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Das große Buch der Transportpolizei T R A P O Dieter Schulze Geschichten – Aufgaben – Uniformen

Das große Buch der TRANSPORT- POLIZEIdem Territorium der Deutschen Reichsbahn kommentiert wer-den. Einigen Lesern, die das System der DDR nicht kennengelernt ha-ben, mag der Inhalt

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Die Transportpolizei, kurz Trapo genannt, sorgte zwischen 1945 und 1990 in Ostdeutschland für Ordnung und

Sicherheit auf dem Gelände der Deutschen Reichsbahn. Sie überwachte und kontrollierte das Schienennetz,

die Bahnanlagen und Bahnhöfe, fungierte als Transport-begleiter, sicherte den Transitverkehr ab.

Was vielen nicht bekannt ist: Sie war in der Tat eine Polizei innerhalb der Polizei – mit allen Gliederungen und

Formationen. Erstmals gibt es eine fundierte, reich bebilderte Dokumentation über die Geschichte und

Arbeit dieser besonderen, in der Historie einzigartigen Institution.

Das große Buch der

T R A N S P O R T -POLIZEI

Dieter Schulze

Geschichten – Aufgaben – Uniformen

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edition berolina

ISBN 978-3-95841-045-9

[D] 14,99 € [A] 15,50 €

Das große Buch der Transportpolizei

TRAPODieter Schulze

Geschichten – Aufgaben – Uniformen

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Dieter Schulze TRAPO Das große Buch der Transportpolizei

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Dieter Schulze, Jahrgang 1945, Diplom-Volkswirt, war von 1970 bis 2006 als Krimi-nalist tätig, u. a. als Leiter des Kommissariats Kriminaltechnik. Er gab sein kriminalis-tisches Wissen als Dozent für Kriminalistik und Kriminologie an der Hochschule der Sächsischen Polizei und von 2007 bis 2013 als Lehrbeauftragter an der Rechtswissen-schaftlichen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität in Jena im Fach »Kriminalistik für Juristen« weiter. Schulze ist Verfasser mehrerer Fachbuchreihen und Sachbücher, u. a. Das große Buch der Deutschen Volkspolizei. Geschichten – Aufgaben – Uniformen (edition berolina, 2016).

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Dieter Schulze

TRAPODas große Buch der

TransportpolizeiGeschichten

AufgabenUniformen

edition berolina

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ISBN 978-3-95841-045-91. AuflageAlexanderstraße 110178 BerlinTel. 01805/30 99 99FAX 01805/35 35 42(0,14 €/Min., Mobil max. 0,42 €/Min.)

© 2016 by BEBUG mbH / edition berolina, BerlinUmschlaggestaltung: Marc Eberlin, BEBUGDruck und Bindung: Printed in Czech Republic

www.buchredaktion.de

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Ein herzliches und anerkennendes Dankeschön

Hilfreiche Hinweise, aussagekräftige Fotos und Dokumentationen sowie per-sönliche Aufzeichnungen zum Gesamtkomplex Transportpolizei der DDR

erhielt ich freundlicherweise aus beruflicher Verbundenheit von:

Polizeirat a. D., ständiger Berater Horst Parton, CottbusOberst der VP a. D. Günter Stammann †, Dresden

Polizeidirektor a. D. Claus Pfau, DresdenOberstleutnant d. VP a. D. Gerhard Steiner †, Dresden

Major d. VP a. D. Hubert Mahlig, HalleKriminaloberrat a. D. Rainer Kilz, Dresden

Polizeihauptkommissar im BGS a. D. Hans-Joachim Hrdlika, Görlitz

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Inhalt

Vorwort vom Leiter der Hauptabteilung Transportpolizei von 1984 –1990 im Ministerium des Innern der DDR, Generalmajor Manfred Zeuner 9

Begleitwort 13

Abriss zur Geschichte der ‚ deutschen Bahnpolizei von 1835 bis 1945 15

Die Transportpolizei: Der Anfang 18

Von der Bahnpolizei zur Transportpolizei 53

Der Einsatz von Transportpolizisten der DDR zum Schutz des Reichsbahngebietes in Westberlin, geführt durch das TPA II und die Folgen 118

Ausbildung, Weiterbildung, Schulung und Studium 168

Veränderungen, Neuausrichtungen und der Anfang vom Ende 187

Quellenverzeichnis 208

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Vorwort vom Leiter der Hauptabteilung Transportpolizei von 1984–1990 im Minis-terium des Innern der DDR, Generalmajor Manfred Zeuner

Das Buch TRAPO beschreibt u. a. die sehr unterschiedlichen Meinungen über die Transportpolizei als Dienstzweig der Deut-schen Volkspolizei wie auch aller anderen bewaffneten Organe der DDR, die sicherheitspolitische oder militärische Bedeutung hatten. Gerade bei den bewaffneten Organen und in ihren Hand-lungen offenbart sich das Wesen einer Gesellschaft, seine Wurzeln und sein Charakter.

Die Transportpolizei in der DDR, ein Dienstzweig der Volks-polizei, stand in einer Tradition, deren Anfänge bis 1835 zurück-reichen. Noch bevor die Eisenbahn erstmals von Nürnberg nach Fürth rollte, veröffentlichte das Allgemeine Intelligenz-Blatt in Nürnberg bahnpolizeiliche Bestimmungen. Seitdem blieben die Eisenbahnbau- und Betriebsordnungen der Bahnen eine wichtige Arbeitsgrundlage der Bahn- und Transportpolizei. Die Tradition von 1835 wurde, wenn man überhaupt von »Tradition« sprechen kann, in den Jahren 1933 bis 1945 unterbrochen, weil die Bahnpo-lizei in dieser Zeit Teil des faschistischen Apparats war.

Nach der Zerschlagung des Faschismus und des Sieges der Al-liierten über Deutschland begann 1945 in der damaligen sowjeti-schen Besatzungszone der Aufbau einer antifaschistischen, demo-kratischen Ordnung mit dem Ziel der Bildung eines souveränen deutschen Staates. Dazu war auch die Schaffung neuer Schutz- und Sicherheitsorgane eine dringende Notwendigkeit geworden.

Die Deutsche Reichsbahn als wichtigster Verkehrsträger muss-te die Anforderungen an den Gütertransport sowie den Perso-nenverkehr unter den Bedingungen des hohen Zerstörungsgra-des ihrer stationären Betriebe und Anlagen sowie der teilweisen Demontage der Gleisanlagen bewältigen. Dazu kam noch, dass die zu befördernden Güter als auch der oft chaotisch verlaufen-de Personenverkehr einem hohen Schutzbedürfnis unterlag. Die

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Bildung von Dienststellen der Eisenbahnpolizei sowie der Aufbau kasernierter Einheiten zur Sicherung von Brücken, stationären Anlagen und Betrieben der Deutschen Reichsbahn wurde drin-gend notwendig und bildete die Basis für den Aufbau des Dienst-zweiges Transportpolizei in der sowjetischen Zone.

Mit der Gründung der DDR und der Entwicklung ihrer Volks-wirtschaft gewann der Transportprozess ständig an Bedeutung. Damit wurden auch die Anforderungen an die Gewährleistungen von Ordnung und Sicherheit auf den Bahnhöfen und Strecken-führungen der Deutschen Reichsbahn einschließlich derer auf dem Territorium von Berlin (West) sowie den stationären Betrie-ben, Brücken, Anlagen und den Wasserstraßen in neuer Quali-tät gestellt und die Aufgaben des Dienstzweiges Transportpolizei ständig präzisiert. Der Aufbau und die Struktur der Bahnpolizei/Transportpolizei war im Wesentlichen den Strukturen der Reichs-bahn und ihren Reichsbahndirektionen angeglichen. Damit wa-ren gute Voraussetzungen für eine vertrauensvolle und enge Zu-sammenarbeit mit den Angehörigen der Deutschen Reichsbahn bei der Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung im Reise- und Güterverkehr gegeben.

Vorbeugung und Aufklärung von Straftaten und anderen Rechtsverletzungen, die Untersuchung von Unfällen, Strecken- und Anlagensicherung bei Staatssonderzugfahrten, spezifische Si-cherungseinsätze im Personen- und Güterverkehr auf dem Gelän-de der Deutschen Reichsbahn sowie eine ständige Einflussnahme auf einen störungsfreien Betriebsablauf in engster Zusammenar-beit mit den Eisenbahnern waren die wesentlichsten Aufgaben der Transportpolizei.

Die Ausbildung, Ausrüstung und materielle Sicherstellung des Dienstzweiges Transportpolizei war auf die Erfüllung dieser Auf-gaben ausgerichtet.

Im vorliegenden Buch wird den Lesern ein Einblick in die vielfältigen Aufgaben der Transportpolizei gegeben. Der Autor konnte sich auf Erfahrungen und Erlebnisse ehemaliger Ange-höriger des Dienstzweiges stützen und schildert wahrheitsgetreu Entwicklung, Ausbildung und Dienstabläufe der Transportpoli-

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zei. Das Buch über die Transportpolizei in der DDR ist kein wis-senschaftliches Buch über ihre Geschichte, sondern soll von den Lesern als interessantes Sachbuch über einen Dienstzweig der Volkspolizei verstanden werden.

Möge das Buch vielen ehemaligen Angehörigen der Transport-polizei in der DDR als positiver Spiegel dienen und auch Stolz darauf erwecken, zu diesem Dienstzweig gehört zu haben und für die Ordnung und Sicherheit auf dem Gebiet der Deutschen Reichsbahn Tag und Nacht, bei Wind und Wetter und bei jeder polizeilichen Lage beigetragen zu haben.

Allen anderen Lesern soll das Buch einen realistischen Ein-blick in Entstehung und Entwicklung, in den täglichen Dienst, die Aufgaben und Befugnisse, die Uniformierung und Ausrüstung der Transportpolizei, als Dienstzweig der Deutschen Volkspolizei, geben.

In der Wendezeit haben die Angehörigen der Transportpolizei den Prozess des Aufbegehrens des Volkes friedlich begleitet und ihre Waffen nicht gegen die Menschen gewandt. Sie haben sich als Polizei des Volkes würdig erwiesen. Deswegen ist die Arbeit von Dieter Schulze überaus wertvoll und kann einen Beitrag zur ehrlichen und aufrichtigen Aufarbeitung der historischen Abläufe der DDR und der deutschen Geschichte leisten.

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Begleitwort

Das Buch über die Transportpolizei ist ein Sachbuch, das dem Le-ser einen Ein- und Überblick über den Aufbau, die Neuorientie-rung und die daraus entstandenen Schwierigkeiten der damaligen Eisenbahnpolizei in der sowjetischen Besatzungszone gibt. Des Weiteren zeigt es die Entwicklung der Geschichte dieses Dienst-zweiges der Deutschen Volkspolizei bis zu ihrer Auflösung und Integrierung in den Bundesgrenzschutz im vereinigten Deutsch-land.

Politische Situationen, Reformen und Strukturveränderungen dieser speziellen Polizeieinheit in der Deutschen Demokratischen Republik gehören ebenso beschrieben wie die Empfindungen im damaligen politischen Bewusstsein und Denken ihrer Angehöri-gen.

Es ist einfach notwendig, die Zeit noch einmal so wieder-zugeben, wie sie im Einzelnen aus der Sicht eines Großteils der DDR-Bevölkerung war. Die Transportpolizei als »wachsames Auge der Deutschen Reichsbahn« wurde, wie alle anderen Dienst-zweige der Volkspolizei auch, in alle polizeilichen Prozesse inte-griert.

In meinem Buch habe ich dargelegt, wie die Dienstdurchfüh-rung, die Aufgaben und Prozesse aller Abteilungen innerhalb der Hauptabteilung Transportpolizei im Ministerium des Innern der DDR entsprechend ihrer Befehle und Weisungen abliefen und wie sie als Machtinstrument der Diktatur des Proletariats in diesem System funktionierten.

Bei diesem Buch handelt es sich um ein Sachbuch, welches keine politischen Wertungen und Randbemerkungen bei der Aufgaben-erfüllung und mancherlei Handlungen der Transportpolizisten in Spannungssituationen beinhaltet.

Dem Leser ist wahrlich bekannt, dass Entscheidungen der je-weiligen Polizeibehörden immer im Sinne der jeweils herrschen-den Klasse getroffen werden und entsprechend der Befehle und Weisungen (Anordnungen) durchgeführt werden.

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Die Transportpolizei war in der DDR die Eisenbahnpolizei. Sie sorgte Tag und Nacht für die Sicherheit und Ordnung und garan-tierte einen sicheren Reise- und Güterverkehr im Betriebsablauf der Deutschen Reichsbahn.

In diesem Buch sollen weder die Maßnahmen der Transport-polizisten bei ihrem weisungsgemäßen Handeln zur Wahrung und Wiederherstellung der Sicherheit des Betriebsdienstes noch die Notwendigkeit des Schutzes der Anlagen und Gebäude auf dem Territorium der Deutschen Reichsbahn kommentiert wer-den.

Einigen Lesern, die das System der DDR nicht kennengelernt ha-ben, mag der Inhalt zu politisch und einseitig erscheinen. Ich habe als Autor lediglich versucht, die Dinge so darzustellen, wie sie in der DDR in der Zeit von 1945–1990 nach meiner Kenntnis abge-laufen sind.

Nun wünsche ich allen viel Spaß beim Lesen der Geschichte des Dienstzweiges Transportpolizei innerhalb der Deutschen Volks-polizei der DDR.

IhrDieter Schulze

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Abriss zur Geschichte der deutschen Bahnpoli-zei von 1835 bis 1945

Die Geschichte der Eisenbahnpolizei ist mit der Historie des Ei-senbahnwesens in Deutschland eng verknüpft. Die Eisenbahn und die Bahnpolizei wurden von den ökonomischen und politi-schen Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts geprägt.

Am 7. Dezember 1835 verkehrte die erste Eisenbahn in Deutschland auf der Strecke von Nürnberg nach Fürth. Diese Strecke wurde damals von der privilegierten Ludwigs-Eisenbahn bedient.

Bereits am 25. November 1835, also vor Inbetriebnahme der ersten Eisenbahnfahrt, verabschiedete der Magistrat der »König-lich-Bayerischen Stadt Nürnberg« als Polizeisenat die erste bahn-polizeiliche Anordnung. Die Geburtsstunde der deutschen Bahn-polizei wurde eingeläutet. Es erfolgte eine nochmalige Überarbei-tung am 2. Dezember 1835, da die Kriterien einer hohen Ordnung und Sicherheit im Bahnverkehr nicht ausreichend erschienen. Hier wurde dem Eisenbahnaufsichtspersonal übertragen, polizeiliche Befugnisse im gesamten Bahnbereich wahrzunehmen. Als Kenn-zeichnung ihrer hoheitlichen Befugnisse trugen diese Eisenbahner an ihren Uniformen Stichwaffen, wie Degen oder Seitengewehre.

Erst die Gründung des Norddeutschen Bundes im Jahr 1866 leitete die Verstaatlichung der deutschen Bahnen ein. Die ersten polizeilichen Regelungen aus Nürnberg wurden immer wieder als Modell bzw. Grundlage verwendet. Am 1. Januar 1871 trat das erste »Bahnpolizei-Reglement« für die Eisenbahnen des Nord-deutschen Bundes in Kraft.

Diese Anordnung wurde dann mit Gründung des Deutschen Kaiserreichs am 17. Januar 1871 als gesamte Polizeiverordnung für alle Eisenbahnen in Deutschland zum Gesetz.

Hier wurden nochmals die wesentlichen Verhaltensanforde-rungen an die Reisenden beim Aufenthalt auf und an Bahnanla-gen sowie in den Zügen festgelegt. Die Aufgaben, Pflichten und Befugnisse der Bahnpolizeibeamten zur konsequenten Durch-

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setzung aller Maßnahmen für eine grundlegende Sicherheit und Ordnung zum Schutz der Reisenden und des Beförderungsgutes waren in diesem Reglement verankert.

Der Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 erhöhte auch im deut-schen Eisenbahnwesen die Anforderungen und das Schutz- und Sicherheitsbedürfnis. Die Aufgaben der Bahnpolizei stiegen mit dieser Entwicklung stark an, denn mit der deutschen Eisenbahn erfolgten während des Krieges Truppentransporte und der Trans-port von Kriegsmaterial und -technik.

Angriffe auf Gleisanlagen, Bahnhofsgebäude und auf das rol-lende Material nahmen schnell zu, da die gegnerische Luftwaffe diese als Ziele bevorzugte. Dazu kamen die Sabotageakte an Gleis-anlagen. Die militärische Führung erkannte sehr schnell, dass der Schutz, die Sicherung und die Verteidigung dieser Transportanla-gen unverzüglich neu orientiert und strukturiert werden musste. Für die deutsche Bahnpolizei ergaben sich nun militärische Auf-gaben. Es wurden nun auch zusätzliche Streifen von Eisenbah-nern mit Hunden durchgeführt, welche die Gleise, Bahnanlagen und auch die Züge bewachen sollten.

Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 erfolgte eine Veränderung im deutschen Eisenbahnwesen und damit auch eine Umstrukturierung der Bahnpolizei.

Nach der Verstaatlichung der Eisenbahnen in Form der Deutschen Reichsbahngesellschaft verfügte das Reichsbahnmi-nisterium als Oberste Bahnpolizeibehörde die Schaffung eines hauptamtlichen »Eisenbahnüberwachungsdienstes«, der in einen Fahndungs-, einen Streifen- und in einen Wächterdienst aufgeteilt wurde. Beamte, die strafverfolgende Aufgaben wahrzunehmen hatten, wurden zu Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft bestellt.

Mit Erlass vom 5. April 1921 stimmte das Unternehmen »Deutsche Bahn« dem Einsatz des Bahnschutzrechtes zur Auf-rechterhaltung von Sicherheit und Ordnung auch außerhalb der Bahnanlagen zu. Es wurden Bahnschutzgruppen gebildet. Die Bahnschutzgruppen wurden militärisch eingekleidet, und das Tragen des Stahlhelmes rundete dieses Bild ab.

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Mit der Übernahme der Macht durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 erfolgte eine rigorose Veränderung des Personalbestan-des und der Uniformierung sowie der Bewaffnung.

Die Bahnschutzgruppen wurden in der Folgezeit in die Kriegs-vorbereitungen aktiv einbezogen.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs existierten 31 Reichs-bahndirektionen (Polen und Österreich mit eingeschlossen). Jede Reichsbahndirektion unterhielt eine Bahnschutzabteilung und eine Bahnschutzgruppe.

Während des Krieges wurde die Bahnpolizei (Bahnpolizei-Re-serve) unter Führung der SS überwiegend in den besetzten Gebie-ten eingesetzt und nahm dadurch aktiv an den Kriegsverbrechen teil. Sie wurde aus diesen Gründen auf dem Nürnberger Prozess als verbrecherische Organisation eingestuft.

Nach der Beendigung des Zweiten Weltkriegs 1945 waren die Reichsbahnanlagen überwiegend zerstört und das gesamte deut-sche Eisenbahnnetz in den Händen der alliierten Siegermächte. Mit dem Neuaufbau der Anlagen wurde in Deutschland sofort begonnen.

Wie es in der Sowjetischen Besatzungszone mit der Eisen-bahnpolizei weiterging, lesen Sie im Hauptteil des Buches »Von der Bahnpolizei zur Transportpolizei«, über den Neuaufbau und die Entwicklung der Bahnpolizei in der Sowjetischen Besatzungs-zone und zur Struktur und den Aufgaben der späteren Transport-polizei der DDR.

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Die Transportpolizei

Der Anfang

Am 8. Mai 1945 schwiegen in Deutschland die Waffen. Der Zweite Weltkrieg in Europa wurde durch die bedingungslose Kapitulati-on Hitlerdeutschlands beendet.

Durch die Festlegung der vier Siegermächte über eine Demo-kratisierung und Entmilitarisierung wurden Mitte 1945 aus-schließlich Polizeikräfte zugelassen, die den Schutz der Bevölke-rung dienten und die Ordnung und Sicherheit zu wahren hatten. Noch war man sich im Alliierten Kontrollrat einig, dass es eine hohe Verantwortung für die neue deutsche Polizei, als Teil einer demokratischen Verwaltung, sein wird. Mit Nachdruck wurde aber durch die Sowjetische Militäradministration (SMAD) dar-auf verwiesen, dass sich die neuen Polizeiorgane in Deutschland in ihrem Wesen von Anfang an grundlegend von der bisherigen Polizei unterscheiden müssen.

SMAD – Sowjetische Militäradministration in Deutschland war die höchste Besatzungsbehörde in der Sowjetischen Besatzungszone – SBZ – Deutschlands. Sie existierte auf Befehl Nummer 1 des Obers-ten Befehlshabers der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutsch-land vom 9. Juni 1945 bis zur Gründung der DDR am 7. Oktober 1949. Damit wurden die Abmachungen der Alliierten aus der End-phase des Zweiten Weltkrieges, nach denen jede Besatzungsmacht innerhalb ihrer Zone eine autonome Militärregierung einzurichten hatte, realisiert.

Die Zentralbehörde der SMAD war in Berlin-Karlshorst statio-niert. Oberste Befehlshaber waren der Marschall der Sowjetunion Shukow, Marschall der Sowjetunion Sokolowski und Marschall der Sowjetunion Tschuikow.

Durch Weisungen der jeweiligen sowjetischen Kommandanturen waren die eingesetzten Bürgermeister und Landräte in den Städ-ten und Landkreisen bereits Anfang Mai 1945 ermächtigt worden,

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mit der Organisierung der polizeilichen Tätigkeit in der Sowjeti-schen Besatzungszone zu beginnen. Die als Leiter der Polizei aus-gewählten Antifaschisten mussten von den jeweiligen Komman-danten bestätigt werden und erhielten von ihnen auch die ersten Aufträge und Vollmachten. Die sowjetischen Besatzungsbehör-den übergaben den neuen deutschen Polizisten auf ihrem Gebiet Ausweise (in deutscher und russischer Sprache) und Armbinden (ebenfalls in deutschen und russischen Schriftzügen). Die ersten Armbinden waren meist in den Landesfarben oder auch nur rote Stoffbinden mit der Aufschrift »Polizei – Полиция«.

Diese Funktionsarmbinden wurden 1945/1946 von uni­formierten Eisenbahnern getragen, welche nach dem Zweiten Weltkrieg unter Mitwirkung und Kontrolle der Sowjetarmee den Polizei­dienst übernahmen und für Ordnung und Sicherheit im Bahnbereich zu sorgen hatten.

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Der erste Militärkommandant der Stadt Berlin, Generaloberst Ni-kolai Erastowitsch Bersarin, gab am 25. Mai 1945 in einem Befehl Folgendes bekannt: »Im Interesse der schnellen Wiederherstel-lung des normalen Lebens der Bevölkerung der Stadt Berlin, im Interesse des Kampfes gegen Verbrechen und öffentliche Ruhe-störung, der Regulierung des Straßenverkehrs und des Schutzes der Selbstverwaltungsgebäude der Stadt Berlin ist der Selbstver-waltung der Stadt Berlin vom Kommando der Roten Armee er-laubt, die Stadtpolizei, das Gericht und die Staatsanwaltschaft zu organisieren. Diese Organe sind bereits am 20. Mai 1945 gebildet worden und haben ihre normale Arbeit begonnen.«

Der Befehl von Generaloberst Bersarin war die Geburtsurkun-de der Deutschen Polizei in der Sowjetischen Besatzungszone. Dem damaligen Polizeipräsidenten der Stadt Berlin, Oberst Paul Markgraf, wurde befohlen, »eine notwendige Zahl von Polizei-posten in der Stadt aufzustellen«.

In Dresden teilte der sowjetische Stadtkommandant in seinem Befehl Nummer 3 vom 11. Juni 1945 mit annähernd gleichem Text mit, dass umgehend eine städtische Ordnungspolizei zu schaffen wäre. Auch in anderen Städten der sowjetischen Besatzungszonen regelten sowjetische Befehle den zügigen Aufbau neuer Polizeior-gane. Vom jeweiligen Kommandanten erhielt die »neue deutsche Polizei« weitgehende Vollmachten zur Wiederherstellung der öf-fentlichen Ordnung und Sicherheit.

Mit der Übernahme der wichtigen Kommandofunktionen beeinflussten antifaschistische Kräfte maßgeblich die soziale und politische Zusammensetzung der neuen Polizei und sicherten gleichfalls auch eine antifaschistische klassenbewusste Erziehung ihrer Angehörigen zu. Bereits in den ersten Monaten waren etwa 80 Prozent der Polizeiangehörigen ihrer sozialen Herkunft nach Arbeiter und werktätige Bauern.

Das veranlasste den Berliner Polizeipräsidenten, einen Artikel in der Berliner Zeitung am 21.06.1945 zu veröffentlichen, in dem er meldete: »Aus dem Volk für das Volk, das ist der Leitsatz für die neu aufgestellte Berliner Polizei.«