustrie. Ing. Leopold Kreutz wurde in das deutsche Reichskomitee für Volksempfänger geholt. Eumig erhielt- wie jeder andere deutsche Produzent ein bestimmtes Kontigent an „Volksempfängern“ ( Abb.16 ) zu fertigen. Dieser „deutsche Kleinempfänger“ war ein ganz einfaches Gerät für Wechsel- und Gleichstrom, der Stromverbrauch betrug bei 220 Volt etwa 15 Watt. Für den Empfang von Sendern der Umgebung genügte meistens ein Draht als Zimmerantenne. Die so erfolgreiche Erzeugung der Eumig- Radios musste schlagartig eingestellt werden.

Abb.15:Eumig – Radio Abb.16: Volksempfänger VE301Dyn

Kurz nach dem Polen- Feldzug im Jahr 1939 wurde Eumig zum Rüstungsbetrieb der deutschen Wehrmacht erklärt. Mit Beginn des Krieges wurde Eumig gezwungen, die Friedensproduktion einzuschränken und sukzessive aufzulassen und wurde genötigt, unsere ganze Kapazität der Kriegswirtschaft zu widmen.

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In dieser Umbruchsphase entstand folgendes Leitbild: „Wenn wir schon Rüstungsbetrieb sein müssen, dann wollen wir nur Verteidigungswaffen herstellen, aber keine Angriffswaffen. Und Geräte erzeugen, von denen wir für später Erfahrungen auf technischem Gebiet mitnehmen können.“ So erhielt Eumig Wehrmachtsaufträge für die Herstellung von :

Sende – und Empfangsanlagen für die Marine,

Ein Tornister – Sende – und Empfangsgerät für das Heer ( in Montagefertigung)

Zündgeräten für Minen sowie später

Batteriemotoren für Wettersonden zugewiesen. Schon Anfang 1940 wurden für alle Eumig- Mitarbeiter, damals „Gefolgschaftsmitglieder der Eumig“ genannt, Werksausweise ausgestellt. Die während des Krieges erzeugten Geräte waren jedoch nicht ohne weiteres als von Eumig hergestellt zu identifiziere. Jedes der von Eumig erzeugten Produkte erhielt als Kennung die Abkürzung „bno“ ( siehe Kapitel 9- Fertigungskennzeichen der Deutschen Wehrmacht ), einen Decknamen, um den Hersteller zu tarnen. In der Abb.17 ist auf den Zündgeräten für Minen diese dreistellige Fertigungs-kennzahl von Eumig gut sichtbar (gelbe Markierung)

Abb.17: Eumig- Zündgeräte für Minen

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Den anfangs bei Eumig hergestellten magnetischen Minen folgten schon 1941 akustische Minen, die auf Tieftonstörungen reagierten ( schon auf 5-Hz-Motorengeräusche ).

Aus militärischen Überlegungen wird zwischen offensivem und defensivem Mineneinsatz unterschieden.

Anmerkung : Eumig baut nur Defensivwaffen!

Als offensiv wird ein Mineneinsatz in den Gewässern eines Gegners oder auf den von ihm benutzten Seewegen bezeichnet. In und vor eigenen Gewässern werden hingegen defensive Minensperren gelegt.

Offensive Minensperren sollen den Gegner daran hindern, seinen Häfen zu verlassen oder in zwingen, Seewege zu wählen, auf denen man ihn besser angreifen kann. So kann es die Aufgabe einer Minensperre sein, einen Seeweg entlang der Küste zu sperren und gegnerische Schiffe ins tiefe Wasser zu zwingen, wo man besser U-Boote gegen sie einsetzen kann.

Bei defensiven Minensperren vor der eigenen Küste wird man stets verdeckte Durchlässe für den eigenen Schiffsverkehr bestehen lassen. Diese können in einigen Fällen durch kontrollierte Minen zusätzlich gesichert werden.

Quelle: wikipedia /Seemine

Eumig- Beschäftigte arbeiteten nun nicht mehr allein in der Buchengasse in Wien 10, sondern auch in Außenstellen.

Folgende Außenstellen wurden für die Eumig- Kriegsproduktion genützt:

In Wien 13; Ober St. Veit - Hagenberggasse ( Standort konnte noch nicht lokalisiert werden ) wurde ein magnetischer Prüfstand für die Minenfertigung eingerichtet. Dort arbeiteten rund ein Dutzend Techniker.

In Wien 13; „FANITEUM“ – Auf diesem Areal, war die Fa. Kapsch & Söhne vermutlich seit 1938 einquartiert. Dort wurden von etwa 30 Mitarbeitern Eichungen und Einstellarbeiten durchgeführt, die in Wien 10, Buchengasse wegen der großen Störfaktoren (nahegelegener Straßenverkehr und ähnliches mehr) nicht gemacht werden konnten.

Quelle: Dr. Gerhard Friedrich- 60 Jahre Eumig

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10.1. Zünderfund bei Brunnensanierung im Kloster “Faniteum“

Bei Brunnensanierungsarbeiten im Kloster ,wurden 2003? Dutzende bno- Zünder aus dem Brunnen geborgen. Da der anwesende Entminungsdienst sie als ungefähr-lich einstufte, wurden alle Zünder gesammelt und gemeinsam entsorgt ( Abb. 17a ).

Abb. 17a : Gesammelte bno - Zünder Zwei Zünder wurden von den hl. Schwestern als Schaustück verwahrt und im September 2006, bei den Recherchen des Bezirksmuseums- Hietzings erstmals präsentiert. Mit den vorhandenen Fotos, Fachliteratur und den Schauobjekten , ist nun der schlüssige Beweis erbracht, dass im Kloster wirklich von der Fa. Eumig Zünder für Seeminen erzeugt wurden ( Abb.17b )

Abb. 17b: Zündervergleich – Schaubild und geborgene Zünder

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10.2. technical report 01- Auszug über „ bno.“- M3 Eumig Zünder

Das Magnetzündgerät für Minen, dass seit 1922 bei dem damaligen Sperrversuchskommando (SVK) der Reichsmarine entwickelt wurde, hieß aus Tarnungsgründen „ BALLONINKLINATORIUM“. Es wirkte mit Hilfe einer Inklinationsnadel, die auf vertikale Änderungen des erdmagnetischen Feldes durch vorüberfahrende Schiffe reagierte. Dieses erste deutsche Fernzündgerät wurde durch akustische und Druck-komponenten und deren Kombinationen ergänzt, oft auch in Verbindung mit Bombenzünder.

Abb.17c: Das Buch über Fernzündgeräte Einzelheiten und Schaltpläne werden in dem Buch über deutsche Fernzündgeräte (Abb.17c ) ausgezeichnet beschrieben. Quelle und Literaturhinweis: Thamm Wolfgang- Einsatzfähige deutsche Fernzündgeräte. Marine und Luftwaffe 1935-1945. Pro Literatur Verlag Mammendorf 2005, ISBN 3-86611-108-8, bestellbar über [email protected]. Aus diesem Buch stammen die folgenden Seiten.

Anmerkung : Als Schaubild ist ein M3-Zünder ( bno. M34668 ) der Fa. Eumig abgebildet. Der M3-Zünder aus dem Festheft von Eumig, zum „60 jährigen Firmenjubiläum“ trägt die Nummer : bno. M35134 .

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10.2. Das Fernzündgerät M 3 Dieser Zünder wurde im „ Faniteum“ produziert. Erkennbar am Fertigungscode b.n.o. Erklärung : Die folgenden Typenabkürzungen ( LMB, TMC, EMF, etc. ) werden im Kapitel 11 näher erklärt.

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10.3. M 4 - Zünder ( verbesserter M3-Zünder) Der M 4 ist ein magnetisches Fernzündgerät, das auf positive und negative Änderungen des Erdfeldes von 2,5 mOe anspricht. Es wurde im Jahre 1944 von der Firma Eumig ( Wien) für den Einsatz in EMF, SMA,TMA,LMF und LMB entwickelt, gelangte aber nicht mehr zum Einsatz. Wieder ist der Fertigungscode von „Eumig“ zu erkennen ( bno M 1160 )

Abb. 17d: Fernzündgerät M 4 von Eumig

Motor

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10.4. Kombinierte Zündgeräte der Marine AT1, AT 2 und AT 3 Die Zündgeräte wurden ab 1942 bei der Firma Elac, SVK und Eumig entwickelt und im gleichen Jahr 1942 mit dem 1. Baumuster vorgestellt. Das Zündprinzip war eine Kombination von Akustik/ Tiefton daher die Abkürzung AT. Sie wurden in den Minen-Typen LMB,TMB und TMC eingebaut und kamen ab 1943 zum Einsatz ( Abb.17e)

Abb. 17e: Kombinierter Akustik/ Tiefton – Zünder von Eumig

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11. Seeminen

Seeminen können nach der Art ihrer Positionierung in Grundminen und Ankertauminen und nach der Art ihres Zünders in Berührungs- und Fernzündungsminen eingeteilt werden.

Ankertauminen bestehen aus einem Minenwagen oder Anker, der auf den Meeresgrund sinkt und dem Minengefäß, dass mit einem Drahtseil, dem sogenannten Ankertau, am Meeresgrund befestigt ist und aufgrund des Auftriebs dicht unter der Meeresoberfläche schwimmt. Ankertauminen sind mit Berührungszündern ausgestattet und werden durch Kontakt mit einem Schiffsrumpf ausgelöst.

Grundminen wurden im zweiten Weltkrieg entwickelt, die auf dem Meeresbodenliegen. Grundminen sind Fernzündungsminen, die auf in direkte Nähe passierende Schiffe ansprechen.

Deutsche Seeminen wurden mit eine dreistelligen Buchstabenkombination benannt. Die ersten beiden Buchstaben beschrieben die Funktionsweise und der dritte die Ausführung der Mine. BM - Minen für Flugzeugabwurf ohne Fallschirm EM - Grundminen für tiefere Seegebiete (bis 700m) mit Kontaktzünder FM - Flachwassergrundminen mit Kontaktzünder KM - Anti-Invasions-Küstenminen LM - Minen für Flugzeugabwurf mit Fallschirm MT - Torpedogrundminen für den Einsatz aus Torpedorohren der Überwasserschiffe OM - Treibminen RM - Grundminen für mittlere Wassertiefen (bis 50 m) mit oder ohne Fernzündmöglichkeit SM - Grundminen für tiefere Seegebiete (bis 700m) mit Magnetzünder für den Einsatz aus U-Booten TM - Grundminen für mittlere Wassertiefen (bis 50 m) mit Magnet- und Kontaktzünder für den Einsatz aus U-Booten UM - U-Abwehrminen mit Kontaktzünder

Quelle: ww2technik.de- Minen und Torpedos

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12. Das Magnetzündgerät – Minenzünder

Magnetzünder: Die effektivste Art eine Mine auszulösen ist, die Mine direkt unter dem Kiel des Schiffes zur Explosion zu bringen. Die dabei entstehende Gasblase hebt das Schiff an. Meist führt dies zum Auseinanderbrechen des Schiffes. Ende der dreißiger Jahre hatten deutsche Ingenieure einen Magnetzünder ( Abb. 18 ) entwickelt, der auf das im und um das Schiff bestehende Magnetfeld reagiert. Beim Überfahren der Mine löste der Magnetzünder die Mine von der Vorrichtung, die die Mine am Meeresboden hielt. Die Zündung erfolgte entweder durch Kontakt mit dem Schiff oder durch druckabhängige Zünder, die bei Erreichen einer bestimmten Wassertiefe auslösten. Bereits im November 1939 fiel jedoch den Engländern eine solche Mine in die Hände, da sie zu nah am Ufer von einem Flugzeug abgeworfen worden war und bei Ebbe geborgen werden konnte. Als Konsequenz aus der technischen Untersuchung entwickelten die Engländer Strategien zur Abwehr, die die Magnetminen nahezu wirkungslos werden ließen. Die wichtigsten Maßnahmen waren das Entmagnetisieren der Schiffe und das Minenräumen mittels starker Magnetfelder, die die Minen in ungefährlichen Abständen zum Räumfahrzeug zündeten. Das blieb den Deutschen natürlich nicht lange verborgen und man veränderte die Zünder. Die wichtigsten Änderungen waren der Einbau eines Zählers, der den Zünder erst nach einer eingestellten Anzahl von Auslöseimpulsen durch Schiffe oder Ähnliches scharf schaltete. Eine weitere Änderung war der Einbau von Verzögerungsmechanismen und Zeitschaltungen, die die Zünder erst nach einer bestimmten Zeit scharf machten oder die Zünder zeitweise wieder unscharf schalteten. So waren diese Minen bis Kriegsende und darüber hinaus ein ernstzunehmender Feind, dessen Unschädlichmachung viel Zeit und Ressourcen kostete.

Abb. 18: Prinzip der deutschen Magnetzündung

Induktionsspule

Zünder

Batterie

Relais

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Akustikzünder: Ab Herbst 1940 setzte die Kriegsmarine einen neuen Zünder ein, der auf Schraubengeräusche der Schiffe reagierte. Auch Minen mit diesen Zündern konnten recht schnell von den Engländern geborgen und untersucht werden. Daraufhin wurden Abwehrmaßnahmen wie Geräuschbojen und Ähnliches entwickelt. Erst nach Kombination der Akustikzünder mit Magnetzündern konnten diese Zünder wieder Erfolge verbuchen. Druckzünder: Gegen Kriegsende entwickelte die Kriegsmarine eine neue Art von Zündern, die auf die geringen Druckänderungen, die beim Überfahren der Mine durch ein Schiff entstehen, ansprechen. Ausschlaggebend für die Zündung war der Sog, der unweigerlich bei der Bewegung des Schiffes entsteht. Gegen diese Art der Auslösung konnte bis Kriegsende keine Gegenmaßnahme ergriffen werden (Abb.19)

Abb.19: Druckdose für die Druckmine Quelle :www. ww2technik.de- Minenzünder

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13. Das Kriegsende im „Faniteum“ Bei den schweren Bombenangriffen am Vormittag des 13.Februar 1945 erlitten die Eumig- Werke I und II in Wien 10, Buchengasse gewaltige Schäden. Fertigwaren, Halbfabrikate, Werkzeuge und Transportmittel, die übrig geblieben waren, wurden in die Ausweichlokale Faniteum , Stollwerck, Rudolfsplatz 6 und Puchsbaumgasse 26 bzw. in die noch erhaltenen gebliebenen Räume der Werke I und II gebracht.

Abb:20 Faniteum 1945 Foto : Eumig Im Faniteum ( Abb. 20) selbst wurden Radio- Geräteröhren eingelagert, die Eumig in die Lage versetzt hätte, nach Kriegsende, etwa 2000 einfachste Radiogeräte sofort zu produzieren. Nach Kriegsende übergab die britischen Besatzungsmacht des Faniteums trotz unzähliger Vorsprachen und Interventionen diese „wertvollen Radioröhren“ nicht der Eumig- Werksleitung. Somit war dies das Ende der industriellen Entwicklung im “Faniteum“.

Quelle: Die Eumig- Reportage : April 1975 -April 1945 S12

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14. Fa. Kapsch & Söhne Die Fa. Eumig übernahm 1941 die militärischen Fertigungsanlagen von der Telephon- und Telegraphenfabriks -AG Kapsch und Söhne. Zeittafel des Unternehmens KAPSCH :

Für das deutsche Reich wurden neben den militärischen Entwicklungsaufträgen auch volksnahe Geräte produziert:

Volksempfänger ( Radio VE 301; Typenbezeichnung VE 301 leitete sich vom Datum der nationalsozialistischen Machtergreifung ab. 301= 30.Januar 1933)

Morsezeichenlerngerät Ein Morsezeichenlerngerät in Originalverpackung aus dem Dritten Reich zeigt Abb.21. Die genaue Bezeichnung lautet: "Gehörlese und Blinkschulgerät".

Abb. 21: Das Morsezeichengerät von der Fa. Kapsch &Söhne

Firma: Kapsch &

Söhne

Beginn: 1892

Ende: 1973

Radio

Fertigungskennzeichen der

Deutschen Wehrmacht: b.p.t.

1892 Gründung durch Johann Kapsch. Erzeugt werden Telegraphenanlagen. Standort Wien VII., Schottenfeldgasse 53. 1912 Übersiedlung nach Wien XII., Johann-Hoffmann-Platz 9. 1921 stirbt Johann Kapsch. 1923 beginnt Kapsch & Söhne mit der Radioproduktion ( Abb. ) 1927 Ing. Josip Sliskovic kommt zu Kapsch und wurde nach kurzer Zeit Leiter der Radio- und Verstärkerabteilung. Diese Stelle als Chefingenieur bekleidete er auch während des Krieges.

Quelle: Museumsbote

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14.1. Entwicklungsaufträge für das Heereswaffenamt- Überblick In der Radiozeitschrift „ Museumsboten Nr. 114 ( September- Oktober 2002 ) wurden die Entwicklungsaufträge der Fa. Kapsch, für die deutsche Wehrmacht – Heereswaffenamt von Werner Thote aufgelistet. 1939 Gesamtausbau des Gebäudekomplexes in Wien 12, Wagenseilgasse. Ausweitung des Beschäftigungsstandes auf fast 400 Personen. 1939/40 KAPSCH Fu.H.E.c/u = Funk-Horch-Empfänger c/u ( Abb.21a)

KAPSCH Funkleitstrahl E. (c) Die Rüstungsaufträge führten zur Expansion. Bis 1945 steigt die Zahl der Beschäftigten auf 3000 an. Bei KAPSCH gibt es eigene Entwicklungslabor für die kommerzielle Entwicklung. Die Mitarbeiter dieses Labors sind Geheimnisträger und haben kaum Kontakt mit der übrigen Belegschaft. Ihnen stehen alle benötigten Ressourcen zur Verfügung. Sie werden von den übrigen Mitarbeitern als die „Herren“ bezeichnet.

Abb. 21a: KAPSCH –Nahfeld-Peiler

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1941 KAPSCH Fu.N.P. Ger.a/c = Nahfeldpeiler mit Peilvorsatz und Nahfeldpeiler R30 KAPSCH Fu.H.P.Eku3 = Kofferempfänger für die Peilung von Agentensendern KAPSCH Fu.GP.c = Gürtelpeilgerät KAPSCH Ukw P.E.e1= UKW – Peilempfänger zur Peilung meteorologischer Windsonden. KAPSCH Torn.FuG c =Als Tornisterfunkgeräte wurden tragbare Kleinfunkgeräte mit Sender und Empfänger in einem gemeinsamen Gehäuse bezeichnet. Diese tragbaren Geräte wurden durchwegs mit Batterien gespeist und wurden in einer oder zwei Traglasten von einem oder zwei Soldaten getragen. Die Geräte wogen meist über 20kg und hatten eine Reichweite von 5 bis 25km. 1942 KAPSCH Feldfu b = Feldfunksprecher b „Berlin“ Im Juli 1942 wurden bei sechs Firmen, darunter Kapsch, die Feldfunksprecher b gefertigt. KAPSCH Feldfu e ( Entwicklung : ja, Produktion: ungewiss ) KAPSCH Befehlsfunkgerät a ( Entwicklung: ja, Produktion: ungewiss) KAPSCH FuG Garmisch-Patenkirchen ( Störsender ) Die Störanlage „Garmisch- Patenkirchen“ fing die gegnerischen Radarimpulse auf, zwischenspeicherte sie und sendete sie fünfach zeitversetzt zurück. Auf dem gegnerischen Radarschirm erschien so eine Gruppe von ( einem richtigen und fünf falschen ) Echos, die einem Fliegerverband vortäuschten. Im Februar 1942 ( Unternehmen „ Donnerkeil“ ) wurden zwei He111 mit jeweils 5 solcher Geräte , die also jedes 26 Flugzeuge vortäuschten, beim Durchbruch der Schlachtschiffe „Scharnhorst“ und „Gneissenau“ durch den Kanal eingesetzt.

Abb. 21d : Die beiden Störflugzeuge mit je 5-Anlagen Type „ Garmisch-Patenkirchen“ Foto: Trenkle – Die deutschen Funkstörverfahren bis 1945, S 170 Anmerkung: Der Entwicklungsauftrag “Garmisch- Patenkirchen“ war im Juli 1942 bei Kapsch abgeschlossen, insgesamt 60 Mustergeräte waren ausgeliefert.

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Weitere Typen von Störsendern ( Störanlagen) die jedoch bei KAPSCH nicht entwickelt wurden :

Das FuG 40 „ Nervtöter I“ ( Graetz / Boom) wurde als Störsender für Bomber und Nachtjäger verwendet. Die Nachentwicklung FuG 40 /II „Nervtöter II“ soll bei der Fa. Lorenz erfolgt sein.

Das FuG „Starnberg“ war ein Störsender gegen Sprechfunk und

Das FuG „Schwan-Luft“ war ein Störsender gegen Flak-Radar KAPSCH Fernzündgerät c 1943 Das Heereswaffenamt verbietet die offene Herstellerangabe in militärischen Geräten. KAPSCH verwendet das Fertigungskennzeichen “b.p.t.“ und hat dies schon seit 1940 in Verwendung. KAPSCH Fu.N.P.Ger.u1 mit Peilvorsatz Fu.N.P.V.u1 und Fu.H.E.u1 ( Hagenuk oder Telefunken). Die Peilanlage wurde auch bei der Infanterie im Graben zur Ortung gegnerischer Funkstellen eingesetzt. 1944 Rund 10 % der Maschinen von KAPSCH wurden verlagert und konnten in ein kleineres Werk am Attersee in Sicherheit gebracht werden. KAPSCH Feldfu b1=Feldfunksprecher b1 . Das Gerät „ Berlin“ wurde ab Anfang 1944 in der mechanisch stabileren Ausführung „Feldfunksprecher b1“ hergestellt. 1944/45 KAPSCH Feldfu b2= Feldfunksprecher b2

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Mittwoch, 21. Februar 1945 Wieder ein schwerer Luftangriff auf Wien, bei dem außer Favoriten und Simmering neuerlich Schönbrunn sowie der 1. und der 6. Bezirk besonders betroffen sind. U.a. werden das Rathaus und die Universität schwer, das Burgtheater und die Votivkirche geringer beschädigt ( Abb. 21b).

461st Bomber Gruppe

Mission: 180 21. Februar, 1945

Wien

Bild aus www.461st.org

Bild 21b: Luftangriffe auf Wien Bei diesen Luftangriffen wurde die Fabrik der Fa. KAPSCH& SÖHNE in Wien 12 , durch Bombentreffer ( Abb. 21c ) und die dadurch ausgelösten Brände zu drei Fünftel vernichtet.

Abb. 21c: Das zerstörte Kapsch -Werk

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15. Zusammenfassung : Faniteum von 1938 – 1945

Mit dieser Publikation dürfte erstmals eine historische Lücke in der Geschichte des Faniteums geschlossen worden sein. Die bisher unbekannte Außenstelle von EUMIG in Wien 13, Hagenberggasse und die Erstbenützung des Fanteum - Areals 1938 durch die Fa. Kapsch & Söhne, sind eine solide Basis für weitere Recherchen zu diesem Thema. Auch die „pazifistische“ Einstellung der EUMIG- Geschäftsleitung durch Produktion von passiven Rüstungssystemen war bisher in der Literatur nicht nachvollziehbar. Trotz massivsten Luftangriffen Wiens ( Luftbombardements ), wurden die beschriebenen Außenstellen des Rüstungsbetriebes niemals bombardiert. Der Grund dafür könnte sein, die günstige Lage im äußeren Ring des Flakgürtels von Wien. Eingebetet zwischen den Flak-Batterien Himmelhof ( 5./523 ), Roter Berg und der Flak- Kaserne Küniglberg (303/XVII ) ,erreichte keine Bombe diese Rüstungs -betriebe, hingegen jedoch die EUMIG- Hauptwerke I und II in Wien 10, Buchengasse. Durch EUMIG- Visionen für eine Produktion nach dem Krieg – EUMIG war nie deutsches Eigentum-, wurde eine Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens bis zum Konkurs geschaffen. Ing. Hans F. Popp 1130 Wien, Ober St. Veiter Familiengärten e-mail: [email protected]