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Das Friedenshortwerk · jenes Kind zum Menschensohn, zum Diener und Diakon aller, die sich nach Gottes Welt sehnen. Vielleicht hat diese nachthelle Erkenntnis zu Bethlehem jene drei

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Page 1: Das Friedenshortwerk · jenes Kind zum Menschensohn, zum Diener und Diakon aller, die sich nach Gottes Welt sehnen. Vielleicht hat diese nachthelle Erkenntnis zu Bethlehem jene drei

Nr. 3/2006Nr. 3/2006

Das FriedenshortwerkDas Friedenshortwerk

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Inhalt

Vorwort

Es kommt eine Zeit …

Alten- und Pflegeheim offiziell eröffnet – Erinnerung an 60 Jahre Friedenshort

Tiele-Winckler-Haus: Einrichtungen in Weißen-see und Lichtenrade feierten Jubiläum

Neue Schulleitung für die Tiele-Winckler-Schule

Indien-Projekt:2. Bauphase kurz vor dem Abschluss

»Zurück zu den Wurzeln« – Schwestern und Mit-arbeitende erlebten eindrückliche Tage in Polen

Schwestern im Interview:Freude über großes Interesse der Mitarbeiter

»Dies und Das«:Kurz berichtet

AuschwitzEindrücke zu etwas Unfassbarem

KUSS / KUNST / KUSS: Gemeinschafts-ausstellung im Kunsthaus Tacheles

Aus dem Kuratorium: Neue kaufmännischeLeitung im Friedenshortwerk

Nachruf

Ein Augenblick der Ewigkeit

Achtung, Aufnahme! Studierende realisierenImage-Film für den Friedenshort

Neues aus Armenien

Unsere Arbeitsfelder:Heilpädagogische Familien-WG Kuhlenberg

86 Kilometer bei Rad- und Rollitour bewältigt

Wohngruppen unternahmen Ausflug in die Weltder Stars und des Glamours

Die Tür des Glücks geht nicht nach innen auf

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im zu Ende gehenden Kalender-jahr, zugleich jedoch auch zum Be-ginn des neuen Kirchenjahres, imAdvent, grüßen wir Sie mit dieserAusgabe des »Friedenshortwerks«ganz besonders herzlich.Ende und Beginn, altes Vergehen-des, neues sich Abzeichnendes,beides steckt grundverwoben undzugleich ambivalent erfahrbar mit-ten in allen Zeiten unseres Lebens.

Alles Ende und aller Anfang, auch unserer diakonischenArbeit im Friedenshort, gründen sich in jenem Mann ausNazareth, dem Christus Gottes, dem Kind von Bethlehem.Sie findet ihr Grunddatum in jener sternengeleiteten Näch-tigung in der Krippe, im Stall mit Menschen und Tieren.Da wird Advent wirklich zur Ankunft, zum Schlusspunktaller Orientierungslosigkeiten für Hirtenvolk und Königs-suche. Wird das Kind zur Endstation der Herbergsuchen-den unserer Erde und entgrenzt alle Hoffnungslosigkeitenunserer Seelen. So setzt Gott selbst sein Zeichen der Hoff-nung in seine Welt und eröffnet für uns seinen Perspektiv-wechsel für alle überkommenen Sichtweisen, die uns be-grenzen. Der Horizont weitet sich, das Gottesreich ist unsnahe gerückt.Vielleicht, liebe Leserinnen und Leser, waren ja die »dreiWeisen aus dem Morgenland«, jene »Sterndeuter«, »Kö-nige« oder »Magier aus den Aufgängen« oder wie immerwir sie deuten, vom Ereignis und Umstand der Geburt, derAnkunft des Kindes im ganz irdischen Stall unserer Welt,auch etwas überrascht. Jedenfalls scheinen es ihre Gesichter so im Glasbild ausder Kathedrale von Exeter (England) wiederzuspiegeln,

wie sie von einem Künstler des 20. Jahrhunderts in Szenegesetzt und auf der Titelseite abgedruckt sind. Schier etwasunbeholfen, gar ratlos oder zumindest vornehm reserviert,stehen und knien sie da, die prächtigen »Könige« mitihren kostbaren Geschenken. Der himmlische Stern hatte sie geleitet und sie finden das»himmlische Kind« mitten im Elend der Erde, zwischenStall und Vieh und Hirtenvolk. Sie begegnen dem Königder Ewigkeiten inmitten der Endlichkeit alltäglicher Welt-bezüge. Wen mag solches denn auch nicht verwirren? Unddie drei im Bilde scheinen es zu schauen, ohne wirklichhinzusehen: Unscheinbar und augenscheinlich hilflos wirdjenes Kind zum Menschensohn, zum Diener und Diakonaller, die sich nach Gottes Welt sehnen. Vielleicht hat diese nachthelle Erkenntnis zu Bethlehemjene drei sprichwörtlich ins Bild gesetzt von dieser kom-menden unglaublichen Ereignung und schlaglichtartigübermannt. Das Ende aller bisherigen Herrschafts- undMachtstrukturen ist entgrenzt, mitten hinein in den Anfangder Geburt des Christus Gottes. Die Weisheit des Mor-genlandes erkennt im Kind in der Krippe den Weg derWahrheit für uns Menschen aller Welt.

Neu zu entdeckende Sichtweise vonWertigkeit und Orientierung

Liebe Leserinnen und Leser, möglicherweise ist das füruns heute, in unseren Wendepunkten von Wissenschaftund Gesellschafts- oder Sozialpolitik eine wieder neu zuentdeckende Sichtweise von Wertigkeiten und Orientie-rung. Wir spüren das hautnah, dass es höchste Zeit wirdumzudenken, herauszudenken aus unseren wissenschaftli-chen Weisheiten und althergebrachten moralischen Be-

Liebe Freunde des Friedenshortes, sehr geehrte Leserinnen und Leser,

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wertungen, die keiner mehr wirklich ernst nimmt, um auf-zuwachen aus manchen utopischen Lebensentwürfen, diesich an der Realität unserer Welt längst totgerieben haben.Aufbruch und Anfang ist angesagt. Nur – wohin? DieWeisheit des Abendlandes scheint erschöpft und steht an einem Wendepunkt. Nach der neuesten EMNID-Um-frage sehen nur noch 21 % unserer Bevölkerung die ethi-schen Grundnormen christlicher Existenz als verbindli-ches Grundkonzept mit gesellschaftlicher Relevanz an. Die aktuellen Auseinandersetzungen mit den Religionendes Morgenlandes stellen dazu unser Gottes- und Men-schenbild vor neue Herausforderungen. Unsere Weisheitim Umgang mit den uns umgebenden Kulturen und Reli-gionen scheint ziemlich am Ende angelangt zu sein. Hoffnung jedoch bleibt: Wie in jener Begegnung der dreidamals mit dem Kind zu Bethlehem sich ihre Weisheitzum Bekenntnis der Wahrheit wandelte, so vermag uns ihrWeg auch heute ins Ziel zu bringen. Das Kind in der Krip-pe will von unserer allzu menschlichen Weisheit zur Wahr-heit führen. Der Stern über Bethlehem steht im Bild undüber aller Welt als Zeichen der Menschwerdung des gutenGottes, der sein liebendes Gesicht in Jesus Christus allenMenschen zuwenden will. Er leuchtet und will in immerneuem Anfang, wo auch immer wir ihn mit ihm beginnen,uns mit Frieden, Heil und Liebe begaben.Darin, liebe Leserinnen und Leser, mögen wir uns in derArbeit des Friedenshortes in solcher Orientierung mit Ih-nen verbunden wissen, weil das trägt, was uns fürs neueJahr und allen Neubeginn, noch mitten im Alten, mit derJahreslosung 2007 durch das alttestamentliche Propheten-wort des Jesaja verheißen ist: »Denn siehe, ich will Neuesschaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?«

So wollen wir miteinander aufmerksam ins Neue des Ad-vent und des Jahres 2007 gehen, damit wir aneinander unduntereinander erkennen, wo die Diakonie Jesu veränderndund fördernd wachsen kann, damit Gottes Reich identifi-zierbarer und seine Ewigkeit mitten in unserer Zeit für an-dere lesbar wird. Solches »Erkennen«, das uns zum Hel-fen und Dienen der Diakonie herausfordert, möge uns ge-meinsam durch jedes Ende zu neuem Anfang begleiten.

Für alles Begleiten im Vergangenen und Ihre treue Fürbit-te, Ihre Gaben und Hilfe für Neues und Zukünftiges dan-ken wir Ihnen herzlichst, verbunden mit den guten Wün-schen einer gesegneten Advents- und Weihnachtszeit undeinem bewahrten, glücklichen Neuen Jahr.

Ihre

Sr. Christine KilliesOberin

Pfr. Leonhard GronbachLeitender Theologe

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Es kommt eine Zeitda wird man den Sommer Gottes kommen sehenDie Waffenhändler machen bankrottdie Autos füllen die Schrotthaldenund wir pflanzen jede einen Baum

Es kommt die Zeitda haben alle genug zu tunund bauen die Gärten chemiefrei wieder aufin den Arbeitsämtern wirst duältere Leute summen und pfeifen hören

Es kommt die Zeitda werden wir viel zu lachen habenund Gott wenig zum Weinendie Engel spielen Klarinetteund die Frösche quaken die halbe Nacht

Und weil wir nicht wissenwann sie beginnthelfen wir jetzt schonallen Engeln und Fröschenbeim Lobe Gottes.

D. S.

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Alten- und Pflegeheim offiziell eröffnet –Erinnerung an 60 Jahre Friedenshort in Heiligengrabe

Als am 9. September 1946 mit der Schlüsselübergabefür das Kloster Stift in Heiligengrabe der Grundstein fürdie sozial-diakonische Arbeit des Friedenshortwerks in derRegion gelegt wurde, stand die Friedenshortschwestern-schaft nach der Vertreibung aus dem Mutterhaus in Mie-chowitz/Oberschlesien vor einem Neubeginn aus demNichts. Am 9. September 2006 – 60 Jahre später – ging esebenfalls um einen Neubeginn: Im umgebauten und mo-dernisierten »Haus Friede« ist ein Alten- und Pflegeheimmit 24 Plätzen entstanden, mit dem sich die Stiftung Dia-konissenhaus Friedenshort als Dienstleister für pflegebe-

dürftige Menschen der Region neu positioniert (vgl. Be-richt im letzten Heft). Zur offiziellen Eröffnung waren Gä-ste aus Kirche, Politik und Verwaltung geladen, die demWerk auf verschiedene Weise verbunden sind, auch etlicheehemalige Bewohner, die damals als Kriegswaisen imFriedenshort ein neues zu Hause fanden, waren der Einla-dung gefolgt. »Wir haben großen Grund zur Dankbarkeit«,betonte Oberin Sr. Christine Killies, die Haus Friede mitdem obligatorischen Durchschneiden des Absperrbandsseiner Bestimmung übergab. Sie verband ihren Dank zu-dem mit dem Wunsch, dass der Friede Gottes in Haus Frie-de einziehen möge.

Im Zuge der Modernisierungs- und Umbauarbeiten wurdeauch die ehemalige Pflegeinrichtung für ältere pflegebe-

Oberin Sr. Christine Killies, Leitender Theologe Pfr. LeonhardGronbach und Regionalbischof Rev. Jeevan Roy Komanapalli (v. l.)nahmen die Eröffnung vor.

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dürftige Schwestern neu gestaltet und baulich mit HausFriede verbunden. Dort sind nun zwei Wohngruppen fürjunge Erwachsene mit Behinderung (»Veilchen« und»Sonnenblumen«) untergebracht. Dieses Haus trägt nunden Namen »Shanti« (Hindi für Frieden). Mit der Na-mensgebung wird die Verbundenheit mit dem gleichnami-gen sozial-missionarischen Projekt des Friedenshortes fürmehrfachbehinderte Kinder im südindischen Tamaramzum Ausdruck gebracht. Einrichtungsleiter dort ist Regio-nalbischof Rev. Jeevan Roy Komanapalli. Im Rahmen ei-nes Deutschlandaufenthaltes nahm er die Eröffnung von

Haus Shanti vor – allerdings musste er zunächst die Be-grüßung zweier Ehrengäste der besonderen Art abwarten.»In Indien ist es üblich, dass bei Anlässen von besondererBedeutung zur Ehre der Gäste Elefanten dabei sind«, er-läuterte Pfr. Leonhard Gronbach, Vorstandsvorsitzenderder Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort. Dies war dasSignal für zwei Dickhäuter aus dem Elefantenhof in Plat-schow, die sich mit ihren Führern unter großem »Hallo«der Gäste vor Haus Friede aufstellten.

»Ich traue meinen Augen nicht«, meinte Regionalbischof Rev. Jee-van Roy Komanapalli aus Tamaram/Südindien mit Blick auf die bei-den »gewichtigen Ehrengäste«.

Die Eröffnungsfeier fand im neuen Mehrzwecksaal (Hedwig-Barthel-mes-Saal) statt.

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»Nach Jesus Christus fängt mitten auf der Erde der Himmel an«

Beim anschließenden Festakt im neuen Mehrzwecksaalvon Haus Friede verband Pfr. Gronbach seine Andacht mitGrundgedanken zur Diakonie und der Eröffnung von HausFriede: »Nach Jesus Christus fängt mitten auf der Erde derHimmel an.« Hierzu brauche es Menschen, die sich als Ge-meinde Jesu mit sehenden Augen, helfenden Händen undoffenen Herzen in den Dienst an hilfebedürftigen Mit-menschen berufen ließen. So werde aus einem Haus ausStein das im 1. Petrusbrief beschriebene »Haus der leben-digen Steine«: die Gemeinde Gottes in der Welt. Ansch-ließend erbat Pfr. Gronbach den Segen für die neuen Häu-ser.

An Hedwig Barthelmes, eine in die USA ausgewanderteund 1999 verstorbene Gönnerin des Friedenshortes, erin-nerte Kuratoriumsvorsitzender Siegfried W. Grünhaupt(Landeskirchenrat i. R.). Erst durch eine große Zuwendungseitens der ihr Erbe verwaltenden US-Stiftung sei der Um-bau von Haus Friede möglich geworden. Zusammen mitRechtsanwältin Sandy Ingraham aus Oklahoma, die alsAnsprechpartnerin vor Ort fungierte, enthüllte Grünhauptdie Gedenktafel, die nun an Hedwig Barthelmes erinnert.Ein besonderes Gastgeschenk hatten Elvira Schöning, Co-rinna Jürging und Norbert Rodermond als Vertreter desTiele-Winckler-Hauses mitgebracht. Sie überreichten ei-nes der beim ersten ökumenischen Kirchentag 2003 inBerlin am Atelierstand des Friedenshortes entstandenenKreuze. Christian Balzer, Bewohner im Haus »Ernte-kranz« in Hellersdorf, hat das in rot-gelben Farben kom-ponierte Kreuz gestaltet. Sr. Dorothea Breit dankte stell-

Kuratoriumsvorsitzender LKR i.R. Siegfried W. Grünhaupt undRechtsanwältin Sandy Ingraham enthüllten die Gedenktafel zu Eh-ren von Hedwig Barthelmes.

vertretend für die Einrichtung Heiligengrabe für diesesGeschenk, das nun eine besondere Verbindung zum Tiele-Winckler-Haus darstelle: »Die Farben erinnern uns zumeinen daran, dass Jesus Christus für uns gestorben ist, zu-gleich schenkt das Kreuz aber auch Zukunft.«

Hamelow: »Friedenshort aus Heiligengrabenicht mehr wegzudenken«

»Der Friedenshort hat Heiligengrabe weit über die Gren-zen unseres Landkreises hinaus bekannt gemacht«, beton-

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te stellv. Landrat Klaus-Peter Appel in seinem Grußwort.Er dankte für das außerordentlich große Engagement undwünschte dem neuen Haus Gottes Segen. »Der Friedens-hort ist aus Heiligengrabe nicht mehr wegzudenken«, fandBürgermeister Egmont Hamelow, der auch an die Zeit vor60 Jahren erinnerte, als die Friedenshortschwesternschaftbeim Neuanfang große Unterstützung aus der Bevölkerungerfuhr. Oberin Inge Schreiber verlas für das Kloster Stiftein Grußwort von Äbtissin Dr. Friederike Rupprecht, dieauf »einen neuen Abschnitt nachbarschaftlicher Ge-schichte hinwies«. Dabei handele es sich nicht nur um ei-ne räumliche Nachbarschaft, sondern Friedenshort undKloster Stift seien in Gebet und Lob Gottes miteinander

verbunden. Weitere Grußworte überbrachten Regionallei-ter Friedrich Weissinger für die Evangelische JugendhilfeFriedenshort, Superintendent Volker Sparre für den Kir-chenkreis sowie Oberstleutnant Engel von der Bundes-wehr, die tatkräftig beim Einzug in Haus Friede geholfenhatte.

Nachmittag stand im Zeichen von»60 Jahre Friedenshort in Heiligengrabe«

Nach den Grußworten konnten sich alle Gäste bei einemreichhaltigen Mittagessen stärken oder die neu gestaltetenAusstellungswände zur Geschichte des Friedenshortes inHeiligengrabe in Augenschein nehmen. Der Nachmittagstand dann ganz im Zeichen dieser Geschichte. Mit Tex-ten, Liedern und einer Bildpräsentation erinnerte dieSchwesternschaft an 60 Jahre Friedenshort in Heiligen-grabe. Für viele Besucher wurden so die schwierigen Be-dingungen in der DDR-Zeit noch einmal deutlich, vor al-lem der Einschnitt, als es Mitte der 50er-Jahre die Anord-nung gab, die Kinder und Jugendlichen (überwiegendKriegswaisen) in staatliche Heime zu überführen. Aller-dings bedeutete dies auch einen Neubeginn, indem die Ar-beit mit behinderten Kindern und Jugendlichen begonnenwurde.

Jugendliche aus Friedenshort-Einrichtungen in Wittstockhatten eine moderne Version des Gleichnisses von der kö-niglichen Hochzeit (Matthäusevangelium) einstudiert, inderen Verlauf etliche Gäste und der Friedenshortvorstandspontan einbezogen wurden. Bei Kaffee und Kuchen sowieausreichend Zeit für Gespräche klang der Festtag aus. (hs)

Eines der beim ökumenischen Kirchentag in Berlin entstandenenHolzkreuze – gestaltet von einem Bewohner der Einrichtung in Hel-lersdorf – überreichten die Gäste des Tiele-Winckler-Hauses alsGeschenk. V. l.: Diakon Dr. Volker Bärthel, Elvira Schöning, Nor-bert Rodermond, Corinna Jürging, Sr. Dorothea Breit.

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Jugendliche aus Friedenshortein-richtungen in Wittstock führten einemoderne Version des Gleichnissesvon der königlichen Hochzeit (Mat-thäusevangelium) auf.

Mit Texten (verlesen von Sr. Renate Hoffmann und Sr. Gundula Erben),Liedern und einer Bildpräsentation erinnerte die Schwesternschaft an60 Jahre Friedenshort in Heiligengrabe.

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Die Monate August und September standen für die Tiele-Winckler-Haus GmbH in Berlin im Zeichen von zwei Ju-biläen: Während das Wohnprojekt Weißensee als jüngstesGlied in der Kette von stationären Einrichtungen für Men-schen mit geistiger Behinderung auf sein 5-jähriges Beste-hen zurückgeblickt hat, besteht das Wohnheim Mozartstr.21/22 bereits 15 Jahre.Leben, so normal wie möglich, lautet das Ziel für 16 jun-ge Menschen mit unterschiedlichem Schweregrad geisti-ger Behinderung, die im Wohnprojekt Weißensee in zweiGruppen zusammenleben. Mit einem Jubiläumsfest wurdeam 18. August das fünfjährige Bestehen gebührend gefei-ert. Vertreter aus Politik und Verwaltung waren dabei derEinladung ebenso gefolgt wie viele Angehörige undFreunde der Bewohner. Nach der Begrüßung durch Ein-richtungsleiterin Imke Schönemann und einer Andacht von

Pfr. Hans Schmidt (Ev. Kirchengem.Weißensee), erinnerte Helena Scherer,Regionalleiterin der Tiele-Winckler-Haus GmbH, an die schon 1992 begon-nene Vorlaufzeit bis zur Verwirkli-chung des Projektes. Seinerzeit hattensich etliche Eltern der heutigen Bewoh-ner auf die Suche nach Möglichkeitenbegeben, ihre Kinder im Erwachsenen-alter vor einer Unterbringung in großenHeimen oder gar der Psychiatrie zu be-wahren. »Das Ziel der Eltern war es, fürihre Kinder ein ganz normales zukünf-tiges Zuhause zu schaffen«, erläuterteScherer. Sie wollten ihre Kinder ganzindividuell und in der Nachbarschaft betreut wissen. Mit-streiter für diese Idee fanden die Eltern in einem For-schungsprojekt von Prof. Martin Hahn vom Institut fürReha-Wissenschaften der Humboldt-Universität sowie inder Tiele-Winckler-Haus GmbH. Nach vielen Hürden, indenen das Projekt immer wieder Sparmaßnahmen zum Op-fer fiel, zogen die jungen Leute dann am 30. 8. 2001 in dasneu gebaute Haus ein. »Sie haben hier ein Zuhause gefun-den, nehmen ihre Rolle im Zusammenleben ein und wer-den voller Engagement von den Mitarbeitenden im Alltagbegleitet«, so Helena Scherer, die besonders den Elternund Angehörigen für das bisherige Vertrauen dankte.

»Bereicherung für den gesamten Bezirk«»Das Wohnprojekt Weißensee ist nicht nur wichtig, son-dern belebt und bereichert den ganzen Bezirk« – so laute-

Tiele-Winckler-Haus:Einrichtungen in Weißensee und Lichtenrade feierten Jubiläum

Im Garten gab es die notwendige Stärkung.

Pankows Bezirksbürgermeister Burkhard Kleinert mit Einrichtungs-leiterin Imke Schönemann und Bewohner Danny Below

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te der einhellige Tenor in den Grußworten von PankowsBürgermeister Burkhard Kleinert (PDS), Jens HolgerKirchner (B90/Grüne), Vorsitzender der Bezirksverord-netenversammlung sowie von Lioba Zürn-Kasztantowicz(SPD), Stadträtin für Soziales. Prof. Monika Seifert, frühe-re Mitarbeiterin von Prof. Hahn und jetzt an der kath. Fach-hochschule in Berlin tätig, lobte die ansprechende Archi-tektur und gute Atmosphäre des Wohnprojektes, die für dieFörderung der Bewohner gute Voraussetzungen biete.Aspekte dieser Förderung wurden am Jubiläumstag pla-stisch erlebbar. Zum Beispiel durch die Arbeiten, die un-ter der Leitung von Kunsttherapeut Gerald Auler entstan-den sind. Ein Teil der Bewohner-Bilder kann derzeit imRahmen der Aktion »Art goes Nachbarschaft« in Ge-schäften des Mirbach-Kiez bewundert werden (vgl. Frie-denshortwerk Nr. 2/2006), ein Dokumentarfilm zum Pro-jekt fand am Festtag regen Zulauf. Und auch die Musik-therapie fand ihren Platz, indem Sr. Christa Franke mitBewohnern für den musikalischen Rahmen sorgte. BeiKaffee und Kuchen sowie Gegrilltem, lud der zum Hausgehörige Garten zum Verweilen ein. Bei fetzigen Disco-rhythmen klang der Jubiläumstag aus.

Lichtenrade:Abwechslungsreiches Programm

zum »15-Jährigen«Auf ein gelungenes Fest am 29. September können dieMitarbeitenden und Bewohner in Berlin-Lichtenradezurückblicken, auch wenn »er« dann am Ende doch nichtkam: Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereithatte sein Kommen zugesagt, dann aber seine Zusage kurz-fristig wegen entscheidender Koalitionsverhandlungenwieder zurückgenommen (den Sonntag zuvor war dieWahl zum Abgeordnetenhaus). Aber dafür konnte Ein-richtungsleiterin Bettina Wohland, die auch das Festpro-gramm moderierte, viele andere Gäste aus Kirche, Politik,Wissenschaft, den anderen Tiele-Winckler-Häusern sowieAngehörige der Bewohnerinnen und Bewohner begrüßen.Grüße überbrachte auch Pfr. Leonhard Gronbach als Ge-schäftsführer der Tiele-Winckler-Haus GmbH, der zudemdie Andacht hielt. Anhand des mitgebrachten Geschenks,einem Kinderbibel-Bild von Eva Bruchmann, verdeutlich-te er anschaulich das Zusammenleben von Mitarbeitendenund Menschen mit Behinderung im Tiele-Winckler-Haus.»Wie die Zukunft begann« – mit Texten und Filmsequen-zen begaben sich Helena Scherer und Elvira Schöning aufdie Reise zu den Anfängen der Einrichtung, als viele Be-wohner aus stationären Einrichtungen der Psychiatrie neuins Tiele-Winckler-Haus wechselten (Stichwort Enthospi-talisierung). Unterstützt wurden sie von den BewohnernGabriele Dulling und Horst Gelonnek. Anhand der Reak-tionen aus dem Publikum war deutlich zu spüren: Die Zeitvor dem Einzug ins Tiele-Winckler-Haus ist in schlechterErinnerung. »Ich will für immer hier bleiben«, kommen-tierte Horst Gelonnek sicher stellvertretend für viele.Dass die Rahmenbedingungen (Stichwort: Fallmanage-ment) für Einrichtungen wie dem Tiele-Winckler-Haus inBerlin immer schwieriger werden, verdeutlichten die Gä-ste auf der Grußwortliste. Thomas Dane, Vorstand des

Friedenshortschwester Christa Franke arbeitet als Musiktherapeu-tin im Projekt. Beim Festtag musizierte sie mit einigen Bewohnern.

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Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg-schlesischeOberlausitz e.V., lobte jedoch, dass die von der Politik auf-erlegten Sparzwänge für die Bewohner kaum spürbar sei-en, weil dies durch großes Engagement der Mitarbeitendenausgeglichen werde. Seine Gratulation verband Dane mitdem Lob für Profil und Konzept der Einrichtung: »Sie ha-ben eine besondere Stellung in der Trägerlandschaft.«

»Zusammenleben in Verschiedenheitsehr gut gelungen«

»Das Konzept des Zusammenlebens in Verschiedenheit isthier sehr gut gelungen«, fand Prof. Dr. Karl-Ernst Acker-mann, Leiter der Abteilung Geistigbehindertenpädagogik

am Institut für Rehabilitationswissenschaften der HU-Ber-lin. Es sei auf einem langen Weg viel erreicht worden, dieEinrichtung biete den Bewohnern einen Ort mit Lebens-qualität und Wohlbefinden. Nicolas Zimmer, CDU-Abge-ordneter im Berliner Parlament, hob hervor, dass mit derEinrichtung in den letzten Jahren etwas Großes geschaffenworden sei. Mit Blick auf die Einsparproblematik betonteder Politiker, dass dies nicht auf Kosten der Menschen mitBehinderung erfolgen dürfe. Lob gab es auch von JörgHackenberger, FDP-Sprecher im Bezirksausschuss Tem-pelhof-Schöneberg. Er sicherte seine Unterstützung zu,auf dem »bislang guten Weg, den die Einrichtung be-schritten habe«. Zwischen den Grußworten sorgte die Mu-sikgruppe der Tagesstruktur unter Leitung von Frau Jägerund Herrn Stitz für klingende Abwechslung.Die Mittagszeit konnten die Besucher nutzen, den einzel-nen Gruppen einen Besuch abzustatten. Diese hatten sichnicht nur einiges einfallen lassen, um sich selbst darzu-stellen, sondern jeweils auch einen kleinen Imbiss vorbe-reitet. Unterhaltsam am Nachmittag: Die Showtanzgruppe»Au weia« (Leitung Frau Haseloff) sowie der Schlingen-sief-Film »Freakstars 3000«, in dem etliche TWH-Be-wohner mitgewirkt haben – und der von einigen Darstel-lern bei der Fortführung noch zusätzlich live kommentiertwurde. Am späten Nachmittag endete ein gelungenes Ju-biläumsfest, für das es beim Abschied zu Recht den Danketlicher Gäste an Organisatorin Bettina Wohland gab.

Rico Apelt (Gruppendienst Wohnprojekt Weißensee), (hs)

Pausengespräch: TWH-Regionalleiterin Helena Scherer mitChristine Flassig (Verwaltung Heiligengrabe), Corinna Jür-ging (Hellersdorf) und Pfr. Leonhard Gronbach (v.l.)

Pausengespräch: TWH-Regionalleiterin Helena Scherer mitChristine Flassig (Verwaltung Heiligengrabe), Corinna Jür-ging (Hellersdorf) und Pfr. Leonhard Gronbach (v.l.)

Stärkendes in der Mittags-pause gab es in den ein-

zelnen Gruppen.

Viel Applaus erntete die Showtanzgruppe »Au weia« für ih-re DarbietungViel Applaus erntete die Showtanzgruppe »Au weia« für ih-re Darbietung

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Im Rahmen des sonntäglichen Gottesdienstes der evan-gelischen Ortsgemeinde in der Stiftskirche Öhringen am22. Oktober, ist Jörg Wartenberg als Schulleiter der Tie-le-Winckler-Schule eingeführt worden. Rund zwei Jahrehatte er zuvor diese Aufgabe bereits kommissarisch aus-geführt. Zugleich wurde Rainer Methsieder kommissa-risch als Konrektor beauftragt. Nach der Predigt von Pfr.Andreas Vogt, nahmen Pfr. Leonhard Gronbach und Pa-stor Christian Wagener die Einführung vor und gaben bei-den Worte des Segens mit auf den Weg in die neuen Auf-gaben. Schülerinnen und Schüler der Unterstufe der Tie-le-Winckler-Schule hatten einen Liedvortrag vorbereitetderen Verse mit der Übergabe kleiner Geschenke kombi-niert waren.

Das Kollegium und die anderen Gäste folgten im An-schluss an den Gottesdienst der Einladung zu einem Steh-empfang in die Seitenkapelle der Stiftskirche, bei der dieneue Schulleitung Glück- und Segenswünsche entgegen-nahm. Ingeborg Soller-Britsch, Geschäftsführerin desEvangelischen Schulwerks in Württemberg, gehörte zuden Gästen, die auch ein Grußwort im Gepäck hatten. Zu-dem kennt sie Jörg Wartenberg bereits eine lange Zeit –daher ließ sie es sich auch nicht nehmen, an eine eigene,schon länger zurückliegende Vorhersage zu erinnern:Jörg Wartenberg werde mit Sicherheit einmal Schulleitersein! Rita Schneiders, Schulrätin im Landratsamt Hohen-lohekreis, gehörte selbst 13 Jahre dem Kollegium derTiele-Winckler-Schule an. Sie lobte in ihrem Grußwortvor allem die Entwicklungen an der TWS, die in jüngsterZeit auf den Weg gebracht worden seien, darunter der

Ausbau teamorientierten Arbeitens. Jürgen Höllwarth(Schiller-Schule) hob stellvertretend für die ÖhringerSchulleiter die gute Kooperation mit der Tiele-Winckler-Schule hervor, insbesondere mit Blick auf die Außen-klasse.

Jörg Wartenberg gehört seit 1989 zum Kollegium derTiele-Winckler-Schule, seine Hauptfächer sind Religionund Englisch. Nach dem Studium in Gießen absolvierteer in Wetzlar sein Referendariat. Seit 1997 unterrichtetRainer Methsieder an der TWS, zuvor war er in Esslin-gen an einer Grund- und Hauptschule tätig.

Im Gespräch mit »Das Friedenshortwerk« nennt der neueSonderschulrektor drei Schwerpunkte, die er an der Tie-le-Winckler-Schule perspektivisch weiterentwickelnmöchte. »Wir wollen den Übergang von der Schule inden Beruf neu gestalten«, so Wartenberg. Hierzu möchteer die Kooperationen mit dem Arbeitsbereich der »Offe-nen Hilfen« innerhalb der Region Süd der Ev. Jugendhil-fe Friedenshort verstärken. Des Weiteren liegen ihm dieschon angesprochenen teamorientierten Arbeitsstrukturenam Herzen: »Anstelle des Unterrichts in starren Jahr-gangsstufen sind dann mehrere Kollegen jahrgangsüber-greifend für einen bestimmten Anteil Schüler zuständigund planen den Unterricht in Eigenregie.« Und drittenssollen auch die Kooperationen mit außerschulischen Part-nern ausgebaut werden. (hs)

Neue Schulleitung für die Tiele-Winckler-Schule –Ausbau teamorientierter Arbeitsstrukturen geplant

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Ingeborg Soller-Britsch,Geschäftsführerin des Ev.Schulwerks in Württem-berg, erinnerte in ihremGrußwort an eine eigene»Vorhersage« zum Werde-gang von Jörg Wartenberg.

Die Unterstufe erfreute das neue Führungsduo mit einem beson-deren Liedbeitrag.

Stehempfang im Anschluss an den Gottesdienst. Pfr. LeonhardGronbach, Geschäftsführer der Ev. Jugendhilfe Friedenshort,begrüßte die Gäste.

Oberin Sr. Christine Killies überreichte nicht nur der neuenSchulleitung Geschenke, sie bedachte auch beide Ehefrauen mit

einem Blumenstrauß.

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Die Aufstockung der beiden Häuser für Jungen undMädchen steht kurz vor dem Abschluss. Wie im letztenHeft berichtet, wird Raum geschaffen für die nicht behin-derten Kinder, die zur Schule unseres Projektpartners Em-manuel Ministries in Tamaram gehen. Damit erfolgt nun –neben dem Schulbesuch – auch die Unterbringung inte-grativ. Aktuell besuchen 80 Jungen und 50 Mädchen dieSchule – lebendiges Zeichen dafür, dass diese außeror-dentlich gut angenommen wird.

Zwar lässt sich die angestrebte Fertigstellung im Dezem-ber nicht mehr realisieren – unter anderem hatte im Herbstein tropischer Wirbelsturm für eine Unterbrechung gesorgt– aber im Januar 2007 soll der Erweiterungsaufbau fertigsein. »Es muss dann nur noch alles verputzt werden«, teil-te Einrichtungsleiter Rev. Jeevan Roy Komanapalli An-fang Dezember mit. Die Leserinnen und Leser des »Frie-denshortwerks« werden wir in jedem Fall auf dem laufen-den halten. (hs)

Indien-Projekt:2. Bauphase kurz vor dem Abschluss

Die Aufstockung der Gebäude steht kurz vor dem Abschluss.

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Samstag, den 28. OktoberZwei Busse fahren frühmorgens Richtung Polen los. Umsieben Uhr startet der Heiligengraber Bus mit den Mitar-beitenden aus Ost und Nord sowie den HeiligengraberSchwestern. Auf dem Weg nach Miechowice werden zu-dem noch die Berliner Kollegen »aufgegabelt«. Wegender etwas längeren Wegstrecke ist für vier Uhr bereits dieAbfahrt des Freudenberger Busses mit den »West- undSüdlern« sowie den Freudenberger Schwestern vorgese-hen. Pünktlich sitzen alle im Bus – vermeintlich! BeimDurchzählen stellt Pastor Wagener fest: Ein Mitreisenderfehlt! Zum Glück übernachtet dieser im Gästehaus auf demGelände – und wird von Pastor Wagener freundlich aberbestimmt geweckt … Dass es mit diesem Mitfahrer zudembei Ab- und Anreise noch einige Aufregung mit Blick aufseine Ausweispapiere gibt, soll an dieser Stelle nicht wei-ter vertieft werden.

Gegen 17 Uhr trifft der Heiligengraber Bus im Hotel Sile-

»Zurück zu den Wurzeln« –Schwestern und Mitarbeitende erlebten eindrückliche Tage in Polen

»Zurück zu den Wurzeln« – unter diesem Thema stand eine Studienfahrt zum ursprünglichen Friedenshortgelände in Mie-chowice (Polen) an der vom 28. 10. bis 2. 11. rund 80 Mitarbeitende aus dem gesamten Friedenshortwerk und 20 Schwe-stern teilnahmen. Doch nicht nur die Rückkehr zu den Wurzeln mit dem Festgottesdienst am Reformationstag (und dem Ge-denken an Eva von Tiele-Winckler anlässlich des 140. Jahrestags ihres Geburtstags) beeindruckten und bewegten, auch dieweiteren Ziele der Reise, zu denen unter anderem das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz gehörte. Auf den folgen-den Seiten informiert »Das Friedenshortwerk« mit einer Reisereportage, mit Eindrücken von Mitreisenden sowie mit einemInterview, in dem fünf Schwestern erzählen, was sie besonders berührt hat an dieser »Rückkehr zu den Wurzeln«.Eine Fotosammlung der Reise sowie weitere Eindrücke zur Fahrt bietet die neue Sonder-Webseite www.friedenshort-history.de, auf der zukünftig nach und nach weitere Informationen zum ursprünglichen Friedenshortgelände in Mie-chowice eingestellt werden, auch zu Gebäuden, die es heute nicht mehr gibt. Ein Forum bietet zudem Möglichkeit zumGedankenaustausch.

Zwischenstopp an der deutsch-polnischen Grenze und Gelegenheit,die ersten Zloty zu erhalten

siana in Kokotek ein. Das Hotel, rund 30 Kilometer vonMiechowitz entfernt, ist das Domizil für die nächsten Ta-ge. Etwa zwei Stunden später ist auch der Freudenberger

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Bus da, denn zwei längere Staus vor und nach der deutsch-polnischen Grenze mussten überstanden werden. Dank derschon im Vorfeld erfolgten Zimmerverteilung sind alle100 Mitreisenden recht schnell untergebracht. Oberin Sr.Christine Killies und Pastor Christian Wagener stellen Pfr.Szymon Csembor vor, er betreut die evangelische Ge-meinde Augsburgischer Konfession in Miechowice, derauch die erhalten gebliebenen, ehemaligen Friedenshort-gebäude gehören. Pfr. Csembor hat die Organisatoren derFahrt tatkräftig unterstützt und ist auch an verschiedenenTagen in das Programm der Studienreise eingebunden.

Sonntag, den 29. OktoberNach dem Frühstück geht es mit den Bussen wieder Rich-tung Miechowice, um zehn Uhr ist Gottesdienst in derFriedenshortkirche. Damit die Gemeinde etwas über dieheutige Arbeit des Friedenshortwerks erfährt, hat Öffent-lichkeitsreferent Henning Siebel eine Bildpräsentationvorbereitet, zu der Sr. Christine Erläuterungen beisteuert.Hierbei fungiert Mitarbeiterin Renata Bukieda aus Öhrin-gen als Dolmetscherin (wie auch noch zu anderen Anläs-sen während der Reise). Hierfür an dieser Stelle nochmalsherzlichen Dank! Nach Aufbau von Laptop und Beamer –der Küster hatte schon zuvor eine Leinwand gebaut – aberzunächst der Schreck: Aus der Steckdose fließt keinStrom! Wenige Minuten vor dem Gottesdienst klappt esdann doch. Pfr. Csembor hält seine Predigt auf polnischund deutsch. Dies ist eine besondere Anerkennung wert, daer – nur mit Hilfe weniger Stichworte – frei formuliert undsich sozusagen spontan selbst übersetzen muss.Im Anschluss starten die Busse zum Schloss Moschen,

dem früheren Sitz der Familie von Tiele-Winckler. Wiewertvoll die Informationen sind, die von den Friedens-hortschwestern bereits im Bus zur Geschichte des Schlos-ses gegeben werden, erweist sich während der späterenFührung. Hier beschränken sich die Informationen derFührerin meist auf Aussagen zu den ausgestellten Expo-naten. Aber der mondäne Barockbau aus der zweiten Hälf-te des 17. Jahrhunderts beeindruckt in jedem Fall. Teil-weise wird er heute als Nervenklinik genutzt. Theoretischkönnte man sich jeden Tag des Jahres in einem anderenZimmer aufhalten, denn 365 Räume umfasst das im bestenWortsinn kolossale Schloss. Nach der Führung wird stil-voll im stuckverzierten Speisesaal das Mittagessen einge-nommen. Vor der Führung besteht zudem Gelegenheit,das Außengelände zu erkunden. Eine besondere Stimmungverströmt dabei die Osterinsel, die über eine kleine Brückezu erreichen ist. Sr. Christine berichtet dort über die Inselals Lieblingsplatz Eva von Tiele-Wincklers, der von ihrgern zum Gebet oder auch zum Verfassen von Gedichtengenutzt wurde.

Oberin Sr. Christine Killies berichtet über den Friedenshort, über-setzt von Mitarbeiterin Renata Bukieda

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EindrückeWir sind: ◆ sehr beeindruckt und zutiefst berührt.◆ dankbar, dass wir die Gelegenheit bekamen, andieser Studienfahrt teilzunehmen.Es ist für uns etwas Besonderes, im Friedenshort

zu arbeiten und ein Teil des Ganzen zu sein.Wir erlebten Herzlichkeit, Zusammenhalt und Ver-bundenheit. Es war auch eine Bereicherung, dieSchwestern zu erleben, und sehr wichtig für uns.Diese gemeinsamen Tage führten dazu, dass wirein tiefgehendes Verstehen und Bewunderung fürMutter Evas Schaffen erhielten.Wir möchten uns recht herzlich dafür bedanken,dass wir diese schöne Zeit erleben durften.Die Mitarbeiter der Einrichtung NortheimFür mich war es die 3. Fahrt nach Miechowitz.Jede Fahrt brachte neue Eindrücke. Besondersstark waren für mich die Eindrücke in Auschwitz.

Es war das erste Konzentrationslager, das ichbesuchte. Die liebevolle Aufnahme in den Gemein-den Miechowitz und Dziegielów beeindruckten michstark. Ich bin dankbar für diese Begegnung und dieGemeinschaft untereinander.

Sr. Renate HoffmannDer Friedenshort ist ein Beispiel dafür, wie ausetwas Kleinem etwas ganz Großes werden kann.Das erinnert mich an das Gleichnis vom Senfkorn.Mich hat auf dieser Reise vor allem die Herzlich-keit fasziniert, mit der wir überall (wenn auch nurfür kurze Zeit) willkommen waren.

Simone Ludwig

Eindrücke

Mich hat beeindruckt, wie sich 100 Friedenshort-

ler jede und jeder auf seine und ihre Weise haben

mitnehmen lassen auf die Spuren von unserer

Gründerin Mutter Eva. Zu Hause werden wir viel zu

erzählen und zu verarbeiten haben. Ich bin über-

zeugt, dass wir alle unserer Identität mit dem

Werk näher gekommen sind.

Was mich erwartete, wusste ich bei der Zusage

zur Fahrt noch nicht. Jedoch wurde alles über-

troffen: ob es die Ausflüge waren oder der Tag am

140. Geburtstag. Man hat viele Einblicke in Mut-

ter Evas Arbeit und ihr Leben bekommen. Auch

durch die vielen Gespräche mit den Friedenshort-

schwestern und Sr. Martha. Erschütternd waren

die Besichtigung und die Berichte in Auschwitz,

die die Seele und das innere Gleichgewicht durch-

einanderbrachten. Die Gespräche dann am Abend,

nach einem langen Tag, der immer wieder neue Ein-

drücke brachte, waren sehr erholsam.Bärbel Berger

Vieles war beeindruckend, z. B. die Stätte des er-

sten Wirkens von Mutter Eva, das Leben von Sr.

Martha Grudke auf dem heutigen Gelände des

einstigen Friedenshortes, die Gemeinschaft und

das Leben der evangelischen Christen in einem von

Kommunismus und Katholizismus geprägten Land

zur Zufriedenheit zu gestalten, das Leben der

Schwestern in Dziegielów, die Freude über unseren

Besuch.Christel Marberg

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Schloss Moschen, eine imposante ErscheinungZum Schloss gehört

auch eine Kapelle

Pfr. Szymon Csembor informierte über die evangelische Gemeindein Miechowice und über die Perspektiven der früheren Friedens-hortgebäude. Rechts Sr. Martha Grudke, die in »Mutter Evas Häus-chen« ein kleines Museum unterhält.

Kein einfacher Stand für evangelischeGemeinde in Miechowice

Den Abschluss dieses ersten Tages bildet ein Treffen mitPfr. Cszembor in Haus Zionsstille auf dem früheren Frie-

denshortgelände. Seit dem 1. September ist er – nebenzwei anderen Gemeinden – auch für Miechowice zustän-dig. Pfr. Cszembor informiert über die nicht leichte Situa-tion einer Diasporagemeinde in Polen. So gebe es im ge-samten Land nur rund 70 000 Mitglieder einer evangeli-schen Kirche, vor 1945 seien es noch sieben Millionengewesen – eine Folge von Flucht und Vertreibung. Die fi-nanzielle Situation der Gemeinde sei prekär: »Wir erhal-ten keine Kirchensteuer, sondern nur freiwillige Abgabenund Kollekten. Die Folge: Manchmal könnten nicht alleRechnungen bezahlt werden. Die angespannte Situationblockiere auch die Ideen und Vorhaben. So schwebt derGemeinde zum Beispiel vor, im Haus Zionsstille Kurzzeit-Pflegeplätze einzurichten. Allerdings ist die Heizung nichtfunktionstüchtig, das Dach ist undicht und es regnet he-rein, einige Zimmer sind bereits unbewohnbar geworden.Pfr. Cszembor: »Für diese dringenden Reparaturen habenwir kein Geld.« Im »Haus Friedenshort« hat die Gemein-de eine Hortgruppe eingerichtet, dort werden Kinder undJugendliche zweimal in der Woche betreut. Und eine Vi-sion zur zusätzlichen Nutzung des Hauses hat Pfr. Cszem-bor auch: »Eine Poliklinik mit Ärzten verschiedener Fach-richtungen, speziell für die Bedürfnisse älterer Menschenkonzipiert.«

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Montag, den 30. OktoberBereits um 7:15 Uhr heißt es für die Mitreisenden wieder:Abfahrt. Für den Vormittag ist der Besuch der Gedenk-stätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz an-gesetzt. Sicher eines der eindrücklichsten, aber auch sehrbedrückenden Elemente der Studienreise. Den Gedankeneiniger Mitreisenden haben wir daher in diesem Heft einengesonderten Platz eingeräumt. Und in der Tat ist es ei-gentlich unfassbar, was der junge Mann berichtet, der un-sere Gruppe über das Gelände leitet. Sehr sachlich erläu-tert er, mit welcher Systematik und kühlen Berechnungüber eine Millionen Menschen hier ihr Leben lassen mus-sten: Die Selektion zwischen »arbeitsfähig« und »arbeits-

unfähig« bei der Ankunft ist nur scheinbar eine Entschei-dung zwischen Leben und Tod. Während die erste Gruppeden direkten Gang in die Gaskammern antreten muss, ster-ben die zunächst als arbeitsfähig ausgewählten Menschendurch Unterernährung in Kombination mit elf Stunden har-ter körperlicher Arbeit jeden Tag, bei unzureichender Klei-dung und katastrophalen hygienischen Verhältnissen. Es sind vor allem bestimmte Bilder, die dem Verfasser die-ser Zeilen für eine lange Zeit nicht mehr aus dem Kopf ge-hen. Die scheinbar endlosen Gänge mit den Porträts kahl-geschorener Häftlinge und vor allem die Vitrinen, in denenein Teil dessen ausgestellt ist, was zur »weiteren Verwer-tung« übrig blieb: tonnenweise Haare, Schuhe, Brillen …

Krakau – eine Stadt mit Charme

»Die Zeit war eigentlich viel zu kurz« – das war der Tenorvieler Mitreisender nach dem Besuch der Stadt Krakau amNachmittag bis zum frühen Abend. Und tatsächlich: Kra-kau verdient sich das Prädikat zu Recht, eine der schönsteneuropäischen Städte zu sein. Es wäre müßig, nun eine Auf-listung der vielen Sehenswürdigkeiten zu beginnen. Alleinder Hauptmarkt mit den ihn umgebenden wundervollenGebäuden und Kirchen – darunter die Marienkirche mitdem imposanten Altar von Veit Stoß sowie den Tuchhal-len – lohnte schon den Besuch. Aber nicht nur die Archi-tektur im Großen, auch die kleinen Gässchen mit ver-steckten, gemütlichen Cafés hatten viel Charme. Nerviggestaltete sich die Parkplatzsuche, vor allem mit zwei Rei-sebussen. Trotz angestrengter Suche zahlreicher Augen-paare waren zunächst keine Hinweisschilder zu entdecken– diese gab es erst, als der Parkplatz schon fast in Sicht-

Bedrückend: Der Besuch in Auschwitz. Das strahlende Herbstwetterkontrastiert den düsteren Ort.

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Page 22: Das Friedenshortwerk · jenes Kind zum Menschensohn, zum Diener und Diakon aller, die sich nach Gottes Welt sehnen. Vielleicht hat diese nachthelle Erkenntnis zu Bethlehem jene drei

EindrückeWas mich sehr beeindruckt hat, war der Gottes-dienst am Reformationstag. Gebetet wurde aufpolnisch und deutsch, gepredigt wurde aufdeutsch und übersetzt auf polnisch. Zum Teil ha-

ben wir gleichzeitig – jeder in seiner Sprache – ge-sungen und gebetet. Es war sehr feierlich und dieGemeinschaft mit der polnischen Gemeinde hatgutgetan.

Sr. Audrey HaddeltonAus ganzem Herzen möchten wir uns bei den Or-ganisatoren – Sr. Christine und Pastor Wagener –für die gelungene Studienreise nach Miechowitzbedanken. Während der Reise erlebte Eindrücke,die herzliche Atmosphäre und Engagement, wer-

den wir noch lange in Erinnerung behalten. Wir sindstolz, das erweckte Werk von Mutter Eva erwei-tern zu können. Ihr bedingungsloser Glaube anGott und ihre Aufopferung für die bedürftigenMitmenschen inspirieren uns in unserer täglichen

Arbeit.Renata Bukieda, Alice Desperak, Brygida Sobieski,Claudia Miron, Luise Neb»Wenn alle meine Wurzeln in Jesus sind, ist’seinerlei, was aus mir wird. Ob eine ernste Tanneoder ein duftender Fliederstrauch, ein lieblichesMaiglöckchen oder ein einfaches Gänseblümchen –

nur in IHM gewurzelt, zu seinem Lob und zu seinerVerfügung da, das ist das Wichtigste.« (Jan Was-serzug)Dies Gewurzeltsein in Jesus ließ uns solch einefrohe Schar sein und bildete diese Gemeinschaft.Eine große Familie, wo Gott der Vater ist, lässtuns so zusammenwachsen und die Wurzeln immertiefer senken.

Sr. Frigga Enström

Eindrücke

Ich danke dem Friedenshort für die Studienreise

nach Miechowitz. Ich war vor 34 Jahren schon ein-

mal in Miechowitz und so konnte ich sehen, wie viel

sich verändert hat. Sehr interessant fand ich

auch die Besichtigung des Schlosses in Moschen.

Die Stadt Krakau hat mir auch sehr gut gefallen.

Auch das Bergwerk in Tarnowitz fand ich sehr in-

teressant. Meinen Geburtstag durfte ich mit der

großen Gruppe feiern und fand es auch sehr

schön in Dziegielów und Ustron.Wolfgang Buschbeck

Ein herzliches Dankeschön an unsere polnischen

Kolleginnen für alle guten Ratschläge, Hilfeleistun-

gen und die tolle Übersetzung.

Jeder Programmpunkt war beeindruckend

◆ Miechowitz – Gang durch die Geschichte vom

Werk-Ursprung

◆ Auschwitz – Ort des Grauens und Wahnsinn

◆ Krakau – zum Verlieben und Verlaufen – im Dun-

keln◆ Dziegielów – Gesichtsfelderweiterung

Sr. Hanna Hinkel

Besonderen Charme entfaltet Krakau bei Einbruch der Dämmerung.

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se. Zum Auftakt des Festgottesdienstes in der Friedens-hortkirche ziehen die Schwestern ein, gefolgt von Pfr. Szy-mon Csembor, Pastor Christian Wagener und dem beson-deren Gast an diesem Tag, Bischof Thaddeusz Szurmanaus Katowice. In seinem Gruß verband Bischof SzurmanReformation und Gedenktag Eva von Tiele-Wincklers mit-einander: »Reformation ist das, was vor uns liegt, aber füruns als Christen ist es genauso wichtig, auf unsere Vor-gänger im Glauben zu schauen.« Hierzu zähle auch Evavon Tiele-Winckler. Sie habe mit Evangelisation, Missionund Diakonie zentrale kirchliche Handlungsfelder mitein-ander verbunden. Er freue sich, dass ihre Arbeit auch in derGegenwart vom Friedenshort in Deutschland fortgesetztwerde. Derzeit entwickele sich auch in Polen Diakonieaufs Neue und über Mutter Eva seien aktuell einige neueBücher erschienen. »Mutter Evas Werk bleibt in unserenHerzen stets lebendig«, betonte der Bischof. Die Predigt

Wer wollte, konnte Krakau auch per Bimmelbahn erkunden.

Mit 13 Meter Höhe und 11Meter Breite ist der Veit-Stoß-Altar in der Marienkirche dergrößte mittelalterliche AltarEuropas

weite war und die Busse sich durch dicht gedrängten Ver-kehr der Innenstadt kämpfen mussten. Hier wartet jeden-falls auf die örtliche Tourismuszentrale noch Arbeit.

Dienstag, den 31. OktoberReformationstag und Gedenktag zum 140. Geburtstag vonEva von Tiele-Winckler, dem eigentlichen Anlass der Rei-

Einzug der Schwestern in die Friedenshortkirche am Reformations-tag

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hielt Pastor Wagener, der sich mit Pfr. Csembor als Dol-metscher hierfür die Kanzel teilte.

Welch großen Anteil die Reisegruppe durch die Berichtevom Vortag am Geschehen und den Vorhaben der evan-gelischen Gemeinde in Miechowitz genommen hat, ver-deutlicht eine spontane Aktion: In beiden Bussen wird aufInitiative einiger Mitarbeiter während der Hinfahrt zumGottesdienst Geld gesammelt. Bernhard Grauer übergibtdann an Herrn Zwanziger, dem Kirchenvorsteher, einenBetrag von rund 1000 Euro! Nach dem Gottesdienst ver-sammeln sich Schwestern und Mitarbeiter am Grab Mut-ter Evas. Das »Ancilla Domini« erklingt, ein Strauß Lili-en – ihre Lieblingsblumen – werden aufs Grab gestellt.

Nach einem stärkenden Mittagessen ist am Nachmittagausgiebig Zeit zum Erkunden des alten Friedenshort-geländes. Gern folgen die Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter der Aufforderung Pastor Wageners, sich jeweils inGruppen um eine der Schwestern zu scharen, um vomWissen über Geschichte und Geschichten aus der früherenZeit zu profitieren. Interessant, aber auch ein wenig er-schreckend: Während das Gelände sich früher auf einervollkommenen Ebene erstreckte, fällt es nun deutlich ber-gab. Eine Folge des vom Bergbau ausgehöhlten Unter-grunds mit den immer wieder auftretenden Tagesbrüchen.So mussten einige der früheren Gebäude – darunter auchdas damals jüngste Gebäude, das 1927 eingeweihte Haus»Heilig dem Herrn« – in den letzten 20 Jahren abgerissenwerden. Im Anschluss an diese Erkundung lädt die Ge-meinde zum Kaffeetrinken ins Haus Zionsstille ein. HerrBonzol lässt dabei alle an seinen umfangreichen Kennt-nissen zur Geschichte der Familie von Tiele-Winckler unddes Friedenshorts teilhaben.

Sr. Christine danktBischof Szurman, im Hintergrund Sr. Martha Grudke

Beim Rundgangüber das Geländeerfuhr die Gruppeviel Wissenswer-tes. Hier in »Mut-ter Evas Häus-chen« mit Sr.Martha Grudke

An Mutter Evas Grab

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Bootsfahrt unter Tage

Den Abschluss dieses Tages bildet ein Besuch im früherenBlei- und Silberbergwerk »Zabytkowa« in TarnowskieGóry. Ein Verein hat hier ein sehenswertes Museum ge-schaffen, das anschaulich vermittelt, wie früher unter Ta-ge gearbeitet wurde. Die Abbaukammern und Schächtestammen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert und werden beieiner 1700 Meter langen Wanderung erkundet, die aber nureinen Bruchteil des gesamten früheren Bergwerks zeigt.Für die groß gewachsenen Mitfahrer heißt es bei den zumTeil sehr niedrigen Gängen für längere Strecken in ge-bückter Haltung zu marschieren. Das oft zu hörende po-chende Geräusch, welches beim Auftreffen der Hartpla-stikhelme auf Felswände entsteht, zeugt davon, dass ab undan die gebückte Haltung wegen schmerzender Rücken auf-gegeben werden muss … Für diese Anstrengung entschä-digt aber die abschließende Bootsfahrt durch den 270 Me-ter langen Entwässerungsstollen.

Da es immer nur in Kleingruppen hinab in den Stollen ge-hen kann, ist der ursprünglich gedachte Zeitrahmen schnellgesprengt. Und so können auch nur die ersten Gruppennoch an der Premiere einer abendlichen Illumination derKirche in Tarnowskie Góry teilnehmen, zu der Pfr. Csem-bor noch kurzfristig als Überraschung eingeladen hat.

Mittwoch, den 1. NovemberEine lange Busfahrt bis zum Fuß der Westbeskiden naheder tschechischen Grenze steht bevor. Denn dort, im klei-nen Ort Dziegielów, ist die einzige polnische Schwestern-schaft beheimatet, zu der schon lange Zeit gute Kontaktebestehen. So ist dann auch die Wiedersehensfreude imMutterhaus Eben-Ezer groß. Sr. Lidia lädt zum Mittages-sen ein, danach werden die Einrichtungen des Mutterhau-ses besichtigt, zu denen auch ein großes Altenheim gehört.Ein schneidend kalter Wind bläst jedem beim Rundgangum die Ohren. Die kalte Witterung ist – neben der fehlen-den Zeit aufgrund einer langen Umleitung bei der Hinfahrt– auch Grund dafür, auf eine Fahrt ins Gebirge zu ver-zichten. Denn dort soll es laut Wetterbericht ordentlichschneien.

Unweit von Dziegielów liegt Ustron. Hier ist die zweit-größte evangelische Gemeinde in Polen zu Hause, die vonHerrn Pfr. Csembor senior geleitet wird. In der Kirche istvon ihm einiges über die Geschichte der Gemeinde zu er-fahren. So waren den evangelischen Christen noch im 18.Jahrhundert keine eigenen Kirchen gestattet, sondern nurso genannte Bethäuser. Der optische Unterschied: Der Ein-gang musste zur Straße abgewandt eingerichtet werden

Bootsfahrt durchden Entwässerungs-stollen

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Abschied im Mutterhaus Eben-Ezer in Dziegelów. Sr. Lidia danktder Gruppe für den Besuch – und für eine spontan organisierteSpendensammlung.

und es waren keine Türme gestattet. Aus Pfr. CsemborsSicht nehme aber heutzutage die Ökumene eine erfreulicheEntwicklung. So gebe es zum Beispiel bei nationalen Fest-en gemeinsame Gottesdienste mit den katholischen Mit-christen.Gestärkt von Kaffee und Kuchen geht es auf die Rückfahrtzum Hotel. Ein schier unerschöpfliches Liedrepertoire imBus lässt die lange Fahrtzeit schnell vergehen.

Donnerstag, den 2. NovemberAb fünf Uhr stehen Kaffee und Tee bereit, denn für sechsUhr ist die Rückfahrt angesetzt. Der Einfachheit halbersind einige erst gar nicht ins Bett gegangen … Der nochmüde Blick nach draußen zeigt: Der Winter hat Einzug ge-halten. Es liegen rund fünf Zentimeter Schnee. Und derbleibt auch noch etwas bis zur deutsch-polnischen Grenzeerhalten. Um 20.30 Uhr trifft der Bus in Freudenberg ein,für die Berliner und Heiligengraber schon etwas eher.Auch wenn für einige der Bedarf am Busfahren nun für ab-sehbare Zeit erschöpft ist, so lautet das Fazit dennoch: ei-ne erlebnisreiche Zeit, die sehr beeindruckt hat. (hs)

Abschied in Ustron nach einem gemeinsamen Kaffeetrinken. Pfr.Csembor sen. wusste anschaulich zu berichten.

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Haus Zionsstille. Es wurde 1905eingeweiht und diente als Gäste-

haus und Schwesternwohnheim

Das erste Haus Friedenshort, dasder Vater seiner Tochter Evaschenkte. Hier begann die Arbeitdes Friedenshortes am 29.9.1890

Die Reisegruppe vor Haus Zionsstille mit den polnischen Gastgebern

Die Friedenshortkirche

Mutter Evas Häuschen

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Wie viele Lügen hätte ich geglaubt? – Und mich somitschuldig gemacht!?Kann ich heute gutmachen (weil ich damals nichtgelebt habe)?!

Ich kann mir nicht erklären, woher der Hass gegendas jüdische Volk kommt?!

Auschwitz hat mich tief betroffen gemacht. Wiekönnen Menschen Menschen so etwas antun?

Die Philosophin Hanna Ahrends (Jüdin) sagt: »Al-le Verbrechen können vergeben (gesühnt) werden,aber nicht die Verbrechen an dem jüdischen Volk.«

Und der Mensch heißt Mensch, weil er hoffentlichnicht vergisst und verdrängt.

������� �Eindrücke zu etwas Unfassbarem

Das Lager Auschwitz hat mich sehr beeindruckt.Wie konnten Menschen Menschen so etwas an-tun? Gehorsam, Pflichterfüllung, Liebe zum Vater-land, Ordnung, Sauberkeit …Ich möchte vorsichtig und sensibel sein!

Wir dürfen Vergangenes leicht vergessen. Da stel-le ich mal wieder die Frage, die mir vor Jahren einzwölfjähriger Junge stellte: »Hat Gott auch Hitlerverziehen, bzw. ist Jesus auch für Hitler am Kreuzgestorben?«

Es ist kaum zu glauben, dass es noch Menschengibt, die nicht an die Authentizität von Auschwitzglauben. Sie sollten sich das mal ansehen!

So viel menschenverachtende Grausamkeit istschwer zu ertragen, ob gestern, heute oder mor-gen!

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Unfassbar, wie man mit der Würde des Menschenumgeht. Was mich noch beeindruckt hat, dass soviele junge Menschen mit so ernster Miene und Be-troffenheit in den Gesichtern zu sehen waren.

Mahnende Bilder, die unweigerlich unfreiwillig zurRealität werden. »Kinderschuhe, Menschenhaare,Koffer, Brillen.«

Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihrenAugen. Und der Tod wird nicht mehr sein, nochLeid, noch Schmerz, noch Geschrei wird mehr sein.Offenbarung 21,4

Wilhelm Müller

Obwohl ich über das Leben im KZ von Corrie ten-Boom schon vieles gehört hatte, bin ich still ge-worden über die vielen Tausenden, deren Lebenhier auf grausame Weise geendet hat. Ich habe dieBesucher beobachtet, als sie aus den Häusern he-rauskamen. Die älteren Menschen, still und oft mit

Tränen in den Augen, die jungen Menschen oft lautoder lachend. Ich habe einige angesprochen. Sie(die jüngeren) wussten einfach nicht, wie sie dasGesehene verarbeiten sollen.

Sr. Audrey Haddelton

Ein kleiner weißer Kinderschuh – dieses Bild gehtmir nicht mehr aus dem Kopf. Dieser kleine Schuh,zwischen einem Berg von anderen Schuhen, klei-nen und großen, Frauenschuhen und Männerschu-hen, hinter einer riesigen Glaswand. Eigentlichwusste ich, was mich erwartete (Fernsehberichte,Yad Vashem), aber diese Vorstellung, welcheFüßchen in diesen kleinen Schuhen gesteckt haben,der Originalschauplatz des Geschehens, diese Art,wie mit Menschen umgegangen wurde, das hatmich so bewegt, dass ich lange Zeit brauchte, ummeine Gefühle und meine innere Betroffenheit zuordnen.

Beate Maack

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Schwestern im Interview:Freude über großes Interesse der Mitarbeiter

»Zurück zu den Wurzeln« – dieRückkehr zur Wirkungsstätte Evavon Tiele-Wincklers hat für dieFriedenshortschwestern immereine besondere Bedeutung. Unddiesmal kam die Aufgabe dazu,den zivilen Mitarbeitenden dieseWirkungsstätte näherzubringen.Hierüber sprach Öffentlichkeits-referent Henning Siebel mit eini-gen Schwestern für »Das Frie-denshortwerk«.

Was war Ihnen besonders wichtigbei diesem Besuch des ursprüngli-chen Friedenshorts?

Sr. Edith Becker: Zum einen das,was Bischof Szurman im Gottesdienst gesagt hat. Die dreiElemente Evangelisation, Mission, Diakonie. Mutter Evahat das Wort Gottes in den Mittelpunkt gestellt, sie hat dieMenschen mit der Botschaft von Jesus Christus bekanntgemacht. Zweitens war es eine gute Erfahrung zu sehen,wie wichtig es auch vielen Mitarbeitenden war, einmal anden Wurzeln unseres Werks gewesen zu sein. Ich wünschemir sehr, dass es gelingt, diese Stätte zu erhalten.

Sr. Gerda Pischke: Es ist mehrfach zum Ausdruck gekom-men, dass die Verbindungen zwischen dem Friedenshortund der polnischen Gemeinde vor Ort zukünftig besser ge-pflegt werden sollen. Dies muss auch umgesetzt werden,es darf nicht nur bei großen Worten bleiben.

Die Schwestern waren beim Rundgang begehrte Ge-sprächspartnerinnen, hier Sr. Gerda Pischke.

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Sr. Erika Mayr: Nach Miechowitz zu kommen ist für michwie ein Nach-Hause-Kommen. Dies war schon früher beimeinem ersten Besuch so. Durch die vielen Erzählungenund Bilder war mir der Ort nie fremd. Ich fand es schön,wie stark die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an allem in-teressiert waren. Besonders feierlich fand ich unseren Ein-zug als Schwestern in den Gottesdienst am Reformations-tag.

Sr. Gertrud Zuckschwert: Bewegend für mich war unserBesuch und das Singen an Mutter Evas Grab. Ich selbst ha-be sie noch erlebt, als ich Kind in einer Kinderheimat war.Sie hat immer für alle gebetet.

Sr. Anita Strzoda: In mir entstand hier der Gedanke, dassich Mutter Eva gern selbst kennengelernt hätte. Ich bin jaselbst in einer Kinderheimat groß geworden und dieSchwestern haben immer viel von ihr erzählt. Ich finde,man spürt hier noch ihren Geist. Ich kann mir gut vorstel-len, wie sie in ihrem Häuschen gesessen hat.

Wie schätzen Sie die Bedeutung für die Mitarbeiter ein?

Sr. Gerda Pischke: Ich denke schon, dass es jedem Einzel-nen neuen Aufschwung gibt. Es ist wertvoll, wenn sich je-der noch mal bewusst wird, welchen Inhalt der Dienst hat,und dass man Teil eines Glaubenswerks ist.

Sr. Erika Mayr: Es haben viele gesagt, sie hätten sich dasGelände anders vorgestellt – aber unabhängig davon, hatder Besuch starke Eindrücke hinterlassen.

Sr. Edith Becker: Jemand sagte mit Blick auf Mutter Eva:»Es ist eigentlich gar nicht vorstellbar, wie man ein solchangenehmes Leben in Wohlstand einfach aufgeben kann.«Ich erwiderte, dass dies nur geht, wenn man vom WortGottes so sehr erfasst wird.

Gedankenaustausch im Anschluss in Haus Zionsstille beim Kaffee-trinken

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Rollentausch – oder »Not macht erfinderisch«

Wittstock/Northeim. Nötig haben wir alle in jedem Jahrunseren Urlaub. Wir, das sind die Jugendlichen der Wohn-gruppe »Kornblumen« in Wittstock. Aber wie kommt manzu einem erholsamen, erlebnisreichen Urlaub, der auchnoch möglichst nichts kosten soll? Denn: Schon im ver-gangenen Jahr haben die Jugendämter unserer beidenLandkreise Ostprignitz-Ruppin und Prignitz die Zuschüs-se für eine Ferienfahrt gestrichen.Während der Tage für Bibel und Gespräch in Mehltheuerentstand beim Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegenaus Northeim eine Idee: »Wir tauschen in den Sommerfe-rien für eine Woche die Wohngruppen samt Betreuern.«Schon zum zweiten Mal haben wir in diesem Jahr dieseIdee in die Tat umgesetzt. Somit verbrachten zehn »Korn-blumen« und drei Betreuer fünf schöne, ereignisreiche Ta-ge in Northeim und neun »Northeimer« mit ihren Betreu-ern fünf Tage in Wittstock und Umgebung.Weil der Wunsch nach einem Treffen laut wurde, organi-sierten die »Daheimgebliebenen« eine Kennenlernrunde.Beim gemeinsamen Grillabend (siehe Foto) wurdenHandynummern und Adressen ausgetauscht und es kamenkleine Freundschaften zustande. »Wer hat eigentlich inmeinem Zimmer geschlafen?« oder »Was habt ihr in Witt-stock erlebt?«, wollten die Jugendlichen wissen. Trotz oftgroßer Berührungsängste gingen unsere Jugendlichen andiesem Abend herzlich auseinander. Wir Teammitgliederbedanken uns auf diesem Weg nochmals bei den Northei-mern für die tolle Vor- und Nachbereitung unserer Ferien-fahrt.

Wer hat Lust, im nächsten Sommer mit uns zu tauschen?

Unter der Telefon- Nr. 0 33 94 / 44 90 46 sind wir jederzeitzu erreichen. Doreen Kolodzik, Teamleiterin WG Kornblumen, Witt-stock

Schwesternjubiläum in Heiligengrabe –spätsommerliche Tage in froher Gemeinschaft

Heiligengrabe. Wie schon im letzten Heft angekündigt,fand die Jubilarinnenwoche für die Heiligengraber Schwe-stern vom 20. bis 24. September statt. Auch diese Ju-biläumstage standen unter dem Thema »Leben – ge-schenktes Glück« mit den Bibelarbeiten zu Prediger 1–3.Zunächst aber begannen die gemeinsamen Tage mittwochsmit einem festlichen Abendessen im Schwesternwohn-zimmer, zugleich eine Zeit für Gespräche und für die In-formationen über die kommenden Tage. SpätsommerlicheTemperaturen ermöglichten nicht nur einen zünftigen

»Dies und Das«: Kurz berichtet

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Grillabend am kommenden Tag, sondern waren auch will-kommene Begleitung für den Halbtagesausflug in die Lan-desgartenschau nach Rathenow am Freitag. Alle Schwe-stern genossen die Blumen- und Farbenpracht, die sichtrotz des Termins Ende September noch in allen Facettenentfaltete. Am Samstag bestand Gelegenheit, bei einerBildpräsentation noch einmal die Eröffnung von HausFriede und das Jubiläum »60 Jahre Heiligengrabe« Revuepassieren zu lassen. Im Gottesdienst am Nachmittag wur-de erstmals im neuen Veranstaltungssaal in Haus Friede

das Abendmahl gefeiert. »Das gemeinsame Abendmahlmit unseren Bewohnern war ein ganz besonderer Momentwährend dieser Tage«, berichtet Sr. Christine Killies.

Der Festgottesdienst mit Segnung der Jubilarinnen fandam Sonntag in der Stiftskirche statt, Diakon Dr. VolkerBärthel hielt die Predigt. Beim gemeinsamen Kaffeetrin-ken mit allen Schwestern im Speisesaal des Tiele-Winck-ler-Hauses fanden die Jubiläumstage ihren Abschluss. MitSr. Dorothea Breit und Sr. Astrid Lehmann berichtetenhier zwei Jubilarinnen anschaulich über ihr Leben undihren Werdegang als Schwester. Beide hatten Fotos ausfrühester Kindheit bis heute zusammengestellt. (hs)

Die Jubilarinnen Sr. Eva Oehme und Sr. Astrid Lehmann (hintereReihe, v. l.) sowie Sr. Dorothea Breit und Sr. Gerda Graap (vordereReihe Mitte) zusammen mit Oberin Sr. Christine Killies sowie Dr.Volker Bärthel (li.) und Pastor Christian Wagener. Nicht auf demBild: Sr. Lisbeth Riediger

Die Landesgartenschau ließ sich auch per Boot erkunden.

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»Eltern und Kinder stärken« –Tag der offenen Tür und Fachveranstaltung

Lüdenscheid. »Eltern und Kinder stärken« – unter diesemThema hat die Einrichtung Lüdenscheid der Evangeli-schen Jugendhilfe Friedenshort alle Interessierten zu ei-nem »Tag der offenen Tür« in ihre Räumlichkeiten an derLiebigstr. 13 eingeladen. Am 20. September bestand abmittags die Möglichkeit, die dort stattfindende Tages-gruppe näher kennenzulernen und bei Kaffee und Kuchenins Gespräch zu kommen. In der Tagesgruppe werden Kin-der mit verschiedenen Verhaltensauffälligkeiten und De-fiziten im Sozialverhalten nach Schulschluss betreut. Dergrößte Teil des Tages wird pädagogisch genutzt, um inGruppen- oder Einzelarbeit die verschiedenen Problemeder Kinder zu behandeln, zuvor sind das gemeinsame Mit-tagessen und die Hausaufgabenbetreuung feste Bestand-teile der Gruppe. Wichtiges Merkmal im Konzept ist dieElternaktivierung. Einmal pro Woche werden auch die El-tern in der Tagesgruppe betreut, um unter anderem Hilfenbeim Umgang mit Konflikten oder für das Setzen von Re-geln zu erhalten.

Für das Fachpublikum begann der Tag bereits um 9 Uhr.Dr. Wolfgang Schröder, Erster Beigeordneter der StadtLüdenscheid und Reinhard Wüst, Regionalleiter der Ev.Jugendhilfe Friedenshort begrüßten die Gäste. Dabei hobder Beigeordnete den Stellenwert der Familie hervor: DerStaat brauche die Familie und nicht umgekehrt. Wenn esdarum gehe, die Kinder zu stärken, müsse man auch im-mer die Eltern und damit die ganze Familie im Blick ha-ben. Reinhard Wüst verdeutlichte, dass sich hinter demFachtagsmotto ein Paradigmenwechsel in den Hilfen zur

Referierten während des Fachtags: Einrichtungsleiter FrankBecker, Prof. Dr. Klaus Wolf, Regionalleiter Reinhard Wüst, Beige-ordneter Dr. Wolfgang Schröder (v. l.)

Stärkung gab es nicht nur inhaltlich, sondern auch ganz praktischbeim Imbiss in der Mittagspause.

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Erziehung verberge – weg von früheren Vorstellungen,die Eltern eher als Versager im Erziehungsprozess be-trachteten. Vielmehr gehe es darum, sie einzubeziehen:»Den Eltern nicht die Arbeit mit den Kindern abnehmen,sondern sie am erzieherischen Prozess partizipieren zu las-sen, sie zu beteiligen, sie mitzunehmen, sie zu stärken, ih-nen da, wo sie Probleme haben, zu helfen, sie zu coachen,ihnen zu zeigen, wie es geht, und dann aber selbst machenlassen.«Im Anschluss referierte Prof. Dr. Klaus Wolf (UniversitätSiegen, Fachbereich Erziehungswissenschaft) über dasThema als eine der zentralen Aufgaben sozialpädagogi-schen Handelns. Einrichtungsleiter Frank Becker berich-tete über die praktischen Erfahrungen, die bislang mit demTagesgruppenkonzept gemacht wurden, insbesondere überden Ansatz zur Elternbeteiligung. (hs)

Eine erlebnisreiche Zeit im Friedenshort:Gäste aus Holland berichten

Freudenberg. Es ist fast schon ein Stück Tradition, dassjunge Erwachsene aus Holland einige Wochen im Frie-denshort verbringen – und sich neben ihrer Freizeit auchtatkräftig einbringen. Sr. Renate Stein nimmt sie meist un-ter ihre Fittiche. Annelies, Corien und Jacobine (Lianne undPieter komplettieren das holländische Quintett) haben einentagebuchartigen Bericht geschrieben, aus dem »Das Frie-denshortwerk« einige Auszüge veröffentlicht.

Erinnern Sie sich an die fünf Holländer, die im Sommer beiIhnen waren. Wir möchten etwas erzählen über die tolleZeit, die wir bei Ihnen hatten.Dienstagmorgen: Die Arbeit fängt an. Wir sind den

ganzen Morgen im Schwesternwohnzimmer, im Speise-saal oder der Pflegestation beschäftigt. Und wir sind be-auftragt zu putzen. Uff, wie viele Fenster habe ich noch zuputzen? He, wer kommt denn da? Schwester L., wie gehtes Ihnen? Ein Moment wird mit ihr geredet, dann geht esweiter. Fünf Minuten später kommt Schwester E., die auchfragt, was wir heute Morgen machen. So geht es denganzen Morgen durch. Es ist sehr gemütlich und putzenlernen wir dabei auch.

Mittwochabend: Es gibt ein riesiges Spektakel in Freu-denbergs Altstadt zur 550-Jahrfeier. Es soll ein riesigesFreudenfeuer geben [Anm. d. Red.: Es wurde der Stadt-brand von 1666 simuliert]. Wir gehen mit Sr. Renate undSr. Brigitte los. Zwei Stunden vor dem Beginn sitzen wirschon da und es wird immer voller. Dann beginnt es un-sagbar zu regnen, wir werden pudelnass (trotz aller Tücherund Jacken auf unseren Köpfen). Aber das beeinflusst un-ser Vergnügen nicht, das (Feuer)werk und die Erklärungendazu waren imponierend.

Freitag: Ein netter Tag für einen langen, ausgiebigen Spa-ziergang, obwohl die Sonne nur die erste halbe Stundescheint und es immer dunkler wird. Dann geht’s los. Einstürmisches Gewitter. Im Wald ist das viel schlimmer, alswenn man in der Nähe eines Hauses ist. Auch die Helden-mutigen unter uns bekommen Angst. Das Gewitter dauertlang. Zum Glück hört es endlich auf und schon wiederganz nass kommen wir am Ende des Tages zum Friedens-hort zurück. Am Abend gucken wir den Film »Sissi« imSchwesternwohnzimmer (nein, wir haben nicht geweint).

Sonntag: Pfr. Gronbach fragt uns im Gottesdienst, ob wir

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einige Lieder singen können. Wir üben ein bisschen undsingen niederländische Lieder mit deutschen Versen. Wirhoffen, es hat Ihnen gefallen.

Montag: Zu Hause hatten wir ein Quiz vorbereitet überHolland – mit Sprichwörtern, Bildern, Darstellungsaufga-ben usf. Am Schwesternabend dürfen wir das Quiz prä-sentieren. Es wird ein sehr gemütlicher Abend. Wir habenviel Spaß bei den Antworten (zum Beispiel über dieSchreibweise des Wortes »Keukenhof«). Auch die Prä-sentation sorgte für Heiterkeit. Goldener Käse schmecktwohl gut?

Samstag: Es ist der letzte Tag. Zwei Wochen sind sehrschnell vorbeigegangen. Wir haben eine wunderschöneZeit gehabt, uns wirklich entspannt und sind traurig, wie-der nach Holland zu müssen. Wir verabschieden uns aus-giebig und machen noch einige Einkäufe. Bis zum näch-sten Sommer, so hoffen wir!

Ausdrucksstarke Stimmen, Fröhlichkeit und Charme: Kressiva konzertierten

im Friedenshort

Freudenberg. Ausdrucksstarke Stimmen, Fröhlichkeit,Charme und farbenprächtige folkloristische Tracht – fürdiese Mixtur stehen Kressiva aus Weißrussland. Am 4. No-vember war das Ensemble aus Minsk (nach 2004) zumzweiten Mal in der gut besuchten Friedenshortkapelle zuGast. Geschickt wechselten dabei die ausgebildeten Sän-gerinnen und Sänger zwischen getragenen Weisen undflotten, stimmungsvollen Melodien. Es sind einfache, oftauch humorvolle Geschichten ländlichen Lebens, die in

Corien, Jacobine und

Annelies (v. l.) haben mit

Sr. Renate Blumenschmuck

gebastelt.

Lianne mit ihrem Freund Pieter

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den Volksweisen des ersten Konzertteils erzählt werden.Dabei ist Erzählen durchaus wörtlich zu verstehen, dennModeratorin Olga Seregina führt charmant durchs Pro-gramm und bringt dem Publikum in kurzen Zusammen-fassungen die Inhalte der Lieder nahe. Beeindruckendauch die lyrischen, zum Teil von Liebesleid erzählendenStücke, die mit besonderer Gefühlswärme intoniert wer-den.Für den zweiten Teil hatte der künstlerische Leiter Anato-li Kasak (er hat in Minsk eine eigene Radiosendung) Klas-sik und russische Romanzen zusammengestellt. Am Endedes rund zweistündigen Programms ernteten die Künstlerden verdienten Applaus des Publikums. Der Erlös desKonzerts war – wie Pastor Christian Wagener in seiner Be-grüßung ausführte – für die Renovierung von Haus Zions-stille in Miechowitz bestimmt (vgl. Bericht in diesemHeft). (hs)

Auf dem sozialen Markt bestehen:Kommunikations- und Marketingworkshop

in HeiligengrabeHeiligengrabe. »Gut aufgestellt. Die guten Leistungen derEinrichtung Heiligengrabe wirksam der Öffentlichkeitpräsentieren« – unter diesem Motto stand im Novemberein Kommunikations- und Marketingworkshop für leiten-de Mitarbeiter des Friedenshortes in Heiligengrabe. Andrei mit straffem Programm gefüllten Workshoptagen er-fuhren die Mitarbeitenden von Wolfgang Kroeber (ifak –Institut für angewandte Kommunikation) und Öffentlich-keitsreferent Henning Siebel viel über Soziales Marke-ting, Zielgruppen, (Teil-)Öffentlichkeiten, Marken sowieexterne und interne Kommunikation. Sich positionierenund als sozial-diakonisches Unternehmen eine eigeneIdentität herausbilden, dies war dabei ein zentraler Punkt.In Arbeitsgruppen, aber auch einzeln, waren alle Teilneh-menden intensiv gefordert. Dabei gelang es unter anderem,die Ergebnisse von vier Arbeitsgruppen zur Identität derEinrichtung Heiligengrabe auf eine Kernbotschaft zu fo-kussieren:

➤ Im Friedenshort in Heiligengrabe finden Kinder undJugendliche, Senioren und Menschen mit BehinderungGeborgenheit und Hilfe für ihr Leben auf der Grundla-ge christlichen Glaubens

➤ Die Gemeinschaft aus Mitarbeitenden und Schwesternsetzt damit die Tradition einer Diakonie des Helfensvon Friedenshortgründerin Eva von Tiele-Wincklerfort

➤ Damit erfahrbar wird: Dem Leben Zukunft

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Den Abschluss bildete ein Workshop-Teil mit dem Blickin die Zukunft. Wie soll die Einrichtung Heiligengrabe inzehn Jahren aussehen? Die Vorschläge und Ideen – aufbe-wahrt bei der Einrichtungsleitung – sollen regelmäßig aufden Stand ihrer Umsetzung überprüft werden. (hs)

Fahrradwerkstatt »on tour«:Von Siegen zum Biggesee

Siegen. Seit rund anderthalb Jahren existiert nun die Fahr-radwerkstatt im Kinder-, Jugend- und Familienhilfezen-trum (KiJuFaz) am Fischbacherberg – und ist somit fürviele Bewohner längst kein Geheimnis mehr. Für die Ju-gendlichen, die regelmäßig in der Fahrradwerkstatt ein-und ausgehen, gab es im Sommer ein besonders attrakti-

ves Angebot: eine Radtour zum Biggesee als Kurzfreizeit.Um es vorweg zu sagen: Jugendliche und Betreuer hattendabei viel Spaß.

Los ging es vormittags zunächst Richtung Freudenberg.Von dort weiter ins Wildenburger Land. Ein besonderesErlebnis war die Durchfahrt des alten stillgelegten Ho-henhainer Eisenbahntunnels kurz vor Wildenburg. Vondort aus führte die Strecke weiter Richtung Rothemühle,wo eine alte Schmiede besichtigte wurde. Am frühenAbend erreichte die Gruppe endlich den Biggesee in Olpe.Dort wartete eine großzügige Verpflegungspause auf dieTeilnehmer. Allerdings war hier noch nicht das Ende derRadtour. Die Gruppe musste sich noch einmal bis zumCampingplatz nach Attendorn aufmachen. Dort trafen al-le nach rund 60 gefahrenen Kilometern gegen acht Uhrabends ein. Nachdem die Zelte aufgebaut worden waren,kam der gemütliche Teil zu seinem Recht. Es wurde bisspät in die Nacht hinein erzählt und gefeiert. Jeder war frohund stolz, endlich angekommen zu sein. Am nächsten Tagbesichtigten alle die sehenswerte Tropfsteinhöhle in At-tendorn, ein Einkaufsbummel in der Stadt schloss sich an.Abends wurde gemeinsamem gekocht und gegessen. Amnächsten Morgen hieß es dann: aufbrechen zurück in Rich-tung Heimat. Alle Mitfahrer der Radtour waren sich anschließend einig:Die Tour war anstrengend, aber auch ein Erlebnis der be-sonderen Art. Vor allem den teilnehmenden Jugendlichenmuss ein hohes Lob gezollt werden. Es entstand ein gutesMiteinander und keiner der Teilnehmer wollte zwi-schenzeitlich aufgeben.

Übrigens: Wer mehr Informationen zur Fahrradwerksatt

Referent Wolfgang Kroeber in Aktion

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haben möchten, ist herzlich eingeladen, vorbeizukommen,Das Team freut sich über jeden Besuch. Es werden zudemständig alte Fahrräder gesucht, um sie in der Werkstattwieder zu reparieren. Defekte, nicht mehr benötigteFahrräder holt das Team gern ab (nur im Raum Siegen).Telefon 02 71 / 23 19 10.

Bernhard Grauer, KiJuFaz Siegen

Über das Dasein einer Praktikantin... – oder:erste Erfahrungen in einer Mädchen-WG

Hamburg. »Ja, hallo, mein Name ist Liane Gruhlke, ichkomme von der Fachschule für Sozialpädagogik Alten Ei-chen, bin im 4. Ausbildungssemester und würde gerne inIhrer Einrichtung mein letztes Praktikum machen …«

So, oder so ähnlich wird es wohl gewesen sein … der er-ste Anruf in der Wohngruppe Groß-Flottbek. Es folgten:Ein Telefonat, ein zweistündiges Vorstellungsgespräch,ein fünfstündiger Hospitationstag, ein paar Tage Bedenk-zeit – und Schwupps, da bin ich nun: in der Mädchen-wohngruppe Groß-Flottbek, im Urnenfeld 10 in Hamburg.Dies ist das fünfte und insgesamt letzte Praktikum meinerscheinbar ewig dauernden Ausbildung zur Erzieherin.Da sich mein Interessenschwerpunkt bereits im ersten Er-zieherpraktikum in die Richtung der Jugendarbeit ab-zeichnete, mir jedoch der Bereich der Wohngruppenarbeitbisher noch verborgen blieb, glaube ich, hier nun völligrichtig zu sein!

Die ersten Tage sind natürlich geprägt von Orientierungund Struktursuche, was gelegentlich zu Verunsicherungen

Liane Gruhlke berichtet überihre ersten Erfahrungen als

Praktikantin

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führen kann. Immer wieder muss ich mich als Praktikan-tin in ein bestehendes Team, eine bestehende Organisationund Struktur eingliedern; und das möglichst geschickt. Ichmuss sehen, wer wie arbeitet, wie der Tag läuft, wie dieMädels sind, und vor allem: Wie kann ich mich einbringen,helfen, unterstützen? Denn ich gehöre nicht zu den Men-schen, die lange tatenlos sitzen und nichts tun.

Besonders gilt es aber auch, als Praktikantin die richtigeBalance zwischen Nähe zu den Mädels und fachlicher Di-stanz zu finden. Denn meine Rolle als Praktikantin bleibt,und das ist auch völlig legitim. Und dennoch ist nicht zuvergessen, dass diese Rolle dem Ziel der selbstständigen,fachlich kompetenten Erzieherin dient.

Liane Gruhlke, Praktikantin Mädchen-WG Groß-Flottbek

»Kunst, das ist der Mensch« – Ausstellungim Tiele-Winckler-Haus, Mozartstr. 21/22

Berlin-Lichtenrade. Die Feier zum 15-jährigen Bestehendes Tiele-Winckler-Hauses, Mozartstr. 21/22 (vgl. Berichtin diesem Heft) war zugleich auch Anlass für eine Vernis-sage mit Bildern von Bewohnerinnen und Bewohnern:

»Kunst, das ist der Mensch« – dies ist frei nach Vincentvan Gogh das Motto unserer Ausstellung im Tiele-Winck-ler-Haus, mit künstlerischen Arbeiten von acht Bewohne-rinnen und Bewohnern. Man könnte auch sagen: »Kunst,das ist das Leben«, denn über das Mittel der bildendenKunst haben unsere Klientinnen und Klienten die Mög-lichkeit, sich zum Ausdruck zu bringen und in Bewegungzu kommen und damit ihr Inneres für sich selbst und für

andere erlebbar zu machen. Das ist sehr spannend, denndie Menschen, die wir hier betreuen, haben uns viel zu er-zählen. Und wenn wir die Bilder genau betrachten, erken-nen wir, dass jeder Künstler und jede Künstlerin eine ei-gene Handschrift hat, eine eigene Technik besitzt und aucheigene Themen bearbeitet. Und das macht schließlich ei-nen Künstler aus. Und nicht nur das. Kunst ist auch mit Ar-beit, Leistung und Fleiß verbunden und unsere Klientinnenund Klienten können und wollen sich dem stellen.Bei den Kunstangeboten hier im Haus handelt es sich be-wusst um rein künstlerische Ansätze. Sie verfolgen weni-

Die Bilder sind auf kleinen Staffeleien – wie hier zum Beispiel vonBernd Gritschke – oder aufgehängt an den Wänden im Hausflur zusehen.

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Eine kleine Vita liefert persönliche Aspekte zu den Künstlerinnenund Künstlern.

ger den Zweck zu belehren, zu fördern oder zu heilen. Wirunterstützen vielmehr den künstlerischen Ausdruck underreichen dadurch auch Ziele von Pädagogik und Therapie.Für uns ist es eine große Freude zu beobachten, welchesPotenzial in unseren Bewohnerinnen und Bewohnernsteckt und wie sie sich in den letzten Jahren künstlerischentwickelt haben. Das haben wir ganz besonders dem Ber-liner Künstler Peter Krause zu verdanken. Die Bilder, dieim Haus gezeigt werden, sind zum einen in der Kunst-AGunter der Leitung von Herrn Krause entstanden und zumanderen in speziellen Projektwochen innerhalb der heil-pädagogischen Tagesstruktur mit meiner Kollegin AndreaJäger und mir.

Stephan Rost, Dipl.-Heilpädagoge, TWH Mozartstr. 21/22

Ein Augenblickder Ewigkeit

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Die Zeit hat unendlich viele Augenblicke.Der eine Augenblick der Christgeburt

jedoch hat unendlich viel Zeit.Denn noch immer wird Gott Mensch

für uns in uns.

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Öffentlichkeitsreferent Henning Siebel nutzte seine beste-henden Kontakte als Absolvent des Studiengangs Medien-Planung, –Entwicklung und Beratung der Universität Sie-gen und lotete die Möglichkeit aus, mit Studierenden einenFriedenshort-Imagefilm zu realisieren. Mit Dipl. Soz. Rai-mund Klauser, Geschäftsführer des Instituts für Medien-

Im Wohnheim »Erntekranz« des Tiele-Winckler-Hauses in Hellers-dorf. Hier spielt die Kunsttherapie eine wichtige Rolle. Der Kame-ramann beobachtet Bewohner Günter Stöckmann beim Mischen vonFarben.

Mitten im Geschehen: Haus Sonnenland in Heiligengrabe

Wincklers, die Gründung des Werks und schwestern-schaftliches Leben – der Einblick in die heutige sozial-dia-konische Arbeit des Friedenshortes kommt jedoch zu kurz(was allerdings auch nicht Ziel dieses Films war, denn erist Bestandteil einer Porträt-Reihe über Persönlichkeitender Diakonie).

forschung der Uni Siegen, konnte ein Projekt-Partner ge-wonnen werden, der dann das Vorhaben als zweisemestri-ges Hauptstudiumsprojekt ins Vorlesungsverzeichnis fürdiesen medienwissenschaftlichen Studiengang aufnahmund als Dozent leitet. »Im Siegener Diplom-Medienstudi-engang gehört das Engagement in größeren Projekten zumPflichtprogramm. Hier sammeln die Studierenden ganzpraktische Erfahrungen und setzen Theorie in Praxis um.

Es war ein Wunsch, der schon seit längerer Zeit be-stand: in Form eines Image-Films über die vielfältigen Ar-beitsfelder des Friedenshortwerks informieren zu können.Denn die bisher schon vornehmlich für Besuchergruppeneingesetzte SWR-Produktion »Vom Schloss zur Hütte«vermittelt zwar anschaulich die Intention Eva von Tiele-

Achtung, Aufnahme!Studierende realisieren Image-Film für den Friedenshort

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Besonders wertvoll ist das – auch für mich als Dozenten –wenn die Studierenden mit verantwortungsvoller Arbeitdenen helfen können, die anderen helfen«, erläutert hierzuKlauser.Eine Gruppe von 15 Studierenden startete nun im Som-mersemester 2006 mit dem Filmprojekt. Zunächst infor-mierte Öffentlichkeitsreferent Henning Siebel rund zwei-einhalb Stunden über das, was der Friedenshort ist und tut,zudem bekamen alle Teilnehmenden eine umfangreich be-stückte Info-Mappe. Denn nur einer der Gruppe kannte denFriedenshort zumindest ein wenig. Und dann ging es an dieArbeit: Recherche, Grobkonzeption, Feinkonzeption,Drehbuch, Drehplan, Realisation, Postproduktion/Schnitt,DVD-Erstellung – alle Arbeitsschritte einer Filmproduk-tion müssen die Studierenden eigenständig leisten. Dabeisteht der Öffentlichkeitsreferent während der turnusmäßi-gen Projekttreffen (und natürlich jederzeit telefonisch) alsAnsprechpartner zur Verfügung und kümmert sich um diehausinternen organisatorischen Abläufe. Die Konzeptionwurde zudem in einer Projekt-Sitzung, an der auch Ge-

schäftsführer Pfr. Leonhard Gronbach teilnahm, vorge-stellt sowie gemeinsam beraten und modifiziert – denn dasErgebnis soll ja zur Zufriedenheit aller ausfallen.

Rund 25 Stunden Rohmaterial bislang

Mittlerweile sind die Dreharbeiten fast abgeschlossen,Filmteams waren in allen Regionen der Jugendhilfe sowiein Berlin und Heiligengrabe für das Arbeitsfeld Behinder-tenhilfe unterwegs. »Wir haben jetzt rund 25 Kassetten mitdigitalem Bandmaterial«, berichtet Martin Schuß, einerder studentischen Teilnehmer. 25 Stunden Material für ei-nen Film, der eine Länge von 20 bis 25 Minuten nicht über-schreiten soll – eine ordentliche Herausforderung für dieArbeit am Schnittplatz, die den Schwerpunkt im laufenden

Für ein Interview auf demKletterturm in Öhringen sorgtNorbert Gramann für den si-cheren Transport der Film-ausrüstung.

Hochsommerliche Temperaturen brachten die Crew ganz schön insSchwitzen – hier in der Tiele-Winckler-Schule in Öhringen.

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Wintersemester bildet. Dass dabei auch viele gute Se-quenzen der »digitalen Schere« zum Opfer fallen müssen,liegt auf der Hand. Die Projektgruppe hat daher die Idee,neben dem Hauptfilm noch das von vielen DVDs bekann-te Bonusmaterial mit auf die spätere Silberscheibe zupacken und damit den einzelnen Regionen im Friedens-hortwerk zu ermöglichen, noch Zusätzliches über ihre Ar-beitsfelder zu zeigen. Zum Semesterende am 31. März2007 muss der Film fertig sein.

Neben den rein filmtechnischen Aspekten, haben die Stu-dierenden aber auch persönlich wertvolle Erfahrungen ge-sammelt. Kaum jemand hatte bisher Kontakte zu schwerstmehrfachbehinderten Menschen oder zu Jugendlichen, diein Einrichtungen wie dem Friedenshort betreut werden.»Ich hatte vorher überhaupt keine Vorstellung davon, wieMenschen mit so einer starken geistigen Behinderung be-treut werden«, berichtet eine Studierende, die beim Drehim Tiele-Winckler-Haus in Berlin-Lichtenrade dabei war:»Das hat mich sehr beeindruckt.«Anfangs sei bei manchen Jugendlichen noch eine Barrierezu spüren gewesen, erzählt Martin Schuß, der bei denDreharbeiten in Öhringen und Tostedt mitgewirkt hat:»Aber die konnte sehr schnell abgebaut werden und dasspiegelt sich auch im Film wider. Alle haben dann mitgroßer Offenheit berichtet.« Beeindruckt hat die Studie-renden aber auch das Engagement der Mitarbeiter – nichtnur gegenüber den Betreuten, sondern auch mit Blick aufdie Projektgruppe. Schuß: »Die Mitarbeiter waren wirk-lich top vorbereitet auf uns, noch einmal ein großer Dankan alle!« (hs)

Niemand besitzt Gott so, dass er

nicht mehr auf ihn warten müsste. Und doch

kann niemand auf Gott warten, der nicht wüsste,

dass Gott schon längst auf ihn gewartet hat.

Dietrich Bonhoeffer

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Jeweils im Dezember-Heft unseres Hausmagazins berichtenwir über die Arbeit von Sr. Hanna Christenn in Armenien,die in Berd eine Suppenküche betreibt und auch eine Ta-gesgruppe für Kinder und Jugendliche eingerichtet hat.Auch diesmal lassen wir sie selbst zu Wort kommen, mit Aus-zügen aus ihrem letzten Brief.

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Neues aus Armenien

Sonna lebt mit ihren beidenKindern in einem »Stall«,an den Wänden läuft das

Regenwasser herunter, dieBetten sind schimmelig. Sie

holt sich jeden Tag Suppein unserer Küche. Ich

möchte ihr so gern helfen,dass sie eine andere Woh-

nung bekommt.

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In der Tages-gruppe werden

auch die Hausauf-gaben erledigt

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Seit fast sechs Jahren gibt es die FWG Kuhlenberg. Be-heimatet in einem kleinen Tal, 500 Meter vom nächstenDorf Varste/Kirchhundem im Sauerland entfernt. In unse-rem umgebauten Haus leben wir zusammen mit acht Kin-dern, den Betreuern, 13 Schafen, zehn Hühnern, vier Kat-zen, zwei Pferden sowie einem Hund und einer Ziege. Aberdies alles gehört zu unserem Konzept. Das Haus wurde ge-meinsam mit den Kindern von einem typischen SauerländerFachwerkhaus in ein Haus verwandelt, das man optischwohl eher in Schweden vermuten würde. Zudem sind unteranderem ein Schwimmbad sowie ein Billard- und Kicker-raum entstanden. Für die Kinder ist es zu ihrem neuen, mit-gestalteten Zuhause geworden. Wald, Wiesen und ein Bachin unmittelbarer Umgebung lassen die Kinder in einemnatürlichen Lebensraum aufwachsen und eröffnen den Zu-gang zur Natur.

Umgang mit Tieren fördert soziale Fähigkeiten und Verantwortungsbewusstsein

Auch unsere zahlreichen Tiere sind nicht einfach »Staffa-ge«, sondern sie sind Teil des heilpädagogischen Konzepts.Der Umgang mit den Tieren fördert soziale Fähigkeiten,vermittelt Verantwortungsbewusstsein und die Achtung vordem Leben. Neben dem Reiten und Voltigieren gehören diegemeinsame Pflege der Pferde und das Ausmisten der Stäl-le ganz selbstverständlich zum pädagogischen Alltag fürKinder und Betreuer. Unsere Betreuer sind zum einenPädagogen (darunter eine Heilpädagogin), zum anderenauch Handwerker. Gerade diese Mischung aus Pädagogikund lebenspraktischen Tätigkeiten ist für unsere Arbeit be-

sonders wertvoll. So können wir auf die speziellen Bedürf-nisse unserer Kinder und Jugendlichen eingehen. Der heil-pädagogische Ansatz der Wohngemeinschaft ist der roteFaden, der sich durch den Alltag der Gruppe zieht. Den Kin-dern werden gezielt bestimmte Körpererfahrungen ermög-licht, die sie selbst nicht kennen oder wieder neu erlernen

�Serie: »Unsere Arbeitsfelder«: Heilpädagogische Familien-WGKuhlenberg

Schweden-Look im Sauerland: Das Domizil der Familien-WGKuhlenberg

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müssen; dabei können Störungen der eigenen Körper- undUmweltwahrnehmung abgemildert oder behoben werden.

Zum Spektrum der Behandlungstechniken gehören die psy-chomotorische Übungsbehandlung, Alltagsarbeiten undheilpädagogische Spieltherapie. So ist das gemeinsame

Backen von Brot oder Kuchen immer ein sinnliches Erleb-nis. Zum Beispiel fördert das Kneten des Teiges die senso-rische Wahrnehmung. Das Bereitstellen der Zutaten, dasAbwiegen der richtigen Menge und das Beachten der kor-rekten Reihenfolge dienen nicht nur dem Gelingen und dem»Erfolgserlebnis«, sondern stärken auch die Wahrnehmungder inneren und äußeren Ordnung. Wanderungen im Waldfinden in aller Regel »querfeldein« statt. Dabei schleichendie Kinder mit großem Spaß durchs Unterholz, balancierenüber Stämme, erkunden barfuß Waldwiesen oder kletternauf Bäume. Ein vielseitigeres Fördern der Körperwahrneh-mung und des Erlebens eigener Fähigkeiten und Grenzen isteigentlich kaum in anderen Zusammenhängen möglich.

Da die Kinder/Jugendlichen nun schon länger bei uns sind,hat sich eine sehr innige und familiäre Beziehung aufgebaut.Wir sind uns bewusst, dass das Leben in der Familien-wohngemeinschaft meist ein langer und auch schwierigerWeg zwischen den Kindern und uns ist und auch weit überdie bezahlte Form der Hilfe zur Erziehung hinaus wirkt. Wirkonnten hoffentlich verdeutlichen: Pädagogik findet bei unsnicht in lebensfremden Situationen statt, sondern ist Teil deralltäglichen Lebensvollzüge.

Silvia Mühlen-Hansen, Fred Josef Hansen(FWG Kuhlenberg)

Der Umgang mit Tieren ist wichtiger Bestandteil des Konzepts.

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Es ist eine Herausforderung für die rund 260 behinder-ten und nicht-behinderten Rad- und Rollifahrer: Per Fahr-rad oder Handbike gilt es, bei hochsommerlichen Tempe-raturen die Strecke von Stuttgart bis zum etwa 86 Kilome-ter entfernten Bad Rappenau zu bewältigen. Mit dabei sindJugendliche und Mitarbeiter aus Heilbronn und Umge-bung der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort (RegionSüd): Die Jugendlichen Soner, Sayat, Steffen und Danielund ihre Betreuer Elli und Andreas von den Einzelfallhil-fen Heilbronn.

Los geht es aber frühmorgens zunächst per Kleinbus. DieRäder müssen nach Stuttgart transportiert werden. Startder Radtour ist um 9 Uhr auf dem Schlossplatz. Zunächstgeht es durch den Stadtpark, dann auf gut ausgebautenRadwegen am Neckar entlang nach Remseck. Dort treffenwir eine zweite Radgruppe, die zeitgleich in Winnendengestartet war und sich uns jetzt anschließt. Gemeinsamgeht es über Marbach am Neckar hinein ins herrliche Bott-wartal nach Steinheim. Hier ist Treffpunkt mit der dritten,in Murrhardt gestarteten Radgruppe – und Zeit für ein ge-meinsames Mittagessen. Es gibt eine leckere und stärken-de Kartoffelsuppe und unsere Jungs lassen es sichschmecken. Überhaupt ist für das leibliche Wohl bestensgesorgt und es gibt genügend Pausen, in denen vor allemauch der Durst gestillt werden kann (bei Temperaturenvon fast 30 Grad). Nach der Mittagspause geht es dannweiter über Beilstein, Heilbronn, Obereisesheim nach BadRappenau.

Hilfe und Miteinander sind selbstverständlich

Ein letzter steiler Anstieg und dann haben wir es gegen 17Uhr geschafft und sind geschafft! Die Strecke konnten al-le gut bewältigen – und wenn es für die behinderten Rad-fahrer einmal schwierig wird, sind Hilfe und Miteinanderselbstverständlich. Ein ganz besonderes Erlebnis ist füruns, dass wir jederzeit freie Fahrt haben. Die uns beglei-tende Polizei sperrt für uns jede zu überquerende Straße ab.

Verschwitzt, mit schmerzenden Beinen und Hinterteilen,Durst und knurrenden Mägen werden wir im Kurpark emp-fangen – und belohnt mit einem T-Shirt zur Erinnerung andie Radtour, mit Gutscheinen für ein leckeres Essen, Ge-tränken und einem Badbesuch.Zufrieden mit unseren Leistungen, vor allem dem Willen,diese lange Strecke zu bewältigen, sitzen wir zusammenund lassen den Tag nochmals in Gedanken an uns vorbei-ziehen.Per Auto geht es abends zurück. Aber trotz großer Müdig-keit kann sich mancher eine Teilnahme im kommendenJahr wieder vorstellen. An dieser Stelle noch mal herzli-chen Dank an den Kollegen Simon von der JuLe Weins-berg, der uns hin- und hergefahren hat.

Andreas Marquardt, Einzelfallmaßnahmen Heilbronn

Jugendliche und Betreuer aus Heilbronn beweisen Willensstärke:86 Kilometer bei Rad- und Rollitour bewältigt

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Morgendlicher Start vor dem Schloss

Ausreichende Pausen waren bei den hochsommerlichen Temperaturen sehr wichtig.

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Wohngruppen unternahmen Ausflug in die Welt der

Endlich, der Tag war da. Schon morgens fingen die er-sten an, sich fertig zu machen, während andere noch inihren Betten lagen und sich darüber noch gar keine Ge-danken machten. Als dann um 16.30 Uhr der Bus kam, wa-ren gerade die Letzten fertig geworden. Die Fahrt selbstwar lustig. Kurz vor der Ankunft fuhr ein schwarzes Automit der Aufschrift »Cars for Stars« an uns vorbei – jetzt wa-ren wir alle richtig aufgeregt. Gerade angekommen, gab eserstmal ein gemeinsames Foto, dann gaben uns Andreas(Betreuer WG II) und Martin (Betreuer LG Reit) die Zei-ten für den Treffpunkt bekannt. Um 18.15 Uhr war es dannsoweit. Wir wurden in den Innenraum zu unseren Plätzengeführt. Nach und nach füllte sich der große Raum der Co-lor Line-Arena in Hamburg mit am Ende 6000 Besuchern.Um 18.59 Uhr wurde die Uhrzeit ausgeblendet und die letz-ten zehn Sekunden zählten wir alle mit runter. Dann ginges erst richtig los. Nina Hagen wurde von charmanten Män-nern auf einem roten Sessel auf die Bühne getragen undsang »Happy Birthday« für BRAVO. Viele fingen an zukreischen und danach kam auch schon der Moderator KaiPflaume – und das Gekreische wurde immer lauter. Die

Show war einfach klasse mit Auftritten von Nena, PeterMaffay, Rosenstolz, Tokio Hotel, La Fee, Kim Wilde, Fan-ta 4 und Take That. Zudem gab es noch die Tanz-Choreo-graphie von D. D. und seiner Gruppe. Es war einfach toll.

Autogramme eingeheimstZwischen den Auftritten gab es noch Rückblicke auf dieletzten 50 Jahre. Als dann die Band Tokio Hotel auftrat,war das Gekreische von verrückten Teenies gar nicht mehrauszuhalten. Am Schluss durften wir bis fast vor die Büh-ne und alle Stars kamen noch mal zusammen und dannkonnte man sich noch Autogramme holen und Fotos ma-chen. Inga bekam zum Beispiel Autogramme von den Kil-lerpilzen, Jasmin bekam eine Umarmung von La Fee undkonnte nicht nur Marc Terenzi die Hände schütteln, son-dern bekam von ihm auch ein Küsschen auf die Wange.Nadja, Tatewik, Nadine, Nicole, Jessica, Jenni und Kristi-na bekamen allerdings Bushido zu Gesicht, er schrieb auchAutogramme. Glücklich und müde kletterten wir dann inden Bus und waren gegen Mitternacht zu Hause. BestenDank auch an die nette Fahrerin.

Jasmin Mädchengruppe Tostedt

Das war ein Geschenk, so ganz nach dem Geschmack der Jugendlichen: Rund 40 Eintrittskarten für dieKonzert-Gala »50 Jahre BRAVO« in der Hamburger Color Line-Arena stellte die TV-ProduktionsfirmaMME unserer JHFH-Einrichtung in Tostedt zur Verfügung. Karten, die im freien Verkauf 50 bis 60 Eurokosteten – im Normalfall für die Jugendlichen eine Utopie. Einrichtungsleiter Ekkehard Voppel konntesogar noch einen sehr kostengünstigen Bustransfer organisieren. Und so war für die Jugendlichen ausden Tostedter und Hamburger Wohngruppen der 21. Oktober ein aufregender Tag – wie stellvertretendJasmin aus der Mädchen-WG Tostedt berichtet.

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Auf gemeinsame Ausstellungspfade haben sich Berli-ner Künstlerinnen und Künstler des Tiele-Winckler-Hau-ses in Hellersdorf sowie der Mosaik-Werkstätten für Be-hinderte und der Kunstwerkstatt »Sonnenuhr e.V.« imNovember 2006 begeben. Auf zwei Ausstellungsebenenpräsentierten sieben Künstler der drei beteiligten Organi-sationen der Behindertenhilfe ihre Werke. »Wir sind dies-mal bewusst den Weg gegangen, die Zahl der beteiligtenKünstlerinnen und Künstler zu beschränken, dafür aber ei-ne größere Bandbreite ihres Schaffens zeigen zu können«,erläutert Oliver Teuscher, der als Kunsttherapeut in derEinrichtung Hellersdorf des Tiele-Winckler-Hauses arbei-tet. Mit dem Kunsthaus Tacheles wurde ein besondererAusstellungspartner gewonnen. Das unkonventionelleProduktions- und Präsentationshaus für aktuelle Kunst in

einem Architekturdenkmal von historischer Bedeutung hatbereits internationale Beachtung gefunden. Das Tachelesist eigentlich Ergebnis einer Subkultur, die nach dem Fallder Mauer entstanden ist und die ehemalige Einkaufspas-sage besetzte. Dabei wurde auch das Haus vor dem Abrissgerettet. Von außen eher an eine Ruine erinnernd, ist esdoch teilweise modernisiert, aber die alten gotischen undklassizistischen Elemente blieben erhalten. Heute beher-bergt das Gebäude ein Theater, Ateliers und Galerien.

Unkonventionell war jedoch nicht nur der Ort der Präsen-tation, sondern auch der Ausstellungstitel, den Oliver Teu-scher so erläutert: »KUSS/KUNST/KUSS – Dein Kuss,unser Kuss; der Genuss – Ein Musenkuss! Was bleibt?Bleibendes entsteht, wenn die Muse erscheint. So ver-schieden die Künstlerinnen und Künstler die Berührung

KUSS/KUNST/KUSSGemeinschaftsausstellung im Kunsthaus Tacheles

Das Tacheles – ein Kunsthaus mit besonderem Ambiente – war Aus-stellungsort von »KUSS/KUNST/KUSS«.

Für das Tiele-Winckler-Haus waren die Bewohner Alibert Schmidtund Christian Balzer (hier einige ihrer Werke) beteiligt.

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für Behinderte). Zahlreiche Kunstinteressierte sowie Mit-arbeiter und Betreute aus den beteiligten Organisationenhatten sich eingefunden. In lockerer Atmosphäre kam manmiteinander ins Gespräch. Für viele war es zudem ein Wie-dersehen, denn »KUSS/KUNST/KUSS« ist bereits diefünfte gemeinsame Ausstellung der drei Einrichtungen fürbehinderte Menschen. Für den musikalischen Rahmensorgte Dodo Heidenreich mit ihrem Saxofon, wobei vor al-lem das stimmungsvolle »Amazing Grace« unter die Hautging.

Benjamin Teschner, Oliver Teuscher, (hs)

Nina Pfannenstiel, Mosaik-Werkstätten für Behinderte, verteilteBlumen an die Künstlerinnen und Künstler

Oliver Teuscher (Mitte) im Gespräch mit einem Journalisten, imVordergrund Christian Balzer, einer der Künstler des Tiele-Winck-ler-Hauses

der Muse spürten, so verschieden ›küssten sie die Weltzurück‹: ins Papier, auf das Tuch, in den Stahl. KUSS/KUNST/KUSS – auch ein Pfad aus der heutigen digitalenComputerwelt, er führt zum Kunsthaus Tacheles in Berlin-Mitte. Ein Treffpunkt, bestens geeignet dafür, dass dieMuse erneut erscheint – oder zumindest dort nach ihr zufragen, in der Auseinandersetzung mit den gezeigten Ar-beiten.«

Weitere Informationen zur Ausstellung gab es während derVernissage von Nina Pfannenstiel (Mosaik-Werkstätten

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DDii ee TTüü rr dd ee ss GGll üücckk ss gg eehh tt nn ii cchh tt nnaacchh ii nnnneenn aauu ff»Ach, die Tür des Glücks, sie geht nicht nach innen auf«, hat einmal Sören Kierkegaard gesagt – ein ganz und gar adventlicher,

weihnachtlicher Satz, der leider viel zu wenig beherzigt wird. Denn Weihnachten, das ist das Fest, an dem die Menschenversuchen, Glück, Frieden und Harmonie geradezu herbeizuzwingen. Wochen, ach, was sag ich, Monate im Voraus wird

geschmückt, gekauft, gewirkt. Man darf ja schon froh sein, dass der 42. Weltkongress der »Weihnachtsmänner« sich gegen einzweites Weihnachtsfest im Juli ausgesprochen hat, das die Arbeit am Jahresende erleichtern sollte (kein Witz, so geschehen im

Juli 2005 auf der dänischen Insel Seeland).

»Ach, die Tür des Glücks, sie geht nicht nach innen auf« – und doch, welche Anstrengungen, welcher Stress, damit das Festgelingt. Doch die Tür des Glücks kann ich nicht einhämmern, kann ich nicht einrennen, selbst wenn ich mich mit Macht

dagegenwerfe, bleibt sie geschlossen. Vor der Tür des Glücks kann ich nur einen Schritt zurücktreten und warten. Und genausoist es mit Weihnachten. Mag ich noch so viele Adventskalendertürchen geöffnet haben, die Tür zu Weihnachten geht nicht

nach innen auf. Ich muss einen Schritt zurücktreten und warten, dass mir die Tür geöffnet wird.Denn das Geschenk der Menschwerdung Gottes können wir uns nicht selbst machen. Das mag für uns »Macher« im erstenMoment bedrückend sein, doch welche Entlastung erfahren wir dadurch in Wahrheit. Mal nicht für alles verantwortlich seinzu müssen, sich beschenken lassen zu dürfen. Ob wir Gott begegnen, liegt nicht im menschlichen Ermessen. Wir können unsfür seine Liebe und Gnade offen halten. Unsere Hände bleiben leer, wenn sich Gott nicht selbst in sie hineinlegt, doch wenn sie

schon mit allerlei Tand und Firlefanz gefüllt sind, wird er dort keinen Platz finden.Im Kind in der Krippe, in dem sich Gottes Größe ganz klein macht, will er uns nahe sein. Machen wir uns auch klein,

kommen wir ihm auf Knien entgegen mit all unserer Schwachheit, mit dem manchmal schwankenden Glauben. Wenn Gottsich nicht scheut, in einem Kind hilflos zu sein, wird er uns unsere eigene Hilflosigkeit nicht übel nehmen, er erwartet keine

»Macher«. In der abgeschiedenen Stille des Stalles will er uns begegnen, werden wir selber still, öffnen wir uns ihm in derEinsamkeit und im Gebet. Wenn wir guten Willens sind, wird seine Liebe und Gnade jede Distanz überwinden.

Ich kann diesen Schritt vor der Weihnachtstür zurückgehen, weil ich Gott vertraue: »Ich verlasse mich auf Gott« besagt, dassich mich verlasse, dass ich nicht nur einen Schritt zurücktrete, sondern ganz aus mir herausgehe und mich ganz auf ihn einlasse.

Er wird die Tür öffnen, ich darf mich beschenken lassen.

Michael Tillmann, image 9/06

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Aus dem Kuratorium:Neue kaufmännische Leitung im Friedenshortwerk

Die Stiftung Diako-nissenhaus Friedenshorthat seit einigen Monateneine neue kaufmännischeLeitung. In der vorletztenSitzung des Kuratoriumsberiefen Gesellschafter-versammlung und Kura-torium auf Vorschlag desVorstands Herrn Götz-Tilman Hadem in diesePosition. Der 42-jährigeKaufmann und ausgewie-sene Steuerfachmann warzuvor sieben Jahre alsAbteilungsleiter Rech-nungswesen im Friedens-hortwerk tätig. Die Stif-tung DiakonissenhausFriedenshort ist mit ihrengemeinnützigen Tochter-gesellschaften Ev. Ju-gendhilfe Friedenshort

GmbH und Tiele-Winckler-Haus GmbH bundesweit in derJugendhilfe, Behindertenhilfe und Altenhilfe tätig. Anrund 70 Standorten setzen etwa 1100 Mitarbeitende densozial-diakonischen Dienst fort, der seinen Ursprung imEngagement Eva von Tiele-Wincklers hat, die das Werkvor über 100 Jahren gründete (vgl. hierzu auch Bericht»Zurück zu den Wurzeln« in diesem Heft.)

Herr Götz-Tilman Hadem hat diekaufmännische Leitung im Frie-denshortwerk übernommen.

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Weg zur Mühle 35b

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Fax 0 41 87/32 10 55

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Nachruf

Aber du, Herr, sei du mitmir um deines Namens wil-len; denn deine Gnade istmein Trost. Psalm 109,21

Sr. Amalie Maiergeb. am 11. 4. 1906in Lampertheimgest. am 8. 9. 2006in Freudenberg

Schwester Amalie Maier wurde am 11. April 1906 in Lam-pertheim geboren. Sie ist das erste von zehn Kindern der Ehe-leute Emilie und Karl Maier. Ihr Vater arbeitete in der Papier-und Zellstofffabrik in Mannheim. Nach Beendigung derVolksschule wurde Sr. Amalie in der Lampertheimer Kirchekonfirmiert. Im Ort gab es einen evangelischen Kindergarten,der von Diakonissen aus Nonnenweier geleitet wurde. Zu denSchwestern fühlte Sr. Amalie sich schon als junges Mädchenhingezogen. Auch besuchte sie den Jungfrauenverein, dendiese beiden Schwestern einmal in der Woche anboten. Kontakt zum Friedenshort erhielt Sr. Amalie über Sr. WandaJenner, die leibliche Schwester ihrer Mutter. Nach einer Mis-sionstätigkeit in China kehrt diese noch kurz vor Mutter EvasTod nach Miechowitz zurück. Mit ihr pflegt damals Sr. Ama-lie regen Briefaustausch und reist schließlich selbst nachOberschlesien, um sich näher über den Friedenshort zu in-formieren.Am 31. Juli 1931 tritt Sr. Amalie in den Friedenshort ein.Nach einem knappen Jahr im Mutterhaus, kommt sie in dieKinderheimat Seifersdorf. Im Oktober 1934 übernimmt sieden Dienst in der Kinderheimat in Dahmen, am MalchinerSee. Über viele Jahre leitet sie dort die Küche. Auf die Kin-

der wirkt sie manchmal streng, doch schätzen sie durchaus ih-re geduldige und auch tatkräftige Art. Sie wird liebevoll»Tante Mahlchen« genannt. So ist sie für viele Kinder undauch Helferinnen zum Segen geworden. Am 25. August wirdSr. Amalie zur Diakonisse eingesegnet. Die harten und kar-gen Jahre stehen noch bevor. Nicht nur die Versorgung derKinder und Erwachsenen im Haus ist ihre Aufgabe, auch al-le Hilfesuchenden werden nicht abgewiesen. Heimatlos ge-wordene Kindergruppen werden genauso aufgenommen wieMenschen auf der Flucht. »Aus nichts hat sie viel gemacht«,so erinnert sich eine Mitschwester aus dieser Zeit. 1956 en-det Sr. Amalies Arbeit in Dahmen.Später übernimmt sie die Küche in einem kleinen Erholungs-heim in Möser bei Magdeburg. Nach kurzen Vertretungszei-ten in Zinnowitz und Jena versieht Sr. Amalie über 14 Jahreihren Dienst im Feierabendhaus der Inneren Mission in Lin-dow in der Mark Brandenburg. Mit Beginn ihres Ruhestan-des zieht Sr. Amalie wieder zu ihrer Familie nach Lampert-heim. Auch dort wurde ihre Hilfsbereitschaft gerne ange-nommen. Viel wurde für die Großnichten und -neffengehäkelt und gestrickt. Nie ruhten ihre Hände. Auch mit dem Friedenshort blieb sie weiter in Verbindung.Im April dieses Jahres feierte Sr. Amalie ihren 100. Geburts-tag und im Mai zog sie auf die Pflegestation in Freudenberg.In den Vormittagsstunden des 8. September hat Sr. Amalieihren Erdenlauf beendet. Sie ging heim zu Jesus Christus,dem sie ihr Leben anvertraut und an den sie geglaubt hat. Sei-ne Herrlichkeit darf sie nun schauen.Wir danken Gott, dass er Sr. Amalies Leben vollendet hat.

Oberin Sr. Christine Killies

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Page 56: Das Friedenshortwerk · jenes Kind zum Menschensohn, zum Diener und Diakon aller, die sich nach Gottes Welt sehnen. Vielleicht hat diese nachthelle Erkenntnis zu Bethlehem jene drei

... und das gleich im doppelten Wortsinn: Dennim Rahmen der Freudenberg-Ferienspiele hatteder Heimat- und Verschönerungsverein BühlKinder zum Kochkurs in das »Landhaus zur Hei-de« im Freudenberger Ortsteil Bühl geladen.Dort waren die kleinen Nachwuchsköche mit vielFreude bei der Sache. Die Teilnahmegebührspendete der Verein – der den Betrag sogar nochetwas aufstockte – an die Evangelische Jugend-hilfe Friedenshort. Sabine Hollaender (Bereichs-leitung stationäre Hilfen für die EinrichtungFreudenberg/Siegen/Altenkirchen) freute sichüber einen Spendenscheck in Höhe von 500 Eu-ro. Das Geld kommt der Freudenberger Wohn-gruppe »Amseln« zu Gute. »Wir wollen hierfüreinige Freizeitgeräte anschaffen«, sagt SabineHollaender zur schon eingeplanten Verwendung.An dieser Stelle an die Heimatfreunde nochmalsherzlichen Dank für die tolle Idee. (hs)

»Das Friedenshortwerk – Mitteilungen der Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort, der Evangelischen Jugendhilfe GmbH und der Tiele-Winckler-Haus GmbH«erscheint dreimal jährlich. Erscheinungsort: Freudenberg. Für den Inhalt verantwortlich: Vorstand der Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort, Friedenshortstr.46, 57258 Freudenberg, Tel. (02734) 494-0, Fax 4 94-115, E-Mail: [email protected] Redakteur: Henning Siebel (hs), Referent für Öffentlichkeits-arbeit. Titelbild: Fenster in der Kathedrale ExeterFür Gaben zur Herstellung dieser Zeitschrift und Förderung der Arbeit des Friedenshortwerkes sind wir dankbar.Spendenkonto: KD-Bank, Konto-Nr. 550 00, BLZ 350 601 90.Druck und Verlag: St.-Johannis-Druckerei, 77922 Lahr, 36412/2006

Mit Kocheneine Freude bereitet...

Die Scheckübergabe zeigt (v. l.): Simone Kolb (Heimatverein), RolandSkretzek und Astrid Pfannkuch (Inhaber Landhaus zur Heide), Stadtju-

gendpfleger Bernd Meichelböck, Sabine Holländer, Friedbert Söhler(Heimatverein)

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